inzwischen eingegangenen endgültigen Nachweisungen über die Zusammensetzungen dr lanse ener bestätigen die damals vom inister des Innern vertretene Auffassung in vollem Umfange. Sie ergeben folgendes Bild:
Gesammtzahl der hrvee 8 a aller Zahl der I. Mees ertretungen gesessenen Gemeindevertretung (einschließlich Mitglieder der der seit Em⸗ Gemeinde⸗ (Gemeinde⸗
bis zum führung vorsteher und ver⸗ 1. April der Land⸗ Schöffen) in tretungen. 1892 gemeinde⸗ den Land⸗ (Spalte 5) bestand. ordnung gemeinden. besteht. (Spalte 4)
I“
Zahl der Land⸗
Regierungs⸗
Gumbinnen. 16 392 Danzig ... 50 218 Marienwerder 237. 541 Potsdam 239 737 Frankfurt .. 388 . Stettin... 89“ Sielin.. 441 848 9 Stralsund.. 45 69 10 Posen.. 126 545 9. 53 11 Bromberg .. 89 207 1 35 12 Breslau ... 138 893 22 401 13 Liegnitz.. 94 965 33 315 14 Oppeln .... 503 1078 5 932 400 15 Magdeburg. 72 580 718 120 16 Merseburg .. 165 796 867 230 I 73 332 3 840 70 Summe . 2490 9212 120 834 2392
Hiernach hat sich in den sieben östlichen Provinzen durch die Einführung der neuen Landgemeindeordnung die Zahl der Landgemeinden, in denen eine gewählte Gemeindevertretung über die Gemeindeangelegenheiten zu beschließen hat, von 2490 auf 212 erhöht, also beinahe vervierfacht. Während in der Ge⸗ sammtheit dieser Gemeinden mit einer gewählten Gemeinde⸗ vertretung die Zahl aller gewählten Gemeinde⸗ verordneten sich auf über 120 000 beläuft, beträgt die Zahl der nicht angesessenen Gemeindeverordneten noch nicht 2400:; es gehören also von je 100 Gemeindeverordneten noch nicht einmal ganz zwei zu den nichtangesessenen.
Um ein Uebergewicht der nichtangesessenen Gemeinde⸗ vertreter über die angesessene Bevölkerung zu vermeiden, war in die Landgemeindeordnung die Bestimmung aufgenommen worden, daß niemals mehr als ein Drittel der Mit⸗ glieder der Gemeindevertretung nicht angesessen sein dürfe. Nach den bisherigen Erfahrungen ist jedoch in den sieben östlichen Provinzen den Nichtangesessenen von dem ihnen zu⸗ gänglichen Drittel der Sitze in der Gemeindevertretung noch nicht einmal der sechzehnte Theil zugefallen.
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Die Ausbreitung der Cholera in Rußland wird von der preußischen Staatsregierung mit aller Aufmerksam⸗ keit verfolgt und hat seit der zweiten Woche des Juli schritt⸗ weise zu verschiedenen wichtigen Maßnahmen und Vorberei⸗ tungen geführt. Dabei ist stets Fühlung mit dem Reichsamt des Innern gehalten und sind den An⸗ ordnungen eingehende Conferenzen der Referenten der betheiligten Ressorts mit Mitgliedern des Kaiserlichen Gesundheitsamts, Geheimen Medizinal⸗Rath Dr. Koch u. a., voraufgegangen. Die Richtung, in der sich die Anordnungen bewegen, ist dieselbe, welche in dem Erlasse über Maßnahmen gegen die Cholera vom 14. Juli 1884 inne gehalten ist. Für die aus dem Schwarzen Meer und den russischen Ostsee⸗ häfen kommenden Seeschiffe sowie die aus Rußland anlangen⸗ den Eisenbahnreisenden ist eine strenge ärztliche Ueber⸗ wachung in den Seehäfen bezw. auf den Grenz⸗Eisenbahn⸗ stationen angeordnet. In Trupps reisende Auswanderer werden außerdem noch einer gleichen Controle in Schneide⸗ mühl, Breslau, Ruhleben bei Spandau und Stettin unter⸗ worfen und dabei von dem übrigen Publikum möglichst abgesondert gehalten. Eine sanitätspolizeiliche Beauf⸗ sichtigung der Reisenden an den vichtigen Eisen⸗ bahn⸗Knotenpunkten, des Flußschiffahrts⸗ und Flößereiverkehrs wird in den Grenzprovinzen in allen Einzelheiten vorbereitet, so daß dieselbe gegebenenfalls sofort in Vollzug gesetzt werden kann. Auch an der westlichen Landesgrenze sind Vorberei⸗ tungen zu ähnlichen Maßnahmen, wie an der russischen, getroffen.
Ferner sind die Regierungs⸗Präsidenten angewiesen, ein Verbot der Ein⸗ und Durchfuhr gebrauchter Leib⸗ und Bettwäsche, gebrauchter Kleider — mit Ausschluß der Wäsche und Kleider von Reisenden —, von Hadern und Lumpen aller Art, von Obst, frischem Gemüse, Butter und sogenanntem Weichkäse zu erlassen, auch eine warnende Belehrung über das Verhalten gegenüber solchen aus Rußland eintreffenden Gegenständen zu veröffentlichen, bei welchen die Gefahr der Einschleppung der Krankheit gleich⸗ falls vorliegt, ohne daß sie doch in das Einfuhrverbot haben eingeschlossen werden können.
Des weiteren steht eine den neuesten Ergebnissen der Wissenschaft Rechnung tragende Anleitung zur Desinfection bei Cholera, bei welcher ein Schwerpunkt auf leichte Be⸗ schaffug und Anwendung der Mittel gelegt wird, un⸗ mittelbar vor der Vollendung und wird alsbald nebst einer populären Belehrung über das Wesen der Cholera und das Verhalten während ihres Herrschens veröffentlicht werden. Gleichzeitig werden den Aerzten Rathschläge zur zweckmäßigen freiwilligen Mitwirkung an der eventuellen Be⸗ kämpfung der Seuche ertheilt und wird die Anzeigepflicht auch für alle der Cholera verdächtigen Krankheits⸗ fälle eingeführt werden. Außerdem besteht die Absicht, den Kreisphysikern die Befugniß zu größerer selbst⸗ ständiger Initiative zur sofortigen Feststellung der⸗ artiger Fälle und Instituirung der sanitätspolizeilichen Maß⸗ regeln zu ertheilen, um der Verschleppung der Krankheit bei ihrem ersten Auftreten unverzüglich mit allen Mitteln ent⸗ gegenzutreten.
Hinsichtlich der Betheiligung der Sanitätscommissionen an den Aufgaben der fferalichen Gesundheitspflege, deren Erfüllung gerade bei der Bekämpfung der Cholera von höchster Wichtigkeit ist, hat sich der oben bezeichnete Erlaß
bereits so erschöpfend und zutreffend ausgesprochen, daß in dieser Beziehung seine Befolgung nur nochmals eingeschärft werden kann. 14“*“
Seine Hoheit der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen, General⸗Lieutenant und Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie⸗ Division, hat sich mit Urlaub nach Bayreuth und Homburg begeben.
Der Kaiserliche Botschafter in Paris Graf zu Münster hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungirt der Erste Secretär, Legations⸗Rath von Schoen als Geschäftsträger.
Der Regierungs⸗Assessor von Kamptz in Bromberg ist der Königlichen Regierung zu Hildesheim zur weiteren dienst⸗ lichen Verwendung überwiesen worden. 4
Der neuernannte Regierungs⸗Assessor Koch ist der König⸗ lichen Regierung in Potsdam zugetheilt worden.
S. M. Yacht „Kaiseradler“, Commandant Capitän zur See von Arnim, und S. M. Panzerfahrzeug „Sieg⸗ fried“, Commandant Corvetten⸗Capitän Gruner, sind am 25. Juli in Bergen (Norwegen) eingetroffen und beabsichtigten, an demselben Tage die Reise fortzusetzen.
S. M. Kreuzer⸗Corvette „Sophie“, Commandant Corvetten⸗Capitän Kirchhoff, ist am 24. Juli d. J. i Wilhelmshaven eingetroffen. 8
Langenschwalbach, 25. Juli. Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Großherzogliche Hoheit die Prinzessin Alix von Hessen werden ihren hiesigen Auf⸗ enthalt, der „Darmst. Ztg.“ zufolge, um einige Tage verlängern und sich, statt wie anfangs beabsichtigt am 27., erst am 29. d. M. von hier nach Wolfsgarten begeben. .
Mecklenburg⸗Strelitz. 1
Neustrelitz, 24. Juli. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin wird sich am 27. d. M. auf einige Tage nach Preez in Schleswig⸗Holstein und anfangs des nächsten Monats zu längerem Aufenthalt nach Keppschloß bei Dresden begeben.
Sachsen⸗Meiningen.
Meiningen, 24. Juli. Die zur Zeit hier tagende Landessynode hat die Verlegung des Bußtags vom ersten Freitag im Advent auf den Mittwoch vor dem letzten Trinitatissonntag genehmigt.
1“
Oesterreich⸗Ungarn.
Unter dem Vorsitz des Handels⸗Ministers Marquis de Bacquehem hat gestern die erste Sitzung der für die Wiener Verkehrsanlagen eingesetzten Commission statt⸗ gefunden. Der Minister gab in seiner Eröffnungsrede dem Dank Ausdruck für die Gnade, welche der Kaiser dem Zustandekommen des Werks zugewendet habe, und hob hervor, daß die seitens des Handels⸗Ministeriums gemachten Vorschläge die Fürsorge der Regierung für die Entwicklung Wiens unwiderleglich bezeugten. Der Minister gedachte sodann der Mitwirkung der autonomen Factoren und des Wohlwollens der Reichsvertretung und wies auf die Schwierigkeit der der Commission gestellten Aufgabe hin.
Von einer angeblich bevorstehenden Aenderung des Programms der Schlußmanöver in Galizien, denen der Kaiser beizuwohnen beabsichtigt, ist dem „W. T. B.“ zufolge in Lemberg nichts bekannt.
Großbritannien und Irland.
Der Rath der „Morning Post“, das jetzige conservative Ministerium Salisbury möge auch im Falle eines Miß⸗ trauensvotums nicht abdanken, findet selbst in der conservativen Presse keine günstige Beurtheilung. Die „St. James Gazette“ sagt dazu: Die Nation würde die richtige Empfindung haben, daß ein solches Verfahren unenglisch sei. Auch die „Times“ verwirft den Vorschlag und räth, die Dinge ihren Gang gehen zu lassen. — Gladstone erfreut sich, trotz der großen Anstrengungen, die sein Wahlfeldzug in Midlothian nach sich zog, der besten Gesundheit. Er lebt zur Zeit auf Schloß Hawarden und unternimmt täglich größere Ausflüge, meistens zu Fuß.
Das neugewählte Unterhaus (z. Z. 669 Abgeordnete) t sich der „A. C.“ zufolge dem Beruf der Mitglieder nach ammen aus:
31 Banquiers und Finanzleuten, 143 Advocaten (barristers), 13 Brauern und Destillateuren, 2 Baumeistern, 15 Kohlenbergwerks⸗ besitzern, 8 Diplomaten, 9 Ingenieuren, 6 Grundstücksagenten, Rechnungsrevisoren ꝛc., 10 Farmern und Landleuten, 83 Guts⸗ besitzern, 10 Eisenhüttenbesitzern, 15 Beamten der Gewerk⸗ vereine, 57 Fabrikanten, 10 Aerzten, 55 Kaufleuten, 1 früheren Geistlichen, 35 Zeitungsbesitzern und Journalisten, 35 Söhnen oder Brüdern von Pairs, 18 Rentiers, 19 Rhedern und Schiffsbaumeistern, 21 Anwälten (solicitors), 4 Fondsmaklern, 9 Universitäts⸗Professoren. 13 Mitglieder gehören verschiedenen sonstigen Berufsarten an. Armee und Marine stellen für das neue Parlament: 20 Capitäne, 4 Obersten, 3 General⸗Lieutenants, 8 Oberst⸗Lieutenants, 10 Lieutenants, 1 General⸗ Major, 4 Majore, 2 Marine⸗Commandeure, 1 Contre⸗Admiral.
Die Mobilisirung der Flotte ist mit staunenswerther Schnelligkeit vor sich gegangen. Die gesammten 25 in Sheerneß in Dienst gestellten Schiffe sind 56 Stunden nach erhaltenem Befehl nach ihrem Bestimmungsort gesegelt.
Frankreich.
Wie von gut unterrichteter Seite verlautet, sind dem Marine⸗Minister Burdeau Nachrichten von dem Obersten Dodds zugegangen, nach denen die Vorbereitungen für die Operationen gegen Dahomey demnächst beendet sein würden. Der Präsident des Versailler Schwurgerichts und die Ge⸗ schworenen, vor denen morgen der Prozeß wegen des Dynamitdiebstahls von Soisy⸗sous⸗Etiolles be⸗ ginnen wird, haben, wie „W. T. B.“ berichtet, anarchistische Drohbriefe erhalten. Mehrere Geschworene haben deshalb um ö“ bei den Verhandlungen dieses Prozesses nach⸗ gesucht.
Ein Telegramm des Goauverneurs von Französisch⸗ Guinea meldet, daß Hauptmann Binger und Lieutenant
setz zuj
Meunier am 24. d. M. wohlbehalten in Grand⸗Bassam an
gabe, die französisch⸗englische Grenze im Aschanti⸗Gebiet fest⸗ zustellen; er war in Baule von den Trägern verlassen worden d hat mit Meunier auf dem Komosfluß die Küste erreicht.
Rußland und Polen.
Der Kaiser hat die Genehmigung dazu ertheilt, daß der Finanz⸗Minister dem Reichsrath sofort nach Beginn der Herbstsefsion den Gesetzentwurf wegen Einführung einer Ein⸗ kommensteuer unterbreite, damit derselbe zu kommendem Neujahr zur Einführung gelangen könne. 3 . 8
. Spanien.
Nach einer aus San Sebastian über Paris ein⸗ gegangenen Meldung des „W. T. B.“ hätte der spanische Kriegs⸗Minister die Bildung einer Ergänzungs⸗ Division in Malaga angeordnet, welche sofort in die Campagne eintreten könnte, sobald die Ereignisse in Marokko dies erforderten: insbesondere solle der vorbereitete Brieftaubendienst zwischen Ceuta, Melilla und Malaga bei gegebenem Anlaß sofort ins Werk gesetzt werden.
Belgien.
Ueber den Fortgang der Berathungen über die Ver⸗ fassungsrevision wird dem „Hamb. Corr.“ aus Brüssel berichtet: Die von der Kammer eingesetzte, aus vier Kleri⸗ kalen, zwei Doctrinär⸗Liberalen und einem Fortschrittler be⸗ stehende Commission, welche die Geschäftsordnung für die Verfassungsrevisions⸗Berathung feststellen sollte, hat de ihr ertheilten Auftrag schnell ausgeführt. Nach ihren Be schlüssen werden alle die Verfassungsrepision betreffenden Anträge einem unter dem Vorsitz des Kammer⸗Präsidenten tagenden, 21 Deputirte umfassenden Ausschuß überwiesen. Der Ausschuß bleibt auch nach dem Schluß der Kammersession in Permanenz; die Regierung und jeder Deputirte darf ohne Zustimmung der Kammer ihm auf die Verfassungsrevision be⸗ zügliche Anträge unterbreiten. Die Minister müssen jeder Zeit gehört werden; die Antragsteller können ihre Anträge vor dem Ausschusse vertheidigen. Der Ausschuß darf seine Sitzungsprotokolle veröffentlichen, muß aber alle ihm zu⸗ gegangenen Anträge sammt der Begründung sofort drucken und allen Deputirten zustellen lassen. Der Ausschuß hat diese Bestimmungen meist einstimmig angenommen; die Doctrinär⸗ Liberalen wollten dem Ausschusse nicht das Recht zugestehen, auch nach dem Schlusse der Kammersession Anträge entgegen⸗ zunehmen, drangen aber damit nicht durch. Heute wird die Kammer im Plenum über die Annahme dieser Geschäftsordnun
Serbien. b
Wie aus Belgrad gemeldet wird, dürfte der König
Alexander bis Mitte August in Ems verbleiben.
Schweden und Norwegen. 8
(F) Stockholm, 23. Juli. Das am 12. Oktober 1888 unter dem Vorsitz des General⸗Lieutenants Ryding niedergesetzte Feldverwaltungs⸗Comité hat kürzlich seine Arbeiten beendet und einen umfassenden Plan für die Reorganisirung der Feldverwaltung der schwedischen Armee vorgelegt. In diesem Plan sind berücksichtigt: die Etapren⸗, die Feld⸗ eisenbahn⸗, die Seetransport⸗, die Feldtelegraphen⸗, die Feldpost⸗,
Verwaltuung. “ 8 Dänemark. 8 8
(F) Kopenhagen, 24. Juli. Die Einnahmen aus den Zöllen, der Branntwein⸗ und Biersteuer, der Kriegssteuer, den Hafenabgaben u. s. w. haben im April, dem ersten Monat des laufenden Finanzjahres, nach Abzug aller Remunerationen 3 593 455 Kr. gegen 4 364 379 Kr. im gleichen Monat des Vorjahres ergeben, was eine Mindereinnahme von 770 924 Kr. darstellt.
Das Uebungs⸗Geschwader, dessen Commando Contre Admiral Schiwe zu Anfang des Monats August übernehmen wird, soll, wie jetzt bestimmt ist, aus folgenden 21 Schiffen bestehen: der Panzerbatterie „Gorm“ und dem Panzerschiff „Odin“, den Kanonenbooten „Falster“, „Möen“ (Commandant Prinz Waldemar), „Lille Bält“, „Oeresund“ und „Store Bält“, 2 Torpedobooten erster Klasse, 6 Torpedobooten zweiter Klasse, 5 Patrouillebooten und einem Transportdampfer.
Amerika.
Im Senat der Vereinigten Staaten hat der Senator Vest laut Kabeltelegramm des „W. T. B.“ aus Washington gestern eine Resolution eingebracht, durch welche der Präsident ermächtigt wird, die Zölle auf Gewebe, Eisen⸗ und Kurz⸗ waaren, Töpfer⸗ und Glaswaaren, welche aus Frankreich, Deutschland und England eingeführt werden, um 25 Procent zu ermäßigen, um durch dieses Zugeständniß die genannten Staaten zu veranlassen, an einem internationalen Ueber⸗ einkommen bezüglich der freien Silberausprägung theilzunehmen.
die Feldveterinär⸗, die Feldrechnungs⸗ und die Feldlöhnungs⸗
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Frage einer in Berlin zu veranstaltenden Weltausstellung.
Dem Vernehmen der „Bad. Corr.“ zufolge hat das badische Ministerium des Innern die Handelskammern zur Erstattung gutachtlicher Aeußerungen darüber aufgefordert, ob sich die Industriellen ihrer Bezirke geschäftliche Vortheile von der Veranstaltung einer vor Ende des Jahrhunderts in Berlin stattfindenden Weltausstellung versprechen und ob sie mit Rücksicht hierauf eventuell zur Beschickung derselben bereit wären. Diese Fragen decken sich mit jenen, welche der preußische Handels⸗Minister an die wirthschaftlichen Verbände im Königreich Preußen gerichtet hat.
Rioheisenproduction. 1 Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher
Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Roheisen⸗
production des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat Juni 1892 auf 389 691 t; darunter Puddelroheisen und Spiegeleisen 147 156 t, Bessemerroheisen 25 202 t, Thomasroheisen 168 157 t, Gießereiroheisen 49 176 t. Die Production im Juni 1891 betrug. 365 073 t, im Mai 1892 408 896 t. Vom 1. Januar bis 30. Juni 1892 wurden producirt 2 396 127 t gegen 2123 466 t im gleichen⸗
2
Zeitraum des Vorjahres.
“ Zur gewerblichen Lage. Im Kreise Biedenkopf des Regierungsbezirks Wiesbaden
8 3 dehnt sich die Cigarrenfabrikation immer mehr aus; sie be⸗
schäftigt schon jetzt in 7 Gemeinden eine große Anzahl von Arbei⸗ terinnen.
der Guinea⸗Küste eingetroffen sind. Binger hatte die Auf⸗
die Feldverpflegungs⸗, die Feldmaterial⸗, die Feldkrankenpflege⸗,
saß⸗Lothr In dem Etatsjahre 1891/92 betrug die Gesammteinnahme an Weinsteuer 856 236 ℳ, gegenüber der Einnahme im vorhergehenden Jahre 148 084 ℳ weniger. Der Eingangszoll an Wein betrug 2 142 664 ℳ, 134 620 ℳ weniger als 1890/91; das Octroi an Wein ergab 300 417 ℳ, gegen 1890/91 um 32 528 ℳ weniger. Die Zahl der Weinbauer stellte sich auf 91 023, gegen das Vorjahr 1941 weniger. Der Flächeninhalt des Reblandes betrug, nach Abzug von 2061 ha zur Zeit nicht in Ertrag stehenden Reblandes, 30 625 ha, genau wie im vorhergehenden Jahre. Der mittlere Ertrag an Wein von 1 ha betrug 15,30 hl (14,75 hl). Die Gesammtproduction von Wein war rund 468 548 hl (— 451 651 hl). Der Gesammtwerth der Weinproduction in Elsaß⸗Lothringen belief sich im J. 1891 auf 15 635 851 ℳ. Die Aussichten für den diesjährigen Herbst sind als günstig zu bezeichnen. Zur Arbeiterbewegung.
Die Organisationsfrage bildete auch in einer Ver⸗ sammlung der Bauarbeiter Berlins und Umgegend am Sonntag wieder den Gegenstand der Verhandlung. Es wurde folgende, von der „Voss. Ztg.“ mitgetheilte Resolution an⸗ genommen:
Die Versammlung erklärt, daß eine dauernde Besserstellung der Arbeiterverhältnisse nur durch eine starke Organisation zu erzielen ist. Angesichts der gegenwärtigen Verhältnisse in Berlin sind die zwei bestehenden Organisationen der Bauarbeiter (Centralverband und freie Vereinigung) anzuerkennen; die Anwesenden verpflichten sich, mit allen Kräften dahin zu wirken, daß die Zerfahrenheit unter den Bauarbeitern aufhört. An Stelle der jetzt bestehenden „Vertrauens⸗ leute“ soll demnächst eine „Commission für öffentliche Angelegen⸗ heiten“ treten, welche die gesammten Bauarbeiter vertritt.
Der Verband der Glasarbeiter Deutschlands hielt, wie die Berliner „Volksztg.“ berichtet, in Stralau seine erste
Generalversammlung ab, in der 23 Orte durch 26 Delegirte (mit M38 Mandaten) vertreten waren. Es wurde beschlossen, nur Glas⸗ arbeiter und Arbeiterinnen in den Verband aufzunehmen und für diesen die Bezeichnung „Verband der Glasarbeiter und Arbeiterinnen Deutschlands“ einzuführen. Bergedorf, als Sitz des Ausschusses wurde Stralau gewählt.
Der Sitz des Verbandes bleibt in
Eine Versammlung von Militär⸗Lieferungs⸗ und Civil⸗
schneidern verhandelte am Sonnabend über größere Lohnabzüge,
die im Deutschen Offizierverein und bei der Firma Berger u. Collani eingeführt sein sollen. Die Agitationscommission der Schneider
uund Schneiderinnen Berlins und Umgegend wurde der „Voss.
Ztg.“ zufolge beauftragt, bei dem Directorium des Deutschen Offiziervereins dahin vorstellig zu werden. daß die eingetretenen
Lohnherabsetzungen rückgängig gemacht, die Differenzen den betreffen⸗ den Schneidern nachgezahlt werden, und daß auch die Einbehaltung
von 7 % des Arbeitsverdienstes als „Sicherung“ in Fortfall komme. Auch bei der Firma Berger u. Collani sollen betreffs der Lohn⸗ kürzungen entsprechende Schritte unternommen werden.
Wie der Berliner „Volksztg.“ aus Halle geschrieben wird, be⸗ merkt der Verband zur Besserung der ländlichen Ar⸗ beiterverhältnisse in der Nummer 2 seiner Mittheilungen über Angebot ländlicher Arbeiter: „Aus dem Erfolge einiger Anzeigen haben wir die Ueberzeugung gewonnen, daß gegenwärtig vielfach die Neigung besteht, aus der Stadt zur ländlichen Arbeit zurückzukehren. Es meldeten sich unter anderen Sattler, Fuhrleute, Kanalarbeiter, Viehfütterer u. s. w. theils ledig, theils mit Familie, sämmtlich vom Lande gebürtig. Wir glauben annehmen zu dürfen, daß sich auf diesem Wege ein erheblicher Theil der Vacanzen mit Leuten aus hiesiger Gegend besetzen ließe. Im Interesse der Ver⸗ bandsmitglieder machen wir auf die Sachlage aufmerksam.“
Die Versuche der „unabhängigen“ Social⸗ demokraten, in Leipzig festen Fuß zu fassen, sind bis jetzt mißglückt. In einer von etwa 1000 Personen besuchten Versammlung, die von in der Opposition stehenden Social⸗ demokraten einberufen war, sprach der Maler Buhr aus Berlin, vermochte aber nicht die Versammlung für den Ab⸗ fall von der Fraction und dem Vorstand zu gewinnen; vielmehr wurde, wie die „Lpz. Ztg.“ mittheilt, eine Erklärung angenommen, in der die Versammlung ihre Mißbilligung über das Vorgehen der „Unabhängigen“, sowie ihr Vertrauen gegen⸗ über der socialdemokratischen Reichstagsfraction aussprach. — Ferner berichtet das Blatt über Arbeiterversammlungen Folgendes:
Die Steinsetzer Leipzigs beschlossen am Sonnabend, an den
Rath der Stadt Leipzig eine Petition dahin zu richten, daß den
Unternehmern die Höhe des Arbeitslohns und die Arbeitszeit vor⸗
geschrieben, und daß möglichst die Arbeiten in eigene Regie übernom⸗
men werden möchten. Ferner wurde ein Delegirter für den Congreß der Steinsetzer Deutschlands gewählt, der am 1. und 2. August d. J. in Stettin abgehalten werden soll. — Eine Versammlung der Seiler beschloß, dem Tertilarbeiterverbande beizutreten, den Verbandstag der Seiler und Reepschläger nicht zu beschicken, sowie sich dem Agitationsfonds der in der Bekleidungsindustrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen Leipzigs anzuschließen. — In einer Ver⸗ sammlung der Drechsler wurde Bericht erstattet über die am 26. Juni d. J. in Meißen abgehaltene Conferenz der Drechsler Sachsens. Die Conferenz war von 12 Delegirten aus 9 Städten besucht, hat das Vertrauensmännersystem als die beste Organisation bezeichnet, die Bildung von Cartellen verwandter Berufe empfohlen, die Strike⸗Unterstützung geregelt, sich mit der Gründung eines allge⸗ meinen Gewerkschaftsblatts, der Regelung des Herbergswesens und
der Arbeitsnachweise, Aufnahme von Berufsstatistiken u. a. m. be⸗
schäftigt und Herrn Mohs⸗Leipzig als Vertrauensmann der Drechsler Sachsens ernannt. Die Leipziger Versammlung ertheilte diesen Be⸗ schlüssen ihre Zustimmung. 3 Aus New⸗York wird den Zeitungen vom gestrigen Tage tele⸗ graphirt: Gegen 1000 fremde Arbeiter nahmen heute die Arbeit in den Carnegiewerken in Homestead auf. Die Ausständigen drohten, die Zugführer der Güterzüge niederzuschießen, falls diese Material für die Carnegiewerke transportiren würden. In dem Aus⸗ standsgebiet von Idaho ist Ruhe eingetreten. Die Truppen werden rückgezogen. Die im Felsengebirge concentrirten Ausständigen zer⸗ streuten sich. 8 8
Land⸗ und Forstwirthschaft
8 Ernte in Syrien.
Die Getreideernte in Syrien ist im Durchschnitt auf den Hochebenen des Innern als eine gute zu bezeichnen. Nament⸗ lich im Hauran und in der mittelsyrischen Landschaft um Hama und Homs ist sie nach Quantität und Qualität vorzüglich ausgefallen.
Auch in Palästina gilt die Ernte, soweit sich bis jetzt übersehen läßt, als eine sehr gute.
Stand der Saaten. — Im Regierungsbezirk Wiesbaden haben sich die Befürchtungen, daß die starken Fröste im März den von der Schneedecke entblößten intersaaten großen Schaden zufügen würden, glücklicherweise nicht bewahrheitet. Das Wintergetreide steht vielmehr durchweg gut. Die Kartoffeln haben sich dank der für sie günstigen Witterung vorzüglich ntwickelt und versprechen einen reichen Ertrag.
Im Regierungsbezirk Aurich stehen Roggen und Wintergerste durchweg gut, ebenso größtentheils Raps; Sommerweizen und Gerste versprechen einen mittleren Ertrag. Kartoffeln und Hülfenfrüchte
tehen größtentheils gut.
das Wetter der Blüthe günst
Wein⸗Ernteaussichten.
In den Weinbergen des Regierungsbezirks Wiesbaden haben sich die Weinstöcke bisher kräftig entwickelt, doch wird an einzelnen Stellen geklagt, daß zu wenig Gescheine vorhanden seien. Zur Aus⸗ füllung derlimmer mehr bemerkbaren Lücken, welche der strenge Winter 1890/91 hervorgerufen hat, fehlt vielfach das erforderliche Sgtzholz. Falls
ig ist, glaubt man auf einen E Herbst rechnen zu können. Zum Echnt gegen die Peronospora viticola sind in diesem Frühjahr von Gemeinden und Privaten bereits in aus⸗ gedehntem Maße Bespritzungen der Weinstöcke vorgenommen worden: ein erfreuliches Zeichen, daß die in dieser Hinsicht geschehenen Be⸗ der inbauer seitens der Behörden nicht vergeblich ge⸗ wesen sind.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ .“ Maßregeln.
Portugal.
Durch eine unter dem 18. Juli 1892 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen General⸗Postdirectors ist das Verbot des Eingangs von Postpacketen und Mustern nunmehr bis auf weiteres auch auf die durch Frankreich in Transit kom menden Sen⸗“ d vngen ausgedehnt worden. (Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 169 vom 20. Juli 1892.
Wien, 25. Juli. Das Ministerium des Innern hat, wie
„W. T. B.“ meldet, die Landesbehörden von Lemberg und Czer⸗ nowitz angewiesen, während der Dauer der Cholera⸗Epidemie in Rußland den Uebertritt von Feldarbeitern auf russisches Gebiet und den Besuch russischer Märkte, sowie Wallfahrten nach Rußland zu untersagen. Ferner ist von dem Minister angeordnet worden, egen die Massenzuzüge russischer Israͤeliten zu den sogenannten Wunderrabbinern in Galizien und der Bukowina Maßnahmen zu er⸗ reifen. . Paris, 25. Juli. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Chartres soll in der dortigen Irrenanstalt die Cholera nostras aufgetreten sein. Von 42 vorgekommenen Fällen sollen zwanzig einen tödtlichen Verlauf genommen haben. Die übrige Be⸗ völkerung des Orts sei bisher von der Epidemie nicht betroffen.
Nischni⸗Nowgorod, 24. Juli. Die Eröffnung der Messe findet, wie „W. T. B.“ mittheilt, am Mittwoch durch Flaggen⸗ hissung statt. Gestern belief sich die Zahl der daselbst an der Cholera erkrankten Personen auf 29. Es bestätigt sich, daß die Epidemie in Astrachan im Abnehmen ist.
Verkehrs⸗Anstalten.
Packete nach den Vereinigten Staaten von Amerika werden von allen Postanstalten zur Beförderung angenommen. Sie werden über Hamburg oder Bremen, je nach Wahl des Absenders oder nach dem raschesten An⸗ schluß, mit den Hamburger und Bremer Schnelldampfern nach New⸗York befördert, wo ein zuverlässiges Speditions⸗ haus, das in festem Verhältniß zur Reichspost steht, gegen verabredete mäßige Gebühren die zollamtliche Ab⸗ fertigung und Weiterbeförderung an den Adressaten ver⸗ mittelt. Wir machen auf diese Einrichtung, welche den Vortheil einer sachkundigen, möglichst beschleunigten Ab⸗ fertigung und fester Gebühren bietet, aufmerksam, weil Be⸗ schwerden aus den Kreisen des Publikums haben erkennen lassen, daß das Bestehen des Dienstes nicht allgemein bekannt ist. Die Einlieferung bei den Postanstalten, welche über den Tarif vollständig Auskunft geben, hat nur mit Angabe des Adressaten und des Bestimmungsorts zu erfolgen; die Be⸗ zeichnung eines Spediteurs ist nicht nothwendig.
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Theater und Musik. ““
Die Wiedereröffnung des Lessing⸗Theaters findet bereits am 30. Juli statt. Am 30. und 31. Juli gelangt die „Großstadtluft“, am 1. August „Sodoms Ende“ zur Aufführung.
Im Kroll'schen Theater hat Herr Heinrich Bötel am Sonntag mit dem Masaniello in Auber's Oper „Die Stumme von Portici“ einen großen Erfolg erzielt. Infolgedessen wird auch diese Partie seinen Abschiedsrollen hinzugefügt werden. In der morgigen Aufführung von Donizetti's „Lucia von Lammermoor“ wird die Titelpartie von Fräulein Louise Heymann gesungen; in den weiteren Hauptrollen sind beschäftigt die Herren Alma (Edgardo), Luria (Ashton), Wilhelm Meyer (Arthur), Riechmann (Raimond).
Die morgige 25. Aufführung des Schacht'schen Lustspiels „Gefährliche Mädchen“ im Belle⸗Alliance⸗Theater ist zugleich die letzte, da am Donnerstag bereits die erste Aufführung der dreiactigen Posse „Das kleine Krokodil“ von Sirandin und Labiche, deutsch von W. Ascher, stattfindet.
Im Adolph Ernst⸗Theater beschließt mit Ende dieses Monats die Gesellschaft des Wiener Josefstädter⸗Theaters ihr Gastspiel.
Mit der gestrigen Aufführung der „Meistersinger“ gelangte der erste Cyklus der Festspiele in Bayreuth zum Abschluß. Gura als Hans Sachs und Nebe⸗Karlsruhe als Beckmesser boten besonders hervorragende Leistungen. Auch Anthes⸗Dresden in der Rolle des Walter Stolzing, Hofmüller⸗Dresden als David, Frauscher⸗Nürnberg als Pogner sowie die Sängerinnen Mulder und Staudigl in den Rollen der Eva bezw. Magdalene fanden lebhafteste Anerkennung. Die Chöre und das Orchester waren vortrefflich. Die Vorstellung schloß unter anhaltendem großem Enthusiasmus des Publikums.
Mannigfaltiges.
Dem die Thätigkeit der Feuerwehr umfassenden, dem weiten Verwaltungsbericht des Königlichen Polizei⸗ räsidiums als Anhang beigegebenen dritten Abschnitt entnehmen
wir die folgenden Mittheilungen: Die nach dem ersten Bericht vor⸗ gesehene Vermehrung der Wachen, die Beschaffung eines eigenen Pferdeparks und die Eintheilung des Corps in Compagnien ist jetzt durchgeführt. Von den im Reorganisationsplan als erforderlich be⸗ zeichneten neuen Wachen fehlen nur noch drei, und zwar für den Süden, in der Nähe des Urban, für den Nordosten, in der Nähe des Verlorenen Weges, und für den eigent⸗ lichen Mittelpunkt der Stadt, in der Nähe des Mühlendamms. Da das Personal der Feuerwehr zu schwach ist, um Vorposten auszustellen und Patrouillen zu entsenden, so muß die Hilfe des Publikums für schnelles Melden beim Ausbruch eines Feuers in ausgedehntestem Maße in Anspruch genommen werden. Deshalb sind zahlreiche Meldestellen zur telegraphischen Herbeirufung der Feuerwehr eingerichtet. Die Meldestellen sind von weitem kenntlich gemacht, auch ist in den Adreß⸗ büchern auf sie hingewiesen; ferner sind sie jedem Sicherheitsbeamten bekannt, sodaß er auf Befragen stets die nächste Meldestelle angeben kann. Endlich befindet sich an allen öffentlichen Brunnen und An⸗ schlagsäulen ein entsprechender Hinweis, und wird beabsichtigt, solche Hinweise auch oberhalb der Briefkasten anzubringen. Der Versuch, die Feuerwehr nur mit Gas⸗ und Dampfspritzen auszurüsten, hat nicht den gewünschten Erfolg gehabt, da diese Einrichtung nicht immer mit voll⸗ kommener Sicherheit functionirte und die Wasserschäden sich mit diesem Geräth nicht vermeiden ließen. In den letzten Jahren sind die Gas⸗ und Dampfspritzen deshalb außer Dienst gestellt. Die Ein⸗ führung von Rauchhelmen ermöglicht es, den Qualm zu überwinden und nahe an das Feuer heranzukommen; den Hakenleitern ist durch eine Consteuctionsänderung mehr Festigkeit gegeben; die Einführung von Stockleitern (zusammenklappbaren Anstellleitern) hat sich als vortheilhaft erwiesen, während die Versuche mit mechanischen
Leinen ohne Gurt, Stelle früheren Rettungssäcke eingeführt sind, und Sprungtücher haben wiederholt bei Menschenrettungen vorzügliche Dienste geleistet. Anstatt der blakenden und abtropfenden Pechfackeln werden zur Beleuchtung der Brandstelle jetzt Wachs⸗ und Magnesiumfackeln benutzt. Versuche, die Davy’schen Sicherheitslaternen durch tragbare Accumulatoren zu ersetzen, haben bisher zu keinem befriedigenden Ergebniß geführt. Eine gleichmäßige Ausbildung der Mannschaften wird angestrebt, kann L- erst allmählich erreicht werden. Um ein einheitliches Corps zu erhalten, werden seit einigen Jahren nur solche Leute eingestellt, welche die Qualification zum Feuermann haben, auch sollen die Mannschaften künftig nur an einem Zeitpunkt, im Herbst, möglichst gleich nach Erfüllung der militärischen Dienstzeit, eingestellt werden. Ein neues Exercir⸗Reglement, worin die Rettungs⸗ arbeiten“ nach Möglichkeit von den Löscharbeiten getrennt werden, ist seit fast zwei Jahren im Gebrauch. Das ganze System der Thätigkeit der Feuerwehr hat als Ziel, die größtmögliche Sicherheit zu schaffen und dabei nicht zu kostspielig zu werden. ₰
Die Ausgabe für die Feuerwehr ist auf den Kopf der Wivil⸗ bevölkerung von 1,251 ℳ im Rechnungsjahre 1880/81 auf 0,916 ℳ im Jahre 1889/90, und nach dem Etat für das Jahr 1890/91 sogar auf 0,69 ℳ gesunken. Trotz der Vermehrung der Brände um mehr als das Doppelte (von 1592 in 1881 auf 3968 in 1890) ist in den letzten Jahren die Entschädigung für jeden Brand erheblich hinter dem zehnjährigen Durchschnitt zurückgeblieben. In einer Zusammenstellung der Kosten für jeden Brand, zu dessen Bewältigung die Hilfe der Feuerwehr in Anspruch genommen ist, wird nachgewiesen, daß auch die Gesammtkosten für jeden Fall der Löschhilfe in den letzten fünf Jahren bedeutend geringer eworden sind. Endlich wird gezeigt, daß die Ausgaben der städtischen Feuersocietät, die einen erheblichen Theil der Kosten für die Feuer⸗ wehr aufzubringen hat, allmählich derart zurückgegangen sind, daß die Beiträge für dieses Institut seit Jahren unter einer halben Mark für das Tausend der Versicherungssumme bleiben, also bedeutend geringer sind, als sie von irgend einer Versicherungs⸗Gesellschaft erhoben werden. Eine größere Anzahl der Feuerwehr⸗Mannschaften ist durch den Vorstand des Berliner Zweig⸗Vereins vom Deutschen Samariterverein im Samariterdienst ausgebildet worden. Von diesen wurde im Jahre 1890 169 verletzten Personen (65 auf der Brandstelle verletzten und 61 auf der Straße zu Schaden gekommenen) die erste Hilfe geleistet. Die Stärke der ganzen Feuerwehr betrug im Jahre 1890 13 Offiziere, 7 Feldwebel, 63 Ober⸗Feuermänner, 8 Ober⸗Maschinisten, 249 Feuermänner, 93 aus⸗ gebildete Spritzenmänner, 346 Spritzenmänner und 118 Pferde. Die von 76 Fahrzeugen im Jahre 1890 zurückgelegten Fahrstrecken beliefen sich auf 58 029 Em, davon 44 698 auf Steinpflaster, 13 331 auf Asphaltpflaster. Dabei sind 114 Unfälle vorgekommen, von denen 36 auf das Steinpflaster, 78 auf das Asphaltpflaster entfallen. Es kommt somit ein Unfall auf 1241 km Steinpflaster und auf 170 km Asphaltpflaster. Ueber den Wasserverbrauch innerhalb der Weichbildgrenze im Jahre 1890 wird berichtet: Bei 190 Bränden, wo Wasser gegeben wurde, kamen im ganzen zur Verwendung 2 331 321 1, also durchschnittlich für jedes Feuer 12 270 1. Bei 105 Bränden wurden 148 Personen gefährdet, von denen vor Ein⸗ treffen der Feuerwehr 5 getödtet, 117 verletzt, keiner unverletzt ge⸗ rettet, nach Eintreffen der Feuerwehr keiner getödtet, 1 verletzt, 25 unverletzt gerettet wurden. Von Mannschaften der Feuerwehr wurden im Jahre 1890 28 verletzt, in der ganzen Berichtszeit 3 getödtet, 171 verletzt. Die Hilfe der Feuerwehr ist vom 1. Januar 1881 bis⸗ 1. Januar 1891 in 536 Fällen in Anspruch genommen, ohne daß eine Feuersgefahr vorlag; sie hat in 508 Fällen thätige Hilfe geleistet. Nur in 28 Fällen im Jahre 1882, wo sie schon an mehreren Stellen nach einem wolkenbruchartigen Regen am 29. Mai in Thätigkeit war, mußte sie ihre Hilfe versagen. ο
Aus der zum Schluß über die Thätigkeit der Feuerwehr gegebenen Tabelle ist zu erkennen, daß die Zahl der kleinen Feuer sich von 1881 bis 1890 regelmäßig vermehrt hat von 1592 auf 3968, die Zahl der Mittelfeuer von 62 auf 134 gestiegen ist, die Zahl der Großfeuer sich dagegen nur von 36 auf 50 gesteigert hat, daß die Mobiliar⸗Ent⸗ schädigung im Jahre 1882 und 1887 die höchste Ziffer, im Jahre 1885 und 1889 die geringste Ziffer erreicht hat und im Jahre 1890 auf dem⸗ selben Standpunkt stand wie 1881, daß die Immobiliar⸗Entschädigung mit geringen Schwankungen sich ziemlich gleich geblieben ist. Dadurch wird zu⸗ gleich bewiesen, daß zwar die Zahl der Feuer überhaupt sehr bedeu⸗ tend gestiegen, Mittel⸗ und Großfeuer jedoch verhältnißmäßig weniger zum Ausbruch gekommen sind, was dem schnellen Eingreifen der Feuerwehr, der Verbesserung ihrer Hilfsmittel und ihrer Schulung zu danken ist. Als Auszeichnungen noch 25 jähriger Dienstzeit wurden in der Berichtsperiode verliehen: as Allgemeine Ehren⸗ zeichen an 9 Feldwebel, 13 Ober⸗Feuermänner und 16 Feuermänner, das Kreuz der Inhaber des Königlichen Haus⸗Ordens von Hohenzollern an einen Feldwebel, der bereits Inhaber des Allgemeinen Ehrenzeichens war. Von den städtischen Behörden erhielten Geldgeschenke nach 25 jähriger Dienstzeit der Feldwebel 150 ℳ, Ober⸗Feuermann 120 ℳ, Feuermann 90 ℳ und Spritzenmann 75 ℳ. Die Ausgaben für die Feuerwehr betrugen nach dem Etat im Jahre 1881 1 461 087 ℳ, im Jahre 1890 1 407 251 ℳ, sind also ungeachtet der Vergrößerung der Stadt um 53 836 ℳ geringer geworden.
Von der Friedrich⸗Wilhelms⸗Anstalt für Arbeit⸗ same, welche solchen Personen, die durch Unglück, Krankheit oder verbüßte Strafen erwerbslos geworden sind, Vorschüsse zur Wieder⸗ gewinnung ihrer Erwerbsfähigkeit gewährt, wurden während des Ver⸗ waltungsjahres 1891/92 an 646 Personen Darlehen im Betrage von 59 514 ℳ (gegen 394 Personen mit 35 205 ℳ im Vorjahre) bewilligt. Die Darlehen, von denen zuletzt ein Zinsfuß von 2 % erhoben wurde, sind seit dem 1. April 1892 zinsfrei. Die mit dieser Anstalt verbundene von Biedersen⸗Stiftung, begründet zu Gunsten verheiratheter Hand⸗ werker und Arbeiter, sowie selbständiger Arbeiterinnen in Berlin, hat in der Zeit vom 1. April 1891 bis Ende März 1892 an Darlehen vergeben an 113 Personen 6580,00 ℳ
an der Einnahme der Stiftung zum Betrage von je 180 ℳ zur Ver⸗ fügung. Diejenigen Bittstellerinnen, denen durch besondere Verfügung des Curatoriums eine Unterstützung nicht zugesprochen ist, konnten nicht berücksichtigt werden.
Aus der unter Verwaltung des Magistrats stehenden Fräulein Therese Wollf'schen Stiftung sind an zwei in Berlin orts angehörige unbescholtene Mädchen, von denen eins christlicher, das andere jüdischer Religion ist, je 600 ℳ als Aussteuer zu ihre Verheirathung zu verleihen. Den Bewerbungsgesuchen sind beizu⸗ fügen: 1) der Geburtsschein, 2) ein polizeiliches Führungsattest, 3) ein Attest des betreffenden Bezirksvorstehers über die Erwerbs⸗ und Ve mögensverhältnisse der Eltern und der Bewerberin. Die Aussteuer⸗ raten werden an die Beneficiatinnen nach erfolgter Eheschließu ausgezahlt. Gesuche sind bis zum 30. September d. J., Zimm Nr. 70, des Rathhauses einzureichen.
Der Mühlensteg ist, wie die „Voss. Z.“ berichtet, seit Sonn⸗ abend Abend durch Verfügung des Königlichen Polizei⸗Präsidiums für den Pferdebahnverkehr und auch für das Publikum ge⸗ sperrt worden. Diese Maßregel ist erfolgt wegen der 8 drohenden Zustände infolge verschiedener Bauarbeiten. Die Pferde⸗ bahnen verkehren mit Ausnahme derjenigen der Linie „Schöneberg — Alexanderplatz“ vorläufig nur noch bis zum Petriplatz und Molken⸗ markt. Bereits in der kommenden Nacht wird jedoch ein zweites Geleise über die schon fertiggestellte und in Benutzung genommene Hälfte der Mühlendammbrücke gelegt werden, sodaß alsdann der
Leitern bisher noch keine genügenden Resultate ergeben haben.
Pferdebahnbetrieb wieder in seinem vollen Umfange stattfinden kann.
Die Verleihung der bei der Therese Leßmann⸗Stiftung pro 1. Juli 1892/93 zu vergebenden Unterstützungen hat am 9. d. M. stattgefunden. Bei im ganzen 616 Gesuchen standen nur 47 Antheile
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