1892 / 225 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 23 Sep 1892 18:00:01 GMT) scan diff

—y—

üg’ermgeeewere.

—-q.——— 2——————

bbhbeeb

11,·“†–†“*““

8

Am Sonntag gelangt im Königlichen Opernhause „Tann⸗

häuser“ mit den Damen Sucher und Hiedler, den Herren Gudehus, Bulß, Stammer, Krolop, Krasa und Ritter zur Darstellung.

„Die Orientreise“, der neue Schwank in drei Acten von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg, wird als nächste Neuheit des Lessing⸗Theaters vorbereitet. Die erste Auf⸗ führung ist für Donnerstag, 29. September, in Aussicht genommen.

Im Wallner⸗Theater geht morgen die „Braut von Messina“ von Schiller nochmals in der ursprünglichen Besetzung in Scene (Don Cesar Herr Eisfeldt, Beatrice Fräulein Boch).

Für die Wohlthätigkeits⸗Matinee, die am 2. Oktober im Residenz⸗Theater zum Besten der Hamburger Nothleidenden stattfinden soll, haben vorläufig die Herren Director Ludwig Barnay und Friedrich Haase, Frau Agnes Sorma und Frau Rosa Sucher ihre Mitwirkung zugesagt. Weitere Unterhandlungen schweben noch. Morgen geht mit dem „Seligen Toupinel“ zusammen das einactige Lustspiel „Schlittenrecht“ von Burghard von Cramm in Scene.

In der morgigen Vorstellung zum Besten der Hamburger Nothleidenden im Belle⸗Alliance⸗Theater (Neue Deutsche Oper) wird Herr August Junkermann seine so beliebten Recitationen aus Fritz Reuter's Werken mit lebenden Bildern zum Vortrag bringen. Herr Utvardy singt an diesem Abend den Florestan in „Fidelio“. Unter Leitung des Kapellmeisters Robert Erben vom Königlichen Landes⸗Theater in Prag gelangen die „Egmont⸗Ouverture“ und die „Leonoren⸗Ouverture“ zur Aufführung, sodann folgt die Aufführung des Ballets „Pas de Shawls“.

Director Thomas wird sich morgen mit seiner aus 25 Personen bestehenden Gesellschaft auf dem Dampfer „Elbe“ nach New⸗York einschiffen und sein dortiges Gastspiel mit der Posse „Unsere Don Juans“ eröffnen. 8

Für das zum Besten der „Deutschen Frauenabtheilung bei der Weltausstellung in Chicago“ am 10. Oktober in der Sing⸗Akademie stattfindende große Concert, dessen Protectorat Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Carl übernommen hat, haben bis jetzt folgende Künstlerinnen ihre Mitwirkung zugesagt: Frau Flora Scherres⸗Friedenthal (Klaviervirtuosin), die Königliche Hofopern⸗ sängerin Fräulein Hiedler, die Altistin Fräulein Rückward, die Violinvirtuosin Fräulein Schindler und der Kulenkampff’sche Frauenchor.

Den bisherigen Abonnenten der großen Philharmonischen Concerte werden ihre vorjährigen Plätze bis zum Donnerstag, 29. September, Abends 6 Uhr, vorbehalten. Abonnements⸗Erneues⸗ rungen und Anmeldungen werden in der Concert⸗Direction Hermann Wolff, W. „Am Carlsbad“ 19, sowie in der Hof⸗Musikhandlung von Bote u. Bock, Leipzigerstraße 37, entgegengenommen.

Der Herzoglich sachsen⸗coburg⸗gothaische Hof⸗Kapellmeister Faltis feierte am 20. d. M. in Coburg sein 25 jähriges Kapellmeister⸗ Jubiläum, das sich zu einer ununterbrochenen Reihe von Ovationen für den verdienten Künstler gestaltete. Seine Hoheit der Herzog über⸗ mittelte telegraphisch dem Jubilar seine Glückwünsche.

Mannigfaltiges.

Der Königliche Polizei⸗Präsident von Berlin hat unterm 17. d. folgende Verordnung über die Untersuchung von ausländischem Speck und Schinken erlassen: § 1. Speck und Schinken von außerhalb Deutschlands geschlachteten Schweinen dürfen im hiesigen Polizeibezirk erst dann in den Verkehr gebracht oder verarbeitet werden, wenn diese Waaren innerhalb des Deutschen Reiches von einem amtlichen Fleischbeschauer auf Trichinen und Finnen untersucht, trichinen⸗ und finnenfrei befunden und zum Nachweise hierfür deutlich kennbar abge⸗ stempelt oder plombirt worden sind. § 2. Wer Waaren vor⸗ bezeichneter Art empfängt, welche nicht bereits gemäß § 1 untersucht worden sind, hat dieselben binnen 12 Stunden nach der Verzollung, falls solche in Berlin stattfindet, in anderem Falle binnen 24 Stunden nach Empfang bei dem städtischen Fleischschauamt zur Untersuchung

anzumelden. Erft vorschriftsmäßlger Abstempelung ist die freie

Verfügung über die are gemäß § 1 und die Weitersendung der⸗ selben bekethet § 3. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Be⸗ stimmungen werden mit Geldbuße bis 30 ℳ, im Unvermögensfalle mit entsprechender Haft bestraft. § 4. Diese Polizeiverordnung tritt am 1. Oktober 1892 in Kraft.

Das Ausstattungsstück Das Antlitz der Erde“ wird in der Urania heute zum letzten Male über die Bühne des Wissenschaft⸗ lichen Theaters gehen. Am Sonntag tritt an seine Stelle die kürz⸗ lich neu inscenirte „Geschichte der Urwelt“, doch nur für kurze Zeit, da am 12. Oktober zur Columbusfeier das sich nunmehr seiner Voll⸗ endung nähernde neueste Ausstattungsstück „Eine Amerikafahrt 1492 und 1892“ zum ersten Male gegeben werden soll. Am 1. Oktober wird die dazu als Einführung dienende nautische Ausstellung eröffnet.

Kreuznach, 19. September. Von prachtvollem Wetter be⸗ günstigt, erfolgte, der „Köln. Ztg.“ zufolge, gestern auf der Alten⸗ durg, derjenigen Höhe des „Soonwald“ genannten Hunsrücker Waldgebirges, welche der Nahe zunächst liegt, die Grundstein⸗ legung zu einem 20 m hohen Aussichtsthurm. Der Vor⸗ sitzende des Soonwaldelubs, einer Ortsgruppe des Vereins für Mosel, Hochwald und Hunsrück, Herr Voigtländer (Kreuznach), brachte nach Verlesung der in den 624 m über dem Meer gebetteten Grund⸗ stein einzuschließenden Urkunde ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser Wilhelm aus, in welches die sehr zahlreicheng Festtheil⸗ nehmer aus Kreuznach, Sobernheim und Kirn freudig einstimmten. Ein großer Theil von ihnen vereinigte sich hernach zu einem Mittags⸗ mahl in dem dreiviertel Stunden entfernten Lufteurhause „Waldfriede“ bei Seesbach. Bis zum Sommer nächsten Jahres soll der Aussichts⸗ thurm vollendet sein.

Leonberg, 19. September. In Di 1 M. „Allg. Ztg.“ meldet, gestern die Enthüllung einer am Rath⸗ hause angebrachten Gedenktafel statt zur Erinnerung an die An⸗ wesenheit Kaiser Wilhelm’s I. in Ditzingen bei den Kaiser⸗ Manövern vom 21. bis 23. September 1885. Die Gedenktafel zeigt das Reliefbild des Kaisers. Der Ortsgeistliche, Pfarrer Naumann, hielt die Festrede.

Meran. Das K. K. Handels⸗Ministerium hat, wie die „Wiener Ztg.“ berichtet, die K. K. Statthalterei in Innsbruck beauftragt, be⸗ züglich des von der Firma E. Schwarz Söhne in Bozen vorgelegten I“ für eine normalspurige Adhäsionsbahn von Meran nach Landeck mit Abzweigungen nach Münster und Martinsbruck sowie bezüglich der von dem Bauunternehmer Pressel in Kreuznach vorgelegten Projectsbehelfe für eine Eisen⸗

ahn gemischten Systems von Meran nach Landeck die

Tracenrevision einzuleiten. Die Baukosten sind nach dem Project der Firma E. Schwarz Söhne für die 131 km lange Bahnlinie Landeck —- Meran mit 11 024 000 Fl., d. i. 84 150 Fl. per Kilometer, dagegen nach dem Project Pressel für die ungefähr 128 km lange Bahnverbindung mit 10 588 000 Fl., d. i. 82 714 Fl. per Kilometer, veranschlagt.

tzingen fand, wie die 1

Lausanne, 21. September. Auch Zermatt soll, wie die „Gazette de Lausanne“ vernimmt, eine Winterstation werden. Der Gasthof „Monte Rosa“ in Zermatt soll für den Winterbetrieb ein⸗ gerichtet und bis zum 15. Februar offen gehalten werden.

Samarkand. In der Nacht zum 18. September um 1 Uhr 46 Minuten wurde, der „St. Pet. Ztg.“ zufolge, in Samarkand ein ziemlich starkes Erdbeben, verbunden mit einem Getöse, welches 40 Secunden anhielt, beobachtet.

Christiania, 22. September. Gestern Abend sollte eine Krupp'sche Kanone von 43 t Gewicht auf ein Marine⸗ Transportschiff verladen werden. Infolge Zerreißens der Ver⸗

8

tauungen an Bord des Schiffes v ers ank das Geschütz in das an jener Stelle etwa dreißig Fuß tiefe Wasser. Heute sollen Hebungs⸗ versuche gemacht werden. b

New⸗York, 20. September. In dem bei New⸗York gelegenen Bade⸗ und Ausflugsort Rockaway Beach äscherte, wie das „B. R.“ meldet, eine Feuersbrunst mehrere Hotels und im ganzen zwanzig Gebäude ein. Zwei Personen sollen in den Flammen umgekommen sein und drei Frauen schwere Brandwunden erlitten haben. Der Verlust beziffert sich auf über 500 000 Dollars.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen. 8

Lemberg, 23. September. (W. T. B.) Dem amt⸗ lichen Bericht zufolge sind in Galizien seit dem Auf⸗ treten der Cholera bis zum 22. d. M. Abends in Podgorze 4 Personen erkrankt und ebensoviel ge⸗ storben, in Krakau 11 Personen erkrankt, zwei gestorben und eine genesen, und in Molowice 4 Personen erkrankt und 2 gestorben.

Cremona, 23. September. (W. T. B.) Bei einem von den Wählern veranstalteten Bankett, an welchem etwa 150 Personen theilnahmen, hielt der Minister der öffentlichen Arbeiten Genala eine Ansprache etwa folgenden Inhalts: Die Krisis, welche Italien heimsuche, sei eine Wirkung der allgemeinen Krisis, welche in Bezug auf Italien noch durch die Baukrisis, durch die Zustände in Suͤd⸗Amerika und durch Ausgaben ver⸗ schärft werde, die als eine Folge früherer Gesetze das Budget belasteten. Zu derselben Zeit, wo Italien ein Bautenprogramm, das sich auf 4 Millliarden belaufe, aufgestellt habe, sei es genöthigt gewesen, seine Militär⸗ ausgaben zu erhöhen. Dieser Umstand sei gewiß eine schmerzliche Nothwendigkeit gewesen; es wäre aber ein Fehler, zu glauben, daß dies eine Folge der Tripelallianz war. Die allgemeinen Verhältnisse in Europa drängten alle Staaten, selbst

die Schweiz, zu Rüstungen. Die Schweiz, welche Niemand bedrohe,

welche durch ihre natürliche Lage, ihre vertragsmäßig ge⸗ sicherte Neutralität und die allgemeine Zustimmung Europas geschützt sei, rüste ebenfalls und zwar in größerem Maßstabe als Italien. Jedoch müßten die Rüstungen Italiens ebenso wie die öffentlichen Bauten auf das unbedingt Nothwendige in der Weise eingeschränkt werden, daß sie das Vaterland nicht ohne Ver⸗ theidigung oder in einer schlechten Vertheidigungslage ließen. Zur völligen Regelung der Finanzlage sei die Durch⸗ führung organischer Reformen und einer Decentralisation er⸗ forderlich. Der Minister entwickelte sodann seine darauf bezüglichen Anschauungen vom Standpunkte seines Ressorts aus. Die Durchführung der Reformen erfordere Zeit und Muth. Letzterer fehle dem Cabinet nicht, dessen Zusammensetzung eine homogene sei, und welches aus verhältnißmäßig jungen Männern bestehe, die zu arbeiten wünschten. Das Cabinet fürchte den Kampf nicht. Zum Schluß gab der Minister im Namen des Königs den Wünschen der Regierung in Betreff einer Kräfti⸗ gung des wirthschaftlichen Lebens Italiens sowie in Betreff der Förderung der socialen Eintracht Ausdruck. Die Rede wurde von der Versammlung mit einmüthigem Beifall sowie mit Hochrufen auf den König und Genala aufgenommen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

—————-———B— ——————— ———-——V4

p. [8.

n.

vom 23. September, r Morgens.

Wetterbe

8

mperatur

Trauerspiel in

40R.

Wind. V Wetter. V V

4 bedeckt

2 bedeckt O 1 wolkenlos 3 heiter

eeress

21 red. in Millin

Stationen.

6

in ° Celsius

5 C

Bar. auf 0 Gr. [☚ T

u. d. M

Mullaghmore Aberdeen.. openhagen. maesholem 1 still halb bed. St. Petersburg NW 4 wolkenlos Cork, Queens⸗ von 2 towun... SW lRegen 14 Cherbourg. still wolkenlos 12 E1“ 2 Nebel 13 mburg.. 1 bedeckt 15 winemünde heiter¹) 14 Neufahrwasser wolkenlos 14 Memel.. wolkenlos 8

2* wolkenlos 10 ünster...

wolkig 13 Karlsruhe.. l wolkigꝛ) 15 Wiesbaden. stil wolkenl. 32) 12 München.. 1 wolkig“) 16 Chemnitz. stih heiter 12 Berlin.. ,1 halb bed.5) 16 Wien.. stil lhalb bed. 16 Breslau.. stil bedeckt 13 Ile d'Aix. ONO 3 bedeckt 19 Nizza .. 1 still wolkig 17

still wolkenlos 20 1) Dunst im Horizont. ²) Thau. ³) Nachts von Messina.

S90 G.

10 —9⸗

9

—22ö2ͤö2ͤ=z2=2 IOolSU O w bo

8S 00

G

60999 98096 9U 898

q —9ß-;ro0ono

SG

9 8

22ö2ö22 S8SSN

888SA F. 9

—22⸗2 O O. S85 =1”02

starker Thau, ⁴) Nachts Regen. ⁵) Abends, Nachts zügen von Friedrich von Schiller. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag Zum 1. Male: Papa Finder. Posse in 3 Acten von Conrad Jahn.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater.

Zweiter Abend im Offenbach⸗

Gewitter. Sonntag:

Uebersicht der Witterung. Ueber Europa ist der Luftdruck andauernd hoch und leichmäßig vertheilt, daher die Luftbewegung allent⸗ 5 schwach. Eine Devpression ist im Nordwesten

von Schottland erschienen, wo das Barometer stark Sonnabend:

gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 199. Vorstellung. Uriel Acosta. 5 Aufzügen von Carl Gutzkow. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. (Ben Akiba: Herr Vischer, als Gast.) Anfang

Sonntag: Opernhaus. 191. Vorstellung. Tann⸗ häuser und der Sängerkrieg auf der Wart⸗ burg. Romantische Oper in 3 Acten von R. Wagner. Ballet von Emil Graeb. In Secene gesetzt vom

Schauspielhaus. aube Trauerspiel in 5 Aufzügen von Schiller. (Maximilian von Moor: Herr Vischer, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Frieden. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Nachmittags 2 ½ Uhr: Wilhelm Tell. Abends Uhr: Der Hüttenbesitzer. (Nuscha Butze, Agnes Sorma, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl).

Montag: Dorf und Stadt.

stadtluft. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Der Lebemann. Die Tageskasse ist von 9 bis 2 Uhr geöffnet.

Wallner⸗Theater. Sonnabend: Die Braut

schmied. Anfang 7 Uhr. Sonntag: Gastspiel des Sgr.

im Sommergarten.

S Anf . v ; 2 Sucher. Anfang stellung. Die Räuber. des Herrn August Junkermann, Königlich württem⸗ 51,22.eö. .bergischer Hofschauspieler, und des Herrn Utrardy . vom Königlichen Theater in Wiesbaden, sowie des 1 Sonntag 50 ₰.

8 8

Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.

Trauerspiel mit Chören in 5 Auf⸗

forsche Peter. 4) De Sonntag: Kein Hüsung.

efallen ist. In Deutschland ist das Wetter ruhig, Cyelus. 3. Aufführung: Mit neuer Ausstattung: ¶iNi—

jemlich mild, theils heiter, theils neblig; im deutschen Schönröschen. 1 1 8 2 sc von Hector Cremieux und Ernest Blum. Deutsch

von Carl Treumann. Musik von Jacques Offenbach. Alois und Rudolph Ronacher. Sonnabend: Eröffnungs⸗Vorstellung. Jubel⸗

Binnenlande haben vielfach Regenfälle stattgefunden, auf dem Gebiete Bamberg, Berlin und b. Chemnitz mit Gewittererscheinungen. In Skagen, 8 Skudesnäs und Helsingfors wurde Nordlicht

Herr Kapellmeister Federmann. Anf 7 Uh ch S ieselbe Vorstellung

—₰

Deutsche Seewarte. Sonntag: D

Theater⸗Anzeigen.

Für die hiesige Bühne eingerichtet von L. Herrmann. Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Ouverture von C. M. von Weber. Fest⸗Prolog, verfaßt von Jul. Stettenheim, gesprochen vom Ober⸗

Komische Operette in 3 Acten

Regisseur Herrn C. A. Friese.

haus. 190. Vorstellung. Carmen. Oper in 1. Male: Schlittenrecht. Lustspiel in 1 Act von Ballet⸗Autoren der K. u. K.

4 Acten von Georges Bizet. Tert von H. Meilhac Burghard von Cramm. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

und L. Halévy, nach einer Novelle des Prosper Mérimée. Tanz von Emil G In S

Orchesters.

d'Andrade und der Frau Moran⸗Olden. Die Hochzeit des Figaro. Täglich, bei günstigem Wetter: Großes Concert abzuholen.

Anfang an Sonn⸗ und Festtagen Café Ronacher, Grand Restaurant Ronacher, 4 Uhr, an den Wochentagen 5 ½ Uhr. 8

Belle⸗Alliance-Theater. Neue Deutsche Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Oper. Sonnabend: Unter gefälliger Mitwirkung 8815410) Hohenzollern⸗Galerie

Fräulein Alice Farkaäs. Egmont⸗Ouverture,

8 Ouverture. Dirigent: Kapellmeister Robert Erben

Deutsches Theater. Sonnabend: 4. Goethe⸗ vom Deutschen Landes⸗Theater in Prag. Fidelio. Am Beahes. Ansstellemnas rk (Lehrter Bahnhof)

Cyelus. 5. Abend. Egmont. 2. Act, Florestan: Herr Utrardyv. Leonore: Fräulein Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Sonntag: Die beiden Leonoren. Montag: Don Carlos.

Galfy. Ballet⸗Divertissement: Pas de Shawls. Gesang⸗Vorträge. Fräulein Elise Kutscherra, Marie Lamscit, Camila Feahee mhee Fsrta⸗ Zum erli . Sonnabend: Krieg im Schluß: Recitationen von August Junkermann mit Berliner Theater 8 lebenden Bildern. Anfang 7 ½ Uhr. I. Parquet 2,50 ℳ, II. Parquet 2

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

er Sommergarten ist geöffnet.

Theater Unter den Linden.

8 Daphne. Operette in 1 Act von Hans Müller.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten E“ Wrmn ““ Sg. ene Herrn C. A. Friese.

1““ 1XuX“ Per lelig⸗ Tou⸗ 1

8 üe. 1 pinel. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson. Ausstattungs⸗Ballet i Vorspi 5 Bi

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ Deutsch von Gustav von Moser. Vorher: Zum E“

Die Welt in Bild und Tanz.

Preise der Plätze: Logen à 8, 6, 5 ℳ, Orchester

1 r. S bend: Der Waffen⸗ 8. 86 1 . Kroll s Theater. 8 Fauteuille 5 ℳ, Parquet 4, 3 ℳ, Promenaden 3,

2 Vorverkauf an der Tageskasse. Anfang 7 ½ Uhr, Kassen⸗Eröffnung 6 ½ Uhr. Die für heute reservirten Billets sind bis Mittag

Unter den Linden. Behrenstraße. Während des ganzen Tages und auch nach der Vorstellung geöffnet.

9 Vorm. 10 Ab. Lehrter Bahnhof. Gr. histor. Rundgemälde 1640 1890. Kinder die Hälfte.

Qo

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Geöffnet von 12—11 Uhr.

Conecerte.

Concert-Haus. Sonnabend: Karl Meyder⸗ Concert. Quv.: „Der Freischütz“, Weber. „Marxi⸗ milian Robespierre“, Litolff. „Raymond“, Thomas. „Der erste Blumenstrauß“, Walzer von Waldteufel.

Adolph Ernst⸗Theater. Sonnabend: Zum „Le Désir“ für Cello von Servais (Herr Smit). 19. Male: Die wilde Madonna. Gesangs⸗ vbeesneisen von -E.. h. . sposse in 3 Acten von Leon Treptow. Couplets von Potpourri von Schreiner. Anfang 7 Uhr. Lessing-Theater. Sonnabend: Die Groß⸗ G. Görß. Musik von G. Steffens. Mit naen ——J— Costumen und neuen Decorationen aus dem Atelier des Herrn Lütkemeyer in Coburg. In Seene gesetzt von

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Margarete von Schlieben mit Hrn. Prem.⸗Lieut. Fritz von Versen (Rackith —Witten⸗ berg). Frl. Gisela von Versen mit Hrn. Lieut. Curt von Keber (Berlin —Spandau).

W1“

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. 9. (Ber ndau). 8 Sonnabend: Gastspiel des Aug. Junkermanu⸗ Verehelicht: Hr. Riktergutsesitzer Richard E 9 de ehe. ir iex) in New⸗York. 2) Hanne Nüte’s Abschied. 3) De Geboren: Ein Sohn: Hrn. Professor Dr. Det⸗ Wedd. Anfang 7 ½ Uhr. mold (Göttingen). Hrn. Stabsarzt a. D.

mit Frl. Ella Ueberschär (Aslau per Kaisers⸗ waldau).

8 Dr. Lindenau (Gardelegen). Hrn. Prem. Lieut. von Hanstein (Quellendorf).

Gestorben: Hr. Pastor prim. Oskar Knoenagel (Goldberg i. Schles. - Breslau). Verw. Fr. Oberst⸗Lieut. Antonie von Altrock, geb. Becher (Charlottenburg). Fr. Gräfin Charlotte Beissel von Gymnich, geb. Freiin Groß von Trockau (Bonn). Hr. Kammergerichts⸗Referendar Alfred von Dincklage (Bad Rehburg).

Direction:

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Phantastisches Verlag der Expedition (Scholz).

von F. Gaul und J. Haßreiter. Musik von J. Bayer. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Ballet⸗ Hofoper in Wien. Inscenirung durch den Balletmeister Hrn. L. Gundlach. Während der Pause: Promenade⸗Concert des Theater⸗

Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Erste Beilage

Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

No. 225.

Nr. 38 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 21. September hat folgenden Inhalt: Personal⸗Nachricht. Gesundheitsstand. Mittheilungen über Volks⸗ krankheiten, insbesondere Cholera. Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Sterblichkeit in nordamerikanischen Großstädten 1890. Witterung. Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. Thierseuchen in Italien, 3. Januar bis 2. April. Rinderpest und Schafpocken in der Türkei. Veterinärpolizeiliche Maßregeln. (Preuß. Reg.⸗Bez. Posen, Malta.) Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich). Bacteriologische Cholera⸗ untersuchungen. Absperrungsmaßregeln gegen Cholera. Cholera⸗ bekämpfung in Preußen, Württemberg, Baden, Sachsen⸗Weimar, Mecklenburg⸗Strelitz, Oldenburg, Reuß ä. L., Lübeck, Bremen. (Reg.⸗ Bez. Oppen.) Schlammkrankheit. (Italien.) Schweinefleisch⸗Einfuhr. (Großbritannien.) Choleramaßnahmen. (Belgien.) Ent⸗ schädigung für geschlachtete Thiere. (Niederlande.) Choleramaß⸗ nahmen. (Norwegen.) Desgl. Rechtsprechung. (Preuß. Ober⸗ Verwaltungsgericht.) Anwendbarkeit des § 132 Ges. vom 30. Juli 1883 in Impfsachen. Vermischtes (Preußen.) Schlesische Bäder 1891. (Schweiz.) Molkereiweisen. (Norwegen.) Frren⸗ häuser 1890.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Instructionen und Dienstanweisungen einer behörd⸗ lichen Instanz an die andere, welche lediglich den inneren Geschäfts⸗ verkehr, die formale Geschäftsbehandlung, Fassung, Ordnung, Perio⸗ dicität gewisser Correspondenzen, Berichterstattungen oder dergleichen zum Gegenstande haben, fallen, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 2. Juni 1892, nicht unter die Strafbestim⸗ mung des § 131 des Strafgesetzbuchs, betreffend das Verächtlichmachen von obrigkeitlichen Anordnungen durch erdichtete oder entstellte That⸗ sachen. Die Verunglimpfung derartiger behördlicher Erlasse kann nur als Beleidigung der Beamten und Behörden, von denen sie ausgehen, verfolgt werden.

Ein Agenturvertrag, wodurch dem kaufmännischen Agenten das Recht übertragen wird und er die Pflicht übernimmt, dauernd für den Umsatz der Waare seines Committenten in einem mehr oder weniger begrenzten Gebiete zu sorgen, kann, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Civilsenats, vom 2. Juli 1892, vom Committenten nicht willkürlich gekündigt werden, und dem Agenten gebührt wegen ungerechtfertigter Kündigung Schadens⸗ ersatz. Andererseits kann der Agent, selbst wenn der Vertrag auf bestimmte Zeit abgeschlossen und für den Fall der vorzeitigen Auf⸗ lösung eine Vertragsstrafe festgesetzt ist, weder Scha densersatz noch Strafe fordern, wenn infolge ungünstiger geschäft⸗ licher Conjuncturen der Committent das betreffende Geschäft in lohnender Weise nicht weiterbetreiben oder nur unter Erhöhung der Preise weiter produciren bezw. anschaffen kann.

Statistik und Volkswirthschaft. Praktisch⸗socialer Cursus. 1“ In M.⸗Gladbach ist am 20.September unter Betheiligung von ca. 400 Theilnehmern ein katholischer „praktisch⸗socialer Cursus', eine sogenannte „Volksuniversität“, eröffnet worden.

Ergebnisse der Volkszählung von 1890 in Bayern.

In Bahern giebt es gegenwärtig 244 Gemeinden, welche die städtische Eigenschaft besitzen. Diese haben nach der Volkszählung von 1890 zusammen 1 712 650 Einwohner, während ihre Bevölkerung nach der Zählung von 1861 nur 1 086 592 betrug. Das ganze Königreich Bayern hatte nach der Volkszählung von 1890: 5 594 982, im Jahre 1861:4 656 966 Einwohner. Die Städte umfassen gegenwärtig also nahezu den dritten Theil der Gesammtbevölkerung, im Jahre 1861 umfaßten sie nicht ganz den vierten Theil. Die Bevölkerung des Königreichs hat in den 30 Jahren um 20,7 % oder jährlich um 0,7 %, die Bevölkerung der Städte um 57,6 % oder rund jährlich um 2 %, die nichtstädtische Bevölkerung um 8,7 % oder jährlich um 0,3 % zugenommen. (In Preußen hat sich die städtische Bevölkerung seit 1875 nahezu in dem⸗ selben Verhältniß 56,64 % vermehrt.) Die stärkste Zunahme der städtischen Bevölkerung hatten die Städte über 100 000 Einwohner, nämlich 130 %, sodann die Städte zwischen 20 bis 100 000 Einwohner, nämlich 90,8 %. Betrachtet man die vier größten Städte Bayerns mit mehr als 50000 Einwohnern (München jetzt 350594, Nürnberg 142 590, Augsburg 75 629, Würzburg 61 039), sowie die 25 mittleren Städte, welche eine Bevölkerungsziffer von 10 000 bis 50 000 Einwohnern auf⸗ weisen, für sich, so findet man bei der ersteren Kategorie eine Be⸗ völkerungszunahme (seit 1861) von 112,8 %, bei der letzteren eine solche von 66,3 %. Je größer also die Städte, desto stärker die Bevölkerungszunahme. Eine außerordentlich hohe Zunahme weisen (seit 1861) auf Ludwigshafen a. Rh. mit 547,5 %, Kaiserslautern

mit 206 %, Pirmasens mit 196,5 %, Rosenheim mit 143,7 %, München

mit 131,2 %, Nürnberg mit 127,1 %, Fürth mit 125,9 %. Schwandorf mit 104,3 % und Hof mit 103,5 %. Abgenommen hat die Einwohnerzahl von Ingolstadt, Landau i. Pf., Neuburg a. D. und Germersheim, was indeß nur auf der gegenwärtig gegen früher geringeren Anzahl von orts⸗ anwesenden Militärpersonen ht. Eine wirkliche Bevölkerungs⸗ abnahme weisen lediglich die von den Landgemeinden sich wenig unter⸗ scheidenden kleinen und kleinsten Städte auf wie Königshofen mit 23,8 %, Erbendorf mit 20,2 %, Baiersdorf mit 18,8 %, Pressath mit 17,7 %, Kreussen mit 16,2 %, Rothenfels mit 14,6 %, Marktsteft mit 12,3 %, Neustadt a. Kulm mit 12,1 %, Dinkesbühl mit 11,1 %, Bergzabern und Wachenheim mit je 10 %.

8 beiterbewegung. Aus Beuthen Ob.⸗Schl. wird der „Köln. Ztg.“ tele⸗ graphisch gemeldet, daß 125 der Neuen Victoriagrube gestern unter den alten Bedingungen an⸗ gefahren sind. 1 8 3 In Stettin dauert, wie die „Ostsee⸗Ztg.“ berichtet, der Aus⸗ stand unter den dortigen Tischlergesellen noch immer fort. In den Werkstätten arbeiten nur einzelne, meist ältere Gesellen, die sich der Bewegung nicht angeschlossen und mit dem von den Meistern auf⸗ gestellten Tarif einverstanden erklärt haben. Die Meister sind ver⸗ eblich bemüht gewesen, durch Anzeigen in auswärtigen Blättern Gesellen Heranzuziehen, da diese Bemühungen durch die Strikenden hintertrieben werden. Es gelingt ihnen in den meisten Fällen, die zureisenden Gesellen schon auf dem Bahnhof abzufassen und sofort wieder zur Abreise zu veranlassen, oder wenn wirklich einzelne neue Gesellen ein⸗ gestellt werden, verlassen auch diese unter der S“ der Strikenden bald wieder die Werkstätten. Vorgestern Abend hielten die Meister eine Versammlung ab, in der dies ger, a9 der Ge⸗ sellen besprochen und über dagegen zu treffende Maßnahmen berathen wurde. Es wurde beschlossen, die zur Ueberwachung des Ausstandes gebildete Commission zu verstärken und regelmäßig bei den eintreffenden Zügen einige Mitglieder der Commission nach dem Bahnhof zu entsenden,

um die etwa ankommenden Gesellen sofort in Empfang nehmen zu

Berlin, Freitag, den 23. September

können und hierzu erforderlichen Falls den Schutz der Polizei nach⸗ zusuchen. Auch an auswärtige Innungen will man sich wenden und um Zuweisung von Gesellen ersuchen. Die endgültige Gründung eines Arbeitgeberbundes wird in einer zu Anfang nächster Woche ab⸗ zuhaltenden Versammlung stattfinden.

Eine socialdemokratische Parteiconferenz für den ersten württembergischen Reichstags⸗Wahlkreis, die am 18. d. M. in Stutt⸗ gart stattfand, verhängte, wie wir dem Bericht des „Vorwärts' ent⸗ nehmen, über das Neuner'sche Etablissement in Stöckach den Boycott wegen Saalverweigerung. 8

Hier in Berlin fand vorgestern eine von Anarchisten be⸗ rufene Versammlung statt, die nach der „Köln. Ztg.“ auch von einer großen Zahl „unabhängiger“ Socialdemokraten besucht war und in der der Buchdrucker Wilhelm Werner auch das Wort nahm und erklärte, was sich jetzt bei den Stadtverordnetenwahlen ereignete (vergl. die gestrige Nr. 224 d. Bl.) werde nur der Vor⸗ läufer für die kommende Reichstagswahlbewegung sein.

Aus Brüssel meldet ein Wolff'sches Telegramm: Mehrere hundert Bäckergesellen zogen heute, von einer großen Menschen⸗ menge begleitet, zu einer neuerrichteten Genossenschaftsbäckerei, um sie zu plündern. Die zum Schutze der Bäckerei herbeigerufene Polizei mußte von der blanken Waffe Gebrauch machen. Bei dem Hand⸗ gemenge zwischen der Polizei und den Gesellen erlitten zwei Polizeiagenten schwerere Verletzungen. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. Der „Voss. Ztg.“ wird aus Brüssel unter dem 21. d. M. ge⸗ schrieben: Im hennegauschen Orte Roeulx ist gestern unter großem Gepränge ein katholisches Arbeiterhaus eröffnet worden. Einen großen Erfolg verspricht sich die katholische Partei von dem Congresse, den am 25. und 26. d. M. die „demokratische belgische Liga“, eine Vereinigung katholischer Arbeiter und Arbeiterfreunde, in Brüssel abhält.

Aus Lens meldet ein Telegramm des „D. B. H.“ vom heutigen Tage: Trotz des Arbeitermanifestes sind gestern Abend neue Un⸗ 8 ausgebrochen. Französische Arbeiter griffen die Wohnungen der Belgier in Courcelles an. Die Gendarmerie erwies sich als unzureichend und mußte verstärkt werden.

Kunst und Wissenschaft. u

Verein für Geschichte der Mark Brandenburg.

Sitzung vom 14. September 1892. Herr Dr. Girgensohn berichtete über einen Artikel der Revue d'histoire diplomatique (1891), in dem Herr Frédéric Massou in Paris die Briefe des französischen Gesandtschafts⸗Attachés am Berliner Hofe, Ritters de Gaussen im Auszuge veröffentlicht. Herr de Gaussen war ein Gascogner. 1772 wurde er dem französischen Gesandten in Berlin Marquis de Pons attachirt. Ueber zehn Jahre hat er in der preußischen Hauptstadt gelebt. Wiederholt ist er in Vertretung des abwesenden Gesandten Geschäftsträger gewesen. Eine wichtigere Rolle scheint er nur bei den Verhandlungen, die zu dem Frieden von Teschen führten, gespielt zu haben. Friedrich der Große kannte ihn persönlich und sagte ihm gelegentlich eine kleine Schmeichelei, wie in einem Briefe vom 3. April 1783, wo es heißt: „Ihr (eigenes) Verdienst wird nie verloren gehen. Wie ich es während Ihrer Anwesen⸗ heit an meinem Hofe kennen gelernt habe, werde ich es stets in gleicher Weise zu schätzen wissen und werde mich jedesmal freuen, zu hören, daß man Ihnen Gerechtigkeit widerfahren läßt und Ihr Verdienst belohnt.“ 1786 ging de Gaussen wiederum als Attaché des Marquis de Pons nach Stockholm. Er hat es in der Folge verstanden, bei den wechselnden Regierungen in Paris seinen Stock⸗ holmer Posten bis 1793 zu behaupten, wo er auf die Emigrantenliste gesetzt wurde. Zehn Jahre hielt er sich verborgen und ließ sich todt melden. Er starb erst im Jahre 1843 im Alter von 96 Jahren. In seinen Briefen aus Berlin beschreibt de Gaussen die Schlitten⸗ fahrten, Promenaden, Soupers, das Spiel in der Gesellschaft, die Art des Servirens, die Höfe, die Soiréen und andere Vergnügungen, das Leben der auswärtigen Gesandten und ihrer Secretäre, die Revuen und Manöver, die Schauspiele und Redouten in Berlin. Die mit⸗ getheilten Thatsachen, die in einfacher und Vertrauen erweckender Sprache aufgeführt werden, ergeben ein Bild von der Berliner Ge⸗ sellschaft vor hundert Jahren, das nicht besonders anziehend ist. Vieles erscheint dem Franzosen steif und altfränkisch, allgemein die Geld⸗ mittel zu knapp, um ein elegantes Gesellschaftsleben aufkommen zu lassen. Dem König zollt der Franzose uneingeschränkte Bewunderung. Fast übernatürlich scheint ihm seine Thatkraft, seine Energie bei Ueberwindung von Schmerzen und Krankheit, wo der Dienst für den Staat es verlangt. Den Fleiß der Militär⸗ und Civilbeamten er⸗ wähnt er zwar auch, aber nicht gerade lobend, eher tadelnd als ba⸗ nausische Eigenschaft. Jedenfalls kann die Publikation Massou's als willkommene Ergänzung der bereits bekannten Nachrichten über das

Berliner Leben vor hundert Jahren betrachtet werden. 8 Herr Archiv⸗Assistent Dr. Meinecke machte Mittheilungen über ein geplantes Seitenstück zu dem Schill'schen Unternehmen von 1809. Graf Götzen, der Führer der oberschlesischen Brigade, hat den da⸗ mals an ihn herantretenden Plan, die von den Franzosen besetzte Festung Glogau mit preußischen Truppen je nach den Um⸗ ständen ohne Königliche Genehmigung zu überrumpeln, nicht von der Hand gewiesen. Die Ausführung unterblieb wahrscheinlich, weil

das Geheimniß nicht gewahrt wurde. 85 8

Herr Amtsrichter Dr. Holtze besprach die Entstehung der Kurmärkischen Lehnskanzlei und die während der nächsten Jahrzehnte darin thätig gewesenen Beamten. Als selbständige Be⸗ hörde erscheint sie erst seit 1558 unter dem soeben ernannten Kanzler Lampert Distelmeier als Vorsitzendem und dessen Freunde Erasmus Seidel als Lehnssecretär. Die Nachfolger Seidel's, der schon 1562 starb, sind Joachim Schaum bis 1564, Joachim Steinbrecher bis 1598, Nickel von Kötteritsch bis 1612 und Sebastian Striege bis 1649. Ihre Stellung wurde im Laufe der Zeit eine immer einfluß⸗ reichere und selbständigere. Zum theil hing dies damit zusammen, daß es bis in das 17. Jahrhundert hinein dem Lehnssecretär über⸗ lassen blieb, die Räumlichkeiten für die Kanzlei in seiner Wohnung zu beschaffen, sodaß der unmittelbare Verkehr mit seinem Vorgesetzten, dem Kanzler, sehr erschwert war. Unter Steinbrecher befand sich die Lehnskanzlei bis 1581 in der Klosterstraße neben dem Gymnasium, dann aber in seinem Burglehn, Heiligegeiststraße 10, unter seinem Nachfolger in dem in Straße belegenen Hause der Frau

von Bellin, geb. von Lüderitz. 1 Herr 88 Landwehr g8. einige Mittheilungen zur Geschichte des Lützow'schen Freicorps. Zunächst führte er den Nachweis, daß die kürzlich erschienene Geschichte des Lützow'schen Frei⸗ corps von von Jagwitz werthlos sei, da sie in den wichtigsten artien aus Schluͤsser's bekanntem Werke und K. v. L.s Adolf von Lützow's Freicorps in den Jahren 1813 und 1814 seitenweise ohne Quellenangabe abdruckt. So wird über den Ueberfall bei Kitzen, die Operationen im Mecklenburgischen und Holsteinschen, die Belagerung von Jülich gar nichts Neues geboten. Anknüpfend an das völlig un⸗ zulängliche Verzeichniß der Lützower bei Jagwitz wurden einige Mit⸗ theilungen über Lützower gegeben und hierbei noch ausgeführt, daß der Verfasser der 1863 erschienenen Broschüre über den Ueberfall bei Kitzen der Domänen⸗Rath Gesner war. In gleicher Weise erwies sich die Darstellung der Vorgänge in Rogau, wie sie Jagwitz gegeben hat, als unhistorisch. Den wahren Sachverhalt hat ein früherer

Lützower, Pastor Hoffbauer, erzählt.

1892.

Der Verein für deutsches Kunst gewerbe wird am Mittwoch, den 28. September, im Architektenhause seine erste Sitzung nach den Ferien abhalten. Die Commission, welche s. Z. zur Be⸗ rathung der Ausstellungsfrage eingesetzt worden ist, wird durch ihren Vorsitzenden Herrn L. P. Mitterdorfer über ihre Thätigkeit be⸗ richten. Außerdem werden neu erschienene kunstgewerbliche Werke und Vorlagen aus verschiedenen Gebieten des Kunstgewerbes aus⸗ gestellt sein. 8 8

Ueber Funde aus vorgeschichtlicher Zeit wesd der „Mgdb. Ztg.“ aus Haynau in Schlesien unter dem 18. d. M. be⸗ richtet: Ueberaus werthvolle, für die anthropologische Wissenschaft höchst bedeutsame Funde wurden in der Nähe unserer Stadt und in der nächsten Umgebung gemacht. Hier ist nämlich ein mächtiges Gräberfeld entdeckt worden, das sich bis nach Göll⸗ schau hinzieht. Die angestellten Ausgrabungen, die gegen⸗ wärtig wegen dringlicher Kiesgewinnungs⸗Arbeiten eingestellt werden müssen, haben ganz außerordentliche Ergebnisse gehabt. Der Begräbnißplatz, der viele Gräber enthält, umfaßt eine Fläche von 30 Morgen. Die auf dem einen Theil des Platzes, dem nördlichen, aufgefundenen Gefäße und Metallstücke weisen darauf hin, daß dieser einer früheren Zeit angehört als der andere Theil des Gräber⸗ feldes; denn während man auf dem ersteren in der Mehr⸗ zahl Geräthe, Schmuck⸗ und Waffenstücke aus Eisen vorgefunden hat, bemalte Gefäße aber gänzlich fehlten, grub man auf letzterem fast nur Bronzestücke und Urnen in verschiedenster Gestalt und Ver⸗ zierung aus. Von den gemachten Funden seien erwähnt: 12 feine röhrenförmige Dhee Nendirrelen mehrere Ringe und Nadeln, ein Thonring (dieser dürfte ein Theil eines Halsschmuckes sein) und eine einen halben Meter lange Lanzenspitze, die, etwa 120 m von den Grabstätten entfernt, von einem Arbeiter aufgestöbert wurde.

Bei Baggerungen im Altrhein kurz unterhalb der alten Neckarmündung bei Mannheim wurde am 15. August aus einer Tiefe von etwa 1 m aus dem Kies ein Helm aus Bronze zu Tage gefördert. Die „Karlsr. Ztg.“ giebt von dem Funde nach⸗ stehende Beschreibung: Die glatte Helmkappe umzieht am unteren Rand ein eingravirtes Zierband von punktirten Dreiecken und Zickzack⸗ streifen; sie wird darunter begrenzt von einem schnurartig gewundenen Wulst, der sich nach hinten zu einem kurzen Nackenschild verbreitert. Der Helm ist, abgesehen von einem kleinen Riß in der Kappe, nicht nur vollständig erhalten, sondern auch, dank seiner Lagerung im Schlamm, durchaus blank. Form und Verzierung weisen auf vor⸗ römische Zeit, vielleicht das zweite oder dritte Jahrhundert v. Chr., also wohl auf gallischen Ursprung. Das seltene Stück befindet sich jetzt in der 1eegee Staats⸗Alterthümersammlung zu Karlsruhe.

Die von dem Director des Museums. von Alexandrien, Botti, geleiteten Ausgrabungen zwischen Chatbi und Ibrahimieh in Egypten haben, wie man der „Köln. Ztg.“ schreibt, zur Ent⸗ deckung einer heidnischen Nekropole aus dem ersten und zweiten Jahrhundert n. Chr. geführt. Diese Todtenstadt liegt gegenwärtig in einer Tiefe von 14 m; sie ist in weichen Kalkstein ein⸗ gegraben und umfaßt viele zimmerartige Räume und Durchgänge, zu denen man mittels einer gleichfalls in den Felsen eingehauenen Treppe gelangt. In den Räumen liegen die Körper ausgestreckt und in den Ecken stehen große, auss gebranntem Thon gefertigte Gefäße, welche Knochenreste enthalten. Dieser Umstand scheint darauf hin⸗ zuweisen, daß man, um Raum für die später Verstorbenen zu schaffen, die vorhandenen, aus früheren Zeiten stammenden Gebeine in den erwähnten Gefäßen sammelte. Letztere, mit Namen versehen, sind zwar unverletzt, aber sehr einfach und ohne interessante Ver⸗ zierungen.

Land⸗ und Forstwirthschaft

X“ Ernte⸗Ausfall. v“

Im Regierungsbezirk Königsberg haben die Wintersaaten sowie die Blattfrüchte im allgemeinen eine recht gute Mittelernte er⸗ geben. Das Gesammtresultat der Klee⸗ und Heuernte muß ebenfalls als ein recht befriedigendes bezeichnet werden. Nur in dem Kreise Labiau ist infolge der übermäßigen Niederschläge im Monat Juli und des hierdurch entstandenen Sommerhochwassers das Heu der meisten einschnittigen Wiesen, welches noch draußen lag, in den niedrig ge⸗ legenen Landstrichen auf ein Minimum reducirt. Der Ernteertrag der Kartoffeln wird voraussichtlich ein zufriedenstellender werden.

Nonnenraupe.

In den Forsten des Regierungsbezirks Königsberg hat die Nonnenraupe an Verbreitung gewonnen. In mehreren Revieren im südlichen Theile des Bezirks ist gegen sie mit der Anlegung von Leimringen vorgegangen worden. In der zweiten Hälfte des Juli kurz vor der Verpuppung sind in verschiedenen Oertlichkeiten Krank⸗ heitserscheinungen an den Nonnenraupen beobachtet worden, sodaß zu hoffen steht, das Insect werde infolge klimatischer Einwirkungen oder der Verbreitung des Nonnenbacillus und der nonnenfeindlichen Insecten allmählich zu Grunde gehen. ““

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 22. d. M. gestellt 10 370, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. 1 In Oberschlesien sind am 21. d. M. gestellt 3648, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 26. September im „Berliner Hof“ statt.

Frankfurt a. M., 21. September. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) Weizen verkehrte weiter in angenehmer Haltung. Kauflust für hiesige Landwaare und russische Sorten reger; Preise stramm, New⸗Yorker Curse dominiren; ab Umgegend 16 ¾ 17 ℳ, frei Bahn hier 17 ¼ ℳ; exotische Sorten 17 —18 ¾ ℳ% In Roggen fand die wiederholt betonte gesunde Lage in der Preis⸗ bewegung prägnanten Ausdruck: à 15,60 detailirt. Gerste nicht mehr in dem Umfange lustlos, wie bisher, die Notiz bleibt 16 —18 je nach Qualität und Her⸗ kunft. Hafer höher gehalten und fester, 14 ¼ - 15 ¼ Raps unwesentliches Geschäft, 24 ½ Mais Umsätze klein; Mired zu schätzen 13 ℳ, La Plata 12 ½ ¾ % Roggenkleie 10 ½ 11 und Weizenkleie ca. 9 im Werthe kaum ver⸗ ändert. Spelzenspreu steigend; per Centner 1,50 gehandelt. Torfstreu (Ersatz für Roggenstroh): Umsätze lebhaft, besonders rege wurde effective Waare für prompte und spätere Lieferung gefragt; Locopreis notirt 1,10 1 ¼ per Centner. Malzkeime: fort⸗ dauernd knapp offerirt, 10 ½ ¼ ℳ; Münchener Börse dominirt. Heu: zahlreiche Ankünfte und verstärktes Angebot, Preise rückgängig per entner 4 ½ Aepfel (Kelterobst) bei an⸗ dauernd den Bedarf überschreitenden Zufuhren stark schwankend; etwa 9 ℳ, exquisite Sorten viel darüber. Mehlmarkt: Weder in Tendenz noch in den Preisen verändert. In Roggenmehl bestand etwas Frage für Export, was der Preishaltung insofern zu gute kam, als die äußerst geringe Kauflust der Bäckereien keine Abschwächung zur Folge hatte. Hiesiges Weizenmehl Nr. 0 29 30 ℳ,

Nr. 1 26 ½ 27 ½ Nr. 2 25 ½ 26 ½ ℳ, Nr. 3 23 24 ½ ℳ,