1892 / 104 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 May 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (54.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ eordneten, der der Finanz⸗Minister Dr. Miquel und der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse bei⸗ wohnten, stand auf der Tagesordnung die erste Berathung des iensteinkommen der Lehrer

an den nichtstaatlichen öffentlichen höheren Lehr⸗

Gesetzentwurfs über das

anstalten.

Abg. von Schenckendorff (nl.) erkannte die Noth⸗ wendigkeit dieser Vorlage umsomehr an, als aus den neuen Belastung mit äußerte aber einige formelle Bedenken bedenklich die Bestim⸗ mungen, nach denen die Lehrer keinen Rechtsanspruch auf haben, und die den Unterrichts⸗Minister berechtigen sollten, das Schulgeld an nicht⸗ staatlichen Anstalten entsprechend demjenigen an staatlichen

Lehrplänen den Lehrern eine größere Arbeit erwachse, und bezeichnete besonders als

ein bestimmtes Diensteinkommen

festzusetzen.

Der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse wies darauf hin, daß diese Vorlage ursprünglich der Initiative

des Hauses zu verdanken sei. Die Vorlage entspreche nicht ganz den Wuͤnschen des Hauses, aber die Regierung habe sich von der Rücksicht leiten lassen, daß man es den Städten doch nicht

zu schwer machen müsse. Feffns würden sich die Städte

zu Verbänden zusammenschlie en, um sich ihren Haushalt zu erleichtern. Die Fragen der Pensionirung der Lehrer und der Fürsorge für deren Hinterbliebene würden besonders ge⸗ regelt werden. Abg. Dr. Lieber (Centr.) erblickte in der Vorlage einen Eingriff in die Selbstverwaltung der Gemeinden, verlangte eine Prüfung in der Commission, ob die bisherigen Staatszuschüsse richtig bemessen seien, und tadelte es, daß der neue Normal⸗Etat für die Lehrerbesoldungen wohl für die Gemeinde, aber 62 für die Staatsanstalten Gesetzeskraft haben solle. Ein Mißbrauch der Gesetzgebung sei es ferner, wenn die Gemeinden gezwungen würden, ein höheres Schulgeld zu erheben. Abg. Dr. Dürre (nl.) sprach sich für die Vorlage aus, war aber mit einzelnen Bestimmungen nicht einverstanden, wie namentlich der Bildung von Besoldungsgemeinschaften. Der Staat solle die Gemeinden zwar unterstüen, aber nicht alle Mehrlasten dieses Gesetzes für die Gemeinden selbst tragen. 8 Abg. Seyffardt⸗Magdeburg (nl.) war gleichfalls mit der Beseitigung der Ungleichheit zwischen den staatlichen und 8 nichtscntlichen höheren Lehranstalten einverstanden, wünschte aber keine Belastung der Staatskasse zu Gunsten von Anstalten, an denen der Staat kein Interesse habe.

Abg. Dr. Meyer (efr.) erhob namentlich dagegen Wider⸗

h nc. daß den Gemeinden das Recht genommen werde, selbst⸗ ständig das Schulgeld festzusetzen. Ghee ner Ober⸗Regierungs⸗Rath Bohtz legte die be⸗ stehenden Verschiedenheiten in der Höhe des Schulgeldes dar und nahm für den Staat das Recht der Festsetzung des Schulgeldes in Anspruch. (Schluß des Blattes.)

Die Budgetcommission des Hauses der Abgeord⸗ neten hat am Sonnabend den Nachtrag zum Staatshaushalts⸗Etat

Die Justizcommission des Hauses der Abgeordne⸗ ten war heute Vormittag zur zweiten Berathung der beiden von den Abgg. Neukirch und Prame gestellten Anträge über die Re⸗ gulirung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhält⸗ nisse in Neu⸗Vorpommern und Rügen zusammengetreten. Statt der zwei vorgeschlagenen Anträge wurde ein Gesetzentwurf nach dem Vorschlage der Abgg. Bode (cons.) und Dr. Oetker (nl.) formulirt und folgender Susat an⸗ genommen: „Verfügungen (Verabredungen und üindigungen), welche nach dem 15. März 1892 getroffen sind und mit den Ver⸗ fügungen des ersten und zweiten Absatzes des §. 3 in Widerspruch stehen sind dem die Regulirung verlangenden ftüheren Stelleninhaber gegenüber mit dem Eintritt der Regulirung re⸗ tlich unwirksam. Sind derartige Verfügungen in der Zeit vom 1. Januar bis 15. März 1892, oder im Falle des zweiten Absatzes von der Räumung bis zum 15. März 1892 getroffen, so ist die Regulirung zu Gunsten des dieselbe verlangenden früheren Stelleninhabers nur mit der Maßgabe zulässig, daß Letzterer an Stelle des Gutsherrn in das zwischen diesem und dem Dritten be⸗ gründete Rechtsverhältniß tritt.“ Der Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Heyden erklärte sich für seine Person mit dieser Fassung ein⸗ verstanden. Einige vom Abg. Schmidt⸗Warburg (Centr.) vorge⸗ schlagene Aenderungen wurden abgelehnt, das Gesetz im ganzen gegen eine Stimme (Schmidt⸗Warburg) angenommen. Zum Berichterstatter der Commission ist Abg. Oetker bestellt.

Entscheidungen des Reichsgerichts. 8

Der vom Vormunde eines minderjährigen Verletzten gestellte Strafantrag wegen eines Antragsdelicts, bei welchem die Zurück⸗ nahme des Antrags gesetlich zulässig ist, kann, nach einem ÜUrtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 19. November 1891, von

dem sodann volljährig gewordenen Verletzten ebenso, wie ein von ihm

selbst gestellter Strafantrag, zurückgenommen werden.

Land⸗ und Forstwirthschaft. Saatenstand in Ungarn.

Aus Budapest, 30. April, wird der „Wien. Ztg.“ über den

Stand der Saaten in der Zeit vom 17. bis 30. April d. J. tele⸗ graphirt: In einem großen Theile des Landes wurde das lang⸗ andauernde, kühle, schneeige und windige Wetter abgelöst. Noch am 27, schneite es in Ober⸗Ungarn im Comitat Arva, während es an anderen Orten des Landes bei voller Bedeckung meistens regnete; stellenweise war sogar Hagel. Bei solch abnormem Wetter konnte sich die Vegetation nur in Gegenden milderen Klimas entwickeln, während 8 im allgemeinen wieder zurück⸗ ging und stellenweise von Unkraut überwuchert wurde. Von zahl⸗ reichen Orten kommen Klagen über zu Grunde gegangene Saaten, besonders von Roggen, welcher an vielen Stellen schütter ist, an vielen aufgeackert wurde. Nicht viel besser als Roggen steht auch Weizen, überhaupt rechts und links von der Donau sowie an beiden Ufern der Theiß. Verhältnißmäßig befriedigend, stellenweise sogar gut, steht Getreide resp. Weizen im Theiß⸗Maros⸗Winkel, in einem Feisen Theile der Siebenbürger Comitate und endlich stellen⸗ weise zwischen der Donau und Theiß. Trotzdem haben sich die Saaten auch hier gehörig bebuscht, sind frischer und kräftiger geworden und können sich bei günstiger Witterung be⸗ friedigend entwickeln. Im allgemeinen Durchschnitt ist Weizen derzeit kaum schwach mittel, während Roggen mit geringen Aus⸗ nahmen zwischen unter mittel und schlecht variirt. Gerste ist auch sehr verschieden und nur stellenweise gut. Raps ist auch an einigen Stellen gut, sonst schlecht und von Insecten bedeckt. Sowohl Früh⸗ als Spätanbau sind ungleichmäßig emporgekeimt und haben bedeu⸗

v 8

tenden Schaden genommen, können sich aber bei günstigem Wetter 2-

noch erholen; Spätanbau keimt meistens jetzt empor.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗

Maßregeln.

Rußland.

Zufolge Beschlusses des Medizinalraths zu St. Petersburg ist die Beobachtung für die aus syrischen Häfen in Odessa eintreffenden Schiffe aufgehoben worden. (Vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 253 vom 27. Oktober 1891.)

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen. 1

München, 2. Mai. (W. T. B.) Der Kammer der Abgeordneten wurde heute der Militär⸗Etat für 1892/93 vorgelegt, in welchem sich unter anderem Forderungen für die Zeltausrüstung der Truppen, die Beschaffung von Hunden für die Jäger⸗Bataillone und die Errichtung einer eigenen Druckerei des Kriegs⸗Ministeriums befinden. Die Kammer genehmigte ohne Debatte die Anträge des Ausschusses über die Regelung der Functionszulagen für das Personal der Eisenbahn⸗, Telegraphen⸗ und Postverwaltung.

Stuttgart, 2. Mai. (W. T. B.) Bei der gestrigen Galatafel brachte König Wilhelm einen Trinkspruch auf

den König und die Königin von Sachsen aus und

erinnerte namentlich daran, daß die sächsischen und die würt⸗ tembergischen Truppen auf den Schlachtfeldern gemeinsam für die Einigung Deutschlands gekämpft und geblutet hätten; das Band der Freundschaft, welches die Fuürsten beider Länder verknüpfe, sei unauflöslich. Der König Albert erwiderte, indem er die Worte seines Königlichen Wirthes bestätigte, und dankte für den ihm bereiteten großartigen und herzlichen Empfang. Der König von Sachsen hat dem Minister⸗Präsidenten von Mittnacht den Haus⸗Orden der Rautenkrone verliehen.

Darmstadt, 2. Mai. (W. T. B.) Die Königin von England hat ihre Rückkehr nach Windsor auf heute Abend 10 ¼ Uhr festgesetzt. Der Großherzog wird sich Mittwoch Abend nach Potsdam begeben, um, Seiner Majestät dem Kaiser einen Besuch abzustatten.

Sofia, 2. Mai. (W. T. B.) Die Meldung aus⸗ wärtiger, namentlich französischer und italienischer Blätter, daß der Prinz Ferdinand einen vergeblichen Versuch gemacht habe, eine Begegnung mit dem Könige von Italien herbei⸗ zuführen, wird in hiesigen maßgebenden Kreisen als völlig er⸗ funden bezeichnet. Da Prinz Ferdinand in strengstem Incognito reise, sei eine Begegnung mit Souveränen und officiellen Persönlichkeiten nicht in Aussicht genommen worden, speciell Italien habe der Prinz nach den von vornherein fest⸗ gestellten Dispositionen nur des Nachts auf der Durchreise nach Cannes passirt.

Cetinje, 2. Mai. (W. T. B.) Zwischen den Albanesen von Gusinje und dem dortigen Kaimakam ist es zu einem Conflict gekommen. Der Kaimakam wurde vertrieben. Auch in Ipek sollen Unruhen vorgefallen sein.

No. 104.

Erste Beilage

Berlin, Montag, den 2. Mai

zun Deutschen Rechs⸗nzeiger und Körigich Prenhishen Staats⸗nnzeiger.

1892.

Süttistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die socialdemokratische Maifeier des gestrigen Tages ist, soweit die Nachrichten bis jetzt vorliegen, wohl

namentlich infolge des schlechten Wetters, welches überall herrschte im Inlande und Auslande mit ganz unwesent⸗ lichen und unbedeutenden Ausnahmen, ruhig und friedlich ver⸗ laufen. An einzelnen Stellen hat sich die Theilnahme von Anarchisten an den Versammlungen und Kundgebungen der Socialdemokraten bemerklich gemacht, aber nur in Lüttich hat, wie an anderer Stelle des Blattes unter „Belgien“ mit⸗ getheilt wird, verbrecherisches Eingreifen anarchistischer Elemente den ruhigen Verlauf der Demonstrationen gestört. 3 Hier in Berlin 2 die Maifeier das Aussehen der Straßen und Plätze überhaupt kaum bemerkenswerth ver⸗ ändert. Einige Vorortzüge waren mehr gefüllt, da trotz des schlechten Wetters einige Tausende zu den Versammlungen in den Vororten sich begaben. Hier machte sich auch eine Theil⸗ nahme von Anarchisten bemerklich, die sich, wie die „N. Nachr.“ mittheilen, in Friedrichshagen den „Unabhängigen“ an⸗ schlossen, die dort die Maifeier begingen. Den von Berlin eintreffenden „Genossen“ wurden auf dem Bahnhofe von Unbekannten Flugblätter anarchistischen Inhalts zugestellt, in welchen die gepredigt wird. Ferner wurden alte Exemplare der „Autonomie“ und des „Anarchist“ vertheilt. Das Flugblatt, das weder einen Drucker, noch Verleger nennt, soll in Berlin in zahlreichen Exemplaren hergestellt worden sein. Im übrigen waren die in Berlin abgehaltenen Festversammlungen sehr zahlreich besucht, die Räume fast überall überfüllt; aber nirgends fanden Störungen der Ruhe und Ordnung statt. Aus zahlreichen Städten in den Provinzen und im Reich liegen bereits ausführliche Meldungen vor, wonach auch dort der Tag völlig und ruhig verlief, während Nachrichten vom Gegentheil überhaupt nicht eintrafen. Es mögen daher nur folgende Mittheilungen aus den größten Städten und Industrie⸗ centren angeführt sein:

In Hamburg betheiligten sich an dem Festzuge der Arbeiter etwa 30 000 Personen, darunter 2000 Frauen; bis Abends 7 Uhr war keine Störung eingetreten.

In Bremen war, wie „W. T. B.“ meldet, die Anzahl der Theilnehmer, an dem von den Socialdemokraten veranstalteten Um⸗ zuge bedeutend geringer als bei der vorjährigen Veranstaltung. Die

8 Ruhe ist nirgends gestört worden. 8 In München wurde die Maifeier wegen des ungünstigen Wetters auf den nächsten Sonntag verschoben.

In Dresden unternahmen die Socialisten Massenausflüge in die Umgegend.

In Breslau wurde die Maifeier trotz des sehr schlechten Wetters unter zahlreicher Betheiligung abgehalten. Ruhestörungen

für 1892/93 unverändert genehmigt.

om 2. Mai, rgens.

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Wind. Wetter.

u. d. Meeressp. red. in Millim. Temperatur in ° Celsius 50C. = 40R.

Bar. auf 0 Gr.

5 heiter wolkenlos bedeckt bedeckt wolkenlos halb bed. bedeckt wolkenlos

halb bed. bedeckt Regen bedeckt Regen bedeckt wolkig heiter

Regen bedeckt bedeckt bedeckt ¹) wolkig²)

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St. Petersbg. 760 Moskau. 767 Cork, Queens⸗ toww 754 Cherbourg . 757 Ier 758 P659 amburg.. 757 winemünde 756 Neufahrwasser 756 Memel 757

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Ile d'Aix. 756 Zheiter Echg ... 754 1 wolkenlos Lrhest F“ 754 ssttill bedeckt

¹) und ²) Gestern ganzen Vormittag anhaltender Regen, Mittags Graupeln und Regen, Nachmittags anhaltender Regen.

Uebersicht der Witterung.

Auf dem ganzen Gebiet ist der Luftdruck ziemlich gleichmäßig vertheilt; barometrische Maxima lagern über Nordwest⸗ und Ost⸗Europa, während eine um⸗ fangreiche Depression südöstlich und südlich von Deutschland sich befindet. Bei meist schwacher Luft⸗ bewegung aus vorwiegend nordöstlicher Ri eeh ist das Wetter in Deutschland kühl, trübe und vielfach regnerisch. Im deutschen Binnenland liegt die Tem⸗ peratur 3 bis 8 Grad unter dem Mittelwerth, nur im äußersten Nordosten herrscht Wärmeüberschuß. Das Maximum über Nord⸗Europa scheint sich weiter auszubreiten, sodaß östliche Luftströmung mit Auf⸗

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klaren und Erwärmung demnächst wahrscheinlich ist.

1 Deutsche Seewarte. ] Theater⸗Anzeigen. Rönigliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haus. 112. Vorstellung. Boabdil, der letzte Maurenkönig. Oper in 3 Acten von Movritz

Moszkowsky. Text von Carl Wittkowsky. Ballet von E. Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗

Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr. 1 3

Schauspielhaus. 119. Vorstellung. Die Büste. Lustspiel in 2 Acten nach der gleichnamigen Novelle von Edmond Abouts, von F. Fell. In Seene gesetzt vom Regisseur A. Plaschke. Der ein⸗ ebildete Kranke. Lustspiel in 3 Aufzügen von

oliére, mit Benutzung der Baudissin'schen Ueber⸗ setzung. In Scene llesest vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 113. Vorstellung. Caval- leria rusticana (Bauern⸗Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nach dem gleichnamigen Volksstück von e In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Cosl fan tutte. (So machen es Alle!) Komische Oper in 2 Acten von W. A. Mozart. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisser KeFlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 120. Vorstellung. Der Sturm. Zauber⸗Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach A. W. von Schlegel’s Uebersetzung. Musik von Wilhelm Taubert. Tanz von Emil Graeb. Müäpralißh Direction: Herr Steinmann. Anfang 1 r.

Deutsches Theater. Zum letzten Male vor dem Wiener Gastspiel: 1 .

Dienstag: Stella. Die Mitschuldigen. An⸗ fang 7 Uhr.

Mittwoch: Die Stützen der Gesellschaft.

Donnerstag: Nathan der Weise.

Am Freitag findet die letzte Vorstellung vor dem Wiener Gastspiel statt.

Berliner Theater. Dienstag: Nora. An⸗ fang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Othello. (Agnes Sorma, Nuscha Butze, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl.)

Donnerstag: Der Hüttenbesitzer.

88 Lessing-Theater. Dienstag: Die Groststadt⸗ luft. Mittwoch: Die Cameliendame. Donnerstag: Die Großstadtluft. G 8 Eine Nachmittags⸗Vorstellung von „Die Groß⸗ stadtluft’ findet nächsten Sonntag statt. Vorverkauf ohne Aufgeld von heute ab.

Wallner Theater. Dienstag: Neu ein⸗ studirt: Ehrliche Arbeit. Volksstück mit Gesang in 4 Acten von H. Wilken. Musik von R. Bial und V. Holländer. Neu bearbeitet und mit neuen Couplets versehen von L. Herrmann. Anfang 7 ¼ Uhr.

Mittwoch und folg. Tage: Ehrliche Arbeit.

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Dienstag: Mit neuer Ausstattung zum 103. Male: Das Sonntagskind. Operette in 3 Acten von Lugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von

rl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Die Decorationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen

Costume vom Garderoben⸗Inspector Ventzkyv. An⸗ fang 7 Uhr. W1 Zum 104. Male: Das Sonntags⸗

Sonnabend, 14. Mai: Eröffnung des Concert⸗ Parks. Täglich: Militär⸗Concert. Auftreten von Gesangs⸗ und Instrumental⸗Künstlern. 1 Saison⸗Billets à 6 sind von heute ab an der Kafse des Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters zu aben.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Dienstag: Der kleine Schwerenöther (Ferdinand le noceur). Schwank in 4 Acten von Leon Gaudillot. Deutsch von Schönau. In Scene gesetzt von Emil Lessing. Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung

Kroll'’'s Theater. Dienstag: Vorletztes Gast⸗ spiel der Signorina Luisa Nikita. Rigoletto. (Gilda: Sgra. Nikita.) Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Gastsoiel der Frau Moran⸗Olden und des Herrn Franz Schwarz. Die lustigen Weiber von Windsor.

Donnerstag: Der Waffenschmied.

Helle-Alliance⸗Theater. Dienstag: Mit durchweg neuer, glänzender Ausstattung. Zum 1. Male: Der Günstling. Operette in 3 Acten von Her⸗ mann Sternheim. Musik von Carl Grau. In Scene gesetzt vom Director Sternheim. Dirigent: Max Gabriel. 8

Im prachtvollen, glänzenden Sommer⸗Garten (vornehmstes und großartigstes Sommer⸗Etablissement der Residenz): 8.

Großes Militär⸗Doppel⸗Concert.

Brillante Illumination des ganzen Garten⸗ Etablissements durch 50 000 Gasflammen.

Lb des Concerts 6 Uhr, Anfang der Vorstellung

Adolph Ernst⸗Theater. : Zum 17. Male: Fräulein Feldwebel. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Musik von G. Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr. 1“

22. und folgende Tage: Fräulein Feld⸗ webel.

Der Sommer⸗Garten ist geöffnet.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direction: Emil Thomas. Dienstag: 4. Gastspiel von Frau Emma Sebold, Herrn Adolf Brakl und

eerrn Alfred William vom Carl⸗Theater in Wien.

um 4. Male: Novität! Die Ulanen. Novität! perette in 3 Acten von Hugo Wittmann. Musik von Carl Weinberger. egie: 8 Meißner. 8 ent: Kapellmeister Eduard Weber. Anfang ½ Uhr

Mittwoch: Die Ulanen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Mranin, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes⸗ Lt „Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12 11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel. Anfang 7 ½ Uhr.

˙˙˙ Familien⸗Nachrichten.

854] Am 30. v. M. verschied nach kurzem Leiden unser inniggeliebter Gatte und Vater

Julius Freiherr von Rechenberg,

Wirklicher Geheimer Legations⸗RNath

und Kaiserlicher General⸗Konsul, Ritter hoher und höchster Orden.

Die Beerdigung des theuren Verblichenen sindet statt Donnerstag, den 5. Mai, Nach⸗ mittags 2 Uhr, von der Dorotheenstädtischen Leichenhalle (Liesenstraße Nr. 9) aus.

Berlin, den 2. Mai 1892.

Die tiefbetrübten Hinterbliebenen. 8

Verlobt: Frl. Emma Abesser mit Hrn. Pfarrer Friedrich Döhrmann (Burgsteinfurt —Gronau). Frl. Olga von Münchow mit Hrn. Lieut. Udo von Bonin (Gotzkow —Bromberg). Freiin Martha von Münchhausen mit Hrn. Prem.⸗Lieut. Henning von Roeder (Nieder⸗Schwedeldorf).

rl. Hedwig von Owstien mit Hrn. Prem. -Lieut. Schloenbach (Pyrmont- Dresden⸗Annaburg).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. 8 Adolf von Bülow (Hamburg⸗Uhlenhorst). Eine Tochter: Hrn. Professor Wilhelm Neumann (Breslau). Hrn. D. von Carlowitz auf Ulbersdorf (Dresden).

Gestorben: Hr. Gymnasial⸗Lehrer Paul Horn (Breslau). Hr. Emil von Collani (Neuzelle). Hr. Amtsgerichts⸗Rath Friedrich Bartsch (Reichenbach i. Schl.). Hr. Geh. Medizinal⸗ Rath und Professor Dr. Wilhelm Braune (Con⸗ newitz —Leipzig). Hr. Ober⸗Pfarrer Ernst Rein⸗ hard Goerne (Derenburg). Hrn. Regierungs⸗ und Ferscenth von Krogh Sohn Fritz (Merseburg).

r. Otto von Massow (Groß⸗Volz). Hr.

Oberlehrer a. D. Otto Simon

8

Gymnasial⸗ (Breslau). 1G

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ ralnstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

8 Sieben Beilagen

sind nicht vorgekommen. In Frankfurt a. M. waren die am Vorabend abgehaltenen acht öffentlichen Versammlungen unter starker Betheiligung ohne

Störung der Ordnung programmgemäß verlaufen. Das beabsichtigte xohe Waldfest am 1. Mai unterblieb des Regenwetters wegen.

s fanden nur gesellige Vereinigungen statt. serr. wie die „Frkf. Ztg.“ berichtet, Schnee⸗

In Nürnberg

sc 8 Die Maifeier wurde deshalb auf den nächsten Sonntag ver⸗ oben.

Was das Ausland betrifft, so stellen wir folgende Mel⸗

dungen zusammen.:

In Wien sind die am Vormittag von den Arbeitern abgehal⸗

tenen Versammlungen überall ruhig verlaufen. Einige Versamm⸗

3

9

lungen nahmen gegen den Anarchismus Stellung. Zwei social⸗

demokratische Versammlungen wurden von der Behörde ohne besonderen

Zwischenfall aufgelöst. In allen Versammlungen wurden die Resolutionen betreffs des achtstündigen Arbeitstags, sowie be⸗ treffs der Einführung des allgemeinen directen Wahlrechts ange⸗ nommen. Hierauf zogen die Socialdemokraten in größter Ruhe nach dem Prater und die unabhängigen Socialisten nach Döbling. Die Gesammtzahl der Theilnehmer wird auf etwa 15 000 geschätzt. Die Straßen sind mit Ausnahme derjenigen, durch welche die Arbeiter sich bewegten, fast menschenleer. Zwischen einer spät in der Nacht aus dem Prater zurückkehrenden Arbeiterschaar und der Polizei kam es zu einem Zusammenstoß, weil die Arbeiter den Versuch machten, rothe Tücher als Fahnen aufzustecken. Ein Rädels⸗ führer wurde nach geringem Widerstand verhaftet. reichischen Provinzen gee wie gemeldet wird, völlige Ruhe. In Prag waren die Versammlungen schwach besucht; die Reden waren durch⸗ weg maßvoll. Einige der angesagten Versammlungen, darunter eine

Versammlung von Arbeiterinnen, konnten zu geringer Betheiligung wegen überhaupt nicht stattfinden.

In Pest hatte die Polizei 32 für den gestrigen Tag angesagte Arbeiterversammlungen verboten, trotzdem erschienen die Arbeiter an den Versammlungsorten, die sie jedoch auf die Auf⸗

forderung der Polizeibeamten verließen. Größere Ansammlungen

*

2 8

8—

fanden alsdann im Nußdorfer Parke statt. In der benachbarten Maschinenfabrik von Nitckolson brach erade zu dieser Zeit Feuer aus. Zahlreiche Arbeiter der Fabrik etheiligten sich an dem Rettungswerk. Ein Theil der fremden Arbeiter

2

mußte von der Polizei und später vom Militär zurückgedrängt

werden, da eine Plünderung befürchtet wurde und das Gerücht sich ver⸗

breitet hatte, daß das Feuer von Arbeitern gelegt sei. Doch wird anderer⸗ seits versichert, daß zwischen den Fabrikbesitzern und Arbeitern niemals Conflicte bestanden hätten. Die ganze Fabrik ist abgebrannt. Der Schaden wird auf 300 000 Fl. geschätzt. Bis zum Abend herrschte n der Stadt Pest, wie in ganz Ungarn, völlige Ruhe, auch im

sanader Comitat, wo im vorigen Jahre agrarische Unruhen

vorkamen, wurde die Ruhe nicht gestört.

Aus London wird gemeldet, daß die gestrige Arbeiter⸗ demonstration in voller Ruhe verlief. Die Gewerkvereine zogen in Prozession nach dem Hyde⸗Park, woselbst 16 Rednertribünen in einem weiten Halbkreis errichtet waren. Der Einmarsch

Prozession dauerte über 2 ½ Stunden. Die versammelte Menge wurde auf 250 000 bis 300 000 Personen geschätzt. Zahlreiche rothe Fahnen waren sichtbar. Die Versammlung dauerte 4 Stunden

und faßte Vefeslafse zu Gunsten des internationalen Achtstundentages.

Die internationa

e Tribüne umfaßte deutsche, französische, öster⸗ eichische, polnische und russische Redner und Rednerinnen. u den Rednern zählten nach der „Frkf. Ztg.“ die Arbeiterführer

Burns, Tillet, Mann, der Socialist Aveling, 8ggg Frau (eine

Tochter von Karl Marx), der Russe Stepniak, Bernstein, als

Vertreter der deutschen Arbeiterpartei, ein Vertreter der

ranzösischen Arbeiter u. s. w. . Aus Paris wird von gestern Abend gemeldet: Nach den bei dem

Ministerium des Innern eingegangenen Nachrichten hat anläßlich der

Maifeier bisber an keinem Orte Frankreichs eine Kundgebung stattgefunden. In Tours explodirte in der Nacht zum Sonntag in einer öffent⸗

In allen öster⸗

lichen Bedürfnißanstalt eine Bombe, wobei der Urheber der Explosion schwer verwundet wurde. In Chartres erplodirte in der Kathedrale während der Messe eine Petarde, wodurch große Bestürzung hervorgerufen wurde, doch wurde niemand 1“

Die Stadt Paris trug ihr gewöhnliches sonntäg iches Aus⸗ sehen, die Straßen waren wenig belebt. Die bedeutendste Arbeiter⸗ versammlung wurde Nachmittags im Favié⸗Saale abge⸗ halten. Etwa 3000 Personen wohnten ihr bei. Die Redner sprachen sämmtlich für den Achtstundentag. Der Municipalrath Vaillant erklärte, die Arbeiterpartei würde dieses Jahr zum letzten Male Schritte bei der Regierung versuchen; sollten sie erfolglos hleiben, so würden energischere Mittel angewendet werden. Der soocialistische Deputirte Lavy verdammte energisch das Vorgehen der Anarchisten. Er sei zwar ein Anhänger der Revolution, aber ein Feind von Dynamit⸗ attentaten (lebhafter Beifall). Die Versammlung nahm eine Tages⸗ ordnung an zu Gunsten des Achtstundentags und zur Unter⸗ drückung der Placirungs⸗Bureaux. Unter Rufen: „Es lebe die sociale Revolution!z’“ und dem Gesang der Carmagnole trennten sich die Theilnehmer ohne Zwischenfall. Der ganze gestrige Abend verlief vollkommen ruhig. Um 9 Uhr kehrten die Truppen in die Kasernen zurück. Die Municipalwahlen sind in der Provinz in der größten Ruhe und Ordnung vorübergegangen. In Fourmies verlief der Tag in voller Ruhe. Der Deputirte Lafargue wurde in Wignehies bei Fourmies ausgezischt.

Nachrichten aus Rom besagen, daß der gestrige Tag in ganz Italien ohne bemerkenswerthen Zwischenfall verlaufen ist. In Rom selbst herrschte vollständige Ruhe. Mehrere Arbeiterversammlungen verliefen ohne Störung. Nachmittags herrschte sehr stürmische Witte⸗ rung, die Bewegung auf den Straßen war geringer als ge⸗ wöhnlich. Der König machte eine Spazierfahrt in offenem Wagen und wurde mit der Königin lebhaft begrüßt. Im Vatican herrschte vollkommene Ruhe; der Papst celebrirte die Messe, wie ge⸗ wöhnlich. In Livorno. Mailand, Turin, Neapel, Genua, Como war das Aussehen der Straßen wie an gewöhnlichen Festtagen. In Ravenna wurde eine unbedeutende Ansammlung ohne Mühe zer⸗ streut. Depeschen aus Veroffa, Catania, Venedig, Palermo, Forli, Nimini und Cesena melden vollkommene Ruhe. In Bologna zertrümmerten etwa 60 Individuen einige Laternen und Fensterläden. Acht Personen wurden verhaftet. In Sinigaglia (Provinz Ancona) wurde gegen 11 Uhr Abends eine Bombe in ein Vergnügungslocal geworfen, wobei die Fenster zerbrochen und einige Röbel beschädigt wurden Getödtet wurde Einige Personen, die der That verdächtig sind, wurden verhaftet.

Aus Madrid wird berichtet: Die Stadt bietet ihr gewöhnliches Aussehen; die Truppen sind zusammengezogen, weder hier noch auch in den Provinzen ist irgendwelcher Zwischenfall vorgekommen. Das in Buen Retiro abgehaltene socialistische Meeting ist ohne Zwischenfall verlaufen. In Barcelona wurde gestern siebzehn Socialisten verhaftet, Ruhestörungen sind nicht vorgekommen.

In Lissabon verliefen die dort veranstalteten Kundgebungen in vollster Ruhe. Die Arbeiter legten auf den Gräbern verstorbener Gesinnungsgenossen Kränze nieder und demonstrirten zu Guusten des Achtstundentages.

In der Stadt Amsterdam zeigten die Straßen der Stadt gestern ihr gewöhnliches Aussehen. Am Abend fanden Arbeiter⸗ versammlungen statt, die den Charakter eines friedlichen Festes trugen. Auch in den Provinzen sind die zahlreich veranstalteten Versammlungen ruhig verlaufen. In Maastricht befürchtete man ernste Unruhen, bisher wurde aber von dort keinerlei Ruhestörung gemeldet. Der Socialist Franeker äußerte in einer Versammlung, die Arbeiter würden ihr Ziel in Güte oder mit Gewalt erreichen; das Dynamit zeige ihnen den Weg. Ferner wird aus Amster⸗ dam berichtet: Die Kundgebungen der Arbeiter im ganzen Lande können als beendet angesehen werden. Sie verliefen ohne Zwischenfall und waren wenig bedeutend. Nur aus Leeu⸗ warden wird gemeldet, daß es gestern nach einem Meeting zu einem Handgemenge zwischen Arbeitern und der Polizei kam. Der Abend verlief dort stürmisch. Viele Felterlchfiben wurden eingeschlagen. Die Cavallerie unterstützte die Polizei bei der Wieder⸗ herstellung der Ruhe.

In Brüssel, Gent, Antwerpen und Auvelais fanden zahlreich besuchte socialdemokratische Kundgebungen statt, welche in größter Ruhe verliefen. In Charleroi war die Betheiligung an einer Kundgebung weit weniger zahl⸗ reich als im vergangenen Jahre. In Aublain bei Couvin explodirte vor der Wohnung des Bürgermeisters eine 11““ wodurch geringer Schaden an Material verursacht wurde.

In Bern ist die Maifeier der Sozialdemokraten unter schwacher Betheiligung ruhig und ohne Zwischenfall verlaufen. Alle in Bern eingetroffenen Telegramme melden einen ruhigen Verlauf der Mai⸗ feier. Die Socialdemokraten in Ptch haben die Hauptfeier auf den ersten schönen Sonntag verschoben. .

Aus Kopenhagen wird gemeldet: Die Stadt hat ihr gewöhn⸗ liches sonntägliches Aussehen. Das Wetter ist kalt. Das Arbeiter⸗ meeting auf der Gemeindewiese ist sehr zahlreich besucht. Die Ruhe ist bisher nirgends gestört worden.

In mehreren Städten Schwedens wurden, wie aus Stock⸗ holm gemeldet wird, bei der Maifeier Demonstra⸗ tionen zu Gunsten des achtstündigen Normalarbeitstags ver⸗ anstaltet. In Stockholm betrug die Anzahl der Demon⸗ stranten gegen 7000 Mann. Der Tag verlief, ruhig und ohne Zwischenfall. In Christiania veranstalteten die socialdemo⸗ kratischen Arbeiter einen Umzug durch die Straßen der Stadt, an dem 31 Fachvereine und etwa 3000 bis 4000 Personen theil⸗ nahmen. In den zur Feier des Tages veranstalteten Versammlungen wurden Reden für den Normalarbeitstag, die socialdemokratische Arbeiterorganisation und das allgemeine Stimmrecht gehalten. Die Feier verlief in größter Ruhe. ·

In Bukarest ist die Maifeier ruhig und unter wenig zahlreicher Betheiligung der Arbeiter verlaufen. 1“

Wie aus New⸗York Flegfaohert wird, ist nach den bisher vor⸗ liegenden Nachrichten der gestrige Tag in den gesammten Vereinigten Staaten in völliger Ruhe verlaufen. In Chicago wurden einige rothe Fahnen polizeilich entfernt.

Aus Aachen wird berichtet: In der Tuchfabrik von F. und M. Meyer in Burtscheid haben nunmehr sämmt⸗ liche Arbeiter die Arbeit in vollem Umfange wieder auf⸗ J 11“X“ 4A“

Literatur.

Als Festgabe zum 3. Mai, an welchem Tage der regierende Herzog von Sachsen⸗Coburg⸗Gotha und seine Gemahlin die Feier ihrer goldenen Hochzeit begehen, ist unter dem Titel: „Alexandrine Herzogin von Sachfen⸗Coburg⸗ Gotcha“ im Verlage von 8 A. Perthes in Gotha eine kleine Schrift von Dr. jur. Albert

chreiber erschienen, die zeigen will, wie viel das Land ders edlen Frau verdankt. Zunächst. für die einheimische Be⸗ völkerung und besonders für die heranwachsende Jugend be⸗ stimmt, verdient das auf amtlichen Quellen beruhende Werk auch

in weiteren Kreisen eine eingehende Beachtung zu finden; bringt es doch zum erstenmale das Lebensbild einer Fürstin, die in stillem Walten reichen Segen spendet. Die mit einem Bildniß des Herzog⸗ lichen Paares und einem Jugendporträt der Herzogin Alexandrine geschmückte Schrift ist bei dem mäßigen Preise von 50 vortrefflich ausgestattet. 8

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 30. v. M. gestellt 9201, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 29. v. M. gestellt 3399, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen; am 30. v. M. gestellt 2364, nicht rechrzetrig gestellt keine Wagen. b

Zmwangs Versteigerungan.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand am 30. April 1892 das Grundstück am Kronprinzen⸗Ufer 20, dem Kauf⸗ mann Carl Sternheim, hier, gehörig, zur Versteigerung; Nutzungswerth 8910 ℳ; Mindestgebot 1200 ℳ; für das Meistgebot von 131 000 wurde der Premier⸗Lieutenant Paul Oppen zu Bockenheim bei Frankfurt a. M. Ersteher.

Berlin, 30. April. (Wochenbericht für Stärke, Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky.) Ia. Kartoffelmehl 33 ¼ 33 ¾ ℳ, la. Kartoffelstärke 33 ½ 33 ¾ ℳ, IIa. Kartoffelstärke und -Mehl 31 32 ℳ, feuchte Kartoffel⸗ stärke loco und Parität Berlin 18,75 ℳ, Fabriken bei Frankfurt a. O. zahlen frei Fabrik 18,35 ℳ, gelber Syrup 37 ½ 38 ℳ, Capillair⸗Syrup 38 ½ 39 ℳ, Capillair⸗Export 39 ½ 40 ℳ, Kartoffelzucker gelber 37 ½ —238 ℳ, do. Capillair 39 39 ½ ℳ, Rum⸗Couleur 50 51 ℳ, Bier⸗Couleur 49 —- 50 ℳ, Dertrin, gelb und weiß, Ia. 39 41 ℳ, do. secunda 37 39 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 36 —38 ℳ, Weizenstärke (großst.) 44 45 ℳ, Hallesche und Schlesische 44 45 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 46 ½ bis 47 ½ ℳ, do. (Stücken) 43 44 ℳ, Mais⸗Stärke 36 37 ℳ, Schabe⸗ stärke 32 33 ℳ, Victoria⸗Erbsen 22 26 Kocherbsen 22 25 ℳ, grüne Erbsen 23 26 ℳ, Futtererbsen 17 17 ½ ℳ, Leinsaat 22 23 ℳ, Linsen, große 40 54 ℳ, do. mittel 24 38 ℳ, do. kleine 16 24 ℳ, Gelber Senf 24 34 ℳ, Kümmel 40 44 ℳ, Mais loco 12 —12 ½ ℳ, Buchweizen 17 ½ 18 ½ ℳ, Pferdebohnen 16 ½ bis 18 ℳ, inländische weiße Bohnen 19 20 ℳ, weiße Flachbohnen 22 25 ℳ, ungarische Bohnen 17 ½8 18 ½ ℳ, galizische und russische Bohnen 16—17 ℳ, Wicken 15 16 ℳ, Hanfkörner 22 ½ 23 ½ ℳ, Leinkuchen 17 17 ½ ℳ, Weizenschale 10,80 11,50 ℳ, Roggenkleie 10,80 bis 11,50 ℳ, Rapskuchen 14 14 ½ ℳ, Mohn, blauer 50 60 ℳ, do. weißer 60 74 ℳ, Hirse, weiße 21 24 Alles per 100‧kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.

Die ordentliche Generalversammlung der Oberschlesischen Eisenindustrie⸗Actien gesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb zu Gleiwitz vom 30. Avpril genehmigte die Vorschläge des Vorstandes und Aufsichtsraths und ertheilte Decharge. Das ausgelooste Mitglied des Aufsichtsraths, Banquier Schlesinger⸗ Trier (Berlin) wurde wiedergewählt. Die auf 6 % festgesetzte Divi⸗ dende gelangt vom 1. Mai ab bei den Zahlstellen der Gesellschaft zur Auszahlung.

Nach einem Bericht der „Köln. Ztg.“ aus Bochum beschloß die Monatsversammlung des Westfälischen Cokssyndikats, die bisherige Productionseinschränkung von 15 % für den Monat Mai beizubehalten. 1

Die zwanzigste ordentliche Generalversammlung der Zwickauer Bank in Zwickau L Gge. den Geschäftsbericht, die Bilanz und die Gewinn⸗ und Verlustrechnung, ertheilte Entlustung und beschloß die Verwendung des Reingewinns nach den Vorschlägen der Direction. Die Auszahlung der Dividende pro 1891 von 6 ½ % = 19,50 pro Actie erfolgt gegenwärtig.

Leipzig, 30. April. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per Mai 3,82 ½ ℳ, per Juni 3,85 ℳ, per Juli 3,87 ½ ℳ, per August 3,87 ½ ℳ, per September 3,90 ℳ, per Oktober 3,92 ½ ℳ, per November 3,92 ½ ℳ, per Dezember 3,92 ½ ℳ, per Januar 3,92 ½ ℳ, per Februar 3,92 ½ Umsatz

80 000 kg.

Braunschweig, 30. April. (W. T. B.) Prämienziehung der Braunschweiger 20 Thlr.⸗Loose: 150000 auf Nr. 49 Ser. 9970, 12 000 Nr. 24 Ser. 293, 6000 Nr. 38 Ser. 3627, 3000 Nr. 7 Ser. 3896, je 300 Nr. 14 Ser. 3, Nr. 3 Ser. 1339, Nr. 35 Ser. 1339, Nr. 16 Ser. 2724, Nr. 35 Ser. 2796, Nr. 28 Ser. 5544, Nr. 24 Ser. 6724, Nr. 27 Ser. 7499, Nr. 27 Ser. 8421, Nr. 11 Ser. 6941, je 240 Nr. 36 Ser. 1339, Nr. 29 Ser. 4762, Nr. 48 Ser. 5404, Nr. 14 Ser. 5544, Nr. 9 Ser. 5726, Nr. 4 Ser. 8093.

Wien, 30. April. (W. T. B.) Die Generalversammlung der südnorddeutschen Verbindungsbahn genehmigte das mit der Staatsverwaltung abgeschlossene Uebereinkommen, betreffend die Aufnahme einer 4 % Prioritäts⸗Anleihe von 24 Millionen Gulden Silber zur Convertirung der 5 % Obligationent, sowie zur Schaffung eines Investitionsfonds, und ermächtigte den Verwaltungs⸗ rath zur Aufnahme der Anleihe und zur Durchführung der Statuten⸗ änderungen.

Die Generalversammlung der Lemberg⸗Czernowitzer Bahn nahm den Bericht betreffs der Superdividende von 3 Fl. per Actie und Genußschein an. Die Gesammtdividende beträgt demnach 13 Fl.

oder 6 ½ %. 1 Wollauction. Preise

London, 30. April. (W. T. B.) unverändert.

Die nächste Wollauction (3. Serie) beginnt am 14. Juni. Das dort zum Verkauf kommende Quantum ist auf 425 000 Ballen limitirt. Die 4. Serie beginnt am 13. September. Das Datum für den Beginn der 5. Serie ist noch nicht festgesetzt, jedoch werden Anmeldungen von Waare für diese nur bis zum 22. November incl. angenommen.

An der Küste 3 Weizenladungen angeboten.

2. Mai. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 23. April bis 29. April: Engl. Weizen 9740, fremder 27 215, engl. Gerste 1417, fremde 3236, engl. Malzgerste 22 689, fremde —, engl. Hafer 165, fremder 23 742 Qrts., engl.

Mehl 19 318, fremdes 45 165 Sack, 100 Faß

Glasgow, 30. April. (W. T. B.) Der Eisenmarkt

am Montag, den 2. Mai, geschlossen.

St. Petersburg, 30. April. (W. T. B.) Die „St. Peters⸗ burger Disconto⸗Bank“, die „Internationale Handelsbank“, die „Russische Bank für auswärtigen Handel“, die „Wolga⸗Kama Bank“ und die „Moskauer Kaufmannsbank“ überreichten heute dem Finanz⸗ Ministerium eine schriftliche Offerte, betreffend die Fortsetzung der Conversion der 6 % Agrar⸗Pfandbriefe im Betrage von 58 ½ Millionen Rubel.

Rom, 1. Mai. (W. T. B.) Die „Agenzia Stefani“ ist ermächtigt, die Meldungen über eine Fusion der „Società ge nerale di Credito mobiliare“ und der Mailände „Banca Unione“ zu dementiren. Eine derartige Ab der That bestanden, sei aber vollständig aufgegeben.