1892 / 106 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 May 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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und die Knappschaften herausbringen, so liegt meines Erachtens gar kein Grund mehr vor, von der Bestimmung der Gewerbeordnung abzugehen, dann würde es richtiger sein, einfach zu sagen, wie es in § 134 b hinter Nr. 5 heißt: Alle Strafgelder sollen zum Besten der Arbeiter des Werks verwendet werden.

G Abg. Dr. Ritter (freicons.): Er müsse sich ganz entschieden eegen den Vorwurf verwahren, daß seine Partei sich den von der beabsichtigten Wohlfahrtseinrichtungen für die Arbeiter ent⸗

gegenstelle. Seine Aeußerungen gingen nicht gegen die Regierungs⸗

vorlage, sondern gegen die noch weiter gehenden Anträge.

Abg. Hitze (Centr.): Die von seiner Partei vorgeschlagene

Fassung laufe geradezu parallel der entsprechenden Bestimmung der

Gewerbeordnung. Das Verhalten des Abg. Hammacher sei dietirt

durch seine bekannte Tendenz, die Arbeiter oder ihre Ausschüsse nicht

an der Verwaltung der Strafgelder theilnehmen zulassen; das könne aber für seine Partei nicht maßgebend sein.

Die Debatte wird geschlossen. Unter Ablehnung des An⸗ trages Hitze wird der Commissionsvorschlag mit dem Antrage Hammacher angenommen.

Um 4 Uhr wird die Weiterberathung vertagt.

Statistik und Volkswirthschaft.

Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.

An auf Sesehe von Renten sind bei der hanseatischen Versicherungsanstalt eingegangen: 1 11I Im Laufe des Jahres 1891 1105, im Januar 1892 39, im Februar 1892 40, im März 1892 33, im April 37, zusammen 1254; b. an Invalidenrenten: im Januar 1892 5, im Februar 1892 20, im März 1892 14, April 14, zusammen 53, mithin seit Beginn des Jahres 1891 bei der hanseatischen Versiche⸗ rungsanstalt an Rentenanträgen überhaupt 1307. Von diesen ent⸗ fallen auf das Gebiet der freien Hansestadt Lübeck 235, Bremen 287, Hamburg 785. Von den eingegangenen Anträgen sind bis Ende Avpril erledigt: 1198 Anträge auf Altersrente und 15 Anträge auf Invalidenrente, und zwar 1049 durch Rentengewährung und 164 durch Ablehnung. Auf die Gebiete der drei Hansestädte vertheilen sich diese erledigten Anträge folgendermaßen: Es entfallen auf das Gebiet der freien Hansestadt Lübeck Rentengewährungen 190, Ablehnungen 34, der freien Hansestadt Bremen Rentengewährungen 234, Ablehnungen 30, der freien Hansestadt Hamburg Renten⸗ gewährungen 625, Ablehnungen 100. Die Jahressumme der bis jetzt ewährten Renten macht insgesammt 165 937,80 aus. Nach den vertheilen sich die 1049 Rentenempfänger auf folgende Gruppen: Landwirthschaft und Gärtnerei 79 Rentenempfänger, In⸗ dustrie und Bauwesen 453 Rentenempfänger, Handel und Verkehr 163 Rentenempfänger, sonstige Berufsarten 91 Rentenempfänger,

Dienstboten ꝛc. 263 Rentenempfänger.

Ueber die erste Conferenz der Centralstelle für Arbeiter⸗ Wohlfahrtseinrichtungen in Berlin 4 schreibt die vom Geheimen Regierungs⸗Rath Professor Victor Böhmert herausgegebene „Social⸗Correspondenz“: „Die in Berlin seit Anfang dieses Jahres ins Leben getretene Centralstelle für Arbeiter⸗Wohl⸗ fahrtseinrichtungen hat ihre Stellung im öͤffentlichen Leben Deutsch⸗ lands durch die am 25. und 26. April d. J. abgehaltene Conferenz wesentlich geklärt und befestigt. Die Theilnahme von Mitgliedern arbeiterfreundlicher Vereine, insbesondere von Großindustriellen, war überraschend groß, und die persönliche Anwesenheit der Herren Staats⸗Minister von Boetticher und von Berlepsch und vieler hoher preußischen Beamten bewies das lebhafte Interesse, welches die Reichsregierun und die preußische Verwaltung den Be⸗ strebungen der Tentralstelle entgegenbringen. Der Handels⸗ Minister von Berlepsch griff selbst mit in die Verhandlungen ein, bestritt den staatlichen Charakter des Instituts, bestätigte jedoch, daß der preußische Staat als größter Arbeitgeber auch in enge (⸗schwieger⸗ väterliche“) Beziehungen zu der Centralstelle zu treten und von ihren Arbeiten und Berathungen für sich Nutzen zu ziehen wünsche. Die Conferenz hat auch in der That einen sehr fruchtbringenden Austausch von Erfahrungen durch Wort und Schrift bewirkt. Jeder Theilnehmer wird daraus wichtige Anregungen entnommen haben. Zu den bereits bestehenden Vereinen für Arbeiterwohl ist in der Centralstelle ein neues Organ hinzugetreten, welchem die preußischen Behörden und Staatswerkstätten mit Rath und That zur Seite stehen wollen. Der weitere Ausbau der ganzen Institution wird von der Thätigkeit des Vorstandes und Geschäftsführers abhängen. Die nächste Aufgabe wird vielleicht in der Begründung eines permanenten Museums für Gewerbehygieine und Arbeiter⸗Wohlfahrtseinrichtungen nach dem Muster des gewerbe⸗ hygieinischen Museums in Wien (Reichsrathstraße 23) bestehen, wofür in der von der Centralstelle für die Tage vom 25. bis 30. April ver⸗ anstalteten, wohlgelungenen Ausstellung für Arbeiterwohnungen bereits eine Grundlage geschaffen ist. Günstig und bedeutungsvoll für die ersprießliche Wirksamkeit der Centralstelle erscheint uns der Umstand, daß in ihr nicht nur zahlreiche gemeinnützige Vereine mit den ersten Großindustriellen Deutschlands und zahlreichen Leitern von Staats⸗ und Gemeinde⸗Werkstätten, sondern auch viele junge volkswirthschaft⸗ liche und technische Kräfte und die verschiedensten socialpolitischen und confessionellen Anschauungen vereinigt sind.“

Zur Arbeiterbewegung.

Die rumänische Arbeiterpartei hat an die deutsche Socialdemokratie zum ersten Mai eine von V. G. Mortzun, Abgeordneter, Const. Mille und M. Jouescu unterzeichnete Adresse gerichtet, der wir nach dem „Vorwärts“ Folgendes entnehmen:

Die Kundgebung des 1. Mai, dieser von den Vertretern der focialistischen Parteien aller Länder in Paris geschlossene, in Brüssel er⸗ neuerte und getreulich von allen Arbeitern überall erfüllte Vertrag, ist

der unwiderleglichste Beweis dafür, daß die Internationale wieder auferstanden ist, daß die Internationale existirt. Die Maifeier, das ist das allgemeine Symbol des Klassenkampfes als gemeinsamen und einzigen Terrains, auf dem aller Orten die Arbeitervereinigungen stehen und wirken, um die Klassengegensätze und die Lohnknechtschaft zu unterdrücken. Die Maifeier bietet überall der Arbeiterklasse Gelegenheit, sich in Masse in hellem Tageslichte um das rothe Banner der politischen und wirthschaftlichen Enteignung der Bürger⸗ klasse zu vereinen 1 1

Ueber die Lage und die Absichten der Social⸗ demokraten Ungarns wird der „Köln. Ztg.“ telegraphisch aus Pest berichtet:

Hundert Leiter der Socialdemokraten versammelten sich am Montag Abend nach dem Maifest. Die Polizei wurde wegen des Privatcharakters der Gesellschaft nicht in den Saal gelassen. Der Führer Engelman erstattete Bericht. Die socialdemokratische

Fariei sagte er, habe in den letzten drei Jahren riesige Ausbreitung in Ungarn gewonnen, namentlich in den Comitaten Bekes, Csanad, Torontal und im ganzen Alföld. Alle „Genossen“ in Ungarn sollen

zu einer großen Partei organisirt und die Solidarität mit dem Aus⸗

lande gepflegt werden. 1“ B 1 In München hielt der socialdemokratische Reichs⸗ tags⸗Abgeordnete von Vollmar am letzten Sonnabend in

einer Arbeiterversammlung eine Rede über die Maifeier, aus der wir nach dem Bericht der Münchener „Allg. Ztg.“

Folgendes mittheilen:

Die Idee der Maifeier concentrire sich in dem Denken an Alles, was man mit dem Sammelnamen „Arbeiterschutz“ begreife. Die wichtigste der Forderungen, die in den Resolutionen des Pariser inter⸗

nationalen Arbeitercongresses zusammengestellt seien, sei unbedingt die Forderung des Normalarbeitstages, der nach der Ansicht aller Socialisten als eine wirthschaftliche, politische und culturelle Nothwendigkeit erscheine. Erreicht aber könne eine gesetzliche Beschränkung der Arbeitszeit in wirksamer Weise nur auf internationalem Wege werden; der Kapita⸗ lismus und die Concurrenz seien international, daher müsse es auch die Arbeiterbewegung sein. Unsinn sei es, die Socialdemokraten Ffür die Handlungen der Anarchisten verantwortlich zu machen. Die So⸗ cialdemokraten seien grundsätzlich die entschiedensten Gegner des Systems der Anarchisten; sie halten das ganze Gedankengebäude der Anarchisten für verkehrt und verurtheilen ihre Handlungen auf das schärfste; sie wollen eine Entwickelung der Dinge auf ruhigem, fried⸗ lichem Wege. 1

Ses Lohnbewegung unter den deutschen Buch⸗ druckern liegen folgende Nachrichten vor: 1

In Leipzig fand am Montag eine öffentliche Versammlung der Buchdruckergehilfen statt, die von etwa 400 Personen besucht war. Auf der Tagesordnung stand die Frage der Wiederaufnahme der Tarifgemeinschaft, die nach dem letzten Ausstande als aufgelöst anzusehen war. Nach längerer Debatte wurde folgende, von der „Lpz. Ztg.“ mitgetheilte Resolution an⸗ enommen: Die Versammlung erklärt sich gegen die Tarifgemeinschaft, weil sie unter allen Umständen eine Bessergestaltung der wirthschaftlichen Lage der Gehilfen, sowie eine Reducirung der Arbeitszeit unmöglich macht. Die Versammlung ist vielmehr der Ansicht, daß es Pflicht der Gehilfenschaft sei, dafür zu sorgen, daß sie für immer von den Fesseln der Tarifgemeinschaft frei bleibe. Ein Beschluß über die Betheiligung an der Wahl unterblieb, sie wird aber wohl stattfinden. Es wurde hervorgehoben, daß man jedem hierin freie Hand lassen wollte. Die wöchentliche Tarifsteuer wurde sodann von 75 auf 50 herabgesetzt, um eine allgemeine Be⸗ theiligung zu erzielen. 1

In Stuttgart sprach sich, wie die Berliner „Volksztg.“ be⸗ richtet, eine Buchdruckerversammlung in ihrer Mehrheit für Aufrechterhaltung der Tarifgemeinschaft aus. 8 1

Ueber die gestern unter den Telegrammen „Nach Schluß der Redaction“ gemeldete Arbeitseinstellung der Berg⸗ leute auf oberschlesischen Gruben liegen nähere Mit⸗ theilungen noch nicht vor. Außerdem wird über Ausstände

heute nur das wenige Folgende gemeldet:

In Wien hat eine Versammlung von Kutschern der Ein⸗ spänner und Fiaker gestern Abend beschlossen, falls bis zum 5. d. M. Mittags die in einem Memorandum an die Regierung auf⸗ gestellten Beschwerdepunkte der Kutscher nicht erledigt seien, vom 5. d. M. Mitternacht an in einen allgemeinen Ausstand einzutreten.

Die Bergleute von Durham haben in der Hoffnung, daß ihnen dadurch eine Hüfe für ihren Strike erwachsen wird, 8 daß die nicht unter dem Banner ihres Gewerkvereins stehenden Zechen den Betrieb wieder aufnehmen können, wenn die alten Löhne gezahlt werden. Leider erklären aber die Bergwerksbesitzer, daß eine erheb⸗ liche Lohnherabsetzung unerläßlich ist.

Eisenbahn⸗Unfälle in Großbritannien und Irland.

Aus dem Bericht des britischen Handelsamts wird der „Köln. Ztg.“ mitgetheilt, daß während des vorigen Jahres 1249 Personen auf den Eisenbahnen des Königreichs getödtet und 11 500 ver⸗ wundet worden sind. Davon sind nur 5 Reisende unmittelbar durch Zugunfälle getödtet und 875 verwundet worden; die übrigen Todes⸗ fälle vertheilen sich unter Reisende und Eisenbahnbedienstete und andere Unfälle, wie Herausfallen aus den Wagen, Ueberfahren u. s. w.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Konstantinopel, 3. Mai. Wegen Ausbruchs der Cholera in Harrar (Abessinien) ist laut Meldung des „W. T. B.“ eine fünftägige Quarantäne für Provenienze s dem Hafen von Zeilah angeordnet.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. 1

An der Ruhr sind am 3. d. M. gestellt 8820, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. . -

In Oberschlesien sind am 2. d. M. gestellt 3432, nicht rechtzenig gestellt keine Wagen.

Die Betriebseinnahmen der Ostpreußischen Südbahn pro April 1892 betrugen nach vorläufiger Feststellung im Personen⸗ verkehr 75 274 ℳ, im Güterverkehr 134 204 ℳ, an Extraordinarien 12 400 ℳ, zusammen 221 878 ℳ, darunter auf der Strecke Fischhausen Palmnicken 4720 ℳ, im April 1891 provisorisch 338 483 ℳ, mithin gegen den entsprechenden Monat des Vorjahres weniger 116 605 ℳ, im ganzen vom 1. Januar bis 30. April 1892 981 637 (pro⸗ visorische Einnahme aus russischem Verkehr nach russischem Stil), gegen provisorisch 1 391 264 im Vorjahre, mithin gegen den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres weniger 409 627 gegen definitiv weniger im Vorjahre 501 812 8

Die internationale Bau⸗ und Eisenbahnbau⸗ Gesellschaft beschloß, wie aus Frankfurt a. M. gemeldet wird, die Vertheilung einer Dividende von 9 % für die Stamm⸗Actien und Stamm⸗Prioritäts⸗Actien. 1 8

Die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ berichtet vom rheinisch⸗west⸗ fälischen Eisen⸗ und Stahlmarkt: Auf dem Eisenmarkte herrschen im ganzen und großen noch die Verhältnisse wie in der vorigen Woche. Trotzdem in einigen Geschäftszweigen sich eine Besserung der Nachfrage bemerkbar machte und auch anzuhalten scheint, so fehlt doch noch allenthalben das rechte Vertrauen. Man zögert, obgleich die Preise stellenweise verlockend niedrig sind, noch immer mit größeren Abschlüssen und deckt nur den unmittelbaren Bedarf. Was Eisenerze anbelangt, so ist im Siegerlande selbst bei beschränkter Förderung kaum ein flotter Absatz der Tzu age ge⸗ brachten Posten zu verzeichnen. Die Landwirthschaft, die dem Gruben⸗ betrieb augenblicklich viele Kräfte entzieht, hat der Förderung noch eine weitere Einschränkung auferlegt, und es können sich dadurch die Fe leidlich behaupten. In Luxemburg⸗Lothringer Minette ist der

arkt anhaltend flau; desgleichen waren spanische Erze anhaltend Roheisengeschäft hat sich unverändert ge⸗ halten. Die Preise sind leidlich fest. Die Nachfrage für Spiegeleisen ist eine ziemlich befriedigende, auch Thomas⸗ eisen ist noch unverändert gut gefragt, weniger Puddelroheisen, ob⸗ wohl in letzter Zeit sich eine geringe Besserung bemerkbar machte. Die Lagervorräthe sind an den meisten Hütten gleichbleibend, da die beschränkte Erzeugung so ziemlich Absatz findet, doch constatiren auch einige Werke, welche weniger gangbare Sorten erzeugen, eine geringe Zunahme. Die bessere Stimmung auf dem Walzeisenmarkte hat im ganzen und großen angehalten. Stabeisen war ziemlich gut begehrt, doch sind die Preise, obwohl so niedrig wie möglich gehalten, noch immer gedrückt. Das gleiche gilt auch von Bauträgern, die, obwohl lebhaft abgesetzt, doch nur sehr unlohnende Preise erzielen. In Bandeisen ist die Nachfrage vom Auslande her in letzter Zeit ziemlich rege, und wenn der Inlandbedarf auch keine weiteren Fortschritte gemacht hat, so kann man doch sagen, daß er sich auf seiner letzten Höhe gehalten hat und die Werke über Mangel an Beschäftigung nicht zu klagen haben. In Grobblechen ist dem vorigen Bericht nichts hinzuzufügen. Die Be⸗ schäftigung ist ungleich geblieben, doch haben die größeren Werke ihren Betrieb auf einige Zeit gesichert. Die Preise sind andauernd unlohnend und positive Anzeichen für eine Besserung sind noch nicht vorhanden. Die bessere Beschäftigung der Feinblechwalzwerke hat angehalten, nichtsdestoweniger findet man noch die verlustbringende Notirung; nur ereinzelt wird bereits höher gefordert. Die für Walzdraht ge⸗

leblos. Das

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Drähte und Drahtstifte nicht behaupten. Ebenso flau ist auch

das Geschäft in Nieten, deren Preise außerordentlich niedrig stehen. Die Eisengießereien und Maschinenfabriken sind ungleich beschäftigt. 4 Die erste ordentliche Generalversammlung der „Urania“, Actiengesellschaft für Kranken⸗, Unfall⸗ und Lebens⸗ versicherung zu Dresden, vom 30. April d. J. ertheilte ein⸗

stimmig dem Aufsichtsrath und der Direction Decharge und beschloß, daß der Aufsichtsrath eine außerordentliche Generalversammlung in

Gemäßbeit des Statuts binnen vier Wochen berufen möge, in welcher die Erhöhung des Actienkapitals auf drei Millionen Mark beschlossen werden soll. Die Form für die Tilgung des Fehlbetrags unterliegt

nach den Statuten den Bestimmungen des Aufsichtsraths; mit dieser

Auffassung erklärte die Generalversammlung sich einverstanden. . Die Direction des Norddeutschen Lloyd in Bremen erhöhte die Passagepreise für Schnelldampfer nach New⸗York in der zweiten Kajüte um 25 ℳ, im Zwischendeck um 20 ℳ, auf der Baltimore⸗Linie im Zwischendeck um 10 Für Extra⸗Dampfer bleibt der alte Tarif bestehen. Leipzig, 3. Mai. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per Mai 3,85 ℳ, per Juni 3,87 ½ ℳ, per Juli 3,90 ℳ, per August 3,92 ½ ℳ, per September 3,92 ℳ, per Oktober 3,95 ℳ, per November 3,95 ℳ, per Dezember 3,95 ℳ, per Januar 3,95 ℳ, per Februar 3,95 Umsatz

45 000 kg. (W. T. B.)

Wien, 3. Mai. 1 1 Orientbahnen betrugen in der Woche vom 1. bis 7.

223 702,25 Fr., vom 1. bis 39 80 zusammen seit Beginn des Betriebsjahres 2 827 788,05 Fr. auf einer Länge von 1265 km. 1“ 4

Der Generalrath der Oesterreichisch⸗Ungarischen Bank

Die Gesammteinnahmen der April

faßte in seiner heutigen Sitzung den Beschluß, die in Zuschriften des

österreichischen und des ungarischen Finanz⸗Ministers bekannt ge⸗ gebenen Wünsche wegen der Währungsfrage zustimmend zu beant⸗

worten und die erforderliche außerordentliche Generalversammlung

Schluß

auf den 23. d. M. einzuberufen.

London, 3. Mai. (W. T. B.) fest, Preise behauptet.

An der Küste 5 Weizenladungen angeboten.

Manchester, 3. Mai. (W. T. B.) 12r Water Taylor 5 ½, 30r Water Taylor 7, 20r Water Leigh 6 ½, 30r Water Clayton 7, 32r Mock Brooke 6 ¾, 40r Mayoll 7, 40r Medio Wilkinson 8, 32r Warpcops Lees 6 ⅛, 36r Warpcops Rowland 7, 40r Double Weston 8, 60r Double courante Qualität 10 ¾, 32“ 116 yvards 16 % 16 grey Printers aus 32r/46r 142. Fest.

Paris, 3. Mai. (W. T. B.) Die Liquidatoren der ehemaligen „Société des Dépôts et des Comptes courants“ haben die Actionäre aufgefordert, vom 20. d. M. ab 250 Fr. per Actie nachzuzahlen, da an die Gläubiger der Gesellschaft 53 Millionen Francs zu zahlen seien und mehrere Verwaltungsräthe ihre Beihilfe zu einer anderen Combination verweigerten.

Wollauction.

Das Comité der Coulissiers hat die formelle Verpflichtung

übernommen, nur die verschiedenen Ottoman⸗ und Egypter⸗ Werthe und Renten, spanische Exterieurs, ungarische Goldrente und dreiprocentige Portugiesen, dagegen keine neuen Werthe, sobald sie im Cursblatte der Wechselmakler ver⸗ zeichnet sind, abgesehen von Liquidations⸗ und Emissions⸗Engagements, zu handeln, ferner von morgen ab keine Transaction vor dem officiellen,

beginnenden Markt vorzunehmen und keine Curse vor dem

officiellen Börsenbeginn und Börsenschlusse zu publiciren.

St. Petersburg, 3. Mai. (W. T. B.) Der Betrag der Pfandbriefe der Adelsagrarbank, die zur Convertirung ge⸗ langen, ist auf 62 Millionen Rubel erhöht worden.

Madrid, 3. Mai. (W. T. B.) Die schwebende Schuld 1“ hat sich im April auf 30 516 000 Pesetas erhöht.

Zollämter die Transit⸗Certificate, die bis zum 30. April ausgestellt seien, annehmen sollten, auch wenn sie die Bedingungen der Ordre vom 3. April nicht erfüllten. 8

New⸗York, 3. Mai. (W. T. B.) Die Börse, anfangs etwas niedriger, war dann bis Mittags fest und zum Schluß stetig. Der Umsatz der Actien betrug 153 000 Stück. Der Silber⸗ vorrath wird auf 2 500 000 Unzen geschätzt. Die Silber⸗ verkäufe betrugen 60 000 Unzen. 1

Weizen eröffnete stetig und schloß auf lebhaftes Eingreifen der Hausse fest. Mais steigend auf Abnahme der für Contract⸗

ieferungen verfügbaren Vorräthe und auf Deckungen der Baissiers.

Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten

Producte betrug 6 878 312 Dollars gegen 7 652 586 Dollars in der Vorwoche.

Weizen⸗Verschiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 109 000, do. nach Frankreich 112 000, do. nach anderen Häfen des Continents 106 000, do. von Californien und Oregon nach Groß⸗ britannien —, do. nach anderen Häfen des Continents Qrts.

Chicago, 3. Mai. (W. T. B.) Weizen allgemein fest während des ganzen Tages auf Berichte über Regenwetter im Westen. Mais eröffnete fest, stieg auf Berichte über ungünstiges Wetter, sowie Deckungen auf kurze Termine und schloß nach wenigen Reac⸗

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tionen sehr fest.

Rennen zu Hoppegarten. 9 Dienstag, 3. Mai. 8—

I. Preis von Lichtenberg. Clubpreis 4000 0 m. Hrn. W. Hiestrich's br. H. „Livingstone“ 1., Hptm. R. Spieker⸗ mann’'s „Rolf“ 2., Hrn. B. Kalbe's „Glücksstern“ 3. Nach Gefallen mit fünfviertel Längen gelandet; „Glücksstern“ acht Längen hinter „Rolf“ Dritter. Werth: 4000 dem Sieger, 560 dem Zweiten, 80 dem Dritten. 1

II. Jedfoot⸗Handicap. Clubpreis 5000 1600 m. Hptm. R. Spiekermann’s br. H. „Präsident Ex“ 1., Hrn. A. v. Pechy's „Lord Ernest“ 2., Hrn. S. del Banco's „Cesario“ 3. Ganz sicher mit einer halben Länge gewonnen; ein Hals zwischen dem und Dritten. Werth: 5000 dem Sieger, 1124 dem

weiten, 716 dem Dritten. 8 8 1 III. Preis von Friedrichsfelde. Für Dreijährige. 1800 m. Frhrn. Ed. v. Oppenheim's br. H. „Dorn“ 1 „Wildgraf“ 2., Hrn. Saloschin's „Alone“ 3. Siegte ganz leicht mit anderthalb Längen; „Alone“ einen Hals hinter „Wildgraf“ Dritter. Werth: 4000 dem Sieger, 480 dem Zweiten, 80 dem Dritten. 1 8 IV. Hammerfest⸗Rennen. Graditzer⸗Gestüt. Preis. Sieger ist für 500 käuflich. 900 m. Frhrn. v. Schrader's F.⸗H. „Blücher“ 1., Mr. H. Solloway's „Pizarro“ 2., Hrn. Demuth's „Terese“ 3. Verhalten mit drittehalb Längen gewonnen; fünf Längen trennten „Terese“ von „Pizarro“. Werth: 2000 dem Sieger, 240 dem Zweiten. „Blücher“ wurde für 2800 zurückgekauft. 8 1400 m.

V. Straußberger Handicap. HerrenReiten.

Hrn. J. Suhr's F.⸗H. „Orfeo“ 1., Grf. Nic. Esterhazy's „Sonntags⸗

kind“ 3 jähr. Hr. O. v. Dewitz 2., Hrn. Hewald's „Pirmdélé“ Hr. E. Feigell 3. Nach Kampf um einen Hals gewonnen; anderthalb Längen zwischen der Zweiten und Dritten. Werth: 3000 dem Sieger, 628 der Zweiten, 392 der Dritten.

VI. Mahlsdorfer Hürden⸗Rennen. Handicap. 2400 m. Herrn Naumann’s br. W. „Bravo“ 1., Herrn Albert's „Schneeflocke“ 2., Rittmeister Suermondt's „Rother Husar“ 3. Siegte nach kurzer Gegenwehr sicher mit einer Länge; „Rother Husar“ fünf Längen hinter „Schneeflocke“ Dritter. Werth: 2100 dem Sieger, 520 der Zweiten, 220 dem Dritten.

meldete Besserung ist geblieben, leider läßt sich das für gezogene

Entwickelung des Ornamentstiches in einem kurzen Ue

8 Elegen, in zierliche Einzelmotive,

anuar bis 31. März 1892 2 604 085,80 Fr.,

träger dieser Richtung . Toro und der

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allmählich zum Rococo um, das durch Asymmetrie und ein wi

Hauptvertreter J. A. Meissonier,

sich am

8 8

Das Finanz⸗Ministerium ertheilte den Befehl, daß die

die ganze Entwickelung seines Aeußeren verfolgen können.

1., Hrn. V. May's

Zweite Beilage

zeiger und Königlich Preußischen Staats⸗

Berlin, Mittwoch, den 4. Mai

Kunst und Wissenschaft.

It. In der April⸗Sitzung der kunstgeschichtlichen Ge⸗ sellschaft sprach Dr. P. Jessen, unter Vorlegung eines reichen Ab⸗ bildungsmaterials, über „Watteau und seine Zeitgenossen als Ornamentisten“. Nachdem der Vortragende die e ichtliche

erblick ge⸗ streift, schilderte er zunächst eingehender die Thätigkeit eines Vorläufers von Watteau auf diesem Gebiete; Jean Berain,

der als Zeichner für die Staats⸗Manufacturen unter Ludwig XIV.

besonders zahlreiche Entwürfe für Wandfüllungen und Gobelins hinterlassen hat, strebt in der Ornamentik eine Auflösung der archi⸗ tektonischen Structur, wie sie der Renaissancegroteske zu Grunde Bänder, Guirlanden, Zelte, im inne des Flachmusters an. Watteau's Lehrer Claude Gillot, von dem

das Berliner Kunstgewerbe⸗Museum unter anderem eine Folge von

12 Originalentwürfen besitzt, hat auf seinen Schüler als Ornamentist hervorragenden Einfluß geübt und darf in dieser Hinsicht vielleicht noch bedeutender genannt werden als Watteau selbst, welcher im Gegensatz zu dem unruhig zerflatternden Ornamentstil Berain's größere figurale Mittelfelder (Schäferscenen) in seine Panneaux einführte, i deren reicher Umrahmung uns graziöse naturalistische Motive begegnen. Seine Leistungen auf dem Gebiet der Ornamentik,

welche zeitlich den Regencestil vertreten, lassen sich am besten in einer G seiner Entwürfe übersehen, die vierzehn Jahre nach seinem

ode in Kupferstichen herausgegeben wurde. In der Architektur und

Decoration der Folgezeit treten dann immer mehr Anlehnungen an

die schwereren Formen des italienischen Barockstiles hervor, als Haupt⸗ müssen der aus Südfrankreich stammende Vläme Gilles Marie Oppenord genannt werden, Letzterer der Architekt des Herzogs von Orleans. Unter diesen Einflüssen bildet sich der immer noch classicistische Stil der Feehe

ür⸗ liches Muschel⸗ und Schnörkelwerk sich besonders kennzeichnet. Mit einem Ausblick auf die Schöpfungen des Rococostiles, als deren s Frangois Boucher und der

n Deutschland thätige F. de Cuvilliés eingehender geschildert

werden, schloß der Vortragende seine Betrachtungen.

Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Lippmann berichtete sodann über neuere Dürerforschungen; in erster Linie über das Buch Burckhardt über Dürer'’s Aufenthalt in Basel 1492 bis 94, das, gestützt auf eine Reihe bemerkenswerther Funde in der Basler

ammlung, die Annahme zu begründen sucht, daß Dürer auf seiner

Gesellenwanderung längere Zeit in den Officinen der Basler Buch⸗

händler für den Holzschnitt gearbeitet habe. Der Vortragende kann sich den Ausführungen Burckhardt's nicht bedingungslos anschließen,

weist aber auf die Bedeutung der Frage für die Erkenntniß der

Jugendentwicklung des Nürnberger Meisters hin. Wäre die Unmög⸗ lichkeit einer ersten italienischen Reise Dürer's in diesen Jahren, wie Burckhardt annimmt, erwiesen, so müßte man für die nzweifelhaften italienischen Elemente in einzelnen seiner Jugendwerke nach anderen Erklärungsgründen suchen, die ehesten in der Kenntniß italienischer Stiche und Pla⸗ ketten finden ließen. Die Bedenken gegen B.'s Beweisführung

liegen vorzugsweise in dem Charakter der von ihm publicirten Holz⸗

schnittzeichnungen zu einer Basler Terenzausgabe, welche möglicher⸗ weise auch von einem anderen Künstler als Dürer herrühren können

und einem Vergleich mit den beglaubigten Jugendwerken des Meisters

icht Stand halten. Jedenfalls bedürfe die wichtige Frage noch einer gründlichen Nachprüfung. An zweiter Stelle ging der Vortragende auf einzelne Punkte eines „Grenzboten“⸗Aufsatzes von Konrad Lange ein, welcher bei Gelegenheit der Besprechung von Springer'’s Dürermonographie eigene neue Deutungen für verschiedene Stiche Dürer's vorbringt. Abzuweisen ist die Erklärung des „großen Pferdes“ als Herkules mit den Rossen des Diomedes. Dürer hat vielmehr seinen beiden Pferdedarstellungen die Proportionen zum usgangspunkt seiner Studien gewählt und wahrscheinlich den Gegensatz des schweren und leichten Pferdes künstlerisch kennzeichnen wollen. Für die bekannten drei Stiche Melancholie, Ritter, Tod und Teufel sucht der Vortragende im Gegensatz zu Lange's Deutung eine Beziehung zu der Classification der Fetse gen Tugenden in Reusch's margarita philosophica, einem vielbenutzten philosophischen Com⸗ bendium der Zeit, nachzuweisen. Geheimer Regierungs⸗Rath Bode führte als Einwand gegen Burckhardt's Leugnung der ersten italienischen Reise Dürer's namentlich die vielfach an Mantegna erinnernde Formensprache und einer Reihe frühdürerischer Bilder an und berichtete sodann über bevorstehende Kunstauctionen in Cassel, Paris und London. Nachdem Geheimer Rath Lippmann noch ein Werk Herkomer's über die Technik der Radirung, das an feinsinnigen Bemerkungen über diese Kunsttechnik ungewöhnlich reich ist, besprochen Furlitt eine Reihe seiner neueren Publikationen vor⸗

gelegt, schloß der Vorsitzende die Sitzung.

Die Ausstellung von Kunstwerken des Zeitalters Friedrich's des Großen aus Berliner Privatbesitz in der König⸗ lichen Kunst⸗Akademie weist auch eine ganze Reihe interessanter Bild⸗ nisse des großen Königs auf. Gleich im Eintrittssaale sehen ir den König in vier Lebensaltern dargestellt, sodaß wir schon hier Die Mitte der rechten Seitenwand schmückt das bekannte Bild Pesne's vom Jahre 715, auf dem der dreijährigen Prinz mit der Trommel dargestellt t, während seine Schwester, die spätere ““ von Bayreuth, en ganzen Schoß voll Blumen gesammelt hat. Der Vater Friedrich's, der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., hatte dieses Bild voller Freude darüber malen lassen, daß der kleine Fritz erklärt hatte, er wolle lieber trommeln, als mit seiner Schwester Blumen pflücken. An der Eingangswand hängt das Bild des Kronprinzen im Alter von vielleicht zwölf Jahren, wie er, das Sponton in der Hand, nach vorn schreitet, als ob er dem Beschauer seine Compagnie vorführte. Dem Eingang gegenüber, in der Mitte der Hauptwand, hängt ein Bild des Könij s vom Jahre 1752, das Pesne's Schüler, der Maler Falbe, im Auftrage des Magistrats der Stadt Berlin malen mußte, und das heute den Sitzungssaal des Magistrats schmückt. Die Mitte der linken Seitenwand aber wird eingenommen von einem Bildniß des srohen Königs im Alter, das er seinem Bankier Splittgerber chenkte und das noch heute das Bureau der Nach⸗ kommen dieser Firma, der Gebrüder Schickler in der Gertraudtenstraße, schmückt. Von Pesne ist dieses Bild aber nicht stmalt, wie früher angenommen wurde, denn dieser Künstler war chon im Jahre 1757 Unter den übrigen Bildnissen riedrich's des Großen ist noch außer einigen Bildnissen Pesne's ein leines Porträt in ganzer Figur bemerkenswerth, das Friedrich's Freund, der Architekt von Knobelsdorff, von ihm in Rheinsberg ge⸗ malt hat, und das aus dem Nachlaß der Wittwe des Königs stammt. Auch von dieser Königin bringt die Ausstellung einige interessante Bildnisse, von denen Lawerich das von Graff gemalte Bild, auf dem sie im Alter mit dem Wittwenschleier dargestellt ist, durch viele Reproductionen bekannt ist.

Im Berliner Elektrotechniker⸗Verein sprach, wie die „Nat. Z.“ berichtet, am vergangenen Donnerstag Professor Dr. Fr. Vogel über die Gewinnung des Aluminiums. Dieses im Jahre 1828 von Wöhler entdeckte Metall konnte lange Zeit nur auf chemischen Wege und in kostspieliger Weise hergestellt werden, sodaß noch im Jahre 1855 ein Kilo 2400 kostete, während es heute

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bereits mit 5 verkauft wird. Bis in die achtziger Jahre wurde das Aluminium fast ausschließlich in Frankreich erzeugt, wo das Interesse und die Freigebigkeit Napoleon's III. die Er⸗ richtung einer Aluminiumfabrik ermöglicht hatte. In ganz neue Bahnen wurde die Gewinnung des Metalls geleitet, als man, begünstigt durch die Entwicklung der Elektrotechnik, den Strom zur Abscheidung des Aluminiums aus seinen Ver⸗ bindungen zu Hilfe nahm. 1883 erhielt R. Grätzel ein Patent, Aluminium auf elektrischem Wege aus Natrium⸗Aluminium⸗Chlorid dar⸗ zustellen, und sein Verfahren wurde von der Aluminium⸗ und Magnesium⸗ Fabrik in Hemelingen zur Darstellung von Aluminium und Magnesium n Verwendung genommen, hatte aber den Nachtheil, daß man erst die gedachte aus anderen Verbindungen darstellen mußte. 1885 erfanden nun die Gebrüder Cawles in Amerika ein sehr geniales Verfahren, Aluminiumbronze und auch Reinaluminium darzustellen. Sie zersetzen Thonerde durch Kohle; da aber Kohle die Thonerde bei niedrigeren, durch Flammenheizung erreichbaren Temperaturen nicht reduzirt, so wenden sie die intensiven Heizwirkungen des elektrischen de an, um die benöthigte Temperatur zu erzielen, und eiten einen Strom von großer Stärke durch ein Gemisch von Kupfergranalien, Thonerde und Holzkohle, das eine genügende Temperatur erzeugt, um die Thonerde zu reduciren und das frei⸗ werdende Aluminium mit dem flüssig gewordenen Kupfer zu Kupfer⸗ bronze zusammenzuschmelzen. Eine wesentliche Verbesserung machte einige Jahre später Hérault, der reine Thonerde durch den Flammen⸗ bogen schmolz und gleichzeitig zersetzte. Dieses durch Dr. Kiliani ver⸗ vollkommnete wird von der Aluminium⸗Industrie⸗Actien⸗ esellschaft in Neuhausen (Schweiz) angewendet, die zur Erzeugung des benöthigten Stroms einen Theil des Rheinfalls bei Schaffhausen benutzt und aus ihm eine Betriebskraft von 1500 Pferdekräften entnimmt. Diese Aluminiumfabrik, zur Zeit die größte der Welt, erzeugt täglich 1000 kg Aluminium, das bereits eine ausgedehnte Verwendung in der Technik und im Kunstgewerbe gefunden hat. Dem Vortrage schloß sich die Vorführung einer Sammlung von Aluminiumfabrikaten an, welche die Aluminium⸗Industrie⸗A.⸗G. zu dem Zweck ausgestellt hatte, die Befähigung des Aluminiums für die verschiedenen Be⸗ arbeitungsverfahren erkennen zu lassen. Unter diesen Verfahren fehlte bisher eines der wichtigsten, das Löthen, dem sich das Aluminium lange nicht unterwerfen wollte. Auch dies ist jetzt erreicht. Herr Ingenieur Bloch theilte zum Schluß noch mit, daß es ihm gelungen sei, ein Loth für Aluminium zu finden, und wies verschiedene gelöthete Aluminiumfabrikate, darunter auch außerordentlich leichte Hunde⸗ maulkörbe vor.

.— Dem hiesigen Bildhauer Walter Schott hat, wie der „N. A. Z.“ berichtet wird, der Erzherzog Karl Ludwig für seine der diesjährigen Wiener Jahresausstellung eingesandte Doppel⸗Marmor⸗ büste „Kinderporträts“ und eine Porträtbüste in Gips die Protector⸗ Medeaille verliehen.

Der Professor der Theologie D. Hering ist, laut Meldung des „W. T. B.“, für das Studienjahr 1892/93 zum Rector der Universität in Halle gewählt worden.

Vor einigen Tagen f man in Mainz in der Nähe des Forts Karl auf die Reste von Römergräbern, die jedoch, wie der „K. Z.“ gemeldet wird, schon in einer früheren Zeit durchforscht worden waren. Nach der Inschrift auf dem einen römischen Stein⸗ sarge wurde einem Vitalinus Salutaris, Reiter der 22. Legion, der erstgeworbenen, von der Frau und den Kindern das Grab bereitet; ein zweiter Denkstein war nach der allerdings sehr verwitterten In⸗ schrift anscheinend einem Quintus Longinus, Soldaten der 14. Legion, der gedoppelten, 40 Jahre alt und 18 Jahre dienend, geweiht. 8

Verkehrs⸗Anstalten.

Auf der Postdampfschiffslinie zwischen Warnemünde und Gjedser hat sich der Verkehr in so erfreulicher Weise entwickelt, daß im Einverständniß zwischen der deutschen und dänischen E““ seit dem 1. d. M. außer der Tages⸗ verbindung auch eine regelmäßige Nachtverbindung ins Leben gerufen worden ist. Die Nachtfahrten sind am 1. Mai früh mit dem Dampfschiff „Freya“ von Warnemünde aus croöͤffnet worden. Die Anschlüsse sind derart geregelt, daß man bei der Abfahrt aus Berlin um 10 Uhr 20 Min. Abends schon am nächsten Vormittag 10 ¼ Uhr in Kopenhagen, und bei der Abfahrt aus Kopenhagen um 7 Uhr 5 Min. Abends am folgenden Morgen 7 Uhr 8 Min. in Berlin eintrifft.

Sonntag, den 15. Mai d. J., kommt ein Sonderzug zu ermäßigten Fahrpreisen von Berlin nach Coswig in Anhalt (Park von Wörlitz) und Dessau zur Beförderung. Er fährt 6,20 Vorm. vom Bahnhof am Askanischen Platz ab und trifft in Coswig 9,10, in Dessau 9,41 Vorm. ein. Die Rückfahrt ist am 15. Mai d. J. nur mit dem Sonderzuge 10,0 Abends aus Dessau, 10,38 aus Coswig, 1,17 Nachts in Berlin, zulässig, sie kann aber auch erst am 16. Mai d. J. mit sämmtlichen Personenzügen angetreten werden. Der letzte am 16. zur Benutzung mit Sonderzugfahrkarten gültige Personenzug von Dessau, welcher in Wittenberg Anschluß nach Berlin hat, fährt von Dessau 6,06 Nachm., von Coswig 6,19 Nachmittags ab. Die Benutzung von Schnellzügen ist auch nicht unter Nachlösung von Zuschlagskarten gestattet. Freigepäck wird nicht Fahr⸗ karten zu 5 für die II. und 3 für die III. Klasse, für Hin⸗ und Rückfahrt gültig, werden am Sonntag früh von den Bahnhofs⸗ Iööö hier, Askanischer Plat und in Groß⸗Lichter⸗ elde sowie auch schon vorher im Bureau des Invalidendank, Mark⸗ Pafenstraße 51 a, verausgabt. Diese Sonderzüge werden während des Sommers an folgenden Sonntagen zur Beförderung kommen: am 29. Mai, 6. Juni (Pfingstmontag), 19. Juni, 3., 10., 17., 24. und 31. Juli, 7., 14., 21. und 28. August, sowie am 11. September.

Die mittels des Reichs⸗Postdampfers„Salier“ beförderte Post aus Australien (Abgang aus Sypdney am 28. März) ist in Brindisi eingetroffen und gelangt für Berlin voraussichtlich am 5. Vormittags zur Ausgabe.

Bremen, 3. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Saale“ ist heute Nacht in New⸗York, der Dampfer „Sachsen“ in Genua angekommen.

4. Mai. (W. T. B.) Der Postdampfer „Balti⸗ more“ hat am 3. Mai Nachmittags die Reife von Ant⸗ werpen nach Corunna fort b8,. Der Reichs⸗Postdampfer „Sachsen“ hat am 3. Mai Mittags die Reise von Genua nach Southampton fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Sa lier“ hat am 2. Mai Abends nach Landung der Post und Passagiere die Reise von Brindisi -2 SS fortgeseßzt. Der Dampfer „Retter“ ist mit dem Dampfer „Neckar“ im lepptau am 2. Mai Abends in Antwerpen angekommen., Der Postdampfer „Oldenburg“, von Baltimore kommend, ist am 3. Mai Nachmittags auf der Weset angekommen. Der Lv „Aller“, von New⸗York kom⸗ mend, ist am 2. Mai Nachts auf der Weser angekommen.

Hamburg, 3. Mai. (W. T. B.) amburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Actiengesellschaft. Der Postdanpfer

„Slavonia“ ist, von, New⸗York kommend, heute Nachmittag auf der Elbe eingetroffen. Der Postdampfer „Dania“ hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Lizard passirt. Der Dampfer „Pickhuben“ ist am 1. d. M. Mittags in New⸗York an⸗ gekommen. .

London, 3. Mai. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfe „Anglian“ ist heute auf der Ausreise von Madeira abgegangen. Der Union⸗Dampfer „Trojan“ ist auf der Ausreise heute in Southampton angekommen. 4

St. Petersburg, 3. Mai. (W. T. B.) Der Bau der Bahnlinie Kursk⸗Woronesch ist heute mit einer Feierlichkei eröffnet worden.

Mannigfaltiges

„Aus den deutschen Colonien in Ost⸗Afrika ist neuerdings dem hiesigen Zoologischen Garten wiederum ein Transport von Raub⸗ vögeln übersandt worden, welche der Ober⸗Arzt der Kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch⸗Ostafrika, Herr Dr. Becker, zusammengebracht hat. Am meisten fallen in die Augen vier der schön gefärbten und eigenthümlich gebauten Gaukler⸗Adler, von denen der Garten nun⸗ mehr sechs Stück besitzt. Diese Flugkünstler befinden sich in der rechten Hälfte der großen Raubvogelgalerie, deren Bewohner jetzt wieder vollzählig die großen Volièsren bevölkern. Außer eben genannten Vögeln enthielt die afrikanische Sendung ein Exemplar des in ganz Afrika verbreiteten und zaͤhlreichen, durch seine Zudringlichkeit oft lästigen Schmarotzermilans sowie zwei für den Garten noch ganz neue Kehlkopfsperber. Diese hübsch gefärbten kleinen Afrikaner haben etwa die Größe eines Sperbers und sind dadurch merkwürdig, daß ihre Stimme sich zu einer Art Gesang erhebt, weshalb man die Vögel zusammen mit einigen dieselbe Eigenschaft zeigenden, nahe verwandten Formen als „Singhabichte“ bezeichnet. Die Thierchen sind vorwiegend nützlich, da sie meistens größere Insecten, außerdem kleine Säugethiere und Lurche fressen, dagegen fast gar keine Vögel fangen, ganz im Gegensatz 8 durch seine Räubereien an Singvögeln sehr schädlichen Sperber.

Warmbrunn. Alljährlich vergrößert sich hier der Kreis der Kranken und Gesunden, die theils in den heilkräftigen heißen Quellen, theils in dem prächtigen Gebirgsklima Erholung und Erfrischung für die im Treiben des Großstadtlebens aufgeriebene Nervenkraft suchen. Zu dem großen Heere der an Gicht, Rheuma⸗ tismus ꝛc. leidenden Patienten gesellt sich in jüngster Zeit noch das starke Kontingent der Reconvalescenten, die die letzten Spuren der tückischen Influenza⸗Erkrankung in den trefflichen Schwefelthermen verwischen wollen. Zu den längst anerkannten Annehmlichkeiten des Kurortes Warmbrunn dürften die billige Lebensweise, die anmuthigen Zerstreuungen (Kurmusik, Theater, Réunions), die nahen Ausflüge nach der reizenden Umgebung und die bequeme Bahnverbindung, die es selbst den aus weiter Ferne kommenden Gästen ermöglicht, an einem Tage mittels des Abendzugs (eingelegt für die Monate Juni, Juli und August) die Station Warmbrunn zu erreichen, zählen. Wie alljährlich giebt die Ortsgrupe des Riesengebirgsvereins auch in diesem Jahre durch den Leiter der Auskunftsstelle (Hof⸗Juwelier Berg mann) bereitwilligst Auskunft über alles von Bad Warmbrunn. Auf Verlangen wird allen Interessenten das übersichtliche „Verzeichniß der Sommerwohnungen von Bad Warmbrunn“ von der ““ gegen Einsendung einer 10 ₰J⸗Briefmarke portofrei zugestellt.

Münster, 1. Mai. Die „Köln. Volksz.“ schreibt: Aus Anlaß der Feier des 175 jährigen Bestehens des Cürassier⸗ Regiments von Driesen (Westfälisches) Nr. 4 ist unsere Provinzial⸗Hauptstadt heute in festlichen Flaggenschmuck gehüllt. Von nah und fern ist eine große Anzahl Offiziere, die früher beim Regiment standen, und viele Hunderte von Cürassieren hier an⸗ gekommen. Die Feier nahm um 7 Uhr in den festlich geschmückten Räumen des Militär⸗Casinos ihren Anfang; den Glanzpunkt des Tages bildete ein Reiterfest. 1“

Dresden, 3. Mai. Das „Dr. J.“ berichtet über die Witterung im Königreich Sachsen: Der unerwartet am 1. Mai eingetretene Schneefall, der sich auf weite Gebiete erstreckt hat, verursachte überall da, wo die Vegetation schon mehr entwickelt war, mancherlei Schaden. In der Dresdner Gegend, wo die Gärtner schon verschiedene zartere Gewächse ins Freie gepflanzt hatten, ist der Schaden für einzelne Gartenbesitzer ein nicht unwesentlicher. Inwieweit der Schneefall dem Fruchtansatze der in der Blüthe stehenden Obstbäume nachtheilig sich erweisen wird, bleibt noch abzuwarten. Da der Schnee sehr naß fiel und dadurch sehr schwer auf den Aesten lastete, sind viele von ihnen gebrochen. Für die Rebhühner, die bereits brüten, und für den ersten Satz der Hasen wird der Schneefall wahrscheinlich auch nachtheilig sein. In Zwickau sank die Temperatur auf + 2 Gr. R., während etwa ein Fuß hoher Schnee den Boden be⸗ deckte. Das kalte Wetter hielt auch den ganzen Tag an. Der Schnee, der im Laufe des Tages ziemlich zusammengeschmolzen war, hat bis jetzt, soweit zu übersehen, an der Vegetation keinen Schaden angerichtet, würde aber, falls die Temperatur noch tiefer sinkt, der bereits ziemlich entwickelten Obstbaumblüthe verhängnißvoll werden. Infolge der reichlichen Regengüsse der letzten Tage ist der Elbstrom bei Schandau im Lauf des gestrigen Tages und während der vergangenen Nacht wesentlich gestiegen. Die Elbwiesen und⸗Dämme oberhalb ö“ und Krippen werden bereits überfluthet; bei dem noch an⸗ haltenden 8 steht ein weiteres Wachsen des Elbstroms zu erwarten. Nach einer Meldung des „H. T. B.“ aus Tetschen überfluthet die Elbe bereits das Geleise der böhmischen Nord⸗ bahn; auf dem Umschlagplatz mußte der Verkehr deshalb theilweise unterbrochen werden.

Leipzig, 1. Mai. Die vom 4. bis 12. Februar hier abgehaltene Internationale Ausstellung für das Rothe Kreuz, Armee⸗ bedarf, ygiene, olksernährung und Kochkunst hat einen Ueberschuß von 18 000 gebracht. Diese Summe wird, wie das „Leipz. Tgbl.“ schreibt, folgendermaßen vertheilt: zur Herstellung des Werkes über die Ausstellung, sowie zur schwebender Verbindlichkeiten 8750 ℳ; der Landesverein vom Rothen Kreuz zu Dresden erhielt 750 ℳ, der Internationale Verein vom Rothen Kreuz zu Leipzig 750 ℳ, der Albert⸗Verein zu Leipzig 750 ℳ, der Samariterverein zu Leipzig 500 ℳ, die Theodor Müllerstiftung zu Berlin 500 ℳ, die Gefellschaft zur Rettung Schiff⸗ iFia⸗s zu Bremen 300 ℳ, die Verwaltung des neuen Kinder⸗ krankenhauses zu Leipzig 300 ℳ, die Verwaltung der Haushaltungs⸗ schulen ℳ, das Waisenhaus zu Leipzig 100 ℳ, das Vincenzstift zu Leipzig 100 ℳ, der seesßsche Gastwirthsverband bez. 78 Stiftung für treudienende in Noth gerathene Geschäftsgehilfen