1892 / 144 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 21 Jun 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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übrigen Darsteller konnten im w

1 8 8* 88 2 heitliche Gestalt; Fräulein Nuscha Bu konnte als Doris Quinault ihr warmherziges Wesen schön entfalten; den Herzog von Choiseul spielte Herr Stahl geschickt und vornehm und auch die

pentlichen befriedigen.

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater bleibt die „Fledermaus“ bis zum Sonnabend auf dem Spielplan.

Der Spielplan für die zweite Hälfte der Woche stellt sich im Kroll'schen Theater wie folgt: Mittwoch: „Die Maccabäer“, Donnerstag: „Der Troubadour“ (erstes Auftreten des Herrn Bötel), Freitag: „Der Wildschütz“, Sonnabend unbestimmt und Sonntag: Zweites Auftreten des Herrn Bötel, „Der Postillon von Lonjumeau“.

Im Belle⸗Alliance⸗Theater geht zum ersten Male Hugo Müller's dreiactiges Lustspiel „Der Casinoball“ in Scene.

Mannigfaltiges.

Das fünfundzwanzigjährige Stiftungsfest des Verbandes deutscher Müller wurde gestern Nachmittag in der Glasrotunde des Ausstellungsparkes durch ein Festmahl gefeiert, welches der Vice⸗ Präsident des Staats⸗Ministeriums, Staatssecretär Dr. von Boetticher, der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch und der Staatssecretär des Reichs⸗Schaßzamts Freiherr von Maltzahn mit ihrer Gegenwart beehrten. Das Fest, welches zugleich ein Jubiläumsfest für den Vorsitzenden des Verbandes Herrn van den Wyngaert war, da er fünfundzwanzig Jahre lang in dieser Stellung thätig ist, wurde von diesem mit einem Trinkspruch auf Seine Majestät den Kaiser eingeleitet, den der Redner als einen Friedenskaiser, als einen Sieger über sich selbst feierte, dem alle mit Vertrauen in die Zukunft folgen müßten. Dem mit Begeisterung aufgenommenen Hoch schloß sich die Verlesung einer Depesche an Seine Majestät an, worin der Verband Allerhöchstdemselben seine Huldigung darbringt. Der Regierungs⸗ und Baurath Wernekinck sprach alsdann über das gute Verhältniß des Verbandes zu den Be⸗ hörden und forderte zum Zeichen des Dankes für das Wohlwollen der Regierung zu einem Hoch auf die anwesenden Minister auf. Der Vice⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums Dr. von Boetticher sprach für die freundliche Begrüßung seinen und seiner Collegen Dank aus und gab der Freude Ausdruck, daß er sich an dem Fest activ betheiligen nne. Das Müllergewerbe sei ein Gewerbe, welches die Fürsorge und stete Aufmerksamkeit der Regierung herausfordere und der Berück⸗ sichtigung werth sei; der Zusammenschluß der deutschen Müller zu einem Verbande sei von Bedeutung gewesen und er freue sich, daß er diesem Verbande seine Glückwünsche entgegenbringen könne. In schwierigen Zeiten entstanden, könne der Verband auf fünfundzwanzig Jahre förderlichen Wirkens im Dienste der nationalen Sache zurück⸗ blicken. Die Regierung habe hieran nur Freude gehabt und deshalb werde man ihm glauben, daß sein Glückwunsch und Wunsch für die Zukunft aufrichtig sei. „Der Verband möge unter seinem einsichtigen, wackeren und braven Vorsitzenden, den wir auf das höchste schätzen ind verehren und dem heute auch des Kaisers Huld zu theil geworden (Verleihung des Kronen⸗Ordens III. Klasse), blühen nnd gedeihen,

ein Vorbild deutscher Einigung zu wirthschaftlichen und idealen

Zwecken; der Verband lebe hoch!“ Es folgte ein Trinkspruch von dem Vertreter des Bayerischen Zweigverbandes Herrn Bauriedel auf den Vorsitzenden, ein Trinkspruch des Vorsitzenden auf die Mit⸗ glieder des Vorstandes und auf die Vorsitzenden der Zweigverbände, während der Vertreter des österreichischen Verbandes Dr. Weiß (Wien) auf die „schönen Müllerinnen“, und der Vertreter des ungari⸗ schen Verbandes Herr Borschanyi auf die deutsche Mühlenindustrie toasteten. Glückwünsche zu dem Fest waren aus Italien, Holland, England und Amerika von den dortigen Müllerverbänden eingetroffen.

In der heutigen Versammlung beschloß der Verband, die nächste Generalversammlung in Dortmund abzuhalten. Ueber die günstigen Resultate des Feuerversicherungsverbandes berichtete General⸗Director Schmarge⸗Magdeburg. Ueber die Schäden des kleinen Grenz⸗ verkehrs berichtete Herr Grouven⸗Euskirchen. Dabei wurden lebhafte Klagen geführt über den immer mehr um sich greifenden Unfug des kleinen Grenzverkehrs. Man sprach sich endlich dahin aus, bei der Regierung vorstellig zu werden, den Grenzverkehr soweit thunlich aufzuheben. Der Congreß beschäftigte sich sodann mit der Frage der Staffeltarife. Das Ma⸗ terial des Berichts und der sehr ausgedehnten Besprechung wird der Regierung zur weiteren Benutzung übergeben werden. Dem vorgelegten Kassenbericht des Verbandes entnehmen wir noch, daß der Verband mit seinen 19 Zweigverbänden 35 297 Einnahmen und 26 501 Ausgaben hatte. 3000 wurden als Beitrag zu den Kosten der Müllerfachschule bewilligt. Heute Nachmittag vereinigten sich die Mitglieder im Zoologischen Garten. Für morgen ist ein Ausflug mittels Dampfschiff nach dem Müggelschlößchen geplant.

Wie die „N. A. Z.“ erfährt, hat der Magistrat die Summe von 10 000 bestimmt, um den Straßenzug, durch welchen morgen

Seine Majestät der Kaiser und Seine Majestät der König von Italien, von Kummersdorf kommend, vom Anhalter Bahnhof zum Königlichen Schlosse fahren werden, auszuschmücken. Durch Beschluß des Magistrats ist ferner bestimmt worden, daß bei Gelegenheit der Anwesenheit Seiner Majestät des Königs von in Berlin die Bürgerschaft aufgefordert werde, ihre Häuser zu schmücken. Auf Kosten der Stadt wird am Eingang der Linden ein Zelt aufgestellt und ein Podium für junge Damen, die dem Königlichen Gaste ein Bouquet überreichen sollen, angebracht werden. Auch soll der Schloßbrunnen aus den Blumen⸗ und Pflanzenbeständen des Humboldthains geschmückt werden.

Das geschäftsführende Comité für die Errichtung eines Denk⸗

mals der hochseligen Kaiserin Augusta hat heute an Stelle.

des verstorbenen Ober⸗Bürgermeisters von Forckenbeck den Stadt⸗ verordneten⸗Vorsteher Dr. Stryck zu seinem Vorsitzenden gewählt.

Kiel. Der Kaiserpreis, der bei der Jubiläums⸗ Regatta am 9. Juli d. J. zum Wettbewerbe kommen soll, besteht, wie der „Schl. Z.“ berichtet wurde, aus einem großen, antiken, mit Flaggen und Segeln versehenen silbernen Schiffe, das von einem nca gesteuert wird; die Velarien führen die Inschrift „Ehrenpreis Seiner Majestät des Kaisers und Königs, Gestiftet 1892“v. Getragen wird das Schiff von einem Meerweib, um dessen Hüften sich ein Kranz von Wasserblumen schlingt.

Frankfurt a. M., 20. Juni. Die Ausstellung für Knabenhandarbeit wurde, wie die „Frkf. Z.“ meldet, heute Morgen von Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich eingehend besichtigt. Die Kaiserin gab Anregung zur Einführung verschiedener neuer Arbeitsmethoden.

Tuttlingen, 20. Juni. Gestern hat hier die feierliche Ent⸗ hüllung des Denkmals für Max Schneckenburger, den Dichter der „Wacht am Rhein“, stattgefunden. Ueber den Verlauf der Feier entnehmen wir dem „St.⸗A. f W.“ Folgendes: Um 10 ½ ÜUhr begaben sich vom Marktplatz der festlich geschmückten Stadt aus die Mitglieder des Denkmal⸗Comités, das Präsidium des württembergischen Kriegerbundes, die Offiziere, Abordnungen sämmt⸗ licher württembergischer Regimenter, die bürgerlichen Collegien, 32 Festdamen mit Schärpen in den Tuttlinger Farben, blau⸗ gelb, und Thalheimer Mädchen in der kleidsamen Baar⸗Tracht, an der Spitze der Protector der Denkmalssache, Seine Hoheit der Prinz Hermann zu Sachsen⸗Weimar mit Seiner Durchlaucht dem Fürsten von Fürstenberg nach dem Festplatz und nahmen ihre Plätze ein. Die Musik intonirte „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ von Beethoven, die Gesangvereine sangen: „Richte dich auf, Germania“, worauf Professor Hieber die Festrede hielt. Als der Redner mit dem Refrain der „Wacht am Rhein“ ge⸗ schlossen hatte, fiel die Hülle und vor den Augen der Zuschauer stand die stolze Germania, mit der rechten Hand im Begriffe, das Schwert aus der Scheide zu ziehen, und nach der Wacht am Rhein hinauseilend. Prinz Hermann betrat nunmehr die Rednertribüne, brachte die Urkunde über die Ueber⸗ gabe des Denkmals zur Verlesung und übergab letzteres dem Vor⸗ stande der Stadt in Obhut und Pflege mit dem Wunsch, daß dieses Denkmal stets an die Einigkeit, an die Pflege des patriotischen, monarchischen Geistes erinnern möge. Seine Hoheit schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Seine Majestät den Deutschen Kaiser und Seine Majestät den König von Württemberg. Stadtschultheiß Storz dankte dem hohen Protector in längerer Rede sowie allen, die zur Ablegung der Ehrenschuld an Max Schnecken⸗ burger beigetragen. Der Sohn Schneckenburger's aus dessen Geburtsort Thalheim dankte in schlichten, aber herzlichen Worten für die seinem verstorbenen Vater dargebrachten Ehrungen. Es folgte nun die Nieder⸗ legung von Lorbeerkränzen am Fuß des Denkmals. Das Lied „Hurrah Germania“, von den Gesangvereinen gesungen, und der allgemeine Gesang „Die Wacht am Rhein“ beendeten die Feier. Um 1 Uhr begann im Gasthof zur Post das Festmahl, woran sämmtliche Ehrengäste und Abordnungen, die Behörden, Ver⸗ treter der Stadt u. s. w. theilnahmen. Seine Hoheit der Prinz Hermann eröffnete die Reihe der Toaste mit einem Hoch auf Seine Majestät den Deutschen Kaiser und Seine Majestät den König von Württemberg, worauf Huldigungs⸗ telegramme an beide Majestäten abgesandt wurden. Auf Ihre Majestät die Königin Charlotte und die Königin Olga toastete Decan Jäger. Stadtschultheiß Storz brachte sein Hoch dem Protector, dem Tattüngen das schöne Denkmal in erster Linie verdanke. Prinz Hermann dankte allen, die zum Gelingen des Denkmals und der heutigen Feier beigetragen, besonders dem trefflichen Künstler Herrn Jahn und Baudirector Dr. von Leins, dem Festredner Professor Hieber, den Ehren⸗ gästen und Regiments⸗Deputationen für ihr Erscheinen, den Comité⸗ mitgliedern in Stuttgart und ganz besonders denen in Tuttlingen für

ihre aufopfernde Thätigkeit. Der Redner schloß mit einem Hoch auf

die Stadt Tuttlingen, nachdem er ihr für die Benennung einer Straße auf seinen Namen noch besonderen Dank gesagt. Fabrikant Laiblin von Pfullingen brachte ein Hoch auf den Fuͤrsten Bismarck aus, dem auch ein Begrüßungstelegramm zugesandt wurde. Um 3 Uhr hatten sich die Krieger⸗ und Gesangvereine für den Vorbeimarsch vor Seiner Hoheit dem Prinzen Hermann gesammelt. Seine Hoheit begab sich mit dem Fürsten von Fürstenberg in die auf dem Marktplatz errichtete Tribüne, umgeben von den Offizieren und geladenen Festtheilnehmern. Der etwa 4000 Mann zählende Festzug zog unter Schwenken der Fahnen vorüber und jubelte dem Ehren⸗Präsidenten mit Begeisterung zu. Nach dem Vorbeimarsch begaben sich Seine Hoheit und die übrigen Festtheilnehmer auf den Festplatz zur geselligen Ver⸗ einigung. Hier durchschritt der Prinz Hermann die Reihen der Kriegervereine, unter denen sich eine große Zahl badischer befand, und unterhielt sich mit vielen Einzelnen. Noch auf dem Fest⸗ platz traf ein Antwort⸗Telegramm von Seiner Majestät dem Kaiser ein, das große Freude erregte. Abends 8 ½ Uhr verließ Prinz Hermann zu Sachsen⸗Weimar mit den ihn begleitenden Herren Tuttlingen unter einem vom Kaufmann Teufel ausgebrachten, begeistert aufgenommenen Hoch.

Metz, 20. Juni. Bei dem Grenzort Cheminot Jandete nach einer Meldung des „W. T. B.“ gestern ein Luftballon mit zwei von Toul kommenden französischen Offizieren. Der Ballon ist durch den Wind über die Grenze getrieben worden. Nach Fest⸗ stellung des Thatbestandes kehrten die Offiziere mit dem Ballon über die Grenze zurück.

Odessa, 20. Juni. Die Heuschrecken treten nach einer Meldung des „H. T. B.“ im Kaukasus in so großen Mengen auf, daß ein Eisenbahnzug von Baku nach Tiflis über eine halbe Stunde seine

Fahrt unterbrechen mußte, um einen sich über die Schienen bewegen⸗

den Heuschreckenzug vorüber zu lassen.

Brest, 21. Juni. Ein schwerer Unfall ereignete sich nach einer Mittheilung des „W. T. B.“ gestern an Bord des Kreuzers „Dupuy⸗ de Lome“. Die Deckplatte des Dampfkessels gab unter dem Druck des Dampfes nach, sodaß letzterer in den Feuerraum eindrang. Sech⸗ zehn Arbeiter trugen schwere Brandwunden davon, jedoch hofft man sie zu retten. Der Kreuzer mußte auf die Rhede zurückkehren.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Karlsruhe, 21. Juni. (W. T. B.) Die beiden Kammern haben heute ihre Arbeiten beendet. In der Zweiten Kammer erklärte der Präsident Lamey, als ihm für die Leitung der Geschäfte gedankt wurde, er scheide aus seiner langjährigen politischen Thätigkeit, um den Rest des Lebens der Ruhe zu widmen.

Paris, 21. Juni. (W. T. B.) Der Wirkliche Geheime Rath Professor von Helmholtz hat an die Akademie der Wissenschaften anläßlich seiner Wahl zum auswärtigen Mitglied ein Dankschreiben gerichtet, in welchem er betont, die Wahl sei für ihn eine Anerkennung seiner Bestrebungen; das Wohlwollen und die hohe Unparteilichkeit der Akademie hätten ihn tief bewegt.

Paris, 21. Juni. (W. T. B.) Das „Journal des Débats“ berichtet: In Spanien werde nach Beendigung der nächsten Cortes⸗Ferien baldigst eine Neugestaltung des Kabinets Canovas del Castillo erfolgen. Der Minister des Innern Elduagen und der Minister für die Colonien Romero Robledo würden zurücktreten. Auch der Rücktritt J“ Concha y Castanneda sei nicht unwahr⸗

heinlich.

Bern, 21. Juni. (W. T. B.) Der Bundesrath ver⸗ langt von der Bundesversammlung die Ermächtigung, die Handelsbeziehungen mit Spanien vom 1. Juli

. J. an bis zum nächsten Zusammentritt der Bundesversammlung nach bestem Ermessen zu regeln. Der Nationalrath hat den Bundesrath beauftragt, die Frage zu prüfen, wie den Mißbräuchen im Börsen⸗ wesen entgegengetreten werden könne.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

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cht vom 21. Juni, r Morgens. 8

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Wetter.

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u. d. Meeres red. in Milli 8 8. Temperatur in 0 Celsiu

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Ile d'Aix. 762 Regen Nizza 763 halb bed. öPqq16 still wolkenlos

¹) Abends Thau. ²) Nachm. Gewitter mit Regen. ³) Nachts Regen. ⁴) Abend, Nachts Regen. 5) Nachm. kurz. f. Regen, Nachts starker Thau. 6) Nachts Gewitter. ⁷) Nachm., Nachts Regen.

Uebersicht der Witterung.

Die Luftdruckvertheilung hat sich seit gestern wenig verändert, sodaß auch heute bei geringem örtlichen

Luftdruck Differenzen, hohe Barometerstände über

dem continentalen Europa, niedrige über den britischen Inseln und Skandinavien bestehen. Die schwache westliche Luftströmung mit vorwiegend trübem und kühlem Wetter hält daher über Deutschland an, vielenorts fanden gestern Gewitter und Niederschläge statt, am zahlreichsten und ergiebigsten in Nord⸗ deutschland. Eine, wenn auch geringe Zunahme des Luftdrucks über Central⸗Europa scheint die Ent⸗ wickelung eines intensiveren Hochdruckgebiets daselbst anzudeuten, welche Aufklaren demnächst zur Folge

haben wird 1 1 Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen.

Deutsches Theater. Mittwoch: Stella. Die Mitschuldigen. Anfang 7 Uhr. 8 Donnerstag: College Crampton. 8 reitag: Don Carlos.

ie Tageskasse ist von 10 bis 1 ½ Uhr geöffnet.

Berliner Theater. Mittwoch: Nareiß. (Anna

averland, Nuscha Butze, Ludw. Barnay, Ludw.

tahl.) Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Narciß.

Freitag: 40. und letzte Abonnements⸗Vorstellung. Narciß.

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Mittwoch: Zum 504. Male: Die Fledermans. Herette in 3 Aceten von Johann Strauß. Anfang

r. Im prachtvollen Park:

Militär⸗Doppel⸗Concert. Auftreten von Ge⸗ sangs⸗ und Instrumental⸗Künstlern. Anfang des Güsverts Sonntags 5 Uhr, an den Wrchentagen

r.

Donnerstag: Die Fledermaus.

Sonnabend: Der Bettelstudent. Großes Park⸗ Fest. Internationaler Schönheits⸗Congreß.

Kroll’s Theater. Mittwoch: Undine. An⸗ fang 7 Uhr.

Donnerstag: 1. Gastspiel des Herrn Heinrich Bötel. Der Troubadour. Täglich, bei günstigem Wetter: Großes Concert im Sommergarten. Anfang an Sonn⸗ und Festtagen 4 Uhr, an den Wochentagen 5 ½ Uhr.

Belle-Alliance-Theater. Mittwoch: Zum 1. Male: Der Casinoball. Lustspiel in 3 Acten von Dr. Hugo Müller. In Seene gesetzt vom Director Sternheim.

Im prachtvollen, glänzenden Sommer⸗Garten (vornehmstes und großartigstes Sommer⸗Etablissement der Residenz):

Großes Militär⸗Doppel⸗Concert. Auftreten sämmtlicher Specialitäten. Abends: Feenhafte Illumination des ganzen Garten⸗ Etablissements durch 50 000 Gasflammen. Mfäng des Concerts 6 Uhr, Anfang der Vorstellung

Adolph Ernst⸗Theater. Mittwoch: 22. Ge⸗ sammt⸗Gastspiel des Wiener Ensemble, zu⸗ sammengestellt von Mitgliedern des K. K. Josef⸗ städter und K. K. Karl⸗Theaters unter der Leitung des Directors Josef Graselli. Zum 5. Male: Die ettschwimmerinnen. Hosse mit Gesang in 3 Acten von Theodor Taube.

usik von Karl Kleiber. Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Der Sommer⸗Garten ist geöffnet.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direction: Emil Thomas. Mittwoch: 13. Gast⸗ spiel von Ilka von Palmay vom Theater an der Wien in Wien. Zum 1. Male: Mamsell Nitouche. Vaudeville mit Gesang in 3 Acten (4 Bildern) von H. Meilhac und A. Millaud. Deutsch von R. Genée. Musik von Hervé. (Denise de Flavigny: Ilka von Palmay.) Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

8 Der Sommer⸗Garten ist geöffnet.

1125600 Hohenzollern⸗Galerie 9 Vorm. 10 Ab. Lehrter Bahnhof. Gr. histor. Rundgemälde 1640 1890.

1 Sonntag 50 ₰. Kinder die Hälfte.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im wissenschaftlichen Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel. Anfang 7 ½ Uhr.

eeexeh RäeaxbeteSeeeksrseAhernss SicreeHEkr RSeeeFsreee s Säsgtsaeee Eaeeri eereeeee e. Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Gräfin Charlotte von der Schulenburg mit Hrn. Kammerherrn und Ceremonienmeister Ludolph von Veltheim⸗Veltheim (Wolfsburg). Frl. Clara Kusenberg mit Hrn. Prem⸗Lieutenant Friedrich Wilhelm von Luck (Wiesbaden Biebrich)h. Frl. Marie Barkow mit Hrn. Lieut. Walter von Rosenberg (Görlitz).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landbauinspector Temor (Berlin). Hrn. Prem.⸗Lieutenant Hasso von Wedell (Berlin). Hrn. Pastor Jacob (Lampersdorff). Eine Tochter: Hrn. Regie⸗ rungs⸗Baumeister von Pentz (Berlin). Hrn. Achatz von der Marwitz (Kölpin).

Gestorben: Fr. Johanna von Bandemer, geb. von Gottberg (Gambie). Hrn. F. von Lochow Tochter Agnes (Pétkus). Hr. Consistorial⸗ Rath und ord. Professor Dr. theol. Heinrich Voigt (Charlottenburg).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags-

Anstalt. Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen ee(eeinschließlich Börsen⸗Beilage, sowie die Inhaltsangabe zu Nr. G des bllene lichen Anzeigers (Commanditgesellschaften 1. 1 Aetien und Actiengesellschaften für die Wo vom 13. bis 18. Juni 1892

zum Deutsc No. 144.

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chs⸗Anzeiger und Königlich P

Berlin, Dienstag, den 21. Juni

en Staa

Deutsches Reich.

Zuckermengen,

die in der Zeit vom 1. bis 15. Juni 1892 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Steuervergütung abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung in den inländischen Verkehr zurückgebracht worden sind.

a.: Rohzucker von mindestens 90 Proc. Zuckergehalt und raffinirte Zucker von unter 98, aber mindestens

90 Proc. Fuckegeqat

Candis und Zucker in weißen vollen harten Broden ꝛc., oder in Gegenwart der Steuerbehörde zerkleinert,

sogenannte Crystals ꝛc.

c.: Aller übrige harte Zucker, sowie aller weiße trockene (nicht über 1 Proc. Wasser enthaltende) Zucker in

e HunssesüsxewHs-wnee

Krystall⸗, Krümel⸗ und Mehlform von mindestens 98 Proc. Zuckergehalt.

Mit Anspruch auf Steuervergütung wurden abgefertigt

Aus öffentlichen oder Privat⸗

zur unmittelbaren Ausfuhr

Niederlagen wurden gegen Er⸗ stattung der Vergütung in den inländischen Verkehr zurückgebracht

zur Aufnahme in eine öffentliche oder eine Privat⸗Niederlage

H“ b.

kg netto.

Provinz Ostpreußen .. 993

v68* 1 000 150 Brandenburg. 313 ““ 8 22 622 8 576 A4“*“ 2 599 3 133 Sachsen, einschl. der Fürstl.

schwarzb. Unterherrschaften. 10 843 31 263 Schleswig⸗Holstein .. . . . 521 1 241 1114*“ 10 247 4 754 L“ 4 099 1 551

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3 074 34 579 18 219 1 135 23 178 2 571

39 067/ 2 170 141 419 498 43 9791 75 25 479 14 365

Zusammen vom 1. August 1891 bis 15. Juni 8 1va0–́0 6 3 087 615 1 563 779 In demselben Zeitraum des Vorjahres*) 3 118 174 1 796 440

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5 26 954 . 5 9

*) Die Abweichungen von der vorjährigen Uebersicht beruhen auf nachträglich eingegangenen Berichtigungen.

Berlin, im Juni 1892.

von

Kaiserliches Statistisches Amt. Scheel.

Preußischer Landtag.

Haus der Abgeordneten. 78. Sitzung vom Montag, 20. Juni.

Der Sitzung wohnen der Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Staats⸗Minister Graf zu Eulenburg, der Vice⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher, der Minister des Innern Herrfurth, der Finanz⸗Minister Dr. Miquel, der Minister für Land⸗ wirthschaft u. s. w. von Heyden und der Minister für die geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse bei.

Auf der Tagesordnung steht die Verlesung der Inter⸗ pellation der Abgg. Dr. Sattler (nl.), Wallbrecht (nl.) und Dr. Enneccerus (nl.): 1

An die Königliche Staatsregierung wird die Anfrage gerichtet: .1) Ist die Königliche Staatsregierung von dem Plane unter⸗ ichtet, den bisher von dem Kronfideicommißfonds für die Theater n Hannover, Cassel und Wiesbaden gezahlten Zuschuß einzuziehen? 2) Im Falle der Bejahung der ersten Frage, welche Schritte beabsichtigt sie zu thun, um die dadurch hervorgerufene Gefährdung er berühmten und mit der Geschichte der betreffenden Städte nd Landestheile eng verbundenen Kunstinstitute zu verhüten? Miinister⸗Präsident Graf zu Eulenburg: Ich bin bereit, die Interpellation sogleich zu beantworten. 8

Zur Begründung der Interpellation bemerkt8

Abg. Dr. Sattler (nl.): Seine Partei habe die geschäfts⸗ ordnungsmäßig zur Verfügung stehende Feem der Interpellation ge⸗ wählt, obwohl ihre Absicht damit nicht gedeckt werde. Sie habe diese Form nur gewählt, weil sie in keiner anderen Weise ihre Absicht zu erreichen gewußt habe. Es würde ihrer Absicht wenig entsprechen, wenn sie von der Staatsregierung auf ihre erste Frage die Antwort erhielte, sie habe amtlich von den des Ministers des Königlichen Hauses keine Kenntniß erhalten, und auf die zweite Frage, sie sei noch nicht in der Lage gewesen, Schritte zu thun in der angedeuteten Richtung. Mit der Interpellation wolle die Partei Klarheit in die Sachlage bringen, zunächst über die Absichten des König⸗ lichen Haus⸗Ministers und dann über die Rechtslage der Theater. Die Frage sei aufgerollt worden durch die Verhandlungen des König⸗ lichen Haus⸗Ministers mit der Stadtverwaltung in Wiesbaden, und man müsse daraus schließen, daß der Haus⸗Minister entschlossen sei, die bisherige Verwaltung der König ichen Theater in den drei Städten nicht beizubehalten, daß er zwar für ein Uebergangsstadium noch geneigt sei, die bisherigen, allmählich abnehmenden Zuschüsse zur Verwaltung dieser Theater zu bewilligen, aber über kurz oder lang dieser Zuschüsse sich ganz zu entschlagen gedenke. Die Absicht habe in den drei Städten eine so hochgradige Beunruhigung, ja er könne geradezu sagen, Bestürzung hervorgerufen, daß die Vertreter der Städte sich gezwungen gesehen hätten, die Angelegenheit hier öffentlich zur Sprache zu bringen. Der Vertreter Wiesbadens sei schwer erkrankt, sein Name fehle deshalb unter der Interpellation. Den klassischsten

eugen für die Gefühle, die durch diese kundgegebene Absicht des aus⸗Ministers namentlich in Hannover, dessen Vertreter er sei, her⸗ vorgerufen seien, habe man in errn von Wildenbruch, er am Sonntag in einem Artikel der „National⸗Zeitung“ diese Gefühle in ganz vortrefflichen Worten und aus richtiger Kenntniß der Sachlage heraus geschildert habe. Es hieße Eulen nach Athen tragen, wenn er nochmals den Gedanken wiederholen wollte, daß gegenüber den unvergleichlichen Nachtheilen 18 ehe politischen Zersplitterung des deutschen Vaterlandes och wenigstens ein Vortheil bestanden habe, indem durch diese Zer⸗

splitterung eine übermäßige Centralisation auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft in Deutschland verhütet worden sei. Die kleinen fürstlichen bofe in Deutschland hätten auch ihrerseits es sich ange⸗ legen sein lassen, die echte Fürstenpflicht, Beschützer von Kunst und Wissenschaft zu sein, zu erfüllen. Diese Kunstpflege sei auch wirth⸗ schaftlich den Städten zu statten gekommen, und jene Kunstinstitute seien auch innerlich mit den Städten verwachsen. Diese Kunstinstitute seien der Stolz der Bevölkerung. In richtiger Erkenntniß der Bedeutung dieser Institute für die Städte habe die Krone Preußen nach der Annexion sofort die Befürchtungen zerstreut, als würde nach der Richtung der Kunst eine starke Centralisation eintreten. Der unvergeßliche König Wilhelm habe speciell gegenüber einer Deputation aus Hannover bemerkt, er gebe Sein Königliches Wort, daß er alles, was in Seinen Kräften stehe, thun werde, um die unver⸗ meidlichen Verluste für Hannover zu mildern. Gerade das Schicksal der Residenzstädte habe Ihn bei Seinen be⸗ sonders schmerzlich berührt. Alles zu ersetzen sei unmög

Hofhaltung u. s. w., aber was erhalten und geschont werden könnte, das solle erhalten und geschont werden. Es sei mit Dank anzu⸗ erkennen, daß dieses Versprechen gehalten worden sei, und die Bewohner der Städte und ihrer Umgebung seien zu der ekommen, daß dieses Verhältniß ein dauerndes sein würde. Die Nachricht, daß der Haus⸗Minister jetzt beabsichtige, eine Aenderung nach dieser Rich⸗ tung eintreten zu lassen, habe sie nun getroffen, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, zumal vorher gar keine Kunde darüber bestanden habe. Seine Partei wolle nun wenigstens Klarheit über das, was der Haus⸗Minister wolle. Nun könnte man einwenden, daß diese Frage an den Haus⸗Minister zu richten sei, der ja nicht Mitglied der Staatsregierung sei, und nicht an die Königliche Staatsregierung. Aber er meine doch, daß diese Sache auch das Staats⸗Ministerium angehe. Zuvörderst sprächen rein politische Erwägungen dafür. Er gehe dabei auf die diesen Punkt streifenden Erörterungen des Herrn von Wildenbruch nicht ein, erinnere aber daran, daß man in Han⸗ nover Elemente habe, die der Zugehörigkeit Hannovers zu Preußen auf jede Weise entgegenwirkten und jeden Umstand benutzten, dies Bemühen zu verstärken; und es sei kein Zweifel, daß die jetzt kund⸗ gewordene Absicht des Haus⸗Ministers von diesen Elementen be⸗ nutzt werden werde, um die Unzufriedenheit aufs neue anzustacheln, und der Haus⸗Minister hätte keinen geeigneteren Augenblick zur Kund⸗ gebung seiner Absicht wählen können, um diese Bemühungen der feind⸗ lichen Elemente zu unterstützen, als den jetzigen. Vor wenigen Monaten hätte man bekanntlich die Aufhebung der Beschlagnahme des Welfenfonds beschlossen. Er sei nie der Meinung gewesen, daß diese Aufhebung eine hervorragend politische Bedeutung haben werde, er habe sie aber freudig begrüßt, weil er darin die Er⸗ füllung einer Pflicht gesehen habe, die Regierung jedoch habe ge⸗ meint, die Aufhebung werde beruhigend auf die Gemüther wirken und damit ein Hauptgegenstand der Agitation beseitigt werden. Diese Absicht der Regierung sei durch die Absicht des Haus⸗ Ministers jetzt aufs schwerste gefährdet. Gerade das Zusainmen⸗ fallen des Zeitpunktes der Aufhebung der Beschlagnahme des Welfen⸗ mit der Kundgebung des Haus⸗Ministers gebe jenen feindlichen Elementen den Anlaß zu der Behauptung, auch die Subvention der Hof⸗Theater sei aus dem Welfenfonds bestritten worden. Er sei nicht dieser Ansicht, und seine ö in Hannover hätten ihr stets widersprochen; aber dadurch, daß der Haus⸗Minister zur Kundgebung seiner Absicht diesen Frttamt gewählt habe, habe er allerdings einen Vorwand für solche Behauptungen gegeben, und es liege, glaube er, im Interesse der Staatsregierung, daß sie diese politisch nachtheiligen Folgen der Kundgebung des Haus⸗Ministers beseitige. Er glaube aber, die Regierung sei auch deshalb die richtige Adresse, an die seine Partei sich mit ihrer Anfrage wende, wei sie

ich, die

selbst schon früher anerkannt habe, daß das Fortbestehen dieser

Institute für Kunst und Wissenschaft ein Bedürfniß des preußischen

„Staats sei. Er berufe sich auf die Denkschrift über den Casseler

Fe hens die im Jahre 1875 zur Begründung eines Nachtrags⸗Etats dem Hause vorgelegt worden sei, be Fonds nach seiner Aufhebung an den Staat übergegangen sei; in dieser Denk⸗ schrift werde gesagt, es verstände sich von selbst, daß die von diesem Hausfideicommißfonds früher erhaltenen Institute, wie Theater, Museum u. s. w. nicht verschwinden könnten, sondern in ihrer jetzigen Gestalt erhalten werden müßten. Damit habe die Regierung agerkannt, daß es im staatlichen Interesse liege, für das Fortbestehen dieser An⸗ stalten zu sorgen, und dies beweise wiederum, daß sie mit Recht ihre Anfrage an die Staatsregierung gerichtet hätten. Außerdem seien die Theatergebäude in Hannover und Cassel Staatseigenthum, in Wiesbaden allerdings gehöre das Theatergebäude der Stadt. Das Hannoversche Hof⸗Theater sei von König Georg V. erbaut, die Stände hätten Zuschüsse geleistet; aber selbst wenn dies nicht beweis⸗ kräftig wäre, würde die Thatsache, daß in dem dem Landtag vorgelegten Verzeichniß der Gebäude, welche in den Besitz des Kronfideicommiß⸗ fonds dhergr engen seien, das Hannoversche Hof⸗Theater nicht ent⸗ halten sei, bewiesen, daß dieses Eigenthum des Staats sei. Er füge die Bemerkung hinzu, daß es der Staatsregierung als der Auf⸗ sichtsbehörde der Städte nicht gleichgültig sein könne, daß ihnen aus der Aufhebung der Subvention aus dem Kronfideicommißfonds eine solche Last erwachse, um auch hierdurch“ den Nachweis ühren, daß an die Staatsregierung ihre Anfrage sich zu richten habe. So fern es ihm und seinen Freunden sonst liege, sich in Angelegenheiten des Kronfideicommißfonds zu mischen, so seien sie doch aus allen den dargelegten Gründen in diesem Falle dazu berechtigt. Er glaube ferner, die Regierung werde nicht abgeneigt sein, Mittheilung zu machen über die rechtlichen Ansprüche, die die Hof⸗Theater an den Kronfidei⸗ commißfonds stellen könnten. Ueber das Theater in Hannover schienen überhaupt keine besonderen Verhandlungen stattgefunden zu haben, dort sei der Kronfideicommißfonds einfach als Rechtsnachfolger König Georg V. eingetreten; wegen Cassels müßten besondere Verhandlungen stattgefunden haben, aus den Acten ergebe sich, daß der Kronfidei⸗ commißfonds sich bereit erklärt habe, die Verwaltung und Unter⸗ haltung des Theaters fortzuführen, wenn der Zuschuß zur Rente des Kronfideicommißfonds im Etat erhöht würde. Wie es mit Wiesbaden stehe, darüber ergebe sich aus den Acten des Hauses nichts, aus den städtischen Acten aber ergebe sich, daß man dort vielleicht sogar aus einem Vertrage herrührende Rechtsansprüche an den Kronfidei⸗ commißfonds habe. Wie weit das richtig sei, wisse er nicht, aber es wäre von Werth, auch hierüber Auskunft zu erhalten. Sollte die Regierung aber auch diese Frage verneinen, so werde sie sich doch sagen müssen, daß neben allen rechtlichen auch moralische Ver⸗ pflichtungen vorliegen dürften. Er weise auf die bei der Annexion gegebenen Versprechungen hin, außerdem kämen noch die bei Gelegenheit der Erhöhung des Zuschusses zur Rente des Kronfideicommißfonds gepflogenen Verhandlungen in Betracht. Solche Erhöhungen hätten 1867 und 1889 stattgefunden, beide Male habe die Unterhaltung der Hof⸗Theater eine bedeutende Rolle gespielt. In der Budgetcommission des Jahres 1867 habe der Berichterstatter auf die durch die Annexionen gesteigerten Leistungen des Kronfideicommißfonds fürsTheater und ähnliche Institute hin⸗ gewiesen, und 1889 habe der Abg. Dr. Virchow angeregt, statt der vorgeschlagenen Erhöhung der Rente die Nütgcbatzace der Hof⸗Theater auf die Staatskasse zu übernehmen. Also sei es, glaube er, nicht zu viel behauptet, wenn er sage, daß die Regierung werde erwägen müssen, ob nicht moralische Verpflichtungen zur weiteren Subven⸗ tionirung der Hof⸗Theater durch den Kronfideicommißfonds vor⸗ lägen. Der zweite Theil der Anfrage: welche Schritte die Regierung zu thun gedenke, habe zunächst eine genaue Prüfung der Rechtslage im Auge und die Prüfung darüber, ob hier nicht auch Verpflichtungen in Betracht kämen, und ziele ferner darauf ab, daß die Staatsregierung versuchen solle, diese Rücksichten dem Haus⸗ Minister gegenüber zu vertheidigen. Das seien die Gründe, welche seine Partei veranlaßt hätten, die Interpellation zu stellen.

Präsident des Staats⸗Ministeriums, Staats⸗Minister Graf zu Eulenburg:

Meine Herren! Ich könnte mich darauf beschränken, die erste der in der Interpellation gestellten Fragen einfach mit „Nein“ zu beantworten, woraus sich die Erledigung des zweiten Theils der Interpellation von selbst ergeben würde. Ich theile indessen den Wunsch, welchen der Herr Vorredner bei der Begründung der Inter⸗ pellation ausgesprochen hat, daß die Sachlage klargestellt werde, und füge infolgedessen Folgendes hinzu:

Die Theater in Hannover, Cassel und Wiesbaden stehen unter Königlicher Verwaltung, und die Kosten dieser Verwaltung werden, soweit die eigenen Einnahmen der Theater nicht zureichen und ab⸗ gesehen von gewissen aus Staatsmitteln gewährten Zuschüssen, ledig⸗ lich aus der Krondotation bestritten. Diese Kosten haben in stets steigendem Maße zugenommen und übersteigen gegenwärtig weitaus das, was in früherer Zeit für die Theater geleistet wurde. Es kommt dazu, daß die Schwierigkeiten sich mehren, welche daraus hervorgehen, daß die obere Verwaltung dieser Kunstinstitute sich nicht an deren Sitz befindet. Unter diesen Umständen ist seitens des Königlichen Haus⸗Ministeriums in Aussicht genommen worden, mit den genannten Städten in Verhandlungen einzutreten i der Richtung, daß die Verwaltung der Theater von den Städten übernommen und Zuschüsse dazu gewährt werden, welche mit de Mitteln der Krondotation im Verhältniß stehen und den dauernden Fortbestand dieser Theater zu sichern geeignet sind. 8

Daß diese Verhandlungen in demselben wohlwollenden Sinne werden geführt werden, welcher bisher ohne rechtliche Verbindlichkei in liberalster Weise bethätigt worden ist, dazu bedarf es nicht erst de Hilfe der Königlichen Staatsregierung. Ihre Mitwirkung wird ein zutreten haben, soweit es sich um das Eigenthum an den Theater gebäuden in Hannover und in Cassel und um die bisher gewährten staatlichen Zuschüsse handelt. Die Königliche Staatsregierung wird aber auch die weiteren Interessen, welche bei dieser Angelegenheit in Frage kommen, nicht aus den Augen verlieren. 1

Auf Antrag des Abg. Dr. Sattler (nl.) beschließt das Haus, in die Besprechung der Interpellation einzutreten.

bg. Dr. Enneccerus (nl.): Nach der Antwort des Minister Präsidenten glaube er annehmen zu dürfen, daß der Uebergang der Verwaltung der Theater auf die Städte beabsichtigt werde aber unter dauernder Zustellung etwa der bisherigen Zuschüsse. Denn diese würden nothwendig sein, um die Institute auf demjenigen Stande zu erhalten, der ihnen gebühre, daß sie wirkliche Kunst institute seien. Ihm scheine durch die Antwort wenigstens eine groß

Gefahr beseitigt, oder wenigstens in ein milderes Licht gestellt zu sein Es sei die Anficht verbreitet gewesen, und wohl nicht ohne Grund, daß

man beabsichtige, nicht nur die Verwaltung auf jene Städt

vertragsmäßig zu übertragen, sondern auch den Zuschuß