1892 / 130 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Jun 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Mangels vorbehalten hat, war von einer Seur be⸗ antragt, dem Besteller eine Prüfungspflicht in der Art auf⸗ zuerlegen, daß ihm nach erfolgter Abnahme die degeichaüten nsprüche nur noch wegen solcher Mängel zustehen sollen, die ihm bei der Abnahme ohne grobe Fahrlässigkeit unbekannt geblieben oder von dem Uebernehmer arglistig verschwiegen sind, sowie wegen solcher bestimmt bezeichneter Mängel, wegen deren er sich bei der Abnahme seine Rechte vorbehalten hat. Nach lebhafter Debatte entschied sich die Mehrheit unter Ab⸗ lehnung des Antrages für den Entwurf. Auch die Vor⸗ schriften des § 573 Abs. 1, 2, welche die Zeit der Ent⸗ richtung der für die Herstellung des Werkes vereinbarten Vergütung festsetzen, wurden nach dem Entwurf angenommen. Dagegen wurde die Vor⸗ schrift des Abs. 3 des § 573 über Verzinsung einer als Gegenleistung geschuldeten Geldsumme gestrichen. Gegen die Vorschrift des 4 574, welche dem Uebernehmer ein gesetz⸗ liches Pfandrecht an den von ihm bearbeiteten beweg⸗ lichen Sachen des Bestellers gewährt, erhob sich kein Wider⸗ spruch. Zu einer sehr eingehenden Erörterung führte aber die von dem Entwurf verneinte Frage, ob auch dem Uebernehmer eines Bauwerkes (dem Bauhandwerker) wegen seiner Forde⸗ rungen für Arbeit, Material und Auslagen ein gesetzliches Pfandrecht an dem Baugrundstück oder wenigstens ein fandrechtstitel eingeräumt werden solle. Man war überwiegend der Ansicht, daß die Bauhandwerker zwar thunlichst egen Verluste zu schützen seien, die Einräumung eines gesetz⸗ ichen Pfandrechts jedoch mit den Zwecken des Grundbuchs sich nicht vereinigen lasse und deshalb ein weitergehender Schutz als die Gewährung eines Pfandrechtstitels und die Zulassung der Eintragung einer Vormerkung nach Maßgabe der Vor⸗ schriften des § 845 nicht angängig sei. Im einzelnen gingen die Ansichten darüber auseinander, ob dem Uebernehmer ein Anspruch auf Bestellung einer sogenannten Buchhypothek oder nur auf Bestellung einer Sicherungshypothek, ferner ob ihm dieser Anspruch sofort nach Abschluß des Werkvertrages oder erst nach der Inangriffnahme des Werkes für einen der bereits geleisteten Arbeit entsprechenden Betrag der Vergütung oder nur wegen seiner fälligen Forderungen zustehen solle. Die Mehrheit entschied sich dahin, dem Uebernehmer wegen seiner Forderungen aus dem Werkvertrage einen Anspruch auf Bestellung einer Sicherungshypothek an dem Baugrundstücke zu gewähren; für den Fall jedoch, daß die Forderungen noch nicht fällig sind, nur für einen der bereits geleisteten Arbeit entsprechenden Betrag der versprochenen Ver⸗ gütung. Der § 575, welcher dem Uebernehmer einen Anspruch 87 eine angemessene Vergütung zu⸗ spricht, wenn der Beginn oder die Fortführung des Werkes dadurch verzögert wird, daß der Besteller die ihm ur Ausführung des Werkes obliegenden Handlungen er Aufforderung des Uebernehmers ungeachtet nicht vornimmt, wurde im wesentlichen nach dem Entwurf angenommen, jedoch mit dem Zusatze, daß der Ueber⸗ nehmer berechtigt sein soll, dem Besteller zur Nachholung der vorzunehmenden Handlungen eine angemessene Frist mit der Erklärung zu bestimmen, daß er von dem Vertrage zurücktrete, wenn die Handlungen nicht innerhalb der Frist vorgenommen werden. Auch die §§ 576, 577, welche die Tragung der Gefahr des Werkes regeln, fanden die Zustimmung der Mehrheit, der § 576 jedoch mit dem Zusatze, daß, wenn das Werk auf Verlangen des Bestellers von dem Uebernehmer an einen anderen Ort als denjenigen versendet wird, an welchen es nach dem Vertrage abzuliefern ist, die für den Kauf getroffenen Vorschriften des § 465 entsprechende Anwendung finden sollen. Der von einer Seite gestellte Antrag, den § 577 dahin zu verallgemeinern, daß, wenn das Werk vor der Abnahme infolge eines bei dem Besteller eingetretenen Umstandes, insbesondere bei Herstellung eines Bauwerks infolge eines das Baugrundstück treffenden Zufalls, untergegangen oder verschlechtert oder un⸗ ausführbar geworden sei, der Uebernehmer Anspruch auf einen der von ihm geleisteten Arbeiten entsprechenden Theil der Ver⸗ ütung sowie auf Ersatz der in der Vergütung nicht mit⸗ egriffenen Auslagen haben solle, wurde abgelehnt, ebenso der eventuelle Antrag, dem Uebernehmer einen solchen Anspruch zu gewähren, wenn der Untergang oder die Verschlechterung des Werkes durch höhere Gewalt herbeigeführt sei. Auch dem von anderer Seite gestellten Antrage, bei Herstellung eines Bauwerkes den Besteller die Gefahr der durch höhere Gewalt verursachten Beschädigung oder Zerstörung tragen zu lassen, wurde keine Folge gegeben. Gegen das im § 578 dem Be⸗ steller eingeräumte freie Rücktrittsrecht erhob sich kein Widerspruch. Eine Ergänzung erfuhr aber der § 578 durch die Aufnahme einer Vorschrift, welche dem Besteller wegen einer wesentlichen Ueberschreitung eines Vor⸗ anschlages der Kosten den Rücktritt vom Vertrage mit der Wirkung gestattet, daß der Anspruch des Uebernehmers sich auf einen der von ihm geleisteten Arbeiten entsprechenden Theil der Vergütung beschränkt. Der Uebernehmer soll aber dem Besteller zum Schadensersatz verpflichtet sein, wenn er nicht unverzüglich, nachdem er die zu erwar⸗ tende Ueberschreitung des Voranschlages erkannt hat oder hätte erkennen mussen, von derselben dem Besteller An⸗ zeige gemacht hat. Der § 579, welcher den Begriff des Werkvertrages auch auf solche Verträge ausdehnt, die nicht die Herstellung oder Veränderung einer Sache, sondern einen sonstigen durch Arbeits⸗ oder Dienstleistung herbei⸗ zuführenden Erfolg zum Gegenstande haben, hat durch die Beschlüsse zu § 567 seine Erledigung gefunden. Zu einer lebhaften Discussion führte die (früher ausgesetzte) Be⸗ rathung der Vorschriften des § 568 über die Ab⸗ grenzung des Werkvertrages egenüber dem Kauß e. Die Mehrheit entschied sch dafür, daß, wenn der Uebernehmer sich verpflichtet hat, das Werk aus einem von ihm selbst zu beschaffenden Stoffe herzustellen und dem Besteller zu liefern, die für den Kaufvertrag geltenden Vorschriften Anwendung finden sollen, wenn jedoch eine nicht vertretbare Sache zu liefern ist, nur mit den Abweichungen, die sich aus den für den Werkvertrag geltenden Vorschriften der §§ 569 bis 573, 575 bis 578 ergeben. Gegen die Vorschrift des § 568 Abs. 2 Satz 1, daß, wenn der Uebernehmer sich nur zur Beschaffung von Zuthaten oder Nebensachen verpflichtet hat, lediglich die Vorschriften über den Werkvertrag Anwendung finden, erhob sich kein Widerspruch. Dagegen wurde die Vorschrift des § 568 Abs. 2 Satz 2, daß das Gleiche auch dann gelten soll, wenn aus dem von dem Uebernehmer zu beschaffenden Stoffe ein Bauwerk auf dem von dem Besteller zu beschaffenden Grund und Boden herzustellen ist, gestrichen, da die Vo chrift, soweit richtig, selb tändlich sei.

Die Berathung wandte sich sodann den Vorschriften über den Mäklervertrag 580) zu. Der sachliche Inhalt des § 580, welcher die Voraussetzungen bestimmt, unter denen eine versprochene Mäklergebühr als verdient anzusehen ist, fand keinen Widerspruch. Verschiedene Anträge, welche den Anspruch auf die Mäklergebühr auszuschließen be⸗ zweckten, wenn der mit der Vermittelung eines Ver⸗ trages beauftragte Mäkler sich nicht nur von der einen Partei, sondern unter Verschweigung dieses Umstandes auch von der anderen Partei eine Mäklergebühr hat ver⸗ sprechen lassen, wurden abgelehnt. Die . . war der Ansicht, daß, soweit in Fällen der Art das Verhalten des Mäklers sich als eine Verletzung seiner Vertragspflichten dar⸗ stellen sollte, die allgemeinen Grundsätze ausreichend seien, um etwaigen Mißbräuchen wirksam zu begegnen.

Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Baden, Commandeur der 4. Garde⸗Infanterie⸗Brigade, hat sich mit Urlaub nach Koblenz und Baden begeben.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich württem⸗ bergischer Ober⸗Finanz⸗Rath von Fischer und Senator der freien und Hansestadt Lübeck Dr. Klügmann, sind von Berlin abgereist. 8

S. M. S. „Arcona“, Commandant Corvetten⸗Capitän

Draeger, ist am 1. Juni in Barbados (Westindien) ein⸗ getroffen. S. M. Kreuzer „Sperber“, Commandant Corretten⸗

Capitän Fischer, ist am 17. Mai in Apia eingetroffen.

München, 2. Juni. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Luxemburg traf gestern von Kopen⸗ hagen hier ein und setzte nach kurzem Aufenthalt seine Reise nach Schloß Hohenburg fort. u1““

Reuß j. L. AX““

Gera, 2. Juni. Seine Durchlaucht der Fürst feiert am 11. Juli das Fest seiner fünfundzwanzigjährigen Regierung. Auf Wunsch Seiner Durchlaucht unterbleiben alle kostspieligen Festlich⸗ keiten; um aber den Tag zu ehren, hat sich im oberländischen wie im unterländischen Bezirk, der „Ger.⸗Ztg.“ zufolge, eine Anzahl an⸗ gesehener Persönlichkeiten zusammengethan, um durch Samm⸗ lung freiwilliger Spenden das Kapital für eine wohlthätige zusammenzubringen, das dem Fürsten zu beliebiger Verwendung überreicht werden soll. G

Elsaß⸗Lothringen.

Straßburg, 2. Juni. Der Statthalter Fürst Hohen⸗ lohe traf auf seiner Rundreise heute in Diedenhofen ein und wurde von den Behörden und der Bevölkerung festlich empfangen. Den Kreis⸗ und Stadtbehörden gegenüber sprach der für den herzlichen Empfang wiederholt seinen Dank aus.

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Der Papst wird dem Kaiser Franz Joseph, wie in Budapest verlautet, aus Anlaß des fünfundzwanzigjährigen Jubiläums der Krönung zum König von Ungarn durch den Nuntius Galimberti ein eigenhändiges Begrüßungsschreiben überreichen lassen. 1

Dem „Fremdenblatt“ zufolge ist es unrichtig, daß die Handelsvertragsverhandlungen mit Serbien in Pest fortgesetzt werden sollen. Die Verhandlungen würden thatsächtlich heute in Wien wieder aufgenommen werden. Unrichtig sei ferner, daß es sich bei den bevorstehen⸗ den Verhandlungen nur noch um wenige Punkte der Veterinär⸗Convention handle. Gegenüber den Be⸗ richten auswärtiger Blätter über angebliche I.g des serbischen Cabinets⸗Präsidenten Pasic kann das „Fremdenblatt“ auf Grund verläßlichster Informationen melden, daß betreffs des Grenzverkehrs keine principielle Meinungsverschiedenheit bestehe und daß auch befüglich der Frage der Veterinär⸗Convention eine Verständigung bereits an⸗ gebahnt sei. Die Hauptschwierigkeit liege vielmehr in der Fixirung der Zollsätze des serbischen Tarifs.

egenüber anderweitigen Meldungen mehrerer Blätter wird, wie „W. T. B. meldet, aus competentester Quelle ver⸗ sichert, der Chef der Cabinets⸗Kanzlei habe von einem Mitglied der rumänischen Deputation nur ein versiegeltes Packet übernommen; namentlich sei unrichtig, daß er erklärt habe, er werde die angeblich in dem Packet enthaltene Denk⸗ schrift dem Kaiser alsbald vorlegen. Das Packet sei vielmehr dem in der Angelegenheit competenten ungarischen Ministerium überwiesen worden.

Das Abgeordnetenhaus hat gestern einstimmig einen Dringlichkeitsantrag des Abg. Sueß angenommen, durch den die Regierung aufgefordert wird, für die durch die Katastrophe von Przibram Betroffenen ausreichend zu sorgen und die Namen der bei den Rettungsarbeiten Be⸗ theiligten auf einer Marmortafel zu verewigen. Der Jungczeche Kaizl dankte im Namen seiner Partei dem Abg. Sueß für die Einbringung des Antrages und bezeichnete die in diesem Falle bekundete Einig⸗ keit aller Parteien als erhebend. Der Minister⸗Präsident Graf Taaffe erklärte, sofort nach Eintreffen der Nachrichten über den Grubenbrand im Mariaschachte des Silberbergwerks Birkenberg seien die nothwendigen Verfügungen getroffen worden. Der Ackerbau⸗Minister und der Statthalter befänden sich an Ort und Stelle und seien Semicet das Erforderliche anzuordnen. Der Minister⸗Präsident zollte der bewunderns⸗ werthen Haltung der Bevölkerung während und nach der Katastrophe die größte Anerkennung. .

Großbritannien und Irland.

Bezüglich der Verhandlungen zwischen England und Spanien wegen eines Handelsabkommens hieß es neulich, sie wären von England wegen zu hoher Anforderungen Spaniens abgebrochen worden. Dies wurde von dem Parla⸗ ments⸗Secretär des Auswärtigen Lowther in der gestrigen Sitzung des Unterhauses mit der einschränkenden Bemerkung bestätigt, daß die Unterhandlungen eine „zeitweilige Unter⸗ brechung“ erfahren hätten, weil Spanien bisher England die Behandlung als meistbegünstigte Nation oder aber die Ver⸗

län erung des Iföhaen Uebereinkommens nicht wollen. Er fügte hinzu, zwischen den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika und Spanien sei ein Ab⸗

kommen über den zwischen den Vereinigten Staaten

und den spanischen Antillen abgeschlossen worden. Die Vorgänge in Uganda bildeten den einer Anfrage im Unterhause.

klärte,

keine Erklärung abgeben. chen ist neuester Nachricht zufolge dem Unterhause ein Blaubuch zugegangen, welches eine Anzahl früherer Depeschen über die ignifse in Uganda enthält. Das erste Telegramm ist vom 18. April datirt und von dem englischen Konsul in Sansibar an Lord Salisbury gerichtet. Es wird darin einfach die den

französischen Missionaren in Sansibar zugegangenen Nach⸗ richten über die Niedermetzelung französischer und ein⸗

heimischer Katholiken in Uganda, für welche Capitän Lugard und die Beamten der englisch⸗ostafrika⸗ nischen Gesellschaft verantwortlich gemacht worden seien, mitgetheilt. Lord Salisbury fragte am 28. April wegen der Quelle dieser Nachrichten an und erhielt zur Antwort, daß diese den Berichten des französischen Bischofs in Uganda und des Lieutenants Langheld entstammten. Am 16. Mai meldete der englische Konsuxl in Sansibar nach Berichten aus eng⸗ lischer Quelle, daß große Kämpfe in Uganda stattfänden und daß Capitän Lugard Waffen und Munition nöthig haben würde. Die englisch⸗ostafrikanische Gesellschaft übermittelte am 16. Mai ein Telegramm aus Mombasa, wo⸗ nach Capitän Lugard unter Vorbehalt der Genehmigung seitens des Khedive tausend Mann gut bewaffneter egyptischer Truppen unter Befehl Selim⸗Bey's anwerbe, welche unter der Flagge der Gesellschaft kämpfen sollten. Das Oberhaus hat sich bis zum 13. d. M. vertagt.

Frankreich.

Der Präsident Carnot empfing gestern Nachmittag im Elysée den König von Schweden unter den üblichen Eßren⸗ bezeugungen. Heute Vormittag wird der König das Déjeuner im Elysée einnehmen und Abends nach Genf abreisen.

Der Prinz Ferdinand von Sachsen⸗Coburg traf gestern in Paris ein und reiste nach kurzem Aufenthalt mit der Prinzessin Clementine nach Chantilly ab.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer richtete Délrouloͤde eine Anfrage an die Regierung wegen der Gerüchte über Abänderungen des Festpro⸗ gramms in Nancy. Der Minister⸗Präsident Loubet er⸗ widerte, die Regierung habe diese Feste in voller Freiheit ge⸗ regelt, ohne sich e; wie durch Erwägungen beeinflußen zu lassen, auf welche die Presse angespielt habe. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.

Sämmtliche niederländischen Studentenverbin⸗ dungen haben dem „H. T. B.“ zufolge die Betheiligung an der Feier in Nancy abgelehnt. Auch die italienischen demokratischen Studentenvereine haben beschlosgen. an der Fe nicht theil zu nehmen, sie werden aber einen Bundes⸗ gruß entsenden.

Die Budgetcommission setzte in dem Getränke⸗ steuer⸗Entwurf die vorgeschlagene Steuer von 50 Centimes 8 8 Grad Alkohol in einem Hektoliter Bier auf 30 Centimes

erab.

Die beiden Brüder Henry, deren Verhaftung wegen ihrer in der Anarchistenversammlung am vorigen Sonnabend gemachten Aeußerungen gestern mitgetheilt worden ist, sind, wie die Pariser Blätter melden, am Dienstag Abend bereits wieder freigelassen worden. Ebenso ist Pouget, der Leiter des anarchistischen Blattes „Pére Peinard“, dessen Freilassung von den Rednern in der Versammlung am Sonnabend beharrlich verlangt wurde, am Montag Abend auf freien Fuß gesetzt worden. Er war mit vielen andern Anarchisten vor dem 1. Mai verhaftet worden. Gestern Vormittag wurden nach einer Meldung des „W. T. B.“ in St. Ouen wieder fünf Anarchisten verhaftet.

Rußland und Polen.

In Sebastopol sollen im Herbst die Krieg bauten beginnen, sobald die der russischen Dampfer⸗ und Handelsgesellschaft gehörenden Werften dem Marineressort über⸗ geben worden sind. Der dortige Kriegshafen soll, nach der „St. Pet. Ztg.“, in jeder Beziehung ein Musterhafen werden; er wird mit den allerneuesten Errungenschaften auf diesem Ge⸗ biete ausgerüstet und in großartigem Maßstabe befestigt.

Die hohe Pforte hat der russischen Regierung gestattet, in San Stefano für die im letzten türkischen Kriege gefallenen russischen Soldaten und Offiziere ein Denkmal zu errichten.

Italien.

Deer Gesetzentwurf über das provisorische Budget ist nunmehr gestern in der Deputirtenkammer zur Vertheilung gelangt. Heute tritt die Budgetcommission zur Berathung des Entwurfs zusammen. Ueber die weiteren Berathungen der Weinzollclausel in der Kammer wird berichtet: Nach der Erklärung des Finanz⸗Ministers, die Regierung stimme der sofortigen Anwendung der Weinzollclausel zu, da die italieni⸗ schen Producenten rcheza einstimmig den ihnen gewährten Zoll⸗ schutz ebleheter⸗ er bitte aber, die facultative Formel anzu⸗ nehmen, beschloß die Kammer gestern in geheimer Abstimmung mit 181 gegen 63 Stimmen die sofortige Anwendung der Weinzollklausel in folgender Fassung: Die Regierung ist ermächtigt für die meistbegünstigten Länder den Einfuhrzoll auf ein Hektoliter Wein in Fässern und Gebinden auf 5 Fr. 77 Cts. herabzusetzen.

Zur Feier der zehnten Wiederkehr des Todes⸗ tages Garibaldi's 6. Juni 1882) kamen gestern etwa zehntausend Personen auf der Insel Caprera woselbst auch die ganze Familie Garibaldi's weilte. Der König übersandte an Menotti Garibaldi ein Telegramm, in welchem es heißt: „Das Andenken an den großen Geist Garibaldi's, der, sich die höchste Aufgabe stellend, jeden kleinlichen Parteikampf verachtete, wird stets die lebhafteste Flamme der Vaterlandsliebe bei dem italie⸗ nischen Volke unterhalten, welches die Einheit und Freiheit würdigend, sich an dem Beispiele derjenigen zu be⸗ geistern wissen wird, die ihm diese höchsten Güter eroberten.“ Schließlich bittet der König Menotti, in seinem Namen Blumen auf dem Grabe Garibaldi's nieder⸗ legen zu lassen. Die Gedenkfeier gestaltete sich zu einer glän⸗ zenden Kundgebung. Eine Störung erfuhr se jedoch da⸗ burch, daß in einem mit Menschen dicht gefüllten Zimmer der Fußboden einstürzte, wodurch zehn Personen verletzt wurden.

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eestern wiederum

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Königin von I bezweckte. noocch rechtzeitig en

Schweiz. 3“ Die andelsvertrags⸗Unterhandlungen der

Schweiz mit ssnmielg dauern noch immer fort. Am 1

Dienstag erst sind, wie der Berner „Bund“ mittheilt, Gegen⸗ forderungen oder Vorschläge von Frankreich eingetroffen. 8 seien aber in keiner Weise befriedigend für die Schweiz, so daß Frankreich sich zu weit erheblicheren Concessionen werde verstehen müssen, falls ein Abkommen zu stande kommen soll. „Frankreich“, so heißt es weiter, „plant, eine Art Conventionaltarif in dem Sinne zu ver⸗ einbaren, daß für gewisse Artikel besondere Tarifansätze aufgestellt werden. Der Bundesrath hat Dienstag Nachmittag in einer Extrasitzung die Mittheilungen der französischen Re⸗ gierung besprochen und die Antwort darauf, beziehungsweise die neuen Instructionen, festgestellt. Es besteht noch wenig Aussicht, daß eine Vereinbarung erzielt werden könne; der Bundesrath rechnet aber darauf, daß er noch während der laufenden Tagung der eidgenössischen Räthe in der Lage sein werde, bestimmte Auskunft darüber zu ertheilen, ob ein Vertragsverhältniß möglich sei oder nicht. Sollte die Frage verneint werden, so müßte man über das weitere Vorgehen schlüssig werden. Es würde sich darum handeln, ob die Schweiz zur Anwendung des Generaltarifs oder gar zu Differentialzöllen übergehen will. Am meisten beklagen sich gegenwärtig die Sticker, Drucker und Baumwollweber.“

Der Bundesrath hat den Entwurf für den Neubau eines Parlamentsgebäudes in Bern genehmigt. Bei der Bundesversammlung soll zu dem Zweck noch während der gegenwärtigen Tagung ein Credit von etwas über fünf Mil⸗ lionen Francs beantragt werden. 1

Der Ständerath hat, der „Köln. Ztg.“ zufolge, gestern mit unwesentlichen Aenderungen die Staatsrechnung für 1891 mit 73 012 038 Fr. Ausgaben, 69 041 928 Fr. Einnahmen

genehmigt.

5 Luxemburg.

Die Abgeordnetenkammer hat sich gestern wieder In ihrer letzten Hibzung beschloß die Kammer trotz des iderspruchs des General⸗Directors der öffentlichen Arbeiten Thorn mit 21 gegen 17 Stimmen einen Wegebau bei Wiltz. Infolge dessen soll Thorn, wie verlautet, seine Entlassung einzureichen beabsichtigen.

Griechenland.

Am 6. Juni treten die neugewählten Kammern zu⸗ sammen. Da etwa drei Wochen bis zur Verification der Mandate vergehen werden, wird wohl ein Wechsel in der Regierung, wie er dem Wahlresultat entsprechen würde, erst Ende Juni eintreten. Wie der „Pol. Corr.“ geschrieben wird, wird aus diesem Grunde sich der Aufenthalt des Königs in Dänemark ziemlich ausdehnen und die Rückkehr erst um den 20. Juni erwartet werden. Die in vielen griechischen Blättern aufgetauchte Meldung, daß der Cabinets⸗ Chef Konstantopulos in das künftige Ministerium Tri⸗ kupis eintreten werde, entbehrt nach der „Pol. Corr.“ jeder Begründung. Konstantopulos strebe vielmehr die Stellung eines Führers der Opposition an. Von Delyannis werde behauptet, daß er vor der Hand nicht in der Kamm scheinen werde. v“

Dänemark. ““

Wie dem „W. T. B.“ aus Amalienborg gemeldet wird, folgt die Kaiserin von Rußland am Montag Abend dem dänischen Königspaare nach Schloß Bernstorff, wohin auch der Kaiser von Rußland sich begeben wird. Die Prinzessin Waldemar beabsichtigt, sich am Sonnabend mit ihren Kindern und dem Prinzen von Wales sowie dem Herzog von York nach England zu begeben und später ihre Verwandten in Frankreich zu Der Prinz Waldemar wird eine Seereise antreten. Der Kronprinz und die Tb von Griechenland werden die Rückreise voraussichtlich am Sonnabend antreten.

Der schon telegraphisch erwähnte Dank des dänischen Königspaars an sein Volk hat nach den „Hamb. Nachr.“ folgenden Wortlaut:

Mit Freude sahen wir dem Tage unserer oldenen Hochzeit ent⸗ gegen in dem Gedanken, im zahlreichen Kreise unserer Kinder und Enkel ein Familienfest feiern zu können. Der Tag er⸗ schien und die liebevolle Theilnahme des Volks machte das Fest zu einem Landesfest. Unzählig sind die Beweise solcher Theil⸗ nahme, welche diese Tage uns gebracht haben: liebevolle Glück⸗ wünsche und Ansprachen in jeder Gestalt Gaben, große und kleine, an uns persönlich sowohl als zu wohlthätigen Zwecken, alle aber uns ee werthvoll durch die Gesinnung, welche sie spendete. Sie haben unsere Herzen mit unsäglicher Freude und Dankbarkeit erfüllt Dankbarkeit zunächst gegen unsern und Gott, der uns gegen den Abend unseres Lebens auch dieses Glück vergönnt hat, und demnächst gegen alle diejengen, die auf so mannigfaltige und rührende Weise ihrer Ergeben⸗ heit und Theilnahme Ausdruck gaben. Unsere Worte können nicht an alle reichen, aber alles, was unsere Herzen an tiefgefühltem und innigem Dank empfinden, fasses wir in dies Eine, unsern täglichen Wunsch und unser tägliches Gebet zusammen: Gott segne unser ge⸗ liebtes Land und unser geliebtes Volk! Amalienborg, den 30. Mai 1892.

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Louise.

Christian.

Der König hat, wie man der „Köln. Ztg.“ aus Kopen⸗

hagen meldet, den Wunsch geäußert, die auf dem Hojbroplads errichtete Ehrenpforte erhalten zu sehen, worauf der Magistrat ihm dieselbe zum Geschenk machte. Der kleine Tempel soll im Park von Fredensborg aufgestellt werden.

* Amerika.

In Venezuela haben sich nach einem Nem⸗Yorker Telegramm des „H. T. B.“ die Katholiken in großen Massen gegen den Präsidenten Palacio erhoben, welcher eine Anzahl Priester habe verhaften lassen und mit der Ver⸗ haftung des Erzbischofs von Caracas gedroht habe. Unter Führung katholischer Priester sollen die Insurgenten I die ö en geschlagen haben. Der Insurgenten⸗General ora drohe Porto Cabello. (Vgl. die Tel. Dep.)

8 Auftralien.

Aus Honolulu wird dem „H. T. B.“ über London von einer Verschwörung berichtet, welche die Absetzung der Die Verschwörung sei . eckt, und es seien zwei Engländer, mehrere lmerikaner und 16 Mitverschworene verhaftet worden.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Die von einem Kauf mann, einer Handelsgesellschaft oder einer Actiengesellschaft ihren geschäftlichen Angestellten mündlich ge⸗ machten Pensionszusagen sind, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, II. Civilsenats, vom 8. März 1892, rechtswirksam.

Kunst und Wissenschtst.

Bei dem Festmahl, das am 1. d. M. anläßlich der Eröffnung der sechsten großen internationalen Kunstausstellung zu München im ale des Kunstgewerbehauses veranstaltet wurde, brachte, laut Meldung des „W. T. 82 Seine Königliche Hoheit der Prinz Ludwig einen Toast auf das Gedeihen der Kunst in der ganzen Welt aus, worin er ausführte, die Wittelsbacher hätten überall Denkmale der Kunst hinterlassen. Das Centrum ihrer Kunst, München, müsse in der Weltconcurrenz weiterstreben, in dem Frieden, der heute gottlob herrsche. Ohne den Frieden gebe es keine Kunst, wenn sie auch den Erfolgen des Krieges manches Große verdanke. Möge die Kunst Eigenthum des gesammten Volkes werden!

Der Professor Erneste Lavisse ist gestern in Paris für den verstorbenen Admiral Jurien de la Gravière im zweiten Wahlgange mit 27 Stimmen zum Mitglied der Akademie heaehe worden. Die Gegencandidaten Zola und Brunetière erhielten bezw. 3 und 5 Stimmen. Beim ersten Wahlgange hatte Lavisse 13, Zola und Brunetière je 10 Stimmen.

1 .

Land⸗ und Forstwirthschaft. Die preußische Staatsforstverwaltung betrachtet es als eine ihrer Aufgaben, im Interesse der Landescultur auf den

1 Hor zanbau in den Waldungen der Gemeinden, öffentlichen

nstalten, Privatgrundbesitzer ꝛc. anregend und fördernd auch dadurch einzuwirken, daß sie gutes Pflanzenmaterial zum Selbstkostenpreise denjenigen Waldbesitzern abgiebt, welche nicht ee haben, sich die erforderlichen Pflanzen selbst zu erziehen. n der Zeit vom 1. April 1891 bis dahin 1892 sind auf diese Weise an Holzpflanzen aus den Staatsforsten ab⸗ gegeben worden:

Laubholz Nadelholz zusammen Hunderte De.] Hunderte Dc.] Hunderte De.

2 420 35 29 897 61 32 317 96 1 416, 09 48 435 87 49 851 96 2 334 43 681 370 51] 683 704 94

ommern 844 65 28 713 47 29 558 12 osfen .. 1 900 80 12 087 36 13 988 16 Schlesien 240 37 7 830 92 8 071 29 bbbb1ö114“ 402 95 11 680 30 12 083 25 Schleswig⸗Holstein .. 244 80 1 170 22 1 415 02 Hannover 7 949 21 47 360 73 55 309 94 Westfalen. 402 28 3 443 88 3 846 16 Hessen⸗Nassau 2 493 38]/ 14 936 93 17 430 31 Rheinprovinz 1531 87 5 880 63 7412 50

22 181 18] 892 808 43 914 989 161

in der Provinz

Ostpreußen Westpreußen Brandenburg

im ganzen Staat .. .

Sßteand der Saaten. 18

tand der Wintersaaten im Reg.⸗Bez. Stralsund ist überall

ein recht befriedigender. Wenngleich die Nachtfröste im März eine

kurze Zeit sichtlich nachtheiligen Einfluß übten und namentlich die

Roggenfelder viele braune Blätter zeigten, so hat doch die spätere

warme Witterung die Schäden wieder geheilt. Die Arbeiten zur Bestellung der Sommersaaten sind fast überall beendet.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Das öffentliche Gesundheitswesen Helgolands. (Aus der Denkschrift über das öffentliche Gesundheitswesen Helgolands von Dr. E. Lindemann. Berlin, 1891.)

Die vorgenannte Denkschrift enthält eine möglichst erschöpfende Schilderung aller auf das Gesundheitswesen der deutschen Nordsee⸗ Insel bezüglichen Verhältnisse, insbesondere auch Näheres über den Gesundheitszustand daselbst während der vier Jahre von 1886 bis 1889.

Nach Schilderung der geographischen Lage, der Boden⸗ und Be⸗ völkerungsverhältnisse wird die Bedeutung Helgolands als Seebad und Luftkurort eingehend erörtert, wobei die Witterungsverhältnisse durch Tabellen und Curven dargestellt worden sind. Die Einwohner⸗ zahl belief sich am 1. Dezember 1890 auf 2086, darunter 953 männ⸗ liche Personen. Die Geburtsziffer war eine nedeige. dugöeschntttlic = 23,05 %0 einschließlich der Todtgeburten; eine gewisse Blutarmut und Schwächlichkeit der Bevölkerung wie auch häufiges Heirathen in der Verwandtschaft scheinen nicht ohne Einfluß auf diese niedrige Geburtsziffer zu sein. Auch die Sterblichkeit ist gering, namentlich unter den Kindern und jüngeren Personen; auf 110 Gestorbene kamen in der vierjährigen Berichtszeit nur 9 Kinder des ersten Lebensjahres und im ganzen 17 Personen bis zu 20 Jahren. Weitaus die meisten Menschen starben auf Helgoland in hohem Alter, das Durchschnitts⸗ alter der Gestorbenen betrug 59,2 Jahre. 1

Infectionskrankheiten sind selten, so ist während der vier Jahre kein Fall von Scharlach, Masern oder Diphterie vor⸗ gekommen, wie Verfasser als einziger Arzt der Insel mit Sicherheit behaupten kann. Einige Typhusfälle wurden angeblich durch die mangelhaften Abfuhrverhältnisse verursacht, wenigstens zeigten sie sich am meisten in der Nähe der Ausgußröhren des Schmutzwassers am Nordoststrande. Häufig traten Lungen⸗ entzündungen auf, verliefen jedoch meist 8 Fsttenie. auf 141 zur Behandlung gelangte Fälle von Lungen⸗ und Brustfellentzündung kammen 12 Todesfälle. Nicht selten waren Geisteskrankheiten, und auch chronischer Alkoholismus wurde 12 mal beobachtet. Die Impfung wird angeblich schon seit 1780 ausgeübt, von Pocken sind demgemäß die Helgoländer seit langer Zeit verschont geblieben. Die häufigsten Todesursachen waren der S lagfluß und die Altersschwäche, letztere bei einem Durchschnittsalter von 80 ½ Jahren.

Als Trinkwasser wird auf Helgoland vorwiegend Regenwasser benutzt, das in cementirten Cisternen gesammelt wird, die Haupt⸗ nahrung besteht aus Fisch und Kartoffeln, unter den Genußmitteln der Bevölkerung ist neben Kaffee und Thee der Alkohol hervor⸗ zuheben. An Hummern wurden jährlich 25⸗ bis 30 000 Stück im Werthe von 48⸗ bis 50 000 ℳ, an Fischen 2⸗ bis 300 000 Stück im Werthe von 60⸗ bis 90 000 von Helgoland nach dem deutschen Festlande ausgeführt.

Kruschwitz (Prov. Posen), 31. Mai. In Liliendorf bei Kruschwitz sind, wie der „Kuj. Bote“ mittheilt, wiederum Personen an den Pocken erkrankt. Zur Verhütung etwaiger Ansteckung wur⸗ den fast alle Bewohner des Dorfes durch den Kreisphysikus geimpft; ferner wurden vor dem Dorfe Warnungstafeln mit der Aufschrift „Poken⸗ angebracht. Die Liliendorfer Schule bleibt bis auf ferneres geschlossen.

Köln, 1. Juni. Am Sonntag wurde, wie der „K. Z.“ gemeldet wird, ein an den schwarzen Pocken erkrankter Fuhrknecht aus Zollstock dem hiesigen Hilfshospital überwiesen.⸗Es ist der zweite ffall der dort vorgekommen. Nach dem ersten wurden auf sanitätspolizei⸗ liche Anordnung die in der Nachbarschaft des Erkrankten Wohnenden sofort wieder Fimpft. um der Ausbreitung der schlimmen Krankheit vorzubeugen. Nur der Fuhrmann blieb, weil er von Hause abwesend war, von der Neuimpfung ausgeschlossen.

London, 3. Juni. t i reift nach einer Meldung des „H. T. B.“ in gefährlicher Weise um 6 „sogar die Bergbevölkerung ist von ihr ergriffen. In Mesched kamen am 1. Juni 115 Todesfälle vor. Die Einwohner verlassen panikartig die Städte.

8 1 8 Handel und Gewerbe. 8

Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im Mai 1892 abgerechnet 1 379 280 200

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kok an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 2. d. M. gestellt 9609, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 1. d. M. gestellt 3484, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen . I1 Ses. am

2. Juni das im Grundbuche von Weißensee Band 40 Nr. 1167 auf

den Namen des Ingenieurs Julius Heilemann eingetragene, zu

Weißensee, Straßburgerstraße, belegene Grundstück zur teigerung;

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von 16 150 wurde der Kaufmann Heymann Pulvermacher zu Berlin, Neue Königstraße 16, Ersteher.

Die Hamburg⸗Magdeburger Feuerversicherungs⸗ Gesellschaft hielt vorgestern ihre diesjährige ordentliche General⸗ versammlung ab, in welcher 2021 Stimmen vertreten waren. Der vorgelegte Kechnungsabschluß die Bilanz und die vom Vorstande und dem Verwaltungsrath vorgeschlagene Gewinnvertheilung, wonach an Dividende 15 für die Actie zur Auszahlung gelangen werden, wurden genehmigt und die Entlastung für das Jahr 1891 ertheilt.

Theater und Musik.

Kroll's Theater.

Frau Marcella Sembrich sang gestern die Marie in Doni 8 zetti's „Tochter des Regiments“. In dieser Partie ist die Künstlerin schon während ihrer letzten beiden Gastspiele aufgetreten, und wie damals so erzielte sie auch jetzt hiermit den größten Erfolg. Mit Humor und Anmuth spielte sie die Regimentstochter, mit Meisterschaft führte sie die Gesangspartie durch, und den Gipfelpunkt erreichte sie wieder mit der „Gesangsstunde“ und dem zum Schluß eingelegten „Parlawalzer“, den sie mit unvergleichlicher Vollendung vortrug. Herr Riechmann als Gast veeben sich wie schon oft in der Rolle des Sulpice, in der er Biederkeit und Humor ent⸗ faltete und seine vortreffliche Stimme wirksam zur Geltung brachte. Herr Alma konnte als Tonio genügen, wenngleich ihm ein weiteres ernstes Studium zur Vollendung seiner musikalischen Ausbildung an⸗ zurathen ist.

Morgen findet im Königlichen Schausp use da zweite Gastspiel des Herrn Hugs Ranzenberg als Odoardo in „Emilia Galotti“ statt. Herr Blencke spielt zum ersten Mal den Angelo. Die übrige Besetzung der Hauptrollen ist die bekannte Herr Matkowsky: Prinz, Frau von Hochenburger: Emilia, v Seebach: Claudia, Herr Kahle: Marinelli, Herr Ludwig: Graf Appiani, die Gräfin Orsina: Frl. Poppe, der Maler Conti: Herr Purschian und Camillo Rota: Herr Plaschke.

Im Deutschen Theater sind für die Pfin stfeiertage folgende Vorstellungen angesetzt: Sonntag: „Faust“; ontag: „College Crampton“; Dienstag: „Maria Stuart“.

EIu Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater beginnen 9 Ube9rftellungen von morgen ab („Der Bettelstudent“) um 2. 1

Frau Marcella Sembrich's nächstes Auftreten im Kroll'schen Theater findet am statt, und zwar in einer Partie, welche die Künstlerin bisher noch nicht in Berlin sang: als „Frau Fluth“ in Nicolai’s „Die lustigen Weiber“.

Director Thomas ist nach einem sehr erfolgreichen Gastspiel aus Hamburg hierher zurückgekehrt und hat die Leitung seines Theaters wieder übernommen, um sofort mit den Proben für die Novität „Heißes Blut“ zu beginnen. Die Hauptrollen dieser Posse liegen in den Händen des Gastes Fräulein Ilka von Fpalman und des Directors Thomas. Von den „Ulanen“ kann nur noch eine Sonntags⸗ vorstellung stattfinden.

Mannigfaltiges.

Gestern fand die feierliche Grundsteinlegung für die unter dem Protectorat Ihrer Majestät der Kaiserin zu erbauende „Versöhnungskirche“, das dritte Gotteshaus der Elisabeth⸗ gemeinde, auf dem alten Friedhof der Gemeinde in der Ackerstraße 37 statt. Zur Theilnahme an der Feier fanden sich, nach einer Mit⸗ theilung der „Voss. Z.“, ein: General⸗Oberst von Pape, der Präsident des Staats⸗Ministeriums Graf zu Eulenburg, der Staats⸗Minister Dr. Miquel, der Minister des Königlichen Hauses von Wedell, der Unter⸗Staatssecretär von Weyrauch in Vertretung des Cultus⸗Ministers, der Ober⸗Präsident Dr. von Achenbach, der Commandant von Berlin, General⸗Lieutenant Graf von Schlieffen, der Ober⸗Hofmeister Freiherr von Mirbach, der Cabinets⸗Rath von der Reck, der Präsident des Reichsbank⸗Directoriums Dr. Koch, der Polizei⸗Präsident Freiherr von Richthofen u. a. In Vertretung der Majestäten erschienen Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Püinzesi Friedrich Leopold. Die Kirche wird nach den Plänen und unter der Leitung des mecklenburgischen Bauraths Möckel im gothischen Stil erbaut werden und über 1 Sitzplätze enthalten.

Die gestrige Sitzung der Stadtverordneten eköffnete, wie wir einem Bericht der „N. A. Z.“ entnehmen, der Vorsteher Dr. Stryck mit einer Gedenkrede für den verstorbenen Ober⸗Bürgermeister, in der er namentlich die feinfühlige Art und Weise hervorhob, in welcher Forckenbeck die ihm anvertrauten Wohlthätigkeitsgelder ver⸗ waltete. Die Gewährung eines Zuschusses zur Erbauung einer Kirche innerhalb der St. Markusgemeinde wurde angenommen. Die Vorlage wegen Errichtung eines Dienstgebäudes für das Märkische Provinzial⸗Museum und für städtische Bibliotheken wurde gleichfalls angenommen. Auch der Antrag, die dem Verein für die Geschichte Berlins gewährte städtische Beihülfe von 500 weiter zu bewilligen, wurde mit großer Mehrheit genehmigt. Endlich wurde die Vorlage über das neue Regulativ für die Er⸗ hebung der Hundesteuer in Berlin angenommen.

Die Trompeter des Regiments Gardes du Corps trugen, wie die „Potsd. Corr.“ berichtet, anläßlich der Ankunft der Königinnen der Niederlande zum ersten Male ihre neue Gala⸗Uniform: rothe mit Silberborte beesre Röcke, weiße Lederhosen und Stulpen⸗ stiefel. Der rothe Haarbusch auf dem Helm ist abgeschafft und statt seiner krönt ein Adler die . des Helms. Neu sind auch die Säbeltaschen, die, ähnlich wie bei den Husaren, in den Farben des Regiments gehalten sind. .

Am Sonntag Abend ist in Pommern, Westpreußen und Ostpreußen ein Gewitter niedergegangen, welches mancherlei Unheil angerichtet hat. Im Schwetzer Kreise wurde ein Wohnhaus durch den Blitz in Asche gelegt. In Ziethen (Kreis Schlochau) fuhr ein Blitzstrahl in den Schornstein des Försterhauses und tödtete einen Maͤbrigen Knaben, der am Heerd stand. Auf einer Feldmark bei

lawe wurde der 20 jährige Sohn eines Schlawer Bürgers vom Blitz erschlagen. Bei Köslin und Saalfeld wurden größere Gehöfte durch Blitzschlag in Flammen gesetzt, und aus Bartenstein berichtet man, daß dort in der Zeit von 11 bis 1 Uhr Nachts das Auflodern von zehn größeren Bränden beobachtet wurde. Dort sollen auch wolkenbruchartige Regen⸗ und Hagelschauer