1892 / 212 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 08 Sep 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 8. September. Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute Vormittag im Marmor⸗Palais von 10 Uhr an die Vorträge des Reichskanzlers Grafen von Caprivi, des Kriegs⸗ Ministers, Generals der Infanterie von Kaltenborn⸗Stachau und des Chefs des Militärcabinets, Generals der Infanterie

von Hahnke entgegen. 11“

Seine Majestät der Kaiser haben die Abhaltung der Kaisermanöver beim XIII. und XIV. Armee⸗Corps aufge⸗

geben. 8

Seine Majestät der Kaiser und König haben an den Ober⸗Präsidenten der Rheinprovinz nachstehenden Erlaß zu richten geruht:

Nachdem die Cholera von dem Auslande her auch in unserem Vaterland Eingang gefunden hat, und da die Ansammlung großer Menschenmassen besonders geeignet ist, die Epidemie zu verbreiten, so habe Ich in landesväterlicher Fürsorge angeordnet, daß die dies⸗ jährigen Großen Manöver des VIII. und XVI. Armee⸗Corps im Hinblick auf die damit für die Truppen und die Bevölkerung ver⸗ Pundene Gefahr nicht stattfinden. So lebhaft Ich Mich gefreut haben würde, bei diesem Anlaß wiederum die Rheinprovinz zu besuchen und mit einem Theile ihrer treuen Einwohnerschaft in nähere Berührung zu kommen, so muß Ich Mir diese Freude für jetzt versagen. Ich thue es aber in der zuversichtlichen Hoffnung, daß Meine Entschließung

mit Gottes Hilfe dazu beitragen wird, ein weiteres Umsichgreifen der verheerenden Seuche zu verhindern. Sie wollen diesen Erlaß alsbald zur öffentlichen Kenntniß bringen. Marmor⸗Palais, den 5. September 1892. Wilhelm R. An den Ober⸗Präsidenten der Rheinprovinz.

8* 8 8 8 8— Die wenigen bisher in Berlin eingeschleppten Cholerafälle haben, wie amtlich festgestellt worden ist, den Ausbruch der Epidemie nicht zur Folge gehabt. Diese Fälle sind, bis auf einen einzigen, neuerdings festgestellten Ein⸗ schlepungsfon, nach neethgen Beche tungen jetzt als be⸗ eitigt anzusehen. Nichtsdestoweniger werden selbstverständlich die gegen die Einschleppung und Weiterverbreitung der Cholera getroffenen Maßnahmen in unver⸗ minderter Wirksamkeit erhalten werden. Jedenfalls aber steht fest, daß zur Zeit von einer in Berlin herrschenden Cholera⸗Epidemie nicht die Rede sein kann.

.

. Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt vom 7. bis 8. September, Mittags, gemeldete Cholera⸗Erkrankungs⸗ und Todesfälle:

Datum: 5./9.]† 6./9.

gestorben . erkrankt

Staat und Bezirk.

erkrankt V

gestorben erkrankt gestorben erkrankt gestorben S

S 00 2 S. =. 2 2 r0 έ 8

Hamburg. Hamburg.

Preußen. Lüneburg. Wilhelmsburg. Stade. Krautsand.

Vereinzelte Erkrankungen: 8 Regierungsbezirk Stade: in je einem Orte der Kreise keuhaus und Kehdingen 1 Erkr. .““ Regierungsbezirk Lüneburg: in einem Orte des reises Harburg (Land) 1 Erkr., 1 Todesfall. Feg sru he ir⸗ Hannover: in einem Orte des Kreises Hoya 2 Erkr. Berlin: 1 Erkr. 1 Regierungsbezirk Köslin: in einem Orte des Kreises Stolp 1 Erkr. 8 Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin: in den Städten Dömitz und Tessin je 2 Erkr., Güstrow 1 Erkr. Aus dem Regierungsbezirk Schleswig sind Nach⸗ richten bis jetzt nicht eingetroffen.

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ung vom Jahre 1883, betreffend die gesundheitspolizeiliche Controle der einen deutschen Hafen anlaufenden Seeschiffe, erneut zur Kenntniß und veröffentlicht daran an⸗ schließend folgende Verfügung des Staatssecretärs des Reichs⸗ Marineamts vom 5. September 1892: Wenn auch nach § 14 der Verordnung die Vorschriften derselben auf die Schiffe und Fahrzeuge der Kaiserlichen Marine keine Anwendung finden, so ist es doch erforderlich, daß solche Schiffe und Fahrzeuge der Kaiserlichen Marine, welche aus einem als seucheverdächtig erklärten Hafen kommen, oder seucheverdächtige Krankheitsfälle während der Reise an Bord gehabt haben, bei dem Einlaufen in einen anderen Hafen unter Heißen der uagrantäneflagge sich die in der Verordnung erwähnten Be⸗ schränkungen im Verkehr mit dem Lande und mit anderen Schiffen so lange auferlegen, bis eine Weiterverbreitung der Krankheit ausgeschlossen 9. Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ober⸗Regierungs⸗Rath Landmann ist in Berlin wieder ein⸗ getroffen.

8 8

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chen, 8. September. Nach einer Verfügung des

vW1““ Mün G Kriegs⸗Ministeriums hat, wie „W. T. B.“ meldet, die an⸗ geordnete Einziehung von beurlaubten Mannschaften

für die Manöver der ersten und fünften Division wegen der Choleragefahr zu unterbleiben, die manövri⸗ renden Truppen sollen keine Bivouacs beziehen, die Corps⸗Manöverdürfen nicht stattfinden. Ferner wurden die commandirenden Generale ermächtigt, die Brigade⸗ und Divisions⸗Manöver sofort 1ggge.e wofern der Gesundheits⸗ zustand der Truppen, der bisher ein durchaus normaler ist, zu Besorgnissen Anlaß geben sollte. Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 7. September. Seine Königliche Hoheit der Herzog von Edinburg ist heute Nachmittag von Kissingen hier wieder eingetroffen und hat sich nach Schloß Rosenau begeben. ““ Schwarzburg⸗Rudolstadt. Rudolstadt, 7. September. Ihre Durchlaucht die Fürstin ist, wie die „Schwzb.⸗Rud. Lds.⸗Ztg.“ meldet, am vergangenen Sonnabend von einem todtgeborenen Prinzen entbunden worden. Nachdem bis Montag Nachmittag das Befinden Ihrer Dee in jeder Beziehung sehr zufrieden⸗ stellend war, stellten sich gegen Abend zeitweise geringe Temperatur⸗ steigerungen ein, und der behandelnde Arzt sah sich infolge dessen veranlaßt, den Geheimen Hofrath, Professor Dr. Schultze aus Jena zur Consultation zu berufen. Erfreulicherweise hat

sich mittlerweile der Zustand Ihrer Durchlaucht wieder ge⸗ bessert, die Temperatur war später wieder annähernd normal.

Elsaß⸗Lothringen. Wie „W. T. B.“ meldet, hat Seine Majestät der Kaiser mit Seiner Vertretung bei der Enthüllung des Denkmals des Hochseligen Kaisers Wilhelm I. in Metz

den Statthalter Fürsten von Hohenlohe beauftragt. Die Enthüllung findet Sonntag, den 11. d. M., Mittags 12 Uhr statt.

Oesterreich⸗Ungarn. 8

Der Kaiser, Allerhöchstwelcher vorgestern Abend unter enthusiastischen Kundgebungen der Bevölkerung in Smiritz eingetroffen war und die Nacht im Hofzuge verbracht hatte, begab sich gestern früh um 7 ¾ Uhr in das Manöverterrain. Mittags 1 ½ Uhr trat der Kaiser die Rückreise nach Wien an, wo die Ankunft am Abend erfolgte. 1..“

Frankreich. .“ Eine amtliche Depesche aus Dahomey meldet, daß Oberst Dodds den Ueme⸗Fluß weiter hinauf vorgedrungen sei. Der Feind habe das Gebiet von Portonovo vollständig ge⸗ räumt und sei in Allada concentrirt. Eine Abtheilung Infanterie mit Cavallerie marschire gegen ihn. Der Gesund⸗

heitszustand der Truppen sei gut. Italien. A““

Heute beginnen in Genua die Columbus-Feierlich⸗ keiten. Nach einem der „Pol. Corresp.“ aus Rom zugegangenen Bericht ist für den Besuch des italienischen Königspaares in Genua das folgende Programm festgestellt:

Der König und die Königin schiffen sich heute Morgen in Spezia in Begleitung des Minister⸗Präsidenten Giolitti, des Ministers des Aeußern Brin und des Marine⸗Ministers, Vice⸗ Admirals Saint⸗Bon an Bord der Königlichen Yacht „Savoja“ ein, um sich nach Genua zu begeben, wo 4 Ankunft in der ersten

Stunde des Nachmittags erfolgt. Die „Movoja“ wird auf ihrer Fahrt von einem aus den Schiffen „Lepaffto“, „Andrea Doria“ und „Duilio“ bestehenden Geschwader unter dem Commando des Contre⸗Admirals de Liguori begleitet sein. In Genua werden sich die Minister des Krieges, des Unterrichts und der Posten und Telegraphen dem Königspaare anschließen. Die Festlichkeiten zu Ehren des Königspaares werden vom 8. bis zum 13. September dauern. Heute (8. September) findet im Theater Carlo Felice eine Galavorstellung statt. Morgen (9. September) wird das Königspaar die italoamerikanische Ausstellung besuchen; am Abend dieses Tages giebt die Municipalität einen Festball zu Ehren des Königspaars. Am 10. d. findet bei Hofe der Empfang der Behörden und der Admirale, sowie der Offiziere des einheimischen und der auswärtigen Geschwader statt, Nachmittags ein Hofdiner zu Ehren der Behörden und der bezeichneten Admirale und Offiziere. Am 11. d. veranstaltet der Deputirte Raggio in seinem in Cormigliano bei Genua gelegenen mittelalterlichen Schlosse einen großen Ball. Am 12. d. finden im Hafen von Genua Regatten und sonstige Festlichkeiten statt. Am

13. besuchen die Majestäten eine Reihe von öffentlichen Anstalten in

Genua. Von der Abhaltung einer Flottenrevue wird Abstand ge⸗ nommen, der König wird aber jedes einzelne der ausländischen Schiffe besichtigen. Die Befehlshaber der fremden Geschwader werden bei dieser Gelegenheit die ihnen anvertrauten Schreiben der betreffenden Staatsoberhäupter dem Könige überreichen und daran mündliche Be⸗ glückwünschungen knüpfen, ein Austausch von officiellen Ansprachen wird jedoch ebenso wenig stattfinden, wie anläßlich des Empfangs der fremden Admirale durch den König.

Das französische Geschwader, bestehend aus drei Panzern und einem Aviso unter Admiral Rieunier, ist gestern in Genua eingetroffen; eine große Menschenmenge war zu der Ankunft im Hafen anwesend; es fand jedoch keine Kund⸗ gebung stat .“

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Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Loanda von gestern gemeldet: 250 für die Congobahn bestimmte Ar⸗ beiter, welche in Boma an Bord eines deutschen Dampfers angekommen waren, weigerten sich das Schiff zu verlassen. Der Gouverneur begab sich an Bord, um die Arbeiter zu überreden, ans Land zu gehen. Da er aber mit Revolvern bedroht wurde, ließ er fünfzig Soldaten zu seinem Beistande rufen. Es wurden sodann zwischen den Arbeitern und den Soldaten zahl⸗ reiche Schüsse gewechselt, wobei drei Arbeiter getödtet und zwölf verwundet wurden. Auch ein weißer Reisender wurde getödtet. Schließlich wurde die Meuterei unterdrückt und die Arbeiter konnten nach Matadi abgeschickt werden.

Türkei.

Die russische Botschaft in Konstantinopel theilte der Pforte die CEirkularnote des Geheimen Raths Schischkin mit, in welcher die bekannten von der „Swoboda“ veröffent⸗ lichten Schriftstücke für Fälschungen erklärt werden.

Rumänien.

Die „Indépendance Roumaine“ meldet, ein heute unter dem Vorsitz des Königs zusammentretender Minister⸗ rath werde darüber Beschluß fassen, ob die diesjährigen großen Manöver stattfinden sollen. v““

Serbien. —“

Der Finanz⸗Minister hat eine Commission zur Berathung des Projects, deireffend die Aufhebung des Taback⸗ monopols, eingesetzt.

v8 Der Centralausschuß der radigalen Partei hat

dem „D.⸗B. H.“ zufolge an hervorragende Persönlichkeiten sowie an fämmtliche politische Comités in Rußlard ein von Pasitsch gezeichnetes Memorandum versandt, worin e die Gründe 8— Demission darlegt und die Unterstützung der öffentlichen Meinung Rußlands für seine gerechte Sache anruft.

Asien.

Cvhina. Ein Telegramm der „Times“ aus Shanghai vom 7. September meldet: nach einer dort eingetroffenen Depesche aus Singan vom 6. d. M. seien der Missionar und die zum Christenthum übergetretenen Ein⸗ geborenen in Schensi schwer FIünelk worde—

Nr. 36 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar⸗ beiten, vom 3. September, hat folgenden Inhalt: Wettbewerb um das Museum in Darmstadt. Die Entwickelung und die Wirkungen des Verkehrs in den letzten fünfzig Jahren (Schluß). Die irkung des Gestängegewichts beim Eisenbahn⸗Oberbau. X. Wanderversammlung des Verbandes deutscher Architekten⸗ und Ingenieur⸗Vereine in Leipzig. Baudirector Dr. von Leins in Stuttgart f. Vermischtes: Preisbewerbung um den Entwurf zu einer Villa in Halle. Preisbewerbung für den Plan zu einer Welt⸗ ausstellung in Berlin.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Durch die Wegnahme des Wildes, welches sich in einer durch einen Dritten aufgestellten Schlinge gefangen hatte und da⸗ selbst verendet war, wird, na I. Strafsenats, vom 21./25. April 1892, kein Diebstahl, sondern ei Jagdvergehen 292 Str.⸗G.⸗B.) begangen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernteaussichten im europäischen Rußland nach den dem russischen Ministerium des Innern in der Zeit vom 14./2. bis 17./5. August zugegangenen Daten:

Archangel. Winter⸗ und Sommergetreide: Früh⸗ und Spät⸗ saaten reifen, außer in den Kreisen Onega und Kemi. Das Reife wird durch Regen aufgehalten. 3G 1

Wologda. Befriedigend.

Wjatka. Bekfriedigend. Erntearbeiten durch Regen aufgehalten.

Perm. Größtentheils befriedigend, Kreis Jekaterinburg gut, Krassnoufimsk und Ossinsk unter mittel. In den Kreisen Ossinsk und Je ene⸗ Sommersaaten infolge Dürre vertrocknet. 1

NKowgorod. f hindert. Sommersaaten nach dem Aussehen befriedigend.

Olonez. Theils mittelmäßig, theils unbefriedigend. Durch

fortwährenden Regen gelitten. 1

St. Petersburg. Wintersaaten größtentheils befriedigend. Sommersaaten im Kreise Nowoladoga unbefriedigend, sonst theils befriedigend, theils mittelmäßig. 1“

Pskow. Wintersaaten mittelmäßig. Kreise Cholm und Noworschew schlecht. Sommersaaten außer Kreise Cholm und Noworschew befriedigend. Im ganzen durch Regen gelitten.

Twer mittelmäßig. Sommersaaten befriedigend.

Jaroslawl. Roggen befriedigend. Sommersaaten mittelmäßig.

Kostroma. Wintersaaten Festciedigens. Sommersaaten theils befriedigend, theils unbefriedigend und schlecht.

Wladimir. Roggen befriedigend, außer in den Kreisen Wjasniki und theilweise Kowrow, Gorochowez und Ssudogda. Sommersaaten Kreise Perejaslawl, Jurjew, Alexandrowsk, Pokrow befriedigend Schuja mittelmäßig; in den übrigen infolge Dürre schlecht. 8

Moskau. Wintersaaten mehr oder minder befriedigend, Sommersaaten unbefriedigend.

Smolensk. Wintersaaten mittelmäßig, durch Regen gelitten Sommersaaten befriedigend. 1 1

Kaluga. Roggen befriedigend. Sommersaaten infolge Regen bedeutend gebessert, doch in den Kreisen Tarussa, Shisdrin, Mossalsk und Meschtschowsk theils mittelmäßig, theils schlecht. b

Tulg. Roggen im ganzen unbefriedigend. Hafer schlecht. Uebrige Sommersaaten befriedigend, außer Kreis Tschernik. 1 8

Rjasan. Roggen größtentheils mittelmäßig, Kreis Michailow schlecht. Hafer unter mittel. Hirse und Kartoffeln gut.

Tambow. Wintersaaten im ganzen befriedigend. Sommer⸗ saaten mittelmäßig.

Pensa. unter 1 1 K8nr mittel. Sommersaaten: 6 Kreise unter mittel, 1 mittel, 3 theils mittelmäßig, theils schlech6t. Orel. Roggen: Kreise Mzensk, Orel, Bolchow, Krom, Liony, Jelez, Maloarchangelsk unbefriedigend, in den übrigen theils befrie⸗

8 8 . 1

digend, theils mittelmäßig. Hafer: Kreise Jelez, Liony theilweise,

Maloarchangelsk mittelmäßig. Uebrige Sommersaaten Kursk. Roggen: Kreis Dmitrow befriedigend, Sudsha mittel mäßig, sonst unbefriedigend. Hirse und Gerste voraussichtlich be⸗ friedigend. 3 1 Woronesh. ’1 mittel, in den südlichen schlecht.

Wintersaaten in den nördlichen Kreisen

Hanf u. s. w. befriedigend. 3 1 Poltawa. Wintersaaten überall schlecht. Sommersaaten: Kreise Konstantinograd und Senkow befriedigend, sonst theils unbe⸗ friedigend, theils schlecht. Der Juliregen hat wohlthuend auf Hirse und Gerste gewirkt. 1 1 Charkow. Wintersaaten mittelmäßig, Starobelsk schlecht. Sommerweizen desgleichen. weizen und Hirse im ganzen befriedigend. Tschernigrow. ersaa c Neshin, Ssurash, Koselezk, befriedigend, Nowgorodssewersk über mittel, Borsensk und Konotop unter mittel, in den übrigen mittelmäßig.

Kreise

Sommersaaten: Borsensk, Ssurash und Foneeeeö 8 Krowelez mittel, Nowosybkow und Gluchow theils mittelmäßig, Gorodniansk, Mglin und Konotop unter mittel, Tschernigow unbefriedigend, Koselezk 1

gend, Neshin theils befriedigend, Oster, Sosnizk und

und Starodub schlecht. Nishny⸗Nowgorod.

saaten im ganzen ntsefris igt⸗ Kasan. Mittelmäßig.

Laischew, Mamadysh und Ssimbirsk. Wintersaaten:

Wintersaaten béfriedigend. Sommer⸗

arewokokschaisk schlecht. Kreise Kurmysh gut,

von Ssimbirsk, Buinsk, Ardatow schlecht. mäßig, in einigen Kreisen infolge Dürre schlecht. Ssaratow. Roggen:

mittel, sonst größtentheils befriedigend; Ssaratow und Balaschow sogar gut.

Ssamara. Roggen: Kreise Buguruslau befriedigend, Nowousensk ssätine (Weizen mittel), Busuluk 45 50 Pud.

40 —80 Pud per De tte luk 1 Nikolajewsk mittel, südlicher Theil von Ssamara befriedigend; nörd⸗ licher Theil unbefriedigend; Bugulmin unter mittel.

mißhandelt und ver⸗

einem Urtheil des Reichsgerichtte,

Reifwerden und Erntearbeiten durch Regen be⸗

Roggen: in 5 Kreisen unter mittel, in 4 mittel, in

in 8 1 unter „Sommersaaten in den nördlichen Kreisen mittelmäßig, in den südlichen unter mittel. Hirse, Gerste,

e Ssumy und Gerste, Hafer, Buch⸗ b

Wintersaaten: Kreise Gluchow, Mglin gut, Berliner Aerzte,

Kreise Tschistopol, Spassk, theilweise 1

Alatyr,

Karssun über mittel, in den übrigen mittelmäßig, in einigen Theilen Sommersaaten mittel⸗

Kreise Kamyschin und Zarizyn schlecht,

sonst theils befriedigend, theils mittelmäßig. Sommersaaten: Kreise Zarizyn, Kamyschin und Kusnezk schlecht; Wolsk, Serdobsk, Atkar

Sommersaaten:

Kreise Ssamara, Nowousensk, ein Theil von Buguruslau mittel⸗ msheg befriedigend, Nikolajewsk unter mittel, sonst un⸗ efriedigend.

Qrenburg. Wintergetreide gut. Sommer saaten: Frühsaaten gut, Spätsaaten in den Kreisen Orenburg, Orsk und Werchneuralsk unbefriedigend.

Ufa. Wintersaaten befriedigend, außer in den Kreisen Belebejew, Birsk und Menselinsk. Sommersaaten: Kreise Slatoust, Birsk, Sterlitamak, größere Theil von Ufa und nordöstliche Theil von Menselinsk befriedigend, sogar gut, sonst unbefriedigend; Menselinsk

schlecht.

Fitrachan. Wintersaaten unbefriedigend. Sommersaaten Kreise Zarew gut, Jenotajewsk, Tschernojar befriedigend, Astrachan mittel⸗ mäßig.

Fekaterin oslaw. Winterernte theils mittelmäßig, theils un⸗ befriedigend. Sommerernte theils befriedigend, theils mittelmäßig.

Taurien. Winterernte: Kreise Simferopol, Feodossia, Eupa⸗ toria befriedigend; Jalta, Perekop theils befriedigend, Berdjansk be⸗ friedigend, Dneprowsk und Melitopol unbefriedigend. Sommerernte: Berdjansk, Dneprowsk und Simferopol größtentheils befriedigend, op, Eupatoria, Melitopol im ganzen mittelmäßig, Jalta und

eodossia theils mittelmäßig, theils unbefriedigend.

Chersson. Winterernte größtentheils schlecht. Sommerernte schlecht, in den Kreisen Jelisawetgrad und Alexandrien stellenweise mittelmäßig. Mais ausgezeichnet, doch ein Fünftel verdorben.

Bessarabien. Im ganzen unter mittel. Weinberge, Tabacks⸗

plantagen, Gräser durch den letzten Regen gebessert; Mais in einigen

Kreisen befriedigend, Früchte und Gemüse befriedigend.

Podolien. Ernte größtentheils mittelmäßig, theils unbefrie⸗ b und. jc leche Nach dem Regen Mais, Kartoffeln, Gerste und

irse gebessert.

New. Winterernte: Kreise Kiew, Berditschew, Wassilkow, Swir, Radomysl und Taraschtschan befriedigend, sonst unbefriedigend, besonders auf den Bauernländereien. Hafer und Gerste überall schlecht⸗ Durch Regen Hirse, Gerste und Rüben gebessert. 1

Volhynien. Winterernte: Kreise Kowel, Luzk, Rowny, Dubny, Wladimir Wolynsk befriedigend, Shitomir über mittel, sonst mittel⸗ imsg. Sommersaaten durch Juliregen gebessert.

Miinsk. Wintersaaten befriedigend. Sommersaaten größtentheils befriedigend.

Mohilew. Roggen befriedigend. Sommersaaten über mittel.

Grodno. Befriedigend. Heuernte in den Kreisen Slonim und Belsk unter mittel.

Kowno. Wintersaaten mittelmäßig. Erntearbeiten durch Regen behindert. Sommersaaten befriedigend.

Wilna. Wintersaaten im ganzen mittelmäßig. Sommersaaten befriedigend. 8

Witebsk. Winter⸗ und Sommersaaten befriedigend, doch werden die Erntearbeiten durch Regen behindert.

Kurland. Wintersaaten theils über mittel, theils mittelmäßig. Sommersaaten befriedigend.

Estland. Wintersaaten mittelmäßig, Gerste und Hafer auf hoch Fhregenen Stellen dicht und gut, sonst nicht ganz befriedigend, theils chlecht.

Livland. Wintersaaten: Kreise Wolmar, Dorpat, Pernau und Fellin befriedigend; Riga, Wenden, Walk, Oesel mittelmäßig; Werro unbefriedigend. Sommersaaten mittelmäßig.

Hiernach ist das Wintergetreide befriedigend in 21, theils be⸗ friedigend, theils mittelmäßig in 7, mittelmäßig in 15, theils mittel⸗ mäßig, theils unbefriedigend in 9 und unbefriedigend in 7 Gouverne⸗ ments. Das Sommergetreide ist befriedigend in 19 theils befriedigend, theils mittelmäßig in 10, mittelmäßig in 11, theils mittelmäßig, theils unbefriedigend in 15 und unbefriedigend in 4 Gouvernements.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ 1 Maßregeln. . 3 3 Cholera. Eine gestern Nachmittag von außerhalb in Berlin an⸗ gekommene Frau wurde bald nach der Ankunft wegen

ccoleraverdächtiger Erscheinungen in das Krankenhaus Moabit

Pbracht wo heute ihre Erkrankung an asiatischer Cholera estgestellt worden ist. Anderweite Fälle von Erkrankungen 88 asiatischer Cholera sind seit gestern nicht zur Anzeige ge⸗ ommen.

Nach einer Zusammenstellung in Nr. 36 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen esundheitsamts“, die bis zum 3. September reicht, waren bis zu jenem Tage in Hamburg, wo die Cholera am 18. August ausgebrochen ist, und zwar in der Stadt, den Vororten und im Landgebiete 5623 Personen an Cholera erkrankt, wovon nur 248 genesen sind; es waren gestorben 2518, in Be⸗ handlung geblieben 2856, nach Fitßerßalb abgegangen 1. In Greifswald und in Suchau (Groß⸗Strehlitz) war je 1 gestorben, in Deusch⸗Neukirch (Leobschütz) 1 erkrankt, aber gesund eworden. In Bielefeld war 1 erkrankt und in Behandlung ge⸗ lieben. (Vergleiche weiter unten die Mittheilung aus Bielefeld.) In Mecklenburg⸗Schwerin waren 44 erkrankt, wovon 1 genesen, 19 gestorben, 24 in Behandlung geblieben. In Mecklenburg⸗Strelitz erkrankten 8, wovon 2 starben, 6 in Behandlung blieben. In Jerrheim erkrankte und starb 1, in Lübeck erkrankten 4, wovon 1 starb. Die Zusammenstellung ist nicht vollständig, da die Berichte aus mehreren preußischen Regierungsbezirken noch nicht ein egangen waren. Das Kaiserliche Gesundheitsamt bemerkt schließlich, daß „bisher außer Berlin in den Regierungsbezirken Schleswig 58 Orte, Stade 22, Lüneburg 18, Hannover 1, Hildesheim 4, Minden, Koblenz je 1, Oppeln 2, Posen 1, Potsdam 7, Magdeburg 5, Stral⸗ sund 1, ferner in Mecklenburg⸗Schwerin 18, Mecklenburg⸗Strelitz 4, Oldenburg, Braunschweig, Königreich Sachsen, Sachsen⸗Altenburg je 1 Ort, sowie Lübeck, Bremen und Hamburg Choleraerkrankungen bezw. Todesfälle aufzuweisen haben. Fest durchweg sind bisher die Fälle auf Hamburg zurückgeführt und nur an vereinzelten Stellen

scheinen neue Herde sich entwickelt zu haben.

„Im La ngenbeck⸗Hause fand gestern Abend eine außerordent⸗ liche Sitzung der Berliner medizinischen Gesellschaft statt, um der Berliner Aerzteschaft über die gegenwärtige Cholera⸗Epidemie von competenter Seite Aufschluß und Belehrung zu geben. Wie die „Nat. Z.“ berichtet, waren 800 Aerzte, weit über die Hälfte aller 8 erschienen. Zu beiden Seiten des Vorstands⸗ tisches hatten die Redner des Abends, Director Dr. Paul Guttmann und Privat⸗Docent Dr. Pfeiffer, Abtheilungs⸗ Vorsteher am Koch'schen Institut, Mikroskope, Reagensgläschen ꝛc. aufgestellt, in denen der gefürchtete Kommabacillus in ver⸗ schiedenen Culturen und Entwickelungsstadien vorgeführt wurde. Der Erste Vorsitzende, Geheimer Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Virchow eröffnete die Sitzung mit der Mittheilung, daß sein Stellvertreter im Vorsitz, Geheimer Medizinal⸗Rath Fevece⸗ Dr. von Bergmann, der in dankenswerther Weise die Extra itzung einberufen habe, an diesem Abend zu Seiner Majestät dem Kaiser befohlen sei, daher der Sitzung nicht beiwohnen könne, ihn jedoch ersucht habe, eine vom Kaiserlichen Gesundheitsamt angefertigte Zusammenstellung über die Ausbreitung der Cholera in Deutschland zur Kennt⸗ niß der zu bringen. Professor Virchow that dies und erläuterte die Aufstellung im einzelnen, wobei er hbervorhob, daß außer Hamburg und seiner Nachbarschaft kein Ort in Deutsch and Choleraherde aufzuweisen habe. Wo Cholera⸗ fälle sich zeigten, seien sie vereinzelt geblieben und von Hamburg ein⸗ eschleppt. selbst habe die Cholera ihren Höhepunkt ereits am 27. August überschritten und nehme seitdem langsam ab. Einzelne Fälle seien von Hamburg nach Berlin, Schlesien, Posen, Koblenz, Baden verschleppt worden, hätten jedoch in keinem l 8 pedam schs erbreitung gefunden. Diese Situation et für H tschland außerordenklich beruhigend Aehnliche

Verhältnisse hätten sich auch nach des Redners Erfahrungen in Ruß⸗ land gezeigt, wo der ganze Westen cholerafrei sei. Dem schließe sich eine breite cholerafreie Zone im Osten der vrrubischen Monarchie an, ein Umstand, der eine gewisse Gewähr dafür iete, daß wir von dorther eine Invasion kaum noch zu befürchten hätten.⸗— Director Dr. Guttmann berichtete sodann über die jetzigen Cholerafälle in Berlin, wobei er daran erinnerte, daß seit dem Jahre 1831, wo Berlin zum ersten Male von der Cholere heimgesucht wurde, bis zum Jahre 1873, dem letzten Epidemiejahre, 888 nie ein so langer cholerafreier Zeitraum verstrichen sei, wie seit 1873 bis jetzt. Er schilderte sodann eingehend die sechs Cholerafälle, die egenwärtig in Berlin vorgekommen sind, ihre Entstehung, ihren Verfauf und ihren Ausgang. Außer diesen Cholerafällen sind aber auch eine größere Anzahl von Brechdurchfällen bei Erwachsenen in das Krankenhaus Moabit eingeliefert worden, insgesammt etwa 170, von denen aber über die Hälfte wieder entlassen worden sodaß augenblicklich nur noch 82 in Behandlung sind. In keinem dieser Fälle hat die bakteriologische Untersuchung das Vorhandensein von Kommabacillen ergeben. Indessen auch die Zahl dieser Erkrankungen, die man als Vorläufer der Cholera an⸗

sieht, nehme seit Beginn dieser Woche merklich ab, sodaß die An⸗

nahme berechtigt sei, die Cholera werde in diesem Jahre in Berlin keine größere Ausdehnung annehmen. „Wir Aerzte“, schloß Dr. Gutt⸗ mann, „befinden uns gegenwärtig im Kriege gegen den Cholerafeind, hege aber die feste Hoffnung, daß wir ohne viele Opfer an

enschenleben diesen Krieg siegreich zu Ende führen werden.“ Zum Schluß sprach Dr. Pfeiffer über die bakteriologische Diagnostik der Cholera.

In den Städten an der Hamburger Eisenbahn, z. B. in Spandau, sind nicht bloß an den Bahnhöfen, sondern an den Anschläge angebracht, worin mitgetheilt wird, daß das Elbwasser von Wittenberge ab stromabwärts mit 11u durchsetzt sei. Es werde deshalb vor der Benutzung des Elbwassers zum Baden, Kochen, Waschen und Trinken ernstlich gewarnt.

Wie aus Hamburg gemeldet wird, ist seit gestern die Cholera in dem Vororte Barmbeck und in der Nähe des Friedhofs zu Ohlsdorf stärker aufgetreten. Die für die Nothleidenden veran⸗ stalteten Sammlungen haben bisher nahezu den Betrag von ½ Million erreicht. Die Helgoländer Schiffer haben unter sich für die Ham⸗ burger Nothleidenden 2000 gesammelt. Nach einer Bekannt⸗ machung des Senats ist dem Medizinal⸗Rath Dr. Kraus die bean⸗ tragte Entlassung aus seinem Amt als Medizinal⸗Inspector gewährt und der Physikus Dr. Reincke provisorisch mit der Wahr⸗ nehmung der Geschäfte des Me dizinal⸗Inspectorats beauftragt.

Laut Bericht des Medizinalamts in Bremen ist bis gestern Mittag kein neuer Fall von Erkrankung oder Tod an Cholera dort zur Meldung gekommen. 1. .

Außer einem in Bielefeld aus Hamburg eingeschleppten Fall von asiatischer Cholera, der günstig abgelaufen ist, sind, wie uns amtlich mitgetheilt wird, weitere Erkrankungsfälle dort bisher nicht vorgekommen. 8

Die bakteriologische Untersuchung einer in Rappenau ver⸗ storbenen Person hat, wie unter dem gestrigen Tage aus Karlsruhe berichtet wird, ergeben, daß es sich bei dem Todesfall nicht um asiatische Felens u““ hat. Die Verstorbene war bereits seit längerer

eit krank.

Der Bürgermeister von Rotterdam macht bekannt, daß der erste Fall asiatischer Cholera dort festgestellt worden sei, und zwar bei einem 52 jährigen Arbeiter, der in Ferkendam wohne, zeitweilig in Exyenoord beschäftigt gewesen und in das Barackenlazareth ein⸗ geliefert worden sei.

Nach amtlichen Berichten sind am Dienstag an der cholera⸗ ähnlichen Epidemie in Paris 80 Personen erkrankt und 35 gestorben, der Bannmeile von Paris 32 bezw.⸗ 21, in Havre 27 eö. 3

Der „Agenzia Stefani“ zufolge werden die Gerüchte von einem Cholerafall auf der Insel Capri (vergl. Nr. 209 d. Bl.), die zur Folge hatten, daß Griechenland und Spanien für die Herkünfte aus Neapel eine Quarantäne anordneten, von amtlicher Seite als durchaus unbegründet erklärt.

Wie aus St. Petersburg gemeldet wird, ist die Cholera neu aufgetreten im Gouvernement Olonez, woselbst am 2. d. M. 7 Per⸗ sonen erkrankten und eine Person starb. Am 5. d. M. erkrankten bezw. starben in den Gouvernements Saratow 871 bezw. 360, Samara 393 bezw. 133, Tambow am 5. und 6. d. M. durch⸗ schnittlich täglich 540 bezw. 260, im Dongebiet am 3. und 4. d. M. 540 bezw. 271 Personen.

Der Provinzial⸗Arzt Roth hat die in Nr. 209 des „D. R. u.

St. A.“ aus Malmö gemeldeten choleraverdächtigen Erkrankungs⸗ fälle bei der Eisenbahnstation Esperöd untersucht und gefunden, daß nur leichte Erkrankungen an Cholorine vorlagen. i einer amtlichen Meldung aus New⸗York sind am Dienstag 8 der dortigen Quarantänestation 8 weitere Cholera Erkrankungen und 1 Todesfall vorgekommen. Unter den Erkrankten befinden sich 4 Heizer von der „Normannia“ und mehrere Zwischendeckpassagiere von der „Rugia“. An demselben Tage sind einer späteren amtlichen Meldung zufolge zwei weitere Cholerafälle unter der Mannschaft der „Normannia“ vorgekommen.

Ueber Choleragefahr und Absperrungsmaßregeln wird weiter berichtet:

Der Regierungs⸗Präsident zu Schleswig hat sich mit dem An⸗ trage aus Helgoland, die Insel gegen die Choleraeinschleppung aus abzusperren, einverstanden erklärt. Der Dampfschiffs⸗ verkehr ist bereits eingestellt.

Madrid, 8. September. Für Herkünfte aus Kiel ist eine Quarantäne angeordnet worden.

Dem „Dresdener Anzeiger“ zufolge ist die Verschiebung der Leipziger Michaelismesse vom Koöͤniglich sächsischen Ministerium nur unter der Voraussetzung genehmigt worden, daß die gesundheit⸗ lichen Verhältnisse sich erheblich bessern. Falls diese Voraussetzung sich als unzutreffend erweisen sollte, ist der gänzliche Ausfall der Michaelismesse in Aussicht genommen.

Die Versammlung deutscher Historiker, welche Ende Sep⸗ tember in München stattfinden sollte, ist wegen der Choleragefahr vertagt worden.

Auch in der Woche vom 21. bis 27. August übte die ungewöhn⸗ lich heiße Temperatur der Luft, die bis zum 26. August in Verlin vorherrschte, und in welcher das Thermometer wiederholt die Höhe von 30° C. und darüber erreichte, einen ungünstigen Einfluß auf den Gesundheitsstand aus und rief eine noch bedeutendere Zahl von Darmkatarrhen und Brechdurchfällen als in der Vorwoche hervor. Es erlagen diesen Krankheitsformen 351 Personen (gegen 268 der Vorwoche) und wenn dieselben auch in der bei weitem über⸗ wiegenden Mehrzahl der Fälle kleine Kinder im Alter bis zu zwei Jahren betrafen, so hat doch auch die Zahl der mehr als zwei Jahre alten Personen, die von diesen acuten Darmkrankheiten befallen wurden, zugenommen. Erheblich gesteigert war die Theil⸗ nahme der Säuglinge an der Gesammtsterblichkeit. Von 886 in der Woche gestorbenen Personen (Sterblichkeitsziffer pro Mille und Jahr 27,7) befanden sich 510 Kinder unter 1 Jahr, sodaß von je 10 000 Lebenden, aufs Jahr berechnet, 160 Säuglinge starben. Die zahlreichsten Todesfälle an diesen Krankheitsformen entfielen wiederum auf den Wedding, die Rosenthaler und Oranienburger Vorstadt, während aus der Friedrichstadt und Doretheenstadt nur ver⸗ einzelte, aus der Tempelhofer und Schöneberger Vorstadt, sowie aus dem östlichen Theile von Moabit nur wenige Todesfälle zur Meldung kamen. Etwas mehr als in der vorhergegangenen Woche führten acute Entzündungen der Athmungsorgane zum Tode. Da⸗ gegen blieb das Vorkommen der Infectionskrankheiten meist ein beschränktes. Erkrankungen an Masern, Scharlach, Diphtherie und Unterleibstyphus kamen in mäßiger und aus keinem Stadttheile in

nennenswerther Zahl zur Anzeige. Erkrankungen an Kindbettfieber

wurden nicht

emeldet. Häufiger gelangten nur rosenartige Ent⸗ zündungen des Zellgewebes der Haut zur Feuggr Beobachtung und

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auch Erkrankungen und Sterbefälle an Keuchhusten wurden mehr bekannt, während rheumatische Beschwerden aller Art seltener zum Vorschein kamen. . 8 ü Frankreich.

Die französische Regierung hat folgende Bestimmungen erlassen:

Die und das Visa der Gesundheitspässe werden für alle aus den Häfen des nördlichen Rußlands, ferner Deutschlands, der Niederlande und Belgiens nach Frankreich kommenden Schiffe obli⸗ gatorisch erklärt. esundheitspaß und Visa sind von allen nach dem 31. August 1892 abgefahrenen Fahrzeugen zu fordern. Das Visa ist ohne Ausnahme und ohne Dispensation zu ertheilen in allen den genannten Häfen, welche von Schiffen, gleichviel woher sie kommen vor ihrer Ankunft in dem Besttchder assae. angelaufen werden.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande. 1“

23. September, Vormittags 11 Uhr. Rykswaterstaat der Provincie Zeegland im Dienstgebäude der Provinzialverwaltung in Middelburg (Provinz Zeeland): Neue eiserne Brücke über die West⸗ sluis zu Ter Neuzen. Taxwerth 17 000 Fl. Anweisung an. Ort und Stelle am 16. September, Vormittags 10 ½ Uhr. Nähere Auskunft bei dem Hofdingenieur des Waterstaat zu Middelburg, sowie bei dem Ingenieur zu Terneuzen.

88. September, Mittags 12 Uhr. Ministerie van Kolonien im Haag:

a. Loos Nr. 135: Lieferung von Eisenarbeiten für Wasserbehälter

mit Wasserhähnen, gußeisernen Röhren und Hilfsstücken, in

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b. Loos Nr. : Lieferung des metallenen Oberbaus, mit Zu⸗

behör, für 16 Laufbrücken. 8 3

c. Loos XXXVIII: Lieferung der Eisenconstruction für einen

Schuppen zur Aufbewahrung feuergefährlicher Güter. Alles für die Staatseisenbahnen auf Java, Bedingungen Einsicht im genannten Ministerium (Technisches Bureau)..

Verkehrs⸗Anstalten.

Zur Erleichterung für das Publikum bei Ver⸗ zollung der mit der Post vom Auslande eingehenden zollpflich⸗ tigen Packete besteht im Einverständniß mit der Steuerverwaltung für B erlin die Einrichtung, daß auf Verlangen der Empfänger die zollamtliche Schlußabfertigung von gewöhnlichen Packeten und von Sendungen im Einzelwerthbetrage bis zu 1000 durch Ver⸗ mittelung der Postbeamten erfolgen kann. 1

Diese Sendungen werden nach der Verzollung sorgfältig wieder

verpackt, amtlich verschlossen und den Empfängern mit der nächsten Packetbestellfahrt zugeführt. . Für die Bestellung und die Erfüllung der Zollförmlichkeiten seitens der Post wird für jedes Packet bis zum Gewichte von 5 kg eine Gebühr von 20 erhoben; bei schwereren Packeten tritt das tarifmäßige Bestellgeld hinzu. Für die Wiederverpackung der Packete kommt eine Gebühr nur dann in Ansatz, wenn dadurch baare Aus⸗ lagen entstanden sind. .

Von dem Eingange einer zollpflichtigen Postsendung wird der Empfänger bei der Bestellung der zugehörigen Packetadresse in Kennt⸗ niß gesetzt. Wünscht er die zollamtliche Schlußabfertigung durch die Post, so hat er die mit der Packetadresse zugestellte gedruckte Er klärung zu vollziehen und beide Gegenstände dann dem Briefträge wieder zurückzugeben oder soweit es sich um Zollpackete ohn Werthangabe handelt unter Briefumschlag mit der Bezeichnun „hierin Zolladressen“ an die betreffende Postverzollungsstelle zu über⸗ senden, wofür Porto nicht berechnet wird.

Bremen, 8. September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd Der Schnelldampfer „Havel’, am 30. August von New⸗Yor abgegangen, ist am 6. September Abends in Southampton an gekommen und hat die Reise nach Bremen forte esetzt; er überbring 215 Passagiere und volle Ladung. Der Schneleennp jer „Trave“ nach New⸗York bestimmt, hat am 7. September Morgens Dove passirt. Der Postdampfer „Köln“, von Brasilien kommend, ist am 7. September Nachmittags in Antwerpen angekommen.

Hamburg, 7. September. geselüss Hamburg⸗Ameri

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kanische Packetfahrt⸗Actiengesellf aft. Der Postdampfe „Dania“ ist, von New⸗York kommend, heute Nachmittag auf de Elbe eingetroffen. Der Postdampfer „Slavonia“ ist, von New York kommend, heute Morgen auf der Elbe ein etroffen. Lendon, 7. September. In Bristol sollen, wie die Londoner

„Allg. Corr.“ mittheilt, großartige Docks gebaut werden. seit lange hat man darauf aufmerksam gemacht, daß von Amerika kommende Reisende über Bristol fünf Stunden eher nach London ge⸗ langen können, als auf irgend einer anderen Route, und die Fracht⸗ sätze dann 4 bis 6 Schilling die Tonne (2000 Pfd.) billiger werden würden. Jetzt will man in Bristol Hand anlegen, um den Ocean⸗ dampfern die nöthigen Docks zu verschaffen. Die Docks werden 1 000 000 Pfd. Sterl. kosten. Ferner muß ein Pier angelegt werden, der bei Ebbe und Fluth erreichbar ist. 8

„London, 7. September. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Mexican“ ist heute auf der Ausreise von Madeira abgegang

Theater und Musik.

1 Adolph⸗Ernst⸗Theater.

Diese Bühne, welche die Erregung heitersten Frohsinns mit den harmlosesten Mitteln zu ihrer stets mit Geschick gelösten nü⸗ abe Ferbach⸗ hat, hatte am Dienstag einen jener nur drei oder viermal im Jahre wiederkehrenden Tage, an dem ihre Freunde zahlreich zusammen⸗ strömen, um die altbewährten Kräfte unter anderen Namen, in neuen Gewändern und mit neuen Decorationen an sich vorüberziehen zu sehen und sich daran zu erfreuen, daß es den Theaterdichtern dieses Hauses, den Herren Leon Treptow und Gustav Görß immer wieder gelingt, durch scherzhafte Ausbeutung der gegen⸗ wärtigen Ereignisse mit neuen Einfällen zu überraschen und in der angenehmsten Weise zu unterhalten. Die gestern zum ersten Male in Scene gegangene Gesangsposse „Die wilde Madonna“* unterscheidet sich trotz ihrer Aehnlichkeit mit ihren Vorgängerinnen doch sehr wesentlich und vortheilhaft von ihnen dadurch, daß 5 mehr als diese von Herrn Gustav Steffens mit ansprechenden Melodien ausgestattet ist und so dem das bekannte Ensemble trefflich ergänzenden neuen Mitgliede Fräulein Angela Virag Gelegenheit giebt, von ihren schönen und gut geschulten Stimmmitteln den ausgiebigsten Gebrau zu machen und sich bei ihrem ersten Auftreten von der besten Seite zu zeigen. Herr Director Adolph Ernst als Buchbindermeister und Schiedsmann Philip Radebrecht gab wie gewöhnlich mit der ihm eigenen Meisterschat einen ergrauten Lebemann und wurde ebenso wie Fräulein Anna Bäckers, die einen verliebten Lehrjungen gab, Herr Guido Tielscher, der als Hugo Tönnchen mit den verschlededsten Handels⸗ gegenständen für seine Freunde in fcgöslächiter Weise Reclame macht, und Carl Wen g⸗ der als realistischer Schriftsteller Biermann durch sein unvergleichliches Talent im Couplet⸗Vortrag wahre Stürme von Heiterkeit entfesselte, beim ersten Erscheinen mit Jubel begrüßt und dauernd durch lebhaften wohlverdienten Beifall der übrigens auch den übrigen Darstellern, den Dichtern und dem Componisten mit Recht im vollsten Maße zu theil wurde.

In der Vorstellung „Die Meistersinger von Nürnberg“ am Sonnabend im Königlichen Opernhause sind die Damen Leisinger und Lammert, die Herren Gudehus, Betz, Stammer, Liebun, Krolop und Schmidt beschäftigt. (Anfang um 6 Uhr.) Am Sonntag geht „Aida“ mit den Damen Götze (Amneris), Pierson und Lammert,

Herren Rothmühl, Bulß, Krolop und Mödlinger in Scene.