Abg. von Kröcher (cons.) bestritt nicht die formelle Berechtigung des Landtags, an dem Normal⸗Etat im einzelnen zu ändern, bezweifelte aber, ob dabei etwas Gutes für das Land herauskommen würde.
Abg. Korsch (cons.) wünschte, daß mit diesem Normal⸗ Etat die ehentss essena der ehrer noch nicht abgeschlossen sei und daß die Lehrer mit den Richtern erster Instanz gleich⸗ gestellt würden. b “
Abg. von Bülow⸗Wandsbeck (freicons.) erklärte seine Befriedigung über die Ankündigung der Vorlage über eine Gleichstellung der nichtstaatlichen höheren Lehranstalten mit den
staatlichen. ““ Abg. Rickert (dfr.) bedauerte, daß die wichtige etats⸗ rechtliche Frage, ob das Haus den Normal⸗Etat selbst bewilligen solle, erst bei Gelegenheit eines Comptabilitätsgesetzes ent⸗ schieden werden solle. Der Normal⸗Etat sei nicht eine bloße Denkschrift, er müsse im einzelnen vom Landtag bewilligt werden, sonst binde er die Regierung nicht, weder die jetzige, noch eine spätere. Den Lehrern müßten ihre Gehaltssätze durch den Etat garantirt werden, statt dessen wolle man dem Cultus⸗Minister im Vertrauen ein Pauschquantum zur Verfügung stellen. Gerade der Finanz⸗Minister habe alle Ursache, dem Cultus⸗Minister etwas mehr auf die Finger zu sehen. Er werde vorläufig für die geforderte Summe stimmen, wenn die Regierung bindende Erklärungen über die Verwendung abgebe. Wenn kein Geld zu weiterer Gehaltserhöhung der Lehrer da sei, so solle man die 10 Millionen für den Dombau dazu nehmen. Bei den Functionszulagen dürfe vor allem nicht nach der politischen Stellung der Lehrer verfahren werden. Das Haus solle deutlich bekunden, daß das Pauschquantum nur fuͤr ein Jahr bewilligt und nachher etatsrechtlich festge⸗ stellt werde. 1 Der Finanz⸗Minister Normal⸗Etat keine bloße stimmte für die Regierung halte. Die Ober⸗Rechnungskammer 8 Etats der einzelnen Lehranstalten dahin prüfen, ob diesen Grundsätzen entsprochen sei. Durch Aenderung des Normal⸗Etats an einer einzelnen Stelle werde das Ganze in Frage gestellt. Eine andere Verwendung des Geldes durch die Regierung, als bewilligt sei, würde ein nicht zu bezeichnender Vertrauensbruch sein. Der Einfluß der Finanzverwaltung auf die übrigen Ressorts sei jetzt schärfer als zu Zeiten des Ueber⸗ flusses. Das Comptabilitätsgesetz werde hoffentlich in der nächsten Session vorgelegt werden können, durch die Annahme des Commissionsantrags werde sich das Haus nichts vergeben. Der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Graf von Zedlitz erklärte, daß er sich ebenfalls an die Grundsätze des Normal⸗Etats für gebunden erachte. Die politische Stellung der Lehrer könne bei Gehaltsfragen nicht in Frage kommen.
Dr. Miquel erklärte, daß der Denkschrift sei, sondern be⸗ maßgebende Grundsätze ent⸗ könne die Special⸗
Die Geldsummen ständen nicht zur Verfügung des Cultus⸗ Ministers, sondern würden nach Vereinbarung zwischen dem Finanz⸗ und dem Cultus⸗Ministerium über die Etats der einzelnen Anstalten verwendet, welche die Ober⸗Rechnungskammer controlire. Der Finanz⸗Minister dringe in alle Detailfragen ein. Gegenüber dem Abg. Schultz⸗Bochum erklärte sich der Minister gegen eine Eu“ aller nichtstaatlichen An⸗ stalten, die Regierung habe nur darauf zu sehen, daß die Lehrer nichtstaatlicher Anstalten ein angemessenes Gehalt be⸗ kämen. 1 8 8
Abg. Schmelzer (nl.) sprach sich gegen eine Unter⸗ scheidung der Städte unter und über 50 000 Einwohnern und für die Gleichstellung der Lehrer mit den Richtern erster Instanz aus. “ “
Abg. von Czarlinski (Pole) wünschte, daß die im Interesse des Dienstes aus dem Osten nach dem Westen versetzten Lehrer in ihre Heimath zurückgebracht würden, und bemängelte die Stellung der Hilfslehrer.
Abg. Sperlich (Centr.) erklärte sich nach den Er⸗ klärungen der beiden Minister für die Bewilligung der Pauschal⸗ summe für ein Jahr. kea
Abg. Francke⸗Tondern (nl.) hielt es für unzweckmäßig, den Normal⸗Etat zu ändern. 1
Nach weiteren Bemerkungen des Abg. Rickert (dfr.) und des Geheimen Ober⸗Finanz⸗Raths Germar wurde der Com⸗ missionsantrag und der Antrag Dürre, wonach der Normal⸗ Etat kein Definitivum darstellen solle, angenommen. (Schluß des Blattes.) 1“ 8
Kunst und Wissenschaft.
Den Königlichen Museen ist eine sehr erfreuliche Bereicherung zu theil geworden. b
Frau van de Velde, Stieftochter des kürzlich ver⸗ storbenen Königlich italienischen Botschafters am hiesigen Hofe, Grafen de Launay, hat, um das Andenken des Genannten zu ehren, eine Anzahl zu seinem Nachlaß gehöriger Bronzen sardinischen Ursprungs — eine Bronzeschale und mehrere Bronze⸗IJdole — 8 Königlichen Sammlungen als Geschenk überwiesen. Die Stücke sind in den vierziger Jahren von dem Vater des Botschafters Grafen Gabriello de Launay, damals eine Zeit lang Vice⸗ König von Sardinien, erworben worden und waren seither im Besitz der Familie verblieben. — Besonders die Bronzeschale bietet großes Interesse. Am nächsten liegt die Vermuthung, daß sie phönizischen Ursprungs ist und auf die Zeiten zurückweist, wo dieses Volk an den verschiedensten Punkten des Mittelmeeres seine Handelsniederlassungen besaß.
Sie hat die Gestalt eines Nachens, dessen Spitze in ein
Ochsenkopf ausläuft, und dürfte — vielleicht ein Weihges 5 — sacrale Bedeutung gehabt haben. Wie die anderen Stück stand sie bis zuletzt in dem Arbeitszimmer des um die deutz c. italienischen Beziehungen so hoch verdienten Diplomanch dessen Andenken auch äußerlich zu erhalten die Schenkung dienen soll. g
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
München, 12. März. (W. T. B.) Heute Vormittag 11 Uhr fand die feierliche Uebergabe des von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz⸗Regenten für die Feldherrnhalle gestifteten Armee-Denkmals statt, welche vom Prinz⸗Regenten mit einer kurzen Ansprache vollzogen wurde. Die am Sockel befindliche Widmung lautet: „Dem treuen tapferen bayerischen Heere in Dankbarkeit und Anerkennung Luitpold, Regent von Bayern.“ Die Feier trug einen rein militärischen Charakter: die Prinzen des bayerischen Königshauses, die Generalität, die Truppen der Garnison, sowie Abordnungen sämmtlicher bayerischen Truppentheile und der bayerischen Veteranen⸗ und Kriegervereine wohnten ihr bei. Unter Geschützsalut und den Klängen des Präsentirmarsches fiel die Hülle des Denkmals. Der Kriegs⸗Minister sprach sodann im Namen der bayerischen Armee dem Prinz⸗Regenten den Dank aus Nach beendigter Feier fand ein Vorbeimarsch der Truppen beim Ludwigs⸗Denkmal statt. Der Prinz⸗Regent dankte froh bewegt auf die Hochrufe der Volksmenge. Der Platz vor der Feld⸗ herrnhalle prangt in reichem Flaggenschmuck.
Darmstadt, 12. März. (W. T. B.) Amtliches Bulletin von 11 Uhr Vormittags: Der Kräftezustand des Groß⸗ herzogs hat sich vermindert; ein weiterer Nachlaß der Herzthaͤtigkeit ist bis jetzt nicht eingetreten.
Brüssel, 12. März. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Anderlues wurden heute Nacht gegen 1 Uhr die Arbeiten zur Rettung der verunglückten Grubenarbeiter auf Anordnung der Ingenieure unterbrochen. Man versuchte die Grube unter Wasser zu setzen, aber das Feuer breitete sich weiter aus und schlug in hohen Flammen aus den Schachten heraus. Alle Außengebäude fingen Feuer und wurden schnell zerstört. Die Katastrophe ist somit eine vollständige; man hat keine Hoff⸗ nung mehr, die 180 Leichen, die in den Stollen geblieben sind, wiederzufinden.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
icht vom 12. März, Montag:
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Wetter.
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4 wolkenlos 3 halb bed. 3 wolkig 6 bedeckt 6 bedeckt bedeckt Z heiter — 1 wolkenlos
Mullaghmore Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. Stockholm . Haparanda . St. Petersbg. Moskau . . i. Cork, Queens⸗ Fowwn . Cherburg... E E“ mburg.. winemünde
Memel 20 Periece Karlsruhe .. Wiesbaden München .. Chemnitz .. llin.. ““ Breslau. edAir.. b. Priest..
1¹) Schneegestöber. ²) Schnee.
4) Reif. ⁵) Anhaltend Schnee. Uebersicht der Witterung.
Das Minimum, welches gestern über Oesterreich lag, ist, begleitet von starker Luftbewegung und er⸗ giebigen Schneefällen, nordwestwärts nach dem nord⸗ westlichen Deutschland fortgeschritten und veranlaßt
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Montag: Ring.
3) Nachts Schnee. 2. ) Nachts Schne Hebbel.
2 ½ Uhr:
Opernhaus. 67. Allerhöchsten Befehl. Mignon. Oper in 3 Acten von Ambroise Thomas. Benutzung „Wilhelm Meister's Lehrjahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. Anfang 7
Der Zutritt zum I. Rang und zum Parquet ist nur im Gesellschafts⸗Anzuge gestattet (Herren im Frack und weißer Binde).
Schauspielhaus. Märchen⸗Schwank in 6 Bildern von Ernst von Wildenbruch. Musik von Ferdinand Hummel. von Emil Graeb. Ober⸗Regisseur Max Grube. tion: Herr Steinmann.
Dienstag: Opernhaus. 68. Vorstellung. Caval- leria rusticana (Bauern⸗Ehre). 1 Aufzug von Pietro Mascagni. gleichnamigen Volksstück von In gesetzt vom Ober⸗Regisseur DTetzlaff. Kapellmeister Weingartner. Hierauf: Die lustigen Montag: Weiber von Oper in 3 Acten von O. Nicolai. S. von Mosenthal, nach Shakespeare's gleichnamigem Lustspiel. Tanz von Hoguet. Dirigent: Kapellmeister Anfang 7 Uhr.
Windsor.
Schauspielhaus. Märchen⸗Schwank in 6 Bildern von Ernst von Wildenbruch. Tanz von Emil Graeb. Ober⸗Regisseur Max Grube. tion: Herr Steinmann. Anfang 7 Uhr.
Deutsches Theater. Sonntag: Haus Lonei. Anfang 7 Uhr. Zum
Tragödie
Dienstag: Haus Lonei. Mittwoch: Gyges und sein Ring.
Berliner Theater. Kabale und Liebe.
Vorstellung. Auf . Siebenter Gesellschafts⸗Abend. fang 7 Uhr.
des Goethe'schen Romans: “
burg. 16. Male: in 3 Acten von Henry Meilhac. von Sigmund Lautenburg. Womneech⸗ Riquette.
Dirigent: Kapellmeister Uhr.
73. Vorstellung. Das heilige
in 4 Acten von Leon Gaudillot.
In Scene gesetzt vom . Musikalische Direc⸗ Anfang 7 Uhr.
tags⸗Aufführung. 5 Acten nach dem Roman von Fritz Reuter. August Junckermann.
jr Oper in Text nach dem Scene
Dirigent: “
Komisch⸗ phantastische Text von H.
—
80. Male: Der Tanzteufel.
74. Vorstellung. Das heilige Gustav Steffens. 8 Ernst. Anfang 7 ½ Uhr. Musik von Ferdinand Hummel. Montag 1 Der In Scene gesetzt vom “
Musikalische Direc⸗
Direction: Emil Thomas.
in 5 Aufzügen von G. Fautenil 1 ℳ) Sonntag:
1. Male:
in 5 Aufzügen
Gyges und sein von Friedrich
Dreher aus München.
S 8r 462, Chivot) von F. Zell. Sonntag: Nachmittags Sehebeteabe F. Plldon Fuchs.
Abends 7 ½ Uhr:
Costume vom Garderoben⸗Inspector Ventzkyv. An⸗ Montag: Zum 54. Male: Das Sonntagskind.
Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ Sonntag (letzte Sonntags⸗2 Riquette (Ma Cousine). c. In Scene gesetzt Anfang 7 ½ Uhr.
lufführung): Zum
Sonnabend: Zum 1. Male: Der kleine Schwere⸗ nöther (Ferdinand le noceur).
Belle-Alliance-Theater. Sonntag: 5. Gast⸗ spiel des Kgl. Hofschauspielers August Junckermann. „Reuter⸗Cyeclus“. Erster Abend. Einzige Sonn⸗ Onkel Bräsig. „Ut mine Stromtid“ Für die Bühne eingerichtet von 7 ½ Uhr.
Dieselbe Vorstellung.
Adolph Ernst⸗Theater. Sonntag: Zum Gesangsposse in 4 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von
In Scene gesetzt von Adolph
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Volksthümliche Vorstellung zu ermäßigten Preisen. Reif⸗Reiflingen. Schwank mit Gesang G. von Moser.
Abend⸗Vorstellung. des Königlich bayerischen Hofschauspielers Conrad Zum 6. Male: Die Hoch⸗ zeit des Reservisten. Posse mit Gesang in 4 Auf⸗ 1 zügen (nach dem Französischen der Herren Duru und Musik von Julius Stern. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag: Conrad Dreher als Gast. Zum 7. Male:
Philharmonie. Montag, Anfang 7 ½ Uhr: IX. Philharmonisches Concert. Dir.: H. von Bülom. Sol.: Jettka Finkenstein, Kammersängerin, Bernh. Stavenhagen (Klav.), Prof. Emanuel Wirth (Viola).
Concert-Haus. Sonntag: Karl Merder⸗ Concert. *Anfang 6 Uhr.
Symphonie Nr. 7 A-dur von L. v. Beethoven. Concert in E-dur für die Violine von Vieuxtempe (Herr Carnier). Ouverture „Die Zauberflöte“ von Mozart. a. Träumerei, b. Nocturno für die Violine (neu) von Meyer (Herr Carnier). 1
Montag: Karl Mevyder⸗Concert. Anfang 7 Uhr.
Lustspiel
Schwank
Circus Renz. Karlstraße. Sonntag: 2 Vor⸗ stellungen. Nachmittags 4 Uhr (1 Kind frei). Extra⸗ Vorstellung mit eigens für die Jugend gewähltem Programm. Die lustigen Heidelberger oder: Ein Studenten⸗Ausflug mit Hindernissen. Große Original⸗Pantomime mit Aufzügen, Tänzen ꝛc. arrangirt und inscenirt vom Director E. Renz. — Abends 7 ½ Uhr: Außerordentliche Vorstellung. Zum 176. Male: ☛☛ Auf Helgoland oder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausstattungs⸗ Pantomime in 2 Abtheilungen vom Director E Renz. Nationaltänze (65 Damen) ꝛc. Dampf⸗ schifnf- und Bootfahrten, neue überraschende Licht⸗ und Feuereffecte. 80 Fuß hohe Riesen⸗ fontäne. Außerdem: Auftreten der Gebr. Rasso. Zum ersten Male in Berlin: 1) Heben eines Orchesters von 12 Mann. 2) Trägt Ferdinand Rasso ein Klavier sammt Pianist, Flötist und Violinist, welche schwebend eine Concertpiece vor⸗ tragen. 1
In beiden Vorstellungen: Auftreten der vorzüg⸗ lichsten Künstlerinnen und Künstler, sowie Reiten und Vorführen der bestdressirten Schul⸗ und Frei⸗ heitspferde. — Komische Entrées und Intermezzos von sämmtl. Clowns.
Täglich: Auf Helgoland.
Lebensbild in
(Parquet⸗ 11. Gastspiel
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Elisabeth Frommel mit Hrn.
am Skagerak stürmische nordöstliche, im ostdeutschen Küstengebiet starke südöstliche und östliche Winde. In Deutschland herrscht trübe Witterung bei leichtem Frost; nur an der ostpreußischen Küste ist Thau⸗ wetter eingetreten, auf der Westhälfte Norddeutsch⸗ lands fällt allenthalben Schnee. Schneehöhe Kiel 10,
amburg 12, Swinemünde 6, Rügenwaldermünde 14, Berlin 10, Magdeburg 19, Grünberg 13, Chemnitz 70 cm. In England und Schottland dauert der
Frost fort. 1 — Deutsche Seewarte.
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern⸗ haus. 66. Vorstellung. Oberon, König der Elfen. Romantische Oper in 3 Aufzügen. Musik von C. M. von Weber. Die Recitative von F. Wüllner. Ballet von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr. .
Schauspielhaus. 72. Vorstellung. Der Kauf⸗ mann von Venedig. Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare, übersetzt von A. W. v. Schlegel. In Scene gesetzt Ober Anfang 7 Uhr.
8
Der Hüttenbesitzer. (Nuscha Butze, Anna Braga, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl.) 1 Montag: Die Königsbrüder. Anfang 7 Uhr. Dienstag: Der Veilchenfresser. Lessing⸗Theater. Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Gleiches Recht. Abends 7 Uhr: Para⸗ graph 330 (Fiaker 117). Fünf Dichter. Montag: Gleiches Recht. Dienstag: Die Großstadtluft.
Wallner-Theater. Sonntag: Nachmittags⸗ Vorstellung zu ermäßigten Preisen. Gewagte Mittel. Lustspiel in 3 Acten von Francis Stahl. Parquet 1 ℳ Anfang 4 Uhr.
Abend⸗Vorstellung. Zum 2. Male: Sein bester Freund. Schwank in 4 Acten von Fritz Brentano und Karl Tellheim. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag: Sein bester Freund. Anfang 7 ½ Uhr.
Friedrich⸗-Wilhelmstädtisches Theater. Sonntag: Mit neuer Ausstattung zum 53. Male: Das Sonntagskind. Operette in 3 Acten von Lugp Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die
Die Hochzeit des Reservisten.
[70379] Hohenzollern⸗Galerie
am Lehrter Bahnhof. — Gr. histor. Rundgemälde 1640 — 1890. — 9 Vorm. — 11 Ab. 1 ℳ Kinder 50 ₰.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel. Anfang 7 ½ Uhr.
Concerte.
Sing⸗Akademie. Montag, Anfang 8 Uhr. Unter dem Allerhöchsten Protectorat Ihrer Majestät der Kaiserin. Concert zum Besten des Magdalenen⸗ Stifts, veranstaltet von Kath. v. Heinrichshofen, unter gütiger Mitwirkung von Frl. Rosa Paghelli (Mezzo⸗Sopran), der Herren Kammersänger Jos. Staudigl, Kgl. Concertmeister F. Struß, Kgl. Kammervirtuosen F. Pönitz (Harfe), des Königlichen Domchors unter Leitung seines Directors Her
Dr. phil. Christian Huelsen (Berlin -Rom). — Frl. Leonie von Petersdorff⸗Campen mit Hrn. Capitän⸗Lieut. Guido von Usedom (Kirchberg bei Seesen a. Harz). .
Verehelicht: Hr. Dr. O. Piloty mit Frl. Eugenie von Baeyer (München). — Hr. Gymnasialdirector Professor Dr. Gustav Lange mit verw. Fr. Sa⸗ volta Götte⸗Grabbert (Berlin —-Hamburg).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Georg von Wedell (Großgut Neuwedell). — Hrn. Pastor Klingner (Großschmöllen bei Züllichau). — Eine Tochter: Hrn. Stephan von Prittwitz und Gaffron (Omechau).
Gestorben: Emilie Freiin von Landsberg a. d. H. Wiereln in Kurland (Potsdam). — Hr. Pastor Wilhelm Scholz (Klentsch).
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage), und die Besondere Beilage Nr. 1.
Decorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen
Prof. Alb. Becker ꝛc. ꝛc.
Berlin,
Sonnabend, den 12. März
Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Leföͤrderunfen und Versetzungen. Im activen Heere. Berlin, 8. März. Hunger, Hauptm. und Platzmajor in Magde⸗ zurg mit dem 1. April d. Is. in gleicher Eigenschaft nach Metz ver⸗ segt. Antze, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Graf Dönhof (7. Ostpreuß.) Nr. 44, mit Pension zur Disp. gestellt und gleichzeitig mit dem 1. April d. Is. als Platzmajor in Magdeburg wiederangestellt. Frhr. v. Hammerstein⸗Gesmold I., Sec. Lt. vom Königin Augusta Garde⸗Gren. Regt. Nr. 4 und Comp. Offizier bei der Unteroff. Schule in Biebrich, zur Dienstleistung bei der Insp. der Inf. Schulen, v. Borck, Sec. Lt. vom 1. Brandenburg. Drag. Regt. Nr. 2, als Ordonnanzoffizier bei des Erbgroßherzogs von Mecklenburg⸗Strelitz Königlicher Hoheit, — commandirt.
Abschiedsbewilligungen. Im activen Heere. Berlin, 8. März. v. Kropff, Gen. Lt. und Commandeur der 15. Div., in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension zur Disp. gestellt.
Kaiserliche Marine.
Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderungen, Ver⸗ setzungen ꝛc. Berlin, 7. März. Prinz Heinrich von Preußen Königliche Hoheit, Capitän zur See, unter Entbindung von dem Commando zur Dienstleistung beim Reichs⸗Marinamt, zum Comman⸗ danten S. M. Panzerfahrzeug „Beowulf“ ernannt. — Abänderung er Stellenbesetzungen vom 11. Januar 1892. Stoltz, Corv. Capitän, in der Stellung als Art. Offizier vom Platz und Vorstand des Art. Depots zu Cuxhaven belassen. Fuchs, Corv. Capitän, mit dem 1. April d. Is., unter Entbindung von der Stellung als Ab⸗ theilungs⸗Commandeur bei der 2. Matrosen⸗Div., zum Art. Director der Werft zu Wilhelmshaven ernannt.
Schutztruppe für Deutsch⸗Ostafrika.
Storch, Sec. Lt. a. D., bisher vom Königl. Bayer. 19. Inf. Regt., Nauck, Sec. Lt. a. D., bisher vom Inf. Regt. Nr. 98, — mit dem 8. März d. J. der Schutztruppe für Deutsch⸗Ostafrika zu⸗ getheilt. Schmidt, Oberführer, Pr. Lt. a. D., nach Ablauf seines dreijährigen Commandos zur Schutztruppe am 8. März d. J. aus erselben zwecks anderweitiger Verwendung im Reichsdienst aus⸗ geschieden.
Parlamentarische Nachrichten.
— Die Tagesordnung für die 193. Plenarsitzung des Reichstags, am Montag, 14. März 1892, Nachmittags 1 Uhr, lautet: 1) Dritte Berathung des am 15. Januar d. J. in Washington abgeschlossenen UMebereinkommens zwischen dem Reich und den Vereinigten Staaten von Amerika über den gegenseitigen Schutz der Urheberrechte. — 2) Erste Berathung der Allgemeinen Rechnung über den Reichshaushalt für das Etats⸗ jahr 1888/89. — 3) Dritte Berathung des Entwurfs eines Ge⸗ setzs über die Abänderung des Gesetzes, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, vom 15. Juni 1883.
— Wie aus der Zusammenstellung der Reichstagsbeschlüsse zweiter Lesung zum Reichshaushalts⸗Etat für 1892/93 hervorgeht, sind an dem letzteren Abstriche in Höhe von 16 833 032 ℳ vorgenommen worden. Davon entfallen 1 008 166 ℳ auf die fortdauernden, 1,644 639 ℳ auf die einmaligen ordentlichen und 14 180 227 ℳ auf die außerordentlichen Ausgaben.
Die Volksschulgesetzcommission des Hauses der Abgeordneten setzte gestern Nachmittag, wie wir den Morgen⸗ blättern entnehmen, die Berathung der Vorlage fort. Die Mino⸗ ritätsparteien beantragten die Einfügung des folgenden neuen § 64a: „Die Kreis⸗Schulinspectoren sind in der Regel aus der Reihe im Schuldienste bewährter Fachmänner zu wählen.“ Abg. Rickert (dfr.) beantragte, hinter dem Worte „Fachmänner“ in Prranthese anzufügen: („seminaristisch oder akademisch vorgebildeter Schulmänner“*). Abg. Freiherr von Zedlitz (freicons.) constatirte, daß hisher von keiner Seite ein Bedenken dagegen erhoben worden sei, daß für die Bekleidung der wichtigen Stellung eines Kreis⸗Schul⸗ inspectors eine fachmännische Kraft erforderlich sei. Es sei deshalb nöthig, die bestehende Verwaltungspragxis gesetzlich fest⸗ zulegen und dem Wechsel der Auffassung im Ministerium zu ent⸗ ziehen, um so mehr, als das Schulgesetz die Bedeutung und den Um⸗ fang der Geschäfte des Kreis⸗Schulinspectors verstärke. Der Antrag der drei Parteien bezwecke nicht, auf einmal einen Bruch herbei⸗ zuführen, er lasse die Möglichkeit offen, die vorhandenen Kreis⸗Schul⸗ inspectoren im Nebenamt zu behalten und solche auch ferner aus⸗ nahmsweise anzustellen. Abg. Dr. Kropatscheck (cons.) kann nicht Ensehen, daß ein fachmännischer Kreis⸗Schulinspector mehr als der Heistliche belebend und fördernd auf die Schule einzuwirken im stande sei. Der finanzielle Effect sei doch auch in Betracht zu ziehen. Er seicder Meinung, daß man in die historisch gewordenen Verhältnisse jetzt Phcht eingreifen solle. Abg. Rickert (dfr.) hob hervor, daß die richtige zeeeinung über die Bedeutung des fachmännisch gebildeten Schul⸗ inspectors auch in conservative und streng kirchliche Kreise gedrungen bär Manche evangelischen Geistliche wünschten nichts mehr, als daß Stand von der Aufgabe der Kreis⸗Schulinspection befreit werde. 1u Geistliche könne das Amt eines Kreis⸗Schulinspectors ohne So hädigung seines kirchlichen Amtes nicht wahrnehmen, und das sollte Barts ülch die Conservativen bestimmen, ihn von dieser Arbeit, welche rch das neue Gesetz noch vermehrt werden werde, zu befreien. Der E“ vor einigen Tagern gefragt: „Was ist ein fach⸗ chreiben 9 gebildete r Schulmann? In seinem eigenen Rund⸗ S. die Regierungen habe er die „seminaristisch oder
Fer ni 5* vo rgebild eten Schulmänner“ als solche bezeichnet. gebracht abe er (Redner) den oben mitgetheilten Unterantrag ein⸗ 8s üb welcher sich ganz mit der Auffassung des Ministers Kreis⸗Schoi Hobrecht Anl. ) glaubte, daß der Fachmann als Selbstbehulinspektor auf die Hebung des Lehrerstandes und das me. wußtsein des Lehrers, wie guch des, ganzen Schul⸗ nach 8 erbhrwageng einwirken werde. Auch die Lehrer sehnten sich und Erer. solchen Beaufsichtigung. Die tüchtigsten Superintendenten nücgendehn r könnten die Sq hulinspektion doch nur in ganz unge⸗ Maße ausüben. Abg. Freiherr von Huene (Centr.): Ueberall ansteller die Schubverwaltung Kreis⸗Schulinspektoren im Hauptamte as nicht hes halb solle das erst im Gesetz festgelegt werden, da gehöre hinein. Die gestellten Anträge richteten ihre Spitze nur urch arad Beistlichen. Die Lehrer sähen den Kreis⸗Schulinspeckor, der erg Bildung ihnen überlegen sei, gern. Abg. Dauzen⸗ 3 Schan r.) berichtete, daß manche Kreis⸗Schulinspectoren über den Geistlichei beaufsichtigen hätten; warum wolle man also nicht aus mäfft en jim Nebenamt zulassen? Vom katholischen Standpunkt leicht di cer Werth darauf legen, bgs auch dem Geistlichen, der gewinne 8. der Kinder und durch diese auch die der Eltern nehmen. Ale Möglichkeit gegeben werde, ein solches Ainnt zu über⸗ im Neben 8. Seyffardte(nl.); Nicht weil die Kreis⸗Schulinspectoren
ebenamt Geistliche seien, sondern weil ein Mann im Hauptamt
N
mehr leiste als einer im Nebenamt, sei der Antrag der drei Parteien gestellt worden. Abg. Dr. v. Jazdzewski (Pole): In der Provinz Posen sei kein katholischer Geistlicher mit dem Amt eines Kreis⸗Schulinspectors betraut. Aus seiner Praxis müsse er be⸗ streiten, daß die Lehrer den nur seminaristisch vorgebildeten Schul⸗ inspector gern hätten, den sähen sie als Einen ihres Gleichen an und von dem ließen sie sich nicht gern beaufsichtigen. Auch er sei überzeugt, daß die Antragsteller den Geistlichen aus der Schule herausdrängen wollten; er wolle ihn in der Schule belassen und deshalb stimme er gegen beide Anträge. Abg. Grimm⸗Frankfurt (nl.) bat für die zweite Lesung um eine genaue Aufstellung der Mehr⸗ kosten, wenn in Zukunft nur weltliche Kreis⸗Schulinspectoren ange⸗ stellt würden. Abg. Hansen (freicons.): In der Regel seien die Bezirke für die Kreis⸗Schulinspection sehr große, es könnten also nur Kreis⸗Schulinspectoren im Hauptamt die Arbett bewältigen und eine wirkliche Beaufsichtigung führen. In der Provinz Schleswig⸗ Holstein hätten sich, seitdem dort Kreis⸗Schulinspectoren im Hauptamte thätig seien, die Schulen bedeutend ge⸗ hoben. Er müsse entschieden die Behauptung des Centrums, daß mit der Einführung von weltlichen Kreis⸗Schulinspectoren eine Verrohung der Jugend eingetreten sei, bestreiten. Abg. Dr. Enneccerus (nl.): Welche Aenderung die Anschauungen eines Ministeriums erfahren könnten, beweise doch die ganze Schulvorlage. Wer habe eine solche noch im vorigen Jahre für möglich gehalten? Im Gegensatz zu der Auffassung der Conservativen, die Bestimmung, ob weltliche oder geistliche Schulinspectoren, gehöre nicht ins Gesetz, sei er der Meinung, daß sie am besten gesetzlich festgelegt und nicht den jeweiligen wechselnden Anschauungen der Minister die Regelung überlassen werde. Abg. Dr. Virchow (dfr.) behielt sich vor, bezüglich der Berliner Schulverhältnisse noch einen besonderen Antrag zu stellen, wenn deren Stellung nicht noch im weiteren Verlauf ganz klar firirt werde. — Bei der Abstimmung werden beide Anträge abgelehnt. Der beantragte § 64a ist somit gefallen. — Die Commission ver⸗ tagte darauf die weitere Berathung auf Montag Abend.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Der gestern an dieser Stelle erwähnte Aufruf des Vor⸗ sitzenden des internationalen Bergarbeiter⸗Ausschusses für Deutschland hat nach der „Nat.⸗Ztg.“ folgenden Wortlaut: Die Vertreter der Bergleute für alle Länder haben sich ver⸗ pflichtet, bei Strikebewegungen oder anderen wirthschaftlichen Kämpfen ihre Solidarität dadurch zu beweisen, daß jede Concurrenz, die die Bestrebungen der Ausständigen beeinträchtigen könnte, ver⸗ mieden wird. Gerade das scheint in diesem Augenblicke dringend ge⸗ boten, wo die englischen Kameraden sich im Kampfe zur Aufrecht⸗ erhaltung der bisher gezahlten Löhne befinden. Hier heißt es also, die Solidarität beweisen. Nicht nur in materieller Hinsicht, sondern auch moralisch müssen die Ausstehenden unterstützt werden. Darum also, Kameraden Deutschlands, beherzigt diese Mahnung. Keine Ueberschichten zum Drucke und Nachtheile unserer englischen Brüder sei Euch die heiligste Pflicht, die bindende Parole. Der Sieg jenseits des Kanals ist auch der unsrige. Also zeigt, daß ihr solidarisch han⸗ deln könnt, und der Erfolg wird unser Vorgehen krönen.
1 Der Verein der Heizer und Trimmer von Hamburg, Altona und Umgegend, der bereits über 3000 Mitglieder zählt, hielt am Mittwoch Abend in Altona eine Mitgliederversammlung unter Vorsitz von Paul Hoffmann ab. Ein Antrag, eine Com⸗ mission zu designiren, die den Vereinsmitgliedern in Rechtsschutz⸗ angelegenheiten mit Rath und That zur Seite stehen soll, wurde nach dem Bericht des „Hamb. Corr.“ einstimmig angenommen. Dann theilte der Vorsitzende mit, daß der Contract, der während des Strikes der Feuerleute abseiten des Vereins der Heizer und Trimmer mit der Direction der Hamburg⸗Amerika⸗ nischen Packetfahrt⸗Actiengesellschaft abgeschlossen worden ist, am 1. Juli 1892 ablaufe. Nach diesen Vereinbarungen habe sich der Vorstand der genannten Actiengesellschaft verpflichtet, bis zum 1. Juli d. J. an die Heizer eine Monatsheuer von 85 ℳ und an die Trim⸗ mer eine solche von 75 ℳ zu zahlen, während den Feuerleuten die Pflicht auferlegt wurde, bis zu dem genannten Tage keine höheren Lohnforderungen zu stellen. s frage sich deshalb jetzt, ob man gesonnen sei, diesen Contract zu erneuern oder ob man auf eine Prolongirung verzichten wolle. Im Laufe der Debatte wurde der Wunsch ausgesprochen, man möge die Frage, ob der gedachte Contract erneuert werden solle oder nicht, vorgängig in den Kreisen der Feuerleute eingehend besprechen und von einer Beschlußfassung vorläufig Abstand nehmen. Die Versammlung stimmte diesem Wunsche zu. — Die Arbeitseinstellung der Kellner in den großen Bierhallen ist be⸗ endet und die verhängten „Sperren“ und „Bier⸗Boykotts“ sind aufgehoben. Diese Nachricht wurde am Donnerstag in einer öffentlichen Kellner⸗ versammlung zur allgemeinen Kenntniß gebracht. Der Vorsitzende theilte mit, daß die Unterhandlungen mit dem Director Löwengard zu einem für beide Theile befriedigenden Abschluß geführt hätten. Die Kellner Kelling und Mörck warnten ihre Collegen vor der Socialdemokratie, was theilweise stürmische Proteste hervorrief.
In Leipzig waren von der Socialdemokratie für Donners⸗ tag drei Versammlungen von Arbeitslosen berufen, in welchen folgende von der „Lpz. Ztg.“ mitgetheilte Resolution an⸗ genommen wurde: Die Versammlung erkenne das hilfreiche Vor⸗ gehen der städtischen Verwaltung an, hege aber die Ueber⸗ zeugung, daß hierdurch der nicht acute sondern chronische Zustand der Arbeitslosigkeit nicht beseitigt werden köane. Es müsse deshalb energisch in die herrschende Productionsweise eingegriffen Die städtische Verwaltung solle daher ersucht werden, für städtische Arbeiter einen Maximalarbeitstag von neun Stunden einzuführen, einen auskömmlichen Lohn festzusetzen und die städtischen Arbeiten in eigene Regie zu übernehmen, da bei ihrer Vergebung an die Unter⸗ nehmer eine weitere Kürzung der Löhne und damit eine Vergrößerung der Nothlage zu befürchten stehe. Die eine Versammlung, im Gasthofe zu Plagwitz, beschloß außerdem, diesen Beschluß noch im Laufe des Nachmittags durch eine Deputation dem Leipziger Rathe vor⸗ tragen zu lassen und die Reichs⸗ und Landesbehörden um Auf⸗ hebung der die niederen Klassen betreffenden Steuern und Zölle an⸗ zugehen. Ferner wurde in allen Versammlungen vor der Theilnahme an den Straßendemonstrationen gewarnt. Die Versammlungen nahmen alle einen ruhigen und geordneten Verlauf. Dieser Umstand und die hohen Besuchsziffern bewiesen, daß die wirklichen Arbeitslosen und Arbeitsuchenden mit den Elementen, die seit Anfang des Monats die Stadt beunruhigen, so gut wie nichts gemein hatten.
Hier in Berlin haben die Socialdemokraten am Donners⸗ tag und Freitag im zweiten Reichstagswahlkreise viele Tausende von Flugblättern verbreitet, in welchen der Berliner „Volksztg.“ zufolge zum Eintritt in den socialdemokratischen Wahlverein aufgefordert wird. — Für den heutigen Vormittag war eine Versammlung von Arbeitslosen im Saale der Tivoli⸗Braueret in Aussicht ge⸗ nommen. 1
Aus Braunschweig wird der Berliner „Volksztg.“ berichtet, daß das Ministerium Erhebungen über die Wohnungsverhält⸗ nisse, den Landbesitz und den Jahresarbeitsverdienst der
werden.
1892
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Arbeiter und Arbeiterinnen für das Herzogthum angeordnet habe, um, wenn sich die Nothwendigkeit zeigen sollte, staatlich zur Besserung der Arbeiterlage einzugreifen.
Ueber die Ausstandsbewegungen der englischen Bergleute in den Kohlenbergwerken berichtet ein Wolff sches Telegramm vom gestrigen Tage:
Die Arbeitseinstellung der Durhamer Bergleute wird nunmehr als thatsächlich angesehen; sie haben bereits alle Vorberei⸗ tungen getroffen, um den Strike am Sonnabend zu beginnen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
8 Allgemeine Obst⸗ und Gartenbau⸗A usstellung. Wie die in Schweidnitz erscheinende „Ausstellungs⸗Zeitung“ berichtet, hat der Ober⸗Präsident der Provinz Schlesien, Wirkliche Geheime Rath Dr. von Seydewitz das Protectorat über die in den Tagen vom 21. bis 30. September d. J. in Breslau in Verbindung mit dem 13. Deutschen Pomologen⸗Congreß stattfindende allgemeine Obst⸗ und schlesische Gartenbau⸗Ausstellung übernommen. —
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Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Wien, 11. März. Eine Meldung des „D. B. H.“ berichtet i Ausbruch von Typhus und Blatternkrankheit infolge der N „ . . — 2 . — 8 schenden Noth im galizischen Bezirk Jaworon 8
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks Ruhr und in Oberschlesien. n der Ruhr sind am 11. d. M. gestellt 9664, nicht rechtzeitie . 8 6 88 8 e 1 gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 10. d. M. gestellt; nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. CSEEeeigerun Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand am 11. März 1892 das Grundstück Liegnitzerstraße 41, der Frau Marie Nordg auer gehörig, zur Versteigerung; Mindestgebot 600 ℳ; für das Meistgebot von 160 000 ℳ wurde der Möbelhändler August Schultze, Artilleriestraße 2, Ersteher. 92 f 4 8 r. (9 182545 5 Berlin, 11. März. (Amtliche Preisfeststellung für
B Käse und Schm. a18 Butter. (Im Großhandel franco Berlin an Producenten bezahlte Abrechnungspreise.) Hof⸗ und Genossen⸗ schafts⸗Butter Ia. 115 — 118 ℳ, II a. 112 — 114 ℳ, III a. 108 — 111 ℳ, do. abfallende 102 — 105 ℳ, Land⸗, Preußische 93 — 98 2 Netzbrücher 90 — 95 ℳ, Pommersche 93 — 96 ℳ, Polnische 93 — 95 ℳ, Bayerische Sennbutter 103 — 108 ℳ, do. Landbutter 92 — 96 ℳ, Schlesische 93 — 96 ℳ, Galizische 85 — 88 ℳ, Margarine 40 — 70 ℳ — Käse: Schweizer, Emmenthaler 87 — 90 ℳ, Bayerischer 60 — 70 ℳ, Ost⸗ und Westpreußischer Ia. 60 — 65 ℳ, do. II a. 50 — 60 ℳ, Holländer 80 — 85 ℳ, Limburger 40 — 45 ℳ, Quadrat⸗Mager⸗ käse Ia. 20 — 25 ℳ, do. IIa. 12 — 15 ℳ — Schmalz: Prima Western 17 % Tara 142,00 ℳ, reines, in Deutschland raffinirt 43,50 — 44,50 ℳ, Berliner Bratenschmalz 45,50 — 48,50 ℳ — Fett, in Amerika raffinirt 38,50 ℳ, in Deutschland raffinirt 38,50 — 41,50 ℳ (Alles pr. 50 kg). Tendenz: Butter: Bei geringer Kauflust mußten Preise für erste Qualitäten nachgeben. Landbutter fest. Schmalz: unverändert fest. .“ — In der gestrigen Generalversammlung der Deutschen Gummi⸗ und Guttaperchawaarenfabrik, Actiengesellschaft, vormals Volpi u. Schlüter, in welcher von 15 Aetionären 59590 Actien vertreten waren, wurde das ausscheidende Aufsichtsrathsmitglied Herr A. Schlüter wiedergewählt. Die Auszahlung der auf 5 % fest⸗ gesetzten Dividende findet gegen Dividendenschein Nr. 10 bei Herren Rauff u. Knorr in Berlin statt.
— In der gestrigen Generalversammlung der Preußischen Hypotheken⸗Actien⸗Bank waren 17 Actionäre anwesend, die 2 526 000 ℳ Kapital mit 4211 Stimmen vertraten. Die General⸗ versammlung nahm den Geschäftsbericht der Direction und den Be⸗ richt der Prüfungs⸗Commission entgegen, genehmigte die mit einem Reingewinne von 793 612 ℳ abschließende Bilanz und beschloß die Vertheilung einer Dividende von 6 ½ % (gleich dem Vorjahre), die so⸗ fort zur Auszahlung gelangt.
— Dem Aufsichtsrath von F. Butzke u. Co., Actiengesell
schaft für Metallindustrie, wurde die Bilanz und das Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto für 1892 vorgelegt. Der Reingewinn beträgt nach reichlichen Abschreibungen inel. Vortrag aus dem Vorjahre 75 296 ℳ. Der am 20. d. M. stattfindenden Generalversammlung soll außer üblicher Dotirung des Reservefonds und Ueberweisung von 30000 ℳ, an den damit die Höhe von 55 000 ℳ erreichenden Dispositions⸗ Fonds, die Vertheilung einer Dividende von 2 % vorgeschlagen werden. Die Geschäftsaussichten für das laufende Jahr wurden, da die Gaslampen⸗Fabrikation jetzt wieder aufgenommen ist, als in allen Zweigen befriedigende bezeichnet. — Nach dem Rechnungsabschluß des Schaaffhausen'schen Bankvereins setzt sich die Gewinn⸗ und Verlustrechnung des Kölner und des seit dem 1. August eröffneten Berliner Geschäfts folgendermaßen zusammen: Auf Vortrag 61 482 ℳ, Provision 795 725 ℳ, Courtage 16 193 ℳ, Zinsen 1 744 160 ℳ, Wechsel 385 617 ℳ, Discontozinsen 101 936 ℳ, Effecten mit über 4 % Zinsen 307 164 ℳ, Immobilien⸗Conto 27 580 ℳ, Commanditbetheiligungen 100 080 ℳ, Ablösung der Berliner Commandite 420 108 ℳ, zusammen 3 960 047 ℳ (3 951 774 ℳ im Vorjahre). Hiervon ab für Handlungsunkosten und Steuern 622 525 ℳ, für Depositenzinsen 52 522 ℳ, bleiben an Reingewinn 3 284 999 ℳ (1890 gingen für Unkosten, Steuern, Depositenzinsen und an Minderbewerthung des Effectencontos ab: 1 028 131 ℳ, blieben an Reingewinn 2 923 642 ℳ). Von dem diesjährigen Rein⸗ gewinn werden zur Vertheilung von 6 % Dividende 2 520 000 ℳ verwendet (Vorjahr bei gleichfalls 6 % Dividende 2 160 000 ℳ), und nach Verrechnung der statutarischen und vertragsmäßigen Tantièmen kommen 41 767 ℳ auf neue Rechnung.
— Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt berichtet die „Schl. Ztg.“: Die Geschäftslage des oberschlesischen Noh⸗ eisenmarktes blieb unverändert. Dem gegenvvärtigen Bedarf ent⸗ spricht nicht die Production, sodaß ein Theil in die nunmehr nicht unbedenklich anwachsenden Bestände kommt. — Im Walzeisen geschäft ist eine Belebung ebenfalls nicht zu verzeichnen; die Speci⸗ fikationen gehen nur spärlich ein, und die Werke müssen den Betrieb weiter einschränken. Die Stahlwerke sind noch gut beschäftigt, da
hier noch für bedeutende Quantitäten von Eisenbahnmaterial Auf⸗
träge vorliegen. Dagegen ist in Blechen selbst zu den herab⸗ gesetzten Preisen das Geschäft ein sehr mattes und namentlich für Feinbleche wenig Nachfcage vorhanden. Da die gegenwärtigen Blechpreise ohnehin schon schadenbringend sind, so ziehen es die Warke vor, weniger zu prodmeiren, als die Preise noch mehr herabzusetzen. Draht⸗ und Nägekwerke sind in vollem Betriebe, jedech für diese Fabrikate selbst z“ den gedrückten Preisen wemg. Ad'e und es kommt ein großer Theil der fertigen Waare in der DSe e auf Lager, daß mit Beginn des Frühjahrs genügender Abson sich ge.
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