1892 / 175 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 27 Jul 1892 18:00:01 GMT) scan diff

troffen sind, welche das allmähliche Aufrücken der betheiligten Lehrer zum Höchstgehalt ermöglichen.

5) Von den Unterhaltungspflichtigen bezw. den die An⸗ stalt vertretenden Organen kann von der Einführung des Systems der Dienstalterszulagen für die wissenschaftlichen Lehrer Abstand genommen werden; in diesem Falle hat das Aufrücken der Lehrer im Gehalt nach Maßgabe des für die einzelne Anstalt oder für mehrere Anstalten zusammen auf⸗ zustellenden Besoldungsetats zu erfolgen, in welchem für jede Stelle der Betrag von 3300 voll einzustellen und auf die Gesammtzahl der Stellen in angemessenen Abstufungen innerhalb der Sätze von 2100 bis 4500 zu vertheilen ist.

6) Das Diensteinkommen der nicht unter die Vorschrift des § 1 Nr. 4 fallenden vollbeschäftigten technischen, Elementar⸗ und Vorschullehrer ist innerhalb der im § 1 Nr. 5 be⸗ stimmten Grenzen dergestalt festzustellen, daß dasselbe hinter demjenigen der Volksschullehrer in dem betreffen⸗ den Orte nicht zurückbleiben darf. Außerdem ist jenen Lehrern eine nicht pensionsfähige Zulage von mindestens 150 jährlich zu gewähren. Bei der Versetzung des Lehrers an eine andere Schule, welche nicht zu den eingangs bezeich⸗ neten höheren Unterrichtsanstalten gehört, fällt diese Düla e hinweg. Die hierdurch eintretende Verminderung des lens einkommens wird als eine Verkürzung des Diensteinkommens im Sinne des § 87 des Gesetzes, betreffend die Dienstvergehen der nichtrichterlichen Beamten, vom 21. Juli 1852 (Gesetz⸗ Sammlung S. 465) nicht angesehen.

7) Die Zuständigkeit für die Bewilligung von Besol⸗ dungen, Alterszulagen und festen Zulagen 6 Absatz 1) wird von dem Unterrichts⸗Minister unter Beachtung der für die einzelnen Anstalten geltenden Vorschriften insoweit neu geregelt, wie dies durch die Veränderung der Besoldungsordnung erforderlich gemacht wird.

Schlußbestimmung.

Durch diesen Normal⸗Etat wird nicht beabsichtigt, zur Erreichung der Besoldungssätze desselben in der Fürsorge des Staats füͤr die betheiligten Anstalten über die ihm obliegenden rechtlichen Verpflichtungen hinauszugehen. M

Neues Palais, den 4. Mai 1892.

8 Wilhelm R.

Finanz Ministerium. Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bekanntmachung. Bei der heute in Gegenwart eines Notars bewirkten Verloosung der für das laufende Jahr zu tilgenden Stamm⸗Actien der Niederschlesisch⸗Märkischen Eisenbahn sind die in der Anlage aufgeführten 2271 Stück gezogen worden. ..““ werden den Besitzern mit der Aufforderung ge⸗ ündigt, den Kapitalbetrag zugleich mit den Zinsen für das

2. Halbjahr 1892 vom 15. Dezember d. J. ab gegen Quittung und Rückgabe der Actien sowie der dazu ge⸗ hörigen Zinsscheine Reihe X Nr. 11 bis 20 nebst Anweisungen zur Abhebung der Zinsscheine Reihe XI bei der Staats⸗ schulden⸗Tilgungskasse hierselbst, Taubenstraße 29, zu erheben.

Die Zahlung erfolgt von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nach⸗ mittags, mit Ausschluß der Sonn⸗ und Festtage und der letzten drei Geschäftstage jeden Monats. Die Einlösung geschieht auch bei den Regierungs⸗Hauptkassen und in Frank⸗ a. M. dei der Kreislasse. Zu diesem Zweck können die Actien nebst Zinsscheinen und Anweisungen einer dieser Kassen schon vom 15. November d. J. ab eingereicht werden, welche sie der Staatsschulden⸗Tilgungs⸗ kasse zur Prüfung vorzulegen hat und nach erfolgter Fest⸗ stellung die Auszahlung vom 15. Dezember d. J. ab bewirkt.

Vom 1. Januar 1893 ab hört die Verzinsung der

gekündigten Documente auf. Zugleich werden die bereits früher ausgeloosten, auf der Anlage verzeichneten, noch rückständigen Documente wiederholt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß deren Verzinsung bereits mit dem 31. Dezember des Jahres ihrer Verloosung aufgehört hat.

Der Betrag der etwa fehlenden, unentgeltlich abzu⸗ liefernden Zinsscheine wird von dem zu zahlenden Kapital⸗ betrage zuruͤckbehalten.

Formulare zu den Quittungen werden von den oben be⸗ zeichneten Kassen unentgeltlich verabfolgt. 1

Berlin, den 1. Juli 1892.

HGHauptverwaltung der Staatsschulden.

von Hoffmann.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten. 1 Der bisherige Kreis⸗Wundarzt des Kreises Heilsberg Dr. Rohn in Guttstadt ist zum Kreisphysikus des Kreises Mohrungen ernannt worden. Dem Rector der 5. Realschule zu Berlin Dr. Alfred Gustav Mevyer ist das Prädicat Professor beigelegt worden. G

Hekanntimachaea

Für die Karte der Umgegend von Berlin und Potsdam im Maßstabe 1: 25 000 ist der Preis für ein Blatt auf 1 bezw. 0,50 bei dienstlichem Gebrauch herabgesetzt worden. Berlin, den 26. Juli 1892. Deer Chef der Landes⸗Aufnahme. In Vertretung: 8— Steinmetz, Oberst⸗Lieutenant.

Nichtamtliches.

DSDeutsches Reich. Preußen. Berlin, 27. Juli

DSeine Maäjestät der Kaiser und König sind heute früh 9 Uhr wohlbehalten an Bord der Yacht „Kaiser⸗

1 Uhr 30 Minuten gedenken Seine Majestät Wilhelmshaven mittels See u verlassen und werden heute Abend im Marmor⸗Palais bei 8 1“

otsdam eintreffen.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „R.⸗ und St.⸗A.“ werden die eingegangenen amtlichen Berichte über die jüngsten Vorgange im Kilimandjaro⸗ Gebiet veröffentlicht.

Der Großherzoglich hessische Gesandte am hiesigen Aller⸗

höchsten Hofe, Wirkliche Geheime Rath Dr. Neidhardt hat Lee. ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub an⸗ getreten.

Cassel, 26. Juli. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz sowie die Prinzen Eitel⸗Friedrich und Adalbert haben sich heute Nachmittag zum Besuch

Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich nach Homburg

begeben.

Coburg, 26. Juli. Anläßlich der Trauerfeier für den am 26. Juli 1881 verstorbenen Prinzen August von Sachsen⸗ Coburg sind gestern Nacht die Prinzessin Clementine und der Prinz August von Sachsen⸗Coburg hier ein⸗ getroffen. Pnet August ist bereits heute Mittag, wie die „Cob. Ztg.“ meldet, wieder von hier abgereist.

Oesterreich⸗Ungarn.

Dem Finanz⸗Minister Dr. Steinbach ist der Orden der eisernen Krone erster Klasse verliehen worden.

Der österreichisch⸗ungarische Botschafter beim Vatican Graf Revertera⸗Salandra ist aus Rom in Wien eingetroffen. 89

v14A42X2*“ Der Marine⸗Minister hat der Arsenalverwaltung von Ruelle aufgetragen, die Arbeiten, betreffend die Umgestaltung der alten Geschütze, einzustellen, und beschlossen, die Herstellung neuer Repetirkanonen nach einheitlichem Typus zu be⸗ schleunigen. Vorgestern Abend ist bei einer Angriffsübung auf die von Torpedobooten vertheidigte Hafeneinfahrt von Brest das Torpedoboot Nr. 76 infolge des blendenden elektrischen Lichts auf den Sporn eines Panzerschiffes aufge⸗ laufen und sofort gesunken. Die Besatzung wurde gerettet.

8 Rußland und Polen.

Dem „Rußky Invalid“ zufolge ist die Bestimmung ge⸗ troffen worden, zum 1. Dezember 1893 aus dem Bestande der Truppen der süd⸗ussurischen Section ein neuntes ost⸗ sibirisches Linien⸗Bataillon zu bilden.

Belgien.

Die Deputirtenkammer hat die bereits erwähnte Vorlage, betreffend die Bildung einer Commission, welche die Geschäftsordnung für die Revision der Verfassung revidiren soll, in ihrer gestrigen Sitzung mit 104 gegen 18 Stimmen angenommen.

In dem in Lüttich verhandelten Anarchistenprozeß gegen Moineaux und Genossen ist nunmehr gestern das Urtheil gefällt worden. Die Frage wegen des Bestehens eines Complotts wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, von den Geschworenen mit einfacher Majorität bejaht, ebenso die Fragen wegen der Existenz einer Verbindung zur Ausführung von Dynamit⸗Diebstählen und einer solchen zur Zerstörung von Eigenthum, ferner die Fragen wegen des Diebstahls und des Transports von Erxplosivstoffen und Dynamit, wegen Hehlerei und wegen des Versuchs, die Pulvermühle von Ombret in die Luft zu sprengen, schließlich auch diejenige wegen der durch Explosionen herbeigeführten Zerstörung von Eigenthum. Um 9 ¾ Uhr Vormittags zogen sich die Geschworenen in das Berathungszimmer zurück und um 2 Uhr gaben sie ihr Verdict ab; fast bei allen Fragen wurden die Unterfragen wegen Bewilligung mildernder Um⸗ stände verneint. Der Wahrspruch der Geschworenen wurde mit tiefem Stillschweigen aufgenommen. Das Urtheil lautet wie folgt: Moineaux 25 Jahre, Wolfs und Beaujean 20 Jahre, Mateyssen, Marcotty, Lacroix und Nossent 15 Jahre Zwangs⸗ arbeit, Hansen 10 Jahre Zuchthaus, Guilmot 3 Jahre Ge⸗ fängniß; die Angeklagten Ehx, Naniot, Beduin, Charles und Jacques Berré, Heusy und Schlebach wurden freigesprochen.

Schweden und Norwegen.

Die so viele Schwierigkeiten bereitende Lösung der Frage wegen Errichtung eines besonderen norwegischen Kon⸗ sulatswesens ist vorläufig vertagt worden. Wie „W. T. B.“ aus Christiania meldet, hatten sich die Rechte und die Linke des Storthings gestern dahin geeinigt, in einer Nachmittagssitzung einen Antrag einzubringen, durch welchen das Ministerium Steen ersucht wird, in Anbetracht der Nothwendigkeit einer Beendigung der gegen märt en Krise auf seinem Posten zu verbleiben, owie die Konsulatsfrage bis auf weiteres zu vertagen. Dieser Antrag wurde denn auch in der gestern Nachmittag abgehaltenen Sitzung einstimmig und ohne Debatte angenommen. Da diese Lösung der Zustimmung des Königs sicher ist, so wird die Krisis hiermit als beendet angesehen.

Das Mitglied des Storthings, Lagthings⸗Präsident Tonning ist gestern an einem Cholerine⸗Anfall gestorben

Amerika.

In Bogotä ist laut Meldung des „W. T. B.“ am 24. d. M. ein Handelsvertrag zwischen Deutschland und Columbien von dem dortigen Kaiserlich deutschen Minister⸗Residenten unterzeichnet worden.

Nr. 30 des „Amtsblatts des Reichs⸗Postamts“ hat folgenden Inhalt: Verfügung vom 14. Juli 1892. Wirksamkeit der für die Angehörigen der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung bestehenden Wohlthätigkeitsanstalten für das Etatsjahr 1891/92 und für das Kalenderjahr 1891.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Statistik und Volkswirthschaft.

Ein⸗ und Ausfuhr. 8 Das Juniheft der „Monatlichen Nachweise über den auswärtigen Handel“ bringt, neben den Nachweisungen über die Ein⸗ und Ausfuhr⸗ mengen, im Anschluß an das Märzheft die Berechnungen der Werthe der im Specialhandel ein⸗ und ausgeführten Waaren, nach den 933 Gattungen des statistischen Waaren⸗Verzeichnisses und nach den Haupt⸗ abtheilungen des Zolltarifs für das 1. Halbjahr 1892 unter Zugrunde⸗ legung der von der Sachverständigencommission für das Jahr 1891 festgestellten Einheits⸗Werthe. Aus dem Inhalt des Hefts sind folgende Hauptzahlen hervorzuheben: Hauptsumme der Einfuhrmengen im Juni 1892 25 358 597 (100) kg 1891 25 706 117 (100) JI7 520 (100) kg 15 910 585 (100) kg 16 568 450 (100)

8 Gegen 1891 weniger

Hauptsumme der Ausfuhrmengen im Juni 1892

. 8 1891 In d sten H mHecen 1892 ’'

In dem ersten Halbjahr 1892 und 1891 gestaltete sich der Waarenverkehr der Menge 8 wie folgt: 1 Einfuhr, I. Semester 1892 . . 137 075 977 (100) kg 8 1. 3 1891 .130 853 103 (100) also 1892 Mehreinfuhr 6 222 874 (100) kg Ausfuhr, I. Semester 1892 91 182 308 (100)

1X““ 93 964 566 (100) also 1892 Minderausfuhr —. 2 782 258 (100) kg Die Mehreinfuhr ist hauptsächlich veranlaßt durch das Einbringen größerer Mengen von Getreide und Nahrungsmitteln, indem von Weizen 1891 Januar⸗Juni . . 2 706 298 (100) kg 8 1892 1 1ö181“” von Roggen 1891 Januar/Juni. .3 496 016 *““ von Mais und Dari 1891 Januar/ Juni 1 525 031 11““ 4 661 043 von Kartoffeln 1891 Januar/ Juni 540 190

1“ 8 1892 1 8 1 158 251 eingeführt wurden. 8 Die Werthe der Ein⸗ und Ausfuhr für das 1. Halbjahr 1892 wurden berechnet, wie folgt: Hauptsumme der Einfuhrwerthe im 1. Halbjahr 1892: 8 2 242 055 000 ℳ, Ausfuhrwerthe in demselben 11“ Gegen den Gesammt⸗Einfuhrwerth bleibt also der Gesammt⸗ Ausfuhrwerth im 1. Halbjahr 1892 mit 673 745 000 zurück. Da die Einrichtung der vorläufigen Werthberechnungen erst im laufenden Jahre zur Erhöhum der Brauchbarkeit der Monatsnachweise getroffen worden ist, so läßt sich eine Vergleichung mit dem 1I. Se⸗

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mester 1891 in Bezug auf Werthermittelung nicht vornehmen.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Fachverein der Buchbinder beschloß, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, in einer am Montag Abend abgehaltenen Generalversamm⸗ lung, den Verein zu Gunsten einer mit dem „Verein aller in Buch⸗ bindereien, Lederwaaren, Carton⸗ und Luxuspapierfabriken beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen“ abzuschließenden Centralorganisation aufzulösen.

Aus Elberfeld wird der Berliner „Volksztg.“ berichtet, daß eine Anzahl Brauer der Küppers'schen Brauerei, über die von den Socialdemokraten der Boycott verhängt ist, dem Vorstande des Deutschen Brauerverbandes ihren Austritt aus dem Verbande angezeigt haben.

Aus Hamburg meldet man dem „Vorwärts“, daß sieben Korb⸗ macher einer dortigen Firma wegen Lohnstreitigkeiten die Arbeit niedergelegt haben.

Aus Reichenberg i. B. wird der „Voss. Z.“ unter dem 26. d. M. geschrieben: Im Gablonzer Bezirk erfolgten neue Arbeits⸗ einstellungen der Glasarbeiter. Gestern Nachmittag er⸗ schienen auf dem Marktplatz in Gablonz etwa 150 Glasarbeiter in von Kindern und verlangten Arbeit und Unterhandlungen zwischen ihnen und den Exporteuren. Infolge der Aufforderung des Bezirks⸗Commissars und des Bürgermeisters, welche die Versammelten beruhigten, gingen die Arbeiter wieder nach Hause.

Auf dem in Kopen hagen tagenden dänischen social⸗ demokratischen Congreß wurde, wie wir der Berliner „Volks⸗ Ztg.“ entnehmen, mitgetheilt, daß die socialdemokratische Partei Dänemarks jetzt aus 142 politischen Vereinen mit etwa 15 000 Mit⸗ glieder bestehe; außerdem gebe es noch über 400 Fachvereine mit etwa 32 000 Mitgliedern.

Aus London schreibt man der „Köln. Ztg.“: In den Schiff⸗ bauwerkstätten am Tyne und am Wear beantragten die Unter⸗ nehmer eine Lohnkürzung von 10 %. Die Arbeiter erklärten sich bereit, eine Herabsetzung von 5 % anzunehmen, unter der Bedingung, daß ihnen der achtstündige Arbeitstag bewilligt würde. Da die Unter⸗ nehmer diesen Vorschlag ablehnten, befürchtet man einen Ausstand.

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Kunst und Wissenschaft. 8

Der Magistrat der Stadt München hat das Gesuch der secessionistischen Künstler um Ueberlassung eines Ausstellungs⸗ platzes in seiner gestrigen Sitzung einstimmig abgelehnt.

—— Zur.Reichs⸗Limes⸗Forschung' meldet der „Staats⸗Anz. f. Württembg“: Nachdem von Seiten der Dirigenten und der bestellten Commission für die Reichs⸗Limes⸗Forschung die nöthigen Vorarbeiten pfenasgt worden, werden die Grab⸗ und Forschungsarbeiten der hierzu bestimmten Strecken⸗Commissare in Bälde ihren Anfang nehmen. Als Strecken⸗Commissare wurden für Württemberg von der Commission die Herren Professor Dr. von Herzog aus Tü⸗ bingen und Major a. D. Steimle aus Stuttgart der württem⸗ bergischen Regierung vorgeschlagen und von dieser bestätigt. Ersterer wird in diesem Jahre bei Oehringen, der letztere in der Umgegend von Gmünd am Limes und anderen mit diesem zusammenhängenden römischen Bauresten beginnen.

Zu Ehren Galileo Galilei's sollen, wie die „Frkf. Ztg.“ mittheilt, am 7. Dezember und den folgenden Tagen in der alten Universitätsstadt Padua, wo der Forscher lange einen Lehrstuhl innegehabt, große Festlichkeiten veranstaltet werden. Das Programm für den akademischen Theil dieser Feste ist bereits festgesetzt. Am 7. Dezember werden die Feste in der Aula magna der Universität durch eine Gedenkfeier eingeleitet werden, zu der sämmtliche italienische und die bedeutendsten Universi⸗ täten des Auslandes Einladungen erhalten sollen. Be⸗ dieser Gelegenheit wird auch die Weihe einer von den Frauen Paduas gestifteten historischen Fahne stattfinden. Die Universität veröffentlicht verschiedene Erinnerungen an Galilei, u. a. ein großes⸗ Album, worin die das Leben Galilei's in Padua behandelnden Originaldocumente gesammelt und auf photographischem Wege ver⸗ vielfältigt sein werden, und den Jahresbericht der Universität aus dem Jahre 1592, dem Jahre der Ernennung Galilei's zum Professor⸗ in Padua. Die Originaldocumente sind aus dem Staatsarchiv zu⸗ Venedig nach Florenz gebracht worden, wo sie durch Lichtdruck ver⸗ vielfältigt werden.

Land⸗ und Forstwirthschaft. Verzeichniß der Vorlesungen und praktischen Uebungen an der Königlichen Thierärztlichen Hochschule zu Berlin im Winter⸗Semester 1892/93. .1) Müller, Geheimer Regierungs⸗Rath, Professor: Anatomie, Dienstag von 10— 11 Uhr und Sonnabend von 9—10 Uhr und

u““

adler“ in Wilhelmshaven eingetroffen. Heute Nachmittag um

täglich von 1—2 Uhr, Sstündig. Anatomische Uebungen, 10—1 Uhr in Gemeinschaft mit Professor Dr. Schmaltz.

557 805 00) kg

täglich von.

2,) Dr. Schütz, Professor: Specielle pathologische Anatomie, von 12— 1 Uhr, 6stündig. Sections⸗ und bacteriologische Uebungen, täglich von 10—12 Uhr in Gemeinschaft mit Repetitor Dr. Willach.

3) Dr. Dieckerhoff, Professor: Specielle Pathologie und Therapie, von 8—9 Uhr 6 stündig. Klinik für größere Hausthiere, Abtheilung für innere Krankheiten und Gewährmängel, täglich von 10 12 und von 3— 4 Uhr. Propädeutik in der medizinischen Klinik, 4 Mal wöchentlich von 10 10 ½ Uhr.

4) Dr. Munk, Professor: Physiologie, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 9 10 Uhr und Donnerstag von 9—11 Uhr, 5 stündig.

5) Dr. Möller, Professor: Specielle Chirurgie, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 9—10 Uhr, 4 stündig. Klinik für größere Hausthiere, Abtheilung für äußere Krankheiten, täglich von 10—12 und von 3—4 Uhr. Operations⸗Uebungen, Montag und Donnerstag von 2—4 Uhr in Gemeinschaft mit Repetitor Gerkens. Propädeutik in der chirurgischen Klinik, 4 Mal wöchentlich von 10 10 Uhr.

6) Dr. Pinner Professor: Anorganische Chemie, Mittwoch, Freitag und Sonnabend von 5—7 Uhr, 6 stündig. Chemische Uebungen,

onnerstag, Freitag und Sonnabend von 2—6 Uhr in Gemeinschaft mit Dr. Knudsen.

7) Eggeling, Professor: Seuchenlehre und Veterinärpolizei, Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 8—9 Uhr, 4stündig. Encyklopädie und Methodologie, Montag und Donnerstag von 9 10 Uhr, 2 stündig. Ambulatorische Klinik.

8) Dr. Fröhner, Professor: Pharmakologie und Toxikologie II, Montag, Sonnabend von 9—10 Uhr, Donnerstag von 5—6 Uhr, 3 stündig. Klinik für kleinere Hausthiere, täglich von 10—12 und von 3 4 Uhr. Harnuntersuchungen für die klinische Propädeutik, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 4—5 Uhr.

9) Dr. Schmaltz, Professor: Geschichte der Thierheilkunde, Montag und Sonnabend von 4—5 Uhr, 2 stündig. Anatomische Uebungen, von 10—1 Uhr in Gemeinschaft mit Geheimen Regierungs⸗ Rath, Professor Müller. Erxenterir⸗Uebungen, Montag und Donnerstag von 5—8 Uhr. 8

10) Dr. Ostertag, Professor: Krankheiten des Hufes, Diens⸗ tag und Mittwoch von 2—3 Uhr, 2stündig. Theorie des Hufbeschlags, Dienstag, Donnerstag und Sonnabend von 8—9 Uhr 3stündig. Fleischschau, Mittwoch von 8—9 Uhr und Freitag von 8—10 Uhr, Zstündig. Poliklinik für größere Hausthiere, täglich von 10—12 und von 3—4 Uhr.

11) Dr. Wittmack, Geheimer Regierungs⸗Rath, Professor: Anatomie und Physiologie der Pflanzen, Montag und Dienstag von 5—6 Uhr 2stündig.

12) Dr. Börnstein, Professor: Physik, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 3—4 Uhr, 3 stündig.

13) Dr. Werner, Professor: Allgemeine Thierzucht, Montag und Dienstag von 12—1 Uhr, 2 stündig. Schafzucht, Sonnabend von 12—1 Uhr, 1stündig.

14) Dr. Willach, Repetitor der pathologischen Anatomie: Sections⸗ und bacteriologische Uebungen, täglich von 10—12 Uhr in Gemeinschaft mit Professor Dr. Schütz.

15) Schaumkell, Repetitor der medizinischen Klinik: Assistenz in der Klinik.

16) Gerkens, Repetitor der chirurgischen Klinik: Assistenz in der Klinik. Operations⸗Uebungen, Montag und Donnerstag von 2—4 Uhr in Gemeinschaft mit Professor Dr. Möller.

17) Dr. Knudsen, Assistent der Chemie: Chemische Uebungen, Donnerstag, Freitag und Sonnabend von 2—6 Uhr in Gemeinschaft mit Professor Dr. Pinner. Chemische und phvsikalische Repetitorien, Montag, Dienstag und Donnerstag von 4—7 Uhr.

18) Marks, Prosector: Anatomische und physiologische Repeti⸗ torien, 3 Stunden in der Woche.

19) Dr. Eschbaum, Avpotheker: täglich von 10—12 und von 3—4 Uhr. torien, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 4—5 Uhr.

Pharmaceutische Uebungen,

Saatenstand im europäischen Rußland

Nach dem von dem russischen Domänen⸗Ministerium ver⸗ öffentlichten Saatenstandsbericht zum 27.,/15. Juni d. J. ver⸗ spricht der Winterroggen für ganz Rußland eine mittlere oder annähernd mittlere Ernte, der Winterweizen dagegen eine Ernte unter mittel, ausgenommen im Pe Kaukasus, wo eine vorzügliche Ernte erwartet wird. Am schlechtesten ist der Stand der Wintersaaten in den Gouvernements Charkow, Poltawa, Woronesh, im größten Theil des Gouvernements Kursk, in einigen Kreisen von Po⸗ dolien, Kiew, Tschernigow, Orel, Tula, Rjasan, Ssaratow. In diesem ganzen Rayon, ausgenommen den äußersten westlichen Theil, hat der Winterweizen mehr gelitten als der Roggen. In den Gouvernements Poltawa, Charkow, dem südlichen Theil von Woronesh, Chersson und Bessarabien wurde der⸗ selbe deshalb auch umgepflügt und der Boden mit Sommerung bestellt.

Die Sommersaaten sollen infolge der Dürre im April anfangs schwach aufgegangen sein, sich nach dem Mairegen aber bedeutend gebessert, stellenweise sogar ausgezeichnet erholt haben, sodaß man im ganzen eine gute, theilweise sogar sehr gute Sommerernte erwartet, namentlich in Polen und im nördlichen Kaukasus.

Im einzelnen ist bezüglich verschiedener Gouvernements angegeben:

Archangelsk: Sommersaaten mittelmäßig,

Wologda: Sommersaaten mittelmäßig im Nordosten.

Wjatka: Winterkorn befriedigend in den Kreisen Ssarapul und Glasow; Sommersaaten im Südosten mittelmäßig.

Perm: Winterkorn im Westen befriedigend, Sommersaaten im Westen mittelmäßig.

Dlonez: Sommersaaten mittelmäßig.

St. Petersburg: Sommersaaten mittelmäßig.

Pskow: Winterkorn befriedigend. Kostroma: Winterkorn sehr gut.

Wladimir: Winterkorn vorzüglich.

Moskau: Sommersaaten mittelmäßig.

Smolensk: Sommersaaten mittelmäßig. 1”“

Tula: Winterkorn in einigen Kreisen ungenügend, Sommersaaten mittelmäßig.

Rjäsan: Winterkorn im Kreise Michailow ungenügend, Sommer⸗ saaten mittelmäßig.

Tambow: Winterkorn ausgezeichnet. DOrel: Winterkorn im mittleren Theile des ungünstig.

Kursk: Winterkorn größtentheils ungünstig.

Woronesh: Winterkorn ungünstig, Sommersaaten im südlichen

Gouvernements

Theile mittelmäßig.

Poltawa: Winterkorn ungünstig, Sommersaaten mittelmäßig. Charkow: Winterkorn ungünstig, Sommersaaten mittelmäßig. ETschernigow: Winterkorn im Süden ungenügend, Sommersaaten mittelmäßig. 1

Nishni⸗Nowgorod: Winterkorn ausgezeichnet. 1 Kasan: Winterkorn in den Kreisen Laischew, Spassk und Tschistopol: Roggen besonders günstig, Sommersaaten mittelmäßig im östlichen Theil. Ssimbirsk: Winterkorn in einigen Kreisen sehr gut. 8 Ssarkree⸗ Winterkorn in den Kreisen Zarizyn, Kamyschin und einem Theil des Kreises Balaschow ungenügend, sonst sehr gut. Ssamara: Winterkorn im Kreise Stawropol und in dem nord⸗ westlichen Theil des Kreises Buguruslan besonders günstig. Drenburg: Winterkorn ausgezeichnttee.

Pharmakognostische Repeti⸗

Roggen und Weizen stehen durchweg gut. schnitt hat bereits angefangen.

Ufa: Winterkorn im Kreise Birsk befriedigend, sonst sehr gut. Sommersaaten im Kreise Menselinsk mittelmäßig.

Astrachan: Winterkorn ungünstig.

Chersson: Winterkorn ungünstig und schlecht.

Bessarabien: Winterkorn ungenügend und schlecht im südlichen Theil, sonst scheinbar besser, Sommersaaten ungenügend mit Aus⸗ nahme von Mais.

Podolien: Winterkorn großentheils ungünstig, Sommersaaten ungenügend.

Kiew: Winterkorn im südlichen Theil ungenügend, Sommer⸗ saaten ungenügend.

Wolhpnien: Winterkorn in einigen Kreisen sehr gut.

Kowno: Winterkorn ungünstig.

Wilna: 3

Witebsk: ½ Winterkorn befriedigendt.

Kurland:

Estland: - Winterkorn befriedigend. 1

Livland:

Dongebiet: Sommersaaten im Kreise Choper mittelmäßig.

Kaukasus: Winterkorn befriedigend, theilweise ausgezeichnet, be⸗ sonders im nördlichen Theil.

Von anderer Seite wird uns in Ergänzung der in Nr. 166 des „Reichs⸗Anzeigers“ vom 16. d. M. gebrachten Mitthei⸗ lungen noch Folgendes berichtet:

Wjatka: Winterroggen mittel bis auf den Distriet Ssarapul, wo directe Mißernte sein soll. Sommerung (Hafer) gut. Leinsaat gut. Weizen nicht gebaut.“

Perm: Roggen mangelhaft, zum Theil Mißernte. Sommer⸗ felder gut. 8

St. Petersburg: Roggen nicht schön; nur von localer Bedeutung.

Kostroma: nur von localer Bedeutung, kauft selbst.

Gouvernements gute Aussichten S Roggen⸗ u⸗

nördlich davon: Sommerkorn.

Orel: nicht, wie früher gesagt, gut, sondern nur ziemlich gut b Alles mittel im Durchschnitt, nicht, wie früher gesagt, Unstig. 5 8 . Roggen mehr schlecht wie gut. Die Landschaft hat schon 16 000 t (= 1600 Waggons) zu hohen Preisen zur Wintersaat und Verpflegung aufgekauft.

Poltawa: Winterkorn (Roggen und Weizen) ganz ungünstig. Sommerweizen und Hafer etwas besser.

Charkow: Winterroggen recht mangelhaft, Sommerweizen und Hafer eher etwas besser.

Tschernigow: soll gut sein. schlecht.)

Ssaratow: Der Roggenertrag wird auf 40 50 Pud pro Dessä⸗ tine geschätzt, während von der Durchschnitts⸗Roggenernte 60 —70 Pud, von der Durchschnitts⸗Weizenernte ca. 80 Pud von der Dessätine ver⸗ langt werden. Sommerweizen hat gute Aussichten, ist aber wenig bestellt (wie man sagt, nur ½). Winterweizen wird nicht gebaut.

Ssamara: Der Roggenprobedrusch hat stellenweise 80 120 Pud pro Dessätine, meist jedoch viel weniger, bis 20 Pud herunter, ergeben, Sommergetreide (Weizen) steht gut.

Orenburg: ähnlich wie Ssamara.

Ufa: Alles gut.

Chersson: Alles ungünstig, besonders Roggen.

Man nimmt im allgemeinen an, daß Roggen unter mittel geben wird, während vom Sommergetreide eine volle Mittelernte zu erwarten ist, falls nicht unerwartete Ereignisse, wie Dürre oder zu viel Regen, namentlich zur Erntezeit selbst, dazwischen kommen.

Von einer dritten Seite wird uns berichtet, daß soeben von den verschiedensten Seiten ungünstige Nach⸗ richten über den Stand der Sommersaaten eingelaufen seien. Diese hätten seiner Zeit an vielen Stellen unter unzeitigen Regengüssen zu leiden gehabt, sich dann erholt und litten jetzt gerade in den wichtigsten Gegenden unter großer Dürre. Sodann sei die Weizensaat im Sibirischen und zwar in den Kreisen Tscheliabinsk, Petropawlowsk und Ssemipalatinsk (Kurgan⸗Gebiet) von den Heuschreckengrillen vertilgt. Als diejenigen Gouvernements, in denen in Bezug auf das Wintergetreide theilweise totale, theilweise partielle Mißernten zu erwarten sind, werden folgende zwölf genannt: Tula, Kursk, Charkow, Chersson, Woronesh, Rjäsan, Ssaratow, Kiew, Podolsk, Poltawa, Taurien, Jekaterinoslaw, von denen die ersten sieben im boligen Jahre zu den am meisten nothleidenden gehört haben

ollen. Vergleicht man diese Angaben mit den obengedachten officiellen, so decken sich beide bezüglich der Gouvernements Tula, Kursk, Charkow, Woronesh, Rjäsan, Ssaratow, Kiew, Podolsk, Poltawa.

Das Domänen⸗Departement giebt außerdem als schlecht an: Tschernigow und Orel, unsere Quelle: Chersson, Taurien und Jekaterinoslaw.

Werden die Hoffnungen auf das Sommergetreide und das Einbringen des Korns im Kaukasus nicht getäuscht, so ist nach alledem eine mittlere oder nahezu mittlere, jedenfalls durchschnittlich eine weit bessere Ernte als im vorigen Jahre zu erwarten. Dadurch erscheint die Volksverpflegung wohl als gesichert. Erwägt man aber, daß im vergangenen Juni Rußland noch etwa 150 200 Millionen Pud alter Vorräthe an Roggen und Weizen besaß, daß dagegen die jetzigen Vor⸗ räthe kaum bis zum August ausreichen werden, so ist mit ziemlicher Sicherheit vorauszusehen, daß auf einen nennens⸗ werthen Export in der Campagne 1892/93 nicht zu rechnen ist.

Ernte in Serbien.

(Nach den officiellen Mittheilungen

Der Weizen⸗ Die Gersteernte ist beendigt und der Ertrag ein guter. Die theilweise schon ausgedroschene Gerste ist großkörnig und schön. Hafer steht gut, Mais sehr gut. Die Witterung ist für die Feldarbeit sehr günstig. Stellenweise fiel etwas Regen und Hagel, der aber den Saaten wenig Schaden zufügte. 8

Maßregeln.

Der Gesundheitsstand in Berlin blieb auch in der Woche vom 10. Juli bis 16. Juli ein günstiger und die Sterblichkeit eine mäßig hohe (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr be⸗ rechnet, 19,0)0. In gegen die Vorwoche etwas gesteigerter Zahl kamen acute Darmkrankheiten, besonders Brechdurchfälle, zum Vorschein und führten in 204 Fällen (gegen 175 in der Vor⸗ woche) zum Tode und zwar am zahlreichsten in der Rosenthaler Vor⸗ stadt und auf dem Wedding. Die überwiegend meisten Fälle be⸗ trafen Säuglinge und Kinder unter zwei Jahren. Die Betheili⸗ gung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war infolge dessen auch eine größere, sodaß von je 10 000 Einwohnern, aufs Jahr be⸗ rechnet, 100 Säuglinge starben. Dagegen haben acute Entzündungen der Athmungsorgane erheblich abgenommen und in selteneren Fällen tödtlich geendet. Von den Infectionskrankheiten blieb das Vor⸗ kommen von Masern und Scharlach ein beschränktes; Erkrankungen an Diphtherie kamen dagegen etwas häufiger als in der Vorwoche, jedoch in keinem Stadttheil in nennenswerther Zahl zur Anzeige. Das

Vorkommen von nterleibstyphus warein seltenes; Erkrankungen an Kind⸗ bettfieber wurden 2 mitgetheilt; auch rosenartige Entzündungen des Zellengewebes der Haut zeigten sich seltener als in der vorher⸗ egangenen Woche. Desgleichen kamen auch Erkrankungen an Keuch⸗ hußten seltener zur ärztlichen Beobachtung; die Zahl der ihnen er⸗ legenen Kinder blieb eine kleine. Rheumatische Beschwerden aller Art zeigten in ihrem Vorkommen im Vergleich zur Vorwoche keine wesent⸗ liche Veränderung. 8 1“ Oesterreich⸗Ungarn.

Der Königlich ungarische Handels⸗Minister hat die siebentägige Quarantäne auch auf die aus den russischen Donauhäfen kommen⸗ den Schiffe ausgedehnt und angeordnet, daß die aus den rumänischen Donauhäfen anlangenden Schiffe ärztlich untersucht werden.

Türkei.

Alle Schiffe, welche seit dem 15. Juli d. J. aus rumänischen Häfen des Schwarzen Meeres und der Donau kommen, unterliegen einer Beobachtung von 24 Stunden, wenn sie Passagiere an Bord haben, dagegen nur einer Beohachtung von 12 Stunden, wenn Passa⸗ giere nicht vorhanden sind. Diese Beobachtung, welche einé vrztliche Besichtigung in sich schließt, wird nur in Cavak abgehalten.

Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 172 vom 23. Juli 1892.)

2 Griechenland. Die Königlich griechische Regierung hat die von der Küstenstrecke Batum —Trapezunt letzteres nicht inbegriffen kommenden Schiffe einer fünftägigen Beobachtungsquarantäne vom 21. Juni/3. Juli 1892 ab unterworfen. Diese Quarantäne kann in allen griechischen Häfen, in welchen sich Sanitätsbehörden befinden, abgehalten werden.

Auf die Provenienzen von Batum selbst findet diese Bestim⸗ mung keine Anwendung, da dieselben einer elftägigen Effectiv⸗Quarantäne unterworfen sind.

Rumänien.

Die früher angeordneten Schutzmaßregeln gegen die Einschlep⸗ pung der asiatischen Cholera sind unter dem 9./21. Juli 1892 folgen⸗ dermaßen ergänzt worden:

1) Fahrzeugen, welche von den russischen Donauhäfen kommen, ist das Landen in den rumänischen Donauhäfen verboten.

2) In Ungheni der Grenzstation der Jassy⸗Odessaer Eisen⸗ bahn —, wo bisher nur eine Sanitätsrevision abgehalten wurde, tritt an die Stelle der letzteren eine fünftägige Quarantäne. (Vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 168 und 170 vom 19. und 21. Juli 1892.)

Bulgarien.

Infolge der in Rumänien angeordneten Quarantänemaßregeln gegen Rußland hat der bulgarische Gesundheitsrath die früheren Quarantänemaßregeln gegen die Provenienzen aus rumänischen Häfen der Donau und des Schwarzen Meeres und gegen Reisende, welche auf dem Landwege aus der Dobrudscha kommen, aufgehoben und durch 24 stündige ärztliche Beobachtung ersetzt. (Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 173* vom 25. Juli 1892.)

Egypten.

Gegen Ankünfte aus Djibouti (bei Obock am Rothen Meer) ist das zur Verhütung der Cholera⸗Einschleppung bestimmte Reglement durch Beschluß des internationalen Quarantäneraths zu Alexandrien vom 8. Juli 1892 wiederum in Kraft gesetzt worden.

Im Kreise Teltow hat, wie hiesige Blätter melden, die Maul⸗ und Klauenseuche eine außergewöhnliche Verbreitung unter den Rindviehbeständen erlangt. Bis jetzt ist die Krankheit festgestellt worden in Mariendorf, Rixdorf, Mittenwalde, Wendisch⸗Wilmersdorf, Klein⸗Beuthen, Kliestow, Telz Lüdersdorf, Drewitz, Glienicke bei Zossen, auf Dominium Düppel bei Zehlendorf und den Rittergütern Wendisch⸗Wilmersdorf und Diepensee.

Chartres, 26. Juli. Die choleraähnliche Epidemie im hiesigen Irrenhause ist, wie „W. T. B.“ meldet, in der Abnahme begriffen.

St. e“ 26. Juli. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Nischni⸗Nowgorod wurde ein Commis, der zwei an der Cholera erkrankte Arbeiter am Wolga⸗Ufer hatte aussetzen lassen, zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt; die Leute, die den Befehl des Commis ausgeführt hatten, wurden als Be⸗ dienstete in das Hospital für Cholerakranke eingestellt. Ver⸗ schiedene Provinzialblätter berichten, der „K. Z.“ zufolge, daß die Cholera in Nischni⸗Nowgorod durch Wolga⸗Dampfer, des⸗ gleichen nach der Krim. in Feodosia und Kertsch durch Dampfer aus Batum, die Arbeiter aus Baku an Bord hatten, eingeschleppt worden ist. Auf dem Dampfer „Lermontow“ sind auf der Fahrt von Astrachan nach Nischni⸗Nowgorod fünfzehn Erkrankungen vorgekommen; infolge dessen wurde die Schiffsmannschaft unruhig. Beim Eintreffen in Nischni⸗Nowgorod betrat General Baranow, der von der Ankunft vorher benachrichtigt worden war, sofort den Dampfer und untersuchte die Angelegenheit. Daraufhin wurde das Commando gewechselt. Beim Eintreffen des Dampfers „Oleg Weschi“ in Nischni⸗Nowgorod wurden sieben Fahrgäste verhaftet, die unterwegs gegen den Capitän gehetzt hatten. In den Dörfern des Saratowschen Kreises bleiben die Bauern gegen die Aerzte aufsässig. In Wjasowko und Nikolajewskoje kam es zu Unruhen. In Popowka und Uskurdum wurden die Landschaftsärzte bei ihrem Erscheinen vertrieben. Nach verschiedenen Dörfern wurden Truppen entsandt.

Kopenhagen, 26. Juli. Ein heute veröffentlichter Erlaß des Justiz⸗Ministers verbietet nach einer Meldung des „W. T. B.“* die Einfuhr von Lumpen und Hadern aus dem ganzen russischen Reich. 8

Handel und Gewerbe

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 26. d. M. gestellt 10 011, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 25. d. M. gestellt 3848, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ berichtet vom Rheinisch⸗west⸗ fälischen Eisen⸗ und Stahlmarkt: In der Geschäftslage des rheinisch⸗westfälischen Eisenmarktes sind seit dem letzten Berichte Aenderungen von Belang nicht zu verzeichnen. Die Stimmung ist unverändert, d. h. es herrscht im allgemeinen etwas mehr Vertrauen als vor etwa einem Monate. In Eisenerzen hat sich der bis⸗ herige Geschäftsumfang erhalten. Im Siegerlande gehen, wie wir schon erwähnt haben, Spathe in letzter Zeit zu festen Preisen flotter. Luxemburg⸗Lothringer Minettesorten sind im wesentlichen unverändert; ebenso spanische Erze. Der Ver⸗ sand war in letzter Woche allerdings etwas lebhafter als bisher. In Roheisen sind die Hütten noch ungleichmäßig beschäftigt. Während die einen über Mangel an Aufträgen klagen, sind andere von dem augenblicklichen Geschäfte besser befriedigt. Spiegeleisen ist noch mäßig gefragt doch beginnen einzelne Abnehmer bereits ihren Bedarf für das vierte Vierteljahr zu decken. Im Siegerlande ist die Lage in letzter Zeit etwas günstiger geworden, zum wenigsten, was Aufträge an⸗ belangt, und für Specialmarken war es auch möglich, etwas höhere Preise durchzusetzen. Im allgemeinen ist dies nicht der Fall, doch ist man in den Kreisen der Industriellen der Ansicht, daß man an einem Wendepunkt stehe und ein weiteres Sinken der Preise nicht zu be⸗ fürchten sei. Die vorliegenden Aufträge reichen durchweg für den regelmäßigen Betrieb aus; es sind solche bis Mitte Oktober bekannt geworden. Für Walzeisen hat die bisherige Geschäftslage sich im wesentlichen unverändert behauptet. Stabeisen ist im Preise fest und ziemlich gut gefragt. Träger wurden ebenfalls gut begehrt, doch sind die Preise unlohnend und gedrückt. Bandeisen geht ziemlich flott zu unveränderten Preisen. Die Beschäftigung der Grobblech⸗Walzwerke ist, wie seither, anhaltend befriedigend. Wie schon früher bemerkt, sind einzelne Werke derart mit Aufträgen versehen, daß sie längere Lieferfristen ausbedingen müssen und daß stellenweise das Quantum der gebuchten Aufträge bis zum Winter