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worden, wonach der Abschluß wucherischer Geschäfte beim
Sachsen⸗Altenburg.
Hummelshain, 19. August. Seine Hoheit der Herzog ist, wie der „Magd. Ztg.“ mitgetheilt wird, gestern von h nach Franzensbad abgereist. 8
Waldeck und Pyrmont.
Arolsen, 18. August. Der bisherige Präsident des Land⸗ tags, Gerichts⸗Rath Mogk aus Korbach, hat nach dem „Hann. Cour.“ aus Gesundheitsrücksichten sein Mandat nieder⸗ gelegt. Herr Mogk wurde in der letzten Landtagssession an Stelle des verstorbenen Ober⸗Gerichts⸗Raths Rhode zum Prä⸗ sidenten des waldeckischen Landtags gewählt. Für den Rest der Wahlperiode hat demzufolge eine Neuwahl stattzufinden, die auf den 30. d. M. festgesetzt ist.
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Großbritannien und Irland.
Im Schlosse zu Osborne vollzog sich am 18. d. M. die letzte Amtshandlung des bisherigen Ministeriums: die Ueber⸗ gabe der Amtssiegel an die Königin. Die „Allg. Corr.“ berichtet darüber: Um 9 ½% Uhr fuhren zehn von den bis⸗ herigen Ministern von der Victoria⸗Station in London nach der Insel Wight ab. Der Marquis von Salisbury hatte als Gast der Königin im Schlosse übernachtet und führte die Abordnung ein. Schon um 111 ½ Uhr traten darauf die neuen Minister die Fahrt zur Königin an, um die Amtssiegel entgegenzunehmen. Die Königin hatte den greisen Premier Gladstone, der schon einige Tage zuvor den üblichen Handkuß gegeben, von der Förmlichkeit dispensirt. Die Sache war schnell erledigt. Um 2 Uhr Nachmittags waren die früheren Minister wieder nach Cowes zurückgekehrt, wo der Dampfer, welcher die neuen Minister an Bord hatte, mit der Landung wartete, bis die früheren Cabinetsmitglieder die Rückfahrt angetreten hatten. Noch am Abend trafen die neuen Minister wieder in London ein.
Aus der letzten Unterhaussitzung (am 18. d. M.) ist noch Folgendes nachzutragen: Der liberale Deputirte Mar⸗ joribanks stellte den Antrag auf Ausschreibung der Ersatz⸗ wahlen für die neuen Minister. Hierauf trat der Arbeiter⸗Abgeordnete Keir⸗Hardie mit seinem Antrage hervor, eine Herbsttagung zur Berathung von Arbeiterangelegenheiten abzuhalten. Zur Motivirung des Antrags bemerkte er, daß er schon am letzten Donnerstag ein darauf bezügliches Amendement zur Adresse gestellt habe. In dem darüber entstandenen Lärm habe er aber nicht gehört, daß das Asquith'sche Hauptamendement zur Abstimmung ge⸗ bracht wurde, sodaß er verhindert gewesen sei, sein Amendement zu beantragen. Er richte deshalb die Frage an den Sprecher, ob es keine Möglichkeit gebe, den in seinem Amendement enthaltenen Punkt jetzt noch zur Sprache zu bringen, damit sich das neue Ministerium nach der kundzugebenden Ansicht des Hauses richte. Der Sprecher erwiderte, daß die Sitzung lediglich eigens zur Ausschreibung der Ersatzwahlen anberaumt worden sei. Die Frage Keir⸗ Hardie's könne daher jetzt nicht zur Erörterung ge⸗ bracht und noch viel weniger könne ein förmlicher An⸗ trag gestellt werden, da keine verantwortlichen Minister der Krone zugegen wären. Gegen 5 Uhr vertagte sich das Haus. — Um 9 Uhr versammelten sich alsbdann beide Häuser des Parlaments im Oberhause. Die Lords⸗Commissare, welche im Namen der Königin die Vertagung des Parlaments is zum 4. November ankündigten, waren der Lordkanzler, Lord Herschell, der Marquis von Ripon, der Earl von Kimberley, Earl Spencer und Viscount Oxenbridge. Von anderen Pairs waren nur zwei erschienen.
Der zum Secretär des Handelsamts ernannte Thomas Burt ist, wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, ein früherer Bergmann. Als solcher war er Schriftführer des Gewerk⸗ vereins der northumberländischen Bergleute, Vorsitzender des Landesverbandes und Anhänger der Achtstundenschicht. Vor zwei Jahren gehörte Burt zu den britischen Vertretern auf der Berliner Arbeitsconferenz.
General⸗Lieutenant Sir Evelyn Wood ist, der „K. Ztg.“ ufolge, von der britischen Regierung beauftragt worden, den deutschen Herbstmanövern beizuwohnen.
In einem zweiten, gestern veröffentlichten Blaubuch über die marokkanische Angelegenheit setzt Sir Euan Smith auseinander, daß der Sultan niemals die Absicht gehabt habe, einen neuen Handelsvertrag mit England abzuschließen. Der Marquis von Salis bury spricht sich in einem Schreiben an Sir Euan Smith dahin aus, daß es, so lange England nicht die völlige Zustimmung der übrigen Mächte besitze, besser sei, den Sultan nicht zum Abschluß eines neuen Handelsvertrags zu drängen.
Frankreich.
Wegen des in den letzten Tagen erfolgten Abhanden⸗ kommens einer größeren Sendung von Patronen für das Lebelgewehr ist, dem „W. T. B.“ zufolge, die gerichtliche Untersuchung eingeleitet worden. e“
Die „République française“ bezeichnet als das Ziel der militärischen Operationen des Obersten Dodds in Dahomey die Besetzung der Stadt Abomey.
Rußland und Polen.
Gestern ist in St. Petersburg ein Gesetz veröffentlicht
Ankauf von Getreide von den Bauern durch die Friedens⸗ richter mit Arrest bis zu drei Monaten, beziehungsweise mit Gefängniß von einem bis sechs Monaten bestraft werden soll. Außerdem haben die Käufer den Preisunterschied zu ersetzen, um welchen sie die Verkäufer übervortheilt haben.
Der Minister des Innern hat der russischen „Peters⸗ burger Zeitung“ den Einzelverkauf und den Druck von Privatannoncen wieder gestattet, dagegen das Erscheinen der Zeitung „Kalishanin“ auf 8 Monaäte sistirt.
Die Frage der Errichtung eines Ministeriums für Ackerbau nähert sich, wie die „R. Sh.“ berichtet, ihrer Erledigung. Laut Beschluß des Reichsraths wird eine besondere Conferenz gebildet, die unter Vorsitz des Präsidenten des Reichsraths⸗Departements für Staatswirthschaft einen ent⸗ sprechenden Entwurf ausarbeiten soll. Beoamte der Ministerien des Innern, der Finanzen und der Domänen sind einstweilen ins Ausland abgesandt worden, um sich mit der Organisation dortiger analoger Institutionen bekannt zu machen.
Schweiz.
Der deutsche Gesandte bei der Schweizerischen Eidgenossen⸗ schaft von Bülow hat laut Meldung des „W. T. B.“ aus Bern gestern Vormittag dem Bundesrath sein Abberufungs⸗ schreiben überreicht.
Serbien.
Der König Alexander ist läaut Meldung des
ern wieder in Belgrad eingetroffen.
-1. Amerika. X““
Der Staatssecretär des Auswärtigen Foster hat, wie dem „W. T. B.“ aus Washington berichtet wird, von dem amerikanischen Geschäftsträger in Konstantinopel eine Depesche erhalten, in welcher dieser über Mißhandlung amerikanischer Missionare in Burdur (Klein⸗ Asien) berichtet. Der Staatssecretär beauftragte hierauf den Geschäftsträger auf telegraphischem Wege, von der Pforte sofortige Genugthuung zu verlangen. Gleichzeitig erhielten zwei amerikanische Kriegsschiffe Befehl, nach der Küste von Klein⸗Asien zu gehen.
Das Gesetz wegen Einführung des achtstündigen Arbeitstages, welches vor kurzem für die öffentlichen Arbeiten in den Vereinigten Staaten erlassen wurde, findet, der „A. C.“ zufolge, seine Anwendung auf „den Dienst und die Beschäftigung aller Arbeiter und Handwerker, die von der Regierung der Vereinigten Staaten und dem District von Columbia oder von irgend einem Unternehmer öffentlicher Arbeiten der Vereinigten Staaten oder des genannten Gebiets beschäftigt werden“. Die vorsätzliche Uebertretung dieses Gesetzes seitens eines Beamten oder Unternehmers wird mit einer Geldstrafe von 1000 Doll. oder mit Gefängniß bis zu sechs Monaten oder mit beidem zugleich, je nach dem Ermessen des Richters, geahndet.
Afrika.
Aus dem Congostaat in Brüssel eingegangene neuere Meldungen vom 7. Juni berichten: Ein Araberhäuptling in Nyangwe habe sich empört, der Sohn Tippo Tip's und andere Araberhäuptlinge hätten sich jedoch erboten, ihn wieder zur Unterwerfung zu bringen. Die Nachricht von der Vernichtung des von Hodister geleiteten Handels⸗ syndicats bestätige sich; man hoffe indeß, dieser Feinde bald wieder Herr zu werden. Bei Lusambo hätten Sklaven⸗ jäger eine Niederlage erlitten; 10 Anführer seien getödtet und 700 Mann ihrer Truppe gefangen genommen worden.
Parlamentarische Nachrichten.
In Schweinitz a. d. Elster wurde gestern der Ritter⸗ gutsbesitzer Rohde⸗Wachsdorf, conservativ, mit allen 211. abgegebenen Stimmen, an Stelle des bisherigen Abgeordneten Staats⸗Ministers von Koseritz in Dessau, zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten für den 2. Merseburger Wahl⸗ kreis (Schweinitz⸗Wittenberg) gewählt.
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In Heiligenstadt wurde der Ober⸗Landesgerichts⸗Rath Im Walle zu Hamm in Westfalen (Centrum) mit 221 Stimmen zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten für den 2. Erfurter Wahlkreis (Heiligenstadt⸗Worbis) wieder⸗ gewählt. Der Gegencandidat, Ober⸗Amtmann Jordan zu Gerode, conservativ, erhielt 4 Stimmen.
des „Centralblatts der Bauverwaltung“,
ben im Ministerium der öffentlichen Ar⸗
n 20. August hat folgenden Inhalt: Die neue St. Sebastianskirche in Berlin. — Bahnsteighalle des Hauptbahnhofs in Köln. (Schluß.) — Congreß fär Binnenschiffahrt in Paris. III. — Vermischtes: Preisertheilung auf der Kunstausstellung in München. — Preisbewerbungen für ein Kreishaus in Bochum, für ein Kranken⸗ S in Sonderburg, für eine Central⸗Markthalle in Budapest und
in Geschäftshaus der Versicherungsanstalt des Königreichs Sachsen.
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Entscheidungen des Reichsgerichts.
Die Einrede der Unverbindlichkeit des einer Forderung zu Grunde jegenden Rechtsgeschäfts wegen Betruges gegen den klägerischen Gläubiger steht, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 14. Mai 1892, im Gebiet des Preußischen Allgemeinen Land⸗ rechts ebenso wie dem Hauptschuldner auch dem Bürgen für die Schuld kraft eigenen Rechts zu, auch wenn der betrogene Haupt⸗ schuldner bei dem Vertrage stehen bleiben will. 8
— Die Cession einer Forderung für ein zur Ausführung gelangendes Werk seitens des Werkmeisters an seinen Gläubiger, welcher ihm die Mittel zur Ausführung des Werks vorgeschossen hat, und ohne welche Mittel der Werkmeister das Werk nicht hätte aus⸗ führen können, kann, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Civil⸗ senats, vom 18. Mai 1892, von den anderen Gläubigern des Werk⸗ meisters, welche vergeblich Zahlung fordern, nicht angefochten werden.
Statistik und Volkswirthschaft.
Das Wirthschaftsjahr 1891.
In ihrem Bericht für das Jahr 1891 bemerkt die Handels⸗ Wund Gewerbekammer zu Dresden über die allgemeine Lage von Handel und Gewerbe: Die absteigende Richtung, die in wirthschaft⸗ licher Beziehung das Jahr 1890 eingeschlagen hatte, wurde auch von dem Berichtsjahre 1891 nicht verlassen. Trotzdem erscheint bei Be⸗ trachtung der Lage von Handel und Gewerbe in unserem Kammer⸗ bezirk, wenigstens wenn man das ganze Berichtsjahr berücksichtigt, das allgemeine Bild durchaus nicht in so trübem Lichte, wie man erwarten könnte. Denn wenn sich auch aus der Mehrzahl der eingelaufenen Berichte ein Rückgang gegen die Vorjahre ergiebt, so sind doch neben den ganz urgünstigen auch manche noch immer befriedigende und sogar einige, z. B. aus den Dividenden mehrerer Actienunter⸗ nehmungen nachweisbare, recht gute Geschäftsergebnisse zu verzeichnen. Diese Erscheinung mag wohl zum theil darin ihren Grund haben, daß die ungünstigen Einflüsse sich erst gegen Schluß des Jahres in voller Schärfe geltend machten, was allerdings für das laufende Jahr recht trübe Aussichten eröffnen würde, wenn in ihm nicht die ge⸗ sichertere handelspolitische und die beruhigtere Lage des Geld⸗ marktes bessernd wirken sollten, — zum theil mag sie in Umständen begründet sein, die selbst wieder eine Folge des wirth⸗ schaftlichen Rückgangs sind, nämlich in den für den Unternehmer wesent⸗ lich gebesserten Arbeiterverhältnissen und den vielfach billiger gewor⸗
denen Rohstoffen, und schließlich ist jene Erscheinung wohl auch bei
mehreren Gewerbszweigen in der Stadt Dresden und Umgebung auf die Inangriffnahme ungewöhnlich großer und zahlreicher Staatsbauten zurückzuführen. — Was die einzelnen Mittheilungen über die Arbeiter⸗ verhältnisse von 1891 bemerken, faßt der Jahresbericht kurz folgendermaßen zusammen: Der seit Jahren lebhaft beklagte Arbeitermangel ist, wie bei der wirthschaftlichen Gesammtlage natürlich, im Berichtsjahre fast völlig geschwunden — ver⸗ einzelte Ausnahmen beziehen sich auf landwirthschaftliche und auf Arbeiter mit besonders guter Fachbildung —, namentlich an gewöhnlichen Arbeitern war sogar meist Ueberfluß vor⸗ handen trotz vielfach verkürzter Arbeitszeit, ohne die in mehreren Fällen Entlassungen unumgänglich gewesen wären. Die Löhne haben scch aber durchaus nicht in gleichem Maße wie die Nachfrage nach Arbeitern geändert, denn sonst hätte nach dem starken Steigen der Löhne seit 1888 durchgängig eine wesentliche Herabsetzung stattfinden müssen. Die Zahl der Fälle, in welchen hiervon berichtet wird, ist aber nicht einmal so groß, wie die Zahl derer, in denen Lohnerhöhungen mitgetheilt werden; auch finden sich Lohnherabsetzungen in keinem Gewerbszweige durchgängig, während Erhöhungen im Kohlenbergbau fast ohne Ausnahme und in der Maschinen⸗ und Metallwaaren⸗Industrie wenigstens häufiger statt⸗ fanden. In der bei weitem überwiegenden Mehrzahl der Betriebe sind dagegen die Löhne unverändert geblieben und zwar oft trotz ver⸗ minderter Arbeit und trotz vermehrten Angebots von Arbeitern. Vielfach wird berichtet, daß wegen der Theuerung der Lebens⸗ mittel von Lohnherabsetzungen Abstand genommen, oder sogar Erhöhungen bewilligt werden mußten. Mit dem Verhalten der Arbeiter sind diesmal weitaus die meisten Berichte ganz oder wenigstens im allgemeinen zufrieden; Ausstände, die übrigens für die Arbeiter alle ungünstig verliefen, Aufsässiakeit, Kontraktbruch, und offen zur Schau getragene Unzufriedenheit zählten zu den Aus⸗ nahmen. Von den Arbeiter⸗Versicherungsgesetzen hat sich das Krankenkassengesetz so eingelebt, daß unter den mehr als 100 hierüber eingelaufenen Berichten kein einziger grund⸗ sätzliche Abneigung verräth, sondern es werden nur ver⸗ einzelte Wünsche wegen einzelner Bestimmungen laut. Auch die Arbeiter erkennen fast durchgängig das Gesetz als segensreich an und zahlen willig ihre Beiträge. Ebenso mehren sich die Berichte, die erkennen lassen, daß eine bessere Einsicht von dem Nutzen auch der Unfallversicherung bei den Arbeitern Platz greift, während die Klagen der Arbeitgeber über die hohen Kosten und Scherereien wenigstens etwas abgenommen haben. Die Invaliditäts⸗ und Altersversicherung dagegen hat sich erst ganz vereinzelte Freunde unter Arbeitern und Arbeitgebern erworben, und beide zahlen oft
nur widerwillig die Beiträge. 8
Zur Arbeiterbewegung. Ueber die Ausstände in Deutschland während der
Jahre 1890 und 1891 veröffentlicht die Generalcommission der socialdemokratischen Gewerkschaften Deutsch⸗ lands eine Uebersicht, die sich auf die Beantwortung von Fragebogen stützt, die von der Commission an 65 deutsche Centralorganisationen der Arbeiter versandt und von 35 von ihnen beantwortet wurden. Antworten sind nicht eingegangen von den wichtigen Gewerkschaften der Glasarbeiter, Schuhmacher, Taback⸗ und Textil⸗ arbeiter. Immerhin gewähren, wie die „Soc. Corr.“ bemerkt, die gewonnenen Zahlen ein nach Maßgabe der Um⸗ stände gutes Bild von den Ursachen, der Ausdehnung und den Kosten der Ausstände der beiden letzten Jahre: wir entnehmer der „Soc. Corr.“ folgende Angaben:
Es fanden im ganzen statt 226 Strikes, bei welchen im ganzen 586 Arbeiter betheiligt waren. Die Kosten für diese Ausstände rugen 2094 922 ℳ Den Löwenantheil hieran tragen die Kosten Buchdruckerausstandes, die mit 1 250 000 ℳ angegeben sind. Die eisten Ausstände kamen vor im Zimmerergewerbe: 52 mit insgesamm Strikewochen; sieben Organisationen berichteten, daß Strikes über⸗ aupt in den Berichtsjahren nicht vorgekommen waren. Zur Ergänzung dieser Ziffern muß man jedoch berücksichtigen, daß auch die nicht angegebenen Ausstände oder Aussperrungen große Summen erforderten und daß die Ausgaben der zahlreichen rein localen Arbeiterorganisationen für Strikezwecke sich der Berechnung entziehen. Am meisten fällt hier ins Gewicht der Ausstand der Hamburger Tabackarbeiter, der, wie die Generalcommission selbst angiebt, 500 000 ℳ kostete. — Von den Kosten von 2 094 922 ℳ wurden mehr als die Hälfte aufgebracht aus den Kassen der betheiligten Verbände, 326 000 ℳ durch frei⸗ willige Beiträge der Verbandsmitglieder, 89 000 ℳ durch Beiträge anderer Gewerkschaften, 91 415 ℳ durch Sammellisten und 126 000 ℳ
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vom Auslande. Man ersieht hieraus, daß die Sammellisten keinesn egs
eine große Rolle bei den Arbeiterausständen spielen, eine um so größere dagegen die freiwilligen Beiträge der Verbandsmitglieder; auch die Unterstützung aus dem Auslande hat bereits eine ganz erkleckliche Höhe erreicht. Von den Ausständen waren 79 oder 35 % sogenannte Abwehrstrikes; in 36 dieser Fälle handelte es sich um Verhütung von Lohnkürzungen, in 10 um Abwendung einer verlängerten Arbeitszei in 4 um Widerstand gegen Einführung einer neuen Fabrikordnung un in 29 Fällen um Maßregelungen oder Zurückweisung des Verlangens aus der Organisation auszutreten. Von den Abwehrstrikes waren erfolgreich 13, theilweise erfolgreich 30, erfolglos 25. — Den 79 „Ab⸗ wehrstrikes“ stehen 147 „Angriffsstrikes“ gegenüber, von denen 117 auf⸗ Verkürzung der Arbeitszeit und nur 23 auf Lohnerhöhung gerichte
waren; bei dem Rest von sieben ist der Grund nicht angegeben. Vo den Angriffsstrikes waren 54 erfolgreich, 59 theilweise erfolgreich un 30 erfolglos. Es waren also etwa (es ist eine kleine Differenz in de Angaben bei den Abwehrstrikes vorhanden) 30 % der Ausstände gan und 40 % theilweise erfolgreich, während der Rest erfolglos war.
In Hamburg weigert sich die Gesammtheit der socia demokratischen Arbeiter, für die unüberlegten Schritte der Brauerei⸗Gehilfen und Arbeiter einzutreten. Eine öffentliche Versammlung der Delegirten der Gewerkschaften Hamburgs hat am Donnerstag Abend folgende Resolution angenommen:
Die Versammlung erklärt den über die Brauereien Barmbeck und Tivoli von den Brauern verhängten Boycott für ungerecht⸗ fertigt und fordert die Urheber auf, diesen Schritt rückgängig zu machen. Gleichzeitig werden die Brauereien aufgefor⸗ dert, alle einer Organisation angehörenden entlassenen Ar⸗ beiter wieder einzustellen, ohne eine Maßregelung vorzu⸗ nehmen. Ferner wird beschlossen, daß künftig keine Gewerkschaft be⸗ rechtigt sein soll, selbständig einen Boycott zu verhängen, sondern daß dieses einzig und allein Sache des Gewerkschaftskartells sein soll. Das „Hamburger Echo“ wird ersucht, etwaige Annoncen, welche die Boy⸗ cottirung betreffen und nicht vom Gewerkschaftskartell ausgehen, zu rückzuweisen. 1 1 .
Wie früher in Leipzig, ist auch in Hannover der Ver⸗ such mißglückt, die Handlungsgehilfen für die forcirt demokratische Bewegung zu gewinnen. Der „Köln. Ztg.“ wird aus Hannover geschrieben: Socialdemokratische Agitatoren machten am Mittwoch hier den Versuch, einen socialdemokratischen Verein von Handlungsgehilfen zu gründen. Weitaus die Mehrzahl der erschienenen Handlungs⸗ gehilfen verlangte jedhch Namen und Stand des Ein
berufers, des Eröffners der Versammlung und des zu
einem Vortrag über die Lage der Handlungsgehilfen aus Berlin verschriebenen und erschienenen „Genossen“ kennen zu lernen. Es stellte sich heraus, daß Schuhmacher⸗, Schneidergesellen, Fabrikarbeiter, Brauer u. s. w. die Handlungsgehilfen über ihre Verhältnisse auf⸗ klären wollten. Diese sprachen jenen alle Fähigkeiten hierfür ab und sümmüer „Deutschland, Deutschland über alles“ an, worauf der über⸗
ende Be n 5.
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Auf dem internationalen Handschuhmacher⸗Congreß, der am 28. d. M. in Brüssel stattfindet, werden außer deutschen Abgesandten solche aus Luxemburg, Belgien, Frankreich (Paris und Grenoble), Oesterreich (Wien), Dänemark und Schweden erscheinen. Wie der „Vorwärts“ mittheilt, hat Prag, der Hauptort der Hand⸗ schuhfabrikation in Oesterreich, die Beschickung des Congresses ab⸗ gelehnt. Als Hauptaufgabe des Congresses bezeichnet das social⸗ demokratische Blatt, die internationale Verbindung herzustellen, an der es bisher fehlte.
In Dresden und Umgegend bereiten die Schuhmacher eine Lohnbewegung vor und wollen eine Aufbesserung nöthigenfalls durch Arbeitseinstellung erreichen.
Hier in Berlin haben, wie die Berliner „Volksztg.“ berichtet, die Steinmetzen der Marmorbranche durch eine Commifssion einen Lohntarif ausarbeiten lassen und die Tarifcommission beauftragt, über diesen Tarif mit der Meisterschaft in Verhandlungen zu treten. Dem Lohn⸗ und Accordtarif sind eine tägliche neunstündige Arbeitszeit und ein Minimallohnsatz von 60 ₰ pro Stunde zu Grunde gelegt. — Eine Versammlung der Kutscher Berlins faßte in der Frage der Sonntagsruhe und des Lohnzahltages am Donnerstag eine Entschließung, in der die Fuhrherren aufgefordert werden, denjenigen Kutschern, die durch Verhältnisse gezwungen sind, auch Sonntags zu fahren, mindestens einen freien Tag in der Woche zu gewähren. Ferner forderte die Versammlung, daß der Lohn des Sonnabends zur Auszahlung gelange, da bei dem heutigen System der Lohnzahlung die Kutscher außer stande seien, ihre nothwendigen Lebensbedürfnisse des Sonntags vor Schluß der Geschäfte einzukaufen.
Vom vierten skandinavischen socialistischen Arbeiter⸗ congreß, der am Donnerstag in Malmö eröffnet wurde, berichtet ein Telegramm des „D. B. H.“: Referent für Dänemark ist J. Jensen, für Schweden Sterky, für Norwegen Jeppesen. Angekommen sind 68 dänische, 53 schwedische und 10 norwegische Abgesandte. Unter den Theilnebmern sind Landsthings⸗Abgeordneter Knudsen, Redacteur Harald Jensen, die Geschäftsführer Hörup und Berg aus Dänemark, Höchstengerichts⸗Advocat Mayer aus Norwegen und Redacteur Branting aus Schweden.
Aus Paris meldet ein Wolffsches Tage, daß der Ausstand der Drosch angesehen werde.
Wie ein St. Petersburger Telegramm des „W. T. B.“ berichtet, haben in der Schienen⸗ und Eisenfabrik von ghes in der funden; zur Unterdrückung dieser Unruhen mußte Militär herbeigerufen werden. Gestern war die Rube bereits wiederhergestellt. Die in der Nähe der Fabrik belegenen Arbeiterkasernen haben durch Feuer stark gelitten. Da auch die Hochöfen stark beschädigt sind, wird der Betrieb voraussichtlich erst nach mehreren Monaten in vollem Umfange wieder aufgenommen werden können.
Mittheilung des Statistischen Amts der St
sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche v is incl. 13. August cr. zur Anmeldung gekommen: 230 Ehe⸗ 920 Lebendgeborene, 20 Todtgeborene, 683 Sterbefälle.
Kunst und Wissenschaft.
Aus Jena wird das am 19. d. M. erfolgte Ableben des Geheimen Kirchen⸗Raths Lipsius. Professors der Theologie an der dortigen Universität, gemeldet. Er war 1830 in Gera geboren, studirte bis 1848 in Leipzig und ließ sich dort auch als Universitätslehrer nieder; dann wurde er 1861 nach Wien, später nach Kiel und 1871 nach Jena berufen, wo er zu den angesehensten Mitgliedern der Hoch⸗ schule gehörte. Er hat zahlreiche Schriften hinterlassen, die von seinem liberalen Standpunkte zeugen; seit 1875 redigirte er die „Jahrbücher für protestantische Theologie.“
— Ueber eine antik römische Stadt, die neuerdings be⸗ kannt geworden ist und die dem italischen Pompeji an guter
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Erhaltung zur Seite gestellt werden kann, schreibt die „Chron. des Arts“ Folgendes: Nicht bloß durch seinen schönen Himmel und sein wunderbares Klima fesselt Algerien den Reisenden,
ndern auch durch die großartigen Erinnerungen an eine ruhmreiche rgangenheit und die unvergänglichen Spuren der Völker, dort bei ihrem Durchgang abwechselnd sich den Besitz 8 afrikanischen Bodens streitig gemacht haben. In dem Bezirk von rstantine besonders stößt man bei jedem Schritt auf Unmassen von ken Ruinen, römische Straßen, Meilensteine, Gräber, Festungen, iumphbogen u. s. w, die ebensoviele werthvolle Stücke für die Wissenschaft und die Archäologie bilden. Die bemerkenswertheste unter diesen Ruinen ist die einer im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung erbauten Stadt, die trotz der Zerstörung durch die eingeborenen Mauren im 6. Jahrhundert und der Vernichtung durch Erdbeben in einem Zustand der Erhaltung auf uns gekommen ist, der gestattet, ihre verschiedenen Theile wiederherzustellen. Die Stadt Thamugadi (Timgad im Arabischen, Tauoërades griechisch) liegt 27 km östlich von den Ruinen von Lambesa, der alten Militär⸗ colonie der Römer, die einst als Lager für die berü dritte Legion des Augustus diente. An einen der sprünge des Auresgebirges angelehnt, diente Thamugadi Vergnügungsort, ganz wie ihre Schwester Pompeji,
sie in wunderbarer Weise ähnelt. Wie jenes,
auch Thamugadi das Pflaster seiner Straßen bewahrt, in dem die Wagengeleise erst gestern eingeschnitten zu sein scheinen. Ein Markt⸗ platz, mit zahlreichen und großartigen Denkmälergruppen geschmückt, ist mit einer Basilika (einer Art Handelsgericht), mit Läden, Ver⸗ ammlungssälen, Tempeln, einem Rathhause, das mit verschieden⸗ arbigem Marmor belegt ist, umgeben; man findet ein Theater mit seinen Stufen, die zahlreiche Zuschauer aufnehmen konnten, mit oberen Galerien, der Bühne, den Eingängen für das Publikum und für die Schau⸗ spieler u. s. w. Ferner Brunnen, Abzugskanäle, die trefflich angelegt sind, Bäder, öffentliche Anstalten (Latrinen), Häuser, eine Markt⸗ h mit noch erhaltenen Verkaufstischen aus Granit, und anderes mehr. Südwestlich von der Stadt, ihre Lage beherrschend, iegt ein Tempel von gewaltiger Ausdehnung, rings umgeben von Säulenhallen; er liegt auf einem Hügel, der als Capitol bezeichnet wird. Eine großartige Plattform vermittelt den Zu⸗ gang, davor steht ein Altar. Dieses so interessante, einst dem
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Jupiter geweihte Gebäude wird jetzt blosgelegt; schon sind die
gewaltigen Kapitäle, welche die Säulen bekrönten, die mit Skulptur⸗ chmuck verzierten Friese und die Brustwehr von der Erde, die sie bedeckte, freigelegt und haben ermöglicht, die Größenverhält⸗ nisse zu bestimmen. Eine große, mit Platten gepflasterte Straße, die gänzlich wohlerhalten ist, durchschneidet die Stadt von Ost nach West, sie ist mit mehreren Triumphbögen verziert, von denen der eine im Jahre 100 von Trajan erbaut, mit drei Oeffnungen, ganz unversehrt geblieben ist. Dies ist das am besten erhaltene Bauwerk von Thamugadi. Dieser Triumphalweg ist kein anderer, als die Straße von Lambesa nach dem antiken Thevesta (heute Tébena), welches das älteste christliche Kloster der Welt besitzt, im ierten Jahrhundert von den Schülern des heiligen Augustin er⸗ baut. Heute ist es zum theil wieder durch die mit der Sorge für die geschichtlichen Denkmäler betraute Behörde aus seinen Ruinen erhoben worden. Auch die bpzantinische Festung, die in ller Eile von den Truppen des Solonion, der nach Belisar en Oberbefehl in Afrika übernahm, errichtet worden ist, mit den Ueberresten des südlichen Theiles der Stadt verdient Beach⸗ ung, ebenso einige christliche Basiliken der ältesten Zeit und andere
aureste, über welche die Ausgrabungen baldigst Licht verbreiten werden. Am 13. Mai dieses Jahres hat der französische Unterrichts⸗ Minister auf seinem kurzen Besuche in Algerien diese wohlerhaltenen Ueberbleibsel besucht, und man darf sich der Hoffnung hingeben, daß
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dieser Besuch f
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
London, 18. August. In Leeds sind, der „A. C.“ zufolge die Blattern ausgebrochen. Bis zum Mittwoch mußten 15 Blattern⸗ kranke in das Hospital geschafft werden. 8
Paris, 19. August. Aus Havre wird gemeldet, daß seit gestern einige choleraähnliche Erkrankungen und ein Todes⸗ fall dort vorgekomwen seien.
St. Petersburg, 19. August. Nach amtlicher Mittheilung sind hier von gestern Mittag 12 Uhr bis heute Mittag 92 Cholera⸗ Erkrankungen und 13 Todesfälle vorgekommen. Auch im Gouvernement Tula ist jetzt die Cholera aufgetreten; bis zum 14. Angust waren dort 38 Personen daran erkrankt und 11 gestorben.
Washington, 18. August. Die Bundesregierung hat dem „R. B.“ zufolge befohlen, daß nach dem 10. September kein Schiff, das 9 Effecten, Bettzeug, Kleider ꝛc. an Bord hat, welche Auswanderern aus Rußland oder aus einem anderen von der Cholera heimgesuchten Lande gehören, in einem Hafen der Vereinigten Staaten löschen darf, ohne eine Bescheinigung von dem amerikanischen Konsul des Ausfahrtshafens zu haben, daß die ausgeführten Artikel gründlich mittels Dampfs oder Carbollösung desinficirt sind.
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ig fi len und Koks an der Ruhr und in O lesien. An der Ruhr sind am 19. d. M. geste 55, nicht rechtzeitig
gestellt keine Wagen. In Oberschl d. M. gestellt 4143, nicht
Tägliche Wagengestellung für b
B.) Kammzug⸗Termin⸗ per August 3,77 ½⸗ ℳ, per November 3, 3,85 ℳ, per Februar 3,8 „per Mai 3,90 ℳ, per 5 000 kg.
Verdingungen im Auslande.
Dänemark.
25. August, 12 ½ Uhr. Marineministeriets Commissariats-og Bogholderkontor. Kopenhagen: Lieferung von circa 20 000 Pfund Steinöl (Water White) allmählich nach Bedarf.
Bedingungen an Ort und Stelle und beim „Reichs⸗Anzeiger“ (in dänischer Sprache).
Niederlande.
27. August, 2 Uhr. Nederlandsche Zuid-Afrikaansche Spoor-
weg-maatschappy in Amsterdam, im Central⸗administratiegebouw
der Hollandsche Spoorweg Maatschappy. Kamer 128: Lieferung ge⸗
gossener eiserner Röhren von 1 m und 0,60 m Weite Auskunft in vorbezeichnetem Bureau. “ .““
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 19. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. eer Schnelldampfer „Fulda' ist am 17. August Abends in enua angekommen. Der Reichspostdampfer „General Werder“, n Ostasien kommend, ist am 18. August Morgens auf der Weser ngekommen. Der Schnelldampfer „Lahn“, von New⸗YVork kommend, ist am 17. August Abends auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „Trape“ ist am 18. August Vormittags in New⸗York angekommen. Der Postdampfer „Amerika“, nach New⸗York bestimmt, hat am 18. August Nachmittags Dover passirt.
Hamburg, 19. August. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Actiengesellschaft. Der Schnell⸗ dampfer „Normannia“ ist, von New⸗York kommend, heute Morgen auf der Elbe eingetroffen. Der Postdampfer „Francia“ ist, von Hamburg kommend, heute in St. Thomas eingetroffen. London, 19. August. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Doune Castle“ ist heute auf der Ausreise von London abge⸗ gangen. Der Union⸗Dampfer „German“ ist heute auf der Ausreise von den Canarischen Inseln abgegangen.
Theater und Musik.
Das Königliche Schauspielhaus bereitet zum nächsten Sonnabend als Vorfeier für Goethe's Geburtstag „Iphigenie auf Tauris“ in neuer Einstudirung vor. Am Sonntag, dem Geburtstag selbst, kommt „Faust“ zur Aufführung; Herr Adolf Klein tritt darin als Mephistopheles sein Engagement am Königlichen Schauspielhause n; Herr Matkowsky spielt den Faust, Frau von Hochenburger das Gretchen.
Der Wochen⸗Spielplan der iglich lautet: Sonn⸗ tag und Montag geschlossen. Dienstag: rflöte“. Mitt⸗ woch: „Carmen“. Donnerstag: s Frei „Cavalleria rusticana“, „Fra Di 8
der Wochen⸗
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. *. Donnerstag: ije Philssophin“, „Meister Andrea“. Freitag: nnabend: Neu einstudirt: „Iphigenie auf
Berliner Theater eröffnet die neue Spielzeit, die
seit dem Bestehen des Instituts, am Sonntag, 28. d. M.,
em Geburtstage Goethe's, dessen „Iphigenie auf Tauris“ mit Anna
Haverland in der Titelrolle die neue Saison einleiten wird. Dieser
am Nachmittag stattfindenden Aufführung folgt am Abend Lessing's
„Minna von Barnhelm“. Neueinstudirungen älterer Repertoirestücke
füllen die erste Woche der Spielzeit aus, wodurch den neuengagirten
Mitgliedern Gelegenheit geboten werden wird, vor dem Berliner
Publifkum zu debütiren. Für das Ende der Woche ist dann die erste diesjährige Novität angesett.
Das Lessing⸗Theater bringt, wie schon gemeldet, am Mon⸗ tag Felir Philivpi s Schauspiel „Das alte Lied“ zur ersten Auf⸗ führung. Am Mittwoch und Sonnabend wird die Vorstellung wiederholt, während am Dienstag, Donnerstag und Sonntag Gustav
von Moser’'s Lustspiel „Der Lebemann“ gegeben wird. Am Freitag findet die nächste Wiederaufführung von Herrmann Sudermann’'s Schauspiel „Sodoms Ende’ statt.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater bleibt auch in der neuen Woche die Strauß' sche Operette „Prinz Methusalem“ auf dem Spielplan. 8 8
Nachdem das neuengagirte Personal des Residenz⸗Theaters vollzählig eingetroffen ist, haben die Proben zu der Eröffnungs⸗Vor⸗ stellung, Alerander Dumas' Schauspiel „Denise“, begonnen.
Das Wochen⸗Repertoire des Kroll’schen Theaters ist folgendes: Sonntag: „La Traviata“ mit Signorina Prevosti in der Titelpartie; Montag: „Der Freischütz“; Dienstag (zum ersten Mal): „Johann von Lothringen“ (Herr Emil Götze als Gast in der Titel⸗ partie); Mittwoch: „Der Barbier von Sevilla“ (Rosine: Signorina Prevosti als Gast); Donnerstag: Unbestimmt; Freitag: „Lucia von Lammermoor“ (Signorina Prevosti als Gast); Sonnabend: Unbe⸗ stimmt; Sonntag: „Johann von Lothringen“ mit Herrn Eötze als Gast.
Im Thomas⸗Dheater fesselt „Onkel Bräsig“ ungeachtet der herrschenden großen Hitze fortdauernd das Interesse des Publikums. Trotzdem bereitet Director Junkermann bereits eine Novität vor, welche in Belgien und Holland Aufsehen macht und auch in Paris
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noch junger Schriftsteller Nestor de Tiere und Verfasser mehrerer erfolgreicher Stücke. Sein letztes Schauspiel, um welches es sich hier handelt, heißt „Ein Spiegel“. Es ist letzthin in einem Wettbewerb von 14 Stücken mit Stimmeneinheit preisgekrönt worden und hat ebenso nach einstimmiger Entscheidung dem Dichter den großen Staatspreis der Brüfseler Akademie eingetragen.
Im Ronacher⸗Theater „Unter den Linden“ sind seit Anfang dieser Woche die Balletproben zu dem Haßreiter schen großen Ausstattungsballet, mit dem das Theater eröffnet werden soll, bereits in vollem Gange. Die Leitung der Proben hat der erste Ballet⸗ meister Herr Louis Gundlach, und schon morgen trifft auch der Aukor der neuen phantastischen Ausstattungsfeerie, der Ballet⸗Ober⸗Regisseur der Wiener Hofoper Herr Haßreiter selbst hier ein, um die Ober⸗ leitung der Gesammtarrangements zu übernehmen. Die artistische Leitung des Theaters hat der Ober⸗Regisseur Herr Carl Friese gleich⸗ falls schon zu Anfang der eben abgelaufenen Woche übernommen.
Die großen Berliner Philharmonischen Concerte be⸗ ginnen am 17. Oktober. Den bisherigen Abonnenten werden ihre Plätze bis zum 30. , reservirt. Erneuerungen vorjähriger und Anmeldungen neuer Abonnements werden fortdauemd bei der Concertdirectioen Hermann Wolff, Karlsbad 19, sowie in der Hofmusikalienhandlung von Ed. Bote u. G. Bock, Leipzigerstr. 37, entgegengenommen.
Die berühmte Altistin Signora Trebelli ist, wie der „Köln.
“* aus London unter dem 19. August gemeldet wird, in dem Seebade Etretat gestorben.
Paris starb im Alter von 84 Jahren der einst vielgenannte,
t halbvergessene Componist Baron Armand Limnander
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gestrigen Magistratssitzung mitgetheilt wurde, hat Seiner Majestät des Kaisers und on Kessel an den Magistrat folgendes Telegramm vom ge aus dem Marmorpalais gerichtet: Majestät haben dem Ober⸗Präsidenten Excellenz efohlen, bei der jetzigen Temperatur den Nachmittags⸗ Unterricht der Schulen bis auf weiteres auszusetzen und bitten, ein Gleiches für die öffentlichen Schulen Berlins sehr gefälligst schon te (Freitag) anordnen zu wollen.“ Magistrat beschloß, wie die „N. A. Z.“ berichtet, demgemäß unverzüglich Anordnungen zu treffen. ie für die jetzige Jahreszeit abnorm h ur dauert fort.
82 olge dessen hat die Königliche Munition cik in Spandau sich
enöthigt gesehen, den Betrieb vorläufig einzustellen. In P gsen ist 1 18. und 19. d. M. aus demselben Grunde in den Gymnasien und Vereinigten Vorschule vorgestern und gestern hmittag der erricht ausgefallen. In Wien wurden gestern lge der an⸗ ernden Hitze sieben Personen vom Hitzschlag getroffen; i davon starben alsbald, die übrigen erholten sich nach einiger wieder. Heute sind abermals zwei Todesfälle vorgekommen. lreiche Personen wurden ohnmächtig. Die Brigade⸗ und isions⸗Manöver der Wiener Garnison, die bereits be⸗ 1 sind nach der „Magd. Ztg.“ bis auf wei⸗ worden. In Triest herrschte gestern eine 3 Das Wasser des Adriatischen Meeres hatte dem zufolge eine Temperatu on 27,50 C. Auch aus Mailand, Turin, Rom und Florenz wird eine ich hohe Temperatur gemeldet. In der Schweiz macht der Hitze ein Schmelzen der Gletscher bemerkbar, und es be⸗ ie Wasserläufe im Thale von Zermatt zu steigen. In Paris eit gestern das Welter merklich abgekühlt, dagegen wird aus urs gemeldet, daß während der Manöver fünf Soldaten vom . nenstich befallen und mehrere andere krank nach der Kaserne Hafft wurden. In Laon mußten die Manöver der Hitze wegen abge⸗ ochen werden; die Soldaten rückten in Nachtmärschen in ibre Garnisonen wieder ein. Ein Soldat ist gestorben, gegen dreißig sind rkrankt. In London war der vorgestrige Tag der heißeste dieses Das Thermometer im Hyde⸗Park zeigte 31,8 ° C. in der und 26,2° C. im Schatten. Auch in den beiden Sommern
890 und 1891 ist dieser Punkt nicht erreicht worden.
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ine Majestät der Kaiser hat das nunmehr vollendete Diplom für den Reichskanzler Grafen von diesem, wie die „Nat.⸗Ztg.“ mittheilt, persönlich am Abend nach dem Parade⸗Diner im Neuen Palais über⸗ icht. Das Diplom, welches unter der obersten Leitung und Aufsicht es bisherigen Chefs des Heroldsamts, General⸗Adjutanten von Wittich und des Heroldsmeisters von Borwitz und Hartenstein von dem Kalligraphen Köhler in künstlerischer Weise ausgeführt ist, ent⸗ hält sieben Seiten Tert, diejenige mit eingerechnet, auf welcher sich das vom Hofwapvpenmaler Nade gemalte gräfliche Wappen befindet. Auf der ersten Seite steht der Titel des Kaisers, umrahmt von Arabesken auf goldenem Grunde, darüber am oberen Rande die Königskrone trahlenglanze. Die zweite bis vierte Seite bringen die Moti⸗ der Erhebung in den Grafenstand, in welcher der Verdienste ichskanzlers um den Abschluß der Handelsverträge mit »Ungarn und Italien gedacht ist, den Act der Erhebung, die ungen über die Erblichkeit der Würde, die Beschreibung appens, die fünfte Seite das Waäppen selbst. Es ist das n Caprivi'sche Wappen, ein gevierter Schild mit gekröntem den Herzschilde, darin ein silberner Göpel. Unter dem Wappen erblickt man ein colorirtes Miniaturbild von Helgoland zwischen brandenden Wogen. Die sechste und siebente Seite bringen die Fortsetzung der Beschreibung des Wappens. Die Unterschrift des Dploms lautet: „So geschehen und gegeben auf Unserm Neuen Palais bei Potsdam den achtzehnten Tag des Monates Dezember nach Christi Unseres Herren Geburt im Eintausend Acht⸗ hundert und ein und neunzigsten und Unserer Königlichen Regierung im vierten Jahre. W. R.“ Die Unterschrift ist gegengezeichnet vom Minister des Königlichen Hauses von Wedell und dem Minis⸗ Innern Herrfurth.
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Das von der städtischen Park⸗Deputation bearbeitete Project zur provisorischen Herstellung gärtnerischer Anlagen auf der frei⸗ gelegten Schloßfreiheit hat, wie die „Nat.⸗Ztg.“ berichtet, die Genehmigung des Magistrats⸗Collegiums erhalten. Infolge dieser Genehmigung werden die erforderlichen Verhandlungen mit den zu⸗ ständigen Behörden nunmehr fortgesetzt werden.
Das rothe Buch des Magistrats, eine Personal⸗Nach⸗ weisung der Berliner Gemeinde⸗Verwaltung und der mit derselben in Verbindung stehenden Anstalten und Aemter, ist in neuer Be⸗ arbeitung soeben erschienen und wird demnächst zur Austheilung ge⸗ langen. In übersichtlicher Weise zusammengestellt, wird es vom Magistrat der Stadt Berlin amtlich herausgegeben.
Die Gasproduction der städtischen Gasanstalten ist in dem Quartal April/Juni d. J. um 393 000 chm gegen den gleichen Zeit⸗ raum des Vorjahres zurückgeblie ben. In diesem Quartal wurden nämlich producirt 15 952 000 chm, in demjenigen des Vorjahres 16 345 000 cbm, obgleich für April/ Juni d. J. die Zahl der Privat⸗ flammen sich um 7410 — von 868 356 auf 875 766 Stück — ver⸗ mehrt hat. Der Bestand der Petroleumlaternen auf den Straßen betrug ult. Juni d. J. 1205 Stück.
Die Große Berliner Pferde⸗Eisenbahn⸗Gesellschaft hat dem Magistrat das Project für die doppelgeleisigen Anlagen vom verbreiterten Mühlendamm mit dem Anschluß an die bestehenden Geleise vom Köllnischen Fischmarkt einerseits und dem Molkenmarkt andererseits zur Genehmigung eingereicht.