Kunst und Wissenschaft.
Das Gußmodell zu einem Denkmal Kaiser Wilhelm’sI. für die Stadt Burg bei Magdeburg ist, wie die „Voss. Ztg.“ be⸗ richtet, von dem hiesigen Bildhauer Habs vollendet worden. Das Standbild des Kaisers ist etwa 2,50 m hoch. Der Monarch ist dar⸗ gestellt in großer Generalsuniform mit Helm und umgehängtem Mantel. In der gesenkten Rechten hält er den Handschuh, seine Linke ruht am Griff des Degens. Sehr glücklich in der Haltung und wohl getroffen im Ausdruck der Züge, macht das Standbild einen recht würdigen monumentalen Eindruck. Der Guß der Startue erfolgt in der hiesigen Gießerei von Martin u. Piltzing. Das Postament wird in schlesischem Marmor ausgeführt.
— Das Preisgericht für den Wettbewerb um ein neues Tell⸗ Denkmal in Altorf hat am 5. d. M. seinen Spruch gefällt. Im ganzen waren 30 Modelle eingegangen. Nach dem Programm wurden vier Preise vertheilt. Den ersten Preis (2500 Fr.) erhielt Richard Kißling, Seefeld⸗Zürich, den zweiten Preis (1500 Fr.) Robert Dorer in Baden, den dritten Preis (1000 Fr.) Raimondo Malland, den vierten Preis Gust. Siber in Küsnach⸗Zürich.
Vie man der „N. Zürch. Ztg.“ aus Altorf schreibt, verdiente die neue Wettbewerbung in jeder Hinsicht den Vorzug vor derjenigen in Bern im Jahre 1890. Während damals die minderwerthigen Entwürfe die Mehrzahl bildeten, sei jetzt eine große Reihe künstlerisch bemerkenswerther und hervorragender Ar⸗ beiten zu verzeichnen. Die Jury habe eine dankbare Aufgabe gehabt. Das neue Telldenkmal soll sich an den freistehenden Thurm anlehnen, der sich auf dem Marktplatz in Altorf erhebt. Das Problem, den Thurm als Hintergrund zu benutzen, hat dem genannten Blatte zu⸗ folge der Bildhauer Kißling ganz besonders glücklich gelöst. Er zeigt den Tell, wie er von Bürgeln kommend zu Thal schreitet, die Armbrust auf der Schulter, den keck ausschreitenden Knaben an der Hand. Sein Tell ist nicht der ausstaffirte Theaterheld mit Barett und Feder, sondern ein richtiger Urner Aelpler im Aelplerhemd mit Kapuze. Im Hintergrunde ist Bürgeln angedeutet. Es ist der Tell, wie er in der Vorstellung des Volkes lebt, und nicht umsonst hat die Urner Bevölkerung einstimmig den Vorzug dem Kißling'schen Tell gegeben, auf den nun auch der Entscheid des Preisgerichts fiel. Recht glücklich hat Kißling auch das Postament verwendet. Es ist mit Reliefs verziert, die den Apfelschuß, den Sprung auf die Platte, Geßler's Tod und Tell’s Untergang im Schächenbach darstellen. In Altdorf herrscht große Freude über den günstigen Ausfall der Toncurrenz, die dem Hauptorte von Uri ein würdiges Denkmal in Aussicht stellt.
— Bei Ausschachtungen für die Mauer des Kirchhofs in Greny bei Dieppe ist, wie der „Voss. Z.“ unter dem gestrigen Tage aus Paris berichtet wird, ein ganz einziger Münzenfund gemacht worden. Fin irdenes Gefäß enthielt über hundert Silberstücke und eine Gold⸗ münze. Alle diese Stücke zeigen gleichmäßig auf der einen Seite as französische Lilienwappen neben dem englischen Wappen. Ueber beiden Warven steht Henricus. Letzteres findet sich auch auf der and Seite, nebst einem Kreuz. Die Randschrift lautet Rex Francorum et Anglie. Sit nomen Domini benedictum. Das Goldstück ist außerordentlich gut er⸗ halten, zeigt außerdem, über den Wappenschildern, zwei Bildnißköpfe. Die Randschrift ist: Henricus Dei Gratia Francorum et Anglie Cex et XPC. Regnat Imperat Vincit. Hiernach wären diese Münzen dem König Heinrich V. von England zuzuschreiben, der in⸗ folge des Vertrages von Tropes König von Frankreich wurde. Bis nirgends zum Vorschein ge⸗
.
jetzt waren Münzen dieser Gattung kommen.
— Der von Smith in Rochester ir 2 entdeckte Komet war, wie dem „B. R.“ vom wird, in
eressp.
red. in Millim.
in ° Celsius 50 C. = 40R.
Bar. auf 0 Gr. Temperatur
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S. u. d. Me
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5 wolkenlos 2 wolkig 3 wolkig
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Mullaghmore Aberdeen.. Christiansund Kopenhugen. Stockholm. Haparanda. St. Petersbg. Moskau.. Cork, Queens⸗ 1] Cherbourg. II1IG6“ Z“ Hamburg.. winemünde Neufahrwasser Memel.. ünster Karlsruhe. Wiesbaden München. Chemnitz. Berlin.. Pther.. Breslau...
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Wiederauftreten
Anfang 7 Uhr.
5 wolkig 2 wolkig 4 Schnee wolkenlos 3 bedeckt 1 Dunst
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Donnerstag:
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5 bedeckt still wolkenlos
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3 halb bed. b til woltenkos 13 luft.
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stadtluft.
1 Sonnabend: ¹) Nachts zeitweise „v Uebersicht der Witterung.
Ein barometrisches Minimum, welches sich gestern über Südschweden entwickelt zu haben scheint, liegt über der südöstlichen Ostsee, gegenüber einem Maximum nordwestlich von Schottland, sodaß über dem Nordseegebiet nördliche und nordwestliche, meist ziemlich lebhafte Winde vorherrschend geworden sind. In Norddeutschland ist trübes, kälteres Wetter eingetreten, während im Süden die heitere, ruhige Witterung noch fortdauert. 1 —
Friedrichshafen hatte gestern Nachmittag Gewitter. fang 7 ½ ˖Uhr. Da das Marimum im Nordwesten Beständigkeit Donnerstag zeigt, während das Minimum langsam ostwärts fort⸗ Tages. schreitet, so dürfte demnächst für ganz Deutschland kühle veränderliche Witterung zu erwarten sein. Deutsche Seewarte.
„Die
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führung.
Sonntag:
Theater⸗Anzeigen. sbnigliche Schaunspiele. Mittwoch⸗Opern⸗ haus. 95. Vorstellung. Tristan und Isolde. In
3 Acten von Richard Wagner. Dirigent: Kapell⸗ meister Sucher. Anfang 6 ½ Uhr.
spiel in 5 Aufzügen von A. E. Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur fang 7 Uhr.
fang 7 Ubr. 8
Kapstadt sichtbar. Er hatte, mit unbewaffnetem Auge betrachtet. das Aussehen eines Sternes vierter Größe. Durch das Teleskop sab man, wie der Kern von schwachen Nebelmassen umhüllt war.
2* Tvheater und Musik.
Am Sonntag geht im Königlichen Opernhause „Freund Fritz“ mit den Damen Pierson, Rothaufer und Lammert, den Herren Sylva, Betz, Philipp und Krasa in Scene. Darauf folgt das 2 allet „Die Puppenfee“. Moszkowski's Oper „Boabdil“ wird nunmehr, nach Wiederherstellung des Fräulein Hiedler, am Donnerstag der nächsten Woche zur ersten Darstellung gelangen und am Sonnabend wiederholt werden.
Das Lustspiel von Paul Blumenreich „Unter Palmen“, das im Berliner Theater am Sonnabend mit Agnes Sorma und Ruscha Butze zur ersten Aufführung gelangt, vermittelt in heiteren Scenen Einblick in das Schaffensgebiet der Schriftsteller⸗ und Künstlerwelt.
Im Lessing⸗Theater werden in dieser Spielzeit nur noch drei Nachmittagsvorstellungen zu ermäßigten Preisen stattfinden, und zwar an den drei Osterfeiertagen, wo der Schwank „Die Großstadt⸗ luft“ auf vielfachen Wunsch aufgeführt werden soll In der hundertsten Aufführung, die für Donnerstag Abend festgesetzt ist, wird Fräulein Jenny Groß zum ersten Mal nach ihrem St. Petersburger Urlaub wieder am Lessing⸗Theater auftreten.
Das Sonnenthal⸗Gastspiel im Residenz⸗Theater beginnt am Sonnabend mit Scribe's „Glas Wasser.“ Gaudillot s deshalb vom Spielplan abgesetzter Schwank „Der kleine Schwerenöther“ wird im Mai wieder auf den Brettern erscheinen.
Die erste Aufführung der Gesangsposse „Fräulein Feldwebel“ im Adolf Ernst⸗Theater ist auf den ersten Osterfeiertag fest⸗ gesetzt. Der „Tanzteufel“ wird am Donnerstag zum letzten Mal gegeben.
Im Concerthause wird morgen der Componist Herr Johann
Selmer aus Christiania mit der Karl Mevder’schen Kapelle eine
igene Composition „In den Bergen“, norwegische Phantasie in drei theilungen, unter persönlicher Leitung zur Aufführung bringen.
Mannigfaltiges.
Von den Stadtverordneten Spinola, Lucae, Haesecke, Weiß, Borchardt und Heilmann ist, wie die „N. Pr. Z.“ erfährt, über die Maßnahmen zur Beschaffung billiger Wohnungen für Beamte, Arbeiter u. s. w. folgende Anfrage an den Magistrat gerichtet worden: „Durch Beschluß vom 15. Januar 1891 hat die Stadtverordneten⸗Versammlung den Magistrat ersucht, mit ihr in ge⸗ mischter Deputation darüber in Berathung zu treten, in welcher Weise von den Gemeindebehörden die gemeinnützigen Bestrebungen zur Be⸗ schaffung billiger Wohnungen für Beamte, Arbeiter u. s. w. gefördert werden können. Unter dem 5. Juni 1891 hat der Magistrat sich mit der Einsetzung einer solchen gemischten Deputa⸗ ion einverstanden erklärt, indem er seinerseits fünf Mitglieder des Magistrats⸗Collegiums entsenden wolle. Darauf hat am 25. Juni 1891 die Versammlung ihrerseits zehn Stadtverordnete zu Mitgliedern der Deputation gewählt. Seitdem hat diese Angelegenheit anscheinend völlig gerubt; eine Sitzung der Deputation ist noch nicht anberaumt worden. Den Magistrat ersuchen wir um gefällige Auskunft, in welchem Stadium sich die betr. Sache befindet und aus welchen Gründen bisher zur Erledigung derselben keine Schritte gethan worden sind.“
Donnerstag: Opernhaus. Kein
Gründonnerstag, 14. April, Abends 7 ½ Uhr, im Königl. Opernhause (Theater⸗Raum): Abend. Concert des engagirten Königlichen Opern⸗ cors, unter Direction des Königlichen Kapellmeisters Herrn Felir Weingartner und gefälliger Mitwir⸗ kung der Frau Müller⸗Ronneburger (Sopran), Frau Geller (Alt), vom Herzoglichen Hof⸗Theater in Dessau, der Königlichen Sänger Herren Sylva (Tenor) und Mödlinger (Baß), des und der Königlichen Kapelle. 1) Svymphonie C-moll 2) Missa solemnis. Billets à 5, 4, 3, 2 u. 1 ℳ sind in der König⸗ lichen Hofmusikalienhandlung von Bote u. Leipzigerstraße 37, zu Schauspielhaus.
Zeutsches Theater.
Donnerstag: College Crampton. Freitag bleibt das l. Sonnabend: Nathan der Weise.
Barnay, Ludw. Stahl.) Der Veilchenfresser. A wolkenlos Freitag: Geschlossen.
Sonnabend: Zum 1. Male: Unter Palmen.
Lessing⸗Theater. Mittwoch: Die Groß⸗ Donnerstag: Zum 100. Male: Die Großstadt⸗
Freitag: Geschlossen.
An allen drei Osterfeiertagen gelangt als Nach⸗ mittags⸗Vorstellung (2 ½ Uhr) zu volksthümlichen
Wallner-Theater. studirt: Der Löwe des Tages. Gesangsposse in — . 3 Acten von H. Wilken. Die neuen Gesangsterte [60] Memel meldet Schnee, von L. Herrmann.
und folgende Tage: Der Löwe des
Freitag: Geschlossen. Nachmittags⸗Vorstellung. Krause. Parquet 1 ℳ ꝛc.
friedrich · 5: Mit neuer Ausstattung zum 84. Male: Das Sonntagskind. Operette in 3 — Wittmann und Julius Bauer. I Millöcker. In Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Decorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen Schaufpielhaus. 102. Vorstellung. Narziß. T Costume vom Garderoben⸗Inspector Ventzkv. An⸗
onnerstag⸗ Z. 85. Male: Das Sonntagskind.
e Vorstellung.
burg. Mittwoch
Beethoven⸗
Deutsch von Schönau. Lessing. Anfang 7 ½ Uhr.
Professors Herrn de Ahna täglich an der Theater⸗Kasse statt.
Bock, (6 Bildern) von Salingré. haben. Keine Vorstellung. 773 Uhr.
116““ Donnerstag: Pechschulze. Mittwoch: Erstes
von Josef Kainz. Don Carlos.
gegengenommen.
Adolph Ernst-Theater.
Ppontor goeschl 8 Theater geschlossen.
Berliner Theater. Mittwoch: Der Hütten⸗ lette Auffübrung⸗. 16.“ (Nuscha Butze, Agnes Sorma, 8 “ G
Tanzteufel. Gesangsposse Jacobson und W. Mannstädt. von Gustav Görß.
Ludw. Anfang 7 Uhr.
In Vorbereitung:
Musik von G. Steffens.
Male: Die Familie Direction: Emil Thomas.
Zum 1.
Osten. 2 3 Ac Oscar Justinus rartbafrn als Abend⸗Wer⸗ in 3 Acten von Oscar Justinus. Familie Benoiton“ zur Auf⸗ delikater Auftrag. Ascher. Anfang 7 ½ Uhr.
Donnerstag: Mittwoch: Neu ein⸗
Minister Wekerle ist heute hier eingetroffen.
Residenz-Theoter. Direction: Sigmund Lauten⸗ (letzte Woche): Zum 23. Male: Der kleine Schwerenöther (Fe noceur). Schwank in 4 Acten von Leon Gaudillot. In Scene gesetzt von Emil
Donnerstag: Dieselbe Vorstellung. Zum Sonnenthal⸗Gastspiel findet der Vorverkauf
Belle-AllianceTheater. Mittwoch: Pech⸗ schulze. Posse mit Gesang und Tanz in 3 Acten Musik von A. Lang. In Scene gesetzt vom Director Sternheim. Anfang FEs
Sommer⸗Saison. Bestellungen auf Abonnements⸗Billets für die am 1. Mai beginnende Sommer⸗Saison à 10 ℳ 5 ℳ und 3 ℳ werden von heute ab an der Kasse ent⸗
Mittwoch (dritt⸗
Couplets theilweise
Musik von Gustav Steffens. —
In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Der Tanzteufel.
Fräulein Feldwebel. Ge⸗
sangsposse in 3 Acten nach einem vorhandenen Stücke
von W. Mannstädt, bearbeitet von Ed. Jacobson.
Der Sommer⸗Garten ist geöffnet.
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Mittwoch: 3. Gastspiel des Königlich Sächsischen Hofschauspielers E. v. d. Zum 3. Male: Unser Zigeuner. Schwank
von LC inus. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur August Kurz. 1 Lustspiel in 1 Act von Anton
2 8 Wohlthätigkeits⸗Vorstellung zum Besten des unter dem Protektorate Seiner Majestät des Kaisers stehenden „Nationaldank für Veteranen“.
2
Bei dem großen Wettbewerb um die Anlage des Volks⸗ gartens in Breslau waren 72 Arbeiten eingegangen. Fünf Ent⸗ würfe sind nunmehr preisgekrönt. Der höchste zur Vertheilung 8 langte Preis, 1000 ℳ, fiel, wie die „Magdeb. Ztg.“ berichtet, dem Landschaftsgartner Hoppe in Berlin zu; außerdem kamen noch zwei
Preise nach Berlin, einer nach Köln und einer nach Kopenhagen. Die
preisgekrönten deutschen Gartenkünstler sind ehemalige Schüler der
Königlichen Gärtner⸗Lehranstalt in Wildpark bei Potsdam.
„N. Pr. Z.“ wird berichtet: Ihre Majestät
der Diakonissen⸗Anstalt für Zwecke der
weiblichen Diakonie in ihrer Heimathsprovinz 1000 ℳ überweisen
lassen. Es wird diese Spende für die Station der Flensburger
Diakonissen in der evangelisch⸗lutherischen Gemeinde auf der Insel Nordstrand verwendet werden.
Do Der
Stuttgart, 12. April. Im hiesigen Reichshallen⸗ Theater feuerte, wie „W. T. B.“ meldet, während der gestrigen Vorstellung ein Wahns inniger Revolverschüsse unter das Publikum, ohne jemand zu treffen.
Kopenhagen, 10. April. Die Kopenhagener Radfahrer haben sich, wie der „Voss. Ztg.“ mitgetheilt wird, vorgenommen, der deutschen Reichs⸗Hauptstadt auf dem Rad einen Besuch abzustatten. Die Betheiligten wollen am 13. April früh Kopenha verlassen und bis Gjedser fahren, von wo aus sie sich mittels Sche nach Rostock begeben, dann wieder ihr Rad besteigen und über Teterow, Neu⸗ strelitz nach Berlin fahren, das sie am Gründonnerstag, Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr, zu erreichen hoffen. In Berlin wollen sich die Radfahrer bis Sonnabend aufhalten, wobei auch ein Ausflug nach Hotsdam geplant ist; dann begeben sie sich durch das Oderthal nach Stettin, das sie am Sonntag Nachmittag verlassen, um Montag Vor⸗ mittag wieder Rostock zu erreichen. Die Zurückkunft nach Kopenhagen erfolgt dann am Abend desselben Tages. Bei dieser Tour wird jeder Theilnehmer eine Fahrt von etwa zwanzig Meilen den Tag n machen haben. Trotzdem glaubt man auf eine rege Theilnahme rechnen
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen. (W. T. B.) Der ungarische Finanz⸗ Er hatte bereits eine mehrstündige Besprechung mit dem Finanz⸗Minister Dr. Steinbach. 1
London, 12. April. (W. T. B.) Das „Reuter ssche Bureau“ meldet aus okohama von heute: Nach weiteren Berichten aus Tokio seien infolge der Feuersbru nst gegen 6000 Häuser niedergebrannt und eine größere An⸗ zahl Menschen in den Flammen umgekommen.
St. Petersburg, 12. April. (W. T. B.) Nach heute vorliegenden Mittheilungen über das Befinden des Finanz⸗ Ministers Wyschnegradsky wird der Minister sich nach seinem nunmehr als gehoben zu betrachtenden Unwohlsein eine Zeit lang Ruhe gönnen müssen. Die „Nowoje Wremja“ melder, Wyschnegradsky beabsichtige, im Sommer eine
Wien, 12. April.
Erholungsreise ins Ausland zu unternehmen.
9
Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Circus Renz. Karlstraße. Mittwoch, Abends 7 ¼ Uhr: Große Abschieds⸗Vorstellung.
Den hohen Behörden, der gesammten Presse und dem hochgeehrten Publikum Berlins muß ich, einem innigen Herzensbedürfnisse folgend, bei meinem dies⸗ maligen ersten Scheiden als Director meines Instituts, an dieser Stelle nochmals meinen wärmsten Dank für die vielen aufrichtigen Zeichen der Theilnahme bei dem mich und meine Familie betroffenen herben Trauerfalle, sowie noch besonders für die mir beim Antritt meiner Direction hochgeneigtest entgegen ge⸗ brachten, tröstenden und muthzusprechenden Beweise des Wohlwollens und Vertrauens ausdrücken. So bedarf es wohl auch kaum der Versicherung, daß alle erhebenden Kundgebungen mich nur um so freudiger mit der Stadt Berlin verbinden, und es stets für mich eine Pflicht der Dankbarkeit sein wird, auch durch meine künstlerischen Bestrebungen für alle Zukunft dem hochgeehrten Publikum Berlins Leistungen zu bieten, die das alterworbene Renommé des Circus Renz zu erhalten und zu fördern geeignet sind.
In der angenehmen Hoffnung, daß ich bei meiner Wiederkehr den gleich freundlichen Gesinnungen be⸗ gegnen werde, empfehle ich mich
mit ausgezeichnetster Hochachtung Franz Renz, Director.
rdinand le
Male: Der
Familien⸗Nachrichten.
Frl. Marie Schütz mit Hrn. Pfarrer Ernst Berkemever (Bonn-Lippstadt). — Frl. 8 Elisabeth Hirschfeld mit Hrn. Predigtamts⸗Can⸗ didaten Arthur Friebe (Bromberg). — Frl. Emma Becker mit Hrn. Prem.⸗Lieut. von Blumenstein (Frankfurt a. M.—Cassel). — Frl. Johann Schmidt mit Hrn. Ober⸗Realschul⸗Direrter Dr. phil. Friedrich Perle (Wittenberg — Halbe⸗ stadt). Geboren: Altbertkow). binnen). Gestorben: Hr. Stabsarzt Dr. Paul Hartung Dieuze). — Hrn. Pastor Paul Hoppe Tochter Elisabeth (Glasow bei Grambow). — Hr. Amts⸗ rath Hermann Lüttich (Wendelstein bei Roßleben).
Ein Sohn: Hrn. Rudloff (Rittergut
Irr — Hrn. Lieut. von Loeper I. (Gum⸗
Musik von C. Schramm. An⸗
9 Vorm. — 11 Ab.
Hohenzollern⸗Galeri aam Lehrter Bahnhof. 1 — Gr. histor. Rundgemälde 1640 — 1890. — 1 ℳ Kinder 50 ₰.
— Verw. Fr. General⸗Major von Brauchitsch, geb. von Oertzen (Schwerin). — Verw. Fr. Ober⸗ Gerichts⸗Rath Louise Peters, geb. Kuntze (Weener).- — Verw. Fr. Major Elisabeth Dzondi, geb. Zechlin (Rittergut Ober⸗Gersdorfb. Bischheim i. S.).
Anfang 4 Uhr.
Geöffnet von 12— 11 Uhr. wissenschaftlichen Theater. zettel. Anfang 7 ¼ Ubr.
wilhelmstädtisches Theater.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag⸗
Redacteur: Dr. H. Klee, Director Berlin: —— — — Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags
Acten von Musik von von Julius
Scene ges . Ledermann. Die
„In den Bergen“, norwegis
8e- des Componisten.
Concerte.
Concert-Haus. Mittwoch: Concert unter gütiger Mitwirkung des Componisten Herrn Johan Selmer. Anfang 7
Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen “
Carl Mevyder⸗ “ (einschließlich Börsen⸗Beilage), 88
Uhr. sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent⸗ , Phantasie in 3 Ab⸗ auf tbeilungen von J. Selmer, unter persönlicher Leitung
lichen Anzeigers (Commanditgesellschaften Actien und Actiengesellschaften) für die Wo 1“ vom 4. bis 9. April 1892.
der in den deutschen Münzstätten bis Ende März 1892 vorgenommenen Ausp ———VV—y —
Erste Beilage
s⸗Anzeiger und Königlich Preußischen
Berlin, Dienstag, den 12. April
Anzeiger.
Deutsches Reich. Uebersicht
rägungen von Reichsmünzen.
Goldmünzen
ilbermünz
1) Im Monat März 1892 sind geprägt worden in:
Doppel⸗ Halbe kronen Kronen
Kronen
Hiervon auf Privat⸗ rechnung
n Ein⸗ Fünfzig⸗ Zwanzig⸗
8s 8. pfennig⸗ pfennig⸗ arkstücke markstücke v beer. markstücke markstücke stücke stück⸗
Fünf⸗ markstücke
——
pfennigstücke
“
NNigeimünz E
pfennigstücke
pfennigstücke pfennigstücke pfennigstücke
8— ℳ 85
—1113“ Berlin München. . Muldner Hütte Karksruhe
8 807 120 346 330 807 120 694 374
91 061
27 31570 12 119 28 1 680 —
Hamburg
Summe 1. E
346 330 8 8 807 120
4 005 284
6 213 207 44
2 Vorher waren geprägt*) 2 068 447 160 506 687 600] 27 969 92511281054800]7
3) Gesammt⸗Ausprägung — 4) Hiervon sind wieder
eingezogen
1 198 420° ꝙ1 785 790 10 125
2 076 055 860[505 248 140727 959 800
2 609 263 800 ℳ ..-».) Vergleiche den „Reichs⸗Anzeiger“ vom 10. Berlin, den 11. April 1892‚. 8
2 077 254 280507 033 930227 969 9251289861920
— —
9192 13 003 658.
4 005 284
— 5 213 207 441 5 449 096 3:
50[107 556 438ʃ1
Sövvv
4 005 268 40 29 2581
190 5 449 070 62
6 213 176 46
18 91 8,80 ℳ
8 8 Hauptbuchhalterei des Reichs⸗Schatzamt
Biester.
47 608 087,15 ℳ 11 66 7,08 ℳ
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Volks⸗Kaffee⸗ und Speisehallen⸗G in Berlin (Vorsitzender des Vorstandes Graf von Dönhoff⸗ Friedrichstein) kann mit Genugthuung auf den Abschluß ihres dritten Betriebsjahres (1891) zurückblicken. Ihr Ziel ist, unter Be⸗ kämpfung des Alkoholgenusses den ärmeren Volksklassen Speise und Trank gut und kräftig in anständigen Räumen zu minimalen, aber solchen Preisen zu liefern, daß der Gesellschaft eine mäßige Ver⸗ zinsung (bis zu fünf Procent) auf die eingezahlten Antheilscheine erbleibt. Zuerst wurde im Jahre 1889 mit der Er⸗ ichtung einer Volks⸗Kaffee⸗ und Speisehalle in einem ge⸗ mietheten Locale, Niederwallstr. 31, der Anfang gemacht. Der Ver⸗ such hatte einen über Erwarten großen Erfolg, indem er das in Berlin vorhandene, überaus große Bedürfniß solcher Einrichtungen außer allem Zweifel stellte und zugleich zu der Ueberzeugung führte, daß sich für diesen Zweck der Bau eigener, dem Bedürfniß angepaßter Häuser lohnen würde. Demgemäß konnte der Bau eines solchen Hauses in der Neuen Schönhauserstraße 13 in Angriff und das Local am
1. April 1891 in Betrieb genommen werden. Ein drittes Local gedenkt die Gesellschaft noch in diesem Jahre, und zwar gleichfalls auf eigenem Grund und Boden, im Norden der Stadt zu eröffnen, falls etwa noch 40 Antheilscheine übernommen werden, da für diesen Fall noch die Zeichnung weiterer 60 Stück zugesichert worden ist. (Bis jetzt sind 166 Antheilscheine à 1000 ℳ untergebracht.) Anmeldungen auf weitere Antheilscheine nimmt das Bankhaus Robert Warschauer u. Co., Behrenstraße 48 hier, entgegen. In dem Betriebsjahre 1891 wurden in beiden Hallen (in der einen erst vom 1. April an) 439 938 Tassen Kaffee à 5 ₰, 44 245 Gläser Milch à 5 ₰, 13 881 Gläser Buttermilch à 5 ₰, 14 047 Tassen Chocolade à 10 ₰, 5343 Tassen Fleischbrübe à 10 ₰, 29 421 Seidel Bier 04 1 à 10 80— 155 641 Seidel Bier 0,2 1 à 5 ₰, 6374 halbe Flaschen Weißbier à 10 ₰, 228 751 trockene Brödchen und Schrippen à 2 ½ 4, 114 920 gestrichene Schrippen und Stullen à 5 ₰, 50 452 belegte Stullen à 10 ₰, 154 469 Stücken Kuchen à 5 ₰, 23 470 gekochte Eier à 5 89 —2, 78 383 Portionen Mittagessen à 30 ₰, 143 450 Portionen Mittagessen à 20 ₰ und 9951 Portionen Mittagessen à 10 ₰ — im Durchschnitt also täglich 635 Portionen Mittagessen
ferner 161 746 Portionen Abendessen zu 25, 20, 15 und 10 ₰ durchschnitt⸗ lich täglich also 443 Portionen Abendessen verkauft; ferner ge⸗ Eicttn ser 9 Apfelwein, Häringe Kartoffelsalat, Würste, Cigarren, n. ꝛc. Die Verwaltung ist streng darauf bedacht, unter den Gästen schlechte, zweifelhafte und ordnungswidrige Elemente, welche den guten den Aufenthalt in den Localen verleiden, nach Möglichkeit fern zu valten; mehr und mehr geben es jene nach den gemachten Er⸗ fahrungen auch auf, die Locale zu besuchen. Der große, wachsende Zuspruch, welchen der Versuch nahrhafter und billiger Volksernährung unter Bekämpfung des Branntweingenusses gefunden, läß eine weitere Fünstte Entwicker - s 1 s gefunden, äßt einer eitere günstige E ung und eine größere Ausdehnung der Volks⸗Kaffee⸗ und Speisehallen um so mehr erhoffen, als die vorzügliche finanzielle Entwicklung auch weitere Kreise mn, als die vorzügliche finanzielle geeignet ist. Sowohl im Jahrne 1899 aanguziehen
Lelg . — Jahre 12 vig * 8 5
das Kapital der Antheilseigener mit 50 121 8 sich Statuten zulässige Verzinsung — verzinst, 88 ste nach L8 wicht fällt, als die Einkaufspreise für Lebensmittel 2 Jahre bekanntlich sehr hohe waren. genen
Zur Arbeiterbewegung.
In Dortmund fand am Sonntag eine von den Ortsverei des neuen Verbandes „Glückauf“ 4H I zahlreich besuchte Bergarbeiterversammlung statt, in der ahig die Novelle zum Berggesetz verhandelt wurde. Es wurde wie die „Dortm. Ztg.“ mittheilt, nach längerer Debatte eine Resolution 8 genommen, in welcher dem Minister Freiherrn von Berlepsch „für sein mannhaftes Eintreten für die gerechten Forde⸗ hea e. der Bergleute’ der Dank ausgesprochen und be⸗ veheven ech, n die Mehrheit in der Commission die en be-9. SEes Regierung. in den wichtigsten Punkten meeg sociale Frieden nicht gefördert, sondern gestört “ Erwartung ausgesprochen, das Abgeordneten⸗ mission die Regierungsd e I Z
gs orlage wiederherstellen. Wenn das aber nicht ge ⸗ soll das Herrenhaus gebeten werden, dem Gesetz seine
Zustimmung zu versagen.
Zur socialdemokratischen Maifeier li Fofn achächten bes9 ch ifeier liegen heute folgende Aus Lei zig. berichtet die „Lpz. Ztg.“: Das zur Vorberei eS; Maifeier ven hie Comite hatte ich, 18ee. an das Feta,t. lden 2eg 1“ öffentlic e zw esuch um Gestattung eines Aufzuges und um Ueberlassung ” zfshentlichen baßes zu dessen Aufstellung hat aber auch hier einen ab⸗ 1. rgen Bescheid erhalten. Gerüchtweise verlautet, daß es Free gelungen wäre, außerhalb des städtischen Weichbildes feit Stötterißer Flur, ein größercs Arral für die einheitliche Massen⸗ 166“” letztere Angabe wird im „Vorwärts“
„Vorwärts“ mittheilt, der Rad⸗ zur Verfügung gestellten Spiel⸗
In Bremen hat, wie der fahrer⸗Club den ihm von der Stadt platz an der Schleifmühle den Arbeitern unentgeltlich zur Maif überlassen.
Der Londoner Gewerksch versandte am letzten Freitag folgende von der „V g.“ mitgetheilte Einladung: „Arbeitstag 1892. Am Sonntag, 1. Mai 1892, wird eine große Arbeiterkundgebung zu Gunsten des gesetz⸗ lichen Achtstundentags im Hydepark stattfinden. Alle wirklichen Arbeiterverbindungen werden eingeladen, Hand in Hand mit dem Centralausschuß dahin zu wirken, die Kundgebung der Arbeiter der Hauptstadt würdig zu gestalten. Aufstellungsort ist der Themsestaden, von wo sich der Zug pünktlich um 2 Uhr nach dem Park in Bewegung setzen wird. Einzelheiten nächstens.“
Ein Pariser Telegramm des „H. T. B.“ meldet: Die franzö⸗ che Regierung trifft schon jetzt in Fourmies umfassende rsichtsmaßregeln für die Feier des 1. Mai. Eine starke Abthei⸗ der Pariser Geheimpolizei ist abgesandt; das Polizeicorps, die rmerie und das Telegraphenpersonal wurde bedeutend verstärkt.
L1 IZSehe
Ueber den Ausstand der Kohlenarbeiter in Durham berichtet die Londoner „Allg. Corr.“: Auf der letzten am Sonntag in Trimdon abgehaltenen Con⸗ ferenz der Delegirten der Bergleute von Durham wurde einstimmig der Beschluß gefaßt, weiter zu striken. Der Versammlung wohnten Vertreter des Londoner Kohlenträger⸗ und des britischen Seemanns⸗Vereins bei. Die letzteren riethen, der Gewerkverein der Bergleute solle sich mit dem der Eisenbahn⸗ angestellten in engste Verbindung setzen. Sie ihrerseits wären bereit, den Londoner Hafen zu sperren, wenn es nuü sei, damit die Bergleute von Durham den Strike gewännen. Die Bergleute bis jetzt gezaudert, den Vorschlag anzunehmen. — . „
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haben b Allmählich beginnen auch die großen Schiffswerften von Hartlepool den Strike der Bergleute von Durham empfindlich zu spüren. Der Werft von Sir William Gray geht der Stahl⸗ und Eisenvorrath schon auf die Neige.
Aus Charleroi wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 10. d. M. geschrieben: Der Ausstand auf den Kohlenwerken Lo Louvidre und La Paix ist nach achttägiger Dauer beendigt.
Literatur. “
8 Geschichte.
fk. Geschichte der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Zweiter Band. (Bis 1516.) Von Johannes Dierauer. Gotha, F. A. Perthes. 18 9 ℳ% — Während der erste Band dieses Werkes das Werden und Aufblühen der Schweizer Bünde bis zum Jahre 1415, also vornehmlich die Entstehung der Eidgenossenschaft und ihren Freiheitskampf mit dem Hause Oesterreich, behandelte, schildert der zweite in derselben vortrefflichen Weise wie jener das Zeitalter des großen nationalen Aufschwungs, den Höhepunkt ihrer politischen und militärischen Machtstellung. Seit dem Siege über Habsburg von außen nicht mehr unmittelbar bedroht, hatten die Eidgenossen im inneren verschiedene Krisen zu überwinden, die bei dem lockeren Bundesgefüge nicht ausbleiben konnten. Noch bildete die Eidgenossenschaft keinen einheitlichen Staat; jeder einzelne Kanton fühlte sich souverän und berechtigt, auf eigene Hand auswärtige Politik zu treiben; die Beschlüsse der einzigen Centralbehörde, der Tagsatzung, waren nicht unbedingt verbindlich für jedes Bundesglied; es gab kein rechtliches Mittel, die Minderheit zur Anerkennung des Mehrheitswillens zu zwingen, die einzige Möglichkeit, eine hartnäckige Minorität zu überzeugen, war der Krieg. Dazu kamen Gegensätze zwischen den verschiedenen Kantonen. Mit gegenseitigem Mißtrauen betrachteten sich die mehr oder minder aristokratisch regierten Städte, wie Zürich und Bern, und die demokratischen Bauernland⸗ schaften: zahlreiche Verwickelungen hatten diese Differenzen schon herbeigeführt, doch war ein heftiger Conflict noch immer vermieden worden. Acut wurden die Gegensätze erst, als Zürich und Schwyz, zwei alte Rivalen, mit Ansprüchen auf das Gebiet der 1436 ausgestorbenen Grafen von Toggenburg einander gegenübertraten. Anfänglich wurde noch versucht, den Streit gütlich beizulegen, aber die Zürcher erkannten den ihnen ungünstigen Schiedsspruch nicht an, es kam zum Kriege, der indessen mit dem Siege ihrer Nebenbuhler endete. In Unmuth über die erlittene Demüthigung knüpften die Zürcher Politiker mit dem Erbfeinde der Schweiz, dem Herzoge von Oesterreich König Friedrich III. an, um mit seiner Hilfe ihre territorialen Pläne durch⸗ zusesjen ohne zu erwägen, wie schwer sie durch diese Verbindung die Bür eit des gemeinsamen Vaterlandes gefährdeten. Ein heftiger ürgerkrieg entbrannte, der, von beiden Seiten mit Tapferkeit ndb geführt, zu Ungunsten Zürichs und seines Verbündeten auszuschlagen drohte. Neue Hoffnung schöpften sie, als im Jahre 1444 König Karl VII. von Frankreich seine seit dem englisch⸗französischen Frieden beschäftigungslosen Söldnerbanden, die
sogenannten „Armagnaken“, dem deutschen Könige zu Hilfe schickte. Diese zuchtlosen Schaaren ergossen sich unter Führung österreichischer Ritter über das Elsaß und wälzten sich zunächst gegen das den Eid⸗ genossen befreundete Basel heran, dem Berner und Solothurner T annschaft zu Hilfe gezogen war. Unerschrocken griffen diese die Franzosen an, wurden aber von der gewaltigen Uebermacht — zum guten Theil infolge ihrer Disciplinlosigkeit — nach furchtbarem
Kampfe vollständig aufgeriebben. So hart der Schlag für die Schweizer war, so wagten doch die sehr geschwächten Franzosen nicht weiter vorzudringen, und bald mußten sie, da König Friedrich mit ihnen in Zerwürfniß gerieth, das Elsaß verlassen, wodurch die Schweiz von einer großen Gefahr befreit wurde. Hier dauerte aber der verheerende Bürgerkrieg fort; auf die Seite Zürichs traten noch mehrere deutsche Fürsten, indessen blieben seine Gegner siegreich, bis es endlich dem Kurfürsten von der Pfalz gelang, eine Waffenruhe herbeizuführen, der nach langen Unterhandlungen im Jahre 1450 der definitive Friede
„ Er brachte den Zürchern einige Gebietsverluste und erklärte
ündniß mit Oesterreich für unverträglich mit ihren Verpflich⸗ ingen gegen die Eidgenossen. Nach Ueberwindung dieser für das Be⸗ stehen des Bundes höchst gefährlichen Krise breitete sich die Macht der Eidgenossen immer mehr aus; Appenzell. St. Gallen, Schaffhausen schlossen sich ihnen an, nach Süden und Westen drangen sie vor und kamen dadurch auf der einen Seite mit Mailand, auf der anderen mit Frankreich und Burgund in Berührung. Mit dem letzten Staat hatten die Eidgenossen noch einmal um ihre politische Existenz zu ringen. Wir übergehen die verwickelte Vorgeschichte der Burgunder⸗ kriege, die Verhältnisse und Verwicklungen, die die Eidgenossen, ursprünglich mit Burgund befreundet und mit Oesterreich verfeindet, zur Umkehrung dieser Beziehungen brachten; die Hauptsache ist, daß die Schweiz und Burgund beide Eroberungsstaaten waren, die bei der Tendenz, ihre Machtsphäre auszudehnen, nothwendig zusammenstoßen mußten. Der Ausgang des Krieges ist bekannt: bei Granson und Murten wurde Karl der Kühne durch die überlegene Kriegskunst der Schweizer besiegt und verlor endlich bei Nancy das Leben. Jetzt mahmen die Eidgenossen zweifellos eine europäische Großmachtstel ung ein; mit Frankreich, Mailand, dem Hause Habsburg standen sie in regem diplomatischen Verkehr, selbst der mächtige Ungarnköni Matthias Corvinus suchte ihre Freundschaft. Im innern frei cch hatte der Burgunderkrieg bedenkliche Folgen: durch die große Beute der letzten Feldzüge angelockt, fanden die jungen Schweizer Gefallen an den auswärtigen Kriegen und waren gern bereit, um Sold frem⸗ den Herren die Schlachten zu schlagen und die Heimath zu verlassen; ferner hatten die leitenden Staatsmänner der Städte in dem Verkehr mit den fremden Höfen den Reiz des Reichthums kennen gelernt, sie wurden bestechlich und suchten die Politik ihrer Vaterstadt durch per⸗ sönliche Interessen zu beeinflussen. Heftige Parteikämpfe in den Kan⸗ tonen, namentlich in Zürich, die wiederum mit dem alten Gegensatze zwischen Stadt und Land in Verbindung standen, waren die Folge dieser Entartung. Doch blieb trotz des inneren Verfalls die äußere Stellung der schweizer Staaten noch ungeschmälert, ja es glückte ihnen, sich völlig vom Deutschen Reiche loszureißen und damit jeden einer Abhängigkeit von sich zu entfernen. Maximilian I., ihnen wegen ihrer engen Be⸗ ziehungen zu Frankreich grollte, suchte zur Anerkennung seiner Reichsreformen, namentlich des Reichs⸗Ko nmergerichts, zu zwingen, scheiterte aber vollständig mit diesem Versuche und mußte ihre Unter⸗ werfung aufgeben, womit ihre factische Unabhängigkeit anerkannt war, wenn auch die Trennung vom Reiche noch nicht formell ausgesprochen wurde. Neuen Ruhm und Gewinn brachte ihnen ihr Eingreifen in die Kämpfe auf der Avpenninischen Halbinsel. Seit dem Ausgange des Mittelalters lagen die Großmächte Spanien und Frankreich um die Vorherrschaft in Italien in erbittertem Kampfe, der nach der Verbindung der spanischen und österreichischen Dynastie immer größeren Umfang annahm. Die Eidgenossen nahmen anfangs auf der Seite Frankreichs an diesen Fehden Theil, in der Folge wechselten sie mehrfach die Parteien, da ihres guten Schwertes überall begehrt wurde, bis sie nach einer Niederlage bei Marignano einen ewigen Frieden mit Frankreich schlossen, der ihnen den dauernden Besitz der Landschaft Bellinzona und reiche Kriegsentschädigung ein⸗ brachte. In den italienischen Kriegen hatten sie zum letzten Male ihre militärische Ueberlegenheit über alle ihre Nachbaren entfalten können: im Laufe des 16. Jahrhunderts trat ihre militärische Be⸗ deutung infolge der Ausbildung des Landknechtswesens ebenso zurück wie ihre politische durch das Emporkommen des Habsburgischen und französischen Großstaates vermindert wurde. 8 “
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Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ 11“. Maßregeln.
Die Influenza
hat uns zwar noch immer nicht ganz verlassen, aber ihre Heftigkeit und Ausbreitung hat doch, wenigstens bei uns in Deutschland, so wesentlich abgenommen, daß das vollständige Erlöschen der Krankheit in der nächsten Zeit sicher zu erwarten steht. Wenn sich die Er⸗ fahrungen der größeren Epidemien resp. Pandemien der letzten 100 Jahre auch diesmal bewahrheiten, so sind wir wohl überhaupt an das Ende dieser Epidemie gelangt und können vielleicht für längere Zeit von der Krankheit befreit bleiben. Die letzten großen Pandemien der Influenza pflegten nämlich nicht über drei Jahre zu dauern und die Krankheit erlosch dann für Jahrzehnte. 1G
Die beiden großen Epidemiezüge der jetzt erloschenden Pandemie im Winter 1889/90 und 1891/92 haben der Aerzte⸗ und Laienwelt ein ganz merkwürdiges Schauspiel geliefert. Niemand, weder die jetzt lebende Generation von Aerzten noch die Laien, hatten einer derartigen Epidemie gegenüber gestanden. Selbst die Cholerapandemien der dreißiger Jahren waren nur noch den Wenigsten in Erinnerung, und