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zum etatsmäß. Stabsoffizier im 1. Schweren Reiter⸗Regt.
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Brig. beauftragt. H oradam, Majorund C de e de⸗ des 1. Schweren
Reiter⸗Regts. Prinz Karl von Bavern, in gleicher Eigenschaft zum 1. Ulan. Regt. Kaiser Wilhelm II. König von Preußen, Schmidt, Rittm. vom 4. Chev. Regt König, in den Generalstab (Centralstelle), — versetzt. Prinz Alfons von Bayern Königliche Hoheit, Major
und etatsmäß. Stabsoffizier im 1. Schweren K- Prinz Karl von Bayern, zum Commandeur dieses Regts., Frhr. v. S
chacky auf Schönfeld, Major und Escadr. Chef vom 4. Chev. Ragt. König.
rinz Kar von Baypern, — ernannt. Graf v. Vsenburg⸗Philippseich, Rittm., bisher à la suite des 3. Chev. Regts. vacant Herzog Maximilian
und des Kriegs⸗Ministers, zum Escadr. Chef im 4. Chev.
Regt. König, Frhr. v. Hirschberg, Pr. Lt. des 1. Cbev. Regts. Kaiser Alexander von Rußland, bisher commandirt zum Generalstabe, unter Stellung à la suite des vorgenannten Regts., zum Adjutanten
des Kriegs⸗Ministers, Heimberger, Rittm. und Zweiter Traindeopt⸗ Offizier, zum Ersten Traindepot⸗Offizier, Pfreimter, Sec. Lt. a. D.,
Secretariats⸗Assist. von der Intend. I. Armee⸗Corps, zum Pr. Lt. mit einem Patent vom 30. Oktober 1889 und zum Zweiten Train⸗ depot⸗Offizier, — beide beim Train⸗Depot II. Armee⸗Corps, — ernannt.
16. Juli. Frhr. v. Reitzenstein, Oberst und Commandeur des 12. Inf. Regts. Prinz Arnulf, commandirt zur Führung der Ge⸗ schäfte des Commandeurs des Landw. Bezirks I. München, unter Stellung zur Disp. mit Pension, zum Commandeur des Landw. Bezirks I. München, Winneberger, Oberst, bisher à la suite des 12. Inf. Regts. Prinz Arnulf und commandirt zur Stellvertretung des abcommandirten Regts. Commandeurs, zum Commandeur des 12. Inf. Regts. Prinz Arnulf, — ernannt. Dillmann, Oberst⸗Lt. à la suite des 3. Feld⸗Art. Regts. Königin⸗Mutter, Director der Pulverfabrik, in gleicher Eigenschaft zum Haupt⸗Laboratorium versetzt. Ruland, Hauptm. à la suite des 2. Fuß⸗Art. Regts.,
Unter⸗Director bei der Gewehrfabrik, zum Director der Pulverfabrik,
Bäumer, Hauptm. à la suite des 4. Feld⸗Art. Regts. König, Directions⸗Assist. bei den Art. Werkstätten, zum Unter⸗Director beim Haupt⸗Laboratorium, Gollwitzer, Hauptmann à la suite des 2. Fuß⸗Art. Regts., Directions⸗Assist. bei den Art. Werkstätten, zum Unter⸗Director bei der Gewehrfabrik, Ries, Finck, Pr. Lts. des 1. Fuß⸗Art. Regts. vacant Bothmer, unter Stellung à la suite des genannten Truppentheils, zu Directions⸗Assistenten bei den Art. Werk⸗ stätten, — ernannt. 1
Durch Verfügung der Inspection der Fuß⸗
Artillerie. Kaufmann, Zeug⸗Hauptm. von den Art. Werkstätten,
Martin, Zeug⸗Hauptm. von der Geschützgießerei und Geschoßfabrik,
— gegenseitig versetzt.
Im Beurlaubtenstande. 16. Juli. Hollidt, Pr. Lt. a. D., vormals in Königlich preußischen Militärdiensten, als Pr. Lt. in der Landw. Inf. 1. Aufgebots (Speyer) mit einem Patent vom 17. Juni 1889 wiederangestellt. Flach, Weinmann, Pr. Lts. in der Res. des 3. Inf. Regts. Prinz Karl von Bayern, Levi, Pr. Lt. von der Landw. Fuß⸗Art. 1. Aufgebots (Landau), — zu Haupt⸗ leuten, Frhr. Lochner v. Hüttenbach, Sec. Lt. in der Res. des 3. Inf. Regts. Prinz Karl von Bayern, Schwink, Strunz (Bamberg), Fleitz, Zapf, Gegenbaur (Aschaffenburg), Sec. Lts. von der Landw. Inf. 1. Aufgebots, Gesing, Neuser (Aschaffen⸗ burg), Sec. Lts. von der Landw. Inf. 2. Aufgebots, Mann (Lud⸗ wigshafen), Sec. Lt. von der Landw. Cav. 2. Aufgebots, — zu Pr. Lts., Schmutzer (Regensburg), Vice⸗Feldw. der Res. im 16. Inf. Regt. vacant König Alfons von Spanien, Brach (Erlangen), Vice⸗Feldw. der Res. im 19. Inf. Regt., — zu Sec. Lts. der Res., — befördert.
Abschiedsbewilligungen. Im activen Heere. 15. Juli. Ritter v. Passavant, Gen. Major und Commandeur der 4. Cav. Brig., in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension zur Disp. gestellt. Neumaier, Rittm. und Erster Traindepot⸗Offizier beim Train⸗Depot II. Armee⸗Corps, mit Pension und mit der Er⸗ laubniß zum Tragen der Uniform der Abschied bewilligt.
Im Beurlaubtenstande. 16. Juli. Schultheiß (Er⸗ langen), Sec. Lt. von der Landw. Inf. 1. Aufgebots, Pröbst (I. München), Pr. Lt. von der Landw. Inf. 2. Aufgebots, Gleiß (Kissingen), Lang (Landau), Sec. Lts. von der Landw. Inf. 2. Auf⸗ gebots, Arnold (Nürnberg), Sec. Lt. von der Landw. Fuß⸗Art. 2. Aufgebots, — der Abschied bewilligt. 1
Im Sanitäts⸗Corps. 16. Juli. Liebich (Bamberg), Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots, der Abschied bewilligt.
Beamte der Militär⸗Verwaltung.
16. Juli. Kempter (Augsburg), Ober⸗Apotheker der Landw.
Aufgebots, der Abschied bewilligt. Kaiserliche Marine.
Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch⸗Ostafrika.
An Bord S. M. YPacht „Kaiseradler“ Skorö, 15. Juli. Leue, Johannes, Comp. Führer in der 11“ Herr⸗ mann, Lt. in derselben, — sämmtlich Sec. Lts. a. D., zu Pr. Lts. a. D. befördert.
Preußen. Berlin, 23. Juli.
Seine Majestät der Kaiser und König sind in bestem Wohlsein gestern in Orden im Nordfjord eingetroffen und beabsichtigen heute die Reise in den Sogneford fort⸗ zusetzen.
Langen⸗Schwalbach, 21. Juli. Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Großherzogliche Hoheit die Prinzessin Alix von Hessen werden Mittwoch, den 27. d. M., Langen⸗Schwalbach verlassen, um sich zu mehr⸗ wöchigem Aufenthalt nach Wolfsgarten zu begeben. Heute begab sich der Großherzog nach Homburg, um Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich einen Besuch abzustatten. Die Rückkehr hierher erfolgt morgen
Reuß j. L. ra, 21. Juli. Seine Durchlaucht der Fürst hat sich
Ge Schloß Schleiz nach Wildbad Gastein begeben.
von
— Oesterreich⸗Ungarn.
Der ungarische Minister⸗Präsident Graf Szapary und der neuernannte ungarische Handels⸗Minister Bela Lukac, welche vorgestern früh aus Budapest in Icchl eingetroffen sind, wurden Vormittags von dem Kaiser in Audienz empfangen. Der Minister Lukac legte den Eid in die Hände des Monarchen ab.
Von den vierzig Mitgliedern der Delegation, welche das Abgeordnetenhaus vorgestern gewählt, gehören 12 der Vereinigten deutschen Linken, 10 dem Club der Conser⸗ vativen, 4 dem Jungczechen⸗Club, 1 dem Club der czechischen Abgeordneten aus Mähren, 6 dem Polen⸗Club, 1 dem Ruthenen⸗Club an; 2 sind Deutschnationale, 1 außer⸗ halb des Clubverbandes stehender Südslave (Spinsic), 1 außer
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halb des Clubverbandes stehender Deutschnationaler, 1 Anhänger
der Lienbacherfraction und 1 Mitglied des Coronini⸗Clubs. Die heutige „Wiener Zeitung“ veröffentlicht das sanctio⸗ nirte Gesetz, betreffend die Wiener Verkehrsanlagen.
Frankreich.
Der Minister des Auswärtigen Ribot und die schweizer Delegirten werden laut Meldung des „W. T. B.“ in einer heute sattsendenben Conferenz die zwischen beiden Ländern ge⸗ troffenen handelspolitischen Vereinbarungen unterzeichnen. Die Verhandlungen über einen Handelsvertrag mit Spanien haben durch die Abreise des spanischen Delegirten Reverter eine Unterbrechung erfahren und dürften, wie verlautet, erst Ende September oder Anfang Oktober d. J. wieder aufge⸗ nommen werden. “ 1
Der französische Gesandte in Tanger Graf D'Aubign wird sich, wie es heißt, erst im Oktober oder November na Fez begeben, um dem Sultan einen einfachen besuch abzustatten. Von dem Abschluß irgend welchen Vertrags mit dem Sultan sei, wie versichert wird, keine Rede.
Der Pariser Gemeinderath hat die Gehaltserhöhung für die städtische Polizei nunmehr für 1892 bewilligt, die Vermehrung des Effectivbestandes derselben jedoch abgelehnt.
Die verhafteten Anarchisten, die mit ihren richti en Namen Parmeggiani und Dufournel heißen sollen, sind Complicen des in Guyana internirten Pini. Von wei anderen Anarchisten, die polizeilich verfolgt werden, ist
er eine der seiner Zeit aus Guyana entflohene Genosse Pini's
Namens Schouppe. Gestern Vormittag wurde Habers, der verantwortliche Herausgeber des Anarchistenblattes „La Ré⸗ volte“, verhaftet.
Rußland und Polen.
Aus St. Petersburg meldet „W. T. B.“: Der Finanz⸗Minister Wyschnegradski hat gestern den Kaiser um Enthebung von seinem Posten ersucht und den Verkehrs⸗Minister Witte als seinen Nachfolger vorgeschlagen. Minister Witte zögert jedoch, das Finanz⸗Portefeuille zu über⸗ nehmen, da er in seinem jetzigen Ressort noch te.ee Reformen vorzunehmen wünscht. “ 8
Ein gestern veröffentlichtes Gesetz ermächtigt die Polizei, die Juden aus den Dörfern, in denen sie sich nicht auf⸗ “ dürfen, nach den für ihren ständigen Aufenthalt be⸗ timmten Ortschaften auszuweisen.
Durch einen ebenfalls gestern publizirten Kaiserlichen Ukas wird die mittels Gesetzes vom 27. Mai 1891 ein⸗ geführte Rückerstattung der Accise für Spiritus bei dessen Ausfuhr ins Ausland wiederhergestellt. Die Rück⸗ erstattung beginnt am 27. Juli cr.
Niederlande.
Die Zweite Kammer hat gestern, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus dem Haag, mit 62 gegen 33 Stimmen den Gesetzentwurf, betreffend die Einführung einer Kapital⸗ rentensteuer, betreffend die Herabsetzung des Eingangs⸗ zolles auf Seife entsprechend der Aufhebung der Accise auf Seife, sowie betreffend die Herabsetzung der Salz⸗ steuer, angenommen.
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Der Großherzog hatte, wie die „Luxb. Ztg.“ mittheilt, am Mittwoch die Mitglieder der Deputirtenkammer nach Schloß Walferdingen zur Tafel geladen. Die Abge⸗ ordneten waren alle bis auf neun erschienen. Ferner waren anwesend die Mitglieder der Großherzoglichen Re⸗ ierung und der Greffier der Kammer. Die Feveherzwon aß bei der Tafel zwischen dem Erbgroßherzog und dem Präsidenten de Wacquant: der Großherzog hatte zu seinen beiden Seiten den Staats⸗Minister Eyschen und den Vice⸗ Präsidenten K. Simons. Reden wurden bei der Tafel nicht gehalten.
Türkei.
Die türkische Regierung ist, wie die „Ag. d. Const.“ meldet, gegenwärtig mit der Prüfung eines Entwurfes des Präsidenten der Schuldverwaltung Caillard beschäftigt, welchen derselbe auf Ersuchen behufs sofortiger Sicher⸗ stellung des zur Assanirung Constantinopels erfor⸗ derlichen Betrages vorbereitet hat. Die in diesem Entwurf vorgeschlagene neue Einnahmequelle, welche etwa 60 000 türkische Pfund jährlich ergeben würde, dürfte wahrscheinlich als Garantie für ein Anlehen dienen, welches, wie verlautet, die Regierung zur wnsführung prophylaktischer Maßnahmen aufzunehmen beabsichtigt.
Bei 9 Pforte ist, der „Köln. Ztg.“ zufolge, neulich eine Reihe von Depeschen aus Yemen eingetroffen, aus denen hervorgeht, daß die Herstellung friedlicher Zustände sich daselbst langsam, aber sicher vollzieht, ungeachtet der unerhörten Hitze, welche den osmanischen Truppen die Auf⸗ gabe in hohem Maße erschwert. Die Stadt Hafs ist danach am 21. Juni besetzt worden. Sie war der Mittel⸗ punkt der in YNemen ausgebrochenen Unruhen; ihre Einwohner hatten sich in die Wüste geflüchtet. Die Regierungstruppen haben alle Maßregeln getroffen, um die Verbindungen zu sichern. Die Nomadenstämme von Husseinye, unter dem Befehl eines gewissen Mehmed Raschib, sind durch den Obersten Raschid Bey an der Spitze zweier Bataillone zerstreut worden. An anderer Stelle sind die Haschids zur Uebergabe an die türkischen Behörden ge⸗ nöthigt gewesen; die 20 Gefangenen, welche die ersteren gelegentlich gemacht hatten, wurden ausgeliefert. Die Be⸗ mühungen des türkischen Oberbefehlshabers sind jetzt dahin gerichtet, den berüchtigten Hemideddin, den Haupt⸗ anführer der Aufständischen und Urheber der Unruhen in Yemen, ausfindig zu machen. Er ist jetzt noch die Seele aller gegen die osmanische Regierung gerichteten Bestrebungen. Nach den letzten Nachrichten soll er sich in Khartum befinden (nicht zu verwechseln mit dem im Sudan), im Osten von Kaaflet⸗ ul⸗Enzur. Eine türkische Expedition ist dorthin entsandt worden. Schweden und Norwegen.
Zwischen dem König und dem mit der Bildung eines neuen norwegischen Ministeriums beauftragten ehemaligen Minister⸗
räsidenten Emil Stang ist, wie dem „W. T. B.“ aus
hristiania berichtet wird, trotz aller Bemühungen eine Uebereinstimmung in Betreff der norwegischen Konsulats⸗ frage nicht erreicht worden, da Stang als Grundlage für die Bildung des neuen Ministeriums vom Könige den Beschluß des Storthings, betreffend ein eigenes norwegisches Konsulats⸗ wesen, sanctionirt haben wollte, was der Koöͤnig jedoch nicht acceptirte. Infolge dessen ist jede Verhandlung zwischen dem Könige und Stang wegen Bildung eines neuen conservativen
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Ministeriums vorläufig abgebrochen worden. Depeschen.) Amerika.
Die brasilianische Deputirtenkammer genehmigte,
laut Telegramm aus Rio de Janeiro, gestern in dritter Lesung die Amnestirung aller aus politischen Ursachen Verbannten.
Afrika.
Aus Tanger vom gestrigen Taße erhält das „Reuter'sche Bureau“ die Nachricht: Wie es dort heiße, würden der Großvezier und andere Minister des Sultans dem⸗ nächst daselbst eintreffen, um die Handelsvertrags⸗Ver⸗ handlungen mit dem britischen Gesandten wieder aufzunehmen.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Landschafts⸗Director von Holtz, Mitglied des Hauses der Abgeordneten für den 4. Kösliner Wahl⸗ bezirk (Köslin, Kolberg⸗Körlin, Bublitz), ist am 21. d. M. in Bad Nauheim gestorben.
— Bei der am 21. d. M. in Hameln vorgenommenen Landtagswahl wurde der Bürgermeister Hausmann⸗ Lauenstein (nl.) mit 124 Stimmen gegen 24, die auf Herrn von Münchhausen fielen, zum Mitglied des Hauses der Ab⸗ geordneten für den 7. Hannoverschen Wahlbezirk gewählt.
Ober⸗Consistorial⸗Rath a. D. D. theol. Kundler f.
Am 4. Juli Morgens verstarb in seiner Wohnung zu Berlin nach mehrwöchigem schweren Leiden an den Folgen einer Lungenentzündung der Ober⸗Consistorial⸗Rath a. D. D. theol. Kundler im Alter von 81 Jahren.
D. Ernst Kundler war laut amtlichen Taufscheins am 2. Januar (nicht am 1., wie vielfach angegeben) 1811 in der Oberförsterei Grünhaus bei Gollnow in Pommern ge⸗ boren. Sein Vater, Gehilfe und Schwiegersohn des dortigen städtischen Oberförsters Thoms, stammte aus einer Salzburger Emigrantenfamilie, seine Mutter aus einem polnischen Ge⸗ schlecht, dessen Mitglieder wiederholt höhere Stellungen der Forst⸗ verwaltung in Pommern bekleidet hatten. Auch der Sohn war anfangs für diese Laufbahn bestimmt. Er pflegte später selbst gern zu erzählen, wie er schon in jungen Jahren, die Flinte auf dem Rücken, aber allerlei Bücher in der Tasche, als Forstlehrling seine ersten Waldgänge gemacht habe.
Die Oberförsterei Grünhaus ist nach seinem eigenen Berichte die Heimstätte seiner Jugend gewesen. Hier, im Hause der Großeltern, blieb er auch, als der Vater 1823 in die selbständige Verwaltung der Stadtförsterei Fu Greifen⸗ hagen berufen wurde. ier auch, im innigen Verkehr mit der Natur, mag sich allmählich die Wandlung vorbereitet haben, welche ihn zur Wahl eines geistlichen Berufs führte. Nachdem er am 25. März 1831 von dem Gymnasium zu Stettin mit dem Zeugniß der Reife entlassen worden, bezog er zunächst die Universität Greifswald, um Theologie zu studiren. Im Mai 1832 siedelte er von da zur Fortsetzung seiner Studien nach Halle⸗Wittenberg über, wo er bis zum Sevptember 1834 verblieb. Auf beiden Universitäten hat er neben seinen fachwissenschaftlichen dauernd naturwissenschaftliche und philosophische Studien getrieben, auch geschichtliche und philo⸗
logische Collegien eifrig gehört. Bald nach seinem Abgange
von der Universität in eine Untersuchung wegen Theilnahme an burschenschaftlichen Verbindungen verwickelt, wurde es ihm längere Zeit unmöglich gemacht, das erste Examen zu absolviren. Erst am 25. Januar 1839 konnte er dasselbe mit dem Prädicate „gut“ be⸗ stehen. Nachdem er sodann unterm 13. November 1840 auch die Prüfung pro ministerio mit „sehr gut“ bestanden und für wahlfähig erklärt worden, wurde er von der Königlichen Regierung auf die fiscalische Patronats⸗ Pfarrstelle zu Robe, Diözese Treptow a. R., vocirt und dafür am 30. Juni 1841 in der Schloßkirche zu Stettin ordinirt. In Robe hat er über vier Jahre als Pfarrer in reichem Segen und innigem Verkehr mit seiner Gemeinde gewirkt. Auch seine Gattin Pauline, die Tochter eines Rendanten Görke aus Stettin, hat er hier am 22. September 1841 heim⸗ geführt, die ihm dann fast 50 Jahre hindurch (sie starb im August 1891) eine treue und liebevolle Gefährtin gewesen. An diese Zeit seiner ersten amtlichen Thätigkeit hat er sein Leben lang nicht aufgehört mit wärmsten Gefühlen und inniger Dankbarkeit zurückzudenken. — Von der Königlichen Regierung als Patronatsbehörde unterm 13. Oktober 1845 zum Archidiakonus an der Domkirche zu Kammin in Pommern ernannt und bald darauf gleichgeitig zum zweiten Prediger an der St. Marien⸗Kirche daselbst berufen, verblieb er in dieser Stellung abermals vier Jahre. Auch leitete er in der⸗ selben Zeit als Director das dortige evancgelische Schullehrer⸗ Seminar. Am 1. April 1849 rückte er an beiden genannten Kirchen in die erste geistliche Stelle ein und erhielt die pro⸗ visorische Verwaltung der Superintendentur der Diözese. Seine hervorragende Tüchtigkeit und trefflichen per⸗ sönlichen Eigenschaften lenkten hier bald die Augen der Be⸗ hörde auf ihn, und bereits unterm 2. März 1852 wurde er um Consistorial⸗Raͤth und Mitglied des Königlichen Con⸗ ereh der Provinz Pommern ernannt. Einige Jahre später, mittels Bestallung vom 30. Mai 1856, wurde ihm daneben die Superintendentur der Diözese Stettin⸗ Land übertragen. Es verdient vielleicht erwähnt zu werden, daß er — der Geistliche — während dieser Zeit durch Diplom vom 7. Januar 1854 auch zum Ehren⸗Mitglied des patriotischen Kriegervereins zu Alt⸗ Stettin gewählt wurde. Endlich mittels Allerhöchster Ordre vom 2. Mai 1868 zum Ober⸗Consistorial⸗Rath und Mitglied⸗ des Evangelischen Ober⸗Kirchenraths ernannt, hat er diese Stelle über 23 Jahre bekleidet. In demselben Jahre wurde ihm von der Universität Greifswald die Würde eines Ehren⸗Doctors der Theologie verliehen. Mittels Patents vom 26. März 1879 erhicl er den Rang der Räthe zweiter Klasse. Nachdem er am 30. Juni 1891 eine fünfzigjährige Dienstzeit beendet, trat er vom 1. Juli dess. Js. in den wohlverdienten Ruhestand. Von Seiner Majestät dem Kaiser und König wurde ihm aus diesem Anlaß der Stern zum Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub ver⸗ liehen. 1 Seit dem 6. Oktober 1869 in die Direction der Preußischen Bibelgesellschaft berufen, ist er bis an sein Lebensende in
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diesem Amte verblieben. Auch sonst hat er viel und wohlthätigen Vereinen und Anstalten als Mitglied oder Helfer angehört.
Klaren Geistes und Herzens und zum Tode 5,.. und vorbereitet, wie je ein gläubiger Christ, im festen Glauben an seinen Heiland, ist er nun heimgegangen in die Ewigkeit.
Seine sterbliche Hülle wurde am Donnerstag, den 7. Juli, auf dem alten Dreifaltigkeits⸗Kirchhofe beerdigt.
Sein Andenken wird Allen, die ihn kannten, in Segen bleiben. “
Zur Arbeiterbewegung
Eine Verbesserung der Lohn⸗ und Arbeitsverhält⸗ nisse im Schuhmachergewerbe wird von den Schuh⸗ machergehilfen seit langer Zeit angestrebt. Wie die Berliner „Volksztg.“ mittheilt, hat sich jetzt wieder der dem Gewerk⸗ verein der deutschen Schuhmacher angehörende Ortsverein Berlin I mit dieser Frage infolge eines Antrages auf Ausarbeitung einer Muster⸗Werkstatts⸗Ordnung und Regelung der Sonntagsruhe im Schuhmachergewerbe beschäftigt. Von der Annahme des Antrages wurde aber zur Zeit ab⸗ gesehen, weil die nichtorganisirten Schuhmacher wegen der augenblicklich ungünstigen Lage des Geschäfts nicht auf die Vorschläge des Vereins hören würden. Der Vereinsvorstand wurde indeß beauftragt, bei passender Gelegenheit der Frage näher zu treten, in welcher Weise auf die öffentliche Meinung am zweckmäßigsten einzuwirken sei.
Ueber einen drohenden Conflict zwischen den Scheeren⸗ fabrikanten im Kreise Solingen und ihren Arbeitern be⸗ richtet die Elberfelder „Fr. Pr.“:
Die Arbeiter der Solinger Stahlindustrie haben zum theil feste Abkommen mit den Fabrikantenvereinen getroffen, wonach die Preise nur nach gegenseitiger dreimonatiger Kündigung geändert werden dürfen. Die Scheerenfabrikanten verlangen nun eine Lohnherabsetzung von 20 %, die von den Scheerenschleifern aber verweigert wurde. In⸗ folge hiervon ist das Preisverzeichniß gekündigt worden.
Aus Rudolstadt wird der Berliner „Volksztg.“ unter dem 21. d. M. berichtet: In der Fabrik von H. Voigt in Schaala (Schwarzburg⸗Rudolstadt) sind am 16. d. M. 36 Porzellan⸗ arbeiter, W des Verbandes, ausgesperrt worden, weil sie vor einigen Monaten über die Firma ungünstige Gerüchte ver⸗ breitet haben sollen. Die Ausgesperrten werden vom Verbande unterstützt. 1
Ueber die Entstehung des Ausstandes in der Brauerei Ni⸗ kolay in Hanau (vergl. die gestrige Nr. 171 d. Bl.), erläßt der Be⸗ sitzer in der „Frkf. Volksst.“ eine Erklärung, wonach der bermälzer wegen Vernachlässigung seines Dienstes entlassen sei. Die Arbeiter verlangten die Enflassun eines Brauereibeamten, die der Besitzer, wie auch die “ des Obermälzers, verweigerte; dagegen hatte er in der Frage der Lohnerhöhung erklärt, den Wünschen der Arbeiter entgegenkommen zu wollen.
Aus London wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 19. d. M. ge⸗ schrieben: Infolge einer Lohnstreitigkeit haben über 300 Berg⸗ leute, die in der Gorseinon⸗Grube bei Swansea in Wales beschäftigt waren die Arbeit eingestellt. Die Be⸗ mühungen der Bergleute⸗Vertreter, den Ausstand beizulegen, sind bis jetzt fruchtlos geblieben. Durch den Ausstand werden mehrere Hunderte der Waliser Zinnplattenarbeiter in Mit⸗ leidenschaft gezogen. Die Bergleute von Derbyshire hielten ihre jährliche Versammlung zu Chesterfield. Etwa 35 000
zergleute waren anwesend. Sir Charles Dilke sprach sich in der Versammlung zu Gunsten einer Arbeiterpartei im Parlament aus, deren Mitglieder von den Wählern bezahlt werden müßten. Beschlüsse über den achtstündigen Arbeitstag und über die Zwecke der inter⸗ nationalen Bergleute⸗Föderation wurden angenommen. — Wie die Londoner „Allg. Corr.“ berichtet, haben die Schiffsbaumeister von Sunderland ihren Arbeitern angekündigt, daß sie sich zu einer 5 bis 10 procentigen Lohn⸗ reduction bequemen müßten. Diejenigen Arbeiter, welche dem Gewerkverein der Eisenbauarbeiter angehören, wollen sich den Abzug nicht nur nicht gefallen lassen, sondern fordern überdies von ihren Arbeitgebern die Einführung des achtstündigen Arbeitstags, wie er in der Scotia⸗Maschinenbauanstalt mit gutem Nutzen für Fabrikanten und Arbeiter bereits besteht.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 10. Juli bis incl. 16. Juli cr. zur Anmeldung gekommen: 247 Ehe⸗ schließungen, 992 Lebendgeborene, 30 Todtgeborene, 624 Sterbefälle.
Kunst und Wissenschaft.
Dreiunddreißigste Plenarversammlung
der hist rischen Commission bei der Königlich bayerischen
Akademie der Wissenschaften. (Bericht des Secretariats.)
München, im Juli 1892. Die Plenarversammlung hat gemãß Allerhöchstem Befehl in der Pfingstwoche vom 9. bis 11. Juni statt⸗ gefunden. Da der Vorstand der Commission, der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath von Sybel, wiederum durch eine plötzliche Er⸗ krankung gezwungen worden war, die Reise nach München aufzugeben, so hatte in Vertretung desselben, den Statuten gemäß, auch diesmal der Secretär der Commission, Professor Cornelius, die Leitung der Verhandlungen zu übernehmen, an welchen außer ihm folgende ordentliche Mitglieder theilnahmen: der Wirkliche Geheime ath Excellenz von Arneth aus Wien, der Hofrath und Professor von Sickel aus Rom, die Geheimen Regierungs⸗Räthe Dümmler und Wattenbach aus Berlin, der Geheime Rath Wegele aus Würz⸗ burg, die Professoren Baumgarten aus Steehng. von Hegel aus Erlangen, von Kluckhohn aus Göttingen, von Wyß aus Zürich, der Geheime Hofrath und Reichs⸗Archiv⸗Director von Rockinger, der Ober⸗ Bibliothekar Riezler, die Professoren Stieve und Heigel von hier; dann die außerordentlichen Mitglieder Professor von Bezold aus Er⸗ langen, der Secretär der Akademie Dr. Lossen von hier und Professor Quidde aus Rom.
Seit der letzten Plenarversammlung, Mai 1891, sind folgende Publikationen durch die Commission erfolgt:
“ 1) Allgemeine deutsche Biographie. Bd. XXXIII und die erste Lieferung des Bandes XXXIV.
2) Die deutschen Städte⸗Chroniken Bd. XXII: enthält den 3. Bd. der Augsburger Chroniken.
x. Der 23. Band der deutschen Städte⸗Chroniken soll zwei Chroniken von Augsburg aus der Reformationszeit bringen: die eine von Clemens Sender, 1Se Sr nh. von S. Ulrich, einem Gegner der Reformation; die andere von einem Bürger der Stadt, Wilhelm Nem, einem Anhänger derselben, geschrieben; beide von Dr. Friedrich Roth unter Leitung des Herausgebers der Sammlung, Professor von Hegel, bearbeitet. In der Reihe der westfälisch⸗niederrheinischen Städte⸗Chroniken wird auf die bisher erschienenen zwei Bände von Hortmund und Soest ein dritter Sgen. der chronikalische Nach⸗ sichten der Rathsbücher von Soest über Ereignisse des 15. und 16. Jahr⸗ underts sowie eine Chronik von Duisburg und anderes von Aachen meitgen soll. Die Herstellung dieses Bandes ist dadurch verzögert Perden, daß der mit ihm beschäftigte Dr. Hansen einem Ruf an das reußische historische Institut in Rom gefolgt ist, dort zwei Jahre
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hearbeitet und dann ein Amt als Stadt⸗Archivar in Köln angenommen at, welches ihn verhindert, die früher begonnenen Arbeiten wieder aufzunehmen. Jetzt ist Dr. Ilgen, Archivar am Staats⸗Archiv zu Münster, an seine Stelle getreten.
Die allgemeine deutsche Biographie ist wie bisher in ununterbrochen rüstigem Fortschreiten begriffen. Nur hat der Druck eine empfindliche Verzögerung von längerer Dauer durch, den Buch⸗ druckerausstand erlitten, weshalb diesmal nicht, wie sonst, zwei volle Bände publicirt werden konnten.
Die Hanse⸗Recesse sind der Vollendung nahe gerückt. Dr. Koppmann, Stadt⸗Archivar zu Rostock, hat den 27. Band, der die Jahre 1419 bis 1424 umfaßt, im Manuscript fertig gestellt, und ist dessen Erscheinen im Laufe des begonnenen Etatsjahres zu erwarten. Der 8. Band soll die Jahre 1425 bis 1430 und mit ihnen den Schluß des ganzen Werkes bringen.
Die Fortführung der Jahrbücher des Deutschen Reichs wird theils durch Erkrankung der Mitarbeiter, theils durch andere Hindernisse mehrfach erschwert. Nur die Jahrbücher der Regierung Heinrich's IV. und V. werden durch Professor Meyer von Knonau emsig gefördert. Der Druck des zweiten Bandes soll noch vor Ablauf des gegenwärtigen Etats⸗ jahres beginnen. Die Fülle des Stoffes nöthigt den Verfasser, gegen seineeursprüngliche Absicht diesen Band mit dem März 1077 zu
hließen. 8 Von der Geschichte der E1 in Deutschland ist zunächst das Ers⸗ inen der Geschichte der Medizin zu erwarten, wenn Geheimer Rath Hirsch in Berlin es möglich machen kann, die von ihm vor Jahresfrist für jetzt in Aussicht gestellte Vollendung des Werks zu verwirklichen. 3
Für die ältere Serie der deutschen Reichstagsacten steht der Abschluß des zehnten Bandes in dem beginnenden Etatsjahr bevor. Er wurde dadurch verzögert, daß Dr. Schellhaß im eae. ausschied und in das Preußische historische Institut in
om eintrat, und daß der Hernnsgeber Professor Quidde, durch dasselbe Institut in Rom zurückgehalten, noch nicht, wie er gehofft hatte, im stande war, die Arbeiten in München wieder aufzunehmen. Dies wird aber auf jeden — noch im Laufe des Jahres geschehen. In München wurden durch Dr. Beckmann und Dr. Herre ünchner und Nördlinger Archivalien, sowie Handschriften aus den Bibliotheken von München, Basel und Wien benutzt, welcher Arbeit insbesondere die seit Ernennung des neuen Bibliothekvorstandes zu Wien eingetretene Erleichterung der Benützung von Wiener Handschriften vortheilhaft zu statten kam. Dr. Herre besuchte im Januar Berlin, Leipzig und Dresden. Dr. Beckmann unternahm nach Ostern eine archivalische Reise, die ihn bisher über Innsbruck, Salzburg, Kremsmünster und Mölk nach Wien geführt hat und die von dort durch Böhmen nach Süddeutsch⸗ land fortgesetzt werden soll. In Rom hielt Dr. Kaufmann nach Verarbeitung der vorjährigen Ausbeute noch eine Nachlese und er⸗ ledigte besonders in der Vatikanischen Bibliothek die Durchsicht der früher noch ee gebliebenen Handschriften.
Der Druck des andes der Reichstags acten in der Re⸗ formationszeit hat nach Ostern dieses Jahres begonnen. Das Material für denselben hat im Laufe des Jahres no manche Er⸗ pänzung aus deutschen und österreichischen Archiven erfahren, von etzteren namentlich aus dem Statthalterei⸗Archiv zu Innsbruck und dem “ schwarzenbergischen Archiv zu Wittingau. In München etzte Dr. Merx 8 einige Wochen seine Forschungen fort. Dr. Wrede besuchte Marburg, Dresden, Wolfenbüttel, Magde⸗ burg und das geheime Haus⸗Archiv zu Berlin. Der Bibliothek Wund dem Archiv zu Gotha widmete Professor von Kluck⸗ hohn einige Arbeitstage. Weimar mit seinen für das Re⸗ formationszeitalter fast unerschöpflichen Schätzen wurde noch⸗ mals von Dr. Merx mit Erfolg besucht. Auch Koblenz, Düsseldorf, Bamberg, Karlsruhe boten noch kleinere Beiträge zu den Verhandlungen der Jahre 1517 bis 1521, während das Augsburger Stadt⸗Archiv noch Acten der späteren zwanziger Jahre zur Verfügung stellte. Aber alles, was sich aus den genannten Archiven noch an neuem Material für den ersten und zweiten Band gewinnen ließ, blieb an Bedeutung hinter dem zurück, was Dr. Bernays in Brüssel und namentlich in Paris und Lille zu Tage förderte. Dank seinen den größten Theil des Winters ausfüllenden An⸗ strengungen liegen jetzt Hunderte von Briefen, Instructionen, und Berichten vor, die Mignet, Mone, Le Glay, Gachard entweder nicht oder mangelhaft benutzt haben. Die Fülle des Stoffs nöthigte zu strengster Zusammenfassung. Die zehn Bogen, die der Plenarversammlung gedruckt vorlagen, sind größtentheilz von einer Einleitung ausgefüllt, in welcher der Herausgeber, Professor von Kluckhohn, über die Wahl⸗ verhandlungen von 1516 bis zum Tode Marimilian's I. be⸗ richtet. Dennoch wird der erste Band nicht über den Schluß des Frankfurter Wahltags hinaus reichen. Der zweite Band, dessen Druck voraussichtlich Ostern 1893 beginnen kann, wird zunächst die Ver⸗ handlungen, die zwischen die Wahl und die Krönung Karl's V. fallen, und die Vorbereitungen zu dem Wormser Reichstag umfassen. Nach dem ursprünglichen und seit einigen Jahren festgehaltenen Plan sollten die Päpstlichen Nuntiaturberichte aus Deutschland während der Reformationszeit als Supple⸗ ment zu den Reichstagsacten derselben Zeit erscheinen. Nachdem sich jetzt die beiden historischen Institute in Rom, das preußische und das österreichische, zur Herausgabe einer Sammlung von Nuntiaturberichten aus Deutschland während des größten Theils des 16. Jahrhunderts ver⸗ einigt haben, ist die Commission im Einverständniß mit der König⸗ lich preußischen Behörde von der Theilnahme an der zurückgetreten, und haben die Nuntiaturberichte aus der Reformations⸗ zeit als erste Abtheilung der genannten größeren Sammlung zu er⸗ scheinen begonnen. b 1
Was die ältere pfälzische Abtheilung der Wittels⸗ bacher Correspondenzen betrifft, so hat Professor von Bezold die im Frühjahr 1891 wieder aufgenommene Arbeit für den dritten and der Briefe des Pfalzgrafen Johann Casimir im Sommer fortgesetzt, zunächst in Brüssel die Correspondenz des Alexander Farnese mit großem Erfolg durchforscht, dann in Köln, Düsseldorf, nnover, Wolfenbüttel, Berlin⸗ Zerbst Archive und Bibliotheken besucht. Das reiche Material, das sich zu Düsseldorf und Hannover vorfand, kann ihm an seinem Wohnort Erlangen zur ö“ werden. Anderes hat er an Ort und Stelle ausgebeutet. Namentlich erwies si die Correspondenz Christian's I. von Anhalt⸗Bernburg, die er in Zerbst studiren konnte, als eine Quelle ersten Ranges für die letzten Jahre Johann Casimir's.
Die Arbeiten für die ältere bayerische Abtheilung der Wittelsbacher Correspondenzen haben eine neue Organisation erhalten. Die Krankheit, durch welche die Thätigkeit des bisherigen Leiters dieser Unternehmung, des Professors von Druffel, seit mehreren Jahren gelähmt worden war, hat, gerade als er im stande zu sein glaubte, von neuem Hand anzulegen, seinen Tod herbeigeführt, am 23. Oktober 1891. An seine Stelle ist Dr. Lossen getreten. Unter seiner Leitung hat Dr. Brandi den Nachlaß des Verstorbenen geordnet und dann zu Wien die durch von Druffel begonnene Sammlung der Relationen des Dr. Zasius an König Ferdinand fortgesetzt. Er wird sich weiter bemühen, den vierten Band der Beiträge zur Reichsgeschichte zum Abschluß zu bringen. Außerdem wird unter Leitung Dr. Lossenes die spätere Correspondenz Herzog Albrecht’s V. und namentlich die Acten des Land-berger Bundes von Dr. Götz bearbeitet werden. In dieser Weise und mit vereinten Kräften hofft man den ursprüng⸗ lichen Plan der Herausgabe der Wittelsbacher Correspondenzen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Ausführung bringen zu können.
Für die jüngere bayerisch⸗pfälzische Abtheilung der Wittelsbacher Correspondenzen, die Briefe und Acten zur Geschichte des dreißigjährigen Kriegs, sind die Arbeiten mit verstärkten Kräften fortgeführt worden. Der neue Mitarbeiter Dr. Chroust unterstützte zunächst den Leiter der Unter⸗ nehmung Professor Stieve in der Sorge für den 6. und 7. Band, welche den Jahren 1608 bis 1610 gewidmet sein werden. Insbesondere
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-85 er den Auftrag aus, die von Professor Stieve in den Wiener rchiven verzeichneten Actenstücke für die genannten Jahre theils aus⸗ zuziehen, theils abzuschreiben. Der Druck des 6. .; soll in diesem Jahre beginnen; der 7. Band wird unmittelbar folgen. Unterdeß wurde durch Dr. Mayr⸗Deisinger die Forschung für die Jahre 1618 bis 1620 in München fortgesetzt. Das Staats⸗Archiv gewährte durch seine kur⸗ pfälzis und seine bayerischen Papiere reiche Ausbeute für die pfämi se Politik vor und nach der böhmischen Wahl; das Reichs⸗ Archip für die inneren Angelegenheiten Bayerns und der Liga. Auch die Camerarische Sammlung der Staatsbibliothek bot eine Fülle von Nachrichten über die Ffälaische Politik. Daneben ver⸗ schaffte eine eingehende Beschäftigung mit der politischen Tages⸗ literatur derselben Jahre volle Auskunft über Ursprung, Zweck, Datum und Wirkung der einzelnen Publikationen. Dr. Mayr⸗ Deisinger wird fernerhin die Durchforschung der Münchener Schätze welche noöch vok kurzem durch Auffindung einer großen Menge no ungeordneter und nie benützter Acten im Staats⸗Archiv, die dem na der Schlacht am Weißen Berg und in Heidelberg erbeuteten Archiv der Kurpfälzer angehören, ansehnlich vermehrt worden sind, zunächst ich angelegen sein lassen; dann aber die Arbeit in auswä igen lrchiven und Bibliotheken beginnen. Vor allem muß Simancés für die Jahre 1608 bis 1620 besucht werden. Währenddeß und während des Drucks des 6. und 7. Bandes will Professor Stieve mit Dr. Chroust's Hilfe sich der Vorbereitung des 8. Bandes, für die Jahre 1611 bis 1617, zuwenden.
Die im vorigen Jahre beschlossenen neuen Unternehmungen: die Actensammlung zur Geschichte Bayerns im Refor⸗ mationszeitalter und die Herausgabe von Correspondenzen der deutschen, insbesondere bayerischen Ieante des 15. und 16. Jahrhunderts, sind theils infolge des Todes des Professors von Druffel, theils im Hinblick auf die wachsenden Kosten der älteren Unternehmungen vorläufig zurückgestellt worden.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
“ Ernte in Indien. . Dem von dem indischen Agricultural Department ver⸗ öffentlichten Schlußbericht über die diesjährige Weizen⸗ ernte in Berar entnehmen wir Folgendes:
Die Anbaufläche betrug 887 004 Acker gegen 817 215 oder 8,5 Proc. mehr als im Vorjahre, aber 3 Proc. unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre.
Der Ertrag wird geschätzt auf 2 170 830 Maunds gegen 2 585 571 oder 16 Proc. weniger als im Vorjahre und 34 Proc. unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Doch glaubt man, daß diese Angaben zu niedrig gegriffen sind.
Stand der Saaten. 8
Im Regierungsbezirk Bromberg ist der Saatenstand ein be⸗
friedigender. Selbst der englische Weizen und die Oelfrüchte gestatten
die Hoffnung auf eine gute Ernte. Nur auf leichtem Boden scheint
die trockene Kälte im Monat März einigen Schaden an den Roggen⸗ saaten verursacht zu haben.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗
Maßregeln.
Oesterreich⸗Ungarn.
Die von der Seebehörde zu Tricht wegen des Auftretens der Cholera in Rußland gegen Provenienzen aus den russischen Häfen des Schwarzen und Asowschen Meeres verfügte siebentägige Quarantäne ist auf Provenienzen aus allen Donguhäfen ausgedehnt worden.
Gleichzeitig ist die Ein⸗ usd Durchfuhr von Hadern, alten Kleidern und gebrauchter Wäsche aus Rußland verboten worden. Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 159 “ 18* 8. und 18. Juli 1892.)
ürkei.
An Stelle der für die Provenienzen aus rumänischen Häfen angeordnet gewesenen fünftägigen Quarantäne tritt fortan eine ärzt⸗ liche Besichtigung. (Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 163 vom 13. Juli 1892.)
St. Petersburg, 22. Juli. Am 20. Juli kamen in Astrachan 167 Erkrankungen an Cholera und 120 Todesfälle vor, in Woronesch an demselben Tage 5 Erkrankungen und 3 Todesfälle, in Kasan 5 Er⸗ krankungen und 8 Todesfälle, 10 Cholerakranke blieben in Behandlung, in Samara 86 Erkrankungen und 44 Todesfälle, in Saratow 109 Er⸗ krankungen und 74 Todesfälle. In Zarizin wurden am 19. d. M. 53 Erkrankungen und 38 Todesfälle an Cholera festgestellt, 90 Kranke blieben in Behandlung, in Rostow 53 Erkrankungen und 24 Todesfälle, in Asow 52 Erkrankungen und 16 Todesfälle, in Taganrog 10 Erkrankungen und 3 Todesfälle, in Baku 29 Erkrankungen und 22 Todesfälle und am 20. d. M. 32 Erkrankungen und 23 Todes⸗ fälle. In Simbirsk sind bis zum 20. Juli 69 Erkrankungen und 16 Todesfälle festgestellt worden.
St. Petersburg, 22. Juli. Der Secretär des Medizinal⸗ raths, Professor von Anrep, begiebt sich, wie „W. T. B.“ mittheilt, am nächsten Montag nach Nischny⸗Nowgorod, um die sanitäre Ueberwachung der Messe, sowie des gesammten Gouvernements zu übernehmen. — Die Schiffsarbeiterund die Bemannung der Wo lga⸗ schiffe weiserm sich wegen der Erregung unter der Bevölkerung und wegen des Mangels an ärztlicher Hilfe auf den Schiffen zu arbeiten. Es ist deshalb zur Aufrechthaltung des Schiffsverkehrs eine Ministerialverordnung erlassen worden, daß jeder die Arbeit ver⸗ weigernde Schiffsarbeiter und Schiffer bei der Landung der Schiffe der Polizei übergeben und ins Gefängniß abgeführt werden solle. Die Regierung hat den Gouverneur von Uralsk angewiesen, gegen die Arbeiter an der Uralsker Eisenbahn, falls sie revoltiren sollten, Kosaken vorgehen zu lassen. — In Griasi und Koslow ist die infolge Einschleppung durch zugereiste Personen auf⸗
8 Verkehrs⸗Anstalten.
Hamburg, 23. Juli. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ nische⸗Packetfahrt⸗Actien⸗Gesellschaft. Der Schnell⸗ dampfer „Fürst Bismarck“ ist, von Hamburg kommend, gestern
Abend in New⸗York eingetroffen.
Theater und Mufik.
Der Spielplan des Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters wurde dahin abgeändert, daß bis Dienstag die Strauß'sche Operette „Die Fledermaus“ in Scene geht, während am Mittwoch wieder Millöcker’'s „Sonntagskind“ zur Aufführung gelangt. Als Sylvia debutirt eine junge Sängerin, Fräulein Navarra.
Der Spielplan des Kroll'schen Theaters bis 30. d. M lautet, wie folgt: Sonntag: „Die Stumme von Portici“ (Her Bötel: Masaniello); Montag: Zum ersten Male: „Der Trompete von Säkkingen“ (Werner: Herr Fricke, Margarethe: Fräulein Pleschner, Freiherr: Herr Riechmann, Kuno: Herr Wilhelm Meyer);
ienstag: „Martha“ (Herr Bötel: Lyonel); Mittwoch: „Lucia von Lammermoor“; Donnerstag: „Die Stumme von Portici“: Freitag „Der Trompeter von Säkkingen“; Sonnabend: „Das goldene Kreuz“ und „Der Brautmarkt zu Hira“.
Das Ensemble des Adolph Ernst⸗Theaters, mit dem an Montag, 1. August, unter der Leitung des Directors Ernst die Herbst Spielzeit eröffnet wird, erhält durch einige Neu⸗Engagements eine wesentliche Verstärkung. Es treten in den Verband Fräulein Angéla Virag von Hamburg, sowie Fräulein Lina Ziegler, die bisher am Lobe⸗Theater in Breslau thätig war, ferner die Damen Sieger vom Stadttheater in Leipzig und Sieg vom Stadttheater in Magdeburg Auch das frühere Mitglied Paul Hambrock wurde von Director C.nst wieder verpflichtet.
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