„Der gestrigen Aufführung von „Tristan und Isolde“ im Festspielhause zu Bayreuth wohnten, wie „W. T. B.“ meldet, die Großherzogin Marie von Mecklenburg⸗Schwerin, die Prinzessin Luise von der Landgraf von Hessen und andere Fürstlichkeiten bei. Die Aufführung, welche Kapellmeister Felix Mottl leitete, gestaltete sich überaus glaͤnzend. In den Hauptrollen ernteten Heinrich Vogl und Rosa Sucher lebhaften Beifall; die übrigen größeren Rollen waren durch Frau Staudigl (Brangäne), Eugen Gura (Köͤnig Marke) und Plank (Kurwenal) vorzüglich besetzt. “
Mannigfaltiges.
Das hiesige Königliche Polizei⸗Präsidium veröffentlicht soeben in einem umfangreichen und äußerlich gediegen ausgestatteten Bande den zweiten Verwaltungs⸗Bericht für die Jahre von 1881 bis 1890, der über die vielseitige Thätigkeit der Ber⸗ liner Polizeibehörde und ihrer zahlreichen Organe in drei Abschnitten, 1) „Allgemeines“, 2) „Geschäftsberichte der einzelnen Abtheilungen“ und 3) „Feuerwehr“, die interessantesten Mittheilungen macht. Indem wir uns vorbehalten, auf den zweiten und dritten Abschnitt in späteren Berichten zurückzukommen, heben wir aus dem ersten Abschnitt „Allgemeines“ das Nachstehende hervor: Die erstaunliche Entwickelung Berlins geht am deutlichsten daraus hervor, daß es nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1890 mit seinen rund 1580000 Seelen im Vergleich zu den deutschen Staaten die sechste Stelle, zwischen Baden und Hessen, mit seinem Jahres⸗ budget von 84 Millionen Mark dagegen die vierte Stelle über Württemberg (62 Millionen) und Baden (50 Millionen) einnimmt. Während die Stadt 1880 763 bebaute und benannte Straßen hatte, zählt sie jetzt deren 889. Die Zahl der mit der Pferdebahn beförderten Personen hat sich in diesem Zeitraum von 51 auf 141 Millionen ge⸗ steigert. Mit Hinzurechnung der Stadt⸗ und Ringbahn, der ver⸗ schiedenen Omnibusgesellschaften und der Dampf⸗Straßenbahn sind im Jahre 1890 über 204 Millionen Personen, täglich durchschnittlich also etwa 589 000 Personen durch diese Institute befördert worden. An einzelnen Tagen ist der Verkehr bedeutend über diese Zahl hin⸗ ausgegangen; so sind z. B. an jedem der beiden Pfingstfeier⸗ tage 912 473 Personen befördert worden. Infolge des An⸗ wachsens Berlins sind die Polizei⸗Reviere von 71 auf 82 er⸗ höht, 10 Bezirks⸗Hauptmannschaften eingerichtet und die Beamten des Polizei⸗Präsidiums von 5286 auf 6004 vermehrt. Die Zahl der beim Polizei⸗Präsidium eingehenden Vorlagen ist von 792 753 auf 1 224 286 angewachsen, die Zahl der Geschäftssachen ist also um etwa 45 % gewachsen, die Zahl der Beamten aber nur um 13,5 % ver⸗ mehrt worden. Da viele der bearbeiteten Sachen in die gewöhnlichen Journale eingetragen werden, dürfte anzunehmen sein, daß die Zahl der wirklich bearbeiteten Sachen die Summe von 2 ½ bis 3 Millionen erreichte. Nach den im Central⸗Bureau an drei Tagen vorgenommenen Zählungen sind an jedem dieser Tage durchschnittlich 10 752 Schreiben eingegangen. Das 1886 begonnene, 1890 vollendete Polizei⸗Präsidialgebäude nimmt einen Flächenraum von 15 777 gm ein, von denen 10 610 qm bebaut sind, sodaß dieses Gebäude nächst dem Königlichen Schloß und dem neuen Reichstagsgebäude zu den größten Gebäuden in Berlin zählt. Die Baufosten sind von der Stadtverwaltung auf 5 150 000 ℳ veranschlagt, werden aber “ die Gesammtsumme von 5 ½ Mil⸗ lionen Mark erreichen. Das Gebäude enthält 652 Wohnungs⸗ und Diensträume mit über 2400 Fenstern. Nach einer übersichtlichen vergleichenden Zusammenstellung der Unfälle auf der Straße infolge von Zusammenstößen, Ueberfahren durch Fuhrwerke ꝛc. sind in Berlin durchschnittlich jährlich getödtet 29 Personen, verletzt 785; in Wien getödtet 23, verletzt + 516, in London getödtet 133, verletzt 5061. Es kommt also in Berlin mit 1 578 794 E. je 1 Getödteter auf 5444 E., je 1 Verletzter auf 2011 E.; in Wien mit 1 332 604 E. je 1 Getödteter auf 5670 E., je 1 Verletzter auf 2582 E.; in London mit 5 590 576 E. je 1 Getödteter auf 4203 E., je 1 Verletzter auf 1105 E. Berlin steht also London gegenüber, das verhältnißmäßig das doppelte Aufsichtspersonal auf den Straßen hat, sehr günstig und nur wenig ungünstiger als Wien da, was sich aus dem dort weit weniger entwickelten Straßenverkehr und daraus erklärt, daß das Gebiet von Wien bis zu 10 km über das eigentliche Straßen⸗ ebiet hinausgeht und viele breite, wenig belebte Chausseen in sicch schließt, wo Unfälle nur selten vorkommen. An den in der Mei⸗ nung des Publikums gefährlichsten Punkten des Berliner Verkehrs, der Ecke der Friedrichstraße und der Linden und dem Potsdamer Platz, sind im Jahre 1889 nur 8 bezw. 1, im Jahre 1890 je 8 Unfälle vorgekommen. Wie sehr die Berliner Polizei bemüht ist, zur Ver⸗ minderung der Unfälle beizutragen, wird dadurch bewiesen, daß im ersten Vierteljahr 1891 wegen schnellen Fahrens und unvor⸗ sichtigen Umbiegens um die Ecke 21 Kutscher (darunter 10 Führer von Schlächterwagen) mit 30 bis 40 ℳ und Haft von 5 Tagen bis zu 4 Wochen bestraft worden sind. Wie in Bezug auf die Sicherheit des Straßenverkehrs, so sind auch die beunruhigenden Nachrichten über die allgemeine Sicherheit in Berlin nach einer in dem Bericht gegebenen statistischen Tabelle sehr übertrieben. Danach nimmt Berlin unter 19 großen Städten des Deutschen Reichs bei Verbrechen und Vergehen gegen Reichs⸗ gesetze überhaupt erst die zehnte, wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte u. s. w. die neunte, wegen gefährlicher Körperverletzung die vierte, wegen einfachen und schweren Diebstahls die achte und wegen Betrugs die sechste Stelle ein. Während in Berlin in den 10 Jahren der
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Berichtszeit nur 22 Morde vorgekommen sind, sind in London, dessen Bevölkerung im Durchschnitt 1888 nur etwa dreieinhalbmal so groß war wie Berlin, in diesem einen Jahre 122 Kapitalverbrechen vorg⸗kommen. Auch im Reiche nimmt Berlin in Bezug auf die schwersten Verbrechen gegen Leib und Leben eine verhältnißmäßig sehr günstige Stellung ein.
Zu Ehren des verewigten Geheimen Regierungs⸗Raths, Pro⸗ fessors August Wilhelm von Hofmann wurde am Freitag Abend von den Lehrern und Studirenden der Berliner Universität eine Gedächtnißfeier in der Philharmonie ver⸗ anstaltet. Die „Tägl. R.“ berichtet darüber: Auf der Bühne war inmitten eines Lorbeerhaines die von Schaper geschaffene Marmor⸗ büste des Gelehrten aufgestellt; dahinter stand das umflorte Banner der Universität, umgeben von den verschiedenfarbigen Abzeichen der “ Auf beiden Seiten der Bühne hatten die Fahnen der
orporationen ihren Platz erhalten. Am schwarzdrapirten, mit Eichen⸗ blättern geschmückten Rande der Bühne saßen, zum theil in studenti⸗ schem Wichs, die Herren vom Comité. Gegen 6 Uhr füllten sich die Räume. In der ersten Loge versammelten sich die Mitglieder der Familie von Hofmann. Den Saalraum nahmen wohl 1500 Lehrer und Studirende ein. Unter den Anwesenden befanden sich der Rector der Universität, Geheime Regierungs⸗Rath Professor Dr. Wilhelm Feüfter der die goldene Amtskette angelegt hatte, der Wirkliche Geheime Rath von Helmholtz, der Geheime Ober⸗Medizinal⸗Rath Professor Dr. Barde⸗ leben u. v. a. Vertreten waren u. a. auch das Friedrich Wilhelms⸗ Institut, die Deutsche Technische Gesellschaft und fast alle Corporationen der Universität. Die Feier begann mit einem Gesang von Mitgliedern der Akademischen Liedertafel und des Akademischen Gesangvereins, worauf der Vorsitzende des Comités, Herr stud. Nebe auf die Be⸗ deutung der Feier hinwies und ein Telegramm der Wittwe des Ge⸗ feierten verlas. Hierauf ergriff der frühere Assistent Hofmann’'s, Herr Profefsor Will das Wort zu einer Gedächtnißrede, worin er den glänzenden Experimentator, den geist⸗
erfolgreichen Forscher, den 1 Mit abermaligem
sprühenden Lehrer, den edelen Menschen feierte. Gesang endete die Feier.
In der städtischen Waisenpflege befanden sich am 1. Juli d. J. 4777 Kinder (2529 Knaben, 2248 Mädchen). In Zwangserziehung waren am 1. Juli d. J. 406 Kinder (348 Knaben, 127 Mädchen). Von diesen waren 24 Kinder (22 Knaben, 2 Mädchen) entlaufen und 7 Knaben im Gefängniß.
Die Anmeldung der schulpflichtigen Kinder behufs Ein⸗ schulung in die hiesigen Gemeindeschulen zum 1. Oktober cr. hat bis spätestens den 1. September d. J. mit den Impfscheinen Kinder bei der Schulcommission ihres Wohnbezirks zu erfolgen. 8
.““ Das Wissenschaftliche Theater der „Urania“, auf dem bauliche Veränderungen vorgenommen werden, ist soweit wieder betriebsfähig, daß Herr Sophus Tromholt aus Christiania morgen seinen interessanten und mit vielen Projectionsbildern ausgestatteten Vortrag „Eine Nordkap⸗ reise“ wiederholen kann. Das Repertoire der Urania weist in der nächsten Woche zunächst noch zwei Wiederholungen der Nordkapreise, für Montag und Dienstag auf, dann am Mittwoch Baumeister Körber's Vortrag über „Alte und neue Weltwunder“. Am Donnerstag spricht Herr Dr. Schwahn über die „Erscheinungen der Gletscherwelt“, am Freitag Herr Dr. von Hanstein über „Bauten und Kunst⸗ fertigkeiten der Thiere“ und am Sonnabend Herr Dr. Schwahn über „Die Entstehung der Gebirge“. Der erste decorativ ausgestattete Vortrag findet am Sonntag, 31. d. M., statt, und zwar wird von diesem Tage ab zunächst das „Antlitz der Erde“ noch einige Zeit hin⸗ durch wiederholt werden.
Kdööln, 22. Juli. Das Urtheil im Prozeß Buschhoff ist nach einer Mittheilung des „W. T. B.“, da von keiner Seite gegen das⸗ selbe Revision beantragt wurde, nunmehr rechtskräftig geworden.
Weimar. Nach dem dritten Jahresbericht des „Vereins ür Massenverbreitung guter Schriften in Weimar, fder seine Wirksamkeit sogar bis nach den überseeischen deutschen Ansiedlungen auszudehnen begonnen hat und nach wie vor in, wenn auch langsamem, so doch sicherem Wachsthum begriffen ist, zählt der Verein beim Ausgang des Geschäftsjahres 1891 5663 Mitglieder gegen 4763 des Vorjahres, ferner 32 Zweig⸗ vereine, 83 Vertretungen sowie 144 buchhändlerische Auslieferungs⸗ stellen seiner Veröffentlichungen. Der Verein hat bei einem Ge⸗ sammtvermögen von 36 602 ℳ mit einem Gewinn von 2757 ℳ im verflossenen Jahre abgeschlossen; das Verlagsinstitut des Vereins hat in demselben Jahrgange insgesammt 411 716 Einzelhefte, 1918 Halbjahrbücher und 3242 Markbände ausgegeben. Die Zahl der seit Beginn der Schriftenthätigkeit vertriebenen Schriften läßt sich nunmehr bereits auf rund 1 Million Einzelhefte und über 10 000. Exemplare der verschiedenen Bandausgaben berechnen. An allen größeren Orten, namentlich solchen mit Zweigvereinen und Ver⸗ tretungen, befinden sich jetzt buchhändlerische Auslieferungsstellen; mit dem Eisenbahnbuchhandel besteht ein sehr lebhafter Verkehr und die Beziehungen zum Colportagebuchhandel gestalten sich fortgesetzt günstig.
London. Bei der Sprengung des Schieferbruches Roßcar⸗ bery in Irland geriethen, wie „H. T. B.“ meldet, acht Arbeiter unter den Absturzblock, und wurden alle getödtet.
Paris, 23. Juli. Die höhere Luftschiffahrtsschule be⸗ schloß, wie „W. T. B.“ meldet, dem Capitän des deutschen Drei⸗ masters „Germania“ und den vier Matrosen, welche die mit dem Ballon „Jupiter“ verunglückten Luftschiffer im Canal la Manche ge⸗ rettet haben, eine Ehren⸗Medaille zu verleihen.
Tiflis. Aus Tiflis wird der „N. Pr. Z.“ gemeldet: Unweit des Forts Alexandropol in Kaukasien wurde eine aus 34 mit Büffeln bespannten Wagen bestehende Artillerie⸗Munitionscolonne vom Gewitter überrascht. Der Blitz sching in die letzten vier Wagen, der Inhalt explodirte. Von den Bedeckungsmannschaften sind zwanzig Soldaten todt, f verletzt.
zwei Offiziere lebensgefährlich
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Catania, 23. Juli. Der König hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ für die durch den Ausbruch des Aetna Ge⸗ schädigten 20 000 Frs. gespendet. Die Eruption hält noch an, hat jedoch an Heftigkeit nachgelassen.
Cordoba. Der in Nr. 170 d. Bl. gemeldete Brand des alten Stadt⸗Theaters (Theatro Principal) in Cordoba ist nach der „N. Pr. Z.“ am 20. d. M. Abends, wenige Minuten nach Beendigung der Vorstellung entstanden. Die Schauspieler konnten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Der Theater⸗ portier und seine Frau kamen in den Flammen um. Außer dem Theater brannten noch acht Nachbarhäuser nieder.
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen. 6
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Köln, 23. Juli. (W. T. B.) Der „Kölnischen Zeitung“ gehen aus Tanger Nachrichten zu, wonach die Meldungen über räuberische Einfälle in der Landschaft Anghera über⸗ trieben seien; es seien daselbst keinerlei Ausschreitungen vor⸗ gekommen.
Wien, 23. Juli. (W. T. B.) Der Minister⸗Präsident Graf Taaffe ist heute Vormittag aus Ellischau hier ein⸗ getroffen.
Wien, 23. Juli. (W. T. B.) Der Personen⸗ verkehr auf der Strecke Langen — Danöfen (Arl⸗ d.gKabn wird mittels Umsteigens aufrecht erhalten. Die Wiederaufnahme des Gesammtverkehrs durch eine provisorische Verlegung der Trace wird voraussichtlich schon in wenigen Tagen stattfinden.
St. Petersburg, 23. Juli. (W. T. B.) Neuerdings werden vier Cholera⸗Todesfälle aus Ssarapul, Gou⸗ vernement Wjatka, gemeldet; im übrigen blieb die Epidemie auf die bereits inficirten Gebiete beschränkt.
Brüssel, 23. Juli. Das „Mouvement géographique“ theilt mit: Am oberen Ubangi spielten sich ernste Er⸗ eignisse ab, infolge deren die Agenten der Belgischen Ge⸗ sellschaft am oberen Congo ihre Etablissements verlassen und ihre Handelsthätigkeit in der dortigen Gegend aufgeben dürften. Die Factoreien am Yakoma und Bangasso seien durch eingeborene Soldaten des Unabhängigen Congo⸗ staats angegriffen und den Kaufleuten gedroht worden, sie würden als Hehler verfolgt werden, wenn sie ihren Handel weiter betreiben würden. Das Blatt ver⸗ öffentlicht den Wortlaut zweier Circulare, von denen das eine die Sammlung von Elfenbein und Kautschuk am Ubangi, das andere jeden Handel auf dem Uelle und dem Mbomu verbietet, und bemerkt, dieses Vorgehen des Congostaats rufe hier eine lebhafte Erregung hervor.
Christiania, 23. Juli. (W. T. B.) Der König conferirte gestern wiederum mit Thorne über die Bildung eines neuen Ministeriums; Thorne zeigte sich indessen nicht geneigt, einen solchen Auftrag zu übernehmen. Nachdem die Unterhandlungen mit dem ehemaligen Minister⸗Präsidenten e abgebrochen sind, verlautet jetzt als mögliche Lösung der Krise, das Ministerium Steen würde auf seinem Posten verbleiben und die Frage wegen eines eigenen norwegischen Konsulatswesens bis zum Februar vertagt werden.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
icht vom 23. Juli,
Wetterb Morgens.
niedriger ist. drucks
Wind. Wetter.
Stationen.
Temperatur in °Celsius
5⁰0 C. = 40R.
Luftströmung
SW 1 bedeckt NW 3 halb bed. WSW 6 bedeckt W 3 Regen still wolkenlos SW J2 beiter
zdu. d. Meeressp. red. in Millim.
Mullaghmore
Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. Stockholm
Haparanda
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Beträge.
Uebersicht der Witterung. 8
Das Hochdruckgebiet hat sich von Westen her bis nach Großrußland ausgedehnt, sodaß nur im Nord⸗ osten und Südosten Da jedoch das Maximum des Luft⸗ in Höhe von 771 mm noch über Irland lagert, so hält über Central⸗Europa die nordwestliche in geringer Stärke mit kühlem Wetter an, mit Ausnahme des südlichen Deutschlands, wo mäßige nordöstliche Winde und heiteres Wetter eingetreten sind. kommen aus Europa Niederschläge zum Bericht, nur in Großrußland erreichten dieselben erhebliche
Europas der Luftdruck ein
Zelle-Alliance⸗Theater.
w 22. Male: wolkigem,
Tanz⸗ Deutsche Seewarte.
WSW 2bedeckt
still Nebel
town... SO halb bed. Therbourg. O wolkenlos ““ W. bedeckt S 1“ NNW bedeckt halb bed.
8 mburg .. 7 W 6 W 2 bedeckt
Swinemünde Neufahrwasser NNO I heiter 2 bedeckt
76.
Memel. 3 W L
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1 wolkig Karlsruhe .. NO 2 wolkenl. ¹) Wiesbaden. N 2 wolkenl. ²) München .. NNO 2 Mebel Chemnitz.. NNW. 2 bedeckt Berlin WNW 2 halb bed. 8 NNW 3 balb bed. NW 3 bedeckt OSO. —3 wolkenlos still heiter still bedeckt
Ccec von Iph.
sangs⸗
6 Uhr. Montag:
1) Thau. ²) Nachts Thau.
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Theater⸗Anzeigen. Friedrich 3
Die Fledermaus. Operette in 3 Acten Strauß. Im prachtvollen Park: Großes Doppel⸗Concert. und Instrumental⸗Künstlern. Concerts Sonntags 5 Uhr, an den Wochentagen
Die Gr. Doppel⸗Concert. Instrumental⸗Künstlern.
Kroll’s Theater. Herrn Heinrich Bötel. Die Stumme von Portici. (Masaniello: Herr Heinrich Bötel.) Anfang 7 Uhr. 8 Montag: Der Trompeter von Säkkingen.
8 8 Dienstag: Gastspiel des Herrn Heinri Martha. (Lyonel: Herr Heinrich Bötel.)
Licht ꝛc. ꝛc.
Wilhelmstädtisches Theater. ’t übr.
Anfang 7 Uhr.
von Ge⸗
Auftreten v'— Anfang des
ledermaus. Im Park: uftreten von Gesangs⸗ und F. Antony.
½ Uhr
Täglich, bei gütft Wetter: Großes Concert im Sommergarten. Anfang an Sonn⸗ und Festtagen 4 Uhr, an den Wochentagen 5 ½ Uhr.
Sonntag: Gefährliche Mädchen. 4 Acten von Ed. Schacht. Regie: Georg Stollberg.
Im prachtvollen, glänzenden Sommer⸗Garten (vornehmstes und großartigstes Sommer⸗Etablissement
9. Gastspiel der Russischen National⸗, Gesangs⸗, und Instrumental⸗Gesellschaft (10 Personen, zum ersten Mal in Deutschland. Fabian. mit Frl. Else Schliebs (Hannover —
Anfang des Concerts 4 Uhr, Anfang der Vorstellung Montag: Dieselbe Vorstellung.
Adolph Ernst⸗Theater. Sonntag: 24. Ge⸗ sammt⸗Gastspiel der aus 42 Personen bestehenden Gesellschaft des Directors Theodor Giesrau vom K. K. priv. Theater in der Josefstadt Wien. 16. Male: Ein alter Hallodri (Schwerenöther). Posse mit Gesang in 3 Acten von H. Thalboth und Musik von Karl Kleiber.
Montag: Dieselbe Vorstellung. Der Sommer⸗Garten ist geöffnet.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr.
Zum
vöI Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Helene Erhard mit Hrn. Pfarrer Adolf Linke (Erlangen—Dinkelsbühl). — Frl. Margarethe Söffing mit Hrn. Rittergutsbesitzer Curt Deutrich (Weimar —Striese).
Newski. Verehelicht: Hr. Regierungs⸗Baumeister Georg
2
Auftreten sämmtlicher Specialitäten. Verden). Großes Doppel⸗Concert. 3
Abends: Feenhafte Illumination des ganzen Garten⸗
8 Etablissements durch 50 000 Gasflammen, bengalisches
(Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Gühne (Münster i. W.). — Hrn. Gerichts⸗Assessor Dr. Schlutius (Königswinter). — Hrn. Amtsrichter von Hantelmann (Lehe). — Eine Tochter: Hrn. Gerichts⸗Assessor Kornelius Müller (Trarbach a. d. Mosel). — Hrn. Ober⸗Amtmann Deich⸗ mann (Klostergut Wöltingerode).
Gestorben: Hr. Kanzlei⸗Rath Conrad Beckmann G“ — Hr. Wilhelm Heinrich Ludwig Frei⸗
err v. Lersner (Nieder⸗Erlenbach, Hessen). — Hr.
Amtsgerichts⸗Rath Karl Groetschel (Königshütte). — Hr. Kreisrichter a. D. und Syndikus Oswald Vorwerk (Südende bei Berlin). — Hr. Ober⸗ förster F. R. Mylius (Friedrichshaide).
Zum
Anfang Redacteur: J. V.: Siemenroth. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz).
Sonntag: Gastspiel des
Bötel. 11 ℳ%ℳ Sonntag 50 ₰.
[201011 Hohenzollern⸗Galerie 9 Vorm. — 10 Ab. Lehrter Bahnhof. — Gr. histor. Rundgemälde 1640 — 1890. — Kinder die Hälfte.
Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Fünf Beilagen 1 (einschließlich Börsen⸗Beilage).
1
AHEEWENFrTreeEerere ReeeERxesenese vecebenxseeg;
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und V. a 1
Handel und Gewerbe.
Rundschau über den Welt⸗Getreidehandel im Monat Juni 1892. 1
Der Monat Juni gewährt gewöhnlich im Getreidehandel bereits der kommenden Ernte größeren Einfluß auf die Tendenz, als der alten Ernte um diese Zeit innezuwohnen pflegt, da dieser Monat den Com⸗ binationen über die Gestaltung der neuen Ernte einen verhält⸗ nißmäßig freien Spielraum darbietet. In diesem Jahre wirkten bisher der Einfluß der alten Restbestände und der Einflu der Ernteaussichten nach einer Richtung; es wurde Cmnfluß die flaue Tendenz, die vorher schon auf Grund der großen sicht⸗ baren Vorräthe und des günstigen Geldstandes Europas geherrscht hatte, zu einer allgemeinen Muthlosigkeit der Unternehmungslust gesteigert, als in der zweiten Woche des Juni von Amerika die amtlichen Ernte⸗ schätzungen bekannt wurden. Bis zum Beginn des Juni waren aus den Vereinigten Staaten Nachrichten über Nachrichten eingetroffen, die von einer Verschlechterung des Saatenstandes, von einer starken Einschränkung des Anbaues und von einer Ernte sprachen, die schwerlich über 450 000 000 Bushels, wahrscheinlich aber weniger er⸗ geben würde. Da der amerikanische Markt derzeit auch in fester Tendenz verharrte, lag diesseits keinerlei Grund vor, an der Richtig⸗ keit dieser Mittheilungen zu zweifeln, — daher die Ueberraschung am ganzen Weltmarkt, als die amtliche Junischätzung alle jene Mittheilungen Lügen strafte. Der Winterweizen hat sich nach den Regierungsangaben von 84 auf 88,3 % des Durchschnittsstandes ge⸗ hoben, Sommerweizen wies einen Stand von 92,3 % auf, und der Gesammtanbau von Weizen war nach dieser Quelle keineswegs geringer, als im vorigen Jahre. Die amerikanische Landwirthschaft, die in ihren Ablieferungen vorher erheblich nachgelassen hatte, überschüttete nunmehr mit verdoppelter Kraft aus ihren alten Beständen die amerikanischen Märkte. Die Lage am Weltmarkte hatte sich dadurch mit einem Schlage verändert. Während bis da⸗ hin die Ernte Nord⸗Amerikas mit 450 Millionen Bushels in Rechnung gesetzt wurde, rechneten jetzt amerikanische Fachblätter aus, daß man einem Ertrage von 520 bis 550. Millionen Bushels entgegenzusehen habe und eine Exportcapacität von durchschnittlich 200 Millionen Bushels in Aussicht zu nehmen sei. Durch diese un⸗ erwartete Leistungsfähigkeit Amerikas würde selbst ein erheblich schwächerer Export Ost⸗Indiens und Rußlands um so leichter wett ge⸗ macht, als voraussichtlich die großen Vorräthe Europas und die besseren Ernteverhältnisse desselben überhaupt eine wesentlich geringere Waarenbewegung nothwendig erscheinen ließen. Hierzu kam, daß auch in Frankreich die Ernteaussichten noch theilweise durch Regengüsse sich besserten und daß aus manchen Distrieten Rußlands bessere Berichte vorlagen. Aus allen diesen Ver⸗
hältnissen entspann sich ein zeitweise recht dringliches Angebot, das
um so drückender wirkte, als die besonders in England und Holland liegenden großen undisponirten Bestände von Mehl sich sehr schwer⸗ fällig verkauften. Bei dem Erscheinen der Aufhebung der russischen Ausfuhrverbote (mit Ausnahme von Roggen, Roggenmehl und Kleie) hatten alle anderen Momente den Werthstand bereits so weit ermäßigt, daß diese Maßregel keinerlei Einfluß mehr übte.
Weährend des ganzen Monats war von einer günstigeren Wendung dieser Gesammtlage nichts zu erkennen, da Deutschland einer be⸗ friedigenden Roggenernte entgegensieht, die uns bei weitem weniger zufuhrbedürftig für Weizen machen dürfte. Bedeutsam ist aber die durchschnittlich schwache Versorgung, mit welcher der Consum der nächsten Zukunft entgegengeht.
Die sichtbaren Vorräthe des Weltmarktes, darunter namentlich die schwimmenden Weizenmengen, haben sich im Juni verringert, allein die nicht controlirten Bestände Europas, soweit es sich hierbei nicht um landwirthschaftlichen Besitz, sondern um Handelsvorräthe handelt, sind größer geworden, und namentlich ist zu beachten, daß die mächtigen Weizenmassen, die unversteuert in den französischen Zoll⸗ niederlagen geruht hatten, nunmehr durch Zahlung des Zolles in den Inlandsverkehr Frankreichs übergegangen und hiermit der Controle als sichtbare Weizenmengen entzogen sind. Es betrugen am 30. Juni die controlirbaren Weizenmengen in Quarters:
1892 1891 1890
2 764 000 2 755 000 2 433 000 1 012 000 2 414 000 570 000 3 000 000 25 000 1 950 000 1 450 000 1 000 000 4 000 000 * 900 3 325 000
250 000 2 236 000
400 000 75 000
118 000 110 000 400 000 200 000 250 000
Zusammen am 30. Juni 13 394 000 11 500 000 9 949 000 5 „ 1. Juni 14 317 000 12 693 000 11 485 000 Was Amerika anbetrifft, so fand in New⸗York bis zum 7. Juni eine langsame Aufbesserung der Preise, am 11., nach Bekanntwerden der Junischätzung, ein kräftiger Rückschlag und dann eine langsame weitere Abbröckelung statt, die schließlich in ein vollständiges Stagniren der Terminspreise überging. Im allgemeinen blieb man bestrebt, noch so viel als möglich Weizen nach Europa zu verschiffen, sodaß der Ex⸗ port dem der Vormonate kaum nachstand. Es wurden aus den Ver⸗ einigten Staaten exportirt: Weizen zusammen 1 077 000 Quarters im Juni 1892 gegen 828 000 gleichzeitig 1891; Mais zusammen 262 000 Quarters gegen 291 000 im Juni 1891; Mehl im Juni 1892 zusammen 522 000 Sack, gegen 424 000 Sack gleichzeitig 1891. Bemerkenswerth ist, daß der Export fast einzig und allein über die atlantischen Häfen ging, da dieser Erport einen gewissermaßen greifbaren Vorrath für Europa darstellt, während die Abladungen der westlichen Küste, die meist für Segler geschehen, durchschnittlich eine Fahrzeit von vier Monaten gebrauchen. Die Ablieferungen der Farmer, die im Mai ungefähr auf das Niveau der vorjährigen gesunken waren, haben jene im Juni wieder ungeheuer übertroffen. An die acht Hauptmärkte des Westens kamen diesmal 1 643 750 Quarters gegen 635 750 Quarters im Juni 1891 und 378 750 Quarters gleichzeitig 1890.
Von Ost⸗Indien sind die amklichen Schlußberichte für die Hauptprovinzen eingetroffen, und nur für einige weniger bedeutende Districte muß man sich noch auf Schätzungen verlassen. Das Ernte⸗ resultat für Indien stellt sich auf zusammen 24 950 000 Quarters, gegen 33 031 000 Quarters im Jahre 1891. Dies Deficit wird nicht ohne Einfluß auf die Exportfähigkeit Indiens bleiben. Bis jetzt allerdings ist sie durch die mächtigen Verkäufe, die vor einiger Zeit infolge der Entwerthung des Rupiencurses zu stande kamen, noch jehr bedeutend gewesen, doch zeigte sich das Bestreben, frühere Ab⸗
üsse zurückzureguliren. Es wurden aus Ost⸗Indien im Juni
exportirt b Quarters 1892 Quarters 189 533 600 410 000 nach dem Continent. 165 000 695 000 Zusammen 698 000 1 105 000 Weien England trafen ein: 2 222 530 Quarters an Weizen und ö“ gegen 1 591 257 im Mai und 1 570 278 im Juni 1891. ve haben allein die Vereinigten Staaten 1 591 260 Quarters efert; da die inländischen Ablieferungen auch durchschnittlich größer
Auf England unterwegs Auf den Continent unterwegs. Handelsläger Englands. 1 Farmerbestände .. . .. „Visible supply“ Amerikas Unversteuerte Läger Frankreichs Vorräthe in Paris ““ Vorräthe in Berlin, Danzig, Stettin 16““
Vorräthe in Odessa ..
1 nach England.
en Staats⸗Anzeiger.
waren, als in den Vorjahren, so standen damit Weizenmassen zur Verfügung, die den laufenden Bedarf um so stärker überflügelten, als Nachfrage vom Continent im Juni fast vollständig mangelte. Natur⸗ emäß vergrößerten sich somit die Bestände erheblich; man schätzte die Vorräthe zu Ende Juni an den Stapelplätzen auf über 3 000 000 Quarters, das ist doppelt soviel wie im vorigen Jahre. Die Ent⸗ wickelung der englischen Weizenernte hat sich im Laufe dieses Monats überraschend günstig gestaltet.
Frankreich bot seit der Wiedereinführung seiner alten hohen Zölle nicht mehr das Interesse für den Weltmarkt wie früher. Seine Läger sind überfüllt, sodaß neue kräftige Unternehmungslust mangelte. Die Märkte verliefen um so lustloser, als den durch die Dürre ge⸗ nährten Befürchtungen für die Ernte in der zweiten Hälfte des Juni durch eintretende Regen die Schärfe genommen wurde.
Belgien hatte ziemlich ansehnliche Zufuhren, welche die gleich⸗ zeitige Nachfrage wesentlich überflügelten, sodaß auch dort die Vor⸗ räthe wieder im Wachsen waren. Auf Antwerpen waren gegen Schluß des Monats trotz der vorherigen reichen Ankünfte noch etwa 420 000 Quarters Weizen unterwegs.
In Holland haben die Bestände russischen Roggens, besonders in Rotterdam, erheblich abgenommen, und da das Gleiche auch in Antwerpen der Fall war, so wendete sich schließlich die Aufmerksam⸗ keit dem Lager in Amsterdam zu, wodurch der dortige Terminhandel zeitweise kräftige Anregung erfuhr. Die Vorräthe an Roggen in Amsterdam und an der Zaan betrugen am 30. Juni 5623 Last gegen 7052 am 1. Juni.
In Oesterreich⸗Ungarn war der Geschäftsverkehr des Getreidehandels ziemlich lustlos, die Tendenz aber verhältnißmäßig fest, da Zufuhren aus alter Ernte nur noch spärlich flossen und dem Inlandsbedarf nur eben genügten.
In Deutschland hat die Weizeneinfuhr ihre großen Dimensionen beibehalten; beispielsweise kamen allein in Hamburg etwa 50 000 t im Laufe des Juni an. War auch der Bedarf des Landes für Weizen ein außerordentlich umfangreicher, so war er doch nicht im stande, die Waarenmassen zu bewältigen, daher sammelten sich an der Küste und an den großen Strömen entlang ziemlich ansehnliche Vorräthe. Für Roggen zeigte sich ziemlich unerwartet noch mancherlei Angebot aus alter Ernte, das im einzelnen zwar nicht bedeutend, in seiner Ge⸗ sammtheit indessen ziemlich ansehnliche Quantitäten repräsentirte, die in ihrer Beschaffenheit jedoch durchschnittlich viel zu wünschen ließen.
Am Berliner Markt hat der Verkehr in Weizen während des ganzen Monats keine größere Ausdehnung erreicht, da die Ver⸗ sorgung Schlesiens, Sachsens und theilweise des Ostens direct von den für Berliner Rechnung an der Küste lagernden Vorräthen gefchah und⸗die Berliner Bestände nur verhältnißmäßig schwach in Angriff genommen wurden. Die Gesammtzufuhr Berlins betrug nur 3539 t, und von diesen sind noch 331 t für die Speicherung übrig geblieben. Im Terminhandel hat der Monat einen Rückgang von etwa 14 bis 15 ℳ gebracht, der um so überraschender war, als man den Werth des Weizens im Vergleich zum Roggen und angesichts der Steuer von 35 ℳ schon Ende Mai als verhältnißmäßi. billig ansah. Den Hauptdruck hatte die erwähnte amerikanische Ernte⸗ schätzung gegeben.
Roggen hat auch im Juni seine eigenthümliche Geschäftslage, die diesem minderwerthigen Getreide einen höheren Preis gewährt als dem werthvolleren Weizen, nicht nur vollständig beibehalten, sondern die Preisdifferenz zwischen beiden Getreidesorten hat sich im Juni zu Gunsten des Roggens noch recht erheblich erweitert. Während Weizen unter dem Druck des flauen Weltmarktes litt, boten den Roggen⸗ preisen die besonders aus Südrußland vorliegenden ungünstigen Feld⸗ berichte eine kräftige Stütze für die späteren Sichten, die überdies etwa 20 ℳ billiger als laufende Monate notirten und nicht nur schon hierin einen Halt fanden, sondern auch der Speculation vielfach Anregung zu Käufen gaben. Hierdurch glich sich der Druck, den die günstigen Aussichten der Inlandsernte zeitweise übten, reichlich aus, und die späteren Termine gehen noch mit einem Gewinn aus den Monatsschwankungen hervor. Für die laufenden Termine aber war die Lage eine recht strenge geworden, denn immer noch bestand ein zum theil durch Uebertragung früherer Engagements entstandenes großes Hausse⸗ interesse, das auf Lieferung der Waare bestand oder nur mit hohem Deport die Blankoverkäufer aus ihren Verpflichtungen herausließ. Da es nun mehr noch als zuvor an größeren Mengen von Waare fehlte, die den Bedingungen der Berliner Schlußscheine ent⸗ sprach, so waren selbst die größten Anstrengungen nicht im stande, auch nur annähernde Mengen, die gebraucht wurden, nach Berlin zu ziehen. Ein großer Theil der Engagements wurde im Laufe des Juni erledigt, ein anderer fand durch Kündigungen Begleichung; für ein nicht unerhebliches Quantum aber zögerten die Verpflichteten bis zum letzten Tage, sodaß sie zum theil nicht selbst Anlaß wurden, daß der Ausgang des Monats noch eine starke Steigerung des Junipreises bei einem schließlichen Aufgelde von 15 ℳ gegen Juli brachte. Für diesen Monat erscheint die Sachlage zunächst ganz ähnlich der des Juni, denn das Hausseinteresse erstreckt sich auch auf den Julitermin, und da im Juli auf neue Waare in größeren Partien kaum zu rechnen ist, so sprechen auch für diesen die seitherigen Verhältnisse in gleicher Weise mit.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 22. d. M. gestellt 10 454, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 21. d. M. gestellt rechtzeitig gestellt 9 Wagen. 1
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin stand am 22. Juli das Grundstück des Maurermeisters Carl Draeger, hier Beusselstraße 67 belegen, zur Versteigerung: Nutzungswerth 9600 ℳ, Mindestgebot 109 100 ℳ; für das Meistgebot von 122 500 ℳ wurde der Maurermeister August Schulze, Greifswalderstraße 27, Ersteher. — Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangs⸗ versteigerung, betreffend das Grundstück Kochstraße 49, dem Kaufmann Richard Bruck gehörig, da die Anträge zurückgenommen wurden.
Berlin, 22. Juli. (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter. (Im Großhandel franco Berlin an Producenten bezahlte Abrechnungspreise.) Hof⸗ und Genossenschafts⸗Butter La. 96 — 98 ℳ, IIa. 93 — 95 ℳ, III a. — ℳ, do. abfallende 88 — 92 ℳ, Land⸗, Preußische 80 — 85 ℳ, Netzbrücher 78. —82 ℳ, Pommersche 78 — 80 ℳ, Polnische 78 — 82 ℳ, Bayerische Sennbutter — ℳ, do. Landbutter — ℳ, Schlesische 83 — 88 ℳ, Galizische 73 — 75 ℳ, Margarine 40— 70 ℳ — Käse: Schweizer, Emmenthaler 87 — 90 ℳ, Bayerischer 60 — 70 ℳ, Ost⸗ und Westpreußischer Ia. 60 — 65 ℳ do. IIa. 50 — 60 ℳ, Holländer 80 — 85 ℳ, Limburger 36 — 42 ℳ, Quadrat⸗Mager⸗ käse Ia. 20 — 25 ℳ, do. II a. 12 — 15 ℳ — Schmalz: Prima Western 17 % Tara 45,— ℳ, reines, in Deutschland raffinirt 46,00 — 48,00 ℳ, Berliner Bratenschmalz 48,00 — 51,00 ℳ — Fett, in Amerika raffinirt 38,50 — 39,00 ℳ, in Deutschland raffinirt 39,00 — 42,00 ℳ (Alles pr. 50 kg). Tendenz: Butter: Infolge eingetretener allgemeiner Erntezeit bleiben Einlieferungen schwach und befestigten si Prei e weiter. — Schmalz : unverändert fest.
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Leipzig, 22. Juli. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata.’ Grundmuster B. per Juli 870 ℳ, per August 3,72 ½ ℳ, per September 3,75 ℳ, per Oktober 3,75 ℳ, per November 3,77 ½ ℳ, per Dezember 3,80 ℳ, per Januar 3,80 ℳ, per Februat 3,82½ ℳ, per März 3,82 ½ ℳ, per April 3,82 ½ ℳ Umsatz 40 000 kg. 8
London, 22. Juli. (W. T. B.) An der Küste 4 Weizen⸗
bE1“
Manchester, 22. Juli. (W. T. B.) 12r Water Taylor 5 30r Water Taylor 7, 20r Water Leigh 6 ½, 30r Water Cla n 88 32r Mock Brooke 6 ½, 40r Mavoll 6 ½, 40r Medio Wilkinson 7 ¼, 32r Warpcops Lees 6 ¼, 36r Warpcops Rowland 7, 36r Warp⸗ cops Wellington 78, 40r Double Weston 7 ⅛, 60r Double courante Qualität 10 ¾, 32“ 116 vards 16916 grey Printers aus 321/461 142. Stetig.
Glasgow, 22. Juli. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 418 052 Tons gegen 507 886 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betriebe befind⸗ lichen Hochöfen beträgt 75 gegen 72 im vorigen Jahre. New⸗Pork, 22. Juli. (W. T. B.) Die Börse war anfangs fest und lebhaft, wurde im Verlauf lustlos und matt und schloß stetig. Der Umsatz der Actien betrug 123 000 Stück. Der Silber⸗ PgrFäth 8 8 9 050 88 Unzen 8 geschätzt. Silberver⸗ äufe fanden nicht statt. Für den Staatsschatz wurden 380 000 zu 86,80 à 86,87 angekauft. “
Weizen anfangs schwach, dann besser auf Berichte über Ernteschäden und Regenwetter, später abgeschwächt auf Realisirungen der Haussepartei. Schluß matt. — Mais anfangs ziemlich behauptet, dann nachgebend auf günstige Ernteberichte, Schfuß schwach.
Baumwollen⸗Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions⸗ häfen 15 000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 14 000 Ballen, Wmüfagn nach dem Continent 1000 Ballen. Vorrath 487 000 Ballen.
Chicago, 22. Juli. (W. T. B.) Weizen anfangs stetig und befestigt, dann abgeschwächt auf schwächere telegraphische Berichte, später besser auf ungünstige Witterung im Nordwesten. Schluß ruhig. — Mais anfangs stetig, später nachgebend auf Realisation der Haussiers. Schluß schwach.
Verkehrs⸗Anstalten.
8 Bremen, 23. Juli. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Köln“, am 25. Juni von Bremen abgegangen, ist am 22. Juli Vorm. in Bahia angekommen. Der Postdampfer „Weimar“, nach New⸗Vork bestimmt, hat am 22. Juli Nachm. Dover passirt. Der Postdampfer „Leipzig“ hat am 22. Juli Morgens die Reise von Lissabon nach Blrasilien fortgesetzt. Der Postdampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm“, nach dem La Plata bestimmt, hat am 21. Juli Abends Las Palmas passirt. Der Reichs⸗Postdampfer „Habsburg“ ist am⸗ 21. Juli Abends in Port Said angekommen und hat nach Ueber⸗ gabe der australischen Post an den nach Brindisi bestimmten Reichs⸗ Postdampfer „Stettin“ am 22. Juli Morgens die Reise nach Genua fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Stettin“ ist am 21. Juli Abends mit der austrarschen Post vom Reichs⸗Postdampfer
„Habsburg“ von Port Said nach Brindisi abgegangen. Der Reichs⸗ Postdampfer „Oldenburg“, nach Ost⸗Asien bestimmt, ist am 22. Juli Morgens in Colombo angekommen. 8
Hamburg, 22. Juli. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Actiengesellschaft. Der Post⸗ dampfer „Bohemia“ ist, von Hamburg kommend, gestern Abend in New⸗York, der Schnelldampfer „Normannia“, von New⸗ Vork kommend, heute Morgen auf der Elbe und der Postdampfer „Rhaetia“ von New⸗York kommend, heute Nachmittag auf der Elbe eingetroffen.
3 London, 22 Sli. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Arab“ ist heute auf der Ausreise von den Canarischen Inseln abgegangen.
Paris, 22. Juli. Der V. internationale Binnen⸗ Schiffahrts⸗Congreß wählte heute zu Vice⸗Präsidenten die deutschen Commissare, Wirklichen Geheimen Rath Schultz und Ober⸗ Baudirector Wiebe, sowie die Commissare für Schweden und für Norwegen Oberst Rickert und Director für Kanalangelegenheiten Saetren.
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8 Mannigfaltiges.
Limburg a. d. Lahn. Die Stadt Limburg wird mit elek⸗ trischem Licht und elektrischer Kraft versehen, indem eine in etwa 2 km Entfernung von der Stadt gelegene Wasserkraft, die bisher zum Betrieb der Mühlen der Herren Mulot u. Thiriot diente, ausgenutzt wird. Die Ausführung der Anlage geschieht durch die Commanditgesellschaft W. Lahmeyer u. Co. in Frankfurt a. M., während die „Actiengesellschaft für den Bau und Betrieb elektrischer Anlagen“ ebendaselbst den Betrieb der Centrale übernimmt. Die letztere Firma hat ein ausschließliches Monopol für die elektrische Energie⸗Versorgung der Stadt Limburg auf zwanzig Jahre erhalten.
Vom Brocken. Wie man der „N. Pr. Ztg.“ mittheilt, wird der neue Aussichtsthurm auf dem Brocken eifrig gefördert; sieben Meter hoch erhebt sich bereits der quadratische Unterbau. Bis Anfang September soll der Thurm vollendet sein.
Oberammergau. Aus Oberammergau wird den „M. N. N.“ ge⸗ schrieben: In Betreff der in mehreren Blättern enthaltenen Nachricht, daß die Oberammergauer beziehungsweise ein Theil derselben behufs Auf⸗ führung der Passionsspiele nach Chicago zu gehen beabsichtigen, wird hiermit erklärt, daß diese Nachricht vollständig unwahr ist. Das von unseren Vorfahren vor mehr denn 250 Jahren zur Abwendung der Pest abgelegte Gelübde, „die Passionstragödie alle zehn Jahre zu halten“, wurde von uns immer treulich gewahrt. Es liegt aber uns Oberammergauern durchaus fern, außer der zehnjährigen Periode Passionsaufführungen zu veranstalten oder gar als Schauspieler umherzureisen und mit unserm heiligen Spiel Profession zu treiben. Im Interesse der Wahrheit bitten wir um möglichste Weiterverbreitung dieser unserer Verwahrung. Oberammergau, den 19. Juli 1892. Der Bürgermeister: Joh. Lang.
Prag, 22. Juli. Nach einer Meldung des „Prag. Abdbl.“ aus Brüx in Böhmen sind drei am 4. d. M. in der Biliner Emeran⸗ Zeche verschüttete Arbeiter heute noch lebend herausbefördert worden, nachdem sie siebzehn Tage ohne Nahrung gewesen waren.
Wieliczka. Aus Anlaß der Feier des Geburtstags des Kaisers Franz Joseph wird am 14. und 15. August d. J., d. i. Sonntag und Montag, ein Besuch des weltberühmten Salzbergwerks Wieliezka bei glänzender Beleuchtung, brillantem Feuerwerk und „Höllenfahrt“ veranstaltet. Der Reinertrag ist für wohlthätige Zwecke bestimmt. Von Krakau verkehrt an diesen Tagen ein Personenzug nach Wieliczka.