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der schlechtesten Gesetze. Im übrigen seien manche Ge⸗
setze der jetzigen Regierung an sich selbst gut, aber unvoll⸗ kommen und nicht weitgehend genug. Das gelte besonders von der irischen Landacte von 1887, der schottischen Kleinbauern⸗ und der Kleinstellenbill sowie dem Gesetz über die Grafschaftsräthe. Er, Gladstone, wolle zugeben, daß eine solche Debatte, wie die gegen⸗ wärtige, sich nicht ganz mit der Rückschau begnügen könne. Aber es halte doch schwer, sich auf eine Novembertagung zu vervpflichten. Eines trete in den Vordergrund: die rivalisirenden Ansprüche Ir⸗ lands und Großbritanniens. Was die Begnadigung der poli⸗ tischen Sträflinge betreffe, so müsse sein Freund (Mac Carthp) mit
ihm darin übereinstimmen, daß Leute keine Versprechungen
abgeben könnten, die keine verantwortlichen Minister wären. Im übrigen wolle er nur hervorheben, daß es die Pflicht des Staatssecretärs wäre, jederzeit einen Fall zu prüfen, wo Beugung des Rechts vorhanden war, oder wo nur ein Grund zur Milderung des Urtheils gegeben sei. Langjährige Straftermine würden so schon zu be⸗ stimmten Zeiten revidirt. Was die ausgewiesenen Pächter betreffe, so zeige der Umstand, daß in der Landacte von 1891 besondere Bestim⸗ mungen über dieselben enthalten wären, welche Wichtigkeit das Par⸗ lament der Sache beilege. Nur sei die Frist, welche dem vertriebenen Pächter zum Wiedererwerb seiner Stelle gegeben sei, un⸗ genügend. Was aber im allgemeinen die Ansprüche Irlands auf Selbstregierung angehe, so wolle er sich nicht in Einzelheiten einlassen. Die Grundsätze seien bekannt: einerseits Wahrung der Suprematie des Reichs, andererseits volle Freiheit Irlands in der Verwaltung seiner eigenen Angelegenheiten. In einer an seine Wähler gerichteten Ansprache habe er die verschiedenen Methoden dargelegt, wie sich dieses Ziel erreichen lasse. Aufgabe der zukünftigen Regierung sei es, die beste Methode auszuwählen. Persönlich wolle er nur sagen, daß Homerule das einzige Glied gewesen sei, welches ihn in den letzten 6 bis 7 Jahren noch an das öffentliche Leben gefesselt habe. Wenn seinem Freund (Mac Carthy) die Haltung des Oberhauses gegen eine von den Gemeinen genehmigte Homerule⸗ bill Besorgniß einflöße, so wolle er sagen, daß den Lords niemals eine größere Frage, was das Reich und möglicherweise was sie selbst betreffe, vorgelegen habe. Bezüglich der Frage, was die liberale Re⸗ gierung thun werde, falls die Homerulebill vom Oberhause ver⸗ worfen werde, wolle er nur sagen, daß diese damit ihre Pflicht nicht für beendigt betrachten würde. Andererseits gebe es Reformen für Großbritannien, welche schon 1893 in die Hand ge⸗ nommen werden könnten. Wenn man sage, daß Großbritannien ein Zwang angethan werden solle, so sei zu erwidern, daß Schottland und Wales Mehrheiten für Homerule gewählt hätten. Es wäre beklagenswerth, wenn England jemals die anderen Theile des Ver⸗ einigten Königreichs als untergeordnet betrachte. Eine moralische Kraft habe die irische Frage auf die Tagesordnung erhoben, und eine moralische Kraft werde ihre friedliche Lösung bewerkstelligen. Diese würde die wirkliche Union der Herzen herbeiführen: die sicherste
Grundlaage der Kraft im Innern und des Ruhmes in der ge⸗ sitteten Welt.
Ueber den weiteren Verlauf der Sitzung wird noch be⸗ Die Parnelliten Hartingten und William Redmond ihre Unzufriedenheit mit den Erklärungen
Gladstone’s bezüglich der ausgewiesenen Pächter und der
Begnadigung der irischen Dynamitarden aus und ver⸗
langten die Abhaltung einer Herbsttagung zur Erledigung
dieser Fragen. Saunderson erklärte mit Nachdruck, wenn
ein Sonderparlament in Irland hergestellt werde, würden die
Protestanten von Ulster dasselbe in den Staub treten. Als⸗ dann wurde die Adreßdebatte gegen Mitternacht bis auf die heutige Sitzung vertagt, in der die Abstimmung über das Amendement der Opposition (das Mißtrauensvotum gegen das Cabinet Salisbury) stattfinden soll.
Frankreich.
Der König von Griechenland wird, wie „W. T. B.“ aus Paris meldet, morgen in Aix⸗les⸗-Bains eintreffen und Anfang September dem Präsidenten Carnot in Fon⸗ tainebleau einen Besuch abstatten.
Der Minister des Auswärtigen Ribot wird heute die Note der Regierung des Congostaats, betreffend die
kürzlich vorgekommenen Zwischenfälle, beantworten und die
vorgeschlagene schiedsrichterliche Entscheidung ab⸗ ehnen. 1t 11“ Meldungen aus Kotonu zufolge hat Oberst Dodds
vporgestern fruͤh das Bombardement gegen die ganze Küste
Dahomey eröffnen lassen. Das Kanonenboot Talisman“ bombardirt Wydah, der Aviso „Opale“ bom⸗ Abomey)y. Von dem Platze Kotonu aus wird Hilfe zweier Avisos die Ebene von Kotonu unter Feuer gehalten. Eine Colonne von 300 Mann rückte aus Kotonu aus und kehrte gestern früh dorthin zurück. Sie verbrannte auf ihrem Marsche mehrere feindliche Dörfer und war auf Dahomeyer gestoßen, die im Hinterhalte lagen. Es kam mit diesen zu einem Feuergefecht, welches bis um Abend dauerte. Auf französischer Seite wurden zwei Sergeanten getödtet und zehn Schützen leicht verwundet. Der Verlust der Dahomeceyer soll sehr erheblich sein. Die Stärke der Dahomeyer wird auf 4000 geschätzt. Viele davon waren mit Winchestergewehren bewaffnet. Eine andere stärkere Colonne ist von Porto Novo gegen Dekame vorgegangen. Wie die Pariser Blätter von heute melden, hätte die Regierung der Schiffsdivision des indischen Oceans den Befehl ertheilt unverzüglich Besitz von den im malegassischen Archipel belegenen Iles glorieuses zu ergreifen.
Die Meldungen über neue Dynamitdiebstähle (siehe die gestrige Nummer des „R.⸗ u. St.⸗A.“) werden polizei⸗ icherseits dementirt; der einzige thatsächlich begangene der⸗ artige Diebstahl sei vor etwa 10 Tagen erfolgt, es seien dabei 2 Kisten mit Dynamit gestohlen worden. Ferner wird von der Polizei⸗Präfectur in Abrede gestellt, daß 7 Kist Dynamit nach Paris heimlich eingebracht seien.
Rußland und Polen. Der Verweser des Verkehrs⸗Ministeriums Witte ist estern von seiner Reise in die von der Cholera heimgesuchten Gouvernements nach St. Petersburg zurückgekehrt.
Belgien.
Dem Departement des Innern der Verwaltung des Congostaats in Brüssel ist laut Meldung des „W. T. W.“ in Telegramm zugegangen, welches die Nachricht bestätigt, aß in Njangwe Unruhen ausgebrochen seien, daß in Riba⸗Riba ein Agent getödtet worden sei und daß noch andere Europäer in den fraglichen Gebietstheilen sich in Lebensgefahr befänden. Die Araber an den Fällen in Kas⸗ ongo und am unteren Lauf des Lomani verhielten sich uhig.
Türkei. — Da auch der General⸗Procurator des Rechnungshofes Johannes Effendi Sakis nicht die einmüthige Zustimmung der Mächte zu seiner Candidatur für den Posten eines Gouverneurs im Libanon erhielt, so hat, wie man dem „W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, die Pforte nun⸗
mehr in einer Conferenz der Botschafter den General⸗Secretär des Ministeriums des Auswärtigen Naum Effendi, welcher Christ und ein Schwiegersohn des früheren Gouverneurs Franko Pascha ist, für den Gouverneursposten in Vorschlag gebracht. 1“ X“ Sofia, 10. Auqgust. Der Prinz Ferdinand von Sachsen⸗Coburg ist heute früh wieder hier eingetroffen.
Schweden und Norwegen.
(F) Stockholm, 8. August. In Veranlassung des Geburtstags der Kronprinzessin waren gestern alle öffentlichen Gebäude der Hauptstadt festlich beflaggt, und auch viele Schiffe im Hafen hatten Flaggenschmuck angelegt. Die Schiffsholm⸗Batterie sowie die deutsche Corvette „Nixe“ gaben Salut.
Die norwegische Staatsrathsabtheilung wird Ende dieses Monats nach Stockholm kommen und ihre Amts⸗ geschäfte wieder aufnehmen. 8 3 8 8 Der gestern hier eingetroffene schwedisch⸗ norwegische Gesandte Baron von Lagerheim wurde sogleich nach seiner
Ankunft von dem König in Audienz empfangen. 8
“
Amerika.
Nach einer Meldung des Pariser „Temps“ soll sich die Republik Venezuela in völliger Anarchie befinden. General Urdaneta habe sich in den Weststaaten zum Dictator aus⸗ rufen lassen. “
.“ Afrika. .“
Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Tanger griffen die Truppen des Sultans von Marokko gestern Morgen 9 Uhr die aufständischen Angheras, welche eine befestigte Stellung auf den Hügeln in der Umgebung von Tanger eingenommen hatten, an und verbrannten mehrere Dörfer, wurden aber zu wiederholten Malen von den Auf⸗ ständischen zurückgeworfen. Um 4 Uhr Nachmittags wurden die Feindseligkeiten eingestellt, und die Truppen des Sultans kehrten darauf in das Lager zurück. Sie verloren in dem Ge⸗ fecht über 100 Mann an Todten und Verwundeten und 25 Pferde, während der Verlust der aufständischen Angheras weniger als 50 Mann betrug.
Statistik und Volkswirthschaft. Zur wirthschaftlichen Lage.
Aus dem Regierungsbezirk Frankfurt wird geschrieben: Der seit Anfang dieses Jahres eingetretene Aufschwung in der Lage der Industrie und des Handels trat auch im zweiten Quartal zu Tage. Die Industrie war im allgemeinen voll beschäftigt, erzielte jedoch mit wenigen Ausnahmen nur einen bescheidenen Gewinn. Erfreulicherweise hat sich das überseeische Export⸗ geschäft namentlich nach Süd⸗Amerika wieder etwas gehoben und dadurch die große Concurrenz auf dem inländischen Markte etwas vermindert. Der Preisrückgang der Rohmaterialien, besonders der Wolle hielt noch Stand. Der Export landwirthschaftlicher Maschinen nach dem Orient, Italien, Holland, Dänemark, Rußland und Süd⸗Amerika blühte nach wie vor. Im all⸗ gemeinen hat die Hebung des Exportgeschäfts nach Süd⸗Amerika im Verein mit den niedrigen Wollpreisen belebend auch auf die Tuch⸗ industrie gewirkt, jedoch wird beim Hervortreten des größeren Be⸗ darfs im Herbste wieder eine Preissteigerung der Wolle erwartet. Die Leinenindustrie hatte wieder befriedigende Aufträge aus Nord⸗ Amerika zu verzeichnen.
Natural⸗Verpflegungsstationen.
Die Inanspruchnahme der Natural⸗Verpflegungsstationen ist im Regierungsbezirk Arnsberg, wie von dort geschrieben wird, in letzter Zeit sehr gestiegen und zwar zum theil derart, daß wegen der zu hohen Kosten einzelne Stationen zeitweise geschlossen sind. Hoffentlich wird die Krise, in der sich die Einrichtung augenblicklich befindet, vocübergehen, ohne deren Bestand ernstlich zu gefährden.
Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.
Die Landes⸗Versicherungsanstalt Elsaß⸗Lothringen hat nach dem Rechnungsabschlusse für 1891 einen Ueberschuß der Einnahme über die Ausgabe von 2 203 661 ℳ erzielt. Hiervon wurden 1 496 094 ℳ in Werthpapieren angelegt, die ebenso wie der verbliebene Baarbestand von 707 567 ℳ bei der Actiengesellschaft für Boden⸗ und Communalcredit, Abtheilung für die Verwaltung von öffentlichen Gel⸗ dern, deponirt sind. Der Erlös für verkaufte Beitragsmarken betrug 2 607 669 % 99 ₰, an Zinsen wurden 31 247 ℳ 18 ₰ vereinnahmt. Für Renten wurden verausgabt 332 868 ℳ 21 ₰ (d. h. abgesehen von den Zuschüssen des Reichs); die Verwaltungskosten beliefen sich auf 74 304 ℳ 84 ₰. die Kosten der Schiedsgerichte auf 10 114 ℳ, jene der Controle auf 6396 ℳ “
Zur Arbeiterbewegung.
Innerhalb der Socialdemokratie tritt seit längerer Zeit das Bestreben hervor, kleinere Vereinigungen zu größeren Verbänden zusammenzulegen, die eine Controle von den Centralstellen der Parteileitung aus erleichtern. Es gilt dies nicht allein von der Gexmerkschafts⸗ bewegung, sondern auch die socialdemokratischen Gesang⸗ und Turnvereine haben begonnen, sich zu größeren Verbänden, in welchen dann die kleineren Vereine gleichsam als Einzel⸗ mitglieder erscheinen, zusammen zu thun. Jetzt sollen, wie die Berliner „Volksztg.“ mittheilt, auch die socialdemokratischen Lese⸗ und Discutir⸗Clubs in einen Bund vereinigt werden. Das Blatt schreibt:
Die socialdemokratischen Lese⸗ und Discutir⸗Clubs sollten, als vor zwei Jahren die Arbeiter⸗Bildungsschule geplant war, aufgelöst werden, weil die kleinen Vereine eine Zersplitterung der Kräfte herbei⸗ führten, während ein Zusammenströmen aller Kräfte in der Bildungsschule, die als Akademie gedacht war, weit Ersprießlicheres leisten würde. Man gab jedoch die Leseclubs nicht auf, sondern gründete immer neue. Die Lesecelubs stehen aber durchaus nicht sämmtlich auf dem Boden der Fraction und der Parteileitung, vielmehr befinden sich in ihnen zahl⸗ reiche ‚unabhängige“ Elemente. Damit nun nicht die Opposition in den Lesevereinen die Oberhand gewinne, sollen auf den Wunsch der Parteileitung sämmtliche Leseclubs in einen Bund vereinigt werden, nach dem Muster des Arbeiter⸗Sängerbundes. In diesen Bund würden nur diejenigen Clubs aufgenommen werden, die streng auf dem Boden des Parteiprogramms stehen und sich von jed⸗ weder Opposition gegen die Parteileitung fernhalten.
Die Socialdemokraten Hamburgs haben gegen den dortigen Staatsanwalt Dr. Romen, der in einer Gerichts⸗ verhandlung über den Eid von Socialdemokraten eine Bemer⸗ kung gemacht hatte, durch welche diese sich verletzt fühlen, eine Demonstration ins Werk gesetzt, indem sie gestern gleich⸗ zeitig in sechs Volksversammlungen eine gegen ihn gerichtete Resolution annehmen ließen.
In Leipzig wurde, wie die „Lpz. Ztg.“ berichtet, in einer Zimmerer versammlung am Dienstag mitgetheilt, daß sich der Fach verein der Zimmerer zu Gunsten des Centralverbandes aufgelöst
habe; die Anwesenden wurden aufgefordert, nunmehr dem Centralx.
verbande als einzelne Mitglieder beizutreten, da die Errichtung einer Zahlstelle nach dem Gesetz in Sachsen nicht statthaft sei. — Dj Maler und Lackirer Leipzigs nahmen in einer an demselben Tage abgehaltenen Versammlung den Bericht über die am 3. Juli d. J. in Dresden abgehaltene Landesversammlung der sächsischen Maler und Lackirer entgegen. Die Landesversammlung ist nur von Dresden Leipzig und Ebemnitz beschickt gewesen und hat insbesondere die Landes agitation geregelt. 8
In Altenburg ist, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, von dem dortigen Verein der Schuhmacher über die Werkstatt des Hof schuhmachers Kähler wegen Lohnabzugs die Sperre verhängt worden
Hier in Berlin nahm eine Versammlung der in der Kürschnerbranche beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen ein Resolution an, in der die Anwesenden erklärten, sich der modernen Arbeiterbewegung anschließen und dem Verband der Kürschner bei treten zu wollen. — Die Maler und Anstreicher Berlins erklärten in einer Versammlung am 2. d. M. für die Agitation zur Erringung des achtstündigen Arbeits tages eintreten und sich der bestehenden Organisation anschließen zu wollen. Ferner beschloß die Versammlung, die Sammlungen zum Ausstandsfonds sofort zu beginnen. Es wurde mitgetheilt, daß die Berufsgenossen der Vororte Berlins erklärt haben, zusammen mit den Berlinern in die Bewegung eintreten zu wollen.
In Wien striken einer Meldung der Berliner „Volksztg.“ zufolge die Arbeiter mehrerer Fabriken der Cartonnagenbranche, um die zehnstündige Arbeitszeit zu erlangen.
In Prag wird nach demselben Blatt am 14. und 15. August d. ein allgemeiner Congreß der Kupferschmiedegesellen Oeste reichs abgehalten werden.
Aus Paris meldet ein Telegramm des „D. B. H.“ vom gestrigen Tage: Der allgemeine Ausstand des gesammten Personals der Omnibusgesellschaft ist angezeigt. Die Angestellten berufen für die Nacht vom 14. zum 15. August eine Ausstandsversammlung ein.
In Roubaix sind, wie „H. T. B.“ meldet, Theilausstände in zwei Webereien ausgebrochen; mehrere Hundert Arbeiter feiern.
Aus Perth (West⸗Austr.) wird der Londoner „Allg. Corr.“ unter dem 7. August berichtet: Infolge der großen Betriebskosten, die durch den Wassermangel und den Transport entstehen, haben die Gesellschaften, denen die Vighgarn⸗Goldgruben gehören, be⸗ schlossen, die Löhne ihrer Arbeiter herabzusetzen. Dagegen sträuben sich die Arbeiter und haben einen Strike begonnen. Die Gesellschaft hat sich nunmehr an die Regierung gewandt, sie der Ver⸗ pflichtung zu entbinden, daß sie stets eine gewisse Anzahl Arbeiter in den Gruben beschäftigen müsse.
Kunst und Wissenschaft.
Der 39. Deutsche Geologentag ist unter Theilnahme einer großen Anzahl deutscher Gelehrten am Mittwoch in Straß⸗ burg i. E. im Universitätsgebäude zusammengetreten. Als Vertreter der Regierung begrüßte Unter⸗Staatssecretär von Schraut die Versamm⸗ lung. Hierauf wurde Professor Beyrich (Berlin) zum Vorsitzenden gewählt. Den ersten Vortrag hielt Professor Benecke (Straßburg) über die geologischen Verhältnisse Elsaß⸗Lothringens. Heute giebt die Stadt zu Ehren der Versammlung ein Abendfest. Der Geologentag wird bis zum 21. d. M. dauern. In das Programm sind u. a. zehn Ausflüge in die Vogesen aufgenommen.
— Die Räumlichkeiten des Germanischen National⸗ Museums in Nürnberg sind. wie der „Fränk. Cur.“ berichtet, dieser Tage um ein weiteres interessantes Local vermehrt worden, und zwar um die sogenannte „Volkamer⸗Kapelle“. Sie liegt über der nördlichen Kapelle, in der die prächtigen Sculpturen der städtischen Kunstsammlung aufgestellt sind, ist durch eine sehr steile Wendel⸗ treppe von letzterer aus etwas mühsam, über eine neue Freitrerpe von der Galerie der phvsikalischen Instrumente aus ganz leicht zu erreichen und hat ein hübsches Kreuz⸗ gewölbe, dessen beide Schlußsteine mit dem Helm und dem Wappen der Volkamer versehen sind, während die vier Consolen zweimal das Wappen der Haller und zweimal das Wappen der Volkamer zeigen. In der Wand befindet sich ein Stein mit der Inschrift: „Anno domini MCCCCXXXVI (1436) jar an sant anna tag verschid andres volkmar (Volkamer) der elter dem got gnad stifter diser kappel.. Dahinter sieht man noch das Volkamer'sche Wappen. In dieser Kapelle war früher die Münzsammlung des Germanischen Museums aufbewahrt, jetzt ist sie zur Aufstellung kirchlicher Sculpturen und kirchlicher Geräthe des 16. bis 18. Jahrhunderts bestimmt. Sehr anziehend ist die eine Wand decorirt, an welcher oben in der Mitte eine lebensgroße Maria mit dem Kinde steht, umgeben von schwebenden Engeln, darunter ganz reizende Figuren. Von den ausgestellten Gegenständen sind noch zu nennen zwei hübsche Kirchenstühle Nürnberger Gewerbe aus dem vorigen Jahrhundert, von welchen einer den dortigen Leinen⸗ und Barchentwebern gehörte.
and⸗ und Forstwirthschaft.
rüteaussichten in Preußen.
Das Königliche Statistische Bureau hat soeben wie alljährlich im Auftrage des Ministeriums für Landwirthschaft, Domänen und Forsten die Ergebnisse der von den landwirth⸗ schaftlichen Vereinen Ende Juli 1892 kreisweise bewirkten Ermittelung der Ernteaussichten der wichtigsten feldmäßig an⸗ gebauten Früchte in Preußen zusammengestellt. Die Ergeb⸗ nisse sind in Procenten einer Mittelernte ausgedrückt und stellen sich im Durchschnitt für den Monat, wie folgt, dar:
Winterweizen 100 % (eine Mittelernte wird im Durchschnitt angenommen für das Hectar zu 1575 kg);
Winterroggen 103 % (1316 kg M.⸗E.);
Sommergerste 96 % (1442 kg M.⸗E.);
Hafer 84 % (1394 kg M.⸗E.);
Erbsen 91 % (1141 kg M.⸗E.);
Ackerbohnen 88 % (1342 kg M.⸗E.);
Wicken 88 % (1094 kg M.⸗E.);
Buchweizen 84 % (747 kg M.⸗E.);
Lupinen 83 % (1064 kg M.⸗E.):
Kartoffeln 102 % (10 228 kg M.⸗E.);
Winterraps und⸗Rübsen 95 % (1148 kg M.⸗E.);
Hopfen 78 % (478 kg M.⸗E.);
Klecheu 84 % (3350 kg M.⸗E.);
Wiesenheu 85 % (2846 kg M.⸗E.).
Die Hauptfrüchte für die Ernährung — Winterweizen, Winter⸗ roggen und Kartoffeln — stellen also eine Mittelernte bezw. etwas mehr als Mittelernte nach den Ergebnissen ven Ende Juli in Aussicht.
Um einen Vergleich mit den zu derselben Zeit im Vorjahr er⸗ mittelten Ernteaussichten zu erhalten, stellen wir die damaligen Er⸗ mittelungen in den Durchschnittszahlen des ganzen Staats den dies⸗ jährigen gegenüber.
Winterweizen im Vorjahre 91, jetzt 100 %; Winterroggen im Vorjahre 82, jetzt 103 %: Kartoffeln im Vorjahre 95, jetzt 102 %; Winterraps und ⸗Rübsen im Vorjahre 74, jetzt 95 %. 889 diesen Fruchtarten stehen die Aussichten also diesmal erheblich besser.
Dagegen sind sie schlechter in folgenden Fruchtarten: Sommer⸗ gerste hatte im Vorjahre 102 % Mittelernte in Aussicht, jetzt 96 %; Hafer 104, jetzt 84 %; Erbsen 101, jetzt 91 %; Ackerbohnen 101, jetzt 88 %; Wicken 103, jetzt 88 %; Buchweizen 93, jetzt 84 %; Lupinen 101, jetzt 83 %; Hopfen 90, jetzt 78 %; Kleeheu 91, jetzt 84 % ; Wiesenheu 90, jetzt 85 %. 1
Nach Provinzen ftellt sich das diesjährige Ergebniß für die wichtigeren Fruchtarten in Procenten einer Mittelernte wie folgt:
Ostpreußen: Winterweizen (im Durchschnitt) 110, Winter⸗ roggen 112, Sommergerste 108, Hafer 98, Erbsen 112, Ackerbohnen 109, Buchweizen 113, Kartoffeln 112. “ 8
Westpreußen: Winterweizen 103, Winterroggen 105, Sommer⸗ gerste 95, Hafer 83, Erbsen 92, Ackerbohnen 84, Buchweizen 83, Kartoffeln 103.
Brandenburg: Winterweizen 100, Winterroggen 101, Sommer⸗ gerste 84, Hafer 70, Erbsen 75, Ackerbohnen 73, Buchweizen 74, Kartoffeln 93.
Pom mern: Winterweizen 104, Winterroggen 105, Sommer⸗ gerste 98, Hafer 85, Erbsen 87, Ackerbohnen 93, Buchweizen 90,
Kartoffeln 100.
Posen: Winterweizen 103, Winterroggen 105, Sommer⸗ gerste 83, Hafer 74, Erbsen 76, Ackerbohnen 65, Buchweizen 86, Kartoffeln 102.
Schlesien: Winterweizen 99, Winterroggen 93, Sommer⸗ gerste 95, Hafer 85, Erbsen 91, Ackerbohnen 96, Buchweizen 82,
Kartoffeln 99.
Sachsen: Winterweizen 94, Winterroggen 100, Sommer⸗
gerste 93, Hafer 82, Erbsen 93, Ackerbohnen 83, Buchweizen 64, Kartoffeln 95.
Schleswig⸗Holste in: Winterweizen 104, Winterroggen 100, Sommergerste 108, Hafer 96, Erbsen 100, Ackerbohnen 101, Buch⸗ weizen 92, Kartoffeln 105.
Hannover: Winterweizen 95, Winterroggen 102, Sommer⸗
gerste 97, Hafer 81, Erbsen 98, Ackerbohnen 94, Buchweizen 72,
Kartoffeln 103. 1 b . Westfalen: Winterweizen 97, Winterroggen 107, Sommer⸗
gerste 94, Hafer 75, Erbsen 93, Ackerbohnen 94, Buchweizen 82, Kartoffeln 106.
Hessen⸗Nassau: Winterweizen 91, Winterroggen 101, Sommergerste 96, Hafer 82, Erbsen 81, Ackerbohnen 81, Buch⸗ weizen 75, Kartoffeln 98.
Rheinland: Winterweizen 98, Winterroggen 109, Sommer⸗ gerste 97, Hafer 91, Erbsen 95, Ackerbohnen 82, Buchweizen 89, Kartoffeln 109.
Hohenzollern: Winterweizen 106, Winterroggen 102, Sommer⸗
gerste 103, Hafer 89, Erbsen 93, Ackerbohnen 89, Kartoffeln 106.
Ueber das diesjährige Ernteergebniß in Italien
wird uns Folgendes berichtet:
In Ligurien hat die Ernte durch Dürre gelitten, sie wird aber doch auf eine gute Mittelernte geschätzt. Die Menge
ist reichlich, es wird aber trotzdem fremder Weizen in mäßigem Umfange eingeführt werden müssen.
In der Lombardei, Venetien und der Emilia ist er Ausfall der Getreide⸗, insbesondere der Weizenernte hinter
den Erwartungen zurückgeblieben, sowohl in quantitativer als
ualitativer Beziehung. Der Minderertrag gegenüber dem ehr reichlichen Ertrag des vorigen Jahres wird in der Emilia
vorläufig auf 10 bis 15 Proc. geschätzt. Im ganzen duͤrfte eine befriedigende Mittelernte erreicht werden.
In Toscana und den Marken hat sich das Getreide, velches auf dem Halme zu einer guten Ernte Aussicht bot, eim Drusch als nicht so reichlich ergeben. In den Marken ellt sich das Ernteresultat um ein Fünftel niedriger als im
Vorjahre. In Toscana hat die während des Monats Juli ndauernde Dürre der Kartoffelernte sehr geschadet, und die⸗ lbe ist als mißrathen zu betrachten.
In Süd-IJtalien haben die bis jetzt erzielten Drusch⸗ ergebnisse große Enttäuschungen verursacht. In den korn⸗ reichen Districten von Manfredonia, Provinz Foggia, glaubt man höchstens eine halbe Ernte erzielt zu haben. Die Provinzen Bari und Lucca haben ebenfalls nur eine kleine Ernte bei geringer Qualität zu verzeichnen. Die aus dem Neapolitanischen sowie aus Sicilien ein⸗ gelaufenen Berichte lauten auch wenig günstig, sodaß die dies⸗ jährige Ernte in Süd⸗Italien und Sicilien kaum einen Durch⸗
schnittsertrag ergeben haben wird.
Ueber die diesjährige Ernte in Bulgarien gehen uns folgende Nachrichten zu:
Der Monat Juli war verhältnißmäßig reich an Nieder⸗ schlägen, starken Regengüssen und gelegentlichen Hagelwettern, welche die allenthalben in vollem Gange befindlichen Ernte⸗ arbeiten in störender Weise unterbrachen und mannigfache locale Schäden verursachten.
Besondere Klagen kommen aus dem östlichen Bulgarien, wo der andauernd starke Regen erhebliche Mengen Getreide weggeschwemmt oder sonst vernichtet hat. Auch die Qualität des noch auf dem Halme befindlichen Korns hat dadurch gelitten, und man nimmt an, daß dasselbe an Gewicht und damit an Erportfähigkeit be⸗ trächtlich eingebüßt hat. Rost ist ebenfalls stellenweise vor⸗ gekommen. Der in letzter Stunde eingetretene Wetterschaden wird auf 25—40 Proc. berechnet; gleichwohl glauben Sach⸗ verständige, daß die Ernte immer noch eine ebenso reichliche wie die vorjährige sein werde.
Der viele Regen ist dem Mais sehr zu statten gekommen, über dessen Stand von allen Seiten die günstigsten Nach⸗ richten eingehen.
Bestimmte Zahlen über das Ernteergebniß liegen noch nicht vor; nur über die Rapsernte berichtet die „Swoboda“ bereits und beziffert deren diesjährigen Ertrag auf 27 588 Doppel⸗Centner (gegen 20 134 in 1891, 3796 in 1890 und 202 in 1889).
Mit der im Departement Rustschuk jetzt beendeten Ernte von Weizen, Roggen, Gerste und Hafer ist man sehr zufrieden. Dieselbe ist als eine gute zu bezeichnen.
Ueber das Ergebniß der diesjährigen Ernte in Egypten liegt folgende Nachricht vor:
In Weizen wird das Ergebniß auf 80 Proc., Gerste 50 Proc., Bohnen 105 Proc., Linsen 90 Proc. einer Mittel⸗ ernte geschätzt. Die Dariernte ist unbefriedigend, und das Ergebniß der Sommer⸗Maisernte noch unbekannt.
Sagatenstand in Nord⸗Amerika.
Nach dem Bericht des Ackerbaubureaus hat sich, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, der Stand der Baum⸗ wollenernte im allgemeinen gegen den vorigen Monat um 46/10 % und gegen den Monat August des vorigen Jahres um 66/10 % ver⸗ schlechtert. Der durchschnittliche Baumwollenstand beträgt danach 823 100 %. Der Durchschnittsstand des Weizens hat sich gebessert und beträgt 825/10, während er im vergangenen Monat nur 811/10 erreichte. Im August des vorigen Jahres belief sich der durchschnittliche Stand des Weizens auf 908/⁄10. Was Frühjahrsweizen betrifft, so beträgt der durchschnitt⸗ liche Stand desselben 873 10; der Stand des Frühjahrsroggens ergiebt 89810. Der Haferstand stellt sich auf 862/10, der Stand der Gerste auf 911¼10. Der Buchweizenstand beträgt 922/10.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Griechenland.
Durch Circular des Ministers des Innern ist die Einfuhr von rohen Häuten, Lumpen u. s. w., welche aus mit Cholera inficirten 8 dessen verdächtigen Ländern kommen, bis auf weiteres verboten vorden
Antlicher Nachricht aus er.. i. Pr. vom 7. Juli zufolge sind daselbst 2. Erkrankungen an 5 ecktyphus gemeldet; davon be⸗ trifft der eine Fall eine Kran enwärterin des städtischen Kranken⸗ hauses. Eine Einschleppung der Krankheit ist nicht mit Sicherheit nachzuweisen. Die vorgeschriebenen gesundheitspolizeilichen Maßregeln sind getroffen.
8 Cholera in Rußland. 1
Nr. 32 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts“ enthält folgende Mittheilungen: Wenngleich die Seuche durch ihre Verbreitung nach Jekaterinoslaw lerste Erkrankung am 28. Juli) den Stromlauf des Dnjepr sich erschlossen hat, ist ein weiteres Fort⸗ schreiten nach Westen nicht zu bemerken gewesen. Längs der Eisen⸗ bahn Rostow⸗Woronesch⸗Koslow⸗Moskau ist sie nach Rjäsan und Moskau gelangt. Im Osten hat sie Tobolsk und Tomsk ergriffen. Den hauptsächlichsten Krankheitsherd bildet gegen⸗ wärtig das Dongebiet, während in demjenigen der Wolga eine Abnahme der Cholera sich bereits bemerkbar macht. In Nishni⸗Nowgorod scheint die Seuche eine größere Verbreitung nicht erlangt zu haben. In den ö Bezirken ist alles, was östlich vom Gouvernement Tiflis liegt, abgesehen vom Gouvernement Eriwan, stark inficirt, in dem westlich von Tiflis gelegenen Gelände sind dagegen bisher Krankheitsfälle nur vereinzelt aufgetreten, z. B. in Batum, Kutais. Von den ciskaukasischen Bezirken ist, abgesehen von Dagestan, auch das Terekgebiet stark inficirt.
„Neuerdings sind folgende Orte verseucht: Jekaterinodar im Kuban⸗ gebiet, Nachitschewan am Araxes, Poti, Jekaterinoslaw, Jeletz, Rjäsan, Moskau, Ssysran, Tobolsk, Tomsk. Auf der Eisenbahnlinie Moskau⸗Kasan sind am 4. August 3 Erkrankungen mit 2 Todesfällen gemeldet. Das Gerücht, daß in Warschau und in Sosnowice Chole fälle sich ereignet hätten, bestätigt sich bis jetzt nicht.
Ueber die Cholerine in Rumänien enthält Nr. 32 der „Veröffentlich. d. Kais. Gesundheitsamts“ Folgendes: In Botuschan hat sich der Charakter der Krankheit nicht geändert. Es kommen wöchentlich bis fünf Todesfälle vor und zwar zum größten Theil nur in den Stadttheilen der armen jüdischen Be⸗ völkerung. Dem Genuß verdorbener Fische wird die Entstehung der ersten Erkrankungen Schuld gegeben. Zufolge amtlicher Nachrichten vom 24. Juli mehren sich neuerdings in Giurgewo choleraverdächtige Fälle mit raschem Krankheitsverlauf und tödtlichem Ausgange. Seitens der Behörden werden die Erkrankungen in Botuschan sowohl wie in Giurgewo als Cholerine bezeichnet.
1“ A111“
St. Petersburg, 10. August. Nach amtlicher Mittheilung sind am 8. d. M. in Kasan 15 Personen an der Cholera erkrankt und 4 gestorben, in Kursk 3 Personen erkrankt und 3 gestorben; in Astrachan kamen 18 Erkrankungen und 5 Todesfälle vor, in Baku 4 Erkrankungen und 5 Todesfälle: in Zarizyn am 7. d. M. 7 Er⸗ krankungen und 5 Todesfälle, in Nishny⸗Nowgorod am 9. d. M. 64 Erkrankungen und 31 Todesfälle. In den meisten Städten hat die Sterblichkeit bedeutend abgenommen, dagegen herrscht die Epidemie noch stark in den Gouvernements. Neue Erkrankungen kamen in Wladimir vor.
Bukarest, 10. August. Gegenüber der Meldung einiger aus⸗ ländischer Blätter, daß es sich bei einem aus Batum in Sulina erkrankt eingetroffenen Reisenden um Cholera gehandelt habe, er⸗ klärt die „Agence Roumaine“, jener Reisende sei infolge einer Darmentzündung gestorben, es habe sich bei der mikroskopischen Untersuchung der Kommabacillus nicht gefunden.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. 8 An der Ruhr sind am 10. d. M. gestellt 10 163, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 9. d. M. gestellt 4233, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
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ZoWwangs⸗Versteigerungen. “ Beim öniglichen Amtsgericht I Berlin standen am 10. August die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Stralauerstraße 19, dem Dr. Bruno Mertelmeyer gehörig; Nutzungswerth 5160 ℳ; Mindestgebot 2800 ℳ; für das Meistgebot von 90 000 ℳ wurde der Möbelfabrikant A. Gottschalk, Schön⸗ hauser Allee 2, Ersteher. — Wiesenstraße 16, dem Maurermeister Hermann Berthold gehörig; Nutzungswerth 12 500 ℳ; Mindest⸗ gebot 800 ℳ; für das Meistgebot von 184 000 ℳ wurde der Fabrikant Gustav Seelmeyer, Schlegelstraße 6, Ersteher.
— Wie aus dem Magdeburgschen geschrieben wird, hat sich auf dem Zuckermarkt der Abzug namentlich in fertiger Waare gehoben, und ist auch das Preisverhältniß für die Raffinerien ein besseres ge⸗ worden. Fast sämmtliche Raffinerien haben ihre Arbeiten wegen der am 1. August eingetretenen veränderten Zollverhältnisse bereits früher eingestellt und dürfte daher, wenn der Abzug gut bleibt, das Angebot für die nächsten Monate kein übermäßig großes sein.
— Die gestrige außerordentliche Generalversammlung der Dresdner Bank genehmigte debattelos die Fusion mit der Anglo⸗Deutschen Bank und Errichtung einer Zweignieder⸗ lassung in Hamburg unter der Firma „Filiale der Dresdner Bank in Hamburg“, die Erhöhung des Actienkapitals um 10 Millionen Mark auf 70 Millionen Mark, sowie die damit zusammenhängenden Statutenänderungen und wählte in den Aufsichtsrath die Herren Woldemar Nissen, Dr. Donnenberg und A. W. Gruner, sämmtlich in Hamburg. — Nach Erledigung der Tagesordnung erstattete die Direction folgenden Bericht: Das erste Semester dieses Jahres hat die erwartete Besserung im Bankgeschäfte noch nicht gebracht; die Stille im Börsenverkehr hat gegen das vergangene Jahr eher noch zugenommen. Unter Berücksichtigung dieser Verhältnisse können wir sowohl die Entwickelung unserer Geschäfte, als auch die Erträgnisse im ersten Halbjahr als befriedigende bezeichnen. Die Einnahmen an Zinsen haben sich entsprechend dem billigen Geldstande gegen das zweite Semester 1891 weiter verringert, doch haben sich die Provisionen im Vergleich zum selben Zeitraum erhöht. Durch Abstoßung eines Theiles der Bestände, sowie durch Abwickelung verschiedener im Laufe des Semesters einge⸗ gangener Consortialgeschäfte, die, insoweit sie abgerechnet, im Gewinne mit enthalten sind, können wir auf Effecten⸗ und Consortial⸗Conto einen ansehnlichen Nutzen ausweisen. Wir unter⸗ lassen es in der Regel, im Laufe des Jahres Ziffern über unsere Er⸗ trägnisse zu veröffentlichen, um nicht Anlaß zu geben, daß aus der Bekanntmachung von solchen Ziffern, die inmitten der Erwerbs⸗ periode liegen, unzutreffende Schlüsse auf das endgültige Jahres⸗ erträgniß gezogen werden. Aus Anlaß der gegenwärtigen außer⸗ rdentlichen Generalversammlung und Beschlußfassung über Erhöhung unseres Actienkapitals halten wir es für angezeigt, ausnahmsweise von der Gepflogenheit abzugehen und die Erträgnisse des ersten Halb⸗ jahres bekannt zu geben. — Das Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto stellt sich per 30. Juni cr. wie folgt: Verlust: Handlungsunkosten 657 563 ℳ, Steuern 172 066 ℳ, Abschreibungen auf zweifel⸗ hafte Debitoren 116 000 ℳ, Reingewinn 3 084 150 ℳ, Summa 4 029 780 ℳ Gewinn: Sorten⸗Conto 206 126 ℳ Zinsen⸗Conto: ö. abzüglich gezahlter Zinsen 1 199 207 %ℳ Wechsel⸗
onto: Discont⸗ und Cursgewinn 490 605 ℳ, Provisions⸗Conto 1 020 980 ℳ, Wechsel⸗Comptoir Dresden 100 365 ℳ, Effecten⸗ und Consortial⸗Conto 881 482 ℳ, Diverse Einnahmen 11 416 ℳ, Vor⸗ trag von 1891 119 596 ℳ, Summa 4 029 780 ℳ
Leipzig, 10. August. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per August 3,77 ½ ℳ, per
ver Dezember 3,82 ½ ℳ, per Januax 3,85 ℳ, per Februar 3,87 ½ ℳ,
per März 3,87 ½ ℳ, per April 3,87 ½ ℳ% Umsatz 10 000 kg. Wien, 10. August. (W. T. B.) Dieöͤsterreichisch⸗ungarische
Bank macht die Bedingungen bekannt, unter denen sie, vom 11. August
oldbarren gegen Banknoten einlöst. 8 . . — 11. August. (W. T. B.) Sämmtliche Bankanstalten der österreichisch⸗ungarischen Bank sind beauftragt, von heute ab die
commissionsweisen Incasso anzunehmen. 8 London, 10. August. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen⸗ ladungen angeboten.
anfangs befestigt, im Verlaufe sehr lustlos, der Schluß sehr fest. Der Umsatz der Actien betrug 177 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 2 030 000 Unzen geschätzt. Silberverkäufe fanden nicht statt. Für den Staatsschatz wurden 500 000 Unzen zu 84,23 à 84,35 angekauft. 8
. Weizen anfangs behauptet, später befestigt auf Deckungen der Baissiers. Schluß stetig. —.Mais anfangs matt, dann iehend und fest den ganzen Tag auf kleinere Zufuhren.
Chicago, 10. August. (W. T. B.) Weizen Anfangs ruhig, später befestigt auf Käufe der Haussiers. Schluß stetig. — Mais 283 matt, später steigend auf Deckungen der Baissiers. Schluß stetig.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 11. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Werra“ ist am 10. August Vormittags von Genua via Gibraltar nach New⸗York abgegangen. Der Post⸗ dampfer „Köln“ ist am 9. August von Santos nach Europa in See gegangen. Der Schnelldampfer „Saale“, von New⸗York kommend, hat am 10. August Vormittags Scilly passirt. Der Schnelldampfer „Trave“ nach New⸗York bestimmt, hat am 10. August Vormittags Dover passirt. Der Schnelldampfer „Lahn“ ist am 10. August Vormittags von New⸗York via Southampton nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Straßburg“, vom La Plata kommend, ist am 10. August Morgens in Antwerpen angekommen.
London, 10. August. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Norham⸗Castle“ hat gestern auf der Heimreise Madeira bassirt. Der Union⸗Dampfer „Moor“ ist heute auf der Aus⸗ reise von Madeira abgegangen.
— 11. August. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Pem⸗ broke Castle“ ist auf der Heimreise am Dienstag von Capekown abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Grantully Castle“ ist auf der Heimreise gestern von Capetown abgegangen.
Theater und Musik.
„Der Probepfeil“, der morgen zum ersten Mal in dieser Spiel⸗ zeit am Lessing⸗Theater zur Aufführung kommt, wird einer jungen Wiener Schauspielerin, Fräulein Meißner, in der Rolle der Comtesse Beate Gelegenheit zum ersten Auftreten bieten.
Im Kroll'schen Theater wird Emil Götze am Sonntag den „Propheten“ wiederholen; auch die übrige Besetzung der O ist die der neulichen Aufführung. 8 u“
Preußische Klassenlotterie (Ohne Gewähr.) 8
Bei der gestern fortgesetzten Ziehung der 2. Klasse 187. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Nachmittags⸗Ziehung:
1 Gewinn von 5000 ℳ auf Nr. 4940. 8
1 Gewinn von 3000 ℳ auf Nr. 151 126.
2 Gewinne von 500 ℳ auf Nr. 92 453. 141 387.
16 Gewinne von 300 ℳ auf Nr. 1386. 10 291. 11 170. 11 452. 20 219. 31 762. 32 168. 68 199. 73 085. 87 186. 108 178. 131 079. 136 397. 140 627. 150 586. “
Bei heute beendeten Ziehung der 187. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:
1 Gewinn von 10 000 ℳ auf Nr. 31 514.
1 Gewinn von 3000 ℳ auf Nr. 55 499.
1 Gewinn von 500 ℳ auf Nr. 80 441.
9 Gewinne von 300 ℳ auf Nr. 8373. 29 112. 40 489. 61 630. 99 115. 131 357. 159 960. 173 305. 186 2907.
Mannigfaltiges.
Um allen Befürchtungen vor der Cholera in Berlin die Spitze abzubrechen, werden seit vier Wochen seitens der Stadtverwaltung die umfangreichsten Maßregeln gegen die Verbreitung dieser gefährlichen Krankheit hierselbst getroffen. Insbesondere werden unter Leitung und Aufsicht des Directors der Straßenreinigungs⸗ Verwaltung Schlosky in allen jenen Stadtgegenden, wo die allgemeine Kanalisation noch nicht zur Durchführung gebracht ist, die alten Kanäle und Rinnsteine mit strengster Sorgfalt gespült; imgleichen werden die Droschkenplätze in der ganzen Stadt gewaschen und die Desinficirung aller Winkel bewirkt.
In dem zwischen der Stadtgemeinde Berlin und der Berliner Pferde⸗Eisenbahn⸗Gesellschaft, CommanditsGesell⸗ schaft auf Actien J. Lestmann und Comp. zu Charlottenburg, ab⸗ geschlossenen Vertrage vom 7. Mai 1881 ist von der jährlichen Bruttoeinnahme aus dem Personen⸗ und Güterverkehr der Pferdebahn seitens der Gesellschaft an die Stadtgemeinde eine Abgabe von vier Procent zu entrichten; jedoch ist hierbei die Be⸗ stimmung getroffen worden, daß eine verhältnißmäßige Herab⸗ setzung der procentualen Abgabe für den Fall in Aussicht genommen wird, wenn die Gesellschaft dem Magistrat glaubhaft nachweist, daß die gesammte Geschäftseinnahme während eines Zeitraums von drei aufeinander folgenden Jahren so gering gewesen ist, daß den Actionären für diese drei Jahre nach kauf⸗ männischen Grundsätzen nur eine Dividende von 6 % bewilligt werden konnte. Dies hat die Gesellschaft für das Jahr 1891 dem Magistrat glaubhaft nachgewiesen, und der letztere hat daher bei der Stadtverordneten⸗Versammlung beantragt, daß die von der Ge⸗ sellschaft für das Kalenderjahr 1891 zu entrichtende Abgabe von der Bruttoeinnahme und der Beförderung von Personen und Gütern, einschließlich der Abonnements, von 4 % auf 1,22 % herabgesetzt werde.
Die städtischen Volksbibliotheken Berlins haben, wie die „Voss. Ztg.“ einem der Nr. 30 des Gemeindeblattes beigegebenen Bericht entnimmt, was die Gesammtzahl des Bücherbestandes an⸗ betrifft, sich nur wenig vermehrt, da dieser Bestand nur von 109 576 Bänden auf 111 186 Bände, also um 1610 Bände angewachsen ist. Die Zahl der neu eingestellten Bände ist indessen weitaus größer, da in mehreren Bibliotheken alte werthlose Bücherbestände fortgeräumt worden sind. Trotz der dadurch eingetretenen Verkleinerung dieser Bibliotheken ist doch die Leserzahl größer geworden. Insgesammt wurden die 27 Volksbibliotheken von 15 791 Lesern benutzt gegen 14 721 im Vorjahre. Die Vermehrung beträgt also 1070 oder 7,3 %. Ausgeliehen wurden vom 1. April 1891 bis dahin 1892 im ganzen 370 578 Bände gegen 339 242 in Vorjahre. Die Zahl der Ausleihungen stieg also um 9 ½ %, währen der Bücherbestand noch nicht ganz um 1 ½ % vermehrt wurde
September 3,80 ℳ, per Oktober 3,82 ½ ℳ, per November 3,82 ½ ℳ,
Jedes Buch wurde im Durchschnitt 3 ½ Mal, im Vorjahre 31/⁄0 Ma
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angefangen, auf Grund des Zusatzes zu Artikel 87 der Bankstatuten auf Kronenwährung lautenden Wechsel zum Escompte und
New⸗York, 10. August. (W. T. B.) Die Börse war