1892 / 73 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 Mar 1892 18:00:01 GMT) scan diff

unterster Ordnung von Dingskirchen nach Soundso auf Staatskosten ausbauen, und daß sie infolge dessen sich in die Unkosten und in die Verdrießlichkeiten und Schwierigkeiten, die die Heranziehung eines privaten Unternehmens immerhin mit sich bringen mußte, erst gar nicht hineinstürzen mochten und lieber abwarteten, ob der Zeitpunkt des Ausbaues dieser natürlich als sehr dringend empfundenen Bahn nicht dereinst kommen würde, inzwischen aber alle möglichen Hebel Sie wissen, meine Herren, das ja alle aus eigener Erfahrung in Bewegung setzten, in der Presse, bei Behörden und nicht am wenigsten auch bei den Mitgliedern der beiden hohen Häuser des Landtages, um die gewünschte Linie in das nächste Anleihegesetz zu bringen.

Das ist der erste Grund, warum das Privatkapital sich an dem Bau der Bahnen untergeordneter Bedeutung oder unterster Ordnung bis jetzt nicht in erwünschtem Maße betheiligt hat.

Der zweite vielleicht noch schwerer wiegende Grund liegt aber darin, daß diese Bahnen unterster Ordnung bisher eine gesetzliche Re⸗ gelung, und ich möchte fast sagen, auch eine Regelung im Verwaltungs⸗ wege in ausreichendem Maße in Preußen nicht gefunden haben. Es fehlte an klaren Bestimmungen sowohl über die Entstehung

ieser Bahnen, als auch über den Bau und den Betrieb derselben, über das Verhältniß dieser Bahnen zur Post und Telegraphie, zur Miilitärverwaltung, über das Verhältniß dieser Bahnen was in erster Linie in Frage kommt zu den Landstraßen und Wegen, über das Verhältniß zu den benachbarten Voll⸗ und Nebenbahnen, denen sie den Transport und die Leute zu⸗ führen sollen, und über ih Verhältniß zu anderen anschließenden Bahnen gleicher oder ähnlicher Art. Es fehlte endlich an Bestim⸗ mungen über die Bedingungen, unter welchen sich die etwaige Ent⸗ wickelung solcher Bahnen zu Neben⸗ oder gar zu Vollbahnen zu voll⸗

ziehen haben würde. Diese Unklarheit der Rechts⸗ und Verwaltungs⸗

porschriften ist wohl in erster Linie maßgebend dafür gewesen, daß das Privatkapital in genügendem Maße diesen Unternehmen sich nicht zu⸗ gewendet hat. Und hierin soll das Ihnen vorgelegte Gesetz Wandelschaffen. Das Gesetz beabsichtigt aber auch ferner, diejenigen Gefahren, welche unzertrennlich damit verbunden sind, daß die unter dasselbe fallenden Bahnen, welche ihr Geschäft, ihren Betrieb sozusagen mitten unter den Leuten ausüben, daß diese Gefahren möglichst hintangehalten werden. Diese Gefahren entstehen zunächst dadurch, daß die Bewegung der Fahrzeuge auf metallischer Unterlage und die dadurch bewirkte Verminderung der Reibung es ermöglicht, größere Lasten mit größerer Geschwindigkeit zu bewegen. Gefahren entstehen aber auch ferner dadurch, daß ein Theil dieser Bahnen mit maschinellen Motoren aus⸗ gerüstet sind. Auch in dieser Beziehung will das Ihnen vor⸗ gelegte Gesetz Hilfe schaffen; es will eine ausgiebige Controle darüber ermöglichen, daß diese Gefahren sowohl für die die Bahn benutzenden Reisenden, für die Beamten und Arbeiter der Bahn, wie auch für dritte Leute, die sich in der Nähe der Bahn bewegen, möglichst beseitigt werden.

Meine Herren, ich enthalte mich, auf die einzelnen Bestimmungen des Gesetzentwurfs heute näher einzugehen, da ich die Ueberweisung des Entwurfs an eine Commission annehme und mich bezüglich der Einzelheiten auf die dem Gesetze beigegebene ausführliche Begründung beziehen darf. Ich gestatte mir daher mit dem Wunsche zu schließen, daß es gelingen möge, über den vorliegenden Gesetzentwurf mit dem Landtage der Monarchie ein Einverständniß zu erzielen.

Graf von Frankenberg: Auch er wünsche, daß es gelingen möge, dies Gesetz noch in dieser Session zu verabschieden; und er könne dem Minister nur seinen Dank dafür aussprechen, daß er die Vorlage an das Haus gebracht habe. Sie sei vom Lande seit langen Jahren erwartet worden und entspreche einem dringenden Be⸗ dürfniß. Wenn er das vorliegende Gesetz mit Freuden begrüͤße, so müsse er doch einige Bedenken aussprechen. Obwohl die Gesetzgebung keinen Anhalt dafür biete, daß der Staat alle Befugnisle in Bezug auf die Ausführung von Eisenbahnen unterster Ordnung in seiner Hand behalte, stelle doch die Vorlage diesen Grundsatz auf. Seiner Auffassung nach würde dem Interesse des Landes mehr gedient sein, die Entwickelung würde eine viel schnellere und energischere sein, wenn man die Sache in die Hand der Selbstverwaltung lege. Er bitte, daran zu denken, welchen Aufschwung der Bau von Kunststraßen genommen habe, seitdem der Staat ihn auf die Provinzen übertragen habe. Er habe diesen ungeahnten Aufschwung als Mitglied des schle⸗ sischen Provinzialausschusses verfolgen können. Die schlesische Pro⸗ vinzialverwaltung habe sich nicht auf diese Aufgabe beschränkt, sondern vor einigen Jahren noch einen Fonds von 50 000 ährlich aus⸗ geschieden zur Unterstützung des Secundärbahnbaues. Er sei über⸗ zeugt, wenn das Haus es durchsetzen könne, daß an Stelle der staatlichen Behörden diejenigen der Selbstverwaltung gesetzt würden, so würde es nur von Vortheil sein. Die Provinzialverwaltung habe für diese Aufgaben die erforderlichen tech⸗ nischen Kräfte, auf der anderen Seite könne er aus seiner persönlichen Erfabrung es aussprechen, daß die Erledigung der Projecte seitens der Staatsbehörden selbst in dringenden Fällen eine sehr langsame sei. Die Bestimmung der Vorlage, daß Communalverbände nicht ge⸗ halten sein sollten, Sicherheit für die Unterhaltung zu stellen, finde er ö’“ sie entspreche auch nicht dem Verfahren, das z. B. in Schlesien befolgt werde. Er erkenne das Bestreben der Eisenbahn⸗ verwaltung an, deutsche Ausdrücke einzuführen und dementsprechend möchte er vorschlagen, zu sagen: Eisenbahnen erster, zweiter, dritter Ordnung. Die Vorlage bitte er an die Eisenbahncommission zu überweisen.

Graf zu Eulenburg beantragt, die Eisenbahncommission zu diesem Zwecke um fünf Mitglieder zu verstärken, da bei diesem Gesetz die Interessen des ländlichen Besitzes und der Communen sehr in Frage kämen.

Freiherr von Stumm⸗Halberg: Er sei mit diesen Vor⸗ schlägen einverstanden und möchte nur ganz kurz mit Rücksicht auf die Ausführungen des Grafen von Frankenberg sich einige Bemerkungen ge⸗ statten. Er könne die Meinung nicht theilen, daß es richtiger sein würde, die Entscheidung überall den Communalverbänden zuzuweisen. Daß ihnen die erforderlichen Kräfte zu Gebote ständen, glaube er nicht, denn Wegebaumeister seien noch keineswegs im stande, über Eisenbahnbauten zu entscheiden, sür die ganz andere Gesichtspunkte, beispielsweise hinsichtlich der Gefahren für Leben und Gesundheit, in Betracht kämen als für die Chausseen. Ebenso sei er der Ansicht, daß die Grundsätze, welche auf die Eisenbahnen unterster, oder, wie der Graf von Frankenberg vorschlage, dritter Ordnung angewandt würden, einer einheitlichen Regelung durch die Hand der Staatsbehörden bedürften. Dagegen habe er ein anderes Bedenken gegenüber diesem 8.129 und er glaube, es werde in weiten Kreisen des Landes getheilt: daß nämlich das Hauptmotiv für die Vorlage darin bestehen könne, daß die Eisenbahn⸗ verwaltung den weiteren Ausbau des Secundärbahnnetzes damit beseitigen oder doch die Befriedigung fernerer Wünsche auf diesem Gebiete auf ein Minimum beschränken wolle. Die Eijenbahnverstaat⸗ lichung, die er für eine der verdienstvollsten Actionen halte, setze un⸗ bedingt voraus, daß der Staat sich der Pflicht bewußt bleibe, auch die minder rentablen Linien auszubauen, um auch den Interessen der minder begünstigten Gegenden gerecht zu werden. Er glaube, daß es

eine Erklärung darüber abgeben wolle, wie er über den weiteren Bau von Secundärbahnen denke.

Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen:

Meine Herren! Die von dem Freiherrn von Stumm gewünschte Erklärung kann ich namens der Staatsregierung in durchaus beruhi⸗ gendem Sinne abgeben. Die Staatsregierung hat nicht daran gedacht, mit dieser Vorlage etwa sich von der Pflicht, den Ausbau von Nebenbahnen fernerhin zu betreiben, abzulösen; sie wird auch ferner⸗ hin den Bau der Nebenbahnen dort, wo solche nicht rein lokaler Natur sind, sondern weitergehenden Zielen dienen, ebenso wie in der Vergangenheit fortsetzen. Allein, meine Herren, es liegen im Ministerium der öffentlichen Arbeiten heute Nebenbahn⸗Anträge im Umfange von über 17 000 km vor; dieselben würden einen Kosten⸗ aufwand von 2 ½ Milliarden erfordern und, wenn etwa jedes Jahr für dreißig Millionen gebaut werden sollte, einen Zeitraum von achtzig Jahren erfordern. Sie werden mit mir einverstanden sein, daß unter dieser Fülle von Nebenbahn⸗Anträgen eine ganze Reihe von Linien sind, die rein locale Bedeutung haben, für die es viel zweckmäßiger und wirthschaftlich richtiger fein würde, daß die zunächst betheiligten Interessenten sich nach ihren Decken strecken und eine Bahn in der einfachsten Form, die thunlich ist, bauen und nicht der Staat mit seinem großen Apparate eintritt und die Bahn baut und betreibt. Wir haben auch bereits in unserem Lande mehr⸗ fach Beispiele, daß solche Nebenbahnen unter günstigen Verhältnissen gebaut werden können mit zwanzig⸗ bis dreißigtausend Mark, der Kilometer und dann eine befriedigende Rente gewähren, während die Staatsbahnverwaltung bei den Anforderungen, die naturgemäß an dieselbe von den Interessenten, von den Communen und von Jeder⸗ mann gestellt werden, Nebenbahnen nicht wohl unter 100 000 den Kilometer herstellen kann. Also, meine Herren, diejenigen Bahnen, welche ein weitergehendes Bedürfniß zu befriedigen bestimmt sind, die sich als Ergänzungen des großen Netzes oder Verbindungen zwischen Hauptlinien darstellen, wird der Staat zu bauen auch in Zu⸗ kunft als seine Aufgabe zu erachten haben; er wird aber diejenigen Bahnen, die, rein localer Natur, nur bestimmt sind, den Nahverkehr zwischen zwei Punkten zu vermitteln, von denen wird er wünschen müssen, daß sie gebaut werden, sei es von Privatunter⸗ nehmern oder Corporationen, nach dem vorliegenden Gesetzentwurf über die Bahnen, soll ich sagen unterster Ordnung, oder soll ich mit dem Grafen Frankenberg sagen Tertiärbahnen, oder soll ich sie Klein⸗ bahnen nennen, wie sie in den Zeitungen vielfach benannt werden, das kommt so ziemlich auf eins hinaus, und die Staatsregierung legt keinen besonderen Werth darauf, mit welchem Namen der Gesetz⸗ entwurf verabschiedet wird, es kommt ihr nur darauf an, daß sie mit dem Landtag der Monarchie über die zweckmäßigste Gestaltung dieses Gesetzentwurfs sich verständigt.

Was nun die von dem Herrn Grafen von Frankenberg hervor⸗ gehobenen Einzelheiten betrifft, so möchte ich mir versagen, auf die⸗ selben hier einzugehen. Ich hoffe in der Commission in der Lage zu sein, den Herrn Grafen zu überzeugen, daß ein großer Theil seiner Einwendungen auf Mißverständnissen beruht.

Anders liegt die grundsätzliche Frage, die Herr Graf von Frankenberg angeregt und die auch Herr Freiherr von Stumm, wenn auch von entgegengesetztem Standpunkte aus, erwähnt hat, die Frage nämlich, ob man den bestehenden Organismus unserer allgemeinen Verwaltung, bei Gelegenheit der Emanirung dieses Gesetzes, bei⸗ behalten oder ihm zu Gunsten der Selbstverwaltung die Zuständig⸗ keit in den Angelegenheiten der Bahnen unterster Ordnung entziehen will. Meine Herren, ich halte die Selbstverwaltung für nicht ge⸗ eignet, diese Zuständigkeit zu übernehmen, bei der Concessionirung die Untersuchungen eintreten zu lassen, die nöthig sind, bei dem Betriebe die Vorschriften zu geben und die Controle eintreten zu lassen, die Land und Leute vor Gefahr bewahrt, und doch andererseits ermöglicht, daß die Bahn ihrem Zwecke gemäß betrieben werden kann. Der Seälbst⸗ verwaltung fehlen dazu die Vorbedingungen, insbesondere auch die sachverständigen Personen. Ich möchte daher glauben, daß nur die Staatsverwaltung berufen ist, diejenigen Functionen im wesentlichen polizeilicher Natur auszuführen, die ihr in dem Gesetzentwurf zuge⸗ wiesen sind. Daneben ist den Organen der Selbstverwaltung die weitgehendste Mitwirkung bei der Entstehung, bei dem Betriebe und bei der Auflösung der Bahn vorbehalten.

Bezüglich der Einzelheiten glaube ich, wie gesagt, den Herrn Grafen von Frankenberg überzeugen zu können, daß, soweit ich es übersehen kann ich habe seinen Ausführungen allerdings nicht immer genau folgen können, ein Mißverständniß obwaltet, dessen Beseitigung mir hoffentlich gelingen wird.

Graf von Brühl befürchtet eine zu große Belastung der Pro⸗ vinzen, wenn man die Bahnbauten der Selbstverwaltung überlasse.

Frhr. von Maltzahn glaubt im Gegentheil, daß dadurch die Kreise in ihren Chausseebaulasten pvesentlich erleichtert würden, wenn sie statt der fortwährend reparaturbedürftigen Chausseen Bahnanlagen machten, die ihnen unter Umständen noch Einnahmen bringen könnten. Für ein so wichtiges Gesetz sei nicht die zu ganz anderen Zwecken gebildete Eisenbahncommission geeignet, er beantrage daher die Ueber⸗ weisung an eine besondere Commission.

Die Vorlage wird darauf der um fünf Mitglieder zu ver⸗ stärkenden Eisenbahncommission überwiesen.

Die Nachrichten von der Verwaltung der Staats⸗ Bergwerke,⸗Hütten und⸗Salinen für 1890/91 werden ohne Debatte durch Kenntnißnahme für erledigt erklärt.

Schluß 3 ⅛¼ Uhr.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Die Dienstherrschaft ist, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, 1V. Strafsenats, vom 17. November 1891, im Gebiete der Preußischen Gesinde⸗Ordnung wegen fahrlässiger Tödtung ihres Dienstboten zu bestrafen, wenn der Tod I das Schlafen in einem gesundheitsgefährlichen Raume, welchen die Herrschaft dem Gesinde zum Schlafen angewiesen hat, verursacht worden ist. „Es ist nicht zu beanstanden, wenn der erste Richter ange⸗ nommen hat, es sei Sache der Angeklagten gewesen, den gefährlichen Zustand des Schlafraums der Dienstmagd beseitigen zu lassen, oder der letzteren einen anderen Schlafraum anzuweisen. Es ist auch nicht rechtsirrthümlich, wenn der erste Richter zur Begründung der Rechts⸗ pflicht der Angeklagten, ihrem Dienstmädchen einen ordentlichen, ge⸗ sunden Schlafraum zu gewähren, die §§ 82 ff. der maßgebenden Preuß. Ges.⸗Ordn. v. 8. Nov. 1810 heranzieht. Allerdings sprechen die §§ 82 und 83 ausdrücklich nur von Lohn, Kleidung und Kost, allein dies sind nur Anwendungen des aus der Natur des Gesindevertrags sich er⸗ gebenden und den §§ 82 flg. zu Grunde liegenden Rechtssatzes, daß die Dienstherrschaft ihr Gesinde, wie es einem guten und ordentlichen Hausvater zukommt, behandeln und demselben daher einen solchen

raumes.“

Ein Beamter, welcher eine ihm amtlich anvertraute oder zugängliche Urkunde innerhalb des Amtslocals verfächert oder versteckt, um sie der Verfügung des Berechtigten dauernd oder vorübergehend zu entziehen, macht sich, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 4. Dezember 1891, dadurch der eschaffune der Urkunde 348 Abs. 2 Str. G.⸗B. schuldig.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Saatenstand im Fürstenthum Reuß j. .. Der Winter ist, wie die „Ger. Ztg.“ berichtet, für die Feldfrüchte im ganzen günstig verlaufen. Raps wird nur wenig noch angebaut steht aber durchweg gut. Für Roggen und Weizen war die Wit⸗ terung im Herbst günstig und versprechen beide eine vortheilhafte Weiterentwickelung. Der langanhaltende Herbst hatte die Saaten⸗ entwickelung sehr Fegünstigt, sodaß sie sich vor Eintritt des Winters sehr gut bestockt hatten; daher waren sie auch den trockenen Frösten gegenüber widerstandsfähig; in besonderem Maße gilt das von den früheren Aussaaten, die sich späteren Aussaaten gegenüber, welche zum theil unter dem letzten Schnee einigermaßen gelitten zu haben scheinen besonders durch ihren erfreulichen Stand auszeichnen. Klee hatte im Herbst günstige Vegetationsbedingungen und steht überall gut

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. 1 An der Ruhr sind am 23. d. M. gestellt 9861, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 22. d. M. gestellt 3398, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Zwangsversteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 22. und 23. März 1892 die nachverzeichneten Grundstücke zur Ver⸗ steigerung: Pappel⸗Allee 88, dem Kaufmann H. A. Raabe hier ge⸗ hörig; Fls ge 46,72 a; Mindestgebot 800 ℳ; für das Meistgebot von 1000 wurde der Artillerie⸗Lieutenant M. Schulenburg, hier, Ersteher. Bülowstraße 56, dem Maurermeister Malte Doebe⸗ ling hier gehörig; Fläche 31,56 a; Mindestgebot 2100 ℳ; für das Meistgebot von 576 000 wurde der Kaufmann Louis Putta⸗ chowski hier Ersteher. Friedrich Wilhelmstraße 6 und Cornelius⸗ straße, der Handelsgesellschaft Baresel u. Co. hier gehörig; Nutzungswerth 9040 ℳ; Fläche 18,84 a; Mindestgebot 2100 ℳ; für das Meistgebot von 605 000 wurde das Fräulein Helene Hayn, Charlottenstraße 14, Ersteherin.

Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 28. März im „Berliner Hof“ statt.

Leipzig, 23. März. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per März 3,35 ℳ, per April 3,37 ½ ℳ, per Mai 3,37 ½ ℳ, per Juni 3,37 ½ ℳ, per Juli 3,40 ℳ, per August 3,40 ℳ, per September 3,40 ℳ, per Oktober 3,42 ½ , per November 3,42 ½ ℳ, ver Dezember 3,42 ½ ℳ, per Januar 3,428 ℳ, per Februar 3,42 ½ Umsatz 35 000 kg. 1u“

Wien, 23. März. (W. T. B.) Nach dem Rechenschaftsbericht des Verwaltungsraths der österreichischen Creditanstalt schließt die Bilanz in Einnahmen und Ausgaben ab mit 181 112 587 Fl.; der Reingewinn betrug 4 247 870 Fl. Die Bilanz weist aus: Activa: Effecten 3 352 365 Fl., Portefeuilles: 25 791 152 Fl., Kassenbestände 5 015 422 Fl., Vorschüsse auf Effecten 19 037 042 Fl., Debitoren 125 128 982 Fl. Unter den Passi⸗ ven figuriren: Accepte 11 220 432 I., verzinsliche Einlagen 6 972 868 Fl., Creditoren 111 642 074 Fl. Aus dem Ge⸗ winn⸗ und Verlust⸗Conto ist hervorzuheben: Gewinn an Effecten 165 262 Fl., an Consortialgeschäften 540 185 Fl., Zinsen 3 695 551 Fl., Provisionen 1 363 759 Fl., Devisengewinn 454 920 Fl., Gewinnantheil an der ungarischen Creditbank 134 311 Fl. Das laufende Geschäft ergab eine 9,12 procentige Verzinsung des Actienkapitals.

London, 23. März. (W. T. B.) An der Küste 6 Weizen⸗ ladungen angeboten. I“

Zürich, 24. März. (W. T. B.) Der hiesige Financier Fieriz⸗ Landis ist in Nizza infolge eines Schlaganfalls gestorben.

New⸗York, 23. März. (W. T. B.) Die Börse war anfangs fest, schwächte sich im Verlauf ab und schloß zu den niedrig⸗ sten Tagescursen. Der Umsatz der Actien betrug 240 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 3 400 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 88 000 Unzen. Die Silberankäufe für den Staatsschatz betrugen 150 000 Unzen zu 89,08 à 89,15.

Berdingungen im Auslande. Niederlande.

1) 28. März, 12 ¾ Uhr. Burgemeester en Wethouders u Groningen: Lieferung von zwei Ueberdachungen für den neuen Vieh⸗ markt. Auskunft und Bedingungen beim Seeretariat der Gemeinde

Groningen. 2) 29. März, Mittags 12 Uhr. De Directeur vans Rijks Centraal Magazijn van Militaire Kleeding, Uitrusting enz. te vmsterdam im Bureau Sarphatistraat: Lieferung von 15 000 Brod⸗ fäcken für das Heer. Muster und Bedingungen zur An⸗ und Einsik t im obigen Bureau. 3) 31. März, Vormittags 11 Uhr. De Vice-Admiraal, Di- recteur en Commandant der Marine te Amsterdam: Lieferung von Stahlplatten, stählernen Röhren und anderen Eisenarbeiten in verschiedenen Abtheilungen. Bedingungen zur Einsicht im Directions⸗ gebäude der Marine in Amsterdam. 4) 11. April, Vormittags 10 ½ Uhr. Commissaris der Konin- gin der Provincie Limburg in Maastricht, im Dienstgebäude da⸗ selbst: Lieferung von 8500 cbm Ballaststeine für Uferarbeiten an der Maas; Schätzung 27 400 Fl. Anweisung an Ort und Stelle am 4. April. Bedingungen und Auskunft bei dem Ingenieur Musguetier in Maastricht. 5) 13. April, Vormittags 11 Uhr. Ministerie van W. aterstaat; Handel en Nijverheid im Haag, im Ministerialgebäude: Lieferun einer Drehscheibe im Durchmesser von 14,5 m auf der Station van Holland, für die Eisenbahn Rotterdam- Hoek van vo and, Schätzung 7500 Fl. Bedingungen käuflich bei den Buchhändlern Gebroeders van Cleef, Spui No. 28 a, im Haag. 6) 19. April, 2 Uhr. Hollandsche vXzeren Spoorweg. Ma. in der Central⸗Personenhalle zu Amsterdam: Loos Nr. 512: Eiseme Träger mit Verkoppelungen für die Brücke über die Poldervaart ’8 Schiedam. Schätzung 6890 Fl. Bedingungen erhältlich im Central. Administratie-Gebouw aan het ee zu Amsterdam, burean:

Weg en Werken, kamer 154, unter Einsendung von 1,50 Fl. Schweden. 9. April, 1 Uhr. Maskin-Direktören vid III Distriktet zu

Malmö; Lieferung für die . Staatsbahnverwaltung von

10 Stück rechtwinkligen Neusilberplatten, 1500 X✕ 0,65 mm, 1200 runden Neusilberplatten, 181 ℳ% 0,65 mm. 200 desgl. 385 % 0,85 mmn, 400 250 % 0,85 mm.

2900 5 X“X“ Alles Secunda⸗Qualität ohne Blasen und Risse, zum Feee und Biegen geeignet; zu liefern spätestens am 1. Juni frei in 87 8s Schriftliche versiegelte Angebote mit Aufschri „Anbud à ler Filo⸗ af nysilfverplàt“, Preisangabe in schwedischer Münze per

gramm. . 1 8 jalienverwalter Näheres und Contractsformulare beim Materialienverm

zur Beruhigung des ganzen Landes beitragen werde, wenn der Minister

Unterhalt, bei welchem d e Gesundheit bestehen kann, gewähren muß. E1““ LEEII

(Förràdsförvaltaren) in Malmö. 8

Dazu gehört aber auch die Gewährung eincs ordentlichen S cla.

Zweite Beilage

en Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 24. März

1892.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung. 1“ In Altona steht für den 4. April d. J. eine partielle

Arbeitseinstellung der Schuhmacher (Ottensen nicht

einbegriffen) zu erwarten, wenn bis zu diesem Tage mit den Arbeitgebern eine. Verständigung nicht herbeigeführt ist; es andelt sich um diejenigen Gehilfen, die auf sogenannte „Theil⸗ arbeiten“ beschäftigt sind. Am Dienstag fand in Altona eine sehr zahlreich besuchte Schuhmacherversammlung statt, über die der „Hamb. Corr.“ folgendes berichtet:

In der Discussion führte ein Redner u. a. aus, daß es doch etwas zu gewagt erscheine, in diesem Frühjahr schon in eine Lohn⸗ bewegung einzutreten. Die Geschäftsconjunctur sei eine zu bedenkliche, wenn man auch zugeben müsse, daß es sich nicht „direct“ um eine „Lohnerhöhung“, sondern um eine „Zurückeroberung“ von nach und zach verminderten Lohnsätzen, gegenüber den im Jahre 1890 stipu⸗ lirten handrele. Besser wäre es, wenn man eine Werkstellen⸗ ordnung fordern und auf eine „Beseitigung, resp. „Ein⸗ dämmung“ der gesundheitsschädlichen Hausindustrie im Schuhmacher⸗ gewerbe binarbeiten würde. Hierauf wurde erwidert, daß in der letzten zfentlichen Schuhmacherversammlung bereits der Beschluß gefaßt worden sei, in diesem Frühjahr in eine Lohnbewegung einzutreten. (Vgl. Nr. 56 d. Bl.) Ein anderer Redner wies darauf hin, daß am 1. April d. J. die neurepidirte Gewerbeordnung mit ihren „Contractbruchs⸗Klippen“ in Kraft trete, und fügte hinzu, daß man sich vor allen Dingen davor hüten möge, vond ge⸗ wissen Arbeitgebern als „contractbrüchig“ bezeichnet zu werden. Es empfehle sich daher, den Tag der Proclamation eines epentuellen partiellen Strikes bis zum dritten Ostertage (19. April) oder bis acht Tage nach Ostern (25. April) hinauszuschieben, um Zeit zur gesetzmäßigen (vierzehntägigen) Kündigung und zum etwaigen Unterhandeln mit den Arbeitgebern gewinnen zu können. Nach längerer Debatte wurde der Termin auf den 4. April 1892 angesetzt. Ferner wurde beschlossen, den Lohntarif von 1890 unverändert aufrecht zu er⸗ halten. Zur Sicherheit wurden schon im Laufe des Versammlungstages bei mehreren in Frage kommenden Arbeitgebern die Arbeitsverhältnisse bis zum 5. April d. J. aufgekündigt.

In München hielt am Montag der Agitationsverein für Südbayern, der fünfzehn Mitglieder zählt und sich nach dem Falle des Socialistengesetzes gebildet hat, um die socialistische Propaganda auf dem Lande zu betreiben, eine Versammlung ab, zu der die Parteigenossen, auch solche von auswärts, zahlreich er⸗ schienen waren. Namens der Majorität wurde beantragt, den Verein, weil seine Statuten nicht auf demokratischer Grundlage basiren, aufzulösen und das Mandat in die Hände der Feisggern harte dhen Partei für Süd⸗Bayern zurückzulegen. Dieser Antrag wurde, wie die Münchener „Allg. Ztg.“ berichtet, mit 12 gegen 1 Stimme angenommen. Die Partei wird nun in den nächsten Tagen eine Versammlung einberufen, um eine Commission zu wählen, die die seitherigen Geschäfte des Vereins besorgt.

In Zwickau wurde am Sonntag eine von socialdemo⸗ kratisccher Seite berufene öffentliche Versammlung der Textil⸗ arbeiter und Arbeiterinnen abgehalten, die, wie das „Chem. Tgl.“ berichtet, von etwa 300 Personen, aber zum großen Theil Aus⸗ wärtigen besucht war. Eine Frau Farcheim aus Gera und Redacteur Reichelt aus Burgstädt empfahlen als Mittel zur Beseitigung der Mißstände den Eintritt in die Gewerkschafts⸗ wie politische Bewegung und forderten zum Eintritt in den deutschen Tertilarbeiterverband auf. Die weiblichen Versammlungstheilnehmer lehnten aber zumeist die geforderte unterschriftliche Beitrittserklärung zum Textilarbeiterverband ab. Der Vorstand des Vereins für Ziegeleiinteressenten für Zwickau, Crimmitschau und Werdau hat für seine Mitglieder eine Normal⸗Arbeits⸗ ordnung entworfen und beabsichtigt, diesen Entwurf den Mitgliedern in den nächsten Tagen zugehen zu lassen.

Hier in Berlin dauert, wie der „Vorwärts“ mittheilt, der Ausstand der Krüger'schen Fabrik chirurgischer Instrumente unver⸗ ändert fort. Von der Direction der Berliner Maschinen bau⸗ Actiengesellschaft vorm. L. Schwartzkopff wird folgende Mit⸗ theilung verbreitet: „Durch verschiedene Zeitungen hat die Nachricht Ver⸗ breitung gefunden, daß auf den Gräbern der Märzgefallenen von 1848 im Friedrichshain am 18. d. M. ein Kranz mit rother Schleife, die Widmung enthaltend: „Gewidmet von den Arbeitern der Schwartzkopff schen Fabrik „Sibirien“.“ niedergelegt worden ist. (Mit „Sibirien“ ist unser in der Ackerstr. 96 befindliches Zweig⸗Etablissement gemeint, welches, zur Zeit seiner Begründung noch etwas weit ab vom Verkehr und im hohen Norden Berlins gelegen, diese Bezeich⸗ nung vom Volksmund zugetheilt erhielt.) Wir konnten und wie sich herausgestellt hat, mit Recht annehmen, daß nur einzelne Un⸗ befugte Feinde der Ordnung und des Friedens —, ohne das erorderliche Einverständniß aller Arbeiter einzuholen, sich erkühnt haben, im Namen der letzteren eine so ungehörige De⸗ monstration in Scene zu 848 Die von uns in den

unseres neuen Werks aufgelegten Listen, die den⸗

pen, ote mit solchem Vorgehen nicht einverstanden sind, Gelegen⸗

it geben sollten, eine entsprechende Erklärung abzugeben,

deren Inhalt lautete: „Ohne unser Wissen und Wollen ist am 18. Mär; dieses Jahres ein Kranz mit rother Schleife, die Aufschrift enthaltend: „Gewidmet von den Arbeitern der Schwartzkopff'schen Fabrik „Sibirien“ in demonstrativer Weise auf dem Kirchhof im Friedrichshain niedergelegt worden. Die Unterzeichneten erklären hier⸗ urch, daß sie mit diesem Vorgehen einzelner Unbefugter nicht einverstanden sind, sich ee veranlaßt sehen, gegen 82b solche willkürliche Demonstration feierlich Protest zu erheben“, sind dann auch mit 851 eigenhändigen Unterschriften bedeckt worden. Diese Zahl enthält, mit Ausnahme von sechs, die sich der unbefugten Agitation schuldig gemacht haben und aus diesem Grunde aus unserer Fabrik sofort entlassen sind, die Namen der sämmtlichen Arbeiter ees Zweigetablissements. Wir verfehlen nicht, dies zur Wahrung es Rechtes derselben, ihre Ansichten selbst zu vertreten, hiermit zur Kenntniß zu bringen.“ I“

““

2 Die Nr. 9— 12 der Blätter für Genossenschaftswesen Verlag von J. Guttentag in Berlin) haben folgenden Inhalt: „Die 17 zur Revision nach dem Genossenschaftsgesetz“. „Die Bekannt⸗ bachungen der Registerblätter für 18927. Coͤrrecturen fehlerhafter def aanntmachungen, betreffend Eintragungen von Genossenschaften mit veschränkter Haftpflicht. Die Ursachen des Konkurses des Credit⸗ sea Haßfurt. Geschäftsbericht der Deutschen Genossen⸗ schaftsbank. „Zur Frage der Verantwortlichkeit der einzelnen Forstandsmitglieder und zum Begriff der unordentlichen Buch⸗ ag. Einziehung von Wechfeln durch die Post. Theil⸗ Enbf der Genossen an Versicherungsanstalten als Schutzmittel der verh itgenossenschaften gegen Verluste. Statistik über den Waaren⸗ neu rauch in Consumvereinen. Die aufgelösten, umgewandelten und vn entstandenen Genossenschaften während des Monats Februar. ie Befriedigung des Creditbedürfnisses der Landwirthe seitens orschußvereinz in Kosel. Aus dem Vorschuß⸗ Sonthofen. Aus dem Consumverein Neustadt⸗ Das Jahrbuch des niederländischen Ge⸗

nossenschaftsverbandes für 1892. Besprechung des Buches der Miß Potter über die Aufgaben der Genossenschaften in England. Der 23. englische Genossenschaftscongreß (Bericht). Baugenossen⸗ schaften in Amerika: Darstellung ihrer Organisation und Bedeutung. Die Fachvereine in Frankreich. Mittheilungen über die Ge⸗ winnbetheilung bei van Marken in Delft. Ein „ernstes Wort an die Arbeitgeber“, behandelt die Frage der Gewinnbetheiligung. Ein communistisches Experiment: nach dem Buche von Albert Shaw über

.Ik aria Mannigfaltiges.

Der dem Verein für Förderung der Luftschiffahrt gehörende Fesselballon „Meteor“ ist am 8. d. M., nachdem er längere Zeit in einer Höhe von 300 m gestanden hatte und schon wieder bis zu 100 m herabgeholt worden war, plötzlich durch eine Böe vom Seile gelöst und dem erstaunten Beobachter Dr. Aßmann vom Meteorologischen Institut entführt worden. Wie Dr. Aßmann nach einem Bericht der „Mgdb. Z.“ am Dienstag Abend in der Sitzung des genannten Vereins mittheilte, war der Ballon in wenigen Minuten den Blicken entschwunden, da er mit bedeutender Schnelligkeit in die Höhe stieg und bald in eine Wolkenschicht gerieth. Es mußte vermuthet werden, daß er bei dem starken Westwinde die eingeschlagene Bahn nach Osten innehalten und von Charlottenburg, dem Aufstiegorte aus, seinen Weg über Berlin unter der erfahrungsgemäßen rechtsseitigen Abweichung nach Schlesien nehmen würde. Ganz erstaunt war Dr. Aßmann daher, als er die Meldung erhielt, daß der Flüchtling in nächster Nähe, aber entgegengesetzter Richtung in dem benachbarten Steglitz gelandet sei. Er war dort ungefähr 40 Minuten nach dem Aufstieg niedergegangen und muß also nach Durchbruch der Wolkenschicht in eine ganz andere Luftströmung gerathen und von dieser wieder zurückgeführt worden sein. Nach den Registrirungen des Barographen und dem sonstigen Befunde des Ballons hat er eine Höhe von 2000 m erreicht und hier in seinem obersten Theil einen Riß bekommen, der ein allmähliches Sinken per⸗ anlaßt hat. Nach Mittheilungen von Beobachtern ist die Landung fall⸗ schirmartig erfolgt und keine Spur von Gas mehr vorhanden gewesen. Der Thermograph, der am Erdboden eine Temperatur von 0 Grad anzeigte, stellte bei 50 m Höhe eine Temperaturabnahme von 2 Grad, bei 330 m eine solche von 4 Grad und dann in schneller Progression eine solche von 13 Grad innerhalb 5 Minuten des Aufstiegs fest. Hier trat plötzlich ein Sprung in die Höhe um 4 Grad, dann wieder ein allmähliches Uebergehen in den schon erreichten Stand und hier⸗ auf ein schnelleres Fallen bis 20 Grad, dem höchsten erreichten Minimum, ein. Dr. Aßmann nimmt an, daß über der erwähnten Wolkenschicht die Luft durch directe Bestrahlung der Sonne und durch Rückstrahlung erwärmt gewesen ist, was der ausgezeichnet arbeitende Registrirapparat bei dem langsameren Aufstieg noch gewissenhaft ver⸗ zeichnet hat, während er den rapiden Veränderungen des Abstiegs nicht hat folgen können. Bei diesem hat er plötzlich abgesetzt und den Dienst versagt. Der Ballon ist, abgesehen von dem erwähnten Riß im oberen Theil, unversehrt wieder in die Hände seines Eigenthümers gelangt. Dagegen sind die Meßapparate und Instrumente theilweise beschädigt und abhanden gekommen.

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In der Kochschule des Berliner Hausfrauenvereins, Jägerstr. 22, gegründet 1878, beginnt am 1. April ein neuer Cursus, dessen Dauer drei Monate und für sich ausbildende Lehrerinnen der Kochkunst sechs Monate beträgt. Im verflossenen Jahre wurden 130 hiesige Schülerinnen ausgebildet, theils fürs Haus, theils für den Erwerb. Den praktischen Unterricht ertheilt ein geprüfter und be⸗ währter Küchenmeister; die Vorträge über Theorie der Kochkunst und Gesundheitspflege durch Ernährung hält Frau Lina Morgenstern, die Gründerin dieser Kochschule.

In der Kindermann'schen Lampenfabrik, Möckernstraße Nr. 68, hatgestern eine Feuersbrunst gewüthet, deren Bekämpfung die Feuerwehr von Vormittags bis fast in die Nacht hinein in anstrengendster Thätigkeit erhalten hat. Der Verlust an Maschinen, Waaren und Materialien durch dieses Feuer wird auf 500 000 geschätzt. Be⸗ sonders schwer wiegt der Verlust der Formen und Modelle. Durch die Feuersbrunst sind 300 Mann zunächst brotlos geworden. Sie umlagerten heute früh die Fabrik, um Kunde über ihr weiteres Schicksal zu erfahren; es konnte ihnen zunächst nur mitgetheilt werden, daß man versuchen will, in gemietheten Räumen den Betrieb soweit wie möglich wieder aufzunehmen, sobald man die nöthigen Maschinen und Formen hat beschaffen können. 8

4 88 18 5 dc 8 8 88 Das in Münster i. W. garnisonirende Cürassier⸗Regi⸗ ment von Driesen (Westfälisches) Nr. 4 wird am 1. und 2. Mai d. J. den Gedenktag seines 175 jährigen Bestehens feiern.

Arnswalde, 19. März. Ein Brandunglück hat, wie der „Voss. Ztg.“ berichtet wird, heute Morgen auf dem Rittergut Stolzenfelde stattgefunden. In der Nacht nach 2 Uhr erwachte eins der in der Giebelstube des herrschaftlichen Wohnhauses schlafenden vier Dienstmädchen durch ein starkes Knistern auf dem Boden⸗ raum; als es die Thür öffnete, schlugen ihm die Flammen ent⸗ gegen. Da der Ausgang durch Feuer versperrt war, suchten sich die Mädchen durch Springen aus dem Fenster zu retten, wobei das erste auf dem unter dem Fenster befind⸗ lichen Asphaltboden den Fuß, das andere einen Arm brach und das dritte mit einer leichten Verstauchung davonkam. Nur die siebzig⸗ jährige Wise, welche ihre ganze Lebenszeit in der Familie von Germar treue Dienste geleistet hat, konnte den Sprung nicht wagen, und als sie mit einer Leiter herabgeholt werden sollte, stand schon die ganze Stube in Flammen und die alte Person mußte elend verbrennen. Die Herrschaft konnte bei dem schnellen Umsichgreifen des Feuers nur das Allernothwendigste retten, und der größte Theil des werthvollen Mobiliars fiel dem verheerenden Element zum Opfer.

Düsseldorf, 22. März. Das Westfälische Ulanen⸗ Regiment Nr. 5 beging heute in festlicher Weise den Tag, an dem Seine Königliche Hoheit der Großherzog Adolf von Luxem⸗ burg vor fünfzig Jahren von König Friedrich Wilhelm IV. zum Chef des Regiments ernannt wurde. desn „N. Pr. Z.“ wird darüber berichtet: Die Kaserne des Regiments war mit Guirlanden und Fahnen in deutschen und luxremburgischen Farben geschmückt; auch viele öffentliche Gebäude und Privathäuser hatten geflaggt. Der Großherzog war verhindert, persönlich an der Jubelfeier theilzunehmen und wurde durch den Fürsten Wilhelm zu Wied vertreten. Mehrere luxemburgische Offiziere, u. A. Major von Bourgeois, waren eingetroffen, auch der commandirende General des VII. Armee⸗Corps, von Albedyll, war von Münster hierher ge⸗ kommen. Das 5. Ulanen⸗Regiment hatte Morgens Appell und stand um 11 Uhr in Parade⸗Aufstellung, als die Ehrengäste erschienen. Der Regiments⸗Commandeur Dbers von Bayer⸗Ehrenberg verlas ein Schreiben des hohen Chefs, worin dieser seine gnädigen Gesinnungen für das Regiment bekundete. Das Festessen fand um vier Uhr in dem festlich geschmückten Offiziercasino statt, woran alle Ebrengäfte theilnahhmen. Auch die Mannschaften wurden festlich bewirthet, am Abend ist für diese ein Ball veranstaltet. Von

auswärts, namentlich aus dem Bergischen Lande und aus West⸗ falen war eine große Zahl ehemaliger Regimentskameraden zu der Feier nach Düsseldorf gekommen, die von dem Verein ehemaliger 5. Ulanen am Centralbahnhof mit Musik empfangen wurden und sich in der Nähe des Exercierplatzes im Zweibrücker Hof versammelten. Am Nachmittag vereinigten sich diese Kameraden im Vereinslocal . den Tag durch einen Festball in der städtischen Tonhalle.

Neviges (Rheinpr.), 23. März. Auf dem hiesigen Erzbergwerk „Glückauf“ ist, wie das „D. B. H.“ meldet, die ganze Erzwäsche abgebrannt. Alle Maschinen sind vernichtet, der unterirdische Betrieb ist unmöglich. Die Grube dürfte in wenigen Tagen vollständig unter

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Grebenstein, 22. März. Der „Köln. Ztg.“ wird über der Brand in Immenhausen Folgendes berichtet: Das uralte Landstädtchen Immenhausen, Station der Cassel⸗Warburger Bahn, etwa 15 km von Cassel entfernt, wurde durch eine furchtbare Feuers⸗ brunst wohl zur Hälfte eingeäschert. Etwa 65 Gehöfte sind niede gebrannt. Unter den Abgebrannten befinden sich viele kleine Leute, die zum Theil ihre Habseligkeiten nicht versichert haben. Die Noth ist sehr groß, zumal den meisten das gerade im Augenblick so noth⸗ wendige Saatgetreide mitverbrannt ist. Auch erscheint nach Angabe von ortskundigen Personen die Unterbringung aller Abgebrannter im Orte nicht möglich, sodaß sofort mit dem Bau von Baracken be⸗ gonnen werden muß. Beiträge für die so schwer heimgesuchte, in ärmlichen Verhältnissen lebende Bevölkerung nimmt Pfarrer Villmar zu Immenhausen entgegen.

Hamburg, 23. März. Bei der Ueberfahrt nach Hamburg e tranken, wie der „Madb. Z.“ telegraphirt wird, fünf Arbeiter aus Dornbusch (Hannover) auf der Elbe bei Krautsand.

Pest, 21. März. Anläßlich der beunruhigenden Nachrichten übe den Gesundheitszustand Kossuth's, die in letzter Zeit verbreitet waren, wird dem „B. Hirlap“ unterm 17. d. M. aus Turin be⸗ richtet, daß sich der alte ungarische Patriot vorzüglich befinde. Trotz der Influenza⸗Epidemie, die im Winter in Turin ungewöhnlich stark herrschte und namentlich unter älteren Leuten ihre Opfer forderte, sei er auch nicht einen Augenblick unpäßlich gewesen.

Amsterdam, 23. März. Bei einem Brande im Keyzer⸗ grachtviertel, bei dem sechs Häuser niederbrannten, fanden nach einem Telegramm der „Mgdb. Ztg.“ vier Personen den Flammen⸗ tod; zwei andere wurden schwer verletzt.

Mons, 23. März. In der Grube Couchant verunglückten nach Meldung des „H. T. B.“ zwölf Bergleute.

Charleroi, 21. März. Während die Löscharbeiten auf der Grube 3 der Société Houillére d'Anderlues fortgesetzt wurden, drang, wie der „Köln. Ztg.“ mitgetheilt wird, gestern Morgen auch aus dem Schlot des Ventilators der Grube 2, die bisher gar nich gefährdet schien, Rauch hervor, sodaß man besorgte, daß das unter⸗ irdische Feuer sich weiter ausgedehnt hätte. Gestern Morgen sollte eine Anzahl von Grubenbeamten auf Grube 2 einfahren, doch gab man im letzten Augenblick dieses Vorhaben auf. Seitdem sind di Arbeiten jedoch mit solchem Erfolge vorangeschritten, daß der Bran bewältigt zu sein scheint und man heute Abend versuchen wird, die Leichen der Verunglückten heraufzuschaffen.

Mailand, 22. März. Gestern wurde, wie man der „Frkf. Ztg meldet, das neunte und letzte Opfer der Explosion in Susa⸗ Professor Carlo Deagostino, unter den Trümmern des in die Luft gesprengten Hauses aufgefunden. Die Zahl der Todten ist damit auf n eun festgestellt. Das Begräbniß der Unglücklichen erfolgr auf Kosten der Gemeinde. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß die furchtbare Katastrophe der Leichtfertigkeit des Lieutenants Allione bei⸗ zumessen ist, welcher 150 kg Pulver in seiner Wohnung zurückließ, als er am Montag vor acht Tagen auf Urlaub ging. Wodurch die Entzündung dieses Pulvers veranlaßt worden ist, dürfte immer unaufgeklärt bleiben. Lieutenant Allione hat sich selber der zuständigen Behörde gestellt und wird in Haft gehalten, bis ihm das Militär⸗ gericht sein Urtheil spricht.

Cadix, 23. März. Die spanische Bark gi Carmen“, die mit voller Weinladung nach Rio Grande war, ist, wie der „Mgdb. Z.“ telegraphisch gemeldet wird, bei Süd⸗ weststurm an der spanischen Küste untergegangen. Die Besatzung von fünfzehn Mann ist ertrunken.

Sevilla, 16. März. Durch anhaltenden Regen stieg, wie der „K. Z.“ geschrieben wird, der Guadalquivir sehr rasch und erreichte eine Höhe von 9,65 m über den gewöhnlichen Stand. Die ganze Vorstadt Triana wurde schnell in eine Seestadt verwandelt. Die Bewohner, die sich nicht nach Sevilla flüchten konnten, mußten in die oberen Stockwerke ziehen. Das Bürgermeisteramt beschlag⸗ nahmte sofort alle Bäckereien hier und in Alcala de Guadaira, von wo das meiste Brot nach Sevilla gebracht wird. Sämmtliche Bäcker mußten ihren täglichen Brotvorrath in dem Rathhause abliefern. Die Polizei fuhr täglich in Booten durch Triana von Haus zu Haus, um unter die Bewohner Brot und Lebensmittel zu vertheilen. In Sevilla selbst diesseits des Flusses sind noch jetzt sehr viele Straßen unter Wasser, das bis zur Plaza San Francisco reichte. Die Alameda des Herkules, ein großer Platz mit Anlagen, sonst ein Tummelplatz der Sevillaner, stl in einen großen See ver⸗ wandelt, auf dem in Kähnen der Verkehr mit den verschiedenen Straßen vermittelt wird. Es sind dazu Matrosen von Cadir ein⸗ getroffen. Das Wasser richtete viel Unheil an. In Triana stürzten mehrere Häuser ein, am Palast San Telmo der Infantin von Mon pensier, die eben hier weilt, wurden die Parkmauern umgerissen und das Wasser drang durch das Hauptthor des Palastes. Von Triana wurden die Leichen der Verstorbenen in Kähnen nach Sevilla ge⸗ bracht, um hier beerdigt zu werden, da der Friedhof von Triana unter Wasser stand. Sevilla füllte sich mit Armen von Triana und der Umgegend. Der Fluß treibt eine Menge Vieh, das der Ueber⸗ schwemmung zum Opfer fiel. Es ist noch nicht vorauszusehen, wann die Straßen wieder wasserfrei sind. Der Fluß ist bereits gefallen. Die Bahnlinien nach dem Norden sind unterbrochen, da bei Lora del Rio das Wasser zwei Pfeiler der Eisenbahnbrücke mit fortriß. Sieben Tage fehlte die Post von Madrid her, die Telegramme kamen mit sechs bis acht Tagen Verspätung durch die Post hier an. Di Post kommt nun über die Malagalinie von Cordova aus hierher, und zwar sehr unregelmäßig. Der Handel liegt Pns still, da keine Schiffe laufen. Bis der Fluß wieder auf seine Schiffbarkeit geprüft ist, können noch zehn bis vierzehn Tage vorübergehen. 8

St. Louis, 22. März. Eine schreckliche Kessel⸗Explosion trug sich nach einem Telegramm des „R. B.“ gestern in der Ziegel⸗ fabrik von Baclede zu, wobei vier Mann getödtet und vier

andere verwundet wurden, davon zwei lebensgefährlich.

Wasser stehen.