1892 / 116 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 17 May 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Kunst und Wissenschaft. Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg. Sitzung vom 4. Mai 1892.

Herr Graf zur 1 theilte eine Cabinets⸗ Ordre Friedrich's des Großen an einen ausländischen Aben⸗ teurer mit, der als Offizier in einem Freibataillon den bayerischen Erbfolgekrieg be Senn und bei den auf den Friedensschluß fol⸗ genden Reductionen entlassen worden war: „Ihre Bitte vom 6. d., in einem Civildepartement angestellt zu werden, ist so geartet, daß dieselbe nicht gewährt werden kann. Die deutsche Sprache ist ein wesentliches und unerläßliches Erforderniß für alle diejenigen, welche dergl. erstreben. Dies ist der einzige Grund für meine abschlägliche Antwort; und Sie werden deren Ge⸗

tigkeit einräumen. Ss Baer ce etc. Potsd., 9. Juli 1780.“

Herr Gymnasiallehrer Dr. Bolte legte ein historisches Volkslied auf den Tod des Breslauer Rathmanns Heinz D omnig vor, das er in einer Handschrift der Königlichen Bibliothek aufgefunden hat. Domnig war 1487 vom Könige Matthias Corvinus zum Haupt⸗ mann der Stadt Breslau bestellt worden und hatte, weil er im Bunde mit dem Königlichen Anwalt Georg von Stein rücksichtslos das Interesse des geldbedürftigen Königs der Stadt gegenüber vertrat, den Haß der Bürger auf sich geladen. Als Matthias plötzlich im April 1490 starb, flüchtete Stein nach Berlin, wo er 1497 im Grauen Kloster starb; Domnig aber wurde verhaftet, in einem summarischen Rechtsverfahren verurtheilt und am 5. Juli hingerichtet. Das Lied schreibt ihm ein reuiges Geständniß seiner Schuld zu, von dem die übrigen Quellen nichts berichten.

Hierauf gelangte ein Vortrag des Herrn Amtsrichters Dr. Holtze über die ältere Geschichte des Berliner Stadtgerichts zur Verlesung. Die vereinigten Städte Berlin und Kölln hatten infolge ihres Widerstandes gegen den Kurfürsten Friedrich II. die höhere und niedere Gerichtsbarkeit an den Landesberrn verloren. Seitdem fielen die Einkünfte aus der oberen Gerichtsbarkeit an diesen; mit der niederen in beiden Städten wurde alsbald ein mit dem Berliner Hof⸗ richter nicht zu verwechselnder Stadtrichter für Berlin und Kölln beliehen. Am 27. Dezember 1508 trat Kurfürst Joachim I. den beiden Städten die obere Gerichtsbarkeit gegen eine jährliche Rente von 90 Gulden (Gerichtsgelder) ab, und es glückte den Städten auch, durch Vertrag vom 22. Januar 1544 die niedere Gerichtsbarkeit von den Söhnen des kurz zuvor verstorbenen letzten Erblehnrichters Hans Tempelhof wieder zu erwerben. Seitdem bestand in jeder der beiden Städte ein Stadtgericht unter einem gelehrten Stadtrichter und einem juristisch geschulten Gerichtsschreiber. Die unter dem Großen Kurfürsten ins Werk gesetzte Befestigung von Berlin berührte die jurisdictionellen Verhältnisse in mannigfacher Weise; so wurden die für die werke in Anspruch genommenen Landflächen von der Gerichtsbarkeit der Stadtgerichte erimirt und Berlin für das ihm entzogene Gebiet durch Erlaß der bis dahin gezahlten Gerichtsgelder entschädigt. Gegen Ende der Regierung des Großen Kurfürsten ent⸗ standen auf Kurfürstlichem Grund und Boden die Städte Fried⸗ richswerder und Dorotheenstadt, zum theil auf Köllner Stadt⸗ flur die Friedrichstadt und im Osten und Norden die Berlinischen Vorstädte (spätere Königstadt und Spandauer Vorstadt). Die jetzt vorhandenen sechs Städte hatten jede ein eigenes Gericht, das in der Friedrichstadt und in den Berlinischen Vorstädten in Miethsräumen, in den anderen Städten in eigenen Rathhäusern tagte. Von allen Stadtrichtern bis in den nn des 18. Jahrhunderts hinein hat sich nur einer einen allgemeiner bekannten Namen erworben, nämlich der Köllner Stadtrichter Nikolaus Peuker, und auch dieser nicht als Jurist, sondern als Verfasser zahlreicher, in seiner „Wohlklingenden Pauke“ veröffentlichten Gelegenheitsgedichte, von denen viele ein treff⸗ liches Licht auf das ürgerliche Leben in Berlin während der zweiten Hälfte der Regierung des Großen Kurfürsten werfen. 1

Herr Dr. Krauske beleuchtete an der Hand ungedruckter Briefe die Beziehungen Friedrichs des Großen als Kronprinzen zu dem Fürsten Leopold von Anhalt⸗Dessau und dessen ältesten Söhnen Gustav Wilhelm und Leopold Maximilian. Der erste erhaltene

rief Friedrich's an den Fürsten stammt vom 22. Oktober 1720 und enthält den Dank für die Uebersendung eines „schönen Kerls.“ Rechtes Vertrauen vermochte der heranwachsende Prinz zu dem alten Fürsten, als dem innigsten Freunde seines Vaters, nicht zu fassen. Seine Schreiben bewegen sich zumeist nur in den conventionellen Aus⸗ drücken; andere, auf den Befehl Friedrich Wilhelm's verfaßt, erzählen Jagderlebnisse aus Wusterhausen, vielleicht die einzigen eigenhändigen Aufzeichnungen des Prinzen über diesen ihm verhaßten Sport. Nach der Katastrophe im Jahre 1730 trat der Kronprinz in wärmere Be⸗ ziehungen zu dem alten Fürsten. Er erkannte dankbar an, daß Leopold 1 Zorn seines Vaters mit Einsetzung seines ganzen Ein⸗ flusses geschüßt und dem Küstriner Gefangenen durch Schreiben Muth zugesprochen hatte. Für sein stetig wachsendes Interesse an mili⸗ örischen Dingen konnte er keinen besseren Lehrmeister finden als den Fürsten, dessen Hallisches Regiment in ganz Europa als kriegerische Hochschule betrachtet und nachgeahmt wurde. Die Briefe gingen nun zwischen dem Dessauer und Rheinsberger Hofe lebhafter bün und her. Bald enthielten sie ein Reglement, bald einen Kriegs⸗Etat oder Nachrichten über neue Erfindungen auf dem Gebiete des Kriegswesens, die dann von beiden geprüft wurden. Auf die Anregungen des Kronprinzen verfaßte der Fürst in den Tagen vom 24. August bis 16. November 1737 die „Deutliche und ausführ⸗ liche Beschreibung, wie eine Stadt soll belagert u. s. w. werden.“ Der Schluß des sehr ausführlichen Titels lautet: „und wird also der geneigte Leser belieben, das Kritisiren darüber zu unterlassen.“ Nicht zum wenigsten verdankte Friedrich die Theilnahme am Rheinfeldzuge 1734 der Verwendung des Fürsten bei Friedrich Wilhelm. Damit wurde dem ruhmbegierigen Prinzen ein Herzenswunsch erfüllt. „Ich bin, Gott Lob, mit der Revue fertig,“ schrieb er am 4. Juni 1734 dem Prinzen Leopold Maximilian, mit dem von allen Anhaltinern er am intimsten verkehrte, „und werde über acht Tage, wie der König versprochen hat, weggehen. Adieu, cher Polte, guten Champagner recommandire.“ Seine einzige Furcht war, daß die Heere „so unartig sein würden ohne uns zu batailliren.“ Der Feldzug verlief, wie bekannt, schlachten⸗ los. Umsomehr versprach sich der Kronprinz von dem folgenden Jahre. Als ihm der König aus wohlerwogenen Gründen die Theil⸗ nahme versagte, wandte sich Friedrich an den Erbprinzen Gustav Wilhelm von Dessau, der sich beim Könige der höchsten Gunst er⸗ freute und auch mit dem Kronprinzen engeren Verkehr unterhielt. Dieser Prinz, in den meisten Zügen ein getreues Abbild seines Vaters, that sein Möglichstes, dem Wunsch des Kronprinzen zur Erfüllung zu verhelfen. Im Juli glaubte auch Friedrich alle Tage „die Ordre zu kriegen, fortzugehen. „Endlich“, schreibt er am 11. Juli dem Erbprinzen, „habe Permission bekommen, nach der Armee zu gehen, aber mit der Bedingung, daß sie sich zusammenziehet. Thun Sie mir das Plaisir und schreiben Sie mir recht aufrichtig, ob Apparence dazu ist oder nicht. Wäre Aussicht dazu, so würde ich gewiß hingehen, indem es mir der König versprochen hat. In der cruellen Ungewißheit verbleibe und möchte noch wohl so lange verbleiben, bis der Herbst die Blätter abwehet“. Statt zum Heere zu stoßen, mußte der Kronprinz Preußen bereisen. „Lhomme propose et Dieu dispose, mais, morbleu, l'on ne saurait s'empécher de se facher de sa prédestination“, schrieb er. Und ein anderes Mal äußerte er zum Prinzen Leopold: „Ich habe gethan, was menschenmöglich war, um hin zu kommen, es war mir versprochen, ich bin abgewiesen und mit vielen zukünftigen Zeiten abgespeiset; ja sogar ich wollte nach dem Rhein und soll nach dem Pregel. Ich bitte Ihnen, wo Sie mir lieb haben, so schreiben Sie mir nichts, was passiret.“ E bat er den Prinzen Leopold, seinen Schmerz nicht durch Berichte vom Kriegs⸗ schauplatz zu erneuern. „Ich mag TJhre Briefe nicht lesen und ärgere mir, ich möchte die Gelbsucht kriegen. „L'année qui vient“, sagte er halb resignirt, halb grollend, „je prierai d'aller en Moscovie. et Fon m'enverra au Rhin; wenn man nur weiß, wie man es

anfangen muß.“ Als Gustav Wilhelm im Dezember 1737 starb,

schrieb Friedrich an den nunmehrigen Erbprinzen Leopold: „Ich bin so betrübt über den Todd Ihres Bruders gewesen, als Sie nimmer sein können. Ich verliere einen sehr guten und aufrichtigen Freund.“

Herr Professor Dr. Naudé sprach über das Attentat auf Napoleon I., das im Jahre 1808 bei Gelegenheit des Erfurter wie es heißt, durch „zwei Männer aus Preußen“ geplant worden ist.

Literatur. Militärisches.

Armee⸗Eintheilung und Quartierliste des deut⸗ schen Reichsheeres und der Kaiserlichen Marine für 1892. S. Gerstmann's Verlag. Berlin. Diese nach amtlichen Quellen bearbeitete tabellarische und übersichtliche Zusammenstellung ist soeben in der 314., die umfangreichen durch den Militär⸗Etat für 1892/93 gebotenen Veränderungen des Monats April bereits mit berücksichtigenden Auflage erschienen. Der bisherigen Darstellung der Commando⸗ und Waffenbehörden, Gouvernements und Commandan⸗ turen, der Armee⸗Corps nach Territorialbezirken und Truppentheilen mit der Stellenbesetzung bis zum Regiments⸗ und selbständigen Bataillons⸗Commandeur sind als werthvolle Erweiterung hinzugetreten: die Commandanturen der sechs Truppen⸗Uebungsplätze bei Arys, Darmstadt, Hagenau, Jüterbog, in der Senne und bei Wesel, die Zusammenstellung und Besetzung der Manöverflotte, des Uebungs⸗ und Kreuzer⸗Geschwaders, der Torpedo⸗Flottille und der sonst in Dienst gestellten Schiffe der Kaiserlichen Marine sowie die Schutz⸗ truppe für Deutsch⸗Ostafrika. Trotz dieser umfangreichen und wich⸗ tigen Ergänzungen ist der Preis von 60 für das einzelne Exemplar nicht erhöht worden, während beim Bezuge von 6 bis 200 Exemplaren eine Preisermäßigung auf 40 bis 27 ½ eintritt.

Gefechtsweise und Expeditionsführung in Afrika von Dr. Carl Peters. Berlin, Verlag von Hermann Waltber (Walther und Apolant's Verlagsbuchhandlung). Der bekannte Afrika⸗ forscher hat in der vorliegenden Broschüre kurz die Ergebuisse seiner vielfachen Erlebnisse und Erfahrungen niedergelegt und die Gesichts⸗ punkte angegeben, deren praktischer Anwendung er vornehmlich die Durchführung der deutschen Emin⸗Expedition von der Mün⸗ dung des Tana bis über die Quellen des weißen Nil, hinaus fast ununterbrochen durch feindliche Stämme zuschreibt. Nach den Aufgaben, die in Afrika zu lösen sind, den Gegnern, denen man dort gegenübersteht, und dem Terrain, sind dies: auf dem Marsche ein umsichtiger und kühner Eclaireurdienst und stete Gefechtsbereitschaft, die höchste Vorsicht im Lager, im Gefecht im offenen Terrain muthiges Losgehen auf den Gegner, im coupirten Terrain dagegen, mit Rücksicht auf den tückis n Charakter des Binnenafrikaners, die allergrößte Vorsicht wie auf dem Marsche. Wenn irgend eines, so ist nach Ansicht des Verfassers Afrifa das Land des „kleinen Krieges“ und seine Eroberung, soweit solche nöthig ist, nicht durch Gefechte oder gar Feld schlachten, sondern durch das System der Militärstationen zu vollzieben. Für die den eigenartigen Verhältnissen Afrikas gegenüber geeignetsten Truppen hält Dr. Peters eine aus den kriegerischen Stämmen von Nordost⸗ und Süd⸗ Afrika gebildeten europäisch organisirte Truppe, daneben aber eine aus Somalis, Gallas, Massais zusammengesetzte irreguläre Truppe für noth⸗ wendig, die überall da zu benutzen wäre, wo den Terrainverhältnissen gegenüber die europäische Tactik schlechterdings versagen müsse. Solche Leute, vorsichtig wie die Panther, würden nach Ansicht des Verfassers, falls man sie frei gewähren lasse, nicht in Hinterhalte gerathen und die europäische Macht bald in den Buschwäldern und Schlupfwinkeln Afrikas gefürchtet machen. 8

Kunstangelegenheiten.

·ꝑ† Geschichte der deutschen Kunst. Fünf Bände. Mit 826 Illustrationen im Text und 257 Tafeln und Farbendrucken. I. Die Baukunst von R. Dohme. II. Die Plastik von W. Bode. III. Die Malerei von H. Janitschek. IV. Der Kupferstich und Holzschnitt von C. von Lützow. V. Das Kunstgewerbe von Jak. von Falke. Verlag der G. Grote'schen Verlagsbuchhandlung in Berlin. Das groß angelegte und mit staunenswerthem Aufwand geistiger und materieller Mittel in einem Zeitraum von sechs Jahren durchgeführte Prachtwerk der Grote’'schen Verlagsbuchhandlung, Die Geschichte der deutschen Kunst, liegt jetzt, nachdem auch der die graphischen Künste behandelnde Band von Carl von Lützow ab⸗ eschlossen ist, vollendet vor. Welch' eine Menge neuen kunstgeschicht⸗ ichen Stoffes hier mit echt deutschem Gelehrtenfleiß zusammengetragen, in klarer anschaulicher Form geboten ist, kann nur der Fachgelehrte völlig würdigen, der durchgehends den Ergebnissen neuer und reifer Forschung in diesen fünf Bänden begegnet. Das alles ist aber in so abgeklärter und zugleich anregender Fassung ohne Vordrängen des gelehrten Standpunktes vorgetragen, daß auch dem Laien sich hier eine nie versagende Quelle reicher und gediegener Belehrung erschließt, zumal die in Deutschland fast einzig dastehende reiche und vielseitige Ausstattung das gedruckte Wort fast auf jeder Seite mit einer Fülle von Anschauungen unterstützt, welche unter Zuhilfenahme der besten modernen Reproductionsver⸗ fahren an Treue und Zuverlässigkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Der buchhändlerische Leiter des Unternehmens, Herr Baum⸗ gärtl, hat hierbei einen hervorragenden Scharfblick und un⸗ ermüdliche Thatkraft bewiesen, wie sie die große Aufgabe un⸗ ausgesetzt beanspruchte. Die für das Unternehmen gewonnenen wissenschaftlichen Mitarbeiter, deren fast jeder als bedeutender Kenner seines Gebiets einen Weltruf besitzt, sind offenbar nicht nur

äußeren Anregung gefolgt, sondern fühlten sich zu der großen Aufgabe durch ihre persönlichen Neigungen in besonderem Maße berufen. So ist unter dem Zusammenwirken der denkbar günstigsten Vor⸗ bedingungen ein Werk zu stande gekommen, auf welches unsere Literatur und unser Volk stolz zu sein, gerechten Anspruch hat. Seine Ver⸗ breitung wird sicherlich den Sinn und das Verständniß für heimische Kunst in weiten Kreisen wecken und erhalten.

D. Burckhardt: Albrecht Dürer's Aufenthalt in Basel 1492 bis 1494. Mit 15 Text⸗Illustrationen und 50 Tafeln in Lichtdruck. München und Leipzig. Fol. Seit Thausing's Dürer⸗Biographie hatte die mit vielen, wenn auch nicht durchweg stichhaltigen Gründen gestützte An⸗ nahme, daß Dürer auf seiner ersten Wanderschaft (1490 bis 1494) Italien, insbesondere Venedig berührt habe, nur ver⸗ einzelte Anfechtung erfahren. Der Verfasser der vorliegenden Publikation sucht nun an der Hand eines bisher nicht genügend be⸗ achteten Materials von Zeichnungen der ihm unterstellten öffentlichen Kunstsammlung in Basel den Nachweis zu führen, daß der Nürnberger Meister während der Jahre 1492 bis 1494 in Basel für die Officinen dortiger Buchhändler, die mit Nürnberg in nachweisbarer Verbindung standen, als Holzschnittzeichner beschäfti gewesen sei und daß die Hvpothese einer 1I“ Reise, die noth⸗ wendigerweise in die zweite Hälfte seiner Lehrwanderung fallen müßte, unhaltbar sei. In überaus klarer und sicherer Weise führt er seine Untersuchung. Ein Holzstock, den Hieronymus in seiner Zelle ee der auf seiner Rückseite die alte, wohl eigenhändige Be⸗ zeichnung „Albrecht Dürer von Nörmergk“ trägt und heute noch im Basler Museum aufbewahrt wird, findet sich in der 1492 zu Basel erschienenen zweiten Ausgabe der Hieronymusbriefe abgedruckt. Die stilistische dieses Holzstockes nun mit einer Reihe ebenfalls in Basel befindlicher auf Holz gezeichneter, aber nur zum theil schon geschnittener ichnungen zu den Comödien des Terenz, sowie mit den schon oft ihrer hervorragenden Qualität wegen bewunderten Holzschnitten des Ritters von Thurn (Basel 1493) und zu Sebastian Brant's Narren⸗ chiff (Basel 1494) bestimmen Burckhardt, auch diese Holzschnitte

Ibrecht Dürer zuzuschreiben, und demnach einen Aufenthalt des

Meisters in Basel für die Jahre 1492 bis 1494 anzunehmen. Uns

scheint namentlich die Beweisführung für die Illustration des Ritters von Thurn und einzelne Holzschnitte in Brant's Narrenschiff zwingend. In letzterer Beziehung wird besonders einer bisher allgemein zu spät

1“ E

G. Hirth's Kunstverlag. 1892.

datirten Zeichnung Dürer's im Museum zu Rennes entscheidende

Beweiskraft zuzusprechen sein. Hier kehren in der That dieselben Typen wieder, die wir aus den Holzschnitten der Narreaschiffes kennen auch die Art der Zeichnung ist völlig übereinstimmend. Bei der stilistischen Prüfung der auf Holz gezeichneten Terenzbilder da⸗ gegen, die in der That ungewöhnlich fein und geistreich, aber doch eringer als die oben genannten sind, ist der Vergleich mit ausgeführten Polzschnitten schon durch den Umstand erschwert, daß, wie wir gerade an einigen Beispielen der bereits geschnittenen Terenzillustrationen sehen, wir bei letzteren auf die recht rohe Uebersetzung des ursprün lichen Entwurfs durch den Holzschneider angewiesen sind. Wir zu wenig Vorlagen für den Basler Holzschnitt jener Zeit, um stricte zu behaupten, daß nur ein Künstler wie Dürer sich zu solcher Freiheit und Feinheit des Stils habe aufschwingen können, wie die Terenz⸗ zeichnungen sie zeigen. Offenbare Vorstufen lassen sich z. B. in den sicher einheimischen Illustrationen des 1476 in Basel chienenen „Spiegels menschlicher Behaltnus“ erkennen. Wie sehr die Hand des Formschneiders bei der Ausführung mitspricht, beweist z. B. auch ein Vergleich der Holzschnitte der ersten Basler Ausgabe des Narrenschiffs (1494) mit den rohen Copien der in demselben Jahre erschienenen Reutlinger Ausgabe. Auch der Einwurf ist schließlich berechtigt, daß der Zeichner für den Formschnitt sich nicht nothwendiger Weise am Ort der Drucklegung befinden muß, und so bliebe die Frage nach der ersten italienischen Reise Dürer'’s noch gffen, wenn nicht Burckhardt es verstanden hätte, die Zeugnisse, welche dafür sprechen, zu entkräften und die italienischen Ein⸗ flüsse, welche man in den frühesten Werken Dürer's hat finden wollen, auf andere Art zu erklären. Diese negative Beweisführung verdient sicherlich ebensoviel Beachtung, wie die positive Schwerer wird sich dagegen die Forschung den Folgerungen des Verfassers anschließen können, die in dem unbewiesenen und unhaltbaren Satze gipfeln: „Dürer ist nie und nimmer durch einen Vertreter Nürnbergischer Kunst⸗ weise mag er nun Wolgemut oder Pleydenwurff 9 haben nachhaltig beeinflußt worden, sondern bereits in ürnberg hat er unter dem Banne des großen Colmarer Meisters Martin Schongauer gestanden“. Auch Dürer's Aufenthalt in Krakau (p. 10 ff.) ist vorläufig nur eine Vermuthung, wenn auch nicht so haltlos wie die Thode's, der unsern Meister nach Köln und in die Werkstatt Memling's (!) wandern läßt. Soweit wir heute erkennen können, ist Dürer in seiner Lehrzeit bei Wolgemut in die Anfänge der malerischen Technik eingeführt worden und vielleicht auch bei den großen xylographischen Unternehmungen Koburger's als Zeichner für den Holzschnitt mit verwendet worden. Seine Gesellenwanderung brachte ihm mannigfache neue Eindrücke und Anregungen, aber so wenig er die italienische Formenwelt nothwendigerweise nur in Italien kennen lernen konnte, so wenig bedarf der namentlich in seiner stecherischen Technik wahrnehmbare Einfluß Schongauer's eines mehr⸗ jährigen Aufenthaltes am Oberrhein als Erklärungsgrund. Die Erzeugnisse der vervielfältigenden Kunst wanderten da⸗ mals bereits aus einer Werkstatt in die andere. In diesen Werkstätten selbst aber müssen wir die eigentliche künst⸗ lerische Schule suchen. Es ist begreiflich, daß man bei einem Genie, wie dem Dürer's, besonders eifrig nach den Wurzeln seiner Entwicklung sucht, aber vor gewissen Geheimnissen muß die historische Forschung schließlich Halt machen, ohne sie ganz zu ergründen. Burckhardt's Untersuchung verdient schon allein darum lebhaftesten

ank und Anerkennung, weil sie die Aufmerksamkeit auf ein ebenso wichtiges wie dunkles Gebiet lenkt. Die Publikation seiner Beweis⸗ mittel, der Basler Holzstöcke, die in fünfzig scharfen Lichtdrucken dem Texte beigegeben sind, wird sicherlich zu der Klärung zahlreicher Fragen beitragen, deren endgültige Lösung jedem deutschen Kunstforscher am Herzen liegen muß.

Die Schönheitt. Vortrag gehalten zum Besten des Gustav Adolf⸗Vereins zu Kiel von Dr. Gustap Glogau, ordentlichem Professor der Philosophie. Kiel und Leipzig, Verlag von Lipsius und Fischer. Ueberaus anziehend entwickelt der Verfasser den Begriff der Schönheit auf natürlichem wie seistigem Gebiete als den leisen Zug, der uns aus diesem sinnlichen Leben von Stufe zu Stufe immer höher emporzieht zu dem Geheimniß der Gottheit. Nur im Kampfe mit den Schranken der Wirklichkeit kann der Künstler das im Geiste Ge⸗ schaute verkörpern, das als Idealbild wieder die natürliche Bedeu⸗ tung des Lebens vor Augen führen muß, aber frei von jeder bewußten, sinnlichen Befriedigung wie von der gemeinen Wahr⸗ heit des wirklichen Lebens. So wird die Beschäftigung mit dem Schönen in der Kunst zur Bildnerin der eigenen Seelenkraft. Indem man durch die Aesthetik ihre Gesetze zu verstehen sucht, schreitet man fort in der Erkenntniß des Weltalls und der göttlichen Vorsehung; als Abglanz dieses unendlichen Lichtkreises ist dem Menschen die Schönheit gegeben, um ihn zu jenem Ewigen hinaufzuführen, sodaß in diesem Sinne aufgefaßt alle reinen geistigen Bestrebungen Hand in

Hand mit der Religion sich in dem höchsten Ziele vereinigen müssen.

Unterhaltung.

Die Kneippkur. Eine feuchtfröhliche Studie von Karl Prümer. Mit Bildern von Gustav Köhler. Deutsche Verlags⸗ Anstalt, Stuttgart, Leipzig, Berlin und Wien. In der Art der Ge⸗ schichten von Wilhelm Besch führt der Verfasser nicht ohne einen eewissen Humor die Leiden und Freuden einer Wasserkur bei dem

farrer Kneipp dem Leser vor. Freunde derartiger Productionen werden auch an dem vorliegenden Werk Gefallen finden.

Gefühls⸗Komödie. Roman von Max Nordau. Bresla Schlesische Buchdruckerei, Kunst⸗ und Verlags⸗Anstalt, vormals S. Schottlaender. Der Verfasser behandelt in dem vorliegenden Romane ein Thema, das in gewissem Sinne an ein früheres Werk von ihm „Conventionelle Lügen der Culturmenschheit“ erinnert. Er zeigt, wie die Lüge sich in das Verhältniß der beiden Geschlechter eindrängt, das Gefübl der Liebe entweiht und auf der einen Seite zum raffinirten Hintergehen, auf der anderen zum thörichten Selbstbetrügen verleitet. Die handelnden Personen, es sind deren nur zwei, sind nicht sowohl plastisch dargestellte Individuen, als vielmehr Typen der leicht⸗ fertigen, intriguanten Frau und des eitelen, unerfahrenen und schwachen Mannes. Sie sind zwar richtig gezeichnet, aber wenig ansprechend.

Aus dänischer Zeit. Bilder und Skizzen von Charlotte Niese. Leipzig, Verlag von Fr. Wilh. Grunow. In einer Reihe von anspruchslosen, aber lebensvollen Erzählungen giebt die Ver⸗ fasserin ein Bild der Zustände in einer kleinen schleswigschen Stadt vieder, wie sie dort vor der Trennung von Dänemark herrschten. Die im besten Sinne realistische Schilderung, die vortreffliche Charakteristik der einzelnen Persönlichkeiten, die feine Beobachtung und die humo⸗ ristische Art der Darstellung sind sehr anmuthend, und sicherlich wird niemand das Bändchen unbefriedigt aus der Hand legen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Sterblichkeits⸗ und Gesundheitsverhältnisse im Monat März 1892.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts sind im Monat März von je 1000 Einwohnern, auf das Jahr eAe als gestorben gemeldet: in Berlin 20,2, in Breslau 23,9, in Königsberg 21,4, in Koln 31,7, in Cassel 18,0, in Magdeburg 20,1, in Stettin 20,4, in Altona 25,6, in Hannover 19,6, in Frankfurt a./M. 26,0, in Wiesbaden 22,9, in München 29,2, in Nürnberg 30,3, in Augsburg 32,9, in Dresden 22,5, in Leipzig 20,5, in Stuttgart 26,6, in Karlsruhe 18,7, in Braunschweig 25,0, in Hamburg 21,7, in Straß⸗ burg 29,4, in Metz 24,1, in Amsterdam 26,5, in Brüssel 29,6, in Budapest 31,7, in Christiania 24,7, in Dublin 35,6, Edinbumg 19,4, in Glasgow 32,4, in Kopenhagen 21,3, in Krakau 37,8, in Liverpool 28,3, in London 21,8, in Lyvon 23,7, in Odessa 26,6, in

aris 24,3, in St. Petersburg 31,6, in Prag 34,1, in Rom (Februar) 31,7, in Stockholm 25,3, in Triest 33,7, in Turin (Februar) 28,7, in Venedig 25,4, in Warschau 29,9, in Wien 27,0, in New⸗York 27,1. (Für die außerdeutschen Städte ist der Zeitraum vo 5 Wocher 28 is il zusammengefaßt worden.)

. Der Gesundheitsstand im Monat März war in der überwiegenden Mehrzahl der größeren deutschen Städte ein erheblich ungü igerer als im vorangegangenen Februar und auch die Sterblichkeit hat in den meisten derselben zugenommen. Auch unter den größeren Städten des Auslandes war die Sterblichkeit im Allgemeinen eine gesteigerte, wenn auch nicht in einem solchen Maaße wie in den deut⸗ schen; und zwar zeigte sich diese Zunahme nach allen Seiten der Windrose, besonders aber in den süd⸗ und westlich gelegeneren Orten, während nur in einigen wenigen größeren Orten des Norbens und Nordwestens (Königsberg, Altona, Hamburg, Kopenhagen, Christiania) eine größere Abnahme der Sterblichkeit ersichtlich ist. Von den deutschen Orten melden nur 2 (Schöneberg bei Berlin und Hildesheim) eine sehr geringe Sterblichkeit (unter 15,0 pro Mille), während im Februar die Zahl dieser Orte 10 betrug. en stieg in 14 deutschen Orten (im Vormonat nur in 10) die Sterblichkeit über 35,0 pro Mille, und zwar in Greifswald, Hamm, Luckenwalde, Memel, Mülheim a. Rh., Neu⸗ stadt O.⸗S., Neuß, Zaborze, Pirmasens, Meerane, Werdau, Gießen. Offen⸗ bach, Colmar i. E. und in außerdeutschen Städten in Dublin und Krakau. Das Maximum der Sterblichkeit in den deutschen Städten erreichte Zaborze mit 57,3 pro Mille und Jahr. Die Zahl der deutschen Orte mit günstiger Sterblichkeit (mit einer Sterblichkeitsziffer bis 20,0 pro Mille) ging auf 28 von 61 im Vormonat herab und zwar in Bielefeld, Bromberg, Charlottenburg, Eberswalde. Hannover, Harburg, Cassel, Koblenz, Küstrin, Rathenow, Rirdorf (bei Berlin), Wandsbek, Wesel, Bautzen, Meißen, Zittau, Reutlingen, Karls⸗ ruhe, Konstanz. Gotha, Coburg, Cöthen, Zerbst, Greiz, Lübeck und von außerdeutschen Städten in Edinburg. Auch die Zahl der deutschen Orte mit mäßig hoher Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer bis 23,0 pro Mille) sank auf 42 von 55 im Februar und wollen wir aus der Zahl derselben hier nur Berlin, Weißensee (bei Berlin), Brandenburg, Düsseldorf, Eupen, Forst i./L., Göttingen, Halle, Königsberg, Kolberg, Krefeld, Pader⸗ born, Potsdam, Schleswig, Stettin, Wiesbaden, Witten, Bayreuth, Hof, Dresden, Leipzig, Schwerin i. M., Dessau, Bremerhaven, Ham⸗ 8. und von außerdeutschen Städten Kopenhagen und London er⸗ wähnen.

„Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit war im allgemeinen eine etwas gegen den Vormonat gesteigerte, in Dresden, mburg eine verminderte. Von je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet: in Dresden 57, in Berlin 63, in Hamburg 68, in Stuttgart 69, in München 120 Säug⸗ linge. Auch in diesem Monat waren acute Darm krankheiten, be⸗ sonders unter Säuglingen nicht häufig. Die Zahl der an diesen Krankheits⸗ formen gestorbenen Kinder hat in Berlin, Breslau, Magdeburg, Hamburg, Amsterdam, Brüssel, Lyon, Odessa, Warschau. Wien ab⸗, dagegen in Elbing, Köln, Augsburg, München, Budapest, London, Paris, St. Petersburg. New⸗York ein wenig zugenommen. Eine größere Stei⸗ gerung weist dagegen die Sterblichkeit in den höheren Altersklassen auf, die zum großen Theil hervorgerufen wurde durch die fast allge⸗ mein gesteigerte Zahl von acuten Entzündungen der Athmungsorgane, die in fast allen größeren Orten, beson⸗ ders in den süddeutschen, wie in Aachen, Altona, Barmen, Berlin, Breslau, Danzig, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Elberfeld, Erfurt, Essen, Frankfurt a. M., M.⸗Gladbach, Hannover, Köln, Krefeld, Fürth, Kaiserslautern. München, Nürnberg, Würzburg, Chemnitz, Dresden, Leipzig, Stuttgart, Mannheim, Darmstadt. Mainz, Offen⸗ hach, Braunschweig, Bremen, Hamburg, Colmar, Mülhausen 1. E., Budapest, Paris, St. Petersburg, Prag, Triest, Warschau, New⸗York zahlreiche Opfer forderten. Nur in wenigen deutschen Orten (Königs⸗ berg, Magdeburg), sowie in Amsterdam, Brüssel, Christiania, London, Lpon, Odessa, Stockholm, Wien war die Zahl der Todesfälle an diesen Krankheitsformen ein wenig kleiner als im Vormonat. Aus sehr vielen Orten des In⸗ und Auslandes kamen auch in diesem Monat Meldungen von mehr oder minder zahlreichen Sterbefällen an epide⸗ mischer Grippe zur Mittheilung. Einzelne Todesfälle wurden aus Kiel, Stettin, Stralsund, Dessau, mehrfache aus Altona, Görlitz Guben, Oldenburg (je 2), aus Frankfurt a. O., Freiberg i. S., Plauen, Zittau, Zwickau, Lübeck. Bukarest sje 3), aus Münster, Budapest (je 4), aus Halle, Magdeburg, Wien (je 5), aus Danzig, Dortmund, Prag (je 6), aus Moskau (Februar) 7, aus San Francisco 8, aus Stockbolm 9, aus Hanau und Braunschweig je 10 Femeldet. Mehr wie 10 Todesfälle ercigneten sich in Berlin, Köln, Neuß, Leipzig, Darmstadt, Würzburg, Dresden, Straßburg, Hamm, Offenbach, Paris, Amsterdam, Kopenhagen, London, Genuag und im Februar in Rom. Sehr zahlreich waren auch Todesfälle an Grippe 1mn Alerandrien, Cincinnati, New⸗Orleans, New⸗York, St. L Doch zeigte sich in fast allen Orten zu Ende des Monats ein Nachlaß der Epidemie. Todes⸗

fälle an Schwindsucht kamen im Allgemeinen etwas weniger zur Berichterstattung. Auch die anderen Infertionskrankheiten zeigten sich meist in vermehrter Zahl, namentlich waren Erkrankungen und Sterbe⸗ älle an Masern, Scharlach, Diphtherie und Keuchhusten ansehnlich gesteigert. So haben Masern in Berlin, Beuthen O.⸗S., Frank⸗ furt a. M., Remscheid, Zaborze, Ludwigshafen, München, Offen⸗ bach, Hamburg, Budapest, Dublin, Glasgow, Kopenhagen, London, Liverpool, St. Petersburg, Paris, Wien, New⸗ York mehr, in Prag. Moskau und Turin (Februar) weniger Todesfälle veranlaßt. Erkrankungen wurden aus Berlin, München, Hamburg, Prag, Wien, Budapest, Kopenhagen, Edinburg, St. Peters⸗ burg und aus den Regierungsbezirken Arnsberg, Düsseldorf, Erfurt, Königsberg, Minden, Posen und Wiesbaden in zahlreichen Fällen mit⸗ getheilt. Das Scharlachfieber wurde in Berlin, Budapest, Glasgow, Paris, St. Petersburg, New⸗York und Baltimore häufiger, in Plauen, Hamburg, Stockholm, Warschau. Wien, Moskau (Februar) seltener. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Berlin. Beuthen O.⸗S., Duisbura, Elbing, Essen, Gelsenkirchen, Halle, Köln, Königshütte, Posen, Solingen, Osnabrück, Chemnitz, Freiburg i. Baden, Gießen, Braunschweig, Hamburg, Amsterdam, Budapest. Glasgow, London, Paris- Triest, Warschau, Wien, New⸗York, San Franzisco und im Februar in Turin und Zürich eine gesteigerte, dagegen in Erfurt, Frankfurt a. M., Linden (bei Hannover), Magdeburg, Leipzig, Stuttgart, Lyon, St. Petersburg, Prag, Stockholm, Baltimore und im Februar in Moskau eine ver⸗ minderte, während sie in Breslau, Lüdenscheid, München, Dresden, Kopenhagen, Rom (Februar) die gleich große wie im Vormonat blieb. Erkrankungen wurden aus den meisten Orten, aus denen Berichte vor⸗ liegen, in größerer Zahl berichtet. Das Vorkommen von Unter⸗ leibstyphus blieb ein beschränktes; in Berlin, Budavpest, London, Paris, St. Petersburg, Warschau war die Zahl der vorgekommenen Sterbefälle eine wenig größere, in Altona und New⸗York eine kleinere als im Februar. Flecktyphus rief in Amsterdam, Edinburg, London vereinzelte, in Buüukarest, Krakau und Odessa je 2, in St. Petersburg 3, in Warschau 11, in New⸗York 29, in Moskau (Februar) 31 Todesfälle hervor. Er⸗ krankungen kamen nur aus Edinburg 2, aus St. Petersburg 12 zur Anzeige. Das Rückfallsfieber hat in St. Petersburg und Odessa eine größere Zahl von Erkrankungen und Todesfällen veranlaßt. Dem Keuchhusten erlagen in Berlin, Hamburg, Christiania, Dublin, Glasgow, Kopenhagen, Liverpool, Paris, Turin (Februar) und be⸗ sonders in London eine größere, in Köln eine etwas kleinere Zahl von Kindern als im Vormonat Pocken zeigten sich in deutschen Orten selten. Aus den Regierungsbezirken Arnsberg und Königsberg kamen vereinzelte, aus Breslau, Hamburg und Budapest .4 aus den Regierungsbezirken Posen und Düsseldorf 7 bezw. 9, ans Wien 8, aus London 11, aus Prag und St. Peters⸗ burg eine größere Zahl von Erkrankungen zur Anzeige. Todesfälle an Pocken wurden aus Budapest und Odessa je 1, aus Beuthen O.⸗S., Krakau, Liverpool, Turin (Februar) je 2, aus Wien 3, aus Paris 5, aus Königshütte und London je 6, aus Kairo 7, aus New⸗York 8, aus Lemberg und Genua je 9, aus Alerandrien 19, aus St. Petersburg 20, aus Warschau 29, aus Prag 30, aus Moskau (Februar) 35 mitgetheilt. Im Dezember v. J. zeigten sich Precken in Mailand, Dijon. Nancv, Bordeauxr und Marseille. In Rio de Janeiro sank im Oktober die Zahl der Pocken⸗Todesfälle auf 738 (von 1000 des Vormonats), während Todesfälle an Gelbfieber in derselben Zeit auf 102 (von 62 des Vormonats) stiegen. Aus Balti⸗ Todesfall an Hunds wuth zum Bericht.

Handel und Gewerbe. 88 New⸗York, 16. Mai. (W. T. B.) Die Börse war

anfangs fest, später weichend und zum Schluß stetig. Der Umsatz der Actien betrug 210 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 2 400 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 7000 Unzen. Die Silberankäufe für den Staatsschatz betrugen 216 000 Unzen zu 88,40 à 88,46. 8

Weizen eröffnete schwach auf schwächere ausländische Märkte und reichliche Lieferungen auf Contracte, sowie auf Verkäufe des Aus⸗ lands und günstigere Ernteberichte, später theilweise erholt infolge Deckungen der Baissiers. Schluß stetig. Mais abgeschwächt auf günstiges Wetter.

Visible supply an Weizen 35 106 000 Bushels, do. an Mais 4 318 000 Bushels.

Chicago, 16. Mai. (W. T. B.) Weizen schwächte sich nach Eröffnung etwas ab auf günstiges Wetter, später erfolgte theil⸗ weise Besserung infolge muthmaßlichen Eintretens von Regenwetter

im Nordwesten. Mais auf günstiges Wetzer durchweg fallend mix wenigen Reactionen. 8 8 8 8b

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 16. Mai. (W. T. B. Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Fulda“ ist gestern Nachmittag in New⸗ York angekommen. Der Dampfer „Karlsruhe“ hat gestern auf der Heimreise Dover passirt.

Triest, 16. Mai. (W. T. B.) Der Handels⸗Minister Marquis von Bacguehem hat die Llopdgesellschaft ermächtigt, den Lloyddampfer „Polluce’“ bei der nächsten Reise in Santos nicht anlaufen zu lassen, falls das gelbe Fie ber dort noch stark auftritt. Lvndon, 16. Mai. (W. T. B.) Der Castle⸗ Dampfer „Melrose Castle“ ist auf der Ausreise am Sonnabend in Durban angekommen. Der Uniondampfer „Nubian“ ist auf der Ausreise heute in Capetown angekommen.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der gestern fortgesetzten Ziehung der 4. Kl 186. Königlich preußischer Klassenlotterie fieler der Nachmittags⸗Ziehung: 1

2 Gewinne von 15 000 auf Nr. 75 029. 91 858.

2 Gewinne von 10 000 auf Nr. 81 070. 161 531. 8— 3 von 5000 auf Nr. 29 510. 124 968

27 579. 8

38 Gewinne von 3000 auf Nr. 1037. 8432. 11 226. 19 006. 20 046. 25 433. 29 110. 35 649. 46 367. 49 493. 50 619. 51 678. 56 727. 76 357. 76 877. 79 042. 85 143. 91 013. 107 811. 112 453. 117 251. 139 841. 141 502. 142 233. 146 860. 158 780. 159 292. 164 321. 166 486. 168 066. 174 423. 176 525. 178 273. 179 084. 180 188. 180 771. 186 949. 187 555.

34 Gewinne von 1500 auf Nr. 386. 1194. 5822. 9579. 16139. 18 493. 28 326. 28505. 40 645. 47 975. 48 397. 49 265. 66 354. 80 455. 83 408. 87 688. 95 696. 100 859. 105 251. 112 501. 113 485. 121 292. 128 902. 129 727. 131 014. 134 193. 145 131. 148 884. 164 602. 170 340. 177 387. 177 771. 183 143. 185 656.

29 Gewinne zu 500 Nr. 6184. 8348. 16 438. 17 730. 18 987. 34 606. 46 087. 73 815. 81 326. 82 151. 82 533. 85767. 88 472. 88 548. 100 058. 100 660. 102 090. 104 655. 123 495. 132 516. 136 323. 145 260.⸗155 662. 158 637. 159 456. 160 724. 164 706. 173510. 188 048.

o Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 3. Klasse 186. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Vor⸗ mittagsziehung:

1 Gewinn von 40 000 auf Nr. 109 668.

1 Gewinn von 10 000 auf Nr. 175 172. 88 k. „Gewinne von 5000 auf Nr. 12 045. 14 737. 20 237. 8 —37 Gewinne von 3000 auf Nr. 445. 1117 2390. 8515. 9709. 21 023. 24 133. 24 382. 27 099. 38 030. 42 571. 45 705. 46 898. 47 481. 48 882. 48 921. 50 500. 51 972. 52 350. 69 396. 72 026. 82 919. 87 459. 93 381. 109 984. 113 876. 118 168. 125 468. 129 941. 134 392. 136 685. 152 381. 158 431. 188 876. 163 030. 167 466. 183 680.

27 Gewinne von 1500 auf Nr. 2723. 14 204. 20 496. 28 036. 28 553. 29 027. 57 948. 59 5841. 66 595. 74 796. 83 801. 87 282. 93 907. 98 300. 103 505. 108 033. 108 977. 127 797. 131 724. 147 650. 148 740. 153 145. 160 371. 166 818. 171 805. 180 981. 182 210.

36 Gewinne von 500 auf Nr. 3067. 14 538. 25 614. 31 782. 69 361. 70 869., 75 471. 76 675. 80 412. 80 498. 86 526. 87 064. 88 365. 96 177. 116 343. 117 508. 118 204. 123 174. 130 957. 131 058. 132 276. 135 003. 136 920. 144 872. 155 271. 156 416. 159 091. 160 071. 164 784. 168 171. 169 178. 177 163. 178 256. 182 099. 183 179.

.Untersuchungs⸗Sachen.

Aufgebote, Frsteliceaen u. dergl.

Unfall⸗ und Invaliditäts⸗ ꝛc. Versicherung. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc. .Verloosung ꝛc. von Werthpapieren.

Oeffentlicher Anzeiger.

Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗G sellsch. Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschafteter. Niederlassung ꝛc. von Rechtsanwälten. Bank⸗Ausweise. 10. Verschiedene Bekanntmachungen.

1) Untersuchungs⸗Sachen.

[11113] Steckbrief. Gegen den Maler Hermann Freitag, geboren am 18. August 1865 zu Brandenburg a./H., zuletzt eben⸗

bis zum Betrage von 500 gemãß § 326 St. P. O. beschlagnahmt worden. Den 12. Mai 1892.

H.⸗Staatsanwalt Mezler.

daselbst wohnhaft, welcher sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls in den Acten J. 182/92 verhängt. Es wird ersucht denselben zu verhaften und in das Gerichtsgefängniß zu Branden⸗ burg a./H. abzuliefern. Potsdam, den 10. Mai 1892. Königliche Staatsanwaltschaft.

1

[11158]

[1111²]

Staatsanwaltschaft vom 29. April 1892 die Be⸗ hlagnahme des Vermögens des An seschuldigten bis

zur Höhe von dreitausend fünfzig Mark angeordnet. Trier, den 9. Mai 1892.

2) Aufgebote, Zustellungen und derl.

Nach heute erlassenem, seinem ganzen Inhalte nach durch Anschlag an die Gerichtstafel und durch Ab⸗ 67 4 I11“ druck in den Mecklenburgischen Anzeigen bekannt 111157

In der Strafsache gegen den Tagelöhner Michel gemachtem Proclam finden zur Zwangsversteigerung 8 v 8 1 Blindauer aus Greimerath wegen Wehrpflicht⸗ der dem Erbpächter Schlorff gehörigen Erbpachthufe als Vormund der unmündigen Kinder des wailand entziehung wird auf den Antrag der Königlichen Nr. 5 zu Vipperow mit Zubehör Termine 1) zum 1 8

82 * 2d. esd a dngen an nens Reuter aus Warin, vertreten durch den Rechts⸗

vnsw⸗ Doh ; 8 6 UAnf 8 5 81 1 8 11 Uhr, anwalt Dohrn in Itzehoe, hat das Aufgebot der als Abwesenheitsvormund der verwittweten Henriette

Urkunde erfolgen wird. Cassel, den 2. April 1892.

Aufgebot.

beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird auf. [11152] gefordert, spätestens in dem auf den 15. Mai 1893, Vormittags 11 Uhr, vor dem unter⸗ zeichneten Gerichte, Zimmer 19, anberaumten Auf⸗

Königliches Amtsgericht. Abtheilung I. (gez.) Frohwann. Wird veröffentlicht:

Der Gerichtsschreiber: Mohrmann.

Der Schlachtermeister W. Klockow in Warin,

ö D. Reuter in Warin, Namens 8 3 Minna oder Wilhelmine Reuter und Marie Reuter nach zuvoriger endlicher Regu⸗ aaug ct. asgas.egvIzed haü er 1““ 28 g 4. in Warin und als Abwesenheitsvormund des Adolf [74617]

1 Aufgebot.

Der Schuldschein über das seitens der verstorbenen Wittwe Caroline Florentine Astfalk, geb. Nenn⸗ haus, zu Köpenick am 7. Mai 1881 an den dama⸗

gebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde ligen Vorschußverein jetzt Köpenicker Vereinsbank vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der zu Köpenick eingezahlte Darlehn von 600 ist

verloren gegangen und soll auf Antrag der Erben der Gläubigerin für kraftlos erklärt werden.

Es wird deshalb der Inhaber des Schuldscheins aufgefordert, spätestens im Aufgebotstermine Mitt⸗ woch, den 21. Dezember 1892, Vormitta 2 10 Uhr, bei dem unterzeichneten Amtsgericht, Zimmer 12, seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der⸗ selben erfolgen wird. 8

Köpenick, den 11. Mai 1892.

Königliches Amtsgericht.

Aufgebot. 8 . Der Schneidermeister Friedrich Fuchs zu Prettin,

Königliches G Strafkammer. 2) zum Ueberbot am Montag, den 22. August Stammactien der Glückstadt- Elmshorner Eisenbahn⸗ Reichert, geb. Hellwig, von hier, hat das Aufgebot

Crönert. üller. Koenig.

Hicee Staatsanwaltschaft Ellwangen. Durch Beschluß der Strafkammer des K. Land⸗

gerichts Ellwangen vom 10. Mai 1892 ist das Ver⸗

mögen der Wehrpflichtigen:

1) Johannes Fauth, Bäcker, geboren den 3. April 1859 zu Lorch, O. A. Welzheim, zuletzt wohn⸗ haft daselbst,

den 25. August 1859 zu Altmannsweiler, Gde. Schrezheim, O. A. Ellwangen, zuletzt wohnhaft daselbst,

Josef Albert Merkle, Zimmermann, geboren den 30. Mai 1861 zu Spatzensägmühle, Gde. Rosenberg, O. A. Ellwangen, zuletzt wohnhaft daselbst, [4030] Alois Pfauth, Bauer, geboren den 23. Mai 1861 zu Schweighausen, Ellwangen, zuletzt wohnhaft daselbst, Johann Friedrich 4. April 1859 zu A zuletzt f

Aichstruth, Gde. Welzheim, hat das ohnhaft daselbst,

1892, Vormittags 11 Uhr, zur Anmeldung dingliche Grundstück und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände am Sonn⸗ abend, den 30. Juli 1892, Vormit⸗ 1 tags 11 Uhr, im hiesigen Amtsgerichtsgebäude statt.

Auslage der Verkaufsbedingungen vom 15. Juli 1892 an auf der Gerichtsschreiberei und bei dem 5 2 885 518 2) 5 zieselbst, welcher Kaufliebhabern nach vorgängiger An⸗

) Franz Taver Klotzbücher, Schreiber, geboren meldung die Besichtigung des Grundstücks mit Zu⸗ behör gestatten wird. Röbel, den 13. Mai 1892.

Großherzoglich Mecklenburg⸗Schwerinsches

vertreten durch di

gesellschaft,

Rechte

1) Nummer 666, 2 8

669, 1512,

1517,. 1172, 1432, 1519,

Amtsgericht. zeichneten Gerichte

Der Kaiserliche Legations⸗Rath und Ober⸗Richter olgen wird. de. Jagstzell, O. A. Sonnenschein 11 eres t e Rechtsanwälte Dr. E. Meyßner chneider, geboren den und Dr. b zu Berlin W., Charlottenstraße 25/26,

hat das Aufgebot des Kurhessischen Prämienscheins (⸗Vierzig⸗Thaler⸗Looses“) Serie 6283 Nr. 157 066

Glückstadt, den 4. Mai 1892.

Gerichtsfe reiber des König

ge ft, jetzt der in Liquidation befindlichen des angeblich Schleswig⸗Holsteinischen Marschbahn

Gesellschaft in Glückstadt de dato 1. Mai 1845 al schaft

8: 1886 nicht aufgefundenen Sparkassenbuches der Kreis⸗

1513, auf je 100 Species 1514, lautend, jetzt 450

) 8b beantragt. Der Inhaber der Urkunden wird auf⸗ gefordert, patestens in dem auf den 7. Dezember 1892, Vormittags 11 Uhr, vor dem unter⸗ anberaumten Aufgebotstermine [866] seine Rechte anzumelden und die Urkunden vorzulegen, Aufgebot. widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunden

Königliches Amtsgericht. Veröffentlicht: (L. S.) 8882 Actuar hat, bezüglich 8 Amtsgerichts.

verloren gegangenen und bei der ge⸗ richtlichen Inventarisation vom 18. und 20. Dezem

sparkasse zu Torgau Nr. 701 über 1445,08 ℳ, aus⸗ gestellt für Henriette Reichert in Prettin, beantragt. Der Inhaber dieses Buches wird aufgefordert, späte⸗ stens in dem auf den 11. Oktober 1892, Vor⸗ mittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 2, anberaumten Aufgebotstermin seine Rechte anzumelden und das Sparkassenbuch vorzu⸗ befer. widrigenfalls die Kraftloserklärung des letzteren olgen wird.

Prettin, den 8. März 1892.

Königliches Amtsgericht.

Ausfertigung.

Aufgebot.

Nachdem der Universalerbe der verlebten Walburga

Schauer, Privatidère hier, der Bauer Michael Kern

von Schwarzberg den nach Vorschrift des § 840 der

Reichscivilprozeßordnung eeSs Antrag gestellt des zum Rücklasse der Walburga

Schauer gehörigen, zu Verlust gegangenen Spar⸗

kassenbuchs der städtischen Sparkasse hier, Serie II.

88