Kalle weist ferner auch darauf hin, daß die Woh⸗ nung auch möglichst behaglich ausgestattet sein müsse, und räth den Arbeitgebern, durch geeignete Maßnahmen den jungen Haushaltungen die Beschaffung einer guten Aus⸗ stattung zu erleichtern und deren Instandhaltung zu fördern; neben anderen Mitteln dürfte sich die Gewährung von Prämien an die⸗ jenigen jungen Ehepaare empfehlen, welche aus selbsterspartem Gelde sich eine genügende Ausstattung beschaffen. Solche Prämien oder Ehrenpreise räth er, auch denjenigen Arbeiterfamilien zu gewähren, welche sich durch gute Instandhaltung ihrer Wohnung und ihres Mobiliars auszeichnen; auch eine Zusammenstellung von Muster⸗ ausstattungen in einer der von den Arbeitgebern erbauten Arbeiter⸗ wohnungen kann in dieser Beziehung förder ich sein.
In dem zweiten Referat erörterte Dr. Albrecht die Frage der Mitwirkung der Arbeitnehmer bei der Lösung der Wohnungsfrage. Namentlich in Großstädten kann es nicht Aufgabe des Arbeitgebers sein, Wohnungen für die Arbeiter, die so oft ihre Beschäftigung wechseln, zu bauen. Hier sorgt entweder ein Einzelunternehmer in speculativem Interesse für die Beschaffung kleiner Wohnungen oder eine Actiengesellschaft, ein gemeinnütziger Verein oder eine Organisation der Wohnungsbedürftigen selbst. Die E“ schaften der Arbeiter sind eins der wichtigsten Mittel zur Verbesserung der Wohnungsverhältnisse, sie haben ihr Vorbild in den englischen Building Societies. Diese sind Zwangssparkassen, die durch periodische Beiträge ihrer Mitglieder einen sammeln, aus welchem sie ihren Mitgliedern Darlehen zum Ankauf resp. Bau eines Hauses ge⸗ währen; eine starke Betheiligung haben sie indeß nicht und sie sind für den Bau von Arbeiterwohnungen nicht bedeutend gewesen. In Nord⸗Amerika giebt es etwa 3 bis 5000 solcher, auf ähnlichen Prin⸗ cipien begründeten Baugenossenschaften (Building and Loan Asso- ciations), die ein großer Hebel für die allgemeine Bauthätigkeit ge⸗ worden sind und das Bestreben zur Beschaffung eigener Heimstätten unterstützen. Die auf Grund des Genossenschaftsgesetzes (vom 4. Juli 1868) in Deutschland errichteten Baugenossenschaften haben indeß nichts Erhebliches geleistet, weil die Solidarhaft schreckte. Etwas besseren Erfolg hatten ähnliche Organisationen in Frankreich. Dagegen ist der erste erfolgreiche Versuch, der von Arbeiterkreisen aus⸗ ging, die Errichtung des Arbeiterbauvereins in Kopen⸗ hagen gewesen. Das Ziel der Gesellschaft, die seit 1865 besteht, war die Errichtung von Ein⸗ und Zweifamilienhäusern, die in das Eigenthum der Mitglieder übergehen sollten. Die Mitgliedschaft wird erworben durch Zahlung eines Eintrittsgeldes von 2 Kronen und Uebernahme der Verpflichtung, zehn Jahre lang einen wöchent⸗ lichen Beitrag von 0,35 Kronen zu zahlen. Für die Mitglieder⸗ beiträge und im Verhältniß dazu stehende Anleihen wird jährli eine Anzahl Häuser gebaut, die alsdann unter die Mitglieder verloost werden. Wer auf diese Weise ein Haus erwirbt, zahlt von da an 6 ½ % der Kostensumme, worin eine Amortisationsquote enthalten ist, die ihn in etwa zwanzig Jahren zum schuldenfreien Eigenthümer macht. Für die ersten zehn Jahre bleibt das erworbene Haus der Controle seitens der Gesellschaft unter⸗ worfen; von da an geht es in den rechtlichen Besitz des Erwerbers über mit der Einschränkung, daß es neunzig Jahre lang seiner ursprünglichen Bestimmung erhalten bleibt. Die Gesellschaft hatte im Jahre 1891 zwischen 16 000 und 17 000 Mil⸗ glieder, das Gesellschaftskapital belief sich auf 2 200 000 Kronen, der Reservefonds auf über 250 000 Kronen; im Bau vollendet waren 831 Häuser im Werth von 6,192 631 Kronen, von denen noch 3 850 000 Kronen abzuzahlen blieben; im Bau begriffen waren 22 Häuser; 372 Häuser befanden sich bereits im rechtlichen Besitz der Erwerber und davon waren 140 vollständig abbezahlt.) Die Häuser sind durchweg in Reihen gebaute Zweifamilienhäuser mit Wohnungen von zwei bis vier Räumen, mit Boden⸗ und Kellerraum, Hof und Garten. Aber die Gesellschaft hat ihren Charakter als Arbeiterassociation nicht be⸗ wahrt, da sich auch andere Klassen daran betheiligten. An diese Organisation hat sich der Flensburger Arbeiterbauverein als der erste in Deutschland angeschlossen, und erst im Jahre 1886 hat sich auf der⸗ selben Grundlage eine Baugenossenschaft in Berlin errichtet. Diese
baute Häuser zunächst in Adlershof bei Köpenick, dann in Lichterfelde, ferner in Hermsdorf, sodaß jetzt über 60 Häuser im Werthe von 730 000 ℳ erbaut sind; die Zahl der Mitglieder be⸗ trägt 800. Mit dem neuen Genossenschaftsgesetz vom 1. Mai 1889, welches die beschränkte Haftpflicht einführte, wird auf diesem Gebiete alsbald wohl noch mehr geleistet werden. Aber der Berliner Arbeiter zieht es meist vor, statt in Cottages in einem entfernten Vorort, in großen Miethskasernen in Berlin zu wohnen. Zudem kommen auch nur die bevorzugtesten Arbeiter zur Getakubg eigener Häuser. In Berlin wird die Wohnungsfrage vornehmlich dadurch zu lösen sein, daß man dem Arbeiter billigere und bessere Miethswohnungen zur Verfügung stellt. Auf dieser Grundlage haben sich neuerdings einige genossenschaftliche Verbände von Arbeitnehmern organisirt, z. B. die Baugenossenschaft „Eigenheim“’; die der Genossenschaft gehörenden Woh⸗ nungen können zu 150 ℳ jährlicher Miethe bezogen werden. Aehnliche Organisationen sind der Hannoversche, der Göttinger und der Berliner Spar⸗ und Bauvereinz ferner sind der Wohnungs⸗ und Consumverein evangelischer Arbeiter in Köln und die „Wohnungs⸗Heimstätte“ in Berlin⸗Charlottenburg zu er⸗ wähnen. Im ganzen sind freilich alle diese Anfänge gegenüber dem wachsenden Bedürfniß nur gering; Erfolg läßt sich erst versprechen, wenn gerade in Berlin und den großen Städten die Arbeitgeber die 1111“ Bestrebungen der Arbeiter unterstützen, theils durch Rath, theils durch Creditgewährung.
Den dritten Vortrag hielt Herr Chr. Nußbaum, Docent an der Technischen Hochschule in Hannover, über allgemeine Grund⸗ fätze für den Bau und die Einrichtung von Arbeiter⸗ wohnungen; als solche hob er hervor: Raum für ein genügendes Quantum Luft, Trockenheit, Wärmeregulirung und Einrichtungen, welche die Reinlichkeit der Wohnungen fördern.
An dieses Referat schloß sich ein Vortrag des Ober⸗ Bergraths Täglichsbeck über die Beförderung der Anfiedelung von Arbeitern der Staats „Berg⸗, Hütten⸗ und Salzwerke durch “ Bauvorschüssen und Bauprämien seitens es EEET11“ Für diesen Zweck hat die Bergver⸗ waltung in den letzten 25 Jahren 9 ½ Millionen Mark verausgabt, und zwar 3 ½ Millionen Mark zu Bauprämien und 6 Millionen
ark zu unverzinslichen Baudarlehen. Der Redner wies ziffermäßig nach, daß die Besorgniß, die Arbeiterhäuser könnten in andere Hände übergehen, sich nur in. sehr geringem Maße erfüllt hat; speciell in Saarbrücken sind im letzten Jahrzehnt alle Häuser in denselben Händen geblieben. 38 .
Weiter berichtete Capitän⸗Lieutenant Harms über die Arbeiter⸗ colonie, welche die Marineverwaltung in Friedrichsort angelegt hat und deren Anlegung durch die örtlichen Verhältnisse begründet war: es sind dort wegen der zahlreichen jugendlichen und unverheiratheten Arbeiter Familienwohnungen mit Einlogirerstuben geschaffen oder in Aussicht genommen worden; es sollen für die Summe von 642 000 ℳ im ganzen 240 Arbeiter untergebracht werden; iede Feanatlie 9 “ und sodann ist für alle ein gemeinsamer Garten angelegt. “ 8 Sng Schluß entwarf der Eisenbahn⸗Director Thiele ein Bild von der großartigen Arbeiter⸗Colonie Leinhausen, welche die Eisenbahnverwaltung bei Hannover angelegt hat.
Mit der Conferenz ist eine Ausstellung auf dem Gebiete der Arbeiter⸗Wohnungs⸗ und Arbeiter⸗Frholungsfrage verbunden, welche sich im großen Saale des Architektenhauses befindet und bis zum 1. Mai allgemein zuͤgänglich ist.
Deutschlands Roheisenproduction. Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher und Stahlindustrieller belief sich die Roheisen⸗ production des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat
anstaltenden Weltausstellung in Berlin mitzuarbeiten, in sympathischster
Gießereiroheisen 48 214 t. Die Production im März 1891 betrug 370 018 t, im Februar 1892 378 700 t. Vom 1. Januar bis 31. März 1892 wurden producirt 1 200 719 t gegen 1 050 033 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Weltausstellung in Berlin. Der Magistrat hat, wie wir der „Voss. Ztg.“ entnehmen, nun⸗ mehr seine Beschlußfassung wegen der Veranstaltung einer Welt⸗ ausstellung in Berlin der Stadtverordneten⸗Versammlung in einer Vorlage zur Genehmigung unterbreitet. Darin wird auf die hohe Bedeutung der Weltausstellungen für Handel, Industrie und Verkehr, sowie darauf hingewiesen, daß die seit der ersten Welt⸗ Ausstellung in London (1851) veranstalteten zehn Weltausstellungen sich einer stets zunehmenden Betheiligung der Industriellen und des besuchenden Publikums zu erfreuen hatten. Insbesondere die letzte Weltausstellung im Jahre 1889 in Paris habe durch ihren glänzenden Verlauf, durch den günstigen finanziellen Er⸗ folg, durch die außerordentlichen Vortheile, die sie der Stadt Paris brachte, und den überraschenden Aufschwung, welcher der französischen Ausfuhr zu theil wurde, gezeigt, daß Weltausstellungen wirthschaftlich wohlberechtigte Veranstaltungen seien, denen das Interesse der be⸗ theiligten Kreise gebühre. In die Erörterung der Zeit⸗ und Platz⸗ frage, sowie der finanziellen Betheiligung der Stadtverwaltung der Bildung von Ausschüssen und dergleichen jetzt schon einzutreten, wäre verfrüht, da die Reichsregierung zu dem Project noch nicht Stellung genommen habe. Bei dem gegenwärtigen, Stand der Sache sei es zunächst Aufgabe der Gemeindebehörden, dem Deutschen Handelstage, der mit dem entsprechenden Antrag an sie herangetreten, und der als ein Gesammtvertreter der deutschen Industrie in hervorragender Weise berufen sei, an der Verwirklichung einer im Interesse der deutschen Industrie zu ver⸗
Weise die Befriedigung der Gemeindebehörde mit seinem Beschluß mitzutheilen. Im weiteren Verlaufe der Angelegenheit werde die Vertretung der Stadt berufen sein, in Gemeinschaft mit der Reichs⸗ regierung und den Vertretern der Industrie an ihrer Ausführung mit⸗ zuarbeiten und sich auch den finanziellen Opfern nicht zu entziehen, die das für die Stadt in so hervorragendem Maße nützliche Unter⸗ nehmen von ihr erheische.
Weltausstellung in Chicago. Im Reichstagsgebäude ist heute Vormittag um 11 Uhr unter dem Vorsitz des Geheimen Regierungs⸗Raths Wermuth die Com⸗
mission für die Chicagoer Weltausstellung zusammengetreten. Er⸗
schienen sind zu den Berathungen 65 Herren aus allen Theilen Deutschlands. “
Zur Arbeiterbewegung.
Ueber die socialdemokratische Bewegung in Elsaß⸗-Lothringen wird der „Mgdb. Ztg.“ unter dem 20. d. M. geschrieben: 1 .“ In der socialdemokratischen Bewegung im Reichslande scheint neuerdings ein Stillstand eingetreten zu sein. Als Ursache davon ist hauptsächlich auf den Mißerfolg bei den letztlährigen Gemeinderat hs⸗ wahlen hinzuweisen, auf die die Socialdemokraten nach den letzten Reichstagswahlen so große Hoffnungen gesetzt hatten. Es entspricht dies ganz dem praktischen Sinne der Bevölke⸗ rung, die sich hütet, bei den Gemeinderathswahlen, bei denen es sich um das Gemeindevermögen handelt, für socialdemokratische Candidaten zu stimmen. Von dem unerwarteten Schlage, daß kein einziger ausgesprochener. Socialdemokrat in die Gemeindevertretung gewaͤhlt worden ist, hat sich die Partei bis jetzt noch nicht erholen können. Allem Anscheine nach wird auch die in den größeren Städten, so namentlich in Mülhausen, Kolmar, Straßburg und Metz in Aus⸗ sicht genommene Feier des 1. Mai kaum auf einen nennenswerthen Erfolg rechnen können. Die Gruͤndung von Vereinen der in der Opposition stehenden unabhängigen Socialdemokraten nimmt ihren Fortgang. Ein Telegramm des „H. T. B.“ meldet, daß auch in einer socialdemokratischen Versammlung in Dresden die Gründung eines Vereins unabhängiger Socialisten be⸗ schlossen wurde. 1¹
Gegen die Beschlüsse des Halberstädter Gewer k⸗ schaftscongresses haben nun auch die Berliner Drechsler und Berufsgenossen Stellung genommen. Eine Ver⸗ sammlung der Drechsler und Berufsgenossen Deutschlands (Ortsverwaltung Berlin) beschloß, wie der „Vorwärts“ mittheilt,
ihre Mißbilligung des Beschlusses, der die Nichtanerkennung der Localorganisation betrifft, auszusprechen; jede Form der Organisation, die auf dem Boden der modernen Arbeiterbewegung stehe, sei be⸗ rechtigt. 3 Aus Paris wird der „Voss. Ztg.“ gemeldet: Als Gegenzugeständ⸗ niß an die Eisenbahnbediensteten, die auf dem Congreß beschlossen haben, am 1. Mai nicht zu feiern, steht die Wieder⸗ anstellung der wegen des vorjährigen Ausstands entlassenen Vor⸗ standsmitglieder durch die Bahngesellschaften bevor. 3
Ueber die englischen Arbeiterausstände stellen wir folgende heute vorliegenden Mittheilungen zusammen:
Die Bergleute von Durham scheinen, wie die Londoner „Allg. Corr.“ berichtet, allmählich nachgeben zu wollen. Am letzten Donnerstag erhielten die Bergwerksbesitzer ein Schreiben vom Bunde der Bergleute mit der Bitte, angeben zu wollen, unter welchen Bedingungen die Arbeit wieder aufgenommen werden könnte. Die Beamten des, Bundes, die mehr MEinsicht haben als die Leute selbst, erklärten freilich, daß sie diesen Schritt auf eigene Hand unternommen hätten. Die Bergwerksbesitzer wollten sich in den nächsten Tagen schlüssig machen. — Wie ein Telegramm des „D. B. H.“ meldet, wollte man den Lordmayor ersuchen, einen Unterstützungsfonds für die Strikenden von Durham zu eröffnen, da ihre Familien infolge des Strikes starke Entbehrungen erleiden.
Aus Newcastle wird dem „D. B. H.“ unter dem 23. d. M. berichtet: Die Maschinenbauer, die sich seit mehreren Wochen im Ausstande befunden hatten, haben beschlossen, den Meistern in allen Punkten nachzugeben.
In Manchester wurde in der am Sonnabend abgehaltenen Conferenz zwischen den Fabrikbesitzeen und den Arbeitern der Spinnerei⸗Industrie beschlossen, die streitigen Fragen zur schnelleren Beendigung der Sperre einer Eievrrichterlichen Entscheidung zu unterbreiten.
In Monthieu bei St. Etienne ist am 20. d. M. ein Ausstand auf einem Kohlenbergwerk ausgebrochen, das, wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, einer selbständigen Arbeitergenossenschaft gehörte, die vor etwa zwei Jahren gebildet wurde. Die Arbeiter waren mit der Verwaltung des von ihnen selbst gewählten Vorstandes nicht zufrieden; es ergaben sich Uneinigkeiten, die zu Arbeiterentlassungen führten, bis endlich die gesammte Arbeiterschaft die Arbeit mit der Erklärung niederlegte, nicht eher wieder anfangen zu wollen, als bis der vor kurzem von ihnen gewählte Vorstand durch einen andern
Zur socialdemokratischen Maifeier berichtet die Londoner „Allg. Corr.“:
In London hört man von den Vorbereitungen für die Kund⸗ gebung der Arbeiter am 1. Mai unglaublich wenig. Weiß doch jeder, daß es nicht zu Ruhestörungen kommen wird. Die Londoner Polizei zeigt sich gar nicht unwillig, um zur Aufrechterhaltung der Ordnung mitzuhelfen. 1
Aus Pest meldet ein Wolff'sches Telegramm: Alle öffentlichen Arbeiteraufzüge und Demonstrationen am 1. Mai d. J. sind von der Polizeibehörde verboten worden. Die Arbeiter in Pest be⸗ schlossen, einen einfachen Ausflug nach außerhalb zu machen. Eine
plaren vertheilt; es wird darin die Wichtigkeit des internati onalen Arbeiterfeiertags betont und der Achtstundentag sowie das allgemeine Stimmrecht gefordert. 3 .
In Brüssel fanden gestern, wie „H. T. B.“ meldet, große Ver⸗ sammlungen zur Berathung über die Maifeier unter freiem Himmel statt; die Versammlungen verliefen in völliger Ordnung.
Literatur.
Unterhaltung.
Empor! Roman von Ida Boy⸗Ed. Berlin, Deutsches Verlagshaus (Bong u. Co.). — Das neue Werk der beliebten Schriftstellerin bewährt deren Begabung für die lebenswahre Schilde⸗ rung von Charakteren und Verhältnissen auf das glänzendste. Mit feiner Beobachtung gezeichnet, treten die einzelnen Gestalten dem Leser lebensvoll und scharf charakterisirt entgegen. Als ein Hauptverdienst des Werks ist hervorzuheben, daß die lebendige realistische Schilderung nie den feinen Ton des Ganzen beeinträchtigt, vielmehr als das äußere Colorit dazu dient, den seelischen Kämpfen und Regungen ein Relief zu geben, sodaß dem Leser nur der Eindruck einer künstlerischen Harmonie zwischen der hier geschaffenen Innen⸗ und Außenwelt zu⸗ rückbleibt.
— In Nr. 16 der Wochenschrift „Schorer's Familienblatt“ werden ein Roman „Im Winkel“ von R. Hartenstein und eine
heilige Lachen“ von Ernst von Wildenbruch wird in einem längeren mit den Autographen des Dichters und des Componisten versehenen und mit Originalzeichnungen von W. Weiner geschmückten Aufsatz eingehend besprochen. Im übrigen ist diese Nummer der mit Recht
beliebten Zeitschrift zumeist dem Osterfest gewidmet. Dahin gehören
eine Ostergeschichte „Er lebt“ von M. Lenz, eine Erzählung „Oster⸗
tage“ von M. zur Megede und eine Skizze aus dem Landleben „Bsterläuten“ von Gertrud Triepel. Von den Abbildungen sind noch
zu erwähnen: „Wie der Hase belauscht wird“, nach einem Gemälde
von A. Köster, und „Die Kreuzabnahme“, Holzschnitt von G. Hen⸗
finger in München nach dem Gemälde von G. Fugel.
— Aus fremden Zungen, eine Halbmonatsschrift, heraus⸗
gegeben von Joseph Kürschner. Deutsche Verlagsanstalt. Stutt⸗
gart. — Heft 4 und 5 dieser interessanten Zeitschrift enthalten außer dem Schluß der Romane „Rosa und Ninette“ aus dem Französischen
von Alphonse Daudet und „Schicksal“ aus dem Holländischen von
Prätendent“ aus dem Amerikanischen von Mark Twain an Neuheiten: „Margareta“, Novelle aus dem Spanischen von Juan Valera; „Nach der Hochzeit“, Erzählung aus dem Italienischen von Neera, und „Ein Kreuzgang“ aus dem Norwegischen von Christian Elster. Außerdem werden in diesen Heften zwei treffliche Uebersetzungen hervorragender poetischer Erzeugnisse des Auslandes veröffentlicht, die trotz des unver⸗ meidlichen, mit Uebertragung in eine fremde Sprache verbundenen Ver⸗ lustes doch den Eindruck von ÜUrsprünglichkeit machen. So findet man in einigen Proben südslavischer Volkspoesie die diesen Dichtungen eigene derbe Naivetät und in dem Gedicht „Abendgesang“ aus dem Spanischen von Enrique de Saavedra, Herzog von Rivas, den der spanischen Poesie eigenthümlichen erhabenen Wohlklang in sehr g lungener Weise wiedergegeben. 1 — Eine deutsche Ausgabe der sämmtlichen Romane Viktor Hugo's hat die Verlagsbuchhandlung von Gergonne u. Ci (Berlin W, Steglitzerstr. 11) unternommen. Sie beginnt mit dem „Glöckner von Notre⸗Dame“ („Notre Dame de Paris“), jenem Roman, der trotz aller Ungeheuerlichkeiten, die er dem Leser zumuthet, als das bedeutendste Prosawerk des großen französischen Dichters gilt. Demnächst sollen folgen „Der letzte Tag eines Verurtheilten“ und der in der Zeit der ersten französischen Revolution spielende Roman .1793“. Paul Heichen hat die Romane neu und vollständig übersetzt. Die Herausgabe erfolgt in wöchentlichen Lieferungen von je zwei Bogen Octav⸗Format zum Preise von 20 ₰. In 130 bis 150 Lieferungen soll die Sammlung vollständig werden. Das erste Heft ist erschienen und zeigt trotz des billigen Preises in Papier und Druck eine gute Ausstattung. 1 — Das „Magazin für Literatur“, herausgegeben von Fritz Mauthner und Otto Neumann⸗Hofer. Nr. 16. — Fritz Mauthner bespricht in einem längeren Aufsatz „Die Botschaft von Creisau“, den zuletzt erschienenen Band der Moltke'schen Denk⸗
schränkter Bewunderung als einen unerschrockenen Denker von völliger Selbständigkeit. Unter der Ueberschrift „Ohne Geld“ beschäftigt sich
A. Dorda mit der Frage, welchen vortheilhaften Einfluß
die anscheinend in Oesterreich⸗Ungarn beabsichtigte weitere Ausdehnung der Thätigkeit der Postsparkassen auf den ge⸗
schäftlichen Verkehr durch die Verminderung des umlaufenden baaren Geldes, und die gleichfalls angestrebte Zunahme der Verstaat⸗ lichung privater Unternehmungen ausüben werde. Dem verstorbenen
amerikanischen Dichter Walt Whitmann ist von Hinrik Thym ein warm empfundener Nachruf gewidmet. Eine Enquête von Kurt Grottewitz: Die Zukunft der deutschen Literatur im Urtheil unserer Dichter und Denkér, wird mit Aussprüchen von Franz Sewers, Fedor von Zobeltitz und Ludwig Jacobowski fortgesetzt. Außerdem bringt diese Nummer u. a. eine Erzählung „Lispeth“ von Rudward Kipling, die sich im ostindischen Stoffkreise bewegt und womit dieser neue „star“ der englischen Literatur einen außergewöhnlich schnellen Erfolg gehabt hat, und die Fortsetzung des Trauerspiels „Die Göttin der Vernunft“ von Hans Hopfen.
— Die „Fllustrirte Frauen⸗Zeitung“ (Verlag von Franz Lipperheide, Berlin W., Potsdamerstraße 38, Abonnements⸗ preis vierteljährlich 2 ℳ 50 ₰ bezw. 4 ℳ 25 ₰). beginnt in Heft? vom 1. April eine anziehende Erzählung von Wilhelm Jensen, be⸗ titelt „Die Wunder auf Schloß Gottorp“, während unter der Ueber⸗ schrift „Duft“ A. von Schweiger⸗Lerchenfeld über Parfümerie⸗Erzeug⸗ nisse des Orients und Occidents plaudert. Märchen und andere Bei⸗ träge, Rathschläge für Haus und Garten, aus der Frauenwelt über Mode und Handarbeiten, praktische Winke für die Wirthschaft zc. bilden den übrigen mannigfaltigen Inhalt. Die illustrative Aus⸗ stattung ist so gediegen wie immer; „Der Willkommengruß“ nach dem bekannten Gemälde von Carl Becker ist in seiner allen Pinselführungen des Originals treulich nachgehenden Behandlung ein Musterstück der Holj⸗ schneidekunst. Die durch drei vorzüglich ausgeführte bunte Kupferdruck⸗ blätter sowie zahlreiche Tertillustrationen erläuterte Modenummer bietet eine große Auswahl geschmackvoller Frühjahrs⸗Toiletten sowie Stick⸗ und Häkelarbeiten. 111“
— Deutsche Jugend, herausgegeben von Julius Lo⸗ meyer. Aus dem reichen Inhalt der Hefte 9 bis 12 dieser 189 lehrenden, anregenden und unterhaltenden illustrirten Halbmonakz⸗ schrift heben wir Folgendes hervor: „Der Mensch denkt, Gott I eine Erzählung aus dem amerikanischen Leben von Friedrich J. Pajeken, mit Illustrationen von Julius Kleinmichel, „Der Löwe von Luzern eine Erzählung aus der Zeit der französischen Revolution von Jofelle Mayr, mit vier Abbildungen von Julius Schmidt;⸗Der Schneidergercs mit der kurzen Elle und der Riese Glück mit dem großen Chri baum“ von August Becker; „Das Zwerglein auf der Wotzer Alm⸗, eine von Lompadius erzählte Sage, mit einer Abbildung von N. In „Duckmäuser“, eine Erzählung von Julius Weil; „ lus Wergh Kraft“, Bildungs⸗ und Lebensgang des Geschichtsschreibers Dr. Senß Weber, mitgetheilt von Rudorff, und „Zwei Zwergengeschichten r einem Gedicht von Frida Schanz, mit einem Bildchen von Koas⸗ Rocholl. Außerdem sind diesen Heften Räthsel, Rechenaufgaben u. dergl. (Knackmandeln) in großer Auswahl beigegeben. alt in den vne Dig, lstrieic Wochenschrit Wor Bat Henfin 0- vach Nummern 22 bis 29 außer der Erzählung „In Herlite „,er Er⸗ einer wahren Begebenheit von W. Koch, und dem Anfang iner t zählung „Der Tag von Rathenow“ von C. Sevdel, die Fortsetehan⸗ mehrerer interessanter, die Geschichte Berlins und von delnder Arbeiten, wie „Berlin und der märkische Städtebuns. von Robert Mielke, „Schloß Boitzenburg, ein märkischer E ed Mever, Richard George, „Der Verliner Thiergarten“ von Ferdinand, veef
März 1892 auf 413 644 t; darunter Puddelroheisen und Spiegel⸗ eisen 161 169 t, Bessemerroheisen 34 668 t, Thomasroheisen 169 593 t,
Brochure, betitelt: „Der erste Mai 1892“ wird in 40 000 Exem⸗
1 vrofessor : G 50* 0 rofen. „Erinnerung an Berlin aus dem Jahre 1850 Pr
. Dr. Carl Euler u. s. w.
den Ruhestand Feen e⸗ Bürgermeisters
Erzählung „Ungleiche Naturen“ von A. Remin fortgesetzt. „Das
Louis Couperus, sowie der Fortsetzung des Romans „Der amerikanische
der wehrlosen Thiere zu wirken und so für die edle Idee der
würdigkeiten, und bezeichnet den großen Strategen darin mit uneinge⸗
Das gegenwärtige Berlin findet durch das von Dr. Adolph
Lebensbild des kürzlich in Hermann Duncker sowie durch die reich mit trefflichen Abbildungen versehenen Aufsätze: „Der neue Berliner Dem“, nach Professor Raschdorf's Entwurf; „Der Entwurf einer elektrischen Untergrundbahn für Berlin“ von R. Kolle, Director der Allgemeinen Elektrieitäts⸗Gesellschaft, und „Das Tucher⸗Haus“ von Ropert Mielke. Unter den übrigen Abbil⸗ dungen dieser Hefte sind zu erwähnen: “ im Jahre 1787“ aus der Ferd. Meyer'schen Sammlung, ·5 as ictoria⸗Theater 1der Münzstraße“, nach einer kurz vor dem Abbruch von J. Kall⸗ nann ausgeführten photographischen Aufnahme; „Das Kaiser Wilhelm⸗
enkmal in Schöneberg bei Berlin“, „die Familie Albertine und Franz von Kleist“, nach Kupferstichen aus den Jahren 1792, 1796 und 1797, „Der Kaiser alarmirt“, Originalzeichnung von C. Sellmer, der Professor „Han⸗ “ und der Bürgermeister a. D. von Berlin „Hermann Duncker“.
ie. NordeAmerika, seine Städte und Naturwunder, das Land und seine Bewohner in Schilderungen von Ernst von Hesse⸗ Wartegg. Leipzig 1892. Verlag von Gustav Weigel. — Von
diesem Werke, dessen erste Auflage vor einigen Jahren erschienen ist, wird aus Anlaß der in diesem Jahre zur Feier der vierhundertjährigen Wiederkehr des Tages der Entdeckung Amerikas stattfindenden Welt⸗ ausstellung in Chicago eine zweite wohlfeile Auflage herausgegeben, die nach neueren Reisen des Verfassers und durch Beiträge von Udo Brachvogel, Bret Harte, Theodor Kirchhoff, Henry de Lamothe, Charles Nordhoff, Bayard Taylor u. a. verbessert und vervollständigt, in 30 Lieferungen zu 50 ₰ erscheinen und etwa 800 Seiten mit ungefähr 300 Abbildungen umfassen soll. Die ersten sieben uns vorliegenden Lieferungen machen den Leser in anregender Schilderung eingehend mit dem Leben in der Stadt New⸗PYork bekannt, führen ihn den Hudson hinauf bis Westpoint, zu den Catskill⸗Mountains, dem Niagara und nach Philadelphia und geben einen interessanten Ueber⸗ blick über die gewaltige Petroleum⸗ und Kohlenförderung Pennsylvaniens. Allen denen, welche die Absicht haben, die bevorstehende Weltaus⸗ stellung in Amerika zu besuchen, kann dieses Werk als nützliches Hilfs⸗ mittel, sich mit den dortigen Verhältnissen bekannt zu machen, wärmstens empfohlen werden. Doch auch für andere Freunde ferner Länder wird es eine fesselnde Unterhaltung bilden. Verschiedenes. — Ein geschichtlicher Rückblick auf die deutsche Colonisation in Afrika und Melanesien. Von N. von Engeln⸗ stedt. Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1892. (Preis: 1 ℳ 80 ₰) — An einer umfangreichen vielbändigen Specialliteratur über unsere Colonien fehlt es keineswegs, wohl aber an einem zusammenfassenden Ueberblick über die Geschichte der deutschen Colonisation. Einen solchen hat der Verfasser unter Benutzung der officiellen Actenstücke, privater Berichte und Preßmittheilungen in dieser Schrift zu geben gesucht, welche eine Zusammenstellung aller wichtigeren Ereignisse in der Entwickelung des Colonialwesens enthält. Wer sich in Kürze über die Hauptmomente der Bewegung informiren möchte, dem wird in dem kleinen Buch ein bequemes Hilfsmittel geboten. — Schutz den Thieren. Herausgegeben von Gustav Schaefer, General⸗Secretär der Internationalen Centralstelle für Thierschutz in Dresden. Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt. — Die in dieser kleinen Schrift gesammelten, zum theil hübsch illustrirten Gedichte, Sinnsprüche und Erzählungen verfolgen nach Tendenz und Inhalt sämmtlich das humane Ziel, für eine barmherzige Behandlung
Berücksichtigung
gebührende 8 fesselnde
Kohut herrührende
Thierschutz⸗Vereine in den weitesten Kreisen Stimmung zu machen. — Ein Spreewaldbuch wird im Verlage von Victor Ott⸗ nann in Leipzig in wenigen Wochen erscheinen und den Freunden der romantischen Landschaft sicher eine angenehme Ueberraschung sein. ie „Wunderblumen der Spreewaldromantik, dem im Glühlicht der Gegenwart stehenden Freunde des Volksthums dargeboten“, wie es in einer Ankündigung des Verlages heißt, stammen vom Spreewald⸗ dichter Max Bittrich, der bereits vielerlei über den Spreewald in
Zeitschriften veröffentlichte. 3
8
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Sagtenstandsbericht des österreichischen Ackerbau⸗Ministeriums nach dem Stande vom 16. April 1892. .
Auf einen trockenen Spätherbst folgte ein trockener schneearmer Winter und auf diesen — bis Ostern — ein trockener Frühling. Dies ist die wesentlichste Charakteristik des Witterungsganges in allen Ebenen und Hügellandsgebieten der Reichshälfte, welche für den Ge⸗ treidebau im großen in Betracht kommen. Aus Gebirgsgegenden liegen allerdings auch Nachrichten vor, welche den verflossenen Winter als schneereich bezeichnen, aber bezüglich der seit Beginn des Frühlings vorherrschenden Trockenheit gehören bis Ostern gegentheilige Berichte zu den seltenen Ausnahmen, und betreffen diese nur Istrien. Viel weniger gleichmäßig dagegen waren die Temperaturverhältnisse.
ie meisten Berichte bezeichnen den verflossenen Winter als milde; doch ist diese Bezeichnung nach vielen Berichten nur für die Durch⸗ ö anwendbar, indem im Januar einige Wochen Undurh. üt agroße Kälte geherrscht und auch in der ersten 8 1. e e Urenge 16.“ sich geltend ge⸗
ht hat. V nfang bis Mitte April (in vielen G e 1“ Zone, s seit itwienen Hegenden, Wi ist nicht nur trocken, sonde g 1 dagegen stellten sich in dieser Zeit, Seee. ih G Face warm; 8 b meisten Gegenden der nördlichen Zone häufig Nachtfröse 882
1 ert 9g - r 8 8 4 g 8 8 TT “ 85 85 erfolgte ein Umschwung der ; arüber Berichte vorliegen, fiel die Temperatu bedeutend, und es stellten sich ausgiebige Regen⸗ oder Ge fälle ein. Bezüglich der Wintersaaten, über Stand sehr 3 viele günstige Nachrichten vorliegen finden wir häufig auch die Nachricht: „Zwar gut überwintert haben aber durch die anhaltende Trockenheit bereits gelitten.“ Auch bära nen Klagen vor über Auswinterungen, und zwar betreffen diese zumeist spät gebaute Roggensaaten. Als Ursache der Auswinterungen oder auch nur eines schwachen, schütteren Standes der Wintersaaten wer⸗ den zumeist Kahlfröste bezeichnet; namentlich haben die hohen Kälte⸗ grade im Januar viele Saaten auf unbedecktem Boden ge⸗ troffen; andere Saaten erlitten in der ersten März⸗Hälfte bos der vorangegangenen Schneefälle Kahlfröste, weil Stürme den Schnee verweht hatten. Häufig war auch der Umstand ungünstig de b später gebauten Saaten wegen der Trockenheit des Spät⸗ er hefweise fäftan 7 fühte in den Winter Jekommen waren. überwintert Hatkeh cte. schüttere Stand solcher Saaten, welche gut beträchtliche Waäreng Gdüg lich die Folge des Umstandes, daß die allzu fruͤh gemecht ar nach der Schneeschmelze die Vegetation die arhe Fescte Phte 8n die weitere Entwickelung durch kalten Winde empfirdete 8* die oft wiederkehrenden Nachtfröste und die Klagen über Verheerunzen trächtigt Fude. Zahrasäch sünd an nicht bloß wie sonst aus Gecn, urch die Feldmäuse, und liegen solche sowie aus den Nordwest⸗ sondern auch aus der Bukowina Berichten aus Galizien schadete einigen Alpenländern vor. Nach den sondern auch noch im Früͤhlin 36 “ Herbst und Winter, vernichtt. Der Rapes hal.ve der milde Winter sie nicht ö1111““n iesmal im allgemeinen weniger 8422 8 Wintersaaten, was sich wohl aus de ch er Fweil len he Jich wohl aus dem Umstande dt, daß er, weil im feuchten Frühherbst (Auauf Sep⸗ tember) gebaut, zumeist kräftig in d nft und Fey. der Klee litt aus letzterem Grü den Winter gekommen war. Auch Wintersaaten. Für den Anbau Deen allgemeinen weniger als die berige Frühjahrswitterung sehr⸗ err die bls⸗ zegenden, auch in der nördlichen Fünstig. Er konnte in vielen Märzwoche, sonst aber zu Anfang Ap vle, zim Laufe der zweiten , Anfang April, in Angriff genommen und ohne
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Kupferminenbesitzer auf mehrere Wochen vertagt. Während
Einschränkung der Production eintreten zu lassen, jedoch G praktische Durchführung dieses Princips für schwierig an⸗ erkannt.
ungarischen Staatsbahn E(österreichisches Netz) vom 11. bis 20. April 521 399 Fl., Mindereinnahme gegen den entsprechenden Zeitraum des vorigen Jahres 139 299 Fl.
voll behauptet, besonders Croßbreds seit den Feiertagen eher theurer.
in der Woche vom 16. April bis 22. April: Engl. Weizen 1508, fremder 22 904, engl. Gerste 1057, fremde 5871, engl. Malzgerste 15 817, fremde —, engl. Hafer 123, fremder 37 473 Orts., engl. Mehl 14 974, fremdes 77 403 Sack, — Faß.
européen“ meldet, die Schutzcomités für die portugiesischen Werthe befänden sich mit Serpa Pimentel in Verhandlung über eine Combination, die jede Controle portugiesischer Angelegen⸗ heiten durch Ausländer beseitige und gleichwohl den ausländischen Gläubigern Garantien für die Zukunft biete. D Combination bestehe darin, daß die ausländischen Gläubiger oder ihre speciell dazu bestellten Vertreter ohne irgendwelche andere Ver⸗ mittelung 38 Millionen Francs in Zahlungsanweisungen auf die portugiesischen Zolleinnahmen für den Dienst der Liquidationsanleihe
einzusetzende Agentur abführen. Das fragliche Abkommen werde in der kommenden Woche unterzeichnet werden.
Feitigte⸗ der M. G“ „Rjäsan⸗Kasaner’ Eisenbahn die D eilung einer Dividende von 21 Rubel 57 Kopeken für das Jahr 1891. b
L zurdo 39 ; . ‿222 7 8 Bank wurde die Vertheilung einer Dividende im Betrage von 27 Rubel bestätigt.
raths und die Mitglieder des letzteren
dAbschreibungen wegen des Cursfalls der Adelsbank⸗ Loose und mehrerer Verluste wurden anerkannt. Schließlich wurde
der Statuten vorzunehmen, um die Bildung des Reservekapitals ein⸗ zuschränken. 2
Reingewinn beträgt 2 690 046 Rbl.; für die Dividende verbleiben, nach Abzug der 181 5 % des Actienkapitals oder 45 Rbl. 50 Kop. pro Actie; die
21 677 Rbl. zugeführt werden. stellt sich das Reservekapital auf 3 670 702 Rbl., die Dividenden⸗ reserve auf 1 000 734 Rbl.
zu etwas niedrigeren Cursen, war dann durchweg schwach und schloß zu den niedrigsten Tagescursen. Der Umsatz der Actien betrug 152 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 2 600 000 Unzen geschätzt.
Sommerroggen, Gerste, Hafer und Hülsenfrüchten sowie auch jener der Zuckerrüben war zu Ostern in den meisten Getreide⸗ lagen entweder beendet oder der Beendigung nahe. Der Anbau der Kartoffeln und des Mais ist in den südlichen Gegenden und in der Bukowina in vollem Zuge Die Bestellungsarbeiten konnten in möglichst vollkommener Weise durchgeführt wer⸗ den, nicht nur wegen der entsprechenden Trockenheit des Bodens, sondern auch aus dem Grunde, weil der trockene und lang anhaltende Spätherbst Vorackerungen in ungewöhnlich großem Um⸗ fange gestattete und auch die öfteren starken Temperaturwechsel im Winter zur Lockerung des Bodens beigetragen hatten. Minder günstig war die herrschende Trockenheit dem Auflaufen der Saaten, welches im allgemeinen vor Ostern von dem Eintreffen genügender Niederschläge abhängig geblieben war. Der Hopfen wurde beim Aufdecken wohlerhalten gefunden; das Schneiden desselben ist im Zuge und theilweise schon vor Ostern beendet worden. Auch der Weinstock ist, soweit die Berichte reichen, gut erhalten geblieben; nur im Trienter Gebiete sind Rebtriebe, welche infolge von Beschädigungen durch Milben nicht ausreifen konnten, im Winter vielfach eingegangen. Aus Mähren und Steiermark liegt die Klage vor, daß ziemlich viele Augen abgefroren sind. Die Frühjahrsarbeiten in den Weingärten konnten bestens durchgeführt werden, und es zeigt die Ent⸗ wickelung der Reben im allgemeinen einen normalen, befriedigenden Fortschritt. Die Obstbäume haben theils reichlichen, größtentheils jedoch nur mittelmäßigen Fruchtknospenansatz. Einige sehr gute darauf bezügliche Nachrichten, allerdings neben minder günstigen, liegen aus der Bukowina, Steiermark und Tirol, ungünstige dagegen überhaupt nicht vor. In der mittleren Zone und den wärmsten Lagen der nördlichen blühen die Kirschen, in der südlichen bereits beinahe alles Sbst.
Handel und Gewerbe.
Berlin, 25.. (Wochenbericht für Stärke, Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky.) IJa. Kartoffelmehl 33 — 33 ½ ℳ, lIa. Kartoffelstärke 33 — 33 ½ ℳ, IIa. Kartoffelstärke und Mehl 31 — 32 ℳ, feuchte Kartoffel⸗ stärke loco und Parität Berlin 18,60 ℳ, Fabriken bei Frankfurt a. O. zahlen frei Fabrik 18,20 ℳ, gelber Syrup 37 — 37 ½ ℳ, Capillair⸗Syrup 38 — 38 ½ ℳ, Capillair⸗Export 39 — 39 ½ ℳ, Kartoffelzucker gelber 37 — 37 ½ ℳ, do. Capillair 38 ½ — 39 ℳ, Rum⸗Couleur 50 — 51 ℳ, Bier⸗Couleur 49 — 50 ℳ, Dertrin, gelb und weiß, Ia. 40 — 42 ℳ, do. secunda 37 — 39 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 36 — 38 ℳ, Weizenstärke (großst.) 44 — 45 ℳ, Hallesche und Schlesische 44 — 45 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 46 ½ bis 47 ½ ℳ, do. (Stücken) 43 — 44 ℳ, Mais⸗Stärke 37 — 38 ℳ, Schabe⸗ stärke 32 — 33 ℳ, Victoria⸗Erbsen 22 — 26 ℳ Kocherbsen 22 — 25 ℳ, grüne Erbsen 23 — 26 ℳ, Futtererbsen 17 — 17 ½ ℳ, Leinsaat 22 — 23 ℳ, Linsen, große 40 — 54 ℳ, do. mittel 24 — 38 ℳ, do. kleine 16 — 24 ℳ, Gelber Senf 20 — 32 ℳ, Kümmel 40 — 44 ℳ, Mais loco 12 — 12 ½ ℳ, Buchweizen 17 ½ — 18 ½ ℳ, Pferdebohnen 16 ¼ bis 18 ℳ, inländische weiße Bohnen 19 — 20 ℳ, weiße Flachbohnen 22 — 25 ℳ, ungarische Bohnen 17 ½ — 18 ½ ℳ, galizische und russische Bohnen 16. —17 ℳ, Wicken 144 — 15 ½ ℳ, Hanfkörner 22 ½ — 23 ½ ℳ, Leinkuchen 17 — 17 ½ ℳ, Weizenschale 10,80 — 11,50 ℳ, Roggenkleie 11 bis 11 ½ ℳ, Rapskuchen 14 — 14 ½ ℳ, Mohn, blauer 50 — 60 ℳ, do. weißer 60 — 80 ℳ, Hirse, weiße 21 — 24 ℳ Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg. 8 Frankfurt a. M., 23. April. (W. T. B.) Nach einer Mel⸗ dung der „Frkf. Ztg.“ aus Paris erklärte Serp 1 el i der „Frkf. Ztg 2. erklärte Serpa Pimentel in der gestrigen Sitzung des Schutzcomités für portugiesische Werthe neuerdings, die portugiesische Regierung weigere sich, eine fremde Controlcommission zuzulassen. Dagegen habe man das Zu⸗ geständniß erhalten, daß wöchentlich, vielleicht sogar täglich, die Zoll⸗ einnahmen an eine von dem Comité zu bezeichnende Stelle, die also eventuell auch eine ausländische sein kann, abgeliefert werden sollen. Die Hessische Ludwigsbahn hat in voriger Woche 60 000 t prima Locomotivpkohlen in der seitherigen Qualität mit 66 ¾ % Stück⸗ gehalt auf Jahreslieferung zum Preise von 116 bezw. 114 ℳ franco Waggon Gustavsburg bezw. Bingen vergeben. Für weiteren Bedarf liegt der Ludwigsbahn eine ganze Reihe gleicher Offerten vor. — „Frankfurt a. M., 23. April. (W. T. B.) Nach hier vor⸗ liegenden Londoner Privatmeldungen hat sich die Conferenz der
der Verhandlung trat principielle Einigkeit darüber zu Tage, eine Wien, 24. April. (W. T. B.) Ausweis der österreichisch⸗
29 22* ; 88 . 3— London, 23. April. (W. T. B.) Wollauction. Preise An der Küste 9 Weizenladungen angeboten.
— 25. April. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen
P 18 2 8 . * 4 9 Paris, 24. April, (W. T. B.) Das Journal „Economiste
Das Princip dieser
nd der reducirten äußeren Schuld ausgezahlt erhalten sollten. Die ortugiesische Regierung werde jede Woche oder jeden Monat die für ie Ausführung des Abkommens nöthigen Summen entweder an die Zank von Frankreich oder an eine besondere von den Schutzcomités
St. Petersburg, 23. April. (W. T. B.) Die Regierungs⸗ ommission für die Bestätigung der Eisenbahn⸗Dividenden
In der heutigen Generalversammlung der Internationalen
Der ausscheidende Präsident des Verwaltungs⸗ wurden wiedergewählt
So 88 „ ‧ nd. Kerbeds zum neugewählt. Die
Aufsichtsrathsmitglied r Antrag angenommen, die Regierung zu ersuchen, eine Aenderung Dio str⸗ 5 2 . 2 8 Die gestrige Generalversammlung der Actionäre der Wolga⸗ ama⸗Bank genehmigte den Rechenschaftsbericht für 1891. Der tatutarischen Abschreibungen 1 820 000 Rbl. gleich der der Bank erhalten 324 208 Rbl., der Dividendenreserve sollen
Nach Vollzug der Uebertragungen
New⸗York, 23. April. (W. T. B.) Die Börse eröffnete
„Weizen eröffnete schwach in Folge reichlicher Verkäufe für in⸗ ländische und ausländische Rechnung und reichliche Angebote. Schluß erholt. — Mais schwankend den ganzen Tag, je nachdem die Hausse⸗ oder Baissepartei die Führung übernahm, Schluß träge. 8
Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 9 352 666 Dollars, gegen 12 782 745 Dollars in der Vorwoche, davon für Stoffe 1 918 566 Dollars gegen 2 280 772 Dollars in der Vorwoche. 1
Chicago, 23. April. (W. T. B.) Weizen schwächte sich nach Eröffnung etwas ab auf reichliche Verkäufe und günstige Witte⸗ rung, später erholt, Schluß stetig. — Mais fallend den ganzen Tag mit wenigen Reactionen.
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
komische Oper „Der Maurer“ neu einstudirt gegeben. Die an⸗ muthige Musik, die Harmlosigkeit des Inhalts und der Humor, welcher das Ganze beherrscht, erwiesen sich auch gestern sehr wirksam, zumal die Darstellung eine ziemlich abgerundete und die Hauptpartien vortrefflich besetzt waren. Fr. Herzog (Henriette) spielte und sang mit der ihr eigenen erfrischenden Natür⸗ lichkeit, Herr Philipp war in der Rolle als Maurer ganz an seinem Platze, was ebenso von der hinreichend bekannten Leistung des Herrn Krolop als Schlosser gilt. Frau Lammert bewährte sich namentlich in dem hübschen Zank⸗Duett mit Frau Herzog, und schließlich sei noch mit besonderer Anerkennung die Gesangsleistung des Fräulein Weitz (Irma) hervorgehoben, deren Stimme sich mehr und mehr günstig entwickelt und noch zu größeren Hoffnungen berech⸗ tigt. — Vorher wurde die „Cavalleria“ gegeben. Man kann diese Mascagni'sche Oper immer wieder von neuem hören und wird
als vielmehr von der packenden Musik ergriffen sein. Königliches Schauspielhaus.
Am Sonnabend wurde auf der Königlichen Bühne ein Lustspiel „Agrippina“ von Paul Lorenz zum ersten Male aufgeführt und begegnete bei den gut gestimmten Zuschauern einer ziemlich freund⸗ lichen Aufnahme. Der literarisch bisher nicht bekannte Verfasser hat bei seinem ersten Schritt auf die Bühne ein gewisses, wenn auch bescheidenes Maß von Begabung für die dramatische Dichtung gezeigt. Wenn auch nicht im ganzen, so ist doch in Einzelheiten seines Theaterstücks manches gelungen; es fehlt dem Verfasser aber der feste Grund, auf dem eine wirkungsvolle Handlung sich aufbauen soll, und der einheitliche Gedankenfaden, der die Vor⸗ gänge logisch regelt, einen sittlichen Confliet entstehen läßt, steigert und löst. Die Anfängerschaft des Verfassers zeigt sich am meisten in der Charakteristik seiner Personen, die überall an der Oberfläche haften bleibt. Es wird uns ein junges Mädchen, Agrippina, vorgeführt, die sich in den heimlichen Verlobten ihrer jüngst verwittweten Mutter verliebt, und die dann dieser Mutter, die von ihrem Mann getrennt gelebt, sich um die Tochter niemals bekümmert hat und die als ebenso selbst⸗ süchtig und herzlos wie gedankenlos und thränenreich gezeichnet wird, ihre Liebe und ihr Vermögen opfert; kindliche Liebe und kindliches Pflichtgefühl sollen die Triebfedern dieser schlecht angebrachten Großmuth sein; aber der Zuschauer vermag diese Handlungsweise nicht zu begreifen, da die Empfindungen der Tochter, die als offenes, mit klarem, gesundem Menschenverstand begabtes Mädchen geschildert wird, sich eher in gerade entgegengesetztem Sinne hätten entscheiden sollen. Agrippina reicht in edler Selbst⸗ verleugnung einem gräflichen, für seine Schafheerden schwärmenden Verehrer die Hand und schließt den an Thränen un Opfern reichen Tag mit einer trivialen Bemerkung ab. Der von der Mutter und der Tochter begehrte Geliebte, der Rittmeister von Berger, benimmt sich so seltsam, daß der Zu⸗ schauer nicht ins klare kommt, ob die Bewerbungen der Tochter oder der Mutter gelten. Fast ebenso unverständlich bleibt die Handlungs⸗ weise der übrigen auf der Bühne erscheinenden Personen. 1
Die Darstellung bot einige vorzügliche Leistungen, die zeitweise den Minderwerth des Stückes vergessen ließen. Fräulein Conrad als Agrippina war voll rührender Anmuth und hinreißender Natür lichkeit und Offenherzigkeit in den Scenen mit ihrem Vormund, und voll ergreifenden kindlichen Schmerzes in den Scenen mit ihrer Mutter, um deren Liebe sie unter Thränen und Schmeicheln bettelt. Ihr gesellte sich Herr Vollmer, als Graf Ginski, zu, ein österreichischer Landwirth, brav und treu, der für sein beredtes Spiel in der Scene, als er Agrippinen’s abschlägige Antwort auf seine Werbung zu überwinden sucht, lauten Beifall erntete. Das große, treue Her; des unverfälschten Mannes, sein schmerzlicher Kummer, die zitternde Erregung, der wehmüthige Versuch, den Schmerz zu bemeistern und die äußere Fassung zu be⸗ wahren, — das alles malte sich rührend und herzbewegend in dem stummen Spiel des Darstellers. Frau Kahle gab eine ihrer be⸗ kannten intriganten Salondamen mit gewohnter Gewandtheit und Natürlichkeit, da sie den Schein des Lebens auch bei solchen Figuren zu erwecken weiß, die innerlich unwahr sind. Fräulein Tondeur als die verwittwete und eifersüchtige Gräfin Ginski sah sehr vornehm und distinguirt aus, vermochte aber aus der be⸗ deutungslosen Rolle ebensowenig etwas zu machen wie Fräulein Kramm aus ihrem oberflächlichen Backfisch Senta. Herr Keßler, als der von Mutter und Tochter umworbene ehrenfeste Rittmeister bemühte sich redlich, der verschwommenen Gestalt Leben und Bewegung zu ver⸗ leihen; Herr Hertzer als verliebter schüchterner Lieutenant konnte wohl befriedigen.
Am Schluß der Vorstellung dankte Herr Keßler als Regissear für die freundliche Aufnahme, die dem Stück zu theil geworden.
Deutsches Theater.
Die in hohem Maße gelungene Neuaufführung des Gutzkow⸗ schen Lustspiels „Das Urbild des Tartüffe“ mit Josef Kainz als Molière bereitete den zahlreichen Anwesenden am Sonnabend einen hohen künstlerischen Genuß. Das im Jahre 1847 vollendete Werk des geistreichen Verfassers, worin er bekanntlich die Entstehung des Moliere'schen Stücks und die verwickelten Intriguen, welche die Aufführung anfangs verhinderten, zum Gegenstande einer lebensvollen dramatischen Schilderung gemacht hat, gehört mit dem Trauer⸗ spiel „Uriel Acosta“ und dem Lustspiel „Zopf und Schwert“ zu den hervorragendsten Schöpfungen der neueren deutschen dramatischen Literatur und hat sich deshalb auch dauernd auf dem Spielplan der besseren deutschen Bühnen behauptet. Die schwie⸗ rigen Aufgaben, welche dieses Stück den Schauspielern stellt, wurden von sämmtlichen Mitwirkenden in glänzendster Weise gelöst, trotzdem die beiden Vertreter der Hauptrollen, Josef Kainz im letzten Act und Max Pohl als La Roguette von Anfang an mit störender Heiserkeit zu kämpfen hatten. Von mächtiger Wirkung war Josef Kainz als er in überzeugungskräftigem Vortrage dem Minister die Gründe entwickelte, die ihn bei Abfassung des Werkes geleitet;, die größte Heiterkeit erzielte er aber mit seinem stummen Spiel, als er, in der Garderobe versteckt, bei der Zusammenkunft seiner Braut Armande mit dem König Ludwig XIV. zuerst den von nervöser Eifersucht gequälten Liebhaber, dann den durch Armande’'s List und ihre Treue hoch be⸗
Uebertreibung. Die Gefahr dieser Rolle, abstoßend zu wirken, vermied er dadurch in der glücklichsten Weise. Ida Theumer gefiel allgemein durch ihre neckische Schelmerei als Schauspielerin Madeleine während Hedwig -Meyer ihre Schwester Armande durchaus be⸗ friedigend gab. Herr Rudolf Retty erheiterte durch die lustige Darstellung des gutmüthigen und aufdringlichen Kleinstädters Matthieu. Auch die Herren Hermann Nissen als König Ludwig XIV., Mar Pategg als Minister Lionne, Otto Beck als Kammerherr Delarive, Julius Wessels als Parlaments⸗Rath Lefüvre, Friedrich Basil als Leibarzt Dubois und Claud ius Merten als Akademiker
Chapelle genügten vollkommen “ .
Gestern wurde nach einer Reihe von Jahren Auber's dreiactige
immer wieder von neuem aufs tiefste nicht sowohl von dem Inhalt
glückten J meisterhaft zur Darstellung brachte. Max Pohl gab den Scheinheiligen mit maßvoller Zurückhaltung und ohne jede
—,