1892 / 62 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

. Der Stadtverordneten⸗Versammlung ist in der gestrigen Sitzung, wie die „N. A. Ztg.“ mittheilt, die Antwort auf die Petition über das Polizeikostengesetz zugegangen. Sie lautet dahin, daß durch Beschluß des Abgeordnetenhauses diese Petition als erledigt zu betrachten sei. Stadtverordneter Sachs II. fragte hier⸗

auf beim Magistrat an, wie weit die Angelegenheit, betreffend die An⸗ legung einer Uferstraße zwischen Mühlendamm und Waisen⸗ brücke gediehen sei. Stadtv. Friedel theilte den Inhalt eines erst gestern beim Magistrat eingegangenen Schreibens der Ministerial⸗ Baucommission mit, worin diese die Zweckmäßigkeit der Uferstraße nicht in Abrede stellt, jedoch vorläufig sich nicht bestimmt entschließen zu können erklärt, da die Ufer der Spree infolge ihrer Regulirung verändert werden müssen. Es soll in der nächsten Conferenz der be⸗ theiligten Behörden darüber berathen werden.

Bei der Berathung über den Bau des Hafens am Urban wurde folgende Resolution angenommen: „Die Versammlung ersucht den Magistrat, mit den Arbeiten zur Herstellung des Hafens am

Urban möglichst schnell vorzugehen. Die im Vorjahre beschlossene

Resolution: „Die Versammlung ersucht den Magistrat, ihr das Projeect wegen Regulirung der Panke nunmehr recht bald zugehen zu lassen“, wurde wiederholt. Bei dem Etat der Park⸗

und Gartenverwaltung wurde beantragt, die vorjährige

Resolution, betreffend die Vorlage über die Umgestaltung der Straße „Unter den Linden“ zu wiederholen. Dieser Antrag wurde an⸗ genommen und dann der Magistrat ersucht, der Versammlung die Specialpläne zur Herstellung des Victoriaparks, soweit Hochbauten und die Brücke in Betracht kommen, recht bald zur Genehmigung

vorzulegen und die Herstellungsarbeiten nach Möglichkeit zu be⸗ schleunigen.

Der Leiche des Geheimen Commerzien⸗Raths Louis Schwartz⸗ kopff folgten, wie wir der „Tägl. Rdsch.“ entnehmen, Donnerstag Nach⸗ mittag 3000 Leidtragende in feierlichem Zuge, wobei 29 Banner und Fahnen mitgeführt wurden. Der Sarg war vorher im Saale der Wohnung aufgebahrt und mit kostbaren Kränzen fast ganz bedeckt. Im Auftrage Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin überbrachte der Ober⸗Hofmeister Freiherr von Mirbach

v mächtigen Blumenkranz. Zur Leichenfeier erschienen der

Minister des Königlichen Hauses von Wedell, der Ministerial⸗

Director a. D. Weishaupt, der Wirkliche Geheime Ober⸗ Baurath Schwedler, der Geheime Regierungs⸗ und Baurath Professor Ende, der Commerzien⸗Rath Henneberg, der Ge⸗ heime Regierungs⸗Rath Professor Reuleaux, der General⸗Lieute nant Golz und viele Vertreter fast aller bedeutenden Maschinenfabriken und technischen Vereine. Die Trauerrede hielt der Vorsteher des Lazarus⸗Krankenhauses, Pastor Böhme. Inzwischen hatte sich in der Thier⸗ zartenstraße der Zug der Arbeiter geordnet, an dessen Spitze drei

Meister der Schwartzkopff'schen Fabrik mit großen Palmen

Dann folgte die Kapelle der Garde⸗Füsiliere, hierauf

große Banner der Berliner Maschinenbauer und das

er Schwartzkopff'schen Stammfabrik, dem sich die Arbeiter

ieser Abtheilung anschlossen. Als zweite Gruppe folgten

ie Arbeiter des neuen Werks mit dem zweiten Schwartzkopff'schen

Banner. Jeder einzelnen Werkstatt wurde ein mächtiger Kranz vor⸗ ngetragen. Die dritte Gruppe bildeten die Abordnungen der andern

Fabriken. Dem Leichenwagen voran und zur Seite schritten vierzehn Beamte der Fabrik mit Palmen. Auf dem alten Dorotheenstädtischen erfolgte die Beisetzung, wobei Pastor Hagenauer die Trauer⸗

rede hielt.

Die kaufmännische Fortbildungsschule für Mädchen,

Georgenstraße 30/31, unter Leitung des Realgymnasial⸗Directors Professors Dr. B. Schwalbe, die im letzten Halbjahr von 315 Schülerinnen besucht wurde, eröffnet am 1. April ihr Sommerhalb⸗ ahr. Der Unterricht wird, wie bisher, folgende Unterrichtsfächer

umfassen: Deutsch, kaufmännische Correspondenz, kaufmännisches Rechnen, einfache und doppelte Buchführung, Handelslehre, Schreiben, Stenographie, Englisch, Französisch und Schreibmaschine und findet an vier Abenden der Woche von 8 bis 10 Uhr statt; das Honorar für alle Fächer zusammen beträgt 9 Alles Nähere wird durch Säulen⸗ anschläge bekannt gemacht. Prospecte sind im Vereinsbureau, Roß⸗ straße 281, zu haben, woselbst auch Anmeldungen entgegen genommen werden.

9

Die Dörstling'sche höhere Mädchenschule beging gestern in der Aula des Falk⸗Realgymnasiums das Andenken an die verewigte Königin Louise durch eine patriotische Feier, zu welcher sich eine zahlreiche Zuhörerschaft eingefunden hatte. Gesang und Declamations⸗ vorträge wechselten mit einander. Aus der großen Zahl dieser seien hervorgehoben: Körner’s Gedicht „Vor Rauch's Büste der Kö⸗ nigin Louise“, sowie das Seiner Majestät dem Kaiser gewidmete Fest⸗ spiel „Germania's Huldigung“ (Dichtung von Johanna Siedler). Die Ausführung der Declamationsvorträge sowie die der von Th. Krause componirten sehr wirkungsvollen Gesangstücke hatten Elevinnen der Anstalt übernommen; sie kann als eine sehr gelungene und⸗lobens⸗ werthe bezeichnet werden.

Zur Veranstaltung einer Gedenkfeier für den großen Päda⸗ gogen Comenius aus Anlaß seines 300 jährigen Geburtstages hat sich ein Ausschuß gebildet, in den der Gymnasiallehrer⸗, der Realschul⸗ lehrer⸗, der Rectoren⸗, der Berliner Lehrerverein und der Volksschul⸗ lehrerinnen⸗Verein Delegirte entsandt haben. Für den 28. März ist ein Festact im großen Saale des Rathhauses geplant, am 31. März wird in der Philharmonie ein Festcommers stattfinden, der eingeleitet werden soll mit einer Darstellung einiger Scenen aus des Comenius Schola ludus in der Bearbeitung des Oberlehrers Wilhelm Bötticher in Hagen. Die Regie ist Herrn Dr. Rud. Meier vom Leibniz⸗ Gymnasium übertragen worden.

In Leipzig, Stuttgart und anderen Städten sind an den Pferdebahnwagen seit mehreren Jahren Läute⸗Apparate an⸗ gebracht worden, durch die der Kutscher im Augenblick der Gefahr gleichzeitig warnen und bremsen kann. Wie die „Voss. Ztg.“ hört, soll diese Einrichtung auch hier eingeführt werden.

Straßburg, 8. März. Gestern Abend wurde, wie die „Straßb. P.“ berichtet, hier in der Brandgasse 15 an dem Sengen⸗ wald'schen Hause das Denkmal für den Kurprinzen Karl Emil von Brandenburg vollendet, dessen Urheber der Ober⸗ lehrer Dr. Froitzheim, der Entdecker des „Dettlingischen oder Man⸗ teuffel'schen Hofes“ insofern ist, als auf seine Initiative der Kaiserliche Statthalter Fürst von Hohenlohe die Ausführung angeordnet hat. Das Denkmal besteht aus röthlich⸗braunem Vvsogesen⸗ sandstein, worin eine geschliffene Spenitplatte mit folgender Gold⸗ inschrift eingelassen ist: „Hier im früher Sturmischen damals Dettlingischen oder Manteufflischen Hofe Starb d. 7. Dez. 1674 der Kurprinz Karl Aemil Sohn des Grossen Kurfürsten von Brandenburg.“ Unter der Gedenktafel ist ein Todtenkranz, darüber das brandenburgische Wappen ein aufgerichtetes Scepter auf einem Schilde in die Einfassung eingemeißelt. Der baldachin⸗ artige Ueberbau wird von der Kurfürstlichen Krone überragt. Das nach dem Entwurf des Architekten Müller von dem Bildhauer Riegger modellirte Denkmal macht einen ernsten und würdigen Eindruck und wird auch kommenden Geschlechtern ein geschichtliches Erinnerungs⸗ zeichen an jene wichtige Epoche unserer vaterländischen Geschichte bleiben, da der Große Kurfürst von Brandenburg in Begleitung seines Sohnes den Kampf um das Elsaß gegen die Uebermacht Frank⸗ reichs aufnahm

ach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Spandau, 11. März. (W. T. B.) Auf der Lehrt Bahn entgleiste heute früh der hintere Theil eines Gut 8 zugs. Ein Beamter des Zugs soll leicht verletzt sein vr⸗ Schaden an Eisenbahnmaterial ist betraͤchtlich. Das sudliche Hauptgeleise ist gesperrt. he

München, 11. März. (W. T. B.) Der Prinz⸗Regen hat anläßlich seines Geburtsfestes dem Justiz⸗Miͤiste Freiherrn von Leonrod das Großkreuz des St. Michael⸗ Ordens, sowie dem Gesandten in Berlin Grafen Lerchen⸗ feld⸗Köfering das Prädicat „Excellenz“ verliehen. 1

Miramar, 11. März. (W. T. B.) Der Kaiser Fran Joseph ist heute früh aus Pest hier eingetroffen.

London, 11. März. (W. T. B.) Das Criminal⸗ gericht von Old Baily verurtheilte den Parlamentsdeputirten Hastings wegen Unterschlagung von Geldern zu fünf Jahren Zwangsarbeit. 1

St. Petersburg, 11. März. (W. T. B.) Oberst von Wendrich hat in einer Cirkular⸗Devpesche an alle Eisenbahnverwaltungen die Nachlässigkeit des Locomotivpersonals und dessen Mangel an Disciplin gerügt. Eine Ausnahme finde nur bei den Südwest⸗ bahnen statt, deren Vorschriften bezüglich des Loco⸗ motivpersonals Oberst von Wendrich zur Einführung auf allen Bahnen empfiehlt. Die Kaiserlichen Vollmachten für den Obersten von Wendrich sind nunmehr aufgehoben worden Er begiebt sich auf seinen früheren Posten zurück, is aber dem Minister der Verkehrsanstalten unterstellt. Heute soll der Congreß der Betriebschefs der russischen Eisenbahnen zusammentreten, dessen Haupt⸗ aufgabe die Verbesserung des Passagierverkehrs sst. Das Ministerium der Verkehrsanstalten plant eine Reihe von Maßregeln, um den directen Eisenbahnverkehr auf möglichst breite Grundlagen zu stellen und die Fahrzeit der Züge nach Möglichkeit abzukürzen.

Brüssel, 11. März. (W. T. B.) Nach einer gerücht⸗ weisen Meldung aus dem Kohlenbecken von Charleroi hat in einer dortigen Grube eine Explosion schlagender Wetter stattgefunden. 200 Grubenarbeiter sollen einge⸗ fahren gewesen sein.

Belgrad, 11. März. (W. T. B.) Der liberale Club beschloß, den Minister⸗Präsidenten Pasiecs in der Angelegen⸗ heit des ihm vorgeworfenen Hoch⸗ und Landesverraths während des serbisch⸗bulgarischen Krieges von 1885 in der Skupschtina zu interpelliren.

New⸗York, 11. März. (W. T. B.) Der „New⸗York Herald“ veröffentlicht ein Telegramm aus Valparaiso, wonach das neue chilenische Cabinet sich constituirt hat. Matte hat das Präsidium und das Portefeuille des Innern, Torro das des Auswärtigen und Edwards das der Finanzen übernommen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

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icht vom 11. März, r Morgens.

von Paul Wegener.

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Saat. Sonntag: Liebe. (Nuscha Ludw. Stahl.)

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Uebersicht der Witterung.

Ein umfangreiches Depressionsgebiet liegt über der Westhälfte Europas mit Depressionscentren über Nordostfrankreich und West⸗Oesterreich. Am höchsten

st der Luftdruck über dem nördlichen Rußland. Die Lzuftbewegung ist allenthalben schwach, nur am Kanal wehen starke nordwestliche Winde. In Deutschland dauert die vorwiegend trübe Witterung fort, stellen⸗ veise ist Schnee gefallen; die Temperatur ist im Westen erheblich herabgegangen, dagegen ist sie im Osten durchschnittlich gestiegen. Ein Streifen mit iner Temperatur unter minus 5 Grad erstreckt sich on Hamburg nach dem Bodensee. In Ostdeutsch⸗ and herrscht noch leichter Frost. Schneehöhe in teufahrwasser 22 cm.

A bends Fünf Dichter. Sonntag:

fang 7 ½ Uhr. Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen. Königliche Schanspiele. Sonnabend: Opern⸗

aus. 65. Vorstellung. Cavalleria rusti- cana (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nach dem gleich⸗ amigen Volksstück von Verga. In Scene ge⸗ fang 7 Uhr. etzt O Regisseur Tetzlaff. irigent: So

Kapellmeister Weingartner. Hierauf: Das goldene Kreuz. Oper in 2 Acten von Ignatz Brüll. Text nach dem Französischen von H. S. von Mosenthal. Tanz Taglioni. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. Feürpen rvngn in H von t Musik von Ferdinand Hummel. 8 Graeb. In Scene gesetzt vom Belle-Alliance-Theater. Son spiel des Kgl. Hofschauspielers August Junckermann. „Reuter⸗Cyclus“. Erster Abend: Onkel Bräsig. Lebensbild in 5 Acten nach dem Roman „Ut mine Für die Bühne ein⸗ Anfang 7 ½ Uhr.

von Wildenbruch. Tanz von Emil Ober⸗Regisseur Max Grube. tion: Herr Steinmann. Sonntag: Opernhaus. 66. Vorstellung. Oberon, König der Elfen. Romantische Oper in 3 Aufzügen. M. von Weber. von F. Wüllner. Scene gesetzt vom gent: Kapellmeister Sucher. Schauspielhaus. mann von Venedig. von Shakespeare,

In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube.

Deutsches Theater. Sonnabend: Lonei. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Haus Lonei.

Montag: Zum Tragödie

Berliner Theater. Sonnabend: Schlimme Anfang 7 Uhr.

g: Nachmittags 2 ½ Uhr: Abends 7 ½ Uhr: Butze,

Montag: Die Königsbrüder.

Lessing⸗Theater. 330 (Fiaker 117). Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Gleiches Recht. 7 Uhr: Paragraph 330 (Fiaker 117).

Montag: Gleiches Recht. 8 1“

8 Wallner-Theater. Sonnabend: Zum 1. Male: Sein bester Freund. Fritz Brentano und Karl Tellheim. Anfang 7 ½ Uhr. Nachmittags⸗Vorstellung zu ermäßigten Preisen. Gewagte Mittel. 1 von Francis Stahl. Abend⸗Vorstellung.

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Sonnabend: Mit neuer Ausstattung zum 52. Male: Das Sonntagskind. Huge Wittmann und Julius Bauer. rl Millcker. Fritzsche. Dirigent: Kavellmeister Federmann. Die Decorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen Costume vom Garderoben⸗Inspector Ventzky. An⸗

ntag: Zum 53. Male: Das Sonntagskiud. 8* 8 88

Dirigent: Musikdirector

fang 7 ½ Uhr.

ili 9 8 Das heilige Sonntag: Riquette.

71. Vorstellung.

. Musikalische Direc⸗ Anfang 7 Uhr.

Stromtid“ von Fritz Reuter. Die Recitative Ballet von Emil Graeb. In Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Diri⸗ Anfang 7 Uhr.

72. Vorstellung. Der Kauf⸗ Komödie in 5 Aufzugen übersetzt von A. W. v. Schlegel.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

79. Male: Der Tanzteufel.

Gustav Steffens. Ernst. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Der Tanzteufel.

Haus

1. Male: Gyges und sein in 5 Aufzügen von Friedrich

Gesangsterte von Isidor Fuchs.

Kabale und Der Hüttenbesitzer. Ludw. Barnay,

Anna Braga,

Moser. (Parquet⸗Fautenil 1 ℳ)

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend: Zum 15. Male: Riquette (Ma Cousine). Lustspiel in 3 Acten von Henry Meilhac. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. An⸗

nabend: 4. Gast⸗

gerichtet von August Junckermann.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direction: Emil Thomas. Sonnabend: 10. Gastspiel des Königlich bayerischen Hofschauspielers Conrad Dreher aus München. Zum 5. Male: zeit des Reservisten. Posse mit Gesang in 4 Auf⸗ zügen (nach dem Französischen der Herren Duru und Chivot) von F. Zell. Musik von Julius Stern. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Vorstellung zu ermäßigten Preisen. Reif⸗Reiflingen. Schwank mit Gesang in 5 Aufzügen von G. von

Abend⸗Vorstellung. Conrad Dreher als Gast. Zum 6. Male: Die Hochzeit des Reservisten.

Circus Renz. Karlstraße. Sonnabend, Anfang 7t Uhr: Extra⸗Vorstellung zum Benefiz für den beliebten Clown C. Godlewsky mit neuen höchst komischen Entrées und Intermezzos vom Benefiziaten. Zum 175. Male ☛☛☛ Auf Helgoland oder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausstattungs⸗ Pantomime in 2 Abtheilungen vom Director E. Renz. Nationaltänze (65 Damen) ꝛc. Einlage: „Ulanen“. Dampfschiff, und Bootfahrten, neue überraschende Licht⸗ und Feuereffecte. 80 Fuß hohe Riesenfontäne. Außerdem: Auftreten der Gebr. Rasso. Zum ersten Male in Berlin: 1) Heben eines Orchesters von 12 Mann. 2) Trägt Ferdinand Rasso ein Klavier sammt Pianist, Flöͤtist und Violinist, welche schwebend eine Concertpiece vor⸗ tragen. 6 Trakehner Rapphengste in ganz neuer

Adolph Ernst-Theater. Sonnabend: Zum Art, zusammen dressirt und vorgeführt von Herrn Gesangsposse in 1 4 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von Gustav Görß. In Scene gesetzt von Adolph

Franz Renz. „Solon“, geritten von der beliebten Schulreiterin Frl. Clotilde Hager. Gebrüder Briatore, Akrobaten. Miß Edith, Jockeyreiterin. Olymp⸗Spiele mit 4 dressirten Pferden, geritten von Mr. William. Mr. Jules, Jockeyreiter. Sisters Lawrence am fliegenden Trapez ꝛc. Sonntag: 2 Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind frei): Auf Verlangen: Die lustigen Heidelberger. Abends 7 ½ Uhr: Auf Helgoland.

Musik von

Die Hoch⸗

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Verlobt: Frl. Leonie von Eggeling mit Hrn. Prem.⸗Lieut. Ernst von Uechtritz und Steinkirch (Horscha, Oberlausitz). Frl. Fleabet Sachf mit Hrn. Dr. phil. Fritz Krebs (Berlin).

Verehelicht: Hr. Hauptmann Paul von Mosqua mit Frl. Anna Westphal (Groß⸗Polzin). Hr Professor Dr. Wilhelm Filehne mit verw. Fr

Volksthümliche

Sonnabend: Paragraph (70 Fünf Dichter.

Gr. histor. Rundgemälde 9 Vorm. 11 Ab. 1

379] Hohenzollern⸗Galerie

am Lehrter Bahnhof.

1640 1890. Kinder 50 ₰.

Marie Studemund, geb. Wurster (Breslau). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Victor von Podbielsk (Dallmin). Hrn. Oberförster Bachman (Seitenberg). Eine Tochter: Hrn. Ge

Ober⸗Regierungs⸗Rath von Rour (Berlin). Hrn. Amtsrichter Kny (Landeshut, Schles.). Zwillinge: Ein Knabe und eine Tochter: Hrn

Schwank in 4 Acten von Geöffnet von .“ Uhr. lung zu wissenschaftlichen Theater. Lustspiel in 3 Acten vetler cha tlich 7 ½ Uhr. Parquet 1 ℳ% Anfang 4 Uhr.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Täglich Vorstellun utter Fr. Näheres die Anschlag. Rehdinger (Berlin).

Vice⸗Konsul Carl Wunderlich (Amsterdam). Gestorben: Hr. Ernst von Willich (Gorzyn).

Hr. Hauptmann a. D. Hilmar Austrup (Königs g im lutter). Fr. Elise von Witzendorff, geb. von Verw. Fr. Ulrike von Mühlen, geb. von Schätzell (Dresden). Hr. Königl. hannoverscher Kammerherr und Schl

Sein bester Freund. An⸗

Operette in 3 Acten von Musik von

gesetzt von Julius Kammervirtuos (Harfe).

In Scene

Concert unter sängers und Componisten

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Concerte. Sing-Akademie. Sonnabend,

Concert von Hermine Galfy und Dr. Hugo Gold⸗ schmidt, unter gütiger Mitwirkung der Herren Fr. Struß, Königl. Concertmeister, und F

Concert-Haus. Sonnabend: freundlicher Mitwirkung des Opern⸗ 8 E. Liepe und der Concertf Frau8 b el. f

hauptmann Adolphus Graf von Linsingen (Hannover).

Anfang? 4 Uhr. Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen Anfang Uhr. (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Karl Mevder⸗

s⸗Anzeiger und Königlich Preußis

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rste Beilage

Berlin, Freitag, den 11. März

nzeiger. 1892.

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten.

29. Sitzung vom Donnerstag, 10. März. Der Sitzung wohnen der Finanz⸗Minister Dr. Miquel und der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Graf von

edlitz bei.

1 Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten Berathung des Staatshaushalts⸗Etats für 1892,93, und zwar des Etats des Ministeriums der geist⸗ lichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegen⸗ heiten bei Kap. 120 Tit. 5 der dauernden Ausgaben in Verbindung mit dem Normal⸗Etat für die Lehrerbesoldung und den dazu vorliegenden Anträgen.

Abg. von Schenckendorff (nl.): Der Minister der geist⸗ ichen ꝛc. Angelegenheiten habe gestern einen Appell an das Haus ge⸗ ichtet, die Vorzüge des neuen Normal⸗Etats voll anzuerkennen und

die Lehrer beruhigend einzuwirken. Seine Partei erkenne das

als völlig berechtigt an; sie gebe zu, daß in demselben Moment, in dem die Reform des höheren Unterrichts zu einem gewissen Abschluß komme, durch den Normal⸗Etat die Forderungen der Lehrer in ihren wesentlichen Theilen befriedigt würden. Der Normal⸗Etat unter⸗ scheide sich von dem aus dem Jahre 1872 stammenden besonders da⸗

) günstig, daß er auch die Hilfs⸗ und Zeichenlehrer umfasse, daß r, wenn auch in bescheidenem Umfange, die Alterszulagen generell einführe und daß er die Lehrer an Nichtvollanstalten denen an Voll⸗ nstalten gleichstelle. Die aus Anlaß dieses Normal⸗Etats gegen den Minister gerichteten Angriffe bedauere er mit ihm. Aber daß sei artei durch den vorliegenden Normal⸗Etat voll befriedigt sei, kön er nicht zugeben. Ganz besonders erstrebenswerth erscheine i die Gleichstellung der an nichtstaatlichen Anstalten angestellten Lehrer mit denen an staatlichen; durch die Erklärung des Ministers, welche in Bälde eine diesen Gegenstand regelnde Vorlage in Aussicht stelle, sei, wie er zugebe, der unter 711 gegebene ntrag überflüssig geworden. Wäre die Haltung der Regierung zu dieser Frage nicht früher eine andere gewesen, so würden wohl die mehrfach von dem Abg. Kropatscheck und ihm (Redner) gestellten, m Hause wesentlich mit Rücksicht auf die ablehnende Haltung der gierung abgelehnten Anträge über diesen Gegenstand zur Annahme angt sein. Ueber den Umfang der Wirkung, welche diese Gleich⸗ stellung für die Staatskasse haben würde, seien die Ansichten des nanz⸗Ministers doch wohl irrig; er irre auch darin, daß sHaus niemals dahin gehende Anträge vorgebracht habe; nament⸗ lich gegen diese Unterstellung müsse er protestiren. Habe doch sogar der ühere Minister von Goßler sich bei einer Besprechung der Angelegen⸗ tsympathisch zu dem Gedanken ausgesprochen. Daß die Anträge unter -. 3 und unter Nr. 7, I eine völlige Verschiebung des Etats her⸗

eiführen würden, wie der Finanz⸗Minister meine, könne er nicht zu⸗ ‚sollte das Haus aber gegen ihn entscheiden, so werde er für itte Lesung die betreffenden Anträge in dem Fewünschten Sinn onell ändern. Jedenfalls empfehle er die Anträge auch jetzt zur Annahme. Was nun den vorgelegten Normal⸗Etat selbst so habe er daran immerhin noch einiges auszusetzen; nament⸗ 1 eine ihm das Maximalgehalt der Anstaltsleiter nicht im rich⸗ tigen Verhältniß zu dem der Lehrer zu stehen, und ferner erscheine ihm ie ungleiche Behandlung der Zeichenlehrer an Vollgymnasien und erjenigen an anderen Anstalten unmotivirt. Also wenn seine Partei ich im großen und ganzen den vorgelegten Normal⸗Etat sympathisch egrüße, so müsse sie doch auf ihrem früheren Standpunkt noch tter beharren, sie müsse den berechtigten Wünschen der Lehrer auch weiterhin Rechnung tragen und eine wirkliche Gleichstellung der kehrer mit den richterlichen Beamten anstreben. Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Stauder: Die ungleiche Behandlung der Zeichenlehrer rühre daher, daß an Vollgymnasien auch die Schüler der höheren Klassen facultativen Zeichenunterricht npfingen, zu welchem Zwecke die dort angestellten Zeichenlehrer ie akademische Prüfung bestanden haben müßten, während man sich i den Zeichenlehrern anderer Anstalten mit geringeren Leistungen egnügen könne. M Abg. Sperlich (Centr.): Es werde sich wohl niemand im Hause finden, der geneigt sei, die Vorschläge der Regierung ab⸗ ulehnen. Es hätten sich Stimmen dagegen geltend gemacht, daß die Lehrer als einzige Beamtenkategorie in diesem Jahre einer Ge⸗ haltserhöhung theilhaftig würden, trotzdem auch bei anderen Beamten eine solche nothwendig sei. Was solle der Steuerzahler zu solchen Neuaufwendungen sagen? Niemand frage, woher der Gewerbetreibende, der Landwirth die Mittel dazu nehmen solle. Ein solches Verfahren erzeuge Unzufriedenheit. Er schlage daher vor, es solle endlich einmal eine Gehaltsscala bis zur ersten Stufe der höheren Beamten einschließlich aufgestellt werden, es sollten ferner alle Beamten in bestimmte Stufen eingereiht werden; dann werde man endlich dahin kommen, 3z nicht, wenn eine Kategorie im Gehalt aufgebessert werde, die undere klage, daß sie dabei zu kurz komme. Es könnten dann nur noch Wünsche laut werden, möglichst bald in die Scala eingereiht u werden, und das Haus sei alle die Einzelpetitionen los. Dann irde auch den neu in den Beamtenstand Eintretenden von vorn⸗ erein klar sein, bis zu welchem Gehalt sie es einmal bringen könnten. Die Ausgabe, welche der Normal⸗Etat zur Folge habe, sei doch in Bezug auf die Höhe des Gesammtbudgets eine sehr geringe; er füge binzu, daß bei Stellung der Anträge das Bestreben obgewaltet habe, en Etat in keiner Weise zu überschreiten. Die Erhöhung des Schul⸗ eeldes habe viel Aufregung hervorgerufen. Es liege in der Natur der Sache, daß es eine Aufgabe der Eltern sei, die ihren Kindern einen über die Ziele der Volksschule hinausgehenden Unterricht ertheilen lassen wollten, auch einen erheblichen Theil der dadurch entstehenden Mehrkosten zu tragen. Aber es sei socialpolitisch nicht richtig, das Schulgeld so zu erhöhen, daß es den Minderbemittelten nicht möglich sei, ihre Kinder in die höheren Schulen zu schicken. Das Interesse des Staats ei ungefähr gleich dem der Eltern, also müßten sie sich in die Kosten des Schulgeldes theilen. Was die Gleichstellung der Lehrer an böheren Lehranstalten mit den Richtern betreffe, so follten alle aka⸗ emisch gebildeten Staatsbeamten im Marximum ihres Gehalts gleichgestellt werden. Dann erst würde wirklich eine freie Be⸗ rufswahl möglich sein. Der Minister habe gestern gesagt: bei der Berücksichtigung der Anciennität bei Gewährung von Gehaltszulagen verde man es selbstverständlich nicht unterlassen können, auch die Fa⸗ ultät des betreffenden Lehrers in Rechnung zu ziehen. Diese Er⸗ klärung habe ihn frappirt, denn es könnten ja dadurch die Vortheile, welche der Normal⸗Etat in dieser Hinsicht biete, wieder gänzlich auf⸗ gehoben werden. Der Unterschied zwischen Städten über und unter 50 000 Einwohnern müsse bei der Festsetzung der Gehaltsstufen ortfallen. Die Lehrer könnten in größeren Städten meist viel billiger leben, als in kleinen Orten, brauchten also dort durchaus kein höheres Gehalt zu bekommen. Er gebe noch niccht die Hoffnung auf, daß sein Antrag angenommen werde; bei Ab⸗ lehnung desselben würde seine Partei sich auf den Antrag Korsch zurückziehen. Gegen den Vorschlag, das Dienstalter der Lehrer erst von ihrer festen Anstellung an zu rechnen, seien schwere Bedenken erhoben. Es könne danach vorkommen, daß jemand, der sein Examen spater als ein Anderer mache, doch nachher diesem an Dienstalter überlegen sei, wenn es ihm früher gelinge, eine Anstellung zu be⸗

do

kommen. Das führe zu großen Härten, und deshalb bitte er seinen Antrag anzunehmen; die Vorschläge der Regierung seien für ihn nicht acceptabel, ebenso wenig der Antrag Dürre und Genossen, nach welchem die Hilfslehrer, welche in ihrer Stellung keine Remu⸗ neration erhielten, im Nachtheil seien gegen die remunerirten. Di finanziellen Folgen könne er nicht übersehen, glaube aber, daß der Etat dadurch nicht werde überschritten werden. 8

Abg. Rickert (dfr.) lzur Geschäftsordnung]!: Er halte es für zweckmäßig für den weiteren Verlauf der Debatte, wenn er den Antrag einbringe: den Titel 5 zu fassen: „Zur Durchführung des anliegenden Normal⸗Etats 1 400 000 ℳ“

Geheimer Ober⸗Finanz⸗Rath Germar: Werde der Antrag Sperlich angenommen, so werde die unbedingt nothwendige Folge eine jeberschreitung des Etats sein. Die Bestimmungen des Normal⸗Etats beruhten auf eingehenden Erwägungen der Unterrichtsverwaltung, und diese habe die Frage auf diese Weise am zweckmäßigsten zu gestalten geglaubt. Wenn man die Zeit der Hilfslehrerschaft anrechnen wolle, dann müsse man die Verhältnisse für die anderen Lehrer ungünstiger gestalten, wenn man mit der angesetzten Summe auskommen wolle. Die Vorschläge, welche gemacht worden seien, um die Härten während der Uebergangszeit erträglich zu machen, beanspruchten ja allseitiges Interesse, doch würden sich alle Härten nicht vermeiden lassen.

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Abg. Höppner (cons.): Seine Partei fasse zunächst den Normal⸗ Etat ganz so auf wie der Finanz⸗Minister, als keine der selbständigen Beschlußfassung des Hauses unterliegende Vorlage, sondern als eine Denkschrift, welche die Grundsätze enthalte, nach welchen die Regierung zu verfahren habe. Sonst müsse der Normal⸗Etat noch einmal in die Com⸗ mission zurück, was er bedauern würde. Was den allgemeinen Theil an⸗ lange, so sehe seine Partei darin eine Verbesserung der Lage der Lehrer. Es sei schon wiederholt hervorgehoben worden, daß darin eine Bevorzugung der Lehrer stattfinde, insofern als diese aus dem Plane der allgemeinen Beamtenaufbesserung herausgenommen würden. Seine Freunde verhielten sich gegenüber dem Normal⸗Etat durchaus reservirt und bedauerten, daß sie sich gegen die Anträge Dürre und Korsch über die Gleichstellung der Lehrer mit den Richtern ablehnend verhalten müßten. Sie erkennten an, daß die Erhöhung des Schulgeldes durchaus richtig sei. Jedes auf den höheren Lehr⸗ anstalten zu erziehende Kind erfordere staatlicherseits einen jährlichen Aufwand von 250 gegenüber 24 für jedes Kind der Volksschule. Bezüglich der Frage, die Directoren an den Nichrvollanstalten niedriger zu dotiren als an Vollanstalten, habe der Minister schon darauf hingewiesen, daß die Thätigkeit der Directoren an Vollanstalten bei einer größeren Anzahl von Lehrern und Schülern erheblich größer sei, als bei den Nichtvollanstalten; mitbestimmend dafür sei auch der Grund, daß es nicht wünschenswerth sei, diese letzteren zu sehr zu vertheuern. An⸗ nehmbar sei der Antrag Korsch, welcher den Leitern von Anstalten dasselbe Gehalt gewähren wolle, welches sie als wissenschaftliche Lehrer ihrem Dienstalter nach haben würden; dadurch werde die Unterrichts⸗ verwaltung die Freiheit erhalten, aus allen Altersklassen der wissen⸗ schaftlichen Lehrer Directoren zu gewinnen. Besonders die wissenschaft⸗ lichen Lehrer seien ausreichend berücksichtigt worden; es sei erfreulich, daß die Besoldungsgemeinschaften aufgehoben würden. Auch mit der Zulage erkläre seine Partei sich einverstanden und stimme mit dem Minister vollständig überein in Bezug auf die Art der Vertheilung derselben. Der Antrag der Nationalliberalen wegen der Gleich⸗ stellung der staatlichen und nichtstaatlichen Anstalten sei durch die Erklärung des Ministers überflüssig geworden. . 1“

Abg. Grimm⸗Frankfurt (nl.): Er bezweifle nicht, daß die Staatsregierung thatsächlich diesen Normal⸗Etat vollständig aus⸗ führen werde; aber es sei eine außerordentlich wichtige etatsrechtliche Frage, ob es nicht nothwendig sei, in den Text des Etats, wie es der Abg. Rickert beantragt habe, einen Vermerk aufzunehmen, in welchem auf den Normal⸗Etat Bezug genommen werde. Seine Partei habe ursprünglich die Absicht gehabt, bei der dritten Lesung einen solchen Antrag zu stellen, werde aber jetzt, nachdem der Antrag Rickert gestellt sei, für diesen stimmen. Im Jahre 1872 habe man den Normal⸗Etat abgeändert, und die Regierung habe diese Ab⸗ änderungen ohne irgend welche formale Beanstandung angenommen. Dadurch, daß in den Etat dieses Jahres, weil es nicht möglich gewesen sei, die einzelnen Ansätze für die einzelnen Anstalten schon zu machen, eine Gesammtsumme eingesetzt sei, könnten doch nicht die Rechte beider Häuser bezüglich des Etatsrechts vermindert werden. Er erkenne es dankbar als einen großen Fortschritt an, daß dieser Normal⸗Etat die unverhältnißmäßig zurückgebliebenen Ge⸗ haltsverhältnisse der Lehrer höherer Lehranstalten berücksichtige. Er könne aber nicht annehmen, und er befinde sich da in Uebereinstim⸗ mung mit früheren Beschlüssen dieses Hauses und wiederholten Erklärungen der Staatsregierung, daß mit den Bestimmungen dieses Normal⸗Etats die Regelung der Gehaltsverhältnisse der höheren Lehrer definitiv abgeschlossen sei. Es erscheine ihm geboten, bei der allgemeinen Aufbesserung der Beamtengehälter eine weitere definitive Regelung eintreten zu lassen. Sämmtliche akademisch gebildeten Lehrer müßten den Richtern erster Instanz gleichgestellt werden. Man bekämpfe diese Forderung mit dem Hinweis auf den Nebenverdienst der Lehrer. Der Staat werde bei allen Beamten den Mißbrauch mit Nebenbeschäftigungen unterdrücken müssen, aber unter der Voraus⸗ fetzung einer richtigen Besoldung. Ein Grund gegen die Gleich⸗ stellung der höheren Lehrer mit den Richtern liege in diesem Argu⸗ ment nicht. Der Antrag seiner Partei wolle nichts weiter aussprechen, als daß diese dankenswerthe Aufbesserung nicht eine endgültige Rege⸗ lung sei. Er hoffe, daß die tiefgehende und nicht unbegründete Be⸗ unruhigung der Lehrer jetzt schwinden werde, namentlich, wenn die Staatsregierung sich auf den Standpunkt des Antrages seiner Partei stelle. Man habe das Gerücht ausgestreut, daß in seiner Heimath

Frankfurt höhere Lehrer bis zu 20 000 jährlichen Nebenverdiens

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hätten. Er könne dieses Gerücht als vollständig unbegründet bezeich⸗ nen. Daß die staatlichen und die nicht staatlichen Anstalten gleich⸗ gestellt würden, sei dringend aber man werde den bethei⸗ ligten Gemeinden eine gewisse Freiheit in der Ausführung des Normal⸗Etats gewähren müssen. Die Zulage habe einige Be⸗ unruhigung unter den Lehrern hervorgerufen, namentlich auch weil die Nichtvollanstalten dabei schlechter gestellt seien⸗ Es liege aber kein Grund vor, die Lehrer der Nichtvollanstalten und der Vollanstalten, an welche gleiche Anforderungen gestellt würden, verschieden zu behandeln. Auch die Schulconferenz habe sich für die Gleichstellung der Lehrer aller dieser Anstalten ausgesprochen, und es scheine ihm richtig zu sein, daß die Staatsregierung dieses Ziel anstrebe. Bezüglich der Hilfslehrer wünsche seine Partei, daß ihre Zahl nicht allzu sehr anwachse; sie hoffe, daß die Regierung ihren Einfluß geltend machen werde, wenn an communalen Anstalten die Zahl der Hilfslehrer zu groß sei. Von der Zeit als Hilfslehrer sollte etwas auf die Dienstzeit angerechnet werden. Daß der Nothstand, der dadurch entstehe, daß zu viel Candidaten vorhanden seien, von der Regierung nicht beseitigt werden könne, erkenne seine Partei an. Ihr Antrag in Bezug auf diese Frage dürfe daher annehmbar sein. Wenn eine Etatsüberschreitung dadurch eintreten sollte, so werde sie durch die Annahme des Antrags schon bewilligt; eventuell könne man aber auch die geforderte Summe in der dritten Lesung noch erhöhen.

Abg. Dr. Kropatscheck (cons.): Er wünsche auch, daß die Lehrer beruhigt würden; es sei nicht schön, daß die Lehrer vielfach sagten: was der Normal⸗Etat enthalte, bedeute gar nichts, daß sie auf

dem beständen, was ihnen früher in Aussicht gestellt se Aber

t dadurch werde die Lehrerschaft nicht beunruhigt, daß die Anträge ge⸗

stellt worden seien. Die Lehrer würden, auch wenn nicht die An⸗ träge gestellt worden wären, wissen, daß das Abgeordnetenhaus die Gleichstellung der Lehrer mit den Richtern erster Instanz befür⸗ wortet habe, daß auch frühere Kultus⸗Minister sich damit einver⸗ standen erklärt hätten. Die Unterscheidung zwischen Städten unter und über 50 000 Einwohnern sei durchaus gerechtfertigt. Denn die Schulen der größeren Städte hätten nicht bloß 9 Klassen, sondern oft bis zu 18 Klassen. Da sei die Arbeit eine so viel größere, daß auch ein höheres Gehalt gezahlt werden müsse. Er empfehle seinen Antrag, wonach den Directoren mindestens das gleiche Gehalt gewährt werden solle,— welches sie als wissen⸗ schaftliche Lehrer beziehen würden. Es seien ihm Fälle bekannt, wo die Directoren schlechter gestellt seien, als ihre Oberlehrer. Wenn hier nicht eine Aenderung durchgeführt werde, würden sich selten ältere Oberlehrer für die Directorenstellen finden. Die Re⸗ gierung scheine ja dem Antrag nicht abgeneigt zu sein. Redner befür⸗ wortet endlich seinen Antrag, die Gehaltszulagen den Directoren nicht von 7 zu 7 Jahren, sondern von 5 zu 5 Jahren zu gewähren. Für die Oberlehrerzulage möchte er eintreten. Es müsse der Unterrichts⸗ verwaltung die Möglichkeit gegeben werden, daß besonders befähigte Lehrer auch höher besoldet würden, ebenso wie andere Beamte, mit Ausnahme der Richter, auch nur auf Grund ihrer Leistungen in bessere Stellungen einrückten. Vom Streberthum solle man dabei nicht sprechen, das müsse die Lehrerkreise verletzen. Wenn ein Lehrer in den Zeitungen schreibe, daß durch solche Zulage die Berufsfreu⸗ digkeit der Lehrer verringert werde, so fehle dem betreffenden Lehrer schon die Berufsfreudigkeit: er sollte sich solcher Zuschriften an die Zeitungen schämen. (Zustimmung rechts.) Was für die Zeichenlehrer geschehen solle, sei zum theil nur Schaum; es werde wenige Zeichen⸗ lehrer geben, die in der Woche 14 Zeichenstunden gäben; das könne nur an ganz großen Anstalten möglich sein. Bezüglich der Hilfs⸗ lehrer solle der Minister einer Deputation erwidert haben, sie seien die Opfer einer falschen Schulpolitik. Das halte er (Redner) nicht für richtig, sie seien eher die Opfer einer falschen Finanzpolitik, einer übergroßen Sparsamkeit und durch die neuen Lehrpläne würden sie auch nicht besser gestellt. Man habe auf der Dezemberconferenz eine Herabminderung der Stundenzahl herbeiführen wollen. Er habe nicht dafür gestimmt; aber als die Mehrheit dafür gewesen sei, habe er als nothwendiges Correlat dazu bezeichnet die Verkleinerung der Anstalten, eine Herabsetzung der Klassenfrequenz und eine Herab⸗ setzung der Zahl der Pflichtstunden. Das sei von der Conferenz an⸗ genommen worden, aber es sei nicht in die neuen Pläne übergegangen,

kediglich aus Sparsamkeitsrücksichten. Dadurch seien die Hilfslehrer

lebigl.

zum theil überflüssig geworden. Die Communen würden für ihre Anstalten nicht so leicht veranlaßt werden können, die Alterszulagen einzuführen. In der einen Stadt seien vielleicht lauter alte Herren, in der andern lauter junge Lehrer. Dadurch trete eine ungleiche Belastung ein, die nur ausgeglichen werden könne, wenn vielleicht die Städte eine ge⸗ meinsame Besoldungskasse einführten, um die Belastung auszu⸗ gleichen. Aber es werde nicht leicht sein, die Städte in dieser Be⸗ ziehung zu vereinigen. Die Erhöhung des Schulgeldes werde haupt⸗ sächlich die mittleren Bevölkerungsklassen belasten. Die Lehrer legten auch noch großen Werth darauf, daß die Rangverhältnisse geordnet würden. Er wisse nicht, ob das jetzt geschehen werde; viele Lehrer legten darauf einen größeren Werth als auf die pecuniäre Aufbesserung. Er habe das nicht verstehen können, aber er bitte, diesen Wunsch doch zu berücksichtigen. Preußen werde, wenn der Normal⸗Etat durchgeführt sei, besser für seine höheren Lehrer gesorgt haben, als die meisten andern deutschen Staaten.

Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Graf von

Zedlitz: Ich möchte zunächst die Anfrage beantworten, die gestern der Herr Abg. Dr. Dürre und heute der Herr Abg. Grimm an die Königliche Staatsregierung bezüglich der Anrechnung der Militär⸗ dienstzeit während der Vorbereitung der Lehrer an mich gerichtet haben. Das Staats⸗Ministerium hat sich schon im Verlauf des vorigen Jahres mit dieser Frage eingehend beschäftigt und hat folgende Bestimmungen, betreffend die Anrechnung der Militärdienst⸗ zeit auf das Dienstalter der Civilbeamten, getroffen. Sie lauten:

1) Den höheren Beamten, bei denen die Fähigkeit zur Bekleidung ihres Amtes vom Bestehen einer Prüfung abhängt, wird bei der. Be⸗ stimmung des Dienstalters, sofern dieselbe gemäß dem Zeitpunkte des Bestehens der Prüfung zu erfolgen hat, die Zeit, welche sie während ihrer Studienzeit oder ihres Vorbereitungsdienstes in Er⸗ füllung der activen Dienstpflicht im stehenden Heere oder in der Marine gedient haben, insoweit in Anrechnung gebracht, als infolge der Erfüllung der activen Dienstpflicht die Ablegung der bezeichneten Prüfung später stattgefunden hat.

Die Bestimmungen beschäftigen sich dann in ihren Nrn. 2 und 3. mit den Subalternbeamten und besagen unter Nr. 4:

„Anderen als den in Nr. 1 und 2 bezeichneten Beamten, welche nicht zu den Unterbeamten gehören, kann die Zeit, welche sie in Erfüllung der activen Dienstpflicht im stehenden Heere oder in der Marine gedient haben, in entsprechender Anwendung der Be⸗ stimmungen in Nr. 1 von dem Ressortchef bei Bestimmung des Dienstalters in Anrechnung gebracht werden.“

Diese Bestimmungen haben unter dem 14. Dezember vorigen Jahres die Genehmigung Seiner Majestät des Königs erlangt und sind am 23. Januar publicirt worden. Ich glaube danach, daß die Wünsche, die nach dieser Richtung hin seitens des hohen Hauses bezüglich der höheren Lehrer an staatlichen Anstalten gehegt werden, sich im wesentlichen werden erfüllen lassen.

Die Frage des Herrn Abg. Dr. Kropatscheck, ob die Dienstzeit als Hilfslehrer für die spätere Festsetzung der Pension anrechnungs⸗ fähig sei, kann ich bejahend beantworten. Nach den Bestimmungen des Pensionsgesetzes wird sogar das Probejahr mit angerechnet. Nach dieser Richtung hin sind deshalb neue Bestimmungen nicht erforderlich.

Wenn der Herr Abg. Dr. Kropatscheck es sodann als einen Miß⸗ stand bezeichnet, daß den Communen, die höhere Lehranstalten besitzen, nicht die unbedingte Verpflichtung zur Einführung des Systems der Dienstalterszulagen auferlegt sei, so erkenne ich meinerseits gern an, daß durch die bezügliche Bestimmung den berechtigten Wünschen der an diesen Anstalten beschäftigten Lehrer nicht Rech⸗ nung getragen wird. Aber die Staatsregierung war, wie der Herr Abgeordnete selbst hervorgehoben hat, ganz außer Stande, eine genügende Bestimmung zur Einführung der Dienstalterszulagen vorzuschlagen, so lange diese Anstalten in ihrer jetzt bestehenden Vereinzelung bleiben. Es würden sonst von den Communen Opfer verlangt worden sein, die zu tragen sie nach der