1892 / 95 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Apr 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Die dieswinterliche Concertspielzeit wird am Sonnabend mit der letzten Quartett⸗Soirée der Herren Prof. Joachim und Genossen ihren Abschluß finden; das Programm dieser Soirée bringt eine Wiederholung des neuen Brahms'schen Quintetts (op. 115), worin Herr Kammervirtuos Mühlfeld (Clarinette) aus Meiningen mitwirkt. Außer diesem Werk gelangen noch Haydn’s Streichquartett B-dur o0p. 64 und Beethoven's Quartett F-dur op. 59 zu Gehör.

Mannigfaltiges.

Der Allgemeine Deutsche Verein (Vorsitzender: Reichs⸗ tags⸗Präsident von Levetzow) hält Montag, 25. d. M., Abends 8 Uhr, im Saale der Köni Hochschule für Musik, W. Pots⸗ damerstr. 120, eine Versamn für Frauen und Herren ab. Pro⸗ fessor Dr. Kirchhoff aus Halle hält einen Vortrag über Pflege der Kenntniß unseres Vaterlandes. Mittheilungen und Anregungen bilden den zweiten Theil der Sitzung, an die sich eine freie Vereini⸗ gung in Alt⸗Karlsbad, Potsdamerstraße 123 b, anschließt. Frauen und Herren sind als Gäste mwillkommen. Zuschriften nimmt die Ge⸗ ektatahrung. W. 57, Bülowstraße 43, zu Händen des Herrn Dr.

Heinr. Thießen entgegen.

Der 30 m hehe eiserne Aussichtsthurm, der im flossenen Jahre die Elektricitäts⸗Ausstellung in Frankfurt a. 2.

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zierte, wird, wie man der „N. Pr. 3.“ mittheilt, in einzelne Theile zerlegt und nach Berlin gebracht werden, wo er an der Grenze des Tempelhofer Feldes, und zwar dicht am Berliner Bockbrauerei⸗Garten, aufgestellt werden soll.

Fürstenwalde. Die Rentner Ulrich schen Eheleute be⸗ gingen dieser Tage die Feier der diamantenen Hochzeit. Im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers wurde ihnen, wie der „N. Pr. Z.“ berichtet wird, durch den Prediger Kornrumpf, der die Einsegnung des Paares in der Wohnung vollzog, die Ehejubiläums⸗ Medalille überreicht.

Breslau, 19. April. Wie der „K. Z.“ gemeldet wird, ist der Bau der elektrischen Straßenbahn endgültig genehmigt. Innerhalb zweier Monate muß damit begonnen werden.

Aus dem Riesengebirge, 19. April. Gegenwärtig ist, wie der „N. A. Z.“ geschrieben wird, auf der böhmischen Seite des Ge⸗ birges, am auf Gräflich Czernin'schem Gebiete, infolge des 8 hochliegenden Schnees (3 bis 5 m) täglich das interessante Schauspiel der Wildfütterung zu sehen. Um 3 Uhr des Nach⸗ mittags ruft ein Trommelsignal die Hirsche und Rehe zusammen, und bald stehen die Thiere, darunter gegen dreißig prächtige Hirsche, an ihren Futterkrippen. In Folge der Schneeschmelze zeigen die Wasserfälle des Gebirges, der Zackel⸗, Kochel⸗, Elb⸗ und Hainfall, eine besonders große Wasserfülle. In den letzten Tagen sind im Hochgebirge sehr bedeutende Schneefälle niedergegangen. Während Brückenbeckg und Kirche Wang vorher gänzlich schneefrei waren, ist gegenwärtig dort ein völlig winterlicher Charakter. Auf Kirche Wang liegt der Schnee mehrere Zoll hoch.

Wiesbaden. Wie der „Voss. Z.“ gemeldet wird, übersandten Ihre Königlichen Hoheiten der U und die Groß⸗ herzogin von Sachsen⸗Weimar, sowie Seine Hoheit der Herzog von Sachsen⸗Meiningen der Wittwe Friedrich's von Bodenstedt sehr berzliche Beileids⸗Telegramme. Ihre König⸗ liche Hoheit die Luise von Preußen ließ einen Kranz am Sarge des Dichters niederlegen. Aus allen Theilen Deutschlands sowie aus dem Ausland laufen Beileidsbezeugungen ein.

8₰ 888

Wette 3 M. Kalbeck. In

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richt vom 21. April, r Morgens.

1 Die Puppenfee. tissement von Haß

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Stationen. Wind. Wetter.

Temperatur in ° Celsius 0 C.

7 Uhr.

Schauspielhaus. matisches Gedicht gehörende Musik

Bar. auf 0Gr. 5

9 u. d. Meeressp.

red. in Millim.

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Mullaghmore 762 Aberdeen. 760 Christiansund 763 Kopenhugen. 768 Stockholm . 767 H St. Petersbg. Moskau.. Cork, Queens⸗

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Regisseur Tetzlaff Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus.

4 heiter 4 bedeckt 1 Nebel 2 Dunst 3 bedeckt 1 heiter) 3 bedeckt 3 bedeckt 3 Regen 5 bedeckt 2 halb bed. ³) still bedeckt 6 wolkenlos W Z wolkenl. ⁴) 3 wolkig⁵)

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fang 7 Uhr.

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still wolkig d¹1) Dunst. ²) Nachts Reif. ²) Reif. *) 5) Reif, gestern Vorm. Regen. Uebersicht der Witterung.

Eine Zone höchsten Luftdruckes liegt über Süd⸗ frankreich, Deutschland und Schweden, während der Luftdruck nördlich von Schottland und am Schwarzen Meere am niedrigsten ist. Eine Theildepression, ost⸗ wärts fortschreitend, liegt über der südlichen Nordsee, Der 1 Löwe. Westdeutschland, trübe Witterung B 3 Acten von H. welche sich demnächst weiter ostwärts ausbreiten 2. r sic noch trockene, vielfach heitere Witterung fang 7 ½ Uhr. herrscht. Die T atur ist in Deutschland durch⸗— schnittlich etwas gestiegen, liegt aber meist noch sehr stellungen erheblich unter dem 2 ittelwerthe, in Süddeutsch⸗

land no hat sie sich nach und nach dem normalen

Werthe genähert. 3 8 Deutsche Seewarte.

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Abends 7 ½ Uhr:

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Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Freitag: Opern. Tarl Millscker. haus. 101. Vorstellung. Freund Fritz Oper in 3 Acten von P. Mascagni Te

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Suardon (nach Er

Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner.

Bayer. In Scene gesetzt vom Balletmeister Emil Graeb. Dirigent:

Ballek von E. Graeb. In Seene gesetzt vom Ober⸗

Agrippina. Lustspiel in 4 Aufzügen von Paul Lorenz. In Scene gesetzt von Oskar Keßler. An⸗

Male vor dem Wiener Gastspiel: Der Sohn der

Sonntag: Zum letzten Male vor dem Wiener Gastspiel: Romeo und Julia. Montag: College Crampton.

Berliner Theater. Freitag: 31. Abonnements⸗ Vorstellung. Ein Tropfen Gift. Anfang 7 Uhr. der Sommer⸗Saison. Zum 1. Male: Der Günst⸗ S en einstudirt: König Richard III. ling. Operette in 3 Acten von Sonntag: Nachmittags 2 ½ Uhr: Uriel Acosta. heim. Musitk von Carl Grau.

1 Sommer⸗Saison. 3

Bestellungen auf Abonnements⸗Billets für die am 1. Mai beginnende Sommer⸗Saison à 10 ℳ, 5

Lessing⸗Theater. Freitag: Die Ehre. 8 und 3 werden von jetzt ab an der Kasse ent⸗ Gestorben: Hr. Rittergutsbesitzer Carl Eichner

Sonnabend: Die Großstadtluft. Sonntag: Sodoms Ende. 8 Der Sommergarten ist geöffnet.

Wallner-Theater. Freitag: Zum 102. Male:

von L. Herrmann. Musik von C. Schramm. Sonnabend und Sonntag:

Oscar Blencke, anläßlich 29 Künstler⸗

5 bis 8 dagegen im deutschen Nord⸗ Jubiläums. Hasemann’s Töchter.

Reee es wehsch Knorr: Oscar Blencke.) Montag: Der Löwe des Tages.

Das Sonntagskind. Operette in 3 Acten von einem Vorspiel von Carl

Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Millöcker. Anfang 7 ½ I“ 1 1““ 8 . Sonnabend: Zum Benefiz für Anton Grünfeld. und die Fahrpläne für die Bezirke 2 ir

Stuttgart, 20. April. Der „Frkf. Z.“ wird telegraphirt: Morgens hatten wir Schnee. Jetzt hat sich das Wetter aufgehellt. Auf der Alp und im Oberland war gestern theilweise riesiger Schnee⸗ fall. Vielfach konnte der Verkehr nur durch Schlitten aufrecht er⸗ halten werden. Biberach war vom Verkehr mit der Umgegend abgeschnitten. Zwischen Iöny und Leutkirch blieb der Bahnzug eine Zeit lang stecken. Der Telephonbetrieb zwischen Stuttgart und Ulm ist unterbrochen.

Wien, 20. April. Infolge starker Schneewehen ist nach einer Meldung des „D. B. H.“ der Postverkehr in Ober⸗Steiermark theilweise gestoͤrt.

Wien, 21. April. Ein Telegramm des „H. T. B.“ meldet: Die meisten der hiesigen Blätter widmen den heute hier eintreffenden Mitgliedern der „Berliner Liedertafel“ sympathisch gehaltene Willkommartikel. Das „Tageblatt“ hofft, daß die Aufnahme und Begeisterung, welche die Wiener ihren Gästen bereiten werden, der⸗ jenigen gleich kommen möge, welche die Wiener Sänger in Berlin gefunden hätten.

London, 19. April. H. M. Stanley ist, wie die „A. C.“ berichtet, begleitet von seiner Gemahlin, gestern Morgen von Australien nach London zurückgekehrt.

St. Petersburg, 20. April. Unweit der Station Koslow ist, wie der „N. Pr. Z.“ telegraphirt wird, ein Personenzug der Koslow⸗Woronesch⸗Bahn entgleist; zwölf Waggons wurden zer⸗ trümmert, mehrere Personen schwer verwundet.

Rom, 21. April. Bei der durch Taschendiebe in der Domini⸗ kanerkirche in Palermo hervorgerufenen Panik (vergl. Nr. 94 d. Bl.) wurden, wie „W. T. B.“ mittheilt, zwei Kinder erdrückt und

über hundert Personen verletzt.

Trient, 21. April. Ein orkanartiger Sturm riß nach einer Mittheilung des „H. T. B.“ das Dach der hiesigen Kaserne ab; mehrere Soldaten wurden verletzt, zwei von ihnen schwer. 9 Bei den Regulirungsarbeiten der Etsch tödtete ein abgesprengter Steinblock vier Arbeiter und verwundete drei weitere schwer.

Zürich, 19. April. Seit gestern wird der „Frkf. Z.“ aus der ganzen nördlichen Schweiz von starkem S chneefall bei sinkender Temperatur berichtet. In der Umgegend von Zürich, Winterthur und Schaffhausen haben Reben und Obstbäume schweren Schaden gelitten.

New⸗York, 19. April. Die Versuche mit der aus Cocosnuß⸗ fasern hergestellten Cellulose sind, wie dem „B. R.“ mitgetheilt wird, so befriedigend ausgefallen, daß das Marine⸗Departement beschlossen hat, fünf von den jetzt im Bau begriffenen Kriegs⸗ schiffen mit Cellulose auszufüttern. Der Faserstoff wird unmittelbar hinter den äußeren Panzerplatten ange⸗ bracht, nur hie und da durch Scheidewände gesondert. Die Versuche haben ergeben, daß die Cellulose, wenn ein Schuß durch sie hindurchdringt, die entstehende Lücke sofort von selbst wieder ausfüllt. Auf diese Weise hofft man dem Eindringen des Wassers zu wehren, wenn der Panzer durchschossen ist. Die Ausfütterung eines Kriegs⸗ schiffes mit Cellulose soll nur 1000 Doll. kosten.

St. Paul de Loanda, 19. April. Die von hier ausgehende Transafrikanische Eisenbahn wurde, dem „R. B.“ zufolge, heute dem Verkehr übergeben. Die Bahn ist jetzt bis Cajengo, einem 140 englische Meilen von hier liegenden Orte, fertiggestellt.

ckmann und Chatrian), deutsch von Costume vom Garderoben⸗Inspector Ventzkv. An⸗ 1601

Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur fang 7 Uhr.

Pantomimisches Ballet⸗ Diver⸗ kind. reiter und Gaul. Musik von J.

Musikdirector Hertel. Anfang schauspielers Adolf Sonnenthal.

8 Nourstell 82 7 Dra⸗ 3 8-2 88. . 8 7 108. Vorstellung. Faust. Dra⸗ Waldemar. Schauspiel in 5 Acten von Gustav

von Goethe. Die zur Handlung r⸗ öö1 I von Anton Fürsten Radziwill und Freptag. Regie: Emil Lessing.

ky. Tert von Carl Wittkowsky.

Di 7 9 4 8 A 2„ K 2 8 . Dirigent: Kapellmeister Kahl. fang 7 Uhr.

109. Vorstellung. Zum 1. Male: Die Nachtwandlerin.

den bekannten Verkaufsstellen. heater. Freitag: Zum letzten Belle-Alliance-Theater.

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Wildniß. Anfang 7 Uhr. 28 glänzender Ausstattung an Decorationen, Costumen, Sonnabend: Neu einstudirt: Das Urbild des Vallets, Waffen, Rangsiten, ꝛc. Zum 139. Male: Jung Deutschland zur See. Gr. Ausstattungs⸗Zeitbild mit Gesang und Tanz in 4 Acten (5 Bildern) von Ernst Niedt. Musik von

G. R. Kruse. Anfang 7 ½ Uhr.

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König Richard III. gegengenommen.

des Tages. Gesangsvosse in Wilken. Die neuen Gesangstexte

(Wilhelm webel.

In Scene gesetzt von Julius

8 ritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die Drei Paar Schuhe. t von P. ecorationen aus dem Atelier von F.

. Die neuen

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Sonnabend und folgende Tage: Das Sonntags⸗

:Sigmund Lauten⸗

Residenz-Theater. Direetion burg. Freitag: 7. Gastspiel des K. K. Hofburg⸗

Anfang 8 Uhr. . 1 +2☚ Sonnabend: 8. Gastspiel des K. K. Hofburgschau⸗ von Peter Joseph von Lindpaittner. In 8 ge⸗ svielers Adolf Snnlnthak⸗ 3 Hofburg

sotz z Ober⸗ giss r be. Anf 2 5. 0bn menthal. 8 etzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube nfang und Wahnsinn. Schauspiel, vo⸗ 8 58 8 Melesville. Aus der komischen Oper. Lust⸗ Sonnabend: Opernhaus. 102. Vorstellung. Boabdil, sviel in 1 Act von Murger. Anfang 7 ½ Uhr.

der letzte Maurenkönig. Oper in 3 Aecten von

Sonnabend: Jung Deutschland zur See. Voranzeige. Sonnabend, 30. Aril: Eröffnung Verehelicht: Hr. Lieut. Hans von Selle mit

Adolph Ernst⸗Theater.

An⸗ 6. Male: Fräulein Feldwebel. 3 Acten von Ed. Jacobson und Wohlthätigkeits⸗Vor⸗ Musik von G. Steffens. In Sceene gesetzt von

unter Mitwirkung des Kgl. Schauspielers Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr. W“ Sonnabend und folgende Tage: Fräulein 7

Der Sommer⸗Garten ist geöffnet.

. b Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Direction: Emil Thomas. Freitag: Drei Paar neuer Ausstattung zum 92. Male: Schuhe. Posse mit Gesang in 3 Abtheilungen und .“

Görlit. Musik von C.

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Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Stuttgart, 21. April. (W. T. B.) Nach hier ein⸗ gegangenen Nachrichten ist der Freiherr Eugen Varnbüler von Hemmingen, Compagnie⸗Chef in der ostafrikanischen Schutztruppe, bis zum Februar dieses Jahres Stations⸗Chef in Pangani, am 10. d. M., während er im Innern eine Expedition leitete, an der Malaria gestorben.

London, 21. April. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus Accra meldet: Von den Stämmen der Jebus und Egbas werde Lagos und die Goldküste bedroht. Zur Vertheidigung von Lagos sei eine Truppenabtheilung der Haussa's abge⸗ sandt worden. Die Geschäfte stockten. Die Eingeborenen an der Goldküste selbst verhielten sich ruhig.

St. Petersburg, 21 April. (W. T. B.) Dem Ver⸗ nehmen nach wird die Kaiserin zum Besuch ihres kranken Sohnes, des Großfürsten Georg, schon heute über Moskau nach dem Kaukasus abreisen. Das Befinden des Ministers von Giers ist in weiterer, wenn auch langsamer Besserung begriffen. Der ehemalige. Gouverneur von Warschau, Baron Medem ist zum Adjuncten des General⸗Gouverneurs von Warschau ernannt worden.

St. Petersburg, 21. April. (W. T. B.) Gestern Morgen gegen 4 Uhr brach hier in einem dreistöckigen Hause ein Feuer aus, das mit so großer Schnelligkeit um sich griff, daß die aus dem Schlaf geweckten Bewohner sich zum theil durch Springen aus den Fenstern retten mußten. Mehrere Personen erlitten hierbei mehr oder minder schwere Verletzungen. Aus den Trümmern wurden bisher die meist bis zur Unkennt⸗ lichkeit entstellten Leichen von neun Personen hervor⸗ gezogen: fünfzehn Personen werden noch vermißt.

Kopenhagen, 21. April. (W. T. B.) Das Ergebniß der gestrigen Folkethings⸗ Wahlen is in allen der Regierung nahestehenden Kreisen mit großer Befriedigung aufgenommen worden. Man erblickt darin einen Sieg der Reformpolitik der Regierung und eine Niederlage des Radicalismus, welcher seine Haupt⸗ führer, darunter, wie bereits gemeldet, den Redacteur der „Politiken“ Hörup, den Verleger derselben Her⸗ mann Bing und den früheren Pastor Henning Jensen, verloren hat. Die Socialisten haben einen Vertreter in einem Provinzial⸗Wahlkreise verloren, dagegen ihre beiden Mandate in Kopenhagen behalten. Der Kriegs⸗Minister Bahnson wurde mit 4895 Stimmen gegen den socialistischen Kandidaten gewählt, welcher 3803 Stimmen erhielt. 8

New⸗York, 21. April. (W. T. B.) Telegraphische Meldungen des „New York Herald“ aus Puertocabello in Venezuela, welche bis zum 14. d. M. reichen, be⸗ sagen, es sei im Innern des Landes eine Reihe von erbitterten und blutigen Schlachten zwischen den Truppen des Präsidenten Palacio und den aufständischen Generalen geliefert worden, in welchen die Regierungstruppen unter

roßen Verlusten geschlagen worden seien. Die auf⸗ ständischen Truppen bedrohten Puertocabello, dessen Handel beinahe völlig lahmgelegt sei.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Hohenzollern⸗Galerie

am Lehrter Bahnhof. Gr. histor. Rundgemälde 1640 1890. 9 Vorm. 11 Ab. 1 Kinder 50 ₰.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Z1“ 8 Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park e Bahnhof).

Geöffnet von 12 11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗

Abend. Wahn iettel. Anfang 7 ½ Uhr.

2 Acten von

Concerte. Concert-Hans. Freitag: Carl Mesder⸗

Froll's Theater. Freitag: Martha. An⸗ Concert. Letzter Wagner⸗Abend. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Gastspiel von Signorina Luisa Nikita. m—ynnnmnsngnngnnnnÜnmn——

Sonntag: Zar und Zimmermann. Familien⸗Nachrichten.

Billets sind vorher zu haben an der Kasse und

Verlobt: Frl. Margot Littmann mit Hrn. Pre Lieutenant Müller II. (Saule —Lissa i. P.). Frl. Katharina Penzholz mit Hrn. Pastor Paul

Freitag: Mit Reifgerste (Gottesberg Thiemendorf). Fr

Anna Natorp mit Hrn. Pfarrvikar und Pastor

vocatus Immanuel Koelling (Pleß O.⸗S.).

Frl. Gertrud Petzel mit Hrn. Carl Freiherm

von Knoblauch (Demblowo bei Gnesen Berlin.⸗

Frl. Agnes Albrecht mit Hrn. Predigtamts⸗

Candidaten Friedrich Kleinod (Allerstedt Militsch⸗

Frl. Elisabeth Meyer mit Hrn. Prediger

Siegfried Pickert (Ostrowo).

Mimi Freiin von Hanstein (Berlin). 1

Forstassessor van Vloten mit Frl. Else Grabi (Eupen und Hameln). 3

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Pfarrer Klein⸗ schmidt (Krautheim bei Weimar). Hrn. von Boehn (Sagerke).

Hermann Stern⸗

(Tschöplau bei Neufal; a. O.). Hr. Justiz⸗ Rath Mar Ehrlich (Beuthen O⸗S.) Or. Rittergutsbesitzer Cecil Krause Ober⸗Schmardt bei Kreuzburg O.⸗S.). Frs 8e ge. Freitag: 3 Julie Helfft, geb. Prillwitz (Monte Carloh . v“ Hr. Major a. D. ohn⸗ Adalbert Kaddatz (Ebers⸗ walde). Hr. Geh. Regierungs⸗Rath Franz Schulze (Berlin).

Gesangsposse in W. Mannstädt.

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. 6 Fünf Beilagen (einschließlich Börs en⸗Beilage), li isenbahn⸗Directionen Erfurt 18 ehace Linie) und Magdeburg ·

Berlin, Donnerstag, den 21. April

Revisionsentscheidungen des Reichs⸗Versicherungsamts, Abtheilung für Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.

124) Ein Ziegler in Elsaß⸗Lothringen, welcher von dem Be⸗ sitzer der Ziegelei seit einer Reihe von Jahren in der Weise beschäf⸗ nißr wurde, daß er die Anfertigung der Ziegelsteine unter Annahme e erforderlichen Hilfskräfte zu besorgen hatte und dagegen eine feste Vergütung für je 1000 Stück fertiger Ziegeln von dem Besitzer erhielt, stt mittels Revisionsentscheidung vom 29. Februar 1892 für versiche⸗ rungspflichtig im Sinne des § 1 des Invaliditäts⸗ und Altersversiche⸗ rungsgesetzes erachtet und ihm infolge dessen die Altersrente zugesprochen worden. In den Urtheilsgründen wird ausgeführt: Bei der Beant⸗ wortung der Frage, ob jemand Unternehmer oder Aeccordarbeiter sei, ist es ni von entscheidender Bedeutung, in welcher Weise die Arbeit gelohnt wird, ob im Tage⸗ oder Stücklohn, auch nicht, ob mit oder ohne Zuziehung von Hilfskräften gearbeitet wird, sondern es kommt wesentlich darauf an, ob der Betrieb für seine oder eines Anderen Rechnung erfolgt, ob der Betreffende für sich in dem Sinne arbeitet, daß er über die Producte seiner Arbeit nach Freiem Belieben verfügen kann, oder ob er für einen Anderen arbeitet, der die Erzeugnisse verkauft und damit den Unternehmergewinn für sich erzielt. Das Letztere trifft bei dem Arbeitsverhältniß zu, in welchem sich der Kläger gegenüber dem Ziegeleibesitzer in den drei vorgesetzlichen Jahren befand. Der Kläger war bei dem Wechsel des Marktpreises für Ziegel nicht interessirt, und sein Lohn und Verdienst blieb von der gesteigerten oder abnehmenden Bauthätigkeit: nur den Besitzer der Ziegelei berührten diese speculativen, mit einem Risiko verbundenen Seiten des Unternehmens. Es war auch der Betrieb des letzteren, in dem er arbeitete; von ihm war er, wenn auch nicht im einzelnen, so doch in der Hauptsache, nämlich bezüglich der Art der zu fertigenden Ziegel und der Einrichtung des Betriebes, abhängig. Wenn diese Abhängigkeit des Klägers durch Beaufsichtigung seitens des Ziegeleibesitzers weniger in die Erscheinung getreten ist, so findet dies darin seine Erklärung, daß jener bereits seit Jahr⸗ zehnten in demselben Betriebe zur Zufriedenheit der Besitzer thätig war, die Wünsche dieser letzteren kannte und sie ohne besondere Weisung aus eigenem Antriebe erfüllte. Fehlte es aber an einer solchen Controle der Thätigkeit des Klägers keineswegs gänzlich, so spricht für die Annahme eines abhängigen Arbeitsverhältnisses nament⸗ lich auch der Umstand, daß der Kläger nicht nur die Rohstoffe zur Anfertigung der Ziegel und die Ziegeleieinrichtung zur Benutzung über⸗ wiesen erhielt, sondern daß ihm auch die zur Ziegelfabrikation sonst erforderlichen Materialien und das Handwerkszeug geliefert wurden. Daß er die für den Betrieb erforderlichen Hilfskräfte in der Person seiner Söhne beziehungsweise seines Enkels selbst annahm und lohnte, erscheint um deswillen unerheblich, weil er in Wirklichkeit nur die Mittelsperson darstellte, durch deren Hand der vom Ziegeleibesitzer den Gehilfen gewährte Lohn zing; offenbar war der Accordlohn des Klägers nur deshalb so soch 10 für 1000 Steine bemessen, weil damit zugleich die Arbeitsleistungen der Hilfskräfte, deren er in der Hauptsaison bedurfte, bezahlt werden sollten. Im übrigen entspricht die im vorstehenden dargelegte Auffassung derjenigen Stellung, die das Rei bs⸗Versiche⸗ rungsamt gegenüber ähnlichen Fällen auf dem Gebiete der Unfall⸗ versicherung (zu vergleichen Bescheid 46, „Amtliche Nachrichten des „R.⸗V.⸗A.“ 1885 Seite 209) eingenommen hat. Von dieser Auf⸗ fassung hier abzugehen, liegt umsoweniger Veranlassung vor, als der Begriff des „Arbeiters“ gegenüber dem des ‚Unternehmers“ oder „Arbeitgebers“ im Bereiche der gesammten Arbeiterversicherungsgesetze im wesentlichen die gleiche Bedeutung hat und besondere Bestim⸗ mungen des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes, welche eine abweichende Beurtheilung erfordern, im vorliegenden Falle nicht in Betracht kommen. (Zu vergleichen die nachstehende Entscheidung 125.)

125) Ein lothringischer Winzer, welchem von der außerhalb wohnenden Besitzerin die Unterhaltung und Bewirthschaftung mehrerer Weinberge gegen Gewährung freier Wohnung und eines bestimmten, theils in baarem Gelde, theils in der Nutzung einiger Grundparzellen bestehenden jährlichen Lohnes übertragen worden war, ist durch Ent⸗ scheidung des Reichs⸗Versicherungsamts vom 28. März 1892 für ver⸗ sicherungspflichtig und demgemäß sein Anspruch auf Altersrente in Uebereinstimmung mit dem Schiedsgericht für begründet erklärt worden. In den Gründen der Entscheidung heißt es: Für die Be⸗ hauptung, daß die Thätigkeit des Klägers als Winzer eine selbständige Erwerbsthätigkeit bilde, hat die Beklagte einmal das Fehlen einer Arbeitscontrole, sodann die Art der Lohnzahlung und endlich den Umstand, daß der Kläger berechtigt war, seine Familienmitglieder bei der Arbeit heranzuziehen, geltend gemacht. Keines dieser Momente ist geeignet, die Auffassung der Beklagten zu rechtfertigen. Das Fehlen einer Arbeitscontrole ist, wie der Vorderrichter zutreffend ausführt, auf zufällige Umstände, insbesondere das entfernte Wohnen der Arbeitgeberin zurückzuführen, durch das Wesen des zwischen ihr und dem Kläger bestehenden Arbeits⸗ verhältnisses aber nicht bedingt. Schon die Thatsache, daß Letzterer freie Wohnung erhält, läßt darauf schließen, daß ein hohes Maß persön⸗ licher Abhängigkeit zwischen ihm und der Arbeitgeberin besteht, und es kann keinem Zweifel unterliegen, daß diese rechtlich befugt ist, die Arbeitsthätigkeit des Klägers im einzelnen zu überwachen und zu bestimmen. Seine Stellung läßt sich mit der eines Gutsverwalters, welchem von dem abwesenden Gutsbesitzer oft eine weitgehende Selbständigkeit bei Ausübung der Verwaltungsgeschäfte übertragen ist, vergleichen. So wenig dieser ungeachtet seiner thatsächlichen Begun in Abwesenheit seines Principals Wirthschafts⸗

maßregeln aller Art treffen zu können, als Unternehmer anzusehen

sein wird, so wenig ist diese Eigenschaft dem Kläger zuzusprechen. Was ferner den dem Kläger gewährten Lohn anlangt, so befinden sich sowohl die Versicherungsanstalt wie auch das Schiedsgericht in einem Rechtsirrthum, wenn sie denselben als Accordlohn bezeichnen. Der Begriff des Letzteren setzt voraus, daß das Arbeitsentgelt nach dem Ergebniß der Arbeitsleistung bemessen wird. Im vorliegenden Falle ist aber umgekehrt ein in seiner Höhe bestimmter Jahreslohn ohne ee anf das Ergebniß der Weinernte verabredet und geleistet Arbeftel ist ine derart fixirte Vergütung für unbestimmte Dienftver haltach ist gerade das Kennzeichen eines festen lich 869 nsses. Der Annahme eines solchen, steht end⸗ Klägers nicht ie Mitbeschäftigung der Familienmitglieder des vebeer bühct ütgegen, da diese mit Genehmigung der Arbeit⸗ geberin erfolgt ist. Es werden vielmehr ähnlich wie in dem Falle e 14 („Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A. J.⸗ u. A.⸗V.“ 1891 Seite 124) die Familienmitglieder des Klägers gleichfalls als daß all zer Weinbergsbesitzerin anzusehen sein, woraus weiter folgt, daß allerdings als Arbeitslohn des Klägers selbst nur derjenige Be⸗ rag zu gelten hat, der auf seine eigenen Arbeitsleistungen entfällt. (Zu vergleichen die oben mitgetheilte Entscheidung 124.)

126) In einer Revisionsentscheidung vom 14. März 1892 hat —es Reichs⸗Versicherungsamt sich dahin e daß ein als 8 aschengeld“ anzusehender kleiner Baarbetrag auch dann als eine die 2 nwendung des § 3 Abs. 2 des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungs⸗ gesetzes nicht ausschließende Ergänzung des freien Unterhalts gelten wenn nicht der volle Unterhalt an Bekleidung, Kost 1d N ohnung, sondern nur ein Theil desselben frei gewährt wird.

die Annahme des Gegentheils würde zu dem widersinnigen Ergebniß

führen, daß eine geringer, nämlich durch Gewährung des Taschengeldes und eines Theiles des Unterhalts, gelohnte Thätigkeit versicherungs⸗ pflichtig, die höher, durch Gewährung des vollen Unterhalts und des Taschengeldes, gelohnte dagegen nicht versicherungspflichtig sein würde. (Zu vergleichen Revisionsentscheidung 74, „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A. J.⸗ u. A.⸗V.“ 1891 Seite 178.) 8

Statistik und Volkswirthschaft.

Alters⸗ und Invalidenrenten.

Bei der Versicherungsanstalt des Großherzogthums Baden wurden, wie wir zur Ergänzung unserer Mittheilung in Nr. 91 d. Bl. (im Hauptblatt, unter Berlin) der „Bad. Corr.“ entnehmen, in der Zeit vom 1. Januar bis einschließlich 31. März 1892 365 Alters⸗ renten⸗Ansprüche bei der Versicherungsanstalt Baden erhoben. Davon wurden 271 anerkannt, 89 zurückgewiesen, von denen wieder 2 durch endgiltige Entscheidung der höheren Instanz anerkannt wurden; 52 Ansprüche blieben unerledigt, 6 wurden auf andere Art erledigt. (4 Altersrentner erhalten die Invalidenrente.) Im vorigen Jahre wurden 3248 Altersrenten⸗Ansprüche erhoben, von denen 2575 anerkannt, 597 zurückgewiesen, 63 durch Entscheidung der höheren Instanz anerkannt, 53 nicht erledigt und 23 auf andere Art erledigt wurden. Es sind demnach vom 1. Januar 1891 bis zum 31. März 1892 in Baden 3613 Ansprüche auf Altersrente erhoben und 2846 anerkannt worden; 686 wurden zurückgewiesen (von denen wieder 65 durch die höhere Instanz anerkannt wurden); 52 wurden nicht erledigt und 29 auf andere Art erledigt.

Auf Invalidenrente wurden im ersten Vierteljahre 1892 264 Ansprüche erhoben, von denen 91 anerkannt, 116 zurückgewiesen, 5 durch Entscheidung der höheren Instanz anerkannt wurden; 57 blieben unerledigt, 6 wurden auf andere Art erledigt (darunter sind 4 frühere Altersrentner). Da im Jahre 1891 17 Ansprüche auf Invalidenrente erhoben, 1 Anspruch anerkannt, 10 zurückgewiesen und 6 nicht erledigt wurden, so beziffert sich für die Zeit vom 1. Januar 1891 bis zum 31. März 1892 die Gesammtzahl der Invalidenrenten⸗ Ansprüche auf 281, von denen 92 genehmigt, 126 zurückgewiesen, 5 durch die höhere Instanz anerkannt und 57 nicht erledigt wurden.

Die geschäftliche Thätigkeit der deutschen Volks⸗ baugesellschaft in den ersten neun Monaten ihres Bestehens.

Die deutsche Volksbaugesellschaft, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht, zählt gegenwärtig, wie einem soeben aus⸗ gegebenen Bericht zu entnehmen, nach neunmonatlichem Bestehen 111 Mitglieder mit 542 Geschäftsantheilen zu 1000 ℳ, die bis auf eine kleine Summe voll eingezahlt sind, sodaß sie über ein Betriebs⸗ kapital von 512 000 mit einer Haftsumme von gleicher Höhe ver⸗ fügt. Die Gesellschaft verfolgt das Ziel, den Erwerb von eigenen

Häusern namentlich auch durch das Mittel der Lebensversicherung zu ermöglichen. Seit Beginn des Geschäftsbetriebs bis zum 31. März sind von 97 Personen Lebensversicherungen im Gesammtbetrage von 71 010 250 aufgenommen und von der Lebensversicherungs⸗Gesell⸗ schaft „Nordstern“ acceptirt worden. Kaufverträge mit Anwärtern sind 106 mit der Gesammtsumme von 1 141 156,10 abgeschlossen worden. Davon sind 60 Kaufverträge nur auf Lebensversicherung mit einer Gesammtsumme von 566 151,25 gegen 588 000 Lebensversiche⸗ rungs⸗Summe; 22 Kaufverträge auf Lebensversicherung und Baar⸗ zahlung mit einer Gesammtsumme von 290 481,55 ℳ, und zwar gegen 255 200 Lebensversicherung und 38 231,55 Baarzahlung; 24 Kaufverträge nur gegen Baar mit der Gesammtsumme von 284 523,30 ℳ, davon baare Anzahlung 176 544,20 ℳ, während der Rest von 107 979,10 als erste Hypothek zu höchstens 4 ½ % Zinsen von der Gesellschaft besorgt worden ist. Am 31. März waren noch für die Gesammtsumme von 20 000 Lebens⸗ versicherungsanträge vorhanden, für die aber noch keine Kaufverträge abgeschlossen waren. Von den Erwerbern sind 14 % Arbeiter, 41 % Beamte, 24 % selbständige Kaufleute, 8 % Lehrer und 13 % Personen anderer Stände. Nach dem Kaufpreis der ein⸗ zelnen Anwesen berechnet, sind an Heimstätten vertragsmäßig erworben worden: 5 im Werthe bis zu 4000 ℳ, 7 im Werthe bis zu 6000 ℳ, 14 im Werthe bis zu 8000 ℳ, 28 im Werthe bis zu 10 000 ℳ, 23 im Werthe bis zu 12000 ℳ, 10 im Werthe bis zu 15000 und 19 im Werthe von über 15 000 Dabei sind aber die besonderen Wünsche der Erwerber bezüglich Ausführung der Bauten nicht berück⸗ sichtigt, deren Kosten baar zu bezahlen sind und zusammen ca. 80 000 betragen. Diese Summe ist also dem Gesammtbetrag der ab⸗ geschlossenen Kaufverträge hinzu zu rechnen, wodurch sich dieser auf 1 221 156,10 stellt. Wenn sich auch noch keine endgültigen Rechnungen über das geschäftliche Ergebniß aufstellen lassen, so läßt sich doch wie der Bericht ausführt immerhin übersehen, da die Nachfrage nach den Heimstätten eine fortdauernd reichliche ist, daß sich am Ende des ersten Geschäftsjahres ein genügender Gewinn⸗ überschuß ergeben wird, um die Geschäftsunkosten zu decken, die ge⸗ wünschten Reserven zu legen, der Generalversammlung einen reich⸗ lichen Betrag zur Verwendung für gemeinnützige Zwecke und eine an⸗ gemessene Weezinfung zur Vertheilung vorzuschlagen. In der Umgegend von Berlin, wo die Preise für Grund und Boden in ihrer Steigerungsfähigkeit und die Kosten zur Herstellung der Bauten bei der großen Concurrenz der Ausführenden am günstigsten lagen, hat die Gesellschaft an vier verschiedenen Orten geeignetes Terrain in Aussicht und in Angriff genommen. In Groß⸗Lichterfelde an der Kaserne des Garde⸗Schützen⸗Bataillons wurden 20 Baustellen gekauft, die zum Preise von 76,50 für die Qu.⸗Ruthe sämmtlich vergeben sind. In Lichterfelde⸗Giesensdorf wurde ein größerer Compler er⸗ worben zu Preisen, die es ermöglichen, die Qu.⸗Ruthe Land an regulirten, gepflasterten und mit Bäumen bepflanzten Straßen mit 49,50 abzugeben. In Rahnsdorf ist der Gesellschaft ein großer Complex mit mehreren hundert Baustellen fest an die Hand gegeben worden, und kann dort die Qu.⸗Ruthe Land an regulirten und ge⸗ pflasterten Straßen für 25 abgegeben werden. In Hermsdorf endlich wurden 31 Baustellen gekauft und Straßen gebaut. Von

ersteren sind 28 bereits verkauft für den Preis von 46,50 pro

Qu.⸗Ruthe. Außerdem wurden der Gesellschaft in Grünheide

3 Bauplätze von 3 Erwerbern als Anzahlung auf Heimstätten

aufgelassen und in Groß⸗Lichterfelde auf besonderen Wunsch

5 Baustellen gekauft und für 90 bis 100 per Qu.⸗Ruthe an die

Erwerber abgegeben. Im allgemeinen aber hält die Gesellschaft an

dem Grundsatze fest, nicht Bauterrain zu kaufen und dafür Anwärter

zu sammeln, sondern sich die verschiedensten Terrains auf möglichst

lange Zeit fest an die Hand geben zu lassen, die Parzellirungspläne

endgültig auszuarbeiten und erst, wenn diese genehmigt und die kataster⸗

amtlichen Vorarbeiten erledigt sind, die Auflassung dieser Bau⸗

ländereien parzellenweise zu verlangen. Die Preise, die seitens der

Gesellschaft den Erwerbern berechnet werden, setzen sich zu⸗

sammen aus den Submissionspreisen und dem statuten⸗

mäßigen Gewinn⸗ und Verwaltungsaufschlag. Die Verkaufs⸗

preise für sämmtliche Bauprojecte können als niedrig bezeichnet werden,

da die Preise Berliner Baufirmen sich um 30 bis 40 % höher stellen.

Was die Thätigkeit in der Provinz betrifft, so soll diese nur nach und

nach praktisch zur Entfaltung kommen. Es geschieht dies 81 En. 2 88

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finanziellen Erwägungen, dann aber auch wegen der Schwierigkeit, so⸗ fort eine geordnete, sachgemäße und unbedingt zuverlässige Organisation dafür zu schaffen. In Bromberg, wo sich eine von dem dortigen Ober⸗Bürgermeister protegirte, locale Genossenschaft gebildet hat, beabsichtigt die Gesellschaft, noch im Laufe des Sommers eine Anzahl Bauten auszuführen und steht wegen Ankaufs passender Terrains in Unter⸗ handlung. Aehnlich liegen die Verhältnisse in Harburg, wo sich gleichfalls unter der Protection des Ober⸗Bürgermeisters eine Localgenossenschaft ge⸗ bildet hat. Dort sollen vorläufig 14 Bauten ausgeführt werden. In Magdeburg hat die Gesellschaft zwei Probehäuser errichtet, und sie hofft auch dort im Laufe des Sommers weitere Häuser aufführen zu können. Endlich ist auch Barmen für die Thätigkeit der Gesellschaft während des Sommers, und zwar mit einer größeren Anzahl von Heimstätten, in Aussicht genommen worden. Die dortigen Parzellirungs⸗ pläne und Kostenanschläge sind bereits in Arbeit, sodaß demnächst die ersten Lebensversicherungsanträge aufgenommen werden können.

Evangelisch⸗Socialer Congreß.

In der gestrigen Sitzung knüpfte sich an den Vortrag des Referenten Pastors Naumann über „Christenthum und Familie“ eine längere Verhandlung, an der sich Licentiat Weber, Hofprediger a. D. Stöcker und Geheimer Regierungs⸗Rath Professor Dr. Adolf Wagner zustimmend betheiligten. Alsdann sprach Re⸗ gierungs⸗Rath Dr. Wolff über die „erziehliche Bedeutung des Arbeiterschutzgesetzes“. Dem Bericht der „N. A. Z.“ ent⸗ nehmen wir hierüber Folgendes: Das Arbeiterschutzgeset so führte der Redner aus rufe alle Woblmeinenden zur Hilfe auf, und das sei einer seiner wesentlichsten Vorzüge; der Schwerpunkt aber liege bei den unteren Behörden und bei den Betheiligten selbst. Auf den Entwickelungsgang unserer Arbeiterschutzgesetzgebung eingehend, wies der Redner darauf hin, daß im Jahre 1839 das erste Gesetz dieser Art zur Regelung der Kinderarbeit erlassen sei. Preußen und sein Nachfolger auf diesem Gebiete, das Reich, hätten eine ehrenvolle Vergangenheit, und die bisher ergangenen Gesetze seien nicht nur eingedrungen in das Rechtsbewußtsein des Volkes, sie seien auch für die Arbeitgeber von großer Bedeutung gewesen, vor allem sei das Pflichtgefühl gewachsen. Ein Gleiches erwarte man auch von dem neuesten Arbeiterschutzgesetze. Die ethische Seite des Arbeitsvertrags und des Gewerbebetriebs müsse nach diesem Gesetze in höherem Maße zur Geltung kommen, seine Tendenz sei die: in Freiheit soll das Volk erzogen werden, und das Gesetz habe den Grundsatz in den Vordergrund gestellt, daß neben dem Sonntag auch die Sonntagsruhe eintreten solle. Die sittlichen Ziele des Gesetzes seien von großer Bedeutung; wer sechs Tage hart gearbeitet habe, be⸗ dürfe der Erholung und der Freude an seiner Familie, des Genusses von Gottes Natur. Auf den Goldfeldern Australiens habe er Referent) den Nutzen nicht bloß der religiösen Pflege, sondern auch der Förderung der Freude an der Natur erkennen gelernt, namentlich in ihrer Wirkung auf die jugendlichen Arbeiter. Auf gleicher Höhe, wie die Bestimmungen über die Sonntagsruhe ständen die Bestimmungen über den Schutz der Arbeiter gegen Gefahr für Leben und Gesundheit und die der Sittlichkeit dienenden Vorschriften. Die Duxchführung dieser Aufgaben aber für die Arbeitgeber sei nur möglich durch die Mit⸗ wirkung hochstehender sittlicher Werkmeister, Aerzte, Geistlicher und Behörden. So schwierig diese Aufgaben seien, so hehr seien sie. Ein weiteres Mittel zur Erziehung der Arbeiter sei den Arbeitgebern an die Hand gegeben durch die Betheiligung der Arbeiter an Wohlthätigkeits⸗ einrichtungen. Leider aber seien die Vorschriften darüber nicht recht klar, sodaß sie weder von den Arbeitgebern noch von den Arbeitern richtig verstanden würden. Durch die Vorschriften über die Arbeitsbücher für die jugendlichen Arbeiter und über die Lohnzahlung an diese werde der Unternehmer der Familie seines Arbeiters näher geführt. Der darin enthaltene große Gedanke sei geeignet, das Familienleben zu erhalten und die socialen Zustände zu verbessern. Die Arbeitgeber müßten auch in der zunehmenden Erkenntniß ihrer Verpflichtungen gegen ihre Arbeiter bemüht sein, die Ausbildung ihrer Arbeiter durch Förderung der Haushaltungsschulen für Mädchen zu unterstützen. Das Verbot der Nachtarbeit für die Frauen und der dadurch verhinderte zerstörende Einfluß auf die Familien müsse in sittlicher Beziehung wohlthätig wirken, und auch in dieser Beziehung trete die sittliche Erziehungsabsicht des Gesetzes klar hervor, welche nur dankbar an⸗ erkannt werden könne. Ganz besondere erziehliche S habe die Novelle aufgestellt für Fabriken mit mindestens zwanzig Arbeitern durch die Bestimmungen über die Arbeitsordnungen. Diese Bestim⸗ mungen enthalten erhebliche Einschränkungen es früheren Uebergewichts des Arbeitgebers. Neu regeln diese Bestim⸗ mungen die einschlägigen Verhältnisse nicht vollständig, allein trotzdem müßten sie als ein großer Fortschritt. be⸗ zeichnet werden. Eine wesentliche Mitwirkung sei von der Novelle für die von ihr gestellten Aufgaben den Aufsichtsbeamten zugewiesen; diese würden indessen ihre Aufgabe in weit höherem Maße erfüllen können, wenn die Arbeiter mehr von ihrer Thätigkeit erführen. Dies werde bei weiterer Ausbildung der Arbeiterausschüsse möglich sein. Der Referent empfahl schließlich folgende Thesen: 1) Die Gewerbe⸗ novelle steht dem von ihr beherrschten Erwerbsleben gegenüber auf dem Standpunkt des Erziehers: 2) ihre Erziehungsgrundsätze ent⸗ sprechen der christlichen Ethik; 3) ihr Erziehungsziel ist weit gesteckt, aber nur theilweise ausgesprochen; 4) ihre Erziehungsmittel bedürfen der Ausgestaltung. 8

Schriftsteller Paul Dehn führte aus, daß die Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit den Arbeiterausschüssen nicht nur für ihre gemein⸗ samen Interessen, sondern auch für die Ehre und das Ansehen ihrer Fabrik, ihres Berufs und Standes wirksamer und freudiger eintreten könnten, als bisher.

Nachdem Commercien⸗Rath Metzenthin (Stettin) darauf ver⸗ wiesen, daß die Gesetzgebung nicht nur auf die Arbeiter, sondern auch auf die Unternehmer erziehend wirken müsse, da diese die sittliche Verantwortlichkeit ihrer Stellung noch nicht vollkommen erfaßt hätten und deshalb den Bestrebungen noch immer ablehnend gegenüberständen, wird die Discussion geschlossen.

Die aufgestellten Thesen wurden einstimmig angenommen.

In der heutigen zweiten und letzten Sitzung erschienen gleich bei Beginn der Staats⸗Minister Freiherr von Berlepsch, der Ministerial⸗Director, Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Lohmann vom Handels⸗Ministerium, der Geheime Regierungs⸗ Rath Wilhelmi vom Reichsamt des Innern, der Unter⸗Staats⸗ secretir Braunbehrens vom Ministerium des Innern, der Minister des Königlichen Hauses von Wedell u. a. m. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete: „Das neue socialdemokratische Programm“. Der Referent Geheime Regierungs⸗Rath, Professor Dr. Adolf Wagner (Berlin äußerte sich ungefähr folgendermaßen: Das neue socialdemokratische hee sei in seinem theoretischen und principiellen Theile nach Form und Inhalt nur eine knappe Zusammenfassung der Marr'schen materialisti⸗ schen Theorie. Das Programm leide daher an dem wissenschaftlichen Grundfehler der genannten Theorie, welche das verwickelte Problem der Entwickelung der Volkswirthschaft und Gesellschaft nach einer mechanischen, a priori construirten Formel lösen wolle. Hiernach wäre diese Entwickelung im wesentlichen streng genommen allein abhängig von der Entwickelung der Technik in der materiellen Production und von der Gestaltung der Rechtsordnung

für 2es sachlichen Productionsmittel; demnach sei die gegenwärtige

lediglich abhängi⸗e dem Princip des Privateig

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