1892 / 59 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

8 MNiederlande.

15. März. Burgemeester en Wethouders, Rotterdam: Lieferung der für das Etatsjahr 1892/1893 benöthigten Leinenhosen für den Bedarf der Polizei⸗Sergeanten und Schutzleute. 8

Bedingungen beim „Reichs⸗Anzeiger“ in holländischer Sprache.

Theater und Musik.

Am Donnerstag geht im Königlichen Opernhause „Cavalleria rusticana“ mit den Damen Sucher, Rothauser, Lam⸗ Herren Sylva und Fränkel in Scene. In der darauf folgenden Oper „Stradella“ sind Fräulein Weitz sowie die Herren Rothmühl, Krolop, Lieban und Krasa beschäftigt. Der Freitag bringt die mythologische Tanzdichtung „Prometheus“, die Oper Cavalleria rusticana“ mit den Damen Sucher, Rothauser, Lam⸗ den Herren Rothmühl und Fränkel, sowie das Tanzdivertisse⸗

„Der Tanz der Zeiten“ aus der Oper „Gioconda“.

Die nächsten Wiederholungen des Schwanks „Paragraph 330“ im Lessing⸗Theater sind für Mittwoch, Sonnabend und Sonntag Abend angesetzt.

Das Francis Stahl'sche Lustspiel: „Gewagte Mittel“ bleibt auch

r nächsten Sonntag⸗Nachmittag auf dem Spielplan des Wallner⸗ heaters. Die rnevalsposse: „Yvette“ wird nur noch diese Woche gegeben werden. 8 8

August Junkermann, der bekannte Reuter⸗Darsteller, tritt, wie schon gemeldet, morgen Abend zum ersten Male im Belle⸗ Alliance⸗Theater in „Onkel Bräsig“ auf.

Die für morgen in Aussicht genommene Wiederholung des Concerts vom „Saͤngerbunde des Berliner Lehrervereins⸗ kann nicht stattfinden: bereits gelöste Karten werden in der Hof⸗ musikalienhandlung von Bote u. Bock zurückgenommen. Alexander Siloti aus Moskau wird in seinem zweiten hiesigen Concert (Klavier⸗

U

abend) am Donnerstag in der Sing⸗Akademie Werke von Beethoven, Schubert, Chopin, Liszt, Tausig, Grieg, Tschaikowsky und Arensky zum Vortrage bringen. Bernhard Stravenhagen veranstaltet am 19. März in der Sing⸗Akademie ein zweites Concert, worin seine Gattin, Frau Agnes Stavenhagen, von der Hofoper in Weimar, mit⸗ wirken wird; der Kartenverkauf zu populären Preisen (Saal 3 und 2 ℳ) ist bei Bote und Bock eröffnet.

Im Concerthause wird morgen des Todestages des Hoch⸗ seligen Kaisers Wilhelm durch eine besondere Feier gedacht werden. Das Programm dieses Abends wird die Ouverture über den Choral „Eine feste Burg ist unser Gott“ von Nicolai, Königsgebet aus der Oper „Lohengrin“ von Wagner, „Largo“ von Händel, „Ave Maria“ von Bach⸗Gounod, Große Phantasie „Musikalische Erinnerungen aus dem Leben Kaiser Wilhelm's I.“ von Heilmann, Kaisermarsch von Wagner, die weltberühmten Trauermärsche von Chopin und Schnell

u. s. w. enthalten. Mannigfaltiges. v

In den fünfzehn Berliner V olksküchen des Vereins von 1866 sind im Jahre 1891 verabreicht Mittags: 160 141 ganze Por⸗ tionen zu 25 ₰, 1 929 316 halbe Port. zu 15 ₰, 332 440 Port. Kaffee und Würstchen zu 5 ₰; ferner Abends (in den Winter⸗ monaten): 71 686 Port. Bratkartoffeln zu 10 ₰, 154 159 Port. Suppen zu 6 ₰, 52 675 Port. Kaffee und Thee zu 5 ₰, 70 395 Port. Hering und Kartoffeln zu 8 ₰. In der Frauenküche Kronen⸗ straße 12/13 sind verspeist: 17 962 Port. u 29 9892 Port. zu 25 3, 149024 Horktk 5 24 218 Port. Kaffee zu 5 ₰. Im ganzen 2 856 098 Portionen. Es waren mehr Mittagsportionen gegen 1890 = 234 194. In obiger

Summe sind mit enthalten die von Wohlthätern und Wohlthätigkeits⸗ V Vereinen verschenkten Speisemarken, sowie die von der „Unterstützungs⸗ kasse für Hilfsbedürftige“, die durch freiwillige Beiträge ben ge⸗

amilien

sondert von dem Damencomité unterhalten wird, an arme ittags⸗

unentgeltlich verabfolgten 8139 ganze und 11 036 halbe portionen.

Während der seit vierzehn Tagen bestehenden Hundesperre sind in Berlin insgesammt 109 Thiere eingefangen worden, von denen nur 27 wieder ausgelöst wurden. Dies liegt, wie die „N. Pr. Z.“ meint, wohl daran, daß es dem Publikum unbekannt ist, daß der Thierschutzverein auch Theilzahlungen annimmt.

Memel, 7. März. In der großen städtischen Markthalle brach laut Meldung des „W. T. B.“, heute Abend 7 Uhr eine hef⸗ tige Feuersbrunst aus, die ihren ganzen westlichen Theil bereits in Asche gelegt hat. Um 8 ½ Uhr wurde eine größere Militärabthei⸗ lung zur und Hilfeleistung herangezogen. Zahlreiche Waarenvorräthe sind vernichtet. Das Feuer soll durch Fahrlässigkeit entstanden sein.

Freiburg i. Schles., 6. März. Das in Freiburg geplante Ka S. verspricht nach dem bereits fertig gestellten Entwurf eine hervorragende Zierde der Stadt zu werden. Als Platz für das Monument ist, wie die Schweidnitzer „Tägliche Rundschau“ berichtet, der Neumarkt als der geeignetste in Aussicht genommen. Eine gärtnerische Anlage, welche der „Verschönerungsverein“, eine Gründung des Postdirectors Herrn von Normann, zu schaffen beabsichtigt, soll das Denkmal umgeben. Die Steinarbeiten über⸗ nimmt der Bildhauer Plischke.

Bonn, 5. März. Seine Majestät der Kaiser hat, wie die „K. Z.“ erfährt, dem hiesigen Verein ehemaliger Königs⸗ Husaren durch den commandirenden General Freiherrn von Loë einen schönen goldenen Nagel nebst silberner Schleife für die neue Vereinsstandarte überreichen lassen. Wie der „General⸗Anz.“ mit⸗ theilt, wird der Verein bei Befestigung dieses Nagels demnächst eine größere Feier veranstalten.

Goslar a. H., 6. März. Der „Magdb. Z.“ wird berichtet: Seit vergangener Nacht haben wir hier am nordwestlichen Harze fortdauernden Schneefall, bisher jedoch ohne Windwehen, weshalb Verkehrsstockungen wohl noch nicht zu befürchten sind.

Rudolstadt. Es wird nach einer Meldung der „Schw.⸗Rud. Ldsztg.“ beabsichtigt, die Kothenburg, der durch das auf dem nahen Kyffhäuser erstehende Kaiser⸗Denkmal ein sehr zahlreicher Fremden⸗ besuch gesichert ist, wieder instandsetzen zu lassen. Das meiste Mauerwerk der um 1070 gebauten und 1576 verlassenen Burg ist noch in gutem Stande, und ihre Herstellung dürfte mit wenigen Schwierigkeiten verbunden sein. Es bieten sich hier die reizendsten Landschaftsbilder. Vielleicht wird mit der Instandsetzung der Rothenburg zugleich eine Ausbesserung und Erhöhung des 1823 zusammengestürzten Wartthurms stattfinden, als eines Pendants zu dem am anderen Ende des Gebirgsrückens aufragenden uralten Kyffhäuserthurme. Ebenso soll die unfern an der Unstrut gelegene „obere Sachsenburg“, die viele Jahrhunderte Ruine war, wieder⸗ hergesteltt und bewohnbar gemacht werden, wodurch den Besuchern der Goldenen Aue und des Unstrutthales einer der herrlichsten Punkte des Thüringer Landes mit schöner Aussicht erschlossen wird.

Rom, 7. März. Nach hier eingegangenen Telegrammen des „W. T. B.“ ist heute Mittag 1 Uhr 10 Minuten in Milazzo ein

heftiges wellenförmiges Erdbeben, um 12 Uhr 56 Mi⸗ nuten auf den Liparischen Inseln ein sehr starkes, mehrere Se⸗

cunden dauerndes Erdbeben verspürt worden. Au 8 a fj und Bandazzo (Sicilien) wurden Erd 8e-,

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Leipzig, 8. März. (W. T. B.) Heute fanden auf Marktplatz größere Ansammlungen von Euen uf pe statt, diesalsbald durch die berittene Schutzmannschaft aus einander getrieben wurden.

Darmstadt, 8. März. (W. T. B.) Ein heute Vor⸗ mittag 11 Uhr ausgegebenes Bulletin besagt, das Befinden des Großherzogs sei seit heute früh wesentlich unverän⸗ dert; der verhältnißmäßig gute Zustand der Kräfte sei er⸗

halten.

1“““ März. (W. T. B.) Die feierliche Er⸗ öffnung der Berathungen der Valuta⸗Enqucte⸗ eehKstia⸗ durch den öö“ Dr. Steinbach hat heute Mittag stattgefunden; es waren bis auf eines sämmt⸗ liche Mitglieder der Commission erschienen. Der Minister be⸗ grüßte die Anwesenden und sagte, die Valutaregulirung sei in Oesterreich schon wiederholt in Angriff genommen, jedesmal aber wieder verhindert worden. Es handle sich nunmehr nicht nur um die Aufnahme der Baarzahlungen, sondern auch um wichtige und schwierige Währungsfragen. Es habe dies seinen Grund in der seither eingetretenen weitgehenden Aenderun des durch lange Zeit vorhanden gewesenen festen Werth⸗ verhältnisses zwischen den beiden Edelmetallen. Die Folgen dieser Thatsache, welche auch auf die gegenwärtigen Währungs⸗ verhältnisse einen tiefgehenden Einfluß ausgeübt hätten, könnten bei der künftigen Gestaltung der österreichischen Valuta nicht außer Betracht bleiben.

Prag, 8. März. (W. T. B.) Unter den im Land⸗ tag eingegangenen Vorlagen befinden sich die in der vori⸗ gen Session nicht zur Erledigung gelangten Gesetzentwürfe über den Ausgleich. Diese betreffen die nationale Ab⸗ grenzung in vier Gerichtsbezirken, die Aenderung der Landtagswahlordnung, eine theilweise Aende⸗ rung der Landesordnung über die Curienbildung im Böhmer Landtag und den Schutz der Minoritäts⸗ schulen in gemischten Bezirken.

Pest, S. März. (W. T. B.) Das Oberhaus hat den Adreßentwurf ohne Debatte angenommen. Im Unter⸗ hause legte der Handels⸗Minister von Baxoß die provi⸗ sorische Regelung der Handelsbeziehungen mit Serbien und den Weltpostvertrag vor. Hierauf be⸗ gann die Berathung über den Adreßentwurf.

St. Petersburg, 8. März. (W. T. B.) Der Groß⸗ fürst Sergius ist mit seiner Gemahlin gestern aus Moskau hier eingetroffen und hat alsbald die Reise nach Darmstadt fortgesetzt.

Rom, 8. März. (W. T. B.) Der König hat dem Staatssecretär des Auswärtigen, Freiherrn Marschall von Bieberstein den Großcordon des heiligen Mauritius⸗ und Lazarus⸗Ordens verliehen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

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cht vom 8. März, Morgens.

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00 8₰ 88⸗8 1.

Stationen. Wetter.

o Celsius 50 C. =409R.

Stradella.

Temperatur

in

u. d. Meeressp.

red. in Millim.

Mullaghmore Aberdeen. Christiansund Kopenhugen. Stockholm. Haparanda. I

2 halb bed. 1 heiter 2 wolkig

. S 95—

22ö22ö2

still bedeckt 4 bedeckt 1 Schnee

St. Petersbg.

Moskau.. 3

Cork, Queens⸗- 71762 0 3 halb bed.

Cherburg .. O 4 heiter

eerö. 1 Schnee L““ still bedeckt mburg..

1 Schnee Swinemünde 3 Schnee Neufahrwasser 2 Schnee ¹) Memel. 2 Schnee ²) paris. 2 wolkenlos Münster.. 2 wolkig Karlsruhe .. 2 wolkenlos Wiesbaden . 1 wolkenl. ³) München. 4 wolkenlos Chemnitz. NNO 1 wolkig ee“ NW 3 bedeckt ⁴) EIn W 2 wolkig Breslau. 757 NW

2 Schnee Ile d'Aix .. G O ZE 1“ NW eest .... .

1) Nachts Schnee. ²) Nachts Schnee. ³) Nachts Reif. ⁴) Reif.

Uebersicht der Witterung.

Der höchste Luftdruck hat sich östlich nach dem Innern Rußlands verlegt; ein schwaches barometri⸗ sches Maximum liegt noch über Irland, England und dem südlichen Nordseegebiete, sodaß noch immer die oceanische Luftströmung von unsern Gegenden abgesperrt ist. Bei meist schwachen, vorwiegend nordöstlichen bis nordwestlichen Winden ist das Wetter in Deutschland kalt, im Norden trübe mit Schneefällen, im Süden heiter und trocken Die Temperatur ist in Central⸗Europa durchschnittlich gestiegen, erheblich in den nordöstlichen Gebiets⸗ theilen. Die Fro tgrenze umschließt noch fast ganz

England und Frankreich. Deutsche Seewarte.

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brüder.

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Freitag:

1 bedeckt 3 wolkenlos

Donnerstag: Mitbürger.

Tellheim. Sonntag: Preisen.

Theater⸗Anzeigen

haus. Keine Vorstellung.

8. Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle. Anfang 7 ½ Uhr. 1

Schauspielhaus. Geschlossen

fang 7 Uhr.

*

Donnerstag: Opernhaus. 63. Vorstellung. Caval- leria rusticana (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. gleichnamigen Volksstück von Verga. gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Kapellmeister Weingartner. § Romantische Oper in 3 Acten mit Tanz von Fr. von Flotow. Dirigent: Musikdirector Wegener. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. Lachen. Märchen⸗Schwank in 6 Bildern von Ernst von Wildenbruch. 1 bedeckt 8 Tanz von Emil Ober⸗Regisseur Max Grube. tion: Herr Hummel.

Deutsches Theater. Mittwoch: Des Meeres und der Liebe Wellen. 1 Donnerstag: Zum 1. Male: Haus Lonei. Lust⸗ spiel in 4 Aufzügen von Adolph L'Arronge. Freitag: Das Wintermärchen.

Berliner Theater. Mittwoch: Die Königs⸗ Anfan Donnerstag: 2 26. Abonnements⸗ Königsbrüder.

Die nächste Aufführung von „Schlimme Saat“ findet am Sonnabend statt.

Lessing-Theater. 330 (Fiaker 117).

Donnerstag: Die Großstadtluft.

Freitag: Gleiches Recht. 8 Sonnabend: Paragraph 330 (Fiaker 11 7). Fünf Dichter.

Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Gleiches Recht. Abends 7 Uhr: Paragraph 330 (Fiaker 117) Fünf Dichter.

Wallner-Theater. der Aufführungen von): in 3 Acten mit Gesang (nach einer französischen Idee) von Carl Laufs und Maximilian Kraemer. Musik von Victor Holländer. Vorher: Der be⸗ rühmte Mitbürger.

it Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Zum 1. Male: Sein bester Freund. Schwank in 4 Acten von Fritz Brentano und Karl

Nachmittags⸗Vorstellung zu ermäßigten Gewagte Mittel. von Francis Stahl.

Friedrich⸗Wilhelmstüdtisches Theater. Mittwoch: Mit neuer Ausstattung zum 49. Male: Das fere Feten Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗ Hugo etshenn und Julius Bauer usik von Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die Decorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen Costume vom Gard

Donnerstag: Zum 50. Male: kind.

Text nach dem In Scene Dirigent: Hierauf: Alessandro

Text von W. Friedrich. fang 7 ½ Uhr.

1 889 Donnerstag: Ri 8 Das heilige erstag: Riquette

69. Vorstellung. Musik von Ferdinand Hummel. Graeb. In Scene gesetzt vom Musikalische Direc⸗ Anfang 7 Uhr.

Stromtid“ von Fritz Reuter.

Anfang 7 Uhr.

76. Male: Der Tanzteufel.

Gustav Steffens.

7 Uhr. 1 Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.

Bilhelm Tell. 8 1 Vorstellung Die

Direction: Emil Thomas.

Mittwoch: Paragraph Dreher aus München.

Chivot) von F. Zell. Mre Gesangstexte von Isidor Fuchs. Donnerstag:

Mittwoch (letzte Woche zügen von G. v. Moser.

Das Sonntags⸗ Renz.

Sigmund Lauten⸗

Residenz-Theater. Direction: burg. Mittwoch: Zum 12. Male: Riquette (Ma Cousine). Lustpiel in 3 Acten von Henry Meilhac. Nasso ei ““

In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. An⸗ Nasso ein Klavier sammt

Belle-Alliance-Theater. Mittwoch: 1. Gast⸗ spiel des Kgl. Hofschauspielers August Junckermann. equestre, „Reuter⸗Cyelus“. Erster Abend: Onkel Bräsig. Mlle. Theresina. Lebensbild in 5 Acten nach dem Roman „Ut mine Für die Bühne ein⸗ gerichtet von August Junckermann.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst⸗Theater. Mittwoch: Zum t Gesangsposse in 4 Acten von Ed. Jacobson und Couplets theilweise von Gustav Görß. In Scene gesetzt von Adolph

Donnerstag: Der Tanzteufel.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Mittwoch: 7. Gastspiel des Königlich bayerischen Hofschauspielers Conrad Zum 2. Male: Die Hoch⸗ Fünf Dichter. zeit des Reservisten. Posse mit Gesang in 4 Auf⸗ Geboren: Ein . zügen (nach dem Französischen der Herren Duru und Musik von Julius Stern. 8 Anfang 7 ½ Uhr. Conrad Dreher als Gast. Zum Hrn. 3. Male: Die Hochzeit des Reservisten. 1 Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Vorstellung zu ermäßigten Preisen. (Parquet 1 ℳ) Reif⸗Reiflingen. Schwank mit Gesang in 5 Auf⸗ F. Buka (Westend bei Berlin)

Nationaltänze (65 Damen) ꝛc. Einlage: „Tscherkessen“. Dampfschiff, und Bootfahrten, neue überraschende Licht⸗ und Feuereffecte. 80 Fuß hohe Riesenfontäne. Außerdem: Auftreten der Gebr. Rasso. un ersten Male in Berlin: 1) Heben eines Orchesters von 12 Mann. 2) Trägt Ferdinand Pianist, Flötist und Violinist, welche schwebend eine Concertpiece vor⸗ tragen. 6 irländische Jagdpferde (Original⸗Dressur), zusammen dressirt und vorgeführt von Herrn Franz Renz. „Trepido“, geritten von der Schulreiterin Frl. Oceana Renz. Jeu de la rose, fantasie geritten von Frl. Clotilde Hager und Sisters Lawrence am fliegenden Trapez. Auftreten der Mlle. Edith, Miß Rosa, Reitkünstlerinnen. Mr. Jules, Jockeyreiter ꝛc. Komische Entrées und Intermezzos von sämmtlichen Clowns. Täglich: Auf Helgoland. Sonntag: 2 Vorstellungen.

Anfang 7 ½ Uhr.

219 2 * 2 W. Mannstädt. Familien⸗Nachrichten. Musik von . 11“ 2 8 Verlobt: Wanda Gräfin zu Eulenburg⸗Prassen mit Hrn. Lieut. Frhrn. Werner von Senden II. (Berlin). Frl. Elisabeth Holtz mit Hrn. Raths⸗ herrn Dr. Schlamm (Saal in Pommern— Stral⸗ sund). Verehelicht: Hr. Lieut. Sigismund von Seyndlitz⸗ Kurzbach mit Frl. Mia Rodenacker (Danzig). Hr. Hauptmann Oeltze mit Frl. Maria Beutner

(Bromberg).

Sohn: Hrn. von Müller (Kl. Luckow bei Vollrathsruhe) Hrn. Landrath Dr. Lotz (Leer, Ostfriesland). Hrn. Regierungs⸗ Rath Donath (Berlin). Eine Tochter: Legations⸗Secretär Frhrn. Hans ven Wangenheim (Kopenhagen). Hrn. Gerichts⸗ Assessor Bauer (Gleiwitz). Hrn. Amtsrichter Hasenclever (Berlin). Hrn. Professor Dr.

Volksthümliche

Gestorben: Hr. General⸗Arzt a. D. Dr. Robert

Yvette. Carnevalsposse [70379]

Anfang 7 ½ Uhr.

Yvette. Vorher: Der berühmte 9 Vorm.

Hohenzollern⸗Galerie am Lehrter Bahnhof. 6 Gr. histor. Rundgemälde 1640 1890. 11 Ab. 1 Kinder 50 ₰.

Weber (Wiesbaden). Hr. Großherzogl. sächs. Ober⸗Hofmeister a. D. Hans Albert von der Gabelentz⸗Linsingen (Weimar). Verw. Fr. Commerzien⸗Rath Florentine Volckart, geb. Schoppe (Berlin). Hr. Regierungs⸗Referendar Dr. Mar Köllermann (Berlin). Verw. Fr. General⸗ Lieut. Marie von Röhl, geb. von Enckevort

Geöffnet von 12—11 Uhr. wissenschaftlichen Theater.

Lustspiel in 3 Acten zettel. Anfang 7 ½ Uhr.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag⸗

(Potsdam). Verw. Fr. Oberst Melanie von Madelung, geb. von Bresler (Berlin).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Parquet 1 Anfang 4 Uhr.

Concert-Haus. Concert. Gedächtniß⸗Feier für

Operette in 3 Acten von Kaiser Wilhelm J.

Concerte. Mittwoch:

Anfang 7 Uhr.

Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Karl Meyder⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Seine Majestät 1 Acht Beilagen

In Scene gesetzt von Julius

7 ¼ Uhr:

roben⸗Inspector Ventzkv. An⸗

80 Pantomime in 2 Aktheilungen vom Director E.

(einschließlich Börsen⸗Beilage),

Circus Renz. Karlstraße. Mittwoch, Anfang sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent⸗

³☛ Auf Helgoland Ebbe und Flutb. Große hydrol. Ausstattungs⸗ Actien und Actiengesellschaften) für die Woche

oder: lichen Anzeigers (Commanditgesellschaften auf

vom 29. Februar bis 5. März 1892.

Am 18. Februar d. J. 1. h sellschaft erklärt, sie stehe von der Contrahirung des Geschäfts ab und

8 g

8 Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Prer

Berlin, Dienstag, den 8. März

8 Deeutscher Reichstag. 8 , 189. Sitzung vom Montag, 7. März. 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths die Staatssecretäre Dr. von Boetticher, Freiherr von Maltzahn und Freiherr von Marschall. . 8

1” Etatsberathung wird bei den Einnahmen und Aus⸗ gaben für dier Schutzgebiete fortgesetzt. 1

Die Besoldungen der Beamten in Kamerun betragen 57 250 ℳ, die auf dem außerordentlichen Etat des auswär⸗ tigen Amts stehen. Die Summe wird ohne Besprechung be⸗ willigt. 1“

Der Etat für Kamerun schließt in Einnahmen und Ausgaben mit 566 000 ab. Die Commission hat den Etat unverändert bewilligt. 8

Abg. Richter (bfr.): Seit der großen Geldbewilligung im Mai v. J. sei dort wenig Neues vorgekommen, man nehme also dieser Colonie gegenüber zur Zeit eine abwartende Stellung ein. Gegenüber dem großen Credit, den der Reichstag im letzten Jahre für KFamerun eröffnet habe, habe seine Partei eine Erhöhung der für diese Colonie zu bewilligenden Summen für ungerechtfertigt gehalten. Sie habe ferner angenommen, daß Mehrbeträge der Einnahmen zur Vermehrung der Tilgung des der Colonie gewährten Credites von Millionen verwandt werden sollten. Die Commission habe es anders beschlossen; man wolle vielmehr die Mehreinnahmen zu an⸗ deren Zwecken verwendbar erklären. Damit sei statt des specia⸗ lisirten Etats wieder das Pauschquantum eingeführt, und, da die Mehrerträgnisse auf das folgende Jahr sollten übertragen werden können, sogar ein übertragbares Pauschauantum. Dazu liege nach den ganzen Verhältnissen der Colonie kein Bedürfniß vor. Wenn seine Partei auf die Wiedereinbringung ihrer Anträge hier im Plenum verzichte, so geschehe es nur, weil fie auf keine Unterstützung bei den benachbarten Fractionen rechnen könne. .

Die Einnahmen aus Zöllen, Abgaben und Gebühren in Höhe von 534 000 werden darauf genehmigt. 8 8

Als Zuschuß aus Reichsfonds zu den Betriebskosten einer Expedition in das Hinterland sind 20 000 gefordert. Die Position wird ohne Besprechung genehmigt, ehenso die ordent⸗ lichen Ausgaben und das Extraordinarium. Als Reservefonds zu unvorhergesehenen Ausgaben sind 42 750 ausgeworfen.

Die der Beamten für das Schutzgebiet von Togo belaufen sich auf 295 000 Der Titel wird bewilligt. Der Etat für Togo balancirt in Einnahmen und Ausgaben mit 116 000 An Einnahmen sind eingestellt an Zöllen, Abgaben und Gebühren 112 000 ℳ; verschiedene Verwaltungs⸗ einnahmen 4000 ℳ: die ordentlichen Ausgaben betragen 97 500 ℳ, die einmaligen (zur Ausführung öffentlicher Arbeiten) 16 000 ℳ, der Reservefonds zu unvorhergesehenen, Ausgaben 2500 Der Etat wird bewilligt.

Für das südwestafrikanische Schutzgebiet betragen die Besoldungen der Beamten 29 500 Die Summe wird bewilligt.

Der Etat für dieses Schutzgebiet balancirt mit 297 000 in Einnahmen und Ausgaben. Die Einnahmen setzen sich zu⸗ sammen aus 4700 an Abgaben, Gebühren und verschiedenen Verwaltungseinnahmen und 292 300 Reichszuschuß.

Berichterstatter Abg. Prinz von Arenberg (Centr.): In der Commission sei von einer Seite bei der Werthlosigkeit des Lüderitz⸗ Landes darauf gedrungen, endlich dieses Gebiet aufzugeben. Nachdem die Bildung einer Gesellschaft zur Nutzbarmachung der angeblichen Mineralschätze des Landes nicht zu Stande gekommen sei, habe es keinen Werth mehr, unter Aufwendung so beträchtlicher Reichsmittel diese Sandbüchse noch zu halten. Die Commission habe in ihrer Mehrheit diesen Standpunkt nicht getheilt. Das Deutsche Reich könne doch den Colonialbesitz von Südwest⸗Afrika nicht nur vom rein kaufmännischen Standpunkt aus ansehen. Der Bericht des Com⸗ missars Herrn von Frangois mache von der Gründung einiger neuer Gesellschaften Mittheilung, und hiernach habe man umsomehr das Recht, weiter eine abwartende Stellung einzunehmen, als eine Ge⸗ fellschaft, in der sich deutsche und englische Kapitalisten befunden hätten und die der Deutschen Südwest⸗Afrikanischen Gesellschaft deren Rechte für 3 Millionen Mark habe abkaufen wollen, von diesem Geschäft unter Verzichtleistung auf die gezahlte Anzahlung von 200 000 nur darum abgestanden habe, weil sie geglaubt habe, wenn dies Geschäft nicht zu Stande käme, so würde Deutschland Südwest⸗Afrika völlig aufgeben, England würde es nachher in Besitz nehmen und die ö Gesellschaft würde die von ihr gewünschten Rechte umsonst bekommen.

Abg. Dr. Bamberger (dfr.): Die allgemeine Geschäftslage und die politische Lage des Reichs ermuthigten zu einer Colonial⸗ berathung im großen Stil. Aus allen Parteien habe man vorgestern derartige Ansichten vernehmen können, man habe allseitig erklärt, sich streng an die vorliegende Sache halten zu wollen, und er müsse an⸗ erkennen, daß man sich sowohl von geg nerischer Seite, als auch von Seiten des Vertreters der Füle eelaheselmne des Auswärtigen Amts danach gerichtet habe; wenn der Reichskanzler Gelegenheit genommen habe, einen besonderen Gegenstand ausführlicher zu behandeln, so habe er ibm dazu keinen Anlaß gegeben. Er beantrage, für Südwest⸗Afrika Alles zu streichen und diese Colonie fahren zu lassen. Es sei die erste, die schlechteste und die hoffnungsloseste aller Colonien. Es sei im letzten Jahre eine neue Thatsache eingetreten, deren der Bericht⸗ erstatter schon gedacht habe. Bisher sei man immer darauf pertröstet worden, daß große Dinge, die im Werke seien, endlich Gestaltung ge⸗ winnen würden. Es habe eine neue Gesellschaft, vorwiegend mit englischem Gelde, geschaffen werden sollen, die der Südwestafrikanischen Compagnie einen Theil ihrer Berechtigungen habe abkaufen sollen. Die ersten Anerbietungen dieser ursprünglich englischen Gesellschaft seien vom Reichskanzler aus nationalen Gründen zurückgewiesen worden. Es habe nun die Gesellschaft als eine in Deutschland wohnhafte, aber auch mit beträchtlicher Betheiligung des englichen Kapitals ins Leben gerufen werden sollen. Die Gesellschaft habe auch Ham⸗ burg als ihren Aufenthaltsort genommen. Ein Reugeld von 200 000 sei ausgemacht worden, wenn das Geschäft nicht zu stande komme. aber habe die neue hamburgisch⸗englische Ge⸗

lasse lieber die schon in zwei Raten gezahlten 200 000 ℳ, im Stich. Dieser Vorgang beweise doch deutlich, daß mit Südwest⸗Afrika nichts anzufangen sei. Das Zurücktreten von dem Vertrage sei von inter⸗ ssirter Seite auf die Eifersucht der Engländer zurückgeführt worden, die sich selbst auf Umwegen den maßgebenden Einfluß hätten sichern wollen; man habe dem hauptbetheiligten englischen Gesellschafter in den Mund gelegt, daß er darauf rechne, wenn das Geschäft nicht zu stande komme, werde Deutschland Südwest⸗ Afrika aufgeben, England werde dies Gebiet schleunigst besetzen und die deutsch⸗englische Gesellscheft das Erbe der jetzigen deutschen Südwestafrikanischen Gesellschaft umsonst antreten. Es sei um so weniger rationell, eine solche Denkweise vorauszusetzen, als die Deutsch⸗Englische Gesellschaft doch unmöglich darauf rechnen könne,

die Erbschaft der jetzigen Gesellschaft, deren Besitzrechte sie durch den mit ihr abgeschlossenen Vertrag anerkannt habe, umsonst anzutreten. In der „Kölnischen Zeitung“ vom 5. März lasse aber der Leiter der deutsch⸗englischen Gesellschaft durch einen Hamburger Rechtsanwalt erklären, daß an der ganzen Geschichte kein wahres Wort sei, daß die Engländer sich aber überzeugt hätten, daß in Südwest⸗Afrika nichts zu holen sei und daß bei so zweifelhaften Erfolgen es nicht rathsam er⸗ scheine, größere Kapitalien an die Sache zu wagen. Wäre diese Thatsache früher bekannt geworden, so hätte man in der Commission mindestens eine Stunde Berathung erspart. Hätten die Engländer aber auch wirklich anf den Verzicht Deutschlands gerechnet, so hätte den Anlaß dazu doch niemals der Minderheit Verhalten gegeben, sondern nur das der maßgebenden Mehrheit, und namentlich das des Reichskanzlers. Letzterer habe ebenso wie der Abg. Dr. Hammacher im vorigen Jahre die politische Seite der Sache betont, während namentlich der Abg. Dr. Hammacher, soweit wirthschaftliche Gründe in Betracht gekommen seien, den Verzicht auf Südwest⸗Afrika für das Beste erklärt habe. Der Reichskanzler habe im vorigen Jahre ein Jahr Frist für die Entwickelung Südwest⸗Afrikas verlangt. Wo seien nun aber diese neuen Entwicklungen? In der Commission habe man nur die alten Er⸗ klärungen wieder zu hören bekommen. Der Fall sei eingetreten, von dem die Regierung selbst gesagt habe, wenn er eintrete, wolle sie dem Reichstag neue Entschließungen vorlegen. Offenbar sei in der Zeit der wildesten Speculation in England, die in kleinerem Verhältniß der Speculation des vorigen Jahrhunderts, wo es sich um die Mississippi⸗Gesellschaft gehandelt habe, ähnlich gewesen sei, als man die Entdeckung neuer Goldminen ausgesprengt habe, jenes englische Project angenommen worden; inzwischen sei die Ernüchterung ein⸗ getreten, die Speculation habe das Vertrauen zu den dortigen werth⸗ vollen Entdeckungen verloren und schließlich habe man es vorgezogen, die 200 000 fahren zu lassen. Er bemerke schließlich, daß es sich in Südwest⸗Afrika niemals um Beseitigung der Sclaverei oder sonstige humanitäre Interessen gehandelt habe, hier seien lediglich wirthschaftliche Interessen in Frage gekommen. Und unter diesen Umständen müsse er fragen: Wo sind die neuen Thaten und Ent⸗ schließungen der Regierung diesem neuen Factum gegenüber? Solle man ein Gebiet für 300 000 jährlicher Opfer aus deutschen Steuern lediglich in der Hoffnung behalten, weil in Zukunft einmal irgend etwas, was niemand wisse, dabei herauskommen könne? Das halte seine Partei für ungerechtfertigt und lehne die Reichsunterstützung ab!

Dirigent des Colonialamts Wirklicher Geheimer Legations⸗Rath Dr. Kayser: Der Abg. Dr. Bamberger habe wenig Thatsachen an⸗ geführt, aber im allgemeinen ein höchst unerfreuliches Bild von Afrika entworfen, sodaß es am besten sei, dafür gar kein Geld mehr zu be⸗ willigen, und consequenterweise würde Südwest⸗Afrika schließlich unter den Hammer kommen. Aber ob das Reich nach seiner Schilderung einen annehmbaren Preis erzielen würde, lasse er dahingestellt. (Heiterkeit)) Es komme bei einer Schilderung lediglich auf die Be⸗ leuchtung an, und er habe die Empfindung, als ob der Abg. Dr. Bamberger dabei eine Lampe mit einem grünen Schirm benutzt habe. Ziehe man diesen weg, so stellten sich die Verhältnisse doch ganz anders dar. Zweifellos sei, daß man beim Erwerb Südvest⸗Afrikas zwei ganz besondere Vorzüge dieses Landes gerühmt habe. Erstens, daß da im Gegensatz zu den anderen Schutzgebieten ein ganz vorzüg⸗ liches Klima sei, wo der Deutsche ohne Gefährdung seines Lebens aushalten könne, und zweitens, daß in dem Lande ein großer Reich⸗ thum an kostbaren Mineralien und Gold vermuthet werde. Der erste Vorzug sei auch jetzt noch unangefochten. Wären die anderen Eigen⸗ schaften Südwest⸗Afrikas so gut wie seine klimatischen Verhältnisse, so wäre es nicht die schlechteste, sondern die beste Colonie. In Bezug auf die dort vermutheten Mineralien seien bedeutende Kosten verwendet worden. Die von Deutschland hierbei gemachten Versuche seien miß⸗ glückt. Aber daraus dürfe man nicht schließen, daß überhaupt auf keine Bergwerksschätze zu rechnen sei. Für die Annahme, daß in Südwest⸗Afrika reiche Mineralschätze lagerten, spreche die geologische Aehnlichkeit mit Transvaal. Der Vorsitzende der englischen Com⸗ pagnie habe in den letzten Monaten einen amerikanischen Minen⸗ Ingenieur dorthin geschickt und der sei hoffnungsfroh zurückgekehrt, und er schließe daraus, daß seine Meinung über Carrey richtig gewesen sei. Da nun das deutsche Kapital in Bezug auf Südwest⸗Afrika zurückhaltend gewesen sei, so habe man sich umgesehen, ob man nicht von anderswo Kapitalien für dieses Land holen könnte. Es habe eine englische Gesellschaft die Vorrechte dort erwerben wollen; die Reichs⸗ regierung habe aber nicht die Genehmigung dazu geben wollen, weil sie gemeint habe, sie treibe keine Colonialpolitik, um fremde Handels⸗ interessen zu schützen. Es habe sich dann eine gemischte Gesellschaft aus Engländern und Hamburgern gemeldet. Dieses Unternehmen sei durchaus ernst gemeint gewesen und dürfe nicht mit den sonstigen wilden Speculationen der Londoner Börse verwechselt werden. Für den Ernst des Unternehmens spreche, daß an seiner Spitze Männer ge⸗ standen hätten, die in England und Deutschland auf wirthschaftlichem Gebiet einen hohen Ruf genössen, und daß diese Männer erhebliche Kosten an das Unternehmen gewendet hätten. Möge nun auch in England größerer Reichthum sein als hier 200 000 lasse man doch nicht so ohne weiteres als Conventionalstrafe verfallen und dazu die Hälfte etwa für Kosten und Spesen, wenn man auf keine Ausbeute rechnen könne. Er habe die Meinung, daß die Sache ausschließlich aus politischen und finanziellen Gründen gescheitert sei. In einem ihm zugegangenen Schreiben, das er aber in seinen Einzel⸗ heiten als vertraulich behandeln müsse, seien die Gründe dargelegt, aus denen die Deutsch⸗englische Gesellschaft auf ihr Unternehmen ver⸗ zichtet habe, und er müsse auch nach der Erklärung des Herrn Carrey in der „Kölnischen Zeitung“ dabei beharren, daß die von ihm per⸗ leugneten Gründe die richtigen seien. In den letzten Jahren hätten sich an der englischen Börse finanzielle Schwierigkeiten bemerkbar ge⸗ macht. Erstlich habe der argentinische Krach gewirkt, und dann seien ganz außerordentliche Cursstuürze industrieller Gesellschaften gekommen, sodaß die deutsch⸗englische Gesellschaft nicht mehr das Vertrauen gehabt habe, unter diesen Umständen die südwestafrikanische Anlage auf den Markt zu bringen. Hauptsächlich seien es aber die Machen⸗ schaften des Herrn Sir Donald Carrey, welche die Gesellschaft zum Scheitern gebracht hätten. Es scheine ganz zweifellos, daß der Herr Robert Lewis gegen die deutsche Herrschaft in dem deutschen Schutz⸗ gebiet agitirt, und daß Sir Donald Carrey sich mit ihm identificirt habe. Daß die Meinung des Abg. Dr. Bamberger von der Werthlosigkeit des Schutzgebietes nicht richtig sei, gehe schon daraus hervor, daß die Engländer ganz neuerdings ein neues Aner⸗ bieten gemacht hätten, daß sie bereit seien, wenn ihre neuen Be⸗ dingungen angenommen würden, 2 ½ Millionen Mark zu geben Dies scheine ihm der beste Beweis, daß das deutsche Schutzgebiet nicht so wenig werth sei, wie gesagt werde. Die Deutschen hätten von Anfang an ihr Hauptaugenmerk auf Minen gerichtet und, er könne hinzu⸗ fügen, der angebliche Goldreichthum sei für sie verwirrend geworden:; man habe auf die landwirthschaftliche Seite gar kein Gewicht gelegt. Erst in letzter Zeit, als die Ernüchterung in Bezug auf den Gold⸗ reichthum eingetreten sei, sei der dortigen Landwirthschaft eine größere Aufmerksamkeit geschenkt worden. Es lägen ihm mehrere Berichte von den dortigen Commissaren, von François und Graf Schweinitz, vor, die sich zum theil auf eigene Anschauung, zum theil auf jahre⸗ lange Erfahrungen dortiger Ansiedler stützten. Danach solle sich das Land vorzüglich zur Viehzucht eignen. Dem ständen nur zwei Be⸗ denken entgegen: der Wassermangel und der dürftige Viehstand. Dem ersteren könne durch Wasserstauungen leicht abge olfen werden; was

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die Verwerthung des Viehes betreffe, so sei sie jetzt so eb e weil es auf keinem anderen Wege verwerthet werden könne, a

auf dem Landwege nach der Capcolonie. Es sei ganz natürlich, daß es auf diesem Wege so sehr leide, daß, wenn es dort ankomme,

rößere Preise dafür nicht erzielt werden könnten. In einem Pericht des Herrn von François spreche er von der Möglichkeit einer Ansiedelung von Boeren; auch sei das dortige Gelände durch Schaffung von Wasserreservoirs und Herstellung von Brunnen das ganze Jahr zur Ansiedelung geeignet. Hunderte von Gesuchen von Boeren um pachtweise Ueberlassung von Land seien eingegangen. Die Regierung habe im vergangenen Jahre um eine Unterstützung von 25 000 für eine landwirthschaftkiche Bersuchsstation für Süd⸗ west⸗Afrika gebeten, habe sie bewilligt erhalten und komme in diesem Jahre mit der letzten Restforderung. Die Versuchsstation habe vor⸗ zugsweise den Zweck gehabt, die Zucht von Wollschafen und Angora⸗ ziegen einzuführen und den Ansiedlern mit Rath und That zur Seite zu stehen. Herr Hermann habe sich bei dieser Versuchsstation mit einem Theil seines eigenen Vermögens betheiligt. Nach den Mittheilungen von den Commissaren über dieses Unternehmen müsse das Colonial⸗ amt erklären, daß es durchaus gedeihe; es habe schon den Erfolg ge⸗ habt, daß die von Hermann gezüchteten Schafe eine Schur geliefert hätten, die in der Capcolonie mit 1500 verkauft worden sei. Die Südwestafrikanische Gesellschaft beabsichtige, im Anschluß an diese Versuche noch mehrere größere Versuchsstationen auf landwirth⸗ schaftlichem Gebiete zu machen. Er möchte noch ein Miß⸗ verständniß beseitigen, dem man vielfach begegne, nämlich als ob die Colonialgesellschaft von Südwest⸗Afrika ein Monopol auf das Land besitze, sodaß Niemand dort ohne ihre Zu⸗ stimmung eine Niederlassung errichten dürfe. Sie sei eine Privat⸗ gesellschaft ohne Hoheitsrechte, die Keinen verhindern könne, sich in dem Schutzgebiet anzusiedeln. Sie habe vom Reiche die Concession, das Land zu parzelliren, zu verkaufen oder zu verpachten. Die Haupt⸗ sache für die dortige Ansiedelung sei die, daß man die nöthige Sicher⸗ heit des Lebens und Eigenthums habe. In dieser Beziehung seien die Zustände in dem Schutzgebiet wenig erfreulich; die Räubereien des Hendrik Witboy hätten bis vor kurzem, wenn auch in verminder⸗ tem Maßstabe, fortgedauert. Er glaube, die Ansiedler hätten dort noch nicht das nöthige Waffen⸗ und Munitionsquantum. Hoffentlich würden bald ruhigere Zustände eintreten. Wenn er sich zusammen⸗ fasse, so glaube er nicht, daß die Verhältnisse in dem Schutzgebiete so ungünstig, wie sie der Abg. Dr. Bamberger geschildert habe, seien, um zu dem Schlusse zu gelangen, daß das Reich Südwest⸗Afrika auf⸗ geben solle. Er gehöre nicht zu denen, die meinten, daß Südwest⸗ Afrika ein Eldorado sei. Er sei aber der Meinung, daß, wenn je für ein Land so für Südwest⸗Afrika das Wort des Dichters gelte, daß die unsterblichen Götter vor die Tugend den Schweiß gesetzt hätten. Mit Vertrauen und Muth, mit Arbeit und Geduld würden die Angelegenheiten von Südwest⸗Afrika sich günstig entwickeln und die Regierung werde sich bemühen, das Land für das deutsche Volk zu erhalten; die Regierung sei entschlossen, Südwest⸗Afrika fest⸗ zuhalten.

Abg. Dr. Hammacher (nl.): Er müsse dagegen Verwahrun einlegen, daß er für die Aufhebung des Reichsschutzes für Südwest⸗ Afrika sich erklärt habe, falls der deutsch⸗englische Vertrag nicht zu stande käme. Der Wirkliche Geheime Legations⸗Rath Dr. Kayser habe die Stellung der Südwestafrikanischen Colonialgesellschaft bereits richtig gekennzeichnet. Diese Gesellschaft sei keineswegs Trägerin von gewissen öffentlichen Rechten in diesen Gebietstheilen, ihr stehe auch nicht ausschließlich die Verfügung über Grund und Boden dort zu. Sie sei nur Großgrundbesitzerin und Eigenthümerin der Minen⸗ berechtigung in dem betreffenden Gebiete. Was die Verhandlungen der Hamburg⸗Englischen Compagnie betreffe, so hätten die Aus⸗ führungen des Wirklichen Geheimen Legations⸗Raths Dr. Kayser auf den Reichstag wohl den Eindruck gemacht, daß Sir Donald Carrey auf das Scheitern dieses Vertrages einen erheblich größeren Einfluß ausgeübt habe, als der Abg. Dr. Bamberger anzunehmen scheine. Die Erklärung des Anwalts des Herrn Carrey falle gegenüber den amtlichen Mittheilungen nicht ins Gewicht. In der entscheidenden Sitzung des Consortiums habe Herr Carrey ganz entscheidende, auch politische Gesichtspunkte in die Berathung geworfen. Daß die deutschen Mitglieder des Consortiums die Sache ernst genommen hätten, beweise doch allein der Name Woermann. Jetzt, nachdem die Verhandlungen abgebrochen seien, sollten Anregungen aus dem Kreise derselben Personen, mit denen früher verhandelt worden, gegeben worden sein, um auf anderer Grundlage zu einer Verständigung zu gelangen. Man sehe daraus, daß das Nichtzustandekommen des Vertrages nicht zu der Annahme berechtige, als ob in Wirklichkeit der Colonialbesitz Deutschlands in Südwest⸗Afrika ein werthloser sei. Schon vor der friedlichen Besitznahme dieses Besitzes im Jahre 1884 habe lange Zeit hindurch ein umfangreicher Bergbau in Kupfererzen im dortigen Schutzgebiete stattgefunden. Ge⸗ länge es, das nöthige Kapital zu gewinnen, um eine etwa 12 deutsche Meilen lange Eisenbahn zum Transport der Erze zu bauen, so werde die Anlage gewiß lohnend sein. Zahlreiche Minen seien in einem allerdings kümmerlichen Betriebe gewesen, der aber den lokalen Zwecken genügt habe. Da nun die Auf⸗ merksamkeit allein auf diese Seite gerichtet gewesen sei und sich unbe⸗ friedigende Resultate ergeben hätten, habe man nach langer Un⸗ thätigkeit endlich die landwirthschaftlichen Verhältnisse dieses Mal den Flächenraum Deutschlands umfassenden Gebiets näher geprüft und komme zu der Erkenntniß, daß es die Mühe lohnen werde, es zu bebauen. Für die Ersprießlichkeit dieser Versuche sprächen die Be⸗ richte des Dr. Schinz, sowie des Reichscommissars und des Herrn von Uechtritz, der im Auftrage der Colonialgesellschaft das ganze Gebiet bereist habe. Alle Berichte stimmten darin überein, daß das Lüderitzland sich ganz vorzüglich zur Schafzucht eigne. Der deutsche Colonist Hermann schätze das Gebiet, das sich für diesen Zweck eigne, auf 1200 Quadratmeilen, er selbst habe bereits eine Heerde von 1200 Schafen. Er (Redner) möchte keine überschwenglichen Er⸗ wartungen anregen, aber man dürfe hoffen, daß aus dem südwest⸗ afrikanischen Schutzgebiet doch noch etwas Erfreuliches für Deutsch⸗ land herauswachsen werde. Sei doch Herr von Uechtritz nur nach Deutschland zurückgekehrt, um sich zu einer endgültigen Uebersiedelung nach Südwest⸗Afrika auszurüsten. Die Vorbedingung für eine Nieder⸗ lassung und regelmäßige normale Entwickelung dieser Colonie sei aber, daß endlich besser für die Ruhe und Ordnung der Verhältnisse in dem Schutzgebiet gesorgt werde. Mit einem Manne, wie Witboy, werde man im friedlichen Wege kaum zu einer Verständigung gelangen. Wie die Dinge sich im Laufe der letzten Jahre entwickelt hätten, würde man ein Unrecht thun, wenn man der Regierung die Mittel zur Weiterführung der Verwaltung nicht bewilligte.

Abg. Graf von Arnim (Rp.): Um einer Summe von 290 000 willen, die ungefähr ein gutes Rennpferd in England koste, lohne es sich doch wirklich nicht, eine Colonialberathung in großem Stil herbeizuführen. Er begreife es nicht, wie der Abg. Dr. Bamberger diese Summe im Interesse der Steuerzahler nicht wolle verantworten können! Diese Frage sei nicht nur eine wirth⸗ schaftliche, sondern auch eine politische in Rücksicht auf die Machen⸗ schaften des Herrn Carrey. Nach der ganzen Vergangenheit dieses Herrn werde wan zur Ueberzeugung kommen, daß er seit Jahren nichts anderes thue, als daß er dem deutschen Besitz in Südwest⸗ Afrika Schwierigkeiten mache. Er sei der spiritus rector des Herrn Lewis, der vor so und so viel Jahren zu Maherero gegangen sei, um