111“X““
im W ven. Festvorstellungen statt. Heute ist li Empfan ofe. 8 . ennhhe0 ha Hefter Blätter von heute constatiren, wie „H. T. B.“ meldet, einmüthig, daß durch das Fest die extremsten Richtungen und alle Unterschiede des Standes und des Ranges versöhnt worden seien und daß es seine guten Früchte tragen werde. Noch nie seien vom Throne so herz⸗ liche Töne angeschlagen worden, und ebenso sei noch nie von so hoher Kirchenstelle ein so entschiedenes Bekenntniß des con⸗ stitutionellen Priesterthums erfolgt, wie gestern durch den Primas von Ungarn in seiner Ansprache nach dem Gottes⸗ dienste. (Vgl. die gestern nach Schluß der Redaction ein⸗ getroffene Depesche. D. Red.) 3 8 der gestrigen Sitzung des esiFesles des öster⸗ reichischen Abgeordnetenhauses zur Berathung der Valutavorlage bemerkte der Abg. Sueß, daß Deutsch⸗ lands Waarenbilanz sich seit Einführung der Gold⸗ währung jährlich verschlechtert habe, und daß das Ergeb⸗ niß der Conferenz zur Berathung der Silberfrage abzuwarten sei. Der Finanz⸗Minister Dr. S frisNe erklärte dem gegenüber, ein Causalnexus zwischen der vsvwee, Se. und der Handelsbilanz existire nicht. Die Zahlungsbilanz des Deutschen Reichs sei trotz des Ueber⸗ wiegens der Einfuhr über die Ausfuhr nicht ungünstig; dies beweise die steigende Zunahme des Goldschatzes der Deutschen
Reichsbank. Die Ergebnisse der Silberconferenz seien nicht
abzuwarten, vielmehr müsse die Währung von den Silber⸗ schwankungen aufwärts und abwärts losgelöst werden.
Frankreich.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ wären die Vor⸗
verhandlungen zwischen Frankreich und England bezüglich der Sanitäts⸗Conferenz in Venedig zum Abschluß ge⸗ langt. Das getroffene Abkommen werde im Laufe der Woche unterzeichnet werden. 8
Aus Dahomey sind dem „H. T. B.“ zufolge ungünstige Nachrichten eingetroffen, wonach ein Angriff der Dahomeyer erwartet werde.
Ittalien.
Die für gestern erwartete Entscheidung in der Depu⸗ tirtenkammer über die provisorische Bewilligung von sechs, bezw. — wie die Budgetcommission beantragt — von einem Budgetzwölftel ist anscheinend verschoben worden. Wie aus Telegrammen verschiedener Blätter hervorgeht, be⸗ absichtigt die Opposition die geheime Abstimmung zu be⸗ antragen, in der Meinung, daß sie nur hier⸗ durch zum Siege gelange, weil bei öffeentlicher Abstimmung viele Deputirte aus Besorgniß, bei den Wahlen schlechte Geschäfte zu machen, für die Regierung stimmen würden. Andererseits scheint sie gewillt, vor der Abstimmung den Sitzungssaal zu verlassen, um die Beschlußfassung zu ver⸗ eiteln. Man berechnet, daß die Regierung für ihren Antrag auf Bewilligung von sechs Zwölfteln eine Mehr⸗ heit von 30 bis 35 Stimmen haben werde. der gestrigen Sitzung äußerte, wie der „Magd. Ztg.“ telegraphirt wird, der Minister⸗Präsident, daß er die Neu⸗ wahlen im Oktober auszuschreiben beabsichtige. Dies setzt die Annahme des Antrags der Regierung auf Bewilligung von sechs Zwölfteln voraus; aber dieser Ausgang ist noch nicht sicher. Der „Frankf. Ztg.“ wird gemeldet, in parlamentarischen Kreisen herrsche große Aufregung, da der Ausgang der Be⸗ rathung täglich ungewisser werde.
Die Absicht, welche die Opposition mit ihrem Antrag, nur ein Zwölftel zu bewilligen, verfolgt, erklärt sich durch ihr In⸗ teresse, die Neuwahlen schleunigst stattfinden zu lassen. Ins⸗ besondere hat Nicotera, der frühere Minister des Innern in dem Cabinet Rudini, diesen Wunsch. Ob es richtig ist, was der Pariser „Matin“ behauptet, daß Nicotera bei seinem Scheiden aus dem Ministerium das ge⸗ sammte Wahlmaterial mitgenommen habe, daß also die Oppo⸗ sition sofort dieses Material gebrauchen könne, während der Minister⸗Präsident sich gezwungen sieht, neues Material herbeizuschaffen, und aus diesem Grunde an einer Hinausschiebung des Wahltermins ein Interesse hat, bleibe dahingestellt. Es scheint, als ob diese Thatsache in den parlamentarischen Verhandlungen zur Sprache kommen und Nicotera Gelegenheit geboten werden wird, sich zu recht⸗
fertigen. Türkei.
Das ungarische Krönungs⸗Jubiläum wurde gestern in der österreichisch⸗ungarischen Botschaft zu Kon⸗ stantinopel durch ein Tedeum mit darauf folgendem Empfange und Festmahl begangen. An der Festtafel nahmen der Oberst⸗ Ceremonienmeister Munir Pascha und der Adjutant des Sultans Mehemed Pascha theil. Der Sultan sandte an den Kaiser von Oesterreich, König von Ungarn ein Glückwunsch⸗ Telegramm. Ein im Hafen liegendes ottomanisches Kriegs⸗ schiff gab zu Ehren des Tages 21 Kanonenschüsse ab.
In Yemen in Südarabien haben neuerdings wieder Kämpfe zwischen den türkischen Truppen und den Auf⸗ sünbischen, und zwar nördlich von Saua stattgefunden. Dem Obersten Mohsin Bey ist es gelungen, den Stamm von Ekhab zur Unterwerfung zu veranlassen und Geiseln nach Saua einzubringen. Inzwischen scheinen, wie man der „Pol. Corr.“ schreibt, die angekündigten administrativen Maßnahmen, die der Obercommandirende Achmed Feizi Pascha und Suleiman Pascha treffen wollen und wegen deren sie Saua verlassen haben, auf die Vorbereitung eines Zuges hinzudeuten, der die voll⸗ ständige und dauernde Unterwerfung des rebellischen Jmams von Sade (zwischen dem Yemen und Assir) bezweckt. Die beträchtlichen Transporte von Truppen, Pferden, Munition und Proviant lassen gr die Absicht einer größeren militäri⸗
schen Unternehmung schließen.
Griechenland.
Ddie am Montag zusammengetretene neue Kammer be⸗ schäftigt sich fürs Erste mit Wahlprüfungen, nach deren Er⸗ ledigung der Ministerwechsel eintreten dürfte, da der König bis zu diesem Zeitpunkt auch wieder zurückgekehrt sein wird. Ueber die Reformpläne des zukünftigen Minister⸗Präsidenten Triku pis werden allerhand Mittheilungen verbreitet. Zunächst wird — wie man der „Nat.⸗Ztg.“ meldet — ihm von seinen Anhängern die Absicht zugeschrieben, die Zahl der Abgeord⸗ neten wieder auf das frühere Maß von 150 zu verringern; ferner der Wunsch, die Betheiligung des Heeres bez. der Offiziere an dem Wahlkampf einzuschränken. Vor allem jedoch wird er darauf bedacht sein, Mittel und Wege zu finden, um in die Staatsfinanzen Ordnung zu bringen und die De⸗ ficits der letzten zwei Jahre zu decken
Die Kammern sind gestern auf Grund einer Bo des Königs geschlossen 222 Es wird darin die üe Thätigkeit des Parlaments hervorgehoben und den Vertretern des Volks der Dank des Königs ausgesprochen.
Der neue belgische Gesandte Forgene überreichte heute seine Creditirire. 8 1X““
Wie man der „Pol. Corr.“ meldet, hat die serbische Regentschaft Seiner Majestät dem Kaiser Franz Joseph anläßlich des Jubiläums seiner Krönung zum König von Ungarn ihre Glückwünsche telegraphisch übermittelt. In der Kapelle der österreichisch⸗ungarischen Gesandtschaft in Belgrad fand am 7. d. Mts. ein Tedeum statt, dem der österreichische Gesandte Freiherr von Thömmel, der deutsche Geschäftsträger, Legations⸗Secretär Freiherr von Seefried und der Minister⸗ Präsident Pasic beiwohnten.
Bulgarien.
Einem in der katholischen Kirche in Sofia anläßlich des ungarischen Krönungsjubiläums abgehaltenen Gottes⸗ dienst wohnten der Minister des Auswärtigen Grekow und das diplomatische Corps bei, die sodann dem österreichisch⸗ ungarischen Vertreter Burian von Rajecz Gratulations⸗ besuche abstatteten.
Schweden und Norwegen.
Dem norwegischen Storthing ist am 5. d. M. das W Vertheidigungsbudget vorgelegt worden. Die Forderung lautet auf 3 ½ Millionen Kronen anstatt 4 ½ Millionen, wie vom Kriegs⸗Minister ursprünglich vorgeschlagen. Die Vorlage ist, wie man den „Hamb. Nachr.“ schreibt, vom Minister darauf begründet, daß Norwegen keine zur Vertheidigung des Landes effective Armee habe, die den Voraussetzungen des Organisationsplanes entspreche und zur Anwendung mit passender Frist den Verhält⸗ nissen der Gegenwart nach bereit sei. Die übrigen Minister fanden jedoch, daß man aus finanziellen Gründen gegenwärtig bei einem Betrage von 3 ½ Millionen stehen bleiben müsse. Die daraus folgende Reduction hat die Marine betroffen, für welche diesmal nur 200 000 Kron. zur Anschaffung des Marine⸗ materials ausgeworfen sind, während die übrigen 3300 000 Kron. auf die Armee kommen und folgendermaßen vertheilt sind: zu Artilleriematerial mit Munition im all⸗ gemeinen 1 132 000 Kron., zu Ingenieurmaterial 121 000 Kron., zu Sanitätsmaterial 200 000 Kron., zu Train⸗ wagen 50 000 Kron., zu Bekleidungs⸗ und Ausrüstungs⸗ gegenständen 700 000 Kron.,, zu den Befestigungen in Dröbaksund (Blarsborg und die Haainsel) 550 000 Kron., zur Umbildung des älteren 16,7 cm Festungsgeschützes zu 12 cm LZ“ 130 000 Kron., zu Pulver für das gröbere eschütz 300 000 Kron. und zu Exercirplätzen 84 000 Kron. — In der dem Storthing ferner vorgelegten Wehrpflicht⸗ Proposition wird, außer einer Herabsetzung der Minimal⸗ höhe der Mannschaften von 159 auf 157 cm, vorgeschlagen, daß es bei Mobilmachung dem König vorbehalten sein soll, zu be⸗ stimmen, daß die sechste Jahresklasse zusammen mit den (5) Aufgeboten der Linie zum Dienst einberufen werde, in welchem all die zehnte und elfte Jahresklasse zusammen mit der Landwehr einberufen werden sollen. Ferner enthält die Königliche Proposition einen Gesetzentwurf, nach welchem in Nordlands Amt zwei Infanterie⸗Corps und in den Aemtern von Tromsö und Finmarken eine Localwehr in verschiedenen Compagnien aufgestellt werden soll. Diese Landestheile sind gegenwärtig von der Wehrpflicht be⸗ freit. Das Kriegsdepartement nimmt an, daß diese Umänderungen des Wehrpflichtgesetzes den Linientruppen einen Ueberschuß über die planmäßige Stärke von 52 bis 59 Proc. geben wird, und hat berechnet, daß die Vorlage wegen Ein⸗ führung der Wehrpflicht in den nördlichsten Landestheilen eine jährliche feste Mehrausgabe von 200 000 bis 270 000 Kron. (nach zwei Alternativen) erforderlich machen wird, die Aus⸗ gaben zur Bekleidung und Ausrüstung ꝛc. der neuen Truppen
nicht mitgerechnet. b
Amerika.
Das schon erwähnte Schreiben, mittels dessen der Staats⸗ secretär Blaine dem Präsidenten Harrison seine Demission eingereicht hat, um sich als republikanischer Candidat für die väcgse Fritdenschastsnaht aufstellen lassen zu können, lautete dem „R. B.“ zufolge wörtlich:
„Ich gestatte mir ergebenst, Ihnen meine Demission als Staats⸗ secretär einzureichen. Die Lage der öffentlichen Geschäfte im Staats⸗ departement rechtfertigt mich, Sie zu bitten, meine Demission unver⸗ züglich anzunehmen.“
Der Präsident Harrison begab sich, nachdem er das Gesuch gelesen, in den östlichen Saal des Weißen Hauses, wo gerade der gewöhnliche Sonnabends⸗Empfang abgehalten wurde, und ungefähr 200 Personen anwesend waren. Nach der Be⸗ endigung des Empfanges setzte Mr. Harrison folgende Antwort auf:
„Ihr Schreiben vom heutigen Datum, worin Sie um Ihre Ent⸗ lassung einkommen, habe ich empfangen. Die Fassung, in welcher Sie Ihren Wunsch kundgegeben haben, läßt mir keine Wahl, als demselben sofort nachzukommen. Ich habe somit ihre Demission an⸗ genommen.“
Der Privatsecretär des Präsidenten überbrachte diesen Brief dem Staatssecretär. — In Minneapolis, wo zur Zeit die republikanische National⸗Convention zur Nomi⸗ nirung ihres Präsidentschafts⸗Candidaten tagt, erregte die Nach⸗ richt die größte Aufregung. Die Anhänger Blaine's verhöhnten die des Präsidenten; das Siegesbewußtsein der Blaine’'schen Partei
kannte keine e Die Freunde des Präsidenten verhalten r
sich ruhig, sind a zu einem erbitterten Kampf entschlossen. Für den ersten Wahlgang sollen Harrison, Blaine und lger formell als Candidaten für die Präsidentschaftswahl ernannt werden. Infolge der Candidatur Alger’'s wird der erste Wahlgang 1ö“ ergebnißlos bleiben. Die Anhänger Harrison’'s und Blaine'’s die Stimmen der unentschiedenen Delegirten für ihre Candidaten zu ge⸗ winnen. Fur Harrison sollen zahlreiche Vertreter der Staaten New⸗York und Californien gewonnen sein, während sich Blaine besonders zahlreiche Vertreter des Südens zugewendet haben sollen. Die Wahl wird infolge der Be⸗ mühungen der Anhänger Blaine’'s, sie zu verzögern, voraus⸗ sichtlich erst am Freitag oder Sonnabend vorgenommen werden. Gestern ist Mac Kinley zum permanenten Präsidenten der Convention gewählt worden und hat unter dem lebhaften Beifall der Versammlung seinen Sitz eingenommen.
Kunst und Wifsenschaft.
Der Professor der Nationalökonomie, Geheime Rath Dr. von 5Slni ist pystern in München gestorben. Helferich war am 5. November 1817 in Neuchätel in der Schweiz “ er docirte erst an der Universität Freiburg, von 1849 an in Tübingen, von 1860 an Göttingen und seit 1869 in München. eine Schriften über „Die Schwankungen im Werthe der edlen Metalle“ (1843) und über „Die österreichische Valuta“. Helferich war Mitherausgeber der Tü⸗ binger „Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft“, in der er zahlreiche Aufsätze, so über das bäuerliche Anerberecht, über Wald⸗ rente, über die Reform der directen Steuern in Bayern u. s. w. ver⸗ öffentlichte. In Schönberg's Handbuch der Politischen Dekonomie“ hat er die Abschnitte über „Die allgemeine Steuerlehre“ und über „Forstwirthschaft“ verfaßt.
.— Die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin hält ihre nächste Sitzung am Sonnabend, Abends Architektenhauses, Wilhelmstraße 92, ab. Tagesordnung: Herr Sven Hedin (als Gast): Ueber seine Besteigung des Demawend; g8 8. Wegener: GeBeapbische evee der berrtes e . un es rinzen Heinri von Orleans uner⸗Asi 1889 — 1890. 8 — Die wissenschaftlichen Verhandlungen des einundzwanzig⸗ sten deutschen Chirur en⸗Esnareiser begannen gestern Rag. mittag 1 Uhr im großen Saale des Langenbeckhauses unter Leitung des Geheimen Ober⸗Medizinal⸗Raths, Professors Dr. Bardeleben. Die „Tägl. R.“ berichtet darüber: Der Kassenführung der Gesellschaft wurde auf Antrag der Kassenprüfer Entlastung ertheilt, und mittels Zustimmung ward der bisherige Ausschuß wiedergewählt. Sodann folgte die Erörterung über die chirurgische ö der neuen Feuerwaffen. Den einleitenden Vortrag hierzu hielt Geheimer Rath, Professor Bruns⸗Tübingen, den zweiten Dr. Reger⸗ Hannover. Weiter betheil igten sich Dr. Meßner, Helfrich⸗Greifswald, König⸗Göttingen, Thiersch⸗Leipzig, von Esmarch⸗Kiel, Lauenstein⸗Ham⸗ burg, Langenbeck⸗Berlin und a. m. an den Verhandlungen. Der Congreß ist von 200 Mitgliedern besucht; aus Berlin sind die hervorragenden Chirurgen vollzählig zur Stelle; von auswärtigen mögen neben den bereits erwähnten noch genannt sein: Czerny⸗Heidelberg, Schade⸗ Hamburg, Rydygier⸗Krakau, Mikulicz⸗Breslau, Bardenheuer⸗Köln, L“ Rehn⸗Frankfurt a. M., Winiwarter⸗Brüssel, Wagner⸗ Königshütte, Wölfler⸗Wien, Schönborn⸗Würzburg, Braun⸗Königsberg, Trendelenburg⸗Bonn, von Bramann⸗Halle. Einer heute gegebenen An⸗ regung entsprechend, wird eine Sammlung veranstaltet werden zur Be⸗ schaffung einer Büste des Mitbegründers der Gesellschaft Gustav Simon. Die heutige Sitzung im Langenbeck⸗Hause brachte nur stren fachmi enschaftliche Vorträge und Demonstrationen. Für morgen frü ind Besichtigungen des städtischen Krankenhauses am Urban und des Kaiser und Kaiserin Friedrich⸗Krankenhauses in Aussicht genommen, außerdem werden morgen früh im ersten anatomischen Institut Demonstrationen mit dem Projectionsmikroskop und am Skioptikon vorgenommen werden. 8
— Die Deutsche Zoologische Gesellschaft beschloß in der heutigen zweiten Sitzung des Congresses, den nächsten Congreß in Göttingen abzuhalten.
— Wie das Charlottenburger „Neue Int.⸗Bl.“ meldet, ist dem Professor Hundrieser nunmehr die Ausführung des Denkmals Kaiser Wilhelm's I. auf dem Kyffhäuser, und zwar sowohl des Reiterstandbildes als auch der seitlichen Figuren, übertragen worden. Das Denkmal wird in Kupfer getrieben; die Maße sind, wie man aus den in der Kunstausstellung ausgestellten beiden Entwürfen ersieht, für die Reiterstatue 7 m, für die Seitenfiguren 4,20 m. Die Aus⸗ führung wird etwa 2 ½ Jahre in Anspruch nehmen.
— Das Vaticanische Archiv wird, wie man der „Germania“ aus Rom schreibt, nächstens um zwei Säle vermehrt werden. In dem ersten dieser Säle wird das von Leo XIII. angekaufte Archiv des Hauses Borghese aufbewahrt werden, in dem anderen die inter⸗ essanten Bittschriften, die in vorigen Jahrhunderten an die Päpste gerichtet wurden. Diese Schriften wurden bisher in der päpstlichen Dataria aufbewahrt. Die Consultations⸗ Bibliothek, welche den in dem Archiv Studirenden höchst nützlich sein wird, weil sie so die nöthigsten Bücher bei der Hand haben werden, wird unter der Leitung des Gelehrten Paters Ehrle hergestellt, und im nächsten Monat wird man schon den Studirenden 25 000 Bände zur Verfügung stellen können. — Zur Ausstellung in Chicago wird der Papst demselben Blatt zufolge unter anderem die im Museum der Propaganda aufbewahrte
geographische Karte von Amerika senden. Diese Karte
gilt für die älteste von allen, die den neuen Welttheil darstellen. Man sieht noch darauf die rothe Linie, durch welche Alexander VI. das Gebiet zwischen den Portugiesen und den Spaniern theilte. Eine andere seltene, auf Pergament gemalte Karte ist die von Diego Ribero, die im Jahre 1529 verfertigt wurde und die in jener Zeit bekannte Welt darstellt. Auch sie wird im Museum der Propaganda aufbewahrt und mit jener in Chicago aus⸗ gestellt werden.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
“ Saatenstand in Bayverr.
Nach dem amtlichen Bericht über den Saatenstand steht das Wintergetreide in ganz Bavyern durchgehends gut, vielfach vorzüglich, Sommergetreide, Hafer und Gerste sind durch Regenmangel ein wenig aufgehalten. Gras, Raps und Klee haben sich meist befriedigend, Hopfen sehr gut entwickelt. Hülsenfrüchte und Rüben versprechen reichen Ertrag. Obst reichlich vorhanden, Kartoffeln sind gut auf⸗ gegangen. Die Weinstöcke sind zurückgeblieben.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
1 Gesundheitsstand im April. Unter 224 deutschen Orten hatten im April eine verhältnißmäßig
hohe Gesammtsterblichkeit (über 35,0 auf je 1000 Einwohner und
aufs Jahr berechnet) 6, nämlich Ingolstadt 35,2 (1882/90: 31,0), Neustadt 35,9 (1886/90: 29,3), Langenbielau 37,7, Ludwigshafen 38.,8 (1882/90: 26,9), Erlangen 39,8 (1881/90: 32,4), Zaborze 44,3. Von diesen Orten zeigten Neustadt und Zaborze schon im Vormonate eine über 35,0 % hinausgehende Sterblichkeit; in Ingolstadt betrug sie 31,9, in Erlangen 31,8, in Langenbielau 29,6 und in Ludwigshafen 28,8 °00. Das Sterblichkeitsmaximum, das sich im Vormonat auf 57,3 belief, betrug im Berichtsmonat 44,8 %0.
Die Gesammtsterblichkeit war während des Berichtsmonats ge⸗ ringer als 15,0 (auf je 1000 Einwohner für den Zeitraum eines Jahres berechnet) in 6 unter 224 berichtenden Orten, nämlich in Oberhausen 14,8 (1881/90 23,0), Schöneberg 12,1 (1888/90 29 ), Thorn 12,0 (1881/90 24.5), Konstanz 11,5, Nordhausen 11,2 (22,3), Wilhelmshaven 9,8. Schöneberg zeigte schon im Vormonate unter 15,0 %° Todesfälle, in Konstanz betrugen dieselben 17,9, in den übrigen Orten zwischen 20,0 und 29,90 ⁄%. 8
Im ganzen scheint sich der Gesundheitszustand der Seütelng⸗ Fenabe dem Vormonat ein wenig verschlechtert, derjenige der übrigen steersklassen aber gebessert zu haben. Eine Sterblichkeit von mehr als 35,0 %0 war in sechs Orten gegen vierzehn im März, eine solche
von weniger als 15,0 in sechs gegen zwei zu verzeichnen. Mehr
Säuglinge als 333,3 auf je 10000 Lebendgeborene starben in 21 Orten gegen 14, weniger als 200,0 in 124 gegen 126 jm Vormonat.
Cholera. 1“
Auf amtlichem Wege eingetroffene Nachrichten vom 24. April
d. J. aus Saigon melden, daß daselbst unter der einheimischen
Bevölkerung die Cholera aufgetreten ist und auch einige Fälle unter
der eurepäischen Mannschaft eines Kriegsschiffes e sind;
“ Schiffen wird ein reiner Gesundheitspaß nicht mehr ertheilt.
7 Uhr, im Saale des
Gesundheitsstand in EE Der Gesundheitsstand in Niederländisch⸗Indien war während des ersten Vierteljahres 1892 kein günstiger. Die Cholera hat in fast allen. Theilen des Archipels, und zwar in einigen Strecken der Residentschaften Rembang, Japara und Preanger (Java) epidemisch eherrscht. In den Militärplätzen von Atjeh brach die Beri⸗ eri⸗Krankheit wieder aus, und viele Gegenden Javas wurden von Fieber⸗Epidemien und Pocken heimgesucht. “
Australien.
S3 ufolge Bekanntmachung des Gouverneurs zu Sydney vom 8. April 1892 sollen die von der Ostküste Süd⸗Amerikas unmittelbar oder über Zwischenhäfen kommenden iffe, ferner diejenigen Schiffe, welche Passagiere oder Ladung von dort an Bord führen, aus
der in Sankos und Rio de Janeiro vorgekommenen Pocken⸗ un Gelbfieberfälle bei ihrer Ankunft in der Colonie Neu⸗Süd⸗Wales so lange in Quarantäne gehalten werden, bis sie von dem zuständigen Gesundheitsbeamten zum freien Verkehr zugelassen werden.
Handel und Gewerbe.
nh 8 rin der Juni veröffentlichte Verfügung des Königlich spanischen Finanz⸗ bve vom 30. Mai wird beftinunt daß es für Waaren meistbegünstigten Ursprungs, welche auf dem Landweg durch Frankreich nach Spanien durchgeführt werden, der Vorweisung eines Transitzeugnisses nicht mehr bedarf, um in Spanien zu den Sätzen des Conventionaltarifs zugelassen zu werden.
Die bestehenden Vorschriften, wonach Waaren der be⸗ zeichneten Art von Ursprungszeugnissen begleitet sein müssen, werden hierdurch nicht berührt.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 8. d. M. gestellt 9827, nicht rechtzeitig
gestellt keine Wagen.
In Oberschlesien sind am 7. d. M. gestellt 3466, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. e11“X“
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stand am 8. Juni das Grundstück in der Langenbeckstraße 9—11, dem Maurermeister Johannes Gerbsch gehörig, zur egeg. Nutzungswerth 14 300 ℳ Mindestgebot 174 100 ℳ Für das Meist⸗ gebot von 213 000 ℳ wurde der Maurermeister Julius Arter zu Schwerin a. W. Ersteher. Der Zuschlag wurde vertagt.
— Oesterreichische Silbercoupons. Der Einlösungscurs für in Deutschland zahlbare österreichische Silbercoupons und verlooste Stücke ist auf 170,50 ℳ für 100 Fl. festgesetzt worden, hat somit gegen die letzte Notiz eine Veränderung nicht erfahren.
— Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“: Das oberschlesische Steinkohlengeschäft hat bis jetzt nicht die geringste Belebung erfahren, und 8 die Situation desselben sehr flau. Die Verladeordres gehen, besonders auf die gröberen Kohlensorten, in so geringem Maße ein, daß trotz der so bedeutend verminderten Förderung noch ein großer Theil derselben zum Stürzen kommt. Für Stück⸗, Erbs⸗ und Grieskohlen ist augenblicklich noch die meiste Nachfrage, da diese Sorten gegen⸗ wärtig für den Ziegeleibetrieb u. s. w., sowie für den Hausbrand Verwendung, sinden; dagegen ist für Würfel und Nuß 1 der Absatz ein sehr geringer, und gehen diese Sorten meistentheils zur Halde. Staubkohlen werden zur Kesselheizung voll⸗ ständig aufgebraucht. Die Preise haben sich im cumulativen Debit bis jetzt nicht geändert, dagegen sollen die Großhändler ihren Ab⸗ nehmern eisconcessionen bereits gewährt haben. — In ebenso unerfreulicher Lage wie das Kohlengeschäft befindet sich auch das Koksgeschäft, indem die Kokswerke infolge des flauer gewordenen Eisen⸗ geschäftes auch die verringerte Production an Koks nicht unterzubringen vermögen und deshalb noch weitere Productionseinschränkungen in Erwägung ziehen. Theerproducte sinden gegenwärtig gute Abnahme, und sind die g vollständig gercꝛumutu.
— Saal⸗ eee Nach dem Geschäftsbericht für 1891 betrugen die Einnahmen 1 310 833 ℳ gegen 1 271 905 ℳ in 1890, die Ausgaben 939 045 ℳ gegen 849 304 ℳ im Vorjahr, der Ueber⸗ schuß der Einnahmen 371 838 ℳ, 50 762 ℳ weniger als in 1890. Verausgabt wurden im Jahre 1891, nach Absetzung der aus dem Erneuerungsfonds bestrittenen Ausgaben von 123 361 ℳ für Schienen, Weichen, Schwellen ꝛc. in der Bahnverwaltung und von 28 882 ℳ für Locomotiven und Wagen in der Transportverwaltung, in der allgemeinen Verwaltung 91 288 ℳ (i. V. 78 746 ℳ), in der Bahn⸗ verwaltung 173 751 ℳ (i. V. 139 357 ℳ), in der Transportver⸗ waltung 537 922 ℳ (i. V. 504 792 ℳ), an Zinsen 136 081 ℳ (i. V. 126 407 %) Wie in früheren Jahren ist auch im Berichtsjahre eine Vermehrung der Einnahmen im Personen⸗ und Güterverkehr eingetreten. Die Einnahmen aus dem FSee betrugen 521 599 ℳ (i. V. 501 545 ℳ), aus dem Güterverkehr 639 873 ℳ (i. V. 617 192 ℳ). Der Betriebsüberschuß von 371 838 ℳ soll in folgender Weise zur Vertheilung kommen: Rück⸗ lage in den ersten Reservefonds 10 000 ℳ, Rücklage in den Er⸗ neuerungsfonds 76 000 ℳ, Staatseisenbahnsteuer 6917 ℳ, Gewinn⸗ antheile 8557 ℳ, Dividende für die Stamm,Prioritäts⸗ Actien 270 000 ℳ, Vortrag auf das folgende Jahr 362 ℳ, Summa 371 838 ℳ Von der 3 ½èprocentigen Anleihe der Gesellschaft haben im Laufe des Jahres keine Verkäufe stattgefunden, sodaß der un⸗ begebene Anleiherest unverändert 700 000 ℳ beträgt. Die Anleihe betrug ursprünglich 4 ½ Millionen Mark, und einschließlich des frei gewordenen Garantiefonds von 400 000 ℳ und der mit 78 000 ℳ geleisteten Subvention für die Orlabahn waren 4,98 Millionen Mark verfügbar. Davon waren zur Einlösung der vierprocentigen Obligationen 2,84 Millionen Mark erforderlich, der Agioverlust bei Begebung der 3,80 Millionen Mark der dreieinhalbprocentigen Anleihe betrug 176 111 ℳ, für den Bau der Strecke Schwarza— Blankenburg wurden 243 251 ℳ und für Vermehrung der Betriebsmittel bis Ende 1891 654 884 ℳ (bis Ende 1890 505 681 ℳ) verwandt. Für den Bau der Orlabahn wurde 1 Million Mark zurückgestellt, sodaß ein Rest⸗ betrag von 60 253 ℳ “ ist, über welchen indeß zum größten Theil bereits verfügt ist. 1u“ 8 1
— Vom rheinisch⸗westfälischen Eisen⸗ und Stahl⸗ markt berichtet die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ Nach den vielen Anzeichen der letzten Woche zu schließen, hat der rheinisch⸗westfälische Eisenmarkt eine etwas festere Tendenz erhalten. Die Nachfrage setzt fast für sämmtliche Eisenerzeugnisse lebhafter ein und allenthalben zeigt sich das Bestreben, die Preise fester zu behaupten, Concessionen weniger zu gewähren und die Notirungen womöglich in die Höhe zu setzen. Was Eisenerze anbelangt, so ist die Nachfrage im wesent⸗ lichen noch dieselbe geblieben; da Siegerländer Spateisen⸗ steine aus mehrfach erwähnten Gründen knapp sind, so konnten in letzter Zeit die Preise dafür etwas höher gehalten werden. Luxemburg⸗Lothringer Minette war unverändert in Absatz⸗ und Preis⸗ verhältnissen. Spanische Erze finden schleppenden Absatz zu weichenden Preisen. In en ist die Nachfrage für die meisten Sorten eine lebhaftere. ie anhaltend gute Beschäftigung der Stahlwerke ist die Ursache, zunächst die für Stahlbereitung benöthigten Sorten stärker begehrt werden. Ebenso ist Spiegeleisen augen⸗ blicklich sowohl vom Inlande wie vom Auslande sehr lebhaft gefragt..
uddelroheisen ist gleichfalls stärker begehrt; dagegen zeigt sich in
Gie ereiroheisen noch so gut wie garkein Aufschwung. Man
laubt daher an eine Preiserhöhung für die gangbaren Sorten Auf dem Walzeisenmarkt herrscht faft in sämmtlichen Geschäfts⸗ zweigen eine besere Nachfrage. Stabeisen wurde, wie dies auch schon in der vorigen Woche der Fall war, gut gefragt, und es wurden stellen⸗
weise etwas bessere, wenn auch bei weitem nicht die vom Verband fest⸗
gesetzten Preise erzielt. Letztere dürften überhaupt noch so lange
nominell bleiben, bis die Wendung, welche sc bst aqhrderten be
i
ginnt, einen entschiedeneren Charakter angenommen andeisen war fortgesetzt lebhaft gefragt. Die erhohten Preise wurden von den Käufern anstandslos bewilligt und dienten selbst bei größeren Ab⸗ schlüsgen als Grundlage. Bauträger gehen flott ab und die Beschäftigung der Werke scheint eine derartige zu sein, daß die⸗ selben trotz des Wettbewerbes in gutem Betrieb sind. Daß man des⸗ halb die bisherigen Schleuderpreise verläßt und 3 bis 5 ℳ mehr verlangt und auch erhält, ist den Werken nicht zu verdenken. Grob⸗ bleche sind im Preise unverändert; sämmtliche Grobblechwalzwerke in unserem Districte sind lebhaft beschäftigt und dieser Umstand wirkt insofern günstig auf die Preisstellung, als dadurch die gegenseitigen Unterbietungen seltener werden und alle Werke bestrebt sind, etwas bessere Preise zu erzielen. Das Feinblechgeschäft hat bedeutend an Stetigkeit gewonnen, auch sind theilweise die Preise um ein Ge⸗ e erhöht worden und übereinstimmend mit den hiesigen ist
istricten wird für das Feinblechgeschäft auch im Siegerlande eine
nicht unwesentliche sserung gemeldet. In Walzdraht, ge⸗ zogenen Drähten und Drahtstiften ist die Lage des Markts unverändert geblieben: die bereits gemeldete bessere Nachfrage für Walzdraht hat angehalten und es wird deshalb für die nächste Zeit eine Preiserhöhung geplant. Die Geschäftslage der Eisen⸗ gießereien und Maschinenfabriken ist im. wesentsichen dieselbe geblieben; n diesen Geschäftszweig scheint eine energische Besserun für die nächste Zeit kaum in Frage zu kommen. Wie verlautet, hat si auch die Vereinigung der Gußstahlfagongießereien aufgelöst. WL “““ sind vorläufig noch befriedigend be⸗ schäftigt. 8 — Actiengesellschaft für Eisenindustrie Brückenbau
arkort in Duisburg a. Rhein. Nach dem Geschäftsbericht ür 1891 erzielte die Gesellschaft einen Ueberschuß von 449 682 ℳ (1890 443 656 ℳ), welcher sich zusammensetzt: aus dem Vortrage aus 1890 von 11 141 ℳ und aus dem Reingewinn aus 1891 von 438 540 ℳ Der ere entspringt einem Betriebsüberschusse von 1 157 348 ℳ (1890 1 131 707 ℳ). Die Gesammtabschreibungen und Instandhaltungskosten betragen 495 208 ℳ (1890 490 634 ℳ) Im ganzen steht der Steigerung des hgewinnes ein Mehraufwand an Unkosten und Abschreibungen gegenüber von rund 21 000 ℳ, sodaß der diesjährige Gewinnüber⸗ schuß den des Vorjahres — 440 000 % — unter Berück⸗ sichtigung des um 1000 ℳ größeren Gewinnvortrages, um 6000 ℳ übersteigt, sich also erhebt auf rund 450 000 ℳ. Nach Abzug der statutgemäßen Gewinnantheile verbleiben zur Gewinnvertheilung 13 % auf die Vorrechtsactien und 12 % auf die Stammactien, sowie ein Vortrag auf neue Rechnung von 12 828 ℳ Im Brücken⸗ und Wagenbau erreichte der Versandt die Höhe von 13 082 302 kg. Hiervon waren enthalten an Theilen, welche von den Bestellern fertig beigeliefert wurden und durch die Gesell⸗ schaft wenig Bearbeitung erforderten, 1 318 425 kg, sodaß davon als erzeugt nur zu betrachten sind 11 763 878 kg. Außerdem lagerten am Jahresschluß auf dem Werke an fertigen Theilen, welche aber noch nicht versandt werden konnten, 1 188 285 kg im Gegensatz zu 925 766 kg, welche an fertigen Theilen, aus dem Vorjahre her⸗ rührend, am Jahresanfang auf dem Platze lagen, woraus sich für Ende 1891 ein Mehrvorrath ergiebt von 262 520 kg. Die aus Versand und Vorrath abgeleitete Erzeugnißmenge für 1891 beträgt daher: im Brücken⸗ und Wagenbau 12 026 398 kg und ebenso im Walzwerk 10 527 942 kg, zusammen 22 554 340 kg. Die Leistungen und Facturabeträge entsprechen einem ungefähren Werthe im Brücken⸗ und Wagenbau von 4 390 400 ℳ, im Walz⸗ werk von 1 518 000 ℳ, zusammen 5 908 400 ℳ Arbeitslöhne wur⸗ den gezahlt 1 257 758 ℳ an durchschnittlich 1158 Mann. Für 1892 und weiterhin liegen bis heute an Aufträgen, welche theils aus dem vorigen Jahre, soweit sie unvollendet waren, übergegangen, theils in diesem Jahre eingelaufen sind, für Brückenbau⸗, Wagenbau⸗ und Walz⸗ werk von rund 21 715 000 kg im Werthe von ungefähr 5 799 000 ℳ, gegenüber den Zahlen im vorigjährigen Berichte 16 850 000 kg und 4 968 000 ℳ
— Rostocker Bank. In der am 3. d. M. abgehaltenen General⸗ vscerasflasß der Actionäre der Rostocker Bank erstattete der Ver⸗ waltungsrath zunächst Bericht über die Durchführung der in der außerordentlichen Generalversammlung vom 15. März d. J. bezüglich der Herabsetzung des Nominalbetrages der Actien von 600 ℳ auf 500 ℳ gefaßten Beschlüsse. Im Anschluß daran stand sodann zur Verhandlung der Antrag des Verwaltungsraths, den in der General⸗ versammlung vom 15. März ad 2 der Verhandlungen gefaßten Be⸗ schluß, betreffend die Verwendung der zur erve be⸗ stimmten 1 Million Mark, wieder aufzuheben und statt dessen zu be⸗ schließen: Der durch die Reduction des Actienkapitals buchmäßig ge⸗ wonnene Betrag von 1 Million Mark wird einem Spezial⸗Reserve⸗ fonds zugetheilt, welcher ausschließlich zur Deckung etwa entstehender Verluste dienen, den weiteren Bestimmungen des § 58 des Bank⸗ statuts aber nicht unterliegen soll.“ Dieser dtra wurde mit 106 gegen 12 Stimmen angenommen. Auf die Verlesung des Berichts für das Geschäftsjahr 1891/92 wurde verzichtet und die Dividende nach dem Vorschlage der 1 auf 3 ¾ % festgesetzt. .
London, 8. Juni. (W. T. B.) An der Küste 6 Weizen⸗ ladungen angeboten.
London, 9. Juni. (W. T. B.) Ein hervorragendes Bankhaus „New Oriental Banking Corporation“ hat gestern seine Zahlungen eingestellt infolge des Herabgehens des Silberpreises, der Zurückziehung von Kapital im Orient und der schlechten Lage des Handels in China, Japan und Australien. Die Passiven werden auf 5 ½ Millionen geschätzt. Die Bank hatte heute die Hilfe der Bank von England verlangt, welche letztere jedoch wegen mangelnder Ga⸗ rantien verweigerte. Die Actkiva der falliten „New Oriental Banking Corporation“ betragen nominal 8 ½ Millionen Pfund Sterling, die Passiva werden jetzt auf 7 ¼ Millionen Pfund Sterling geschätzt. Die Blätter melden übereinstimmend, die unmittelbare Ursache der Zahlungseinstellung sei die unausgesetzte, ein Jahr hindurch währende Zurückziehung von 1 Million fester Einlagen gewesen. 4 Millionen seien stehen geblieben. Die Bank habe besonders durch die Katastrophe auf St. Mauritius gelitten. Man glaubt, daß die Gläubiger bei einer etwaigen Liquidation volle Deckung er⸗ halten würden. Wie verlautet, würden Maßnahmen zur Re⸗ construction des Bankhauses unternommen werden. „Financial News“ sagen, die Zahlungseinstellung der „New D DOriental Banking orporation“ werde den Londoner Markt nicht in Mitleidenschaft ziehen, da der Credit dieser Bank bereits seit einiger Zeit erschüttert gewesen sei. „Daily News“ meinen, man müsse hoffen, daß die Gläubiger nur eine Verzögerung der Befriedi⸗ gung ihrer Forderungen erleiden. Die „Times' ist der Ansicht, die Basis der Reconstruction werde das Anerbieten an die Depoteinleger bilden, Vorzugsactien anzunehmen. “
St. 8. Juni. (W. T. B.) Bezüglich der Ent⸗ scheidung über die Aufhebung des Ausfuhrverbots von Hafer, Gerste und Weizen wird eine Sitzung der Getreidecommission erwartet.
Rom, 8. Juni. (W. T. B.) Wie die Blätter melden, würde der Vertrag, betreffend den Verkauf der Werke von Tardy und Benech, noch in dieser Woche perfect werden, nachdem die Gläubiger die Vorschläge des Massenverwalters, Marina, wonach eine Com⸗ mission zur Liquidation der Activa ernannt werden soll, genehmigt und die neue in Vorschlag gebrachte Transaction mit den Obligatio⸗ nären gebilligt hätten, welche auf die Befriedigung der chirographa⸗ rischen Gläubiger, welche nicht Obligationäre sind, mit 30 % abziele.
Genua, 9. Juni. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach ist lestern Abend in Savona der Vertrag mit der Verwaltung der Geserlschaft Terni wegen Erwerbs der Werke zu Savona zu stande gekommen und unterzeichnet worden.
Verdingungen im Auslande. Spanien. 8 24. Juni. Direccion de las minas de azogue in Almadén: Lieferung des Bedarfs an Eisen und Stahl. Caution vorläufig 267, endgültig 534 Peseten. 3
— 11
m constitucional in Mahoön: Elek⸗ trische Beleuchtung der Stadt Mahön während 30 Jahre. Caution vorläufig 2500, endgültig 5000 Peseten. 5 ZZ“
Näheres in spanischer Sprache beim „Reichs⸗Anzeiger“. 8 1“
Verkehrs⸗Anstalten.
Se
London, 8. Juni. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Mexican“ ist heute auf der Heimreise von Madeira abgegangen. der Union⸗Dampfer „Anglian“ ist heute auf der Ausreise von Lissabon abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Hawarden Castle“ hat heute auf der Ausreise Madeira passitrtt.
Theater und Mufik.
88* Lessing⸗Theater.
Herr Emanuel Reicher gab mit seiner zu Aufführungen auf der Wiener Musik⸗ und Theater⸗Ausstellung bestimmten deutschen Gastspielgesellschaft gestern zum ersten Male „Die häusliche Frau“, Lustspiel von Herrmann Bahr. Die der Gesellschaft günstig gestimmten Zuschauer nahmen den ersten und zweiter Act mit einigem Beifall, den dritten schon bedeutend kühler auf, um zum Schluß das ganze Stück abzulehnen. Die jung verheirathete Frau eines Rechtsanwalts langweilt sich an der Seite ihres vielbeschäftigten Gatten, weil sie nicht genügende Zerstreuung und Unterhaltung hat. Sie geräth dadurch in die Gefahr, auf Ab⸗ wege zu kommen, und ist bereit, ihre Neigung einem Freunde ihres Mannes, einem Bildhauer, zuzuwenden. Dieser ent⸗ deckt jedoch dem Ehemann die seinem Glück drohende Gefahr und verhindert dadurch ihren bruch. Dieser vielleicht für ein kleines Lustspiel geeignete Stoff ist ungebäahrlich in die Lãnge g een und so bearbeitet, x. er am Schluß des ersten Acts sasche enhafte übergeht. Ganz überflüssigerweise ist in diese Ge⸗ schichte noch ein Ver Tööe das der Bildhauer mit dem Dienstmädchen des Rechtsanwalts unterhält und das wegen seiner Anstößigkeit den Unwillen der Besucher erress⸗ Gespielt wurde allseitig vortrefflich und dadurch das Stück beinahe erträglich gemacht. Fräulein Frida Wagen, die von ihrem Auftreten im Thomas⸗Theater bekannt und beliebt ist, gab die junge unzufriedene Frau mit lie vürdigem Humor und ohne die Uebertreibung, zu der diese Rolle verführt, Herr Emanuel Reicher den Bildhauer mit vornehmem Anstand, während Fräulein Ida Müller das Dienstmädchen mit derber Komik darstellte und so mehr belustigend als abstoßend wirkte. 9
In der Vorstellung „Der fliegende Holländer“ am Sonnabend im Königlichen Opernhause sind die Damen Pierson und Lammert, die Herren Mödlinger, Ernst, Bulß und Lieban beschäftigt. — Am Sonntag geht „Die Hochzeit des Figaro“ mit den Damen Leisinger, Herzog und Dietrich, den Herren Bulß, Krolop, Lieban, Stammer und Krasa in Scene. Deerr Clarinettist Herr Oskar Schubert, Mitglied der Königlichen Kapelle, ist zum Königlichen Kammervirtuosen ernannt worden. Seeine Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erb⸗ prinzessin von Sachsen⸗Meiningen besuchten am Mittwoch das Deutsche Theater und wohnten der Aufführung von „Doctor Klaus“ bis zum Schluß bei.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater geht morgen nochmals der „Bettelstudent“, am Sonnabend, neu eingeübt, „Der Mikado“ in Scene. 1
Im Kroll'’schen Theater geht morgen „Die Hochzeit des⸗ Figaro“ in Scene; die Partie der Gräfin wird von Fräulein Schindler, die des Grafen von Herrn Luria gesungen.
Im Belle⸗Alliance⸗Theater findet morgen eine Auffüh⸗ rung der Sternheim⸗Grau'schen Operette „Der Günstling“ statt, die von nun an abwechselnd mit dem „Abenteurer“ gegeben wird. 8
Im Adolph Ernst⸗Theater gelangt morgen die Posse „Der dumme August“ zur letzten Aufführung. Am Sonnabend und Sonntag kommen „Die Gigerln von Wien“ zur Darstellung. Bei der Sonnabend⸗Vorstellung wird der Berliner Liedertafel nach dem zweiten Act eine Pause von 25 Minuten eingeräumt. 1
Der Meininger Cornet à Piston⸗Virtuose Christian Fleischer wird am nächsten Sonntag (12. Juni) zum ersten Mal auf Tivoli auftreten und bei dieser Gelegenheit eine Reihe seiner hervorragendsten Glanznummern zu Gehör bringen, deren Begleitung die Kapelle des 3. Garde⸗Grenadier⸗Regiments Königin Elisabeth übernimmt.
Jagd.
Zusammenstellung des im Bezirk des Königlich preußischen Hof⸗Jagd⸗ amts in der Jagdsaison 1891/92 erlegten Wildes und Raubzeuges.
A. Auf Hofjagden wurden erlegt am 3. November im Grune⸗ wald (Parforce⸗Jagd) 1 grobe Sau; am 6. November in Fasanerie Entenfang auf 3 Standtreiben auf Fasanen 1 Reh, 258 Fasanen, 8 Hasen, 1 Kaninchen; am 12. und 13. November in der Kolbitz⸗ hen Heide auf 3 abgestellten Lappjagen auf Roth⸗ und Dam⸗ wild, 1 Suche mit der Findermeute auf Sauen, 2 Hirsche, 3 Spießer und Wild, 133 Schaufler, 259 Spießer und Wild, 216 grobe Sauen; am 20. November im Saupark bei Springe auf 2 Suchen mit der Findermeute auf Sauen, 3 Hirsche, 4 Spießer und Wild, 9 Schaufler, 22 Spießer und Wild, 131 grobe Sauen, 80 geringe Sauen; am 4. und 5. Dezember in der Göhrde auf 1 Hauptjagen auf Rothwild, 2 Suchen mit der Findermeute auf Sauen, 32 Hirsche, 64 Spießer und Wild. 115 grobe Sauen, 93 geringe Sauen; am 9. Januar 1892 im Grunewald auf 1 eingestellten Jagen auf Damwild, 32 Schaufler, 191 Spießer und Wild.
B. Auf Hof⸗Jagdamts⸗Jagden wurden erlegt am 30. De⸗ zember 1891 in Tempelhofer und Schöneberger Feldmark in drei Kesseln auf Hasen 230 Hasen; am 6. Januar 1892 in Waltersdorfer Feld⸗ mark und Schulzendorfer Forst auf zwei Standtreiben und drei Kessel auf Hasen 330 Hasen, 2 Kaninchen. 1
C. Auf der Pürsche, Suche, Parforce⸗ und kleinen Treibjagden sowie durch Fang vom 1. Juli 1891 bis 31. März 1892 im Hochwildgehege Schorfheide, Grunewald, Kolbitz⸗Letzlinger Heide, Königs⸗Wusterhausen, Göhrde, Springe und Kirchrode 103 Hirsche, 325 Spießer und Wild, 177 Schaufler, 919 Spießer und Wild, 49 grobe Sauen, 20 geringe Sauen, 76 Rehe, 295 Reiher, Cormorane ꝛc., 136 Füchse, 10 Marder, 30 Iltisse, 6 Wiesel, 93 Raub⸗ vögel, 50 Kaninchen, Hunde, Katzen, Krähen ꝛc; im Wildpark bei Potsdam 4 Hirsche, 13 Spießer und Wild, 1 Schaufler, 5 Spießer und Wild, 10 Reiher, Cormorane ꝛc., 7 Füchse, 4 Marder, 5 Iltisse, 5 Wiesel, 26 Raubvögel, 63 Kaninchen, Hunde, Katzen, Krähen ꝛc.; in Fasanerien Entenfang und Charlottenhof und Feldjagdgehege Insel 8 Rehe, 85 Fasanen, 125 Hasen, 31 Rebhühner, 92 Gänse,
nten, Schnepfen, 7 Füchse, 6 Marder, 17 Iltisse, 35 Wiesel, 77 Raubvögel, 533 Kaninchen, Hunde, Katzen, Krähen ꝛc.; im Feld⸗ jagdgehege bei Berlin 262 Hasen, 922 Rebhühner, 20 Gänse, Enten, Schnepfen, 12 Füchse, 4 Marder, 23 Iltisse, 73 Wiesel, 13 Raub⸗ vögel, 242 Kaninchen, Hunde, Katzen, Krähen ꝛc.; in der Sean und dem Feldjagdgehege bei Ohlau 3 Rehe, 129 Fasanen, 2 Hasen, 149 Rebhühner, 2 Keiber, Cormorane, 5 Marder, 15 Iltisse, 44 Wiesel, 382 Raubvögel, 368 Kaninchen, Hunde, Katzen, Krähen ꝛc.; in der Fasanerie Eichwald und dem Fnvodeehehe bei Cassel 4 Rehe, 84 Fasanen, 23 Hasen, 27 Rebhühner, 1 Gans, 11 Füchse, 3 Marder, 23 Iltisse, 26 Wiesel, 40 Raubvögel, 186 Kaninchen, Hunde, Katzen, Krähen ꝛc. 8 ;
Insgesammt wurden erlegt 144 Hirsche, 409 Spi und Wild, 352 Schaufler, 1396 Spießer und Wild, 512 grobe Sauen, 193 ge⸗ ringe Sauen, 92 Rehe, 556 Fasanen, 980 Hasen, 1129 Rebhühner, 113 Gänse, Enten eern; 307 Reiher, Cormorane ꝛc., 173 Füchse, 32 Marder, 113 Iltisse, 189 Wiesel, 631 Raubpögel⸗ 1445 Kaninchen, Hunde, Katzen, Krähen ꝛc., mithin im ganzen 8766 Stück