1892 / 98 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 25 Apr 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Der Unter⸗Staatssecretär im

von Rottenburg ist aus Weimar hier angekommen.

Der Königliche Gesandte in München Graf zu Eulen⸗ burg ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Geschäfte der

Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Inspecteur der 1. Ingenieur⸗Inspection, General⸗ hat eine Dienstreise angetreten.

Der Königlich rumänische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe Gregor J. Ghika hat einen bewilligten Urlaub angetreten. Legations⸗Secretär

Lieutenant Andreae

Regierung Abwesenheit fungirt der Cretziano als Geschäftsträger.

Der Regierungs⸗Rath Wesener, der landwirthschaftlichen Abtheilun Forsten, ied an die General⸗Commission zu Cassel versetzt worden.

Landwirthschaft, Domänen und

Posen, 24. April.

tage einberufenen Abgeordneten wohnten dem Gottesdienst in der evangelischen Kirche St. Pauli bezw. in der katholischen Pfarrkirche ad St. bei und versammelten sich alsdann dem Sitzungssaale des Ständehauses. Nachdem der Königliche Commissarius,

Freiherr von Wilamowitz⸗Moe tation benachrichtigt worden war, versammelt sei, begab er sich in

und eröffnete den Provinzial⸗Landtag

sprache: Hochgeehrte Herren! Das Gesetz vom 11. Juli 1891

pflege, welches mit dem 1. April nächs 1 so bedeutende Anforderungen an den Provinzialverband, daß der Pro⸗ derselben besonderer, Vollmachten bedarf und infolge dessen Ihre außergewöhnliche und Einberufung erforderlich is keit soll indessen nicht auf diese eine wichtige Vorlage beschränkt bleiben, viel⸗ weiteren Angelegenheiten,

vinzial⸗Ausschuß zur Erfüllung beschleunigte

mehr wird Sie neben einigen

zeitige Erledigung wünschenswerth schien, ein

tigen, der, wie ich glaube, in besonderem Maße auf Ihre wohlwol⸗ lende Prüfung und fördernde Behandlung rechnen kann. Sist die der Entwurf neuer Satzungen für die Provinzial⸗Feuer⸗Societät, Allerhöchste Propositions⸗Decret aufgefordert

welchem Sie durch das 1 werden Ihre Zustimmung zu ertheilen

Die anderweitige Organisation dieses desselben in die provinzialständische Verwaltung ist wiederholt von vor wenig mehr denn Jahresfrist Provinzial⸗Landtag geschlossen wurde, hatten Sie, hochgeehrter Herr Landtags⸗Marschall, die Güte, dafür auch an meine Mitwirkung zu appelliren. Ich bin bestrebt gewesen, dieser Aufforderung auf Grund eines früheren, an

Landtagsbeschlusses die Leit⸗ Provinzial⸗Feuer⸗Societät dem vom Provinzial⸗Ausschusse präsentirten

Ihnen angestrebt worden, und als an dieser Stelle der 26.

Nachdem ich

nachzukommen. genehmigten

höchster Stelle

Klitzing übertragen

Landesrath von ger Umstand begrüßt,

besonders glücklichen

Provinzialverbandes der bisherige Director der Societät, dessen ersprieß⸗ liche Thätigkeit Sie wiederholt anerkannt haben, auch in seiner jetzigen

Stellung an dem Entwurf der neuen war. Vorsitzende des

und mehrere Herren aus der Mitte

erbetene Mitarbeit bereitwilligst gewährt, die Commission für die Provinzial⸗Feuer⸗Societät und der Provinzial⸗Ausschuß haben den Ent⸗ wurf wiederholt durchberathen, im Ministerium ist derselbe einer Revision

unterzogen worden und die hierbei erzielte allseitige Uebereinstimmung ich hoffe, Ihre Arbeit wesentlich

wird Ihnen, meine Herren, wie erleichtern.

Von dem Jahresberichte des Landeshauptmanns über die Ver⸗ waltung des Provinzialständischen Verbandes werden Sie mit leb⸗

haftem Interesse Kenntniß nehmen Sie daraus ersehen, wie

reich diese Verwaltung auch geführt wird.

Provinzial⸗Ausschusse Ihr volles Vertrauen zu schenken

es erforderlich ist, weitgehende Vollmachten zu ertheilen, wie auch die Königliche Staatsregierung bereit ist,

Befugnisse zu übertragen.

Mögen Ihre Arbeiten gesegnet sein und getragen vom Geiste der auch in diesem neu geschmückten

Eintracht und des Gemeinsinns Saale wie bisher auf allen

nicht der Versicherung, daß ich bestreb

zur Förderung Ihres Werkes mitzuhe Ich überreiche Ihnen, Herr Landtags⸗Marschall, den Allerhöchsten und das Allerhöchste Propositions⸗ erkläre im Allerhöchsten Auftrage

Landtagsabschied vom 4. April d. J. Decret von demselben Tage und

Seiner Majestät des Kaisers und Königs den 27. Provinzial⸗Landtag

der Provinz Posen für eröffnet.

Der Landtags⸗Marschall, Schloßhauptmann von Posen, Freiherr von Unru he⸗Bomst entgegnete hierauf: Hochgeehrter Herr Landtags⸗Commissarius!

welche diesem 27. außerordentlichen

Landtag gestellt werden, ist nicht groß, aber zum theil von recht großer

Die Zahl der Aufgaben,

Bedeutung.

Eure Excellenz nennen forderungen, welche das Gesetz vom

ordentliche Armenpflege dem Provinzialverbande auferlegt.

dieser Aufgabe eingedenk db

durch Gesetz auferlegten Verpflichtung handelt, und so mehr, als sich

bei Erledigung nügung einer uns

es scheint daher um so mehr, a

welche in Erfüllung dieser Pflicht und in Ausführung des § 31 a des

Gesetzes von der Provinz werden nur annähernd nicht übersehen lassen ist, da das Gesetz am 1. April 1893 wie ecs in der ist, der von uns gewählte und unser

Ausschuß mit weitgehender Vollmacht von uns beauftragt wird. Nicht minder wichtig ist aber die Berathung des Entwurfs neuer

Satzungen für die Provinzial⸗Feuer⸗ Eure Excellenz waren

Fürsprecher ich mich am Schlusse

machen die Ehre hatte, entgegengekommen wird. G Ich glaube in erster Linie schon jetzt,

ausfallen wird, meine 1 bisher betretene Weg, die bestehender abzuändern, verlassen ist und statt worfen sind.

Ferner ständischen Anstalten eingereiht und amten, einem Landesrath übertragen

Erfüllung dieses Wunsches Eurer Excellenz gi - danken ist, und ich würde die Pflichten meiner Stellung nicht genügend

erfüllen, wenn ich es unterließe, hierfür Eurer Excellenz unsern Dank

uszusprechen.

Ferner glaube ich nach der Aufnahme, die der Entwurf bei den

schiedenen Commissionen, denen

M

Die zum 27. Provinzial⸗Land⸗

über die außerordentliche Armen⸗

Aber auch Sie, Herr Landtags⸗Marschall, ebenso der Herr Provinzial⸗Ausschusses,

sparsam, unter Ve Sie werden hierin einen erneuten Anlaß finden, dem

Posenschen Landtagen.

nennen in erster Linie die Erfüllung der An⸗

uns zugegangenen gedruckten Vorlage klar ausgeführt

so güti den seit vielen Jahren gehegten Wünschen früherer Landtage,

n Dank dafür aussprechen zu dürfen, daß der

1 De

daß die Societät bezüglich der Verwaltung den provinzial⸗

Reichsamt des Inn

ihm von seiner Während seiner Georges

bisher Hilfsarbeiter in des Ministeriums für ist als etatsmäßiges

heute früh 10 Uhr

Mariam Magdalenam 12 ½ Uhr Nachmittags in Ober⸗Präsident llendorff durch eine Depu⸗ daß der Provinzial⸗Landtag die Mitte der Versammlung mit folgender An-

ten Jahres in Kraft tritt, stellt weitgehender geworden ist. Ihre Thätig⸗

heiten, deren gleich⸗ Gegenstand beschäf⸗

Es ist dies

.

Instituts mit Einfügung

Aller⸗

Leitung der

hatte, habe ich es als einen daß neben diesem Beamten des

Satzungen mitzuwirken berufen

der Herr Landeshauptmann der Provinzialstände haben ihre

und mit Befriedigung werden sachgemäß und erfolg⸗ schwierigen Verhältnissen

und ihm, wo

demselben neue und wichtige

S. Es bedarf wohl t sein werde, nach besten Kräften lfen.

11. Juli 1891 über die außer⸗ Wir müssen sein, daß es sich um Ge⸗ 8 die Kosten der Anstalten,

errichtet werden müssen, auch „und die Zeit nur kurz bemessen in Kraft tritt, gerechtfertigt, daß,

Vertrauen besitzende Provinzial⸗

Societät. 4 g, daran damit f zu deren

des 26. Provinzial⸗Landtags zu

zu erinnern,

wie auch die Abstimmung

Bestimmungen durch Nachträge dessen ganz neue Satzungen ent⸗

die Leitung einem eigenen Be⸗ ist. Ich glaube, daß gerade die gütiger Einwirkung zu

von Ihrer Majestät der Königin empfangen zu werden.

der Leiche

Landtags nur die des Pro⸗

das allgemeine Einverständniß auch des dürfen, daß der Entwurf welche ohne Zustimmung

gefunden hat, damit voraussetzen zu Grundbestimmungen enthält, 8 vinzial⸗Landtags und der Staatsregierung nicht verändert werden dürfen, dagegen die praktische Durchführung besondern Ausführungsbestimmungen überläßt, welche den wechselnden Bedürf⸗ nissen der Praxis Rechnung tragen können. Auch darf ich wohl es als einen glücklichen Gedanken bezeichnen, daß die Herren Verfasser des Entwurfs es verstanden haben, die Mitwirkung der Königlichen Beamten in den Lokalinstanzen der Verwaltung zu erhalten und doch eine wesentliche Beschleunigung im Verkehr mit der Direction herzu⸗ stellen. Endlich geben die Satzungen der Direction die Wege an die Hand, verschiedenen Momenten, als Isolirung, vorzügliche Löschgeräthe und Feuerwehr, Wasserleitung, Beleuchtungseinrichtungen, Blitz⸗ ableiter ꝛc. bei der Abstufung der Beiträge Rechnung zu tragen und so den großen Städten zu Beiträgen zu verhelfen, welche der in ihnen bestehenden Minderung der Brandgefahr kleineren Städten und dem platten Lande gegenüber entsprechen.

Wenn ich somit wohl die Hoffnung aussprechen darf, daß der Ent⸗ wurf der Satzungen im allgemeinen bei meinen verehrten Mitständen ungetheilten Beifall finden wird, so hat doch eine Bestimmung des Entwurfs, nämlich die Ausdehnung der Versicherung auf die beweg⸗ lichen Sachen, in der Presse wie in einzelnen Vertretungen von Städten großen Widerstand hervorgerufen, dem auch durch Petitionen an den Provinzial⸗Landtag Ausdruck gegeben ist. Ich kann versichern, daß der 27. Provinzial⸗Landtag, wie dies bei seinen Vorgängern stets Ge⸗ brauch war, diese Frage, die ganz unabhängig von der Aenderung der Satzungen an sich beantwortet werden kann, mit eingehender Sorg⸗ falt und in ruhiger, rein sachlicher Erwägung prüfen wird, und bin überzeugt, daß er mit Gottes Hilfe zu einem Beschluß kommen wird, der unserer Heimath und den Bewohnern derselben zum Segen gereichen wird. 8 t Der Bericht unseres Herrn Landeshauptmanns beweist uns, daß nicht nur die Verwaltung sparsam, sachgemäß und erfolgreich geleitet wird, sondern daß auch unsere Anstalten sich immer geFechkie n ent⸗ wickeln, dabei verhältnißmäßig weniger Kosten erfordern, doch ihrem Zwecke dienen und zum Wohle der Armen und Schwachen beitragen. Der Landesverwaltung, vor allem dem Chef derselben, ebenso wie dem Provinzial⸗Ausschuß ist das Land dafür den aufrichtigsten Dank schuldig und ich halte es für eine ehrenvolle Pflicht meiner Stellung, mich zum Dolmetscher dieses Gefühl zu machen.

Eurer Excellenz Zusicherung, uns bei unseren Arbeiten fördernd zur Seite zu stehen, läßt uns dieselben mit der freudigen Hoffnung auf Gelingen beginnen. Daran knüpfe ich aber die Bitte an meine ver⸗ ehrten Mitstände, daß sie mich, wie bisher, unterstützen und meine Leitung mit Nachsicht begleiten. 1 Wenn sich so alle unsere Kräfte in Eintracht zu gemeinsamem Schaffen vereinigen, so wird Gott der Herr seinen Segen dazu geben. In dieser Zuversicht lassen Sie uns an unsere Arbeit herantreten, nachdem wir zuvor dem Gefühle der Treue und Ehrfurcht zu unserm Kaiser, Könige und Herrn Ausdruck geben, indem wir rufen: Seine Majestät der Kaiser und König Wilhelm II. lebe hoch!

Die Versammlung stimmte in das von dem Marschall ausgebrachte Hoch begeistert ein.

Der Königliche Commissarius wurde hierauf durch die Deputation zurückbegleitet, und es wurden sodann die Ver⸗ handlungen der diesmaligen Session eröffne

Bayern. München, 23. April. Der hiesige italienische Gesandte Chev. Cova ist von seinem mehrmonatigen Urlaub zurück⸗ gekehrt und hat die Leitung der Geschäfte wieder übernommen.

Württemberg. Stuttgart, 23. April. Seine Majestät der König empfing gestern Nachmittag den belgischen Gesandten Baron von Greindl und den persischen Gesandten Mirza⸗Rheza Khan behufs Ueberreichung ihrer Beglaubigungsschreiben in Audienz. Beide hatten unmittelbar darauf die Ehre, auch

Hessen. April. Der Prinz und die Prin⸗ Battenberg sind, wie die „Darmst. 8 . 7„ 2. hier wieder eingetroffen.

Darmstadt, 23. zessin Ludwig von Bo Ztg.“ meldet, gestern von Coburg

Mecklenburg⸗Schwerin.

Schwerin, 24. April. Die öffentliche Aufbahrung weiland Ihrer Königlichen Hoheit der Groß⸗ herzogin Alexandrine findet morgen und übermorgen statt. Am Mittwoch Nachmittag 21 ½ Uhr erfolgt die feierliche Beisetzung. Es werden dazu nach den „Meckl. Nachr.“ hier eintreffen: Seine Majestät der Kaiser, ferner Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst und die Großfürstin Wladimir von Rußland, Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklen⸗ burg⸗Strelitz, Seine Hoheit der Herzog von Sachsen⸗ Altenburg und Ihre Königliche Hoheit die Herzogin von Mecklenburg⸗Schwerin.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 23. April. Ihre Hoheit die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin hat sich, wie die „Th. C.“ meldet, gestern von der Wartburg nach Schwerin begeben. Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 23. April. Bei den in diesem Jahre zu vollziehenden Landtagsneu wahlen finden die allgemeinen Wahlen am 21. Mai, die Wahlen der Höchstbesteuerten am 25. Mai statt. Deutsche Colonien. Bei der Ausführungscommission des Deutschen Anti⸗ stlaverei⸗Comités ist am 22. April von Bagamoyo ein Telegramm eingelaufen, laut welchem Nachrichten an die Küste gelangt sind, daß Oscar Baumann, welcher am 15. Ja⸗ nuar von Tanga aufgebrochen ist, mit seiner Expedition den Victoria⸗Nyansa bereits wohlbehalten erreicht haben soll.

Oesterreich⸗Ungarn.

Das Radetzky⸗Denkmal in Anwesenheit des Kaisers, reichischen Herrscherhauses, der in Wien anwesen⸗ den Fürstlichkeiten und zahlreicher Würdenträger vom Militär und Civil aus der ganzen Monarchie feier⸗ lichst enthüllt worden. Eine nach vielen Tausenden zählende Volksmenge wohnte der Feier bei. Der Kaiser wurde bei seiner Ankunft mit jubelnden Hochrufen begrüßt. Auf die Ansprache des Erzherzogs Albrecht erwiderte der Kaiser: das Standbild des Feldmarschalls Radetzky

der Mitglieder des öster⸗

ist gestern Mittag in Wien

Vertrauen in ihre vereinte Kraft, Tugenden seien, welche Radetzky und seine Streiter stark gemacht hätten zum Wohle des Vater⸗ landes und des vom Vaterland unzertrennlichen Kaiserhauses. Nach Besichtigung der spalierbildenden Veteranen aus den Felüsügen von 1848/49 und dem Vorübermarsch der zur Theilnahme an der Feier befohlenen Truppen kehrte der Kaiser unter brausenden Hochrufen des Publikums in die Hofburg zurück, wo ein Empfang stattfand, dem die in Wien anwesenden Erzherzoge, der Großherzog und der Erb⸗ großherzog von Luxemburg, Prinz Wilhelm von Württemberg, Prinz Philipp von Sachsen⸗Coburg⸗ Gotha, sämmtliche österreichischen Minister, die Generalitäͤt, die Mitglieder des Comités für das Radetzky⸗Denkmal und die Militär⸗Attachées beiwohnten. Der Kaiser verweilte während zweier Stunden in den Empfangsräumen. Am Abend war eine Festvorstellung im Opernhause, der der Kaiser, die oben genannten Fürslichkeiten sowie hohe Würdenträger der österreichischeungarischen Monarchie beiwohnten. Die Logen und das Parquet waren von der Generalität, das Parterre von Offizieren besetzt. Beim Erscheinen des Kaisers wurde Allerhöchst⸗ demselben ein dreimaliges begeistertes Hoch gebracht. Ein Prolog eröffnete die Festvorstellung; dann folgte die Darstellung von „Wallenstein's Lager“ und ein Festspiel...

Der Kaiser hat die Auszeichnung aller derjenigen Offiziere mit der Militär⸗Verdienstmedaille genehmigt, denen in den Feldzügen von 1848 und 1849 von dem Feldmarschall Radetzky in Armee⸗ befehlen eine lobende Anerkennung ausgesprochen wurde. Wie die „Budapester Correspondenz“ meldet, wurden die Conferenzen des österreichischen und ungarischen Finanz⸗Ministers in Wien am Sonnabend beendigt und ergaben eine vollständige Einigung über den Tert sämmtlicher Gesetze zur Durchführung der Valuta⸗ regulirung. Die Vorlagen werden den Parlamenten in der ersten Hälfte des Mai zugehen. Als Aequivalent des Goldguldens wird bei den Zollzahlungen ein neunzehnprocentiges Agio fest⸗ gesetzt. Die Goldbeschaffungen sollen auf drei Jahre vertheilt werden, die Baarzahlungen demnach, wie man der „Presse“ meldet, am 1. Januar 1896 aufgenommen werden. Im Laufe dieser Woche sind übrigens noch formale Verhandlungen zwischen den beiden Ministern zu erwarten.

Obschon die weiteren Verhandlungen über den Aus⸗ gleich in Böhmen durch die Commission des böhmischen Landtags vertagt worden sind, so zeigt doch eine vorgestern in der „Wien. Ztg.“ veröffentlichte Verordnung des Justiz⸗Mi⸗ nisters über die Errichtung eines Bezirksgerichts in dem Marktflecken Weckelsdorf, daß die Regierung an den Zielen des Ausgleichs festhält. Bei den Czechen hat diese Schaffung eines national abgegrenzten deutschen Gerichts⸗ sprengels große Entrüstung hervorgerufen. „Hlas Naroda“ behaupten, durch die Verordnung habe sich die Regierung von dem Ausgleich losgesagt; der Landtag habe das erforderliche Gutachten über Weckelsdorf nicht abgegeben und werde sein Recht wahren. „Narodni Listy“ sagen, die Regierung habe dem böhmischen Volk den Krieg erklärt, sie beseitige den letzter Rest des Bewußtseins, daß in Oesterreich irgendwie Recht herrsche. Andererseits begrüßen die Parteiblätter der deutschen Linken diese Action der Regierung mit großer Genugthuung, weil sie darin einen Beweis dafür erblicken, daß die Regierung trotz der bekannten Haltung des böhmischen Landtags die nationale Abgrenzung der Gerichtsbezirke zum mindesten in einem bestimmten Falle in Angriff genommen und damit ihr Festhalten am Ausgleiche unzweifelhaft dargethan habe.

Im ungarischen U. nterhause unterbreitete am Sonn⸗ abend der Minister⸗Präsident Graf Szäpäry in Vertretung des erkrankten Handels⸗Ministers von Baroß dem Hause einen Gesetzentwurf über die Unfallversicherung der Arbeiter und die Anstellung von Fabrikinspectoren, sowie einen Gesetzentwurf über den Ausbau der Eisenbahnlinie Marmaros⸗Szigeth bis zur Landesgrenze. Der Abg. Pazmandy kündigte eine Interpellation an über die officielle Betheiligung der Re⸗ gierung und des Parlaments an der Enthüllung des Dent⸗ mals für Feldmarschall Radetzky. Der Minister⸗Präsident wies die Interpellation zurück, indem er auf das rein mili⸗ tärische Wirken Radetzky’ s hinwies und sein gegenüber Ungarn stets bethätigtes Wohlwollen hervorhob; an der Ent⸗ hüllung des Denkmals für Deak hätten ebenfalls der österreichische Minister⸗ Präsident und der Präsident des österreichischen Herrenhauses theilgenommen; das ungarische Abgeordnetenhaus sei⸗ nicht eingeladen, sondern nur von dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses zur Theilnahme an der Gedächtnißfeier für Radetzky aufgefordert worden. (Beifall rechts, Lärm links.) Die Antwort des Minister⸗Prä⸗ sidenten wurde mit überwiegender Majorität zur Kenntniß genommen. G

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Großbritannien und Irland. 8 Die englischen und schottischen Frauenvereine haben nun ihrerseits zu der (in Nr. 95 d. Zl. er⸗ wähnten) Brochüre Gladstone's und der Frauen⸗ stimmrechts⸗Bill Sir Albert Rollitt's Stellung ge⸗ nommen. 160 Zweigvereine der „Liberalen Association der Frauen“ haben, wie die „A. C.“ aus London meldet, eine Denkschrift unterzeichnet, in welcher es heißt: Sie erkennten freilich an, daß die Homerule⸗Frage und die Entstaatlichung der Kirche bei den nächsten Parlamentswahlen die eni⸗ scheidende Rolle spielen müßten, hofften aber dennoch, die Parlaments⸗Abgeordneten würden durch ihre Abstimmung wenigstens zeigen, daß sie gewillt seien, das Wahlrecht der Frauen in nicht ferner Zeit zum Gesetz zu erheben. Einen ähnlichen Beschluß nahm der liberale Bund schottischer Frauen 8 welcher am Donnerstag in Glasgow unter dem Vorsitz der Gräfin von Aberdeen tagte. 3 Frankreich. Ueber die Veraulassung zu den in den letzten genommenen Massenverhaftungen von Anarchi in amtlicher Weise bisher noch nichts bekannt gemacht doch wird allgemein angenommen, daß man es nur mit Vorbeugungsmaßregel zu thun habe und der Regierung 8 richten zugegangen seien, denen zufolge die Anarchisten neue 9 brechen planten. Weitere Verhaftungen sind nicht vorgekommee In Lyon wurden am Sonnabend noch bei mehreren Anarchistee Haussuchungen vorgenommen. Ein deutscher Anarchist wude daselbst ausgewiesen. Wie es heißt, sollen überhaupt gagen fremden Anarchisten strenge Maßregeln ergriffen Ferben b- zahlreiche Ausweisungen in Aussicht stehen. Wie 88 fteten aus Paris von heute meldet, sind die dort derhgh g Anarchisten infolge der sie belastenden Thatsachen, welch Untersuchung ergeben hat, in Mazas internirt worden. scher In den letzten Tagen sind seitens einzelner franßetnder

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werde fernen Geschlechtern verkünden, daß Treue, Hingebung,

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Standhaftigkeit und Thatendrang, getragen von unerschütterlichem

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Bischöfe abermals Kundgebungen. erfolgt. .

Erzbischof von Aix einen gestern in den Kirchen verlesenen Hirtenbrief über die Municipalwahlen erlassen. Es wird darin die rückhaltlose Zustimmung zu der Kundgebung des Erzbischofs von Avignon ausgesprochen und unter Hinweis auf Stellen aus dem Wahlkatechismus zu Wahlen in entschieden religiösem Sinne aufgefordert. Auch der Hirtenbrief des Bischofs von Mende, um dessentwillen dieser wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt vor den Staatsrath gestellt worden ist, kam AFherg in allen Kirchen der Diözese zur Verlesung,. Der Bischof von Nancy hat sich gegen die vom „Salut Public“ in Lnon gebrachte Behauptung, daß er der republikanischen Regierung aufrichtig ergeben sei, verwahrt, indem er dem „Fr. C.“ zufolge erklärt hat: „Ich bin immer der bestehenden Regierung unterthan gewesen, wie es Lehre und Ueberlieferungen der Kirche gebieten; ich bin kein Feind der republikanischen Staatsform, sondern jeder Regierung dankbar, die den Katholiken Recht und Freiheit gewährt. Aber ich habe nie der republikanischen Lehre, noch der republi⸗ kanischen oder einer andern Partei, noch dem Trinkspruche des Cardinals Lavigerie, noch der Republik zugestimmt. Ich wollte stets der Bischof Aller sein.“

Aus Dahomey liegen neuere Nachrichten nicht vor. Die aus katholischen Missionskreisen verbreitete Mittheilung, der König von Dahomey habe vier Missionare und fünf Nonnen gefangen genommen und fortgeschleppt, wird dem „W. T. B.“ zufolge in unterrichteten Kreisen be⸗ zweifelt. Wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, haben die Commandeure aller Marine⸗Infanterie⸗Regi⸗ menter und der Artillerie⸗Regimenter Befehl erhalten, aus den ihnen unterstellten Truppentheilen Freiwillige, Unter⸗ offiziere und Gemeine, auszuheben, die geneigt sind, nach Dahomey zu gehen. In Toulon wird ein Transportschiff in Bereitschaft gesetzt, das die für Dahomey bestimmten Abthei⸗ lungen der Fremdenlegion in Oran abholen soll. Das am 25. d. M. von Marseille nach West-⸗Afrika abgehende Postschiff nimmt das Lagergeräth für die Truppen in Dahomey mit. Nach der „Liberte“ wird sich die Colitik der Regierung augenblicklich auf eine kräftige Defensive beschränken, doch bereite der Generalstab einen Marsch auf die Hauptstadt Abome vor, wenn der König sich nicht zur Innehaltung strenger Bedingungen Frankreich gegen⸗ über verpflichten sollte. Die für das Vorgehen nothwendigen Streitkräfte sollen aber sofort nach dem Golf von Benin ab⸗ gehen. 3

Ein Erlaß des Kriegs⸗Ministers über die Formation eines militärischen Velocipedisten⸗Corps und ein für dasselbe bestimmtes provisorisches Reglement ist gestern amtlich veröffentlicht worden. Das Velocipedisten⸗Corps wird 3100 Mann umfassen, die auf die verschiedenen Generalstäbe und Truppenkörper vertheilt und vorläufig mit Cavallerie⸗Carabinern, später mit Revolvern ausgerüstet werden sollen. Die Ver⸗ wendung des Corps soll im allgemeinen auf den Ordonnanz⸗ dienst beschränkt bleiben.

Bei den gestern in den Departements Coôte d'Or, Orne und Seine Inférieure vorgenommenen Wahlen zum Senat wurden drei Republikaner gewählt, darunter der hemalige Minister Spuller.

Rußland und Polen. Der Kaiser ist, wie dem „W. T. B.“ gemeldet wird am Sonnabend auf einige Zeit von Gatschina nach St.

Petersburg übersiedelt und bewohnt dort zum ersten Male während seiner Regierung das Winterpalais.

Die Besserung in dem Befinden des Ministers des Aus⸗ wärtigen von Giers dauert an.

Der Finanz⸗Minister Wyschnegradsky wird nach den bis jetzt getroffenen Dispositionen bis zum 30. Mai in der Krim verweilen und sich alsdann zum Besuche seines Schwieger⸗ sohns nach Stockholm begeben. Nach der Rückkehr von Stockholm beabsichtigt der Minister, auf seinem Gute Torbino bei St. Petersburg bis Ende August Aufenthalt zu nehmen und sich dann wieder seinen Amtsgeschäften zu widmen.

1 Im Justiz⸗Ministerium ist eine Commission zur Ausarbeitung neuer Gesetzesbestimmungen über das Erb⸗ recht eingesetzt worden, durch welche die weiblichen Erben bei Erbtheilungen gegenüber den männlichen Erben weniger ungünstig als bisher gestellt werden sollen. 3

Der Kriegs⸗Minister hat angeordnet, daß die Krons⸗ flotille auf dem Amu⸗Darja um einen Dampfer und mehrere -11“ ee werden soll.

2 er vierte internationale Eisenbahncongreß hes nach den bisherigen Bestimmungen in der eeiten Zälfte es Monats August in St. Petersburg zusammentreten.

X“ Italien.

die Unterfeiehtaüng des Uet hah⸗ et. E1

I11“ g des Uebereinkommens wegen Uebernahme der Zündholzfabrikation in staatliche Regie bereits gestern erfolgen sollte. Diese Meldung wird 8 d r „Agenzia Stefani“ als verfrüht bezeichnet mit dem Zus die Verhandlungen über die Verstaatlichung der Fünbhos⸗ fabrikation seien noch nicht zum völligen Abschluß und die Unterzeichnung des Abkommens sei daher erst in einigen Tagen zu erwarten. 8 8 Die internationale Conferenz der Vereine vom Rothen Kreuz in Rom stimmte in ihrer am Sonnabend abgehaltenen Sitzung einer von dem internationalen Comité beantragten Tagesordnung zu, welche Maßregeln zur Verhinde⸗ rung der Mißbräuche mit dem Abzeichen des Rothen Kreuzes betrifft, und beschloß ferner, die nationalen Comités zum Studium derjenigen Mittel und Wege aufzufordern, die dazu

1 dienen könnten, nicht transportablen Verwundeten Aufenthalt

85 9 8 5 2. 4 und Verpflegung an gesunden Orten zu sichenr.

Spanien. inschiug Hugetcommission hat nunmehr den Vor⸗ . 121212 Finanzjahr festgestellt. Die Ein⸗ Feivänken nerd.. des Handels mit geringwerthigen

119 rin dem „W. T. B.“ zufolge a Millior bden dem „W. T. B.“ zufolge auf 8 auf eoleane h die Einnahmen aus der Zuschlags⸗ h der Zündholzst Erzeugnisse auf 2 Millionen, das Erträg⸗ 12 auf 4 Millionen und die Einnahmen

Millionen LES. Tabackmonopol⸗Gesellschaft auf hierdurch eine Nehrersknhsion d JEE“ 1 me von insgesa 5 bis 0 Millionen Pesetas erzielt werden werde 8 ö

3 Schwei 1““ F 2 g.⸗ . z · 11“ Zeituneneafffsches Talegramm aus Bellinzona erklärt die zeitung richt, daß die Führer der Anarchisten anfangs Mai

würden, für der Begründung entbehrend, mit dem Hinzufügen: in Lugano und Chiasso gebe es nur eine kaum nennens⸗ werthe Anzahl von Anarchisten, die sich überdies ruhig ver⸗ hielten und von den Behörden genau überwacht würden.

Türkei.

Der Erbprinz und die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen sind am Sonnabend in Konstantinopel eingetroffen. Ueber den Empfang wird dem W. T. B.* berichtet: Der Einführer des diplomatischen Corps Ibrahim Bey und General Achmed⸗Ali Pascha, welche den hohen Herr⸗ schaften auf Befehl des Sultans bis Adrianopel entgegen⸗ gereist waren, hatten sich auf dem dortigen Bahnhof zum Empfang eingefunden; außerdem waren der commandirende General des zweiten Armee⸗Corps, der Vali von Adrianopel und die Spitzen der dortigen militärischen Behörden erschienen. Auf dem Väßen hofe in Konstantinopel waren der Minister des Auswärtigen Said Pascha, der Oberst⸗Ceremonienmeister Munir Pascha, der deutsche Botschafter von Radowitz mit Gemahlin, das Personal der Botschaft, sowie die zum persönlichen Dienst des Erbprinzen commandirten Paschas, Freiherr von der Golz und Achmed⸗ Ali zum Empfang anwesend. Die hohen Herrschaften be⸗ gaben sich von dem Bahnhof in einem Hofwagen nach dem deutschen Botschaftspalast, woselbst sie Wohnung zu nehmen gedachten.

Nach einer am Sonnabend in Paris eingetroffenen Mel⸗ dung aus Konstantinopel ist der französische Vice⸗Konsul in Diarbekir auf der Reise nach seinem Amtssitz zwischen Alexandrette und Aleppo durch Räuber angegriffen worden. Ein ihn begleitender Zaptieh wurde verwundet, während der Vice⸗Konsul unverletzt nach Aleppo gelangte. Der französische Botschafter in Konstantinopel hat der Pforte von dem Vorfall sofort Anzeige gemacht. Die Ver⸗ folgung der Räuber ist bereits im Gange.

Bulgarien. b 2

In Rustschuk hat die Polizei, wie die „Agence ie“ meldet, am vergangenen Freitag in der Wohnung eines Ar⸗ meniers vierzehn mit Explosivstoffen und Eisenstücken safüanlte Bomben entdeckt. Es sind infolge dessen etwa ünfzehn Personen verhaftet worden. Außer in Rustschuk und anderen Donaustädten wurden auch in Varna Haus⸗ suchungen vorgenommen. Der Armenier, bei dem die Bomben gefunden wurden, ist verhaftet; er hat, wie er⸗ mittelt ist, mit zwei bulgarischen Emigranten Beziehungen unterhalten. Die Untersuchung soll, soweit bis jetzt verlautet, ergeben haben, daß ein Theil der Bomben in Konstantinopel zu einem Attentat gegen den Sultan, der andere Theil aber zu dem gleichen Zwecke gegen den Prinzen Ferdi⸗ nand verwendet werden sollte. 1I1““

Montenegro. M“ . Die türkisch⸗montenegrinische Commission für die Beruhigung des Grenzgebiets hat ihre Verhand⸗ lungen mit der Unterzeichnung eines Protokolls geschlossen, in welchem constatirt wird, daß bei dem letzten aus einem Miß⸗ verständniß hervorgegangenen Conflicte (bei einem nahe der Grenze stattgehabten Hochzeitszuge hatten sich Albanesen und Montenegriner gegenseitig beschossen. Siehe Nr. 60 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ vom 9. März), weder auf Seiten der Albanesen noch auf Seiten der Montenegriner irgendwelche Absichtlichkeit obgewaltet habe. 8 Amerika.

Präsident Harrison wird dem „R. B.“ zufolge am 27. April im Riverside-Park zu New⸗York den Grund⸗ stein zu dem Mausoleum legen, in welchem die Gebeine des verstorbenen Generals Grant fortan ruhen sollen. Die meisten Minister werden bei der Feierlichkeit mit zugegen sein. Der Bundes⸗Senat in Washington hat am 22. d. M. einen Beschluß angenommen, durch welchen der König von Spanien und dessen Mutter, die Königin Regentin sowie die Nachkommen des Christoph Columbus ein⸗ geladen werden, die Weltausstellung von Chicago als Gäste der Vereinigten Staaten zu besuchen. 8

In dem Bürgerkrieg in Venezuela hat nach dem letzten darüber eingelaufenen Telegramm (vgl. Nr. 97 d. Bl.) die Regierung des Präsidenten Andueza Palacio die Oberhand behalten und der Friede soll bereits wiederhergestellt sein. Ueber die Veranlassung zu den Unruhen und den Ver⸗ lauf des Krieges entnehmen wir der „Köln. Ztg.“ folgende Mittheilungen: Der Streit dreht sich um eine grundsätzliche Aenderung der Ver⸗ fassung von 1881, die laut einem von den Kammern der neun Staaten und den Gemeinderäthen abgegebenen Referendum sofort, und zwar vor der Wahl des neuen Präsidenten in Kraft treten⸗ soll. Palacio und seine Anhänger, die „Continuisten“, wollen dieses Referendum ausführen und bis zur Neuwahl des Präsidenten durch das Volk Palacio im Amt erhalten. Die Opposition dagegen, die in dem bis jetzt gültigen Congreß die Mehrheit zu haben scheint, verlangt die „sofortige Vornahme der Wahl des aus den 17 Mitgliedern des Bundesraths nach dem isherigen Verfahren. Um das zu verhindern, haben die Continuisten die Eröffnung des Congresses, der jene Bundesraths⸗Mitglieder er⸗ nannte, dadurch unmöglich gemacht, daß sie nicht erschienen; denn nach der Verfassung müssen mindestens zwei Drittel der Abgeord⸗ neten zugegen sein, damit die Verhandlungen beginnen können. Infolgedessen und gestützt auf einen Beschluß des obersten Gerichts⸗ hofes, der die Fortdauer der Präsidentschaft Palacio's für gesetz⸗ erklärte, erließen 46 (von 150) Congreßmitgliedern einen Aufruf, worin sie zum Bürgerkriege aufforderten und Palacio für dh.e aen Vaterland erklärten. Nun begannen die ge⸗ blicklich igen Verfolgungen der politischen Gegner durch die augen⸗ blicklichen Machthaber, und bald stand der frühere Präsident und jetzige Candidat für die Präsidentschaft General Crespo mit noth⸗ dars. freüftnebe Schaaren Aufständischer gegen die Regierungs⸗ 8 küan Crespo hatte sich zunächst von der Hauptstadt Z Sb gewandt, hier in der großen Ebene von Guarico wese S-. 11 ohne sonderliche Mühe von den Regierungs⸗ vehe er en Generalen Casanas, Tirado, Polanco und Ca⸗

ge treut worden zu sein. Von dort pflanzte sich der Krieg nach Westen und Nordwesten, nach den Staaten Los Andes, Za⸗ mora, Larn und Carabobo fort. Der Präsident von Zamora schloß 8 den Aufständischen an, und aus dem Hauptquartier des D ber⸗ efehlshabers der Regierungstruppen Casasias wurde General Polanco gegen sie abgesandt. In Eilmärschen bewegte dieser sich westwärts 9 schlug die Aufständischen am 7. April zwischen Araure und Acarigua, jedoch gelang es dem aufständischen General Manzano nach Norden durchzubrechen. Von dort soll er sich ostwärts gewandt haben, um die Vereinigung mit Crespo zu versuchen. Amtliche Telegramme berichten ferner noch von zwei siegreichen Schlachten in den Anden, durch welche die Ruhe wiederhergestellt sein soll; aber die Namen sind, wenn sie nicht ganz erfunden sind, so verstümmelt überliefert, daß sie keinen Anhalt zur Klärung der Sachlage bieten. Uebrigens geben auch die amtlichen Berichte zu, daß im Staate Carabobo noch gegen Guerrillabanden

ine internati Fer 1 rnationale Versammlung im Kanton Tessin veranstalten

1“

gekämpft werde, und darauf mag sich ein Telegramm des „New⸗York

Herald⸗ beziehen, das behauptet, die Regierungstruppen seien

einem Angriff auf El Palito, einen . Regiermngetczpen sae ne am 14. April zurückgeschlagen worden. Auch ein Zwischenfall, der möglicherweise zu Verwickelungen mit Frankreich führen wird, ist aus diesem Bürgerkriege zu verzeichnen. Von dem Fort Libertador bei Puerto Cabello aus ist nämlich am 13. d. M. auf den in den Hafen einlaufenden französischen Dampfer „Canada“ gefeuert worden. Es sollen im ganzen 15 Schüsse abgegeben worden sein, deren einer den Schlot durchbohrte, während ein anderer in die Kajüte des Capitäns einschlug. Die Besatzung des Forts verwechselte offenbar das französische Schiff mit einem aufständischen Schiff, auf das man seit einiger Zeit fahndete. Nach englischen Meldungen haben die Behörden von Puerto Cabello sich sofort wegen des Mißverständ nisses entschuldigt; der „New⸗York Herald“ dagegen theilt mit, man 8 Föenugthuung und die Angelegenheit sei bereits e anzösischen Vertreter in Caräcas z iter is

1—1 in Caräcas zur weiteren diplomatischen

.“ Asien. Die indische Regierung hat nach einem Reuter schen Telegramm aus Simla vom 22. d. M. eine amtliche Bekannt⸗ machung erlassen, laut welcher den Eingeborenen fortan die Berechtigung zur Bekleidung der Aemter eines Richters eines Magistrats⸗, eines Unter⸗Staatssecretärs und anderer hoher Staatsstellen ertheilt wird. 15 solcher Posten sollen in Madras, 18 in Bombay, 20 in Bengalen, 21 in den nord⸗ westlichen Provinzen und 12 im Punjab den Eingeborenen angeboten werden. Die ausgesetzten Gehälter reichen von

500 Pfd. Sterl. aufwärts bis zu 2000 Pfd. Sterl.

N 7

Nr. 17 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar⸗ beiten, vom 23. April, hat folgenden Inhalt: Das Reiser⸗Spital in Mengen (Württemberg). Neue Formeln für die Abflußmengen bei vollkommenen Ueberfallwehren. Erfahrungen über den Locomotiv⸗ bau. Aufnahme der Kunstdenkmäler Ostpreußens. Vermischtes: Die Preisbewerbung für Zimmer⸗Kochöfen in Arbeiterwohnungen. Preisaufgabe des Vereins für Eisenbahnkunde in Berlin. Au zeichnung. Technische Hochschule in Berlin. Neue Tonhalle in Zürich. Uebelriechende Schornsteine. Weichenzungen⸗Verschluß. Rechtsprechung über einen Brandschaden durch Locomotivfunken.— Schutzbrille für Arbeiter. Besuch der rechnischen Hochschulen des

24 ]p Deutschen Reichs.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

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Dceer von einer Hotel⸗Actiengesellschaft zur Leitung ihres Hotels und des ganzen damit zusammenhängenden Gewerbe etriebes ange⸗ stellte Hotel⸗Director ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts I. Civilsenats, vom 23. Januar 1892, Handlungsgehilfe im Sinne des Handelsgesetzbuchs, und er kann gemäß Art. 62 des Han⸗ delsgesetzbuchs aus wichtigen Gründen innerhalb der Vertragsdauer entlassen werden.

Nach § 330 II., 1 des Preuß. Allg. Landrechts können die Erben des unschuldigen Ehegatten eine Abfindung aus dem Vermögen des Schuldigen nur alsdann fordern, wenn dieeselbe dem Erblasser bei seinem Leben bereits zuerkannt war, und das Urtel, vor oder nach seinem Tode, rechtskräftig oder in den folgenden Instanzen bestätigt wird. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, IV. Civilsenat, durch Urtheil vom 18. Januar 1892 ausgesprochen, daß die in dem Scheidungsprozeß erlassene Entscheidung über die Schuldfrage ausreicht, um den Erben des unschuldigen Theils zur weiteren Geltendmachung der diesem gesetzlich gebührenden Abfindung zu berechtigen.

Kunst und Wissenschaft.

Der Besuch der technischen Hochschulen des Deutschen Reichs betrug, wie wir dem „Centr.⸗Bl. d. Bauv.“ entnehmen, im Winter⸗Halbjahr 1891/92 insgesammt 4883 Studirende (gegen 3567 im Winter⸗Halbjahr 1890/91), 1029 (1273) Hospitanten und 198 (522) Hörer, im ganzen also 6110 (5362) Besucher, welche sich auf die einzelnen Anstalten folgendermaßen vertheilen: Aachen 222 (gegen 197 im Winter⸗Halbjahr 1890/91), Berlin 1886 (1840), Braun⸗ schweig 284 (273), Darmstadt 414 (316), Dresden 389 (403), Han⸗ nover 589 (580), Karlsruhe 659 (585), München 1007 (882) und Stuttgart 660 (486).

Die Deutsche Shakespeare⸗Gesellschaft trat am 23. April in Weimar unter dem Vorsitz ihres Präsidenten, des Geheimen Raths Oechelhäuser zu ihrer zusammen. Die Gesellschaft hat in den letzten Monaten zwei ihrer bedeutendsten Mitglieder, die Herren Gisbert von Vincke (Freiburg) und Friedrich von Bodenstedt (Wiesbaden) durch den Tod verloren. Geheimer Rath Oechelhäuser widmete ihnen in dem der Generalver⸗ sammlung erstatteten Jahresbericht einen herzlichen Nachruf. Die Zahl der Mitglieder hat im verflossenen Jahr die bisher nicht erlangte Höhe von 237 erreicht; dazu kommen 12 Ehrenmitglieder. Auch Seine Majestät der Kaiser Wilhelm sowie Ihre König⸗ lichen Hoheiten der Prinz⸗Regent von Bayern und der Großherzog von Baden befinden sich unter den Neueingetretenen. Die Einnahmen der Gesellschaft haben sich durch die Steigerung in der Zahl der Mit⸗ glieder wie durch den Verkauf des Jahrbuchs sehr gehoben, sodaß die finanzielle Lage als recht günstig bezeichnet werden darf. Vom Jahrbuch ist der neueste Band soeben fertig gestellt. Die Bibliothek, wohl die reichhaltigste ihrer Art auf dem Continent, ist auch im verflosse⸗ nen Jahre in angemessener Weise erweitert worden. Nach Beendigung des Jahresberichts hielt Professor Dr. Kluge (Jena) den Festvortrag in dem er über die Sprache Shakespeare's in ebenso geistvoller wie anziehender Weise sprach. Von den Beschlüssen der Versammlung die durch die Gegenwart Ihrer Königlichen Hoheiten der Gr oß⸗ herzogin und der Erbgroßherzogin von Sachsen⸗Weimar ausgezeichnet war, ist noch hervorzuheben, daß an Stelle des ver⸗ storbenen Herrn von Vincke General⸗Intendant von Perfall⸗München in den Vorstand und Weimar zum nächsten Versammlun gsort wieder⸗ gewählt wurde. Zu Ehren des Tages wurde am Abend im Hof⸗ theater „Othello“ gegeben.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Abspe Maßregeln. shern.

Verbreitung von Thierseuchen “M 8 im März 1892. (Nach amtlichen Mittheilungen; für Preußen und Braunschweig nur für Maul⸗ 11““ Brahea. Wegen Rotz (Wurm) standen Ende März Pferde unter Sperre bez. Beobachtung in je 1 Gehöft in Dresden, in der Amtshaupt⸗ mannschaft Meißen, in den Ober⸗Amtsbezirken Böblingen Heilbronn, Ludwigsburg, Neckarsulm, Horb, Nagold, Rottweil * seresheim, Ravensburg, in dem Amtsbezirk Müllheim, in den Kreisen Dessau, Zabern, in 2 Gehöften im Bezirk Neuburg a. D. * Die Maul⸗ und Klauenseuche war fast über das ganze Reich verbreitet. In Preußen hat sie besonders in den Regierungs⸗ 4+ ote am, Posen, Bromberg, Breslau, Liegnitz, Erfurt, Hildesheim, Münster, Arnsberg, Cassel, Wiesbaden zu⸗, in 7 Be⸗

zirken abgenommen, in 2 Bezirken (Gumbinnen, Köslin) sich nicht gezeigt. In Sachsen, in den Thüringischen Staaten, den westlichen

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