— Kdönigliche Bibliothek.
In der Woche vom 1. bis einschl. 6. August findet nach § 48 der Benutzungs⸗Ordnung die Zurücklieferung sämmt⸗ licher aus der Königlichen Bibliothek entliehenen Bucher statt. Alle, welche solche Bücher in Händen haben, werden hiermit aufgefordert, sie in den Geschäftsstunden (9—3 Uhr) zurück⸗ zuliefern. Die Zurücknahme der Bücher erfolgt nach alpha⸗ betischer Ordnung der Namen der Entleiher:
v„on A— H am Montag und Dienstag, „ J — R am Mittwoch und Donnerstag, „ S— 3 am Freitag und Sonnabend. Berlin, den 25. Juli 1892.
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Auf Grund des dritten Absatzes des §. 13 der unter dem 13. Juli 1889 im „Centralblatt für das Deutsche Reich“ S. 421 veröffentlichten Vorschriften über die Prüfung der Thierärzte bringe ich hierdurch zur Kenntniß, daß mit der Abhaltung der thierärztlichen Fachprüfung am 15. Ok⸗ tober d. J. begonnen wird. Die Meldungen zu dieser Prüfung sind bis spätestens den 10. Oktober d. J. an mich einzureichen. Berlin, den 28. Juli 1892. Der Rector der Thierärztlichen Hochschule. Dieckerhoff.
Die dem Fabrikdirector von Krottnaurer zu Jatznick dies⸗ seits unterm 24. Juni 1891 auf Grund des § 1 des Gesetzes vom 9. Juni 1884 (Reichs⸗Gesetz⸗Samml. S. 61) ertheilte Erlaubniß zum Besitz von Roburit zum Zwecke von Sprengungen in den Thongruben der Actiengesellschaft „Merkur“, beschränkt auf den Ge⸗ meindebezirk Jatznick, ist zurückgenommen worden, was gemäß Nr. 6 der ministeriellen Verordnung vom 11. September 1884 (M.⸗Bl. f. d. i. V. S. 238) hiermit bekannt gemacht wird.
Ueckermünde, den 27. Juli 1892. .
Der Landrath des Kreises Ueckermünde. Graf Rittberg.
bö.“ “ Seine Excellenz der Staats⸗Minister und Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten von Henden, aus Pommern.
Abgereist:
Seine Excellenz der Ministerial⸗Director im Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten, Wirkliche Geheime Rath Dr. de la Croirx, nach Langeoog;
der Ministerial⸗Director im Justiz⸗Ministerium Dr. Droop nach Tirol.
Preußen. Berlin, 30. Juli.
Seine Majestät der Kaiser und König sind heute früh 6 Uhr von Potsdam nach Wilhelmshaven abgereist, um Sich von dort nach Cowes auf der Insel Wight zu be⸗ geben. Von Spandau ab hörten Seine Majestät auf der Fahrt den Vortrag des Chefs des Militär⸗Cabinets, General⸗ Adjutanten von Hahnke. .““
Der General⸗Inspecteur der Fuß⸗Artillerie, General⸗ Lieutenant Sallbach ist von Urlaub hierher zurückgekehrt. Der Staatssecretär des Reichs⸗Marineamts, Vice⸗Admiral Hollmann ist von Wilhelmshaven hier wieder eingetroffen. Der Ober-⸗Quartiermeister im Großen Generalstabe, General⸗Lieutenant Oberhoffer ist hierher zurückgekehrt.
M. S. „Alexandrine“, Commandant Capitän zur See von Frantzius, ist am 29. Juli in Swatow an gekommen und beabsichtigt, am 1. August wieder in See zu
gehen
1““
1 G Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. 8. Weimar, 29. Juli. Ihre Durchlauchten der Prinz und die Prinzessin Friedrich von Hohenzollern trafen gestern zum Besuch Ihrer Königlichen Hoheiten des Groß⸗ herzogs und der Großherzogin in Wilhelmsthal ein und kehrten Abends nach Cassel zurück.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Coburg, 30. Juli. Der Prinz Ferdinand von Coburg ist in der vergangenen Nacht wieder von hier ab⸗ ereist. Die Prinzessin Clementine und die Herzogin Max Emanuel in Bayern werden heute Nachmittag um 4 Uhr abreisen.
8— Großbritannien und Irland.
Bei der Parlamentswahl auf den Orkney⸗ und Shetlands⸗Inseln ist laut gestern in London eingetroffenen Meldungen der Gladstonianer Lyell mit 2617 Stimmen ge⸗ wählt worden; der Gegencandidat Younger (Unionist) erhielt 1614 Stimmen.
Nach einer Zusammenstellung der „Times“ sind im ganzen bei den Wahlen im Vereinigten Königreich Großbritannien und Irland für die Liberalen und deren Bundesgenossen 2 477 856 und für die Conservativen nebst den liberalen Unionisten 2 274 842 Stimmen abgegeben worden, sodaß die Gladstonianer ein Mehr von 203 014 Stimmen erhalten haben. In England allein haben die Conservativen eine Mehrheit von 121 635 Stimmen, während die Gladstonianer
in Wales eine solche von 51 636 und in Schottland eine solche von 36 185 Stimmen errungen haben. In Irland erhielten die Anti⸗Parnelliten 232 423, die Unionisten 78 618 und die Parnelliten 76 475 Stimmen. “ Belgien. . 1“
Die Deputirten kammer hat, wie schon mitgetheilt, die neue Geschäftsordnung für die Verfassungsrevision an⸗ genommen und wird nunmehr an die Wahl des aus 13 Mit⸗ gliedern der Rechten und 8 Liberalen bestehenden Aus⸗ schusses gehen. Der Senat hat die gleichen Beschlüsse gefaßt und setzt auch seinerseits einen Verfassungs⸗ ausschuß ein, sodaß bis zum November zwei Ausschüsse die Verfassungsrevision vorberathen werden. Gleich⸗ zeitig hat der Senat, „um dem Einklange der Parteien Aus⸗ druck zu geben“, den liberalen Senator Dupont zum Zweiten Präsidenten gewählt. Die fortschrittlichen Deputirten haben sofort ihre Anträge für die Verfassungsrevision bei der Kammer eingereicht. Nach einem Bericht des „Hamb. Corr.“ aus Brüssel lauten diese Anträge, welche die Grundlage für die Berathung bilden werden, wie folgt:
„Die Repräsentantenkammer wird durch das directe all⸗ gemeine Stimmrecht gewählt. Wähler sind, unter “ der unter Curatel gestellten, alle Bürger, welche die durch das Wahlgesetz bestimmten Bedingungen in Alter und Domicil erfüllen. Dasselbe verzeichnet die Klassen von Bürgern, welche wegen Unwürdigkeit aus der Wählerschaft endgültig oder zeitweilig ausgeschlossen sind.
Um für den Senat wählbar zu sein, muß man Belgier von Geburt, durch Option oder große Naturalisirung sein, seine poli⸗ tischen und bürgerlichen Rechte besitzen, in Belgien ansässig und min⸗ destens dreißig Jahre alt sein. Der Wahlcensus wird beseitigt und darf nicht wieder eingeführt werden. Die Senats⸗Mitglieder werden direct durch das allgemeine Stimmrecht gewählt.
as Gesetz bestimmt die Bildung, Bedeutung und die Function der Wahlversammlungen. Diese Wahlversammlungen erfallen zugleich in Abtheilungen auf Grund des festen Besitzes, der Functionen oder Gewerbe. Jeder Bürger übt das Stimmrecht in der Versammlung aus, zu der ihn seine Function, sein Gewerbe oder seine sociale Stellung zählt. Das Gesetz stellt die Zahl der durch jede Wahl⸗ versammlung zu wählenden Senatoren fest.
Der König hat das Recht, die Wählerschaft über jedes von beiden Kammern oder im Conflictsfalle von einer derselben angenom⸗ mene Gesetz zu befragen. Das Referendum ist obligatorisch, wenn es von 100 000 Wählern oder von fünf Provinzialräthen oder von Gemeinderäthen, die mindestens eine Million Einwohner vertreten, gefordert wird:“
Rumänien.
Der Minister des Auswärtigen Lahovary, der eine Reise in das Ausland antritt, hat sich nach Sinaja begeben, um sich von dem Könige zu verabschieden. Der Minister⸗ Präsident Catargi übernimmt inzwischen die Verwaltung des auswärtigen Ressorts.
Schweden und Norwegen.
(F) Der König, der Kronprinz und die Kron⸗ prinzessin sowie der Prinz Eugen sind am 29. d. M., Vor⸗ mittags, aus Christiania wieder in Stockholm eingetroffen und auf dem Bahnhofe von der Prinzessin von Dakekarlien und dem Prinzen Carl sowie von einer großen Anzahl hoher Civil⸗ und Militärbeamten empfangen worden. Auf dem Wege nach dem Schlosse wurde die Königliche Familie von unge⸗ heueren Volksmassen enthusiastisch begrüößt. Die Häuser sowie die Schiffe im Hafen hatten Flaggenschmuck angelegt. Die Königin hatte den Sonderzug in Kongsvinger verlassen und sich von dort zum Sommeraufenthalt nach Skinnarböl begeben.
Das norwegische Storthing hat, nach einem Tele⸗ gramm aus Christiania, in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, eine directe Staatssteuer in Höhe von 2 830 000 Kronen einzuführen. Diese Steuer ist zum Ersatz für die in Aussicht genommene Herabsetzung des Zuckerzolles und für die Auf⸗ hebung des Petroleumzolles bestimmt.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Der § 200 Abs. 2 der Reichs⸗Konkursordnung: „Der Zwangs⸗ vergleich (einer Handelsgesellschaft) begrenzt, soweit er nicht ein anderes festsetzt, zugleich den Umfang der solidarischen Haftung der persönlich haftenden Gesellschafter mit ihrem sonstigen Vermögen“ —
findet, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Civil⸗ senats, vom 1. März 1892, keine Anwendung auf solche Gesellschafter, welche schon vor der Eröffnung des Konkursverfahrens über das Gesellschaftsvermögen aus der Gesellschaft ausgeschieden waren, und durch den Zwangsvergleich werden demnach die Rechte der Gläubiger gegen die ehemaligen per⸗ sönlich haftbaren Gesellschafter — als Mitschuldner des Gemein⸗ schuldners nicht berührt.
— Der kaufweise Erwerb eines Pfandscheines über eine vom Diebe verpfändete gestohlene Sache erfüllt, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 31. März 1892, noch nicht den Thatbestand der Hehlerei; erst durch die Einlösung der Sache und ihre Besitzergreifung seitens des Käufers macht dieser sich der Hehlerei schuldig.
Statistik und Volkswirthschaft. Provinzial⸗Darlehnskasse für Schlesien.
Die Provinzial⸗Darlehnskasse für Schlesien, welche im Jahre 1854 gegründet wurde, um den durch die Ueberschwemmungen dieses Jahres geschädigten Grundbesitz durch Darlehen zu unterstützen, und deren Ver⸗ mögen seitdem zur Hebung der letzten Hochwasserschäden und zur Er⸗ richtung und Vergrößerung von provinziellen Anstalten verwendet worden ist, besitzt immer noch ansehnliche Vermögensbestände. Wie der Ueger⸗ sicht für Ende Märzd. J. zu entnehmen ist, bestanden, wie die Schweidnitzer „Tägliche Rundschau“ berichtet, die Activa derselben in 1619 161,57 ℳ, davon 830 850 ℳ in Effecten nach dem Nennwerthe, 636 575,70 ℳ in Darlehnsforderungen, 137 200 ℳ in anderen Guthaben, und die Passiva in 300 ℳ noch ausstehenden Darlehnskassenscheinen. Das Vermögen der Provinzial⸗Darlehnskasse beziffert sich daher noch auf 1 618 861,57 ℳ und steht der Vertretung des Provinzial⸗Verbandes, d. i. dem Provinzial⸗L ndiag, zur freien unbeschränkten Verfügung im öffentlichen Interesse mit der Maßgabe zu, daß die dem Com⸗ munalverbande der Ober⸗Lausitz zugehörigen Landestheile keinen Antheil daran haben, weil letzterer früher abgefunden worden ist.
Gemeinde⸗Armenpflege. 8
Schon seit längerer Zeit hat sich die Armendirection in Breslau bezw. eine von ihr zu diesem Zweck niedergesetzte Com⸗ mission mit Projecten betr. Herbeiführung eines engeren Zusammen⸗ wirkens mit der sehr ausgebreiteten, aber leider zersplitterten Vereins⸗ und Privatwohlthätigkeit beschäftigt. Es ist jedoch eine Ueberein⸗ stimmung über diese Vorschläge bisher nicht erzielt worden, dagegen die Ueberzeugung zum Durchbruch gelangt, daß einem Vorgehen in dieser Richtung gewisse Abände⸗ rungen in der Organisation der städtischen Armenver⸗
waltung vorausgehen müßten, von welchen zugleich vornehmlich eine gründlichere Prüfung der Verhältnisse der einzelnen Armen und eine zweckmäßige Arbeitsvertheilung für die Armenpflege⸗Organe zu er⸗ warten sei. Gegenwärtig werden die Geschäfte der Gemeinde⸗Armen⸗ pflege in der Weise besorgt, daß die Bezirksvorsteher die Unterstützungs⸗ gesuche prüfen und die Armengelder auszahlen, während die Be⸗ willigung der Unterstützungen lediglich der aus ca. 40 — 50 Mitgliedern Sene Armendirection zukommt; natürlich wird die letztere dabei vielfach mit zeitraubenden Detailgeschäften überlastet. Aus den oben angeführten Gründen hat nun der Magistrat einen Nachtragsentwurf zu dem Regulativ für die Gemeinde⸗Armenpflege ausgearbeitet und der Stadtverordneten⸗Versammlung vorgelegt. Die Grundsätze dieses Entwurfs, der sich an das sogenannte Elberfelder Armen⸗ flegesyostem anlehnt, beruhen, wie die Schweidnitzer „Tägliche Rund⸗ schau“ der betreffenden Vorlage entnimmt, im wesentlichen in folgenden Grundsätzen: Für die Zwecke der Armenverwaltung wird das Stadtgebiet künftig in Armenbezirke eingetheilt, deren jeder aus mehreren Stadtbezirken besteht. Die Beschlußfassung über die Armen unterstützungen erfolgt für jeden Armenbezirk durch eine besondere Commission (Bezirksversammlung), bestehend aus dem Vorsteher und den Armenpflegern des Bezirks; die städtische Armendeputation führt über die Beschlußfassung nur eine scharfe Controle. Es werden so viel Armenpfleger bestellt, daß auf jeden Pfleger ein kleines Quartier (Unterabtheilung des Bezirks) mit nicht mehr als vier Armen (bezw. armen Familien) kommt, welche der Pfleger unter steter Aufsicht zu halten, sie zur Ordnung anzuhalten ꝛc. hat. Alle Unterstützungen Recherchen ꝛc. gehen durch den Pfleger.
Bewegung der Bevölkerung in Württemberg
im Jahre 1891.
Nach einer vorläufigen Zusammenstellung ergeben sich für die Bewegung der Bevölkerung in Württemberg im Vergleich zum Jahre 1890 folgende Ziffern: Die Zahl der Eheschließungen stellte sich im Berichtsjahre auf 14 274 (13 747), die der Ge⸗ burten auf 72 465 (69 089), die der Todesfälle auf 52 342 (51 571). Der Ueberschuß der Geborenen über die Gestorbenen betrug somit 20 123 (17 518). Im Vergleich zu dem zehnjährigen Durch⸗ schnitt der Jahre 1881 bis 1890 stellt sich für 1891 die Zahl
der Eheschließungen um 1357 höher, die der Geburten um 1775, dòie
der Todesfälle um 1555, die des Ueberschusses der Geborenen über die Gestorbenen um 220 niedriger. —
Erträge der lothringischen Salinen.
Die lothringischen Salinen haben im Etatsjahre 1891/92 588 004 Doppel⸗Centner Salz producirt und 572 078 Doppel⸗ Centner abgesetzt. Hiervon wurden 59 984 D.⸗Ctr. versteuert, 194 172 D.⸗Ctr. steuerfrei abgelassen und 317 922 D.⸗Ctr. mit Begleitschein versendet. Die Production des Salzes ist um
36 080 D.⸗Ctr. und der Absatz um 24 942 D.⸗Ctr. gegen das Vorjahr gestiegen. In Elsaß⸗Lothringen gelangt hauptsächlich das Salz der
lothringischen Salinen zur Verwendung. Von Salinen des übrigen deut schen Zollgebiets wurden nur 596 D.⸗Ctr. Speisesalz und 32 103 D.⸗Ctr zu gewerblicher Verwendung bestimmtes Salz bezogen. Aus dem Zoll⸗
auslande wurden 217 D.⸗Ctr. Salz eingeführt, von welchen 118 D.⸗Ctr.
als Speisesalz abgesetzt und 99 D.⸗Ctr. als Viehsalz verwendet wurden. Das lothringische Salz findet außer in Elsaß⸗Lothringen Absatz in Luxemburg, Preußen, Bavern und Hessen, in geringen Mengen auch in Württemberg. Die Ausfuhr nach dem Zollauslande ist unbedeutend; sie betrug im ganzen 5807 D.⸗Ctr., wovon 5802 D.⸗Ctr., welche aus einer außerhalb Elsaß⸗Lothringens ge⸗ legenen Saline stammten, nach der Schweiz ging. Die Salzabgabe belief sich auf 1 708 764 ℳ
18 8 8
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Zur Arbeiterbewegung.
Der Verein Berliner Militärschneider verhandelte, wie die „Voss. Ztg.“ mittheilt, am Donnerstag wiederum über die Lohn⸗ abzüge in der Werkstätte des deutschen Offizier⸗Vereins un bei der Firma Berger und Collani. (Vergl. Nr. 174 d. Bl.) Es wurde mitgetheilt, daß die Leitung des deutschen Offizier⸗Vereins mit der Agitations⸗ (Lohn⸗) Commission der Schneider und Schnei⸗ derinnen Berlins nicht verhandeln wolle, doch habe sie in den letzten Tagen eine kleine Zulage auf einzelne Civilarbeiten gewährt. Schließlich wurde eine Entschließung angenommen, die sich scharf über die Lohnverkürzung ausspricht und auffordert, die Sache kräftig zu verfolgen und Gelder für Abwehrmaßnahmen zu sammeln.
Der Vertrauensmann der Steinmetzen Berlins weist in einem Aufruf auf Lohnkürzungen gegenüber dem von der Innung an⸗
genommenen Lohntarif hin, die bei verschiedenen namhaft gemachten Arbeitgebern üblich geworden seien, und berichtet, daß an der Dom⸗
Ufer⸗Mauer, wo die Firma Kaulfersch die Arbeiten auszuführen habe, die Lohndifferenzen 20 % betragen; die Steinmetzen hätten dort die Arbeit liegen lassen.
Aus Solingen wird der „Köln. Ztg.“ über den nach drei
Monaten angedrohten Ausstand der Scheerenschleifer berichtet (pgl. Nr. 172 d. Bl.) und dabei bemerkt, daß die Kündigungsfrist
bis zum 20. Oktober läuft. Der Fabrikantenverein hat sich auch an
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die Feiler und an die Härter der Scheeren mit dem gleichen Antrage wegen Unterhandlungen über eine Ermäßigung der Arbeits⸗
löhne gewandt, doch steht hier noch ein Beschluß aus.
In Hannover haben wie dem „Vorwärts' berichtet wird, in
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der Metallgießerei von Franz Pfahl und Männel die Former bis auf zwei wegen Lohnstreitigkeiten die Arbeit niedergelegt. Kündi⸗ gungsfrist war nicht vereinbart.
Aus Leipzig berichtet die „Lpz. Ztg.“: Der Vertrauensmann⸗
des Unterstützungsfonds der in den Buchdruckereien beschäftigter
Arbeiterinnen und Hilfsarbeiter veröffentlicht die Abrechnung über den Buchdruckerstrike, an dem sich auch viele Hilfs⸗ arbeiterinnen betheiligten. Die Einnahmen beliefen sich hiernach⸗ in der Zeit vom 1. Oktober 1891 bis 31. März 1892, ein⸗
schließlich cines am 30. September 1891 vorhanden gewesenen Kassen⸗
bestandes von 300 ℳ, auf 51 943 ℳ und die Ausgaben auf 51 138 ℳ Die Einnahmen ergeben sich aus den Wochenbeiträgen und Extra⸗ steuern in Höhe von 1902 ℳ, von der Tarifcommission Leipziger Buch⸗ druckergehilfen 19 637 ℳ, vom Verein Gewerkschaftscartell 7533 ℳ, vom „Wähler“ übermittelt 14 860 ℳ, vom Leipziger Maifonds (1891) 1366 ℳ, durch Sammellisten 4043 ℳ und 2300 ℳ sonstige Ein⸗
nahmen. Für Unterstützung sind 50 174 ℳ, der Rest der Ausgaben ist für Gerichts⸗, Verwaltungskosten, Entschädigungen u. s. w. aus⸗
gegeben worden. Der noch vorhandene Kassenbestand von 805 ℳ 118
zur Unterstützung derjenigen Hilfsarbeiter und Hilfsarbeiterinnen ver⸗ wendet worden, die nach dem Ausstand keine Arbeit wieder erhielten.
Der Schmiedeausstand in Wandsbeck ist, wie der „Vor⸗
wärts“ meldet, nach vierwöchiger Dauer als zu Ungunsten der Arbeiter
beendet anzusehen, da es mehreren Meistern gelungen ist, Ersatz
für die Ausständigen zu beschaffen; dieselben sind bis auf zwei Mann
theils abgereist, theils anderweitig in Arbeit getreten.
Wie der Berliner „Volksztg.“ aus Kattowitz berichtet wird,
wurden sämmtliche Arbeiter der Bismarckhütte bei Schwien⸗ 8
tochlowitz in Oberschlesien (Dirgctor Hollmann), welche die neue Arbeitsordnung zu unterschreiben sich weigerten, entlassen.
Aus London meldet ein Wolff'sches Telegramm vom heutigen
Tage: Die Spinnereibesitzer von Oldham haben be⸗ schlossen, ihren Arbeitern eine binnen Monatsfrist eintretende Lohn⸗ verminderung von 10 % anzukündigen. Man hält infolge dessen
eine Arbeitseinstellung für unvermeidlich, in Oldham selbst würden
dadurch 30 000 Personen in Mitleidenschaft gezogen werden. 8 Aus Bern wird der „Voss. Ztg.“ telegraphisch gemeldet: Zu
dem im August in Bern stattfindenden Buchdrucker⸗Congreß haben ihr Erscheinen zugesagt: der Unterstützungsverein der
deutschen Buchdrucker, der Unterstützungsverein für Elsaß⸗ Lothringen, der Luxemburger Buchdruckerverein, der All⸗ gemeine holländische Typographenbund, der französische Buch⸗ arbeiterverband, der spanische Typographenbund, der Verein der Buchdrucker und Schriftgießer Ungarns, der bulgarische
Typographenverein, der deutsch⸗ schweizerische Typographenbund und der Typographenbund der romanischen Schweiz. Der vor⸗ bereitende Ausschuß hat bereits die Statuten des internationalen Verbandes ansgearbeitet. Aus Deutschland ist der Antrag eingegangen: „Der internationale Buchdruckerverband schließt sich der allgemeinen Arbeiterbewegung behufs Erlangung des Achtstunden⸗ tages an.“ 1 .
Aus Paris berichtet ein Telegramm des Hä G.“: Pie Arbeiter am Briare⸗Kanal haben die Arbeit eingestellt und den größten Theil des Baumaterials in das Wasser geworfen s ist
Infanterie requirirt worden. 1b
Kunst und Wissenschaft.
In der vergangenen Woche sind von den Gymnasial⸗Director, Professor Lemcke und dem Conservator Stubenrauch aus Stettin auf dem Galgenberge bei Wollin wiederum Grabungen nachAlter⸗ thümern vorgenommen worden, wobei, wie das „Us.⸗Woll. Dampfb.“ meldet, in einer Tiefe von etwa 2 m außer verschiedenen Urnen auch ein Sarg mit einer Leiche bloßgelegt wurde. Der Sarg be⸗ stand aus einem ausgehöhlten eichenen Baumstamm, welcher zwar gänzlich vermorscht, aber doch noch an der Borke als solcher deutlich zu erkennen war. In dem Sarge fand sich das vollständig erhaltene Skelett einer männlichen Person, welches in der linken Hand einen Dolch und einen Wetzstein hielt. Während der Dolch durch Rost etwas gelitten hat, ist der Wetzstein völlig gut erhalten, ebenso die meisten Sargnägel. Dolch und Wetzstein sind Zeichen, daß die Grab⸗ stelle einer Person höheren Standes angehörte. Nach der Feststellung des Professors Lemcke ist die Grabstätte ein Wendengrab und etwa tausend Jahre alt. Der Sarg ist, soweit dies möglich war, mit dem Skelett, dem Dolch und Wetzstein sowie den Urnen sorgfältig ver⸗ packt und nach Stettin geschafft worden, wo er im Pommerschen Museum Aufstellung finden soll.
— Zur Erlangung von Plänen für eine evangelische Kirche eröffnet, wie das „Centr.⸗Bl. d. Bauv.“ mittheilt, die Stadt ö eine allgemeine Preisbewerbung. Die Entwürfe ind am 1. November d. J. einzureichen; die Preise betragen 2500, 1500 und 1000 ℳ; Ankauf weiterer Arbeiten ist vorbehalten.
— Das erste astronomische Berg⸗Observatorium auf dem Kaukasus wird, wie die „St. Petersb. Ztg.“ mittheilt, gegen⸗ wärtig in Abastuman im Goupernement Tiflis errichtet. Das Observatorium liegt in Höhe von 4500 Fuß über dem Meeresspiegel auf einem Grundstück, das dem Kaiser von Rußland gehört. Ein Refractor von 9 Zoll ist von der St. Petersburger Universität bereits dahin abgeschickt und wird demnächst temporär aufgestellt, um den Himmel von Abastuman zu untersuchen. In den nächsten Tagen wird auch die bewegliche Kuppel für den Thurm erwartet, die von der Putilow'schen Fabrik in St. Petersburg gebaut worden ist. Errichtet wird das Observatorium auf Kosten des Ehrenmitglieds der Russischen astronomischen Gesellschaft, des Großfürsten Georg Alexandrowitsch.
Land⸗ und Forftwirthschaft. 8
Ernte⸗Aussichten. 8
Während die zahlreichen Nachtfröste im April und die große Trockenheit den Landwirthen im Regierungsbezirk Lüneburg zu Besorgnissen Anlaß gaben, haben die später erfolgten reichlichen Niederschläge und die hohe Temperatur gegen Ende Mai die Vegetation derartig gefördert, daß im allgemeinen in allen Theilen des Bezirks auf eine gute Getreideernte gerechnet werden kann. Besonders der Roggen, das Hauptgetreide, ver⸗ spricht einen recht guten Ertrag an Korn sowohl, wie an Stroh. Nur in einigen Theilen des Kreises Isenhagen haben Hagelschauer diese Aussichten zerstört. Die Weizen⸗, Hafer⸗ und Bohnenfelder versprechen bisher ebenfalls eine gute Mittelernte. Auch die Kar⸗ toffehn haben, wo nicht der Frost ihnen schädlich gewesen, ein gutes Aussehen.
“ 1
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Türkei. 8
Die vom Hedschas eintreffenden Pilgerschiffe unterliegen einer 24 stündigen, mit strenger äͤärztlicher Besichtigung verbundenen Observation, welche im nächstgelegenen Quarantänehafen vorzu⸗ nehmen ist.
Rumänien.
Laut Verfügung des obersten Gesundheitsraths zu Bukarest haben alle aus russischen Donauhäfen kommenden Schiffe, welche rumänische Donauhäfen anlaufen wollen, sich zunächst nach Sulina zu begeben, um daselbst eine fünftägige Quarantäne durchzumachen.
Außerdem müssen alle Fahrzeuge, welche Sulina verlassen, um flußaufwärts zu fahren, und alle Fahrzeuge, welche Bralla, Galatz oder Tulcca auf dem Wege nach Sulina verlassen, einen Sanitäts⸗ beamten an Bord nehmen, welcher darüber zu wachen hat, daß diese Fahrzeuge nicht russisches Ufer anlaufen.
Norwegen. ie städtische Gesundheitscommission zu Christiania hat folgende am 23. Juli 1892 in Kraft getretene Bekanntmachung zur Verhütung einer Einschleppung der Cholera in Christiania erlassen:
Jedes Schiff, welches aus einem französischen Hafen oder einem russischen Ostseehafen nach Christiania kommt, soll bei seinem Einlaufen in den inneren Hafen und bevor es am Hafenquai anlegt oder in anderer Weise mit dem Lande in Verbindung tritt, von einem zu diesem Zweck angestellten Hafenarzt untersucht werden. Das Schiff hat auf Anordnung der Hafenpolizei beizudrehen, die Ankunft des Arztes abzuwarten und, falls ein verdächtiger Krankheits⸗ fall an Bord vorgekommen ist, den ärztlichen Vorschriften nachzu⸗ kommen. Diese Bestimmung hat auch für solche Schiffe Gültigkeit, bereits unterwegs einen anderen norwegischen Hafen angelaufen haben.
Posen, 29. Juli. Angesichts der Cholera⸗Gefahr hat der Regierungs⸗Präsident von Posen jede Ein⸗ und Durchfuhr von gebrauchter Leib⸗ und Bettwäsche, Hadern und Lumpen jeder Art, Obst, frischem Gemüse, Butter und sogenanntem Weich⸗ käse aus Rußland bis auf weiteres verboten.
St. Petersburg, 30. Juli. Am 27. Juli kamen laut Meldung des „W. T. B.“ in Astrachan 39 Erkrankungen an der Cholera und 26 Todesfälle vor, in Woronesch 13 Erkrankungen und 3 Todes⸗ fälle, auf den Stationen der Rostow⸗Woronesch⸗Eisenbahn 20 Er⸗ frankungen und 11 Todesfälle, in der Stadt und dem Gouvernement Kasan 43 Erkrankungen und 20 Todesfälle, in Orenburg 3 Er⸗ krankungen und 3 Todesfälle, in Pensa 1 Erkrankung, es starben aselbst bis zum 27. Juli 7 Personen. In Samara wurden am 27. Juli constatirt 130 Erkrankungen und 64 Todesfäͤlle, in Simbirsk 51 Erkrankungen und 19 Todesfälle, in Rostow 141 Erkrankungen und 62 Todesfälle, in Baku 190 Erkrankungen und 141 Todesfälle, in Zarizin am 26. Juli 38 Erkrankungen und 22 Todesfälle, am 28. Juli in Tambow 32 Erkrankungen und 26 Todesfälle und in Nishny⸗Nowgorod 74 Erkrankungen und 30 Todesfälle, am 27. Juli im Dagestangebiet 372 Erkrankungen und 184 Todesfälle, im Kubangebiet 86 Erkrankungen und 24 Todes⸗ fälle und im Tergebiet 383 Erkrankungen und 206 Todesfälle. Am 22. Juli sind in Taschkent 174 und in Samarkand 10 Personen an der Cholera gestorben. — Der von der Regierung zur sani⸗
tären Ueberwachung der Messe nach Nishny⸗Nowgorod ge⸗ sandte Secretär des Medizinalraths Professor Dr. von Anrep
telegraphirt, die Stimmung in Nishny⸗Nomgorod sei ruhig, alle möglichen Vorsichtsmaßregeln seien getroffen; zur Observation der Krankheit, sowie zur Vornahme der Desinfectionen werde Personal herangebildet. Die Bevölkerung lasse den Transvort der Erkrankten in die Cholera⸗Lazarethe ruhig geschehen. — In Taschkent mußten durch eine Cholera⸗Panitk entstandene Unruhen mit Waffen⸗
gewalt unterdrückt werden, wobei einige Personen getödtet
und mehrere verwundet wurden. — Das Observationsschiff auf der
Wolga wurde durch Militär gegen erregte Volksmassen geschützt. Der Ausdehnung der Cholera von der Unter⸗Wolga her ist mit Erfolg entgegengewirkt worden. Die Mannschaften auf den Schiffen der
Wolga verweigern weiter zu dienen. Der Dampfer „Estafette“ der
Samolet⸗Gesellschaft verlor seine ganze Mannschaft; bei anderen Gesellschaften entlaufen die Arbeiter aus Furcht vor der Cholera zu Hunderten.
8 Handel und Gewerbe. *
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 29. d. M. gestellt 10 324, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 28. d. M. gestellt 3689, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. b
Berlin, 29. Juli. (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter. (Im Großhandel franco Berlin an Producenten bezahlte Abrechnungspreise.) Hof⸗ und Genossenschafts⸗Butter Ia. 99 — 102 ℳ, II a. 96 — 98 ℳ, III a. — ℳ, do. abfallende 90 — 95 ℳ, Land⸗, Preußische 83 — 88 ℳ, Netzbrücher 80 — 85 ℳ, Pommersche 80 — 82 ℳ, Polnische 80 — 84 ℳ, Bayerische Sennbutter — ℳ, do. Landbutter — ℳ, Schlesische 85 — 90 ℳ, Galizische 75 — 78 ℳ, Margarine 40— 70 ℳ — Käse: Schweizer, Emmenthaler 87 — 90 ℳ, Bayerischer 60 — 70 ℳ. Ost⸗ und Westpreußischer Ia. 60 — 65 ℳ, do. II a. 50 — 60 ℳ, Holländer 80 — 85 ℳ, Limburger 36 — 42 ℳ, Quadrat⸗Mager⸗ käse Ia. 20 —- 25 ℳ, do. II a. 12 — 15 ℳ — Schmalz: Prima Western 17 % Tara 45,50 ℳ, reines, in Deutschland raffinirt 46,50 — 48,50 ℳ, Berliner Bratenschmalz 48,50 — 51,50 ℳ — Fett, in Amerika raffinirt 38,50 — 39,00 ℳ, in Deutschland raffinirt 39,50 — 42,50 ℳ (Alles pr. 50 kg). Tendenz: Butter: steigend. — Schmalz: steigend.
— Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt be⸗ richtet die „Schles. Ztg.“: In verflossener Woche sind die Specificationen bei den oberschlesischen Werken im allgemeinen spärlicher eingegangen und ist infolge dessen die Stimmung auf dem Eisenmarkt eine gedrückte. Der geringere Roheisenbedarf gab Veranlassung zur weiteren Einschränkung des Hochofenbetriebes umsomehr, als auf den oberschlesischen Werken bereits über ½ Million Centner Roheisen in Beständen lagert. Die Aussichten auf baldige Besserung der Lage sind nur gering. Bei der Zurückhaltung der Bahnverwaltungen ist auf einen stärkeren Eingang von Aufträgen kaum zu rechnen, und werden somit auch die meisten übrigen Werke genöthigt sein, den vor Wochen stärker aufgenommenen Betrieb wieder einzuschränken. Handels⸗, Bau⸗ und Fagoneisen, sowie Träger waren bisher am meisten gefragt, doch fängt auch in diesen Sorten die Nachfrage an geringer zu werden. Der Blechmarkt ist ebenfalls matt; der geringe Bedarf wird prompt gedeckt. Könighütte hat sein Stahlwerk vor kurzem wieder in Betrieb gesetzt, da dasselbe auf einige Wochen mit Aufträgen ge⸗ deckt ist; den anderen Stahlwerken fehlt es auch weiterhin an Be⸗ schäftigung, so daß dieselben den Betrieb noch nicht aufnehmen können. Bei den Gießereien fangen bereits auch diejenigen Werke an über Mangel an Arbeit zu klagen, welche stets gut beschäftigt waren, da auch für Maschinen⸗ und Bauguß die Aufträge nur spärlich eingehen und die in Bestellung gewesenen Rohre zum größten Theile abgeliefert sind. Handelsguß wird auf den kleineren Gießereien in Vorrath gearbeitet, so daß sich bereits auf einzelnen Werken ziemlich starke Läger vorfinden. Den Maschinen⸗ und Kesselfabriken mangelt es ebenfalls an Aufträgen, namentlich auf größere Objecte. Die Reparatur⸗Werkstätten sind immer noch gut be⸗ schäftigt, während die Eisenconstructions⸗Werkstätten mit größeren Aufträgen nur wenig versehen sind. — Auf dem. Zinkmarkt ist die Tendenz eine feste geblieben und eine Preisänderung nicht eingetreten.
— Ueber das geplante Rheinisch⸗Westfälische Kohlen⸗ syndikat schreibt die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“: Die schon seit längerer Zeit schwebenden Verhandlungen, die sich als Ziel die Zusammen⸗ fassung sämmtlicher Zechen des niederrheinisch⸗westfälischen Bergwerks⸗ industriebezirks in eine einzige Actiengesellschaft unter der Firma „Rheinisch⸗Westfälisches Kohlensyndikat“ gesetzt haben, sind nunmehr unter der Aegide der Vertreter der ersten Bergwerks⸗Actiengesell⸗ schaften und anderer hervorragender Gewerken und Kohlenindustriellen soweit gediehen, daß heute, 30. Juli, in Dortmund in einer all⸗ gemeinen Versammlung der Zechenvertreter das von der Commission ausgearbeitete Statut durchberathen werden kann. Ob schon heute an ein endgültiges Zustandekommen des Projects gedacht werden kann, hängt von der Anzahl der demselben zustimmenden Zechen ab.
— Nach einer Meldung der „Köln. Ztg.“ aus Bochum wurde in der gestrigen Monatsversammlung des Kokssyndicats für den Monat August eine Einschränkung der Förderung um 20 % genehmigt. Zur Deckung der durch die überseeische Ausfuhr bedingten Mehr⸗ unkosten wurde die Erhebung höherer Beiträge beschlossen. In dem Geschäftsbericht wurde auf die für die erste Hälfte dieses Jahres wahrnehmbare Zunahme der Kokseinfuhr aus Belgien infolge des niedrigen Angebots der belgischen Kokereien hingewiesen.
Aus Bochum wird uns telegraphisch gemeldet: Der Bochumer Gußstahlverein wird bei befriedigenden Abschreibungen der Generalversammlung 6 ½ % Dividende für das verflossene Geschäfts⸗ jahr vorschlagen.
— Die „Ger. Ztg.“ stellt in einer kleinen Tabelle die Ergebnisse des Erportgeschäfts aus dem Geraer District nach den Vereinigten Staaten seit dem Jahre 1880 zusammen und weist auf die günstige Entwickelung dieses Exports hin. Es betrug nämlich die Ausfuhr im Jahre 1880 728 785 ℳ (Greiz eingeschlossen), 1881. 1 751 605 ℳ, 1885 4 401 5334 ℳ, 1888 4 884 184 ℳ ohne Greiz, 1890 7 232 7908 ℳ, 1891 6 109 129 ℳ und im ersten Halbjahr 1892 3 427 199 ℳ Das Blatt schließt hieran folgende Bemerkungen: Zieht man in Betracht, daß seit dem 6. Oktober 1890 die Mac⸗Kinley⸗Bill in Kraft ist und die Preis⸗
notirungen für den Hauptexportartikel (Kammwollstoffe) seit geraumer Zeit einen außergewöhnlich niedrigen Stand einnehmen, so sind das Jahr 1891 und noch mehr das Halbjahr 1892 in quantitativer Hin⸗ sicht als besonders erfolgreich zu bezeichnen.
Frankfurt a. M., 28. Juli. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) Der Werth von Weizen konnte sich nicht voll behaupten, da Eigner nachgiebiger wurden, die Bedarfsfrage aber die früheren engen Grenzen nicht überschritt; Curse bleiben: ab Um⸗ gegend 18 ½ — ¼¾ ℳ, frei hier ca. 19 ℳ, Red⸗winter 19 ¼ ℳ, La Plata 18 ½ ℳ, Kansas 17 ¾ — 18 ℳ Der Markt ist für neuen Roggen flau geblieben; die erste Notiz war am vergangenen Montag Vormittag 9 Uhr 18 ℳ, gegen Mittag 12 ½ Uhr durch erdrückendes Angebot 17 ½ ℳ; heute wird, auf dem Lande abzunehmen, 17 ℳ und frei hier 17 ¾ — ½ ℳ gefordert. — Von Gerste wurde neue Waare noch nicht gehandelt, alte Wetterauer 15 ½ —8 ¼ % — Hafer still, nur kleine Bedarfseinkäufe wurden effectuirt, letzter Curs 14 ¼ — 15 ℳ, je nach Qualität. — Raps in recht freundlicher Tendenz, was um so auf⸗ fallender ist, als die leitenden Märkte keine Anregung dazu geben; man handelt zu und bietet 24 ℳ%ℳ — Mais gab wieder Veranlassung zu einigen Geschäften für Export zu festen Preisen, anscheinend wird sich der Artikel höher stellen, da die Eigner sehr zurückhaltend sind; wirklich exquisites nicht am Markt, mit Sommergeruch behaftet 12 ℳ und beschädigtes 11 ½ ℳ. Spelzenspreu (Ersatz für Roggenstroh) fortwährend gut begehrt und recht preisfest; per Ctr. mit 1— 1 ¼ ℳ bezahlt. — Rog genkleie ca. 11 ℳ, Weizenkleie 9 ℳ, Umsätze klein, Tendenz fest. — Malzkeime merklich befestigt 9 ¾ —10 ¼ ℳ je nach Qual. — Mehlmarkt: Umsatz beschränkt; Händler und Bäckereien beob⸗ achten in ihren Einkäufen große Zurückhaltung. Für Roggenmehl herrscht augenblicklich geringes Interesse. Norddeutsche und westfälische Weizen⸗ mehle Nr. 00 sind verlassen, die Notiz 25 — 26 ℳ frei hier, nominell. Hiesiges Weizenmehl Nr. 0 31 — 32 ℳ, Nr. 1 29 — 31 ℳ, Nr. 2 27 — 28 ℳ, Nr. 3 25 — 26 ℳ, Nr. 4 21 — 22 ℳ, Nr. 5 15 ¾ — 16 ¾ ℳ — Milchbrot⸗ und Brotmehl i Verb 53 — 55 ℳ
Roggenmehl, loco hier, Nr. 0 28 ½ — 29 ½ ℳ, Nr. 0/1 27 — 28 ℳ, Nr. 1 25 ½ — 26 ½ ℳ (Obige Preise verstehen sich pro 100 kg ab hier, häufig jedoch auch loco auswärtiger Stativnen und bei Partien von mindestens 10 000 kg.)
Leipzig, 29. Juli. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per August 3,82 ½ ℳ per September 3,82 ½ ℳ, per Oktober 3,85 ℳ, per November 3,90 ℳ, per Dezember 3,90 ℳ, vper Januar 3,90 ℳ. per Februar 3,92 ½ ℳ, per März 3,92 ½ ℳ, per April 3,92 ½ ℳ Umsatz 70 000 kg.
London, 29. Juli. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten.
Manchester, 29. Juli. (W. T. B.) 12r Water Taylor 5 ½¼, 30r Water Taylor 7, 20r Water Leigh 6 ½, 30r Water Clayton 6 ¾, 32r Mock Brooke 6 ½, 40r Mavoll 6 ⅞, 40r Medio Wilkinson 7 ¾, 32r Warpcops Lees 6 ⅜, 36r Warpcops Rowland 7 ½, 36r Warp⸗
„cops Wellington 7 ⅜, 40r Double Weston 8, 60r Double courante
Qualität 10 ¼, 32“ 116 vards 16)116 grey Printers aus 32r1/461 142. Fest. 1
Glasgow, 29. Juli. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 413 610 Tons gegen 507 025 Tons im porigen Jahre. Die Zahl der im Betriebe befind⸗ lichen Hochöfen’ beträgt 76 gegen 73 im vorigen Jahre. 88
New⸗York, 29. Juli. (W. T. B.) Die Börse eröffnete fest und lebhaft, schloß nach theilweiser Reaction sehr fest zu den höchsten Tagescursen. Der Umsatz der Actien betrug 217 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 2 010 000 Unzen geschätzt. Die Silberverkäufe betrugen 5000 Unzen. 8
Für Sonnabend sind 3 950 000 Dollars Gold zur Ausfuhr nach Europa bestellt.
Weizen anfangs behauptet, dann weichend und 23 den ganzen Tag auf Verkäufe der Baissiers. — Mais anfangs stetig, dann weichend und den ganzen Tag flau auf günstige Ernteberichte.
Baumwollen⸗Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions⸗ häfen 6 000 Ballen. Ausfuhr nach Großbritannien 16 000 Ballen, nach dem Continent 14 000 Ballen. Vorrath 442 000
allen.
Chicago, 29. Juli. (W. T. B.) Weizen anfangs stetig, später nachgebend auf günstige Ernteberichte. Schluß flau. — Mais anfangs schwach, später weiter fallend auf Realisirungen der Haussiers. Schluß flau.
8 Verkehrs⸗Anstalten.
Laut Telegramm aus Duisburg hat die erste eng⸗ lische Post über Vlissingen vom 29. d. M. in Duisburg den Anschluß nicht erreicht; Grund: Zugverspätung auf der Strecke Boxtel — Duisburg.
Laut Telegramm aus Herbesthal ist die erste und zweite englische Post über Ostende vom 29. d. M. aus⸗ geblieben; Grund: Zugverspätung auf englischer Strecke.
Breslau, 30. Juli. (W. T. B.) Einer Bekanntmachung der Königlichen Eisenbahn⸗Direction Breslau zufolge ist der Wagen⸗ durchgangsverkehr von Warschau wegen der Möglichkeit einer weiteren Ausdehnung der Cholera⸗Epidemie aufgehoben.
Bremen, 29. Juli (W. T. B.) Norddeutscher Llopd. Der Schnelldampfer „Lahn“ hat am 27. Juli Nachm. die Reise von Southampton nach New⸗Pork fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Aller“ hat am 27. Juli Nachm. die Reise von Southampton nach Bremen fortgesetzt; derselbe überbringt 493 Passagiere und volle Ladung. Der Postdampfer „Darmstadt“ ist am 27. Juli Nachm. von New⸗York nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Condor“ ist am 23. Juli von Rio de Janeiro nach Europa in See gegangen. Der Postdampfer „Straßburg“, vom La Plata kommend, hat am 28. Juli Nachm. St. Vincent passirt.
Hamburg, 29. Juli. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Actiengesellschaft. Die Post⸗ dampfer „Albkngia“ und „Wieland“ sind, von Hamburg kommend, heute früh in New⸗York angekommen. Der Schnell⸗ dampfer „Columbia“ ist, von New⸗York kommend, heute Nach⸗ mittag auf der Elbe eingetroffen.
30. Juli. (W. T. B.) Die Postdampfer „Polynesia“ und „Venetia“ sind, von Hamburg kommend, gestern Abend in New⸗York angekommen.
Theater und Musik.
Das Lessing⸗Theater kündigt für Sonntag, den 7. August, die erste Aufführung von Gustav von Moser'’s dreiactigem Lustspiel „Der Lebemann“ an. Der Schwank „Die Großstadtluft“ wird, außer morgen, auch am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend wiederholt. Hermann Sudermann’s Schauspiel „Sodoms Ende“ wird am Mon⸗ tag und Freitag und „Die Ehre“ zum ersten Mal in der neuen Spielzeit am Mittwoch »ur Darstellung kommen.
Der Spielplan des Kroll'schen Theaters stellt sich wie folgt: Sonntag: „Der Troubadour“ (Manrico: Herr Bötel), Montag: „Das goldene Kreuz“, darauf: „Der Brautmarkt zu Hira“, Dienstag: „Fra Diavolo“ (Herr Bötel in der Titelpartie), Mittwoch: Unbestimmt, Donnerstag: „Der Postillon von Lonjumeau“ (Letztes Auftreten des Herrn Bötel), Freitag: „La Traviata“ (Violetta: Frau Franceschina
revosti, erstes Auftreten), Sonnabend: „Der Prophet“ (erstes Gast⸗ spiel des Kammersängers Emil Götze in der Partie des „Johann von Leyden“*).
Die Jacobson⸗Mannstädt'sche Gesangsposse „Fräulein Feldwebel“, mit der am Montag im Adolph Ernst⸗Theater die neue Spiel⸗ zeit eröffnet wird, begeht in der kommenden Woche das Jubiläum der 50. Aufführung. Morgen verabschieden sich die Wiener Gäste in der Posse: „Ein alter Hallodri“.
Zu den Concert⸗Abenden im „Saal Bechstein“, welche die nächste Musiksaison eröffnen werden, haben nicht nur Dr. Hans von Bülow und Anton Rubinstein für je einen Abend zugesagt, sondern auch das Streichquartett der Herren Professoͤr Joachim, de Ahna, Wirth, Hausmann veranstaltet auf Einladung des Directors Hermann Wolff einen Kammermusik⸗Abend. An dieser Soiree wird auch Johannes Brahms theilnehmen.
Mannigfaltiges.
Der Königliche Polizei⸗Präsident veröffentlicht folgende, vom 25. d. datirte, am 1. April k. J. in Kraft tretende Polizeiverordnung über die Hausnummerschilder. § 1. Jeder Hauseigenthümer ist verpflichtet, sein Haus mit einem Hausnummerschilde, welches einem im Polizei⸗Präsidium ausgelegten Modelle genau entsprechen muß, zu versehen, das Schild in ordnungsmäßigem Stande zu erhalten und im Bedarfsfalle zu erneuern. — § 2. Das Schild ist in der Regel unmittelbar über der Mitte des Hauseinganges an der Straßenfront anzubringen. Wenn dem Eigenthümer oder der Polizeibehörde aus besonderen Gründen (ästhetischen oder architekto⸗ nischen Rücksichten u. s. w.) eine Abweichung von dieser Regel er⸗ forderlich erscheint, wird der zu wählende Platz von dem zuständigen Polizeirevier und, falls der Eigenthümer mit dessen Entscheidung nicht einverstanden ist, von dem Polizei⸗Präsidium bestimmt. Bei Vorgärten ist das Schild an der Vorgarteneinfriedigung zur rechten Seite des Einganges zu befestigen. Auf Erfordern der Polizeibehörde ist außerdem noch ein zweites Schild am Hause selbst anzubringen. — § 3. Die Sichtbarkeit der Schilder darf durch Bäume, Sträucher, Lauben, Schilder, Marquisen oder auf andere Weise nicht verhindert oder erschwert werden. — § 4. Das Polizei⸗ Präsidium behält sich vor, in besonderen Fällen Ausnahmen von den Bestimmungen der vorstehenden Paragraphen zuzulassen oder vorzuschreiben. — § 5. Jeder Hauseigenthümer ist ver⸗ pflichtet, die Anbringung von Straßenschildern nach dem Ermessen der Polizeibehörde an seinem Hause zu dulden. — § 6. Zuwider⸗ handlungen gegen diese Polizeiverordnung werden mit Geldstrafe bis zu 30 ℳ, an deren Stelle im Unvermögensfalle verhältnißmäßige Haft tritt, bestraft. 8