Die zur Reichskasse gelangte Ist⸗Einnahme ab⸗ züglich der Ausfuhrvergütungen und Senee be⸗ trägt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis de März 1892: Zölle 376 680 139 ℳ (+ 9 049 001 ℳ), Tabacksteuer 11540 709 ℳ (+ 393809 ℳ), Zuckermaterialsteuer 9 918 852 ℳ (+ 3 443 466 ℳ), Verbrauchsabgabe von Zucker 55 235 341 ℳ (+ 3049 371 ℳ), Salzsteuer 42 614 526 ℳ (+ 714 365 ℳ0), Maischbottich- und Branntweinmaterialsteuer 18 271 522 ℳ (+ 2 219 780 ℳ), Verbrauchsabgabe von Branntwein und Zuschlag zu derselben 99 999 353 ℳ (— 3715 301 ℳ), Brau⸗ steuer und Uebergangsabgabe von Bier 24 437 479 ℳ (+ 27 948 ℳ): Summe 638 697 921 ℳ (+ 15 182 439 ℳ). — Spielkartenstempel 1 245 332 ℳ (+ 41 416 ℳ).
In der Sitzung des Colonialraths am Mittwoch wurde, abgesehen von der Frage der Schreib⸗ und Sprechweise der auf die deutschen Schutzgebiete bezüglichen geographischen Namen, über eine die Sklaverei⸗ und die Dienst⸗ verhältnisse in den Schutzgebieten zu veranstaltende Enquéte berathen. Es war zu diesem Zweck ein Fragebogen ausgearbeitet worden, dessen einzelne Positionen zunächst einer Besprechung unterzogen wurden. Ihre nähere Feststellung wurde einer Commission übertragen. 1.“
In der gestrigen Sitzung gelangte die Frage einer Reorganisation des Zollwesens in Deutsch⸗Ostafrika zur Berathung im Plenum. Der Berathung lag zu Grunde eine von dem Zoll⸗Director Hohmann ausgearbeitete Denk⸗ schrift, betreffend die Umänderung des bestehenden Werthzoll⸗ Systems in ein Gewichtszoll⸗System. Nach längerer Debatte wurde der Antrag des Rechtsanwalts Dr. Scharlach, im gegenwärtigen Moment von Aenderungen abzusehen, mit geringer Majorität abgelehnt. Dem Antrage des Staats⸗ secretars a. D., Wirklichen Geheimen Raths Herzog entsprechend wurde anerkannt, daß das Sostem speci⸗ sischer Zölle in der Handhabung erhebliche Vorzüge vor dem der Werthzölle habe, sofern der Tarif nur eine mäßige Anzahl von Positionen ohne complizirte Untertheilung ent⸗ halte. Mit Rücksicht auf die Lage der Verhältnisse sei es er⸗ wünscht, an Ort und Stelle hierüber noch nähere Erhebungen zu bewirken. Die Feststellung einer hierauf bezüglichen Re⸗ folution wurde einer Commission von fünf Mitgliedern über⸗ tragen. 1 . .
Die beiden Commissionen traten gestern Nachmittag zu⸗
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sammen und unterbreiteten ihre Vorschläge heute dem Plenum.
Die eisenbahnfachwissenschaftlichen Vorlesungen werden im Sommerhalbjahr 1892 in folgender Weise statt⸗ inden. 8
In Berlin werden in Räumen der Universität Vor⸗ esungen über die Verwaltung der preußischen Staatseisen⸗ ahnen und über die National⸗Oekonomie der Eisenbahnen, nsbesondere das Tarifwesen, gehalten werden. Das Nähere, namentlich auch bezüglich der Anmeldung zu den Vorlesungen, st aus dem Anschlage in der Universität ersichtlich.
In Breslau finden Vorlesungen über Technologie statt.
In Köln werden Vorlesungen über Eisenbahn⸗Betriebs⸗ ehre im Verwaltungsgebäude der Königlichen Eisenbahn⸗ Direction (linksrheinischen) gehalten werden.
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1“ 8 2
Der Königlich siamesische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe Phya Nond Bu ri ist von Wien nach Berlin urückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der Mregierungs⸗Assessor Dr. Wiesner zu Danzig ist an die Königliche Regierung zu Köln, der Regierungs⸗Assessor Dr. Tillmanns zu Aurich an die Königliche Regierung zu
oblenz und der Regierungs⸗Assessor Schuhmann zu Koblenz n die Königliche Regierung zu Düsseldorf versetzt worden. Der neuernannte Regierungs⸗Assessor Dr. Dietrich ist bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Altenkirchen, Re⸗ gierungsbezirk Koblenz, zur Hilfeleistung zugetheilt worden.
Bayern.
München, 22. April. Der Finanz⸗Ausschuß der Kammer der Abgeordneten hat die im Nachtrags⸗Etat geforderte Aufbesserung der Staatsbeamten⸗Gehälter, und zwar in Höhe von 2 487 000 ℳ Jahreszulagen, genehmigt, be⸗ willigte also 187 000 ℳ jährlich mehr, als die Regierung ge⸗
fordert hatte. Württemberg. Stuttgart, 22. April. Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Mecklen⸗ burg⸗Strelitz trafen in der Nacht zu gestern hier ein und wurden, wie der „St.A. f. W.“ meldet, von Seiner Majestät dem König auf dem Bahnhofe empfangen. Im Residenz⸗ schlosse wurden Höchstdieselben von Ihrer Majestät der Königin bewillkommnet. — Der russische Gesandte am hiesigen Hofe Fredericks ist infolge eines Herzschlags gestorben.
Oldenburg. (H) Oldenburg, 20. April. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Frau Großherzogin haben gestern eine größere Reise angetreten.
Baron
SDesterreich⸗Ungarn.
Der Minister⸗Präsident Graf Taaffe hat bei seiner neulichen Anwesenheit in Innsbruck, wie die dortigen Blätter melden, seine Befriedigung über das endliche Zustandekommen cines Landesschulgesetzes für Tirol ausgesprochen. Nach der Köln. Ztg.“ war bereits in Nr. 93 des „R⸗ u. St.A. mit⸗ getheilt worden, daß die Reise des Grafen Taaffe nach Tirol auch bezwecke, wenn irgend möglich einen Ausgleich mit den Welschtirolern herbeizufuͤhren. Die „Innsbr. Nachr.“ registriren nun die Gerüchte, die bezüglich dieser Angelegenheitin der Hauptstadt Tirols in Umlauf sind. Danach bestehe die vv
halterei⸗Abtheilung in Trient mit erweiterten Befugnissen aus⸗
schulraths für Welschtirol zu errichten. Ferner sollten die bisher an der Innsbrucker juridischen Facultät in italienischer Sprache gelehrten Fächer mit ordentlichen Professoren besetzt und endlich auch für die medizinische Facultät italienische Docenten ernannt werden.
Großbritannien und Irland.
Am 2. und 3. Mai wird in London eine Versammlung liberaler Wahlagenten tagen, welche unter dem Vorsitz des Leiters der Partei⸗Organisation, Mr. Schnadhorst, über die Vorbereitungen zu den kommenden allgemeinen Wahlen schlüssig werden dürfte. Seitens der conservativen Partei ist eine ähnliche Versammlung, welcher der Erste Lord des Schatz⸗ amts Mr. Balfour präsidiren wird, für denselben Monat in Aussicht genommen.
Wie dem „Reuter'schen Bureau“ aus Ottawa vom 21. d. M. gemeldet wird, legte der General⸗Gouverneur dem canadischen Parlament die Antwort der Regierung des Vereinigten Königreichs auf die Adresse Canadas vor, in welcher darum ersucht wurde, die Klausel der meist⸗ begünstigten Nation in dem Vertrage mit dem deutschen Zollverein und Belgien abzuschaffen. Die großbritannische Regierung weigert sich in ihrer Antwort, diesem Verlangen stattzugeben.
Frankre ich. Der Minister⸗Präsident Loubet soll, wie es heißt, einen Gesetzentwurf vorbereiten, worin die Erhöhung des Effec⸗ tivstandes der Pariser Het um 1250 Mann, sowie eine Erhöhung der Bezüge derselben beantragt wird. Die dazu erforderlichen sechs Millionen Francs sollen zu gleichen Theilen von dem Staat und der Stadt Paris aufgebracht werden. — Die von mehreren Zeitun en gebrachte Nachricht von einer Strikebewegung unter den Pariser Polizisten wird tlich dementirt. 8 Der Hirtenbrief des Erzbischofs von Avignon und seiner vier Suffraganbischöfe (siehe Nr. 94 des „R. u. St. A.“ vom 20. d. M.) hat, wie zu erwarten war, die radicalen Blätter in große Aufregung versetzt; sie verlangen, wie wir der „Nat.⸗Ztg.“ entnehmen, daß die Bischöfe auf Grund des Art. 204 des Strafgesetzbuches sofort vor das zuständige Gericht geladen und zur Verbannung verurtheilt werden sollen. Der angezogene Artikel lautet: „Jedes geist⸗ liche Instructionen (instructions pastorales) in irgend welcher Form enthaltende Schriftstück, worin ein Geistlicher sich herausnimmt, sei es die Regierung, sei es irgend eine Maßnahme der öffentlichen Behörde zu kritisiren oder zu rügen, zieht die Strafe der Verbannung gegen den Geistlichen, der dasselbe veröffentlicht hat, nach sich.“ Die Regierung hat zunächst beschlossen, die oben genannten fünf Bischöfe wegen des Hirten⸗ briefes vor den Staatsrath zu stellen. Der Unter⸗Staatssecretär der Colonien Jamais hat, wie der „Köln. Ztg.“ berichtet wird, mittheilen lassen, daß er trotz der drohenden Haltung der Dahomeyer bei den bisherigen Entschließungen bleiben werde, daß also nur senegalesische Schützen und Mannschaften der Fremdenlegion zur Unter⸗ stützung nach Dahomey ziehen würden. Wie das genannte Blatt weiter erfährt, befinden sich noch je drei Beamte der Häuser Regis und Favre, zwei Missionare und drei Nonnen in Dahomey, würden aber streng bewacht und könnten daher schwerlich entfliehen. In Whydah werde in drei Tagen ein portugiesisches Kriegsschiff erwartet, welches die Besatzung des dortigen Forts abholen solle, wenn die Lage es gestatte. Die zur Verstärkung der französischen Truppen in Dahomen bestimmten senegalesischen Schuͤtzen hätten den Senegal bereits verlassen und würden bald eintreffen. Der heutige „Intransigeant⸗“ will einem Telegramm des „H. T. B.“ zufolge wissen, Portonovo sei bereits durch die Truppen des Königs von Dahomen ge⸗ nommen worden, die Regierung verheimliche aber diese Nachricht. Rußland und Polen.
Die Kaiserin ist, wie bereits gemeldet, gestern Nach⸗ mittag zum Besuch des erkrankten Großfürsten Georg nach dem Kaukasus abgereist. Ihre Majestät wird, „W. T. B. zufolge, auf dieser Reise von keinem anderen Mitgliede der Kaiserlichen Familie begleitet. Im Gefolge der Kaiserin be⸗ findet sich außer der dienstthuenden Hofdame Fräulein Oserow noch der Haus⸗Minister Graf Woronzow. 8 8 Der Finanz⸗Minister Wyschnegradsky hat sich gestern Abend, von seiner Gemahlin begleitet, mit dem Courierzuge über Moskau nach der Krim begeben. Zum Abschiede hatten sich auf dem Bahnhofe in St. Petersburg die Minister, mehrere hohe Würdenträger sowie 1“ Beamte des Finanz⸗Ministeriums eingefunden. 1 “
Nach amtlicher Veröffentlichung über den Stand der Volksverpflegung in den von der Mißernte heimgesuchten 17 Gouvernements wurden, wie „W. T. B. berichtet, bis zum 1. April 1892 für Brot und Saatkorn 125 ‧9 Millionen Rubel verausgabt. Im Monat März wurden zur Verpflegung des Volkes 11 ½0 Millionen Pud Getreide aus den beschafften Vorräthen verabfolgt. Neuerdings zugeführt wurden 6 ½ Millio⸗ nen Pud Getreide, sodaß ein Vorrath von 176⁄0 Millionen Pud vorhanden war. Zur Bestellung der Felder wurden 46⁄10 Millionen Pud Getreide beschafft, von denen am 1. April noch 23⁄0 Millionen unverbraucht waren.
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Italien.
Zu der Krisis im italienischen Ministerium wird aus Rom weiter berichtet, daß gestern gegen Abend sämmtliche Mitglieder des bisherigen Cabinets mit Ausnahme des Finanz⸗Ministers Colombo zu einer Berathung zusammentraten, deren Ergebniß der Beschluß war, daß alle Minister mit Ausnahme Colombo's in dem Cabinet verbleiben. Die vacanten Ministerposten für Finanzen, Ackerbau und Posten sollen neu besetzt werden. Zugleich wurde beschlossen, erhebliche Ersparnisse in den militärischen Ausgaben für die Colonien herbeizuführen. Die „Italie“ und die „Tribuna“ wollen wissen, General Ricotti habe bei den Verhandlungen wegen Uebernahme des Portefeuilles des Kriegs⸗Ministeriums die Möglichkeit zugegeben, die Zahl der Armee⸗Corps zu ver⸗ mindern, zugleich jedoch die traurige moralische Wirkung einer solchen Maßnahme betont. Die Generale Farini und Cosenz hätten jede Verminderung der Armee auf das bestimmteste als völlig undiscutirbar bezeichnet. Der Kriegs⸗Minister Pellouxr habe versprochen, weitere Ersparungen in seinem Budget in Erwägung zu ziehen. — Sämmtliche römischen Journale bestätigen das Verbleiben der Minister außer
würde der Schatz⸗Minister Luzzatti interimistisch auch das Portefeuille der Finanzen übernehmen. Ueber die in dem gestrigen Ministerrath beschlossenen finanziellen Maßnahmen zur Deckung des Deficits hat der S. . Romano“ noch Folgendes in Erfahrung gebracht: Das Collegium habe beschlossen, den Fehlbetrag, der sich auf 30 Millionen Lire beziffere, durch Reformen bei den Ausgaben für Pensionen, und bei der Erbschaftssteuertaxe, sowie durch die Einführung eines Zündhölzchenmonopols zu begleichen, wodurch im Ganzen 15 Millionen erzielt werden würden. Die übrigen 15 Millionen sollen gedeckt werden durch Einführung von Ersparnissen, darunter auch solchen bei den Ausgaben für militärische Zwecke. Für die außerordentlichen militärischen Ausgaben solle vorgesorgt werden durch eine starke Verringerun der militärischen Ausgaben für Afrika; insbesondere solle der Truppenbestand reducirt und die verbleibenden Truppen sollten nach Massowah zurückgezogen werden. Ferner sei eine spätere Einstellung des jährlichen Truppencontingents und eine Militär⸗ tare in Aussicht genommen. Gestern Nachmittag ist in Rom die fünfte inter⸗ nationale Conferenz der Vereine vom Rothen Kreuz eröffnet worden. Die Conferenz 88 ihre Sitzungen im Saale des Gemeinderaths auf dem Capitol. In der Eröffnungs⸗ sitzung hielten nach dem Bericht des „W. T. B.“ der Präsident der italienischen Vereine della Sommaglia, der Kriegs⸗Minister General Pelloux und von den deutschen Vertretern der General⸗Stabsarzt Dr. von Coler Ansprachen. Hierauf gelangte ein Brief des Königs und der Königin von Italien zur Verlesung, in welchem die Aus⸗ schreibung einer internationalen Preisconcurrenz für Verbesserung der Transportmittel zur Ueberführung der Verwundeten vom Schlachtfelde nach der ersten Hilfs⸗ stätte angeregt wird. Ihre Majestäten spenden für diese Concurrenz gleichzeitig eine silberne Medaille sowie den Betrag von zehntausend Francs zu zwei Preisen. Unter leb⸗ haften Aeußerungen des Beifalls erhob sich die Versammlung zum Zeichen des Dankes von ihren Sitzen. Zum Ehren⸗ Präsidenten wurde Moynier, zum Präsidenten della Sommaglia und zum Vice⸗Präsidenten neben anderen der Fürst zu Stolberg⸗ Wernigerode gewählt. 1 Spanien. Der General Jovellary Soler, einer der fünf General⸗Capitäne Spaniens, ist nach einer Meldung der „Köln. Ztg.“ aus Valencia in der vergangenen Woche ver⸗ storben. Er hat seiner Zeit nicht wenig dazu beigetragen, daß der zweite spanische Bürgerkrieg einen für die liberale Sache günstigen Ausgang nahm, auch an der Wiederherstellung der bourbonischen Herrschaft hervorragend mitgewirkt. Später wurde er Kriegs⸗Minister, Minister⸗Präsident, Präsident des höchsten Kriegsraths, General⸗Capitän von Cuba und General⸗ Gouverneur der Philippinen. In Burgos wurde am 20. d. M. nach einem Telegramm der „N. Pr. Ztg.“ der Hauptmann der Guardia civil, Ramon Espinosa von vier Personen angefallen und meuchlings niedergeschossee. Man vermuthet einen Racheact der Anarchisten.
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MNNieederlande. “ Die Königin und die Königin⸗Regentin werden sich laut amtlicher Meldung aus dem Haag am 2. oder 3. Mai zu einem vierwöchigen Aufenthalt nach Sand in Schwarzwald begeben. Serbien.
Der Minister des Innern hat, wie der „Köln. Ztg.“ ge⸗ meldet wird, den Präfecten befohlen, neuanlangenden bul⸗ garischen Flüchtlingen den Aufenthalt in Serbien zu verwehren.
Bulgarien.
Sofia. Der Leiter des hiesigen türkischen Commissariats Reschid Bey hat sich anläßlich des Bairam⸗Festes gestern nach Konstantinopel begeben. — 8 uscheleff ist gestern hier angekommen.
Amerika.
Di zublikanischen Staatsconventionen von Iee hls und Pennsylvanien haben für die republikanische Nationalconvention erwählt. Die Ver⸗ waltung des Präs denten Harrison wurde von der Versamm⸗ lung gutgeheißen und es wurden Beschlüsse gegen die freie Silberprägung und für die Beibehaltung der Schutzzölle an⸗
men.
ö1 Gesandte der Republik Venezuela in Washington hat über den dortigen Bürgerkrieg ein Telegramm aus Caräcas erhalten, welches (im Gegensatz zu der gestern nach Schluß d. Red. mitgetheilten New⸗Yorker Depesche) von Erfolgen der Regierung zu melden weiß. Die an dem Auf⸗ stande betheiligten Staaten Los Andes und Zamora hätten sich darnach der Regierung unterworfen und eneral Crespo befände sich auf der Flucht: nur eine einzige Guerillabande halte sich noch in dem Staate Carabobo.
Kunst und Wissenschaft.
elften Congresses sür
nden
Ueber die gestrige Eröffnung des ref innere Medizin zu Leip zig entnehmen wir der „Lpzg. Z“ folgenden Bericht: Zunächst begrüßte Geheimer Rath Curschmann den Congres m⸗ gab einen Rückblick auf die medizinischen Ereignisse der letzten zwei Jahre⸗ Während das Jahr 1890 ein Jahr des ungeheuersten Sturmes und Dranges infolge der Tuberkulinfrage gewesen sei, habe das letzte Jahr den Charakter ruhiger forschender Arbeit getragen. Insbesondere habe⸗ der letzte Congreß in Wiesbaden wohlthätig beruhigenden Einfluß 2 die Tuberkulinfrage ausgeübt und sie aus dem Getriebe der Pree⸗ zunächst wieder in die Säle der wissenschaftlichen Forschung zurüg⸗ ewiesen. In kurzem hob dann der Vorsitzende die ungeheure Rei 8 haltigkeit des Arbeitsprogramms des diesjährigen Congresses heebes sämmtliche großen Gebiete der inneren Medizin mit Ausnahme 89 Neurologie (Nervenkrankheiten) würden diesmal berührt. Der 89 satz bei der Arbeit aber solle immer wie bisher bleiben: “ rung der Einheit der inneren Medizin fenübe⸗ einer übertricbener Zersplitterung in medizinische Specialfächer. Die Klinik so Einheitskörper bleiben, der sie bisher gewesen, und wie bisher sale ner Klinik die umfassende Schule für die Medizu
jungen angehenden M. büne bilden, nach deren Absolvirung diese dann mit guten Allgemmeirenae nissen ausgerüstet, specialistischen Neigungen, folgen Peeeh. ai erifter darauf folgenden Ansprachen begrüßte zunächst der Cu bn süichen von Seydewitz die Mitglieder des Congresses im Namen der saceiucgen Regierung, die mit vollem Verständniß und Interesse den Beftrflgan. des Congresses folge. Er schloß mit dem Wunsche einer gedeihlicher⸗
Colombo, sowie die beschlossene Besetzung der vacanten
zustatten und an deren Sitz eine eigene Abtheilung des Landes⸗
Portefeuilles. Wie man der „Nat.⸗Ztg.“ aus Rom telegraphirt,
2. 2. G aa 2v ;80 G s hloß fördernden Arbeit in diesen Lazen. Bürgermeiser gbögelina ann sich diesen Wünschen an und brachte die Freude der Sta⸗ Leipzi
eine Reihe geschäftlicher Mittheilungen. die Namen der
Ausdruck, daß auf Grund der Wiederkehr des Congresses in ganz be⸗ stimmten Zeiträumen sich engere Beziehungen zwischen dem Congreß sim nersadt Leipzig poraussichtlich knüpfen würden. Rector Professor Lipsius bot den Willkommengruß der Universität, die ihre Blüthe zum guten Theil mit der hervorragenden Vertretung der medizinischen Wissenschaft auf der Leipziger Hoc schule verdanke. Der Vorsitzende, Geheimer Rath Curschmann, dankte hierauf den Vorrednern und gab Unter anderem machte er Vice⸗Präsidenten des diesmaligen Congresses (die Professoren Mannkopf (Marburg), Senator (Berlin), Marigliano (Genua), Rosenstein (Leiden), sowie der Schriftführer Küter, von Noorden (Berlin), Peiper (Greifswald), Lenhartz (Leipzig) bekannt. Darauf erhielt der für den durch Krankheit verhinderten Professor Biermer (Breslau) eingetretene Professor Birch⸗Hirschfeld (Leipzig) zum ersten Bericht über „die schweren anämischen Zustände“ (schwere Formen von Blutarmuth) das Wort. 80 — Der Verein für deutsches Kunstgewerbe veranstaltete am Mittwoch einen Buchbinderabend, welcher den großen Saal des Architektenhauses bis auf den letzten Platz gefüllt hatte. Herr Antiquar Albert Cohn hatte eine werthvolle Sammlung älterer und neuerer, vorzugsweise französischer Einbände ausgestellt. Die besten Berliner Firmen, namentlich die Herren Collin, Hilpert, Langhein, Maaß, Müller und Vogt, waren mit neuesten Arbeiten, Einbänden, Album⸗ decken u. a. vertreten. An der Hand dieser Arbeiten gab Herr Hofbuchbinder⸗ meister Vogt Mittheilungen über die heutige Buchbinderkunst in Berlin und außerhalb und wies insbesondere darauf hin, daß der Geschmack an guten, einfachen, soliden Einbänden sich bei uns zwar gehoben habe, daß aber die Buchbinderei auf die Mithilfe des Publi⸗ tums nicht nur der reichen, sondern auch der minder begüterten Bächerfreunde rechnen müsse. — Ueber die Fachschule der Buchbinder gab Herr Obermeister Slaby eingehende Mittheilungen unter Be⸗ vrechung der ausgelegten Schülerarbeiten.
S. Unter dem Schute Ihrer Majestät der Königin Carola von Sachsen soll im November d. J. in Dresden eine Aus⸗ stellung von Malwerken sächsischer Künstlerinnen steatt⸗ iiden; deren Ertrag dem Centralfonds für die ober⸗erzgebirgischen und voigtländischen Frauenvereine zufließen soll. Außer Oelgemälden, Aquarellen u. s. w. sollen mit Malereien geschmückte Gegenstände des Kunstgewerbes, auch solche von der Hand nicht berufsmäßig schaffender Künstlerinnen, zugelassen sein. Anmeldungen nimmt von Mitte August an Herr Commerzien⸗Rath Pilz (Parkstr. 4 in Dresden) an. Der von Ihrer Majestät der Königin Carola ernannte Ausschuß besteht aus Frau Kammerherr Gräfin von Rer, den Malerinnen Dora Hitz und Emily Lengnick, Frau Kammerherr von Wuthenau, Commerzien⸗Rath Pilz und Professor Dr. Karl Wörmann.
† Der Ausbau des Schlosses Burg an der Wupper ist soweit gefördert, daß Thorhaus, Wehrgang und ein Theil des Pallas zur Zeit fertig gestellt sind. Immerhin bleibt, da erst seit wenigen Jahren und mit verhältnißmäßig geringer Aufwendung von Mitteln gearbeitet wird, noch viel zu thun übrig. Zunächst ist für die Vollendung des Ausbaues des Schlosses seitens der Rheinprovinz ein Zuschuß von 15 000 ℳ zugesagt worden. Im übrigen lassen die durch freiwillige Gaben reichlich fließenden Mittel die pöllige Her⸗ stellung des Baues in nicht zu langer Zeit erwarten, zumal ein Ver⸗ ein, welcher sich zu diesem Zwecke gebildet und die Leitung des Baues übernommen hat, das allgemeine Interesse der Bevölkerung für den Bau rege erhält.
— Wegen der Fertigstellung der Wandmalerei im Rath⸗ haussaale zu Hildesheim ist, nach einer Mittheilung des „Hann. Cour.“, vor einigen Tagen Professor Prell dort eingetroffen und hat seine Arbeiten wieder aufgenommen. Fertig zu stellen sind noch zwei Wandgemälde, nämlich die Einführung der Reformation in Hildesheim und Kaiser Wilhelm I. in allegorischer Darstellung. Herr Prell beabsichtigt beide Gemälde in diesem Sommer zu be⸗ endigen. Da auch die seitens der städtischen Collegien kürzlich bewilligten Fenster mit Glasmalerei für den Rathhaussaal bereits in Angriff genommen sind und zum Herbst geliefert werden können, so ist mit Sicherheit darauf zu rechnen, daß der herrliche Saal noch in diesem Jahre vollständig fertiggestellt sein wird.
— Der Pittsburger Millionär Andrew Carnegie hat nach Mittheilung der „A. C.“ 25 000 Doll. zur Gründung eines neuen astronomischen Observatoriums in San Franciscv geschenkt.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Durch Verordnung des französischen Ackerbau⸗ Ministers vom 12. d. M. ist die Ein⸗ und Durchfuhr von Rindvieh, Schafen, Ziegen und Schweinen italienischer Provenienz auf dem Land⸗ und Seewege nach bezw. durch Frankreich bis auf weiteres verboten worden.
Aufforstungen.
DHinsichtlich der Aufforstung von Gemeindeödländereien hat sich im Reg.⸗Bez. Düsseldorf in dem letztvergangenen Jahre ein zu⸗ nehmendes Interesse gezeigt. So sind in den Gemeinden Twisteden und Kleinkevelaer des Kreises Geldern, Schermbeck des Kreises Rees, Holten des Kreises Ruhrort, Wermelskirchen des Kreises Lennep und in der Stadtgemeinde Remscheid im Bergischen Lande größere Flächen 1 üteg Erfolge und mit Staatsunterstützung zur Aufforstung
angt. 8
Von den französischen Winbhewnn.. Aus Borde aux wird der „Nat. Zg.“ gemeldet, daß der in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch eingetretene Frost in den Weinbergen des Medoc, namentlich in den besten Lagen die schlimmsten Verwüstungen angerichtet hat. Seit Menschengedenken sei ein solches vollständiges Unheil nicht vorgekommen. Zwei Drittel der diesjährigen Weinernte müssen als verloren gelten. Die Bestürzung der Bevölkerung sei um so größer, als die Entwickelung der Rebe zu ganz außergewöhnlichen Erwartungen berechtigt hatte. Auch aus den anderen südlichen Wein⸗ departements werden ähnliche Hiobsposten gemeldet. “ Der „K. Z.“ wird aus Paris von 19. d. M. berichtet: Der Frost hält an. In der verwichenen Nacht herrschte in Paris 1 Grad Kälte In der Umgebung haben die Weinstöcke, die Spargel⸗ und Kartoffel⸗ felder und die Obstbäume schwer gelitten. Im ganzen Norden und Osten Frankreichs sind die Saaten sehr geschädigt. In Burgund sind viele Weinstöcke verloren. Gestern herrschte dort den ganzen Tag über starker Schneefall. Savoyen und die Dauphiné sind in gleicher Weise betroffen. In Grenoble liegt der Schnee 10 cm hoch ei 2 Grad Kälte. Aus Toulon, Cahors und Tours wird gemeldet, daß der Frost die Weinberge schwer heimgesucht. Bei der Landbevölke⸗ rung hat überall eine trostlose Stimmung platzgegriffen.
Die ü Saatenstand in Rußland. 8 1b 6 han Saatenstand auswärts verbreiteten Meldungen sind, legramm des „Wolff'schen Bureaus“ aus St. Peters⸗ darflber dütftan authentisch zu betrachten; zuverlässige Angaben Nuch dem Miafterstm „ungesähr zwei Wochen zu erwarten sein. zugegangen, fodaß an seien bisher nur lückenhafte Mittheilungen bloße Feraane 6“ bezüglichen Meldungen als Gerüchte und werden, daß der E erscheinen. Als Thatsache dürfe betrachtet gegen sei Rispielsweist deenh an einigen Orten sehr gut sei. Hin⸗ durch Dürre vernichtet 8 Gouvernement Cherson die ganze Ernte
88
Handel und Gewerbe. 8
Tägliche Wagengestellung fü an der Ruhr und eeemn;
I“ Oberschlesien sind am D. d. M. gestellt 3667, nicht
zeitig gestellt keine Wagen.
. Zwangsversteigerun
Beim Königlichen Amts ericht ¼0 ½
Beim 2 gericht I Be
1. April 1892 die nachbezeichneten Grundstücke bwerae
8
Lebuserstraße 13, dem Kaufmann August Reuter gehörig; Nutzungswerth 8150 ℳ, Mindestgebot 133 400 ℳ, für das Meist⸗ gebot von 167 500 ℳ wurde der Fabrikant F. A. Glatho zu Berlin Ersteher. — Kavelbergerstraße 35, der Frau L. von Larisch, geb. von Mesenberger, gehörig; Nutzungswerth 18 050 ℳ, Mindestgebot 1000 ℳ; für das Meistgebot von 260 000 ℳ v. der Bäckermeister Gustav Heintschel, Dresdenerstraße 90, rsteher.
— In der Generalversammlung der Berliner Land⸗ und Wasser⸗Transport⸗Versicherungs⸗Gesellschaft wurde der 50. Jahresabschluß vorgelegt, dessen Ergebniß wiederum befriedigend ist. Die Auszahlung der Dividende mit 120 ℳ pro Actie erfolgt vom 25. April cr. ab Vormittags an der Kasse der Gesellschaft.
— In der 29. ordentlichen Generalversammlung der Glad⸗ bacher Feuerversicherungs⸗Gesellschaft wurde von dem Vorstand über den Rechnungsabschluß für das Jahr 1891 Bericht erstattet. Die Gesellschaft hat mit einem Gewinne von 90 074 ℳ abgeschlossen. Davon entfallen 30 074 ℳ zur Kapitalreserve und werden 5 % = 30 ℳ pro Actie als Dividende vertheilt. Das Berichtsjahr war außergewöhnlich brandreich. Der Buch⸗ werth der Effecten beträgt 1 111 258 ℳ, der Hypothekenbestand 933 250 ℳ Die Prämieneinnahme betrug 2 769 130 ℳ = 49 617 ℳ mehr als 1890. Die Schäden für eigene Rechnung betrugen 1 098 106 ℳ = 93 856 ℳ mehr als 1890. Die Prämienreserve beträgt 680 282 ℳ = 50 % (1890: 676 081 ℳ 30 ₰ = 49,45 %) der Prämieneinnahme für eigene Rechnung.
— In der fünfzehnten ordentlichen Generalversammlung der Gladbacher Rückversicherungs⸗Gesellschaft vom 21. d. M. erstattete der Vorstand über die Ergebnisse des Jahres 1891 Bericht. Das Geschäftsjahr war außergewöhnlich brandreich und hat keinen Ueberschuß ergeben. In Kraft war eine Rückversicherungssumme von 311 225 3833 ℳ = 77 260 189 ℳ mehr als 1890. Am Jahres⸗ schluß blieb eine Versicherungssumme von 253 566 602 ℳ in Kraft. Die Brutto⸗Prämieneinnahme betrug 874 246 ℳ, oder 75 382 ℳ mehr als 1890. Die Prämienreserve stellt sich auf 326 643 ℳ = 47,42 % gegen 318 655 ℳ = 47,92 % der Prämien⸗ einnahme für eigene Rechnung pro 1890. Die Schäden des Rech⸗ nungsjahres betrugen 636 002 ℳ, wovon 100 632 ℳ auf die Retro⸗ cessionäre entfallen. Die am Jahresschluß schwebenden Schäden be⸗ tragen 142 798 ℳ, wovon 24 672 ℳ auf die Retrocessionäre entfallen.
— Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 25. April 1892 im „Berliner Hof“ statt.
— Börse zu Düsseldorf. (Amtlicher Preisbericht vom 27. April 1892.) Der Kohlenmarkt ist still. Die Eisenwerke sind im allgemeinen leidlich beschäftigt, doch sind die Preise sehr niedrig, häufig verlustbringend. (Berechnung in Mark für 1000 kg und, wo nicht anders bemerkt, ab Werk.) Kohlen und Koks. 1) Gas⸗ und Gas⸗Flammkohlen: Gaskohle für Leuchtgas⸗ bereitung 11,50 — 12, Generatorkohle 10,50 — 11, Gasflamm⸗ förderkohle 9,50 — 10. — 2) Fettkohlen: Förderkohle 8,50, do. beste melirte Kohlen (Locomotivkohle) 9,50, Kokskohle 7 — 7,50. — 3) Magere Kohlen: Förderkohle 8—8,50, melirte Kohlen 9 — 9,50, Nußkohle Korn II (Anthracit) 18—20. (Preise der Zechengemeinschaft) — 4) Koks: Gießereikoks 14,50 — 15, Hochofenkoks 12, Nußkoks gebrochen 15,50 — 17. — 5) Briquets 11 — 13. — Erze: 1) Rohspath 7,50 — 8,25, 2) Gerösteter Spatheisenstein 10,50 — 12, 3) Somorrostro f. o. b. Rotterdam —, 4) Nassauischer Roth⸗ eisenstein mit ca. 50 % Eisen 8,50 — 9,20, 5) Rasenerze —. — Roh⸗ eisen: 1) Spiegeleisen la 10 — 12 % Mangan 56, 2) Weißstrah⸗ liges Qualitäts⸗Puddelroheisen: rhein.⸗westf. Marken 51—52, Sieger⸗ länder 47—48, 3) Stahleisen 52 — 53, 4ü) Engl. Bessemereisen ab Verschiffungshafen —,—, 5) Spanisches Bessemereisen Marke Mudela cif. Rotterdam —,—, 6) Deutsches do. 66, 7) Thomaseisen franco Verbrauchsstelle 50, 8) Puddeleisen (Luxemburger Qualität) 38,80, 9) Engl. Roheisen Nr. III ab Ruhrort —,—, 10) Luxemburger Gießereieisen Nr. III 48, 11) Deutsches Gießereieisen Nr. I 65, 12) do. Nr. II —, 13) do. Nr. III 55, 14) do. Hämatit 66, 15) Spanisches Hämatit Marke Mudela loco Ruhrort —. — Stabeisen: Gewöhnliches Stabeisen —. — Bleche: 1) Ge⸗ wöhnliche Bleche 145, 2) Kesselbleche 160 — 165, 3) Feinbleche 130— 140. — Draht.: 1) Eisenwalzdraht —, 2) Stahlwalzdraht —.
— In der gestrigen 21. ordentlichen Generalversammlung der
rgisch⸗Märkischen Bank wurde die Dividende pro 1891 auf 7 % festgestellt.
Leipzig, 21. April. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per April 3,90 ℳ, per Mai 3,90 ℳ, per Juni 3,92 ½ ℳ, per Juli 3,95 ℳ, per August 3,97 ½ ℳ, per September 3,97 ½ ℳ, per Oktober 3,97 ½ ℳ, per November 3,97 ½ ℳ, per Dezember 4,00 ℳ, per Januar 4,00 ℳ, per Februar 4,00 ℳ Umsatz 120 000 kg.
Freiburg i. Breisgau, 21. April. (W. T. B.) Der „Breisgau⸗Ztg.“ zufolge ist in der vergangenen Nacht der Groß⸗ industrielle Tommerzien⸗Rath Paul Tritscheller gestorben.
Weimar, 21. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Aufsichtsraths der Weimar⸗Geraer Eisenbahn wurde be⸗ schlossen, der zum 25. Mai d. J. einzuberufenden Generalversamm⸗ lung 3 ¾ % Dividende für die Stamm⸗Prioritäten vorzuschlagen.
Wien, 21. April. (W. T. B.) Der Verwaltungsbericht der österreichischen Staatsbahnen für das Jahr 1891 ist heute zur Ausgabe gelangt. Das gesammte in den Staatsbahnen investirte Kapital hat sich mit 2,33 % verzinst. Die Gesammtsumme der Aus⸗ gaben betrug 47 445 135 Fl. gegen den Voranschlag von 43 362 500. Fl. Die Summe der Einnahmen belief sich gegenüber dem Voranschlage von 64 076 851 Fl. auf 67 005 701 Fl. Der Betriebsüberschuß be⸗ trägt 19 560 566 Fl. Da der Voranschlag einen solchen von 20 714 351 Fl. in Aussicht nahm, ist das factische Ergebniß gegen den Voranschlag um 1 153 784 Fl. zurückgeblieben.
Die Einnahmen der Prag⸗Duxer Bahn betrugen im Jahre 1891 3 086 287 Fl. (Mehreinnahme 67 908 Fl.), die Ausgaben 1 586 318 Fl. (mehr 148 565). Der Reinertrag stellte sich auf 1 499 969 Fl. (weniger 80 657). Die Einnahmen der Dur⸗Boden⸗ bacher Eisenbahn betrugen 2 994 606 Fl. (mehr 109 896), die Aus⸗ gaben 1 438 782 Fl. (mehr 213 628). Der Reinertrag stellte sich auf 1 555 823 Fl. (weniger 103 732).
Der Verwaltungsrath der Böhmischen Westbahn hat eine Superdividende von 5 Fl. per Actie und Genußschein beantragt. Aus der heutigen Verwaltungsraths⸗Sitzung der Böhmischen Westbahn wird ferner gemeldet, daß von einer Dotirung der Specialreserve diesmal abgesehen würde und 83 552 Fl. auf neue Rechnung vorge⸗ tragen werden sollen. Der Bericht der Direction constatirte die Ab⸗ nahme des Frachtverkehrs um 63 819 t, woraus eine Mindereinnahme gegen das vorhergehende Jahr von 73 579 Fl. resultirte. Der Per⸗ sonenverkehr ergab infolge der Landesausstellung in Prag gegen das Vorjahr eine Mehreinnahme von 139 369 Fl. 1 VWoondon, 21. April. (W. T. B.) Wollauction. Preise fest, unverändert bei lebhafter Betheiligung.
An der Küste 10 Weizenladungen angeboten.
Bradford, 21. April. (W. T. B.) Wolle ruhig, Export⸗ garne belebt und theurer, in Stoffen mehr Geschäft. 1 St. Petersburg, 21. April. (W. T. B.) Die zur Beschluß⸗ fassung über die Verstaatlichung der Warschau⸗Terespoler Eisenbahn einberufene Generalversammlung der Actionäre beschloß, dem Entwurf des Verkehrs⸗Ministers entsprechend, daß mit Ausnahme des Reservekapitals sämmtliche Baarmittel der Gesellschaft, sowie die Bauten und der gesammte sonstige Besitz dem Staate zufallen sollen. Die Actionäre erhalten für je eine Actie eine gleichwerthige steuerfreie fünfprocentige Metallrente. Das Reservekapital soll zur Bedeckung etwaiger Privatschulden der Gesellschaft ein halbes Jahr zurück⸗ gehalten werden und der Rest alsdann an die Actionäre zur Ver⸗ theilung gelangen. Die Bahn soll erst am 1. Juni, nicht am 1. Mai d. J., vom Staat übernommen werden.
New⸗York, 21. April. (W. T. B.) Nach ruhiger Eröffnung der Börse war das Geschäft träge, Schluß sehr fest. Der Umsatz
der Actien betrug 277 000.
Stück. Der Silbervorrath wird
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auf 2 800 000 Unzen geschätzt. 55 000 Unzen. b Weizen eröffnete ruhig, später trat eine Abschwächung ein, worauf lebhafte Reaction folgte; im weiteren Verlaufe wieder sallend auf Verkäufe des Auslandes sowie auf Realisirungen der Haussepartei. Schluß schwach. — Mais niedriger auf Abnahme im Exportbegehr und reichliche Angebote. — Chicago, 21. April. (W. T. B.) Weizen fallend für einige Zeit nach Eröffnung, dann lebhafte Reaction, später wieder fallend auf Realisirungen. — Mais einige Zeit steigend nach Eröffnung, später abgeschwächt. Schluß träge auf Verkäufe eines Ringes.
Verkehrs⸗Anstalten.
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Am 1. Mai d. J. treten die dieser Nummer beiliegenden Fahr⸗ pläne der Königlichen Eisenbahn⸗Direction Berlin in Kraft. Diese Plaͤne sind bei allen Fahrkartenausgabestellen zum Preise von 5 ₰ und von 25 ₰ (Aushangfahrplan) das Stück zu haben. 8 3
Die Silberverkäufe betrugen
†† Die zur Vermeidung der Wupperüberfluthungen drin⸗ gend nothwendige Kanalisation in Elberfeld. ist soweit gediehen, daß der Königskanal, welcher die Schmutz⸗ und Regenwasser der Thalstadt aufnimmt, fertig gestellt ist. Die Vollendung der ganzen Anlage und ihre Nutzbarmachung für die Einwohner der Stadt wird sich indessen noch einige Jahre hinziehen, da die von der Stadt ge⸗ wünschte Heranziehung der Adjacenten zu den Kosten der Herstellung einer Wupperregulirung, welche wegen der Fernhaltung des Hoch⸗ wassers von dem Königskanal erforderlich ist, auf große Schwierig⸗ keiten stößt und auch der Anschluß der Stadt Barmen an die Kanalisation sich noch im ersten Stadium der Verhandlung befindet
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Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
Gestern Abend ging Moritz Moszkowski's Oper „Boabdil der letzte Maurenkönig“ zum ersten Male und mit schönem Erfolge in Scene. Der von Carl Wittkowsky verfaßte Tert lehnt sich an geschichtliche Vorgänge an, ohne sich in der Hand⸗ lung an die Ueberlieferung zu binden. Der Librettist hat vielmehr eine mit Ritterromantik reich umsponnene Fabel geschaffen, wie sie das musikalische Drama erlaubt, und der Componist ist in der Stim⸗ mung der Musik den Absichten des Librettisten mit hervorragendem Gelingen gefolgt.
Dem gefangenen, nach Cordova geführten König Boabdil giebt König Ferdinand aus politischen Gründen Freiheit und Krone zurück; auch wird ihm die im Gefolge seiner Mutter aufgewachsene Zoraja, in der die verloren gegangene Tochter des spanischen Feldherrn Cabra erkannt wird, als Verlobte scheinbar zugesprochen. Zoraja, den Händen der listigen Spanier entronnen, stürzt sich ihrem Geliebten Boabdil in die Arme; die Vermählung ist eben vollzogen, als Cabra, seine Tochter mit wilder Gewalt zurückfordernd, hereinstürmt und sich nach tosendem Kampfgemenge zurückziehen muß. Der dritte Act bringt den Tod Zoraja's, die im Gewande Boabdil's von dem eigenen Vater erschossen wird; Cabra fällt von Boabdil's Hand und der letzte Maurenkönig wird auf der Schwelle seines Palastes von den hereinbrechenden Spaniern niedergestreckt.
In der musikalischen Behandlung des Stoffes herrscht eine breit ausgesponnene Melodik vor, die der Anklänge an Wagner nicht ganz entbehrt, wie z. B. im Liebesduett des letzten Actes. Die Musit ist zumeist zartsinnig, gefällig und geistvoll gehalten, seltener urwüchsig und kraftvoll. Eine uͤberraschende Gestaltungsgabe entwickelt Moszkowski in den Marsch⸗ und Balletnummern; hier erscheint alles eigenartig in den zierlichen melodischen Wendungen und im Rhythmus, wenn es sich um lyrische Stimmungsmalerei handelt; aber auch in den Momenten starker Empfindung liegen in diesem Genre die wirkungsvollsten Nummern der Partitur. Hier entfaltet auch die Instrumentationskunst des Componisten den größten Zauber; die Feinheit der dynamischen Schattirungen, die ungewöhnliche Fülle der Harmonie und der Reichthum an originellen melodischen Ge⸗ danken machen aus einigen dieser Piecen kleine Meisterwerke. Vor allem ist in diesem Zusammenhange das Ballet im zweiten Act zu nennen, das sowohl im Scherzo wie in der Phantasie den musikalischen Glanz⸗ punkt der Oper bildet. Großes Geschick verräth auch der Componist in dem Verweben morgenländischer Motive mit der modernen Musik, wie in dem Mueddinruf und in den Gebeten des Imam zu Tage tritt. Die Orchesterbegleitung ist durchweg mit großer Feinheit und an⸗ regender Vielseitigkeit durchgeführt, jedoch bleibt sie nicht selten hinter der erforderlichen Kraftfülle des dramatischen Ausdrucks zurück.
Die Darstellung wies nur tüchtige Vertreter der Hauptrollen auf; nicht ganz auf der göhe der Aufgabe stand Herr Fränkel, der den Cabra sang; sein Ton ermangelte der Fülle und auch der Beweglichkeit und Ausdrucksfähigkeit, die der Vertreter dieser schwierigen und hervor⸗ ragenden Rolle besitzen sollte. Vorzüglich sang und spielte Herr Roth⸗ mühl als Boabdil; zarte Empfindung, sehnsuchtsvolle Liebe kam ebenso tonschön zu Gehör wie das Erwachen männlicher Kraft und kriege⸗ rischer Lust. Die kleinen Rollen des Königs Ferdinand und des IJmam von Granada ruhten in den Haͤnden der Herren Stammer und Mödlinger und wurden würdig, mit Fülle und Kraft vorgetragen. Fräulein Hiedler sang die Partie der Zoraja mit zartem, warmen Gefühl, dessen Wirkung durch die Iugendfrische des hell klingenden Organs noch gesteigert wurde; im Liebes⸗ duett des letzten Actes und in dem Lied Fatime's kamen diese Vorzüge der jungen dramatischen Sängerin besonders schön zur Geltung. Einen glänzenden Eindruck rief das von Herrn Graeb erfundene und unter seiner Leitung einstudirte Ballet mit seinen graziösen Reigen⸗ und Einzeltänzen hervor; Fräulein dell’' Era W errang mit ihrer anmuthigen Tanzleistung einen wirklichen Triumph.
— Inscenirung war sorgfältig und tadellos durchgeführt. Die häufg vorkommenden Massenbewegungen, der triumphale Einzug Cabra's in Cordova mit den bewegten, bunten Volksmengen im ersten Act, der farbenprächtige Hochzeitsmarsch, das Hereinstürmen der feind⸗ lichen Spanier im zweiten und der kriegerische Tod Boabdil's im letzten Act mit den Massen der Feinde, mit dem vom Brande der Stadt und von der Morgenröthe lebhaft gefärbten Himmel, — alle diese scenischen Effecte waren sorgfältig vorbereitet und wurden mit Sicherheit ausgeführt. Die Decorationen entfalteten einen strahlenden Glanz und eine weiche, südländische Harmonie in der Farbengebung und Formenfülle, die die maurische Pracht der Alhambra, die üppige Fülle der Natur künstlerisch schön zur Geltung brachte.
Die Aufführung wurde mit großem Beifall aufgenommen; der Componist und auch der Verfasser des Textes konnten nach jedem wiederholt vor dem lebhaft applaudirenden Publikum er⸗ scheinen.
Für den Sonntag ist im Lessing⸗Theater das Schauspiel „Sodoms Ende“ angesetzt, das während des vifredeath St. Peters⸗ burger Urlaubs von Jenny Groß aus dem Spielplan hatte ausscheiden müssen.
In der im Wallner⸗Theater morgen stattfinde Jubiläumsvorstellung Oscar Blencke’s wird Herr Ullber⸗ Füfin 8 Deutschen Theater in der Rolle des Hasemann zu einem Gastspiel auf Engagement für die nächste Spielzeit auftreten. Dieselbe Vorstellung wird mit Erlaubniß des General⸗Intendanten der Königlichen Schauspiele Grafen von Hochberg am Sonntag wiederholt werde Von Montag an werden die Vorstellungen der Posse „Der Löwe des
Tages“ fortgesetzt.
Die neu verpflichtete Soubrette des Friedrich⸗Wilhelm⸗ städtischen Theaters, Fräulein Kitty Cornelli wird an einem der nächsten Abende in Millöcker's „Sonntagskind“ erstmalig auftreten.
Im Residenz⸗Theater wird morgen dem gefeierten Gaste
Adolf Sonnenthal Gelegenheit gegeben werden, in zwei Rollen vor das Publikum zu treten, und zwar als Lord Harleigh in dem Charakter⸗ gemälde „Wahn und Wahnsinn“ und als Raoul Terara in Murger's