1892 / 201 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Aug 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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auf 1 km Betriehslänge 7232 oder 4,57 Proc. weniger als in demselben Zeitraum des Vorjahres. B. Bei denjenigen Bahnen, deren Rechnungsjahr mit dem Kalenderjahre zusammen⸗ fällt, a., aus dem Personenverkehr: im ganzen 36 461 304 oder 706 097 mehr als in demselben Zeit⸗ raum des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 5274 oder 1,64 Proc. mehr als in demselben Zeitraum des Vorjahres; b. aus dem Güterverkehr: im ganzen 64 562 514 oder 2 444 526 weniger als in demselben Zeitraum des Vor⸗ jahres, auf 1 km Betriebslänge 9247 oder 3,97 Proc. weniger als in demselben Zeitraum des Vorjahres. Eroffnet wurden: am 1. Juli d. J. die Strecken Oberbrügge Meinerzhagen 12,60 km (Königliche Eisenbahn⸗Direction zu Elberfeld), Schönberg —Hirschberg 19,94 km (Königlich säch⸗ sische Staatseisenbahnen) und Coburg —Rodach 17,68 km (Werra⸗Eisenbahn); am 15. Juli die Strecken Gollnow Wollin 45,94 km und Wietstock —Kammin 16,62 km (König⸗ liche Eisenbahn⸗Direction zu Bromberg); am 16. Juli wurde die Strecke Bromberg —- Fordon unter Vermehrung der Be⸗ triebslänge um 6,56 km in den Bahnhof Bromberg eingeführt (Königliche Eisenbahn⸗Direction zu Bromberg).

Der Inspecteur der 1. Cavallerie⸗Inspection, General⸗ Lieutenant von Krosigk hat sich in das Manöverterrain begeben.

Der zur Zeit dem Landrath im Kreise Uelzen, Regierungs⸗ bezirk Lüneburg, zur Hilfeleistung zugetheilte Regierungs⸗ Assessor Daubenspeck ist der Königlichen Regierung zu Düsseldorf zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Der neu ernannte und bisher beurlaubte Regierungs⸗ Assessor Dr. jur. Riesch aus Stade ist der Königlichen Re⸗ gierung zu Liegnitz zur dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

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Kiel, 25. August. Ihre Königliche Hoheit die Prin⸗

zessin Heinrich ist, wie „W. T. B.“ meldet, mit dem

Prinzen Waldemar heute Abend von Amrum hier wieder eingetroffen. 8

Sachsen.

Dresden, 25. August. Seine Majestät der König feiert morgen das vierzigjährige Jubiläum als Chef des Kaiserlich russischen Kopor'’'schen Infanterie⸗ Regiments Nr. 4, das Allerhöchstdemselben in St. Peters⸗ burg im Jahre 1852 von dem Kaiser Nicolaus I. verliehen wurde. Aus diesem Anlaß wird Seine Majestät morgen Nachmittag eine Deputation des genannten Regiments in Audienz im Lustschloß Pillnitz empfangen, um ihr zur Er⸗ innerung an das Jubiläum sein in Lebensgröße gemaltes Bild als Geschenk für sein russisches Regiment zu überreichen. An die Audienz schließt sich um 5 Uhr eine größere Hoftafel, zu der auch die russische Offizier⸗Deputation eingeladen ist.

Baden.

Karlsruhe, 24. August. In dem Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin ist die Besserung jetzt so weit vorgeschritten, daß Höchstdieselbe der „Karlsr. Ztg.“ zufolge gestern Ihrer Majestät der Königin Olga von Württemberg einen Besuch abstatten konnte. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog, die Groß⸗ herzogin und die Erbgroßherzogin mit Gefolge begaben Sich auf dem Dampfschiff „Kaiser Wilhelm“ nach Friedrichshafen, wo Höchstdieselben um 4 Uhr eintrafen und bis gegen 6 Uhr verweilten. Um 7 Uhr kamen Ihre Königlichen Hoheiten wieder nach Mainau zurück. ““ 8

Hessen. 8 Darmstadt, 25. August. Der Namenstag Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs wurde heute in her⸗ kömmlicher Weise festlich begangen.

Deutsche Colonien.

Ein von London aus verbreitetes, auch in Berliner Blättern vorgestern abgedrucktes Telegramm, welches meldete, daß der Baron St. Paul sowie vier Führer der unter Lieutenant Johannes auf der älteren Kilimandscharo⸗Station an⸗ gekommenen Colonialtruppe durch Eingeborene ermordet worden seien, wird durch ein Telegramm des Reuter'schen Bureaus aus Sansibar für unbegründet erklärt; der District sei vollkommen ruhig. Auch ein Telegramm des „W. T. B.“ aus Dar⸗es⸗Salam meldet, daß dort von der angeblichen Ermordung nichts bekannt sei; neue Berichte von der Kili⸗ mandscharo⸗Station vom 19. August bestätigen, daß die Station ohne Kampf besetzt sei und sich dort alles wohl be⸗ finde. Die großen Häuptlinge seien alle auf unserer Seite gegen li, der wegen Frieden in Unterhandlung getreten sei.

Oesterreich⸗Ungarn.

Die heutige „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Kaiser⸗ liches Patent, durch welches die Landtage der Monarchie zum 9. September einberufen werden.

Wegen der durch eine E11“ Agitation veranlaßten Auswanderung von 700 Bauern aus dem Zbarazer und von 200 Bauern aus dem Skalater Bezirke hat die Re⸗ gierung geeignete Vorkehrungen gegen die in den be⸗ Bezirken herrschende Auswanderungssucht ge⸗ troffen.

Großbritannien und Irland. Der heutigen Leichenfeier für den verstorbenen Militär⸗

Attaché bei der deutschen Botschaft in London, Corvetten⸗

Capitän Hasenclever, wird, wie „W. T. B.“ meldet, das gesammte diplomatische Corps beiwohnen.

Gladstone läßt, wie man der „Mgdb. Ztg.“ aus London telegraphirt, das Gerücht, er beabsichtige, im Frühjahr den Premier⸗Ministerposten niederzulegen, als völlig unbegründet bezeichnen.

In einer Rede, welche der antiparnellitische Abgeordnete Dillon am Mittwoch in Dublin hielt, erklärte er dem „Hann. Cour.“ zufolge: bezüglich der Gewährung von Home⸗ rule an Irland sei die irische Partei im Besitze von Ver⸗ ständigungen und Abmachungen mit Gladstone, die, wenn sie ausgeführt würden, und er glaube, sie würden ehrenhaft ausgeführt werden, das irische Volk befriedigen würden.

In Newcastle dauert der Wahlkampf. fort. Die „un⸗ abhängige Arbeiterpartei“, größtentheils Socialisten, erklärte sic laigen John Morley und für den unionistischen Bewerber

alli.

Gestern erhielt, dem „H. T. B.“ zufolge, der erste Bischof an St. Andrews in Edinburg, Macdonald, in der dortigen Kathedrale im Beisein sämmtlicher katholischen Bischöfe Schottlands das Pallium.

Frankreich. Vie der „Gaulois“ wissen will, haben der Minister des Auswärtigen Ribot und der Unter⸗Staatssecretär der Colonien Jamais die Antwort auf die Noten der Congo⸗ Regierung im Princip festgestellt. Die Antwort soll dem⸗ nächst dem Ministerrath vorgelegt werden. ““ 8

Rußland und Polen.

Der schon in Nr. 198 telegraphisch erwähnte Kaiser⸗ liche Erlaß an den Dirigirenden Senat wegen Aufhebung des Roggen⸗Ausfuhrverbots hat nach der „St. Pet. Ztg.“ folgenden Wortlaut:

Nachdem Wir die endgültige Aufhebung der im vorigen Jahre bezüglich des Getreideexports ins Ausland ergriffenen beschränkenden Maßnahmen als zeitgemäß erachtet und demzufolge die unbehinderte Ausfuhr von Roggen, Roggenmehl und Kleie jeglicher Art ins Aus⸗ land sowohl auf dem Seewege als auch über die westliche Landes⸗ grenze gestattet haben, befehlen Wir dem Dirigirenden Senat zur Aus⸗ führung dieses die nöthigen Anordnungen zu treffen.

Alexander. Peterhof, den 7. August 1892.

Der „Regierungsbote“ veröffentlicht nachfolgenden Tage befehl des Verwesers des Ministeriums der Con municationen vom 9. (21.) August:

Infolge mir mehrfach zugegangener Nachrichten über den un⸗ genüigenden Stand der localen Verwaltung der Chaussee⸗ und Wasserverbindungen im Reiche hielt ich es für nothwendig, den Gehilfen des Ministers der Communicationen, Geheimen Rath Iwasch⸗ tschenkow mit einer Revision des Verwaltungs⸗Geschäftsgangs des Mohilewschen Communicationen⸗Bezirks und einer Besichtigung der sn diesem Bezirke gehörenden Chausseewege und Wasserstraßen zu etrauen.

Die von dem Geheimen Rath Jwaschtschenkow bewerkstelligte Revision bestätigte in diesem Falle die Wahrheit der erwähnten Nach⸗ richten und ergab eine Reihe von Gesetzesverletzungen, die unzweifel⸗ haft eine Schädigung der Krone bezwecken. So concentrirten sich durch unrichtige Anordnungen der Verwaltung bezüglich der Veran⸗ staltung von Submissionen sämmtliche Unternehmungen und Liefe⸗ rungen in diesem Bezirke in den einer geringen Anzahl augen⸗ scheinlich begünstigter jüdischer Unternehmer zu unverhältnißmäßig hohen und offen der Krone verlustbringenden Preisen. Die Aus⸗ führung der Lieferungen und Arbeiten auf ökonomischem Wege war von einer Rechnungsführung begleitet, in welcher die Quantität und der Werth der ausgeführten Arbeiten höher als der thatsächliche Betrag angegeben und die überflüssig als verausgabt gebuchten Gelder vom Distanzchef zu seinem eigenen Nutzen verwandt wurden. Auf einigen Strecken erwiesen sich die zur Remonte aufgeschütteten Schotterhaufen innerhalb mit Schutt und Erde angefüllt. Endlich wurden die Chausseewege auf den vom Geheimen Rath Jwasch⸗ tschenkow besichtigten Strecken in einem unbefriedigenden Zustande an⸗

etroffen. 8 Ueber derartige Resultate der Revision des Mohilewschen Com⸗ municationen⸗Bezirks habe ich allerunterthänigst Seiner Majestät dem Kaiser Bericht erstattet und sind die an den obenerwähnten Un⸗ ordnungen und Mißbräuchen zumeist schuldigen Beamten des Bezirks aus dem Dienste entlassen und werden außerdem zur gerichtlichen Verantwortung gezogen.

Der von Alters her auf dem Personalbestand der localen Chaussee⸗ und Flußverwaltungen der Communicationen⸗Ressorts lastende Vorwurf hat sich im gegebenen Falle zu meinem tiefen Leid⸗ wesen als gerechtfertigt erwiesen und mich in die Nothwendigkeit ver⸗ setzt, schleunige und entschiedene Maßnahmen zur Entfernung der das Ressort schändenden Mitglieder zu ergreifen.

Indem ich hiervon im Ministerium Mittheilung mache, halte ich mich für berechtigt, erwarten zu können, daß die durch die Umstände veranlaßte strenge Maßnahme allgemein als heilsame Warnung dienen wird und daß die auf mir lastende schwere Pflicht, unablässig die Ab⸗ weichungen von ehren⸗ und gewissenhafter Ausübung der Dienstpflichten zu verfolgen, in bedeutenden Maße durch das wahre und feste Bemühen der Beamten des mir anvertrauten Ressorts, durch ihre tadellose Thätigkeit die Festigung des Rufes der Chargen des Ministeriums der Communicationen als treuer und nützlicher Diener des Thrones zu fördern, erleichtert werden wird.

Der Verweser des Ministeriums der Communicationen. Witte.

In der Herbstsession wird, wie die „Now. Wr.“ meldet, dem Reichsrath der Entwurf zur Berathung vorliegen, den die vom Ministerium des Innern niedergesetzte landwirthschaft⸗ liche Commission ausgearbeitet hat. Dieser Entwurf betrifft Maßnahmen zur Hebung der Landwirthschaft und der landwirthschaftlichen Industrie sowie zur Verhinderung

land wirthschaftlicher Krisen.

Schweiz.

Die bei dem „Weltfriedenscongreß“ in Bern anwesenden Deutschen haben sich, wie der „Bund“ mittheilt, am Dienstag unter Vorsitz des Herrn Franz Wirth aus Frank⸗ furt a. M. zu einer besonderen Gruppe organisirt und die Publication eines Aufrufs beschlossen, welcher zur Gründung von Friedensvereinen im Deutschen Reich auffordert. In der Plenarsitzung vom Mittwoch wurde unter dem Veorsitz des Bundes⸗Raths Ruchonnet die Discussion über den Abschnitt „Internationale Schiedsgerichte (Einsetzung von Schiedsgerichtshöfen, Durchführung der Schhiedsgerichts⸗ sprüche, Verträge zur Begründung von dauernden Schieds⸗ gerichten)“ fortgeführt. Schließlich einigte man sich dahin, sämmtliche eingebrachten Anträge an eine Commission zurückzu⸗ verweisen, in welcher jede bei dem Congreß repräsentirte Nation durch ein Mitglied vertreten ist, und die prüfen und baldigst darüber referiren soll, welche dieser Anträge zur Be⸗ schlußfassung noch im Verlaufe dieses Congresses sich eignen und welche dem permanenten Burcau zur Berichterstattung bei dem nächsten Congreß zu überweisen seien. *

Serbien.

In einer gestern abgehaltenen Conferenz der Führer der liberalen Partei wurde beschlossen, einen außer⸗ ordentlichen Parteitag nach Belgrad einzuberufen. Gleichzeitig wurde ein Central⸗Wahlcomité zur Leitung der Wahlbewegung gewählt. Man nimmt an, daß die Wahlen zur Skupschtina im Monat Dezember stattfinden werden.

Asien. 1“ Ueber das gestern Amessfrt Schreiben des russischen Obersten Janow, welches über den Zusammenstoß mit den Afghanen bei Somatasch berichtet und dessen Original⸗ text von dem Emir von Afghanistan dem Vice⸗König von

Indien eingesandt worden ist, liegt der „Times“ folgende nähere Inhaltsangabe vor. Oberst Janow sagt darin, er habe sich, da er gehört habe, daß 1 Afghanen in Somatasch, ständen, mit etwa 1000 Mann seiner Truppen dahin begeben, um Erkundigungen einzuziehen. Er selber ö mit einigen Mann⸗ schaften voraus, gelangte zu einem afghanischen Vor⸗ posten und versuchte, den afghanischen Befehlshaber zu ver⸗ anlassen, ihm freundschaftlich zu begegnen. Der afghanische Offizier habe mit Drohungen und Schmähungen geantwortet, sei handgreiflich geworden, und schließlich hätten dessen Leute begonnen zu feuern. Die Russen hätten das Feuer erwidert, wodurch neun Afghanen getödtet und zwei verwundet wurden Die Russen hatten einen Todten und zwei Verwundete. Janow beklagt sich über den uncivilisirten Charakter der Afghanen. Wie schon gemeldet, behaupten die Afghanen, von den Russen angegriffen zu sein; der Emir soll die Hilfe der indischen Regierung gegen die Russen erbeten haben.

Eine Meldung des „Reuter'schen Bureau“ aus Bombay von heute besagt: Die russischen Truppen seien bis nach Langar am Oxus vorgedrungen, welches ungefähr 40 Meilen von Kilapendje, dem wichtigsten afghanischen befestigten Punkte im Wakhan⸗Gebiet, entfernt ist. In Somatasch ständen die Russen mit 2000 Mann und 6 Kanonen. Auch die Bevölkerung von Khost im nördlichen Afghanistan habe sich jetzt gegen die Regierung des Emirs erhoben. Die Aufständischen hätten die Com⸗ municationen abgeschnitten.

Afrika.

Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Mombassa ist Capitän Lugard von Uganda aufgebrochen und auf dem Wege nach der Küste in Kikuyu eingetroffen. In Uganda herrscht zur Zeit völlige Ruhe.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Der Strafschutz bei ehrverletzenden Aeußerungen zur Wahr⸗

nehmung berechtigter Interessen des § 193 des Strafgesetz⸗ buches gebührt, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 23. Mai 1892, nicht allein den persönlichen, privaten Interessen, sondern auch den politischen, durch die Stellung in der Gemeinde

und im Staate bedingten und durch die Gemeindegesetzgebung und

Verfassung gewährleisteten Interessen des Thäters.

Statistik und Volkswirthschaft.

33. Allgemeiner deutscher Genossenschaftstag. Der Genossenschaftstag nahm gestern Vormittag nach einer Mel⸗ dung des „W. T. B.“ aus München mehrere Anträge an, worin

den Genossenschaften empfohlen wird, die Errichtung industrieller Rohstoffmagazine sowie von Werk⸗ und Productionsgenossen⸗ schaften kräftig zu fördern und Productivgenossenschaften überall dort zu errichten, wo genügendes Kapital vertreten ist und Persönlichkeiten mit Geschäftseinsicht und ausdauerndem Fleiß zur Verfügung stehen. Die schon zum Verbande gehörenden Genossenschaften sollen specielle Unterverbände bilden und sich an den Verhandlungen der allgemeinen Genossenschaftstage mehr als bisher betheiligen. In seiner Nachmittagssitzung lehnte der Genossenschafts⸗ tag mit 63 gegen 54 Stimmen den Eventualantrag ab, die Unter⸗ erbände zur Berathung darüber aufzufordern, daß der Genossenschafts⸗ tag nur alle 2 Jahre abgehalten werden solle. Der Verbands⸗ Etat für das Jahr 1893, worin die Einnahmen auf 58 080 und die Ausgaben auf 54 100 beziffert sind, wurde genehmigt. Ohne Debatte genehmigt wurde sodann der Antrag des Verbands⸗ anwalts Schenck, den Verbandsbeitrag der Werkgenossenschaften für die Benutzung gemeinsamer Maschinen, Werkzeuge ꝛc. gleich dem der Rohstoffgenossenschaften auf 15 pro 1000 des Ertrages festzuseten. Der nächstjährige Genossenschaftstag findet in Stettin statt. 8

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Zur Arbeiterbewegung.

Aus Braunschweig wird der „Mgdb. Ztg.“ über einen neuen Boycott, den die socialdemokratischen Arbeiter im Interesse der Brauereiarbeiter unternehmen wollten (vgl. Nr. 192 d. Bl.) unter dem 24. d. M. geschrieben:

Die socialdemokratische General⸗Commission in Braun⸗ schweig beabsichtigt, den Bierbrauereien neue Arbeitsordnungen auf⸗ zunöthigen. Da sämmtliche Brauereien, mit einer Ausnahme, jenes Verlangen theils abgelehnt, theils überhaupt keiner Antwort ge⸗ würdigt haben, wird jetzt ein Boycott von den Arbeitern geplant. Eine Resolution in dieser Beziehung wurde schon von einer Versamm⸗ lung gefaßt. 8

In Frankfurt a. M. fand am Mittwoch eine Versammlung der dortigen socialdemokratischen Gewerkschaften statt, die der „Frkf. Ztg.“ zufolge, über die vom „Vorwärts“ angeregte Enquête über die Arbeit'sordnungen verhandelte. (Vgl. Nr. 191 d. Bl.) Es wurde beschlossen, eine Commission niederzusetzen, die die Arbeitsordnungen in Frankfurt sammeln, in Gemeinschaft mit der Redaction das für die locale Agitation nothwendige Material sichten und das Gesammtmaterial dann an die Redaction des „Vorwärts“ einsenden soll. Die Frage der Niedersetzung einer allgemeinen Ge⸗ werkschaftscommission gab Herrn Berger Veranlassung zu betonen, diese Commission sei schon zur Verhinderung der willkürlich herauf⸗ beschworenen Strikes nothwendig. In den Brauerstrike sei that⸗ sächlich unberechtigt eingetreten worden. Der Boycottunfug müsse endlich einmal aufhören. Gegen diese Aeußerungen machte si in der Versammlung heftige Opposition bemerkbar. Die Versammlung beschloß dann die provisorische Niedersetzung einer (ens n. die die Aufgabe hat, den Gewerkschaften mit geeigneten Vorschlägen zur Bildung einer Cartellcommission an die Hand zu gehen. 1

Ueber Abwehrmaßregeln gegen die socialdemokratische Agitation im Saarrevier wird der ,Frkf. Ztg.“ aus St. Johann a. S. berichtet:

Um der neuerdings um sich greifenden Agitation der Social⸗ demokratie zu begegnen, war zum vorigen Sonntag hier wieder eine Versammlung des Volksvereins für das katholische Deutsch⸗ land einberufen. Der Besuch war, wenn man den Umstand berück⸗ sichtigt, daß die ganze Woche hindurch im unteren und oberen Saarrevier Versammlungen mit gleicher Tendenz gehalten wurden und eine große Hitze herrschte, ein ungewöhnlich starker. Programmmäßig sprachen die Herren Rechtsanwalt Dr. Trimborn, Reichs⸗ und Landtagsabgeordneter Dr. Lieber und der Vertreter der Bergleute des christlich⸗socialen Verbandes in Bochum Becker, außerdem die Bergleute König, Vorsitzender des lothringischen Rechtsschutzvereins, aus Kleinrosseln und Knoll⸗Budweiler. Die Reden beschränkten sich auf die Bekämpfung der Socialdemokratie und die Betonung der Nothwendigkeit, den christlichen Geist hoch⸗ zuhalten. 3

Ein Pariser Telegramm des Wolff'schen Bureaus meldet aus Liévin, daß gestern Abend ein Trupp von Bergarbeitern unter den Rufen: „Nieder mit den Belgiern!“ die Stadt durchzog und die Fenster der Häuser, in denen die belgischen Arbeiter wohnen, zer⸗ trümmerte. Die Untersuchung s zur Aufrechterhaltung der Ruhe.

ei eingeleitet, man erwarte Militär

Ernte in Palästina und Syrien.

In Palästina ist, wie uns aus Jerusalem berichtet wird, die Ernte nicht so gut ausgefallen, wie früher ange⸗ nommen wurde. Nach Ansicht Sachverständiger kann sie nur als eine im ganzen mittelmäßige bezeichnet werden. Die Drescharbeiten sind nunmehr beendet, und es wird von allen Seiten Weizen und Gerste auf den Markt gebracht.

Im nördlichen Syrien wird die dicsjährige Ernte im allgemeinen als eine gute bezeichnet. Gerste lieferte sogar einen sehr guten Ertrag. v11“

Ernte in Serbien.

Nachrichten aus Nisch zufolge ist das Getreide nunmehr vollständig geschnitten und auch theilweise gedroschen. Die letzten vier Wochen anhaltenden Regens waren den Feldern nachtheilig, doch kann der allgemeine Ertrag der Ernte als über mittelgut sowohl in Quantität als auch in Qualität be⸗ trachtet werden. 8

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ 1 Maßregeln.

3 Cholera. 8

Hamburg, 26. August. Nach weiteren amtlichen Mittheilungen, die dem „Hamb. Corr.“ zugingen, kamen zu den bis 23. August Mittags gemeldeten 49 Erkrankungen und 18 Todesfällen an Cho⸗ lera im Laufe des Tages noch hinzu 76 Erkrankungen und 46 Todes⸗ fälle, sodaß die Gesammtzahlen dieses Tages waren: 125 Erkrankungen und 64 Todesfälle. Vom 24. August werden gemeldet 82 Er⸗ krankungen und 31 Todesfälle. Mithin sind vom 18. bis ein⸗ schließlich 24. August 377 Erkrankungen und 152 Todesfälle an Cholera zu registriren. Danach ist also am 24. August schon eine bedeutende Verringerung gegen den 23. zu constatiren. Wie dasselbe Blatt in seiner heutigen Morgennummer mittheilt, ist der Geheime Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Koch, nachdem in einer Sitzung mit den Commissaren des Senats die zur Verhütung der Weiterverbreitung der Cholera zu ergreifenden Maßnahmen fest⸗ gestellt worden waren, gestern Abend nach Berlin zurück⸗ gereist. Nach seiner Ansicht sei die Seuche aller Wahr⸗ scheinlichkeit nach von Rußland und nicht, wie mehr⸗ fach angenommen, von Frankreich eingeschleppt worden. Durch die bisherigen Erkrankungen seien meist die niederen Volks⸗ klassen, namentlich die Hafenarbeiter betroffen. Das Wetter ist kühler, Straßenleben und Geschäftsverkehr wie gewöhnlich. In Altona sind, wie der „H. C.“ vernimmt, seit dem 24. d. M. 16 Erkrankungen an cholergähnlichen Krankheiten und 6 Todesfälle emeldet worden, wobei es sich in einem Falle um asiatische Cholera handeln soll. Wiederholt sei es übrigens vorgekommen, daß sich Leute, die an der Cholera erkrankt sein wollten, in ärztliche Behandlung begaben, ohne daß irgendwelche Krankheit bei ihnen constatirt werden konnte. Das General⸗Commando des IX. Armee⸗Corps hat, dem⸗ selben Blatt zufolge, mit Rücksicht auf die Choleragefahr die Fort⸗ setzung der diesjäßrigen Manöver für das 85. Regiment eingestellt. Das Regiment begiebt sich zunächst nach Bahrenfeld.

Paris, 26. August. Der „Autorité“ zufolge sind gestern hier 15 choleraartige Erkrankungen und 3 Todesfälle vorgekommen. Der Gesundheitsrath des Seinedepartements läßt auf Kosten der Stadt 100 000 Exemplare einer Broschüre drucken, welche An⸗ weisungen zur Verhütung ansteckender Krankheiten enthalten und die in sämmtlichen Häusern von Paris vertheilt werden soll. Das Journal „Paris“ veröffentlicht ein Interview eines seiner Redacteure mit Dr. Dujardin über die in der Umgegend von Paris aufgetretene Epidemie. Danach hat sich Dr. Dujardin dahin geäußert, daß die Epidemie, die sich bis nach Rouen und Havre ausgedehnt habe, im Abnehmen begriffen sei und bald gänzlich verschwinden werde. Ueberdies sei sie von der in Rußland herrschenden Cholera durchaus verschieden. Es würden demnächst Maßregeln wie zur Zeit der in Spanien herrschenden Cholera getroffen werden, um die Verschleppung der in Rußland aufgetretenen asiatischen Cholera nach Frankreich zu verhindern. Wie aus Rouen ge⸗ meldet wird, wurden gestern 200 choleraartige Erkrankungen in Darnetal und Dieppedalle sowie 70 in Oissel⸗la⸗Rividre festgestellt; von letzteren verliefen 20 tödtlich. Das Ent⸗ stehen der Epidemie wird dem Seinewasser zugeschrieben. Nach einer gestern von der Stadtbehörde von Havre veröffentlichten Zusammenstellung sind daselbst seit dem 30. Juli 365 Fälle choleraähnlicher Erkrankungen vorgekommen, von denen 104 einen tödtlichen Verlauf nahmen. Gestern seien achtund⸗ zwanzig Personen erkrankt und mehrere Personen gestorben. Wie weiter aus Havre gemeldet wird, hätten die Aerzte festgestellt, daß die Epidemie, welche infolge der eingetretenen Ab⸗ kühlung im Abnehmen begriffen sei, nicht die asiatische Cholera sei. Der in Havre eingetroffene, von Hamburg kommende Dampfer „Galicia“ ist unter Quarantäne gestellt worden. Nach einer Meldung aus Bordeaurx ist daselbst ein gestern aus Hapre angekommener französischer Dampfer unter Quaran⸗ täne gestellt worden, weil an Bord desselben während der Fahrt ein verdächtiger Todesfall vorkam. Außerdem befinden sich krank an Bord drei Leute der Bemannung.

St. Petersburg, 25. August. Nach amtlicher Mittheilung ist eine in der Stadt Orel angereiste Person am 24. d. M. an der Cholera erkrankt. Am 22. d. M. erkrankten im Gouvernement Saratow 879 und starben 464 Personen, am 23. d. M. erkrankten bezw. starben in den Gouvernements Woronesh 791 bezw. 340, Samara 732 bezw. 349, Simbirsk 382 bezw. 167 Personen. Im Gouvernement Orenburg erkrankten am 22. d. M. 241 und starben 85 Personen. Im übrigen ist der Stand der Epidemie un⸗ verändert.

Ueber Absperrungsmaßregeln liegen folgende weitere Mit⸗ theilungen vor: 1 8

Königsberg i. Pr., 25. August. Der „Hartung'schen Ztg.“ zufolge sind zur Verhinderung der Einschleppung der Cholera für den Hafen von Pillau die strengsten Maßregeln getroffen. Die Mannschaften der von Hamburg einlaufenden Dampfer werden gleich den Mannschaften russischer Schiffe auf ihren Gesundheitszustand untersucht. Aehnliche Maßregeln sind auch für den hiesigen Hafen verfügt.

Dresden, 25. August. Die Verwaltung der sächsischen Staats⸗ bahnen hat bestimmt, daß directe Wagen von Hamburg nach Dresden und Wien in Leipzig nicht mehr übernommen werden. Auf allen sächsischen Stationen, wo ein Aufenthalt statt⸗ findet, werden die Personenwagen desinficirt.

München, 25. August. Auf dem hiesigen Centralbahnhofe ist ein ärztlicher Beobachtungsdienst eingerichtet worden.

Wien, 25. August. Die gestern für Tetschen angeordnete ärzt⸗ liche Untersuchung der Reisenden und Desinficirung ihres Gepäcks ist auch auf Bodenbach ausgedehnt worden.

Pest, 25. August. Infolge der in Hamburg ausgebrochenen Cholera hat der Magistrat angeordnet, c die Hotelbesitzer nicht nur Reisende aus Rußland, sondern auch solche aus Deutsch⸗ land, insbesondere solche aus Hamburg polizeilich zu melden haben, damit eventuell sofort 2 Fffin tsnseee getroffen werden könnten.

London, 25. August. Die Einfuhr von Lumpen, Hadern und alten Kleidern aus allen europäischen Häfen nördlich von Dün⸗ kirchen mit Ausnahme der Häfen von Norwegen, Schweden und Dänemark ist verboten worden.

Kopenhagen, 25. August. Der Eisenbahnverkehr zwischen Dänemark und dem Auslande findet bis auf Weiteres nur über die Station Wamdrup statt, woselbst eine ärztliche Untersuchung der Reisenden und Desinfection des Gepäcks

vorgenommen wird. Die Maßregeln gegen die Einschleppung an⸗ steckender Krankheiten sind nunmehr auch auf Herkünfte aus den belgischen Häfen ausgedehnt worden.

Stockholm, 25. August. Die Regierung hat heute die fran⸗ zösischen Häfen zwischen der belgischen Grenze und Brest als von der Cholera angesteckt erklärt.

Christiania, 25. August. Die Regierung hat sämmtliche Hs Häfen am Kanal als von der Cholera angesteckt erklärt.

Haag, 25. August. Die niederländische Regierung hat eine Ver⸗ ordnung veröffentlicht, durch welche Hamburg und Antwerpen für von der asiatischen Cholera inficirte Häfen erklärt werden.

London, 26. August. Gestern sind dem „H. T. B.“ zufolge in dem hiesigen Spital wiederum 70 mit Scharlachfieber Be⸗ haftete aufgenommen worden. Das Fieber nimmt in der hiesigen Stadt zu; bis jetzt sind 3500 Erkrankungen konstatirt worden.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 25. d. M. gestellt 9772, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 24. d. M. gestellt 4131, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 29. August im „Berliner Hof“ statt.

Frankfurt a. M., 25. August. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) Die Tendenz für Weizen neigte zur Festig⸗ keit; ab Umgegend 16 ¾ 17 ℳ, frei hier 17 ¼ ℳ; für Export an⸗ haltend Frage, Händler und Mühlen aus Württemberg und Baden sind Käufer. Für ausländische Sorten Preise stramm 17 18 ½ ℳ, russische gefragt. In Roggen räumte sich das mäßige Angebot zu festen Preisen schlank 15 ½4 ℳ; die No⸗ tirungen neigen zu Gunsten der Verkäufer. In Gerste war der Verkehr noch immer kein regelmäßiger und leb⸗ hafter, man fordert je nach Qualität und Herkunft 16 ½ 17 ½ ℳ, exquisite über Notiz. In Hafer ist das Angebot neuer Waare äußerst beschränkt und zurückhaltend, vorjähriger 14 ¼ 15 ½ Mais, Mirxed, wenig gefragt, der Consum zu Ankäufen nicht geneigt; gesundes etwa 13 ℳ, beschädigtes 12 ½ hochfeines La Plata 12 ¼ Für Raps fehlte Betheiligung, Angebot schwach; die Notiz 23 ½ ¼ bleibt, Tendenz steigend. Roggenkleie etwa 14 ℳ, Weizenkleie 9 ¼ nicht flau, da lebhaftes Interesse sich bekundete. Spelzenspreu (Ersatz für Roggenstroh) vorjährige fehlt, neue noch nicht am Markt; Offerten wären erwünscht. Malzkeime ruhig aber fest, 9 ¾ bis 10 ¼ Heu per Ctr. 4 ¼ ℳ, Verkäufer treffen hier guten Markt. Am hiesigen Mehlmarkt trat auch in der Berichts⸗ woche keine Belebung des Verkehrs ein. Zu Anfang der Woche ge⸗ staltete sich das Geschäft lustlos und die Preise zeigten Neigung zur Abschwächung, im weiteren Verlaufe jedoch wurde die Stimmung etwas fester und der Preisstand erscheint gegen die Vorwoche unver⸗ ändert. Roggenmehl folgte willig den Preisbewegungen des Ber⸗ liner Markts. Hiesiges Weizenmehl Nr. 0 29 ½ 30 ½ ℳ, Nr. 1 27 28 ℳ, Nr. 2 26 27 ℳ, Nr. 3 24 25 ℳ, Nr. 4 19 19 ½ ℳ, Nr. 5 14 14 ½ Milchbrot⸗ und Brotmehl“' im Ver⸗ band 51 52 ℳ%ℳ Norddeutsche und westfälische Weizen⸗ mehle Nr. 00 24 25 Roggenmehl, loco hier, Nr. 0 24 ½ 25 ½ ℳ, Nr. 0/1 23 24 ℳ, Nr. 1 21 ½ 22 ½ (Obige Preise verstehen sich pro 100 kg ab hier, häufig auch loco auswärtiger Sta⸗ tionen und bei mindestens 10 000 kg.)

Leipzig, 25. August. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. per September 3,77 ½ ℳ, per Oktober 3,80 ℳ, per November 3,80 ℳ, per Dezember 3,82 ½ ℳ, per Januar 3,85 ℳ, per Februar 3,85 ℳ, ver März 3,85 ℳ, per April 3,87 ½ ℳ, per Mai 3,90 ℳ, per Juni 3,90 ℳ, per Juli 3,90 Umsatz 40 000 kg.

Wien, 25. August. (W. T. B.) Nach einem Bericht des Generalsecretärs der Oesterreichisch⸗ungarischen Bank be⸗ trugen seit dem Inkrafttreten der Valutagesetze bis zum 23. d. M. die Goldankäufe der Bank in Wien 3 561 782 Fl., in Pest 579 707 Fl. Insgesammt wurden, zuzüglich erfolgter Vorschüsse auf eingelieferte, aber noch zu probirende Barren, bis zum 23. d. M. 5 610 390 Fl. für Gold in Banknoten ausgegeben.

Wien, 25. August. (W. T. B.) Ungeachtet der Petition, welche unter Hinweis auf die Choleragefahr gegen die Abhaltung des Saatenmarkts eingebracht worden war, wurde im Hinblick auf den ausgezeichneten Gesundheitszustand von Wien die Abhaltung des Saatenmarkts am 29. und 30. d. M. aufrechterhalten.

London, 25. August. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen⸗ ladungen angeboten. 1

Bradford, 25. August. (W. T. B.) Wolle stetig, in Garnen mäßiges Geschäft, Spinner halten an ihren Preis⸗ fest, in Stoffen lebhaftes Geschäft zu niedrigeren Preisen.

St. Petersburg, 25. August. (W. T. B.) Dem „Re⸗ gierungsboten“ zufolge war der Stand des Getreides im europäischen Rußland am 14. bezw. 17. August folgender: Wintergetreide befriedigend in 21 Gouvernements, theils be⸗ Eö“ theils mittelmäßig in mittelmäßig in 15, theils mittelmäßig, theils unbefriedigend in 9 und unbefriedigend in 7 Gouvernements, nämlich in Tula, Kursk, Woronesh, Poltawa, Astrachan, Cherson und Kijew. Sommergetreide befriedigend in 19, theils befriedigend, theils mittelmäßig in 10, mittelmäßig in 11, theils mittelmäßig, theils unbefriedigend in 15, unbefriedigend in 4 Gouvernements, nämlich in Moskau, Poltawa, Kijew und Podolien.

Heute wurde eine Verfügung des Verwesers des Finanz⸗ Ministeriums, betreffend die temporäre Emission von 25 Millionen Creditrubel gegen Unterpfand in Gold, ver⸗ öffentlicht.

Antwerpen, 25. August. (W. T. B.) Wollauktion. Preise unverändert. Angeboten waren 745 Ballen Buenos Aires, 1307 Ballen Montevideo, 215 Ballen Riogrande, 188 Ballen Espagne. Verkauft wurden 424 Ballen Buenos Aires, 730 Ballen Montevideo, 205 Ballen Riogrande, 10 Ballen Espagne.

New⸗York, 25. Auguft⸗ ETTWWqTBere war anfangs fest, später trat eine starke Reaction ein, Schluß wieder fest. Der Umsatz der Actien betrug 185 000 Stück. Der Silber⸗ vorrath wird auf 1 990 000 Unzen geschätzt. Die Silberver⸗ käufe betrugen 10 000 Unzen. 1 1

Weizen anfangs stetig, dann nachgebend, später Reaction auf Deckungen der Baissiers. Schluß fest. Mais anfangs stetig, später befestigt durch Einfluß von Weizen. Schluß fest.

hicago, 25. August. (W. T. B.) Weizen und Mais anfangs behauptet, dann nachgebend, später Reaction auf⸗Käufe der Haussiers. Schluß fest.

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Verkehrs⸗Anstalten. .“ 8

Vom 1. September ab können Postpackete nach Nor⸗ egen, welche bei der Beförderung durch Schweden bisher nur bis zum Gewicht von 3 kg zugelassen waren, auch auf diesem Wege, ebenso wie auf den übrigen Beförderungswegen, bis zum Einzelgewicht von 5 kg versandt werden. In den Taxen und sonstigen Versendungsbedingungen treten Aenderungen nicht ein.

Das Auftreten der Cholera in Hamburg hat die dortigen großen Dampfschiffahrtsgesellschaften veranlaßt, in der sper onen⸗ beförderung umfassende Maßnahmen zum Schutze der Passagiere zu treffen. Hamburgische Blätter schreiben:

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Die Hamburg⸗Amerikanische Nestee Gesellschaft hat beschlossen, ihre großen Doppelschrauben⸗Schnell⸗ dampfer, so lange die gegenwärtigen Gefehren obwalten, nicht mehr nach der Elbe kommen zu lassen, sondern den Dienst dieser Schiffe auf den Verkehr zwischen Southampton und New⸗Yorkzu beschränken. Die Schnelldampfer treten ihre Reisen vorläufig also in Southampton an und beenden sie, rückkehrend, gleichfalls in Southampton. Die Reisenden der Schnelldampfer werden sich also, soweit sie sich nicht schon in England befinden, über den Kanal nach London begeben, von wo aus sie an jedem Sonnabend Morgen um 9 Uhr von der Waterloo⸗ Station mittelst eines Sonderzuges nach Southampton befördert werden. Mit Bezug auf ihren übrigen weitverzweigten Dienst

hat die Gesellschaft beschlossen, ihre Expeditionen aufe

recht zu erhalten, aber die Beförderung von Zwischendeck⸗ Reisenden mit ihren Schiffen bis auf weiteres einzu⸗ stellen. Das Cartell, welches die continentalen Dampfer⸗Compagnien, soweit sie an der nordamerikanischen Personenbeförderung. betbeiligt sind, vor längerer Zeit geschlossen haben, ermöglicht der Packetfahrt⸗ Gesellschaft diese Maßnahme, ohne ihr schwere Einbußen aufzuerlegen. Die Grundlage dieser Vereinigung geht dahin, daß die gesammte Zwischendecksbeförderung nach bestimmten Antheilen unter die Gesellschaften vertheilt ist. Der Contract bestimmt aber, daß dieser so garantirte Antheil am Geschäft den Mitgliedern des Verbandes auch dann gewährleistet und ausgezahlt werden soll, wenn durch Ereignisse höherer Gewalt, wie im vorliegenden Falle, eine zeitweilige Einstellung der Beförderung von Aus⸗ wanderern Platz greifen muß. Die nische Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft hat sich dem Vorgehen der Packetfahrt⸗Gesellschaft insofern angeschlossen, als auch mit den Hamburg⸗Südamerikanischen Dampfern im Interesse der Sicherheit der Kajüts⸗Reisenden bis auf weiteres Auswanderer und überhaupt Zwischendecks⸗Passagiere keine Beförderung finden. Die Helgo⸗ länder Dampfer werden von heute ab nur zwischen Cuxhaven und den Nordseebädern verkehren.

Die Post von dem am 19. Juli aus Shanghai abgegangenen Reichs⸗Postdampfer „Sachsen“ ist in Brindisi eingetroffen 1 für Berlin voraussichtlich am 27. Vormittags zur Ausgabe.

Aus Prag wird dem „Hamb. Corr.“ telegraphirt: Da auf der Elbe kein Kettendampfer mehr verkehren kann und der Rad⸗ dampfer⸗Verkehr seit längerer Zeit eingestellt ist, mußte die Güter⸗ aufnahme von Aussig, Laube und Schönpriesen gänzlich eingestellt werden. Nur von Dresden ab erfolgen noch Abladungen. Die zuletzt von Aussig und Laube abgeschwommenen Kähne werden nur mit 7 bis 8 Waggons (gegen eine normale Beladung von 50 bis 60 Waggons) beladen. ¹

Bremen, 25. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Lahn“, nach New⸗York bestimmt, hat am 24. August Morgens Dover passirt. Der Schnelldampfer „Spree“, von New⸗York kommend, hat am 24. August Morgens Dover passirt. Der Schnelldampfer „Trave“ ist am 23. August Morgens von New⸗York via Southampton nach der Weser abgegangen.

Hamburg, 25. August. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗Actiengzsellschaft. Der Postdampfer „Allemannia“ hat, von New⸗York kommend, gestern Abend Lizard passirt. Der Schnelldampfer „Columbia“ hat, von Ne York kommend, heute Morgen Scilly passirt. Der Postdampfer „Suevia“ ist, von New⸗York kommend, heute Nachmittag auf der Elbe eingetroffen.

London, 25. August. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Grantully Castle' hat gestern auf der Heimreise Madeira passirt. Der Union⸗Bampfer „Trojan“ ist auf der Ausreise gestern von Madeira abgegangen. Der Union⸗Dampfer „Moor' ist heute auf der Ausreise in Capetown angekomn

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Theater und Musik.

Im Königlichen Schauspielhause findet morgen, Sonn⸗ abend, das erste Auftreten des Herrn Adolf Klein als Mephistopheles im „Faust“ statt; Herr Matkowsky spielt den Faust, Frau von Hochen⸗ burger die Margarethe. In der neu einstudirten „Iphigenie auf Tauris“ am Sonntag ist die Besetzung folgende: Iphigenie: Fräu⸗ lein Poppe, Orest: Herr Matkowsky, Pylades: Herr Purschian Thoas: Herr Nesper, Arkas: Herr Kahle.

Am Sonntag wird im Königlichen Opernhause „Fra Diavolo“ in Scene gehen. Die Vorstellungen im Opernhause werden vom Sonnabend und die im Schauspielhause vom Sonntag ab bis auf weiteres ihren Anfang um 7 ½ Uhr nehmen.

Im Lessing⸗Theater wird morgen Felix Philippi's Schau⸗ spiel „Das alte Lied“ wiederholt. Für den Sonntag ist Gustav von Moser's Lustspiel „Der Lebemann“ wieder angesetzt. Inzwischen nehmen die Proben zu Oscar Blumenthal's Schauspiel „Ein Tropfen Gift“ unter der persönlichen Leitung des Verfassers ihren Fortgang.

Die Wiederaufnahme der Malillard'schen Oper „Das Glöckchen des Eremiten“ in das Repertoire des Kroll’'schen Theaters hat sich so erfolgreich erwiesen, daß in den nächsten Tagen eine Wiederholung stattfinden wird. Morgen, Sonnabend, debütirt Herr Herrmann Gura, Sohn des wohlbekannten Kammersängers gleichen Namens, in Kreutzer’'s „Nachtlager“ in der Partie des Jägers.

Für das Ensemble des Directors Junkermann im Thoma Theater ist Herr Posansky vom Lessing⸗Theater zur Darstellun einer der Hauptrollen in der Novität „Ein Spiegel“ verpflichtet worden. Die erste Aufführung ist für Dienstag nächster Woche in Aussicht genommen. 8

Der Verein für Volksunterhaltungen wird seine Thätig⸗ keit im kommenden Winter in vollem Umfange wieder aufnehmen. Außer den bereits definitiv angesetzten Volksunterhaltungs⸗Abenden mit Concertprogramm, welche Sonntags, und zwar am 9. und 23. Ok⸗ tober, 27. November und 11. Dezember im Saale des Handwerker⸗ vereins, der Actienbrauerei Friedrichshain, in der Tonhalle, und ferner denjenigen mit Theater⸗Programm, welche an Dienstagen und zwar am 18. Oktober und 15. November in der Tonhalle stattfinden, sind vor Weihnachten noch ein Unterhaltungsabend in der Sing⸗Akademie und eine größere Chor⸗Aufführung mit dem Philharmonischen Orchester in der Philharmonie geplant.

Bronislaw Hubermann, der achtjährige Geiger, welcher kürzlich in den böhmischen Bädern mit so großen Erfolgen aufge⸗ treten ist, wird sich Ende September auch in der Reichs⸗Hauptstadt, und zwar in der Philharmonie, hören lassen.

Mannigfaltiges.

In der Nacht zum Freitag hat sich endlich der langersehnte Gewitterregen eingestellt, der einige Abkühlung herbeigeführt hat. Heute Vormittag um 10 Uhr waren nur 179 Celsius, während an den vorhergegangenen Tagen um dieselbe Zeit etwa 30 0 Wärme waren.

Die städtische Deputation für die öffentliche Gesund⸗ heitspflege wird heute Abend unter dem Vorsitz des stellvertreten⸗ den Ober⸗Bürgermeisters. Geheimen Regierungs⸗Raths Schreiner zu einer außerordentlichen Sitzung zusammentreten, um über geeignete Maßnahmen im Hinblick auf die drohende Choleragefahr zu berathen.

Die Vorarbeiten zum Bau der preußischen Parlaments⸗ gebäude sind, wie hiesige Blätter melden, in Angriff genommen worden. Das große Terrain an der Prinz⸗Albrechtstraße (verlängerten Zimmerstraße) gegenüber dem Kunstgewerbe⸗Museum, welches bisher als Hinterland des Reichstagsgebäudes, bezw. der Königlichen Porzellanmanufactur und des Herrenhauses bezeichnet wurde, it ab⸗ gesperrt. Zahlreiche Bäume des parkartigen Herrenhausgartens sind gefällt.