1892 / 64 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 14 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Seine Königliche Hoheit der Großherzog Ludwig IV. von Hessen und bei Rhein ist in der Nacht vom Sonn⸗ abend zum Sonntag um 1 ¼ Uhr dem Schlaganfall, der Höchsidenselben vor einigen Tagen betroffen hatte, erlegen. Mit dem Großherzogthum sind Seine Majestät der Kaiser und König und das ganze deutsche Volk von tiefem Schmerze über den frühen Hingang eines treuen Bundesfuͤrsten erfüllt. Als Prinz Ludwig hatte der Hingeschiedene in Frankreich an den Kämpfen, welche zu der Begründung des Deutschen Reichs führten, insbesondere bei Gravelotte und an der Loire, ruhmreichen Antheil; am 18. Januar 1871 war Seine Königliche Hoheit Zeuge der Kaiserproclamation in Versailles. Im Alter von 40 Jahren folgte der Prinz, der am 12. September 1837 als der älteste Sohn des Prinzen Karl von Hessen und der Prin⸗ zessin Elisabeth von Preußen geboren war, seinem Oheim, dem Großherzog Ludwig III., am 13. Juni 1877 auf dem Thron, den er somit nahezu fünfzehn Jahre innegehabt hat. Am 1. Juli 1862 mit der Prinzessin Alice von Groß⸗ britannien und Irland, zweiten Tochter Ihrer Majestät der Königin Victoria, vermählt, verlor er seine Gemahlin am 14. Dezember 1878, trauernd um die Dahingeschiedene mit einem Sohn und vier Töchtern.

Von echt deutscher Gesinnung erfüllt, war Ludwig IV.

seinem Lande ein gütiger, fürsorgender Regent und für das Reich ein treuer Bundesfürst, dessen Herz lebhaft für die nationale Entwickelung des deutschen Volks schlug. Am 11. Juni 1879 zum General befördert, wurde Höchstderselbe von dem Hochseligen Kaiser Friedrich zum General⸗Inspecteur der III. Armee⸗Inspection und am 12. September 1891, seinem Geburtstage, von Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm aus Anlaß der Kaiser⸗Parade des XI. Armee⸗Corps zum General⸗ Obersten der Infanterie mit dem Range eines General⸗ Feldmarschalls ernannt. In der Regierung folgt dem Dahingeschiedenen der am 25. November 1868 geborene Erbgroßherzog Ernst Ludwig, Königliche Hoheit, bisher Premier⸗Lieutenant à la suite des 1. Garde⸗Regiments z. F. und des 1. Großherzoglich Hessi⸗ schen Infanterie⸗ (Leibgarde⸗) Regiments Nr. 115. Die dritte Tochter Ludwig’s IV. ist die Gemahlin Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Irene: die älteste Tochter, Prinzessin Victoria, ist mit dem Prinzen Ludwig von Battenberg, di zweite, Prinzessin Elisabeth, mit dem Großfürsten Sergius Alerandrowitsch von Rußland vermählt: die vierte Tochter ist die Prinzessin Alix.

Mit der Trauer um den Dahingeschiedenen verbindet das deutsche Volk den Wunsch, daß es Seiner Königlichen Hoheit dem nunmehrigen Großherzog Ernst Ludwig beschieden sein möge, sein Land in Glück und Frieden und zum Segen seines wie des gesammten deutschen s lange Jahre hindurch zu regieren. ““

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Landheer und die Festungen, für das ewesen und für Rechnungswesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für Eisen⸗ bahnen, Post und Telegraphen und für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.

Nach der im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten

weisung der auf deutschen Eisenbahnen schließlich Bayerns im Monat Januar d. J. Eisenbahnbetriebe (mit Ausschluß der Werkstätten) vor⸗ gekommenen Unfälle waren im ganzen zu verzeichnen: 13 Entgleisungen und 4 Zusammenstöße auf freier Bahn, 20 Entgleisungen und 26 Zusammenstöße in Stationen und 222 sonstige Unfälle (Ueberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kesselexplosionen und andere Ereignisse beim Eisenbahn⸗ betriebe, sofern bei letzteren Personen getödtet oder verletzt worden sind). Bei diesen Unfällen sind im ganzen, und zwar größtentheils durch eigenes Verschulden, 251 Personen verunglückt, sowie 62 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 140 unerheblich beschädigt. Von den beförderten Reisenden wurden 3 getödtet und 9 verletzt, und zwar entfallen: je eine Tödtung auf die Reichseisen⸗ bahnen in Elsaß⸗Lothringen und auf die Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Directionen zu Altona und zu Berlin, je eine Verletzung auf die Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Directionen zu Altona, zu Elberfeld, zu Bromberg und zu Berlin, auf die Königlich württembergischen Staatseisenbahnen und auf die Großherzoglich mecklenburgische Friedrich Franz⸗Eisenbahn, und drei Verletzungen auf die Hessische Ludwigs⸗Eisenbahn. Von Bahnbeamten und Arbei⸗ tern im Dienst wurden beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 33 getödtet und 173 verletzt, von Steuer⸗ u. s. w. Beamten Zverletzt, von fremden Personen seinschließlich der nicht im Dienst befindlichen Bahnbeamten und Arbeiter) 18 getödtet und 8 verletzt. Außerdem wurden bei Nebenbeschäftigungen ein Beamter getödtet und 45 Beamte verletzt. Von den sämmt⸗ lichen Unfällen beim Eisenbahnbetriebe entfallen auf: A. Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung stehende Bahnen (bei zusammen 33 893,21 km Betriebs⸗ länge und 866 238 844 geförderten Achskilometern) 271 Fälle, davon sind verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen in dem Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗ Direction zu Erfurt, auf der Main⸗Neckar⸗Eisenbahn und in dem Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Direction zu Berlin die meisten Unfälle vorgekommen. B. Privat⸗ bahnen (bei zusammen 2531,40 km Betriebslänge und 25 400 093 geförderten Achskilometern) 14 Fälle, davon sind verhältnißmäßig auf der Hessischen Ludwigs⸗Eisenbahn, auf der Werra⸗Eisenbahn und auf der Lübeck⸗Büchener Eisen⸗ bahn die meisten Unfälle vorgekommen. 8

b Reichs⸗Eisenbahnamt Nachweisung über die im Monat Januar

f deutschen Bahnen (ausschließlich der baye⸗ bei den Zügen mit Personenbeförde⸗ rung vorgekommenen Verspätungen haben auf 36 ößeren Bahnen bezw. Bahnnetzen mit einer Gesammtbetriebs⸗ ange von 36533,19 km von den fahrplanmäßigen Zügen berhaupt sich verspätet: 1380 Schnellzüge, 1612 Personenzüge nd 388 zur Personen⸗, sowie zur Güterbeförderung gleich⸗ eitig dienende Züge, zusamme⸗ 3380. Von den fahr⸗

Nach der im

aufgestellten

planmäßigen Zügen mit Personenbeförderung wurden geleistet: 15 137 630 Zugkilometer, 272 623 930 Achskilometer gegen 15 133 355 Zug⸗ und 289 343 049 Achskilometer im Vormonat und gegen 14 279 122 Zug⸗ und 253 106 343 Achs⸗ kilometer in demselben Monate des Vorjahres. Von den Ver⸗ spätungen wurden 1059 durch das Abwarten verspäteter An⸗ schlußzuüge veranlaßt, sodaß den aufgeführten Bahnen nur 2321 Verspätungen zur Last fallen, gegen 3067 im Vormonat und 11 615 in demselben Monat des Vorjahres. Von den auf eigener Bahn vorgekommenen Verspätungen entfallen auf 1 Million Zugkilometer 153, 1 Million Achskilometer 9, mithin auf 1 Million Zugkilometer 6600 = 81 v. H. weniger als im Monate Januar bes Vorjahres un 50 = 25 v. H. weniger als im Vormonat und auf 1 Million Achskilometer 37 = 80 v. H. weniger als im Monat Januar des Vorjahres und 2 = 18 v. H. weniger als im Vormonat. Infolge der Verspätungen wurden 2253 An⸗ schlüsse versäumt (gegen 14 157 in demselben Monate des Vor⸗ jahres und 3163 im Vormonat). Bei 6 Bahnen sind Zug⸗ verspätungen und bei 9 Bahnen Anschlußversäumnisse nicht vorgekommen. In der Nachweisung sind diejenigen Bahnen, auf welchen Zugverspätungen vorkamen, nach der Verhältniß⸗ zahl (geometrisches Mittel) zwischen der Anzahl der von den fahrplanmäßigen, der Personenbeförderung dienenden Zügen auf 1 Million Zug⸗ und 1 Million Achskilometer entfallenden eigenen Verspätungen geordnet. Danach nehmen die Neu⸗ strelitz Warnemünder Bahn, die Kiel⸗Eckernförde⸗Flensburger Bahn und die Mecklenburgische Südbahn die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihenfolge der Bahnen statt nach der Anzahl der Verspätungen nach der Anzahl der Anschluß⸗ versäumnisse bestimmt, so treten die Mecklenburgische Südbahn, die Neustrelitz⸗Warnemünder Bahn und die Dortmund⸗Gronau⸗ Enscheder Bahn an die ungünstigsten Stellen. Infolge von Schneeverwehungen sind 14 Züge ganz und 28 Züge strecken⸗ weise ausgefallen.

Nach den gemäß § 156 des Reglements über die Natural⸗ verpflegung der Truppen im Frieden dem Kriegs⸗ Ministerium zugegangenen Berichten der Königlichen General⸗ Commandos sind im Jahre 1891 im ganzen acht Beschwerden über die Beschaffenheit der an die Truppen verabreichten Naturalien erhoben worden. Davon wurden sechs für begründet, zwei für unbegründet erachtet. In den sechs Fällen, in welchen die erhobenen Ausstellungen als gerechtfertigt anerkannt worden sind, hat theils ein Ersatz in gutem Natural durch das betreffende Proviantamt sowie durch die verpflichteten Unternehmer selbst oder auf deren Kosten, theils eine Abfindung in Geld statt⸗ gefunden. Ein Lieferungs⸗Unternehmer ist verwarnt, ein anderer mit einer Ordnungsstrafe belegt worden. In einem Fall ist gegen ein Proviantamt eine ernste Rüge ausgesprochen worden, auch hat dieses die durch die Zurückziehung des

nicht abnahmefähig befundenen Naturals entstandenen Fracht⸗

kosten erstatten müssen.

Die 4. Escadron Cürassier⸗Regiments Sendlitz (Magdeburgischen) Nr. 7 wird zum 1. Juli 1892 von Quedlinburg nach Halberstadt, das 2. und das 3. Ba⸗ taillon Infanterie⸗Regiments Nr. 137 werden nach Beendigung der diesjährigen Herbstübungen von Straß⸗ burg i. E. nach Hagenau verlegt. 1

von

Seine Hoheit der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen, General⸗Lieutenant und Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie⸗ Division, hat einen kurzen Urlaub nach Cassel angetreten.

Der Kaiserliche Gesandte am Königlich belgischen Hofe, Wirkliche Geheime Rath Graf von Alvensleben hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Wäh⸗ rend seiner Abwesenheit fungirt der Legations⸗Rath Prinz von Thurn und Tarxis als Geschäftsträger.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Ministerial⸗Rath von Heller und Herzoglich sachsen⸗alten⸗ burgischer Staats⸗Minister von Helldorff, sind von hier

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v Bayern. München, 13. März. Zur Feier des Geburtstags Seiner Königlichen Hoheit des Prinz⸗Regenten fand, wie die „Allg. Zig.“ berichtet, gestern früh großes Wecken statt. Die staatlichen und städtischen Gebäude sowie zahlreiche Privat⸗ häuser hatten reichen Flaggenschmuck angelegt. Bereits vor⸗ gestern und noch gestern in aller Frühe trafen an Seine Königliche Hoheit sehr zahlreiche Glückwunsch⸗Telegramme von allen verwandten und befreundeten Höfen, von Seiner Majestät dem Kaiser, von dem Kaiser von Oesterreich, dem Kaiser Alexander III. von Rußland, der Königin Victoria von England, der Königin von Spanien, dem König von Italien und von sämmtlichen deutschen Bundesfürsten hier ein. Der bagyerische Episkopat legte, wie alljährlich, seine Huldigung an den Stufen des Thrones nieder, die meisten Städte sandten Glückwunschadressen und Telegramme, ebenso zahlreiche Vereine und Private. Gestern früh erschienen alle Mitglieder des Königlichen und des Herzoglichen Hauses, um ihre Glückwünsche darzubringen, dann folgte die unmittelbare Umgebung Seiner Königlichen Hoheit, das Militärische Haus ꝛc. In sämmtlichen Hofkirchen fanden Festgottesdienste statt. MMiitmags fand sodann die Enthüllung des Armee⸗Denkmals statt, über die bereits in der vorgestrigen Nr. d. Bl. unter den nach Schluß der Redaction eingetroffenen Depeschen be⸗ richtet worden ist. Die hierbei von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz⸗Regenten gehaltene Ansprache lautete nach der „Allg. Ztg.“ wie folgt: Mit Freude erfüllt Mich der Gedanke, dem treuen und tapfern Heere aus Dankbarkeit und Anerkennung ein Denkmal zu errichten. Die Heldenthaten der bavperischen Armee in alter und neuer Zeit sind mit ehernem Griffel in der Geschichte verzeichnet. Auch in Zukunft dessen bin Ich überzeugt wird das bayerische Heer den anererbten Ruhm zu behaupten wissen und dem theuren Vaterlande ein sicherer Schirm und Hort sein. Seit Jahrhunderten sind die braven bayerischen Krieger mit ihren Herrschern in Treue fest verbunden. So soll es bleiben jetzt und immerdar. Das walte Gott!“ Nachmittags war bei Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz⸗Regenten Militärgalatafel, an der sämmtliche Prinzen und Prinzessinnen theilnahmen. Der Prinz⸗Regent brachte dabei folgenden Trinkspruch aus: „Ich trinke auf

das Wohl der tapferen bayerischen Armee. Sie lebe hoch!“

Prinz Ludwig von Bayern sprach den Doe. Fesenhschen Armee dafür aus, daß de b. den Dant da Ludwig's L., die Ludwigstraße und die Feldherrnhalle —— das Armee⸗Denkmal einen so würdigen Abschluß erhalten hattedh Der Prinz schloß mit den Worten: „Möge Gott Regenten, welcher fünfzig Jahre der bayerischen Armee a em hört und Bayerns Kriege mitgemacht hat, noch langes Lelge⸗ schenken. Im Namen der bayerischen Armee rufe ich: Leben Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent lebe hoch!“ Die Ankunft Ihrer Majestäten des Königs und d. Königin von Württemberg erfolgt morgen Mither 12 ¾ Uhr. Ihre Majestäten werden auf dem Centralbahnho von dem Prinz⸗Regenten empfangen und nach der nnchof lichen Residenz geleitet werden. hs Dem Gießer des Armee⸗Denkmals Ferdinand pon Miller ist der Marximilians⸗Orden verliehen worden.

Baden. Karlsruhe, 12. März. Das Ministerium des Innern wird noch einige Nachtragsforderungen erheben welche die Befriedigung laut gewordener Wünsche bezwecken, Wie die „Bad. Corr.“ vernimmt, soll ein Betrag von ca. 100 000 verlangt werden, um den aus den Rebbezirken kundgegebenen Wünschen gerecht zu werden. Zur Unterhaltun der Landungsstege am Bodensee sollen 5000 ℳ, zur Herstelluns zweier neuer Stege 27 000 gefordert werden. Für die Correction der Landstraße Oos⸗Baden werden ca. 3500 ℳ. zur Sicherung des Wiesenflusses 30 000 und für eine schwimmende Abschlußvorrichtung im Mannheimer Mühlau⸗ hafen 26 000 verlangt. . . Hessen.

Darmstadt, 13. März. Ueber die letzten Stunden Seiner Königlichen Hoheit des verstorbenen Großherzogs berichtet „W. T. B.“: Bereits gestern Nachmittag 5 Uhr schien der kritische Moment eingetreten zu sein. Rasch wurden alle Mitglieder der Großherzoglichen Familie, die Minister, die Mitglieder des Hofstaates und der Ober⸗Hofprediger herbei⸗ geholt. Als sie versammelt waren, besserte sich der Zustand des Großherzogs wieder etwas, bis sich ein Rasseln in der Luftröhre einstellte. Der Großherzog holte mit großer Energie Athem: allmählich wurde die Athmung aber schwächer. Um 1 ¼ Uhr Nachts verschied der Großherzog sanft unter den Gebeten des Ober⸗Hofpredigers und in Anwesenheit sämmtlicher Mitglieder der Großherzog⸗ lichen Familie.

Der hohe Verstorbene liegt jetzt, mit Generals⸗Uniform bekleidet, auf dem Sterbelager im Bibliothekzimmer. Zahl⸗ reiche Trauerkundgebungen und Kranzspenden gehen im Schlosse ein. Die Stadt ist in großer Trauer, die Flaggen sind Halbmast gesenkt, viele Häuser haben Trauerschmuck an⸗ gelegt.

Das heutige Regierungsblatt veröffentlicht eine Bekannt⸗ machung, nach welcher Seine Königliche Hoheit der Groß⸗ herzog Ernst Ludwig die Regierung des Landes ange⸗ treten hat.

Anläßlich des Ablebens des Großherzogs Ludwig's IV. ist eine zwölfwöchige Landestrauer angeordnet woͤrden

Braunschweig. 8

Braunschweig, 13. März. Seine Königliche Hoheit

der Prinz Albrecht von Preußen ec., Regent des

Herzogthums Braunschweig, ist in vergangener Nacht

zu einer mehrwöchigen Kur nach Baden⸗Baden ob⸗

gereist, woselbst heute Nachmittag die Ankunft erwartet wird.

In Begleitung Seiner Königlichen Hoheit befinden sich der

Leibarzt, Ober⸗Stabsarzt Dr. med. Schaper, der persönliche

Adjutant Oberst von Mitzlaff und der Flügel⸗Adjutant, Ritt⸗ meister von Krosigk. 8

Anhalt.

Dessau, 12. März. Behufs Aufbesserung der Ge⸗ hälter der Volksschullehrer in Anhalt ist dem Landtage eine Vorlage zugegangen, wonach, wie die „Magd. Ztg.“ be⸗ richtet, das Anfangsgehalt in den großen Städten künftig auf 1100 ℳ, in den kleinen Städten auf 1000 ℳ, das Höchstgehalt, welches nach 24 Jahren erreicht wird, in ersteren auf 2800 ℳ, in letzteren auf 2100 festgesetzt wird. Das Gehalt der Mittel⸗ schullehrer beträgt durchweg 300 mehr. Für die wissen⸗ schaftlichen Lehrerinnen an den höheren Mädchenschulen ist das Anfangsgehalt mit 1000 ℳ, das Meistgehalt mit 2000 vorgesehen. Die Handarbeitslehrerinnen sollen in großen Städten 800 bis 900 ℳ, in den übrigen Orten 700 bis 800 erhalten. 8

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 12. März. Der Landesausschuß hat in seiner gestrigen Sitzung das Gesetz wegen Abänderung des Gesetzes über die Vereinigung des Katasters, die Ausgleichung der Grundsteuer und die Fortführung des Katasters, vom 31. März 1884, in dritter Lesung angenommen.

Oesterreich⸗Ungarn. 6

Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erzherzog Leopold, geboren am 6. Juni 1823, ist auf seinem Schlosse in Hörnstein bei Baden, wo er seit Jahren zurückgezogen lebt, vorgestern an Lungenentzündung erkrankt. 3

Der alljährlich in Wien am 13. März stattfindende Zug der Arbeiter nach dem Grabdenkmal der im März 1848 Gefallenen auf dem Centralfriedhof war des Sonntags wegen in diesem Jahre größer als sonst, es hatten sich etwa 8000 Personen daselbst eingefunden; es wurden in deutscher und czechischer Sprache Hochrufe auf die Märzgefallenen und auf die Socialdemokratie ausgebracht, sowie rothe Blumer und Kränze an dem Grabdenkmal niedergelegt. Die Ruhe wurde nicht gestört.

Heute findet im böhmischen Landtage die erste Lesung der Ausgleichsvorlagen statt. In der Debatte über die formale Behandlung der in Rede stehenden Vorlagen beabsichtigen, wie die „Politik“ berichtet, die Jungezechen, auf Grund des im Jahre 1889 abgeänderten § 42 der Landtags⸗ Geschäftsordnung den Antrag zu stellen, der Landtag möge bei jener Debatte auch über die Grundsätze der in erster Lesung stehenden Ausgleichsvorlagen verhandeln. Ein solcher Antrag ist vom Oberst⸗Landmarschall sogleich ohne Unterstützungsfrage zur Abstimmung zu bringen. Es steht bereits fest, daß die Jungczechen falls sie jenen Antrag wirklich stellen werden bei der Abstimmung darüber isolirt bleiben; denn sowohl die altczechischen

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Kaufmann

* 3 Abgeordneten, die Deutschen, als auch die Großgrundbesitzer zerden für die Verweisung der Vorlagen an eine Commission von 2 Mitgliedern stimmen. Bei der in dieser Commission 6 cleiteten Generaldebatte über die Ausgleichsvorlagen sollen Anträge eingebracht werden: 1) auf llebergang zur Tages⸗ ordnung (dafür die Jungczechen): 2) auf Vertagung der Be⸗ rathungen (dafür die altezechischen Abgeordneten und die Groß⸗ arundbesitzer, eventuell auch die Jungczechen) und 3) auf Er⸗ zfnung der Specialdebatte (afür. die Deutschen). Zu be⸗ merken ist, so schreibt die „Politik“ daß die Großgrund⸗ besitzr über neun (respective, da der Vorsitzende Fürst Mindischgrätz nicht mitstimmt, über acht) Stimmen, die alt⸗ zechischen Abgeordneten über vier, die Jungczechen über fünf und die Deutschen über neun Stimmen verfügen. Falls die Zungczechen für die Vertagung nicht mitstimmen sollten, so zönnte die Abstimmung zu interessanten Ergebnissen führen es würden nämlich alle drei erwähnten Anträge abgelehnt Budapest fand vorgestern, wie die „Wien. Ztg.“ be⸗ icchtet, im Palais des Minister⸗Präsidenten eine Be⸗ pprechung statt, deren Gegenstand die Unterstützung der Nothleidenden des Arvaer Comitates auf eine längere Zeit hinaus bildete. Den Vorsitz führte die Gemahlin des Minister⸗Präsidenten Gräfin Szapary. Der Fürstprimas Faszary wurde aufgefordert, das Patronat zu über⸗ gehmen, wozu er sich bereit erklärte. Sodann wurden die Modalitäten für eine fortlaufende Unterstützung der Noth⸗ eidenden festgestellt. Großbritannien und Irland. der Herzog von Edinburg wird sich, laut Meldung 8 W. T. B.“ aus London, zur Beisetzung des Großherzogs Hessen nach Darmstadt begeben. 1 Bei der am 10. d. M. im Wahlkreise Kirkcaldy vor⸗ genommenen Ersatzwahl wurde der Journalist J. H. Dalziel Gladstonianer) in das Unterhaus gewählt. Er erhielt 2567 Stimmen, während auf den Unionisten Cox nur 1531 fielen. der Wahlkreis war den Liberalen sicher. Der neue Abgeord⸗ nte ist noch nicht 24 Jahre alt. In dem irischen Wahlkreise Nord Wexford wurde an demselben Tage der Anti⸗Parnellit Thomas Healy, Bruder der beiden Abgeordneten T. M. und Maurice Healy, für gewählt erklärt, da kein Gegencandidat

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aufgestellt war. 8

G Frankreich. r Minister des Auswärtigen Ribot hat der „Köln. zufolge am Sonnabend den neuen englischen Botschafter

Dufferin empfangen. Lord Dufferin wird sich zunächst

London begeben und erst nach seiner Rückkehr von dort ne Beglaubigungsschreiben überreichen. 1

Die Deputirtenkammer nahm in ihrer vorgestrigen tzung den ersten Artikel über die Wahl gewerblicher hiedsgerichte an, durch den den Frauen das Wahlrecht ver⸗ liehen wird.

Das Handelsgericht hat, wie „W. T. B.“ berichtet, den conservativen Senator Lareinty, der Zuckerrohrplantagen zuf Martinique betreibt, für fallit erklärt. Lareinty legte Berufung ein.

Rußland und Polen.

Die „Nowoje Wremja“ bezeichnet die Nachricht englischer Blätter, daß die russische Regierung sich bei der eng⸗ lischen wegen der unberechtigten Ausweisung der englischen Lieutenants Nounghusband und Davidson aus dem Pamirgebiet entschuldigt habe, als falsch. Zwischen den beiden Regierungen seien nur Verhandlungen geführt worden ganz unabhängig von allen territorialen Fragen im fernen Osten“ und diese hätten in keiner Weise Einfluß haben können auf die sogenannte Pamir⸗Frage. Zur Lösung dieser, wolle man übrigens keineswegs eine Conferenz einberufen, wie ge⸗ wisse ausländische Zeitungen behauptet hätten. 3

Der „Köln. Ztg.“ wird aus St. Petersburg berichtet: Allen mit Uniformen verabschiedeten Generalen und Stabs⸗ offizieren und denjenigen Ober⸗Offizieren, die im Besitz ds Georgs⸗Ordens sind, ist vom Kaiser gestattet vorden, Achselklappen von einer bestimmten Form u tragen. Bei Veröffentlichung des darauf bezüg⸗ schen Erlasses spricht der Kriegs⸗Minister seine Ueber⸗ zeugung aus, daß die jetzt verliehene äußere Auszeichnung dazu dienen werde, die Verbindung der verabschiedeten Offiziere mit der Armee zu befestigen, sie mit noch größerer Achtung gegen ihre Uniform zu erfüllen und das Streben wachzurufen, diese Uniform auch nach dem Abschied mit derselben Würde zu rragen, wie einst im activen Dienst. 8 18 Nach einer Mittheilung des „Hann. Cour.“ aus St. Petersburg hätte die russische Regierung die Einführung der Zemstwos in den Ostsee⸗Provinzen im Princip bereits beschlossen; die Einführung selbst solle aber erst nach der Re⸗ organisirung der Gemeindeverwaltung und der Regelung des Steuerwesens in diesen Provinzen erfolgen.

Wie der „Rev. Ztg.“ aus St. Petersburg geschrieben wird, gelangt der vom Finanz⸗Ministerium ausgearbeitete, bereits vor einiger Zeit dem Reichsrath zur Berathung zugestellte Gesetzentwurf über die Arbeiter⸗Unfallversicherung demnächst in dieser gesetzgebenden Körperschaft zur Er⸗ ledigung. Man erwartet, daß es mit dem Beginn des nächsten Jahres möglich sein werde, das Gesetz in vollem Umfange zu verwirklichen. Jedenfalls bedürfe die Durchführung dieser Maßregel großer und weitschichtiger Vorarbeiten, die zum Theil erst, nachdem das Gesetz zu Stande gekommen ist, vor⸗ genommen werden können.

Die englische „Society n da⸗ einer St. Petersburger Meldung des „W. T. B.“ für die deutschen Colonien des Gouvernements Samara, in denen großer Nothstand herrscht, der durch das Massen⸗ auftreten des Typhus noch verschärft wird, die Summe von

20 000 Pfd. Sterl. gespendet.

of Friends“ hat laut

Von der Werft der Russischen Gesellschaft für Dampf⸗

schiffahrt und Handel in Sebastopol wurde am 9. d. M. in Gegenwart des Ober⸗Commandeurs der Flotte und Häfen, der Admirale und des Offiziercorps der Flotten⸗Equipagen, sowie eines zahlreichen Publikums unter dem Donner der Kanonen und dem Jubel des Volks das neu erbaute Panzer⸗ schiff „Georgi Pobedonossez“ vom Stapel gelassen. Der Typus des Schiffes ist seinen Vorgängern, den Panzer⸗ schiffen „Tschessma“, „Katharina II.“ und „Sinope“ ähnlich.

Zum Director der Kanzlei der Anstalten der Kaiserin ist, dem „W. T. B.“ zufolge, an Stelle von Kotschugow der Gehilfe des Staatssecretärs im Reichsrath von Kaufmann, ein Sohn des bekannten Generals von ernannt worden.

8 Spanien.

Die amtliche „Gaceta de Madrid“ vom 12. d. M. ver⸗ öffentlicht die Ernennung Beranger's zum Marine⸗ Minister. Dasselbe Blatt publicirt ferner ein Decret, durch welches die Fabrikation von Kunstweinen untersagt

Der Bundesrath hat gestern die Antwort auf die letzte italienische Note, betreffend den schweizerisch⸗italienischen Handelsvertrag, festgestellt. In seiner Antwortnote drückt der Bundesrath, wie dem „W. T. B.“ aus Bern ge⸗ meldet wird, den Wunsch aus, daß die Vertragsverhandlungen bald wieder in Zürich eröffnet werden möchten, während die italienische Regierung die Fortsetzung der Unterhandlungen auf diplomatischem Wege vorzieht.

Zu den Handelsvertrags⸗Verhandlungen mit Frankreich theilt der Berner „Bund“ mit, daß am 10. und 11. d. M. in Bern Conferenzen stattgefunden haben, an welchen die Bundes⸗Räthe Droz, Deucher und Hauser, die schweizer Delegirten Hammer und Cramer-⸗Frey sowie der französische Delegirte Minister Lardy theilnahmen. In erster Linie wurden die seitens des schweizerischen Handels und der schweizerischen Industrie kundgegebenen Wünsche und Begehren einer Prüfung unterzogen, da das Ergebniß der vom Vorort des schweizerischen Vereins für Handel und Industrie veranstalteten Enquête eingereicht worden ist. Dann hatte der Bundesrath bereits Vorschläge formulirt, die ein⸗ gehend besprochen wurden. Die Ergebnisse der Enquste des vorgenannten Vereins werden als Grundlage dienen für die Instructionen, welche vom Bundesrath den Unterhändlern gegeben werden behufs Auswirkung von Ermäßigungen in den Ansätzen des französischen Minimaltarifs.

Eine am Sonnabend veröffentlichte Mittheilung des

Bundesraths constatirt mit Bedauern, daß die Gruppe des Berwaltungsraths der Jura⸗Simplon⸗Bahn, welche die Demission des Directions⸗Präsidenten Marti anstrebt, es ab⸗ 8

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hne, auf den Vermittelungsvorschlag des Bundesraths nzugehen. Der Bundesrath werde seine Vertreter in dem Verwaltungsrathe der Jura⸗Simplon⸗Bahn beauftragen, gegen das Abkommen über die Demission Marti's zu stimmen.

Der brasilianische Gesandte in Bern Baron d'Agniar d-Andrada ist zum Gesandten beim päpstlichen Stuhl ernannt worden: sein Nachfolger in Bern wird der bisherige Gesandte in Lissabon Pedro d'Araujo Beltrao.

Belgien.

Der Centralausschuß der belgischen Kammer hat, wie man der „Köln. Ztg.“ aus Brüssel berichtet, den Vorschlag de Hemptinne’s auf Abschaffung der Verpflichtung zu einer Neuwahl für Abgeordnete, welche Minister geworden sind, angenommen. Die Besprechung über das Referendum ergab eine ruhigere Auffassung;: morgen, Dienstag, soll die endgültige Redigirung erfolgen.

Türkei.

Wie die „Ag. d. Const.“ meldet, habe der Sultan die Absicht, den Investitur⸗Ferman für den Khedive zu ändern, angesichts der Schwierigkeiten, die voraussichtlich daraus entstanden wären, aufgegeben; Ach med Eyub Pascha werde daher demnächst nach Egypten abgehen.

Am Sonnabend haben die Handelsvertrags⸗Ver⸗ handlungen zwischen Frankreich und der Türkei begonnen.

Griechenland.

Der König empfing, wie der „Magdb. Ztg.“ aus Athen von gestern telegraphirt wird, den Kammer⸗Präsidenten Georgiades sowie die hervorragendsten Parteigänger von Delyannis, um diese zur Unterstützung des neuen Ministeriums zu bewegen; mehrere Delyannisten gingen darauf zur Regierungspartei über. Am Sonnabend besuchte König Georg den Piräus und wurde völkerung lebhaft begrüßt.

Serbien.

Das Amtsblatt hat am Sonnabend die Entlassung des Königs Milan aus dem serbischen Staats⸗ verband auf Grund eines von den Ministern des Innern und der auswärtigen Angelegenheiten bestätigten Entlassungs⸗ documents der Stadtpräfectur vom 4,/16. Oktober 1891 ver⸗ öffentlicht. Die Bekanntmachung ruft, wie „W. T. B.“ aus Belgrad meldet, rücksichtlich der Form und des Datums, sowie weil die Skupschtina über die Resignation des Königs Milan noch nicht entschieden hat, und weil auch innerhalb des Staatsraths noch Meinungsverschiedenheit über die Zulässigkeit einer derartigen Gesetzgebung vorherrschen soll, allgemeines Befremden hervor. Die Blätter erklären gleichfalls eine Resignation für unzulässig und für eine eclatante Ver⸗ fassungsverletzung, bezw. einen Anlaß, welcher eine Abänderung der Verfassung fordere, deren unberechenbare Consequenzen geeignet se en, berechtigte Besorgniß einzuflößen. 8

Der Reconstruction des Cabinets stellen sich neue

chwierigkeiten entgegen, da Vuics der schwierigen Finanzlage wegen nicht die Finanzen, sondern das Portefeuille des Auswärtigen übernehmen will. Oberst Velimirovics hat die Uebernahme des Kriegs⸗Ministeriums abgelehnt.

Vorgestern hat in Belgrad die feierliche Beisetzung der Leiche des Metropoliten Theodosius stattgefunden. In der Presse wird das Fernbleiben des Metropoliten Michael von der Trauerfeier abfällig beurtheilt. 8

Montenegro. Der Gencral⸗Gouverneur von Albanien Abdul Kerim Pascha ist, laut Meldung des „W. T. B.“, am Sonnabend von Cetinje nach Scutari zurückgekehrt.

Amerika.

In der Beringsmeer⸗Angelegenheit wird der Präsident Harrison dem „R. B.“ zufolge keine weiteren Schritte ergreifen, bis die Antwort des Marquis von Salis⸗ bury auf die Note Mr. Wharton's vom 8. März in Washington eingetroffen ist. 1

Im Repräsentantenhause der Vereinigten Staaten hat am 9. d. M. die Debatte über die bereits er⸗ wähnte Springer'sche Bill zu Gunsten der freien Ein⸗ fuhr von Wollwaaren begonnen. Me Millin, der Stell⸗ vertreter des Vorsitzenden des Ausschusses für Mittel und Wege, sprach für die Bill, Dingly, Deputirter für Maine, dagegen.

Aus Bolivia wird dem „R. B.“ über New⸗York von einem unter den dortigen Indianern ausgebrochenen Auf⸗

stande berichtet. Es sei dabei zu einem blutigen Kampf mit

würden.

den Truppen gekommen, in welchem zahlreiche Indianer ge

tödtet sein sollen.

Nach einer über Paris eingegangenen Meldung aus Buenos⸗Aires vom 13. d. M. ist Francisco Uriburu zum Finanz⸗Minister im argentinischen Cabinet ernannt worden.

Ein Telegramm des „W. T. B.“ aus Santiago von gestern meldet die nunmehr erfolgte definitive Constituirung des neuen chilenischen Ministeriums. Das Ministerium setzt sich wie folgt zusammen: Präsidium und Inneres: Eduardo Matte: Auswärtiges: Gaspard Toro: Finanzen: Augustin Edwards: Krieg und Marine: Louis Barros Borgogno; öffent⸗ liche Arbeiten: Jonge Riesco.

Der König von Siam hat, wie dem „R. B.“ aus Bangkok berichtet wird, am 10. März den ersten Spatenstich zu den Arbeiten für den Bau der Korat⸗Eisenbahn gethan. Der König hielt bei der Feierlichkeit eine Rede, in welcher er auf die Fortschritte des Landes in den letzten Jahren hinwies.

Afrika.

k.

ell, hat sich nach einem Telegramm des „R. B.“ vom 8., jetzt soweit gebessert, daß der General in diesen Tagen die Rückreise nach Kairo antreten wollte.

Parlamentarische Nachrichten.

eutigen (193.) Sitzung des Reichstags, welcher retär Freiherr von Marschall beiwohnte, hielt

1t nt von Levetzow, während die Mitglieder des ses sich erhoben, folgende Ansprache:

„Einer der deutschen Landesherren, ein treuer Bundes⸗ genosse des Kaisers, der Großherzog Ludwig IV. von Hessen und bei Rhein ist gestern in der Frühe durch den Tod abgerufen worden. Der Heimgegangene war ein tapferer Mitkämpfer in dem Kriege von 1870 und 1871, er hat, seit er den Thron bestieg, seine vaterländische Gesinnung überall und stets bewährt. Seinen Hessen war er ein treuer Landesvater, und sie betrauern tief seinen Tod; wir theilen dies Gefühl, und um diesem Ausdruck zu geben, und um das Andenken des Heimgegangenen zu ehren, haben die Mitglieder des Reichs⸗ tags sich von ihren Plätzen erhoben.“

Bei der alsdann folgenden dritten Berathung des Ueber⸗ einkommens zwischen dem Reich und den Vereinigten

taaten von Amerika über den gegenseitigen chutz der Urheberrechte wies der Abg. Siegle (nl.) die Befürchtung deutscher Buchhändler zurück, daß auf Grund des Vertrages ein Nachdrucker in Amerika das Recht erhalten könne, den eigentlichen Verfasser und Verleger vom Vertriebe seines Werkes in Amerika auszuschließen, wenn er die amerikanischen Gesetzesbestimmungen erfülle. Allerdings sei im Fall der nicht erfolgten Hinterlegung zweier Exremplare der Nachdruck in den Vereinigten Staaten möglich, aber nicht eine Ver⸗ folgung oder Ausschließung der eingeführten Originalwerke. Dann wies derselbe Redner wiederum auf die Folgen des vertragslosen Zustandes Holland gegenüber hin.

Staatssecretär Freiherr von Marschall gab die Erklä⸗ rung ab, daß man hoffen dürfe, diesem Zustande durch beider⸗ seitiges Entgegenkommen ein Ende zu machen.

Das Uebereinkommen wurde darauf endgültig genehmigt.

Nachdem die Allgemeine Rechnung über den Reichshaushalt für 1888/89 der Rechnungscommission überwiesen worden, trat das Haus in die dritte Berathung der Novelle zum Krankenversicherungs⸗Gesetz ein. In der allgemeinen Besprechung hatten bis zum Schlusse des Blattes die Abgg. Freiherr von Wendt (Centr.) und Bruhns (Soc.) das Wort genommen.

(31.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Finanz⸗Minister Dr. Miquel und der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Graf von Zedlitz beiwohnten, wurde zunächst der Antrag des Abg. Dr. Porsch auf Einstellung des Strafverfahrens gegen den Abg. Dasbach berathen.

Abg. Olzem (nl.) erhob Widerspruch gegen die Ein⸗ stellung des Strafverfahrens; der Abg. Dasbach selbst müsse das groößte Interesse an einer schnellen Erledigung des Ver⸗ fahrens haben. .

Die Abgg. Graf zu Limburg⸗Stirum (cons.), Stengel (freicons.), Rickert (dfr., Dr. Meyer (dfr.), Bachem (Centr.) und Dr. Porsch (Centr.) sprachen für den Antrag, während Abg. Franke (nl.) sich dem Abg. Olzem anschloß.

Der Antrag wurde angenommen.

Darauf wurde die zweite Berathung des Staats⸗ haushalts⸗Etats fuͤr 1892/93 beim Etat des Mi⸗ nisteriums der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten im Kap. 121 „Elementarschulwesen“ fortgesetzt.

Die Ausgaben für die Präparenden⸗Anstalten wurden be⸗ willigt, nachdem Abg. Dr. Gerlich (freicons.) empfohlen hatte, die Volksschullehrer eine Zeit lang im praktischen Leben wirken zu lassen, damit sie dasselbe kennen lernten, und der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Schneider und der Abg. Dr. Meyer diesem Vorschlag widersprochen hatten.

Bei den Ausgaben für das Turnlehrerbildungswesen, die eine Mehrausgabe von 26 300 für die Anstellung eines neuen Dirigenten und zur Verstärkung des Dispositions⸗ fonds erfordern, sprach Abg. von Schenckendorff (nl.) seine Zustimmung zu dieser Mehrausgabe aus und wünschte eine Ergänzung des Turnwesens nach der Richtung der Spiele.

Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Koepke hoffte, daß die neuen Turnlehrerbildungscurse in Königsberg, Bonn, Breslau und Halle eine Verbesserung des Turnwesens herbeiführen

In der heutigen

Die Ausgaben wurden bewilligt. 1 Bei den Ausgaben für die Schulaufsicht empfahl Abg.

Knebel (nl.), daß in der Volksschule Unterricht in der ein⸗

fachsten, für das gewöhnliche Leben nothwendigen Buchführung ertheilt werde, zumal das neue Einkommensteuergesetz auch den kleinsten Landwirth zur Buchführung zwinge. 8

Abg. Sombart inl.) schloß sich diesem Wunsche an und empfahl die Einführung ländlicher Fortbildungsschulen.

Die Ausgaben wurden bewilligt.

Zur widerruflichen Remuneration für die Verwaltung von Schulinspectionen sind 720 000 ausgeworfen.

Auf eine Anfrage des Abg. Rickert (bfr.) gab der

Ministerial⸗Director Dr. Kügler eine Uebersicht über die