— —ö————y— —
der Nrn. 3, 4 die Einrede der Vorausklage insoweit nicht ausgeschlossen ist, als der Gläubiger sich aus einer beweglichen Sache des Hauptschuldners, an welcher ihm ein Pfandrecht zusteht, Befriedigung verschaffen kann. Der sachliche Inhalt der den Regreß des Bürgen gegen den Hauptschuldner sowie den Anspruch des Bürgen gegen den Hauptschuldner auf Befreiung oder Sicherheitsleistung regeln⸗ den §S§ 676, 677 fand im wesentlichen Zustimmung. Dagegen wurde der § 678, welcher die Fälle behandelt, in denen der Hauptschuldner von dem Bürgen oder dieser von jenem beerbt wird, als entbehrlich gestrichen. Zu einer längeren Debatte führten die Verschristen des § 679, der eine beschränkte Diligenzpflicht des Gläubigers gegenüber insofern anerkennt, als, wenn der Gläubiger ein zur Sicher⸗ heit der Hauptforderung dienendes Nebenrecht, insbesondere ein Pfandrecht, aufgiebt, der Bürge, auch wenn das Nebenrecht erst nach dem Abschluß des Bürgschaftsvertrages entstanden ist, von seiner Verbindlichkeit insoweit befreit wird, als er aus dem Nebenrechte Ersatz hätte erlangen können, wenn es nach 676 auf ihn übergegangen wäre. Von einer Seite war eantragt, die Anwendung dieser Vorschriften, wenigstens insoweit, als es sich um ein erst nach dem Abschluß des Bürgschaftsvertrages entstandenes Nebenrecht handelt, bei der selbstschuldnerischen Bürgschaft auszuschließen. Ein anderer Antrag ging dahin, ohne Unter-⸗ scheidung zwischen der gewöhnlichen und der selbst⸗ schuldnerischen Bürgschaft dem Aufgeben eines erst nach dem Abschluß des Bürgschaftsvertrages entstandenen Nebenrechts keinen Einfluß auf die Haftung des Bürgen beizulegen, wenig⸗ stens dann nicht, wenn dem Gläubiger die Sicherheit ohne die Mitwirkung des Bürgen nachträglich bestellt worden sei. Die Mehrheit entschied sich jedoch unter Ablehnung der An⸗ träge für den Entwurf. Abgelehnt wurde ferner der Antrag, den § 679 durch die Vorschriften zu ergänzen, daß der Bürge von seiner Verbindlichkeit befreit werde, wenn der Gläubiger die Annahme der ihm vom Haupt⸗ schuldner vertragsmäßig angebotenen Leistung verweigert, und daß der Gläubiger, wenn er dem Hauptschuldner nach Ab⸗ schluß des Bürgschaftsvertrages eine Nachfrist gewährt, dem zur sofortigen Leistung bereiten Bürgen fuͤr den Schaden haftet, welcher dem Bürgen daraus erwächst, daß er infolge der gewährten Nachfrist die im Falle der Leistung nach § 676 auf ihn übergehenden Rechte des Gläubigers nicht sofort geltend machen kann. Eine Er⸗ gänzung erfuhr dagegen der Entwurf durch die Aufnahme einer Vorschrift über den Fall, daß für eine bereits bestehende Verbindlichkeit nur für eine bestimmte Zeit Bürgschaft ge⸗ leistet wird. Der von dem Creditauftrag handelnde § 680 wurde in dem Sinne angenommen, daß der Auftrag⸗ geber für den in Ausführung des Auftrags dem Dritten gewährten Credit als Bürge haftet, vor der Creditgewährung aber die Vorschriften über den Auftrag maßgebend sind. Die Sitzungen der Commission wurden sodann bis zum 10. Oktober vertagt. Die Vorcommission wird dagegen schon am 5. September wieder zusammentreten.
Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich württem⸗
ergischer Ober⸗Finanz⸗Rath von Fischer und Großherzoglich
badischer Geheimer Ober⸗Finanz⸗Rath Scherer haben Berlin verlassen.
Der LEö“ Kirchhoff ist bis auf weiteres
em Landrath des Kreises Burgdorf, Regierungsbezirks Lüne⸗
burg, zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zu⸗
getheilt worden.
Sigmarinbden, 6. Juli. Seine Königliche E Fürst von Hohenzollern ist von seiner Reise nach Englan hier wieder eingetroffen.
Sachsen. Ihre Majestäten der König und ie Königin beabsichtigten sich Abend von “ ach Umkirch zu begeben, um Ihrer Königlichen Hoheit er Fürstin⸗Wittwe von Hohenzollern einen Besuch abzustatten.
Dresden, 7. Juli.
Das Abgeordnetenhaus hat im weiteren Verlauf seiner gestrigen Sitzung, über deren ersten Theil gestern bereits unter den nach Schluß der Redaction eingetroffenen Depeschen berichtet worden ist, die Thierseuchen⸗Vorlage mit einigen von der Regierung genehmigten Aenderungen ange⸗
ommen. Der Abg. Brenner erklärte vor der Abstimmung, die Linke werde für die Vorlage stimmen, und fügte hinzu, durch die Annahme der Vorlage solle der Tag mit goldenen Lettern in die Tafeln der Geschichte der öster⸗ reichischen Landwirthschaft eingetragen werden.
Großbritannien und Irland.
Heute liegen folgende weitere Parlaments⸗Wahl⸗ nachrichten vor: Bis heute Morgen waren gewählt: 141 Conservative, 19 Unionisten, 116 Gladstonianer, 10 Par⸗ nelliten und Antiparnelliten. Die Conservativen haben 11, die Unionisten 4 und die Gladstonianer 34 Sitze gewonnen. Der Chef⸗Secretär für Irland Jackson und der erste Lord der Admiralität Lord Hamilton sind mit großen Majoritäten wiedergewählt; auch Herbert Gladstone wurde wiedergewählt und zwar mit 353 Stimmen Mehrheit gegen eine solche von 2256 Stimmen, mit welcher er bei der letzten Wahl siegte. Der Präsident des Gemeindeverwaltungsraths Ritchie hat seinen Sitz im Londoner Wahlkreise Tower Hamlets verloren; die Gladstonianer gewannen diesen Sitz mit einer Majorität von 398 Stimmen. In Newcastle on Tyne, welches bisher die Gladstonianer Morley und Craig vertraten, wurden Hamond (cons.) mit 13 824 Stimmen und Morley (Gladstonianer) mit 10 905 Stimmen gewählt, Craig unterlag. — Der Indier Naorodji, welcher, wie schon 9 als Candidat der Liberalen in Finsbury mit einer Mehrheit von drei Stimmen gewählt worden, ist der erste indische Ver⸗ treter im britischen Parlament.
Frankreich. In einer Unterredung mit einer Deputation von Ab⸗
geordneten und Senatoren des Südens, die sich auf die handelspolitischen Vorbesprechungen mit Spanien
bezog, erklärte dem „W. T. B.“ zufolge der Minister⸗Präsident Loubet, es existirten keinerlei thatsächliche Ab⸗ machungen mit Spanien. Die Deputirten und Senatoren sahen daraufhin von der beabsichtigten Interpellation ab. Zwischen Frankreich und Uruguay istein Handelsüberein⸗ kommen abgeschlossen worden, auf Grund dessen sie sich gegen⸗ bse die Behandlung als meistbegünstigte Nation gewähren. Nach einer Meldung des „Journal des Débats“ sollen die Handelsvertrags⸗Verhandlungen mit Italien un⸗ mittelbar nach dem Eintreffen des neuen italienischen Bot⸗ schafters Reßmann in Paris wieder aufgenommen werden.
Die Deputirtenkammer berieth gestern die Vorlage über die directen Steuern. Ein Amendement, das den Ertrag der Thüren⸗ und Fenstersteuer um 10 Millionen er⸗ mäßigt, wurde, obschon der Finanz⸗Minister Rouvier Be⸗ denken dagegen vorbrachte, mit 241 gegen 233 Stimmen an⸗ genommen.
Der „Matin“ von heute veröffentlicht den Wortlaut einer von dem Botschafter Waddington dem englischen Premier⸗ Minister Lord Salisbury überreichten Note, betreffend die englischen Missionare in Algier. Es wird darin unter Hinweis darauf, daß Frankreich zur Ver⸗ meidung von Unruhen jede religiöse Propaganda in Algier untersage, die Hoffnung ausgesprochen, die eng⸗ lischen Missionsgesellschaften wuͤrden ihre Missionare ab⸗ berufen und die französische Regierung der peinlichen Noth⸗ Fenassfes einer Ausweisung derselben entheben. Das Blatt bemerkt hierzu: die Regierung habe sich besonders im Hinblick auf die dem Lieutenant Mizon am Niger, sowie den fran⸗ zösischen Missionaren in Uganda seitens der englischen Missionare bereiteten Schwierigkeiten zu einem energischen Vorgehen entschlossen.
Rußland und Polen.
Nach in St. Petersburg eingelaufenen weiteren Nach⸗ richten dauern die Unruhen in Astrachan (vgl. die gestern n. Schl. d. Red. eingegangene Depesche) fort und nehmen an Umfang zu. Aus Saratow wurde Militär beordert, da die Truppen in Astrachan den erregten Volkshaufen gegenüber nicht ausreichten. Die Wolgabank ersuchte die Militärbehörden um eine Schutztruppe für ihre Filiale in Astrachan, mußte aber auf das Eintreffen des Militärs aus Saratow vertröstet werden. 1
Der König hat gestern Abend den Deputirten Ber⸗
ardino Grimaldi zum Schatz⸗Minister ernannt und ihn zugleich mit der interimistischen Leitung des Finanz⸗ Ministeriums für den seit langer Zeit leidenden Minister Ellena betraut.
Die brasilianische Regierung ha⸗ wie dem „H. T. B.“ berichtet wird, die wiederholte Versicherung nach Rom gelangen lassen, daß die Schuldigen in der Affaire von Sao Paulo (vergl. Nr. 156, 157 d. Bl.) den Gerichten über⸗ wiesen worden seien und daß volle Genugthu ung geleistet werden würde. Der Polizei⸗Director von Sao Paulo sei bereits entlassen worden. Ferner veröffentlicht die „Agenzia Stefani“ eine Mittheilung des brasilianischen Ge⸗ sandten über die dortigen Zwischenfälle, worin den Gefühlen der Freundschaft 8 Italien und die italienische Colonie Aus⸗ druck gegeben wird (s. a. „Amerika“).
Durch Königliche Verfügung vom 1. Juli ist die Neu⸗ besetzung von 32 E angeordnet worden. Da das ganze Land in 69 Provinzen eingetheilt ist, so erhält also fast die Hälfte derselben einen neuen Präfecten. Diese Beamten unterstehen unmittelbar dem Minister des Innern und in E ruht die gesammte Verwaltung der einzelnen Provinzen des Königreichs.
9
Spanien.
Wie neulich in Madrid, so haben jetzt auch in der Stadt Lorca in der Provinz Murcia wegen der neuen Muni⸗ cipalsteuern Unordnungen statigefunden. Nach dem Bexicht des „W. T. B.“ rottete sich eine Anzahl Ruhestörer auf dem dortigen Constitutionsplatze zusammen und zer⸗ trümmerte die Scheiben der Straßenlaternen sowie die auf dem befindlichen Bänke. Der Bürgermeister, welcher auf den Balkon des Stadthauses trat, um zur Ruhe zu mahnen, wurde durch einen Steinwurf am Kopf verletzt. Von der Gendarmerie wurde die Ruhe schließlich wieder hergestellt. 8 8 1
8 Vornahme der Neuwahlen zum
Der Termin für die . aus Lissabon vernimmt,
Parlament ist, wie „W. T. B.“ auf den 2. Oktober verschoben. Türkei. 1 Der im April fällig gewesene ostrumelische Tribut ist laut Meldung aus Konstantinopel am 6. d. M. entrichtet
worden. Griechenland. .
Der Minister⸗Präsident und Finanz⸗Minister Trikupis hat der griechischen Deputirtenkammer nunmehr das Budget vorgelegt und dabei zugleich das Finanzprogramm der neuen Regierung entwickelt. Der Minister beantragt Ersparungen im Vesmen meitage von 7 Millionen, und zwar 3 Millionen an den Ausgaben für die Armee. Andererseits wird in dem Budget eine Erhöhung der Ein⸗ nahmen um 9710 Millionen vorgesehen. Unter den neu aufge⸗ führten Einnahmen befinden sich: die Erhebung einer 32 ro⸗ centigen Münzdifferenz auf den Einfuhrzoll für Conventional⸗ artikel, ferner ein Zuschlag von einem Lepta per Oka Getreide, von 10 Lepta per Oka Zucker und eine Erhöhung der Steuer auf Zugthiere um 20 Proc. Der Minister hob hervor, die Besserung des Budgets um circa 17 Millionen genüge zur Deckung des Ausfalls des alten Budgets. In dem neuen Budget werden die Einnahmen auf 100 300 000 Drachmen, die Aus⸗ gaben auf 97 600 000 Drachmen veranschlagt. Das Programm umfaßt außerdem ein besseres System für die Erhebung der Grundsteuer, eine bessere Ausbeutung des Tabackgefälles und die Verminderung des Münzverlustes durch vorläufige Ein⸗ schränkung und spätere Abschaffung des Zwangscurses.
8
8 Serbien.
Der Ministerrath hat dem „H. T. B.“ zufolge beschlossen, daß der Bauten⸗Minister Velimirovic den König auf seiner Reise begleiten soll. 8
Bulgarien. In dem Prozeß Beltschew wurde gestern mit dem Verhör der Zeugen begonnen. Peukow aus Slivno sagte
sehr gravirend für Milarow aus. Der Zeuge bestätigte, daß Milarow zu ihm von Dynamit gesprochen habe, welches in mehreren Städten Süd⸗Bulgariens vertheilt werden und von dem auch er einen Theil verbergen sollte. Milarow habe ihm einen Eid über die Wahrung des Geheimnisses abgenommen und gesagt, er werde Stambulow sammt seiner Familie sowie andere hervorragende Personen tödten und, wenn dies noch nicht zu einem Systemwechsel führen sollte, auch den Fürsten ermorden. Zdrawkow bekundete, Staikow habe ihm von dem Plane der Ermordung des Prinzen Ferdinand und Stambulow’s gesprochen. Molow und Karavelow seien die Urheber des Complots gegesen. Auch Georgiew habe von einem Anschlage auf das Leben des Prinzen ge⸗ sprochen. — Schweden und Norwegen.
Auf der Tagesordnung der gestrigen Sitzung des nor⸗ wegischen Storthings stand die Berathung des aus⸗ wärtigen Budgets und des Zolltarifs. Der Antrag der Linken, die Verhandlungen darüber auf den nächsten Sonnabend zu vertagen, wurde mit 62 gegen 50 Stimmen genehmigt. Die Linke begründete ihren Antrag mit der Hoffnung auf eine baldige Beendigung der Ministerkrisis; die Rechte protestirte gegen den Antrag, da die Ministerkrisis voraussichtlich bis zum Sonnabend nicht gelöst sein werde.
Die Antwort des Königs auf die ihm seitens der Präsidenten des Storthings überreichte Adresse betreffs der Konsulatsfrage lautet, nach dem „Hamb. Corr.“ in wörtlicher Uebersetzung folgendermaßen: 1 Wienn die norwegische Regierung dem König im Staatsrath einen Vorschlag vorlegt, so hat der König, nachdem er seinen Rath gehört hat, das Recht, nach eigenem Urtheil Beschluß zu fassen, selbst⸗ verständlich mit der Beschränkung, die Art. 79 des Grundgesetzes be⸗ stimmt. Da ich indessen vor einigen Tagen, mich auf das Grund⸗ gesetz stützend, erklärte, von diesem Rechte Gebrauch zu machen, wurde ich hierin dadurch verhindert, daß die Minister ihre Abschiedsgesuche einreichten, bevor eine grundgesetzmäßige Ver⸗ handlung der Sache stattfand, und nur auf Grund nichtofficieller Conferenzen und privater Unterredungen. Auf diese Weise entzogen sich meine verantwortlichen Rathgeber der Pflicht, ihre Meinung sachlich zu Protokoll zu geben, wie es doch das Grundgesetz klar fordert. Dadurch bin ich zugleich der Gelegenheit beraubt worden, vor dem norwegischen Volke zu erklären und zu begründen, was ich, nachdem ich meine constitutionellen Rathgeber gehört, zu beschließen beabsichtigte. Betreffs der Behandlung der Frage über Aufhebung des gemeinsamen Konsulatswesens und der darauf folgenden e eines eigenen kann ich mich kurz fassen. Ich halte mich voll und ganz daran, was ich schon in meinem Zusatz zum Staatsrathsprotokoll vom 14. März gesagt, und füge nur hinzu, daß es auf Grund der Erklärungen über Fal und Bedeutung des Antrags, wie sie mir von Seiten der Staatsrathsmitglieder in Gesprächen und vorbereitenden Conferenzen gegeben, geschieht, daß ich bei dem jetzigen Standpunkte der Sache an meinem Beschlusse, den Antrag des Storthings nicht gutzuheißen, festhalten muß. Die Entscheidung hierüber bleibt natürlich im norwegischen Staats⸗ rath zu treffen. Dadurch wird an dem bestehenden Verhältni zum Bruderreiche nichts geändert. Im Interesse des dauernden Bestandes der Vereinigung liegt es mir am Herzen, daß das Konsulatswesen gleichwie andere unionelle Verhältnisse sobald wie möglich in einer den Rechten und Interessen beider Völker entsprechenden Weise ge⸗ ordnet werde. Ich gebe mich der sicheren Hoffnung hin, daß alle vaterlandsliebenden Männer voll verstehen und erkennen werden, daß meine Aufgabe und Handlungsweise nur allein von Pflichtgefühl und Liebe zum Volk und Sorge für dessen wahres Wohl vorgeschrieben ist.
Amerika. Die brasilianische Regierung hat, wie dem „R. B.“ aus Rio de Janeiro gemeldet wird, den Behörden von Sao Paulo befohlen, auf alle Weise weitere Kämpfe zwischen den Italienern und den Einheimischen zu verhindern. Die Re⸗ ierung wünsche jede Reibung mit Italien zu verhüten und halte die Italiener für nützliche Bürger, welche viel zur Ent⸗ wickelung Brasiliens beigetragen haben. (vgl. Italien.“) Aus Buenos Aires von gestern ist die Nachricht ein⸗ gegangen, daß mit Zustimmung des argentinischen Con⸗ gresses Belagerungszustand wieder aufgehoben w
Die Nrn. 27 und 28 des Amtsblatts des Reichs⸗Postamts enthalten folgende Verfügungen: vom 28. Juni 1892: Aenderung des Verfahrens bei der Uebermittelung der Telegramme innerhalb des Reichs⸗Telegraphengebiets und im Verkehr mit Bayern und Württem⸗ berg. — Vom 26. Juni 1892: Neue Ausgabe der Abtheilungen 2 und 3 des Abschnitts VII der Allgemeinen Dienstanweisung. — Vom 2. Juli 1892: Erhöhung des zulässigen Meistbetrages für Postnachnahmen auf Postfrachtstücke im Verkehr mit Dänemark und Schweden. — Bescheidung: vom 2. Juli 1892: Rückscheinformulare im Verkehr mit Oesterreich⸗Ungarn betreffend.
Nr. 27 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts vom 6. Juli hat folgenden Inhalt: Gesundheits⸗ stand. Mittheilungen über Volkskrankheiten. — Gesundheitsstand und Sterbefälle im Mai. — Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Sanitätsbericht des ober⸗ schlesischen Knappschaftsvereins 1890. — Bewegung der Bevölkerung in England 1889. — Japanischer Sanitätsbericht 1888 und 1889. — Witterung. — Zeitweilige Meaßregehn gegen Volkskrankheiten. (Ruß⸗ land, Bulgarien, Türkei, Griechenland, Ost⸗Indien.) — Thierseuchen. Rinderpest und sibirische Pest in Rußland 1891, 4. Vierteljahr. — Veterinärpolizeiliche Maßregeln. (Preuß. Reg.⸗Bez. Breslau, Sachsen, Oesterreich⸗Ungarn, Schweiz, Spanien.) — Gesetzgebung u. c w. (Preußen. Reg.⸗Bez. Posen.) Schweinefleisch⸗Untersuchung. — (Reg.⸗ öu“ Desgl. — (Reg.⸗Bez. Stade.) Bierdruckapparate. — (Reg.⸗Bez. Düsseldorf). Viehmärkte. — (Schaumburg ⸗Lippe.) Heb⸗ ammenwesen. — Tuberculinum Kochii. — (Oesterreich.) Varizellen. — Arbeiterwohnungen. — (Belgien.) Fleischuntersuchung. — Hypnotis⸗ mus. — (Niederländisch Indien). Ansteckende Krankheiten. — Ver⸗ handlungen von Vereinen, Congressen. (Deutsches Reich.) 17. Ver⸗ sammlung des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege. — Vermischtes.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
; 45 s
Die gewerbsmäßige Vermittelung von Grundstückse⸗ und Hypothekengeschästen gehört, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, VI. Civilsenats, vom 21. April 1892, an sich nicht zu 5 Handelsgeschäften, und die Häuser⸗ und Hypotheken⸗Com
missionäre sind nicht ohne weiteres als Kaufleute im Sinne des Handelsgesetzbuchs zu erachten
en ist.
Mitglied des Comités,
Statistik und Volkswirthschaft. Verein für Socialpolitik. b Die diesjährige Generalversammlung des Vereins für Social⸗
olitik wird am 30. September und 1. Oktober in Posen abge⸗
Halten werden, und zwar im Anschluß an die am 27. und 28. Sep⸗ tember in Görlitz stattfindende Jahresversammlung des Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit. Dem Programm entnehmen wir Folgendes: Am 30. September wird die „lndliche Arbeiterfrage und die deutschen Binnenwanderungen“ behandelt werden; Professor Knapp (Straßburg) hat dazu ein einleitendes Referat übernommen, und Privatdocent Dr. Weber (Berlin) wird über die Enguste berichten, die der Ausschuß des Vereins ver⸗ anstaltet hat. Es folgt ein Referat des Grafen Kanitz⸗Podangen vom praktischen Standpunkt aus und endlich ein statistischer Bericht des Unter⸗Staatssecretärs a. D. Dr. von Mayr (Straßburg) über die Binnenwanderungen. — Am zweiten Tage wird über die „Boden⸗ besitzvertheilung und die Sicherung des Kleingrandbesitzes“ verhandelt werden; Referenten sind Professor Sering (Berlin), der Präsident der Generalcommision Beutner (Bromberg) und Professor Gierke (Berlin), von welchen der erstere vom praktischen, der letztere vom rechtlichen Standpunkt aus die Frage der Erhaltung des Kleingrund⸗ besitzes erörtern wird.
Zur Arbeiterbewegung.
In Frankfurt a. M. fand am Mittwoch Abend eine Versammlung der Buchdrucker⸗ und Schriftgießergehäilfen statt, in der, wie die „Frkf. Ztg.“ berichtet, der Vorsitzende des Enter⸗ Kützungsvereins deutscher Buchdrucker, Herr Döblin⸗Berlin, über die bemeirtge Lage der Gehilfenschaft der deutschen Buehdrucker spr.
Ausstand doch einige Folgen für die Gehähfnschaft gebracht habe. Die Vers lang wurde mit einem Hoch auf den Verband deutscher Buchdrucker geschlossen.
In Rixdorf helt der socialdemokratische Renhstags Abgeordnete Liebknecht in einer Voölksversammlung einen Vortrag über Com⸗ munismus, Socialismus und Anarchismus; die Versammlung wurde der „Voss. Ztg.“ zufolge nach Beendigung des Vortrages wegen großen Lärms aufgelöst.
Aus Posen berichtet das „Pos. Tgbl.“ Auf dem Neubau des Herrn FJaretzki auüͤf der Naumannstraße legten am Mittwoch 20 Arbeiter die Arbeit nieder, da ihnen der von anderer Seite in Aussicht gestelkte Minimallohn von 2 ℳ nicht bewilligt wurde.
Ein Londoner Tebegramm der „Köln. Ztg.“ vom gestrigen Tage berichtet aus Pittsburg: Auf Carnegies⸗Werken zu Home⸗ stead bei Pietsburg herrscht seit gestern ein förmlicher Kriegszustand. Früh morgens wurde versucht, auf den Schiffen 300 Detectives der Agentur Pinkerton in die Werke einzuführen, um zu beschäftigende nichtanionistische Arbeiter gegen die Ausständigen zu schützen. Letztere waren wachsam und besetzten das Ufer. Die Detectives waren mit Winchestergewehren bewaffnet und versuchten dreimal zu landen, aber jedesmal wurden sie von den mit Revolvern bewaffneten Arbeitern
zuräckgetrieben. Auf beiden Seiten gab es eine Anzahl Todter und
Verwundeter. Die Detectives mußten sich schließlich ergeben. Die
Arbeiter hatten ein Stahlfort errichtet, ein Geschütz aufgepflanzt und;
drohten, die Schiffe und die Detectives mit Petrolenm zu bespritzen
und dieses anzuzünden. —
Die Handelsflrtte Dänemarks.
() Dier Bericht des Statistischen Bureaus durch Neubauten im Lande eine Vermehrung um 64 Schiffe von 65071 Reg.⸗Tons Tragfähigkett im Werthe von 2 420 000 Kron. (gegen 4 806 000 Kron. in 1890) er⸗
halten. Im Auslande wurden 64 Schiffe von 13 046 Reg.⸗Tons für
2 439.⸗900 Kron. angekauft. Verloren gingen in 1891 37 Schiffe von 3938 Reg.⸗Tons. 6058 Reg. Tons verkauft,
wurden kassirt. Am 31. Dezember 1891 zählte die Handelsflotte,
außer 29 Dampfbaggermaschinen, 3437 Schiffe von 304 418 Reg⸗ Tons, wovon 3094 Segelschiffe von 187 766 Reg.⸗Tons und 343 Dampfschiffe von 116 652 Reg.Tons waren. An Fahrzeugen unter Die Kopen⸗
4 Reg.⸗Tons zählte das Königreich Dänemark 11 323.
hagener Handelsflotte bestand aus 427 Schiffen von 92 792 ½ Reg⸗
Tons (280 Segelschiffe von 22 754 ½ Reg.⸗Tons und 147 schiffen von 70 038 Reg.⸗Tons).
“
— Die Hamburger Expedition zur wissenschaftlichen Er⸗
forscheung der Südspitze Amerikas wird nach einer Mittheilung n. Z.“ unter Führung des Zrologen Dr. Michaelsen am
23. d. aufbrechen.
— Das von der Königin Elisabeth gegründete Trinity College in Dublin begann, wie die „A. C.“ berichtet, am Dienstag seine
300 jährige Jubelfeier. Nachdem ider Provost Dr. Salmon die
Gäste und Delegirten auswärtiger Hochschulen im Prüfungssaale empfangen hatte, wurde in der St. Patricks⸗Kathedrale ein
Gottesdzenst ahbgehalten. Der kirchlithen Feier wohnten u. a.
der Lord⸗Lieutenant, der protestantische Erzbischof von Dublin und der
britische Botschafter in Paris, Marguis von Dufferin bei. Am Nach⸗ mittag fand ein Cricket statt zwischen Studenten der Universitäten Dublin und Cambridge, während die älteren Herren zu einer glän⸗ zenden Gartengesellschaft in den Fellows⸗Anlagen vereinigt waren. Der Universitats⸗Gesangverein ließ dabei seine Lieder erschallen und die Tochter des Provosts pflanzte einen Baum zur Erinnerung an das chöne Fest. Am Abend waren andere Festlichkeiten. In der Leinster⸗ Halle, dem größten Saale, den Dublin besitzt, gelangte die von Pro⸗ fessor Armstrang gedichtete und von Professor Stewart componirte Tercentenar⸗Ode* vor einer nach Tausenden zählenden Zudörerschaft um Vortrag. Der erste Tag der Feier fand seinen Abschluß mit einem vom Lord⸗Mayor im Mansien⸗House gegebenen Ballfest. Zu den auswär⸗ gen Gästen zählen: Ihre Königlichen Hoheiten der Herzog unld die Herzogin Carl Theodor in Bavern, Herr F. Abel, Herr
†. Acland, Professor Adams, der Maler I lma⸗Tadema, Lord Aunmnstrong, Professer Afhley, die Herren B. Baker, F. Bramwell, F. Brrton, Präsident Erichsen, Spencer Wells, Professor Gardiner, F. Pollock, Professor Freiherr von Richthofen, Professor Waldayer,
brofesior Adolph Wagner und Dr. Verell. 1
— In Anerkennung der erfolgreichen Wirksamkeit des deutschen Comités für Wiederherstellung der Universitäts⸗Bibliothek Toxonto hat die dortige Universität das geschäftsführende
Herrn John Landauer in Braun⸗ schweig, zum Ehrendoctor ernannt. Dieselbe Auszeichnung ward gleichzeitig dem englischen Staatsmann Sir George Baden⸗ Dowell und dem Parlamentsmitglied Staveley Hill zu zheil, die dem gleichartigen Londoner Comité als Schriftführer und Schatz⸗ meister angehören. Im ganzen sind bis jetzt 32 500 Bände für die aus der Asche neu erstehende Bibliothek eingegangen, wovon nahezu
10 000 Bände aus Deutschland stammen.
— Am 4. d. M. wurde in Kopenhagen in Gegenwart des
Königs und des Kronprinzen die 14. skandinavische Natur⸗ sorscher⸗Versammlung in den Sälen der dortigen Universität eröffnet.
e (F) Aus Wisby auf Gothland wird gemeldet, daß die Herren 2. Stolpe und Dr. Kolmodin sich von dort nach der kleinen Insel präbc Karlsö begeben haben, um die Ausgrabungen in der
mn zistorischen Grotte „Stora Förvar“ fortzusetzen; wenn nöglich, soll in diesem S der die Grotte ganz geleert werden
. Der Redner versuchte im erweisen, daß der verlorene große!
Dänische Handelsilpvtte hat im Jahre 1891 nach einem
Nach dem Auslande wurden 35 Schiffe von und 15 Schiffe von 764 ½ Reg.⸗Tons
Dampf⸗
8 8₰ 2
Land⸗ und Forstwirthschaft. —
Weizenernte in Australien im Jahre 1891/92.
Der „Sydney Moming Herald“ veröffentlichte unter dem 28. Mai 1892 folgende Angaben über die Weizenernte in Australien im abgelaufenen Erntejahre: 8 Ueberschuß bezw. fseblbetreg zwischen Ertrag und —
Tonnen.
Ertrag Ertrag für den Acker Buschel
11,11
Kolonie
Buschel
3 963 668 13 387 500
6 436 483 585 000
90 900 160 000 85 000 10 000
Neu⸗Süd⸗Wales Victoria.. Süd⸗Australien Tasmanien.. Neu⸗Seeland 10 257 000 150 000 Zasammen 34 629 651 — + 294 100
Es wird hinzugefügt, daß bei Annahme einez Fehlbetrages von 65 000 bis 75 000 t für die Colonie Queensland über 200 000 t zur Ausfuker nach anderen Ländern gelangen könnten.
Diese Berechnung scheint indessen in einigen Punkten der Be⸗ richtzzung zu bedürfen, wie im Folgenden des näheren erörtert ist. Der Ertrag für Neu⸗Süd⸗Wales ist den officiellen Be⸗ richten entsprechend richtig angegeben; der Fehlbetrag scheint aber um etwa 1000 t zu gering angenommen zu sein.
„Der Ertrag für Victoria ist den officiellen Berichten gegen⸗ über um 171 382 Buschel zu niedrig angegeben; dessen ungeachtet dürfte der zur Ausfuhr verbleibende Ueberschuß zu hoch gegriffen sein. Einer ungefähren Berechnung zufolge dürften etwa 8000 t weniger zur Ausfuhr gelangen können, wie in dem Zeitungsartikel berechnet.
Der Ertrag für Süd⸗Australien ist dem officiellen Bericht entsprechend eingestellt. Indessen dürften diese Angaben etwas zu niedrig gegriffen sein. Die zur Ausfuhr verfügbare Weizenmenge ist mit 85000 t auf das allerniedrigste berechnet worden. Wenn die Bestände ans dem Vorjahr hinzugenommen werden, so dürften im Berichtsjahr an 110000 t zur Verfügung gestanden haben.
egen die Angaben über Tasmanien ist nichts zu erinnern. Der für Neu⸗Seeland verzeichnete Ertrag entspricht den officiellen Angaben; aber der zur Ausfuhr bereite Ueberschuß möchte zu gering berechnet sein und dürften leicht 5000 bis 10 000 t mehr ausgeführt werden können, wie in der Zeitungsnotiz angegeben.
Der für Que ensland angenommene Fehlbetrag scheint zu hoch calculirt worden zu sein. Bei Beginn des Ernkejahren 1891/92 nahm man an, daß von der mit Weizen bestellten Fläche von etwa 13 850 Acker ungefähr 250 000 Buschel, das sind 90 875 hl Weizen, Ertrag zu erwarten wäre. Da indessen der Verbrauch für Nahrungs⸗ und Saatzwecke auf pielleicht 2 400 000 Buschel zu berechnen ist, so würden ungefähr 2 150 000 Buschel, das sind 782 528 hl oder etwa 60˙660 t, eingeführt werden müssen.
West⸗Australien, das immerhin ein paar Tausend Tonnen zur Ausfuhr stellen mag, ist gänzlich übergangen worden.
Unter Berücksichtigung aller dieser ö würden sich hiernach die zur Ausfuhr vorhandenen Ueberschüsse bezw. die Fehlbeträge etwa wie folgt stellen:
Ueberschuß Tonnen
Fehlbetrag Tonnen.
92 000
Colonie
Neu Süd Wales. — Vietoria 1 152 000
Süd⸗Australien 110 000 West⸗Australien 16“ 2 000 bö“; — „ Tasmanien
Neu Seeland
60 000 10 000 160 000
Zusammen 424 000 162 000 Alfo würde in Australien ein Ueberschuß zu Gebote stehen von
fähr 262 000 t, das sind etwa 8 430 000 Buschel oder 3 054 305 hl. Im einzelnen erfahren wir noch folgendes:
Ernte in Neu⸗Seeland. „Die angebaute Fläche hat sich gegen das Vorjahr um 63 000 Acker auf 1 348 000 Acker, das sind 545 536 ha, vergrößert.
Die Weizenernte erhöhte sich um 4 534 000 Buschel auf 10257.000 Buschel, das sind 3 728 420 hl. Der Haferertrag über⸗ stieg den vorjährigen um 1 061 000 Buschel und ergab rund 11 000 000 Buschel, das sind 3 998 500 hl. Gerste hingegen lieferte um 70000 Buschel weniger als im Vorjahre, und wurden hiervon 688 000 Buschel, das sind 250 088 hl, eingebracht. Die Kartoffel⸗ ernte siel um 16 000 englische Tonnen auf 162 000 englische Tonnen, das sind 164 592 deutsche Tonnen.
Wenn der Weizenbedarf für die Colonie Neu⸗Seeland zu Nahrungs⸗ und Saatzwecken auf etwa 4 350 000 Buschel angenommen wird, so würden, abgesehen von etwaigen Beständen aus dem Vor⸗ jahre, ungefähr 5 900 000 Buschel, das sind 2 144 650 hl, für Ausfuhr⸗ zwecke zur Verfügung stehen. 11““
Weizenernte in Süd⸗Australien.
Die Anbaufläche betrug 1 552 423 Acker oder 121 150 Acker weniger als im Vorjahre. Im Südosten der Colonie gab es Gegenden, wo, wie im Vor⸗ jahre, fast 12 ½ Buschel auf den Acker geerntet wurden; aber in den mehr central gelegenen Gegenden ging die Ernte sogar auf wenig über 1 ½ Buschel für den Acker hinab. Der Durchschnittsertrag wird auf 4.,9 Buschel für den Acker, das sind 4,41 hl, auf den ha berechnet.
Officiell wird der Weizen⸗Ertrag auf 6436 483 Buschel, das sind 2 339 662 hl, angegeben.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Wien, 8. Juli. Der österreichische Handels⸗Minister hat nach einer Mittheilung des „W. T. B.“ nunmehr ebenfalls eine sieben⸗ tägige Beobachtung der Provenienzen aus den russischen Häfen des Schwarzen und Asowschen Meeres sowie eine strenge ärzt⸗ liche Untersuchung der Provenienzen aus den türfischen Häfen des Schwarzen Meeres angeordnet.
London, 7. Junli. Die von dem Journal „Morning“ gebrachte Nachricht von dem Auftreten der asiatischen Cholera in London ist, wie „W. T. B.“ meldet, nach Mittheilung von amtlicher Seite vollkommen erfunden; es ist bis zum heutigen Tage kein Cholera⸗ Erkrankungsfall vorgekommen. Ronm, 7. Juli. Eine ministerielle Verordnung verfügt, nach
rer Meldung des „W. T. B., die ärztliche Untersuchung und Desinfection aller persönlichen Effecten für Provenienzen aus dem Schwarzen Meere.
Verviers, 5. Juli. In der Gemeinde Montzen⸗Bleiberg, unweit der deutschen Grenze, treten, wie der „K. Z.“ berichtet wird, die Pocken in bedrohlicher Weise auf. Aus einer Familie starben in der vorigen Woche drei Personen.
Handel und Gewerbe. Tägliche Wagengestellung 8 Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 7. d. M. gestellt 9971, nicht rechtzeiti gestellt keine Wagen. “ In Oberschlesien sind am 6. d. M. gestellt 3499, nicht
rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Zwangsversteigerungen.
“ Beim Königlichen b I Berlin standen die
nachverzeichneten dstücke zur Versteigerung: Gerhardtstraße 13 dem Kaufmann Hugo Adolf ve hier, gehörig; N. ungswerth 11 810 ℳ; Fläche 8,67 a; Mindestgebot 199 000 ℳ; für das Meistgebot von 212 010 ℳ wurde die Frau Wittwe Amalie Freise, Gerhardt⸗ straße 13, Ersteherin. — Vertagt dagegen wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung, betreffend das Grundstück in der Bülowstraße Nr. 53, dem Bauunternehmer C. F. Laube gehörig.
Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin standen mit Zuschlagstermin am 6. und 7. Juli d. J. die nachverzeichneten Grund⸗ stücke zur Versteigerung: Grundbuch von Friedenau Band 6 Nr. 641 und Band 7 Nr. 673, auf den Namen des Landschafts⸗ und Marine⸗ malers Max Deicke eingetragen, zu Friedenau belegen. Fläche zusammen 19,64 a; Nutzungswerth 912 ℳ; Mindestgebote 14 600 ℳ beziehungsweise 10 476 ℳ; für beide Grund⸗ stücke bot der Kaufmann Selmar Philippi zu Berlin, Neue Friedrichstraße 22, 65 000 ℳ und erhielt den Zuschlag. Grundbuch von Weißensee, Band 30 Nr. 871, auf den Namen der Frau Fuhrherr Pauline Fitting eeingetragen, zu Neu⸗Weißene see, Schönstraße 74, belegen; Fläche 8 a, Nutzungswerth 445 ℳ, Windestgebot 548 ℳ; für das Meistgebot von 11 350 ℳ wurde der Wilhelm Wilke zu Berlin, Georgenkirchstr. 32,
rsteher.
— Vom oberschlesischen Eisen⸗und Metallmarkt berichtet die „Schl. Ztg.”: Die Lage des oberschlesischen Eisenmarktes hat sich in letzter Woche wenig geändert. Die Werke sind mit Aus⸗ nahme der Stahlwerke im al emeinen ziemlich gut beschäftigt ge⸗ blieben, ohne die bisherige Preislage zu erhöhen. Für ober⸗ schlesisches Roheisen ist der Absatz infolge der geringen Beschäftigung der Stahlwerke geringer geworden. Bei den Walzwerken gehen die Sgpecificationen ziemlich zahlreich ein; auch aus dem Auslande liegen wieder mehr Aufträge auf Handels⸗ eisen und Bleche vor. Der hiesige Bedarf erstreckt sich hauptsächlich auf Bau⸗ und Fagoneisen, sowie Träger, aber auch in Handelseisen und Fein⸗ blechen hat sich der Verbrauch gehoben, und sind besonders für letztere wesentliche Bestellungen eingegangen. In Grobblechen ist augenblicklich die Nachfrage schwächer, weil sich die Kesselfabriken mit den erforderlichen Sorten bereits versehen haben und neue Aufträge auf Dampfkessel nur spärlich eingehen. Die Stahlwerke sind nur zum kleinen Theil im Betriebe, da es an größeren Aufträgen mangelt und auf Lager nicht gearbeitet werden kann. — Von den Eisengießereien haben Gleiwitzer Hütte mit Anfertigung von Röhren, Säulen und Bauguß, sowie Hubertus⸗ und Donnersmarckhütte mit Bau⸗ und Maschinenguß sowie anderen Artikeln vollauf zu thun. Dagegen fehlt es denjenigen Gießereien, welche auf fremde Arbeit angewiesen sind oder Handelsguß herstellen, an genügenden Aufträgen, um einen vollen Betrieb aufrecht erhalten zu können. Eisenconstructions⸗ und Reparatur⸗Werkftätten sind stark, einzelne Maschinenfabriken nur leidlich beschäftigt. In Zink ist die Tendenz fest geblieben, sodaß der Preis von 43 ℳ per. 100 kg für Rohjzink festgehalten wird. In Walzzink ist der Absatz nach wie vor ein guter und bleiben die Preise unverändert.
— Börse zu Düsseldorf. (Amtlicher Preisbericht vom
7. Juli 1892.) Der Eisen⸗ und Kohlenmarkt ist unverändert. (Berechnung in Mark für 1000 kg und, wo nicht anders bemerkt, ab Werk.) Kohlen und Koks. 1) Gas⸗ und Flämmkohlen: Gas⸗ kohle für Leuchtgasbereitung 11,50 — 12, Generatorkohle 10,50 — 11, Gasflammförderkohle 9,50 — 10. — 2) Fettkohlen: Förderkohle 8,50, do. beste melirte Kohlen (Locomotivkohle) 9,50, Kokskohle 6,50 — 7. — 3) Magere Kohlen: Förderkohle 8 — 8,50, melirte Kohlen 9 — 9,50, Nußkohle Korn II (Anthracit) 18 — 20. — 4) Koks: Gießereikoks 14,50 — 15, Hochofenkoks 12, Nußkoks gebrochen 15,50 — 17. — 5) Briqguets 11 — 13. — Erze: 1) Rohspath 7,50 — 8,25, 2) Ggrösteter Spatheisenstein 10,50 — 12, 3) Somorrostro f. o. b. Rotterdam —, 4) Nassauischer Roth⸗ eisenstein mit ca. 50 % Eisen 8,50 — 9,20, 5) Rasenerze franco —. — Roheisen: 1) Spiegeleisen Ia 10 — 12 % Mangan 55, 2) Weißstrah⸗ liges Qualitäts⸗Puddelroheisen: rhein.⸗westf. Marken 51 — 52, Sieger⸗ länder 47 — 48, 3) Stahleisen 52 — 53, 4) Engl. Bessemereisen ab Verschiffungshafen —,—, 5) Spanisches Bessemereisen Marke Mudela cif. Rotterdam —,—, 6) Deutsches do. —,—, 7) Thomaseisen franco Verbrauchsstelle 50, 8) ö“ (Luxemburger Qualität) 38,80, 9) Engl. Roheisen Nr. III ab Ruhrort 62 — 63, 10) Luxemburger Gießereieisen Nr. III 48 — 50, 11) Deutsches Gießereieisen Nr. I 65, 12) do. Nr. II —, 13) do. Nr. III 57, 14) do. Hämatit 66, 15) Spanisches Hämatit Marke Mudela l. Rotterdam —. — Stabeisen: Gewöhnliches Stabeisen 115 — 117,50. — Bleche: 1) Ge⸗ wöhnliche Bleche 145, 2) Kesselbleche 160, 3) Feinbleche 130 — 140. — Draht: 1) Eisenwalzdraht —, 2) Stahlwalzdraht —.
— Die Zeche Borussia bei Marten ist mit allen Activen
und Passiven der Bergbau⸗Actien⸗Gesellschaft Borussia i. Ligu. durch Kaufvertrag vom 17. Juni d. J. in das Eigenthum der Gewerkschaft Borussia übergegangen. — In der ordentlichen Generalversammlung der Actien⸗ Gesellschaft Zwickauer Maschinenfabrik vorm. Brod u. Stiehler wurden die auf der Tagesordnung stehenden Anträge. des Aufsichtsraths auf Vertheilung des Reingewinns und Ertheilung der Entlastung an die Verwaltung einstimmig angenommen. Die auf 2 ½ % = 7,50 ℳ pro Actie festgesetzte Dividende kann vom 15. Juli d. J. an erhoben werden.
Frankfurt a. M., 7. Juli. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) Weizen verkehrte in unausgesetzt matter Tendenz, hat jedoch seinen relativ niedrigen Preisstand nicht wesentlich ver⸗ ändert; Curse bleiben: ab Umgegend 19 — ½ ℳ, frei hier 19 ½ — 20 ℳ, Red⸗winter 19 ¼ ℳ, La Plata 19 — ½ ℳ, Kansas 18 ½ — ½ ℳ — Roggen verkehrte an den maßgebenden Außenmärkten in flauer Stimmung; hier geschäftslos, Preise nominell unverändert; hiesiger etwa 19 ℳ, französischer mit Sommergeruch 19 ½ — ½ Nℳ, Pfälzer und russischer ebenso; ungarische Mischfrucht (½ Weizen und 3 Roggen) 17 ½ — ¾ ℳ ab Regensburg. — Gerste träge, trotzdem lassen die vorgekommenen Verkäufe eher eine Be⸗ festizung als ein Nachlassen der Preise erkennen; Wetterauer 15 ¾ — 16; Ried, Pfälzer und Franken (Ochsenfurter Gau) 17 ¼ —18 %
Hafer begegnete lebhafter Kauflust; die Preise haben sich um ungefähr 25 ₰ erhöht; die Notiz bleibt 14 — ¾ ℳ — Raps, indis Saatofferten fanden kein Unterkommen; für hiesigen Raps läßt sich ein Schluß auf die Qualität der neuen Ernte noch nicht ziehen; man schä 24 — 25 ℳ; 1“ mit dem Einkauf. — In Mais ist keiner Veränderung der geschäftlichen Situation zu verzeichnen, es wäre denn daß für beschädigtes der Begehr noch etwas weniger kauflustig im Markt ist, als bisher, sodaß Preise weiterer Abschwächung zuneigen; gesundes 12 ℳ, etwas beschädigtes 11% ℳ — Spelzenspreu (Ersatz für Roggenftroh) hat im Preise ein wenig angezogen; wo⸗ durch eine merkliche Einschränkung des Verkehrs verursacht wurde; pr. Ctr. etwa 1,20 ℳ — Das Geschäft in Aussaat⸗Erbsen war wieder recht unbedeutend, 16 — ½ %ℳ — Roggenkleie etwa 11 ℳ — Weizenkleie 9 — ½ ℳ, Tendenz matt. — Malzkeime unver⸗ ändert, etwa 10 ℳ — Der Mehlhandel nahm einen sehr matten Verlauf; auf Herbstlieferung fehlen Käufer. Hiesiges Weizen⸗ mehl Nr. 0 31 ¼ — 32 ¼ ℳ, Nr. 1 29 ¼ — 31 ¼ ℳ, Nr. 2 27 ½¼ — 28 ¼ ℳ, Nr. 3 25 ¼ — 26 ¼ ℳ, Nr. 4 21 ¼ — 22 ½ ℳ, Nr. 5 16 ¾ — 17 ¾ ℳ Milchbrot⸗ und Brotmehl im Verband 55 — 57 ℳ Nord⸗ deutsche und westfälische Weizenmehle Nr. 00 ca. 26 ℳ Roggenmehl, loco hier, Nr. 0 30 ¼ — 31 b ℳ, Nr. 0/1 28 ¾ — 29 ¾ ℳ, Nr. 1 27 ¼ — 28 ½ ℳ (Obige Preise verstehen sich pro 100 kg ab Frankfurt, häufig jedoch auch loco auswärtiger Stationen und bei Partien von mindestens 10 000 kg.)
Leipzig, 7. Juli. (W. 8 B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per Juli 3,75 ℳ, per August 3,75 ℳ, per September 3,77 ½ ℳ, per Oktober 3,77 ½ ℳ, per November 3,80 ℳ, per Dezember 3,80 ℳ, per Januar 3,82 ½ ℳ, ver
Februar 3,85 ℳ, per März 3,85 ℳ, per April 3,85 ℳ Umsatz