1892 / 61 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

s demselben Anlaß mit Laubgewinden und Kränzen geschmückt. Die Photographische Gesellschaft Luisenstadt von Hugo Strube u. Comp. hat zum Andenken an den Geburts⸗ tag der Königin Luise für heute eine Feier veranstaltet, bei der einige Zeitgenossen der Königin, die an der Befreiung Deutsch⸗ lands von der Fremdherrschaft hervorragend mitgewirkt haben, ver⸗ herrlicht werden sollen. An einem der Fenster des mit Fahnen reich geschmückten Hauses wird ein Bildniß der Königin Luise, an einem anderen werden Wandelbilder in folgender Reihenfolge erscheinen: 1) König Friedrich Wilhelm III., 2) General von Scharnhorst, 3) General Graf von Gneisenau, 4) Feldmarschall Fürst Blücher von Wahlstatt, 5) General Graf York von Wartenburg, 6) Staats⸗ Minister vom Stein, 7) Staats⸗Minister von Hardenberg, 8) Theodor Körner, 9) Schill, 10) Major von Lützow, 11) Jahn. Vor dem jedesmaligen Erscheinen eines Bildnisses wird der Name desjenigen, den es darstellt, sichtbar gemacht werden. Die künstlerisch ausge⸗ führten vergrößerten Photographien werden durch elektrisches Licht 8 leuchtet sein. 8

Wie die „Tägl. Rdsch.“ erfährt, hat das Betriebsamt der Stadt⸗ und Ringbahn sich entschlossen, den Fahrkarten⸗Verkauf an den Schaltern durch Aufstellung von automatischen Apparaten zu entlasten. Von morgen ab wird auf dem Schlesischen Bahnhof ein solcher Automat, vorerst allerdings nur versuchsweise, in Thätig⸗ keit treten. Es ist dies ein elektrischer Verkaufsapparat. Der Er⸗ finder, ein Elektrotechniker, ist in der Telegraphen⸗Bauanstalt von F. Schuchardt, Wassergasse 9, angestellt. Durch Ein⸗ wurf des Geldstücks wird eine elektrische Batterie in Thätig⸗ keit gesetzt, die alsdann den Mechanismus in Kraft treten läßt. Die Fahrkarte fällt ohne Zuthun des Kaufenden in eine große Schale, aus der sie bequem herauszunehmen ist. Der Automat verkauft vierzig Karten in der Minute. Der erste Apparat ist für eine Füllung mit fünfhundert Fahrkarten eingerichtet, kann aber leicht vergrößert werden. Auf Anweisung des Betriebsamts wird der Automat zunächst Stadtbahnkarten dritter Klasse verkaufen, die zwischen den Stationen Schlesischer Bahnhof und Lehrter Bahn⸗ hof gültig sind.

Herr Dr. R. von Hanstein wird morgen Abend in der Urania

über „Bauten und Kunstfertigkeiten der Thiere“ sprechen und seinen Vortrag durch eine außergewöhnlich große Anzahl der interessantesten Projectionsbilder illustriren. Das Friedrichsstift in Steglitz feierte am heutigen Luisen⸗ tag in Gegenwart Ihrer Maäjestät der Kaiserin Friedrich sein Stiftungsfest. In dem reich geschmückten Festsaal fand ein Act statt, bei dem Pastor Hagenau die Ansprache hielt und Präsident Kayser, der Vorsitzende des Curatoriums, Prämien an die fleißigen Zöglinge vertheilte. Die Kaiserin besichtigte dann die Räume des neuen Stiftshauses und schied mit Ausdrücken voller Anerkennung.

4 Dirschau. Der Umbau der alten Weichselbrücke bei Dirschau für den Wagenverkehr unter Beseitigung der bisherigen Schienen ist gegenwärtig nahezu beendet. Es ist dadurch die dringend wünschenswerthe, beständig bequeme Verbindung der Stadt Dirschau mit den Niederungsortschaften hergestellt.

·ꝑ Posen. Die am 9. November 18ĩ91 hierselbst eröffnete, staatlicherseits ins Leben gerufene neue Baugewerksschule ist für die Provinz Posen von außerordentlicher Bedeutung, einerseits weil hier das Baugewerbe darnieder liegt, andererseits weil die Bezirks⸗ eingesessenen nicht mehr gezwungen sind, ihre Angehörigen auf weit entfernte Schulen dieser Art zu senden. Der unerwar⸗ tete Zudrang von Schülern hat dazu genöthigt, drei parallele vierte Klassen einzurichten, die erste Klasse wird erst mit

Beginn des SommerSemesters gebildet werden. Gegenwärtig bestehen fünf Klassen mit einer Gesammtzahl von 100 Schülern Die Schule ist vorläufig in einem städtischen früheren Elementar⸗Schul⸗ gebäude untergebracht. Die Stadtgemeinde Posen hat sich verpflichtet, ein für 230 Schüler und zehn Klassen ausreichendes Schulgebäude zu errichten, in welchem später auch der Zeichenunterricht der neu zu be⸗ gründenden Fortbildungsschule ertheilt werden soll. Die Stadt trägt ferner die Kosten der Unterhaltung des Hauses, die Heizung und Be⸗ leuchtung der Schulräume, alle übrigen Kosten der Staat.

Hannover, 7. März. Von einem Unglücksfall ist, wie der „Hann. Cour.“ meldet, vor einigen Tagen der General⸗Superintendent in Aurich D. Bartels und dessen Gattin betroffen worden. Sie waren auf Besuch zu Verwandten nach dem Lüneburgischen gereist. Bei einer Ausfahrt daselbst in einem offenen Wagen, dessen Pferde scheu wurden, haben beide durch einen Sturz von dem Gefährt sich erhebliche Verletzungen zugezogen, und hat infolge dessen dem General⸗Superintendenten die linke Hand abgenommen werden müssen.

München, 8. März. Der verstorbene Präsident Staatsrath von Braun hat, wie der „N. Pr. Z. berichtet wird, den größten Theil seines Vermögens wohlthätigen und gemeinnützigen Anstalten überwiesen. U. a. ist das auf Anregung von Braunes errichtete pfälzische Gewerbe⸗Museum in Kaiserslautern mit 100 000 bedacht.

Mannheim, 9. März. Auf der Station Goddelau der Riedbahn stieß laut Meldung des „W. T. B.“ ein von Mannheim kommender Güterzug auf einen rangirenden Güterzug. Sechs Personen wurden verletzt, zum theil schwer. Die Ursache des Unfalls ist unbekannt, der Schaden an Material bedeutend.

Hamburg, 8. März. Ein „Lehrerinnen⸗Heim“ in großem Stil wird, wie man der „N. Pr. Z.“ schreibt, hier, dank der Fürsorge eines wohlthätigen Erblassers, errichtet werden. Der Rentier Schmi⸗ linsky, Begründer der bedeutenden Schiffsbaufirma Jansen und Schmilinsky, hinterließ bei seinem Tode ein nach mehreren Millionen Mark zählendes Vermögen mit der Bestimmung, den größten Theil des Geldes für die Erbauung eines Lehrerinnen⸗Heims zu verwenden. Das Testament wurde von den Schmilinsky'’schen Erben angefochten. Jetzt ist indeß ein Vergleich in der Weise zu stande gekommen, daß die Erben einen Theil der hinterlassenen Gelder ausbezahlt erhalten, während der größere Theil für den obenerwähnten Zweck verwandt werden wird. Vollstrecker des Testaments ist der Hamburger Senat, der nunmehr das Erbschaftsamt mit den weiteren Maßnahmen betraut hat. Dieses Ergebniß ist um so freudiger zu begrüßen, als Hamburg, wo mehr als siebzig wohlthätige Stiftungen bestehen, ein eigentliches Lehrerinnen⸗Heim, wo hilfsbedürftige unverheirathete Lehrerinnen oder dem Lehrerstande angehörende bedürftige Wittwen ein Unterkommen finden, noch nicht besitzt.

Madrid, 9. März. Nachrichten des „W. T. B.“ zufolge haben in ganz Spanien Ueberschwemmungen stattgefunden und beträchtlichen Schaden angerichtet. Namentlich sind der Guadal⸗ quivir und der Tajo in beunruhigender Weise gestiegen. Nach einem der „Mgdb. Ztg.“ zugegangenen Telegramm nehmen die Ueber⸗ schwemmungen in Südspanien den Charakter einer furchtbaren Kata⸗ strophe an. In Sevilla ertranken zwölf Personen, mehrere hundert Familien sind brotlos. In Cordova stürzte eine Brücke ein, und fanden mehrere Personen dadurch in den Fluthen den Tod.

New⸗York, 8. März. In New⸗York ist dem „R. B.“ zufolge die Nachricht eingetroffen, daß die Bark „Invertrossachs“ auf der Fahrt von Philadelphia nach Kalkutta von ihrer Besatzung ver⸗ lassen worden ist. Es gelang dem Dampfer „Mendelssohn“ auf der

Fahrt von Baltimore nach Rotterdam, 25 Matrosen zu retten doch

8* 8

sollen zehn ertrunken sein.

New⸗York, 9. März. Unweit St. Louis, einer Station d

Pacificbahn, stießen, wie „H. T. B.“ meldet, zwei Züge zusammen. Fünf Passagiere blieben auf der Stelle todt und eine große An⸗ zahl von ihnen wurde verletzt. 8

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen. 1 8

München, 10. März. (W. T. B.) Die Kammer der Abgeordneten genehmigte den Etat der directen Steuern mit 29 701 000 in den Einnahmen und mit 982 600 in den Ausgaben ohne erhebliche Debatte.

London, 10. März. (W. T. B.) „Reuter’s Bureau“ meldet aus Sydney vom 9. März: Depeschen aus Samoa zufolge wird die Agitation für eine Verbesserung des Ver⸗ trages von 1889 fortgesetzt. Zur Beseitigung der Streitigkeiten zwischen den Anhängern alietoa’s und Mataafa's sind Ausgleichsverhandlungen im Gange. „Pest, 10. März. (W. T. B.) Das Unterhaus beschloß in geheimer Sitzung, zu Gunsten der Nothleidenden in Ober⸗Ungarn auf die den Abgeordneten zustehenden Diäten für einen Tag zu verzichten.

St Petersburg, 10. März. (W. T. B.) Aus Mittel⸗ und Süd⸗Rußland werden starke Schneestürme ge⸗ meldet. Auf der Koslow⸗Woronesh⸗Eisen bahn mußten infolge der Schneeverwehungen ahlreiche Züge auf der Strecke liegen bleiben. Das Verkehrs⸗ Ministerium hat die erforderlichen Maßnahmen getroffen, um die Reisenden und die Arbeiter mit Lebensmitteln zu versehen.

Konstantinopel, 10. März. (W. T. B.) (Meldungen der „Agence de Constantinople“.) Die Abreise Achmed Ejub Pascha's nach Kairo zur Uebermittelung des Investitur⸗ Fermans für den Khedive verzögert sich. Wie verlautet, beabsichtigte sder Sultan, das bereits fertig⸗ gestelte Document dahin abzuändern, daß der Ausdruck „egyptisches Territorium“ durch „afrikanisches Territo⸗ rium“ ersetzt werde. Dadurch würde die von der Türkei als unmittelbares Besitzthum betrachtete Halbinsel Sinai aus⸗ geschlossen. Die türkischen Behörden verhafteten am ver⸗ gangenen Sonnabend den hiesigen Agenten der russischen Post Schischmanoff, welcher der intellectuellen Mitwissenschaft bei der Ermordung des bulgarischen Agenten Wulko⸗ vitsch verdächtig ist. Schischmanoff wurde auf Reclamation des russischen General⸗Konsuls diesem ausgeliefert.

Chicago, 10. März. (W. T. B.) Nach hier ein⸗ egangenen Meldungen wüthet auf der ganzen Strecke vom Michigansee bis Montana ein furchtbarer Schnee⸗ sturm. Von allen Seiten wird, obschon bisher nur unvoll⸗ ständige Berichte vorliegen, Zerstörung von Eigenthum und Verlust von Menschenleben gemeldet. Der Telegraphendienst ist gestört.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

——xrrr————————y rrwrr—jyrr—yõ——-——y⸗——-yõyõ——ʒʒ3ʒᷓʒᷓᷓᷓᷓᷓᷓᷓʒ‧¶2n2ʒ2V ꝑ— ‧nvnnVUgnᷓe’ÜeEEEEREREERRAEREREnmmmmEEEEEAREmEAnemnn

schmied. Lortzing. fang 7 Uhr.

Wette

Ꝙ— —20 8

icht vom 10. März, r Morgens.

00 8

illim

2 NM

Stationen. Grube.

Bar. auf 0 Gr.

3 1“ in ° Celsius

red. in Temperatur 50 C. = 40R.

9

6 wolkig

5 heiter

1 wolkig

2 halb bed.

2 Schnee

2 bedeckt Schnee

1 bedeckt

Mullaghmore Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. eFeieveh St. Petersbg. Moskau.. Cork, Queens⸗ owin Cherburg .. elder 8

*

S

K

60

3 wolkig 3 von Paul 4 halb bed. Wegener.

1 wolkig

1 Schnee ¹) 2 bedeckt

1 wolkig

1 bedeckt

3 wolkenlos 5 tion: 2 halb bed. 3 bedeckt

2 Schnee

1 Schnee

4 wolkig heiter

3 wolkig²)

1 Schnee

8g SFahee, ghe 8 —2 23.

9

Lachen.

Tanz von

3

S

Neufahrwasser Memel ..

1“ Münster .. Karlsruhe. Wiesbaden München. Chemnitz. Berlin.. Wien... Breslau .. Schnee Ile d'Aix. 4 heiter Nizza.. 1 still wolkig

1 Regen

5S”

9

S 8 ———

656

4 2

η

S S1 2

5

3 1

8

märchen.

98988.

6A ¶‿

2 8 2

Vorstellung

5

n Sonntag: ) Schnee. ) Reif. ““ Liebe. Abends Uebersicht der Witterung.

Ein tiefes barometrisches Minimum liegt über Nord⸗England, einen Ausläufer südwärts nach den Alpen entsendend, welch letzterer schwache südliche und südöstliche Winde über Deutschland verursacht, sodaß die oceanische Luftströmung zu unseren Gegen⸗ den noch keinen Zutritt hat. Das Wetter ist in Deutschland vorwiegend trübe und durchschnittlich wärmer, in den westlichen und centralen Gebiets⸗ theilen herrscht nur noch leichter Frost, in den süd⸗ westlichen Thauwetter. Stellenweise haben in Deutsch⸗ land leichte Schneefälle stattgefunden. b

Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Freitag: Opern⸗

haus. 64. Vorstellung. Cavalleria rusti- Cana (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Terxt nach dem gleich⸗ namigen Volksstück von Verga. In Scene ge⸗ setzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Musikdirector Wegener. Vorher: Der Waffen⸗

Fünf Dichter.

Fünf Dichter.

Male: mit Gesang

Tellheim. Sonntag:

Freitag:

8

Komische Oper in Dirigent:

Schauspielhaus. brochene Krug. Kleist. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max ( Ser eingebildete Kranke. in 3 Aufzügen von I.

Baudissin'schen Uebersetzung. Ober⸗Regisseur Max Grube.

Sonnabend: Opernhaus. 65. Vorstellung. Caval- leria rusticana (Bauern⸗Ehre). 1 Aufzug von Pietro Mascagni. gleichnamigen Volksstück von Verga. In gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Musikdirector Wegener. H Kreuz. Oper in 2 dem Französischen von H. S. von Mosenthal.

Taglioni.

. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. Märchen⸗Schwank in 6 Bildern von Ernst von Wildenbruch. Emil Graeb. Ober⸗Regisseur Max Grube. Herr Steinmann.

Deutsches Theater. Freitag: Das Winter⸗ Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Haus Lonei.

Sonntag: Haus Lonei.

Die erste Aufführung von „Gyges Ring“, Tragödie fu Hebbel, findet am Montag statt.

Berliner Theater. Freitag: 26. Abonnements⸗ 3 orf Die Königsbrüder. Anfang 7 Uhr. 8 Sonnabend: Schlimme Saat.

8 Nachmittags 2 ½ Uhr: 7 ½ Uhr: Der Hüttenbesitzer.

Lessing⸗Theater. Freitag: Gleiches Recht. Sonnabend: Paragraph 330 (Fiaker 117).

Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Gleiches Recht. Abends 7 Uhr: Paragraph 330 (Fiaker 117).

Wallner⸗Theater. Bvette. (nach Carl Laufs und Maximilian Kraemer. Musik von Victor Holländer. bürger. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Zum 1. Male: Sein bester Freund. Schwank in 4 Acten von Fritz Brentano und Karl

50 Nachmittags⸗Vorstellung zu ermäßigten Preisen. Gewagte Mittel. von Francis Stahl.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. 1: Mit neuer Ausstattung Das Sonntagskind.

1 3 Acten von Albert Musikdirector Wegener. An⸗ Carl Millöcker. In Scene Fritzsche.

70. Vorstellung. Der zer⸗ 8 Lustspiel in 1 Aufzug von H. von fang 7 Uhr. Lustspiel koliére, mit Benutzung der In Seene gesetzt vom

Anfang 7 Uhr. Zum 14. Male:

burg. Freitag: 1 Oper in Text nach dem fang 7 ½ Uhr.

Scene Sonnabend: Riquette. ur T. Dirigent: Hierauf: Das goldene Acten von Ignatz Brüll. Text nach Dirigent: Musikdirector Stromtid“ von Fritz Reuter.

71. Vorstellung. gerichtet von August Junckermann.

Das heilige

Musik von Ferdinand Hummel. In Scene gesetzt vom Musikalische Diree⸗

Anfang 7 Uhr.

Adolph Ernst⸗Theater.

78. Male: Der Tanzteufel. 4 Acten von Ed. Jacobson

Gustav Steffens. Ernst. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Der Tanzteufel.

und sein

in 5 Aufzügen von Friedrich

Direction: Emil Thomas.

Dreher aus München. EWTöö“ Chivot) von F. Zell. Sonnabend:

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr:

Moser. (Parquet⸗Fautenil 1 ℳ)

Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von ke. gesetzt von Julius . Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die Decorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen Costume vom Garderoben⸗Inspector Ventzky. An⸗

Sonnabend: Z. 52. Male: Das Sonntagskind.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ 2 Zum Riquette (Ma Cousine). Lustpiel in 3 Acten von Henry Meilhac. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. An⸗

Belle-Alliance-Theater. Freitag: 3. Gast⸗ Tanz spiel des Kgl. Hofschauspielers August Junckermann. „Reuter⸗Cyelus“. Erster Abend: Onkel Bräsig. Lebensbild in 5 Acten nach dem Roman „Ut mine Für die Bühne ein⸗ ic Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Freitag: Gesangsposse in E son und W. Mannstädt. Couplets theilweise von Gustav Görß. In Scene gesetzt von Adolph

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. - Freitag: des Königlich bayerischen Hofschauspielers Conrad Zum 4. Male: Die Hoch⸗ (1 zeit des Reservisten. Posse mit Gesang in 4 Auf⸗ zügen (nach dem Französischen der Herren Duru und Julius Stern. Gesangsterte von Isidor Fuchs. Anfang 7 ½ Uhr.

G Conrad Dreher als Gast. 5. Male: Die Hochzeit des Reservisten. u mi 88 Volksthümliche Vorstellung zu ermäßigten Preisen. Reif⸗Reiflingen. Schwank mit Gesang in 5 Aufzügen von G. von

Musik von

Nr. II. von Liszt. „Nord und Süd“, Walzer don Warnke. „O cara memoria“ für Cello von Servais (Herr Schmid). Phantasie aus „Cavalleria rusti- cana“ von Mascagni. „Fatherland“ für Piston von Hartmann (Herr Böhme).

Circus Renz. Karlstraße. Freitag, Anfang Uhr: Große Komiker⸗Vorstellung. Auftreten der Clowns C. Godlewskyv, 3 Gebrüder Briatore, Paul und William, Gebrüder Dianta und Warne, Herrmann, Gebrüder Kronemann, Misco ꝛc. in ihren höchst komischen Entrées und Intermezzos. Zum 174. Male: ☛̈ Auf Helgoland oder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausstattungs⸗ Pantomime in 2 Abtheilungen vom Director E. Renz. Nationaltänze (65 Damen) ꝛc. Einlage: „Tscherkessen“. Dampfschiff⸗ und Bootfahrten, neue überraschende Licht⸗ und Feuereffecte. 80 Fuß hohe Riesenfontäne. Außerdem: Auftreten der Gebr. Rasso. Zum ersten Male in Berlin: 1) Heben eines Orchesters von 12 Mann. 2) Trägt Ferdinand Rasso ein Klavier sammt Pianist, Flötist und Violinist, welche schwebend eine Concertpiece vor⸗ tragen. Auftreten einer Wiener Damenkapelle. Prinz Carneval und sein Gefolge, komisch⸗equestr. Arrangements mit 12 Freiheitspferden, dressirt und vorgeführt von Herrn Franz Renz. „Emperor“, geritten von dem Schulreiter Herrn Gaberel. Mlle. Edith auf ungesatteltem Pferde. Frl. Natalie, Parforcereiterin. Mlle. Theresina auf dem 20 Fnß hohen Drahtseil. Mr. Jules, Jockey⸗ reit r ꝛc.

Sonnabend: C. Godlewsky.

Zum

Musik von

Benefiz für den beliebten Clown

Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr Kind frei): Auf Verlangen: Die lustigen Heidelberger. Abends 7 ½ Uhr: Auf Helgoland.

9. Gastspiel

₰¼

Zum

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Anna von Stephan mit Hrn. Prem.⸗Lieut. von Napolski (Berlin). Frl. Mar⸗ garete Schwarzkopf mit Hrn. Landrichter Richard

Marie

Altsmann (Nauen Berlin). Frl.

[70379]

Freitag: Zum letzten Carnevalsposse in 3 Acten

einer französischen Idee) von 9 Vorm.

Hohenzollern⸗Galerie am Lehrter Bahnhof. Gr. histor. Rundgemälde 1640 . 11 Ab. 1 Kinder 50 ₰.

Pfannschmidt mit Hrn. Archidiakonus Friedrich

Kreipe (Berlin —Sondershausen). 1 Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Georg

von Schulz (Freiberg i. Sachsen). Eine Tochter: Hrn. Lieut. Werner von Lenthe (Bonn). Gestorben: Verw. Fr. Ober⸗Regierungs⸗Rath

1890.

Vorher: Der berühmte Mit⸗ Geöffnet von 12 11 Uhr. wissenschaftlichen Theater. zettel. Anfang 7 ½ Uhr.

Uranin, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag⸗

Mathilde von Scheel, geb. Gräfin von Bülow (Potsdam).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director Berlin: 8

Lustspiel in 3 Acten

Parquet 1 ℳ*ℳ Anfang 4 Uhr. Conecerte.

Concert-fjaus. Freitag:

Concert. Anfang 7 Uhr.

zum 51. Male:

Operette in 3 Acten von 8 8

von Supp

Karl

Ouv. „Mignon“ von Thomas. „Leichte Cavallerie“

Polonaise von Stöhr. Ung. Rhapsodie

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen seinschließlich Börsen⸗Beilage).

Meyder⸗

Boetticher und von

s⸗Alnzeige

Deutscher Reichstag. 191. Sitzung vom Mittwoch, 9. März. 12 Uhr.

Am Tische des Bundesraths die Staatssecretäre Dr. von Maltzahn. 3 erathung des Etats der Zölle, Ver⸗ brauchssteuern und Aversen, speciell die gestern unter⸗ brochene Discussion des Antrags Menzer und Genossen, den Zollsatz für Tabackblätter, unbearbeitet, und 3 28 b Stengel von 85 auf 125 für den Doppelcentner zu erhöhen, wird fortgesetzt. Der Antrag ist von conservativen und vier nationnalliberalen Vertretern der Pfalz unterstützt.

Abg. Brünings (nl.): Die Lage der pfälzischen Tabackbauer sei infolge des Mißverhältnisses zwischen der inländischen Steuer und dem Auslandszoll eine überaus ungünstige. Der Umfang der mit Taback bebauten Flächen nehme stetig ab in dem Maße, als aus⸗ ländische Tabacke zu einem verhältnißmäßig niedrigen Zollsatze in der Pfalz eingeführt würden. Es sei auch kein Wunder, daß gerade der deutsche Tabackhändler und Cigarrenfabrikant namentlich die billigen ausländischen Tabacke benutze. Er habe die ausländischen Tabacke bequem zur Hand, vermeide die Unbequemlichkeiten mit der inländischen Steuer und trage nicht die Gefahr des Transports. Der pfälzische Tabackbauer aber arbeite bei den hohen Herstellungskosten ohne jeden Gewinn. Dieser Mißstand würde verschwinden, wenn der Zoll von 85 auf 125 erhöht würde. Der inländische Taback würde dann bei gleicher Güte an die Stelle des ausländischen treten, die Einfuhr ausländischen Tabacks würde auf das richtige Maß beschränkt werden und der Handel würde einen neuen Aufschwung erfahren. Der Taback⸗ bau würde sich wieder mehr dem Qualitätsbau zuwenden und der deutsche Bauer die Früchte seiner ehrlichen Arbeit und seines Fleißes wieder ernten. Der bayerische Finanz⸗Minister habe vor wenigen Tagen in der bavyerischen Kammer die Berechtigung der Klagen der deutschen Tabackbauer anerkannt und, soweit an ihm liege, Abhilfe versprochen. Hoffentlich betrete der Bundes⸗ rath denselben Weg durch Annahme des Antrags Menzer. 8

Abg. Dr. Clemm (nl.): Der beste Taback in der Pfalz werde auf Sandboden gebaut, und von einer Fruchtfolge könne nicht die Rede sein, wenn der Tabackbau ganz wegfalle; es fehle dann der Dung für die anderen Feldfrüchte. Mit Recht beklagten sich die Pfälzer über manche Miß⸗ stände bei der dortigen Steuerabfertigung, namentlich über das Ver⸗ wiegen des Tabacks. Im Gegensatz zu Baden bestimme in der Pfalz der Zollbeamte, wann der Taback verwogen werde. Es tomme vor, daß der Taback vierzehn Tage auf dem Haufen liegen müsse und verderbe. 1

Abg. Dr. Barth (dfr.): Die Klagen der Pfälzer mögen in mancher Beziehung berechtigt sein; indessen ergebe doch die Statistik der letzten zehn Jahre, daß sich die Lage keineswegs zu Ungunsten der Tabackbauer verschoben habe. Der Durchschnittsertrag an trockenen Tabackblättern habe in den letzten zehn Jahren 412 240 Doppel⸗Ctr., 1890/91 dagegen 423 720 Doppel⸗Ctr. und der Preis im ersten Zeit⸗ raum einschließlich der Steuer 75,5 ℳ, 1890/91 75,8 betragen. Man könne also mit einem Rückgang der Preise diesen Antrag nicht begründen. Im Anschluß an den Titel „Zölle“ dürfe er noch kurz dar⸗ auf hinweisen, daß am 6. Februar nach dem Inkrafttreten der Handels⸗ verträge der Weizenpreis über Roggen lasse sich wegen der russischen Verhältnisse nichts Sicheres darthun in Berlin 201,7 ℳ, in Lon⸗ don 170,9 gekostet habe, während drei Monate früher die Preise 193,8 und 240 betragen hätten. Der Unterschied von 46 am 6. November 1891 habe sich also auf 31 am 6. Februar 1892 vermindert. Dieser Unterschied sei um 15 zurückgegangen, genau um so viel, wie die Zollermäßigung betrage. Damit sei der Beweis geliefert, daß der Zoll voll und ganz von inländischen Consumenten getragen werde, daß er um den vollen Betrag das Korn vertheuere, und daß also die Forderung der Abschaffung jedes Getreideszolls immer wieder erhoben werden müsse. Ebenso lasse sich heute ziffermäßig genau nachweisen, daß derselbe Einfluß sich auch in den Brotpreisen aus⸗ drücke. Nach der statistischen Aufmachung des Herrn Hirschberg habe im Januar 1891 der Roggenpreis in Berlin durchschnittlich 17,92 für den Doppelcentner betragen, er sei im Dezember bis 23,83 gestiegen. Das Roggenbrot habe im Januar 1891 durchschnittlich 28,39 für den Doppelcentner betragen, Ende Dezember dagegen 34,63 ℳ, derselbe Unterschied wie beim Roggenpreis. Er habe die Behauptung aufgestellt, daß selbst bei dem verminderten Getreidezoll von 35 die Gesammtlast, die das deutsche Volk infolge dessen zu tragen habe, mindestens 200 Millionen Mark betrage.

Staatssecretär Freiherr von Maltzahn:

Ich glaube im Interesse des Hauses zu handeln, wenn ich auf die Frage der Getreidezölle, welche ja eben durch das Inkrafttreten der Handelsverträge eine Lösung gefunden hat, im gegenwärtigen Momente nicht weiter eingehe. Nur in einer Beziehung möchte ich den über diesen Punkt gemachten Ausführungen des Herrn Vorredners doch sofort ein Fragezeichen hinzufügen.

Der Herr Vorredner meinte, daß der Preisabschlag, welcher nach dem 1. Februar innerhalb Deutschlands bei der Brotfrucht eingetreten ist, ausschließlich seine Ursache habe in der Ermäßigung der Zölle. (Zuruf.) Ich habe die Sache so aufgefaßt, als ob der Vorredner dies gemeint habe. Sollte ich mich geirrt haben, so würde meine Entgegnung seine Ausführungen nicht treffen. Ich habe aber in den Ausführungen vermißt die Erwähnung eines Moments, welches meiner Meinung nach bei diesem Preisabschlag sehr erheblich mitbestimmend gewirkt hat, nämlich das Hineinströmen des mit Rücksicht auf den am 1. Februar zu erwartenden niedrigeren Zoll zurückgehaltenen Getreides.

8 5 drig b Ich möchte glauben, daß dieses Moment dazu mitgewirkt hat, den Preisabschlag, der seit dem 1. Februar eingetreten ist, stärker eintreten zu lassen, als er ohne Mitwirken dieses Moments eingetreten sein würde.

Das Wort habe ich mir aber nicht um dieser Frage willen er⸗ beten, sondern um eine kurze Erklärung in Bezug auf den Antrag der Herren Menzer, Graf Douglas und von Winterfeldt⸗Menkin ab⸗ zugeben. Und diese Erklärung kann nur dahin lauten, daß die ver⸗ bündeten Regierungen, wenn der Reichstag einen solchen Antrag be⸗ schließen sollte, ihn in Erwägung nehmen werden. Wie aber ihre Entscheidung materiell ausfallen würde, das bin ich heute völlig außer stande zu erklären, denn zur Zeit sind die verbündeten Re⸗ gierungen noch nicht in der Lage gewesen, zu diesem Antrage Stellung zu nehmen. Der Antrag ist allerdings vor einem Jahre hier im Reichstage auch bereits einmal gestellt und verhandelt worden. Er ist aber bekanntlich vom Reichstag in der Sitzung vom 10. Februar abgelehnt. Nun verkenne ich allerdings nicht, daß dieser ablehnende Beschluß des Reichstags dadurch wesent⸗ lich an Bedeutung verliert, daß bei einer späteren Abstimmung in der⸗ felben Sitzung sich herausstellte, daß der Reichstag damals wahrschein⸗ lich nicht so zahlreich versammelt war wie heute (Heiterkeit) denn

Die zweite

bei einer späteren Abstimmung in derselben Sitzung ergab sich die Beschlußunfähigkeit des Hauses.

Ueber den zweiten Theil des damaligen Antrages der Herr Präsident gestattet mir vielleicht, auf diese Frage gleich einzugehen, ob⸗ wohl dies eigentlich erst zur Tabacksteuer gehört —, welcher eine Er⸗ mäßigung der inneren Tabacksteuer bezweckte, ist dann die Abstimmung in der nächsten Sitzung wiederholt, und dieser Theil des damaligen Antrags ist den verbündeten Regierungen von Seiten des Reichtags überwiesen worden. Die verbündeten Regierungen haben ihrerseits diese Resolution des Reichstags den zuständigen Ausschüssen über⸗ wiesen. Von den Ausschüssen ist aber über die Angelegenheit noch nicht verhandelt. (Heiterkeit.)

Meine Herren, ich glaube auch, daß in diesem Nichtverhandeln der Ausschüsse nicht irgend eine Verschleppung der Angelegenheit gefunden werden kann, wenn Sie Folgendes erwägen. Unmittelbar vor der Berathung dieses Gegenstandes im vorigen Jahre ist dem Reichstag von Seiten der verbündeten Regierungen eine Denkschrift vorgelegt worden, die das Ergebniß von Verhandlungen über Tabacksteuer und Tabackzoll war, welche seit dem Jahre 1888 ununterbrochen gepflogen wurden. Durch diese Denkschrift war die Frage damals zu einem gewissen Abschlusse gediehen, und das Resultat dieser Ermittelungen und Verhandlungen ist Ihnen unter dem 7. Februar 1891 mitgetheilt. Wenn nun wenige Tage darauf über eine Frage, welche in dieser Denkschrift erörtert und in ablehnender Weise beantwortet war, eine Resolution des Reichstags an die verbündeten Regierungen über⸗ wiesen wurde, so glaube ich, war es völlig sachgemäß gehandelt, wenn die Ausschüsse des Bundesraths nicht sofort in die Berathung dieser Resolution eintraten. Denn wenn sie damals unmittelbar in die Berathung dieser Resolution eingetreten wären, so hätte, da in⸗ zwischen an der Sachlage nichts verändert war, der Beschluß unter allen Umständen nur ein ablehnender sein können. Ich glaube also: es hat im Interesse der Sache selber gelegen, wenn diese Berathung hinausgeschoben ist. Nun ist aber, soweit ich sehen kann, auch im verflossenen Jahre bis vor wenigen Tagen in der Sachlage nichts erhebliches geändert.

Es ist allerdings in dem Wirthschaftsjahre 1891/92 ein geringer Rückgang in der mit Taback bebauten Fläche, ein geringer Rückgang in der Zahl der Pflanzer und in der Zahl der bepflanzten Grundstücke eingetreten, aber dieser Rückgang ist nicht größer, als er, wie Sie aus der Tabelle X der vorjährigen Denkschrift sehen können, mit ziem⸗ licher Regelmäßigkeit jedesmal eingetreten ist, wenn in dem vorher⸗ gegangenen Jahre die Preise für den inländischen Taback sich in sinken⸗ der Richtung bewegt hatten. Es ist fast regelmäßig auf den Preis⸗ abschlag in einem Jahre eine Verminderung der Anbaufläche im nächsten Jahre gefolgt, es ist auf eine Preissteigerung in einem Jahre eine Steigerung der Anbaufläche im folgenden Jahre ge⸗ folgt, und dieser Hergang, den Sie auf Seite 10 und 11 der Ihnen im vorigen Jahre vorgelegten Denk⸗ schrift finden, hat sich auch in den beiden letzten Jahren wiederholt. Die Anbaufläche des Jahres 1891/92 steht zurück hinter der des Jahres 1890/91, welches geringere Preise hatte, als sein Vorjahr. Die Anbaufläche ist aber 1891/92 immer noch größer, und insbesondere ist die Zahl der im Jahre 1891/92 mit Taback bepflanzten Grund⸗ stücke höher als die Zahlen im Jahre 1889/90:; etwas geringer als im Jahre 1889/90 ist allerdings die Zahl derjenigen Pflanzer, welche im Jahre 1891/92 sich mit dem Tabackbau beschäftigten.

Die verbündeten Regierungen werden also abzuwarten haben, was der Reichstag über diesen ihm vorliegenden Antrag beschließen wird. Sollte dieser Antrag vom Reichstag angenommen werden, so wird dieser Beschluß des Reichstags bei den weiteren Erwägungen des Gegenstandes natürlich von den ver⸗ bündeten Regierungen auch in Betracht genommen werden, wie ebenfalls seitens der verbündeten Regierungen bei Erörterung des Gegenstandes dasjenige nicht übersehen werden wird, was vor wenigen Tagen und das ist der Punkt, in dem neuerdings eine Aenderung der Sachlage eingetreten ist im baverischen Landtage über die gleiche Angelegenheit verhandelt worden ist.

Abg. Dr. Bürklin (nl.): Die Agitation der Interessenten für die Erhöhung des Tabackzolls sei wesentlich durch die vorjährige Denkschrift veranlaßt, die erwähne, daß keine der Bundesregierungen sich für die Ermäßigung der Tabacksteuer, wohl aber einzelne sich für die Erhöhung des Zolls ausgesprochen hätten; da hiernach also die Denkschrift fast keine Aussicht darauf mache, daß durch eine Aenderung des Steuersatzes und des Steuersystems den berechtigten Klagen der deutschen Tabackbauer abgeholfen werde, so wollten es die Interessenten jetzt einnal mit dem Zoll versuchen. Wenn im ganzen auch die Tabackanbaufläche in ganz Deutschland in den letzten zehn Jahren keinen gewaltigen Rückgang erkennen lasse, so sei doch gerade in den Gebieten, wo der Tabackbau von Alters her gepflegt worden sei, in der bayerischen, badischen und hessischen Pfalz, ein sehr erheblicher Rück⸗ gang thatsächlich eingetreten. Diese Erscheinung werde sich auch den Gebieten mittheilen, wo der Tabackbau erst seit neuerer Zeit begonnen habe, und wenn nicht durchgreifende Hilfe komme, werde der Rückgang bald ein allgemeiner sein. Das wäre um so bedauerlicher, als der Tabackbau wesentlich von kleineren E betrieben werde. Wo eine Vermehrung der Tabackanbaufläche fes zustellen sei, handele es sich um Versuche der bedrängten Landwirthe; diese Ver⸗ suche würden aber immer bald wieder aufgegeben. Die durch den deutschen Zolltarif und die der anderen Länder verminderte Ausfuhr und die vermehrte Einfuhr seien gleichzeitig und gleichmäßig schuld an den unbefriedigenden Verhältnissen. Der niedrige Zollsatz habe aber noch die Wirkung, daß amerikanischer Taback, der von anderen Taback consumirenden Ländern durch hohe Zollsätze fern⸗ gehalten sei, die Zollgrenze ohne Beschwer überschreite. Der Ausgleich müsse in der Erhöhung des Zolles gesucht werden; eine Ueberproduction von Taback sei davon nicht zu befürchten, denn Taback könne nur auf ganz besonders dazu geeignetem Boden gebaut werden.

Abg. von Winterfeldt (cons.): Als Vertreter eines Taback bauenden Kreises trete er ebenfalls für den Antrag Menzer ein. Werde diese Cultur unlohnend, dann sei die Existenz der Bevölke⸗ rung eines ganzen Landstrichs gefährdet. Jetzt werde Deutschland thatsächlich mit minderwerthigem Taback überfluthet, den man in Amerika erzeuge, aber nirgends rauche, als in Deutschland; diese Ueber⸗ fluthung mit den minderwerthigsten Sorten habe die heimische Production aufs schwerste geschädigt, und die einzige Abhilfe dagegen liege in der Erhöhung des Tabackzolls. 8

Abg. Scipio (nl.): Käme entweder die Herabsetzung der Steuer von 45 auf 24 oder die Erhöhung des Zolles zu Stande, so würde ein großer Aufschwung der inländischen Tabackcultur die Folge sein, wenigstens für den Augenblick, der sich nach zwei, drei Jahren in normaler Weise setzen werde.

Abg. Molkenbuhr (Soc.): Eigenthümlich an dem Antrage sei es, daß man eine Erhöhung des Zolles auf Tabackstengel verlange, nicht aber eine Erhöhung des Zolles auf die fertigen Cigarren, was doch viel praktischer wäre, wenn man den inländischen Taback, der nur mit folchen fremden Stengeln vermischt verbraucht werde, absatzfähig halten wolle. Ohne fremde Stengel könnte eine-Vermehrung des Consums deutscher Tabacke nur durch eine Vermehrung des Consums an Pfeifentaback eintreten, und daran sei heute nicht zu denken.

Abg. Dr. Höffel (Rp.): Niemand bezweifele, daß die Taback⸗ cultur in Deutschland in den letzten Jahren stark abgenommen habe. Das hänge aber wesentlich mit der ungünstigen Lage der Landwirth⸗ schaft überhaupt zusammen. Auf dem Lande fehle es an Arbeits⸗ kräften trotz hoher Löhne, nach den Städten finde ein solcher Zudrang statt, daß die Leute unter großer Arbeitslosigkeit litten. Nach der letzten Volkszählung habe Berlin von 1 579 000 Einwohnern 712 281 vom platten Lande aufgesogen, ähnlich lägen die Verhältnisse in anderen größeren Städten. Was den Tabackbau anlange, so sei Deutsch⸗ land von lauter Ländern, in denen das Taback⸗Monopol bestehe, um⸗ geben, und auch hier wäre nur durch seine Einführung der Tabackbau lohnend zu gestalten.

Abg. Tröltsch (nl.): Aus den schon von Anderen 8 Gründen sei auch er für die Erhöhung des Tabackzolls. Er habe aber wesentlich eine ihm zur Ueberreichung an den Bundesrath zugegangene Petition empfehlen wollen. Hier werde ein Zollschutz auf den Hopfen gefordert, der jetzt dem russischen gegenüber so wenig wettbewerbungs⸗ fähig sei, daß russischer Hopfen in Nürnberg umgepackt und als deutscher verkauft werde. Hierunter leide der gute Ruf der deutschen Hopfen⸗ production und demnächst seine Absatfäbigkeit Im Wahlkreise Ansbach⸗ Schwabach lege man, das wolle er noch bemerken, auf die Aufrechterhaltung der Getreidezölle den allergrößten Werth und werde sich jeder weiteren Ab⸗ bröckelung der Zölle auf das entschiedenste widersetzen. In den zwei Jahren, die er dem Hause angehöre, habe er die Erfahrung ge⸗ macht, daß die kleinen Landwirthe den Werth der Getreidezölle sehr hoch schätzten und daß ihre Erhaltung für sie eine Lebensfrage sei. Auch das kleinste Dorf von 400 Einwohnern verkaufe für 6 7000 Getreide. Man müsse die Kaufkraft der Landwirthschaft im Interesse der Industrie erhalten.

Abg. Dr. Orterer (Centr.): Gewiß sollte der Schutz für den einheimischen Hopfen auf den verschiedenen Wegen ermöglicht werden, die der Vorredner angedeutet habe. In der bayerischen Kammer sei bereits auf die Sache aufmerksam gemacht und bei Berathung der Handelsvertrage habe er die Aufmerksamkeit der Regierungen darauf gelenkt. Was den Tabackbau betreffe, so bezweifle er, daß die Zollerhöhung das Uebel beseitigen werde; größeres Gewicht sei auf die Verminderung der Steuer zu legen. Moͤchten die Regie⸗ rungen die bessernde Hand baldigst anlegen, bevor es zu spät sei! Gegen das Taback⸗Monopol, das sich in manchen Kreisen einer gewissen Schmackhaftigkeit erfreue, habe er große Bedenken. Die Landwirthschaft und der Gewerbestand fingen schon jetzt sehr zu klagen an über die Verminderung der Getreidepreise. Er sei der Meinung, daß der Schutz und die Förderung der Interessen der Landwirthschaft allen anderen vorgehe.

Abg. Broemel (dfr.): Nach den Marktberichten hätten die Roggenpreise auf dem zollgeschützten Markte Berlin am 23. Februar 1891 175 ℳ, auf dem zollfreien Markte Amsterdam 125,80 betragen. Der Unterschied habe etwa 50 entsprechend dem damals in Deutsch⸗ land erhobenen Zolle betragen. Am 23. Februar dieses Jahres habe der Roggen in Amsterdam 180 ℳ, in Berlin 214 gekostet. Auch dieser Unterschied entspreche dem gegenwärtigen Zoll von 35 Die Ermäßigung der Getreidezölle sei also thatsächlich bereits der consu⸗ mirenden Bevölkerung fühlbar geworden. Der jetzt bestehende Tabackzoll sei bereits ein außerordentlich hoher. Der Duvrchschnitts⸗ werth des inländischen Tabacks betrage 30 für den Doppel⸗Centner. Auf einer Waare von 30 stehe schon jetzt ein Zoll von 85 ℳ, sodaß also nach Abzug der Steuer von 45 immer noch ein Schutz⸗ zoll von 40 auf Taback bestehe, d. h. 133 % vom Werthe der Waare. Würde der Zoll auf 125 heraufgesetzt, so ergebe das nach Abzug der Steuer einen Schutzzoll von 80 für den Doppel⸗ Centner, also eine Erhöhung auf 266 % des Werthes.

Abg. Freiherr von Stumm (Rp.): Seine Partei stehe auf dem Standpunkt: wenn es der Allgemeinheit wohlergehen solle, müsse es auch jedem einzelnen Erwerbszweige wohlergehen. Die Linke wolle es dagegen der Allgemeinheit wohlergehen lassen ohne Rücksicht, ob dadurch einzelne Erwerbszweige geschädigt oder sogar vernichtet würden.

Abg. Dr. Barth (dfr.): Bei dieser die Bevölkerung tief be⸗ rührenden Frage müsse man sich von allgemeinen Redewendungen ent⸗ fernen und sein Urtheil auf thatsächliche Beobachtungen stützen. Der Abg. Dr. Orterer habe ihm keine Thatsachen entgegengehalten. Man werfe seiner Partei vor, daß sie nur ihre alten Gründe wiederhole. Sie werde sie so oft vortragen, bis die Mehrheit sich von der Schäd⸗ lichkeit der Getreidezölle überzeuge. 2

Abg. Menzer (cons..): Durch Verminderung der Getreidezölle würde man nur die Landwirthschaft zu Grunde richten und die Be⸗ völkerung des platten Landes vernichten. Wenn auch durch die Handelsverträge der Getreidepreis gesunken sei, das Gewicht des Brotes sei dadurch nicht um 10 g gestiegen. Der Abg. Dr. Barth habe bewiesen, daß er vom Tabackbau nichts verstehe. Seine Be⸗ hauptung, daß der inländische Taback sich mit den ausländischen nicht vergleichen könne, verdiene festgehalten zu werden. Daß der vor⸗ liegende Antrag die Interessen der Cigarrenarbeiter schädige, könne er dem Abg. Molkenbuhr nicht zugeben. Die Erhöhung des Zolles werde nur den ganz geringen Preisaufschlag von 0,2 für die Cigarre ausmachen, also den Consum nicht beschränken. Dagegen biete der Antrag den Producenten bedeutende Vortheile. Die Staaten, mit denen das Reich jetzt Handelsverträge abgeschlossen habe, führten keinen Taback nach Deutschland aus. Er bitte die Regierung, diese Staaten bei weiteren handelspolitischen Abmachungen darauf auf⸗ merksam zu machen, daß Deutschland einen Taback baue, der sich außer⸗ ordentlich gut für das Ausland eigne. Die Schweiz habe früher große Mengen von deutschem Taback eingeführt. Er möchte noch die badische Regierung fragen, wie sie sich zu den zahlreichen Petitionen der badischen Tabackbauer stelle. Er bitte im Interesse der deutschen Tabackbauer um Annahme des Antrags.

Abg. Holtz (Rp.): Der Abg. Dr. Barth habe behauptet, daß von 50 Millionen Heutschen nur 20 Millionen ein Interesse an den Ge⸗ treidezöllen hätten. Diese Behauptung widerlege die Thatsache, daß bei der Herbstrekruteneinstellung im Jahre 1890 127 650 Rekruten vom Lande und nur 53 841 Rekruten aus den Städten ausgehoben worden seien. Der Abg. Dr. Barth habe bedauert, daß der Reichs⸗ kanzler sich der weiteren Herabsetzung der Getreidezölle widersetzen wolle. Seine (des Redners) Partei sei dem Reichskanzler für seine Aeußerung außerordentlich dankbar. Möge er zum Segen der ganzen Nation an seinem Entschluß festhalten!

Großherzoglich badischer 2 evollmächtigter zum Bundesrath Ge⸗ heimer Ober⸗Finanz⸗Rath Scherer: Der Abg. Menzer habe geftagt, wie die Großherzoglich badische Regierung sich zu den zahlreichen Petitionen um Ermäßigung der Tabacksteuer stelle, die ihr zugegangen feien. Er könne sich darauf beschränken, ihn auf die öffentlichen Ver⸗