1892 / 89 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 12 Apr 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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viele mögen es vielleicht gar nicht für möglich gehalten haben, daß eine Evpidemie sich heut zu Tage in der ausgebreiteten und Verderben bringenden Weise ausbilden könne, wie in früherer Zeit.

Um so schmerzlicher war man überrascht, plötzlich sich einer Epi⸗ demie gegenüber zu sehen, welche nicht nur sich eine unerhörte Aus⸗ breitung verschaffte, sondern auch Tod und Schrecken in die weitesten Kreise verbreitete. Die Menschheit erkannte wieder einmal, daß wir derartigen großartigen Naturerscheinungen gegenüber noch genau ebenso ohnmächtig sind, wie früher.

Daß die Aerzte sich dem unheimlichen Gaste mit allen Mitteln

zu widersetzen strebten, darf nicht Wunder nehmen. Die erste Vor⸗ bedingung zu einer Bekämpfung einer Krankheit ist aber ihre genaue Kenntniß. Die deutsche Wissenschaft hat nun die Anbahnung einer genauen Kenntniß der mörderischen Krankheit auf das energischste in die Hand genommen, indem hervorragende Aerzte, an ihrer Spitze die Geheimen Räthe E. Leyden und S. Guttmann in Berlin, eine soge⸗ nannte Sammelforschung über die Influenza der letzten Jahre veran⸗ stalteten. Es wurden Fragekarten an sämmtliche Aerzte Deutschlands verschickt, auf welchen eine Reihe von Fragen über die Natur und Ausbreitung der Influenza verzeichnet waren. Von diesen Fragekarten kamen 6000 mit ausführlichen Antworten zurück, sodaß der Commission fast die gesammte Influenza⸗Epidemie in Deutschland vor Augen lag. 8 Dieses umfangreiche Material wird nun in den nächsten Tagen in einer Bearbeitung durch Fachmänner der Oeffentlichkeit übergeben werden (Die Influenza⸗Epidemie 1889/90, im Auftrage des Vereins für Innere Medizin herausgegeben von E. Leyden und S. Gutt⸗ mann. Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1892), und zwar in einem Groß⸗Quartbande mit 16 Tafeln, zum theil in Farben⸗ druck. Wir haben in diesem Werke einen werthvollen Beitrag zur Ge⸗ schichte der Medizin, nicht minder aber zur Culturgeschichte, vor uns. Die Betheiligung zahlreicher Aerzte Deutschlands an der Sammlung des Materials und die Sichtung desselben durch anerkannte Autoritäten verbürgen, daß in dem Werke unsere Kenntniß von der Jufluenza vertieft und verschärft wird, und daß auf dem Boden dieser tieferen Kenntniß auch der Keim für die Bekämpfung der Seuche erwachsen wird, welcher vielleicht unserer Generation nicht mehr noth⸗ wendig sein, aber späteren Geschlechtern zu gute kommen wird. Von diesem Gesichtspunkte aus muß das demnächst erscheinende Werk nicht nur dem Arzte, sondern auch dem Culturhistoriker und Philantropen, kurz Jedem, welcher sich für öffentliches und privates Wohl interessirt, eine hochwillkommene Gabe sein.

Auf dem städtischen Central⸗Schlachthofe sind im Monat März 1892 46 865 Schweine, gegen 44 186 im März 1891, auf Trichinen untersucht worden. Davon sind 23 Stück wegen Trichinen und 125 Stück wegen Finnen als zur menschlichen Nahrung ungeeignet zurückgewiesen worden.

Der Amtsvorsteher des Bezirks Potsdam macht bekannt, daß die Maul⸗ und Klauenseuche in Stolpe, Glienicke und Karow erloschen ist.

London, 11. April. In Woodstock bei Sittingbourne ist nach einer Meldung der „A. C.“ dieser Tage eine Menge Vieh an

Maul⸗ und Klauenseuche erkrankt. Alle Versuche, die

kkheit in dem District zu unterdrücken, sind bisher erfolglos

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Handel und Gewerbe. 3u der deutschen Ausgabe des am 1./13. Juli v. J. in Kraft getretenen Allgemeinen Zolltarifs des russi⸗ schen Kaiserreichs ist bei A. Zinserling (vorm. Mellier u. Co.) in St. Petersburg ein Ergänzungsheft erschienen, welches die inzwischen über die Tarifanwendung ergangenen Cirkularverfügungen enthält. Dasselbe wird, nur mit dem Zolltarif zusammen, für zwei Rubel im Buchhandel abgegeben.

agliche Wagengestellung für Kohlen und Kols an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 11. d. M. gestellt 8917, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Die gestrige Generalversammlung der Privatbank zu Gotha genehmigte den Rechnungsabschluß für 1891 und die Ver⸗ theilung von 5 ½ % Gewinn an die Actionäre.

Dirschau, 11. April. (W. T. B.) In Sachen der Dirschauer Creditgesellschaft hat heute Vormittag der Amts⸗ richter Ziemann Nachgrabungen in Zeisgendorf bei Dirschau vor⸗ nehmen lassen. Hierbei wurden im Hofe des verhafteten Händlers Kiedrowski 34 000 vorgefunden. 18 000 hatte der Staatsanwalt bei Kiedrowski schon vorher mit Beschlag belegt; im Kassenschranke wurden 54 000 in Wechseln vorgefunden, deren einziehbarer Werth sich auf 30 000 beläuft. Im ganzen sind also 106 000 Activa vorhanden. Die Passiva belaufen sich auf 303 000 Mithin fehlen 197 000 Die Eröffnung des Konkurses ist beantragt; die Bücher sind seit Jahren ordnungswidrig geführt worden.

Bei den fortgesetzten Nachgrabungen in Zeisgendorf wurden Nach⸗ mittags weitere 6000 aufgefunden. Im ganzen sind bis jetzt vier Verhaftungen vorgenommen worden. Der Konkurs ist vorläufig vom Gericht abgelehnt und die Liquidation beschlossen worden.

Elberfeld, 11. April. (W. T. B.) In der heutigen General⸗ versammlung der Vaterländischen Lebens⸗Versicherungs⸗ Actien⸗Gesellschaft wurde die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr auf 3 % festgesetzt.

Ludwigshafen a. Rh., 11. April. (W. T. B.) Die General⸗ versammlung der Pfälzer Bahnen ist auf den 21. Mai cr. an⸗ beraumt. Auf der Tagesordnung steht der Antrag der Verwaltung auf Aufnahme eines Prioritätsanlehens im Betrage von 12 788 000 zur Ausführung von Localbahnen und Erweiterungsbauten sowie zur Beschaffung von Fahrmaterial.

Leipzig, 11. April. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per April 3,95 ℳ, per Mai 3,95 ℳ, per Juni 4,00 ℳ, per Juli 4,00 ℳ, per August 4,00 ℳ, per September 4,00 ℳ, per Oktober 4 02 ¾ ℳ, per November 4,02 ½ ℳ, per Dezember 4,02 ⅔˖ ℳ, per Januar 3,97 ½ ℳ, per Februar 3,97 ½ Umsatz 605 000 kg. b

12. April. (W. T. B.) Die während der bevorstehenden

Ostermesse in den Räumen der Leipziger Börsenhalle abzuhaltende Garnbörse wird Freitag, den 29. Avpril, ihren Anfang nehmen. Lübeck, 11. April. (W. T. B.) Die Einnahmen der Lübeck⸗ Büchener Eisenbahn betrugen im Monat März 1892 provi⸗ sorisch 366 816 gegen 380 931 im Monat März 1891, mithin weniger 14 115 % Die Gesammteinnahmen vom 1. Januar bis ultimo März 1892 betrugen provisorisch 999 155 gegen 991 976 im gleichen Zeitraum des Vorjahres, mithin mehr 7179

Wien, 11. April. (W. T. B.) Nach einem heute veröffent⸗ lichten Communiqué des Wiener Bankvereins besteht zwischen der Regierung und der Verwaltung der Dux⸗Bodenbacher Bahn in Bezug auf die Festsetzung der Einlösungsrente noch eine Differenz von 50 000 Fl. Der Verwaltungsrath der Bahn hat be⸗

chlossen, von dem jetzt durch ihn festgehaltenen Standpunkte nicht

veiter abzugehen.

12. April. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in er Woche vom 1. bis 7. April 744 266 Fl., Mindereinnahme 22 614 Fl. 8 1

Pest, 11. April. (W. T. B.) Das Ackerbau⸗Ministerium erbielt aus mehreren Comitaten Meldungen über Schädigungen der empfindlicheren Pflanzungen (Reben, Obst ec.). Aus zwei siebenbürgischen Comitaten wird Schneefall gemeldet.

London, 11. April. (W. T. B.) Wollauction. Stimmung est, feine Merinos gefragt, Kreuzzuchten eher besser.

An der Küste I Weizenladungen angeboten.

Glasgow, 11. April. ( von Roheisen betrugen in d 5676 Tons in derselben Woche des vorig

Bradford, 11. April. (W. T. belebt, Stoffe unverändert, belebter.

Belgrad, 11. April. (W. T. B.) Die Einnahmen der Königlich serbischen Staatseisenbahnen betrugen vom 1. Ja⸗ nuar bis 20. März 1892 1 026 684,03 Fr., gegen den gleichen Zeit⸗ raum in 1891 996 814,38 Fr., mehr in 1892 29 869,65 Fr.

New⸗York, 11. April. (W. T. B.) Die Börse war fest und lebhaft, unterlag jedoch vorübergehend theilweiser Reaction. Der Umsatz der Actien betrug 222 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 2 900 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe be⸗ trugen 35 000 Unzen. Die Silberankäufe für den Staatsschatz be⸗ trugen 290 000 Unzen zu 87,25 à 87,30.

Weizen eröffnete schwach auf schwächere ausländische Märkte, große speculative Verkäufe sowie auf Verkäufe des Auslandes und zunehmende sichtbare Vorräthe, später wurden die Baissiers in die Enge getrieben und es griff infolge dessen eine bessere Stimmung Platz, welche jedoch nur von kurzer Dauer war. Schluß schwach. Mais abgeschwächt auf große Blancoabgaben der Baissiers.

Visible Supply an Weizen 41 178 000 Bushels, do. an Mais 10 888 000 Busbels.

Chicago, 11. April. (W. T. B.) Weizen anfangs ab⸗ eschwächt auf Zunahme der sichtbaren Vorräthe, im späteren Ver⸗ aufe steigend auf Washingtoner Ackerbauburcau⸗Bericht, später wieder abgeschwächt auf Bradstreetsberichte und große sichtbare Vorräthe. Mais zuerst steigend und lebhaft bewegt, später Reaction und Ab⸗ schwächung.

ie Verschiffungen 8829 Tons gegen

ruhig, Garne

Verkehrs⸗Anstalten.

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Zur Bewältigung des Osterverkehrs gelangt, wie hiesige Blätter melden, am 14. und 16. April d. J. ein Sonderzug auf der Ostbahn zur Ablassung. Er fährt von Charlottenburg 8 Uhr 33 Minuten Abends, Zoologischer Garten um 8 Uhr 40 Minuten, Friedrichstraße um 8 Uhr 55 Minuten, Alexanderplatz um 9 Uhr 4 Minuten, Schlesischer Bahnhof um 9 Uhr 18 Minuten ab und hält auf sämmtlichen Stationen bis Schneidemühl ausschließlich der Haltestellen Klein⸗Kammin und Loppow. Der Zug trifft in Schneide⸗ mühl um 5 Uhr 54 Minuten Morgens (Ortszeit) ein. Mit diesem Zuge werden Personen in I. bis IV. Klaffe zu den gewöhnlichen (tarif⸗ mäßigen) Preisen befördert.

Die Spree⸗Havel⸗Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft „Stern“ wird nach Mittheilung hiesiger Blätter au den drei Oster⸗ feiertagen Sonderfahrten veranstalten und zwar auf der Oberspree

von Berlin bis Hasselwerder von Nachmittags 2 Uhr ab, auf der Havel von Potsdam nach Wannsee, Templin, Baumgartenbrück von Nachmittags 3 Uhr ab und von Spandau nach Potsdam von Vor⸗ mittags 9 Uhr ab. Die täglichen regelmäßigen Fahrten auf der Ober⸗ spree von Berlin bis Köpenick, sowie auf der Unterspree und Havel von Berlin (Weidendammer Brücke) nach Spandau Wannsee Pots⸗

dam beginnen am 1. Mai.

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Bremen, 11. April. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Fulda“ ist gestern Nachmittag in New⸗ York und der Schnelldampfer „Ems“ gestern Abend in Southampton angekommen.

London, 11. April. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Dunottar Castle“ ist am Sonnabend auf der Heimreise in London, der Castle⸗Dampfer „Garth Castle“ heute auf der Ausreise in Capetown und der Castle⸗Dampfer „Grantully Castle“ auf der Ausreise am Sonnabend in Southampton an⸗ gekommen. Der Castle⸗Dampfer „Methven Eastle“ hat auf der Ausreise und der Castle⸗Dampfer „Pembroke Castlen“ auf der Heimreise am Sonnabend die Canarischen Inseln passirt.

Mannigfaltiges.

owrazlaw, 11. April. Die Namen der Anarchisten, die in lec das Attentat auf den Decan Poninski (vergl. Nr. 86 „Bl. n. Schl. d. Red.) verübt haben, sind, wie jetzt nach einem elegramm des „W. T. B.“ festgestellt ist, Wilachowski, Grzeskiewiez, Oskar Draeger und Zukowski. Der Zustand des Decans Poninski ist zufriedenstellend. Hunderte von Beileidstelegrammen sind in Koscielec eingegangen. Ueber den Hergang wird jetzt dem „Pos. Tgbl.“ unter dem 10. April noch Folgendes mitgetheilt: Es hat sich herausgestellt, daß die vier Mordgesellen schon von Gnesen aus mehrere erfolglofe Streifpartien nach benachbarten Probsteien, deren Inhaber sie nicht anwesend trafen, unternommen hatten, ehe sie hierher kamen. In Weißenburg sind sie ebenfalls gewesen, und hatten dort die Aufmerksamkeit der Polizei erregt. Die vier Mörder trafen am Donnerstag früh, von Kruk, dem Vorort Inowrazlaws, wo die Königliche Saline sich befindet, in Koscieler ein und begaben sich als⸗ bald nach der Wohnung des Decans von Poninski. Zwei von ihnen blieben auf dem Flur stehen, während zunächst einer der beiden anderen in das Arbeitszimmer des Decans trat und sein Anliegen wegen eines Taufzeugnisses vorbrachte. Ehe noch der Decan das Kirchenbuch aufgeschlagen hatte, betrat ein zweiter Mann un⸗ angemeldet das Zimmer und präsentirte die angegebene Zahlungsaufforderung. Der Decan erbleichte, hatte aber so viel Geistes⸗ gegenwart, die Eindringlinge durch den Hinweis, daß er nur eine geringe Summe hier habe u. a. hinzuhalten. Er stellte sich, als ob er diese aus dem Nebenzimmer holen wolle, öffnete aber dort das Fenster und schwang sich auf die Brüstung, indem er gleichzeitig um Hilfe schrie. In diesem Augenblicke gaben beide Räuber Schüsse auf ihn ab, die ihn jedoch nur leicht verwundeten. Näher eilend, schossen sie wiederholt. Hinter ihnen war eine Frau aus Inowrazlaw mit ihrem kleinen Sohn eingetreten, die dem einen Strolch in den Arm fiel und dadurch eine oder zwei Kugeln ablenkte. Von den Verwundungen ist nur eine bedeutender, da die Kugel in das Schultergelenk eingedrungen ist und vielleicht den Knochen gesplittert hat; diese sitzt noch im Körper. Während nun die beiden Raub⸗ mörder aus dem Arbeitszimmer durch den Garten in das Wäldchen eilten, begaben sich die beiden anderen, die Posten gestanden hatten, auf die Chaussee nach Inowrazlaw; diese wurden jedoch durch Feldarbeiter, welche die Schüsse und Hilferufe gehört hatten und der Propstei zueilten, veranlaßt, ebenfalls den Weg nach dem Wäldchen einzuschlagen. Unterwegs hatten diese wie jene Papiere und andere Erkennungszeichen fortgeworfen, oder in den Acker ver⸗ scharrt; das meiste davon wurde aber sofort gefunden. Als die vier, um das Denkmal herum stehend, die große Zahl ihrer Verfolger be⸗ merkten, hielten sie eine kurze Besprechung darüber, was sie thun wollten. Der Rädelsführer dieser Räuberbande gab mit lauter Stimme das Commando (in polnischer Sprache): Zu den

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Waffen! Er selbst aber war der erste, welcher fiel: durch die Kugel seines Spießgesellen. Heute fand die Obduction der Leichen statt, die durch den hiesigen Kreis⸗Physikus, Herrn Sanitäts⸗Rath Dr. Roquette, und den des Mogilnoer Kreises vorgenommen wurde.

Wiesbaden. Ein Drahtbericht meldet der „Voss. Ztg.“, daß der 73 jährige Dichter Friedrich von Bodenstedt ernstlich er⸗ krankt ist.

Hamburg, 11. April. Zu der Rückkehr des Doppelschrauben⸗ dampfers „Augusta Victoria“ von seiner Orientreise hatte sich, wie die „Hamb. Nachr.“ melden, gestern Morgen auf dem Venloer Bahnhof eine große Anzahl von Verwandten, Freunden und Bekannten der Orientreisenden eingefunden, um den Sonderzug der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Actiengesell⸗ schaft b Curhaven zu benutzen und dort die Heimkehrenden zu be⸗ grüßen. Gegen 12 Uhr traf der Zug in Cuxhaven ein. Die An⸗

kommenden fanden die Gegend am Hafen zur Feier des Tages festlich

geschmückt; ebenso zeigte der Salondampfer „Blankenese“, der a

Nachmittag des vorgestrigen Tages bereits die Elbe hinuntergedamvpft war, um die Reisenden ans Land zu bringen, bunten Flaggenschmuck Etwa um 1 Uhr wurden die hohen Masten und Schornsteine der „Augusta Victoria“ sichtbar. Der Schnelldampfer hatte über Ter geflaggt, und die Schiffskapelle, die an der Steuerbordfeite Auf⸗ stellung genommen hatte, ließ ihre fröhlichen Weisen ertönen. Gegen 2 Uhr warf die „Augusta Victoria“ der „Alten Liebe“ gegenüber Anker, worauf die „Blankenefe“, die dem ankommenden Schiff entgegengefahren war, sich sofort an die Seite legte und die Reisenden, deren Gepäck, sowie den überzähligen Theil der Mannschaft an Bord nahm. Nach wenigen Minuten landeten die Reifenden, die alle frisch und munter aussahen und denen die Fahrt sichtbar wohl⸗ gethan hat, auf der „Alten Liebe“, wo das zahlreich erschienene Publikum die Ankommenden mit kräftigen Hurrahrufen empfing. Nachdem die Geväckbeförderung unter dem Bei⸗ stande einer Anzahl Beamten und Inspectoren der Packet⸗ fahrt schnellstens erledigt worden war, wurde der bereit⸗ stehende Sonderzug beftiegen, der bereits um 3 Uhr 25 Minuten von Cuxhaven abgelassen werden konnte. Um 6 Uhr 10 Minuten gestern Abend lief der Zug im Venloer Bahnhof ein. Von den Reisenden hörte man nur Worte der Anerkennung und des Lobes über den schönen Verlauf der Reife. Das herrlichste Wetter hatte den heim⸗ kehrenden Dampfer von Southampton bis zur Elbe geleitet. Die

„Augusta Victoria“ ging um 6 ½⅜ Uhr Abends bereits wieder nach

England in See, un zu docken.

Hamburg, 11. April. Der nach Großefehn (Hannover) ge⸗ hörende eiserne „Martha⸗ ist nach einer Meldung des D. B. H.“ an der brasilianischen Küste gesunken: nähere Nach⸗

„.—. 86 8 richten fehlen. 1 Wien April. Der Sohn des hiesigen französis

schafters Decrais erlitt nach einer Mittheilung des „W. bei einem Sturz vom Pferde einen Armbruch.

London, 11. Avpril. A. C.“ berichtet, von einer Mäufeplage heimgesucht. Das ÜUebel ist so groß geworden, daß sich der landwirthschaftliche Verein es Hochlandes an das landwirthschaftliche Ministerium gewandt hat mit der Bitte, Mittel zur Abhilfe anzurathen. Als Ursache, daß sich die Feldmäuse so reißend vermehrt haben, nehmer ie Farmer an, die natürlichen Feinde der Mäuse, Eulen, Habichte, Wiesel u. f. w. ausgerottet worden sind. Einen näher liegenden Grund bildet wohl aber der milde Winter. Anfeuern des Bodens wäre vielleicht das beste Mittel zur Vertilgung der Mäuse, nur läßt es sich natürlich nicht auf dem 80 bis 90 000 Acres großen Gebiet, das von der Mäuseplage in Schottland leidet, anwenden. Die schottischen Farmer stehen der Sache ziemlich hoff⸗ nungslos gegenüber.

London, 12. April. Im Varié6té⸗Theater in Stockton brach nach einer Meldung des „H. T. B.“ gestern nach der Vor⸗ stellung im Bühnenraum Feuer aus. Sämmtliche Decorationen und Requisiten sind verbrannt. Ein Verlust an Menschenleben ist jedoch nicht zu beklagen.

Paris, 12. April. In Toulon brach in den letzten vier Nächten, fast jedesmal zu derselben Stunde, Feuer aus, dar⸗ unter in zwei Häusern, in denen Richter wohnen. Der „Matin“ meldet, die Bevölkerung fei dadurch beunruhigt, da sie die Brände anarchistischen Anschlägen zuschreibe.

St. Petersburg, 5. April. Ueber die gestrige Explosion auf der Ochtaer Pulverfabrik (vergl. Nr. 84 d. Bl. n. Schl. d. Red.) meldet die deutsche „St. Petersb. Zeitung“ folgende Einzel⸗ heiten: Die Katastrophe brach um 5 Uhr 45 Minuten über die Pulver⸗ fabrik herein. Seit dem vorigen Jahre wird auf letzterer das die größte Vorsicht erfordernde rauchlose Pulver hergesteilt. In der ganzen Ansiedelung der Pulverfabrik befindet sich eine Anzahl von ein⸗ zeln stehenden Gebäuden, in denen die verschiedenartigsten Arbeiten der Pulverherstellung ausgeführt werden. Ein solches Gebäude, das die Nr. 269 trug, war gestern der Ort der furchtbaren Katastrophe. Fs diente zum Trocknen des Pyrorilin, gleich einer ganzen Reihe anderer ähnlicher Häuschen, und war 12 Faden (1 Faden = 7 Fuß) lang und 3 Faden breit. Im Moment der Explosion, deren Uefache noch nicht festgestellt ist, befanden sich in dem kleinen steinernen Gebäude 350 Pud (1 Pud = 40 Pfund) Pyrorxylin. Von dem ganzen Gebäude ist nur der Schornstein und auch nur zum theil an Ort und Stelle geblieben, alles andere flog sammt dem Funda⸗ ment in die Luft, und an Stelle des letzteren bildete sich eine tiefe Grube, in welche die emporgeschleuderten Theile niederstürzten. Wie furchtbar stark die Explosion war, kann darnach beurtheilt werden, daß die einzelnen zerrissenen Eisenblechtheile des Daches, die Ziegeln und Balken in einer Höhe emporflogen, daß sie wie kleine Vögel aussahen. Von den unglücklichen neun Arbeitern, die sich in dem Trockenhaus Nr. 269 befanden, sind nur einzelne zer⸗ rissene blutige und angebrannte Körpertheile aufgefunden worden. In der benachbarten Schlosserei der Fabrik richtete die Explosion eben⸗ falls große Verwüstungen an, wobei fünf Arbeiter schwer verletzt wurden. Die Detonation war so stark, daß man sie in St. Peters⸗ burg deutlich wie einen Kanonenschlag vernahm. Die empor⸗ geschleuderten Theile des zerstörten Gebäudes wurden gleich wie die zerfetzten Körpertheile der unglücklichen Arbeiter in einem Umkreis von 100 Faden auf den Dächern und Straßen der Umgebung ge⸗ funden. In der Nachbarschaft der Fabrik, auf zwei Werft im Um⸗ kreise, sind in vielen Häusern die Feuster zertrümmert und haben sich in den Mauern und an den Lagen klaffende Spalten gebildet. Ein Augenzeuge der Katastrophe erzählt Folgendes über die Erplosion: „Ich befand mich in einem etwa 250 Faden von dem Trockenhaus Nr. 269 entfernten steinernen Hause. Plötzlich wurde ein dumpfer Schlag unter dem Boden fühlbar und in dem⸗ selben Augenblick krachte ein entsetzlicher Donner über unseren Köpfen.

Alle Thüren in dem Quartier sprangen von selbst auf, aus dm

Oefen wurde die Asche durch die Gewalt des Luftdrucks von oben in die Zimmer hineingejagt, mehrere Scheiben sprangen. Draußen pa⸗ dunkelten Wolken von Staub die Umgebung. Im ersten Augenblt wußte niemand, was eigentlich vor sich gehe; alles eilte in der größten Verwirrung und in panischem Schrecken auf die Straßen hinaus und erwartete noch weitere Schrecknisse. Erst die mächtige schwarze Rauch⸗ wolke, die am Himmel über der Pulverfabrik wie eine Gewitter⸗ wolke langsam fortzog, belehrte uns, daß sich dort etwas Schreckliches zugetragen hatte.“

Warschau, 11. April. Die fünftausend Seelen zählende Stadt Slomniki (Gouvernement Kielce) steht, wie der „N. Pr. 3.* telegraphirt wird, an vier Ecken von ruchloser Hand in Brand ge⸗ steckt, in Flammen.

Sitten, 12. April. Seit gestern Abend steht nach einer Mel⸗ dung des „W. T. B.“ das Dorf Chaley im Canton Wallis in Flammen. 120 Firsten sollen eingeäschert sein und die Zabl de obdachlos gewordenen Personen 500 übersteigen.

New⸗York, 11. April. Das Gericht von Trenton im Staate New⸗Jersey hat laut Meldung des „W. T. B.“ dem Agenten der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Gesellschaft Cortis eine Geldstrafe von 300 Dollars auferlegt, weil er si geweigert hatte, vier aus Hamburg hierbergekommene, zur Gruben⸗ arbeit in Virginien bestimmte Einwanderer nach Europa zurück⸗ zuschicken.

1252 8

Ganz Südschottland ist, wie die

Untersuchun s⸗Sachen 8 8 Arfgebote, Frftellungen u. dergl. 1 3. Unfall⸗ und Invaliditäts⸗ ꝛc. Versicherung. 1 Verkänfe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc. 5. Verloosung ꝛc. von Werthpapieren.

Oeffentlicher Anzeiger.

Untersuchungs⸗Sachen.

angeblichen Brauer Karl Lem⸗ ünchen wegen Urkundenfälschung gsrichter am Königlichen Land⸗ von dem Uaream 9. Mai und 27. September 1881 gericht dabier von der Königlichen Staatsanwaltschaft erlassene u 8. am 13. Mai 1887 erneuerte Steckbrief dahier zuletzz Fäckgezogen.

Fermit zu . 0 liermit 112. Npril 1892.

den

Der Erste Staatsanwalt: Schumann.

Beschluß. Antrag der Königlichen Staatsanwaltschaft

Finand Cornely, geboren zu Malborn 24 Februar 1868, ““ 9 Fridolin Leyendecker, geboren zu Bernkastel 99 Juli 1869, icoplaus Pfeiffer, geboren zu Bernkastel

am 20. März 1869, 8 , Friedrich Christmann, geboren zu Andel am ember 1869, . Gaber, geboren zu Kautenbach am 3 Februar 1870, Johann Josef Ballmann, geboren zu Guten⸗ tbal am 7. März 1870, 1 Nicolaus Brand, geboren zu Neumagen am 15. Juni 1870, 8 CEbristian Molz, geboren zu Sulzbach, Kreis Bernkastel, am 19. Januar 1870, -9h Wilbelm Dietz, geboren zu Gonzeratb 15. März 1871, 10) Ludwig Näher, geboren zu Allenbach

Fey, geboren zu Gutenthal am

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Zillig, geboren zu Thalveldenz am

zu Lindenscheid am

zu Sulzbach, Kreis el, am 10. März 1871, milich zur Zeit ohne bekannten inländischen und Aufenthaltsort, welche hinreichend g erscheinen, als Wehrpflichtige in der sich dem Eintritte in den Dienst des ehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet verlassen oder nach er⸗ reichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebiets aufgehalten zu haben, Vergehen gegen Nr. 1 des St. G. B., das Hauptverfahren vor der rafkammer des Königlichen Landgerichts hierselbst öffnet und das im Deutschen Reiche befindliche mögen der vorgenannten Wehrpflichtigen zur eckung einer Geldstrafe von 3000 und 50 Kosten mit Beschlag belegt. Trier, den 12. März 1892. Königliches Landgericht, Strafkammer. Crönert. van Ham. Closset.

2 S 2

[3420] Beschluß. Auf Antrag der Königlichen Staatsanwaltschaft wird gegen 1) Ernst Christoph Gustav Adolf Hasselmeyer, zuletzt hier, 3 2) Lorenz Friedrich Ferdinand Bethe, zuletzt in Linden,

) Anton Friedrich Heinrich Conrad Sasse, zu⸗ letzt in Egestorf wohnhaft, 8 welche hinreichend verdächtig erscheinen, als Wehr⸗ pflichtige, in der Absicht, sich dem Eintritte in den jenst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß entweder das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter außer⸗ balb des Bundesgebietes sich bae g. e zu haben,

Vergehen gegen § 1401 des Strafgesetzbuchs, das auptverfahren vor der Strafkammer 1. des König⸗ lichen Landgerichts bierselbst eröffnet. Die Unter⸗ Tö’ nicht statt. Das im Inlande befäsdlichen ermögen der drei Beschuldigten ist zu Hannover, den 2. April 1892.

Königliches Landgericht, Strafkammer IIa Busse. Kirchner. Hottendorff.

d

EIII 8 Dem durch rechtskräftiges Urtheil der hies. Straf⸗ ummer vom 7. Juli 1891 wegen Verletzung der Wehrpflicht zu der Geldstrafe von 400 ver⸗ urtheilten am 1. August 1868 geb. Kaufmann Her⸗ mann Ulmer von Rottenburg wird eröffnet, daß durch Beschluß ders. Behörde vom 5. April 1892 sein im Deutschen Reiche befindliches Vermögen bis zum Betrage von 600 mit Beschlag belegt worden üst und daß Verfügungen, welche derselbe über sein Vermögen, soweit es mit Beschlag belegt ist, nach dieser Veröffentlichung vornimmt, der Staatskasse gegenüber nichtig sind. Tübingen, den 9. April 1892. K. Staatsanwaltschaft. St.⸗A. Belin. 85

[3236] Beschluß⸗ Auf Ge Beschluß. Fveg. der. Mittheilung des Königlichen ere der 31. Division vom 25. d. M., inhaltlich welcher der von einer Uebung ohne Erlaubniß fern gebliebene Unteroffizier der Reserve Karl Feldmeth aus D. orlisheim inzwischen zurückgekehrt und zu einer Freiheitsstrafe verurtheilt worden ist, wird die durch diesseitigen Beschluß vom 5. August 1891 verordnete Beschlagnahme des Vermögens des Genannten ge⸗ mäß § 326 Abs. 3 bezw. § 480 Str P. O. hie gft wieder aufgehoben. e“ Zabern, den 29. März 1892. Kaiserliches Landgericht, Strafkammer Cremer. Oertzen. Knaudt.

Bekanuntmachung. Dar Beschluß des Kaiserlichen Landgerichts Straftammer, zu Colmar vom 31. März 1892 ist die durch Beschluß desselben Gerichts vom 3 April

1890 gegen August Elmerich, Schneider, geboren den 5. Oktober 1865 zu Schlettstadt, ausgesprochene Vermögensbeschlagnahme wieder aufgehoben worden. Colmar, den 7. April 1892. Der Erste Staatsanwalt. F. d.: Unterschrift), Staatsanwallt.

2) Aufgebote, Zustellungen und dergl.

[3499] Zwangsversteigerung.

Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von der Königstadt Band 97 Blatt Nr. 4787 auf den Namen der verehelichten Maurer⸗ meister Rov, Eleonore, geborenen Fischer, hier ein⸗ tragene, Fruchtstraße Nr. 30 belegene Grund⸗ stück am 30. Mai 1892, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht, an Gerichtsstelle, Neue Friedrichstraße Nr. 13, Hof, Flügel C., Erd⸗ geschoß, Saal 40, versteigert werden. Das Grund⸗

ück ist 12 a 33 qm groß und für das Etatsjahr 1894 95 mit 21 200 Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt. Auszug aus der Steuer⸗ rolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige Abschätzungen und andere das Grund⸗ stück betreffende Nachweisungen, sowie besondere Kaufbedingungen können in der Gerichtsschreiberei, ebenda, Flügel D, Zimmer 42, eingesehen werden. Alle Realberechtigten werden aufgefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher über⸗ gehenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder

Zetrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Ein⸗ tragung des Versteigerungsvermerks nicht hervor⸗ ging, insbesondere derartige Forderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens im Versteigerungstermin vor der Auf⸗ forderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, falls der betreibende Gläubiger widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des geringsten Gebots nicht berück⸗ sichtigt werden und bei Vertheilung des Kaufgeldes gegen die berücksichtigten Ansprüche im Range zurück⸗ kreten. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks beanspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls n erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 30. Mai 1892, Nachmittags 1 Uhr, an Gerichtsstelle, wie oben, verkündet werden.

Berlin, den 1. April 1892.

Königliches Amtsgericht I. Abtbeilung 77.

[3503] ZZ“

Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von den Inrvalidenhaus⸗Parzellen Band 12 Nr. 417 auf den Namen des Zimmer⸗ meisters Friedrich Schreiber hier eingetragene, in der Pflugstraße, nach dem Kataster Nr. 9, belegene Grundstück am 20. Juni 1892, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht an Gerichtsstelle Neue Friedrichstraße 13, Hof, Flügel C, parterre, Saal 36, versteigert werden. Das Grundstück ist mit einer Fläche von 7 a 39 qm weder zur Grundsteuer noch zur Gebäudesteuer ver⸗ anlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige Abschätzungen und andere das Grundstück betreffende Nachweisungen, sowie besondere Kaufbedingungen können in der Ge⸗ richtsschreiberei, ebenda, Flügel D, Zimmer 41, ein⸗ gesehen werden. Alle Realberechtigten werden auf⸗ gefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher über⸗ gehenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Be⸗ trag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerks nicht hervorging, ins⸗ besondere derartige Forderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens im Versteigerungstermin vor der Aufforderung zur Ab⸗ gabe von Geboten anzumelden und, falls der be⸗ treibende Gläubiger widerspricht, dem Gerichte glaub⸗ haft zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt werden und bei Vertheilung des Kaufgeldes gegen die berück⸗ sichtigten. Ansprüche im Range zurücktreten. Die⸗ jenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks beanspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 20. Juni 1892, Nachmittags 1 Uhr, an Gerichtsstelle, wie oben angegeben, verkündet werden.

Berlin, den 1. April 1892.

Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 75.

[52442] Aufgebot dac c Seilermeister Hermann Waaner in Gera hat 8 Binsgerct der auf Grund des Gesetzes vom 8 1872 zur Entschädigung ausschließlicher stent e ausgegebenen Staatsschuldscheine des Reuß j. L Nr 674 und 675 ker bab e u 5 je 50 Thaler beantrast. Der In⸗ er der Uekunden wird aufgefordert, spätestens in

dem auf Freitag, den 8. 2 59 vor dem unterzeichneten Gericht,

. 7. 8 2, anb 4 7 ebots⸗ termine seine Rechte Vaza elhenonmnten Ausgebale⸗

vorzulegen, widrigenfalls die 3 Urkunden erfolgen wird. Kraftloserklärung der

Gera, den 5. Dezember 1891. 8 FA Amtsgericht theilung für Civilprozeßs Dr. Schopper.

Aufgebot.

Es ist das Aufgebot der folgenden preußis

8 v 8 is

Staatspapiere beantragt: preußischen a. Der dem Lehrer Peter Weckmüller zu Rhaunen

angeblich abhanden gekommenen Schuldverschreibung der olidirten 4 % igen Staatsanleihe von 1880

Litt. F. Nr. 105 988 über 200 von dem ꝛc. Weck⸗ vertreten durch den Rechtsanwalt Haendly ler.

b. der dem Buchdruckereibesitzer Johann Szymanski zu Inowrazlaw angeblich abhanden gekommenen Schuldverschreibung der consolidirten 4 % igen Staatsanleihe von 1882 Litt. E. Nr. 531 760 über

300 ℳ, von dem Cessionar des Verlierers Rentier

Johann Rozanski zu Leipe bei Lissa: e. der angeblich aus der Kirche zu Morsleben ge⸗ stohlenen Staatsschuldscheine von 1842 Litt. F. Nr. 66 778 und 139 553 über je 100 Thlr., Litt. G. Nr. 31 891 über 50 Thlr. und Litt. H. Nr. 7952, 44 441 und 58 878 über je 25 Thlr. von dem Pfarrer Gelpke als Vorsitzenden des Schulvorstandes zu Morsleben: d. der dem Frl. Emilie Klingenberg zu Görlitz angeblich abhanden gekommenen Schuldverschreibung der consolidirten 3 ½ % igen Staatsanleihe von 1887/88 Litt. C. Nr. 103 054 über 1000 von der Frau Oberlehrer Simon, geb. Klingenberg, in Breslau und der Frau Lehrer Winderlich, geb. Klingenberg, in Görlitz als Erbin der Verliererin. Die Inhaber der Urkunden werden aufgefordert, spätestens in dem auf den 5. Mai 1893, Mittags 12 Uhr, vor dem unterzeichneten Ge⸗ richte, Neue Friedrichstraße 13, Hof part., Zimmer 32, anberaumten Aufgebotstermine ihre Rechte anzu⸗ melden und die Urkunden vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird. Berlin, den 2. April 1892. Das Königliche Amtsgericht I. Abtheilung 73.

6 Aufgebot.

Der Rentner Ludwig Schürmann, früher in Wesel, jetzt zu Haus Flahm wohnhaft, vertreten durch den Rechtsanwalt Fautsch in Witten, hat das Aufgebot des angeblich verloren gegangenen Kurscheins vom 8. April 1875 über zehn Kuxe des in 1000 Kuxe eingetheilten Steinkohlenbergwerks Ringeltaube in der Gemeinde Annen Wullen, eingetragen auf den Namen des Rentners Ludwig Schürmann zu Wesel, beantragt. Der Inhaber des vorstehend bezeichneten Kurscheines wird aufgefordert, spätestens in dem von dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Termine am 28. September 1892, Vormittags 11 Uhr, seine Rechte anzumelden und den Kurschein vorzu⸗ legen, widrigenfalls der Kurschein für kraftlos erklärt werden wird.

Witten, den 25. Februar 1892.

Königliches Amtsgericht. [3262] Aufgebot.

Es ist das Aufgebot nachfolgender Urkunden be⸗ antragt:

a. des für den Tischlermeister Friedrich Christian Neitzel (Neizel) von der Lebens⸗Pensions⸗ und Leib⸗ renten⸗Versicherungsgesellschaft Iduna in Halle a./S. ausgefertigten Sterbekassenbuches nebst Versicherungs⸗ Schein Nr. 101626 über 300 von der Wwe. Wilhelmine Neitzel hier, vertreten durch den Rechts⸗ anwalt Apolant II. hier:

b. des Sparkassenbuches der hiesigen städtischen Sparkasse Nr. 211259 über 478 65 von dem Arbeiter Hermann Rieger hier, Falkensteinstraße 17;

c. des von W. Werner auf Robert Nietschmann hier gezogenen, von letzterem acceptirten Wechsels vom 15. Juli 1891 über 2500 ℳ, zahlbar am 18. Juli 1891 an die Ordre von ihm selbst, mit dem Blancogiro des Ausstellers, dem Giro des Ge⸗ werbe⸗Vorschußvereins (E. G.) zu Radegast vom 16. Juli 1891, dem Blancogiro des Vorschußvereins zu Cöthen (E. G.), dem Giro des Carl Stoeber vom 17. Juli 1891, von dem Kaufmann Carl Stoeber zu Cöthen, vertreten durch den Justiz⸗Rath Contenius hier;

d. der Rückgewährscheine Nr. 5 und 8 (über je 666 ℳ) zur Police der Victoria zu Berlin Allge⸗ meine Versicherungs⸗Actien⸗Gesellschaft Nr. 46246 über 12 000 ℳ, zahlbar nach dem Tode des Kauf⸗ manns Hugo Philipp Samelson hier, von dem letztgenannten, vertreten durch den Rechtsanwalt

olffgram hier;

e. der Stammactien der Rumänischen Eisenbahn⸗ Actiengesellschaft Ser. D. Nr. 45244 bis 45252 über je 100 Thaler und Ser. E. Nr. 70492. 93, 74292. 93 über je 100 Thaler von dem Erbschafts Steueramt zu Hamburg, als Verwalter des Nachlasses der Joachim Winter’schen Eheleute, vertreten durch den Justiz⸗Rath Ernst hier:

f. der Police der Victoria zu Berlin Allgemeine Versicherungs⸗Actiengesellschaft Nr. 57 124 über 3000 für den Kaufmann Mar Rosenthal hier, von dem letzteren, vertreten durch den Rechtsanwalt Wolffgram hier;

g. der Police der Victoria zu Berlin Allgemeine Versicherungs⸗Actiengesellschaft Nr. 27 005 über 3000 für den Oekonomen Karl Franz Eduard Meyer in Warringholz von dem letzteren, vertreten durch den Rechtsanwalt Wolffgram hier;

die Urkunden zu c. sind angeblich vernichtet, die übrigen verloren gegangen. 1

Die Inhaber der genannten Urkunden werden auf⸗ gefordert, spätestens in dem auf den 4. November 1892, Vormittags 11 ½ Uhr, vor dem unter⸗ zeichneten Gerichte, Neue Friedrichstraße 13, Hof, Flügel B., part., Zimmer 32, anberaumten Aufgebots⸗ termine ihre Rechte anzumelden und die Urkunden vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunden erfolgen wird.

Berlin, den 1. April 1892. 5

Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 73.

[3263] Aufgebot. 1

Es ist das Aufgebot folgender Fundsachen:

1) des von dem Sohne des Korbmachermeisters A. Teutscher hier, Kirchstr. 21, in einem Zuge der Stadtbahn am 23. November 1891 gefundenen Portemonnais mit 179 ℳ,

2) der von dem Sohne des Spritzenmannes F. Plath hier, Bülowstr. 52, vor dem Hause Feelütbn 16 am 11. Mai v. J. gefundenen gol⸗ denen Broche mit 29 Steinchen von verschiedener

röße G6s des von der Frau Thomann, Albertine, geb. Ruschke, hier, Teltowerstr. 27, Hof IV., am 25. Inni 1891 auf der Großbeerenbrücke gefundenen Paares Granatohrringe 2 Granatbroche

6. Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch. 7. Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaften. 8. Niederlassung ꝛc. von Rechtsanwälten. 9. Bank⸗Ausweise. 10. Verschiedene Bekanntmachungen.

4) des dem H Nr. 3, am 23. Hundes, 8 3 5) des von dem Sohne des pens. Försters R. Malitz hier, Birkenstr. 13, am 16. Mai 1890 an der Lübecker⸗ und Thurmstraßenecke gefundenen goldenen Ketten⸗ armbandes,

6) des von dem Otto Neumann hier, Ritter⸗ straße 117, am 16. November 1891 an der Prinzen⸗ und Ritterstraßenecke gefundenen Portemonnais mit 22,65 ℳ,

7) des von dem Weinküfer M. Schreck hier, Mittenwalderstr. 38, am 11. Dezember v. J. in der Bellevuestraße gefundenen goldenen Armbandes,

8) des von dem Handlungsgehilfen Oskar Roeder hier, Charlottenstr. 52 bei Kuckert, im November v. J. auf dem Gendarmenmarkte gefundenen gol⸗ denen Ringes,

9) der von dem Kaufmann Eugen Schlaegel hier, Johanniterstr. 13, am 24. April 1891 im Thier⸗

arten gefundenen goldenen Broche mit Brillant⸗

plittern und Türkisen,

von den Findern bezw. deren Vertretern beantragt. Die Verlierer oder Eigenthümer dieser Gegen⸗ stände werden hierdurch aufgefordert, spätestens in dem auf den 10. Juni 1892, Vormittags 11 ¼ Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht, Neue Friedrichstr. 13, Hof, Flügel B. varterre, Zimmer 32, anberaumten Termine ihre Ansprüche und Rechte anzumelden, widrigenfalls ihnen nur der Anspruch auf Herausgabe des durch den Fund erlangten und zur Zeit der Erhebung des Anspruchs noch vor⸗ handenen Vortheils vorbehalten, jedes weitere Recht derselben aber ausgeschlossen werden wird.

Berlin, den 31. März 1892. Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 73.

Steurich jr. hier, Askanischer Platz eptember v. J. zugelaufenen jungen

9

[3268]

Der Zimmermeister Chr. Egert zu Schönberg, als väterlicher Vormund seines minderjährigen Sohnes Nicolaus Wilhelm, hat das Aufgebot des bei dem im Mai 1889 bei ihm stattgehabten Brande angeb⸗ lich verloren gegangenen Einlagebuchs Nr. 2195 der Ersparniß⸗ und Vorschuß⸗Anstalt hieselbst zu Jo⸗ hannis 1891 über 45 49 ₰, lautend auf Nico⸗ laus Wilhelm Egert, beantragt.

Der Inhaber des qau. Einlagebuchs wird auf⸗ gefordert, spätestens in dem am Dienstag, den 21. Juni 1892, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Aufgebots⸗ termine seine Rechte anzumelden und das Einlagebuch vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung des⸗ selben erfolgen wird.

Schönberg, den 6. April 1892.

(gez.) Dr. jur. E. Hahn. Veröffentlicht: (L. S.) M. Wienck, Amtsgerichts⸗Diätar.

[2549] Aufgebot.

Das Sparkassenbuch Nr. 16 295 der städtis

Sparkasse zu Jauer über 154 56 ₰, ausgefertigt für Gustav Loebel in Peterwitz, ist angeblich durch Diebstahl verloren gegangen und soll auf Antrag des Häuslers Heinrich Loebel in Peterwitz, als gesetz⸗ lichen Vertreters seines minderjährigen Sohnes Gustav Loebel, zum Zweck neuer Ausfertigung für kraftlos erklärt werden. Es wird daher der Inhaber des genannten Sparkassenbuchs aufgefordert, spätestens im Aufgebotstermine den 1. November 1892, Vormittags 9 ¼ Uhr, bei dem unterzeichneten Ge⸗ richt, Zimmer Nr. 7, seine Rechte anzumelden und das Buch vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung desselben erfolgen wird.

Jauer, den 5. April 1892.

Königliches Amtsgericht. [66425] Aufgebot.

Das Svparkassenbuch der Kreissparkasse zu Neu⸗ haldensleben Nr. 19 067 über 645 Mark 82 Pfennig, ausgefertigt für den Maurer Ignatz Dürfeld zu Hötensleben, ist angeblich verloren gegangen und soll auf Antrag des Eigenthümers Ignatz Dürfeld zum Zwecke der neuen Ausfertigung amortisirt werden.

Es wird daher der Inhaber des Buches aufge⸗ fordert, spätestens im Aufgebotstermin, den

September 1892, Vormittags 11 Uhr, dem unterzeichneten Gericht, Zimmer Nr. 5, Rechte mel und das Buch vorzulegen, 3die Kraftloserklärung desselben erfolgen

wird.

Neuhaldensleben, den 4. Februar 1892.

Königliches Amtsgericht

[32541 Ausfertigung. Aufgebot.

In der Erwägung, daß der verh. Tapezierer Max Haunschild von Freising, als Bevollmächtigter seiner Ehefrau Babette Haunschild unterm 6. ds. Mts. zu Protokoll der Gerichtsschreiberei Antrag dahin stellte, das Aufgebotsverfahren, bezüglich des seiner Ehefrau gehörigen, zu Verlust gegangenen Sparkassabuches der städtischen Sparkassa Freising Nr. 4024 auf eine Einlage von 383 70 lautend, zum Zwecke dessen Kraftloserklärung einzuleiten,

in weiterer Erwägung, daß der gestellte Antrag nach den Vorschriften des § 840 der R. C. P. O. begründet erscheint,

daß endlich Sparkassabücher unter die gemäß § 823 und ff. der R. C. P. O., sowie Art. 69 des b. Aus⸗ führungsgesetzes hiezu, amortisirbaren Urkunden zu zählen sind, ergeht im Hinblick auf § 841 der allegirten R. C. P. O. an den Inhaber dieses Sparkassabuches die Aufforderung, spätestens in dem auf Montag, den 17. Oktober 1892, Vormittags 9 ½ Uhr, fest⸗ gesetzten Aufgebotstermine seine Rechte bei dem unterfertigten Gerichte anzumelden und das Spar⸗ kassabuch vorzulegen, widrigenfalls Kraftloserklärung desselben durch Ausschlußurtheil erfolgt. 8 Freising, den 7. April 1892.

Königliches Amtsgericht. (gez.) von Gruben, K. Amtsrichter. Den Gleichlaut mit der Urschrift bestätigt: Freising, den 9. April 1892. Gerichtsschreiberei des Kgl. Amtsgerichts Freising. Ficht, K. Secretär.