—
V
7
— —
—— — —õ—y—
Abgereist:
Seine Excellenz der Unter⸗Staatssecretär im Staats⸗ Ministerium, Wirkliche Geheime Rath Homeyer, auf Urlaub;
der Präsident des Reichs⸗Eisenbahn⸗Amts Dr. Schulz, mit Urlaub nach der Schweiz; “ 1 1
der Ministerial⸗Director im Ministerium für Landwirth⸗ schaft, Domänen und Forsten, Ober⸗Landforstmeister Donner, mit Urlaub nach der Rheinprovinz.
der Präsident des Reichsbank⸗Directoriums Dr. Koch, von seiner Dienstreise nach den Provinzen Pommern und Schleswig⸗Holstein.
S
Preußen. Berlin, 18. Juli. Seine Majestät der Kaiser und König gingen am Freitag Mittag von Skaarö an Bord eines Walfic⸗ fänger⸗Dampfers in See und kehrten am Sonnabend früh 1 erfolgreicher Jagd dahin zurück.
Den Telegrammen des „W. T. B.“ über die Reise Seiner Majestät des Kaisers entnehmen wir noch olgendes: Dem Walfischfänger⸗Dampfer, an dessen Bord Seine Felgenae Sich eingeschifft hatten, kamen gegen 6 Uhr Abends Walfische in Sicht, von denen einer erlegt wurde. Um 1 ½ Uhr Nachts kehrten Seine Majestät an Bord der Nacht „Kaiseradler“ zurück. Ein zweiter Walfischfänger⸗Dampfer mit einem Theil des Gefolges an Bord erlegte ebenfalls einen Walfisch. Am Sonnabend früh erstiegen Seine Majestät nebst Gefolge eine Anhöhe auf der Insel Skaarö, von der man eine pracht⸗ volle Aussicht hat. Am Nachmittage wurde die Reise durch den Lyngenfjord fortgesetzt, und Abends um 11 Uhr erfolgte die Ankunft Seiner Majestät in Tromsobs.
1 E“ I11I“ “
. M. Kreuzer⸗Corvette „Sophie“, Commandant Corvetten⸗Capitän Kirchhoff, ist am 15. d. M. in Gibraltar eingetroffen und beabsichtigt, am 17. d. M. nach Nieuwediep (Niederlande) in See zu gehen. 1
Der Kaiserliche Botschafter am Königlich großbritannischen Hofe, Staats⸗Minister Graf von Hatzfeldt⸗Wildenburg ist nach London zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Bot⸗ schaft übernommen.
Der General⸗Lieutenant von Hoffbauer, Inspecteur der Feld⸗Artillerie, hat Berlin verlassen.
Der Kaiserliche Minister⸗Resident in Luxemburg Graf von Wallwitz hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungirt der dorthin entsandte Attachée Prinz von Schoenburg⸗W burg als Geschäftsträger. 1“
— 5 11““ 8 “ . “
Kiel, 16. Juli. Der vorgestern zur Revision der hie⸗ sigen Reichsbankstelle eingetroffene Präsident der Reichsbank Dr. Koch besichtigte gestern die Kaiserliche Werft und nach einem Diner bei dem Vorsitzenden der Handelskammer, Geheimen Commerzien⸗Rath Sartori, die im Bau begriffenen Theile des Nord⸗Ostsee⸗Kanals bis zur Holtenauer Schleuse. Abends nahm derselbe an einer ihm zu Ehren veranstalteten Lustfahrt in See theil. Heute verläßt Präsident Koch unsere Stadt, um sich nach Altona und Hamburg zu begeben.
Cassel, 16. Juli. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz und die Prinzen Eitel Friedrich und dalbert sind, wie „W. T. B.“ meldet, heute Nachmittag hier angekommen und fuhren alsbald, von der Bevölkerung herzlich begrüßt, nach Schloß Wilhelmshöhe.
Wiesbaden, 16. Juli. Seine Majestät der König von Dänemark ist heute Nachmittag zum Kurgebrauch hier ein⸗ getroffen.
Sachsen. Dresden, 16. Juli. Seine Majestät der König ist von seiner Reise in die Regierungsbezirke Dresden und Zwickau
heute wieder in Pillnitz eingetroffen.
Württemberg. Stuttgart, 16. Juli. Seine Majestät der König und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Pauline haben sich heute Nachmittag nach Bebenhausen begeben, um einen mehrtägigen Aufenthalt daselbst zu nehmen. Ihre Majestät die Königin ist gestern früh zum Besuch Allerhöchstihrer Eltern nach Ratiboritz in Böhmen abgereist.
Baden.
Karlsruhe, 16. Juli]. Seine Königliche Hoheit der Hroßherzog traf heute Mittag aus St. Blasien hier ein, um dem anläßlich der Jubiläumsfeier der „Liederhalle“ hier stattsfindenden Gesangswettstreit beizuwohnen. Morgen begiebt i. der Großherzog zu längerem Aufenthalt nach der Insel
ainau.
Hamburg.
Hamburg, 16. Juli. Der Reichsbank⸗Präsident Dr. Koch revidirte heute Vormittag die neu errichtete Reichsbank⸗
Nebenstelle in Altona und 228 die hiesige Reichsbank⸗ Hauptstelle, besuchte die Börse und machte eine Fahrt durch den Hafen. Heute Abend kehrt derselbe nach Berlin zurück.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der König und der I von Ru⸗ mänien sind gestern früh, von ünchen kommend, durch Wien gereist. 1t
Am Sonnabend fand in Wien eine Sitzung der Delegirten für den deutsch⸗serbischen und den öster⸗ reichisch⸗ungarisch⸗serbischen Handelsvertrag statt; es dürfte, wie das „Frdbl.“ sagt, dies wohl eine der letzten gewesen sein, nachdem es in derselben gelungen, auch die letzten Differenzen über den Wortlaut des Vertragstextes zu beseitigen. Man hofft, nunmehr im Laufe der nächsten Woche die Unterzeichnung der Handelsverträge — nämlich des deutsch⸗serbischen und des österreichisch⸗ungarisch⸗serbischen —
leichzeitig vornehmen zu können und zwar derart, daß beide Vernigge mit dem 1. Januar 1893 auf zwölf Jahre in Wirksam⸗ keit treten. “
Das Abgeordnetenhaus genehmigte in seiner vor⸗ gestrigen Sitzung die Art. 1 bis 10 und Art. 13 des Münz⸗ gesetzes in der Fassung des Ausschusses. Bezüglich der Münzumschrift entspann sich eine längere Debatte, in welcher der Finaaz⸗Minister erklärte, daß es nicht angehe, anläßlich einer münztechnischen Debatte staatsrechtliche Fragen peremptorisch zu entscheiden. Schließlich nahm das Haus eine von dem Abg. Menger eingebrachte Resolution über die Beibehaltung des contingentirten Silbercourants an. Heute wird die Berathung fortgesetzt werden. Die von dem Finanz⸗Minister Dr. Steinbach in der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 15. d. M. gemachte Aeußerung über die Rehabilitirung des Silbers, die von dem „W. T. B.“ (siehe Nr. 166 des „R.⸗ u. St.⸗A.“) nur kurz erwähnt war, lautete nach dem Bericht der „Wien. Ztg.“ wie folgt:
Aber, meine Herren, wenn Sie mir gestatten, über den Congreß einige Worte zu sprechen: Ich bin weit entfernt, darüber in dieser Hinsicht irgend eine Vorhersagung machen zu wollen; ich begreife ganz gut und habe mir auch schon erlaubt, dies zu sagen, daß die Bestrebungen zur Rehabilitirung des Silbers sich immer mehr steigern. Aber, meine Herren, machen wir uns Eines klar. Sehr einfach wird die Sache nicht sein, wenn man anfangen wird, den Dingen näher zu treten. Die Maßregeln, welche man hier vorschlagen wird, dürften wahrscheinlich zunächst Palliativp⸗ maßregeln sein, von denen es ja dahingestellt sein mag, was und wie weit sie wirken. Ob die Herstellung eines Pari zwischen Silber und Gold, die Herstellung eines internationalen Pari so bald möglich sein wird, das wird zunächst von der Meinung der großen Staaten in dieser Richtung abhängen, doch glaube ich, meine Herren, daß es für diese Staaten schwer sein wird, auf ein internationales Pari ein⸗ zugehen, bevor die Haltbarkeit dieses internationalen Pari einiger⸗ maßen wird erprobt sein. Vielleicht, meine Herren, gilt hier so ziemlich dasselbe, was von dem Uebergangsstadium gilt, das wir zu⸗ nächst einführen wollen, in dem sich nämlich zeigen soll, wie der Verkehr mit dem Gold sich abfindet, bevor wir zur Aufnahme der Baarzahlungen schreiten.
Das ungarische Unterhaus hat am Sonnabend die Valuta⸗Vorlagen ohne Debatte in dritter Lesung ange⸗ nommen.
Großbritannien und Irland.
Von den Parlamentswahlen waren bis Sonntag früh 652 bekannt; es stehen also noch die Ergebnisse von 18 Bezirken aus. Das bisherige Resultat lautete: 260 Con⸗ servative, 50 Unionisten, 268 Gladstonianer, 9 Parnelliten, 65 Antiparnelliten. Die Conservativen haben 17, die Unionisten 8, die Gladstonianer 75 Sitze gewonnen. Der Führer der Antiparnelliten, Justin Mc. Carthy, ist am Sonn⸗ abend in North⸗Longford gewählt worden. — Schottland hat, wie stets, ganz überwiegend liberal gewählt und wird 51 Liberale und 22 conservative und liberal⸗unionistische Abgeordnete in das neue Parlament senden.
Der Erste Lord des Schatzes Balfour hielt am Freitag Abend in Glossop an eine große Unionisten⸗Versammlung eine Ansprache, in der er sagte: Qbwohl er es als sicher betrachte, daß die separatistischen Parteien eine Mehrheit im neuen Parlament erlangen würden, dürfte dies auf die Länge kein ernstes Uebel für die Sache der Union sein. Was IFrland betreffe, so zeige die Thatsache, daß die Mehrheit der Glad⸗ stonianer nicht so groß sei, als sie erwarteten, und daß Homerule der großen Masse der britischen Nation nicht sympathisch sei.
Frankreich.
Der Minister des Auswärtigen Ribot empfing am Sonnabend Vormittag den Gesandten der Vereinigten Staaten Coolidge und den Vertreter des englischen Botschafters Phipps zu einer Besprechung über die Beringsmeer⸗ 1“ Dem Vernehmen nach ist ein voll⸗ ständꝛges Einverständniß zwischen den betheiligten Mächten bezüglich des Schiedsgerichts erzielt worden. Der Minister Ribot hat die Zustimmung Nord⸗Amerikas und Englands dazu erlangt, daß der Schiedsspruch dem Gebrauche gemäß in französischer Sprache abgefaßt und den betheiligten Mächten in Uebersetzung zugestellt werden soll. Gestern hat nun der Prä⸗ sident Carnot den Senator Baron Courcelles, ehemaligen französischen Botschafter in Berlin, zum französischen Schieds⸗ richter ernannt. Das Schiedsgericht wird im Laufe der nächsten Woche hier zusammentreten.
Der Minister des Auswärtigen Ribot hat gegen die Verfügung der portugiesischen Regierung protestirt, durch welche die französischen Producte unter Quarantäne gestellt werden. Man ist infolge dessen über⸗ eingekommen, die portugiesische Regierung möge neuerdings die Meinung des Gesundheitsraths bezüglich dieser Maßregel einholen.
In dem Handelsabkommen zwischen Frankreich und der Schweiz, dessen Unterzeichnung unmittelbar bevor⸗ steht, gesteht Frankreich der Schweiz eine Herabsetzung der Patiße für etwa fünfzig Handelsartikel zu, darunter für Käse, Seidenwaäaren, Stickereien und Gewebe. Die Schweiz bewilligt Frankreich den Conventionaltarif und eine Ermäßigung der Tarifsätze für etwa 30 Artikel. Die Convention gilt auf ein Jahr und muß von Jahr zu Jahr erneuert werden.
Ein diplomatischer Zwischenfall zwischen der Fran⸗ zösischen Republik und der Republik Haiti hat sich aus Anlaß eines vor kurzem in Paris zum Abschluß gebrachten Prozesses ereignet. Eine Frau Raymond, die die Geliebte ihres Gatten getödtet hatte, wurde von dem General⸗Anwalt Cruppi
8 8 8 “ 114“A“
im Hinblick darauf, daß sie von französischen Eltern in Haiti geboren sei, mit den Worten apostrophirt: „Ihre Handlungs⸗ weise ist wild, negerhaft und haitisch.“ vesoihe dessen hat sich der Gesandte der Republik Haiti beschwerdeführend an den Minister des Auswärtigen Ribot gewandt. Der Justiz⸗ Minister Ricard vernahm Cruppi in dieser Sache, der den von ihm gebrauchten Ausdruck als unrichtig aufgefaßt be⸗ zeichnete. Dem heutigen „Gaulois“ zufolge hat sich der Ge⸗ sandte von Haiti durch die ihm übermittelte Erklärung Cruppi's für befriedigt erklärt. 8 8
In dem Palais am Champ de Mars fand gestern anläßlich des Jubiläums der 100 jährigen Vereinigung Savoyens mit Frankreich ein Bankett von 2000 Personen statt, an welchem mehrere Minister und der Kammer⸗ Präsident Floquet theilnahmen. Floquet hielt eine Rede, in welcher er hervorhob, Savoyen und Frankreich hätten sich im Jahre 1792 freiwillig vereinigt, seien dann gewaltsam getrennt worden, 82 aber wiederum vereint; er fügte hinzu, die Erfahrung beweise, daß die Geschichte eine Revanche kenne, welche man jedoch abzuwarten, vorzubereiten und zu verdienen verstehen müsse.
Der Commandirende der Streitkräfte in Dahomey, Oberst Dodds hat, wie der „Magd. Ztg.“ gemeldet wird, telegraphisch dringend um Verstärkung gebeten, weil die Truppen des Königs von Dahomey Portonovo bedrohten. Der Ministerrath soll die Verstärkung des in Dahomey befind⸗ lichen Corps auf 3000 Mann beschlossen haben.
Das Gericht in Loches hat den Schwiegersohn des früheren Präsidenten der Republik Grévy Wilson und den Präsidenten des Wahlcomités Leroux wegen Wahlbestechung bei den Gemeindewahlen zu 1000 Fr. Geldstrafe verurtheilt.
Schweiz.
Der Bundes⸗Präsident Hauser hat bei dem eidgenössi⸗ schen Schützenfest in Glarus am 14. d. M. eine längere Rede gehalten, in der er zunächst die inneren und speciell die schwebenden handelspolitischen Fragen berührte, dann aber über das Verhältniß der Eidgenossenschaft zum Auslande und die Aufrechthaltung der Neutralität der Schweiz, nach dem Berner „Bund“, sich folgendermaßen äußerte:
Eidgenossen! Wenn ich von unsern Beziehungen zum Auslande spreche, so habe ich noch etwas auf dem Herzen. Es gereicht mir zu hoher Genugthuung und zum Stolz, es an dieser Stelle aussprechen zu dürfen, daß wir zu allen unsern Nachbarstaaten und zu den übrigen in der Schweiz vertretenen Ländern in den freundschaftlichsten und an⸗ genehmsten Beziehungen stehen. Und doch tauchen von Zeit zu Zeit mehr oder weniger berufene Leute und Federn mit Kundgebungen auf, welche geeignet werden könnten, diese guten Beziehungen zu trüben und die öffentliche Meinung, selbst im eigenen Lande, zu ver⸗ wirren. So hat man auch in jüngster Zeit die Neutralitäts⸗ stellung der Schweiz zum Gegenstand öffentlicher Discussion und Polemik gemacht. Man hat versucht, die Neutralität der Schweiz als ein fadenscheiniges Ding hinzustellen, und Zweifel erhoben, ob unsere Neutralität im Kriegsfalle vom Auslande noch respectirt würde und ob die Schweiz Willens und im stande sei, diese Neutralität zu wahren; man hat sogar unsere Befestigungen am Gotthard, weil an⸗ geblich 8ö gegen Italien gerichtet, als eine Verletzung der Reutralität hinstellen wollen.
Wenn wir auch solchen Kundgebungen, die von maßgebender Seite bereits desavouirt worden sind, und der daran sich knüpfenden Polemik eine größere Bedeutung nicht beilegen, so mag vielleicht gerade die Rednerbühne des eidgenössischen Schützenfestes kein ungeeig⸗ neter Ort sein, denselben kurz und bündig entgegenzutreten.
Fest entschlossen, mit allen unsern Nachbarn im Frieden zu leben und unsere Pflichten als neutraler Staat voll und ganz und mit Einsetzung unserer ganzen Wehrkraft zu erfüllen, verbitten wir uns vor allem solche Rathschläge und Winke und Alliance⸗ anerbietungen, kommen sie von welcher Seite se wollen. Wir wollen Herren sein im eigenen Lande und wissen ohne Einflüsterungen von außen, was wir zu thun und zu lassen haben. 1
Nicht umsonst haben wir keine Opfer gescheut, um unsere Armee nach den Anforderungen der modernen Kriegswissenschaft auszubilden und dieselbe mit einer den Fortschritten der Waffentechnik entsprechen⸗ den trefflichen Kriegswaffe auszurüsten; nicht umsonst haben wir Millionen auf die Befestigung des Gotthard verwendet; wir haben damit den festen Willen bekundet, unsere Neutraliät zu wahren und jedem in den Waffen entgegenzutreten, der die Grenzen unseres Landes zu überschreiten versucht. 1
Und sollten wir durch einen solchen Angriff von außen aus unserer neutral⸗defensiven Haltung hinausgedrängt und wider unseren Willen in den Strudel kriegerischer Ereignisse hineingerissen werden, so wahren wir uns wiederum das freieste Recht der Selbstbestimmung, mit wem und gegen wen wir uns verbünden wollen. 8
Und lassen Sie es mich ebenfalls an dieser Stelle aussprechen, daß es eine vollständige Verkehrung der Thatsachen ist, wenn immer aufs neue behauptet wird, daß die Befestigungen am Gotthard gegen ein einzelnes Land gerichtet seien. 88 8
Unsere Landesgrenze ist zu ausgedehnt und theilweise zu offen, als daß wir unser Land mit einem Festungsgürtel umgeben und diese Werke armiren könnten. Die Schweiz mußte deshalb mit ihren Be⸗ festigungen sich da anlehnen, wo die Natur selbst ein Bollwerk für uns geschaffen hat. Nun vereinigen sich am Gotthardmassiv drei Hauptoperationslinien, auf welchen feindliche Heere gegen das Cen⸗ trum der Schweiz vorzudringen versuchen könnten. Nicht bloß die Zugänge von Italien her sind hier in Frage, am Gotthard müßten ferner anprallen die Heerestheile, welche von Westen her der Längs⸗ richtung des Rhonethals, von Osten her derjenigen des Rheinthals folgend, den Einbruch in die Schweiz erzwingen wollten. “
Die Befestigung dieser strategisch so wichtigen Position mit ihren drei Vertheidigungsfronten, für deren Besetzung ein verhältnißmäßig kleiner Theil unserer Armee genügt, gestattet uns ferner, über die ganze übrige Feldarmee zur Vertheidigung der schweizerischen Hoch⸗ ebene zu verfügen und dieselbe nach allen Richtungen zu entfalten.
Weit entfernt also, eine Verletzung unserer Neutralität zu involviren, bildet dieses Bollwerk am Gotthard einen mächtigen Factor zur striktesten Durchführung dieser Neutralität und damit zugleich eine Verstärkung der Garantien für die Erhaltung des europäischen Friedens und der Wohlfahrt aller Völker. 3
So fassen wir unsere Stellung auf, und ob in Zukunft das Volk
oder dessen Vertrauensmänner die oberste Landesbehörde wählen, es vird keinen Bundesrath geben, welcher von diesem Wege sich ab⸗ drängen ließe, welchen die Ehre und die Unabhängigkeit des Vater⸗ landes gebieterisch vorzeichnen, und hinter seinen Behörden — dessen bin ich überzeugt — steht das ganze Volk bereit, mit Gut und Blut für das Vaterland einzustehen. 8 8
Eidgenossen! Unser Hoch gelte diesem Vaterland, unter dessen Institutionen wir frei und glücklich uns bewegen, das alle seine
Söhne mit gleicher Liebe umfaßt, und welchem auch wir unverbrüchliche
Treue geloben bis in den Tod! Unserem Vaterlande ein dreifaches donnerndes Hoch!
Belgien.
8 1II 7 5 9 1 1 8 89 8 n e. EEE 8 Bei der Ersatzwahl zur Deputirtenkammer in
Arlon wurde am 16. d. M. an Stelle des bisherigen gemäßigt⸗ liberalen Abg. Tesch, der diesen Wahlkreis länger als 40 Jahre vertreten hatte, der klerikale Candidat Nothomb, ehemaliger Präsident der conservativen Vereinigung und Anhänger des
allgemeinen Stimmrechts, gewählt. Gegencandidat der Liberalen
war der Progressist Origer.
Deurch Königliche Ordre ist, wie schon gemeldet, die alte Militäreintheilung des belgischen Staatsgebiets aufge⸗ hoben und dasselbe in vier neue Divisionsbezirke ein⸗ getheilt worden. „La Belgique Militaire“ macht darüber fol⸗ ende näheren Mittheilungen: Der erste Bezirk umfaßt die brovinzen Ost⸗ und Westflandern, der zweite die Pro⸗ vinz Antwerpen, der dritte die Provinzen Lüttich, Limburg und Luxemburg, der vierte die Provinzen Brabant, Hainaut und Namur. Jede Provinz ist wiederum in Districte, jeder District in Cantons eingetheilt. Die Hauptquartiere der Divisionsbezirke befinden sich für den ersten Bezirk in Gent, den zweiten in Antwerpen, den dritten in Lüttich, den vierten in Brüssel; jedem Bezirk wird eine Division des activen reeres zugetheilt. Der commandirende General des Bezirks führt den Oberbefehl über alle Militär⸗ behörden und über die im Bezirk garnisonirenden Truppen, mit Ausnahme der von anderen Bezirken detachirten Truppentheile. Die Functionen des Ober⸗Comman⸗ deurs der Cavallerie, des Chefs des General⸗ stabs, der General⸗Inspecteure, des Intendanten en chef sowie des Ober⸗Befehlshabers der Gendarmerie erleiden durch die Errichtung der neuen Bezirke keine Veränderungen. Die Divisions⸗Commandeure wachen über die Aufrechterhaltung der Ordnung in ihren Bezirken, sind für die gute Haltung und die Disciplin der Truppen sowie für die genaueste Ausführung der geltenden Reglements verantwortlich und bringen die vom Kriegs⸗Ministerium angeordneten Truppenbewegungen zur Aus⸗ führung. — Die unterm 26. Juni im „Moniteur“ erlassene Ver⸗ fügung tritt mit dem 1. Oktober d. J. in Kraft.
Amerika.
Der Senat der Vereinigten Staaten hat, wie dem Reuter'schen Bureau“ aus Washington berichtet wird, in seiner Sitzung vom 14. d. M. den Beschluß gefaßt, daß die Weltausstellung in Chicago an den Sonntagen ge⸗ schlossen bleiben soll. Dagegen wurde ein Antrag, den Ver⸗ kauf von Spirituosen auf der Weltausstellung zu verbieten, mit 29 gegen 21 Stimmen abgelehnt. v11X“
116““ Asien.
Dem ‚Reuter'schen Bureau“ wird aus Simla vom 14. Juli gemeldet, daß der Stamm der H azaras die Friedens⸗ vorschläge des Emirs Abdurrahman von Afghanistan abgelehnt habe und infolge dessen erbitterte Kämpfe bevorständen.
Nr. 28 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts vom 13. Juli hat folgenden Inhalt: Gesundheits⸗ stand. Mittheilungen über Volkskrankheiten. — Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000, und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Infections⸗ krankheiten in Bavern 1891. — Sterblichkeit in Magdeburg 1889 und 1890. — Schweizerisches Gesundheitswesen 1888. — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. (Sesterreich⸗ Ungarn, Italien, Belgien, Schweden, Rußland, Türkei, Griechenland, Egypten.) — Thierseuchen im Deutschen Reich 1892, I. Vierteljahr. — Veterinärpolizeiliche Maßregeln. (Deutsches Reich, Sachsen, Groß⸗ britannien.) — Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Cholera. — (Preußen.) Verhältniß der Berufsgenossenschaften und n Kliniken. — W von Morphium hydrochloricum in Bitter⸗ mandelwasser. — (Reg.⸗Bez. Düsseldorf.) Geheimmittel. — (Oester⸗ reich.) Arzneien. — Gewerbe der Zahntechnik. — (Großbritannien.) Medical Act 1886. — (Rußland, Finland.) Quarantäne. — (Nieder⸗ ländisch⸗Indien.) Ansteckende Krankheiten. (Schluß.) — Recht⸗ lrechun (Ober⸗Landesgericht Naumburg.) Führung eines un⸗ berechtigten Titels seitens eines Naturheilkundigen. — Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften. (Belgien.) Arbeiterwohnungen. — Vermischtes. (Preußen. Berlin.) Krebse.
Nr. 14 der „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗ Versicherungsamts“, vom 15. Juli d. J., enthält im amt⸗ lichen Theil Recursentscheidungen und Bescheide und Beschlüsse.
Nr. 14 der „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗ Versicherungsamts, Abtheilung für Invaliditäts⸗ und Altersversicherung“, vom 15. Juli d. J., hat folgenden Inhalt: Organisation der Inbvaliditäts⸗ und Altersversicherung nach dem Stande vom 1. Juli 1892. — Revisionsentscheidung.
1 Graphische Künste. — Architektur.
L. K. — Die Mehrzahl der Besucher unserer Ausstellun hat für die Erzeugnisse der graphischen Kunst, für Kupferstich und Radirung nur geringe Aufmerksamkeit übrig. Diese Arbeiten drängen sich dem Auge nicht besonders auf, und Viele gehen an ihnen mit flüchtigem Blick achtlos vorüber. Und doch hat der Kupferstecher, dessen Arbeit an äußeren und inneren Schwierigkeiten nur zu reich ist, ein besonderes Recht auf Antheilnahme und Anerkennung. Kämpft doch die Kupferstichkunst heute gegen die große Zahl mechanischer Reproductionsarten an, die an Wohlfeilheit und Unmittelbarkeit des Eindrucks ihr überlegen sind. Die wenigsten haben eine Vorstellung von dem emsigen Fleiß und der Entsagungskraft, die vom Stecher bei seiner tgee gefordert werden. Gerade Berlin gehört zu den Kunsistätten, an denen die solideste der graphischen Techniken, die Grab⸗ stichelarbeit, mit großem Eifer gepflegt wird. Zwei tüchtige Meister dieser Technik Hans Meyer und Gustav Eilers haben eine stattliche Anzahl von Werken ihrer Hand aus⸗ gestellt. Daß unter den Arbeiten Mevyer's sich auch solche aus den siebziger Jahren befinden und daß in einem Jahre kaum mehr als eine größere Grabstichelarbeit die Werkstatt des Künstlers verläßt, giebt einen Begriff von dem Zeitaufwand, den diese Technik von dem ewissenhaften Künstler verlangt. Unter den ältesten Arbeiten Meyer’'s ist namentlich der Stich nach dem Bildniß der Infantin Margarethe von Velazquez hervorzuheben. Bekannt und eschätzt wegen der vornehmen Wirkung der zart vermittelten Aonübergänge ist sein 1884 vollendetes Blatt nach Moretto's Anbetung der H. Maria und Elisabeth. Zu den neuesten Leistungen seines Grabstichels gehört das eine Blatt einer rößeren Folge von Kupferstichen, welche die Fresken Gesel⸗ schan⸗ in der e des Berliner Zeughauses wieder⸗ geben, und ein sehr du tig und durchsichtig gestochenes Frauen⸗
porträt nach van Dyck „la dame au gant“. Die ganze
Eleganz des vlämischen Bildnißmalers, die Vornehmheit seiner
9 . 2 8 . Charakteristik bis in die Fingerspitzen hinein ist in diesem ungemein sorgfältig durchgeführten Saih wiedergegeben. Eilers hat seine Kraft an Bildnissen von Holbein und van Dyck erprobt. An 3 dem farbensaftigen Gemälde Rubens' sehr nahe kommt die „Heilige Cäcilie“, deren Original bekanntlich * den Hauptstücken der hiesigen Gemäldegalerie gehört. Die
eichheit des venezianischen Colorits kommt dagegen in dem Stich nach Tizian’'s weltberühmtem „Zinsgroschen“ wirkungsvoll ur Geltung. Schließlich seien noch zwei Ori Uinalbildniß⸗ Radirungen genannt: die Charakterköpfe Joseph Joachim s und des Altmeisters der Berliner Kunst Adolf Menzel. Rudolf Stang, der jetzt als Lehrer der Kupferstichkunst an der Akademie zu Amsterdam wirkt, hat fünf seiner be⸗ kanntesten Grabstichelarbeiten ausgestellt. Seine Stiche nach Lionardo's Abendmahl und Raffael's Sposa⸗ lizio, jenen beiden Kunstkleinodien Mailands, dürfen zu den klassischen Schöpfungen der graphischen Künste des neunzehnten Jahrhunderts gezählt werden. Der Ruhm von Doris Raab, der geistreichen Münchener Radirerin, ist neuerdings durch die Meisterschöpfungen Köpping's, der leider auf der Ausstellung nicht vertreten ist, etwas verdunkelt wor⸗ den. Gerade als Stecherin Rembrandt'scher Gemälde vermag sie einen Vergleich mit dem jetzt in Berlin wirkenden Rem⸗ brandtradirer nicht E1“ Unter den jüngeren Künst⸗ lern — Max Klinger fehlt leider gleich Köpping — sei noch ein talentvoller Schüler Hans Meyer's, Johannes Plato genannt, der in einem Stich nach van Dyock den glücklichen Versuch macht, die alte Technik der Stecher aus Rubens' Schule neu zu beleben. Recht gelungen sind auch die Radirungen H. Kohnerts, die namentlich durch die Zart⸗ heit der ches fatec. sich auszeichnen. Selbständige Er⸗ findung und effectvolle Behandlung kommt in M. Erdmann's landschaftlichen Radirungen zur Geltung. Weitaus die größte Wirkung erzielt aber der Holländer C. L. Dake mit seinem fast lebensgroßen Porträt der jugendlichen Königin der Niederlande. Die Plastik der Gestalt, die breite Behandlung ohne absichtlich zur Schau getragene Sorglosigkeit erheben diese Leistung zu einer ungewöhnlichen Höhe.
Bei einem Ueberblick über die architektonischen Ent⸗ würfe und Modelle der diesjährigen Ausstellung fällt besonders das Verschwinden der Vorliebe für die schweren und reich ausgestalteten Formen des Barock und Rococo ins Auge. Freilich, das bekannte Domproject Raschd orffs', dessen Aus⸗ führung jetzt als gesichert gelten darf, bildet darin mit einigen anderen Kirchenbauten und repräsentativen Architekturen eine Ausnahme. Von Intexesse sind namentlich die photographischen Gesammtansichten des Lustgartens mit dem hineingezeichneten Domentwurf, die eine gute Anschauung von der späteren Wirkung des Baues geben. Die Befürchtung, daß die Museums⸗ und Schloßbauten durch die wuchtigen Massen des Domes erdrückt werden könnten, wird dadurch glänzend widerlegt. Von großem Interesse ist auch der von A. Hartmann entworfene Plan eines neuen Akademiegebäudes fuͤr Berlin, dem sich ein großer Paradehof und ein Ausstellungsgebäude anschließen sollen. Ein mächtiger Mittelrisalit mit Kuppeldach und zwei kuppeltragende Eckthürme gliedern die Façade, die Unter den Linden an der Stelle des jetzigen Akademiegebäudes gedacht ist. Zweckmäßige Raumvertheilung und Schaffung einer großen Anzahl für Ausstellungszwecke I’ Oberlichtsäle, sowie der in gewaltigen erhältnissen geplante Paradehof verleihen dem Plan einen großen monu⸗ mentalen Charakter. In den von dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten ausgestellten Bauentwürfen überwiegt die Solidität und Schlichtheit. nur einzelne Re⸗ präsentationsbauten wie die Regierungsgebäude in Münster und Hildesheim sind mit reicherem Aufwand bildnerischer und decorativer Mittel hergestellt. Sehr imposant wirkt der in streng gothischen Formen durchgeführte Dom zu Schleswig, auch die frühgothische Backsteinkirche für Insterburg und die veeaäasche “ in Berlin legen erfreuliches euühni ah fur en Reichthum an bedeutenden Architekten, die im Dienste der Regierung beschäftigt sind. Die Villenarchitektur, wie sie durch tüchtige Arbeiten der Firmen von Ebhardt und Holst, Spalding und Grenander und Zaar und Vahl vertreten ist, strebt vor allem malerische Wirkung innerhalb der ländlichen Um⸗ gebung an und hält sich in schlichten meist süddeutschen und englischen Vorbildern abgelauschten J Für Innen⸗ ausstattung liefern namentlich die Arbeiten der Architekten Zaar und Vahl, sowie die p Möller's für den Ausbau des Herrenhauses Groß⸗Pankow in Prignitz charak⸗ teristische, durchaus in der Formensprache der deutschen Renaissance sich bewegende Beispiele. Die im Auftrage des Cultus⸗Ministeriums vom Geheimen Rath Dr. Meyden⸗ bauer aufgenommenen Photographien und Meßbilder alter Kunstdenkmäler Deutschlands bilden für den Kunstforscher wie für den Architekten ein hervorragendes Studienmaterial, indem sie ein durchaus zuverlässiges und selbst in den Einzel⸗ heiten nahezu erschöpfendes Abbild jener für die baugeschicht⸗ liche Forschung so wichtigen Monumente, wie des Trierer Doms, des Münsters zu Freiburg, der römischen Bauten Triers, der Kaiserpfalz zu Gelnhausen, des Kölner Doms u. s. w. geben. Die Sammlung dieser Photographien und nach ihnen gemachten Detailzeichnungen wird nach ihrer Voll⸗ endung selbst ein würdiges Denkmal staatlicher Fürsorge für den reichen Schatz kostbarer Kunstwerke, die unser Vaterland birgt, bilden.
—. Der Geheime Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Henoch hat sich, wie hiesige Blätter melden, am Sonnabend, seinem 72. Ge⸗ burtstage, allen Kundgebungen zu seinem fünfzigjährigen Doctorjubiläum entzogen; er brachte den Tag außerhalb Berlins zu. Der Dekan der medizinischen Facultät, Geheime Medizinal⸗Rath, Professor Dr. du Bois⸗Reymond, mußte sich damit begnügen, das erneuerte Doctor⸗ diplom in die Wohnung des Jubilars, Bellepuestraße 8, zu senden.
89
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Weizenernte in Süd⸗Chile.
Die im Dezember v. J. begonnene Ernte versprach anfänglich sehr günstige Resultate, doch haben ganz unerwartete und Ss Regengüsse im Februar in den Provinzen südlich vom Fluß Bio⸗Bio dem auf den Feldern liegenden Getreide großen Schaden zugefügt, sodaß wohl 2⸗ bis 300 000 Sack Weizen à 100 kg, wenn auch nicht ganz unbrauchbar, so doch für den Export, wozu dieses Quantum als Ueberschuß hätte dienen sollen, vfrnn geworden sind. Vom 1. Januar bis 31. Mai d. J. sind bereits aus den Häsen Talcahuano, Penco und Tomé 55 240 t Weizen zur
erschiffung gelangt; die gegenwärtig in den Speichern von
Talcahuano, Penco und Tomé lagernden, für den Export
“
1 8 “ bestimmten Quantitäten Weizen werden auf 20 000 t und die Vorräthe im Innern auf 15000 t geschätzt, sodaß also muthmaßlich im ganzen gegen 90 000 t Weizen aus der Ernte 1892 zur Ausfuhr gelangen würden. Es ist aber auch nicht ausg chlossen, daß noch größere Partien Weizen nach den südlichen Provinzen geschafft werden müssen, um den Ausfall der durch den Regen geschädigten Ernte zu ““ 88
Saatenstand in Ungarn. 11“ Aus Budapest wird der ö unter dem 16. d. M. telegraphirt: Nach den beim Ackerbau⸗Ministerium eingelangten Be⸗ richten ist der Stand der Saaten folgender: Das angebaute Areal beträgt: Weizen 5 365,361, Roggen 2138,681, Gerste 1 851,008, Hafer 1 784,694 Karasterjoch. Hiervon sind Weizen unter mittel 16,6, mittel 65,23, über mittel 18,17, Roggen unter mittel 35,27, mittel 58,92, über mittel 5,91, Gerste unter mittel 19,36, mittel 68,44, über mittel 12,20, Hafer unter mittel 12, mittel 19,10, über mittel 17,90 %. Der durch Elementarschäden vernichtete Anbau ist vom angebauten Areal nicht in Abzug gebracht.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. z
Wien, 17. Juli. Die Einfuhr und Durchfuhr von Hadern, alten Kleidern, altem Tauwerk, sowie gebrauchter Leib⸗ wäsche und Bettzeuge aus Rußland ist laut Meldung des „W. T. B.“ durch Minerlatverorseung im Einvernehmen mit der ungarischen Nb verboten worden.
18. Juli. Nach einer Meldung des „Figaro“ wurde bei der Autopsie eines im Hospital Tenon unter choleraartigen Er⸗ scheinungen gestorbenen Mannes in den Organen keine Spur des Koch'schen Kommabacillus vorgefunden, daßegen reichliche Mengen des für Darmkatarrhe charakteristischen „Bacterium coli“.
St. Petersburg, 17. Juli. Nach dem amtlichen Cholera⸗ bericht starben, wie „W. T. B.“ meldet, am 13. d. M. in Astrachan 264, in Ssaratow 25, in Zarycin 46, in Ssamara 11, in Baku 57, im Dagestangebiet 25 und in Tiflis 3 Personen. — Der Director des Departements für Medizinalwesen, Wirkliche Staatsrath Ragosin W sich auf Befehl des Kaisers nach Südrußland, um Er⸗ hebungen über die Einschleppung der Cholera⸗Epidemie vom Norden des Kaukasus anzustellen und um Maßregeln zu treffen gegen die Einschleppung und das Umsichgreifen der Epidemie in Südrußland. Das Ministerium der Communicationen entsendet nach dem Epi⸗ demiegebiete und den angrenzenden Landstrichen eine besondere Com⸗ mission, die aus dem Geheimen Rath Ssalow (auf der Wolga von Rybinsk bis Wolga), Geheimen Rath Golowatschew für das Dnjept⸗ gebiet, Collegien⸗Rath Lochtin für das Dnjestrgebiet besteht. Um eine Einschleppung der Cholera über Rostow in das Doneczgebiet zu verhindern, sind in dieser Stadt Beobachtungsstationen mit einer beson⸗ deren Abtheilung für Desinficirung der Waggons und des Passagierguts sowie ein Lazareth errichtet. Aus Kasan wird gemeldet, bis zum 14. Juli seien durch Dampfer 6 Kranke zugeführt, 5 seien gestorben Auf der Rostow⸗Woroneschbahn seien bis zum 13. Juli 13 Cholera⸗ erkrankungen festgestellt und zwar bei Reisenden, die aus den Cholera⸗ gegenden kamen. Die Gesammtzahl der Erkrankten in Rostow
eziffere sich auf 48; von diesen seien 13 gestorben. In Asow, wo 60 Personen erkrankt seien, habe bei 18 die Krankheit einen tödtlichen Ausgang genommen. 3
Belgrad, 17. Juli. Die serbische Regierung hat, nach eine Meldung des „W. T. B.“, für alle aus Rußland über Bulgarien und Rumänien nach Serbien kommenden Reisenden und Provenienzen ein siebentägige Quarantäne angeordnet. Außerdem wurde, ob⸗ wohl die Meldung von einem Cholerafall in Korabia (Rumänien) amtlich als unrichtig bezeichnet worden ist, die jüngst verfügte vier⸗ undzwanzigstündige Quarantäne und die Desinficirung des aus Rumänien kommenden Gepäcks auf die aus diesem Lande kommenden Personen besonders die Arbeiter, ausgedehnt.
igliche Wagengestellung für Kohlen und Kok an der Ruhr und in Oberschlesien. 1 An der Ruhr sind am 16. Juli gestellt 9973, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 15. d. M. gestellt 3688, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs⸗Versteigerungen.
Aufgehoben wurde das zum Zwecke der Auseinandersetzun anstehende Verfahren, betreffend das Paetow⸗Kurt h'sche Grundstüch in der Greifswalderstraße 66. — Vertagt wurde das Verfahren in Sachen des Traeder'’'schen Grundstücks Grünstraße 7/8. 1
Rom, 17. Juli. (W. T. B.) Die Ausfuhr betrug im ersten Halbjahr des laufenden Jahres 55 329 172 Lire mehr als in demselben Zeitraum des vorigen Jahres; die Einfuhr in derselben Zeit 46 612 486 Lire weniger als im ersten Halbjahr des Vorjahres.
NewYork, 16. Juli. (W. T. B.) Nach einer dem „New⸗ York Herald“ zugegangenen Depesche aus Valparaiso hat die Finanzcommission bei dem Congreß den Antrag eingebracht, den Präsidenten der Republik zur Ausgabe von Sbsigattonen behufs Consolidirung der schwebenden Schuld zu ermächtigen.
Verkehrs⸗Anstalten.
Oppeln, 17. Juli. Das hiesige Betriebsamt macht Folgendes bekannt: „Seit 15. Juli 1892, 11 Uhr Nachmittags, i infolge Entgleisung des Schnellzugs 5 (pgl. die n. Schl. d. Red. ein gegangene Depesche aus Breslauin Nr. 166 d. Bl.) der Güterverkehr auf der Strecke Löwen — Dambrau unterbrochen. Die Sperrung wird voraussichtlich 24 Stunden dauern. Die Reisenden müssen an der Unfallstelle umsteigen. Verletzt sind 3 Postschaffner, 1 Packmeister, 1 Bremser, 2 Locomotivführer und 1 Heizer.“
BVremen, 15. Juli. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Fulda“, am 2. Juli von New⸗York und am 11. Juli von Gibraltar abgegangen, ist am 13. Juli Nachmittags in Genua angekommen. Der Postdampfer „Hannover“, am 10. Juni von Bremen abgegangen, ist am 11. Juli Vormittags in Montedideo angekommen. Der Postdampfer „Straßburg“ ist am 11. Juli von Buenos⸗Aires nach der Weser abgegangen. Der Post⸗ dampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ hat am 14. Juli Morgens die Reise von A ntwerpen nach Corunna fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Sachsen“, am 25. Mai von Bremen abgegangen, ist am 14. Juli Vorm. in Shanghai angekommen. er Schnelldampfer „Lahn“, von New⸗York kommend, hat am 13. Juli Nachm. Dover passirt und ist am 14. Juli Morgens auf der Weser angekommen. Der Schnell⸗ dampfer „Havel“ hat am 13. Juli Nachm. die Reise von Southampton nach New⸗Pork fortgesetzt. Der Postdampfer „Hermann“, von New⸗York kommend, hat am 13. Juli Nachm. Dover passirt und ist am 14. Juli Nachm. auf der Weser an⸗ angekommen. Der Postdampfer „Baltimore“, vom La Plata kommend, hat am 13. Juli Nachmittags Ouessent passirt. Der Postdampfer „Dresden“, am 1. Juli von Bremen abgegangen, ist am 13. Juli Morgens in New⸗York angekommen.
— 16. Juli. (W. T. B.) Der Postdampfer „Leipzig“ hat am 15. Juli Nachmittags die Reise von Antwerpen nach Oport fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Aller“ ist am 14. Juli Abends in New⸗York angekommen. Der Postdampfer „Baltimore“, vom La Plata kommend, ist am 15. Juli Morgens in Antwerpen angekommen. Der Postdampfer „Stuttgart“ hat am 15. Juli
Der Reichs⸗Poftdampfer „Olde
Nachmittags Dover passirt. Bremen, 17. Juli. (W. Lloyd. g“, nach Ost⸗Asien immt,