Romane genauer zu controliren und eventuell sofortige Re⸗ pressivmaßregeln zu ergreifen. .
Das ungarische Unterhaus hat gestern den Antrag des Abg. Iranyi wegen freier Ausübung des Re⸗ ligionsbekenntnisses und Gleichstellung der Con⸗ fessionen einstimmig angenommen. “
Ueber die Landtagswahlen in Kroatien nexe heute folgende Nachrichten vor: Von den vorgestern gewählten Ab⸗ geordneten gehören 45 der Nationalpartei, 5 der Staresewicz⸗ partei an, ein Abgeordneter ist parteilos. Von den gestern in 23 Bezirken stattgehabten Wahlen sind bis jetzt 12 Wahlergeb⸗
nisse bekannt; alle 12 Mandate sind der Nationalpartei zu⸗ gefallen. Großbritannien und Irland.
Auf Befehl der Königin hielt der Herzog von Edinburg am Montag Nachmittag im St. James⸗Palast zu London einen Herrenempfang ab, bei welchem na⸗ mentlich viele Armee⸗ und ö vorgestellt wurden.
Im Unterhause gab gestern der Parlaments⸗Secretär des NAuswarti ten Lowther die Erklärung ab: der fran⸗ zösische Botschafter in London, Waddington, habe die Gerüchte über die Vorgänge in Uganda zur Kenntniß des
Premiers Marquis von Salisbury gebracht; die Regierung habe aber nur antworten können, daß sie von den angeblich dort vorgekommenen Unruhen bis jetzt keine zuverlässigen Nachrichten habe und Capitän Lugard's Bericht über die Vorgänge erwarte. — Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurde ein Antrag des Unterhausmitgliedes Rasch, wegen des Derby⸗Rennens heute die Unterhaussitzung ausfallen zu lassen, mit 158 gegen 144 Stimmen verworften.
Frankreich.
8 insichtlich der Parade in Nancy bestätigt eine den Parife Blättern aus Regierungskreisen zugegangene Mit⸗ theilung die bereits gestern mitgetheilte Auffassung, daß der Gedanke, anläßlich der Reise des Präsidenten Carnot nach Nancy dort eine Truppenrevue vornehmen zu lassen, nur innerhalb des mit der Organisation der Festlichkeiten be⸗ faßten Lokalcomités aufgetaucht sei, daß über eine solche Revue aber niemals weder im Kriegs⸗Ministerium noch im Elysée Berathungen stattgefunden hätten, man daher auch im Elysée nicht auf eine Revue habe verzichten können. Uebrigens habe auch keine derartige Festlichkeit auf den Pro⸗ grammen der früheren Reisen gestanden. Der Oberst Chanoin ist nach Paris zurückgekehrt, nachdem sämmtliche auf die Reise des Präsidenten Carnot bezüglichen Einzelheiten mit den Local⸗ behörden festgestellt sind. 8
Der König von Schweden trifft nach einer Meldung des „W. T. B.“ heute von Biarritz in Paris ein, wird am Freitag dem Präsidenten Carnot im Elysée einen Besuch abstatten und voraussichtlich am Sonnabend bei ihm das Frühstück einnehmen. Sonnabend gedenkt der König Paris wieder zu verlassen. 1 2
Die Deputirtenkammer beschäftigte sich gestern infolge
iner Interpellation des Abg. Soubeyran mit der Frage
der Remonetisirung des Silbers (die, wie aus dem Parlamentsbericht ersichtlich, gestern auch in der Sitzung des preußischen Herrenhauses zur Sprache gekommen ist). Sou⸗ beyran meinte in der Begründung seiner Interpellation, die Situation werde schwierig, denn Oesterreich⸗-Ungarn sei im Begriff, sein Silber außer Curs zu setzen. Es werde an dessen Stelle dem Pariser oder dem Londoner Markte 700 bis 800 Millionen Gold entnehmen: England und Frankreich müßten energisch an der Rehabilitation des Silbers arbeiten. Die Vereinigten Staaten ständen dieser An⸗ gelegenheit sehr wohlwollend gegenüber, Deutschland aber viel weniger. Bourgeois, Deputirter für das Departement Jura, forderte die Regierung auf, den Münzvertrag mit Griechenland, der Schweiz, Italien, Belgien zu kündigen. Der Finanz⸗Minister Rouvier erwiderte, das Land, das noch mehr als Frankreich unter den obwaltenden Münzverhältnissen leide, sei England wegen seiner Beziehungen zu Indien. England komme es daher zu, die Lösung der Krise zu verfolgen. Frankreich müsse in der Frage vorsichtig sein. Die franzõ⸗ sische Regierung widerstrebe der Kündigung des Münzver⸗ trages mit den Mächten der lateinischen Union. Frankreich werde der Einladung der Vereinigten Staaten entsprechen, sich aber sowohl für die Gegenwart wie für die Zukunft Freiheit der Action vorbehalten. Ferner interpellirte der Deputirte Prinz Arenberg den Minister des Auswärtigen Ribot über die Vorgänge in Uganda (siehe Nr. 125 des „R. u. St.⸗A.“ vom 28. Mai) und erinnerte an die Fortschritte der Niger⸗ Compagnie unter Leitung des Afrikareisenden Mizon. Es handle sich darum, zu erfahren, ob die englischen Gesellschaften das Recht hätten, französische Bürger auf solche Weise zu behandeln. (Beifall.) Der Minister des Auswärtigen Ribot erwiderte, die englische Res ierung habe erklärt, sie werde zunächst den amtlichen Bericht ihrer Agenten abwarten, bevor sie in der Angelegenheit sich weiter äußere. Die französische Regierung habe England wissen lassen, daß sie die englische Regierung für das Verfahren der englischen Gesellschaft verantwortlich machen werde. Wenn die Antwort Englands zur Kenntniß der Regierung gekommen sein werde, werde die Regierung sehen, welche Haltung sie einzunehmen habe. (Vgl. „Großbritannien“, wo dieselbe Frage gestern im Unterhause zur Sprache kam. D. Red.) Die von der Regierung angenommene einfache Tagesordnung wurde sodann für beide Interpellationen beschlossen. Im weiteren Verlauf der Sitzung forderte der Deputirte Dép rez den Justiz⸗Minister Ricard auf, die Redner gerichtlich zu verfolgen, die in der letzten Anarchisten⸗ versammlung Diebstahl und Verbrechen verherrlicht hätten. (Siehe die gestrige Nr. des „R.⸗ u. St.⸗A.“.) Der Minister Ricard erwiderte, eine Untersuchung sei eingeleitet, jedoch besitze die Regierung in den gegenwärtigen Gesetzen keine ge⸗ nügende Handhabe, um die Urheber der in der anarchistischen Versammlung durch das Wort begange Vergehen zu perhaften. 1
8 Rußland und Polen. 8 Eine gestern publicirte Verordnung bestimmt, daß für die bestehenden fünf Schützen⸗Brigaden des curo⸗ päischen Rußlands zum 1. Oktober d. J. je zwei Batterien leichter Artillerie, ingesammt also zehn Batterien gebildet werden. Sie sollen den Friedens⸗Etat und die Bespannung für acht Geschütze haben. Ferner werden der kaukasischen Schützen⸗Brigade die bestehenden zwei Gebirgs⸗Batterien der 19. Artillerie⸗Brigade zugetheilt, während letztere zwei neue leichte Batterien erhält. Kriegszeiten bildet der Artilleriepark der 19. Artillerie⸗Brigade zwei mit Patronen und zwei mit Artilleriegeschossen aus⸗
„ Die Deputirtenkammer setzte
gerüstete Batterien. Schließlich wird der Etat der regulären berittenen Artillerie um neun Untermilitärs und sechs Pferde pro Batterie gekürzt.
Der E Landtag der estländischen Ritterschaft hat nunmehr beschlossen, die deutsche Ritter⸗ und Domschule in Reval, welche nach einer früheren Entschließung der genannten Ritterschaft in diesem Jahr ge⸗ schlossen werden sollte, auf eigene Kosten mit russischer Unterrichtssprache weiterbestehen zu lassen.
In Riga ist am Sonnabend Morgen wieder ein vnesgser Dampfer, der „Tynehead“, mit Spenden für die Nothleidenden eingetroffen und auf der Rhede vom Gouverneur, dem Grafen Bobrinski, dem Präsidenten des Börsencomités, dem Polizeimeister und anderen Autoritäten bewillkommnet worden.
Italien. 8
gestern die Verhand⸗ lungen über die Weinzoll⸗Clausel in dem Handelsvertrage mit Oesterreich⸗Ungarn fort. Verschiedene Abgeordnete sprachen sich für die sofortige Anwendung der Clausel aus. — Der Gesetzentwurf wegen Bewilligung eines provisorischen Budgets für sechs Monate gelangt, neueren Meldungen des „W. T. B.“ zufolge, erst heute zur Vertheilung und soll morgen in der Budgetcommission, am Sonnabend oder Montag in der Kammer berathen werden. Die Vorlage, die von einer kurzen Begründung eingeleitet wird, ist in der des Gesetzentwurfs über das Budget⸗ provisorium von 1886/87 abgefaßt, welcher einem ähnlichen Zwecke diente, wie der jetzige Entwurf. Nach einer Mittheilung des „Hann. Cour.“ hat sich die Regierung bereits mit der Oppo⸗ sition dahin verständigt, daß der Staatshaushalt auf vier Monate bewilligt werde. Wird dieser Vorschlag von der Kammer angenommen, so können nach der Auflösung die Neu⸗ wahlen im September oder Oktober unter dem Ministerium Giolitti stattfinden. Die Opposition will unter der Ober⸗ S. Nicotera’s ein gemeinsames Generalwahlcomité in Rom bilden.
Ueber die telegraphisch schon kurz erwähnte Festrede, welche Crispi bei der Enthüllung des Garibaldi⸗Denk⸗ mals in Palermo gehalten hat, liegt jetzt ein ausführlicherer Bericht vor. Nachdem Crispi daran erinnert hatte, daß Garibaldi als Soldat wie als Gesetzgeber stets Sklave seiner Pflicht gewesen, fuhr er fort:
Der Tod Garibaldi's hat eine Lücke hinterlassen, welche das Volk allein wird ausfüllen können. Dazu aber muß der Nation ihr Selbst⸗ bewußtsein wiedergegeben werden. Man hat mich des Größenwahns angeklagt, weil ich, so wie Garibaldi, ein mächtiges und großes Italien wollte; allein es ist dies die Erbsünde aller derjenigen, welche — an ihrer Spitze Mazzini — an der Einigung Italiens arbeiteten. Was wir thaten, genügt nicht; wir müssen der großen Aufgaben eingedenk sein, die unser noch harren. Politiker, die seit funfzig Jahren nichts thaten, können sorgenlose Skeptiker sein; diejenigen, welche litten und arbeiteten, müssen der Gefahr vorbeugen, welche Ungeduld und Un⸗ wissenheit uns bereiten können. Eine Nation von 31 Millionen, welche sich selbst in den Schatten stellt und für nichts zählt, ist eine einfache geographische Figur; wir würden diese Demüthigung nicht ertragen. In der Stunde der Gefahr werden wir uns an Garibaldi begeisten und am Tage des Sieges die Hymne zu seinen Ehren singen!
Portugal.
Nach einer Meldung der „Times“ aus Lissabon berichten die dortigen ministeriellen Blätter, daß der Minister⸗Präsident Dias Ferreira dem zwischen dem Präsidenten des Rechnungs⸗ hofes Serpa Pimentel und dem Pariser Comité der Inhaber portugiesischer Anleihepapiere abgeschlossenen Ab⸗ kommen ebenso wie der vorgeschlagenen Ver einbarung bezüglich einer Anleihe seine Zustimmung versage, da sie seiner Meinung nach eine Abänderung erfahren müßten.
Schweiz.
Der Antrag des Bundesraths auf Bewilligung eines Credits von zwei Millionen Francs für die Vervollständigung der Befestigungen des Rhonethals bei St. Maurice im Canton Wallis wird folgendermaßen motivirt:
„Zu allen Zeiten war das schweizerische Rhonethal eine der ge⸗ suchtesten Bewegungslinien der großen Heerzüge, welche aus dem Westen und Norden Eurovas nach Italien oder umgekehrt gingen. In der hohen militärischen Bedeutung, welche der Landestheil als Durchzugsgebiet bei allgemeinen kriegerischen Verwickelungen haben kann, wurde von jeher eine Gefahr für unsere Sicherheit und Unabhängig⸗ keit erkannt. Diese Gefahr einerseits und die Bedeutung, welche der Sper⸗ rung des Rhonethaldsfilés überhaupt für die Vertheidigung der West⸗ schweiz innewohnt, haben die Eidgenossenschaft schon in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts bestimmt, eine für die damalige Zeit bedeutende Summe aufzuwenden, um sich durch Befestigungs⸗ anlagen bei St. Maurice in den Stand zu setzen, das dortige Thal⸗ dsfils der Rhone mit verhältnißmäßig wenig Truppen fest in der Hand zu halten. Jene Anlagen entsprechen aber den heutigen An⸗ forderungen, welche die Tragweite und Wirkung der Geschütze an Befestigungen stellen, in keiner Weise mehr, falls sie nicht eine wesentliche Erganzung durch Neuanlagen erfahren. Dank der natür⸗ lichen Festigkeit der gewählten Aufstellungspunkte einerseits und der neuesten Erfindungen in Geschützconstruckionen andererseits wird es möglich sein, die in Aussicht genommenen Bauten in bescheidenem Rahmen zu halten und in kurzer Zeit, d. h. innerhalb eines Jahres, herzustellen. Die Hälfte des erforderlichen Credits soll auf die Be⸗ chaffung von Geschützen und deren Munitionsausrüstung verwendet werden, d. h. für solche Streitmittel, welche unter Umständen nicht an den Ort gebunden sind, sondern im gegebenen Falle auch anderwärts für die Landesvertheidigung verwendet werden könnten, während die andere Hälfte für die nothwendigsten Bauten erforderlich ist.
Belgien. “
Die Brüsseler Blätter veröffentlichen das Schreiben, mit dem der König das Rücktrittsgesuch des Generals Brial⸗ mont beantwortet und genehmigt hat. Der König dankt darin dem General für seine Dienste und beglückwünscht ihn zu dem Antheil, den er an der Organisation der Vert eidigung des Landes und an der Errichtung der Maasbefestigungen genommen habe, welche den vollkommensten Typus dieser Art dar⸗ stellten. — General Brialmont hat den Kriegs⸗Minister schriftlich ersucht, er möge seiner Functionen nicht erst am 26. Juni, sondern bereits am 14. Juni nach den Wahlen zur Deputirtenkammer enthoben werden. Wie schon mitgetheilt, hat General Brialmont für die bevorstehenden Wahlen eine liberale Candidatur für Brüssel angenommen.
In liberalen Kreisen hat eine Wahlrede viel Mißbehagen hervorgerufen, welche der liberale Parteiführer Frere⸗ Orban am Sonntag vor seinen Lütticher Wählern gehalten hat. Wie schon früher bei einer anderen Gelegenheit erklärte er sich darin nochmals aufs entschiedenste gegen die Ein⸗ führung des allgemeinen Stimmrechts in die belgische Ver⸗ fassung. Die Rede dürfte das liberale Lager völlig spalten, da sich die meisten ehemaligen Ministercollegen Freére⸗Orban'’s für
„Nowoje
das allgemeine Stimmrecht ausgesprochen haben. Auch eine
H. der liberalen Wahlaussichten befürchtet man von.
1“ Bulgarien.
Die „Agence balcanique“ dementirt eine Nachricht der or Wremja“, wonach der frühere russische Konsul in Philippopel, Gerow, von den bulgarischen Ministern Grecow und Natschewitsch, sowie vom bulgarischen Agenten in Konstantinopel, Dimitrow, beauftragt worden wäre, den bulgarischen Exarchen um seine Inter⸗ vention behufs Herbeiführung einer Versöh⸗ nung mit Rußland zu ersuchen. Zwischen Gerow und den bulgarischen inistern habe keinerlei sammenkunft stattgefunden; ebenso sei es auch unrichtig, daß Dimitrow beauftragt wäre, dem russischen Botschafter Nelidow Vorschläge in gleichem Sinne zu machen, oder daß er aus eigener Fnitiatsbe ihm solche Anträge gemacht hätte.
Dänemark.
Gestern hat in Kopenhagen die feierliche Beise ung des verstorbenen Ministers des Ausweeiinlch 1-den Rosenörn⸗Lehn stattgefunden. Der König, der Kaiser von Rußland, der König von Griechenland, der Kronprinz von Dänemark, der H von Cumberland, der Prinz von Wales mit seinem Sohne Georg und die Prinzen. des dänischen Königshauses, sowie die Minister, das diploma⸗ tische Corps und ein zahlreiches glänzendes Gefolge waren bei der Trauerfeier L-
Prinz Julius und Prinzessin Louise zu Schleswig⸗Holstein⸗Sonderburg⸗Glücksburg sind gestern Abend 8 Uhr von Kopenhagen über Korsör nach Kiel abgereist. Der König, sowie der Kronprinz und die Kron⸗ prinzessin mit den drei ältesten Kindern gaben den Herrschaften. bis zum Bahnhofe das Geleit.
Amerika. 8
Aus Washington wird dem „H. T. B.“ gemeldet, daß Ende dieser Woche ein Rundschreiben an die zur Münz⸗ conferenz eingeladenen Mächte abgehen werde. Die darauf bezügliche Correspondenz soll veröffentlicht werden. Die Ein⸗ ladungen zu der Conferenz seien von acht Regierungen bereits angenommen worden. Dem „New⸗York Herald“ wird aus Ven ezuela gemeldet, daß die Insurgenten die Hauptstadt umzingelt, die Zu⸗ fuhren abgeschnitten und Personen üge aufgehalten hätten. Ferner sollen die Insurgenten eine Anzahl gefangener Offiziere in Freiheit gesetzt haben. Der Präsident Pallacio hat Kriegsschiffe zur Hilfe der bedrohten Häfen von Puerto⸗ Cabello und La Guerra entsendet. “
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (18.) Sitzung des Herrenhauses, der der Minister des Innern Herrfurth, der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch und der Minister für Landwirthschaft ꝛec. von Heyden beiwohnten, ging von der Königlichen Staatsregierung die Mittheilung ein, daß Seine Majestät der König den Städten Wiesbaden, Duisburg, Liegnitz und Bielefeld das Recht zur Präsen⸗ tation je eines Mitgliedes zum errenhause ver⸗ liehen habe. Die von den Städten Wiesbaden und Bielefeld präsentirten Herren Dr. von Ibell und Bunnemann sind bereits berufen.
Der Gesetzentwurf über die Besetzung der Subaltern⸗ und Unterbeamtenstellen in der ö“] der Communalverbände mit Militäranwärtern, der aus dem Abgeordnetenhause zurückgekommen ist, wurde der Ge⸗ meindecommission überwiesen; der Gesetzentwurf über das Diensteinkommen der Lehrer an den nichtstaat⸗ lichen öffentlichen höheren Schulen wurde einer be⸗ sonderen Commission überwiesen, die von den Abtheilungen sofort gewählt wurde.
Es folgte der Bericht der Gemeindecommission über den Gesetzentwurf wegen Einführung der Landgemeinde⸗ ordnung in der Provinz Schleswig⸗Holstein.
Der Berichterstatter, Ober⸗Bürgermeister Fuß befürwortete in eingehender Darlegung der in Betracht kommenden Ver⸗ hältnisse den Antrag der Commission auf unveränderte An⸗ nahme der Vorlage. (Bei Schluß des Blattes sprach der Berichterstatter weiter.) 8
8 8
Nr. 21 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts vom 25. Mai hat folgenden Inhalt: Gesundheits⸗ stand. — Mittheilungen über Volkskrankheiten. — Sterbefälle in deutschen Städten mit 40000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Infectionskrankheiten in Oesterreich 1891. — Sanitätsbericht über die preußische Armee ꝛc. 1888/89. — Gesundheitswesen im Re⸗ gierungsbezirk Aachen 1886/88. — Desgl. in Dänemark. — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. (Griechenland.) — Thierseuchen im Deutschen Reich, April. — Desgl. in den Nieder⸗ landen. — Rinderpest in der Türkei. — Thierseuchen in Bulgarien 1891, 4. Vierteljahr. — Veterinärpolizeiliche Maßregeln. (Preaßfen. Regierungsbezirk Oppeln.) — u. s. w. (Preußen. Re⸗ gierungsbezirk Bromberg.) Schlacht Fuser⸗Sachberständi s. — (Lippe.) Stark wirkende Arzneimittel ꝛc. — eve. . Bukbowina.) Ge⸗ burtstabellen der Hebammen. — (Großbritannien.) Maul⸗ und Klauen⸗ seuche. — (Belgien.) Bierpumpen. — Aufsichtspersonal für den Nahrungsmittelverkehr. — (Spanien.) Wein. — Vermischtes. (Preußen. Regierungsbezirk Schleswig.) Dasselfliege. — Geschenk⸗ liste. — Beilage. Gerichtliche Entscheidungen zum Nahrungsmittel⸗ gesetz. (Verdorbenes Fleisch, insbesondere faules, schimmliges oder mit Maden bedecktes Fleisch.)
Nr. 22 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar⸗ beiten, vom 28. Mai hat folgenden Inhalt: Gutachten der König⸗ lichen Akademie des Bauwesens, betr. die Entwürfe für das Theater in Wiesbaden. — Nichtamtliches: Zur Frage der Schienenbefestigung. — Der von Tucher’'sche Brauerei⸗Ausschank in Berlin. — Mischung von Cementmörteln. — Vorkehrungen gegen Rutschungen und Wild⸗ wässer in Sicilien. (Schluß.) — Vermischtes: Gesetzentwurf über die Einführung einer einheitlichen Zeitbestimmung für Deutschland. — Preisbewerbung für den Entwurf eines Empfangsgebäudes des Personen⸗Hauptbahnhofes Dresden⸗Altstadt. — Preisbewerbung für den Plan zu einer Villa in Halle a. S. — Zur Frage der Schnell⸗ züge. — Verwerthung städtischer Abfälle. — Feuerschäden i Nord⸗ Amerika im Jahre 1891.
preise unter
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Ein Arbeitgeber, welcher seinen Arbeitern zum Selbstkosten⸗ inrechnung der Transportkosten und sonstigen Auslagen
sowie der beim .. sich Verluste an der Quan⸗
tität Waaren,
Urtheil des Rei . r Preußen durch die Nichtanzeige dieses Gewerbes keine Gewerbe⸗
in
etränke zc. überläßt, begeht, nach einem eerichts, IV. Strafsenats, vom 9. Februar 1892,
steuer⸗Contravention.
auf einer Straße, welche wird, zeitweise aufsichtslos stehen lassen, nünftiger 1 — Dampfwagen herannahen und seine de zum Scheuen bringen könnte, und daß dadurch ein
ein
ein Wagenführer seinen mit Pferden bespannten Wagen von einer Dampfstraßenbahn befahren obgleich er ver⸗ Weise annehmen mußte, daß während seiner Abwesenheit
Zusammenstoß seines Wagens mit dem
Dampfwagen eintreten könnte, so ist er nach einem Urtheil des Reichs⸗ Früchts II. Strafsenats vom 12. 1892, bei eintretendem
alle wegen fahrlässiger transports aus § 316
Gefährdung eines Eisenbahn⸗
des Str.⸗G.⸗B. zu bestrafen, auch wenn
eine Polizeiverordnung gegen das zeitweise aufsichtslose Stehenlassen eines Fuhrwerks auf der Straße n icht besteht.
27. v. M. im Kaiserhof statt. g rich den Großen als Kunstsammler.
Kunst und Wissenschaft.
Kunstgeschichtliche Gesellschaft.
Die Maisitzung der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft fand am Herr Dr. Seidel sprach über Fried⸗ Er verwies auf die früh
n dem jungen Prinzen erweckten Sympathien für französische Kunst
und
ging dann auf diejenigen Künstler ein, welche dem Könige per⸗
sönlich näher getreten waren, unter ihnen besonders A. Pesne, dann Vanloo
u. a., unter den Kupf
erstechern der berühmte G. F. Schmidt. Aber
der König ließ auch vielfach Bilder durch seine Gesandten wie durch
besondere Agenten erwerben,
für
Tapeten, Geschmack bestell findet überall oßen Königs. eten und Briefen eine Anschauung
um damit seine Schlösser auszustatten, Bilder, sondern auch Mobiliar, Uhren nach seinem persönlichen Wer die Schlösser zu Potsdam besucht, in der Zimmereinri g. das eigenste Werk des Ueber die Einzelheiten dieses Bilderkaufs wird aus gegeben. Gesammelt wurden zu⸗
die er nicht nur G-e. und xe.
nächst vorzugsweise französische Bilder des XVIII. Jahrhunderts der
Watteau und Boucher, Lancret, Pater, De Troy und anderer. Auf
möglichst Preise legte der König besonderen Werth, auch dar⸗ i
auf, daß die Inhalt passen. Später wandte sich die Liebhaberei
italienischen und niederländischen
er genau zur Zimmereinrichtung nach “ und des Königs mehr Gemälden zu. Auch die Geschwister
des Königs erwiesen sich als fleißige Sammler, und von den Por⸗ zellanen aus dem Besitze des Prinzen Heinrich z. B. finden sich mehrere schöne Stücke auf der Rococo⸗Ausstellung der Kunstgeschicht⸗ lichen Gesellschaft. —
Sodann sprach Herr Professor LSessing über „die Porzellane
auf der gegenwärtigen Ausstellung der Kunstgeschicht⸗
lichen Gesellschaft.“*
daß
Es entspricht dies der
des
6 Redner verwies zunächst auf die Thatsache, in dieser Ausstellung die Porzellane eine so wichtige Rolle spielen. vEe; welche das Porzellan in der Kunst
Doch fällt nicht, wie
Rococo einnimmt. häufig angenommen
wird, die Entwicklung des Rococostiles mit der Erfindung und Durch⸗ bildung des Porzellans zusammen. jede Nacha
Unter Porzellan wird ursprünglich
hhmung ostasiatischen Porzellans verstanden. Seit 1710
wird dann in Deutschland echtes Porzellan fabricirt, also vor dem
ma dur
voll beleben läßt. trach damals so
coration der — verwandt, anfangs naturalistische, Auf der Ausstellung der Kunstgeschi hier Dargelegte gut beobachten.
Eindringen des eigentlichen Rococo (um 1730) und in den Stilformen Louis XIV. und entwickeln sich etwa seit
Materials herv
die Formen der 1 bei Figuren müssen frei vortretende und Gliederungen vermieden werden, daher die Vorlie Composition der Gruppen, für
6gent. Die dem Porzellan eigenthümlichen Formen 17240 unter den durch die Eigenart des serufenen Bedingungen, nachdem man ursprünglich ilberservices copirt hatte. Bei Gefäßen sowohl als und überhängende Flächen und für geschlossene Aneinanderreihung kleiner, frei be⸗ er Flächen bei Gefäßen. Das Nackte wirkt in der Porzellan⸗ e ungünstig, zu glatt. Daher Vorliebe für Gewand, das sich decente Anwendung farbiger Musterung und Streifen geschmack⸗ Dargestellt werden gern Gestalten in der Mode⸗ t, Allegorien, Hirten, Schäfer und Bauern, die letzteren den beliebten Maskeraden entnommen. ur De⸗ Flächen wird gern ein Blumenstreumuster später stilisirte Formen bevorzugt. chtlichen Gesellschaft läßt sich das Zwar ist die Meißener Fabrik nur
mäßig vertreten, um so reicher aber die treffliche Berliner Manu⸗ factur, und auch für die kleineren deutschen Fabriken finden sich meist bezeichnende Proben. Das überaus kostbare Sévresporzellan ist natur⸗
emäß nur in wenigen Stücken vorhanden, darunter aber der aus⸗ gezeichnete Satz Rose Dubarry aus den Königlichen Schlössern, das grüne Service des Grafen Pourtalès u. a.
mer Regierungs⸗Rath Lüders seine Beobach angeregten Fragen mittheilte. Lessing ü
schloß sich eine Discussion, in der Herr Gehei⸗ Zeobachtungen über einige der Zum Schluß referirte Herr Prof. das neu entdeckte Verfahren H. Vogel, der den
An den Vortra
photographischen Farbendruck durch Combination verschiedener, für je eine Grundfarbe empfindlicher Platten wesentlich vervollkommnet hat. Endlich wurde beschlossen, die Ausstellung der Gesellschaft in
den
Räumen der Kunst⸗Akademie um einige Wochen zu verlängern.
.—— Eine der wichtigsten Quellen für das Studium der Geschichte des alten Berlin ist die Beschreibung Berlins von Nicolai, deren dritte Auflage im Jahre 1786 in drei Bänden erschien, denen noch
ein
Nachk
Anhang mit Künstlernotizen bei sesellt wurde. Aus dem Besitz der
—
ommen des berühmten Buchhändlers sind einige interessante
Bilder auf der Kococo⸗Ausstellun g in der öneflicensst.
Akademie, Unter den Linden, zur Ausstellung ge namentlich
racht, darunter
ein von Madame Therbusch, geborenen Lisiewsky, im Jahre
1780 gemaltes Bild, das Nicolai im Kreise seiner Familie darstellt. Die Darstellung giebt ein anschauliches Bild von den Kostümen einer
bürgerlichen Familie jener Zeit. Maler Graff rühren zwei Bildnisse
Von dem mit Nicolai befreundeten des Buchhändlers und seiner
Gattin her, sowie ein Selbstbildniß des Künstlers. Für den Freund
der Geschichte Berlins werden diese Bilder
von ganz besonderem
Interesse sein.
vernimmt, von der
— Der Malerin Frau Vilma Pa rLaghvp ist, wie die ‚N. Pr. Z.“
ry des ariser Salons einstimmig eine
goldene Medaille zuerkannt worden.
Professor Dr. Herm.
— In Buenos Aires ist, wie der „Frkf. Ztg.⸗ gemeldet wird, Burmeister, geb. 1807 in Stralsund, Ver⸗
fasser zahlreicher naturwissenschaftlicher Werke, am 2. Mai gestorben. Ehedem Professor der Zoologie in Halle, folgte er 1861 einem Ruf
nach
Buenos Aires, wo er Leiter des von ihm begründeten natur⸗
geschichtlichen Museums und 1870 ECurator der neuen Universität
Cordoba wurde. der Naturgeschichte, eine „ ischen Bilder“ die bedeutendsten; in Amerika fllien und der La Plata⸗Staaten von ihm erschienen.
ist, wie die „A. C.“ unter dem 30. vp.
Von seinen früheren Werken sind seine Lehrbücher chichte der Schöpfung“ und seine „Geolo⸗ 18 Beschreibungen Bra⸗
— In der orientalischen Abtheilung des Britischen Museums . aus London berichtet,
leßter Tage ein kleines 8 Zoll langes und 4 Zoll breites Täfelchen mit ungefähr 98 Zeilen in sehr feiner Keilschrift entziffert worden. Das Tafelchen ist aus Nilschlamm hergestellt. Die Inschrift enthält
den
9
Zabylon gemacht hat. etwa um 1530 v. Chr. geschriebenen
Heirathsantrag, den ein Pharao der Tochter eines Königs von Ohne ve aen sie das Duplicat eines riefes.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
(F) Storkow, 31. Mai. Das und heute hier abge⸗ haltene Thierschau⸗Fest des andwirthschaftlichen Vereins Storkow nahm in jeder Beziehung einen sehr befriedigenden Ver⸗ lauf. Die Ausstellung war über Erwarten giich beschickt, nicht nur mit Vieh aller Art, sondern auch mit landwirthschaftlichen Maschinen und Geräthen, Erzeugnissen des Kleingewerbes u. s. w. Die aus⸗ estellten Pferde ließen ersehen, daß der Enfiaß der Beschäler der öniglichen Gestüte auf die Pferdezucht des Kreises unverkennbar ist; um so mehr wurde von Landwirthen die regel⸗ Stationirung eines Beschälers in Storkow, die in diesem Jahre nicht statt efunden hat, gewünscht. Unter dem Rind⸗ vieh war die gemischte holländisch⸗oldenburgische Rasse vorherrschend vertreten, mehrere Bullen und Kühe waren von voralolichem Körper⸗ bau. Von den erfolgten Prämitrungen sind zu erwähnen: Klasse A, Pferde, wurde dem S.esi2⸗ Ascher⸗Stutgarten für ein 3 jähriges Stutfohlen eine silberne und — Ritterguts⸗ besitzer Lezius⸗Alt⸗Markgrafpieske für eine Stute mit Fohlen eine bronzenẽ Staatsmedaille zuerkannt. In der Klasse B, Rinder, wurden silberne Staatsmedaillen Amtspächter Bernau zu Münchehofe und dem Rittergutsbesitzer Lezius, sowie bronzene Staatsmedaillen dem Ad⸗ ministrator Buͤttner zu Kl. Eichholz und dem Rittergutsbesitzer Will⸗ mann zu Blossim verliehen. Mehrere silberne und bronzene Vereins⸗ medaillen kamen in der Klasse C, Schafe und Schweine, zur Verthei⸗ lung. Der Firma Beermann⸗Berlin wurde für Schutzvorrich⸗ tungen an landwirthschaftlichen Maschinen eine silberne Staats⸗ medaille und der Firma Petzold u. Co.⸗Berlin für eine Dampfdresch⸗ maschine im Betriebe eine bronzene Staatsmedaille zuerkannt. Die einer künstlichen Fischzuchtanstalt im Betriebe von Fisch⸗ züchter Hübner⸗Thalmühle und die einfachen Keimapparate für Saat⸗ getreide, welche von dem Handelsgärtner und Samenhändler H. Finn in Storkow neben einer reichhaltigen Sammlung von controlirtem Saatgetreide ausgestellt waren, fanden lebhaftes Interesse bei den zahlreichen Besu der Ausstellung. Eine Verloosung und ein Festmahl schlossen heute das Storkower Thierschau⸗Fest.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
„In der Woche vom 15. bis 21. Mai gestaltete sich der Gesund⸗ heitsstand in Berlin etwas weniger günstig und auch die Sterb⸗ lichkeit hat etwas zugenommen (von je 1000 Bewohnern starben, aufs Jahr berechnet, 20,4). Noch immer kamen Erkrankungen an acuten Entzündungen der Athmungsorgane in großer Zahl zum Vorschein und endeten auch in größerer Zahl als sonst um diese Jahreszeit tödtlich. Erkrankungen an epidemischer Grippe wurden jedoch nicht bekannt, auch ist⸗kein weiterer Todesfall aus der der Be⸗ richtswoche vorhergegangenen Woche gemeldet worden, sodaß die Epidemie als erloschen angesehen werden muß. Dagegen gelangten acute Darmkrankheiten in ansehnlich gesteigerter Zaßt zur 2 2. Beobachtung, die auch in großer Zahl zum Tode führten, wovon über 50 % auf Kinder unter ein Jahr entfielen. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war auch eine größere als in der Vorwoche; von je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 77 Säuglinge. — Von den Infectionskrankheiten kamen Er⸗ krankungen an Masern und an Diphtherie in wenig gegen die Vor⸗ woche veränderter Zahl zur Anzeige; Masern zeigten sich in der jenseitigen Luisenstaedt und in der Rosenthaler Vorstadt, Diphtherie in der Rosenthaler Vorstadt am häufigsten. Erkrankungen an Scharlach, die etwas häufiger ungünstig verliefen, haben zu⸗ enommen; Erkrankungen an Kindbettfieber gelangten 5 zur Kenntniß. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut waren nicht selten, Frkeankungen an Unterleibstyphus blieben vereinzelt. Je 1 Er⸗ krankung an Genickstarre und an Flecktyphus kamen zur Anzeige. Er⸗ krankungen an Keuchhusten wurden mehr 5 doch blte⸗ der Verlauf überwiegend ein milder. Rheumatische Beschwerden all Art zeigten in ihrem Vorkommen keine wesentliche Veränderung.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 31. v. M. gestellt 9746, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 30. v. M. gestellt 3723, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am 31. Mai das Grundstück des Kaufmanns Franz Ludwig Scherlau hierselbst, in der Pasewalkerstraße 5 und Plantagenstraße 41 belegen, zur EH Fläche 8 a 57 qm. Mindestgebot 1100 ℳ Für das Meistgebot von 2000 ℳ wurden die Kaufleute Samuel Köhler und Baer Peritz gleichberechtigte Ersteher. — Auf⸗ gehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung, betreffend das Grundstück Emdenerstraße 44, dem Fabrikanten Wilhelm Liebig zu Berlin gehörig und die Termine am 4. Juli d. J.
— Vereinigte Königs⸗ und Laurahütte. In der heute unter dem Vorsitz des Herrn Geheimen Commerzien⸗Raths Heinr. Heimann abgehaltenen Aufsichtsrathssitzung berichtete die Direction über die Resultate des dritten Quartals des Geschäftsjahres 1891/92 und verglich sie mit denen des entsprechenden Zeitraums des Vorjahres. Hiernach ist die Production in Steinkohlen zurückgegangen, in Eisenerzen, Roheisen und den 1uu“ der Walzwerke gestiegen. Der Absatz der Producte hielt. mit der Production annähernd gleichen Schritt. Die Baareinnahme für verkaufte Producte belief sich auf 7 359 000 ℳ, d. i. um 83 000 ℳ mehr, der Bruttogewinn dagegen war um 409 500 ℳ geringer und stellte sich auf nur 694 000 ℳ Am Schluß des Quartals lagen an Aufträgen vor: bei den schlesischen Werken 21 480 t mit einem Werthe von 2745 900 ℳ gegen 34 850 t mit einem Werthe von 4 741 000 ℳ im Vorjahre, bei der Katharina⸗ hütte 6530 t im Werthe von 715 000 Rbl. gegen 4068 t im Werthe von 440 700 Rbl. Der nicht unerhebliche Rück⸗ gang der Erträge resultirt aus den geringeren Preisen der Walzwerks⸗ producte, welche sich für die sckesischen erke um 11 ℳ pro Tonne geringer stellten. Stabeisen und Bleche der Katharinahütte konnten annähernd zu den gleichen — d. h. vorjährigen — Preisen placirt werden. Die Preise für Steinkohlen wurden aufrecht erhalten, allerdings auf Kosten, des quantitativen Absatzes; es blieb dieser gegen das correspondirende Quartal des Vorjahrs um 11 500 t zurück. Wenn, wie schon gesagt, im Absatz der Walzwerksproducte eine nicht unwesentliche Steigerung, und zwar um annähernd 3000 t, stattgefunden hat, so war es trotzdem nicht angängig, die Preise zu erhöhen, weil der Import ausländischer are hintenan⸗ gehalten werden mußte, und weil diejenigen heimischen Werke, die außerhalb der Verbände stehen, die Preise der letzteren unterboten. Zur Zeit sind unsere Werke in Stabeisen und Blechen recht gut besetzt, dagegen mangelt es an Aufträgen in Eisenbahnmaterial; da es kaum gelingen wird, solche genügend zu beschaffen, so wird eine Ein⸗ schränkung des Betriebes nicht zu umgehen sein. Der Bruttogewinn der drei ersten Quartale des laufenden Geschäftsjahres beziffert sich auf 2825 000 ℳ, d. i. um 864 800 ℳ weniger als im Vorjahre. Dieser Mindergewinn vertheilt sich mit 30 850 ℳ auf die Steinkohlengruben und mit 847 700 ℳ auf die Hüttenwerke, während die Eisenerzgruben und Landgüter einen Mehrgewinn von 25 600 ℳ aufweisen. Die noch immer sehr unlohnenden Preise der Walzwerksprod ucte, sowie der Mangel an Aufträgen in Eisenbahnmaterial legen die Befürchtung nahe, daß ü der Gewinn der Hüttenwerke noch mehr herabmindern wird.
n den anderen deutschen Productionsgebieten, desgleichen im con⸗ currirenden Auslande, liegen die Verhältnisse ähnlich wie in Schlesien. Im September des laufenden Jahres findet die nächste Sitzung des Aufsichtsrathes statt, in der der Jahresabschluß vorgelegt
werden wird.
mittagsziehung:
“
. Verkehrs⸗Anstalten.
Wien, 31. Mai. (W. T. B.) Nach einer „Wiener Fremdenblatt“ ist seit der Einführung des neuen öͤster⸗ reichischen Telegraphentarifes im Inlandverkehr und sian Verkehr mit Deutschland in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres eine Mindereinnahme von 8 % gegen die gleiche Periode des Vorjahres zu verzeichnen. Die rrhandlungen mit der Wiener Privat⸗Telegraphengesellschaft wegen Ablösung des Wiener Telephon⸗ netzes würden von der Staatsverwaltung ang Juli eingeleitet werden, da bis dahin die Abschätzung und Inventarisirung der Telephonanlaägen beendet sein werde. .
London, 31. Mai. 18— T. B.) Der Union⸗Dampfer „Anglian“ ist auf der Ausreise heute in Southampton an⸗
gekommen. Theater und Musik.
In der Vorstellung der „Cavalleria rusticana“ am eitag im Königlichen Opernhause sind die Damen ierson, Dietrich und Lammnert, die Herren Sylvase und Schmidt beschäftigt. Darauf folgt „Das Nachtlager in Granada“ mit Fräulein Weitz und den Herren Rothmühl, Bulß, Stammer, Lieban und Krasa. Am Sonnabend geht „Ritter Päsman“ mit den Damen Herzog, Dietrich und Rothauser, den Herren Philipp, Möd⸗ linger, Krolop, Ernst und Lieban zum ersten Mal in Scene. Die Vorstellung wird am Sonntag wiederholt.
m Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater werden an den Pfingstfesttagen die Aufführungen des „Sonntagskindes“ durch Vorstellungen älterer beliebter Operettenwerke unterbrochen. Zu Sonnabend und Sonntag ist „Der Bektelstudent“ neu einstudirt angesetzt, zum Montag „Der arme Jonathan“, während im Park, wie in früheren Jahren üblich, Frühconrerte“ stattfinden. Die letzteren beginnen am Sonntag und Montag um 6 Uhr Morgens (Eintritts preis 30 ₰) und werden von der Kapelle des 1. Garde⸗Ulanen⸗ Regiments (Dirigent: Stabskrompeter Rudolph) ausgeführt.
Das Residenz⸗Theater hat gestern mit dem Schwank „Firma Rondinot“ die diesjährige Spielzeit geschlossen. Die nächste Spielzeit, die sechste unter der Direction Sigmund Lautenbur „wird am 27. August d. J. mit dem neu einstudirten Schauspiel „Denise“ von Dumas, worin mehrere neu verpflichtete Kräfte zum ersten Male auftreten, eröffnet.
Im Kroll'schen Theater wird Rubinstein's Oper „Die Maccabäer“ noch ein⸗ oder zweimal zu gewöhnlichen Preisen zur Auf⸗ führung kommen, da sich in Fräulein Beuer eine stimmlich wie schau⸗ spielerisch geeignete Vertreterin der Partie der Leah gefunden hat. — Das Gastspiel von Frau Marcella Sembrich findet morgen in der Titelrolle von Donizetti's „Regimentstochter“ seine Fortse ung. Die erste Aufführung von Alban Förster's „Lorle“ ist, wie schon mitge⸗ theilt, auf Freitag verschoben worden. Der Componist ist aus Neu⸗ strelitz eingetroffen, um den letzten Proben beizuwohnen. 8
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) 8
Bei der gestern fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 186. Königlich preußis er. Klassenlotterie fielen in der Nachmittags⸗Ziehung:
1 Gewinn von 15 ℳ auf Nr. 160 042.
1 Gewinn von 10 000 ℳ auf Nr. 738. .
5 Gewinne von 5000 ℳ auf Nr. 29 944. 90 538.
34 Gewinne von 3000 ℳ auf Nr. 1372. 6677. 10 061. 11 675. 23 451. 29 985. 41 468. 42511. 45 762. 50 686. 64 162. 73 339. 77 879. 84 638. 86128. 88 150. 92 908. 94 591. 97 814. 100 242. 107 178. 112 756. 119 914. 120 928. 123 350. 123 386. 146 517. 152389. 160 942. 174 416. 180 915. 181 701. 184 802. 188 229.
36 Gewinne von 1500 ℳ auf Nr. 2669. 9829. 10 492. 10 668. 10 918. 12 821. 14 854. 34 972. 38 896. 41 453. 51 638. 55 504. 60 034. 74 056. 86 622. 95 971. 97 959. 100 938. 107 711. 108 043. 113 449. 114 733. 116 807. 117 169. 117 569. 121 551. 150 013. 151 074. 155 400. 159 771. 160 200. 161 376. 176 655. 178 446. 183 353. 183 595.
41 Gewinne von 500 ℳ auf Nr. 204. 2771. 13 685. 19 492. 26 714. 35 582. 37 524. 42 223. 43 241. 43 318. 48 674. 48 830. 48 918. 51 042. 54 882. 65 885. 66 470. 77 ,327. 78 894. 80 210. 98 693. 107 002. 107 859. 113 644. 123 040. 139 970. 146 821. 149 099. 149 338. 152 628. 153 360. 156 203. 167 601. 172 133. 174 926. 176 693. 186 182. 186 184. 186 405. 186 511. 188 820.
Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 186. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Vor⸗ 2 Gewinne von 30 000 ℳ auf Nr. 99 489.
176 485.
1 Gewinn von 10 000 ℳ auf Nr. 164 885. 33 Gewinne von 3000 ℳ auf Nr. 563. 3741. 4316. 6125. 6468. 9583. 12 035. 20 091. 25570. 28555. 34 232. 42184. 44 842. 64 210. 66 249. 76 483. 80 806. 85 995. 102 746. 122 584. 123 948. 128 239. 138 074. 142 518. 142 932. 156 041. 163 883. 165 067. 165 396. 172 942. 173 908. 181 118. 183 871.
31 Gewinne von 1500 ℳ auf Nr. 3378. 16 097. 16 935. 17 139. 22 423. 28 892. 30 670. 37 120. 54 251. 55 263. 58 277. 67 185. 72 694. 73 550. 74 271. 83 792. 93 272. 94 169. 97 077. 99 954. 109 941. 112 236. 112 832. 113 607. 125 867. 130 638. 144 470. 148 302. 174 224. 175 861. 177 479.
44 Gewinne von 500 ℳ auf Nr. 7736. 15 837. 18 281. 21 659. 31 089. 36 651. 39 636. 42 909. 43502. 47 370. 47 743. 55 006. 55 121. 59 184. 60 220. 63 955. 75 083. 77 950. 79 983 80 332. 88 755. 88 690. 95 876. 98 927. 100 015. 114 393. 116 584. 122 243. 123 673. 124 669. 125 629. 128 686. 132 078. 135 049. 135 087. 138 616. 138 792. 152 386. 162 610. 164 932. 170 250. 174 178 451. 188 2265.
11“ Mannigfaltiges. Die Fe; Grundsteinlegung für die dritte Kirche in der St. Elisabeth⸗Gemeinde auf dem Friedhofe Ackerstraße 37 — bce die „Voss. Ztg.“ erfährt, morgen, Nachmittags 7 Uhr, vor sich gehen.
In den Straßen des Westens, die zu Charlottenburg ge⸗ hören, sind, wie die „N. Pr. Z.“ schreibt, seit einigen Tagen die an den Straßenecken befindlichen Laternenpfähle mit gußeisernen
Armen nach Art der Wegweiser versehen worden, auf denen die Nam der Straßen in weithin sichtbarer Schrift angegeben sind.
Seit Freitag voriger Woche fährt ein Omnibus Linie Spittelmarkt. Goltzstraße Abends mit elektrischem Glühlicht. Diese. Beleuchtung hat sich, wie die „Voss. Ztg.“ schreibt, bisher als E“ und sie ist so hell, de man auf jedem Platze des
Tagens bequem selbst kleinen Druck lesen kann. Ob indessen diese Beleuchtung dauernd eingeführt werden soll, hängt von dem Betrage 2 Ko 8 a man durch eine vierzehntägige Probefahrt fesl 1
ellen will.