Meinen Vorfahren geworden, das harte Land der Pommern zu erwerben. Seitdem wir aber als Freunde Jahrhunderte hindurch zusammenstehen, kann Ich wohl mit dem Dichter sprechen: uͤUInd Brandenburg und Pommern, “X“ 1
So erhebe Ich denn Mein Glas und rufe: Die Provinz Pom⸗ mern und ihre braven Söhne leben hoch! und nochmals hoch! und zum dritten Male hoch!
Mit lauter Begeisterung stimmte die Versammlung in das Hoch ein. Nach Aufhebung der Tafel, kurz nach 8 de be⸗ gaben Sich die Majestäten in die anstoßenden Gesellschafts⸗ zimmer, um Cercle zu halten.
Mit Eintritt der Dunkelheit begann eine Illumination, die sich bis in die entferntesten Stadttheile erstreckte.
Gestern — Sonntag — Vormittag um 10 ½ Uhr be⸗ gaben Sich Ihre Majestäten auf den Kasernenhof des 1. Pommerschen Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 2, wo ein feierlicher “ stattfand, an welchem auch das Grenadier⸗Regiment König Friedrich Wilhelm IV.
1. Pommersches) Nr. 2, das 1. Pommersche Feld⸗Artillerie⸗ egiment Nr. 2, das Pommersche Bataillon Nr. 17, sowie das nach Stettin befohlene Cürassier⸗Regiment Königin (Pommersches) Nr. 2 theilnahmen. Die Feier begann mit der Liturgie, die von dem Divisionspfarrer Klessen unter Mitwirkung eines aus Soldaten gebildeten Sängerchors ab⸗ S. wurde. Hierauf hielt Militär⸗Oberpfarrer Kramm ie Predigt über Hesekiel 36 Vers 26 bis 27. Nach dem Schlußgebet befahl Seine Majestät einen zweimaligen Vorbei⸗ marsch der Truppen und berief die höheren Offiziere zu Sich, eschdnen Sich Seine Majestät in herzlicher Weise ver⸗ iedete.
Um 12 Uhr reiste Ihre Majestät die Kaiserin nach Potsdam zurück; 4 Minuten später trat Seine Majestät der Kaiser in Begleitung der Staats⸗Minister Herrfurth, von Kaltenborn⸗Stachau und von Fden. sowie des Staatssecretärs Frhrn. von Maltzahn die Reise nach an, wo die Ankunft Nachmittags Wum 6 Uhr 20 Minuten erfolgte. Seine Majestät stieg an dem gegenüber der Schichau'schen Werft errichteten Bahn⸗ steige aus. 8 wa Empfang waren der commandirende General des XVII. Armee⸗Corps, General der Infanterie Lentze und der Ober⸗Präsident der Provinz, Staats⸗Minister Dr. von Goßler erschienen. Am Eingange der Schichau'schen Werft begrüßte Seine Majestät der Kaiser den Ingenieur Ziese und besichtigte, von den Arbeitern mit Hurrah⸗Rufen empfangen, die im Bau befindliche Kreuzercorvette J. Alsdann bestieg Seine Majestät der Kaiser eine Barkasse und fuhr nach der vor der Kaiser⸗ lichen Werft liegenden „Hohenzollern“, wo Allerhöchst⸗ derselbe mit dem Gefolge das Diner einnahm.
Heute Vormittag um 10 Uhr verließ Seine Majestät die „Hohenzollern“ und fuhr unter dem Geläute sämmtlicher Glocken auf dem festlich geschmückten Regierungsdampfer „Gotthilf Hagen“ in die Stadt ein. Die Danziger Gewerke bildeten auf beiden Seiten der reich beflaggten Wasserstraße Spalier. An der Landungsstelle vor dem Langen Markt hatte das Offiziercorps der Garnison Aufstellung genommen, an dessen Spitze der Kriegs⸗Minister von Kaltenborn⸗Stachau und der commandirende General des XVII. Armee⸗Corps General der Infanterie Lentze. Der Lange Markt und die Lange Gasse waren prachtvoll geschmückt. Zu beiden Seiten bildeten die Schüler und Schülerinnen der höheren Lehranstalten Spalier. Die erste Ehren⸗Compagnie vom Grenadier⸗Regi⸗ ment König Friedrich I. (4. Ostpreußisches) Nr. 5 war am Landungsplatz, die zweite vom Infanterie⸗Regiment Nr. 128 auf dem Langen Markt vor dem als Empfangshalle dienenden Börsenlocal am Artushof aufgestellt. Hier er⸗ warteten der Minister⸗Präsident Graf Eulenburg, der Ober⸗ Staats⸗Minister Dr. von Goßler, die Spitzen der
ivilbehörden, die städtischen Behörden in corpore und das Vorsteheramt der Kaufmannschaft Seine Majestät den Kaiser, Allerhöchst welcher in der Uniform des Leib⸗Husaren⸗Regiments um 10 ½ Uhr, begrüßt von dem brausenden Hurrah der Bevölkerung, erschien. Nach der Vorstellung der Behörden begrüßte Ober⸗Bürgermeister Dr. Baumbach Seine Majestät den Kaiser und reichte Aller⸗ höchstdemselben den Ehrentrunk der Stadt, in 1857 er Steinberger Cabinet bestehend, in goldenem Pokal, der bei gleichem Anlasse dem König Friedrich Wilhelm IV., dem Kaiser Wilhelm I. und dem Kronprinzen, nachmaligem Kaiser Friedrich, kredenzt worden war. Seine Majestät der Kaiser trank, für den freundlichen Empfang dankend, auf das Wohlergehen der Stadt Danzig, die stets blühen und ihm gleiche Treue wie Seinen Vorfahren bewahren möge. Alsdann folgte die Besichtigung des Rath⸗ hauses, woselbst junge Damen im Namen des Danziger Raths einen Strauß überreichten, sowie die Besichtigung der Marienkirche, wo Seine Majestät mit einem Festgesang begrüßt wurde.
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8 Dem Bundesrath ist der Entwurf von Ausführungs⸗ vorschriften zu dem Gesetze, betreffend die Unterstützung von Familien der zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften, vom Reichskanzler vorgelegt worden. Das Gesetz tritt, wie bekannt, schon am 1. Juli d. J. mit rück⸗ wirkender Kraft bis zum 1. April d. J. in Geltung.
Wie durch Beschwerden aus verschiedenen Landestheilen und durch anderweite Mittheilungen zur Kenntniß des Finanz⸗ Ministers gelangt ist, haben bei der diesjährigen Ver⸗ anlagung zur Einkommensteuer Veranlagungs⸗ öö“ nicht selten das Einkommen der Steuerpflich⸗ tigen, abweichend von deren Angaben in den Steuererklärungen, festgesetzt, ohne daß zuvor die im § 38 Absatz 2 des Ein⸗ kommensteuergesetzes und in den Artikeln 55 und 57 der Anweisung vom 5. August v. J. vorgeschriebene Be⸗ anstandung der betreffenden Steuererklärung stattgefunden hatte. Zur Entschuldigung wird von den betheiligten Vor⸗ sitzenden der Veranlagungscommissionen geltend gemacht, daß mit Rücksicht auf die rechtzeitige Beendigung des Veranlagungs⸗ geschäfts eine derartige Abkürzung des Verfahrens unvermeidlich gewesen sei. Wenn auch nicht zu verkennen ist, daß bei der ersten Veranlagung nach dem neuen Gesetze große Schwierigkeiten zu überwinden waren, welche zum theil auf die unter den Steuerpflichtigen verbreiteten irrigen Auffassungen des Gesetzes und die
Mangelhaftigkeit zahlreicher Steuererklärungen zurückzuführen sind, daß ferner der außergewöhnliche Geöschaftsanvrang an einzelnen Stellen eine unverschuldete Verzögerung der Ver⸗ anlagungsarbeiten verursacht haben mag, so können doch Um⸗ stände dieser Art in Zukunft eine Außerachtlassung gesetzli immungen in keinem Falle rechtfertigen. Demgemäß hat der Finanz⸗-Minister in einer Verfügung vom 13. Mai die Vorsitzenden der Einkommensteuer⸗Berufungscommissionen er⸗ sucht, die Vorsitzenden der Veranlagungscommissionen hierauf hinzuweisen und ihnen bemerklich zu machen, daß sie auf die genaueste Befolgung der oben bezeichneten Vorschriften bei igener Verantwortung hinzuwirken haben. Auch soll dafür orge getragen werden, daß die bei Erörterung der Be⸗ rufungen wahrgenommenen Mängel des Veranlagungs⸗ I soweit als thunlich ausgeglichen, insbesondere die von den Steuerpflichtigen bei Erörterung der Steuererklärungen etwa beantragten, aber ohne genügenden Grund unterbliebenen Beweisaufnahmen nachgeholt werden.
Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog Friedrich von Baden, Commandeur der 4. gnaehe hagdeennbc hat sich in das Manövergelände begeben.
Der Kaiserliche Gesandte am Königlich belgischen Hofe, Wirkliche Geheime Rath Graf von Alvensleben hat einen kurzen Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations⸗Rath Prinz von Thurn und Taxis als Geschäftsträger. v
S. M. Kanonenboot „Iltis“, Commandant Capitän⸗ Lieutenant Müller, ist heute (16.) von Shanghai nach Na⸗ pesaki in See gegangen. S. M. Kanonenboot „Hyäne“,
ommandant Capitän⸗Lieutenant Goecke, ist am 14. Mai in San Paolo de Loanda eingetroffen und beabsichtigt, am 17. nach Capstadt in See zu gehen.
München, 16. Mai. Seine Königliche Hoheit der Prinz Ludwig traf, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nach⸗ zur Theilnahme an der 30. Wanderversammlung der bayerischen Landwirthe in Würzburg ein und stieg beim Regierungs⸗Präsidenten ab. Im Laufe des Nachmittags empfing der Prinz die Deputationen der Städte Unterfrankens und die Vertreter der Würzburger Handelskammer und sprach ihnen gegenüber die Hoffnung aus, daß es gelingen werde, die große Wasserstraße Main — Passau —Wien herzustellen. Wenn Preußen und Hessen den Main bis Se na kanalisirten, würde Bayern die Kanalisirung bis Aschaffenburg fortsetzen und stromaufwärts die Mainkette legen. Dem einheitlichen Ziele seien Sonder⸗ interessen nachzustellen, auch die Mainstädte müßten für das große Ziel einer Verbindung von Main und Donau Opfer bringen. Später wohnte der Prinz der “ der vierten unterfränkischen Kreis⸗Thierschau bei und gab seiner hohen Be⸗ friedigung über die erzielten I Ausdruck. Abends besuchte der Prinz das Bankett der Wanderversamm⸗ lung der Landwirthe. Dabei nahm der Prinz Gelegen⸗ heit hervorzuheben, die Landwirthschaft finde ihr Gedeihen nur im Zusammenhange mit Handel und Industrie, und die Er⸗ haltung des Friedens beruhe auf der Sorge für eine starke Armee, die es jedem verleide, Deutschland anzugreifen.
Die Kammer der Abgeordneten hat in ihrer vorgestrigen Sitzung den Bau eines Rheinhafens bei Ludwigs⸗ hafen und die Instandsetzung des Speyerer Rheinhafens, ferner die Vorlage, betreffend die Entschädigung für den Verlust von durch Milzbrand gefallenem Vieh, genehmigt.
Württemberg.
Stuttgart, 14. Mai. In den letzten Tagen war durch verschiedene Zeitungen die Nachricht gegangen, es sei von der württembergis en Regierung eine Aenderung in der Be⸗ böe des Branntweins in Anregung gebracht worden. Wie der „St.⸗A. f. W.“ aus zuverlässiger Quelle mittheilen kann, ist an dieser Nachricht kein Wort wahr.
Baden.
Karlsruhe, 14. Mai. Im Anschluß an das Regierungs⸗ jubiläum Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs ist, wie die „Karlsr. Ztg.“ schreibt, eine wrüfung darüber erfolgt, ob in einzelnen Strafvollzugsfällen Anlaß zu einer besonderen e; bestehe. Es ist sodann im Weg der Gnade bei einigen Delicten mit politischem Hintergrund der Erlaß von Reststrafe oder Kostenschuld, sowie in einer Reihe von Fällen mit langer Strafzeit ein Theilnachlaß eingetreten wegen hinzu⸗ gekommener körperlicher Leiden oder wegen hervorragenden Fleißes oder besonders bethätigter Reue.
Die Zweite Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung einen Vermittelungsantrag zu Gunsten des directen Wahl⸗ rechts angenommen, der gleichzeitig die Gesammtrevision der Verfassung als wünschenswerth bezeichnet. Der Antrag der Commission hatte die letztere für nothwendig erklärt.
1 unschweig. Braunschweig, 14. Mai. Der Landtag hat der „Magd. Ztg.“ zufolge in seiner gestrigen Sitzung die zweite Lesung der neuen Städteordnung vorgenommen. Dabei wurde die in erster Lesung beschlossene Besteuerung des Fiscus wieder fallen gelassen, nachdem die Regierung eine derartige Bestimmung für unannehmbar und den Ausgleich etwaiger Härten, die der jetzige Zustand vielleicht mit sich bringen könne, auf andere Weise beseitigen zu wollen erklärt 1““ 1“ ö G“ Bremen, 14. Mai. Der Senat hat, wie der „Hamb. Corr.“ erfährt, der Bürgerschaft den Entwurf einer neuen Redaction der Verfassung und der 9 diese sich be⸗ ziehenden Gesetze zugehen lassen, bei der die seit der letzten Redaction vom 17. November 1875 eingetretenen Aenderungen berücksichtigt und einige weitere, theils durch reichsgesetzliche Vorschriften nothwendig gewordene, theils durch die Erfahrung als zweckmäßig sich ergebende Aenderungen ins Auge gefaßt worden sind.
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Ueber die dem Abgeordnetenhause zugegangenen Va vorlagen (siehe die vorgestrige Nummer des 3e⸗ u. Eluta⸗ wird weiter berichtet: 2
Für die Ordnung der iergeldei tion und die Au Baarzahlungen werden im F;böe Zeitpunkte Heaufrahme da getroffen werden. Der Münz⸗ un B“ it Ungarn süee Ende 1910 gültig. Nach dem Inkrafttreten des Vertrags wer die beiden Regierungen die Verhandlungen fortsetzen, um die allgemeine Einführung der obligatorischen Rechnung in Kronenwährun im sammenhange mit der Ordnung des allgemeinen Mün vertche sowie der Ordnung der Papiergeldcirkulation und die ba⸗ lich der Aufnahme der Baarzahlungen zu erlassenden gef lichen Verfügungen zu vereinbaren. Der dritte Gesetzentah⸗ ordnet an, daß die Zahlungsverbindlichkeiten in Goldgulde⸗ auch in den Landesgoldmünzen geleistet werden können, wobei 42 österreichische Goldgulden 100 Kronen gleich gerechner werden. Der vierte Gesetzentwurf enthält einen Zusatz zu 8 Statuten der österreichisch⸗ungarischen Bank, durch welchen die verpflichtet wird, gesetzliche Goldmünzen zum Nennwerth und Gold⸗ barren nach dem gesetzlichen Münzfuß der Kronenwährung jederzet gegen Banknoten einzulösen. Durch den fünften Gesetzentwurf wird der Finanz⸗Minister ermächtigt, eine Anleihe zur Beschaffung von effectivem Gold zum Zwecke der Ausprägung aufzunehmen. Die Auf⸗ nahme der Anleihe soll mittels Begebung vierprocentiger steuerfreier österreichischer Goldrente geschehen, und zwar sollen an effertivem Golde 183 456 000 öbsterreichische Goldgulden erlöst werden. Der erlöste Goldbetrag ist sofort in Landesgoldmünzen der Kronenwäh auszuprägen und in gesonderte Verwahrung zu legen. Die Verfügungen über diese Erlage können nur legislatoris etroffen werden. Zur Controle hierüber ist die Staatsschuldencoramifsion des Reichs⸗ raths berufen, welcher die Gegensperre über den Erlag ein eräumt wird. Ueber die Ordnung der schwebenden Schuld in Partial⸗ Hypothekar⸗Anweisungen und der dieselben in der Cirkulation er⸗ Staatsnoten ist rechtzeitig eine besondere Gesetzvorlage ein⸗ zubringen.
Bei der Einbringung der Vorlagen im Abgeordnetenhause ergriff vorgestern der Finanz⸗Minister Dr. Steinbach das Wort zu einer mit lebhaftem Beifall aufgenommenen An⸗ sprache, über die folgender Bericht vorliegt:
„Der Minister ho zunächst die Reformbedürftigkeit der öster⸗ reichischen Währungsverhältnisse hervor; so lange ein Desicit vorhanden gewesen sei, habe man an die Valutaregulirungsfrage, welche Opfer erfordere, nicht herantreten können. Er bezeichnete sodann alz Hauptaufgabe die Stabilisirun der österreichischen d rung. Vorerst sei nur die Feststellung der Kronenwährung vorgeschlagen, alles andere, bis zur Aufnahme der Baar⸗ zahlungen, bleibe künftigen legislativen Schritten vorbehalten, die mit der Entwickelung der ganzen Sache eintreten müßten. Der Minister erklärte ferner, er wolle weder das Fallen noch das Steigen des öster⸗ reichischen Geldwerths, die österreichische Währung solle von den Schwankungen des Silbers losgelöst werden; einerseits solle die weitere Ausprägung des Silberguldens beschränkt bezw. eingestellt, andererseits die zukünftige Währung derartig an das Gold an⸗ geschlossen werden, daß Gold der Werthmesser der künftigen öster⸗ reichischen Währung werde. Die Relation müsse gesetzlich festgestellt werden; geschehe dieses nicht, so werde der Staat in die aller⸗ ausgedehnteste Valutaspeculation hineingebracht werden. Gewählt worden sei der Durchschnittscurs seit 1879. Hierauf recht⸗ fertigte der Minister die Einbringung der Valutavorlagen im gegenwärtigen Augenblick, wies auf den Abschluß der Handels⸗ verträge, auf den Aufschwung der produzirenden Klassen Oesterreichs, sowie auch auf die Verhandlungen über die freie Silberprägung in den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika hin und hob e daß es die Pflicht Oesterreich⸗Ungarns sei, den Wirkungen einer eventuellen Freigebung der Silberprägung vorzubeugen. Bezug auf den weiteren Gang der Valutaregelung verwies Dr. Steinbach auf die Bestimmungen des Vertragsentwurfs mit Ungarn, sowie auf die⸗ jenigen des Gesetzes über die Goldbeschaffung. Es könne ihm, so schloß der Minister, nicht einfallen, auf der Mitte des Weges stehen zu bleiben; man müsse schließlich zur Baarzahlung gelangen, deshalb sei die Bestimmung gesetzlicher Fristen für die Vornahme bestimmter Handlungen bedenklich⸗ weil dies die Speculation fördern würde; auch müsse die Möglichkeit geboten sein, für jeden einzelnen Schritt den richtigen Moment zu wählen. Er empfehle die Prüfung zum Besten des Vaterlandes.
Die erste Berathung der Vorlagen wird sofort es Er⸗ 18In . jetzt zur Berathung stehenden Wiener Verkehre⸗ vorlage stattfinden.
Nach einer Meldung der „Politischen Correspondenz“ hat das Wiener Cabinet eine Einladung der Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika zur Theilnahme an der Conferenz über die Silberfrage erhalten.
In der vorgestrigen Sitzung des ungarischen Unterhauses machte nach der Einbringung der Vor⸗ lage über die Valutaregulirung der Minister⸗Präsident Graf Szäpäry den Vorschlag, daß beide Häuser des Reichstags anläßlich des Kroönungs⸗Jubiläums des Königs Franz Joseph zum König von Ungarn am 8. Juni d. J., dem Jahrestag dieses hochbedeutsamen staats⸗ rechtlichen Acts, welchen das ganze Land zu begehen sich an⸗ schicke, unter Führung ihres Präsidenten in corpore bei dem König erscheinen und daß die Präsidenten den König namens des Unterhauses und Oberhauses begrüßen wie auch, daß die Mitglieder dem vorangehenden feierlichen Dank⸗ gottesdienste beiwohnen möchten. Der Abg. Csanady erklärte namens seiner Freunde, daß sie sich nur dann an der Feier würden, wenn nicht die schwarz⸗gelbe Fahne von der Ofener Königsburg wehen werde. Der Abg. Jranyl theilte die An⸗ sichten Csanady's und meinte, er werde an der Festlichkeit theil⸗ nehmen, wenn sie nur eine Feier des Krönungsjubiläums und nicht etwa eine Verherrlichung des Ausgleiches sein sollte. Der Abg. Graf Apponyi, 5 die Gemäßigten, sowie die Anhänger Ugron’'s erklärten, mit Freude an der Feier theilzunehmen. Im Ober⸗ hause hatte der Minister⸗Präsident den gleichen Vorschlag ein⸗ gebracht, dem das Haus beistimmte.
Laut telegraphischer Berichtigung muß es in dem in der vorgestrigen Nummer des „R.⸗ u. St.⸗A.“ gebrachten Auszuge aus der im ungarischen Unterhause eingebrachten Valuta⸗ vorlage Zeile 5 von unten statt 366⁄0 Millionen heißen: 33 ⁄⸗ Millionen. 8
Die Prager Stadtgemeinde hat an das Ministe⸗ rium recurrirt, weil der Statthalter den Gemeinderathsbeschluß betreffs der czechischen Amtssprache des Magistrats Kebe Nr. 106 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ vom 4. d. M.) im Ver⸗ eehr mit d rte nd Behörden sistirt hat.
188 “ Der neue Zolltarif scheint auf die Entwickelung wirthschaftlichen Verhältnisse keinen günstigen Einfluß zu haben. Nach den bisherigen Ermittelungen hat vom Anfang Februar bis zum 30. April die Einfuhr 1319 Millionen Francz segen 1348 Millionen in derselben Periode des vorigen Jahres etragen, also einen Rückgang von 29 Millionen Francs er⸗ geben. Die Ausfuhr betrug für die angegebene Zeit 870 Millionen gegen 955 Millionen in derselben Zeit des Vorjahres:
der Rückgang betrug also hier 85 Millionen Francs. Die
r von Fabrikerzeugnissen blieb in den ersten vier Mo⸗ ahres ÜUeen dieselben Monate des Vorjahres sogar um 86 , ege. zurück.
Bei den gestern vorgenommenen Wahlen der Maires und Beisitzer durch die Gemeinderäthe wurden in den meisten Städten die bisherigen Maires wiedergew ihlt. In Lehes ist der vormalige Deputirte Wilson gewählt worden. Die Städte Marseille und Roubaix wählten Maires, die der socialdemokratischen Partei angehören, und zwar erstere den Dr. Flainisres, letztere den Spinnerei⸗ Arbeiter Caresse. In beiden Städten fanden zu Ehren der Gewählten Arbeitermanifestationen statt: beide Bürger⸗ meister erklärten, dem Programm des Lyoner Parteicongresses gemäß die Geschäfte führen zu wollen.
Ein neues anarchistisches Verbrechen ist in der Nachbarschaft von Albi verübt worden. Vor dem Bureau des Ingenieurs der dortigen Gruben explodirte in der Nacht zum Sonnabend eine Dynamitpatrone; die steinerne
sterbrüstung wurde zerschmettert, die Fensterscheiben zer⸗ 5 en, das im Zimmer befindliche Mobiliar wurde zerstört.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Nizza gedenkt der König von Schweden übermorgen von Mentone nach den Pyrenãen abzureisen. 1
ine in Paris eingetroffene Privatdepesche aus Kotonu meldet, wie die „Magd. Ztg.“ erfährt, daß die Dahomeyer am 3. Mai einen Angriff auf Portonovo unternommen hätten, wobei zwölf umliegende Dörfer zerstört und deren Ein⸗ wohner theils getödtet, theils in die Sklaverei geschleppt worden wären. ““ .“
Ueber das Begräbniß Véry's ist bereits in der Nummer des „R.⸗ u. St.⸗A.“ vom Sonnabend kurz berichtet worden. Der „Franz. Corresp.“ entnehmen wir heute noch folgende ausführlichere Mittheilungen darüber: Dem Begräb⸗ niß wohnten der Minister⸗Präsident Loubet, die Präfecten der Seine und der Polizei, der Major Pistor als Vertreter des Prä⸗ sidenten der Republik, der Vorstand des Pariser Gemeinderaths, viele andere officielle Persönlichkeiten und außer den Leidtragenden
lreiche Neugierige bei. Der Trauergottesdienst fand in der irche Saint⸗Joseph statt. Am Grabe hielt der Minister⸗ räsident dem Verstorbenen, „dem rechtschaffenen und be⸗ cheidenen Manne, der seine Pflicht als guter Bürger erfüllt habe, obwohl er die Gefahr kannte, der er sich aussetzte,“ einen herzlichen Nachruf. Er fügte hinzu, die Regierung werde das Versprechen halten, das Véry vor seinem Tode gegeben wor⸗ den sei, für seine Wittwe und Tochter zu sorgen.
„Vergeblich“, sagte Herr Loubet, „suchen die Anarchisten sich für eine politische “ auszugeben. Sie werden im Gegentheil von jedermann verleugnet, und Herr Santon, der Präsident des Pariser Gemeinderaths, hat sie am Grabe des unglücklichen Hamonod. nach Verdienst charakterisirt. Der Kampf, den sie gegen die Gesellschaft unternehmen, ist verbrecherisch und wird erfolglos bleiben. Sie haben den Richterstand, die Geschworenen, die ganze Gesellschaft durch Schrecken be chen wollen. Trotzdem ließ sich vehenand arscsschhern⸗ weder die Pariser Bevölkerung, noch wir, die wir entschlossen sind, unsere volle Pflicht zu thun. 1
Nach dem Minister⸗Präsidenten sprach der Vorsitzende des Pariser Gemeinderaths, welcher erklärte, nach der günstigen Aufnahme, die seine Rede am Grabe Hamonod'’s ge⸗ funden, hege er das Bewußtsein, im Namen der gesammten Pariser Bevölkerung zu sprechen.
„Auch Véry“, fuhr er fort, war ein Arbeiter. Der ehemalige Kellner hatte unlängst das bescheidene Local übernommen, wo er den Tod finden sollte. Er war ganz und gar, was man einen kleinen Handelsmann nennt, und sein Tod würde seine Frau und sein Kind mittellos lassen, wenn die Gesellschaft ihnen nicht zu Hilfe käme. Man nehme jedes der Opfer der letzten Explosionen einzeln, und man wird finden, daß sie allesammt die bescheidensten Berufs⸗ arten ausübten. Blindlings dreinschlagen, um einen einzelnen Mann zu treffen, und dabei Frauen, arme Kinder tödten, das sind scheußliche Verbrechen, für die es keine Entschuldigung giebt, und der Verstand mag nicht glauben, daß solch wilde Thaten sich er⸗ neuern könnten Diese ungeheuerlichen Attentate hatten die Stählung der Charaktere zur Folge. Ich danke dem Herrn Minister⸗ Präsidenten, daß er gekommen ist, um uns der kräftigen Unterstützung der öffentlichen Gewalten zu versichern. Heute steht ein jeder auf seinem Posten. Der erste Augenblick der Ueberraschung ist vorüber und jedermann bereit, seine Pflicht zu thun. “
Italien. vX“
Das neue Ministerium hat sich nunmehr in der folgenden Zusammensetzung constituirt: Giolitti, Vorsitz, Inneres, interimistisch auch Verwaltung des Schatz⸗Ministeriums; Brin, Auswärtiges; Bonacci, Justiz; Ellena, Finanzen; Pelloux, Krieg; San Bon, Marine; Genala, öffentliche Arbeiten; Lacava, Ackerbau; Martini, Unterricht; Finocchiaro Aprile, Posten und Telegraphen. Gestern Nachmittag sollte die Vereidigung vor deim König stattfinden. Pif Anff nahme des neuen Pabhinets seitens der römischen Presse ist, wie es in einer Depesche des Hirsch'schen Bureaus heißt, eine allgemein günstige. Die Blätter der Linken sagen dem Cabinet Erfolg und Dauer voraus. Die „Riforma“ fordert das Mini⸗ sterium zu schneller, energischer und gründlicher Reformarbeit auf. Die Centrumsblätter bedauern die prononcirte Haltung des Cabinets gegenüber der Rechten und hoffen, daß ein Kampf werde vermieden werden. — Was die Pariser Blätter be⸗ trifft, so bezeichnet das „Journal des Débats“ das Cabinet Giolitti als ein „Ministertum Crispi's ohne Crispi“. Daß Crispi ihm nicht angehöre, verleihe dem Cabinet eine ge⸗ mäßigtere Färbung und erlaube ihm, eine weniger provocatorische Haltung zu beobachten, vermehre je⸗ doch keineswegs die Chancen seiner Dauer. Der Name Brin bedeute das „Aufgehen der italienischen Individualität in der germanischen Allianz“ und derjenige Ellena's „den wirthschaft⸗ lichen Bruch mit Frankreich“. Aehnlich äußert sich die „Justice“, indem sie hinzufügt, das Cabinet habe einen „gallophoben Charakter“. 8
Der Werth der Einfuhr in den ersten vier Monaten
des laufenden Jahres ist, wie „W. T. B.“ mittheilt, um 422⁄10 Millionen Lire geringer gewesen als im gleichen Zeit⸗
raum des vorigen Jahres; der Werth der Ausfuhr stellte sich im Vergleich zu derselben Periode des Jahres 1891 um 332 ½10 Millionen höher.
Spanien.
Wie wir in Nr. 109 d. Bl. vom 7. Mai meldeten, hat Groß⸗ britannien die Handelsvertragsverhandlungen mit Spanien abgebrochen. Jetzt sind laut einer Madrider Depesche des „H. T. Pe⸗ auch die neuangebahnten Handelsvertrags⸗
8 verhandlungen mit Frankreich als erfolglos aufgegeben
worden. .
Schweiz. Die von vielen Blättern gebrachte Nachricht, der schweizer Bundesrath werde der Bundesversammlung die Einführung
der mitteleuropäischen Zeit für den Eisenbahn⸗, Post⸗ und Telegraphendienst in der Schweiz vorschlagen, wird in einer Mittheilung des Wolff'schen Bureaus aus Bern als mindestens verfrüht bezeichnet, da ein darauf bezügliches Gut⸗ achten der Post⸗ und Telegraphenverwaltung dem Eisenbahn⸗
Departement noch nicht vorliege.
Belgien.
In der Repräsentantenkammer hatte (wie schon in er letzten Nummer d. Bl. mitgetheilt wurde) der Deputirte Rosseuw von der Regierung kategorische Erklärungen gefordert über die erhobene 88 uldigung, daß der Congostaat, den Beschlüssen der Brüsseler Conferenz zuwider, für eigene. Rechnung Handel treibe und nach seinem Territorium Ge⸗ wehre importirt habe. Ueber die von dem Minister⸗Präsidenten Beernaert darauf ertheilte Antwort liegt Pest aus dem „W. T. B.“ folgende Mittheilung vor: Der Minister⸗ Präsident erklärte, zwischen Belgien und dem Congostaat be⸗ stehe nur eine onalunion. Herr Beernaert wies sodann auf die bedeutenden Fortschritte des Congostaats sowie auf die Nothwendigkeit hin, dessen Grenzen zu besetzen und entlang den Grenzen Stellung zu nehmen. Nachdem Verträge mit den ein⸗ geborenen Häuptlingen abgeschlossen seien, welche den Schutz des un⸗ abhängigen Congostaats angenommen und einen in Elfenbein zahlbaren Tribut versprochen hätten, gebe es in den Gegenden, in denen unlängst Feuer und Krieg gewüthet hätten, jetzt keinen Araber mehr. Des weiteren wies der Minister⸗Präsi⸗ dent auf die von dem König für den Kongostaat gebrachten Opfer hin, sowie darauf, da sich die Kosten durch den Ertrag bei dem Verkaufe von Elfenbein verringert hätten. Keine Handelsgesellschaft könne deswegen eifersüchtig werden, weil dieses Elfenbein aus Gegenden komme, die bisher nicht erschlossen gewesen und die erst künftig in die Sphäre der commerziellen Thätigkeit treten würden. Der Congostaat habe nie Verzicht darauf geleistet, gewisse Erzeugnisse unter der Form eines Tributs für sich einzuziehen; dieses Verfahren entspreche dem, was auch die anderen Mächte thäten. Am 9. Juli 1890 habe der unabhängige Congostaat auf den Elfenbeinhandel innerhalb einer Zone von 50 km vom Ufer ab verzichtet. Es hätten einige Reibereien mit den Handelscompagnien stattgefunden, denn anfangs sei man unvorsichtig zu Werke gegangen. Das Werk des Brüsseler Congresses sei jetzt beendet und Schwierigkeiten würden sich nicht mehr ergeben. Völlig unbegründet sei die Erzählung von dem Verkaufe von Gewehren an die Neger. Der Minister⸗Präsident schloß mit der Aeußerung: Er habe ab⸗ solutes Vertrauen zu den Resultaten der Arbeiten der Congo⸗ conferenz. Der König, welcher ein Vermögen geopfert habe, um für Belgien eine Colonie zu S könne nicht Ideen hegen, welche für den Besitz dieser Colonie nicht vortheilhaft sein würden. 6 ö
Die gestrigen Wahlen zur Deputirtenkammer haben sich in Athen in voller Ordnung vollzogen. Nur am Vorabend fand dort zu Gunsten des vormaligen Minister⸗Präsidenten Delyannis eine große Demonstration statt, an der sich etwa 30 000 Personen betheiligten. Nach den bisher vorliegenden Wahlergebnissen sollen, wie man dem „W. T. B.“ berichtet, die Anhänger von Trikupis in 38 von 40 Wahlkreisen gesiegt haben, u. a. auch in sämmtlichen 11 Athener Kreisen. Aus den übrigen Bezirken waren heute Morgen noch keine Mit⸗ theilungen über das Wahlresultat in Athen eingetroffen; bis Mitternacht war überhaupt noch kein officielles Wahlresultat vorhanden. 8
Rumänien.
Der Erbprinz und die Erbprinzessin von Sachsen⸗ Meiningen trafen laut Meldung des „W. T. B.“ gestern Nachmittag um 4 Uhr in Bukarest ein. In Smarda an der Donau wurden die hohen Herrschaften vom Prinzen ö“ von Hohenzollern und später am Bukarester
ahnhofe vom König Karl in Gegenwart der Minister, der Hofwürdenträger und der Generalität empfangen. Eine Compagnie mit Fahne und Musikcoorrvs war zum Empfange der hohen Herrschaften anwesend. Die Stadt hat Flaggenschmuck angelegt. Am Abend wird ein Familien⸗ diner stattfinden. Das Erbprinzliche Paar gedenkt zehn Tage in Bukarest zu verweilen. 8
Schweden und Norwegen.
(F) Stockholm, 14. Mai. Der Aufenthalt König Oscar's in Biarritz wird, wie „Dag. Nyh.“ meldet, vom 24. d. bis zum 15. Juni dauern. Der König wird Paris nicht besuchen, sondern von Biarritz über Lyon direct nach Honnef bei Bonn reisen.
Die Staatseinnahmen während der ersten vier Mo⸗ nate dieses Jahres betrugen: Zölle 11 477 958 Kronen gegen 10 437 068 Kronen, Branntweinsteuer 3 382 045 Kronen gegen 3 306 187 Kronen, Rübenzuckersteuer 679 001 Kronen gegen 615 732 Kronen, Staatseisenbahnen (Ueberschüsse) 2 300 Kronen gegen 2 400 000 Kronen, oder zusammen 17 839 004 Kronen gegen 16 758 987 Kronen im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Der Reichstag ist gegenwärtig mit der Berathung der ollvorlage beschäftigt. Es handelt sich dabei meist um ollerhöhungen. Genehmigt sind bis jetzt folgende ätze: bearbeitete Knochen 80 Oere per Kilogramm,
bisher 35 Oere; brodirte Arbeiten 100 Proz. über den Zoll, mit welchem der Stoff belastet ist, bis⸗ her 20 Proc.; Damenhüte mit Blumen oder Federn 4 Kronen pro Stück, bisher 1 Krone 50 Oere; chirurgische Instrumente 10 Proc. des Werthes, bisher frei; Knöpfe von Seide 2 Kronen, bisher 50 Oere per Kilogramm; von zu⸗ sammengesetzten Stoffen 1 Krone, bisher 50 Oere: Coiffuren 4 Kronen per Stück, bisher 1 Krone 50 Oere; Kümmel 10, bisher 4 Oere per Kilogramm; Lack 50, bisher 47 Oere per Kilogramm; schwefelsaure Erde und Alkalien 2 Kronen per 100 kg, bisher 1 Krone; Seidenzeug⸗ und Seiden⸗ band 8 Kronen, bisher 2,80 Kronen; Halbseidenzeug und Halbseidenband 3 Kronen, bisher 2,35 Kronen. Für Handschuhe wurde der Zollsatz von 180 Oere auf 6 Kro⸗ nen per Kilogramm und für fertige oder halbfertige Hüte von 35 auf 75 Oere per Stück erhöht. 8 Lokomotiven wurde ein Zollsatz von 10 Procent vom Werthe genehmigt. Mit 184 gegen 179 Stimmen wurde ferner beschlossen, daß Maschinenwerkzeuge, die bisher zollfrei waren, einen Zollsatz von 10 Procent vom Werthe tragen sollen.
Dänemark.
Kopenhagen, 14. Mai. Die Königliche Dampfnyacht „Danebrog“ hat heute die Commandoflagge gehißt und liegt
bereit, um König Christian nach Lübeck zu bringen, vo wo er in den nächsten Tagen den Herzog von Cumberlan nebst Familie abzuholen gedenkt. G
Der Präsident Harrison hat den Richter des Obersten Gerichtshofs Mr. Harlan und den Senator Morgan zu Ve tretern der Vereinigten Staaten bei dem Schieds⸗
ericht über die englisch⸗amerikanische Beringsmeer⸗ Streitfrage ernannt. 1
Dem „New York Herald“ wird aus Valenzia in Venezuela berichtet: Am 11. Mai, Abends, sind vor dem Bundespalast und dem militärischen Hauptquartier in Caracas Bomben explodirt. Der Palast ist nicht beschädigt worden, in dem Hauptquartier wurden jedoch viele Glasscheiben zertrümmert. In letzterem befand sich gerade eine große An⸗ ahl Soldaten. Ein Mann, den man als Thäter in Verdacht har⸗ wurde verhaftet. Die Schandthat hat mnter den Ein⸗ wohnern der Stadt eine große Panik hervorgerufen, besonders da sie dem (in Nr. 114 gemeldeten) Versuche, den Palast des Finanz⸗Ministers in die Luft zu sprengen, so schnell auf dem Fuße folgte. Der Präsident Palacio hat einen Abgesandten an den General Guzman Blanco in Paris geschickt, um ihn zur Rückkehr nach Venezuela zu bewegen.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (65.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, der der Minister des Innern Herrfurth und der 11“ Dr. Miquel beiwohnten, stand als erster Gegensta auf der Tagesordnung die dritte Berathung des Gesetzentwurfs über die Einführung der Landgemeindeordnung für die sieben östlichen Provinzen der Monarchie vom 3. Juli 1891 in der Provinz Schleswig⸗Holstein.
In der Generaldiscussion wünschte der Abg. Dr. Me yer (dfr.) eine Aenderung der Gemeindeverhältnisse in Hohenzollern.
Der Minister des Innern Herrfurth erkannte ein Be⸗ dürfniß dazu an; Vorbereitungen seien schon getroffen, aber die bisher ausgearbeiteten Entwürfe hätten nicht ausgereicht.
In der Specialdiscussion wurde nach einer kurzen Debatte zwischen dem Abg. von Strombeck (Centr.) und dem Minister des Innern Herrfurth bezüglich des Wahlrechts für die Gemeindevertretungen der Gesetzentwurf in seinen einzelnen Theilen und darauf auch im ganzen angenommen
Es folgte die dritte Berathung des Gesetzentwurfs wegen Aufhebung der Befreiung von Sv Personalsteuern gegen Entschädigung, nach kurzer Debatte zwischen. den Abgg. von Strom beck (Centr.), Rickert (dfr.) und Dr. Sattler (nl.) sowie dem Finanz⸗Minister Dr. Miquel unter Ablehnung eines Antrags Rickert auf Aufhebung der Steuerfreiheit ohne Entschädigung unverändert angenommen wurde.
ei Schluß des Blattes ging das Haus zur Berathung von Petitionen über.
— Auf der Pagesordnung für die 14. Plenarsitzung
des Herrenhauses am Freitag, 27. Mai, stehen: 1) Ein malige Schlußberathung des Gesctentwurfs, betreffend die Er
“ des Unternehmens der Stargard⸗Küstriner Eisen⸗ U
bahngesellschaft durch den käuflichen Erwerb der Eisenbahn von Glasow nach “ 2) Einmalige Schlußberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Beseitigung der kirchlichen Steuer⸗ freiheit der Angehö ö. der Kieler Universität. 3) Einmalige
Schlußberathung des Gesetzentwurfs zur Ergänzung des Ge
setzes vom 3. Juni 1876, betreffend die bee eeat Kirchen⸗
verfassung in den acht älteren Provinzen der Monarchie.
4) Einmalige Schlußberathung des zwischen Preußen und
Bremen unterm 14. März d. J. abgeschlossenen Vertrags wegen Erweiterung des bremischen Staatsgebiets nördlich von Bremerhaven. 5) Einmalige Schlußberathung des dreiund⸗ vierzigsten Berichts der Staatsschuldencommission über die
Verwaltung des Staatsschuldenwesens im Rechnungsjahre vom 1. April 1890/91, und 6) Einmalige Schlußberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Verlegung der Landes⸗Buß⸗ und Bettage.
— Die Commission des Hauses der Abgeordneten zur Vorberathung des Gesetzentwurfs über die Besetzung der Subaltern⸗ und Unterbeamtenstellen in der Verwaltung der Communalverbände mit Militär⸗Anwärtern hat nach den „N. N.“ am Sonnabend ihre erste Lesung beendet. Ein Antrag des Abg. Schmidt (Centr), die Besetzung der betreffenden Stellen thunlichst nach der Heimathszugehörigkeit der Militär⸗Anwärter vorzunehmen, wurde mit allen gegen drei Stimmen abgelehnt. Der § 13 wurde mit Abänderungsanträgen der Abgg. von Rauchhaupt (cons.) und Roeren (Centr.) angenommen. Es handelt sich bei diesem Paragraphen um diejenigen Bestimmungen, welche Subaltern⸗ und Unterbeamtenstellen als etatsmäßige im Sinne des Gesetzes an⸗ zusehen sind.
— Die mit der Vorberathung des Gesetzentwurfs über das Dienst⸗ einkommen der Lehrer an den nichtstaatlichenöffentlichen höheren Schulen beauftragte Commission des Hauses der Abgeordneten trat heute in die zweite Lesung der Vorlage ein. § 1 hat von der Commission folgende Fassung erhalten: „Die für das Diensteinkommen der Leiter und der wissenschaftlichen Lehrer einschließlich der Hilfslehrer, der Zeichenlehrer und der sonstigen technischen, Elementar⸗ und Vorschul⸗ lehrer an den staatlichen höheren Schulen beim Inkrafttreten dieses Gesetzes geltenden Bestimmungen finden in gleichem Maße Anwendung bei denjenigen öffentlichen höheren Schulen, welche von einer bürgerlichen Gemeinde als eine Veranstaltung derselben unter⸗ halten werden.“ Die gesperrt gedruckten Worte sind von der Com⸗ mission in die Regierungsvorlage eingefügt, dagegen zwei Absätze der letzteren, welche die Gehaltsverhältnisse der Zeichenlehrer und der sonstigen technischen, Elementar⸗ und Vorschullehrer betreffen, gestrichen worden. § 1 wurde nach den Beschlüssen erster Lesung unverändert ange⸗ nommen. § 2 der Regierungsvorlage, der es den bürgerlichen Ge⸗ meinden freistellt, das Aufrücken der wissenschaftlichen Lehrer im Gehalt statt nach dem System der Dienstalterszulagen nach Maßgabe des für die einzelne Anstalt oder für mehrere Anstalten zusammen aufzustellenden S ⸗Etats er⸗ folgen zu lassen, war von der Commission gestrichen worden. Der Abg. Nadbyl (Centr.) beantragte die Wiederherstellung der Regierungsvorlage. Der Cultus⸗Minister Dr. Bosse erklärte, er sei dienstlich verhindert gewesen, an der Berathung der Commission in erster Lesung 1““ und müsse sich daher heute eine gewisse Zurückhaltung auferlegen. Er bitte doch einen Gesichtspunkt nicht außer Acht zu lassen. Es könne vorkommen, und es komme thatsächlich vor, daß an höheren Communalanstalten nur ältere Lehrer angestellt seien und daß hier durch Alterszulagen ein Mehraufwand von 12 000 ℳ erforderlich werde. Das könne den ganzen Stadthaushalts⸗ Etat in Verlegenheit bringen. Es sei auch zu besorgen, daß das
Herrenhaus mit Rücksicht auf die Interessen der Communen die