sprechung über die ersten Schritte zur Durchf Valutavorlage zusammentreten. 8
Die Königin hat dem Herzog von Devonshire und dem Herzog von Abercorn den Hosenband⸗Orden verliehen.
Die endgültige Prüfung der bei der Wahl in Greenock abgegebenen Stimmzettel, wo zuerst der Gladstonianische Kandidat für gewählt erklärt worden war, hat eine Majorität von 55 Stimmen für den unionistischen Kandidaten ergeben, welcher demnach den Wahlkreis im Parlament vertreten wird.
Am 27. und 28. d. M. hat die noch ausstehende Par⸗ lamentswahl auf den Orkney⸗ und Shetlands⸗ Inseln stattgefunden. Den Bewohnern dieser Inseln ist wegen der zerstreuten Lage derselben für die Stimmabgabe eine Frist von zwei Tagen gewährt, denn viele Fischer müssen meilenweit fahren, um an den Wahlort zu gelangen. Das Votum ist aber auch niemals sehr stark: im Jahre 1886 stimmten 50 Proc. der Wähler von Shetland. Das Resultat wird in Kirkwall auf Orkney festgestellt und wahrscheinlich heute (Freitag) Nachmittag bekannt gemacht werden.
In Warlingham in der Grafschaft Surrey ist am 27. d. M. Viscount Sherbrooke, bekannter unter dem Namen Robert Lowe, den er vor seiner Erhebung in den Pairsstand trug, im 81. Lebensjahre verstorben. Er war von 1868 bis 1873 Schatzkanzler in dem Gladstone’schen Cabinet.
Frankreich. Der Minister des Innern Loubet hat nunmehr, wie
„W. T. B.“ meldet, kraft seiner Befugniß verfügt, den auf die Gemeinde Paris entfallenden Zahlungsbeitrag für die Verstärkung des Effectivbestandes der Polizei⸗ mannschaft dem städtischen Budget einzuverleiben.
Nach dem jetzt ausgegebenen Manöverplan für den kommenden Herbst werden der „Allg. Ztg.“ zufolge das IX. und XII. Armee⸗Corps gegen einander manövriren; ein Corps⸗ Manöver hat außerdem, soweit bisher bekannt, noch das XVI. Corps. Das IX. Corps, General⸗Commando Tours, steht unter dem Befehl des Generals Villain und setzt sich zusammen aus der 17. und 18. Infanterie⸗Division, aus der 9. Cavallerie⸗ und der 9. Artillerie⸗Brigade, zu denen noch außer den nothwendigen Colonnen drei Compagnien Genietruppen hinzutreten. Dem so gebildeten Liniencorps wird vom 12. September ab eine vom V. Corps (Orleans) zu bildende und mit der Eisenbahn auf den Manöverplatz zu befördernde Reserve⸗Division hinzugefügt. Das XII. Corps, General⸗Commando Limoges, befehligt von dem General belteht ans der und I— fanterie⸗Division, aus der 12. Cavallerie⸗ und der 12. Artillerie⸗Brigade und gleichfalls aus drei Compagnien Genie. Zu diesem Corps tritt gleichfalls vom 12. Sep⸗ tember ab eine Reserve⸗Division vom XVII. Corps (Toulouse) hinzu. Auch diese Division wird per Bahn auf das Manöver⸗ terrain befördert. Die Oberleitung der ganzen Uebungen der beiden genannten Corps hat der General Cools erhalten. Die Manöver dauern vom 30. August bis zum 16. September incl.
Die Tage vom 30. August bis zum 3. September sind für die Concentration der Truppen in Brigadeverbänden bestimmt. Vom 4. bis 6. September finden Brigadeübungen statt. Am letzteren Tage concentriren sich gleichzeitig die Divisionen. Am 7. ist Ruhetag. Am 8. und 9. manövriren die einzelnen Divi⸗ sionen der einzelnen Corps gegen einander. Das XII. Corps wird dann in der Gegend von Chäteau Ponsac, Pessine, Fromontal stehen, das IX. Corps bei Dorat. Am 10. un 11. werden die beiden Corps gegen einander marschiren; am 12. werden sie sich in der Gegend von Lathus treffen und werden inzwischen, wie schon erwähnt, durch je eine Reserve⸗Division verstärkt sein. Am 13. ist wieder Ruhetag:; am 14. und 15. große Uebungen der beiden Corps, d. h. der sechs Infanterie⸗Divisionen ꝛc. gegeneinander und gegen einen markirten Feind, und am 16. endlich große Parade, wahrscheinlich vor dem Präsidenten, assistirt von dem Kriegs⸗Minister. Die Reserve⸗Divisionen kehren dann in ihre Bezirke wieder per Eisenbahn, die beiden Linien⸗Corps in ihre Garnisonen per Fußmarsch zurück. Die Manöver des XVI. Corps beginnen bereits am 31. August derart, daß zunächst die einzelnen Regimenter, dann die einzelnen Brigaden gegeneinander üben. Am 3. September finden Manöver der einzelnen Divisionen gegen markirten Feind statt. Vom 5. bis 10. üben die Divisionen gegeneinander, und am 12. nach einem Ruhetag rückt das Corps in seine Garnisonen ab. Die Manöver der Divisionen finden um Castelnaudary herum statt. Das XVI. Corps steht mit dem General⸗ Commando in Montpellier, wird befehligt von dem General de Boisdenemetz und besteht aus der 31. und 32. Infanterie⸗ Division, aus der 16. Cavallerie⸗ und der 16. Artillerie⸗ Brigade und aus dem 16. Genie⸗Bataillon. Eine Reserve⸗ Division wird dem XVI. Corps nicht zugetheilt.
Ueber die Schnellfeuer⸗Kanonen der bringen die Pariser Blätter folgendes Communiqué:
„Eine der ersten Sorgen des Herrn Burdeau nach der Ueber⸗ nahme des Portefeuilles der Marine war die Neugestaltung der Schnellfeuer⸗Artillerie, gegen die, wie man sich erinnert, im Laufe der letzten Budgetverhandlung so zahlreiche Kritiken laut wurden. Um nicht hinter den fremden Marinen zurückzubleiben, hatte die Ver⸗ waltung der Marine eine gewisse Anzahl von gewöhnlichen Kanone (Typus 1887) und in der letzten Zeit auch solche vom Jahre 1891 in Schnellfeuer⸗Geschütze umgestalten lassen. Ueberdies waren bei der Privatindustrie einige neue Kanonen verschiedener Typen bestellt worden, die besondere Geschosse und Hülsen erheischten. Es galt nun, einen einzigen Typus für die Schnellfeuer⸗Kanonen der französischen Flotte zu combiniren. Eine große Anzahl von verschiedenen Kanonen, wie bisher, zu behalten, wäre höchst gefährlich gewesen, da die Ueber⸗ mittelung der Munitionen von den Arsenalen auf die Schiffe und auf den Schiffen selbst verhängnißvolle Irrthümer ver⸗ ursachen konnte. Herr Burdeau wollte zuerst die Frage der Einheit des Typus lösen. Im Einvernehmen mit den technischen Dienst⸗ zweigen und nach Verständigung mit den verschiedenen Vertretern der Privatindustrie wurde beschlossen, daß für die Schnellfeuer⸗ Kanonen von 10 Centimeter Kaliber das Rohr in Bezug auf seine Länge und Tracirung nach dem Typus der nationalen Gießerei von Ruelle hergestellt werden soll; für das Bodenstück und die Lafette wird hingegen das System Canet benutzt werden. So wurden für den Typus der französischen Schnellfeuer⸗Kanone die combinirten und verbessertsten Elemente der bisher bekannten Systeme benutzt. Die
Tracen von Ruelle sind in der That erprobt und man kennt die Geschwindigkeit, die man von ihnen erwarten darf. Andererseits be⸗ sitzen das Bodenstück und die Lafette Canet für das Schließen des Bodenstücks und die Raschheit des Zielens Vortheile, die man nicht in dem gleichen Maße bei den Typen von 1887 und 1891 findet. Herr Burdeau hat demnach die Einstellung der Umgestaltung der alten Kanonen in den Werkstätten von Ruelle angeordnet und dafür
Marine
die b22v der neuen Kanonen möglichst zu beschleunigen befohlen. Behufs Herstellung dieser Geschütze hat er sich an alle Fabriken der Privatindustrie gewandt. Man darf demnach vermuthen, daß unsere Flotte in einer nahen Zukunft eine verbesserte Ausrüstung besitzen wird, die einen Vergleich mit der der fremden Flotten aus⸗ halten kann.⸗ 2 8 8 Das Schwurgericht in Versailles hat gestern das Urtheil in dem Prozeß gegen die vier des Dynamitdieb⸗ stahls in Soisy⸗sous⸗Etiolles angeklagten Anarchisten gefällt. Faugoux wurde zu zwanzig Jahren éS Challeret zu zwölf Jahren, Drouhet zu sechs Jahren Zucht⸗ haus und Etisvant zu fünf Jahren Gefängniß verurtheilt.
Schweiz.
Das eidgenössische Militär⸗Departement hat dem Bundes⸗ rath zjeinen Bericht über den Stand der Gotthard⸗ befestigung und über die zu den nothwendigen Ergänzungen derselben erforderlichen Mittel eingereicht. Bewilligt sind danach bis jetzt 9 170 000 Fr.; davon wurden bis 1. Januar 1892 verbraucht 7 887 000 Fr., inbegriffen 493 000 Fr. für die bereits angeschaffte Munition der Forts Airolo und Andermatt. Nach der ursprünglich projeckirten Anlage wären nun noch Nachtragscredite in Höhe von 4 717 000 Fr. nothwendig. Die Befestigungscommission hat jedoch auf Vorstellung des Militärdepartements Kürzungen des Programms beschlossen, sodaß nur noch der Betrag von 2 217 000 Fr. zu fordern wäre. Der Antrag des Militär⸗ departements lautet nunmehr: „1) Es sei das Militärdeparte⸗ ment zu ermächtigen, die Vollendungsarbeiten der Befestigungen von Airolo, auf dem Gotthardpaß, bei Andermatt, auf der Oberalp und auf der Furka ohne Unterbrechung fortzusetzen. 2) Es sei von den eidgenössischen Räthen für die Vollendung dieser Arbeiten ein Nachtragscredit im Betrage von 2 217 000 Fr. zu ver⸗ langen. Die Frage, ob die Kosten der Munitionsbeschaffung, welche für die sämmlichen Werke im ganzen 931 000 Fr. be⸗ tragen, auszuscheiden und für dieselben eine besondere Credit⸗ forderung zu stellen sei, wird späterer Beschlußfassung vor⸗ behalten.“ Mit diesem Antrage hat sich der Bundesrath nach der „N. Zürch. Ztg.“ einverstanden e “
Türkei. 8
Der bisherige deutsche Botschafter in Konstantinopel von Radowitz ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend von dort abgereist. Der Ober⸗Ceremonienmeister, der Flügeladjutant des Sultans, General Chakir Pascha, der Minister des Aus⸗ wärtigen Said Pascha, die Mitglieder des diplomatischen Corps mit ihren Damen, sowie “ der deutschen
—
Vereine und einige hundert Mitglieder der deutschen Kolonie hatten sich zur Verabschiedung eingefunden. Abtheilung Militär bildeten Spalier.
Turner und eine
Schweden und Norwegen.
Das norwegische Storthing hat, wie aus Christiania berichtet wird, in seiner gestrigen Sitzung für außerordentliche Heereszwecke 2769 000 Kron. bewilligt; die Regierung hatte 3 Millionen gefordert.
1 Amerika. Präsident Harrison hat am 26. d. M. die von beiden
Häusern des Congresses genehmigte Bill unterzeichnet, welche ihm das Recht verleiht, canadischen Schiffen die freie Durchfahrt durch den Sault⸗Ste. Marie⸗Kanal zu verweigern, solange Canada den Schiffen der Vereinigten Staaten, welche die canadischen Kanäle befahren, Zölle auferlegt.
Auf der Cramp'schen Schiffswerft bei Philadelphia lief am Dienstag der neue Kreuzer „Columbia“ vom Stapel. Dieses Schiff soll das schnellste und kriegstüchtigste der amerikanischen Flotte sein. Dem Stapellauf wohnten eine Anzahl Marine⸗Offiziere, Mitglieder des Congresses und Ver⸗ treter auswärtiger Regierungen, bei.
“
amts“ enthalten folgende Verfügungen: vom 17. Juli 1892: Kennzeichnung der Eilsendungen vom Auslande; vom 19. Juli
Einstellung des Postpacketverkehrs nach Portugal auf dem Wege über Frankreich. Leitung der Waarenprobensendungen nach Portugal.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Ein Ausländer, der in Preußen zum Reserveoffizier
ernannt wird, erwirbt nach einem Urtheil des Reichsgerichts,
III. Strafsenats, vom 22. März 1892, dadurch die deutsche
Reichsangehörigkeit, auch wenn seine Entlassung aus dem bis⸗
herigen Unterthanenverbande nicht nachgewiesen ist und er sich in Preußen nicht niederläßt.
— Für den objectiven Thatbestand der Verletzung des Patentrechts an einer Maschine kommt es, nach einem Ürtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 29. März 1892, nicht darauf an, ob die Nachbildung sich auf die patentirte Maschine in ihrer Totalität erstreckt oder nur auf einen Bestandtheil der Maschine, welcher bei Ertheilung des Patents als Gegenstand einer neuen Er⸗ findung anerkannt ist und daher ein charakteristisches Merkmal der patentirten Erfindung darstellt, und in anderen Theilen der Construction der Maschine keine Uebereinstimmung obwaltet.
Statistik und Volkswirthschaft.
Aus dem Statistischen Sanitätsbericht über die Kaiserlich deutsche Marine für 1889/91. Dem soeben erschienenen Statistischen Sanitätsbericht über die Kaiserlich deutsche Marine für den Zeitraum vom 1. April 1889 bis 31. März 1891 entnehmen wir die folgenden Angaben: Die Kopfstärke der Marine belief sich 1889/90 auf 15 507 Mann und 1890/91 auf 15 876 Mann; hiervon befanden sich durchschnittlich im Jahre 8033 und 8236 an Bord. 7474 und 7640 am Lande. Der Krankenzugang betrug 1889/90 an Bord 8418, am Lande 7063, 1890/91 an Bord 7289, am Lande 7173 Mann. Mit Ausnahme des Jahres 1889/90, wo eine nicht unbeträchtliche Steigerung der Erkrankungen (um 115,9 % ) stattfand, hat der Krankenzugang in den letzten zwölf Jahren fast ununterbrochen ab⸗ genommen und ist vom Jahre 1879/80 von 1530 0% an Bord und 1592 am Lande, im Jahre 1890/91 auf 885 % an Bord und 938 % am Lande gesunken. Ueberhaupt in der Marine ist die Zahl der Erkrankungen von 1560 % auf 910 % herabgegangen. An der Zu⸗ nahme des Krankenzugangs im Jahre 1889/90 waren die Schiffe und die Marinestationen am Lande ziemlich gleichmäßig betheiligt.
Die Abnahme im zweiten Berichtsjahre war hauptsächlich bedingt durch eine Verminderung des Krankenzugangs an Bord. Die höchste Erkrankungszahl hatten von den Schiffen im Auslande in beiden Jahren die auf der afrikanischen Station (1741 und 1534 00½), die niedrigste die Schiffe im Mittelmeer (792 und 707 % ). In der gesammten Marine wurden geheilt 1889/90 892,4 %, 1890/91 789,9 %n, starben 2,8 % und 1,8 %%, gingen anderweitig ab 72,7 % und 87,6 %0, blieben im Bestande 30,4 % und 31,7 ⁄%. Die Durchschnittsbehand⸗ lung stellte sich 1889/90. auf 12,2 und 1890/91 auf 13 Tage und war an Bord um 0,6 und 0,8 Tage länger als am Lande, am längsten 1889/90 auf den Schiffen in der Südsee (19,2 Tage), 1890/91 in Ost⸗Asien (16,2 Tage), am kürzesten auf den Schiffen in den heimischen Gewässern (10,3 und 11,7 Tage). Der Aus⸗ fall an Diensttagen betrug für jeden Mann der Kopf⸗ stärke 1889/90 an Bord 14,5, am Lande 11,4, zusammen 12,9, 1890/91 an Bord 13,6, am Lande 11,8, zusammen 12,7 Tage. Der tägliche Krankenstand stellte sich in der Marine 1889/90 auf 35,3 % und 1890/91 auf 34,9 % ; am Lande betrug er 30,6 %⸗ und 32,3 %, an Bord war er um 9,1 und 4,9 % höher. In beiden Berichtsjahren waren die Erkrankungen der Athmungs⸗ und Er⸗ nährungsorgane am Lande häufiger als an Bord, die mechanischen Erkrankungen zeigten am Lande eine größere Häufigkeit als an Bord im Auslande, eine geringere dagegen als auf den Schiffen in den heimischen Gewässern. Die allgemeinen Erkrankungen (Unterleibs⸗ typhus, Wechselfieber Rheumatismus, Hitzschlag u. s. w.) waren an Bord im Auslande 3 bis 4 mal so häufig wie auf den Schiffen in den heimischen Gewässern, dagegen war der Zugang in Er⸗ krankungen der Athmungsorgane am Lande mehr als 3 mal und in heimischen Gewässern ungefähr doppelt so groß wie an Bord im Auslande. Dieser Unterschied zwischen den Stationen am Lande und den Schiffen findet sich in den letzten 12 Jahren mit großer Regel⸗ mäßigkeit fast in jedem Jahre. Außerdem lassen die Zahlen der Er⸗ krankungen an Bord im Auslande große Schwankungen erkennen, während auf den Schiffen in der Heimath und am Lande seit dem Jahre 1879/80 ein fast beständiges Sinken der Erkrankungsziffer und nur geringe Schwankungen bemerkbar sind. Wegen Dienstunbrauchbar⸗ keit wurden 1889/90 400 Mann, und zwar 267 bei der Ostsee⸗Station und 133 bei der Nordsee⸗Station, demnach bei ersterer 13,5 % mehr als bei letzterer entlassen. Im Vergleich zum Vorjahre hatte eine Zunahme um 5,1 %0 stattgefunden, die durch eine Zunahme bei der O.⸗St. um 10,4 %˙ bedingt war, während bei der N.⸗St. eine Abnahme um 0,9 % eintrat. 1890/91 wurden 484, O.⸗St. 328, N.⸗St. 156 Mann entlassen. Gegen das Vorjahr war mithin eine Zunahme um 4,7 % , 6,3 % für die O.⸗St. und 2,7 % für die N.⸗St., eingetreten. Von den in den beiden Berichtsjahren entlassenen 884 Mann waren 605 dienstunbrauchbar. 346 wurden innerhalb der sten 3 Monate, 150 im 1. Jahre, 50 im 2., 43 im 3. Jahre und 16 nach längerer Dienstzeit entlassen. Den häufigsten ß zur Entlassung gaben, wie früher, die Leiden der n und der Sehfähigkeit (163) und dann Leiden der Bewe⸗ gungsorgane (88), Herzleiden (61) und Leiden des Gehörs (46). Als halbinvalide wurden 85 Mann erklärt. Unter den begründenden Leiden waren, wie in den Vorjahren, Unterleibsbrüche vorherrschend (51), dann folgten Leiden der Bewegungsorgane (16), Augenleiden (5) u. s. w. Der Charge nach waren 61 Gemeine und 24 Unteroffiziere betroffen; 54 hatten ein Dienstalter bis zu drei Jahren, 12 ein solches von 3 bis 8, 9 von 8 bis 12 Jahren und 10 dienten länger als 12 Jahre. Bei 22 Leuten wurde die Invalidität als temporär, bei 63 als dauernd ausgesprochen. Als ganzinvalide wurden 194 Mann erklärt. Anlaß dazu gaben am häufigsten Leiden der Bewegungsorgane (60) und Tuberkulose (33). Der Charge nach waren 136 Gemeine und 58 Unteroffiziere betroffen; 102 hatten ein Dienstalter bis zu 3 Jahren, 52 ein solches von 3 bis 8, 24 von 8 bis 12 Jahren und 16 dienten länger als 12 Jahre. Die Invalidität war 13 mal durch Verwundung im Gefecht, 74 mal durch äußere, 84 mal durch innere Dienstbeschädigung herbeigeführt, 139 mal wurde sie als dauernd und 55 mal als temporär ausgesprochen. Als verstümmelt wurden 14 Mann erklärt. Die Er⸗ werbsfähigkeit war 3 mal nicht beschränkt, 146 mal war sie temporär und 45 mal dauernd und zwar 90 mal theilweise, 79 mal größten⸗ theils und 22 mal gänzlich aufgehoben. Die Verwendung im Civil⸗ dienst war 67 mal temporär und 13 mal dauernd aufgehoben. Die Sterblichkeit in der Marine belief sich 1889/90 auf 82 Todesfälle, 48 an Bord, 34 am Lande, 1890/91 auf 7 Todesfälle, 46 an Bord und 31 am Lande. Gegen ie Vorjahre hatte die Sterblichkeit abgenommen um 1,3 und 0,4 %0. In beiden Jahren hat die Marine durch den Tod 159 Mann ver⸗ loren. Davon starben an Krankheit 110, durch Selbstmord 18, durch Unglücksfall Z31 Mann. Von 94 an Bord vorgekommenen Todes⸗ fällen entfielen 25 auf die Schiffe in der Heimath, 24 auf die im Mittelmeer, 22 auf die in Afrika, 13 auf die in der Südsee, 6 auf die in Amerika und 4 auf die in Ost⸗Asien. Im Verhältniß zur Kop stärke war die Sterblichkeit am bedeutendsten auf den Schiffen in der Südsee (12,4 %) und in Afrika (11,0 %), am geringste auf den Schiffen in Ost⸗Asien (3,5 %). Die Ursache für die Todesfälle durch Krankheit war kulose (30); darauf folgten Lungen⸗ und Brustfellent zündung (28) u. s. w. Durch Selbstmord endeten je 9 Mann an Bord und am Lande ihr Leben. Durch Unglücksfall gingen 22 Mann an Bord und 9 Mann am Lande zu Grunde. Von diesen starben durch Sturz aus der Höhe 9 Mann, durch Fall gegen die Ventilationsmaschine auf einem Torpedoboot 1 Mann, von einer herabstürzenden Jolle wurde 1 Mann erschlagen. Durch Ertrinken endeten 14 Mann. An Wunden infolge von Messerstichen starben 3 Mann, an Schußwunden im Ge⸗ fecht starben 2 Mann (Bagamoyo). Endlich starb ein Mann an Vergiftung durch Trin von Carbolsäure aus Unvorsichtigkeit. 1“ ue“ 8
Invaliditäts⸗ und Alters⸗Versicherung. Die Zahl der Altersrentner im Kreise Bunzlau beträgt gegen⸗ wärtig 335 und im Kreise Lublinitz 141. 8 g
Militärverhältniß und Religionsbekenntniß der Studirenden an preußischen Universitäten 1886 Die öfters aufgeworfene Frage, ob zwischen den Studirenden der verschiedenen Religionsbekenntnisse in Bezug auf ihre Militärverhält⸗ nisse ein merklicher Unterschied besteht, beantwortet das soeben aus⸗ gegebene Heft 106 der „Preußischen Statistik“, betreffend die preu⸗ ßischen Landes⸗Universitäten, dahin, daß über das Militärverhältniß der reichsangehörigen Studirenden im Durchschnitt der beiden Studien⸗ jahre Michaelis 1886/88 8 Eeäntscheidung nicht Entscheidung getroffen war getroffen war in Fällen 1 Evangelischen 4212 5023 Katholiken 1104 1275
zusammen 5642 7133
Daß, wie hiernach ersichtlich, die jüdischen Mitglieder der in Frage kommenden Studentengeneration die Entscheidung über das Militärverhältniß während der Studienzeit in erheblich geringerem als die evangelischen und katholischen, führt unsere Quelle auf die anderweit in derselben nachgewiesene Thatsache zurück, daß die Juden durchschnittlich in jüngerem Lebensalter als die Christen die Universität beziehen und dieselbe auch nach kürzerer
Maße erlangt haben,
Studiendauer verlassen, weshalb sich allerdings unter ihnen ein
größerer Theil von solchen befinden muß, welche noch nicht ge⸗ zwungen waren, die endgültige Entscheidung der Ersatzbehörden herbei⸗
zuführen.
Die vorbesprochene Erscheinung kehrt auch in jeder der drei
Facultäten wieder, in welchen jene drei Bekenntnisse unter den Stu⸗ direnden vertreten sind. Es hatten nämlich unter je 100 reichs angehörigen Studirenden jeder Facultät und jedes Beke
das Militärverhältniß noch nicht Entscheidung erlangt
juristischen medizinischen philosophischen “ Facultãt Facultãt e1“ “
Betrachtet man weiter die Militärverhältnisse derjenigen Studi⸗ renden, für welche im Ersatzgeschäft bezw. durch militärärztliche Unter⸗ suchung endgültig entschieden war, so ergiebt sich Folgendes:
den dienten und waren waren 8 2 hatten gedient Ersatzreservisten militärfrei Evangelischen.. 2795 554 864 Katholischen.. 646 183 275 e“ 179 65 82 zusammen . 3620 802 1221. Den vollen Dienst mit der Waffe thun die Evangelischen am
meisten, die Juden am wenigsten; umgekehrt ist der Procentsatz der
Militärfreien bei jenen am geringsten, bei diesen am höchsten. Die Katholiken halten sich hier nicht ganz in der Mitte zwischen beiden, sondern bleiben merklich hinter den Evangelischen zurück und kommen den Juden nahe. Da die Ersatzbehörden unzweifel⸗ haft objectiv über die Brauchbarkeit entscheiden, so muß nach obigen Zahlen angenommen werden, daß die gänzliche Un⸗ tauglichkeit zum Militärdienst bei den Evangelischen am seltensten, bei den Katholiken häufiger und bei den Juden am öftesten angetroffen wird. Den vollen Dienst mit der Waffe thaten und hatten gethan:
in der in der in der juristischen medizinischen philosophischen Faeultät Facultät Facultät
vb11““
70,10 65,86
unter je 100
Evangelischen.. Katholischen. o““ 65,76 58,60 zusammen.. 74,24 dagegen waren ganz militärfrei in der in der unter je 100 juristischen medizinischen 8 Facultät Facultät Evangelischen ““ 13,61 Katholischen ““ 20,62 zusammen 17,44
philosophischen
Faäcultät 26,69 31,07
43,24
Zur Arbeiterbewegung
Eine öffentliche Gehilfenversammlung von Conditoren, Pfefferküchlern und Berufsgenossen Berlins be⸗ schäftigte sich am Mittwoch mit der Arbeiterstatistik. Nach lebhaften Klagen über die schlechte Lage der Conditorgehilfen empfahl, wie die „Voss. Ztg.“ mittheilt, die Versammlung den Anschluß an den Centralverband deutscher Conditoren, Pfefferküchler und Berufsgenossen und wählte eine Agitations⸗ commission.
Die zum Deutschen Tischler⸗Verband gehörigen Par⸗ quettbodenleger Berlins beschlossen, wie der „Vorwärts“ be⸗ richtet, in einer Versammlung am 25. d. M., die Ortsverwaltung des Deutschen Tischlerverbandes, speciell die Collegen ihrer Branche zu beauftragen, die Lohnverhältnisse zu prüfen und das Resultat einer demnächstigen Versammlung zur weiteren Beschlußfassung zu unterbreiten.
Aus Schweidnitz wird uns berichtet: Die Bestrebungen der reichstreuen Bergarbeiter⸗Vereine im niederschlesischen Kohlenrevier haben fortdauernd eine günstige Entwickelung zu verzeichnen. Am letzten Sonntag veranstalteten diese Vereine in Gottesberg ein Sommerfest, an dem Vertreter der städtischen Behörden sowie auch die Gruben⸗Directoren theil nahmen. Die Festrede hielt Bergwerks⸗Director Festne und schloß mit einem Hoch auf Seine Maäjestät den Kai Berghauer Grallert wies sodann in seiner Ansprache auf die V theile des Einvernehmens zwischen den Gewerkschaften und Arbeitern hin und brachte der Vereinigung der reichstreuen Bergarbeiter⸗ Vereine ein Hoch.
In Wien veröffentlichte die Gruppe der „unabhängigen ocialisten“ am 27. d. M. ein Manifest, das in Wien nd in den Provinzen massenhaft verbreitet wurde. Die
Wiener „Presse“ berichtet hierüber:
Das Manifest, das zunächst für die czechische Arbeiterschaft be⸗ rechnet ist, ist in czechischer Sprache abgefaßt. Es schildert die Vor⸗ gänge innerhalb der Arbeiterpartei, die zur Spaltung führten, und formulirt dann das Programm der unabhängigen Gruppen. Der Aufruf schließt mit den Worten: „Wendet euch, Arbeiter, ab von der Fraction, die euch mit revolutionären Worten der conservativen Reaction zuführt, und tretet uns bei, alle, ob ihr Arbeiter der Hand oder des Geistes seid!“
Aus Paris meldet ein Wolff’'sches Telegramm vom gestrigen Tage, daß der Ministerrath beschlossen hat, den von dem Municipal⸗ rath von St. Ouen einberufenen Congreß socialistischer Ge⸗ meindevertretungen Frankreichs (vgl. die gestrige Nummer 176 d. Bl.) zu unterzagen.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 17. Juli bis incl. 23. Juli cr. zur Anmeldung gekommen: 220 Ehe⸗ schließungen, 927 Lebendgeborene, 36 Todtgeborene, 604 Sterbefälle
Kunst und Wissenschaft.
8
Die aus Anlaß der Jahrhundertfeier der Geburt des großen Pädagogen Amos Comenius begründete Comenius⸗Gesellschaft hat rasch viele Freunde gefunden und zählt schon jetzt in Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Italien, den Nieder⸗ landen, Norwegen, Oesterreich⸗Ungarn, Rumänien, Rußland, Schweden, der Schweiz, Serbien und den Vereinigten Staaten hohe Beamte, bekannte Gelehrte und freigebige Gönner — im ganzen 845 Personen — zu Mitgliedern. Anmeldungen nimmt für Deutschland das Bank⸗ haus Molenaar u. Co., Berlin C. Burgstraße, entgegen.
— Lord Spencer hat, wie „W. T. B.“ meldet, seine be⸗ rühmte Bibliothek in Althorp an einen Engländer verkauft. Die Bibliothek wird dem Publikum zugänglich sein.
— Den Londoner „Daily News“ wird aus Rom telegraphirt: An den Anlagen der St. Angelo⸗Brücke, gegenüber der Engelsburg, entdeckten Arbeitsleute unzweifelhafte Ueberreste des pons Aelius, der von Hadrian um 135 n. Chr. G. zur Verbindung seines Mausoleums mit dem Campus Martius erbauten Brücke. Leider wird dieses Bruchstück, das ein architektonisches Meisterwerk bildet, zerstört werden müssen, weil es sich darum handelt, den Tiber⸗ strom von seinem gegenwärtigen Laufe abzulenken. Man hat indessen zahlreiche Zeichnungen und Photographien von dem Bauwerk auf⸗ genommen. .
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstands⸗ und Erntebericht des österreichischen Ackerbau⸗Ministeriums nach dem Stande vom 20. Juli 1892.
Die podolischen Theile Galiziens und die angrenzenden Ebenen der Bukowina, dann Istrien und Dalmatien litten, wenigstens bis zur zweiten Dekade des Juli, durch anhaltende Trockenheit, Steiermark, Kärnten, ein Theil von Nord⸗Tirol sowie auch Schlesien dagegen durch ein Uebermaß der Niederschläge, welche, wenigstens in vielen Gegenden dieser Länder, beinahe täglich sich einstellten. Von diesen Ausnahmen abgesehen, war aber nicht nur das Maß, sondern auch die Vertheilung der Niederschläge ungemein günstig; die erste
brachte eine längere ununterbrochene Reihe heiterer Tage, die zweite Juli⸗Dekade stellte sich ganz besonders im Anfang als eine Periode häufiger Gewitterregen dar. Ueber starke Hagelschläge liegen diesmal viele Nachrichten vor, namentlich aus Mähren und Krain. Die oftmals heftigen Regen⸗ güsse verursachten bei allen Getreidearten Lagerung, über welche viel⸗ fach geklagt wird, besonders da dieselbe auch bei solchem Getreide stattfand, welches im ersten Stadium der Körnerbildufig sich befand. Auch hat sich bei der Lagerfrucht häufig schon der Rost entwickelt, doch hat dieser zumeist die Körner bisher verschont. Im übrigen aber waren die reichlichen Niederschläge der Körnerentwicklung zumeist sehr günstig, und werden die langen und schweren Aehren häufig gerühmt. Der Roggen, dessen Schnitt größtentheils schon beendet, zum theil aber im vollen Zuge ist, liefert zumeist mittlere, zum theil nur schwach mittlere Ernten im Geströh, welche jedoch gute oder doch ziemlich gute Schüttung versprechen, sodaß in Beziehung auf den Körnerertrag im großen Durchschnitte die Ernte als eine etwas über dem Mittel stehende geschätzt werden kann. In Beziehung auf die Qualität der Körner kann die Ernte nach den bisherigen Nachrichten als „gut“ bezeichnet werden. Da die Ernte⸗ witterung in vielen Gegenden ungünstig war, kamen zwar Beschädi⸗ gungen der Qualität vor und wurden Besorgnisse bezüglich des Aus⸗ wachsens auf dem Felde ausgesprochen, doch waren erstere nicht vo Bedeutung, und wurde bezüglich des Auswachsens noch nichts That⸗ sächlich gemeldet. Die Weizenernte, welche zumeist in vollem Zuge, in den Südländern sowie in den podolischen Gebieten Galiziens, wo der Weizen vegen der Dürre nothreif wurde, und in begünstigten Lagen der mittleren und nördlichen Zone schon beendet ist, fällt besser aus, als die Roggen⸗ ernte und darf im großen Durchschnitt als „gut mittel“ bezeichnet werden. Sehr gute Ernten werden besonders aus Ober⸗Oesterreich und Salz⸗ burg, gute in größerer Anzahl aus den meisten Ländern, namentlich aus Nieder⸗Oesterreich gemeldet, dagegen nur schwach mittlere und ganz schlechte aus Istrien und Süd⸗Dalmatien. Ueber die zu er⸗ wartende Qualität der Körner liegen ebenfalls meist günstige Nach⸗ richten vor. Die vorkommenden Ausnahmen sind theils dieselben, welche bezüglich des Roggens erwähnt wurden, theils betreffen die⸗ selben das Vorkommen des Rostes auf den Körnern. Der Raps hat im allgemeinen die erwartete gute Ernte geliefert. Nur in Galizien fiel dieselbe minder befriedigend aus, da die Körner⸗ entwickelung nicht den Erwartungen entsprach, welche man an die günstig verlaufene Blüthe knüpfen konnte. In manchen Gegenden war eine Pilzbildung die Ursache dieses Rückganges. Die Gerste, deren Ernte mit jener des Weizens ziemlich gleichen Schritt hält, liefert auch im allgemeinen so wie dieser, mit denselben Ausnahmen, gute Mittel⸗ ernten, obwohl dieselbe mehr als der Weizen von dem wuchernden Unkraut zu leiden hatte und die Lagerung derselben schädlicher war als diesem. Ueber manche sehr gute Ernten wird namentlich aus Böhmen, Mähren, der Bukowina, Nieder⸗ und Ober⸗Oesterreich berichtet, die Qualität hat zwar in Beziehung auf die Farbe der Körner in nicht eben seltenen Fällen gelitten, sonst aber liegen dies⸗ falls keine Klagen vor. Der Hafer, dessen Ernte mit Ausnahme der füdlichen Zone und der Gegenden, wo er nothreif wurde, nur hier und da schon beginnt, meist aber noch bevorsteht, blieb im allgemeinen in der gedeihlichen Entwickelung etwas hinter der Gerste zurück, da demselben sowohl die Periode der vorherrschenden Trocken⸗ heit (letzte Dekade Mai und erste Dekade Juli) als auch die Lagerung wegen des weniger vorgeschrittenen Entwickelungsstadiums mehr ge⸗ schadet hatten. Eine Ernte über dem Mittel ist jedoch von dieser Frucht ebenfalls zu erwarten. Die ungünstigen Ausnahmen betreffen die gleichen Gebiete, welche schon beim Weizen erwähnt wurden. — Mais, zumeist in der Blüthe, hat sich vorwiegend kräftig ent⸗ und berechtigt zur Hoffnung auf eine recht gute Ernte. In den ischen Gebieten von Galizien und in Istrien jedoch steht derselbe in Folge der Dürre ziemlich schwach und läßt demnach schwach mittlere Ernten erwarten, und in Kärnten ist derselbe in der Entwicklung noch so weit zurück, daß das Ausreifen in Frage steht. Ueber den Stand der Hülsenfrüchte liegen ebenfalls zumeist günstige, aus der Bukowina und Istrien aber infolge der Dürre und aus Krain infolge der Beschädigungen durch die Engerlinge vorwiegend ungünstige Nach⸗ richten vor. Der Stand der Kartoffeln ist im allgemeinen bisher sehr erfreulich, die Peronospora infestans hat sich bisher, von seltenen Ausnahmen abgesehen, nur bei den Frühkartoffeln, deren Ernte begonnen hat, gezeigt. Etwas zahlreicher als bei den Kartoffeln sind die A
Juli⸗Dekade
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ungünstigen Aus⸗ nahmen von dem im allgemeinen ebenfalls guten Stande der Rüben, namentlich der Zuckerrüben, einestheils wegen des häufig nöthig ge⸗ wordenen Nachbaues, theils weil die Bekämpfung des durch die Witterung begünstigten Unkrauts bei diesen besonders schwierig war und in vielen Fällen nicht entsprechend durchgeführt werden konnte. Die Klagen über Insectenschäden sowie auch über Wurzelbrand sind aber verhältnißmäßig selten. Die Heuernte von Kleefeldern und Wiesen wurde durch die häufigen Regen zwar sehr ehemmt und verzögert, jedoch im allgemeinen glücklich e . Die schöne Witterung in der ersten Dekade des Juli ies sich für diesen Zweck von außerordentlichem Nutzen; Dank der⸗ selben wurde der größte Theil der Heuernte in guter Qualität ein⸗ geheimst. Das vor und nach dieser Zeit Eingeführte hatte jedoch zu einem namhaften Theil beträchtliche Verluste an der Qualität zu leiden. Auf den Thalwiesen wurde auch viel verschlämmtes geerntet. Das quantitative Ergebniß war vorwiegend gut, Wiesenheu in den Alpenländern sogar häufig sehr gut. Verhältniß⸗ mäßig besonders günstig war das Ergebniß der einmähdigen wiesen. Nur in den bezeichneten Gebieten, in welchen 2 geherrscht hatte, und in manchen Gegenden von Böhmen war das Ergebniß gering. Das Wiesenheu lieferte im all⸗ gemeinen bessere Erträge als der Klee. Der Nachwuchs auf Klee⸗ feldern und Wiesen verspricht mit den gleichen Ausnahmen ebenfalls eine gute Grummeternte, welche in manchen Gegenden auch schon in Angriff genommen wurde. Auf den meisten Alpenweiden findet das Vieh reichliche Nahrung, doch hatte sich der Auftrieb verspätet. Ueber den Stand, beziehungsweise die Ernte des Flachses liegen mit wenigen Ausnahmen günstige und sehr günstige Nachrichten vor. Hopfen ist, soweit die Nachrichten reichen, gesund und von Insecten verschont geblieben, hat meistens reichliche Seitentriebe, auch schon Dolden angesetzt. Besonders bei Saaz steht derselbe sehr schön, auch aus Mähren und Steiermark liegen günstige Nachrichten über seinen Stand vor; in manchen Gegenden von Vöhmen und Galizien aber hat er sich etwas schwach entwickelt. Manche Anlagen wurden durch Stürme beschädigt. Der Wein hat meistens gut, in manchen Lagen aber, namentlich in Krain, nicht gut verblüht, und geht die weitere Entwickelung der Trauben mit den genannten Ausnahmen gedeihlich vor sich. Die Peronospora ist in den Südländern und in Krain nur mäßig, in der Kremser Gegend und in Mittel⸗Steiermark hingegen ziemlich heftig aufgetreten, wurde aber hier wie dort mit Erfolg be⸗ kämpft. Die Ernte⸗Aussichten können nach den vorliegenden Nachrichten für alle Südländer und namentlich für die Bozener Gegend als sehr gut, auch für Böhmen und Mähren als ziemlich gut, für Nieder⸗Oesterreich und Steiermark als minder günstig, etwa einer schwachen Mittelernte entsprechend, bezeichnet werden. Bezüglich der Obsternte bestehen nur für Südtirol, besonders die Bozener Gegend, allgemein, außerdem bezüglich der Zwetschken, wenigstens für verschiedene eenden, gute, im übrigen aber mit seltenen, je einzelne Obstgattungen effenden Ausnahmen nur schlechte Ernteaussichten.
Saatenstand in Bosnien.
Die im Monat Juni anhaltende warme Witterung und häufige reichliche Niederschläge haben das Wachsthum der Feldfrüchte günstig beeinflußt. Sowohl die Winter⸗ als auch die Sommersaaten versprechen qualitativ und quantitativ eine gut mittlere bis sehr gute Ernte. Die Heu⸗Ernte ist gegenübe; dem Vorjahre mit wenigen Ausnahmen eine viel günstigere und dürfte der Ertrag denjenigen des Vorjahres um 30 bis 50 Procent über⸗ steigen. Der Kukurutz und die Kartoffeln entwickeln sich sehr schön und versprechen, falls die Witterung günstig bleibt, eine gute Ernte.
Die schwarze Zwetschke ist schlecht gerathen und wird deren Erträgniß
demjenigen des Vorjahres weit nachstehen. Auch bei den übrigen Obstgattungen und insbesondere bei Aepfeln und Birnen ist gegen⸗ über dem Vorjahre ein Ausfall zu gewärtigen.
Saatenstand in den Vereinigten Staaten. Dem von dem landwirthschaftlichen Departement der Ver⸗ einigten Staaten von Amerika am 11. d. M. veröffentlichten Saatenstandsbericht entnehmen wir Folgendes:
Mais. Das durchschnittliche Areal beträgt im Verhältniß zum Vorjahr 95,6 %. Die Abnahme der Anbaufläche zeigt sich be⸗ sonders in den hauptsächlich Mais producirenden Gegenden des Ohio, oberen Missisippi und Missouri. In diesen Districten hält sich die bebaute Fläche sogar bedeutend unter dem oben erwähnten Durch⸗ schnitt, wird aber zum theil wieder ausgeglichen durch eine Zunahme des Areals in den Atlantischen Staaten und im Süden: In den sieben hauptsächlich Mais producirenden Staaten beträgt das Durchschnittsareal im Verhältniß zum Vorjahr: in Ohio 90 %, Indiana 84 %, Illinois 84 %, Jowa 87 %,
Missouri 86 %, Kansas 99 %, Nebraska 97 %. Der Durch⸗ schnittsstand war am 1. d. M. 81,1 gegen 92,8 im vorigen Jahre. Im einzelnen stellte sich der Durchschnittsstand am 1. d. M. h Teras auf 95, Tennessee 92, Kentucky 93, Ohio 80, Indiana 72, Illinois 70, Jowa 75, Missouri 75, Kansas 81, Nebraska 84.
Weizen. Der Durchschnittsstand von Winterweizen war am 1. d. M. 89,6 gegen 88,3 v. M. und 96,2 im Juli 1891. Der Stand ist überall ziemlich hoch, außer in Ohio, Michigan, Indiana, Wisconsin und Missouri. 1 Sommerweizen fiel von 92,3 am 1. Juni auf 90,9 am 1. Juli. Der Durchschnittsstand war im Juli 1891 94,1. Die größte Abnahme während des Monats Juni zeigt sich in Wisconsin, Nebraska, Washington⸗Oregon. 3
Der Durchschnittsstand von Weizen überhaupt betrug am
i d. J. 90 gegen 89,7 v. M. und 95,5 am 1. Juli v. J.
b Der niedrige Stand am 1. v. M., nämlich 88,5, ist s weiter auf 87,2 gefallen. Durchschnittsstand. hat sich ein wenig gebessert M. 92,8
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Thierkrankheiten und Absperrungs Maßregeln.
Rumänien.
itsrath in Bukarest hat bestimmt, daß Reisende aus Bessarabien beim Uebertritt nach Rumänien einer strengen ärztlichen Untersuchung unterworfen sein sollen, sofern sie nachweisen können, daß sie seit zwanzig Tagen in keiner verseuchten Gegend sich aufgehalten haben, während sie andernfalls nach Salina dirigirt werden sollen, um dort die Quarantäne durchzumachen.
Wien, 28. Juli. Wegen gemeinsamen Vorgehens der Civil⸗ und Militärbehörden bei Maßnahmen gegen die Cholera haben laut Meldung des „W. T. B.“ das Ministerium des Innern und das Kriegs⸗Ministerium die erforderlichen Weisungen erlassen. Insbesondere ist den Gemeindevorstehern eingeschärft worden, den ersten Cholerafall sofort der zuständigen Militärbehörde anzuzeigen.
St. Petersburg, 28. i. Am 26. Juli kamen, wie „W. T. B.“ berichtet, in Astrachan 46 .Erkrankungen an der Cholera und 42 Todesfälle vor, in Woronesch 15 Erkrankungen, 10 Todesfälle, auf den Stationen der Rostow⸗Woronesch⸗Eisenbahn 17 Erkrankungen und 9 Todesfälle, in Kasan 9 Erkrankungen und 7 Todesfälle, in Samara 120 Erkrankungen und 74 Todes⸗ fälle, in Saratow 91 Erkrankungen und 61 Todesfälle, in Sim⸗ irsk 68 Erkrankungen und 38 Todesfälle, in Rostow 106 Er⸗ rankungen und 69 Todesfälle, in Taganrog 5 Erkrankungen und
Todesfälle und im Gouvernement Charkow 15 Erkrankungen und
Todesfälle. In Zarizin sink am 25. Juli 48 Erkrankungen und 29 Todesfälle und in Orenburg bis zum 27. Juli 9 Erkrankungen und 6 Todesfälle constatirt worden.
(P), Kopenhagen, 27. Juli. Durch Verfügung des Justiz⸗ Ministeriums vom gestrigen Tage ist das unterm 13. d. M. erlassene Verbot der Einfuhr von Lumpen aus den Häfen am Schwarzen und Asow'schen Meere auf ganz Rußland erweitert worden, und tritt dieses Verbot sogleich in Kraft. Eine Quarantäne findet zur Zeit nicht statt. Die Bestimmungen im Art. I, Abschn. 2 des Gesetzes vom 2. Juli 1880, betreffend Maßnahmen gegen die Einschleppung ansteckender Krankheiten, werden gegenüber folgenden Orten in Wirk⸗ samkeit treten: Marseille, sämmtliche Hafenstädte in Egypten, die Häfen in Tongking und Cochinchina sowie in Ostindien, darunter die niederländisch⸗ostindischen Colonien, die Häfen am Rothen Meer, Japan, Lissabon, die Häfen in Syrien, Rio de Janeiro und die Häfen am Schwarzen und Asowschen Meere. Verboten wird aus sämmtlichen genannten Orten die Einfuhr von gebrauchter Leinwand, gebrauchten Kleidungs⸗ stücken und gebrauchten Betten, insofern diese Gegenstände nicht zum Reisegepäck von Personen gehören, ferner von Lumpen, gebrauchter Watte, Kratzwolle und Papserabfallen. Außerdem wird unter öffentlicher Auf⸗ sicht die Reinigung von Leinewand, Kleidungsstücken und Betten vor⸗ genommen werden, welche als Reisegepäck aus irgend einem der ge⸗ nannten Orte mitgebracht werden. 8
1“
Handel und “
6 Tägliche Wagengestellung an der Ruhr und in
An der Ruhr sind am 28. d. M. gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 27. d. M. gestellt 3743 rechtzeitig gestellt keine Wagen. G
213, nicht rechtzeitig nicht
Zwangs⸗Versteigerungen. 1
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin ständ am 28. Juli das Grundstück der Minna Traeder hier, am Weiden⸗ weg 4 belegen, zur Versteigerung; Nutzungswerth 6970 ℳ; Mindest⸗ gebot 52 500 ℳ; für das Meistgebot von 118 500 ℳ wurde der Kauf⸗ mann Adolph Cohn, Neue Königstraße 80, Ersteher. Die Zwangsversteigerung des Oscar Bruck’schen Grundstücks, Kom⸗ mandantenstraße 10/11, und der Termin am 19. August d. J. sind aufgehoben.
Leipzig, 28. Juli. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗
andel. La Plata. Grundmuster B. per August 3,75 ℳ per September 3,77 ½ ℳ, per Oktober 3,80 ℳ, per November 3,80 ℳ, per Dezember 3,80 ℳ, per Januar 3,82 ½ ℳ, per Februar 3,82 ½ ℳ, per März 3,85 ℳ, ver April 3.85 ℳ Umsatz 115 000 kg.
London, 28. Juli. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten.
London, 29. Juli. (W. T. B.) Wie der „Daily Telegraph“ meldet, nehmen die Verhandlungen für eine demnächstige Emission von 1 500 000 Pfd. chilenischer Schatzbonds ihren Fortgang. Die Anleihe ist zum theil zur Bezahlung der während des jüngsten Bürgerkrieges ausgegebenen Papier⸗Emissionen im Betrage von drei Millionen bestimmt. b
Bradford, 28. Juli. (W. T. B.) Wolle fest,
mäßige 1 W“ 1 See näaßige Garne stetig, Botanpgarne fester,
Mohairgarne ziemlich
.B.) Bei der heute von der
sellschaft abgehaltenen Zinn⸗
358 ancazinn zu 56 ¾ bis 57, durch⸗
ittlich 56 ¾, zum Verkauf gestellt.
New⸗York, 28. Juli. (W. T. B.) Die Börse eröffnete
fest und lebhaft, schloß nach allgemein fester Haltung sehr fest. Der
Umsatz der Actien betrug 195 000 Stück. Der Silbervorrath
wird auf 2 010 000 Unzen geschätzt. Silberverkäufe fanden nicht statt. 1
Das Journal „Post“ schätzt die Ausfuhr von Gold am.
nächsten Sonnabend auf 3 bis 4 Millionen Dollars