1892 / 141 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Jun 1892 18:00:01 GMT) scan diff

In den letzten Satz war in * Lesun hand dieser bhnf chiebung; schränken, die städtischen Straßen von den „öffentlichen Wegen“

in dem Schlußsatz des § 17 auszunehmen. 8 An der Debatte hierüber betheiligten sich die Abgg.

Dr. Hammacher (nl.), Hansen (freicons.), von Eynern (nl.), Frentz (cons.), Rickert (dfr.), Jerusalem (Centr.), randenburg (Centr.), sowie der Minister

Fegter (nl.) und der öffentliche Arbeiten Thielen.

§ 17 wurde in der Fassung der zweiten Lesung mit dem Antrage Hansen angenommen.

Der Rest des Gesetzes wurde ohne wesentliche Debatten unverändert und darauf auch das Gesetz im ganzen angenommen.

Bei Schluß des Blattes ging das Haus zur athung von Petitionen über.

Nr. 24 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts vom 15. Juni hat folgenden Inhalt: Gesundheits⸗ stand. Mittheilungen über Volkskrankheiten. Erkrankungen und Sterbefälle in der preußischen Armee ꝛc. 1891. Sterbefälle in deutschen Städten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in rößeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner

ankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Sterblichkeit in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwoh⸗ nern 1891 (nach Monaten). Ansteckende Krankheiten in Aussig 1885/90. Witterung. Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrank⸗ heiten. (Vereinigte Staaten von Amerika, Austrakken.) Thier⸗ seuchen in Belgien 1891, 4. Vierteljahr. Veterinärpolizeiliche Maß⸗ regeln. (Preußen. Reg.⸗Bez. Potsdam, Belgien.) Feschg⸗hencg ꝛc. ( ßen. Reg.⸗Bez. Merseburg.) Thierseuchen. xeg.⸗Bez Arnsberg.) Untersuchung geschlachteter Schweine. (Mecklen⸗ burg⸗Schwerin.) Arzneimittel. Weber's Raumwinkel⸗ messer. (Oesterreich.) Kurorte in Galizien und Krakau. See. men.) Maul⸗ und Klauenseuche und Lungenseuche. (Belgien.) Granuläre Augenentzündung. Rechtsprechung. (Ober⸗Landesgericht 3 Strafbarkeit der Bezeichnung „Amerikanischer Arzt“ u. ähnl.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Unter Amt im Sinne des § 230 Abs. 2 des Strafgesetzbuchs, betreffend die fahrlässige Körperverletzung unter Verletzung einer Amts⸗ pflicht, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 26. Februar 1892, auch eine Privatbedienung zu verstehen, sofern mit ihr Geschäfte, die im gewöhnlichen Leben als amtliche bezeichnet werden, verbunden sind.

Die Vernichtung der Handelsbücher seitens des kauf⸗ männischen Konkursifer nach der Beendigung des Konkurses, sei es durch Schlußvertheilung oder durch den Abschluß eines Zwangs⸗ vergleichs, kann nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Straf⸗ senats, vom 1. April 1892, nur dann die Bestrafung des Thäters wegen Bankerutts zur Folge haben, wenn infolge besonderer Um⸗ stände die Gläubiger auch nach der Beendigung des Konkurses ein vermögensrechtliches Interesse an dem Vorhandensein der Bücher haben.

Mannigfaltiges.

Innerhalb der Studentenschaft der Berliner Uni⸗ versität sind die Erörterungen über die Wahl einer Ge⸗ sammtvertretung in Gestalt eines sogenannten Aus⸗ s ö allmählich einem gewissen Abschluß näher gerückt. ekanntlich war von einem großen Theil der studentischen

auf Antrag des Abg. Hansen (freicons.) die Clausel eingeschoben worden . sich nicht um die Benutzung öffentlicher Wege

Dr. Hammacher (nl.) beantragte die Streichung Abg. Hansen f(freicons.) empfahl, um die Befugniß des Ministers nicht ohne Noth allzuweit einzu⸗

Corporationen und Vereine die Betheiligung an der Wahl auf Grund der von Rector und Senat aufgestellten neuen Satzungen sofort abgelehnt worden, dagegen war ein großer Theil der wissenschaftlichen akademischen Vereine und die Gruppe des evangelisches Bundes eifrigst in die Wahl eingetreten. Gegen Ende Mai konnte aus den eingegangenen Unter⸗ schriften festgestellt werden, daß 700 Studirende durch die Ab⸗ abe ihrer Stimmen sich für die Neubegründung eines Aus⸗ schufses auf der Grundlage der von der akademischen Behörde dargebotenen Satzungen erklärten.

Da jedoch in diesen Satzungen das Zustandekommen eines Ausschusses an die Wahlbetheiligung von mindestens einem Drittel der Studentenschaft d. h. von mindestens 1450 Studiresden geknüpft ist, wurde von Seiten der akademischen Behörde die Frist für die Abgabe der Stimmen bis gegen Ende Juni verlängert, um der Studentenschaft zu näheren Erwägungen über den Werth, welchen sie einer Gesammtvertretung beilegen Sn und zu einer weiteren Organisation der

ahlbetheiligung Zeit zu gewähren. 8

Nach dem Aokauf der Pfingstpause ist denn auch endlich derjenige, die große Mehrheit bildende Theil der Studenten⸗ schaft, welcher Corporationen und Vereinen nicht ange⸗ hört, und für welchen demnach eine Gesammtvertretung von besonderer Bedeutung ist, in die Organisation der Wahlbetheiligung eingetreten, indem eine Ver⸗ sammlung von mehreren Hunderten dieser, sehr schwer zu einer Action zu sammelnden Studenten ein Comité, eesstehend aus den Herren Dr. phil. Spuler, Stud. med., Hercher, Stud. jur., Wachler, Stud. phil., Tiessen, Stud. phil., und Schlichting, Stud. jur., gewählt hat, welches damit betraut ist, die ahlbetheiligung seitens jener größten Gruppe der Studentenschaft in die Hand zu nehmen. In der erwähnten Versammlung ist auch die hohe Bedeutung eines Ausschusses für die Durchführung größerer Reformen des studentischen Lebens, unter Anderem auch für die Schaffung von Ehrengerichten und anderen ge⸗ meinsamen Institutionen im Sinne der Neuzeit und ihrer ernsteren Anforderungen an die Studentenschaft lebhaft aner⸗ kannt worden. Es ist hiernach zu hoffen, daß die ganze Be⸗ wegung für eine Neubelebung studentischer Gemeinsamkeit im besten Sinne nicht völlig ergebnißlos verlaufen wird.

Die Trauerfeier für den verstorbenen Ober⸗Hof⸗ und Haus⸗ marschall Grafen Pückler hat gestern Nachmittag 5 Uhr in dem zu einer Kapelle umgewandelten Speisesaal des Schlosses Bellevue stattgefunden, Der „Börs.⸗Ztg.“ wird darüber berichtet: Seine Majestät der Kaiser erwies mit Allerhöchstseiner Gemahlin dem Entschlafenen persönlich die letzte Ehre. Schon vorher war für beide Majestäten eine kostbare Kranzspende am Sarge niedergelegt. Für Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich überbrachte der Kammer⸗ herr Freiherr von Reischach einen Lorbeerkranz. Ihre König⸗ liche Hoheit die Großherzogin von Baden hatte aus Karlsruhe einen Blumenkranz übersandt, Ihre Königlichen oheiten der Prinz Friedrich Leopold und der Erbgroßherzog von Baden erschienen persönlich zur Feier. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog von Sachsen⸗Weimar und der Prinz Georg, sowie die Erbprinzlich sachsen⸗meiningenschen Herrschaften sandten Kränze. Unter dem zahlreichen Trauergefolge befanden sich der Reichskanzler Graf von Caprivi, der Prässdent des Staats⸗Ministeriums Graf zu Eulenburg, die Staats⸗Minister Dr. von Boetticher und Freiherr von Berlepsch, die Staatssecretäre Freiherr von Marschall und Freiherr von Maltzahn, der Minister des Königlichen Hauses von Wedell, der Herzog von Ratibor, die Fürsten von Pleß und von Stollberg, der General⸗Oberst von Pape, die Generale von Rauch, Freiherr von Meerscheidt⸗Hüllessem, von Wittich, Graf von Schlieffen u. a. m. Auch die Gesandten von Bayern, Sachsen und Baden waren zugegen. Die Gedenkrede hielt der Hof⸗Prediger und Militär⸗ Ober⸗Pfarrer Dr. Frommel. Gestern Abend um 9 Uhr erfolgte die Ueberführung der Leiche nach Freienwalde, wo der Verstorbene an der Seite seiner Gattin die letzte Ruhestätte finden wird. 1u““

8

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Wegen der Neuwahl des Ersten Bürgermeisters hat, wie wir einem Bericht der „Tgl. R.“ entnehmen, Dr. Stryck in der Fftr en Sitzung der Stadtverordneten vorgeschlagen, einen

usschuß von fünfzehn

sei, könne der Personenfrage näher getreten werden. Die Versamm⸗ lung erklärte sich hiermit einverstanden. 1“

Brienz, 16. Juni. Heute fand, wie „W. T. B.“ meldet, die Eröffnung der Brienz⸗Rothhorn⸗Bahn statt, welche die Höhe von 2252 m erreicht und somit die höchstgeführte Bahn Europas ist.

MNach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Königsberg i. Pr., 17. Juni. weite ostpreußische Städtetag wurde heute in nwesenheit von Vertretern fast sämmtlicher Städte

Ostpreußens eröffnet. Der Eröffnungsfeier wohnten der Ober⸗Präsident Graf Udo zu Stolberg⸗Wernigerode, die Regierungs⸗Präsidenten Steinmann und Dr. von Heyde⸗ brand und der Lasa, sowie der Landeshauptmann von Stock⸗ hausen bei. Ober⸗Bürgermeister Selke⸗Königsberg hielt die Begrüßungsrede:; sodann folgte ein Vortrag des Stadtraths Schaff Konigsberg: „Welchen Einfluß übt das neue Ein⸗ kommensteuergesetz auf den Stadthaushalt der ostpreußischen Städte aus.“ Zu Ehren der VI. Landwirthschafts Ausstellung fand gestern Abend bei prachtvollem Wetter in dem glänzend geschmückten und festlich beleuchteten ver⸗ einigten Börsen⸗ und Logengarten am Schloßteich ein großes Abendfest mit Concert statt, welches glänzend verlief.

St. Petersburg, 17. Juni. (E. T. B.) Dem Ver⸗ nehmen nach wird der Minister des Auswärtigen von Giers sich nach seiner völligen Wiederherstellung ins Aus land begeben.

Bern, 17. Juni. (W. T. B.) An Stelle des verstorbenen Bundesrichters Olgiati wurde der Candidat der Rechten, Ständerath Soldati, mit 85 Stimmen von der Bundes versammlung zum Bundesrichter gewählt. Der Candidat der radical⸗demokratischen Partei, Colombi, erhielt 84 Stimmen.

Konstantinopel, 17. Juni. (W. T. B.). Der Ge neral⸗Adjutant des Sultans, General von Hobe⸗ ist heute nach Berlin abgereist, um Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm im Auftrage des Sul⸗ tans die Medaillen zu überbringen, die zur Erinnerung an den Besuch Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin in Konstantinopel geprägt worden sind. Es sind im ganzen 29 Medaillen in Gold, 69 in Silber und 761 in Bronze ge⸗ schlagen worden. Jeder Theilnehmer an der Fahrt soll ein Exemplar erhalten. General Hobe überbringt gleichzeitig u Majestät dem Kaiser ein eigenhändiges Schreiben des Sultans.

Konstantinopel, 17. Juni. (W. T. B.) Der „Agence de Constantinople“ zufolge wird die Nachricht, wonach das in jedem Jahre veranstaltete Fest zur Erinnerung an den Erlaß des armenischen organischen Statuts verboten worden sei, von amtlicher Seite für unbegründet erklärt. Das Fest habe thatsächlich stattgefunden.

Washington, 17. Juni. (W. T. B.) In Seattle, im Staate Washington, wurde gestern der Werkmeister Nelson, welcher bei der Monte⸗Cristo⸗Eisenbahn die Aufsicht über die bei Sedro beschäftigten italienischen Arbeiter führte, von vier Italienern mit einer eisernen Stange todt ge⸗ schlagen. Sechzig Freunde Nelson's ergriffen hierauf die Italiener und lynchten sie.

(W. T. B.) Der

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 17. Juni, )r

Morgens.

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5 wolkig 1 bedeckt 2 heiter 2 bedeckt 2 heiter 2 heiter

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Mullaghmore Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Haparanda. Cork, Queens⸗ Cherbourg. 18488qu eb. mburg.. Swinemünde Neufahrwasser Memel .. Münster . .. Karlsruhe. Wiesbaden München Chemnitz. Berlin .. Wien ... Breslau .. Ile d'Air. 765 Niza 760

¹) Nachts Regen. 2²) Thau.

⁴) Nachts Regen. ⁵) Nebel. Uebersicht der Witterung.

Eine flache Depression liegt über dem Nordsee⸗ gebiete und verursacht daselbst trübe, vielfach regne⸗ rische Witterung. Das barometrische Maximum lagert noch über der Biscayasee. In Deutschland dauernt die vorwiegend trübe Witterung fort, nur im Ostseegebiete herrscht überall, außer im äußersten Westen, heiteres trockenes Wetter. Die Temperatur ist fast allenthalben gestiegen, im centralen Deutsch⸗ land um 5 Grad, indessen liegt sie meist noch ziem⸗ lich erheblich unter dem Mittelwerthe. Im süd⸗ lichen Frankreich sowie in Oesterreich⸗Ungarn fanden gestern Gewitter statt. Lemberg und Triest melden 21, München 23 mm 1

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Tetzlaff.

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Sonnabend: Operette in 3

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Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ 155. Vorstellung. 3 Acten von Richard Wagner. Dirigent: Kapell⸗ Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. Goethe. Der Tragödie erster Theil. Die zur Handlung gehörende Musik von Anton Fürsten R von Peter Joseph von Lindpaintner. setzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. (Mephistopheles: Herr Mitterwurzer, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Letzte Vorstellung vor den Ferien.

Sonntag: Opernhaus. Komische Oper in 3 Acten von Auber. Text nach dem Französischen vom Lichtenstein. In Scene 9 1 Dirigent: Musikdirector Die Puppenfee. tissement von Haßreiter und Gaul.

In Scene ges Graeb. Dirigent: M

Das Schauspielhaus hat Ferien.

ö“ Deutsches Theater. Sonnabend: Die Welt, in der man sich langweilt. Anfang 7 Uhr. Sonntag: Zum 100. Male: Romeo und Julia. 11 Montag: Faust.

Die Tageskasse ist von 10 bis 1 ½ Uhr geöffnet.

Berliner Theater. Sonnabend: Der Hütten⸗ Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Nachmittags Abends 7 ½ Uhr: Der Hüttenbesitzer. Montag: Zum 1. Male: Narciß. (Anna Haver⸗ land, Nuscha Butze, Ludw. Barnay.)

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. um 500. Male: Die Fledermaus. ve cten von Johann Strauß.

Im Park: Außerordentliches Park⸗Fest. Ein Tag und eine Nacht in Titipu. des Parkes und der Verkaufsbuden in japanischem

i aufsbuden durch Original⸗Chinesen. Große Tambola mit 30 Gewinnsten. Concerts 6 Uhr, der Vorstellung 7 ½ Uhr. Sonntag: Die Fledermaus. 5 Im prachtvollen Miillitär⸗Doppel⸗Concert. sangs⸗ und Instrumental⸗Künstlern.

6 Uhr.

Die Walküre. In CThea. Krenz. Anfang 7 Uhr.

162. Vorstellung. Faust von adziwill und In Scene Vorträge im Theatersaal statt. 5 ½ Uhr, der Vorstellung 7 Uhr. Sonntag: Der Wildschütz. Dienstag:

156. Vorstellung. Der

reiherrn von (4. Act). esetzt vom Ober⸗Regisseur kdir⸗ Wegener. Pantomimisches Ballet⸗Diver⸗ Musik von J. etzt vom Balletmeister Emil usikdirector Hertel. Anfan

vpoon Philipp und Sondermann. Stix. Dirigent: Max Gabriel.

der Residenz):

Zum ersten Male in Deutschland.

2 ½ Uhr: Demetrius.

7 ½ Uhr.

städter und K. K. Leitung des Directors Zum 1. Male: Die

Glänzende Decoration Franz

irma Taen Arr

Anfang des Sonntag: Dieselbe vSehenn

er Sommer⸗Garten i

ark: Auftreten von Ge⸗ Anfang des

Concerts Sonntags 5 Uhr, an den Wochentagen

Kroll's Theater. Sonnabend: Das goldene Vor, während und nach der Vors⸗ Vocal⸗ und Instrumental⸗Concert im Garten, ausgeführt vom Erk'schen Männer⸗Gesang⸗ verein und dem Musikcorps des 2. Garde⸗Regiments ge⸗ z. F. Bei ungünstigem Wetter finden die Gesangs⸗ Anfang des Concerts

Letztes Gastspiel von Fr. Marcella Sembrich. Die Hnugenotten (2. Act). Hamlet Die Nachtwandlerin (3. Act).

Täglich, bei günstigem Wetter: Großes Concert im Sommergarten. Anfang an Sonn⸗ und Festtagen 4 Uhr, an den Wochentagen 5 ½ Uhr.

Belle-Alliance-Theater. Sonnabend: Zum

15. Male: Der Abenteurer. Operette in 3 Acten Musik von Carl

Im prachtvollen, glänzenden Sommer⸗Garten (vornehmstes und großartigstes Sommer⸗Etablissement

Großes Militär. Doppel⸗Concert. 3. Auftreten der Cararben⸗Carawane (25 Per⸗ sonen) in den Sitten und Gebräuchen ihres Landes.

Auftreten sämmtlicher Specialitäten. Abends: Feenhafte Illumination des ganzen Garten⸗ Etablissements durch 50 000 Gasflammen. Anfang des Concerts 6 Uhr, Anfang der 2

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst⸗Theater. Sonnabend: 18. Ge⸗ sammt⸗Gastspiel des Wiener Ensemble, zu⸗ sammengestellt von Mitgliedern des K. K. Josef⸗ Karl⸗Theaters 1 Josef Graselli. m 1. Wettschwimmerinnen. ee ausgeführt. Posse mit Gesang in 3 Acten von Theodor Taube.

Musik von Karl Kleiber. Anfang 7 ½ Uhr.

t geöffnet.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direction: Emil Thomas. Sonnabend: 9. Gast⸗ spiel von Ilka von Palmay vom Theater an der

tellung

Wien in Wien. Zum 9. Male: Heißes Blut. Posse mit Gesang in 3 Acten und 7 Bildern von Leopold Krenn und Carl Lindau. In Scene gesetzt von Emil Thomas. (Ilona: Ilka von Palmay, a. G.) Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Heißes Blut.

: Großes 88 S Der Sommer⸗Garten ist geöffnet.

Sommer⸗ 8

(125600 Hohenzollern⸗Galerie 9 Vorm. 10 Ab. Lehrter Bahnhof. Gr. histor. Rundgemälde 1640 1890. 1 Sonntag 50 ₰. Kinder die Hälfte.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel. Anfang 7 ½ Uhr.

eEEFese Eh-E EIAs2 Nae AeeERxEeEEFEEReeeen Familien⸗Nachrichten.

Gestern Abend entschlief sanft nach längerer Krankheit mein lieber Mann

Theodor Werther, Prof., Dr., Director des Großherzoglichen Gymnasiums, was tief betrübt statt jeder be⸗ sonderen Meldung zugleich im Namen der Kinder anzeigt Eutin, den 15. Juni 1892. [181933 Ella Werther, geb. Rhenius. Forstellung Verlobt: Frl. Gertrud Schirlitz mit Hrn. Forst⸗ Assessor Hermann Ehlert-(Strippow). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Gymnasiallehrer Dr. Rose (Wohlau). Gestorben: Hr. Kammer⸗Director a. D. Adolph Hold (Breslau). Frl. Bertha von Barsewisch

unter der (Fürstenwalde, Spree).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz). 9

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt. Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen

Personen zu wählen, der sich zunächst mit der Gehaltsfrage zu beschäftigen habe. Erst wenn dieser Punkt erledigt

zum Deutscher

Berlin, Freitag den 17. Juni

2

8

Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1892.

Statistik und Volkswirthschaft.

Das Wirthschaftsjahr 1891.

8 Die Handelskammer von Landeshut constatirt in

ihrem

Jahresbericht, daß während des ganzen Jahres 1891 alle Arbeitskräfte

der verschiedenen Erwerbszweige voll in Thätigkeit waren, und in keiner Branche eine Stockung eingetreten ist. Bei den mechanischen Webereien lagen andauernd Aufträge vor, welche vollen Betrieb er⸗ möglichten, und wenn sich auch ein gleiches nicht von der Handweberei sagen lasse, so seien doch keine Weberentlassungen bekannt geworden. Als eine Wirkung der Me Kinley⸗Bill wird der Rückgang des Exports

an Schuhwaaren bezeichnet.

Die Handelskammer von Krefeld berichtet, daß die Sammet⸗ und Seidenweberei nur unter Opfern seitens der Fabrikanten einen eingeschränkten Betrieb habe aufrecht erbalten können und in ihrer Rückwirkung auf alle andere gewerbliche Thätigkeit ungünstige Erwerbs⸗ verhältnisse im verflossenen Jahre geschaffen habe. Die Stadt Krefeld sei bei einer den veranschlagten Etat der städtischen Armen⸗ verwaltung weit überschreitenden Ausgabe wiederholt in die Lage ge⸗ kommen, beschäftigungslose Arbeiter aus öffentlichen Mitteln zu unter⸗ stützen; bei der städtischen Sparkasse hätten die Rückzahlungen die Einlagen um mehr als eine halbe Million Mark überstiegen. Nicht anders sei es in den zum Bezirke gehörigen Städten und Gemeinden gewesen, welche gleichfalls unter der allgemein schlechten Geschäftslage gelitten hätten. 8“

Die Handelskammer von Hanau bezeichnet den Geschäftsgang

des Jahres 1891 als einen ungünstigen. Die Absatzverhältnisse nach

dem Ausland seien wenig geeignet gewesen, ein Aequivalent für die mangelnde Aufnahmefähigkeit des inneren Marktes zu bieten, da sie durch die überhohen Zollschranken wesentlich beeinträchtigt wurden und eine rege, ungehemmte Entfaltung auswärtiger Handelsbeziehungen nicht aufkommen ließen. Weiter fährt der Jahresbericht fort: „Die andelskammer mußte daher mit großer Freude und Genugthuung die neue Handelspolitik der Königlichen Staatsregierung be⸗ grüßen, welche sich in dem Abschluß der Handelsverträge mit Oester⸗ reich⸗Ungarn. Italien, der Schweiz ꝛc. documentirte. An sich ge⸗ währen freilich die bis jetzt vorliegenden Handelsverträge den In⸗ dustriellen im Handelskammerbezirk Hanau keine oder E nur geringe Vortheile, einzelne Branchen sind sogar bei der Ausfuhr hrer Fabrikate mit erhöhten Zollabgaben bedacht. Aber auch für den hiesigen Bezirk ist schon die Stabilität des gewonnenen Zustandes von nicht zu unterschätzendem Vortheil, ermöglicht diese Stabilität doch, mit gegebenen festen Verhältnissen zu rechnen und auf längere Zeit hinaus fruchtbringende Dispositionen zu treffen.“ 8 In dem Jahresbericht der Handelskammer von Koblenz heißt es: „Die in dem Bericht für 1890 gekennzeichnete rückläufige Be⸗ g auf dem wirthschaftlichen Gebiet hat sich ⸗im Berichtsjahre gesetzt und wesentlich verschärft. Unter den bedeutenderen Ge⸗ gen haben sich nur wenige einer befriedigenden Geschäftslage freuen gehabt, während die Mehrzahl mit ungünstigen Verhält⸗ zu rechnen hatte und in manchen der Betrieb nur mit aufrecht zu erhalten war. Besonders war es wieder der auf Eiseners, die Eisenverarbeitung in fast allen die Gewinnung von Blei⸗ und Zinkerzen, das und Thonwaarengeschäft, die Feinlederindustrie, die und Bierbrauerei, die Papierwaarenanfertigung, die und der Handel mit den meisten Waaren, unzulängliche Ergebnisse zu klagen hatten. In besserer befanden sich der Bergbau auf Dachschiefer, die Haustein⸗ und Be gewinnung, die Pianofortefabrikation und verschiedene weniger bedeutende Gewerbzweige. Die Ursachen des unerfreulichen Geschäfts⸗ 1 so vieler Hauptgewerbezweige sind mehr allgemeiner als rtlicher Natur. Neben den hohen Kohlenpreisen und Arbeitslöhnen, velche die Selbstkosten erhöhen und namentlich den Absatz nach dem Auslande erschweren, wirkten ungünstig die Ungewißheit über die Ge⸗ staltung der handelspolitischen Lage nach Ablauf der Handelsverträge, die Zollmaßregeln der Vereinigten Staaten, der financielle Zusammen⸗ bruch Argentiniens, die politischen Wirren in Chile, die Erschütterung es Vertrauens durch eine Reihe fkandalöser Bankbrüche mit Ver⸗ untreuungen von Hinterlegungen in Berlin und in den Pro⸗ vinzen, starke Verluste des deutschen Kapitals an argentinischen, portugiesischen und anderen Staatspapieren, die schon früh eintretende Gewißheit einer schwachen Ernte in den Haupteultur⸗ pflanzen und hohe Preise nothwendiger Lebensmittel. Zu einer eigentlichen Krisis ist es aber trotzdem nicht gekommen, und die meisten gewerblichen Unternehmungen haben mehr über Verdienst⸗ losigkeit als über Mangel an Beschäftigung zu klagen gehabt. Für die arbeitenden Klassen hat sich zwar die Arbeitsgelegenheit nicht ge⸗ mehrt, doch gab es nur wenig beschäftigungslose Leute, und die Löhne sind im allgemeinen keineswegs gesunken. Den Fällen, in welchen der Arbeitsverdienst durch Einlegung von Feierschichten oder kleine Verkürzungen hauptsächlich der Gedingelöhne geschmälert sein mag, stehen Erhöhungen in anderen Gewerbzweigen gegenüber. Man kann sagen, daß die gewerblichen Arbeiter mit geringen Ausnahmen bis zum Schlusse des Jahres unter der sich verschlechternden Geschäftslage kaum gelitten haben, wohl aber durch die verhältnißmäßig hohen Lebensmittelpreise. Im Laufe des letzten Winters hat sich dann allerdings auch die Lage der Arbeiter an manchen Orten ungünstig ge⸗ staltet. Die hohen Industrielöhne und das in mancher Beziehung angenehmere Leben in den Städten haben immer mehr Arbeiter ver⸗ anlaßt, die bescheidenere aber auch gesichertere Existenz auf dem Lande aufzugeben und sich Erwerb in den Städten zu suchen, sodaß augen⸗ blicklich die Landwirthschaft in vielen Gegenden über Arbeitermangel klagt, während in den Städten und Industriebezirken neben der großen Menge der vollbeschäftigten und gutbezahlten Arbeiter zahlreiche un⸗ beschäftigte Leute vergeblich nach Arbeit suchen.“

. 2 Ueber die Handelsverträage

schreibt der Jahresbericht der Handelskammer von Koblenz: „Das

Hauptereigniß auf dem wirthschaftlichen Gebiete bildete im Berichts⸗ jahre der Abschluß von Handelsverträgen mit zahlreichen Tarifbindungen zwischen Deutschland, Oesterreich⸗Ungarn, Italien, Belgien und der Schweiz auf zwölf Jahre. Mit diesem Vorgange ist das seit dem Ende der 70er Jahre fast ausschließlich befolgte Svstem der selbst⸗ ständigen Regelung der Zolltarife verlassen. Die deutsche In⸗ dustrie hat sich unter der Herrschaft dieses Systems im großen und ganzen wohlbefunden, sie ist sowohl dem Umfange als der Leistungsfähigkeit nach wesentlich gewachsen. Indessen läßt sich nicht verkennen, daß die erlangten Vortheile in dem Maße geringer wurden, als in den meisten Staaten, mit welchen Deutschland in Verkehr steht, eine mehr oder minder bedeutende Erhöhung der Eingangszölle stattfand und das häufige Aendern der Zollsätze das Ausfuhrgeschäft nicht zur Ruhe kommen ließ. Eine Fortdauer dieses allseitigen Kampfes mit selbständigen Zolltarifen mußte den auf die Aus⸗ fuhr von Industrie⸗Erzeugnissen angewiesenen Ländern mit der eit verhängnißvoll werden, und es war deshalb nur zu billigen, daß die Reichsregierung dazu überging, zunächst mit den uns politisch verbündeten Staaten Handelsverträge für längere Dauer und mit zahlreichen Tarifbindungen abzuschließen. Grundsatz des Schutzes der nationalen Arbeit ist ja durch den Abschluß dieser Verträg⸗ nicht verlassen; hat doch selbst die Benaewtseasehefe tit f di 8 8f 1 aderer g8⸗ ie mit Rücksicht auf die Hauptausfuhra tik I der ander n düüia.

staaten in erster Linie berufen war, Opfer zu bringen, noch einen

keineswegs unbedeutenden Schutz behalten.“

Der VIII. allgemeine Verbandstag der deutschen landwirthschaftlichen Genossenschaften

wurde vom 13. bis 15. Juni in Insterburg abgehalten. Das Bureau des Verbandstags wurde wie folgt zusammengesetzt: Ehren⸗ Präsident Herr Hauptvorsteher Seydel⸗Chelchen, Vorsitzender Herr Landschafts⸗Rath Maul⸗Sprindt und die Herren Oekonomie⸗Räthe Dr. Havenstein, von Mendel⸗Halle, von Langsdorff⸗Dresden, Schrift⸗ führer die Herren Bräsicke⸗Eszeruppen, Papendick⸗Elisenhöhe, Dr. Rodenwald⸗Oldenburg, Biernatzki⸗Voorde, Secretär Ihrig⸗Offen⸗ bach und Dr. Rörig⸗Offenbach. Ferner wurde der Jahresbericht der Anwaltschaft für 1891 erstattet. Wir entnehmen daraus folgende Mittheilungen: 1

Am 1. Juni d. J. waren überhaupt vorhanden 4374 eingetragene landwirthschaftliche Genossenschaften (gegen das Vorjahr mehr 749), darunter waren 2647 Creditgenossenschaften (+‿ 513), 708 Consum⸗ vereine (+ 102), 869 Molkereigenossenschaften ( 140), 150 sonstige Genossenschaften (+ 19). Aufgelöst haben sich im Jahre 1891 nur 47 Genossenschaften. Auch die Form der Centralgenossenschaft hat eine weitere Ausdehnung erfahren, es bestehen jetzt 6 Central⸗ genossenschaften für Credit, 7 für Einkauf; ferner eine für Molkerei in Königsberg. Weitere sind im Entstehen begriffen. Die dem allgemeinen Verbande angehörigen Centralgenossenschaften und Ge⸗ schäftsverbände haben 1891 zusammen bezogen 1 156 000 Ctr. Düngemittel, 460 000 Ctr. Futtermittel, 30 000 Ctr. Sämereien, 600 000 Ctr. Kohlen, insgesammt 2 300 000 Ctr. im Werthe von acht Millionen Mark.

Aus der Rechnungsablegung erwähnen wir, daß die Einnahme der Verbandskasse 14 085 ℳ, die Ausgaben 9693 betrugen. Der Voranschlag für das neue Vereinsjahr wurde auf 12 330 jestgesetzt. Zum Verbandstag waren erschienen Vertreter aus der Rheinprovinz, aus Nassau, aus der bayerischen Rheinpfalz, aus dem Großherzogthum Hessen, aus Hannover, Oldenburg, Schleswig⸗Holstein, Westfalen, Königreich Sachsen, Provinz Sachsen, Schlesien, Ost⸗ und West⸗ preußen, Mecklenburg, Württemberg und Berlin. Der wohnte als Vertreter des Justiz⸗Mimisters Geheimer Justiz⸗Rath Vierhaus bei. Von den Beschlüssen des Vereinstags seien folgende hervorgehoben. Zunächst wurde eine Resolution des Herrn von Knebel⸗Döberitz in folgender Fassung angenommen: „In Erwägung, daß 1) die Regelung des Verkaufs seiner Producte für den Landwirth zum mindesten so wichtig ist, als die Regelung seiner anderen gewerb⸗ lichen Thätigkeiten, 2) die jetzige Verkaufs⸗ bezw. Handelsweise in Ge⸗ treide, dem wichtigsten landwirthschaftlichen Product, Mißstände enthält, welche mit dem Interesse der deutschen Landwirthe und Consumenten unvereinbar sind, 3) sind diese Mißstände erkannt, da die Einzelkraft zu ihrer Hebung nicht genügt, nach dem obersten genossenschaftlichen Grundsatz die Vereinigung der Kräfte die Lösung in die Hand zu nehmen hat, beschließt der achte allgemeine Vereinstag, daß durch die Organe des Verbandes eine Prüfung angestellt werden soll, ob und wie eine Besserung der Verhältnisse auf genossenschaftlicem Wege herbeigeführt werden kann.“ Weiter wurde eine Resolution angenommen, welche ausspricht, daß der genossenschaftliche Bezug von landwirthschaftlichen Maschinen möglich, nothwendig und zweckmäßig sei, wobei die näheren Einrich⸗ tungen nach den localen Verhältnissen bestimmt werden müssen, und die Anwaltschaft beauftragt, diese Frage zu studiren und das Weitere

5 s - 7 sson zoẽ Anm⸗ 8 2 5 zu veranlassen. Endlich wurde beschlossen, die Anwaltschaft zu er⸗ suchen, über die Frage Erhebungen anzustellen, ob Gründe für eine Ausscheidung der Molkerei⸗ aus den Brennerei⸗Berufsgenossenschaften vorliegen, und auf dem nächsten Vereinstag Bericht zu erstatten.

8

G Zur Arbeiterbewegung.

Nach einer Meldung des „H. T. B.“ aus Barcelona vom heutigen Tage ist der Ausstand beendet. Die Arbeit⸗ geber gestanden 25 Centimes Lohnerhöhung, eine halbstündige Herabsetzung der Arbeitszeit und die Wiederanstellung aller nicht staatsanwaltlich Angeklagten zu. Fast überall haben die Ausständigen die Arbeit wieder aufgenommen und die Ruhe ist vollständig wieder hergestellt. Zur Feier der Beendigung des Ausstandes wollen die bisher Ausständigen einen Massen⸗ umzug veranstalten. 1 1

Ueber Arbeitseinstellungen und Ausstände liegen heute noch folgende Mittheilungen vor:

Wie der „Vorwärts“ berichtet, hat wegen der Arbeitsordnung ein Theil der Arbeiter der Steinmetzwerkstatt von C. A. Lang u. Holzmann in Kelheim die Arbeit niedergelegt. Demselben Blatt wird über den Rixdorfer Weberstrike vom Strikecomité geschrieben, daß noch 34 Weber und 13 Spulerinnen im Ausstande seien, weil eine Anzahl Fremde, die während des Aus⸗ standes zugezogen, dort noch thätig seien. Die Meister hätten jedoch versprochen, alle Strikenden wieder einzustellen. Danach scheint also die gestrige Mittheilung über die thatsächliche Beendigung des Strikes doch begründet zu sein.

Hier in Berlin haben 21 Mann auf dem Kasernenbau Moabit, Rathenowerstraße, die Arbeit niedergelegt. Der bisherige Stunden⸗

ohn betrug 50 ₰.

Wie 2 „Reichenb. Z.“ vom 13. d. M. gemeldet wird, dauert der Perlenarbeiterstrike im Isargebirge ungeschwächt fort. Das Strikecomité erhält von auswärts zahlreiche Unterstützungen, so aus England und Frankreich, und verfügt überhaupt über größere Geldmittel. Das Strikegebiet ist sehr groß, es umfaßt etwa dreißig Ortschaften.

1 „A. C.“ berichtet unter dem 14. d. M. aus London: Der Strike der Matrosen und Heizer in Sunderland ist zum Abschluß gelangt. Die ausständigen Mitglieder der nordenglischen Seemanns⸗Gesellschaft, die zumeist auf den Lambton’'schen Dampfern beschäftigt sind, haben sich einstweilen mit dem herabgesetzten Wochen⸗ besch von 30 sh. unter der Bedingung einverstanden erklärt, daß ihnen der alte Lohn von 32 sh. 8 d. wieder gezahlt werde, sobald der Handel besser werde. Dieser Entschluß wird für die meisten Seeleute bestimmend sein und zahlreiche Dampfer, die seit nahezu drei Monaten müßig gelegen haben, dürften im Laufe einer Woche ihre Fahrten wieder aufnehmen. 8 S8 8

Gegen 800 Arbeiter der Schiffswerften von Ferrol haben laut Meldung des „W. T. B.“ die Arbeit niedergelegt. 1

Eine allgemeine Versammlung der Buchdrucker⸗ gehilfen fand, wie der Berl. „Volks⸗Z.“ berichtet wird, am Mitt⸗ woch in der Berliner Ressource, Kommandantenstraße 57, statt, um „das Vorgehen der Leipziger Principale gegen die „Mit⸗ lieder des Unterstützungsvereins deutscher Buchdrucker“ zu esprechen und einen Delegirten nebst Stellvertreter zur Ber⸗ liner Strike⸗Controlcommission zu wählen. Die Versammlung zählte etwa 1000 Theilnehmer. Herr Döblin, der Vorsitzende des Gehilfen⸗ verbandes, referirte über die von den Principalbertretern herbei⸗ geführte Auflösung der Tarifgemeinschaft. Die Versammlung nahm eine Resolution an, worin sie ihre Entrüstung über die Behandlung ausspricht, welche den Gehilfen seitens der Leipziger Principalität hinsichtlich des Coalitionsrecht widerfahren se

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Gleichzeitig

empfiehlt sie deren Handlungsweise den Behörden und der Presse zur Beachtung, die alles Unrecht beim letzten Strike auf die Schultern der Gehilfen legten.

Wie dem „W. T. B.“ heute aus dem Waldenburge Kohlenrevier gemeldet wird, sind die Versuche zur Gründung eines niederschlesischen Bergarbeiter⸗Verbandes geschei⸗ tert. Die Mehrzahl der Bergarbeiter hat erklärt, bei dem West⸗ fälischen Bunde verbleiben zu wollen, der die Lage der Arbeiter ver⸗ bessere und die bergmännischen Interessen wahre. 11

Der Abtheilungsvorstand des Handelsamts für Arbeitsangelegen⸗ heiten hat, wie der „A. C.“ unter dem 14. d. M. aus London mitgetheilt wird, in seinem letzten Bericht über den Stand des englischen Arbeitsmarktes im Monat Mai Folgendes zu el ase Die Zahl der Strikes hat zugenommen. Während sie im April 65 betrug, belief sie sichim Mai auf 93. Darunter ist. die Arbeits⸗ sperre in der Thonwaaren⸗Industrie, die nur von kurzer Dauer war, ein⸗ begriffen. Die Hauptursachen für die vielen Arbeiterstreitigkeiten bilden die besseren Aussichten in den Baugewerken, wo zur Zeit große Nachfrage nach Arbeitern herrscht. Dies ist im ganzen Lande der Fall, wes⸗ halb allein 29 Strikes auf diese Gewerke kommen. Viele Ausstände wurden jedoch mittels gütlicher Vereinigung verhindert. Sonst sind am meisten Strikes vorgekommen in folgenden Branchen: in der Tuchwaarenbranche 12, in der Kohlenindustrie 12, in der Terxtil⸗ branche 15, in der Eisen⸗ und Stahlindustrie 4. Der Rest der Strikes vertheilt sich auf die übrigen Industrien.

Kunst und Wissenschaft. Internationale Kunstausstellung zu München, 1892. 8b

Wie auf allen Gebieten, so herrscht auch in der Kunst eine starke Ueberproduction. Wer die Berliner Kunstausstellung mit ihren Hunderten von Bildern verläßt, um im Münchener Glaspalast 2851 Kunstwerke zu besichtigen, wer sich überdies vergegenwärtigt, wie streng hierbei die Jury aus der Masse der angebotenen Arbeiten Auswahl getroffen, der wird mit Staunen sich fragen, wo denn die Abnehmer für diese Pro⸗ ductionsmasse sich finden sollen?

Wer die Verhältnisse kennt, der weiß allerdings auch, welches Künstlerproletariat den Untergrund abgiebt, auf dem die Minorität der „Besser Situirten“ sich aufbaut, aus denen wiederum eine verschwindend kleine Zahl sich zu jener Stellung emporringt, die in den Augen der Welt den Künstlerberuf als einen idealen, mit Ruhm und Glücksgütern gesegneten er⸗ scheinen läßt. Daneben stehen jene Unglücklichen, die sich mit

anz unzureichender Begabung der Bilderfabrication widmen, enn anders läßt ihre Thätigkeit sich nicht bezeichnen. Und solche „Kunstwerke“ werden sogar oft zu hohen Preisen ab⸗ gesetzt. Da thut vor Allem eine Erziehung des Kunstverständnisses im Volke noth. Die öffentlichen Kunstausstellungen sollen und können viel zur Hebung des Geschmacks beitragen. Freilich können sie auch ungünstig wirken, indem sie zu äußerlicher Mache und Effecthascherei verführen. Aber unleugbar ist doch, daß sie zugleich in hohem Maße fördern, daß die Technik der Malerei, die Sicherheit der Darstellung dabei gewinnen.

Die Bedeutung des Arrangements der Ausstellungen ist hierbei nicht zu unterschätzen. Man muß gestehen, daß München hierin auf Lenbach's Anregung in diesem Jahre ganz erstaunliche Fortschritte gemacht hat, sodaß eine kritische Verwendung der hier gemachten Erfahrungen für Berlin von hohem Nutzen sein könnte. Man hat vor allem die Mannigfaltigkeit in der Größe, welche die Räume des Glaspalastes besitzen, zu verschiedenartigen Effecten ausgebeutet. Die in ihrer Architektur nicht eben günstige Eingangshalle wirkt durch eine Springbrunnenanlage, durch Anbringung großer Riesenbilder und Aufstellung von Statuen einiger⸗ maßen befriedigend. Mit den Eingangssälen des Berliner Gebäudes kann sie sich aber nicht messen. Dagegen sind gerade die kleinen und kleinsten Räume hier in fein⸗ sinniger Weise benutzt. So ist das ame ikanische Cabinet mit crémefarbenem Stoffe ausgeschlagen, durch ein weißes Velarium das Licht gedämpft, ein reizender Fries von Naturblättern und antiken Stiermasken säumt den oberen Rand. Hier sind mit Geschmack einige sehr helle, farbenstrahlende Bilder so vertheilt, daß sie im Tone gedämpft werden, dabei aber den an sich farblos gehaltenen Raum reizend beleben. Damit ist das Ideal erreicht, daß die Bilder den Raum heben, aber in seiner Ausstattung wiederum die Bill hebt. Aber die Münchener begnügen sich nicht mit diesem Effect. Für die Statuen z. B. ist ein großer, freundlicher Saal mit reizendem Springbrunnen reservirt. Diesen hat man als Marmorsaal decorirt, indem die Bretterwand von einem außerordentlich geschickten Marmormaler durch Pilaste getheilt und scheinbar mit schön marmorirtem Stein bekleide ist. Hell, freundlich und prächtig zugleich wirkt dieser Raum allerdings fast zu prächtig, da er die Statuen darin beinahe übertönt.

Weiter führen Freitreppen durch Portale mit schweren Portiéren zu einem erhöhten Saal, von dem andere Treppen in kleinere, durch vergoldete Säulen geschmückte Räume hina führen. Auf der linken Seite, den deutschen Malern gewidmet, ist die Decoration ernster. Eine lange Galerie theilt die Säle. Der Mittelraum wird durch einen Säulengang ein⸗ gefaßt, die Wände links und rechts durch eine Anzahl Statuen in kleinere Felder getheilt, die nur 5 bis 10 Bilder auf⸗ nehmen. Da die Statuen dunkelgrünen Plüsch, die Bilder dunkelrothen zum Hintergrunde haben, so sondern sich beide Gattungen von Kunstwerken ausreichend und ergänzen sich doch glücklich. 8 b 8 88

Jedenfalls ist es ein Hauptgenuß, auf dieser Ausstellung die Thätigkeit der Decorationscommission zu verfolgen. Noch ist nicht alles vollkommen, was in dieser Hinsicht versucht wurde. Aber die rührigen Münchener werden jahraus jahrein bessern und ergänzen, bis der Glaspalast ein Muster⸗ Ausstellungslocal sein wird. Berlin darf sich dessen neidlos freuen, aber es wird zugleich daran denken, vor allem seine Nebensäle in gleichem Sinne auszugestalten. 8

Daß der Inhalt dieser Säle ein außerordentlich reicher, ist selbstverständlich, wenn man bedenkt, daß hier diesmal ohne die Berliner Concurrenz international ausgestellt wurde. Demgemäß sind auch alle verfügbaren Säle verwandt

worden. Die Kunstwerke des Auslandes, stärker wie sonst ver⸗ 8 vE111“ h“ b“ 3