der Amtsrichter Dr. Pilling in Posen als Landrichter an das Landgericht in Posen, der Amtsrichter Roskamp in Schwarzenfels an das Amtsgericht in Hoya und der Amts⸗ richter Plath in Willenberg an das Amtsgericht in Mohrungen.
Dem Amtsrichter Schaab in Zell ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ertheilt.
Versetzt sind der Staatsanwalt Dr. von Rheinbaben vom Landgericht I in Berlin und der Staatsanwalt Dr. Sperling vom Ober⸗Landesgericht in Marienwerder an das Kammergericht in Berlin.
Dem Rechtsanwalt und Notar Thier in Iserlohn und dem Rechtsanwalt und Notar Ziemann in Loslau ist die nachgesuchte xö dem Amt als Notar ertheilt.
In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: der Rechts⸗ anwalt Marcard in Osterode a. H. bei dem Landgericht in Göttingen, der Rechtsanwalt Ziemann bei dem Amtsgericht in Loslau, der Rechtsanwalt Hoffmann bei dem Amtsgericht in Tangermünde und der Rechtsanwalt Thier bei dem Amts⸗ gericht in Iserlohn.
In die Liste der Rechtsanwälte ist eingetragen: der Gerichts⸗Assessor Stelzer bei dem Amtsgericht in Dt.⸗Krone.
Der Amtsgerichts⸗Rath Coester in Cassel, der Amts⸗ richter Schmid in Witten, der Amtsrichter Dr. Roggatz in Ranis und der Rechtsanwalt und Notar Bernhard Voigt in Dortmund sind gestorben.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Der Regierungs⸗ und Baurath Runge ist der Königlichen Regierung in Marienwerder überwiesen worden.
Der bisher bei dem Bau des neuen Empfangsgebäudes auf Bahnhof Halle a. S. beschäftigte Königliche Land⸗ Bauinspector Peltz ist als Bauinspector und technisches Mit⸗ glied an die Königliche Regierung in Potsdam versetzt worden.
Der bisherige Kreis⸗Bauinspector Jende in Kart⸗ haus W.⸗Pr. ist als Bauinspector und hochbautechnisches Mitglied an die Königliche Regierung in Breslau versetzt worden.
Der bisherige Kreis⸗Bauinspector Adank in Oppeln ist als Bauinspector und hochbautechnisches Mitglied an die König⸗ liche Regierung in Köslin versetzt worden.
Der Kreis⸗Bauinspector Spanke ist von Krotoschin nach Dortmund versetzt und an Stelle des beurlaubten Bau⸗ raths Genzmer mit der Verwaltung der dortigen Kreis⸗Bau⸗ inspection betraut worden.
Der Wasser⸗Bauinspector Bohde ist von Tapiau nach Hela versetzt und mit der Leitung des Baues eines Fischerei⸗ hafens daselbst betraut worden.
Der Wasser⸗Bauinspector Kracht ist von Kurzebrack nach Marienburg Westpr. versetzt und ihm die an letzterem Orte neu errichtete ständige Wasser⸗Bauinspectorstelle verliehen worden.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten. Dem Rector der Klosterschule in Donndorf, Regierungs⸗ bezirk Merseburg, Dr. Richard Kraft ist das Prädicat Professor beigelegt worden.
Angekommen:
Seine Excellenz der commandirende Admiral, Vice⸗Admiral Freiherr von der Goltz.
Richtamtliches.
Deutsches Reich. BFHerlin, 90. Anril. Seine Majestät der Kaiser und König trafen
estern Nachmittag gegen 3 Uhr an Bord S. M. P. „Beowulf“, ommandant Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich, vor Helgoland ein und begaben Sich alsbald an Land.
Heute Morgen gingen Seine Majestät nach Nordenham in See, wo die Ankunft um 1 Uhr Mittags erfolgte. Um 3 Uhr setzten Seine Majestät die Reise nach Wildpark fort, wo die Ankunft für 11 Uhr Abends in Aussicht genommen ist⸗
Ueber den kurzen Aufenthalt Seiner Majestät des Kaisers und Königs am gestrigen Morgen in Oldenburg wird uns von dort geschrieben:
Seine Majestät traf früh um 7 Uhr ein und wurde am Bahnhofe von Ihren Königlichen Hoheiten dem Erb⸗ großherzog und der Erbgroßherzogin sowie von Ihrer Hoheit der Herzogin Sophie Charlotte empfangen. Der Kaiser, welcher Marineuniform trug, fuhr, auf dem Wege überall stürmisch begrüßt, mit den Erbgroßherzoglichen Herrschaften in vier⸗ spännigem Galawagen, welchem zwei Spitzenreiter voraufritten, zum Großherzoglichen Schlosse. Nach einstündigem Aufenthalt im Schlosse, wo das Frühstück eingenommen wurde, erfolgte die Rückfahrt des Kaisers in Begleitung des Erbgroßherzogs zum Bahnhofe und von dort die Weiterreise nach Wilhelmshaven. Die Jubelrufe wiederholten sich bei der Rück⸗ fahrt, die Straßen und der Bahnhof waren festlich geschmückt. Vom Schlosse wehte während der Anwesenheit des Alerhöchsten Gastes die Kaiserstandarte.
Heute traten die vereinigten Ausschüsse des Bundes⸗ raths für Handel und Verkehr und für Justizwesen zu einer Sitzung zusammen.
Heute ist im Verlage von E. S. Mittler u. Sohn hier⸗ selbst die Rang⸗ und Quartierliste der Königlich preußischen Armee für das Jahr 1892 erschienen. Das „Mil. Wochenbl.“ enthält darüber Folgendes:
Die neue Rangliste ist wie ihre letzte Vorgängerin nach dem Stande der Armee am 1. April des betreffenden Jahres aufgestellt. Die Zahl der Offiziere — vom 1. April 1891 bis zum 1. April 1892 nach der Rangliste gerechnet — hat sich im activen Dienststande um rund 300 erhöht, ebenso ist die Zahl der activen Sanitäts⸗Offiziere um etwa 10 gestiegen. Die Gesammtzahl der Ernennungen und Be⸗ förderungen unter Berücksichtigung inzwischen vorgekommener Abgänge
betrug im activen Dienststande: 1 General⸗Oberst, 5 Generale. 27 General⸗Lieutenants, 49 General⸗Majors, 90 Obersten, 128 Oberst⸗Lieutenants, 302 Majors, 494 Hauptleute und Rittmeister, 610 Premier⸗Lieutenants, 1019 Second⸗Lieutenants
Sanitäts⸗Offiziere vom zt 2.
einschließlich der Assistenz⸗Aerzte 2. Klasse; bei der Reserve: 55 Haupt⸗ leute und Rittmeister, 315 Premier⸗Lieutenants, 952 Second⸗ Lieutenants und 680 Sanitäts⸗Offiziere vom Ober⸗Stabsarzt 2. Klasse ab; bei der Landwehr: 3 Majors, 174 Haupt⸗ leute und Rittmeister, 514 Premier⸗Lieutenants, 65 Second⸗ Lieutenants und 133 Sanitäts⸗Offiziere vom Ober⸗Stabsarzt 2. Klasse ab. Rechnet man zu dieser Zahl von 5797 Beförde⸗ rungen noch diejenigen durch Verleihungen vordatirter Patente, durch Wiederanstellung und durch Uebertritt von der Reserve in den activen Dienst, sowie die zu patentirenden Portepee⸗Fähnriche hinzu, so dürften die durch Allerhöchste Cabinetsordres verfügten Beförderungen die Zahl von 7000 erheblich überschreiten. Für die ngliste sind ebenso von tief eingreifendem Einfluß die Versetzungen und Commandirungen, deren Zahl den Beförderungen kaum nach⸗ steht; kommen hierzu noch die Standeserhöhungen und Ordens⸗ verleihungen, sowie Ueberweisungen von Offizieren aus einem Landwehr⸗ bezirk in den anderen, so dürften nur wenige Stellen der alten Rang⸗ liste unverändert geblieben sein.
Zu den im Laufe des Ranglistenjahres erledigten Stellen ge⸗ hören die der verstorbenen Regiments⸗Chefs der Grenadier⸗Regi⸗ menter 5 und 9 (General der Infanterie Bronsart von Schellen⸗ dorff I. und eeeeec Graf von Moltke), des Infanterie⸗ Regiments Nr. 25 (Seine Majestät der König Karl I. von Württem⸗ berg), der Infanterie⸗Regimenter 81 und 115, des Dragoner⸗Regi⸗ ments Nr. 23 und des Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 25 (General⸗ Oberst der Infanterie Ludwig IV. Großherzog von Hessen und bei Rhein Königliche Hoheit), des Cürassier⸗Regiments Nr. 5 (Nikolaus Nikolajewitsch Großfürst von Rußland Kaiserliche Hoheit) und des Husaren⸗Regiments Nr. 9 (Constantin Nikolaje⸗ witsch Großfürst von Rußland Kaiserliche Hoheit). Verliehene Chef⸗ stellen sind die des Infanterie⸗Regiments Nr. 13 (Königlich württem⸗ bergischer General der Infanterie Herzog Wilhelm von Württemberg Königliche Hoheit), des Füsilier⸗Regiments Nr. 39 (Erzherzog Rainer von Oesterreich Kaiserliche und Königliche Hobeit) und des Cürassier⸗ Regiments Nr. 5 (Seine Majestät der König Wilhelm II. von Würt⸗ temberg). Erledigt und bisher nicht wieder besetzt ist die Stelle des General⸗Inspecteurs der III. Armee⸗Inspection. Durch Todesfall sind ferner vacant geworden und wieder besetzt: die Stellen des Präses der Landes⸗Vertheidigungscommission, des Remonte⸗Inspecteurs, des Ge⸗ neral⸗Commandos I. Armee⸗Corps, des Commandanten von Koblenz, eines Infanterie⸗ und eines Feld⸗Artillerie⸗Regiments⸗Commandeurs.
Durch Versetzungen bezw. Verabschiedungen und Beförderungen sind vacant geworden und wieder besetzt: Die Stellen der commandi⸗ renden Generale des II. und XV. Armee⸗Corps, des Directors des Allgemeinen Kriegsdepartements, diejenigen von 13 Divisions⸗Com⸗ viinboct (1. 5. 7 8,9 10. 11I 1. 28 1. ub 38) einer Cavallerie⸗Inspection, der Feld⸗Artillerie⸗ und der 4. Fuß⸗Artillerie⸗ Inspection, diejenigen von 23 Infanterie⸗, 14 Cavallerie⸗ und 5 Feld⸗ Artillerie⸗Brigade⸗Commandos, 1 Ingenieur⸗Inspection, der Inspectionen der Jäger und Schützen bezw. der Infanterieschulen, der Landwehr⸗ Inspection, des Gouverneurs von Straßburg, von 6 Commandanten, die Regiments⸗Commandeurstellen von 42 Infanterie⸗, 25 Cavallerie⸗, 11 Feld⸗Artillerie⸗ und 6 Fuß⸗Artillerie⸗Regimentern, die Stellen des Inspecteurs der Gewehrfabriken, des Chefs des Militär⸗Reitinstituts, des Directors der Vereinigten Artillerie⸗ und Ingenieurschule, der Comman⸗ deure des Cadetten⸗Corps bezw. der Haupt⸗Cadettenanstalt, des Inspecteurs des Militär⸗Veterinärwesens und der Commandeure von 44 Land⸗ wehrbezirken. Die Stellen der Commandanten von Hannover und Neisse sind eingegangen, und das General⸗Artillerie⸗Comité ist auf⸗ gelöst. Neu hinzugekommen sind: die Stelle eines Abtheilungs⸗Chefs im Kriegs⸗Ministerium, der neuen Feld⸗Artillerie⸗Abtheilung, die Commandanturen der 6 Truppenübungsplätze bei Arys, Darmstadt, Hagenau, Jüterbog, in der Senne (Standort Paderborn) und bei Wesel, sowie die Unteroffizier⸗Vorschulen in Jülich und Wohlau und das Cadettenhaus in Karlsruhe.
Die Abgänge in den Offiziercorps durch Verabschiedung belaufen sich auf 660 bei der Linie: 2 Generale, 19 General⸗Lieutena ts, 26 General⸗Majors, 49 Obersten, 34 Oberst⸗Lieutenants, 121 Majors, 141 Hauptleute und Rittmeister, 107 Premier⸗Lieutenants, 161 Second⸗ Lieutenants; 113 bei der Reserve und 819 bei der Landwehr, beim Sanitätscorps auf 49 der Linie, 31 der Reserve und 99 der Landwehr.
Durch Todesfall sind in Abgang gekommen: 5 Fürsten und Prinzen (bisherige Regiments⸗Chefs bezw. ohne Charge à la suite von Regimentern), 1 General⸗Feldmarschall (Graf von Moltke), 5 Generale (einschließlich derer, welche zwar nicht mehr im Dienst, aber à la suite eines Regiments standen), 1 General⸗Lieutenant, 3 General⸗ Majors, 5 Obersten, 6 Oberst⸗Lieutenants aus dem activen Dienst⸗ stande, 1 aus der Landwehr, 18 Majors, 23 Hauptleute und Ritt⸗ meister, 11 Premier⸗ und 17 Second⸗Lieutenants des activen Dienst⸗ standes, 6 Premier⸗ und 27 Second⸗Lieutenants der Reserve, 2 Majors 7 Hauptleute bezw. Rittmeister, 15 Premier⸗ und 21 Second⸗Lieutenants der Landwehr, ferner 2 Ober⸗Stabärzte 1. Klasse, 4 Stabsärzte, ein Assistenz⸗Arzt 1. und einer 2. Klasse der Linie, vier Assistenz⸗ Aerzte 1. und sechs 2. Klasse der Reserve, 5 Stabsärzte und zwei Assistenz⸗Aerzte 1. Klasse der Landwehr.
Denjenigen Regimentern, welche neben ihrer provinziellen Be⸗ zeichnung Ehrennamen erhalten haben, sind hinzugetreten: das Füsilier⸗ Regiment General⸗Feldmarschall Graf von oltke (Schlesisches) Nr. 38, das Infanterie⸗Regiment von Alvensleben (6. Branden⸗ burgischee) Nr. 52, das Infanterie⸗Regiment Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Badisches) Nr. 111, das In⸗ fanterie⸗Regiment Kaiser Wilhelm (2. Großherzoglich Hessisches) Nr. 116 und das Ulanen⸗Regiment Großherzog Friedrich von Baden (Rheinisches) Nr. 7. Die Regimenter des III. Armee⸗Corps haben, mit Ausnahme des 1. Brandenburgischen Dragoner⸗Regiments Nr. 2, sämmtlich besondere Namen.
Beim Leib⸗Garde⸗Husaren⸗Regiment wird Seine Majestät der König von Württemberg und beim 1. Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiment Seine Majestät der König von Rumänien an der Spitze des Regi⸗ ments hinter dem Chef geführt. Unter einem Abschnitte der Rang⸗ liste sind diesmal gar keine Offiziere aufgeführt, nämlich bei den „Offizieren von der Armee“. Wenn auch im Laufe des Jahres mehr⸗ fache Versetzungen dahin stattgefunden haben, so sind die Betreffenden doch noch vor Fertigstellung der Rangliste entweder ausgeschieden oder in andere Dienststellen versetzt.
Die Zahl der Inhaber des Eisernen Kreuzes, welche in der Rang⸗ liste stehen, hat in den letzten Jahren erheblich abgenommen. Es sind nur noch vorhanden: Inhaber des Großkreuzes 1, des Kreuzes erster Klasse 183, des Kreuzes zweiter Klasse am schwarzen Bande 3306 und des Kreuzes zweiter Klasse am weißen Bande 464. Von den Kreuzen erster Klasse befinden sich in dem activen Dienststande 101 bei den Stäben der höheren Commandobehörden, 45 bei der Infanterie, 8 bei der Cavallerie, 4 bei der Artillerie, 1 beim Ingenieur⸗ und Pionier⸗Corps, 6 bei der Gendarmerie und den Invaliden und 1 bei den Instituten, 1 bei der Reserve⸗Infanterie und 16 bei der Landwehr. Von den Kreuzen zweiter Klasse am schwarzen Bande befindet sich die Mehrzahl, 2660, bei dem activen Dienststande, 66 sind noch in der Reserve und 580 in der Landwehr vorhanden. Das Eiserne Kreuz zweiter Klasse am weißen Bande ist mit 405 Exemplaren im activen Dienststande und mit 59 in der Landwehr vertreten. Das letzte Eiserne Kreuz aus den Jahren 1813—15 ist erst vor wenigen Jahren aus der Rang⸗ liste geschieden.
i redactioneller Beziehung sind einige Verbesserungen vorge⸗ nommen, wie z. B. im Inhaltsverzeichnisse, wo die früher einzeln aufgeführten Unteroffizier⸗Vorschulen und die Militär⸗Lehrschmieden fortgelassen sind, welche nun unter dem Abschnitt „Unteroffizierschulen“ bezw. unter dem Gesammtabschnitt „Militär⸗Lehrschmieden“ gefunden
Der Königlich bayerische Militär⸗Bevollmä General⸗Major. Ritter vom Haag ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt. G
die Pensionsnormen geändert würden. Der Referent Freiherr von Soden hielt in einem Schlußworte die Ausschußanträge aufrecht. In der heutigen Abendsitzung wurde die Vorlage dem Beschluß des Ausschusses gemäß mit 120 gegen
Der Archiv⸗Afsistent Dr. phil. Georg Liebe ist von Koblenz an das Staatsarchiv in. Magdeburg versetzt und der Archiv⸗Hilfsarbeiter Dr. phil. Friedrich Küch bei dem
Staatsarchiv Ih Mrrehh zum Archiv⸗Affistenten ie
29 Stimmen unverändert angenommen, nachdem der Minister⸗ Präsident und der Finanz⸗Minister die Ann lebhaft befürwortet hatten.
nochmals
S. M. Kreuzer „Sperber“, Commandant Corvetten⸗ Capitän Fischer, beabsichtigt, am 3. Mai von Sydney nach Apia (Samoa⸗Inseln) in See zu gehen 8 M
ö1
Baden. 2* Karlsruhe, 29. April. Seine Majestät der Kaiser hat an Seine Königliche Hoheit den Großherzog anläßlich dessen vierzigjähriger Regierungs⸗Jubelfeier ein Allerhöchstes Handschreiben gerichtet, worin es dem „W. T. B.“ zufolge heißt: die vierzigjährige Wiederkehr des Tages, an welchem der Großherzog die Regierung angetreten habe, werde nicht nur von der jubelnden Begeisterung seiner getreuen badischen Völker, sondern soweit die deutsche Zunge klinge, mit freudiger Theilnahme begrüßt. Das Handschreiben spricht den Wunsch aus, es möge dem Großherzog vergönnt sein, noch während einer langen Reihe von Jahren die Früchte einer dem Wohle seines gesegneten Landes unablässig gewidmeten Fürsorge zu genießen und im Bunde mit den übrigen deutschen Fürsten für die Größe des
Reiches zu wirken. 8 Heute Vormittag brachten die Präsidien beider Kammern dem Großherzog getrennt ihre Glückwünsche dar. Der „Bad. Corr.“ zufolge antwortete Höchstderselbe der Depu⸗ tation der Ersten Kammer: Wenn es ihm gelungen sei, etwas für das Reich, Land und Volk zu thun, so habe er dies vor allem dem Segen Gottes zu danken. Er erinnere sich mit Freuden der schönen Zeit, wo er selbst Mitglied der Ersten Kammer gewesen. Der Deputation der Zweiten Kammer dankte der Großherzog für die stets bewiesene treue Unter⸗
Posen, 28. April. Dem Provinzial⸗Landtag lag ein Antrag des landwirthschaftlichen Centralvereins für das Großherzogthum Posen vor dahin gehend, bei der Königlichen Staatsregkerung vorstellig zu werden, daß diese die Einführung einer für die Provinz Posen geeigneten Landgüterordnung be⸗ wirken möge, wie dies in den Brandenburg und Schlesien bereits geschehen sei. Dieser Antrag wird unter anderem auch durch den Nachweis begründet, daß der bäuer⸗ liche und Kleinbesitz in der Provinz Posen zurückgehe, denn 1816 habe die Zahl der spannfähigen Nahrungen 48 151 be⸗ tragen, im Jahre 1880 nur noch 39 139. Die Ursache für diesen Rückgang glaubt der genannte „Centralverein mit in der unbeschränkten Erbtheilung zu erblicken und hält deshalb die Einführung der Landgüterrolle für geboten. Beschlossen wurde, diesen Antrag dem Provinzial⸗Ausschusse zur Prüfung und Berichterstattung für den nächsten Provinzial⸗ Landtag zu überweisen. Nachdem ein Gesuch der Lehrer an den Taubstummenanstalten Posen und Bromberg um Gewäh⸗ rung des Wohnungsgeldzuschusses an Stelle der jetzigen Mieths⸗ entschädigung abgelehnt war, wurde die Besoldungsordnung für die Lehrer an den Zwangserziehungs⸗Anstalten der Provinz stützung; er freue sich, an ihrer Spitze den Staatsmann Lamen derart festgesetzt, daß die Vorsteher und die Ersten Lehrer zu sehen, der ihm als Minister vor langen Jahren treu 2400 bis 3300 ℳ Gehalt, die ordentlichen Lehrer 1200 bis zur Seite gestanden habe. Später empfing der Groß⸗ 2400 ℳ Gehalt, die Hilfslehrer, welche die erste bege die große Landes⸗Deputation. Der Ober⸗ Lehrerprüfung bestanden haben, 950 ℳ Remuneration, ürgermeister Schnetzler verlas die von sämmtlichen und die, welche die zweite Lehrerprüfung bestanden haben, Gemeinden des Großherzogthums an den Großherzog 1050 bis 1200 ℳ Remuneration beziehen. Die allgemeinen gerichtete Huldigungsadresse. Der Großherzog dankte, Grundsätze für Gehaltszulagen wurden derart bestimmt, daß wie „W. T. B.“ meldet, mit äußerst herzlichen Worten und die Vorsteher und Ersten Lehrer in dreijährigen Zeiträumen hob in einem Rückblick auf die Zeit seiner Regierung deren 300 ℳ, die ordentlichen Lehrer den gleichen Betrag in füns⸗ größtes Ereigniß, die Einigung Deutschlands, hervor. Kein Opfer jährigen Zeiträumen und die Hilfslehrer, welche die zweite sei zu groß, um diese Einigung zu erhalten. Der Großherzog er⸗ Lehrerprüfung bestanden haben, jährlich 50 ℳ erhalten. Dem mahnte zu einträchtiger Arbeit; nur durch die Einigkeit aller der⸗ Vorstand des Samariter⸗Ordensstiftes zu Feschete Schlesien jenigen, die die Erhaltung des Staats und der Ordnung als das wird zur Erweiterung der Anstalt ein auf demse sicher zu höchste Gut betrachteten, könnten manche Gefahren der Zeit über⸗ stellendes zinsfreies Darlehn von 20 000 ℳ gewährt, welches wunden werden. Der Großherzog schloß mit der Versicherung, fällig wird, sobald die zwischen der Provinz Posen und dem daß sein treues Herz aushalten werde, so lange Gott ihm Ordensstift bestehenden Vertragsverhältnisse gelöst und die Kraft verleihe. Im Laufe des Tages fanden dann noch zahl⸗ jetzigen 130 Freistellen für Schwachsinnige dem Provinziall reiche Empfänge statt, darunter ein großer Empfang des Verbande von Posen nicht mehr zur Verfügung stehen. Nach⸗ diplomatischen Corps. Am Abend besuchten der Großherzog dem die Genehmigung zur Aufhebung des in Höhe von etwa und die Großherzogin zum ersten Mal seit dem Trauerjahre 12 500 ℳ vorhandenen Fonds des aufgelösten landschaftlichen 1888 das Hoftheater. Das Publikum begrüßte die hohen Creditvereins ertheilt war, beschließt der Landtag, daß ein Herrschaften daselbst mit begeisterten Zurufen. Die Stadt ist Betrag von 10 000 ℳ zur Verstärkung der vom Staat festlich geschmückt. Mecklenburg⸗Strelitz.
zur Förderung der Landwirthschaft in der ovinz Strelitz, 29. April. Ihre Königlichen Hoheiten der
8 Aussicht gestellten ö“ von 40 ℳ
Ober⸗Präsidenten mit der Bedingung zur Verfügung G 8 . 1““ 2 “ gestellt werden solle, daß jene Summe zunächst zur Hebung —cheb n0 1nd e. . eö“ 8 10h. wüh, di⸗ Aufenthalt nach England begeben.
der Viehzucht verwendet wird und daß bei der Verwendung Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
sowohl des Staats⸗ als auch des Provinzial zuschusses die Provinzial⸗Verwaltung zugezogen Coburg, 28. April. Seine Königliche Hoheit der Prinz Alfred von Edinburg wird der „Cob. Ztg.“ zufolge am
Dem Provinzialverein für die Wanderbettelei wurde nach längerer lebhafter Debatte, an der sich auch der
4. Mai nach München übersiedeln, um an der dortigen Uni⸗ versität seine Studien fortzusetzen.
Ober⸗Präsident, der Vorsitzende des Provinzial⸗Aus
schusses und der Landeshauptmann betheiligten, für die
Arbeiter⸗Colonie Alt⸗Latzig vom 1. April 1892 ab eine jähr⸗ Anhalt.
liche, nicht auf rechtlicher Verpflichtung beruhende Beihilfe 6 “
von 4000 ℳ unter besonderen Bedingungen bewilligt. Ein Dessau, 29. April. Der Geburtstag Seiner Hoheit des
aus der Mitte der Versammlung gestellter Antrag, diese Herzogs wurde heute festlich begangen. Die Stadt ist reich
v höher zu bemessen, wurde abgelehnt. Die nächste Peae Uhr vö Sesn Canden n 18
Plernen ih. ir ae 89 8 1 erliche Enthüllung des von dem
Plenarsitzung, in welcher als einziger Punkt der Tagesordnung Baron von Cohn geschenkten Denkmals Kalser Wil⸗ elm’s IJ. Seine Hoheit der Erbprinz, sowie der Prinz
duard, der Prinz und die Prinzessin Aribert von Anhalt,
der Entwurf der neuen Satzungen für die Provinzial⸗Feuer⸗ die Spitzen der Behörden und die gesammte Garnison wohnten
Societät zur Berathung kommt, findet morgen statt. Saarbrücken, 29. April. Die Bekanntmachung,
der Feier bei. Die Festrede hielt Professor Gerlach.
Deutsche Colonien.
welche Freiherr von Stumm im Auftrage Seiner Majestät
des Kaisers und Königs an seine Arbeiter erlassen hat,
war in der „Saarbr. Ztg.“, aus der wir sie in Nr. 100 des b 8
„Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ abgedruckt hatten, nicht ganz Major von Wissmann hat, wie dem „R. B.“ aus
correct wiedergegeben. Wie er uns mittheilt, hat die Be⸗ Kairo gemeldet wird, seine auf den 29. April angesetzt ge⸗
kanntmachung folgenden Wortlaut: wesene Abreise nach Sansibar — von wo er, wie gemeldet, „An die Arbeiter! Seine Majestät haben die Gnade gehabt, mich die geplante Expedition nach dem Tanganjika⸗See führen
zu beauftragen, der gesammten Arbeiterschaft des E“ Werkes wird — auf die nächste Woche verschoben.
Allerhöchstihren Dank für ihre lovale Haltung und das Verständniß, Wie ein vorgestern nach Schluß der Redaction aus
welches sie den auf das Wohl der arbeitenden Klassen gerichteten Sansibar eingetroffenes Telegramm des „W. T. B.“ meldete
Bestrebungen Seiner Majestät entgegenbringt. auszusprechen. Es ist dessen Inhalt durch ein gleichzeitiges Telegramm des Gouver⸗
Mireh “ neurs Freiherrn von Soden aus Dar⸗es⸗Salam bestätigt wird,
3 1 ist Dr. Stuhlmann am 15. Februar mit dem größeren Theil
der Emin⸗Pascha⸗Expedition, doch ohne Emin Pascha, der
erkrankt sei und langsam nachfolge, in Bukoba ein⸗
getroffen. Bukoba liegt am Südwest⸗Ufer des Victoria⸗Nyanza;
dort wurde von Emin Pascha auf der von ihm im Auftrage
des Reichscommissars Majors von Wissmann im Jahre 1890 unternommenen Expedition eine deutsche Station angelegt.
München, 29. April. Die Kammer der Abgeord⸗ neten setzte heute die allgemeine Berathung über die Vorlage wegen Erhöhung der Beamtengehääͤlter fort. Der Abg. Hermann Beckh sprach für, der Abg. Haberland gegen die Vorlage. Der Abg. Biehl war für die Vorlage; er Cerdere 8 — die Regierung zu stärkerem Schutz der seßhaften Gewerbe Von dort hatte sich nach verschiedenen Berichten und Ver⸗ durch Geseßgebung gegen die Waarenabzahlungsgeschäfte, muthungen Emin Pascha mit seinen Leuten, also auch mit Hausirhandel u. dgl. auf. Der Minister Freiherr von Fei⸗ Dr. Stuhlmann, nach Westen gewandt; es hieß litzsch erkannte die schwierige Lage des Handwerks an. Die dann, er sei zunächst am Albert⸗Edward⸗Nyanza Regierung thue ihr möglichstes daßür. das Verbot des Hausir⸗ Wund später am Albert⸗Nyanza gesehen worden, ön durch Aufsuchung von Bestellungen bei Privaten
ei leider im Reichstag gefallen. Die bayerische Re⸗ gierung werde hierauf immer zurückkommen, ebenso darauf, daß der ambulante Gewerbebetrieb auch des seßhaften Gewerbes am Niederlassungsort als Hausirhandel betrachtet, ferner daß die Ausstellung von Wandergewerbescheinen auch gegenüber Reichsangehörigen von der Bedürfnißfrage ab⸗ hängig gemacht werde. Sie hoffe, damit doch noch im Reichstag einen Erfolg zu erzielen. Die Hausirpatentgebühren seien in Bayern erst jüngst wieder erhöht worden, ebenso das Hausiren an Sonntagen verboten. Ueber die Abzahlungs⸗ geschäfte sei ein Gesetz in Vorbereitung. Der Abg. Aichbichler b 2 1 tadelte, daß der „Ingolstadter Zeitung“ wegen eines Femnache wurde, er möge unter den gleichen Bedingungen wie mißliebigen Artikels über die Juristen die amtlichen Anzeigen issmann und Peters in den Reichsdienst eintreten, nicht in entzogen worden seien. Der Justiz⸗Minister Freiherr Kune Hände, sondern als unbestellbar wie der an die von Leonrod verlas den betreffenden Beschluß des Ober⸗ zurückgelangt ist. Jenes Schreiben datirte vom Landesgerichts in Augsburg und überließ es dem unbe⸗ 1891. B ““ fangenen Urtheil, ob ein Blatt, welches so empörend den Län. as vollständige Dunkel, welches noch über die weiten Juristenstand schmähe, ein amtliches Organ sein könne. Der Füändergebiete zwischen dem Kilimandjaro und dem Abg. Burger sprach gegen die Vorlage, weil nicht gleichzeitig 1
also in die früher von ihm verwaltete (egyptische) Provinz Aequatoria zurückgekehrt. Jetzt wird gemeldet, daß die Ex⸗ pedition, welche also schon längst die deutsche Interessensphäre überschritten hatte, bis nach Undussuma gelangt war. Undussuma liegt nach Mittheilung des Telegramms westlich vom Albert⸗ Nyanza und zwar 1 ½ ° nördlicher Breite; dort hätten Hunger und Krankheit den Weitermarsch verhindert. Emin Pascha wäre also somit nicht bis Wadelai gekommen und hätte also auch nur die südwestliche Ecke des Albert⸗Nyanza erreicht, von wo die Umkehr erfolgte. Zugleich mit dieser Nachricht wird durch die Münchener „Allgem. Ztg.“ bekannt, daß jenes Schreiben, durch welches Emin Pascha der Vorschlag
ictoriasee ausgebreitet liegt, der Umstand andererseits,
daß die directe Entfernung von der Meeresküste bis zum Victoriasee durch diese Gebiete hindurch etwa um ein Vi kürzer ist als diejenige auf der von den Karawanen begangenen Straße über Mpwapwa⸗ Tabora, legten die Frage nahe, zugleich mit der Er⸗ forschung der unbekannten Landstrecken diese kürzere Wege⸗ verbindung aufzusuchen und, wenn möglich, dem Verkehr zu eröffnen. Diese Frage lag um so näher, als fast die Hälfte dieses Weges durch die Errichtung der Stationen auf dem Kilimandjaro bereits bekannt geworden und gesichert worden war. Der Plan der Ausführungscommission der Anti⸗ sklaverei⸗Lotterie, die Beantwortung dieser Frage zu ver⸗ suchen, begegnete sich mit einer ähnlichen Absicht der Deutsch⸗Ostafrikanischen Gesellschaft und führte zu einer “] dahin, daß die Ausführungscommission sich verpflichtete, bei der dem bewährten Reisenden Dr. Baumann u übertragenden Expedition die die Deutsch⸗Ostafrikanische Besellschaft interessirenden Untersuchungen mit ausführen zu lassen und die Resultate der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen, wogegen die Gesellschaft der Ausführungscommission zu den Kosten der Erpedition einen Beitrag von 35 000 ℳ leistete. Dr. Baumann verließ Ende Oktober Europa, begab sich zunächst nach Massowah, wo es ihm bei kurzem Aufenthalt gelang, fünfzehn Sudanesen⸗Soldaten anzuwerben, von da nach Aden, kaufte daselbst drei Lastkameele an und reiste dann mit seiner Begleitung, die er noch um drei Gebirgs⸗Araber zur Wartung der Kameele vermehrt hatte, nach Ost⸗Afrika. Dort traf er am 20. November ein und ging, nachdem ihm die vom Gouverneur erbetene Unterstützung zugesichert worden war, sofort an die Vorbereitung zur Zusammenstellung seiner Karawane, die vorzüglich in der Anwerbung der erforderlichen Träger und in der Beschaffung und Verpackung der für die Massailänder nothwendigen Tauschartikel bestand. Dr. Bau⸗ mann vermochte seine Vorbereitungen so rechtzeitig zu beenden, daß er den für seinen Abmarsch von Tanga festgesetzten
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Termin, den 15. Januar d. J., einzuhalten vermochte.
Ueber seinen Marsch berichtet er unter dem 1. Februar d. J. von Kisuani am Kilimandjaro aus wie folgt:
An die Ausführungscommission der Deutschen Antisklaverei⸗ Lotterie in Koblenz.
In meinem letzten Schreiben aus Tanga erlaubte ich mir Ihnen meinen bevorstehenden Abmarsch anzuzeigen. Dieser fand am 15. Januar anstandslos statt. Beim Aufbruch fehlten mir einige Leute, deren Lasten auf das Kameel und einige unbelastete Esel ver⸗ theilt wurden und die in den nächsten Tagen der Karawane nachfolgten. Thatsächliche Desertionen kamen nur drei vor, und es ist nicht mehr wahr⸗ scheinlich, daß jetzt noch Leute fortlaufen. Mit mir gemeinsam brach die kleine Expedition des Herrn Barons Jokey, eines ungarischen Sportsman, auf, der sich zu Jagdzwecken nach dem Kilimandjaro begiebt. Ueberall, selbst in der Steppe, wurde ich durch die erstaunlich reiche Vegetation überrascht, welcher die letzten ungewöhnlich starken Regen Entstehung gaben. Fast alle sonst trockenen Wasserrisse führen noch gegenwärtig reichlich Wasser. Im Wadigo⸗Land ergriffen die durch die letzte militärische Expedition eingeschüchterten Ein⸗ geborenen bei Herannahen der Karawane sämmtlich die Flucht, was für mich deshalb unangenehm war, weil es mich zwang, die Mann⸗ schaften durch Fouragiren zu verpflegen. Die ersten Eingeborenen bekamen wir in Buiti zu sehen, von wo aus wir uns nach Daluni begaben. Dortselbst gedeihen die letzten Cocospalmen und endet das Küstengebiet; dort gönnte ich den der Lasten noch ungewohnten Trägern einen Rasttag. In Buiti sowohl wie in Daluni vernahm ich bittere Klagen der Eingeborenen über die fortwährenden Einfälle der Wataita aus Britisch⸗Ost⸗Afrika behufs Vieh⸗ und Menschenraubs.
Von Daluni marschirten wir durch die Umba⸗Nyika nach Kitivo und Lungusa, von wo ich einen Ausflug nach Mlalo unternahm. Die drei in der prächtigen Hochmulde lebenden deutschen Missionare traf ich in bester Gesundheit an. Dieselben haben sich auf einem herrlich gelegenen Bergvorsprung einige Lehmhütten errichtet und in einem kleinen Gärtchen einige unbedeutende Culturen angelegt. Von Lungusa zogen wir um den charakteristischen Bergvorsprung von Msambara nach Mnasi (Mbaramu). Von dort schlug ich nicht den ge⸗ wöhnlichen Weg nach Gonja ein, da dieser in seinem letzten Theil stark versumpft und daher gegenwärtig schwer gangbar ist, sondern zog durch die Nyika⸗Steppe am Nordfuß der Igorgohügel vorbei direct nach Kisuani. Wir fanden mehrmals Wasser, sowohl in Tüm⸗ peln wie auch in Wasserrissen, besonders im Kambaga. Gestern Nach⸗ mittag langten wir hfer in dem kleinen Militärposten Kisuani an, der von fünf Swahili⸗Askaris besetzt ist. Da hier ziemlich viel Mais erhältlich ist, werde ich einige Tage hierbleiben, um meine Karawane für den Marsch durch die Massai⸗Steppe zu verproviantiren.
Mit meiner Mannschaft habe ich bisher allen Grund zufrieden zu sein. Die Sudanesen versehen hauptsächlich den nächtlichen Wacht⸗ dienst und bilden die Vor⸗ und Nachhut auf dem Marsche. Den Swahili⸗Askaris fällt die Beaufsichtigung der Träger und Transport⸗ thiere, der ganze Lagerdienst und die Freimachung der Route von Hindernissen zu. Von den Trägern bewähren sich die an die hiesige Gegend gewöhnten Pangani⸗ und Tanga⸗Leute vorläufig am besten, die Bagamovo⸗Leute fühlen sich — mit Ausnahme meiner alten Träger — hier noch etwas fremd, werden sich aber wohl bald eingewöhnen, da sie sehr guten Willen zeigen. Desertionen kommen, wie gesagt, nicht vor; die drei Leute, welche fortliefen, waren fremde Wabondei, die ich mir aushilfsweise mitgenommen. 8
Bezüglich der Verpflegung der Leute befolge ich die arabische Methode, d. h. ich kaufe die Lebensmittel im Großen ein und ver⸗ theile sie an die Träger, was ungleich billiger zu stehen kommt, als das von Europäern meist angewandte System der Vertheilung von Zeng. oder Glasperlen an die Träger. Sehr gute Erfahrungen mache ich bisher mit den Eseln, welche jeder zwei Lasten anstandslos be⸗ fördern. Das Kameel ist jetzt gesund und befördert Wasserschläuche.
Ich marschire von hier nach dem Bangamifluß, übersetze denselben und dringe in die Massai⸗Ebene ein. Da die Viehseuche dortselbst absoluten Nahrungsmangel hervorgerufen, bin ich nicht in der Lage, Ihnen über meine projectirte Route näheres mitzutheilen und ist es möglich, daß Sie bis zu meiner Ankunft am Victoria⸗See nichts mehr von mir hören. 8 “
Hochachtungsvoll und ergebenst
Oscar Baumann.
Nach einem bei der Ausführungscommission am 22. April eingelaufenen Telegramm sind nun an diesem Tage bereits Nachrichten an die Küste gelangt, 868 Dr. Baumann den Victoria⸗See mit seiner Expedition wohlbehalten erreicht hat. Es scheint demnach, daß er auf seinem Marsche keine erheblichen Schwierigkeiten zu überwinden gehabt hat.
„Zei der Ausführungscommission des deutschen Anti⸗ sklaverei⸗Comités ist die telegraphische Meldung eingetroffen, daß nach an die deutsch⸗ostafrikanische Küste gelangten Nach⸗ richten Baron Fischer mit seiner Expedition Tabora wohl⸗ behalten erreicht hat, daß dagegen Herr Oscar Borchert erkrankt ist und an seiner Stelle Graf Schweinitz gemäß der für diesen Fall getroffenen Anordnung die vorläufige Führung der Expedition übernommen hat.
Die Ausführungscommission der deutschen Antisklaverei⸗Lotterie sucht einen jungen Arzt, welcher bereit und körperlich geeignet ist, als Freiwilliger gegen Ge⸗ währung freier Ausrüstung, freier Reise, freier Unterkunft und Verpflegung (ausschließlich Getränke) auf die Dauer
von zwei Jahren an den Victoria⸗See zu gehen
müßte schon längere Zeit in Lazarethen
n und Kliniken als Arzt thätig gewesen und im Operiren geschickt sein. Bewerber, welche ihrer schriftlichen Bewerbung einen Lebenslauf und Abschrift ihrer Zeugnisse beizufügen haben, haben sich an den Geschäftsleiter der Commission, Bergrath Dr. Busse in Koblenz zu wenden. Die Abreise würde am 25. Mai von Hamburg aus zu erfolgen haben.
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Desterreich⸗Ungarn.
Im Abgeordnetenhause ist gestern auch bei der Be⸗ Gesetzentwurfs über die Personalsteuern die Frage des böhmischen Ausgleichs zur Sprache gebracht worden.
ie „W. T. B.“ berichtet, erklärte der Jungezeche Herold eine gerechte Steuerreform ohne die gerechte politische Be⸗ friedigung der Völker Oesterreichs für undurchführbar und warf der Regierung eine ungesetzliche und strafbare Action und politische Rancune gegenüber dem böhmischen Volke vor, das sie um seine Rechte zu bestehlen versuche. Der Redner erhielt wegen des letzteren Ausdrucks einenOrdnungsruf. Der jungczechische Abgeordnete Vasaty stellte den Antrag, die Regierung aufzufordern, sie möge den Erlaß des Justiz⸗ Ministeriums vom 3. Februar 1890 als den Gesetzen zuwider⸗ laufend und den Rechten und Interessen Böhmens und des Reichs abträglich aufheben. Die Berathung des Antrags auf Versetzung des Justiz⸗Ministers Grafen Schoenborn in den Anklagezustand soll, wie es heißt, für Mittwoch auf die Tages⸗ ordnung gestellt werden. Seitens der Deutsch⸗Liberalen wird der Abg. Dr. von Plener den Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung stellen. .
„Der Budgetausschuß des Abgeordnetenhauses berieth gestern die vom Herrenhause zurückgelangte Vorlage üͤber die Theuerungsbeiträge für Staatsbeamte und beschlöe die Erhöhung der Beitragssumme auf eine Million, jedon, öhne Heranziehung der Kassenbestände, aufrecht zu halten. Der Finanz⸗Minister erklärte, bei dem bisherigen Standpunkte der Regierung verharren zu müssen.
Großbritannien und Irland. 8 In seiner gestrigen Sitzung berieth das Unterhaus einen Antrag des Mitgliedes Clark wegen Errichtung be⸗ sonderer Parlamente für Irland, Schottland, Wales und England. Der Antrag wurde laut telegraphischer Meldung mit 74 5 Stimmen verworfen.
Ueber den Verlauf der Unterhausdebatte über die Frauenstimmrechts⸗Bill, deren Ergebniß, nämlich die Ab⸗ lehnung der zweiten Lesung, am Donnerstag schon telegraphisch gemeldet wurde, entnehmen wir der „A. C.“ noch folgende ausführlicheren Mittheilungen:
In der Nachmittagssitzung des Unterhauses am Mittwoch be⸗ antragte Sir Albert Rollit die zweite Lesung seiner Frauen⸗ stimmrechts⸗Bill. Man habe, so führte er aus, die Bill als revolutionär, gegen die Ordnung der Natur verstoßend, charakterisirt. In städtischen Angelegenheiten aber hätten ja die Frauen schon lange ein Stimmrecht besessen. In Yorkshire und anderswo hätten die Frauen zu Zeiten der Plantagenets gestimmt und ebenso zu Zeiten der Tudors. Man pflege doch stets zu sagen, daß Besteue⸗ rung ohne Vertretung Tyrannei sei. In Guernsey hätten Haus besitzerinnen das Stimmrecht. Nur wären sie nicht für ein Amt wählbar und könnten auch nicht in den „Staaten“ sitzen. Das Unter⸗ haus würde wohl durchweg der Ansicht huldigen, daß Frauen nicht im Parlament sitzen sollten, selbst wenn man ihnen das Stimmrecht ge⸗ währe. Man sage, daß die Frauen das Stimmrecht gar nicht 2 gehrten. Das sei nicht wahr. Seine Bill besage ja weiter nichts, als daß jede Frau, welche in Großbritannien in Boroughs und Grafschaften ein Wahlrecht besitze oder in Irland bei den Armen⸗ pflegewahlen stimmberechtigt sei, auch als parlamentarische Wählerin in die Listen eingetragen werden sollte. Hierdurch würde die Zahl der Wähler um 1 Million vermehrt werden. Im Jahre 1869 sei den Frauen das Stimmrecht für die Municipalwahlen gegeben worden; die Erfahrung spreche zu Gunsten der Ausdehnung dieses Rechtes. Es gebe viele Dinge, über die Frauen ebenso gut stimmen könnten wie Männer, z. B. Ehescheidung, Heirath mit der Schwester der verstorbenen Frau ꝛc. Die Wenigsten ahnten, wie viele Frauen Farmen besäßen und Schafzucht trieben. Auch in hoygienischen Dingen müßten die Frauen ein Wort mitzureden haben.
Als energischer Gegner der Bill trat der liberale Abgeordnete von Liverpool S. Smith auf. Gegen die Motive der Vorlage wolle er nichts sagen. Es scheine unlogisch, daß Frauen bei städti⸗ schen und nicht bei Parlamentswahlen stimmen dürften. Das erstere Recht sei den Frauen durch einen reinen Zufall, ohne Debatte, um 3 Uhr Morgens, durch Parlamentsbeschluß zu theil geworden. Er⸗ theile man den Frauen das parlamentarische Stimmrecht, so könnten sie ja auch Bischöfe, Richter und Generale werden. Frauen würden niemals einsichtige Politiker abgeben. Keine der beiden großen Par⸗ teien würde durch die Annahme der Bill gewinnen. Das Land würde um Hunderte von Jahren zurückgeworfen werden. Sir A. Rollit’s Bill sei die revolutionärste der modernen Zeit.
Sir W. Barttelot (cons.) meinte, die Frauen würden, wenn sie stimmen dürften, in Gegensatz zu den Männern gerathen. Bryce (lib.) wiederholte das Gladstone 'sche Argument, daß die Frauen das Stimmrecht gar nicht haben wollten. Die Arbeiterinnen würden auch nicht höhere Löhne bekommen, wenn Frauen im Parlament säßen. Im amerikanischen Territorium Washington hätten die Frauen vor 1889 das Stimmrecht gehabt, dann sei es ihnen aber mit zwei Drittel Mehrheit wieder genommen worden. 1
Der Leiter des Unterhauses Balfour trat für die zweite Lesung der Bill ein. Er äußerte, es sei nicht zu befürchten, daß die englische Nation dadurch eine Nation von Frauen und Kindern würde. Wenn man sage, daß die Frauen nicht in den Kampf ziehen könnten, so sei das ebenso der Fall mit allen über 60 Jahre alten Männern. Beide politischen Parteien hätten doch ihre Frauenvereine. Wenn Frauen auch vielleicht nicht Parlaments⸗Abgeordnete werden sollten, so könnten sie doch alle vier oder fünf Jahre einmal wählen.
Die Abstimmung über die Bill ergab, wie schon mit⸗ getheilt, 152 Stimmen für und 175 gegen die zweite Lesung. Dafür votirten 77 Conservative, 52 Parteigänger Gladstone’'s, 12 liberale Unionisten und 11 irische Nationalisten, dagegen 64 Conservative, 80 Gladstonianer, 24 liberale Unionisten und 7 irische Nationalisten. Von den Ministern stimmte die Mehr⸗ zahl gegen die Bill, dafür stimmten jedoch Mr. A. Balfour,
Sir John Gorst, Sir H. Maxwell, der Attorney⸗General für Irland und Mr. Stuart ortley. Mr. Gladstone, Sir W. Harcourt, Mr. Mundella, Mr. Campbell⸗Bannermann, Mr. H. Fowler, Mr. J. Chamberlain und Sir H. James von der liberalen Partei befanden sich unter der Majorität, während einige andere Mitglieder aus den vordersten Reihen der Opposition mit der Minorität stimmten. Die Abstimmung erfolgte somit ohne jede Rücksicht auf den Parteistandpunkt.
Dieselbe von Parteiprincipien gesonderte Meinungsverschie⸗ denheit drückt sich in den Leitartikeln der großen Na blätter über die Parlamentsabstimmung aus. Der „Standard“ meint, den Angelpunkt der Frage bilde die Unterstützung, die man von den bfsitzenden Frauen in dem bevorstehenden Kampfe
der Massen gegen die besitzenden Klassen zu erlangen suchen