WI11“
häufiger in nördlichen 89 vor, erscheint seltener weiter füdch und wird in der Nähe des Aequators niemals be⸗ merkt. Doch liegen die Orte, wo man es am häthfgsten sieht, nicht in der Nähe des geographischen oder magnetischen Nordpols, sondern in einer Zone von ovaler Form, die von der Barrowspitze über den roßen Bärensee nach der Hudsonbai, diese etwa unter 60 Grad schebivend; dann über Labrador, zwischen Island und den Faröern hin⸗ durch, nahe beim Nordcap vorüber, nach dem Nördlichen Eismeer, um Nowaja Semlia, Cap Tscheljuskin, im östlichen Sibirien an der Küste zur Barrowspitze zurückgeht. Hier kann man das Nord⸗ licht fast täglich beobachten. ie man durch Linien, Isothermen, die Orte von gleicher mittlerer Jahrestemperatur verbunden hat, so hat man 8 die Orte, wo das Nordlicht gleichmäßig 8 vorkommt, mit einander verbunden und so festgestellt, daß die ufigkeit des Nordlichts wechselt zwischen hundertmal im Jahre in Skandinavien und ein Zehntelmal im Jahre im füdlichen Spanien. Die räumliche Aus⸗ dehnung ist eine sehr verschiedene. Während viele Nordlichte nur in einem kleinen Bezirk gesehen worden sind, hat man andere beobachtet, die sich über ungeheuere Länderstrecken ausdehnten. So war das Nord⸗ licht am 4. Februar 1872 in ganz Europa, einem großen Theil von Asien, in Nord⸗Afrika und Nord⸗Amerika sichtbar, und gleichzeitig wurde ein Südlicht von bedeutender Ausdehnung beobachtet, das von
loser photographischer Aufnahme. Aufgenommen wurden u. A.: die alte Post — Wallstr. 21 (Jahnhaus) — Victoriatheater — die alte usvogtei — das alte Haus „Zum ogt“ — Friedrichstr. 31 von Schlüter gebaut) — der Mühlen — die Fischerbrücke — Kochstr. 67 (Wohnhaus Ranke’s) — der Molkenmarkt — Höôtel de Russie — Hôtel d'Angleterre — der Werdersche Markt (heute Kaiserbazar) — Schloßfreiheit — Hötel Brandenburg, u. s. f.
Thorn, 16. Mai. Auf der Königlichen Domäne Papau des diesseitigen Kreises sind, wie der „Voss. Z.“ telegraphirt wird, durch Flugfeuer neun große Wirthschaftsgebäude niedergebrannt und 4000 Scheffel Wei A.Fmchtet., Das Hee beche die, nes vorsichtigkeit eines blödsinnigen Mädchens. — Im Königli esee⸗ hat ein Waldbrand 600 Morgen Schonung und Mittel⸗ holz vernichtet.
Essen a. d. Ruhr, 16. Mai. Der „Rh.⸗Westf. Z.“ zufolge fand 11 Mittag auf der der Gelsenkirchener “ ge⸗ hörenden Zeche „Germania“ bei Merten eine Explosion schlagender Wetter statt, wodurch neun Bergleute, zum theil schwer, verwundet wurden. Getödtet wurde keiner, der Betrieb wird
morgen wieder aufgenommen.
marsch statt, zuerst in Compagnie⸗ resp. Escadronfront,
dann die Infanterie in Regimentscolonnen, die Cavallerie in Escadronscolonnen, die Artillerie in Batteriefront.
Die Parade wurde von dem Commandeur der 36. Di⸗ 8.
vision, General⸗Lieutenant von Heister commandirt. Die arade, bei welcher die Spitzen der Behörden und zusende von Zuschauern anwesend waren, bot ein äußerst länzendes Schauspiel. Das Wetter war prächtig. Seine
jestägt der Kaiser sprach Sich sehr anerkennend über den Vorbeimarsch aus und verlieh auf dem Paradefelde zahlreiche Orden und andere Auszeichnungen. Sodann ritt Seine Majestät mit einem glänzenden Stabe an der
Spitze der Fahnen⸗Compagnie, welcher die übrigen
Truppen folgten, in die Stadt zurück, unter den jubelnden Zurufen der Bevölkerung. Seine Majestät der Kaiser begab Sich sodann zu dem commandirenden General des XVII. Armee⸗ Corps, General der Infanterie Lentze, bei welchem das Gabel⸗ frühstück eingenommen wurde.
Westerland, 17. Mai. (W. T. B.) In dem Gebäude des Amtsgerichts zu Tinnum brach heute Vormittag
Mullaghmore WNW 3 bedeckt CThristiansund
8 Cherbourg. er
dem Nordlicht nur durch einen Streifen von 20 Grad nördlich und südlich des Fequators 88r ba Hohe E if für die un sehr wichtig, is jetz aber n.
8 Angaben darüber chen 1 und 2000 km. Wahrscheinlich be⸗ trägt die mittlere Höhe etwa 100 km. Die eigenen Berechnungen des Vortragenden nach einem an vielen Orten gesehenen bedeutenden Pordlicht haben für dieses eine Höhe von 147 km ergeben. Die viele Verheerungen an. Der Blitz schlug im Stadtwald in das Feicce des Nordlichts hat eine tägliche, jährliche und elfjährige Atelier eines Phegogerphen ein und verletzte drei Personen, die gerade
nicht mit einiger Sicherheit ergründet. Die schwanken zwiß
iode. Der Tageszeit nach wird es etwa zwei Stunden vor beim Mittagsmahl
itternacht, in den Monaten Oktober und März am meisten, gesehen, doch treffen diese Angaben nicht für alle en⸗ den zu. Die Uebereinstimmung des Nordlichts mit den Sonnenflecken, die auch in elfjähriger Periode beobachtet werden, ist bildet noch das größte ungelöste Räthsel. Das letzte M im den Erscheinungen war im Jahre 1884, das nächste wird also 1895 sein. Zur Zeit des Nordlichts treten auch immer erdmagnetische Erscheinun⸗
en auf, die sicherlich mit dem Nordlicht in vielleicht ihre Urs sind. usig wird von Störungen im Telegraphenbetrieb
leitet. So hat Drontheim in einem Jahre derartige Störungen gehabt, daß der Betrieb an 284 Tagen eingestellt werden mußte. Ueber das Nordlichtgeräusch
Köln, 16. Mai. Wie die
holiken, gestorben.
aximum bei zwei sind gerettet worden.
Zusammenhang
herrscht die größte Uneinigkeit. Im Volke wird fest daran geglaubt, dauerte.
fast jeder Mensch meint, das eigenthümliche Knistern schon gehört zu haben, noch nie aber hat es ein wissenschaftlicher Beobachter gehört, und auch der Vortragende selbst hat es sorgfältigster Be⸗
appland und zahl⸗
obachtungen eines bedeutenden Nordlichtes in reicher Nordlichte in Skandinavien niemals
Ursache des Nordlichts ist noch völlig in Dunkel gehüllt, nur soviel steht schon fest, daß es eine elektris FS2, eg; ist, eine
ötzlich wie der Blitz, sondern eine allmähliche Ausladung, deren Quelle wahrscheinlich die
in den höheren dünneren Luftschichten, nicht so p
onnenflecke sind.
Die Hundesperre wird am Freitag, 20. Mai, ihr Ende erreichen, vorausgesetzt, daß bis dahin nicht etwa noch ein verdächtiger Ve.e. ege wird und infolge dessen der Termin aufs neue
0
inausgeschoben werden muß.
An dem Hause Philippstraße 19 ist, wie der „N. Pr. Z.“ berichtet wird, eine Gedenktafel aus Granit angebracht worden mit der Inschrift: „In diesem Hause lebte seine letzten Tage Max Stirner (Dr. Max Schmidt, 1806 — 1856), der S d sterblichen Werkes: „Der Einzige und sein Eigenthum.“ 1845.“
Die Architektur⸗Buchhandlung von Ernst Wasm . Markgrafenstraße 35, ersucht bei Beginn der Bausaison wiederholt
um Angabe der zum Abbruch kommenden Baut
kunsthistorisches Interesse für Berlin haben,
00 82
80
IX
icht vom 17. Mai, r Morgens.
Wette
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp. red. in Millim.
Stationen. Wind. Wetter.
Temperatur in ° Celsius
5 0C. = 40R.
—
— +—8b0Se;S
berdeen.. NNW 4 wolkig NO 4 Schnee
3 Regen
2 halb bed.
2 Nebel
Regen
bedeckt
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8G 8 & 8 8
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wolkig bedeckt bedeckt
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—,— — —
8 00
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758 756 759 755 753 758 756 764 V
755 still halb L1Pö86 1 bedeckt
Ststs GOᷓ t⸗ G 83
8G S8
30 88
1¹) Nachts Regen. ²) gestern Regen. ³) Nachm. Gewitter und Regen.
Uebersicht der Witterung.
Eine schmale Zone niedrigen Luftdrucks ostwärts tschreitend erstreckt sich vom Skagerrack nord⸗ stwärts nach Lappland hin, während das baro⸗ metrische Marimum im Südwesten sich nordwärts ach den britischen Inseln hin ausgebreitet hat, odaß auf diesen sowie im westlichen Frankreich estliche und nordwestliche Winde vorherrschend ge⸗ worden sind, welche vielfach stark auftreten. In Deutschland ist bei frischen, meist westlichen und süd⸗ westlichen Winden das ter kühl, trübe und viel⸗ ach regnerisch; fast allenthalben ist Regen gefallen, 8 . meist nicht in N. Menge. Bei dem Ansteigen des Luft im Nordwesten dürften nördliche und nordwestliche Winde bei naßkühler
Witterung für unsere Gegenden zu erwarten sein.
Deutsche Seewarte.
San Francisco, 17. Mai.
— 8 1 8
bemerkt. 49
eine Ausladung bisher noch unaufgeklärt sind.
tiz⸗Rath Hugo Sieger, Präsident des Afrika⸗Vereins deutscher
Budapest, 16. Mai. Ein gestern Nachmittag niedergegangenes furchtbares Gewitter richtete nach einer Meldung des „H. T. B.“
aßen, lebensgefährlich und eine leicht.
Milford⸗Hafen, 17. Mai. Das Schiff „Carl Aber⸗ Fefcs en deen“ ist, wie H. T. B.“ berichtet, an der Küste gestrandet. S. os un Sechzehn Mitglieder der Mannschaft sind ertrunken, Großherzog und die Prinzessin Alix beabsichtigen, im
nächsten Monat einen mehrwöchigen Aufenthalt in Schwal⸗ bach zu nehmen.
Meiningen, 17. Mai. (W. T. B.) Der Herzog, welcher in Cannes seit drei Wochen an einer Venenentzün⸗ dung am linken Fuß erkrankt war, befindet sich auf dem Wege der Genesung. 8 1
St. Petersburg, 17. Mai. (W. T. B.) Die Kaiserin ist gestern Abend aus dem Kaukasus zurückgekehrt.
New⸗York, 17. Mai. (W. T. B.) Nach einem Tele⸗ gramm “ bagfe. aus “ 0 53 H ie einer geheimen Mörderbande mit dem Hauptsitze in China an⸗ hatten sich die Aufständischen von enezuela der Sta 8 Bolivar bemächtigt, welche ihr Führer Gil mit 1600 Mann Mörderbande 112 Morde in San Francisco begangen haben, die Cavallerie besetzte. General Rodil aber, der Vertreter des Präsidenten Palacio, eroberte mit den Regierungstruppen die Stadt wieder. Nach Vertreibung der Aufständischen habe derselbe,
St. Petersburg, 16. Mai. Aus Astrachan wird der „N. Pr. Z.“ gemeldet, daß der Dampfer „Alexander Wolkow“ mit 250 Fahr⸗ das Nordlicht gästen an der Westküste des Kaspischen Meeres untergegangen ist.
Rom, 16. Mai. Gestern fand, wie „H. T. B.“ meldet, bei Montesarchio ein Erdbeben statt, das fünf Secunden an⸗
meldet, zahlreiche Verhaftungen von Chinesen vorgenommen
ehören sollen. Seit Anfang des Monats sollen Mitglieder der
Feuer aus.
herzog ihre
Die Polizei hat, wie „H. T. B.“
öpfer des un⸗
thä verliehenen Todtenkopf en, welche ein
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗ haus. 126. Vorstellung. Boabdil, der letzte Maurenkönig. Oper in 3 Acten von Moritz Moszkowskyv. Text von Carl Wittkowsky. Ballet von E. Graeb. In Scene Fiett vom Ober⸗ Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr. 1
Schauspielhaus. 133. Vorstellung. Das Buch Hiob. Schauspiel in 1 Aufzug nach H. Hölty von L. Adler. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. — Die Philosophin. Lustspiel in 1 Aufzug von Friedrich Roeber. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. — Meister Andrea. Lustspiel von E. Geibel. In Scene ge⸗ Fti. vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang
r.
Donnerstag: Opernhaus. 127. Vorstellung. Mignon. Oper in 3 Acten von Ambroise Thomas. Text mit Benutzung des Goethe'schen Romans: „Wilhelm Meister's Lehrjahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr. 888
Schauspielhaus. 134. Vorstellung. Das heilige Lachen. Märchen⸗Schwank in 6 Bildern von Ernst von Wildenbruch. Musik von Ferdinand Hummel. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Musikalische Direc⸗ tion: Herr Steinmann. Anfang 7 Uhr.
Berliner Theater. Mittwoch: Dorf und Stadt. Anfang 7 ½ Uhr. 8 1
Donnerstag: Othello. (Agnes Sorma, Nuscha Butze, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl.)
Freitag: 35. Abonnements⸗Vorstellung. Dorf und Stadt.
Lessing⸗Theater. Mittwoch: Die Groß⸗ stadtluft. 8
Donnerstag: Die Großstadtluft.
Freitag: Die Großstadtluft.
Sonnabend: Zum 1. Male: Ein Doppelselbst⸗ mord. Bauernposse in 3 Acten von Ludwig Anzen⸗
gruber.
Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Mittwoch: Mit neuer Ausstattung zum 117. Male: Das Sonntagskind. Operette in 3 Acten von duge Wittmann und Julius Bauer. Musik von
nTee 8 Scene gesetzt von Ine ationen aus dem Atelier von Falk. Die neuen Cosbeie von Garderoben⸗Inspector Ventzkvy. An⸗
ang 3
„Donnerstag: Zum 118. Male: Das Sonntags⸗
2
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
Danzig, 17. Mai. (W. T. B.) Heute früh besichtigte Seine Majestät der Kaiser die Arbeiten auf der Schichau schen Werft und begab Sich gegen 10 Uhr zum Paradefeld, wo⸗ selbst die gesammte hiesige Garnison, mit der Generalität an
er Spitze, in zwei Treffen aufgestellt war. Im ersten Treffen stand die hiesige Infanterie⸗Brigade, im zweiten Treffen das erste Leib⸗Husaren⸗Regiment Nr. 1 mit dem
die hier garnisonirenden Abtheilungen des Feld⸗Artillerie⸗ behufs kosten Regiments Nr. 36. Es fand ein zweimaliger Vorbei⸗
8 88 Das Gebäude ist bis auf die Außenmauern „Köln. Volksz.“ meldet, ist der gänzlich niedergebrannt. Das feuerfeste Grundbucharchiv ist noch unversehrt. Die sonstigen Acten sind in Sicherheit. München, 17. Mai. (W. T. B.) Die Kammer der Abgeordneten nahm nach längerer Debatte den Antrag des Ausschusses auf Bewilligung der X“ von 1 100 000 ℳ als erste Rate für den . National⸗Museums mit allen gegen 13 Stimmen an. Darmstadt, 17. Mai. (W. T.2 s Graf von der Osten⸗Sacken und der belgische Gesandte Baron Greindl werden am nächsten Donnerstag dem Groß⸗ Beglaubigungsschreiben überreichen. — Der
eubau eines
—.) Der russische Gesandte
wie weiter berichtet wird, sechs Offiziere Tode verurtheilt, weil sie den Rebellen keinen Widerstang seleistet hätten. Als General Rodil darauf mit zwei⸗ undert Reitern eine Recognoscirung am Orinoco ent⸗ lang vorgenommen habe, hätten sich seine Mannschaften empört und verlangt, daß die Verurtheilten er⸗ schossen würden. Wie verlautet, hätte General
dies verweigert und wurde hierauf erschossen. Die Truppen seien dann wieder nach Bolivar zurückgekehrt, und ein Ca⸗ vallerie⸗Soldat habe den Kopf des Generals auf der Spitze seines Säbels getragen. Vor der Stadt angekommen, hätten sie General Gil wiederum an der Spitze von 2500 wohlbe
stand
odil
auf der Lanzenflagge und waffneten Rebellen als Herr in derselben vorgefunden.
Im prachtvollen Park: Täglich: Militär⸗Concerte. Auftreten von Ge⸗ sangs⸗ und Instrumental⸗Künstlern. Anfang des Concerts 6 Uhr.
Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Mittwoch: Neu einstudirt: Firma Ron⸗ dinot. (La Securitée des Familles.) Schwank in 3 Acten von Albin Valabrègue. An⸗ fang 7 ½ Uhr.
Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
Kroll's Theater. Mittwoch: Gastspiel von Frau Moran⸗Olden. Die Maccabäer. Oper in 3 Aufzügen nach Otto Ludwig's gleichnamigem Drama von H. S. von Mosenthal. Musik von Anton Rubinstein. (Leah: Fanny Moran⸗Olden.) Anfang 7 Uhr.
Donnerstag: Die Hochzeit des Figaro.
Sonnabend: Erstes Gastspiel von Marcella Sembrich. La Traviata.
Täglich, bei günstigem Wetter: Großes Concert im Sommergarten. Anfang Sonntags 4 Uhr, an
den Wochentagen 5 ½ Uhr. Belle⸗AllianceTheater. Mittwoch: Keine
erhöhten Preise. Große Doppel⸗Vorstellung. Im Theater: Mit durchweg neuer, glänzender Ausstattung. Zum 15. Male: Der Günstling. Operette in 3 Acten von Hermann Sternheim. Musik von Carl Grau. In Scene gesetzt vom Director Sternheim. Diri⸗ gent: Max Gabriel. — Hierauf: Soirée des Chevalier Stuart Cumberland und der Miß Phyllis Bentley. 84 Im prachtvollen, glänzenden Sommer⸗ Garten (vornehmstes und großartigstes Sommer⸗Etablissement der Residenz): Großes Militär⸗Doppel⸗Concert. Auftreten von Specialitäten. Abends: Feenhafte Illumination des ganzen Garten⸗ Etablissements durch 50 000 Gasflammen. 2 Mfang des Concerts 6 Uhr, Anfang der Vorstellung r.
Adolph Ernst-Theater. (Vorletzte Woche.) Mittwoch: Zum 31. Male: Fräulein Feldwebel. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Musik von G. Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ¼ Uhr.
Donnerstag und folgende Tage: Fräulein Feld⸗
webel. Der Sommer⸗Garten ist geöffnet. Schluß der Saison: 31. Mai.
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direction: Emil Thomas. Mittwoch: 18. Gast⸗
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Zum 18. Male: Novität! Die Ulanen. Novpität!
Operette in 3 Acten von Hugo Wittmann. Musik
von Carl Weinberger. Regie: Ernst Meißner.
Kapellmeister Eduard Weber. Anfan Donnerstag: Die Ulanen.
162411 Hohenzollern⸗Galerie am Lehrter Bahnhof. — Gr. histor. Rundgemälde 1640 — 1890. — 9 Vorm. — 11 Ab. 1 ℳ Kinder 50 ₰.
Uranin, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12 11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel. Anfang 7 ½ Uhr.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Magdalena Boenisch mit Hrn. Berg⸗Assessor Riedel (Breslau). — Frl. Martha Trost mit Hrn. Diaconus Gustav Drescher (Ohlau — Brieg). — Frl. Marianne Westphal mit Hrn. Diaconus August § ann (Sanders⸗ leben —Güsten). — Frl. Käthe Roestel mit Hrn. Gerichts⸗Assessor Max Deegen (Berlin —Char⸗ lottenburg). 8 1
Verehelicht: Hr. Kreis⸗Bauinspector Ritzel mit Frl. Clara Engel (Neustadt O.⸗S.).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Kreis⸗Bau⸗ inspector Otto Müller (Frankenberg in Hessen⸗ Nassau). — Eine Tochter: Hrn. Ritterguts⸗ besitzer Theodor Krautwald (Petersheide, Kreis Grottkau). 3
Gestorben: Hr. Oekonomie⸗Rath Julius Lüdke (Breslau). — Hr. Regierungs⸗Rath a. D. Heinrich Frhr. von Seidlitz und Gohlau (Polnisch⸗ dorf bei Wohlau). — Fr. Konsul Rosie von Syvburg, geb. Luckhardt (Bombay).
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz). — Druck der Nord Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Feen Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage), sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent⸗ lichen 8. ZSee (Commanditgesellschaften auf
Actien und Actiengesellschaften) für die Woche vom 9. bis 14. Mai 1892,
und die amtliche Gewinnliste der 6. Marien⸗
spiel von Frau Emma Sebold, Herrn Adolf Brakl
und Herrn Alfred William vom Carl⸗Theater in Wien.
burger Geld⸗Lotterie.
Erste Beilage
*
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staat
Berlin, Dienstag, den 17. Mai
65. Sitzung vom Montag, 16. Mai.
Der Sitzung wohnen der Minister des Innern Herrfurth und der Finanz⸗Minister Dr. Miquel bei. b
Bei der dritten Berathung der Landgemeindeordnung für Schleswig⸗Holstein bemerk
Abg. Dr. Meyer (dfr): Seine Partei sehe in dieser Land⸗ gemeindeordnung für Schleswig⸗Holstein eine Consequenz der Land⸗ gemeindeordnung, die im vorigen Jahre in den östlichen Provinzen erlassen worden sei, und sie acceptire diese Consequenz sowohl nach den Seiten, die sie billige, als nach denen, die sie anders gewünscht hätte. Bei dieser Gelegenheit möchte er auf die Verhältnisse der Fürstenthümer Hohenzollern hinweisen, in denen der Fortgang der Gesetzgebung auf diesem Gebiete vernachlässigt worden sei. Die ganze Gesczgebung seit dem Jahre 1871 sei spurlos an diesen Landestheilen vorübergegangen, und doch sei das Reformbedürfniß dort nicht geringer, sondern größer als anderswo. Es gebe in den hohenzollernschen Fürstenthümern zum großen Theil kein geschriebenes Recht über die communalen Verhältnisse. Als der gegenwärtige Minister⸗Präsident als Minister des Innern seiner Zeit Hohenzollern besucht habe, habe er mit erstaunter Miene gesagt: Ja, das habe er nicht für möglich chalten, von solchen Dingen habe man in Berlin keine Ahnung.
iederholt seien die Verhältnisse im se zur Sprache gebracht worden, immer aber habe es geheißen, wie wahrscheinlich auch heute: die Regierung werde die Sache in weitere Erwägung nehmen, und dann sei nichts weiter darauf erfolgt. Eine Immediateingabe von 1890 sei bis jetzt unbeantwortet geblieben. Er wolle der Regierung ans Herz legen, anzuerkennen, daß die Gesetzgebung in der That hier sehr dringende und nothwendige Aufgaben zu erfüllen habe.
Minister des Innern Herrfurth:
Ich kann dem Herrn Abg. Meyer nur darin beitreten, daß das Bedürfniß zu einer Reform der Gemeindeverfassungsgesetze in den Hohenzollernschen Landen ein ganz besonders dringendes ist. Er hat bereits hervorgehoben, daß es dort vielfach in sehr wesentlichen Beziehungen, und zwar in der Hauptsache in der Communalsteuer⸗ gesetzgebung, gänzlich an geschriebenem Recht gefehlt; in anderer Beziehung haben wir aber doch des geschriebenen Rechts etwas zu. viel. In diesem Bezirk, der noch nicht 70 000 Seelen zählt, besteht eine Städteordnung für Hechingen, eine Landgemeindeordnung für Hechingen und eine Gemeindeordnung für Sigmaringen. Alle diese drei Gemeindeverfassungsgesetze beruhen nicht auf dem Principx der Einwohnergemeinde, sondern auf dem Princip der Bürgergemeinde, der Receptionsgemeinde. Die großen Unzuträglichkeiten, die hieraus für die communale Ver⸗ waltung im Hinblick auf die von verschiedenen Principien ausgehende Reichsgesetzgebung und Landesgesetzgebung entstehen, sind allerdings so erheblich, daß das Bedürfniß zu einer anderweiten gesetzlichen Regelung als ein sehr dringendes bezeichnet werden muß.
Wenn nun der Herr Abg. Meyer glaubt, daß ich ihm die Ant⸗ wort geben würde, es werde in Erwägung genommen werden, wie diesen Bedürfnissen Abhilfe geschaffen werden kann, so bin ich in der Lage, eine etwas befriedigendere Erklärung zu geben. Denn es ist bereits in Er⸗ wägung gezogen worden, wie diese Abhilfe geschehen solle. Es ist die Regierung beauftragt worden, die Entwürfe zu einem neuen Gemeinde⸗ verfassungsgesetz aufzustellen. Diese Entwürfe sind aufgestellt worden, ergaben sich aber nicht als hinreichend. Es war eine besondere Städte⸗ ordnung und eine besondere Landgemeindeordnung in Aussicht genommen. Die Verschiedenartigkeiten zwischen beiden waren in materieller Hinsicht wenig erheblich; andererseits waren doch so wesentliche Abweichungen von dem Princip der neuen Landgemeindeordnung darin enthalten, daß dieselben als geeignete Grundlage sich nicht erwiesen haben. Ich habe jetzt in Aussicht genommen, die Sache in der Weise zu regeln, daß ein einheitliches Gemeindeverfassungsgesetz für Hohenzollern, auf dem Princip der neuen Landgemeindeordnung basirt, erlassen werde, und daß man für die beiden Städte, die dort vorhanden sind, Specialbestimmungen aufnähme, etwa in derselben Art wie sie hier in die Landgemeindeordnung für Schleswig⸗Holstein für die drei Kreise Husum, Norder⸗ und Süderdithmarschen aufgenommen sind. So klein der Bezirk ist, so schwierig ist doch die Lösung der Aufgabe, und zwar deshalb, weil die gesammte Gesetzgebung eine wesentlich andere ist; und ich kann deshalb nicht mit Bestimmtheit in
Aussicht stellen, daß der neue Entwurf für die nächste Session fertig⸗
gestellt werden kann. Die Sache ist aber in Angriff genommen und wird nach Möglichkeit weiter verfolgt werden. 8 Damit schließt die Generaldiscussion. In der Specialdebatte bemerkt Abg. von Strombeck (Centr.): In der Land emeindeordnung, die für die älteren Provinzen, sowie von nun an für Schleswig⸗ Holstein maßgebend sei, sei die Bestimmung enthalten, daß zu den angesessenen Grundbesitzern, aus denen die Gemeindevertretung zu zwei Drittheilen bestehen müsse, auch die Forensen gerechnet werden sollten; während nun aber in der Bestimmung über das passive Wahlrecht ein entsprechender Passus enthalten sei, fehle ein solcher dem Theil des Gesetzes, der sich auf das active Wahl⸗ iehe. Er enthalte sich heute, einen hierauf bezüglichen Ab⸗ 5 gsantrag zu stellen, und beschränke sich darauf, die Aufmerk⸗ amkeit der Regierung auf diesen Punkt zu lenken.
Minister des Innern Herrfurth:
Ich kann mich meinerseits den Ausführungen des Herrn von Strombeck nur anschließen. Ich glaube auch, es ist eine Omission, daß man in der Klammer des § 48 nur „§ 41, Absatz 1 unter 6 a. und b.“ und nicht auch den § 45 citirt hat. Ich meine aber, für die richtige Auslegung ist es nicht erforderlich, eine Aenderung herbeizuführen;
enn für die Auslegung ist allein maßgebend der Wortlaut des Gesetzes nd der spricht von den mit „Grundbesitz angesessenen Mitgliedern der Gemeindeversammlung“. Nun sagt aber der § 45, daß stimmberechtigte Mitglieder der Gemeindeversammlung auch diejenigen Forensen sind, welche Grundbesitz haben im Umfang einer Ackernahrung; und es ist deshalb, glaube ich, die Interpretation im Sinne der Ausführungen des Herrn Abg. von Strombeck, daß in dem § 48 auch die Foren⸗ sen unter den mit Grundbesitz angesessenen stimmberechtigten Ge⸗
meindemitgliedern zu verstehen sind, zweifellos richtig.
Darauf wird die Vorlage in ihren Einzelheiten, sowie
im ganzen gegen die Stimmen einzelner Conservativer ange⸗ nommen.
Es folgt die dritte Berathung des Gesetzentwurfs
wegen Aufhebung der Befreiung von ordent⸗ lichen Personalsteuern gegen Entschädigung.
Abg. von Strombeck (Centr.): Sein Standpunkt in dieser Angelegenheit sei der, daß man an wohlerworbenen Rechten streng festhalten müsse. Er könne ein dringendes Staatsinteresse, daß die Reichsunmittelbaren gegen ihren Willen zur Einkommensteuer. heran⸗ gezogen würden, nicht ersehen. Der Steuerertrag, den der Staat über den Zinsenbetrag der gewährten Entschädigungssumme hinaus gewinne, sei viel zu gering, um ein Eingreifen in wohlerworbene Rechte zu rechtfertigen.
Abg. Rickert (dfr.): Der Vorredner stimme gegen das Gesetz, weil den Standesherren nicht genug gegeben werde — seine Partei, weil viel zu viel gegeben werde. Er bringe hiermit den von ihm im vorigen Jahre in der Einkommensteuercommission ohne Erfolg ge⸗ stellten Antrag wieder ein, der bestimme, daß die Häupter und Mitglieder von Familien, die bisher Steuerfreiheit genossen hätten, vom 1. April 1893 ab der Einkommensteuer unterliegen sollten. Sollte der Antrag angenommen werden, so werde er später natürlich auch die Aufhebung des § 4 des öö“ beantragen. Abg. Dr. Sattler (nl.): Er sei bereit, diesen Antrag zu unter⸗ stützen, aber nicht anzunehmen. .“ 8
Finanz⸗Minister Dr. Miquel: 8
Meine Herren! Ich will auf die Hauptfrage und die principielle Frage nicht weiter eingehen und auch von dem Vortheil, den mir diese beiden Herren Redner geboten haben, daß sie sich gegenseitig widerlegen, keinen Gebrauch machen; ich möchte nur die Aeußerung des Herrn Abg. von Strombeck berichtigen, daß man, wie er sagt, ein Versprechen, welches man im vorigen Jahre gegeben, heute wieder zurücknehmen will. Ganz im Gegentheil! In § 4 des Ein⸗ kommensteuergesetzes ist die Aufhebung dieser Steuerbefreiung gegen Entschädigung in Aussicht genommen. Wir nehmen also nichts zurück, sondern wir erfüllen ein im Gesetz enthaltenes Versprechen.
Abg. von Strombeck (Centr.): Er habe gemeint, daß das Haus im Einkommensteuergesetz der früheren hannöverschen Königlichen Familie Steuerfreiheit zugesichert habe. Er sehe nicht ein, weshalb man die Rechte der Reichsunmittelbaren nicht ebenso unberührt lasse, wie die der hannöverschen Königlichen Familie.
Finanz⸗Minister Dr. Miquel:
Auch hierin irrt der Herr Vorredner, denn nicht im Einkommen⸗ steuergesetz ist der vormalig hannöverschen Königsfamilie die Steuer⸗ freiheit zugesichert, sondern sie ist nur bestätigt, und beruht auf dem rechtsgültig bestehenden Vertrage von 1867.
Damit schließt die Generaldiscussion. In der Special⸗ discussion wird der Antrag Rickert gegen die Stimmen der Freisinnigen und einiger Nationalliberalen aus Hannover und Schleswig⸗Holstein abgelehnt und das Gesetz unverändert end⸗ gültig angenommen.
Es folgt die Berathung von Petitionen.
Die Petition von Singer in Weißenfels um Aufhebung des Brückenzolles auf der Weißenfelser Saalbrücke be⸗ antragt die Commission, der Staatsregierung dahin zur Erwägung zu überweisen, ob nicht durch eine andere Form des Brückenzolls auf der Saalbrücke zu Weißenfels den in der Petition geschilderten Uebel⸗ ständen entgegengetreten werden könne.
Das Haus beschließt nach einer kurzen Befürwortung des Abg. Barth (freicons.) demgemäß.
Ueber die Petitionen einiger katholischer Pfarrer wegen Berechnung des Dienstalters der katholischen Pfarrer zum Zweck des Bezuges von Alterszulagen werden, nachdem die Abgg. von Strombeck (Centr.) und Brandenburg (Centr.) für die Berücksichtigung eingetreten waren, gemäß dem Antrage der Com⸗ mission für ungeeignet zur Erörterung im Hause erachtet.
Bezüglich der Petition, die Graf Mirbach im Auftrage des Vorstandes der Vereinigung der Steuer⸗ und Wirthschafts⸗ reformer eingereicht hat, beantragt die Petitionscommission: 1) die Hetition hinsichtlich der Forderung wegen Ermäßigung der Frachtsätze auf den bestehenden Staatsbahnen für Massen⸗ transporte auf weite Entfernung der Königlichen Staats⸗ regierung zur Erwägung zu überweisen; 2) im übrigen über die Petition zur Tagesordnung überzugehen, und zwar hinsichtlich der Forderungen: unbeschränkte Zulassung von Arbeitern aus Nachbar⸗ staaten, Ausbau des Eisenbahn⸗ und Straßennetzes, besonders in den vorwiegend ackerbautreibenden, bisher vernachlässigten Landestheilen, Erleichterung des Grunderwerbs und der Concessionserlangung für öffent⸗ liche Tertiärbahnen, mit Rücksicht auf die Erklärung der Vertreter der Königlichen Staatsregierung und hinsichtlich der Beseitigung der Doppelbesteuerung in Preußen durch Suspension der Grund⸗ und Gebäudesteuer, mit Rücksicht darauf, daß die Steuerreform noch im Fluß begriffen ist.
Es folgt die Berathung verschiedener Petitionen aus der Provinz Schleswig⸗Holstein wegen Gewährung einer Grundsteuerentschädigung.
Die Commission für die Agrarverhältnisse beantragt durch ihren Referenten, den Abg. Brandenburg (Centr.), über alle diese Petitionen zur Tagesordnung überzugehen.
Abg. Jürgensen (nl.): Er sei für heute mit dem Antrag einverstanden, bitte aber die Regierung, bei einer demnächst vorzu⸗ nehmenden gesetzlichen Regelung dieser Angelegenheit, auf die Wünsche der Petenten nach Mö⸗ lichkeir Rücksicht zu nehmen.
Darauf wird der Commissiensvorschlag genehmigt. Die übrigen Petitionen hatten nur ein locales und persöͤnliches Interesse. Damit ist die Tagesordnung erledigt. Der Präsident schlägt vor, die nächste Sitzung am Donnerstag abzuhalten.
Abg. Rickert (dfr.): Es sei der lebhafte Wunsch aller Kreise des Hauses, Klarheit darüber zu erhalten, ob die Session vor Pfingsten noch geschlossen werden könne. Mit Aufbietung aller Kräfte werde das möglich sein, namentlich wenn, wie es heiße, die Regierung auf einzelne Vorlagen verzichten wolle.
Präsident von Köller: Soweit er unterrichtet sei, wünsche die Staatsregierung allerdings, daß alle ihre Vorlagen erledigt würden. Nach der Besprechung, die er im Laufe der Sitzung mit den Referenten der noch in Thätigkeit befindlichen vier Commissionen gehabt habe, werde es möglich sein, die Berichte bis zum Sonnabend, spätestens bis Montag fertig zu stellen. Es werde sich nur um den Druck handeln. Nach der neuen v .. dürfe Sonntags nicht mehr “ werden und am Sonnabend bis 6 Uhr müßten weibliche Arbeiter entlassen werden. Aber trotzdem glaube er, daß es mit Anspannung aller Kräfte gelingen werde, so frühzeitig fertig zu werden, daß auch das Herrenhaus die Arbeiten ganz er⸗ ledigen könne, eeveae vorausgesetzt, daß von Seiten der Staats⸗ regierung keine neuen Vorlagen ämen.
Schluß 2 ¾ Uhr. Nächste Sitzung Donnerstag 11 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen: 1) erathung des Antrags der
1892.
Abgg. Richter und Genossen, betreffend die Vorlegung von Gesetzentwuͤrfen über Abänderung des Landtagswahlrechts und über dine Neueintheilung der Wahlkreise. 2) Berathung des Antrags des Abg. von Schalscha wegen Vorlegung eines Ge⸗ setzentwurfs, betreffend die Ergänzung des Einkommensteuer⸗ gesetzes vom 24. Juni 1891.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Zwangsversteigerungen vorwiegend land⸗ und 8 forstwirthschaftlicher Grundstücke in Preußen.
Wie die „Stat. Corr.“ mittheilt, betrug: 3
die Zahl ihre ihr Grundsteu im Jahre der versteigerten Gesammtfläche reinertrag Grundstücke ö“ 1886/87.. 9 110 063 1887/88. 1 8 81 681 1888/89. . 81 280 697 523 1889/90. 2 61 801 03 623 1890/91.. . 55 310 494 899 Im Jahre 1890/91 insbesondere hät zwar die Zahl der Versteigerungen ein wenig zugenommen. Umfang und Reinertrag der davon betroffenen Grundstücke waren aber noch geringer als im Vorjahre; die ver⸗ steigerte Fläche betrug wenig über 1¼ % der Gesammtfläche der land⸗ wirthschaftlichen Hauptbetriebe (24,12 Mill. Hektare nach der Erhebung von 1882). Im Osten freilich sind die Verhältnisse nicht so günstig; Westpreußen mit 12 594, Ostpreußen mit 11 152 und Posen mit 9245 ha versteigerter Fläche sahen in dem letzten günstigsten Jahre doch noch rund ²6 bis ¼ % ihrer Wirthschaftsfläche der Subhastation verfallen, Hannover mit 778, Westfalen mit 559, Hessen⸗Nassau mit 604, Rheinland mit 935 ha sämmtlich noch kein Promille.
Bezeichnend ist der Antheil der verschiedenen Besitzklassen an den Versteigerungen. Während die Betriebe unter 2 ha 1,52, die von 2 — 10 ha 14,68, die von 10 — 15 ha 37,90, die über 50 ha 45,90 % der Wirthschaftsfläche des Staates umfassen, bezifferte sich die zwangsweise versteigerte Fläche jener vier Klassen im Jahre 1890/91 mit 1,20, 6,48, 16,90 und 75,42 %, in den fünf Vorjahren fast genau ebenso. Der größere Grundbesitz ist also durchweg mehr an den Versteigerungen betheiligt als sein Antheil an der Wirthschaftsfläche bedingt.
Aus der vorliegenden Statistik kann man — so bemerkt die „Statist. Corr.“ — nicht gerade eine ünstige Lage unserer Landwirthe, aber doch immerhin eine eefra und dabei noch zunehmende Seltenheit des völligen Beüitzverlustes bei ihr ersehen. Wichtig ist auch die Feststellung, daß die Lage des ländlichen Grund⸗ besitzes im Westen jedenfalls ungleich günstiger ist als im Osten.
Zur Arbeiterbewegung.
Ueber Ausstände und Arbeitseinstellungen liegen heute folgende Meldungen vor:
In Berlin kam, wie der „Vorwärts“ berichtet, zwischen den ausständigen Schriftgießern und ihren Arbeitgebern (vergl. die gestrige Nr. 115 d. Bl.) eine Einigung zu stande. Bereits in einer Schriftgießerversammlung, die am Sonntag stattfand, hatte einer der Arbeitgeber erklären lassen, daß er zur Abänderung der Arbeits⸗ ordnung in dem von den Gehilfen gewünschten Sinne bereit sei. Am Montag hatte dann Herr Döbelin vom Vorstand des Unter⸗ stützungsvereins Deutscher Buchdrucker und Herr Berkhahn vom Berliner Gauvorstand desselben Vereins eine Unterredung mit den Herren Gursch, Reinhold und Gronau, bei welchen die Arbeitseinstellung eingetreten war. Die drei Herren erklärten sich bereit, die Hausordnung in der den Wünschen der Arbeiter ange⸗ messenen Form einzuführen. — Somit ist der Strike für die Arbeiter glücklich zu Ende geführt. Am Donnerstag fangen sämmt⸗ liche Arbeiter und Arbeiterinnen wieder zu arbeiten an.
Wie ein Telegramm des „H. T. B.“ aus Lodz berichtet, wurden die Fabrikbesitzer von der Behörde ersucht, den Arbeitern keine sh. geständnisse zu machen. Alle bisher noch strikenden Arbeiter sollen administrativ abgeurtheilt werden. Die Verhaftungen werden fort⸗ gesetzt. Aus New⸗York theilte die „Allg. Corr.“ unter dem 14. d. M. mit, daß die Gewerkvereine der Steinmetzen am Montag einen allge⸗ meinen Ausstand beginnen wollten. Ein „D. 2 .-eHen vom
estrigen Tage bestätigt die Meldung und fährt fort: Vor Ende der
Woche wird der erbitterte Kampf zwischen 100 000 Granitarbeitern, die zur Neu⸗England⸗Vereinigung gehören, und den Granitfabrikanten entbrannt sein. Es handelt sich um den achtstündigen Arbeitstag.
Aus der ordentlichen Generalversammlung des Verbandes aller in der Metallindustrie beschäftigten Arbeiter Berlins und Umgegend, die am 10. Mai stattfand, berichtet der „Vorwärts“”: Zu gunsten des Verbandes haben sich zwölf Fachvereine aufgelöst, nämlich der Metallarbeiterverein, der Dreher⸗, Klempner⸗, Schlosser⸗, Former⸗ und Kernmacher⸗, Mechaniker⸗, Schraubendreher⸗, Schleifer⸗, Rohrleger⸗, Nadler⸗ und Feilenhauer⸗Fachverein und der Verein der Gas⸗, Wasser⸗ und Dampfarmaturarbeiter. Bei drei Firmen kamen Lohnstreitigkeiten vor, die durch Vermittelung beigelegt werden konnten, während bei der Firma Lehmann die Verhandlungen wegen der Metall⸗ schleifer ohne Erfolg blieben. — Die Generalversammlung bewilligte den ausständigen Webern und Spulerinnen in Rirdorf und Britz 500 ℳ Unterstützung. 8
Aus Leipzig wird telegraphisch gemeldet:
Das Reichsgericht hat das Ürtheil des Landgerichts zu Magdeburg vom 15. Februar d. J. gegen den socialdemokrati⸗ schen Schriftsteller Psus, der wegen Majestätsbeleidigung ver⸗ urtheilt worden war, aufgehoben und die Sache an das Landgericht zu Stendal verwiesen.
Der Ausstand der Kohlenarbeiter in der Grafschaft Dur⸗ ham hat in Verbindung mit dem Druck, der ohnehin auf der Industrie lastet, die Arbeiter in der englischen Eisen⸗ industrie in die größte Nothlage versetzt. Die Londoner vnst. Corr.“ berichtet:
die Bürgermeister von West⸗Hartlepool, Middles⸗ borough Stockton⸗on⸗Tees und arlington haben einen Aufruf in der englischen Presse veröffentlicht, in dem sie um milde Beiträge für die 100 000 Leute bitten, die durch den Strike der Bergleute von Durham in die bitterste Noth gerathen sind. Niemals habe es in England seit der Baumwollenhungersnoth in Lancashire vor 30 Jahren solches Elend gegeben. Der Lordmayor
der City von London hat sich schon zur Entgegennahme von Beiträgen
bereit erklärt.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standes⸗Aemtern in der Woche vom 1. bis incl. 7. Mai cr. zur Anmeldung gekommen: 329 Ehe⸗ schließungen, 949 Lebendgeborene, 29 Todtgeborene, 576 Sterbefälle.
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