1892 / 71 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 22 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

2 4 1 *

Abg. Dr. Hammacher (nl.) schloß sich dieser Auffassung an. Es sei doch kaum anzunehmen, daß der Abg. Graf Kanitz auch bei den Secundärbahnen, wenn die veranschlagten Kosten überschritten würden, die Mehrkosten den Interessenten auf⸗ erlegen wolle.

Abg. Schöller (freicons.) trat für den baldigen Bau des Mittellandkanals ein.

Die Abgg. Herold (Centr.), Brandenburg (Centr.), von Eynern (nl.), Wallbrechtinl.) und Bödiker (Centr.) erklärten sich gegen den Antrag des Grafen Kanitz.

Die Abgg. Fegter (nl.), Dr. Ostrop (Centr.) und Kempe (nl.) Frnshten locale Wünsche in Bezug auf dieses neue Project vor.

Der Antrag des Grafen Kanitz wurde abgelehnt und die Denkschrift durch Kenntnißnahme für erledigt erklärt. (Schluß des Blattes.) .“

Bei der am 15. d. M. im 22. sächsischen Wahl⸗ kreise (Reichenbach⸗Auerbach) abgehaltenen Reichstags⸗ Ersatzwahl fielen nach der amtlichen Feststellung von 23 194 abgegebenen Stimmen 2543 auf den deutsch⸗socialen Candidaten Dr. Förster⸗Friedenau bei Berlin, auf den natio⸗ nalliberalen Candidaten Stadtrath Kramer⸗Kirchberg 8785 und auf den socialdemokratischen Abgeordneten Cigarrenfabrikanten Hofmann⸗Chemnitz 11 863; mithin ist Letzterer gewählt.

Dem Herrenhause ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend Abänderung wegepolizeilicher Vorschriften für die Provinz Schleswig⸗Holstein, mit Ausnahme des Kreises Herzogthum Lauenburg,

zugegangen.

Kunst und Wissenschaft.

Die neuesten Fortschritte der Bronze⸗ Industrie in Berlin werden den Verein für deutsches Kunstgewerbe in seiner am Mittwoch, 23. d. M., stattfindenden Sitzung beschäftigen. Die Actien⸗ gesellschaft J. C. Spinn u. Sohn wird ihre neuen Muster elektrischer Kronen und Leuchter in Thätigkeit vorführen, zu welchem Zwecke eigens Accumulatoren beschafft worden sind; zahlreiche Arbeiten der Bronzeklasse am Kunstgewerbe⸗Museum und Ciselirungen aus dem Atelier der Königlichen Porzellan⸗Manufactur werden zeigen, daß man in Berlin bemüht ist, namentlich die Vorbilder des Rococo für un⸗ sere Industrie nutzbar zu machen. Daneben wird der Maler Hendorf seine wirksamen decorativen Reisestudien ausstellen, welche schon bei ihrer Ausstellung im Kunstgewerbe⸗Museum allgemeine Anerkennung

efunden haben. Die Sitzung findet im großen Saale des Architekten⸗ Hauses 8 ½ Uhr Abends statt. Gäste sind willkommen.

Einem Vortrag, welchen Professor Dr. Nippoldt im Physika⸗ lischen Verein zu Frankfurt (Main) über die elektrischen Er⸗ scheinungen in der Atmosphäre der Erde und ihre wahr⸗ scheinlichen Ursachen gehalten hat, entnehmen wir folgende Angaben. Die Identität zwischen Blitz und Elektricität wurde bereits von Franklin vor hundert Jahren erkannt. Daß aber auch bei ganz

ooeoooooäääöuGqäqä»——— ——-—,mʒ———

cht vom 22. Morgens.

März, G. Rossini.

—₰ 8 90 —.

8₰ 8 8

Wette

Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus.

Lachen.

von Wildenbruch.

Wind. I Wetter. Tanz von Emil

Stationen.

Temperatur 50 C. =40 R.

in ° Celsius

1

8 83 8. S 5 —— SRA S8 232

2 .

Mullaghmore Aberdeen.. Christiansund Kopenhuagen. Stockholm . Fennegh . St. Petersbg. Moskau ...

Cork, Queens⸗ town Cherbourg. 6“ I u“ mburg.. winemünde Neufahrwasser Memel..

künster .. Karlsruhe .. Wiesbaden. München. Chemnitz. Berlin .. Wien.. Breslau.. Ile d'Aix. beö B8,ö“

4 wolkig

3 heiter

8 Schnee

1 Nebel

2 wolkenlos still bedeckt

1 Dunst

1 bedeckt

28

Fritz.

6*85S 9

8

deutsch von

O bo

Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. Trauerspiel in In Scene gesetzt Anfang 7 Uhr.

—1

2 heiter

5 Dunst

2 Nebel

2 halb bed.

2 wolkenlos

3 wolkenl. ¹)

1 wolkenlos

1 wolkenlos

2 Regen

2 halb bed.

I halb bed. 2)

1 halb bed. ³)

3 wolkenlos

2 wolkenlos 1 wolkenl.) b still wolkenlos

1 Dunst

3 Nebel

1 wolkenlos

5 wolkenlos

NNW 9”' „†

&Go,=S

fang 7 Uhr. 9

weilt. Freitag

7 .,.

Anfang

fresser.

to co Oosto DOco On 9e 9ob OSto 929S.

h Herihmad Dunft. *) Reit. *) Neif. *) RNeif 28.

Uebersicht der Witterung.

Ein barometrisches Maximum von etwa 780 mm, liegt auf dem Ocean westlich von Irland, während

von den Pyrenäen nordostwärts nach Nordskandi⸗ navien erstreckt. Die Luftbewegung ist auf dem ganzen Gebiete schwach, in Central⸗Curopa aus vor⸗ wiegend südlicher Richtung; nur an der mittleren norwegischen Küste wehen starke bis stürmische west⸗ liche bis südwestliche Winde. In Deutschland dauert die heitere trockene Witterung noch fort, wo⸗ bei die Temperatur durchschnittlich etwas gestiegen ist; vielfach fanden Nachtfröste statt. An der süd⸗

lichen Nordsee herrscht trübes, vielfach regnerisches Wetter, welches ostwärts fortschreitend, sich auch über unsere Gegenden ausbreiten dürfte.

Deutsche Seewarte.

täglich.

Zum 22. Male: Worte.

in 3 Acten Anfang 4 Uhr.

Theater⸗Anzeigen. 3

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗ haus. 75. Vorstellung. Cavalleria rusti- Huge Wittmann cana (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug rl Milllöcker. von Pietro Mascagni. Text nach dem gleich⸗ Fritzsche. namigen Volksstück von Verga. In Scene ge⸗ ecorationen aus setzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Musikdirector Wegener. Hierauf: Der Barbier von Sevilla. Komische Oper in 2 Acten von

Mittwoch: Mit

fang 7 Uhr.

G.2 Text von P. Sterbini, übersetzt von J. Kollmann. Dirigent: Kapellmeister Weingartner.

Märchen⸗Schwank in 6 Bildern von Ernst

Ober⸗Regisseur Max Grube. tion: Herr Steinmann. f

Donnerstag: Opernhaus. 76. Vorstellung. Freund Lyrische Oper in 3 Acten von P. Mascagni. Tert von P. Suardon (nach Erckmann und Chatrian), M. Kalbeck. Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Weingartner. Die Puppenfee. Pantomimisches Ballet⸗Divertissement 8 Musik von J. Baver. In Scene gesetzt vom Ballet⸗ meister Emil Graeb. Dirigent: Musikdirector Hertel.

5 Aufzügen von Carl Gutzkow.

Deutsches Theater. Mittwoch: Fauft. An⸗ nnerstag: D Die Stützen der Gesellschaft.

Die nächste Aufführung von „College Crampton“ findet am Sonnabend statt.

Berliner Theater. Mittwoch: Der Veilchen⸗

Donnerstag: Othello. 1 Freitag: 28. Abonnements⸗Vorstellung.

Lessing-Theater. 330 (Fiaker 117).

eine Zone verhältnißmäßig niedrigen Luftdrucks sich Donnerstag: Die Großtestadtluft. s Freitag: Wahrheit? 8

Nächste Nachmittags⸗Vorstellung (Parquet 2 ꝛc.): Der Traum ein Leben. Vorverkauf ohne Aufgeld

Wallner-Theater. Mittwoch (letzte Woche): Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Sonntag: Nachmittags⸗Vorstellung zu bedeutend

ermäßigten Preisen. Gewagte Mittel. von Francis Stahl.

8 Friedrich ⸗-Wilhelmstädtisches Theater. Das Sonntagskind.

Dirigent: Kapellmeister Costume vom Garderoben⸗Inspector Ventzkyv. An⸗ Donnerstag: Z. 64. Male: Das Sonntagskind.

klarem Himmel die die Erde umgebende Luft stets stark elektrisch ist,

wurde erst in dem letzten Jahrzehnt namentlich durch die Beobachtungen gefunden, welche Professor L. Weber in den Jahren 1886 bis 1889 im Auftrag des Elektrotechnischen Vereins in Berlin sowohl an heiteren, wie an trüben und an Gewittertagen angestellt hat. Weber bediente sich dazu zweier Papierdrachen, die er durch eine längere Schnur hinter einander verband. Die Schnur war in ihrer ganzen Länge mit einem dünnen Metalldraht durchzogen, welcher die Luft⸗ elektricität aufsog. Die aus der Luft aufgenommene Elektricität wurde zur Erde abgeleitet und mittels eines Galvanometers gemessen. Es ergab sich, daß bei völlig klarem Himmel die Elektricität der Luft stets positiv ist und ihre Spannung mit der Höhe in stark steigendem Grade zunimmt. Die Zunahme ist um so größer, je geringer der Wasser⸗ dampfgehalt der Luft ist. Im Mittel aus vielen Sommerbeobachtungen ergaben sich elektrische Spannungen in Höhen von 100 m zu 8000 V., 150 m zu 10 000 V., 200 m zu 15 000 V., 300 m zu 40 000 V. und 350 m zu 100 000 V. Dagegen zeigte die Luft bei bewölktem Himmel bis in Höhen von 100 m in einzelnen Fällen negative Elektricität, darüber hinaus meist geringere Spannungen als bei heiterem Himmel. Bei Gewittern zeigten die elektrischen Ent⸗ ladungen, welche an einem mit der Stange eines Blitzableiters ver⸗ bundenen Galvanometer beobachtet wurden, meist ein Stromen negativer Elektricität zur Erde an. Aus den Beobachtungen des Professors Weber zieht Professor Dr. Nippoldt folgende Schlüsse. Die Störung des normalen elektrischen Zustandes der Luft durch Wolken ist eine directe Folge der hierbei in verticaler Richtung veränderten Feuchtig⸗ keitsverhältnisse der Luft. Die Thatsache, daß gerade bei sehr feuchter und schwüler Luft Gewitterbildung eintritt, erklärt sich in einfacher Weise aus dem Hinzukommen des Regens während des Gewitters. In der obersten Wolkenschicht bilden sich zunächst kleine Wasser⸗ tröpfchen, Nebel, welche beim Niederfallen durch Verbindung mit anderen Nebeltröpfchen immer größer werden. Der gewachsene Tropfen giebt während seines Fallens zur Erde seine elektrische Ladung an die durchlaufene Luft ab und erhöht deren Spannung. Durch die Ab⸗ gabe der Elektricität wird die positive Spannung der Luft unter der

ewitterwolke vermehrt und der Ausgleich mit der Erde durch einen

Mannigfaltiges.

Uns geht Folgendes zur Veröffentlichung zu: Aufruf um Gaben zur Kaiser⸗Wilhelm⸗Gedächtnißkirche. Das Gedächtniß des Gerechten bleibt im Segen! In diesem Sinne ist am 22. März vorigen Jahres der Grundstein zu einer Kaiser⸗Wilhelm⸗Gedächtnißkirche gelegt worden und zwar an der Stelle, welche der verewigte Monarch einstmals für eine Dankeskirche ausersehen hatte. Noch vor Ablauf des gegenwärtigen Jahres werden die Mauern des Kirchengebäudes voraussichtlich sich bis zum Haupt⸗ gesims erheben. 8 Zwei Drittel der ganzen Bausumme sind vorhanden, Dank der opferwilligen Theilnahme, welche die Unternehmung eines Baues, der mit dem Namen des großen und geliebten Todten verbunden ist, von Anfang an gefunden hat.

Soll aber dies Werk außen und innen in würdiger Weise aus⸗ geführt werden, für kommende Zeiten ein entsprechendes Zeugniß von der dem Unvergeßlichen über das Grab hinaus bewahrten Liebe und Verehrung, so bedarf es noch der Aufbringung von 500 900 bis 600 000

Deshalb Heldenkaiser nach

gewiß.

Wir bitten, die Beiträge an den Schatzmeister, Herrn Geheim Commerzien⸗Rath von Hansemann zu Berlin, Unter den Linden

Nr. 35, oder

derjenigen Zei zur Annahme

verbundene Volk mit der herzlichen Bttketet für den

seiner Kraft durch Gaben mitwirken wolle, um die 8 lcher Vollendung der Kaiser⸗Wilhelm⸗Gedächtnißkirche sicher zu stellevürdige heutigen Tage, 22. März, rufen wir die Bitte um erneute S Am ins Land hinaus,

des Widerhalls im Herzen von vielen Tausenden

een

tungen zu senden, welche die Güte haben werden sich von Beiträgen bereit zu erklären. 8

an einen der Unterzeichneten bezw. an die Redactionen

Berlin, den 22. März 1892.

Im Auftra

ge des von dem Evangelischen Kirchenbau⸗

Verein für Berlin niedergesetzten Comités für di Erbauung der Kaiser⸗Wilhelm⸗Gedächnißkirche 3

von Wed

ell⸗Piesdorf, Minister des Königlichen Hauses

Vilhelmstraße 73, Vorsitzender.

R. von Hardt, Kaufmann, Thiergartenstraße 35,

Annahme von Beiträgen erklärt sich auch die Redaction des . ion des

und

stellvertretender Vorsitzender.

Staats⸗Anzeigers“ bereit.

Nach

Frrrankfurt a.

Schluß der Redaction eingegan Depeschen.

M., 22. März.

(W. T. B.) Unter

Theilnahme von Vertretern der staatlichen und städtischen Be⸗

hörden wurd

e heute Mittag im Kaisersaal des Römers

das vom Professor Kaupert geschaffene Denkmal Kaiser Wil⸗ helm's I. in feierlicher Weise enthüͤl lt. Nachdem der Künstler das Denkmal an den Magistrat übergeben hatte, erinnerte der Ober⸗Bürgermeister Adickes an die historische Bedeutung des Kaisersaals und brachte, indem er zugleich das Zeichen zur Ent⸗

hüllung des

den Kaiser Wilhelm II. aus.

Denkmals gab, ein Hoch auf Seine Majestät Das Denkmal stellt den

Hochseligen Kaiser in Lebensgröße, mit dem Kaisermantel be⸗

kleidet, dar.

St. Petersburg, 22.

gierungsb Der Seiner

General⸗M. zum

der Bischof

ote“ veröffentlicht nachfolgende Ernennungen: Majestät dem Kaiser Wilhelm attachirt gewesene ajor Graf Golenistschew⸗Kutusow ist

interimistischen Hofmarschall des Kaiserlichen Hofes,

von Luzk Koslowski zum Erzbischof von

Mohilew und zum Metropoliten aller katholischen Kirchen

Rußlands, Mohilew'sche

der Reichscontrole Iwastschenko zum

der Prälat Symon zum Suffraganbischof des n Erzbisthums und das Mitglied des Conseils

im Verkehrs⸗Ministerium ernannt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten

———j ——

und Dritten Beilage.)

———ꝛ—x—x:——ꝛ——C—C————CQC—CL—L Lõ—mm——’

burg. Mittwoch: Zum 2.

81. Vorstellung. Das heilige

von Schönau.

Musik von Ferdinand Hummel. Anfang 7 ½ Uhr

Graeb. In Scene gesetzt vom Musikalische Diree⸗ Anfang 7 Uhr.

In Scene gesetzt vom Dirigent: Kapellmeister von Haßreiter und Gaul. der gleichnamigen Erzählung schied. 82. Vorstellung. Uriel Acosta.

vom Vber Regisseut Mar Grube. zosentid.

90. Male: Der Tanzteufel. ie Welt, in der man sich lang⸗ Gustav Steffens. Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.

Direction: Emil Thomas. spiel des Königlich Conrad Dreher. in 1 Act von J.

7 Uhr.

Die Stieler. S krat. Anfang 7 ½ U

Dreher). r

Mittwoch: Paragraph

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

4 Acten von Ed. Jacobson und W. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von In Scene gesetzt von Adolph

Donnerstag: Der Tanzteufel.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Residenz⸗-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗

Male: Schwerenöther (Ferdinand le noceur). Schwank in 4 Acten von Leon Gaudillot.

Der klein

Belle⸗Alliance-Theater. Mittwoch: 15. Gast⸗ spiel des Königlichen Hofschauspielers H. Junckermann. „Reuter⸗Cyeclus“. Zweiter Abend. Zum 2. Male: Ut de Franzosentid. Zeitbild aus den deutschen Freiheitskriegen in 3 Acten nach der gl igen von Fritz Reuter. Ouverture und die zur Handlung gehörige Musi von Max Seifriz. Vorher: Hanne Nüte’s Ab⸗ Idylle in 1 Act aus „Hanne Nüte un de lütte Pudel“ von Fritz Reuter. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: 16. Gastspiel des Königlichen Hofschau⸗ spielers Herrn August Junckermann. Ut de Fran⸗ Vorher: Hanne Nüte’s Abschied.

Adolph Ernst⸗Theater. Mittwoch: Zum oesangepoff⸗ in Mannstädt.

1““

111A4A“ Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Mittwoch: Beaverischen Hofschauspielers Ein blauer Teufel.

lcten Deutsch In Scene gesetzt von Emil Lessing.

errn August

24. Gast⸗

1 e Genrebild von J. Hierauf: Der Bureau⸗ kr Lustspiel in 4 Acten von G. v. Moser. Scene gesetzt von 5 Kurz. (Lemke: Conrad

Concert-Haus. Mittwoch: Karl Merder⸗ e Concert. Anfang 7 Uhr.

Fest⸗Ouverture von Volkmann. Ouverture „1812˙ von Tschaikowski. „Dichter und Bauer“ von Suppsé. „Rumänische Lieder“, Walzer (neu) von Jovanovice. Große Phantasie aus der Oper „Lucia von Lammer⸗ moor“ (neu) von Donizetti. „Am Morgen“ für Piston von Wolff (Herr Richter).

Circus Renz. Karlstraße. Mittwoch, Abends 7 ¼ Uhr: Den vielseitigen Wünschen zu entsprechen, Wiederholung der am 19. d. M. stattgefundenen equestrischen Gala⸗Vorstellung. Hiyppologischer Con⸗ kgreß von 36 Vollblutpferden (arabischer, trakehner, englischer, irischer und schottischer Race). Diese Nummer enthält sämmtliche Freiheitsdressuren des Herrn Franz Renz. Alt⸗Fridericianische Quadrille, geritten von 8 Damen und 8 Herren, commandirt von Herrn Franz Renz. 4 hohe Schulen, geritten von Frls. Clotilde Hager, Oceana Renz, Helg⸗ Hager und Anna Georgi. 6 Gladiatoren. Miß

dith, Jockeyreiterin. Mr. Alex. Briatore, Sal⸗ tomortales zu Pferde. Komische Entrées ꝛc. Zum Schluß: Zum 186. Male: ☛. Auf Helgo⸗ jland n oder: Ebbe und Fluth. Große hydrol. Ausstattungs Pantomime in 2 btheilungen vom Director E. Renz. Nationaltänze (65 Da⸗ men) ꝛc. Einlage: Garde⸗Husaren und Ulanen. Dampfschiff- und Bootfahrten, neue überraschende Licht⸗ und Feuereffecte. 80 Fuß hohe Riesenfontäne.

Täglich: Auf Helgoland.

—õ Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Gertrud Meßner mit Hrn. Majer

In Bolko Frhrn. von Czettritz und Neuhaus (Altona).

Frl. Ella von Thümmel mit Hrn. Bezirks⸗ Affessor Fritz Krug von Nidda (Dresden— Oschatz Frl. Helene Jacobs mit Hrn. Lieut. Frhrn. von Eynatten (Treskow i. d. Mark-—Wesel.)

Der sechste Sinn. [70379]

Hohenzollern⸗Galerie am Lehrter Bahnhof. 8

Gr. histor. Rundgemälde 1640 1890.

9 Vorm. 11 Ab. 1 Kinder 50 ₰.

Frl. Julie Hermes mit Hrn. Candidaten der Theologie John Nicolassen (Steglitz Dam urg). Verehelicht: Hr. Christoph Graf von Schwerin⸗ Putzar mit Frl. Jettine von Versen (Erfurt). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landrath Frhrn. von der Goltz (Westerburg). Hrn. von Carnap Ober⸗Steinkirch, KreisLauban). Hrn. Gymnasial⸗ lehrer Dr. Blasius (Bunzlau). Eine Tochter:

Yvette. Vorher: Nur drei Geöffnet von 12 11 Uhr. wissenschaftlichen Theater. Lustspiel zettel. Anfang 7 ¼ Uhr.

Parquet 1

Concerte. Sing-Akademie. Mittwoch,

neuer Ausstattung zum 63. Male: Operette in 3 Acten von und Julius Bauer. Musik von In Scene gesetzt von Julius edermann. Die dem Atelier von Falk. Die neuen Rudolph Oberhauser, Herrn R. Hagemeister.

sowie des

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Täglich Vorstellung i Näheres die Ans

Anfang 8 Uhr. Liederabend von Anna Goldbach unter Mitwirkung des Klaviervirtuosen Herrn Alfred Sormann.

Hotel de Rome. Mittwoch, Anfang 7 ½ Uhr. Concert der Pianistin Agda Lyséll unter gütiger Mitwirkung des Königlichen Hofopernsängers Herrn Violinvirtuosen

8 im lag⸗ Major z. D. Theodor Schwartz (Wiesbaden).

Hrn. Major von Tresckow (Potsdam). „. Gestorben: Frl. Mathilde von Laer Bielefeld). Fr. Adelheid von Loeper, geb. von Knobe 8 dorf⸗Brenkenhoff (Platbe). Hr. General⸗

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: 8

EE1“ 8 Verlag der Erxpedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße N

MNeun Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),

sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des ö lichen Anzeigers (C ommanditgesellschaftes ce Actien und Dlensezejen v ssg—) für die

vom 14. bis 19. März 1892.

Unter⸗Sta retär

1111“

zum

Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen St

Berlin, Dienstag, den 22. März

taats⸗Anzeiger.

189

8 v“

90

Deutscher Reichstag. 199. Sitzung vom Montag, 21. März, 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths die Staatssecretäre Dr. von 44* 4 8 8 K Boetticher, Freiherr von Marschall und Dr. Bosse.

5 2 7. 4,2,1

Zur dritten Berathung steht der Gesetzentwurf, betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung.

In der Generaldiscussion führt Abg. Broemel (dfr.) aus, daß an den Commissionsbeschlüssen Ausstellungen in zwei Richtungen ge⸗ macht werden könnten. Einmal seien die Vorschriften über die Be⸗

ündung und Verwaltung der Gesellschaften zu schematisch ge⸗ blieben, da die Commission in der Gestattung von Abweichungen im gesellschaftlichen Vertrage nicht weit genug gegangen sei; andererseits ließen die Bürgschaften, welche für eine ordentliche Begründung und Verwaltung den Gläubigern gegenüber getroffen seien, zu wünschen übrig. Es liege die Gefahr vor, daß von diesen Bestimmungen ein Gebrauch gemacht werde, der sowohl für die Gesellschafter als für die Gläubiger schwere Nachtheile im Gefolge haben könne. Sollte man die bezüglichen Bestimmungen des Entwurfs etwas verschärfen, so könnte man wohl schon jetzt manchen Auswuchs abschneiden, der sich nach dem Inkrafttreten des Gesetzes, wenn sich an dasselbe eine neue Gründungsära anschließe, zweifellos zeigen werde. Da ohnedies der Entwurf keine Eile habe, so sei zu hoffen, daß es bei einer noch⸗ maligen gründlichen Erörterung der Materie in einer nächsten Session gelingen werde, eine befriedigendere Form zu finden. Redner beantragt, die dritte Lesung von der Tagesordnung abzusetzen.

Abg. Dr. von Bar (dfr.) schließt sich dem Antrage auf Ab⸗ setung der Vorlage aus den Gründen des Vorredners an.

Staatssecretär Dr. Bosse:

Meine Herren! Es würde uns doch recht schmerzlich sein, wenn wir das Gesetz in dieser Session nicht mehr zur Verabschiedung bringen könnten. Wir sind uns bei der Aufstellung des Gesetz⸗ entwurfs wohl bewußt gewesen, daß wir an eine neue Materie berangegangen sind, die ihre Schwierigkeiten und auch ihre Gefahren hat. Aber ich gestatte mir doch und das hat ja auch der Herr Abg. Broemel in sehr gütiger Weise anerkannt —, darauf aufmerk⸗ sam zu machen, daß wir, abweichend vom sonstigen Gebrauch, den Ge⸗ setzentwurf, und zwar im wesentlichen ganz in der Gestalt, wie er hier in das Haus gekommen ist, schon zu Anfang Dezember in Buch⸗ iorm veröffentlicht haben, und diese Veröffentlichung hat doch auch den Erfolg gehabt, daß in der Literatur sowohl zustimmende als ab⸗ weichende Ansichten über den Entwurf laut geworden sind. Was dann von Bedenken noch bei uns bestanden hat, das ist inzwischen erledigt durch die sehr gründliche und sachverständige Commissions⸗ berathung. Ich glaube in der That, daß sich der Reichstag mit Rüäcksicht auf diese Arbeit seiner Commission dabei beruhigen kann, und ich halte es für dringend wünschenswerth und auch den Wünschen der betheiligten Kreise entsprechend, wenn das Gesetz recht bald zur Verabschiedung gelangen kann.

Abg. Dr. Hammacher (nl.) ersucht um Ablehnung des An⸗ trages auf Absetzung, da in der That eine vollständige Klärung stattgefunden habe und allseitig die Meinung getheilt werde, daß die neue Gesellschaftsform befriedigend functioniren werde.

Abg. Dr. Bamberger (dfr.) hält zwar die Unverbesserlichkeit des Gesetzes nicht für erwiesen, kann aber doch die Anschauung seiner Parteifreunde nicht theilen, daß die Materie noch nicht reif zur Verabschiedung sei. In der Commission hätten neben vielen Theoretikern auch zahlreiche Männer von praktischer Erfahrung auf diesem Gebiete gesessen und die Correctur der begangenen Fehler müsse ebenso wie beim Actiengesetz von der Praxis erwartet werden. Die Befürchtung von großen Uebervortheilungen des F“ durch Mißbrauch der neuen Bestimmungen werde übertrieben, da auch in dieser Beziehung genügend Vorsorge getroffen sei. Man müsse eben sehen, wie das Gesetz arbeiten werde, diese Probe werde die beste Kritik seines Werthes und Inhaltes sein. Jedenfalls sei Act davon zu nehmen, daß auch Manchestermänner weitgehenden gesetzlichen Schutz rerlangen könnten und sich nicht bloß auf das laisser aller und laisser faire beschränkten.

Abg. Schenck (dfr.) hält ebenfalls eine weitere Verzögerung des Beschlusses der Angelegenheit für nicht angezeigt und bittet um en bloc-Annahme.

Abg. von Strombeck (Centr.) erklärt, daß er und das Centrum am liebsten gegen das Gesetz stimmen würden, weil es erhebliche Mängel enthalte; da aber der en bloc-Annahme auch das Centrum nicht widersprechen wolle, so würde es sich der Abstimmung ent⸗ halten.

Commissar des Reichs⸗Justizamts Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Hoffmann: Er dürfe die Meinung nicht aufkommen und Platz greifen lassen, als habe es bei diesem Gesetzentwurf an der nöthigen Sorgfalt gefehlt, als sei man nicht genug bemüht gewesen, die Gläubiger vor Benachtheiligung durch die Gesellschafter zu schützen. Es läge auch keine richtige, sondern eine zweifelhafte Rechtfertigung darin, daß, wenn man bei dem Actiengesetz nach der einen Richtung zu weit gegangen sei, man dies durch ein Zuweitgehen in der anderen wieder gut zu machen suchte. Der Abg. Broemel vermisse, daß durch eine gesetzliche Regelung der Autonomie der Gesellschafter hinreichend Spielraum gewährt sei, und meine, es sei in dieser Richtung zu schablonenhaft verfahren. Dieser Vorwurf habe ihn überrascht, denn in der Commission sei allseitig und ausdrücklich anerkannt worden, daß gerade in Bezug auf die Gewährung der Vertragsfreiheit der Entwurf so weit, wie nur irgend möglich gehe. Es sei die ganze Grundverfassung der Gesellschaften in ihren inneren Beziehungen ausschließlich der freien Autonomie der Betheiligten überlassen und weiter zu gehen sei nicht möglich, wenn man nicht das Gebiet der Autonomie auf solche Verhältnisse erstrecken wolle, die gerade im Interesse der Gläubiger unbedingt sicher gestellt sein müßten. In Bezug auf die Frage, inwieweit der Entwurf sich der Gläubiger und ihrer Interessen hinreichend angenommen habe, lasse er es, was die Gründung der Gesellschaft betreffe, keineswegs an der nöthigen Publicität fehlen; namentlich in dem Fall, wo das Stamm⸗ kapital der Gesellschaft nicht mit baarem Gelde, sondern mit Ein⸗ lagen aufgebracht werde, seien Vorschriften getroffen, die denen des Actiengesetzes analog seien, nur ohne den großen Apparat des letzeren dem großen Interesse des sich betheiligenden Publikums gegenüber. Der Bericht über die Constituirung und die General⸗ versammlung mit Prüfungsbericht sei nicht vorgeschrieben, sondern man verlasse sich darauf, daß die Glaubiger, die allein hier in Betracht ämen, die Augen so weit offen hielten, daß sie, wenn publicirt werde, das Stammkapital könne in Form von einem Gebäude oder Fabriketablissement angelegt werden, prüften, ob diese Verwerthung wirklich eine richtige sei. Darauf aber sei besonderes Gewicht zu söhe daß die Gesellschaft ihrer Constitution nach unmöglich dahin

hren könne, daß die Antheilsrechte ein Börsenhandelsobject Uürden, daß diese Gesellschaftsform benutzt werde zur Errichtung von Stternehmungen, für die das große Publikum herangezogen werde, zur chaffung von Objecten, die man heute kaufe und morgen wieder

verkaufe. as sei durch die Art der Constitution der Gesellschaft, namentlich durch die Schwierigkeiten der Uebertragung der Gesell⸗ schaftsantheile ausgeschlossen. Was die Gläubiger betreffe, so gehe der Entwurf soweit, daß von beachtenswerthen Seiten Bedenken erhoben worden seien, ob nicht im Interesse der Gläubiger das der Gesellschafter zu sehr geschädigt werde; denn er enthalte Bestimmungen in Bezug auf die Haftung der Gesellschafter für die Integrität des den Gläu⸗ bigern zugesicherten Kapitals wie noch kein anderes Geseß. das die beschränkte Haftung ganz oder theilweise enthalte. Nicht bloß sollten sämmtliche Gesellschafter dafür haften, daß das Stammkapital un⸗ verkürzt aufgebracht werde, sondern sie hafteten alle miteinander collec⸗ tiv dafür, daß nicht etwa das einmal aufgebrachte Gesellschaftskapital wieder von den Gesellschaftern zurückgenommen werde. Es seien Be⸗ denken erhoben worden, ob das nicht zu riscant für die Gesellschafter und ob nicht vielleicht das Interesse der Gläubiger zu sehr in den Vordergrund gedrängt sei. Diese Bedenken halte er nicht für gerecht⸗ fertigt, noch viel weniger den Vorwurf, daß das Interesse der Gläu⸗ biger benachtheiligt sei.

Abg. Broemel (dfr.) sucht unter Bezugnahme auf verschiedene Einzelheiten der Vorlage und der Commissionsbeschlüsse das Gegen⸗ theil nachzuweisen und hält den Hinweis darauf, daß das Actiengesetz seiner Zeit ebenfalls en bloc angenommen worden sei, für nicht stich⸗ haltig, zieht aber seinen Antrag wegen der Aussichtslosigkeit desselben zurück.

Darauf wird die Vorlage wie in der zweiten Berathung wiederum auf Antrag des Abg. Dr. von Bennigsen en bloc angenommen.

Es folgt die zweite Berathung der Vorlage, betreffend die Unterstützung von Familien der zu Friedens⸗ übungen einberufenen Mannschaften. Die Budget⸗ commission erstattet durch den Abg. Dr. Hartmann⸗Plauen (cons.) darüber mündlichen Bericht.

§1 lautet nach den Commissionsbeschlüssen:

Die Familien der aus der Reserve, Landwehr oder Seewehr zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften erhalten auf Ver⸗ langen aus öffentlichen Mitteln Unterstützung. Das Gleiche gilt bezüglich der Familien der aus der Ersatzreserve für die zweite oder dritte Uebung einberufenen Mannschaften. Vorstehendes findet nicht Anwendung, wenn der Uebungspflichtige zu den Reichs⸗, Staats⸗ oder Communalbeamten gehört. Der Anspruch auf Unterstützung ist bei der Gemeindebehörde des Orts anzubringen, wo der Unter⸗ stützungsberechtigte zur Zeit des Beginns des Unterstützungsanspruchs seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat.

Der Referent bemerkt, daß die Vorlage von der Commission im einzelnen erheblich geändert worden sei; die Aenderungen und die ganze Vorlage seien einstimmig von ihr angenommen, von der Re⸗ gierung aber lebhaft bekämpft worden, zumal die beschlossene Er⸗ der Unterstützungssätze. Gestrichen worden sei auch die Be⸗ stimmung, daß die Unterstützung die Bedürftigkeit des zu Unterstützenden zur Voraussetzung haben solle. Die Commission habe dafür gesagt: „auf Verlangen“; dadurch sei dann die Einschiebung einer Präclusiv⸗ frist nöthig geworden, welche auf vier Wochen angesetzt worden sei. Die Erstattung der Mittel solle ganz, statt zur Hälfte auf die Reichs⸗

kasse übernommen werden.

Staatssecretär Dr. von Boetticher:

Meine Herren! Es ist für mich keine beneidenswerthe und noch weniger eine dankbare Aufgabe, die Bedenken zu äußern und des Näheren zu begründen, welche ich und welche voraussichtlich die ver⸗ bündeten Regierungen gegen die Annahme der Beschlüsse Ihrer Com⸗ mission hegen. Diese Beschlüsse Ibrer Commission sind ja von außerordentlichem Wohlwollen und außerordentlicher Menschen⸗ freundlichkeit dictirt, und ich habe eine gewisse Befriedigung darüber empfunden, daß alle Parteien, die in dieser Commission vertreten waren, in gleicher Weise sich bemüht haben, ihre Menschenfreundlich⸗ keit und ihr Wohlwollen zu documentiren. Wenn es auf deise beiden lobenswerthen Eigenschaften des menschlichen Herzens ankäme, so würde ich keinen Anstand nehmen, mich gleichfalls für die Commissions⸗ beschlüsse auszusprechen; allein man muß, glaube ich, wenn man sich darüber schlüssig machen will, ob sich diese Commissionsbeschlüsse zur Annahme in einem Gesetz empfehlen, darüber sich klar werden, welche finanzielle Wirkung diese Beschlüsse äußern werden.

Die Entstehungsgeschichte dieses Gesetzes ist ja die, daß aus der Anregung des Reichstages heraus zunächst für die Familien der zum Kriegsdienst einberufenen Mannschaften und dann auch für die Familien derjenigen Heeresangehörigen, die Friedensübungen mit⸗ zumachen haben, eine gesetzliche Unterstützung aus öffentlichen Mitteln vorgeschlagen worden ist. Nun sind die verbündeten Regierungen sehr bereitwillig darauf eingegangen. Man hat, als man as Gesetz vom Jahre 1888 über die Unterstützung der Familien der zum Kriegsdienst einberufenen Wehrpflichtigen berieth, sich des Wei⸗ teren sehr eingehend über das Maß der Unterstützungen unterhalten. Man hat sich aber im Laufe der Berathungen davon überzeugt, daß die Sätze, welche die verbündeten Regierungen damals in Aussicht genommen hatten, wohl ausreichen möchten.

Das Gesetz vom Jahre 1888 ist nun, was die Unterstützungen anlangt, für dieses Gesetz zum Muster genommen worden, und wir haben ganz in Anlehnung an die damals namentlich von einem her⸗ vorragenden Mitgliede der Fortschrittspartei ausgesprochene Auffassung uns gesagt, daß, wenn hier in diesem Gesetz die Sätze anders normirt werden, nothwendiger Weise auch für die Familien der zu Kriegs⸗ diensten einberufenen Mannschaften höhere Sätze normirt werden müssen. Denn es ist in der That nicht abzusehen, weshalb ein Noth⸗ stand, der sich im Frieden nur auf die Dauer weniger Wochen erstrecken kann, in opulenterer Weise gehoben werden soll, als ein Nothstand, der dadurch entsteht, daß auf Mo⸗ nate und vielleicht auf Jahre das Haupt der Familie zum Heeresdienst eingezogen worden ist. Damals, meine Herren, haben sowohl in der Commission wie im Plenum nicht allein Angehörige der Fortschrittspartei, sondern auch Angehörige des Centrums, nament⸗ lich der verstorbene Abgeordnete Dr. Windthorst, und Angehörige der conservativen Partei, u. a. der Abgeordnete von Kleist⸗Retzow, sehr davor gewarnt, in der Bemessung der Unterstützungssätze zu weit zu gehen; sie haben sich übereinstimmend dahin ausgesprochen, daß die Sätze, die damals von den verbündeten Regierungen vorgeschlagen waren, das Bedürfniß in ausreichendem Maße deckten. Jetzt haben wir diese Sätze hier zum Muster genommen, und nun schlägt Ihnen die Commission eine sehr erweiterte Leistung vor.

Meine Herren, wir haben Berechnungen darüb

schiedenen Oberpräsidenten, und

wie die finanzielle Belastung sich gestalten wird, wenn wir diese inner⸗ halb der Commission beschlossenen Sätze nun zu Grunde legen, und wir haben dabci natürlich auch in Betracht ziehen müssen, wie sich der finanzielle Effect stellt, wenn diese Sätze demnächst auch auf das Kriegsgesetz übertragen werden. Da hat sich denn herausgestellt, daß, während nach den Sätzen unseres Entwurfs die jährliche Belastung der Reichskasse bei Zugrundelegung der jetzt maßgebenden Zahl der alljährlich eingezogenen Mannschaften etwa 275 000 beträgt, bei Annahme der Sätze der Commission die⸗ Belastung der Reichskasse nach einer im Reichsamt des Innern vorgenommenen Berechnung etwa 1 ½ Millionen Mark betragen würde. (Hört! hört! rechts.)

Und das Schatzamt, das in dieser Beziehung noch vorsichtiger rechnet und rechnen muß, hat uns sogar den Nachweis geliefert, daß voraussichtlich die jährliche Belastung über zwei Millionen beträgt. (Hört! hört!)

Wir haben weiter gefragt: Wie stellt sich denn die Belastung bei einem Kriege von gleicher Dauer, wie der letzte? Und da sind wir auf den Satz, vorsichtig gerechnet, von 400 bis 500 Millionen gekommen. (Hört, hört!)

Meine Herren, ich frage doch, ob es angezeigt ist,

Belastung hier bei diesem Gesetze einzuführen, und ob es nicht

i- die Gesetzgeber vorsichtiger ist, zunächst einmal die mäßigen Sätze d Vorlage zu acceptiren, die ja keineswegs ich weise in dieser Be⸗ ziehung auf § 2 hin a solut bindend sind, die im Falle des Be⸗ dürfnisses innerhalb jeder Gemeinde und in jedem Einzelfalle erhöht werden können. Ich frage, ob es nicht vorsichtiger ist, diesen Satz zu Grunde zu legen und abzuwarten, ob sich wirklich demnächst eir weiteres Bedürfniß herausstellen wird; ich frage weiter, ob man wohlthut, noch diese exorbitante Belastung in Aussicht zu nehmen, die nach unserer Berechnung für das Reich eintreten muß, wenn wir auch nur einem Kriege entgegensehen, der dieselbe Dauer wie d letzte hat.

Es sind aber nicht allein die Sätze, die unser Bedenken sondern es sind auch einzelne andere Correcturen, ie die Commission an der Vorlage vorgenommen hat, von uns zu beanstanden. Ich will vorausschicken: wir werden damit einverstanden sein, daß auch die An⸗ gehörigen der Ersatzreservisten, die zur zweiten und dritten Uebung eingezogen werden, mit einer Unterstützung bedacht werden.

Wir sind weiter auch damit einverstanden, daß, wenn Sie das Verlangen an die Stelle des Bedürfnisses setzen wollen, dann die An⸗ gehörigen der Reichs⸗, Staats⸗ und Communalbeamten und zwar mit der Einschränkung, wie sie der Herr Abgeordnete Hahn vorschlägt, sobald ihnen der Fortbezug so habe ich wenigstens den Antrag verstanden ihrer Competenzen gewährleistet ist, auch hier von der Wohlthat des Gesetzes ausgenommen werden.

Wir sind endlich mit dem dritten Alinea des § 1 in dem Com⸗ missionsentwurf einverstanden; aber, was unser Bedenken erregt, ist die Correctur, die in Alinea 1 dahin vorgenommen ist, daß an die Stelle des Bedürfnisses das Verlangen gesetzt werden soll. (Sehr richtig! rechts.) Meine Herren, dem Fiscus schenkt bekanntlich Nie⸗ mand etwas. (Sehr richtig! rechts.) Und wenn jemand darauf rechnet, daß die wohlhabenden Klassen von der ihnen durch dieses Gesetz verliehenen Berechtigung, für ihre Familien einen ganz hübschen Sparpfennig, der unter Umständen bei einer Einziehung von sechs⸗ bis achtmonatlicher Dauer 250 300 beträgt, keinen Gebrauch machen werden, so glaube ich nicht, es wird ja einige Ausnahmen geben —, daß dies zur Regel werden wird. Ich muß bezweifeln, daß diejenigen, bei denen das Bedürfniß nicht vorliegt, den Fiscus nicht mit der Ab⸗ hebung dieses Betrages behelligen werden. (Sehr richtig! rechts.) Im Gegentheil, sie werden den Betrag ganz fröhlich in die Tasche stecken. Nun hat man gefagt: Ja, das erzeugt doch ein großes Odium, wenn in jedem einzelnen Falle die Bedürftigkeit der betreffenden Familie zunächst festgestellt werden soll. Die Behörden werden be⸗ lästigt. Vor allen Dingen ist die Untersuchung für die Angehörigen des zum Heeresdienst eingezogenen Mannes nicht angenehm, sogar peinlich. Nun sage ich, es ist auch auf der anderen Seite peinlich, wenn jemand, der vielleicht gar nicht bedürftig ist, hingeht und Unterstützung ver⸗ langt. Das hat ein ebenso großes Odium auf sich. Diese Unter⸗ von Familien der Eingezogenen sind ja an sich nichts schon in verschiedenen Com⸗

man irgendwie das Un⸗ bequeme einer Feststellung des Bedürfnisses empfunden hat, hat man dankbar die Unterstützung, die aus öffentlichen Mitteln gewährt worden ist, angenommen. Darüber ist für mich kein Zweifel: setzen Sie hier an die Stelle des Bedürfnisses das Verlangen, machen Sie es also von dem Belieben des Einberufenen und seiner An⸗ gehörigen abhängig, ob die Unterstützung gewährt werden soll oder nicht, dann wird die Belastung eine sehr viel höhere, als wenn Sie lediglich die Bedürftigkeit zur Grundlage des Unterstützungsempfangs machen.

Also, indem ich mir vorbehalte, zu den übrigen Paragraphen noch das meinige zu äußern, kann ich Sie nur bitten, hier, was die Correctur im § 1 anlangt, zu den Vorschlägen der Vorlage zurückzu⸗ kehren. Meine Herren, ich kann ja natürlich in diesem Moment eine bindende Erklärung für die verbündeten Regierungen nicht abgeben, denn wir haben uns über die Commissionsbeschlüsse noch nicht unter⸗ halten und noch weniger schlüssig gemacht. Allein, wenn ich mir di Stimmung, die mir bis jetzt aus dem Kreise meiner verehrten Col⸗ legen aus dem Bundesrath entgegen getreten ist, vergegenwärtige, so bin ich meinesorts nicht im Zweifel, daß eine Vorlage, die diese Be⸗ stimmung enthält, schwerlich die Zustimmung der verbündeten Regierungen finden wird. Und was wird dann erreicht? Dann ist der wohlthätige Zweck, den wir alle wollen, gefährdet, dann bekommen also die Familien der zum Heeresdienst einberufenen Mannschaften nichts.

Meine Herren! Ich besorge, daß diese Eventualität eintreten wird, um so mehr, als beispielsweise in Preußen bei Gelegenheit der Enquséte darüber, welche Verbände man nun belasten will, die ver⸗ zwar an der Hand der ihnen aus

stützungen Neues. Derartige Unterstützungen sind munen organisirt worden, und ohne daß