1892 / 201 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Aug 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Der Bau der Lutherkirche auf dem Dennewitzplatz ist in der verhältnißmäßig kurzen Zeit von etwa ¾ Jahren unter Leitun

des Professors Otzen so weit gefördert worden, daß das Richtefest

estern Nachmittag in Anwesenheit der Vertreter der Zwölfapostel⸗

irche sowie des Regierungs⸗Baumeisters Kopp stattfinden konnte. Gegen Schluß der Arbeitszeit um 5 ¾ Uhr wurde, wie die „Neuesten Nachrichten⸗ mittheilen, die Richtekrone auf das Dach gebracht und dort befestigt, worauf Polier Brehmer den üblichen Spruch sprach. Dann erhielten die bei dem Bau Beschäftigten als Ersatz für das bei solchen Gelegenheiten sonst übliche Fest im Baubureau Geldgeschenke ausgezahlt. 3

Am Mühlen damm ist heute der erste große Schleusenthor⸗

flügel eingesetzt worden. Die Thore, deren Flügel je 150 Ctr. wiegen, sind in der Maschinenbauanstalt von Merten in 1] hergestellt und, fertig montirt, auf dem Wasserwege nach Berlin gebracht worden. Der Schleusenbau selbst ist bis auf das Verlegen der seit⸗ lichen Deckenplatten vollendet. Der Bau des Maschinenhauses ist auch soweit vollendet, daß Mitte Oktober die gesammten Arbeiten zum Abschluß kommen werden. Bis dahin wird auch die Mühlen⸗ dammbrücke fertiggestellt sein.

Potsdam, 24. August. Wir werden um Veröffentlichung folgender Bekanntmachung ersucht: „Die diesjährige General⸗ versammlung des Stiftungsvereins des Civil⸗Waisen⸗ hauses findet Mittwoch, den 26. Oktober d. J., Nachmittags 4 Uhr, im Anstaltshause, Neue Königstraße Nr. 122 hierselbst, statt. Die verehrlichen Mitglieder des Vereins werden zu derselben mit dem Bemerken ergebenst eingeladen, daß die Rechnungen der Civil⸗ Waisenhauskasse für das Jahr 1891 für die stimmberechtigten Herren im Anstaltssaale in den Tagen vom 1. bis zum 15. Oktober und am Tage der Sitzung vor und während derselben ausliegen werden. Potsdam, den 24. August 1892. Das Civil⸗Waisenamt.“

. Posen, 20. August. Gestern starb in Mietschisko im Alter von 101 Jahren der Invalide Wendt. Ein geborener Pommer, hatte er am Befreiungskriege gegen Napoleon theil genommen, wobei ihn ein feindlicher Schuß des Lichts beider Augen beraubte. W. trug, wie der „Magdeb. Ztg.“ berichtet wird, sein Leiden bis zu seinem Tode mit großer Ergebung und war bis zuletzt verhältnißmäßig rüstig.

Bromberg. In der Nacht zum 24. August ist, dem „Hamb. Corr.“ zufolge, das Hotel Royal in Bromberg durch eine große Feuer sbrunst in Asche gelegt worden. Ein Theil der Bewohner des Hotels mußte in Rettungssäcken aus den Fenstern herabgelassen werden. Ein Hotel⸗ gast, der Reisende Deutsch aus Berlin, sprang aus dem Fenster in den Hof hinab und wurde schwer verletzt in das städtische Hospital befördert. 18

Mainz, 25. August. Die Umgebung von Marburg wurde, der „K. Ztg.“ zufolge, gestern Abend von schweren Gewittern heimgesucht; zwei Männer wurden am Fenster vom Blitz er⸗ schlagen.

Wien, 26. August. Hier ist Nachts eine erhebliche Abkühlung eingetreten, heute Regenwetter.

Triest, 25. August. Gestern Abend explodirten vor dem Gebäude der Statthalterei zwei große Petarden mit starkem Getöse. Der angerichtete Schaden ist, wie „W. T. B.“ berichtet, unbedeutend; es sind nur einige Fensterscheiben eingedrückt worden. Der Thäter ist bis jetzt nicht ermittelt. 8

Aus den Alpen. Ueber ein neues Opfer des Alpensports wird der Wiener „Deutschen Ztg.“ aus Salzburg gemeldet: Zwei junge Leute, anscheinend Gymnasiasten, versuchten den in der Kolowrat⸗ Höhle befindlichen Gletscher auf Eisstufen, die noch vom vorigen Jahre herrührten, zu erste gen, was ihnen auch gelang. Beim Rückweg aber glitt der eine der jungen Leute, offenbar des Absteigens auf Eis ganz unkundig, aus und stürzte den etwa 25 m hohen Gletscher herab, an dessen Fuß er bewußtlos und blutüberströmt liegen blieb. Er wurde auf die drei Viertelstunden entfernte Rosettenalpe gebracht, wo er sich langsam erholte, aber doch noch lange Zeit an seiner Verwundung zu leiden haben wird. Letzten Sonnabend hat sich, wie dem „Freien Rhät.“ gemeldet wird, bei Klosters in Graubünden folgender Un⸗ glücksfall zugetragen: Frau Mollison aus Freiburg in Baden machte in Begleitung ihres Sohnes und eines befreundeten Pfarrers vom Hotel Florin aus einen Spaziergang nach Klosters Dörfli und von dort rechts des Schlappinbaches hinauf zegen die Schlappin⸗ schlucht; die sehr corpulente ältere Dame blieb etwas hinter ihren Begleitern zurück, erklärte, sie komme langsam nach, oder gehe, falls sie ermüde, zurück und warte im Klosters⸗Dörfli. Später kamen die Herren zurück, konnten aber über den Verbleib der Dame nichts er⸗ fahren. Ein Telegramm meldete ihnen, daß sie auch nicht ins Hotel zurückgekommen, und man befürchtete ein Unglück. Den ganzen Nach⸗ mittag wurde die Vermißte gesucht und erst Abends bei einbrechender Dunkelheit am Fuße einer steilen Grashalde leblos aufgefunden. Die Unglückliche dürfte entweder auf dem schmalen Fußweg ausgeglitten oder von Unwohlsein befallen und auf diese Weise den steilen Wiesenhang hinuntergestürzt sein.

London, 25. August. Hier eingetroffenen Telegrammen aus Kalkutta zufolge ist der Anchordampfer „Anglia“, der mit einer sehr bedeutenden Ladung Thee an Bord sich auf der Fahrt nach London befand, im Jellinghi⸗Kanal gekentert. Von der Be⸗ satzung sind 32 Personen gerettet, 15 aber ertrunken.

Rouen, 25. August. Im Gefängniß von Bonne⸗Nou⸗ velle brach laut Meldung des „W. T. B.“ heute Abend eine Meuterei aus, welche von Truppen unterdrückt wurde. Gleichzeitig entstand im Innern des Gefängnisses ein von Gefangenen angelegter Brand, welcher jedoch schnell gelöscht wurde. Verletzt wurde niemand.

Rom. Am 19. d. M., Abends, weihte, wie der „Germania“ berichtet wird, der Cardinal Parocchi die Krypta der neuen Kirche ein, welche zu Ehren des h. Joachim auf den Prati di Castello, in dem neuen Stadtviertel hinter der Engelsburg, errichtet wird. Diese Kirche soll dem Papst als Jubiläumsgeschenk der Katholiken dargebracht werden; alle Nationen haben Beiträge dafür gesandt. Der Bau der oberen Kirche ist schon ziemlich weit vor⸗ geschritten und dürfte am St. Joachimstage des nächsten Jahres vollendet sein.

Catania. Am Donnerstag Morgen ist laut Meldung des „W. T. B.“ plötzlich ein neuer heftiger Ausbruch des Aetna erfolgt. Die nördliche Oeffnung wirft Rauch, Steine und Schlacken in noch größeren Mengen als bei den beiden früheren Eruptionen aus. Die Lavaströme verwüsten von neuem die Nie⸗ derungen.

Chicago. Der „Köln. Ztg.“ wird aus Chicago u. d. 14. August geschrieben: Einen Nebenbuhler des Eiffelthurms wird unsere Welt⸗ ausstellung nicht aufzuweisen haben. Es sind eine Menge von Projecten für abenteuerliche Thürme aufgetaucht, doch hat keins davon recht Anklang gefunden, und jetzt ist es zu spät. Dafür werden wir ein Weltwunder in Gestalt eines Elephanten haben, der in seinem Bauche einen Gasthof enthalten wird. Das Ungethüm wird 200 Fuß

hoch sein. Es wird aus Holz, Eisen und Stahl gezimmert und die Haut wird aus Blech sein, welches mit Elephantenfarbe angestrichen wird. Außer dem Gasthof wird ein Café im Innern Platz finden, ebenso Verkaufsstände für Curiositäten. Der Sattel Howdah) wird als Beobachtungsthurm eingerichtet und wird durch Aufzüge (Elevators) zu erreichten sein, die in den Vorderfüßen des Elephanten angebracht werden. Der Kopf wird eine Dampfpfeife enthalten, welche die Naturlaute des Elephanten nachahmen wird. Ohren, Augen, Rüssel und Schwanz werden durch eine Maschinerie in Bewegung gesetzt. Das Innere wird durch Elektricität erleuchtet werden. Ein Herr George H. Benton aus New⸗York wird den Bau leiten, dessen Kosten auf eine Viertelmillion Dollars ver⸗ anschlagt sind.

Callao. Aus Callao wird dem „New⸗PYork Herald“ gemeldet, daß die große Feuersbrunst, welche dort, wie schon gemeldet, am 21. d. M. wüthete, die Gebäulichkeiten der chilenischen und englischen Dampfschiffs⸗Gesellschaft in Asche legte. Die Besatzung des britischen Kreuzers „Garnet“ leistete der städtischen Feuerwehr kräftigen Beistand bei der Bezwingung des Feuers. Die britischen Matrosen sprengten die Häuser, welche schon in Flammen standen, mit Schießbaumwolle in die Luft, um die Weiterverbreitung des Feuers zu hindern. Der Verlust beträgt ca. 250 000 Doll.

Nach Schluß der Redaction eingegangene 8 1Sc. Depeschen.

Stuttgart, 26. August. (W. T. B.) Das Ministerium des Innern sowie das Medizinal⸗Collegium haben Anordnungen betreffs der Cholera erlassen. Im Ministerium des Innern ist eine Choleracommission eingesetzt worden. Der „Staats⸗Anzeiger“ druckt die „Beleh⸗ rung“ des preußischen Cultus⸗Ministeriums über die Cholera und die „Anweisung zur Desinfection“ ab.

Bremen, 26. August. (W. T. B.) Der „Nord⸗ deutsche Lloyd“ beschloß, bis auf weiteres keine Zwischendeckspassagiere, welche aus Rußland kommen, mit seinen Dampfern zu befördern.

Paris, 26. August. (W. T. B.) Heute Vormittag sind Erd-Erschütterungen in Lyon sowie in den Departements Allier, Puy de Dôme, Cantal, Lozére, Isère und Dröme verspürt worden. Ueber einen Schaden, der durch dieselben verursacht wäre, liegen bis jetzt keinerlei Meldungen vor.

St. Petersburg, 26. August. (W. T. B.) Das Minister⸗Comité hat, vorläufig auf zwei Jahre, die zoll⸗ freie Einfuhr von Fässern aus Buchenholz mit Reifen zum Export von Butter nach den bealtischen Häfen und über die russisch⸗preußische Grenze gestattet. Professor Virchow machte, wie die „Nowoje Wremja“ meldet, gestern dem Kriegs-Minister einen Besuch. Für morgen Abend hat der Vorsitzende der städtischen Krankenhaus⸗ commission Ratkow⸗Rashnow auf seiner Villa Dubki bei Oranienbaum zu Ehren Virchow’'s ein größeres Festmahl veranstaltet.

Antwerpen, 26. August. (W. T. B.) Ein in Vlissingen aus Riga eingetroffener Dampfer muß hier in Quarantäne gehen. Seit gestern früh ist in der Stadt kein Cholerafall vorgekommen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 26. August, 8 Uhr Morgens.

Temperatur

Station

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp. red. in Millim in °Celsius 50 C. = 40R.

Mullaghmore 759 8 5 wolkig Aberdeen 755 We 2 heiter Christiansund 749 6 Nebel Kopenhagen. 743 3 bedeckt Stockholm . 750 wolkenlos

Fecrign W Monf Verga. SIn ge⸗ setzt vom er⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Wisder.ECer. S “X“X“ Kapellmeister Weingartner. Hierauf: Der Dorf⸗ zuncge Wensfr. erhaunger in Reles von Alerxander barbier. Komische Oper in 1 Act. Musik von Dumas, Sohn. Deutsch von Emmerich Bukowics. de Tieér Schenk. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang Ziegesai. Tetzlaff. Dirigent: Musikdirector Wegener. 5 Uhr gesetz 88 ““ Anfang 7 ½ Uhr. 8 1

Mit Allerhöchster Genehmigung: Mittags 1 Uhr: 8 8 Matinée. Fest⸗Vorstellung zur hundertjährigen Jubelfeier der Privat⸗Theater⸗Gesellschaft Urania.

Schauspielhaus. Goethe. Der Tragödie erster T G gehörende Musik von Anton Fürsten Radziwill und von Peter Joseph von Lindpaintner. In Scene ge⸗ setzt vom Ober⸗Regisseur Maxr Grube. Anfang im Sommergarten. Anfang an Sonn⸗ und Festtagen

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗

8

8 Kroll's Theater. Sonnabend: Das Nacht⸗ 171. Faust von lager von Granada. Anfang 7 Uhr.

eil. Die zur Handlung Sonntag: Vorletztes Gastspiel der Signorina Prevosti: Der Barbier von Sevilla.

Täglich, bei Wetter: Großes Concert

Sonntag: Zum 15. Male: Onkel Bräsig. Der Sommergarten ist geöffnet. In Vorbereitung: „Ein Spiegel“ von Nestor de Tière, aus dem Vlämischen übersetzt von A. von

27201 Hohenzollern⸗Galerie

9 Vorm. 10 Ab. Lehrter Bahnhof. Gr. histor. Rundgemälde 1640 1890.

1 Sonntag 50 ₰. Kinder die Hälfte.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

1I““ TTbööb11

München .. 765

Fehenbande —. 749 SA 2 Nebel 76176939 still halb bed. Cork, Queens⸗ V 185 ½ν— +½q☛ 3 heiter V Cherbourg. 764 W 3 halb bed. 11I11“ 4 wolkig b1. dW 3 bedeckt amburg 758 WSW Abedeckt winemünde 755 V 3 Regen Neufahrwasser 752 S 2 wolkenl. 1) e. 554 3 wolkig 2 wolkig 2 bedeck 4 wolkig2) 2halb bed. ³) 5 wolkig 3 wolkig 3 bedeckt4) 5 bedeckt 4 bedeckt

85

Karlsruhe.. 763 Wiesbaden. 761

85

Chemnitz .. 761 Welin . . 757 66 Breslau 760

SSS, s s

67682 still heiter I

Priest 762 ONO 1 halb bed. 22

¹) Nachts Gewitter, Morgens Regen. ²) Nachts Regen. ³) Nachmittags, Nachts etwas Regen. 4) Nachts Gewitter.

Uebersicht der Witterung.

Das Devpressionsgebiet, welches gestern über der Nordsee lag, ist nordostwärts nach Skandinavien fortgeschritten, einen Ausläufer nach Galizien ent⸗ sendend, während ein Hochdruckgebiet über Südwest⸗

CEuropa sich ausgebreitet hat, welches nordwärts sich auszubreiten scheint, sodaß nunmehr über ganz

Deutschland wieder verhältnißmäßig kühle Witterung zu erwarten ist. Bei Eintritt trüber Witterung mit vielfachen Niederschlägen ist in Deutschland die Temperatur erheblich gesunken und ist stellenweise

etwas unter den Mittelwerth herabgekommen, nur

in den nordöstlichen Gebietstheilen liegt sie noch bbeeträchtlich über demselben. In Swinemünde,

Berlin und Grünberg kamen Gewitter vor.

Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 162. Vorstellung. Cavalleria rusti-

cSCana (Bauern⸗CEhre). Oper in 1 Aufzug

bvon Pietro Mascagni. Text nach dem gleich⸗

7 ½ Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 163. Vorstellung. Fra Diavolo. Oper in 3 Acten von Auber. Text von Scribe, bearbeitet von C. Blum. Dirigent: Musik⸗ director Wegener. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 172. Vorstellung. Neu einstudirt: Iphigenie auf Tauris. Schauspiel in 5 Auf⸗ zügen von Goethe. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Max Grube. Anfang 7 ½ Uhr.

Deutsches Theater. Donnerstag, 1. Septem⸗ ber: Eröffnungs⸗Vorstellung: Prinz Friedrich von Homburg. Im September: Goethe⸗Cyklus. 1. Abend: Stella und Die Mitschuldigen. 2. Götz von Berlichingen. 3. Die Geschwister und Clavigo. 4. Torquato Tasso. 5. Egmond. 6. Iphigenie auf Tauris. 7. Faust I. 8. Faust's Tod. Wöchentlich zwei bis drei Vorstellungen.

Berliner Theater. Sonntag: Nachmittags 2 ½ Uhr. Eröffnungs⸗Vorstellung. Zu Goethe's Geburtstag: Iphigenie auf Tauris.

Abends 7 ½ Uhr: Minna von Barnhelm.

Montag: Die Jungfrau von Orleans. An⸗ fang 7 Uhr.

Dienstag: Der Hüttenbesitzer.

8 8 Lessing-Theater. Sonnabend: Das alte Lied. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Der Lebemann. 8 Montag: Die Großstadtluft. Die Tageskasse ist von 9 bis 2 Uhr geöffnet

Friedrich⸗-Wilhelmstüdtisches Theater. Sonnabend: Der Zigeunerbaron. Operette in 3 Acten von J. Schnitzer. Musik von Johann Strauß. Anfang 7 ½ Uhr.

Im prachtvollen Park: Park⸗Fest. Freitombola.

Großes Doppel⸗Concert. Auftreten von Ge⸗ sangs⸗ und Instrumental⸗Künstlern. Anfang des Sonntags 5 Uhr, an den Wochentagen

88

Sonntag: Der Zigeunerbaron. Im Park: Großes Doppel⸗Concert. Auftreten von Gesangs⸗ und Instrumental⸗Künstlern. 8

4 Uhr, an den Wochentagen 5 ½ Uhr.

Belle-Alliance-Theater. Sonnabend (letzte

Woche): Zum 29. Male: Das kleine Krokodil.

Posse in 3 Acten von Siraudin und Labiche. Deutsch von W. Ascher. In Scene gesetzt von Hermann Sternheim.

Im prachtvollen Sommer⸗Garten:

9. Großes Sommernachtsfest. 3 Großes Doppel⸗Concert.

43. Gastspiel der Russischen National⸗, Gesangs⸗, Tanz⸗ und Instrumental⸗Gesellschaft, unter Leitung ihres Directors Peter Newski. (10 Personen, zum ersten Mal in Deutschland.)

Auftreten sämmtlicher Specialitäten I. Ranges.

Abends: Feenhafte Illumination des ganzen Garten⸗ Ftablisf ements durch 50 000 Gasflammen, bengalisches Licht ꝛc. ꝛc.

Abends 10 Uhr: Frei⸗Glücksrad.

10 Gewinne. Hauptgewinn: Ein completes hochelegantes Kaffee⸗Service.

1 Penc des Concerts 6 Uhr, Anfang der Vorstellung 7 ½ Uhr.

Sonntag: Letzte Vorstellung im Theater: Das kleine Krokodil. Im prachtvollen Sommer⸗Garten: Großes Doppel⸗Concert. Auftreten sämmtlicher Specialitäten I. Ranges.

Adolph Ernst⸗Theater. Sonnabend (vorletzte Woche): Zum 71. Male: Fräulein Feldwebel. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Musik von G. Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung. 8

Der Sommer⸗Garten ist geöffnet.

In Vorbereitung: Die wilde Madonna. Ge⸗ sangsposse in 3 Acten von Leon Treptow. Musik von G. Steffens. Couplets von G. Görß. Mit neuen Decorationen und neuen Costumen.

Thomas⸗Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Sonnabend: Gesammt⸗Gastspiel des Fritz Reuter⸗ Ensemble unter Direction von August Junker⸗ mann. Zum 14. Male: Onkel Bräsig. Lebens⸗ bild in 5 Acten nach Fritz Reuter's „Ut mine Stromtid“ für die deutsche Bühne eingerichtet von August Junkermann. Anfang 7 ½ Uhr.

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr.

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Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Klara Kohnert mit Hrn. Guts⸗ besitzer Albert Pilz (Wedringen—Schleibnitz). Frl. Hedwig Holtermann mit Hrn. Dr. med. Ferdinand Christiani (Gr. Rodensleben Schapen).

Verehelicht: Hr. Dr. med. Schattenberg mit Frl. Margarethe Heuer (Dortmund).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Staatsanwalt Gustav Freytag (Schweidnitz). Hrn. Hubert von Arnim (Gr. Fredenwalde). Hrn. Prem.⸗ Lieutenant von Heimburg (Stendal). Hrn. Major Freiherrn von Lyncker (Magdeburg). Hrn. Franz von Clavé⸗Bouhaben (Vellin). Hrn. Hauptmann von Weger (Saarlouis). Hrn. L1“ Gadamer (Berlin). Eine

ochter: Hrn. Professor Dr. med. Horstmann (Berlin). Hrn. Lieutenant Werner Anders (Breslau).

Gestorben: Hr. Oberst z. D. Friedrich von Baum⸗ bach (Cassel). Hr. Hauptmann a. D. Georg von Eichmann (Pötzscha b. Dresden). Hr. Major a. D. Freiherr Detlef von Stenglin auf Beckendorf. Hr. Hauptmann a. D. Alexander Ernst von Uechtritz und Steinkirch (Dresden.) Hr. General⸗Lieutenant z. D. Alfred von Both⸗ mer (Darmstadt). Verw. Fr. General Luise Vogel von Faälckenstein, geb. Gaertner (Dolzig b. Sommerfeld. Verw. Fr. Geh. Ober⸗Medi⸗ zinal⸗Rath Küchler, geb. Traub (Darmstadt). Verw. Fr. Kreisphysikus Marie Wiebeck, geb. Bossenius (Seehausen i. Altm.). Hr. Ingenieur Georg von Großmann (Schneeberg i. Sachsen). Hr. Pastor emer. Friedrich Ruprecht (Breslau).

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Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: 1 J Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Vier Beilagen 1 (einschließlich Börsen⸗Beilage).

““ zum No. 201.

Literatur.

11“ Geschichte.

I. ie Publicistik zur sächsischen Frage auf dem Wiener Congreß. Von Ferdinand Troska. Halle, Niemeyer, 1891. 1,20 Die Theilnahme der Volksmassen an dem öffent⸗ lichen Leben hat sich in den verschiedenen Epochen der Weltgeschichte ganz verschieden geäußert. Im Mittelalter waren die Spielleute und fahrenden Sänger die Träger der öffentlichen Meinung, seit Erfindung der Buchdruckerkunst kam diese in Flug⸗ schriften und Zeitungsartikeln zum Ausdruck; fe größer die Krise des politischen, kirchlichen oder wirthschaftlichen Lebens war, desto stärker war selbstverständlich die allgemeine Aufregung und die publieistische Thätigkeit. Daher ist leicht zu verstehen, daß auch zur Zeit des Wiener Congresses, wo die folgenschwersten Beschlüsse für die Zukunft Deutschlands getroffen wurden, sich eine starke publicistisch⸗politische Thätigkeit geltend machte. Vornehmlich ist es die Frage, ob Sachsen ganz oder getheilt an Preußen fallen oder unversehrt erhalten werden solle, die die Literaten nicht minder wie die Diplomaten beschäftigt. Wenn bisher eine genaue Durcharbeitung dieser Tagesliteratur fehlte, so hat jetzt Troska diese Lücke durch eine fleißige Untersuchung ausgefüllt. Er charakterisirt den Inhalt der bedeutendsten Schriften und betont, daß dieser Broschürenkampf eine Epoche in dem Kampfe zwischen der deutschen Einheitsidee und dem Particularismus bilde: die Vertreter der Annexion Sachsens suchten Deutschland durch die Gründung einer starken rein deutschen Großmacht zu einigen, die Gegner traten als Verfechter der kleinstaatlichen Souveränetät auf und legten wenig oder keinen Werth auf eine Kräftigung Gesammt⸗

deutschlands nach außen. 1 Militärisches.

1) Geschichte der Feld⸗Artillerie⸗Schießschule, auf dienstliche Veranlassung bearbeitet von Carp, Hauptmann und Lehrer bei der Feld⸗Artillerie⸗Schießschule. Preis 2,40 2) Ge⸗ schichte der Fuß⸗Artillerie⸗Schießschule, auf dienstliche Veranlassung bearbeitet von Kaehne⸗Zoellner, Hauptmann und Lehrer bei der Fuß⸗Artillerie⸗Schießschule und Hauptmann Carp. 2,50 Berlin 1892. E. S. Mittler und Sohn. Die eiden Artillerie⸗Schießschulen in Jüterbog blicken in diesem Jahre auf eine fünfundzwanzigjährige arbeits⸗ aber auch erfolgreiche Ge⸗ schichte zurück, die in den vorliegenden beiden Werken eine interessante und eingehende Darstellung findet. Da die Schulen unter dem Namen Artillerie⸗Schießschule die ersten dreiundzwanzig Jahre mit einander verbunden waren, so sind auch Theil I. (Organisation und Unterbringung) und Theil II (Dienstbetrieb, Lehr⸗ thätigkeit und Unterrichtsmittel) bis zu der im Jahre 1890 erfolgten Trennung von dem Hauptmann Carp, gleichzeitig Verfasser des Theils III (Entwickelung der Schießkunst), der Geschichte der Feld⸗ Artillerie⸗Schießschule gemeinsam geschrieben und von dem Haupt⸗ mann Kaehne⸗Zoellner, der den Theil III der Geschichte der Fuß⸗ Artillerie⸗Schießschule verfaßt hat, fortgesetzt worden. Mit großer, auch dem Nichtfachmann einleuchtender Klarheit werden in den ersten beiden Theilen die Schwierigkeiten geschildert, mit denen die wegen der mangelhaften Schießergebnisse der Artillerie, besonders in den Feldzügen von 1861 und 1866, im Jahre 1867 auf Veranlassung des Generals von Hindersin errichtete Schießschule in der ersten Zeit ihrer Thätigkeit zu kämpfen hatte. Es wird gezeigt, wie die Unzu⸗ länglichkeit der durch den Etat bereit gestellten Mittel und der ver⸗ fügbaren Schießplätze, die unnatürliche, jetzt aufgehobene Verbindung beider Schulen, der Mangel an Erfahrung über die eigentlichen Zwecke des kriegsmäßigen Schießens ein Hinderniß für die Erlangung der erforderlichen Schießfertigkeit waren, wie es aber den fortgesetzten Bemühungen der maßgebenden Persönlichkeiten gelungen ist, alle Schwierigkeiten zu überwinden oder auf ein so geringes Maß zu be⸗ schränken, daß die Wirksamkeit der Schulen auf die Erlernung der Schieß⸗ kunst bei der Artillerie einen sich stets steigernden günstigen Einfluß nun schon seit einer Reihe von Jahren ausgeübt hat. Die beiden mehr für den Fachmann geschriebenen Theile III geben ein anschauliches Bild von der Entwickelung der Schießkunst und von dem Bestreben der Schulen, die Schießfertigkeit durch fortschreitende Vereinfachung der Schießregeln zu vervollkommnen und sie dem besseren Geschütz⸗ material, der besseren Munition und den neueren erhöhten Anforde⸗ rungen anzupassen. Beide Werke bilden somit einen werthvollen Bei⸗ trag für die Geschichte des deutschen Heeres der letzten 25 Jahre und liefern den Beweis, wie die Heeresleitung fortgesetzt bemüht ist, auch speciell auf dem Gebiete der Ausbildung der Artillerie alle Erfindungen der Wissenschaft für das Wohl des Vaterlandes nutzbar zu machen.

Lehrgang für die Ausbildung im Felddienst und im Schießen von Adolf Ott, Oberst⸗Lieutenant z. D. Berlin 1892, E. S. Mittler und Sohn. Preis 1,50 Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, auf der Grundlage der Bestimmungen des Exercir⸗Reglements, der Schießvorschrift und der Felddienst⸗ ordnung, deren Aenderungen bis zum Juni d. J. berücksichtigt worden sird, eine nach den Ausbildungsabschnitten geordnete Uebersicht der Lehrstoffe und dem Compagniechef oder Bataillons⸗Commandeur Anhaltspunkte zur Aufstellung des Uebungsprogramms zu geben. Der ganze Lehrstoff der genannten drei Vorschriften ist in diesem Lehrgang so verbunden, daß immer diejenigen Bestimmungen, die nach der Zeit und dem Stande der Ausbildung gleichzeitig zur Unter⸗ weisung des Soldaten benutzt werden müssen, mit einander vereinigt sind. Das militärische Uebungsjahr ist in drei Perioden eingetheilt, von denen die erste von Entlassung der Reserven bis zur Einstellung der Rekruten, die zweite von da bis zur Beendigung der Einzelausbildung und die dritte von der Einstellung der Rekruten in die Compagnie bis zum Beginn der größeren Herbstübungen dauert. Durch eine zweckmäßige Eintheilung der Perioden in Gruppen unter Beibehaltung der Vereinigung der verschiedenen Unterrichtszweige ist es ermöglicht, den gesammten Lehrstoff in fünfzehn Gruppen vorzuführen, sodaß bei den stets in größerer Zahl zur Verfügung stehenden Uebungs⸗ tagen die wichtigeren Gruppen oder Theile von 1; häufiger wieder⸗ holt werden können. Das Buch wird sich als eine brauchbare An⸗ leitung jüngeren wie älteren Offizieren nützlich erweisen.

Dr. Kowalk, (Stabsarzt am medizinisch⸗chirurg. Friedrich⸗ Wilhelms⸗Institut): Militärärztlicher Dienstunterricht für einjährig⸗freiwillige Aerzte und Unter⸗Aerzte sowie für Sanitäts⸗Offiziere des Beurlaubtenstandes. Preis 4 ℳ, E. S. Mittler u. Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, Berlin SW. 12, Kochstraße 68/70. Dieses Handbuch soll den jüngeren Militär⸗ ärzten eine Anleitung und Einführung in den Dienst und eine Ueber⸗ sicht aller dazu erforderlichen Vorkenntnisse bieten. Das Werk schließt sich mithin der Sammlung gleichartiger Werke desselben Verlags an, in denen der Dienstunterricht für die einzelnen militärischen Waffen⸗ gattungen, für die Infanterie, Cavallerie, Artillerie und den Train, bereits behandelt wurde.

Das August⸗Heft der vom Oberst⸗Lieutenant E. Schnacken⸗ burg geleiteten Jahrbücher für die deutsche Armee und

karine (Verlag von A. Bath, Berlin W.) hat folgenden Inhalt: General⸗Major Wille schildert das Treffen am Lamboy⸗Wald am 23. und 24. Juni 1636, in dem Landgraf Wilhelm V. von Cassel, der Beständige, die Kaiserlichen besiegte und damit den Entsatz er von diesen belagerten, von den Schweden besetzten, durch ahrungsmangel und Krankheit hart bedrängten Festung Hanau herbeiführte. Er erwähnt dabei, daß diesem Siege zu Ehren noch heute regelmäßig alljährlich von den Bewohnern

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he⸗Anzeiger und Königsich Preußi

Berlin, Freitag, den 26. August

Hanaus ein großes Volksfeft veranstaltet wird, und erinnert daran, daß seine weitere Folge der zwischen Hessen⸗Cassel und Hanau ab⸗ geschlossene Erbvertrag war, der hundert Jahre später am 28. März 1736 beim Erlöschen des Hanauer Grafengeschlechts im Manns⸗ stamm in Kraft trat und Hanau⸗Münzenberg mit Cassel vereinigte. Der österreichische Hauptmann A. Dittrich beginnt eine Studie „Be⸗ trachtungen über die Dauer zukünftiger Kriege und deren Mittel.“ In einem kurzen Aufsatze „Offene Fragen über Verwen⸗ dung der Cavallerie“ wird besonders die der Cavallerie zur Entscheidung der Schlacht zufallende Rolle besprochen. In einem anderen Aufsa „Ein russisches Urtheil über die russische Cavallerie“ wird ein Gesufgch mit einem höheren russischen Cavallerie⸗Offizier wiedergegeben, wobei dieser den der russischen Cavallerie häufig gemachten Vorwurf, ein zu großes Gewicht auf die Ausbildung mit der Schußwaffe und die infanteristische Verwendung der Cavallerie im Kriege zu legen, damit zu entkräften sucht, daß eine solche Verwendung der Reitermassen in den zukünftigen Kriegen, besonders bei ihrem Beginn, durchaus noth⸗ wendig sein werde. Oberst⸗Lieutenant Hildebrandt hat einen Beitrag über den „Kampf um die Herrschaft im Mittelmeere“, Vice⸗Admiral von Henk einen solchen „Ueber Schlachtschiffe“ geliefert.

Die Kriegswaffen, eine fortlaufende, übersichtlich geordnete Zusammenstellung der gesammten Schußwaffen, Kriegsfeuer⸗, Hieb⸗ und Stichwaffen und Instrumente, sowie Torpedos, Minen, Panzerungen u. dergl. seit Einführung von von Emil Capitaine und Ph. von Hertling. athenow 1892. Verlag von Max Babenzien. Preis 1,50 9 des V. Bandes dieser Zeitschrift enthält wiederum einige interessante Neuerungen, von denen wir die nachstehenden hervorheben. Ein von Krupp⸗Essen construirter Keilverschluß für Schnellfeuer⸗Geschütze bezweckt ein rasches und sicheres Laden und Abfeuern und ein selbstthätiges Entfernen der abgefeuerten aus dem Rohr. Das Grusonwerk in Magdeburg⸗Buckau hat eine Mörser⸗Lafette gebaut, in welcher der durch hydraulische Bremsen und Luft⸗Accumulatoren beeinflußte Rücklauf des Rohres stets in der Richtung der Seelenachse erfolgt und das Rohr nach beendigtem Rücklauf durch Reaction der in den Accumulatoren befindlichen Luft selbstthätig wieder in die Schußstellung vorgeführt wird. Die Waffenfabrik Mauser in Oberndorf hat eine Einrichtung an Kasten⸗ magazin⸗Gewehren erdacht zur Verhinderung des Vorschiebens einer Patrone, wenn eine andere bereits im Laufe steckt. Hermann Leineweber in South⸗Chicago hat ein Mehrlade⸗Gewehr mit durch den Abzug zu bethätigendem Cylinderverschluß geschaffen. Bei diesem Gewehr genügt es, bei gefülltem Magazin, nach Abgabe eines Schusses, den Drücker einfach freizulassen, um den selbstthätigen Austritt und die Entfernung der leeren Hülse sowie den sofortigen Eintritt einer frischen Patrone in den Lauf zu veranlassen, sodaß sämmtliche Pa⸗ tronen des Magazins abgeschossen werden können, ohne daß das Ge⸗ wehr von der Schulter entfernt zu werden oder von der Linie des Ziels abzuweichen braucht.

Gesundheitswesen. „Cholera, Brechdurchfall und ihre verwandten Krankheiten, Schutzmaßregeln und hygienische rationelle Behand⸗ lung“ betitelt sich eine soeben im Verlage von Hartung u. Sohn in Leipzig erschienene Schrift (Preis 1 ℳ), welche von dem durch sein Wirken für Hygiene am Krankenbett bekannten hiesigen praktischen Arzt Dr. G. F. Wachsmuth verfaßt ist. Seine Rathschläge sind das Ergebniß ernster reichhaltiger Erfahrung in der Praris. Der kleinen Schrift ist die ministerielle Bekanntmachung über das während der Cholerazeit zu beobachtende Verhalten ꝛc. angehängt. Naturkunde.

—. Zeitschrift für Naturwissenschaften, Organ des naturwissenschaftlichen Vereins für Sachsen und Thüringen, heraus⸗ gegeben von Dr. O. Luedecke, Professor an der Universität Halle. 65. Band. Erstes und zweites Heft. Leipzig 1892. C. E. M. Pfeffer. Dieses Doppelheft bringt eine Original⸗Abhandlung „Ueber zeitlichen Bestandwechsel der Vesuvlaven und Aetnagesteine“ von Dr. Otto Lange. Der Verfasser gelangt darin nach Mittheilung zahlreicher Analysen der Vesuvlaven und der Aetnagesteine aus den letzten drei Jahrhunderten zu dem Schluß, daß die Untersuchungen auf eine allmählich vor sich gehende Wandlung des stofflichen Bestandes der Ergüsse, die man als eine von 1775 bis 1879 andauernde Abnahme der Alkalienmenge ermittelt habe, hindeuten. In einer zweiten Ab⸗ handlung „Ueber das kaukasische Erdöl“ erörtert Dr. Hugo Erdmann⸗ Halle das Vorkommen und die Gewinnung der Naphtha im Kaukasus, die Zusammensetzung und Eigenschaften des kaukasischen Erdöls, die Verarbeitung der Rohnaphtha sowie die Anwendung, den Vertrieb und den Export der Naphthaproducte. Außerdem wird eine große Zahl von Büchern naturwissenschaftlichen Inhalts aus der Sächsisch⸗ Thüringischen und der Allgemeinen Literatur besprochen.

„Das Wetter“, meteorologische Monatsschrift für Gebildete aller Stände, herausgegeben von Dr. R. Aßmann, wissenschaftlichem Ober⸗Beamten im Königlich preußischen Meteorologischen Institut und Privatdocenten der Meteorologie an der Universität Berlin. Verlag von Otto Salle in Braunschweig. Heft 7. In diesem Heft berichtet Herr A. Berson aus Anlaß des in Berlin am 28. Mai d. J., am heißesten Tage des Monats, kurz nach Sonnenuntergang gesehenen seltenen Phänomens von Dämmerungsstreifen über „Die Herkunft von Dämmerungsstreifen und ihre Berechnung“, sowie ferner über den Inhalt einer am 23. April d. J. von Professor W. M. Davis vom Harvard College in Cambridge auf der 24. Versammlung der „New. England Meteorological Society“ in Nashur, New⸗Hampshire gehaltenen Vortrages „Die Meteorologie der Schule“. Herr Dr. Gehrke handelt über „Die kältesten Gegenden der Erde“ nach den Ergebnissen der amerikanischen Polarexpedition nach der Lady⸗Franklin⸗Bay in Grinell⸗Land, die von dem Führer der Expedition Adolph W. Grenly kürzlich veröffentlicht sind. Außer⸗ dem enthält dieses Heft u. a. eine „Uebersicht über die Witterung in Central⸗Europa im Mai 1892“. Auf einer Kartenbeilage werden die „Mittleren Monats⸗Isobaren“, die „Mittleren Monats⸗Isothermen“ und die „Niederschlagsmengen in Central⸗Europa in Millimetern“ im Monat Mai veranschaulicht.

Verwaltung.

Handbuch für preußische Verwaltungsbeamte, Geschäftsmänner, Kreis⸗ und Gemeinde⸗Vertreter und Schöffen von Illing, Wirklichem Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath und vortragendem Rath im Ministerium des Innern. Zwei Bände, Berlin 1892, Verlag von A. Haack. Von diesem bewährten Handbuch ist soeben die fünfte Auflage erschienen. Der Plan ist derselbe geblieben, der Umfang des Buchs aber infolge der reichen Entwicklung unserer Gesetzgebung ein bedeutend größerer geworden, obgleich der Verfasser sich auch diesmal darauf beschränkt hat, nur die für den Verwaltungsdienst wichtigsten Gesetze unverkürzt zu geben, während die zur Erläuterung und Ergänzung dienenden Rescripte, Erkenntnisse ꝛc. in möglichst kurzem Auszuge bei⸗ efügt sind. Die neue Auflage ist bis g die Gegenwart fortgeführt; so enthält es z. B. das Polizeikosten⸗Gesetz, das Wildschaden⸗Gesetz, die Anweisung über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe, das Gesetz über den Verkehr mit Wein und das Gesetz über die Besetzung der Subaltern⸗ und Unterbeamtenstellen in der Verwaltung der e munalverbände mit Militäranwärtern. Der Preis für beide Bände stellt sich brochirt auf 26 ℳ, gebunden in Halbfranz 30

Unterhaltung. Das Pfarrhaus in Glen Clunie, von Eglanton Thorne, übersetzt von Marie Morgenstern. Bremen 1892.

16“ 8

Verlag von M. Heinsius Nachfolger. Preis 3 In diesem, von wahrer Frömmigkeit eingegebenen Werke hat der schon durch einige andere Schriften, wie „Die Tochter des Bildhauers“ und „Die beiden Kronen“ in Deutschland vortheil⸗ haft bekannte englische Verfasser in einfacher, aber ergreifender Weise das Leben in einem schottischen Pfarrhause und besonders die traurigen Lebensschicksale der Pfarrerstochter, die mit Aufopferung des eigenen Lebens das Leben ihres treulosen Geliebten rettet und dadurch zur Läuterung seines bis dahin ehrgeizigen und schwankenden Charakters beiträgt, rührend und spannend Segeldert. Der Uebersetzerin gebührt deshalb Dank, daß sie in fast durchweg guter Sprache den deutschen Lesern dieses treffliche Werk zugänglich gemacht hat. Der etwas häufige Gebrauch von Eigenschafts⸗ und Thätigkeitswörtern an Stelle von Dingwörtern wie „Schöne“ statt „Schönheit“, „Kommen“ statt „Ankunft“, „Schnelle“ statt „Schnelligkeit“, wirkt manchmal störend und wäre besser vermieden worden. .

Die Gotteskämpfer, nach der englischen Erzählung „Fabiola“ für die evangelische Christenheit bearbeitet von A. Steen. Bremen, Verlag von M. Heinsius Nachfolger. Preis 3 Das vorliegende Werk behandelt die Leiden, welche die Christen in Rom zu Anfang des vierten Jahrhunderts n. Chr. durch die grausamen Verfolgungen des Kaisers Diocletian und seiner Nachfolger zu erdulden hatten, und schildert in lebhaften Farben den Heldenmuth, mit dem sie die ihnen durch Annahme des Christenthums auferlegten Pflichten erfüllten und dem ihnen fast immer sicheren qualvollen Tode mit vorangehender Folterung ruhig entgegensahen. Mit dem Eintritt einer besseren Zeit für die glaubensstarke christliche Ge⸗ meinde durch die im Jahre 337 erfolgte Taufe des Kaisers Konstantin des Großen schließt das Buch, das allen, die ein Interesse haben für diese wichtige Epoche der Entwickelung der christlichen Religion, eine erbauliche Unterhaltung gewähren wird.

Spreewald⸗Geschichten von Max Bittrich. Leipzig, Verlag von Victor Ottmann. In anspruchslosen, ernsten und heiteren Erzählungen, in die der Verfasser mit geschickter Hand alte Sagen seiner Heimath verflochten hat, werden von ihm mit scharfen Umrissen die Eigenthümlichkeiten im Charakter und Leben der wendischen Bewohner jenes Landstrichs gezeichnet. Aber nicht nur die Menschen, auch die eigenartige Schönheit der dortigen Natur versteht der Verfasser in anschaulicher Weise zu schildern, und so er⸗ scheinen diese Ges ichten wohl geeignet, das Interesse nicht nur der näheren Umgegend des Spreewaldes, sondern auch weiterer Kreise in Anspruch zu nehmen.

Die Flammenbraut. Blutrache. Zwei Dichtungen von Eduard Stucken. Oldenburg und Leipzig. Schulze'sche Hof⸗ Beelhandng und Hof⸗Buchdruckerei (A. Schwartz). Beide Dichtungen ehandeln in leichtfließenden Versen bei schöner und knapper Sprache zwei ergreifende Ereignisse aus fernem Lande und aus alter Zeit, bei denen edle menschliche Wesen ohne eigenes Ver⸗ schulden tief eingewurzelten Vorurtheilen und Landessitten zum Opfer fallen. Das Werk ist seines Inhalts wie seiner trefflichen Aus⸗ stattung wegen wohl geeignet, genußreiche Unterhaltung zu gewähren und Freude zu bereiten. 0 —, Aus dem Paris der dritten Republik, Bilder und Skizzen von Paul Lindenberg. Verlag von Philipp Reclam jun., Leipzig. (Preis 20 Z.) Der hat in diesem Buch nach einer Studienreise seine vielfältigen Beobachtungen über Paris und das Leben und Treiben in der französischen Hauptstadt niedergelegt. Er schildert das riesenhafte Budget der Stadt, die großartigen Wohlthätigkeitseinrichtungen, die bedeutenden Aufwendungen für die Schulen, die Kunst und die Krankenanstalten, charakterisirt das Ver⸗ halten der Mitglieder der Kammer und des Institut de France, das Leben im Quartier Latin, die großen Pariser Kaufhäuser, die Auctionen im Hôtel Drouot und das Treiben der Pariser an einem Frühlings⸗Sonntage und einem Herbsttage. Dadurch, daß er die Pariser Einrichtungen denjenigen Berlins vergleichend gegenüberstellt, erhält die Darstellung noch mehr Interesse. Trotz seines reichen statistischen Materials ist das Buch unterhaltend und fesselnd geschrieben.

1 Verschiedenes.

Die Entdeckung Amerikas durch Christoph Colum⸗ bus erfolgte bekanntlich am 12. Oktober 1492, und schon jetzt rüstet man sich allenthalben, diesen bedeutungsvollen Tag bei seiner 400ähri⸗ gen Wiederkehr festlich zu begehen. Dabei dürfte Vielen eine kleine, nach den besten Quellen bearbeitete Schrift über „Christoph Columbus und die Entdeckung Amerikas“ von W. Hering willkommen sein, die soeben im Verlage von Manz u. Lange in Hannover⸗Linden zum Preise von 1 erschienen ist. Die Schrift zeichnet sich durch eine klare, allgemein verständliche Sprache aus; man findet darin alles ausführlich geschildert, um sich ein Bild der damaligen Zeit machen zu können, sowie um zu ermessen, mit welch' unendlichen Schwierigkeiten der große Entdecker zu kämpfen hatte Mehrere gute Abbildungen, darunter das Brustbild von Columbu und eine Karte, dienen zur Erläuterung des Textes.

Die Verhandlungen des dritten evangelisch⸗socialen Congresses, der in Berlin am 20. und 21. April abgehalten wurde, sind zum Preise von 1 nach den stenographischen⸗Proto kollen in Buchform bei Rehtwisch und Seeler in Berlin erschienen.

Die „Pharmaceutische Centralhalle für Deutsch⸗ land“, Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen der Pharmacie, herausgegeben von Dr. Hermann Hager und Dr. Ewald Geißler, hat in der Nr. 33 vom 18. August 1892 fol⸗ genden Inhalt: Chemie und Pharmacie: Der heutige Standpunkt der Cholerafrage. Sterilisationsapparat für pharmaceutische Labo⸗ ratorien. Hinweise. Von der XI. Jahresversammlung der Freien Vereinigung bayerischer Vertreter der angewandten Chemie in Regensburg. Alkalimetrische Bestimmung von Phenol. Zur Bereitung des Cacaopulvers. Hinweise. Pharmacognostisches. Ueber die Bestandtheile der Grindelia robusta. Ueber das Jalapin, das Glykosid der Stipites Jalapae. Verschiedene Mittheilungen: Ueber Stipites Dulcamaraeé. Chlorobrom. Sozal. Reiner Aether. Darstellung von Vanillin. Billiger Wasserstoff. Ein neuer Schleuderapparat. Künstliches Leder. Theeranstrich für Eisen.

Nr. 8 vom 15. Juli der in ihrem ersten Jahrgang für den geringen Preis von 1 für das Vierteljahr zweimal monatlich erscheinenden Zeitschrift Große Modenwelt“ (Deutsche Verlags⸗ Anstalt Dr. Russak u. Comp., Berlin) zeigt eine große Anzahl vortrefflich ausgeführter, geschmackvoller Abbildungen der neuesten Bekleidungsgegenstände für Damen und Kinder sowie mehrere hübsche Muster für zur Verschönerung der Zimmereinrichtung bestimmte Decken u. dergl. In dem dieser Nummer beigegebenen Unterhaltungsblatt ist eine Novelle „Ein Passionsspiel in Oberammergau“ von Tanera enthalten, worin die Heilung einer tiefgekränkten geschiedenen Frau von dem Gefühl unversöhnlicher Rache gegen ihren früheren Gatten und ihre Nebenbuhlerin durch das rührende Spiel der einfachen Bauern in Weise geschildert wird.

r. 15 der „Kin der⸗Post“ (Redaction und Verlag von Emil Streisand, Berlin) enthält die e der Erzählung aus dem Mittelalter vom Onkel „Curt Stein' und des Märchens „Das Markgrafenschloß“, sowie den Schluß der „Geschichte eines Hutes“ (von ihm selbst erzählt) und zahlreiche hübsche Räthsel⸗Auf- gaben verschiedener Art.

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