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Seine Königliche Hoheit nach der „Allg. Ztg.“ seine vollste Zufriedenheit. 1 .
Prinzessin Therese, Königliche Hoheit, folgt nach einem kurzen Aufenthalt in Italien einer Einladung der griechischen “ nach Athen. Der Aufenthalt daselbst dürfte sich bis Weihnachten erstrecken. 1 1
Der Staats⸗Minister Freiherr von Crails heim begiebt sich Mittwoch, den 21. d. M., nach Günzburg, um die dortige neue Localbahn zu befahren. An der später stattfindenden feierlichen Eröffnung wird der Minister nicht persönlich theil⸗ nehmen. Dienstag, den 27. d. M., tritt er eine Urlaubsreise nach Italien an, von der er Anfang November zurückkehren
wird
resden, 19. September. Seine Majestät der König begab sich gestern, Sonntag, Nachmittags mittels Sonderzugs von Strehlen nach Zwickau, um den zwischen Zwickau und Reichenbach i. Vogtl. stattfindenden Manövern der 2. und 3. Division Nr. 24 und 32 beizuwohnen. Die Ankunft in dem festlich geschmückten Zwickau erfolgte unter dem Jubel der Bevölkerung. Bald nach dem Eintreffen fand im Hotel zum „Deutschen Kaiser“ roße Tafel von 137 Gedecken statt, an welcher Seine Ma⸗ jestät der König, sowie Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Georg, Friedrich August, Johann Georg und Max, der com⸗ mandirende General des V. Armee⸗Corps, General der Infanterie von Seeckt, der Kriegs⸗Minister, General⸗ Lieutenant Edler von der Planitz, die beiden Divisions⸗ Commandeure, General⸗Lieutenants von Kirchbach und von Tschirschnitz und zahlreiche andere Offiziere theilnahmen. Nach der Tafel begab sich der König in das Rathhaus, um vom Balcon dem Zapfenstreich der vereinigten Musikcorps und der Spielleute der 2. und 3. Division beizuwohnen. Ihre Majestät die Königin hat sich gestern Abend zu Wagen nach dem Königlichen Jagdschlosse Moritzburg be⸗ eben, um daselbst zum Gebrauch einer Trinkkur längeren
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Aufenthalt zu nehmen.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Schwerin, 19. September. Seine Königliche Hoheit
der Großherzog ist gestern Abend von Drönnewitz in Schwerin wieder eingetroffen. Morgen Mittag beabsichtigt der Großherzog sich zur Jagd nach Friedrichsmoor u begeben und gedenkt am Donnerstag Abend von dort nach Schwerin e dee ren
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Weimar, 19. September. Gestern Abend ist Ihre König⸗ liche Hoheit die Erbgroßherzogin von Berchtesgaden hierher zurückgekehrt.
Schwarzburg⸗Rudolstadt.
Schwarzburg, 19. September. Ueber den Verlauf der Krankheit Ihrer Durchlaucht der Fürstin wird heute be⸗ richtet: Die Temperaturen waren gestern anhaltend niedrig, der Kräftezustand nach Umständen befriedigend, der Schlaf mit Unterbrechung gut. “
Schaumburg⸗Lippe.
Bückeburg, 19. September. Der Gesammtzustand Seiner Durchlaucht des Prinzen Hermann zu Schaumburg⸗ Lippe ist nach dem heute aus “ vorliegenden Telegramm, noch immer sehr besorgnißerregend. Der Prinz
hat die letzten L“ Stunden sehr unruhig verbracht
und ununterbrochen phantasirt. Die Nacht verbrachte er fast schlaflos. Die Nahrungsaufnahme ist gering, Puüͤls und Tem⸗ peratur sind normal. . 8 8
Elsaß⸗Lothringen. 8
Die Bezirkstage sind durch Kaiserliche Verordnung zum 14. November einberufen und sollen spätestens am 26. November geschlossen werden. Die erste Sitzungsperiode der Kreistage beginnt am 10. Oktober, die zweite am 12. Dezember. Die Dauer einer jeden dieser Sitzungsperioden ist auf höchstens fünf Tage festgesetzt worden.
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Oesterreich⸗Ungarn.
Ihre Majestät die Kaiserin traf, wie der „Mgdb. Ztg.“ gemeldet wird, am Sonntag von Interlaken in Zürich ein und setzte am Montag ihre Rückreise auf der Arlberg⸗ bahn fort.
Der „Budapester Corr.“ zufolge wird, anders lautenden Meldungen entgegen, für die im Dezember beginnende große Reise des Erzherzogs Franz Ferdinand von Oesterreich⸗Este keinerlei Forderung in den nächstjährigen Voranschlag eingestellt worden. Der Erzherzog werde die Reisekosten vielmehr aus eigenen Mitteln bestreiten.
Der ungarische Finanz⸗Minister Dr. Wekerle sowie der Landesvertheidigungs⸗Minister FZM. Freiherr von Fejer⸗ vary sind in Wien eingetroffen, um an der Schlußredaction des gemeinsamen Budgets für 1893 theilzunehmen.
Im Laufe dieser Wohe werden im Handels⸗Ministerium die Verhandlungen mit den Vertretern der Wiener Privat⸗Telegraphen⸗ Gesellschaft in Angelegenheit der Erwerbung des Wiener Telephonnetzes für den Staat beginnen. Führen dieselben zu einer Einigung, dann wird hiermit die Verstaatlichung des Telephon⸗ wesens, soweit dieses einen öffentlichen Charakter hat, im großen und ganzen vollzogen sein. 1 ö
Der Telesiner Landtag hat einstimmig beschlossen, eine Petition an die Regierung um Wiedereinführung des Freihafens in Triest zu richten.
Das Wahlcomité des verfassungstreuen Groß⸗
rundbesitzes in Böhmen hat beschlossen, den Wählern bei den bevorstehenden Landtagsnachwahlen des Großgrund⸗ besitzes Wahlenthaltung anzuempfehlen.
Großbritannien und Irland.
Auch der neu ernannte Ackerbau⸗Minister Herbert Gardener ist bei der Neuwahl, der er sich zu unterziehen hatte, dem „W. T. B.“ zufolge ohne Opposition in das Unter⸗ haus wiedergewählt worden. 1
Mit Ausnahme des Ministers des Innern Asquith, der am letzten Sonnabend nach der Hauptstadt zurückkehrte, sind noch alle Minister von London abwesend. Herr Asquith wird sich nächster Tage als dienstthuender Minister nach Bal⸗ moral zu der Königin begeben, um den Earl of Rosebery ab⸗ zul Der Premie Gladste
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Barmouth in Wales, wo er dem Vernehmen nach vierzehn Tage zu bleiben gedenkt.
Der neue irische Ober⸗Secretär John Morley will das Beispiel seines Vorgängers Balfour befolgen und zu Wagen die übervölkerten Grafschaften Connemara und Donegal in Irland bereisen. Wahrscheinlich wird, wie die „Allg. Corr.“ schreibt, die Noth im kommenden Winter in diesen Grafschaften wieder groß werden. Sollten Nothbauten er⸗ forderlich sein, so sollen solche in umfassendem Maßstabe unternommen werden. Der Premier⸗Minister Gladstone hat schon seine Zustimmung dazu gegeben.
Rußland und Polen.
Ueber die beiden neuernannten Minister Witte und Kriwoschern bringt die „St. Pet. Ztg.“ nachstehende biographische Notizen: 2*
Der neue Finanz⸗Minister, Wirkliche Staatsrath S. J. Witte, heute ca. 46 Jahre alt, entstammt einer Familie, die mit russischer Literatur stets Fühlung hatte. Er ist ein Neffe des bekannten Schriftstellers, Generals R. Fadejew. Aus Odessa gebürtig, studirte er auch dort Mathematik, beendete den Cursus glänzend und trat dann in seiner Heimathstadt in den Staatsdienst, in dem er bis 1877 verblieb. Dann trat er in den Dienst der Gesellschaft der Südwestbahnen, in dem er innerhalb zwölf Jahre die lange Stufenleiter vom Buchhalter⸗ und Stationschefs⸗ Gehilfen bis zum Director der Bahnen zurücklegte. Dann berief ihn der Finanz⸗Minister an die Spitze des neubegründeten Eisenbahn⸗ Departements, das Witte selbst erst eigentlich organisiren mußte. Gleichzeitig wurde er Präsident des Tarifcomites und Mit⸗ glied des Conseils des Communications⸗Ministeriums (als Ver⸗ treter des Finanzressortsz). Der Titular⸗Rath a. D. wurde sofort zum Wirklichen Staatsrath ernannt und 1890 wurde ihm der Stanislaus⸗Orden erster Klasse verliehen. Er ist außerdem im Besitz vieler ausländischer Orden. Auf dem Gebiet der Eisenbahn⸗Verwaltungspolitik hatte sich S. J. Witte bereits in den achtziger Jahren in hervorragender Weise nützlich gemacht: er war thätiger Mitarbeiter in der bekannten Baranow'schen Commission und arbeitete später das Tarifgesetz vom 8. März 1889 aus. Von seinen Schriften seien citirt: „Die Principien der Eisenbahntarife“, die schon die zweite Auflage erlebt haben, und eine russische Bear⸗ beitung der Nationalökonomie von List. 8
Der Verkehrs⸗Minister, Wirkliche Staatsrath Ap. Konst. Kri⸗ woschein trat, der „Now. Wr.“ zufolge, Anfang der funfziger Jahre in den Staatsdienst und zwar als Artillerie⸗Offizier. Er absolvirte die Artillerie⸗Akademie und quittirte dann 1856 den Militärdienst. Im Jahre 1861 trat er als Geschäftsführer in das Departement der Volksaufklärung und verließ fünf Jahre später den Staatsdienst zum zweiten Male. Er reiste nach dem Süden, wo er 1871 zum Adelsmarschall des Rostow'schen Adels erwählt wurde, welche Stellung er bis Anfang 1886 beibehielt. Gleichzeitig war er thätiges Mit⸗ lied der Landschaft und von 1874 — 1877 auch noch Stadthaupt von
ostow a. D. Seinen verdienstvollen Communaldienst schloß er Ende 1885 ab, wo er als Kammerherr und Wirklicher Staatsrath dem Ministerium des Innern attachirt wurde. In dieser Eigenschaft hatte er Gelegenheit, sich umfassend mit dem Eisenbahnwesen ver⸗ traut zu machen, da das Ministerium ihn als seinen Vertreter in die zeitweilige Verwaltung der Kronsbahnen, in das Tarifcomité und verschiedene Eisenbahncommissionen abcommandirte. Mitten in der für die russischen Wirthschaftsverhältnisse so kritischen Zeit des Vothstandsjahres erfolgte dann seine Ernennung zum Director des Oekonomie⸗Departements des Ministeriums des Innern, wo er seit dem 21. November 1891 eine äußerst segensreiche Thätigkeit auf dem Gebiete des Verpflegungswesens, der Leitung der Selbstverwaltungs⸗ Institutionen und der Statistik entwickelte. Von ihm ging auch die fruchtbare Idee aus, die Bauern ihre Darlehen aus dem Nothstands⸗ jahre in natura zurückzahlen zu lassen. 1
Der bisherige General⸗Secretär im Ministerium des Königlichen Hauses Urbano Ratazzi ist zum Minister und Leiter dieses Ministeriums, ohne Sitz und Stimme im Ministerrath, ernannt worden. Er ist ein Neffe des bekannten verstorbenen Staatsmannes und Minister⸗Präsidenten gleichen
Namens.
Nach langen und sorgfältigen Vorbereitungen haben die Behörden Siciliens nunmehr ihren Unterdrückungs⸗ feldzug gegen die Briganten auf mehreren Punkten zu⸗ gleich eröffnet. Der „Magdb. Ztg.“ wird darüber aus Rom geschrieben:
Von dem Festlande Italiens sind 1600 Alpenjäger und berittene Carabinieri nach Sicilien gesandt und über das Innere der Insel vertheilt worden. Der breite Landstreifen von Catania über Castro⸗ giovanni nach Trapani, der von den Briganten am ärgsten gefährdet wurde, wird gegenwärtig in seiner ganzen Ausdehnung von den Caxa⸗ binieri abgesucht. Am Donnerstag traf eine Patrouille der letzteren bei Loreto, südlich von Palermo, auf das Lager der berüchtigten „banda maurina“. Die Räuber waren acht Mann stark, während die Carabinieri nur vier Mann zählten. Der Anführer der letzteren forderte die Briganten auf, sich zu ergeben. Sie antworteten mit Flintenschüssen. Die Carabinieri machten jetzt auch von ihren Waffen Gebrauch, und es entspann sich ein heftiges Feuergefecht, das etwa eine halbe Stunde währte. Von den Flintenschüssen herbeigerufen, kamen andere Carabinieri ihren Kameraden zu Hilfe. Als die Räuber dies gewahr wurden, suchten sie ihr Heil in der Flucht. Gut be⸗ ritten, wie sie waren, gelang es ihnen auch, den Wald von San Mauro zu erreichen und sich vorläufig in Sicherheit zu bringen. Auf dem Kampfplatz blieb, tödtlich verwundet, der Räuber Rinaldi Pla⸗ cido zurück, eines der gefährlichsten Mitglieder der Bande, auf dessen Kopf ein Preis von 4000 Lire steht. Er starb nach wenigen Minuten. Außerdem erbeuteten die Carabinieri mehrere Flinten, eine große Menge Munition, acht Pferde, Proviant und 380 Lire in Banknoten. Der größere Theil dieser Sachen gehörte Räubern, die zur Zeit des Kampfes in dem Lager nicht anwesend waren. Die Verfolgung der flüchtigen Räuber wird von den zahlreich herbeigeeilten Carabinieri und Alpen⸗ jägern nachdrücklich fortgesetzt. Ebenfalls am Donnerstag gelang es dem Präfecten von Catania unter Aufgebot einer zahlreichen Polizeimacht, in dem Städtchen Aderno am Südabhange des Aetna zehn andere Räuber festzunehmen. Man glaubt, in ihnen gefährliche Helfershelfer der „banda maurina“ unschädlich gemacht zu haben. Freilich entkamen auch hier gerade die am eifrigsten gesuchten Briganten. Des weiteren wurde am Freitag Nicosia, ein berüchtigtes Räubernest im Innern Siciliens, von 400 Soldaten umzingelt und fast ein Drittel der erwachsenen Männer verhaftet. In den Häusern des Ortes fand man große Mengen gestohlenen Gutes. Die Verhafteten werden außer einer Reihe von Diebstählen auch zweier Mordthaten beschuldigt. Das energische und erfolgreiche Auftreten der Behörden erweckt große Be⸗ friedigung.
Aus Como wird demselben Blatt unter dem 17. d. M. berichtet: Die Prinzessin Friedrich Carl von Preußen, Königliche Hoheit, wohnt gegenwärtig in der Villa d'Este bei Cernobbio am Comer See. Aus Anlaß ihres Ge⸗ burtstages, am 14. d. M., wurde ihr von den Bewohnern Cernobbios eine Huldigung bereitet. Früh Morgens brachte das Musikcorps des Städtchens der Prinzessin ein Ständchen und spielte unter anderem eine Tarantella, welche die Prinzessin selbst componirt hat. Am Abend wurde auf Gemeindekosten das Seeufer vor der Villa d'Este prächtig u und auf dem See eine venetianische Nacht ver⸗
et
11““ 8
8 8 Griechenland. 1“
Die griechische Regierung unterhandelt laut Vern nehmen des „W. T. B.“ auf neuen Grundlagen wegen einer Ausland⸗Anleihe im Betrage von 1 ½ Millionen Pfund Sterling 8 Rückkaufs der schwebenden Schuld und p visorischer Anleihen. 8
Eerbien. 1“
Aus Kragujewatz wird weiter gemeldet, daß dem König dort gestern ein glänzender Maͤckelzug dargebracht wurde. Die Bevölkerung begrüßt den Monarchen überall, wo er erscheint, mit sympathischen Kundgebungen.
In Belgrad tritt in der nächsten Woche die Com⸗ mission zur Berathung über die Aufhebung des Taback⸗ und Salz⸗Monopols zusammen. Wie die „Pol. Corr.“ meldet, hat diese Commission die Aufgabe, Mittel und Wege zur Aufhebung des Monopols unter vollständiger Sicherstellung der bisherigen Staatseinnahmen zu suchen, ferner den gegenwär⸗
tigen Stand festzustellen und ein Gutachten darüber abzugeben,
innerhalb welchen Zeitraumes die successive Liquidation durch⸗ führbar sein würde. Endlich soll die Commission alle Staats⸗ verpflichtungen feststellen sowie ein Gutachten erstatten über die Regelung der Rechtsbeziehungen zwischen dem Staate und den durch das Monopol sichergestellten Staatsgläubigern unter Wahrung der von den letzteren erworbenen Rechte.
Amerika.
Aus Valparaiso wird dem „New York Herald“ telegraphirt: „Von Bolivia kommt die Nachricht, daß General Camacho nach Argentinien geflohen ist. Es sind Schriftstücke aufgefunden worden, welche beweisen, daß der General eine Revolution anzetteln wollte. Diese ist nur dadurch vereitelt worden, daß die Hauptanhänger des Generals des Landes ver⸗ wiesen wurden.“
In Costa Rica hat sich der Präsident Rodriguez zum Dictator proclamirt. Eine Depesche, die der „New⸗York Herald“ aus San Juan del Sur erhalten hat, berichtet fol⸗ gendes Nähere über die dortigen Vorgänge: „Vor kurzem kam es zu einem Conflict zwischen der Executive und der Legislatur. Präsident Rodriguez war für Religionsunterricht in den öffentlichen Schulen, die Mehrheit des Con⸗ gresses dagegen. Der Präsident löste darauf den Congreß auf und schrieb Neuwahlen aus. Er vertheidigte sein Vor⸗ gehen in einer Proclamation an das Volk Costa Rica'’s und hatte dabei die Unterstützung der Geistlichkeit und der unteren Klassen. Am letzten Dienstag (13.) proclamirte sich Präsident Rodriguez zum Dictator und hob die Verfassung auf.“
Aus Honduras in New⸗Orleans eingetroffene Nach⸗ richten des „R. B.“ melden, daß der Insurgentenführer General Nucilla am 26. August gefangen genommen und nach dem Urtheil des Kriegsgerichts, welches ihn des Verraths für schuldig befand, in Truxillo erschossen wurde. Der Präsident der Republik, General Leista, hat das Urtheil be⸗ stätigt.
Afrika. Der von dem Amerikaner William Astor Chandler aus⸗
gerüstete Zug . Erforschung der Länder in dem
nördlichen Theil der Gebiete der britischen ost⸗ afrikanischen Gesellschaft bis nach Abessinien hin ist, dem „R. B.“ zufolge, am 16. d. M. von Sansibar nach dem Somaliland aufgebrochen. Der Zug wird erst den Tana⸗ Fluß hinauf bis zum Berge Kenia und von dort nach dem Rudolph⸗See gehen.
Auftralien.
Aus Honolulu wird dem „R. B.“ über San Francisco gemeldet, daß das Ministerium von Hawaii am 30. August infolge eines Mißtrauensvotums abgedankt und die Königin Liliuokalani die Führer der Opposition ersucht hat, ein neues Cabinet zu bilden.
Nr. 17 des „Archivs für Post und Telegraphie“ (Beiheft zum Amtsblatt des Reichs⸗Postamts, herausgegeben im Auftrage des Reichs⸗Postamts) hat folgenden Inhalt: I. Actenstücke und Aufsätze: Das Post⸗ und Telegraphenwesen in den Colonien Neu⸗Südwales, Neuseeland und Queensland. — Die amerikanische Expedition nach Nord⸗Asien in den Jahren 1865 bis 1867 zur Herstellung einer telegraphischen Ueberlandverbindung zwischen der Alten und Neuen Welt. — Postunterhandlungen zwischen Kursachsen und dem Hause Thurn und Taxis ausgangs des 17. Jahrhunderts. — II. Kleine Mit⸗
theilungen: Ein Beweis für die allgemeinste Form der Wheatstone’'schen
Brücke. — Selbstthätiger Warnungsapparat bei Ueberschwemmungs gefahr. — Gasröhren aus Papier. — Die Pariser Stadtbahn.
Beschleunigung des Personenverkehrs in Amerika. — III. Literatu des Verkehrswesens: Franz von Meinders. Ein brandenburgisch
preußischer Staatsmann im siebzehnten Jahrhundert. Von Arthur
Strecker. Leipzig, Verlag von Duncker und Humblot. 1892.
Nr. 38 des „Centralblatts der Bauverwaltung“ herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar⸗ beiten, vom 17. September, hat folgenden Inhalt: Russisch Baukunst und Technik. (Fortsetzung aus Nr. 35.) — Die Mittel gegen Hochwasser⸗ und Eisgefahren. (Sg. Stoßverbindung der Breitfußschienen. — Vermischtes: Galvanoplastischer Kupfer⸗ niederschlag an Denkmälern. — Liverpooler elektrische Hochbahn. — Zahl der Personenzüge auf den englichen Bahnen. — Postbeförderung
in England. — Akustisches Verfahren zur Fernmeldung von Wasser⸗ ständen. — Transcaspische Bahn. — Bauthätigkeit in Chicago. —
Einführung der Stufenbahn. — Die Eisenbahnen der Erde.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Nach Art. 36 der Wechselordnung wird der Inhaber eines indossirten Wechsels durch eine zusammenhängende, bis auf ihn hinuntergehende Reihe von J
dem Namen des Remittenten, jedes folgende Indossament mit dem Namen desjenigen unterzeichnet sein, 22. . das unmittelbar vorher⸗ gehende Indossament als Indossatar benennt. — In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, I. Civilsenat, durch Urtheil vom 27. April 1892 ausgesprochen, daß geringe, die Identität nicht in Frage stellende Abweichungen in der Benennung der In⸗ dossatare unwesentlich sind und die Wirksamkeit des Wechsels sowie die Legitimation des Wechselinhabers nicht beeinträchtigen.
— Das laute Ausrufen von Verwünschungen und Be⸗ eidigungen gegen Privatpersonen in der Kirche in einer Weise, welche eine Mißachtung der Heiligkeit des Ortes kundgiebt und geeignet ist, das religiöse Gefühl der Anwesenden zu verletzen, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats vom 9. Mai 1892, als beschimpfender Unfug in der Kirche aus § 166 des Strafgesetzbuchs (Religionsvergehen) zu bestrafen, auch wenn der Thater in gexechter Entrüstung gegen die von ihm angegriffenen Per⸗ sonen eine Beschimpfung der Keie nicht beabsichtigt hante.
wie man der „Köln. Ztg.“ schreibt, nun bald
e Re⸗ Indossamenten als Eigenthümer des Wechsels legitimirt; das erste Indossament muß demnach mit
Knnst und Wissenschaft.
Die neue biologische Anstalt auf E wird, man ihre wissenschaftliche Thätigkeit beginnen können. Der Umbau des dafür angekauften
Hauses dürfte im Ferwentigen Herbst beendigt sein. Es enthält die Arbeitsräume des r und Arbeitstische für vier Forscher, die sich zeitweilig zum
irectors, dreier Assistenten, des Präparators
Studium der Fauna und Flora dort aufhalten. Auch eine
Bibliothek ist bereits angelegt, und man hofft durch die Unter⸗
stützung der Fachgenossen die Büchersammlung bald auf die er⸗ forderliche Höhe bringen zu können. Zur Beschaffung des Arbeits⸗ materials ist ein besonderer Kutter zur Verfügung, ebenso sind die nothwendigen Fanggeräthe und Vorrichtungen zum Aufbewahren der Seethiere vordanden. Zweck der Anstalt si. Arbeitsplätze für oologen und Botaniker zu verschaffen, sowie lebende und “ hiere an die wissenschaftlichen Institute des Binnenlandes, die solches wünschen, zu versenden. Außerdem hat die Anstalt die Aufgabe, mög⸗ ichst umfassende Untersuchungen über Fauna und Flora der Nordsee
anzustellen und besonders die Erforschung der Lebensverhältnisse der
nutzbaren Seethiere als Grundlage für einen rationellen Betrieb der Seefischerei ins Auge zu fassen. Director der Anstalt ist Professor Fr. Heincke. 1 — In Düsseldorf befindet sich im Privatbesitz ein Original⸗ Pastellporträt der unglücklichen Königin Marie Antoinette on Frankreich. Das Bild rührt her von der Hand eines der damals bedeutendsten Künstler, vermuthlich Halm, dem die Königin, damals
noch junge Dauphine, persönlich zu dem Porträt wiederholt gesessen
at. Die Dimensionen sind beinahe dreiviertel Lebensgröße. Die zunge. Dauphine steht neben ihrer bis in den Tod getreuen egleiterin, der später während der Revolution so tragisch endenden Madame Elisabeth, beides jugendliche Gestalten in der malerischen oftracht Ludwig's XV. Im Hintergrund harrt ein Mohr; Marie ntoinette hält ein kleines King Cbarles⸗Hündchen auf dem Arme. Wie die „Düsseldorfer Zeitung“ mittheilt, ist der gegenwärtige Besitzer gesonnen, dasselbe für 20 000 ℳ zu verkaufen. — Der internationale Congreß zum Schutze des literarischen und künstlerischen Eigenthums in Mailand ist, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend Nachmittag im Sitzungs⸗ saale des Municipiums in Anwesenheit der Vertreter der Bäeßsrrn und zahlreicher ausländischer Theilnehmer eröffnet worden. In der gestrigen Sitzung gelangte ein Schreiben des Ministers des König⸗ lichen Hauses Rattazzi zur Verlesung, in welchem er namens des Königs und der Königin für die von dem Congreß dargebrachte Huldigung dankt und die Wünsche der beiden Majestäten für den Frieden und die Verbrüderung der Völker ausdrückt. Die Versamm⸗ lung nahm diese Mittheilung mit Beifall auf. Der Congreß ge⸗ nehmigte sodann eine Tagesordnung, wonach die Veräußerung eines Kunstwerks nicht die Veräußerung des Rechtes der Reproduction in sich schließt.
— Ueber den Fortgang der Reichs⸗Limes⸗Forschung liegen folgende Berichte vor: Aus Württemberg meldet der „St.⸗Anz. f. W.“: „Nachdem in der mit dem 3. September zu Ende gegangenen Woche die beiden Dirigenten der Reichs⸗Limes⸗Forschung. General⸗ Lieutenant von Sarwey und Professor Hettner, die Ausgrabungen im Röthenbachthal besichtigt hatten, wurde theilweise in Anwesenheit des ersteren Herrn im Schießthal bei Gmünd weeiter⸗ egraben. Dort hatte Steimle vom Walddistrict Ortshalde bis zur
erlikofer Kapelle die Limesmauer zum größten Theil nachgewiesen und, auf die Mauer basirend, im Thal selbst durch einen Probeschlitz zwei eichene Pfosten ca. 1,30 m unter der jetzigen Oberfläche des Thals gefunden. Da dieselben in der genauen Verlängerung der Mauer lagen, so konnte angenommen werden, daß sie zum Limes ge⸗ hören, um so mehr, da sie ein hohes Alter zeigten. Ausgedehnte Grabungen, welche wegen der Tiefe der zu suchenden Objecte und wegen des ungemein schweren Bodens mehrere Tage in Anspruch nahmen, ergaben nun folgendes Resultat: Bei 7m Ausgrabungzeigte sich in der Verlängerung der Limesmauer schräͤg durch das Thal gehend eine Reihe von Pfosten, theils aus eichenem, theils aus forchenem Holz bestehend. Sie sind etwa mannsdick, die eichenen gut, die forchenen schlecht erhalten, ja theilweise beinahe ganz abgefault und auf den gewachsenen Boden gestellt. Was noch von diesen Restep erhalten ist, mißt ungefähr 0,60 m Höhe, ist unten mit der Handfäge abgesägt, oben abgefault. Daß hier von einer Palissadenreihe abgesehen werden muß, ist ein⸗ leuchtend, denn Palissaden sind en und müßten eingerammt sein. Daß aber die Anlage zum Limes gehört, eweisen Richtung, Alter und die tiefe Lage unter dem jetzigen Niveau. Ohne jetzt schon ein entschiedenes Urtheil über den Zweck geben zu wollen, glauben wir doch nicht irre zu gehen, wenn wir die Behauptung aufstellen, daß wir es hier mit der Unterlage eines römischen Steges über das Schießthal zu thun haben. Noch im Anfang dieses Jahrhunderts war dieses Thal theils Sumpf, theils Weiher. Das Weiterführen der Mauer war also seinerzeit sehr schwer. Eine Palissadirung war aber hier unnöthig, weil der Sumpf schon an und für sich ein Hinderniß bildete; dagegen mußte ein Uebergang geschaffen werden, um den Patrouillengang am Limes zu ermöglichen, und hierzu diente unserer Ansicht nach die ganze Anlage.“
Ueber die Ausgrabungen in Hessen schreibt man der „Köln. Ztg.“: Der Limes, d. i. der römische Grenzwall, hier zu Lande Pfahl⸗ 85 genannt, tritt etwa 3 km nördlich von der Saalburg auf hessisches Gebiet und zeigt sich dort als 2m hoher, 8 m breiter Wall mit vorliegendem, 5 m breitem, 60 cm tiefem Graben. Es ist dies ein Profil, wie es auf der ganzen Limesstrecke nur sehr selten und nie ausgeprägter vorkommt. Nachdem der Grenzwall von dem tiefen Einschnitt des Erlenbachthales aus die nördlich vorliegende Höhe erreicht hat, strebt er, soviel wie möglich die Horizontale innehaltend, durch die bewaldeten Theile des Taunus vorvwärts, bis er sich in der Nähe des Dörfchens Langenhain rasch abwärts zu dem Flüßchen Usa senkt. An allen Punkten, wo der Limes eine alte Straße kreuzt oder wo zwei Thaͤler an der Waseerscheide sich nähern und Uebergänge über das Gebirge gewähren, an allen Punkten weiter, wo der Limes, sich an die Berghänge schmiegend, einen so⸗ enannten Knick macht, erheben sich entweder Castelle (Serrfer oder hürme (Beobachtungsposten). Die größeren Castelle des Limes liegen in der Regel 6 bis 8 km auseinander. Auf der Strecke Saalburg⸗Langen⸗ hain nähern sie sich bis auf 7 km Kapersburg und 6 km. Burg zu Langenhain. Auf der kurzen Strecke Kapersburg⸗Langenhain erscheinen zwei kleinere Zwischencastelle, das Ockstädter Castell und die Kaiser⸗ grube, und bezeugen, daß diese Strecke den römischen Eroberern einst besonders gefährdet erscheinen mußte. Hier begannen die Untersuchungen des Herrn Kofler aus Darmstadt, des Streckencommissars für Hessen, bei dem Ockstädter Castell, das 1500 m von dem Castell Kapersburg entfernt liegt und einen Raum von etwa 40 m Länge und Breite ein⸗ schließt. Es zeichnet sich vor den andern Castellen dadurch aus, daß es von keiner festen Mörtelmauer, sondern von einem Erdwall umgeben ist, der einen viereckigen und einen an der Limeslinie noch ungekannten sechseckigen Thurmbau einschließt. Etwa in der Mitte zwischen der Kapersburg und der Burg zu Langenhain liegt das zweite Fiu ischen. castell bei der Kaisergrube, einem Werk, in dem auf Blei und Silber gebaut wird. Bei Errichtung der Zechenhäuser vor etwa 30 Jahren wurden die Mauern des Castells ausgebrochen und als Baumaterial neu verwandt. Was übrig geblieben, wurde von der Forstbehörde dem Untergang geweiht, ausgebrochen und das Material zu Weg⸗ und Kanalbauten benutzt. Mit Schwierig⸗ keit wurde aus den vorhandenen Resten die Länge und Breite auf 27:24 m bestimmt. Das Castell Kaisergrube zeichnet sich vor anderen Limescastellen dadurch aus, daß es nach der Pfahlgraben⸗
seite hin mit einem halbkreisförmigen Schutzwall umgeben ist, der dem
astellgraben vorliegt. Die Arbeiten . der Burg bei Langenhain egannen am 2. September und ergaben bereits einen Theil der Um⸗ fassungsmauern eines größern Castells, brachten auch einige wichtige Fundstücke, wie das Fragment eines Inschriftensteins, Cohortenstempel, eine hübsche Gemme und andere Gegenstände, zu Tage. An den an⸗ deren Orten wurden Lanzen, Pfeilspitzen, Münzen u. s. w. und /das 4445465
wird weiter berichtet:
tswesen Thierkrankheiten sperrungs⸗
Maßzregeln.
1 Cholera.
Das Krankenhaus Moabit beherbergte, wie der „Nat.⸗Ztg.“ mit⸗
getheilt wird, gestern fünf an asiatischer Cholera Erkrankte. Außer dem dreijährigen Kinde des Schiffers Woytkowski ist auch noch dessen fünfzehnjähriger Sohn Ludwig erkrankt, und die bacterio⸗ logische Untersuchung, die in diesem Falle sehr mühsam war, ergab den Befund von Kommabacillen. Weiter befinden sich im Krankenhause die drei aus Hamburg zugereisten, gestern im „R.⸗ u. St.⸗A.“ erwähnten Cholerakranken. Der „Pester Lloyd“ würdigt, wie telegraphisch gemeldet wird, in seinem heutigen Leitartikel die großen Verdienste, die man sich in Berlin durch die energischen Abwehrmaßregeln gegen die Cholera erworben habe. Indem Berlin ohne jede mittel⸗ alterliche Absperrungsmaßregel sich selbst gegen die Weiterverbreitung der Cholera schütze, diene es dem ganzen Continent als wirksame Vertheidigungslinie und beweise damit, was eine mit Intelligenz aus⸗ geführte Isolirungs⸗Pflege vermöge.
Die Sammlung des Nothstand⸗Comités in Hamburg hat den Betrag von 1 055 000 ℳ erreicht. Außerdem sind noch beim Haupt⸗Comité und bei den Local⸗Comités große Mengen von Lebens⸗
mission ist erwogen worden, ob es sich nicht empfehle, die Wasser⸗ leitung auf drei Tage gänzlich abzusperren, um sie zur Vernichtung aller pflanzlichen und thierischen Eckrankungsstoffe gründlich mit Kalk⸗ milch zu desinfiziren. Indessen soll der Erfolg der Bohrung abessini⸗ scher Brunnen und kälteres Wetter abgewartet werden, um diese Maßregel zur Ausführung zu bringen.
Dem „Hamb. Corr.“ zufolge hat der Geheime Medizinal⸗Rath Professor Dr. Koch auf eine an ihn gerichtete Anfrage geantwortet, seiner Meinung nach seien Briefe und Drucksachen für die Verschleppung der Cholera ungeeignet, er halte daher deren Beförderung für ungefährlich.
Aus Bremen wird der „Nat.⸗Z.“ geschrieben: Die Verwaltung des Norddeutschen Lloyd hat beschlossen, die Beförderung von Auswanderern nach den Vereinigten Staaten ein⸗ zustellen. In New⸗York ist das Verbot erlassen, Auswanderer, die nach dem 15. September europäische Häfen verlassen, zu landen. Der Dampfer „München“, der am 17. d. M. mit Auswanderern nach New⸗York abgehen sollte, fährt daher nach Baltimore, und die nächsten “ sollen überhaupt ausfallen, da eine Ausdehnung des Verbots auf sämmtliche amerikanischen Häfen wahrscheinlich ist. Der Norddeutsche Lloyd folgt hiermit dem Beispiel der meisten übrigen Dampfergesellschaften, die bereits seit einiger Zeit die Be⸗ förderung von Auswanderern eingestellt haben.
Die Bürgerschaft in Lübeck bewilligte gestern 40 000 ℳ für Maßregeln zur Abwehr der Cholera. Das dortige Hilfs⸗Comité zur Linderung des Nothstandes in Hamburg andte gestern als erste Rate 18 000 ℳ nach Hamburg ab.
Heute sind in Stettin vier neue Cholera⸗Erkrankungen amtlich gemeldet worden, darunter eine mit Eeteen Ausgange.
Der Ober⸗Präsident von Schleswig⸗Holstein von Steinmann hat unter dem 18. d. M. folgende Bekannt⸗ erlassen: „Durch das infolge der Cholera eingetretene Daniederliegen des Verkehrs wird neben auch die Arbeiter⸗ bevölkerung der schleswig⸗holsteinischen Nachbarorte, namentlich der Städte Astong und Wandsbeck, auf das härteste betroffen. Auch hier zeigen sich schon jetzt Nothstände, welche einen um so bedenklicheren Charakter annehmen müssen, je länger die Seuche in der Hansestadt andauert, auf welche die Bevölkerung der Nachbarorte mit ihrem Erwerbe zum besten Theil angewiesen ist. Ich mache hierauf mit dem Bemerken aufmerksam, daß es sich empfehlen wird, die in der Provinz fast aller Orten bereits begonnenen oder in Aussicht genommenen Haussamm⸗ lungen der Gemeindebehörden von vorn herein auf die vorgenannten schleswig⸗holsteinischen Ortschaften auszudehnen.“.
In der Zeit vom 17. d. M., Nachmittags 5 Uhr, bis 19., Nach⸗ mittags 5 Uhr, sind in Magdeburg weder Erkrankungen noch Sterbefälle an Cholera gemeldet worden. Bei dem am 16. d. M. unter choleraverdächtigen Erscheinungen verstorbenen Kinde hat die genaue Untersuchung Brechdurchfall als Todesursache ergeben.
Zu der Meldung, daß in der Stadt Weimar ein Cholera⸗ Erkrankungsfall stattgefunden hat, ist zu bemerken, daß ein aus Ham⸗ burg zugereister Bäckergeselle am 13. d. M. unmittelbar nach seiner Ankunft auf dem Bahnhof als choleraverdächtig in die Isolirbaracke des Krankenhausfes gebracht und dort mit Anwendung aller Vorsichts⸗ maßregeln behandelt worden ist. Er ist bereits wiederhergestellt und seine Entlassung wird in den nächsten Tagen erfolgen. Der von Erfurt aemeldete Fall einer Cholera⸗Erkrankung hat sich als irrig herausgestellt. Nach Meldung der „Frkf. Ztg.“ aus Frankenthal ist dort in der Nacht vom Sonntag zum Montag eine Person unter choleraverdächtigen Erscheinungen “
Der Dampfer „Uranus“, der aus Hamburg kommend in Hull eintraf, wurde inspicirt und sodann in das Dock hineingelassen. Später zeigten sich bei einem deutschen Feuermann des Dampfers Cholerasymptome. Infolge dessen wurde der Dampfer unter Quarantäne gestellt. b
Seit Sonntag Mittag sind in Rotterdam drei neue Cholera⸗ Erkrankungen und ein Todesfall vorgekommen. Es befinden sich jetzt sechs Cholerakranke in Behandlung. In ö“ sind 2. Fälle von asiatischer Cholera amtlich festgestellt. In Bodegrave und Veere sind 2 verdächtige Todesfälle vorgekommen.
Wie amtlich festgestellt wurde, ist der in Berlikum gestorbene Milizsoldat der asia tsschen Cholera erlegen. In Schiedam und in Wouw ist je eine Person an Cholera nostras gestorben. Je ein Fall von Cholera nostras ist ferner in Groot⸗Ammers und in St. Michielsgestel vorgekommen. Aus Gröningen werden zwei choleraverdächtige Fälle gemeldet. In Rossum ist ein von Antwerpen Schif smann unter choleraartigen Erscheinungen heftig erkrankt.
In St. Ouen sind gestern 7 Erkrankungen und 4 Todesfälle an Cholera vorgekommen. 8 18
In Paris und im Weichbilde der Stadt kamen am Sonntag 29 Cholera⸗Erkrankungen und 15 Todesfälle vor. Aus Havre werden von demselben Tage 9 Erkrankungs⸗ und 4 Todesfälle ge⸗ meldet. 8 . 8 Gestern wurde in Krakau ein Cholera⸗Hospital eröffnet. Im Lazarus⸗Hospital befanden sich am Sonntag 4 Cholerakranke, und zwar sämmtlich im Zustande der Besserung. Gestern sind 3 ver⸗ dächtige Fälle hinzugekommen. Die Zeitungen melden, daß bis heute iin Krakau 14 Personen an der Cholera erkrankt und 5 davon ge⸗ storben seien. “ Vpon Sonntag Mittag bis gestern Mittag wurden in St. Petersburg amtlich gemeldet 44 Cholera⸗Erkrankungen und 11 Todesfälle. In der Stadt Ljublin erkrankten am 17. d. M. 100 Personen und starben 39, in Kiew er⸗ krankten am gleichen Tage 53 Personen und starben 9. Im übrigen ist die Zahl der Cholerafälle in den Städten keine große. Von den Gouvernements sind besonders stark heimgesucht “ wo am 17. d. M. 760 Personen erkrankten und [372 starben, und Tambow, wo am 18. d. M. 586 Personen
erkrankten und 256 starben. Ueber Choleragefahr und Absperrungsmaßregeln
Dresden, 20. September. Die hiesigen Behörden haben eine Meldestelle eingerichtet, woselbst alle Post⸗und Packetsendungen, die choleraverseuchten Orten eintreffen, geöffnet und geprüft werden.
Der oberste Sanitätsrath in Wien sprach in seiner Sitzung am Sonnabend die Ueberzeugung aus, daß ungeachtet der in vieler Be⸗ ziehung günstigen sanitären Verhältnisse Wiens nichts zur wirk⸗
samen Bekämpfun einer etwaigen Cholera⸗Epidemie verabsäumt werden dürhe und bat den Minister des Innern
mitteln und Kleidungsstücken eingeliefert. — In. der gemischten Com⸗“
dringend, auf die Gemeinde Wien in entsprechender Weise einzuwirken. Schon jetzt müsse für geeignet isolirte und — ein e. Hospital⸗Localitäten mit Bedachtnahme auf A sonderung der Eho era⸗ verdächtigen vorgesorgt werden. Wegen der Einfuhr und Durch⸗ fuhr von Handelsartikeln aus choleraverdächtigen 4 2r. sei bei aller Strenge Ehnut⸗ thatfüchlich gesundheitsgefährlichen Artikel jede über⸗ flüssige Schädigung der Handelsinteressen zu vermeiden. Endlich wurden sanitäre Maßnahmen ve Wiederaufnahme der Elb⸗ Dampfschiffahrt berathen. Sämmtliche klinischen Fir Oesterreichs, die als Abtheilungs⸗Vorstände von Krankenhäusern fungiren, sind zur Rückkehr auf ihre Posten aufgefordert worden.
Czernowitz, 19. September. In der Bukowina sind in 312 Gemeinden Sanitätswehren errichtet worden.
New⸗York, 19. September. 700 Zwischendecks⸗Fahrgäste der Normannia⸗“ und der „Rugia“ sind bei der Quarantäne⸗Station Sandy Hock gelandet worden.
Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent von Bayern hat, wie aus München gemeldet wird, die programmmäßige Ab⸗ haltung des Oktoberfestes unter Anwendung sorgsamster sanitäts⸗
polizeilicher Maßregeln genehmägt. 88 *„&
Oesterreich⸗Ungarn.
Wegen des Ausbruchs der Cholera in Rotterdam hat die See⸗ behörde zu Triest für Provenienzen aus den niederländischen Häfen eine siebentägige Quarantäne angeordnet.
1 Italien. 21. Seit dem 11,. September 1892 findet an den italienischen Grenz⸗ stationen Porlezza, Chiasso, Ponte Tresa, Porte, Ceresio nach zuver⸗ lässigen Mittheilungen die Deeinfection der Wäsche der Durchreisenden statt. Für deutsche Reisende dürfte es jetzt besonders angezeigt sein, sich mit Pässen oder Legitimationspapieren zu versehen, welche bei etwaigem Aufenthalt sich als Seer. möchten. Portugal.
„Durch eine im „Diario do Governoô“ vom 10. September 1892
veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums
des Innern werden folgende Häfen für „von Cholera verseucht“
erklärt: 1 1) Sämmtliche deutsche Häfen an der Ostsee, 2) Swansea und Plymouth in England, 3) Oran in Algier. Alle übrigen Häfen Algiers sind als der „Cholera verdächtig“ anzusehen.
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Belgien. 8
Die Gesundheitscommission der Schelde hat angeordnet, daß alle Schiffe, welche aus einem Hafen Nordrußlands, Schweden⸗Norwegens, Dänemarks, Deutschlands, der Niederlande, Englands und Frankreichs kommen, sofern sie diesen Hafen nach dem 7. September ver⸗ lassen haben, mit einem visirten Gesundheitspatent versehen sein müssen. Ferner müssen Schiffe ohne Unterschied ihrer Herkunft, welche vor ihrer Ankunft im Bestimmungshafen einen der vorgedachte Häfen anlaufen, in jedem Falle ihr Gesundheitspatent in dem angele fenen Hafen visiren lassen.
Die Nichtbeobachtung dieser Bestimmungen seitens eines belgischen oder fremden Schiffes hat zur Folge, daß dasselbe einer um mindestens fünf Tage verlängerten Quarantäne unterworfen. wird.
“ orfu.
Die Sanitätsbehörde zu Corfu hat seit dem 9. September 1892
eine fünftägige Quarantäne gegen Provenienzen aus Frankreich,
Italien und TTC1“ angeordnet. g riechenland.
Vom 12./24. August 1892 ab ist allen aus Havre kommenden Dampf⸗ und See elftägige Quarantäne auferlegt, welche im Lazareth von Delos oder dem von Corfu (Gouvino) abzuhalten ist.
8 Rumänien. . Zufolge Beschlusses der General⸗Direction des rumänischen Sanitätsdienstes ist die Einfuhr nachstehend bezeichneter Gegenstände aus Deutschland, Belgien und Oesterreich⸗Ungarn in das Königreich Rumänien bis auf weiteres verboten: „a. Als Handelsartikel eingeführte, gebrauchte, nicht gewaschene Leib⸗ und
b. gebrauchte Kleidungsstücke, Lumpen und Stoffabfälle aller Art, Papierabfälle,
c. rohe Häute, ungewaschene Wolle und Watte,
d. Milch, Butter, Käse und frisches Obst.
Bulgarien.
„Ans der bulgarischen Grenze ist in Zaribrod jetzt eine drei⸗ tägige Quarantäne eingeführt. (Vgl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 216 und 218 vom 13. und 15. September 1892.) Postpackete, welche aus choleraverdächtigen Ländern in Bulgarien eintreffen, werden zurü geschickt.
Dänemark. Dursrch eine sofort in Kraft getretene Bekanntmachung des König lich dänischen Justiz⸗Ministeriums vom 13. September 1892 ist der Eintritt nach Dänemark auf dem Landwege über die Orte Tap Vamdrup, Foldingbro, Obbekjaer, Egebaek und Vedsted bis auf weiteres solchen Personen gestattet worden, welche durch ein höchstens 12 Stun⸗ den vor ihrer Ankunft an der dänischen Grenze ausgestelltes eugniß des betreffenden Gemeindevorstehers oder der Ortsbehörde nachweisen, daß sie sich während der letzten 5 Tage an ein und demselben Ort von Schleswig⸗Holstein in einer Gemeinde aufgehalten haben, di nicht südlicher, als die Linie Flensburg — Tondern 8588 ist, und da in dem Orte choleraähnliche Fälle nicht vorgekommen sind.
Theater und Musik.
Deutsches Theater. Frau Johanna Schwartz, früher Mitglied unserer König lichen Bühne, trat gestern Abend, nachdem sie lange Zeit wege Krankheit ihre künstlerische Thätigkeit hatte aufgeben müssen, in der Rolle der „Iphigenie“ als Gast des Deutschen Theaters auf. S wenig Goethe's Iphigenie mit ihrem zarten Empfindungsleben un ihrem modernen sittlichen Bewußtsein der griechischen Königstochte aus dem fürchterlichen Geschlecht des Tantalus leicht, so wenig trat in dem Spiel der Künstlerin die hoheitsvolle, in herber Jungfräulichkeit gereifte Priesterin Dianens in der rühren⸗ den Leidensgestalt des heimathlosen, verbannten Weibes hervor. Ein schmerzlicher Ausdruck ihres Antlitzes kündete schon bei dem ersten Erscheinen die duldende Seele, die weiche weibliche Hingebung an diese Iphigenie war die echte Verkörperung der Worte, die Arkas in mildem Vorwurf zu ihr spricht: „Noch bedeckt der Gram geheimniß voll dein Innerstes. Vergebens harren wir schon Jahre lang auf ein vertraulich Wort aus deiner Brust. So lang ich di an dieser Stätte kenne, ist dies der Blick, vor dem ich schaudere.“ Sie glich einer Dulderin, in deren Seele ein erhabener und unaus⸗ löschlicher Schmerz wohnt; wenn diese Auffassung auch nicht ganz die Vorstellung von der jungfräulichen, königlichen Priesterin der strengen Diana ausfüllt, so besaß die Priesterin doch so viel weihevolle Größe und trauervolles Leid, daß sie die Herzen der Zuschauer in Wehmuth schmelzen ließ. Ihrem duldenden, leidenschaftslosen Schmerz, der sich bei der Nach⸗ richt von Klytämnestra's Ende in höchster Ergriffenheit kund gab, entsprach die milde verhaltene Freude beim Wiederfinden des geliebten Bruders. Der Wohllaut des Organs der Darstellerin kam der Schönheit und Klarheit der Goethe'schen Sprache vorzüglich zu statten. Beim Anruf der Götter, beim Vortrag des Parzenliedes flossen die Worte gleich klingender Harmonie von den Lippen der Künstlerin. — Die zweite erschütternde .“ des Abends bot Josef Kainz als Orest. Der ersten Wirkung stand seine seltsame, wenig ansprechende Maske im Wege. Die schwarze Melancholie wohnte in seinem Auge, spielte in irrem Lächeln um seinen Mund; die Erinnyen schienen diesem Orest das Lebensmark aufgesogen zu haben, kein Moment gemahnte
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