1892 / 226 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 24 Sep 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Den städtischen Behörden von Potsdam ist nachstehendes Allerhöchste Dankschreiben zugegangen:

Dem Magistrat und den Stadtverordneten danke Ich zugleich im Namen Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, Meiner Gemahlin, aufs wärmste für die freundlichen Glückwünsche, welche dieselben Uns aus Anlaß der Geburt einer Prinzessin⸗Tochter in der Adresse vom 13. d. M. gewidmet haben. Möge Gottes Gnade, die Unser Familienglück in der Residenz Potsdam so reich gesegnet hat, auch über der treuen Stadt und ihrer Bürgerschaft allezeit walten.

Wilhelm. Marmor⸗Palais, den 19. September 1892.

Heinrich und Joachim Albrecht von Preußen sind gestern Abend nach Schloß Hummelshain abgereist.

Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzer

Der General⸗Lieutenant Steinhausen, Ch graphischen Abtheilung der Landesaufnahme, ist hierher zurück⸗ gekehrt.

Der Königliche Gesandte in Stuttgart, Wirkliche Geheime Rath Freiherr von Saurma⸗ZJeltzsch hat einen ihm Aller⸗ höchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Ab⸗ wesenheit fungirt der Legations⸗Secretär Freiherr von Rom⸗ berg als Geschäftsträger.

Der chilenische Gesandte Don Gonzalo Buüͤlnes ist

nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandt⸗

schaft wieder übernommen.

8

Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt vom 23. bis 24. September, Mittags, gemeldete Cholera⸗Erkrankungs⸗ und Todesfälle:

1 N.

erkrankt 99 gestorben 1 erkrankt erkrankt erkrankt gestorben 8

0 —¼

50 —- e

Hamburg.

Altona. Berlin.

nburg⸗ Boizenburg.

Schwerin. V Vereinzelte Fälle: Regierungsbezirk Schleswig: in 1 Orte des Kreises Stormarn 2 Erkrankungen. Regierungsbezirk Lüneburg: in 1 Orte des Kreises Harburg, Land, 1 Erkrankung, 1 Todesfall. 8 Regierungsbezirk Stade: in 4 Orten der Kreise Jork und Kehdingen insgesammt 2 Erkrankungen, 3 Todesfälle. Regierungsbezirk Stettin: in der Stadt Stettin und 2 Orten der Kreise Ueckermünde und Greifenberg ins⸗ gesammt 1 Erkrankung, 3 Todesfälle. Riegierungsbezirk Frankfurt a. O.: Landsberg a. W. 1 Todesfall.

in der Stadt

Mecklenburg⸗Schwerin.

Schwerin, 23. September. Seine Königliche Hoheit der Großherzog traf, wie die „Meckl. Nachr.“ melden, gestern Abend in Begleitung Seiner Hoheit des Herzogs Johann Albrecht hier wieder ein. Ihre Kaiserliche Hoheit die Großherzogin kehrte heute Mittag von Homburg nach Schwerin zurück.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Coburg, 23. September. Ihre Hoheit die Herzogin ist, nach der „Cob. Ztg.“, in der letztverflossenen Nacht von hier abgereist, um sich zu Seiner Hoheit dem Herzog nach Schloß Hinterriß in Tirol zu begeben.

Schwarzburg⸗Rudolstadt.

Schwarzburg, 23. September. In dem Befinden Ihrer Durchlaucht der Fuͤrstin ist eine erfreuliche Besserung ein⸗ getreten.

Oesterreich⸗Ungarn.

Gestern Nachmittag hat sich der ungarische Minister⸗ rath mit der endgültigen Feststellung des Budgetvor⸗ anschlags für 1893 beschäftigt. Wie die „Ungarische Corre⸗ spondenz“ meldet, werde das nächstjährige Budget sich noch günstiger gestalten, als das diesjährige; wenn der präliminirte Ueberschuß auch nicht bedeutend größer sein werde, als im vorigen Jahre, so sei das einzig und allein der außerordentlichen Rigorosität zuzuschreiben, die der Finanz⸗Minister Dr. Wekerle bei der Feststellung des Budgets von jeher bekundet habe. Obgleich die Schlußrechnungen pro 1891 mit einem Ueberschuß von mehr als 38 Millionen Geld abschlössen und nach den bisherigen Ergebnissen der drei ersten Quartale auch für das laufende Jahr ein fast gleich günstiges Resultat zu erwarten sei, habe der Finanz⸗Mnnister dennoch alle mißlichen Eventualitäten im Auge bea und die Höhe der Ausgaben in einer Weise reducirt, daß das Budget unter allen Umständen mit einer activen Bilanz ab⸗ schließe. In dem Budget pro 1893 würden sowohl die ordentlichen wie die außerordentlichen Ausgaben eingestellt, und obwohl das Mehrerforderniß der Kriegsverwaltung dies⸗ mal ein bedeutend größeres sei als im vorigen Jahre und ob⸗ wohl der Finanz⸗Minister mit Bezug auf gewisse außerordent⸗ liche Ausgaben die durch ältere Gesetze gewährleistete Voll⸗ macht, sie im Wege außerordentlicher Anlehen zu decken, nicht in Anspruch nehme, fänden dennoch sowohl die ordentlichen wie die außerordentlichen Ausgaben im Rahmen des Budgets ihre Deckung.

Chef der topo⸗

In der gestrigen Sitzung des böhmischen Landtags erklärte der Statthalter Graf Thun auf eine Interpellation wegen der in Stecken zwischen Deutschen und Czechen vor⸗ gekommenen Schlägereien, es habe kein Grund dazu vorgelegen, den Ausflug eines czechischen Vereins nach Stecken zu verbieten. Es unterliege keinem Zweifel, daß die Deutschen, die von der Anwesenheit der Czechen in Stecken Kenntniß er⸗ halten hatten, in demonstrativer Absicht dorthin gekommen seien. Der Statthalter sprach die Hoffnung aus, daß es ge⸗ lingen werde, die Schuldigen zur Strafe zu ziehen, und wünschte, daß derartige unliebsame Zwischenfälle sich in Zukunft nicht wiederholen möchten und der nationale Frieden ungestört bleibe. In Beantwortung einer Interpellation des Abg. Trojan wegen der Reichenberger Vorgänge erklärte der Statthalter, die Erhebungen über die Vorgänge seien noch nicht abge⸗ schlossen, jedoch stehe fest, daß einige Angaben der Inter⸗ pellation den Thatsachen nicht entsprächen. Hierauf wurde der Antrag auf Verstaatlichung der böhmischen Westbahn in zweiter Lesung angenommen, ebenso der Antrag der Commission, betreffend die Einführung von Landes⸗ Verbrauchsauflagen. 1 Der Club der Altcezechen hat dem jungczechischen Club in Bezug auf die gestern mitgetheilten Anträge der Jungczechen mitgetheilt, daß er beschlossen habe, die Ueber⸗ reichung einer Adresse an die Krone als zur Zeit inopportun zu vertagen. Er empfehle eine besondere Gesetzesvorlage zur Lösung der nationalen Fragen und nehme die Einladung zu einem gemeinsamen Vertrauensmännertage der czechischen Ab⸗ geordneten Böhmens, Mährens und Schlesiens an.

Großbritannien und Irland.

Der Minister des Auswärtigen Earl of Rosebery empfing gestern Nachmittag eine Abordnung der eng⸗ lischen Missionsgesellschaft, welche die Bitte aus⸗ sprach, die englische Regierung möge nach der zu Ende des Jahres bevorstehenden Räumung Ugandas seitens der Britisch⸗ostafrikanischen Gesellschaft ihren Einfluß in Uganda aufrecht zu erhalten suchen. Earl Rosebery versprach dem „W. T. B.“ zufolge, den Wunsch der Missionsgesellschaft im Cabinet zur Sprache bringen zu wollen, erklärte jedoch, daß er nicht geneigt sei, England in ein Unternehmen zu ver⸗ wickeln, dessen Ende nicht leicht abzusehen sei.

Wie der Londoner Berichterstatter des conservativen „Man⸗ chester Courier“ mitzutheilen weiß, beabsichtige Sir John Gorst der Vertreter Großbritanniens auf der von Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm s. Zt. nach Berlin berufenen Conferenz über die Arbeiterfrage —, möglichst viele Gesinnungsgenossen um sich zu schaaren und im Parlamentzu beantragen, daß der socialen Frage der Vorrang vor der Home Rule⸗Vorlage eingeräumt werde. Fünfzig conservative und liberal⸗unionistische Ab⸗ geordnete hätten ihm bereits ihre Unterstützung zugesagt, und es seien zwölf verschiedene sociale Bills schon in Vorbereitung.

Der Minister des Innern hat laut Meldung des „H. T. B.“ aus London den irischen politischen Ge⸗ fangenen die Erlaubniß ertheilt, im Gefängniß ihre Freunde empfangen zu dürfen.

Die, wie schon gemeldet, zur Zeit in Newport ver⸗ sammelten britischen Handelskammern haben im Fort⸗ gang ihrer Berathungen u. a. einen Antrag angenommen, der wegen der Entwerthung des Silbers in Indien die Einführung der Goldwährung empfiehlt. Auch die Einführung eines Reichs⸗Pennyportos sowie eine Resolution, wonach für eine Telegrammadresse, wenn sie sechs Worte nicht überschreite, von der Telegraphenverwaltung keine Gebühr mehr berechnet werden sollte, fanden Annahme.

Frankreich.

In einer gestern in Rouen abgehaltenen und zahlreich besuchten Versammlung von Industriellen und Land⸗ wirthen, der auch mehrere Senatoren und Deputirte bei⸗ wohnten, ist, dem „W. T. B.“ zufolge, beschlossen worden, gegen den Entwurf eines Handelsübereinkommens zwischen Frankreich und der Schweiz sowie gegen jede Herabsetzung des Minimaltarifs Protest einzu⸗ legen.

Wie sich die Katholiken der Republik gegenüber zu verhalten gedenken, darüber giebt eine Aeußerung des Abbé Garnier in einer gestern in Roubaix abgehaltenen katho⸗ lischen Festversammlung Aufschluß, die dem „H. T. B.“ zu⸗ folge folgendermaßen lautete: „Wir nehmen die Republik an auf den Befehl des Papstes Leo XIII.; wir besteigen den Zug, aber um ihn zu leiten, wir treten in das Haus, aber um es zu reinigen, und wir werden es reinigen.“ Außerdem kündigte der Abbé Garnier eine allgemeine Petition der Katholiken Frankreichs gegen die Schulgesetze an.

Unter den aus Anlaß des Nationalfestes von dem Präsidenten der Republik Begnadigten befinden sich nach der „Fr. C.“ auch der wegen der Vorgänge vom 1. Mai in Fourmies von den Geschworenen des Nord zu sechsjähriger Zwangsarbeit verurtheilte Agitator Culine und der ehemalige Maire von Toulon Fouroux, der wegen einer unsauberen Sache vom Schwurgericht des Var zu einer fünf⸗ jährigen Gefängnißhaft verurtheilt worden war. Der Rest der Strafe wurde den beiden Verurtheilten nur unter der Be⸗ dingung nachgesehen, daß sie sich nicht eines neuen Vergehens schuldig machen. Der „Intransigeant“, unter dessen Auspicien eine Liga für eine allgemeine Amnestie wirkte, die unausgesetzt diese Maßregel für die „Opfer Constans“ verlangte, äußert sich sehr ungehalten über die Begnadigung des Agitators, weil diese zugleich mit derjenigen Fouroux’ erfolgt sei.

Der Münchener „Allg. Ztg.“ wird geschrieben: Der Ge⸗ meinderath der vor den Thoren von Paris gelegenen Fabrik⸗ stadt Saint Quen ist aus der letzten Wahl rein socialistisch hervorgegangen und macht nun allerlei Vorstöße in radikalster Richtung. Er hat eine „Civil⸗Taufe“ verfügt, hat die städtischen Einkünfte zu einer „ge⸗ rechten socialdemokratischen Vertheilung“ gebracht und hatte auch einen Congreß aller socialdemokratischen Communal⸗ räthe in seine Stadt einberufen. Der Congreß hat bereits stattgefunden (siehe Nr. 215 und 217 des „R.⸗ u. St.⸗A.“) und in seinen Sitzungen, an denen 84 communistische Com⸗ munen theilnahmen, folgende Beschlüsse gefaßt: Alle Arbeits⸗ unfähigen und Arbeitslosen sind von den Communen zu unterhalten; um die Mittel hierzu flüssig zu machen, wird das Kapital entsprechend besteuert; die städtischen Gefälle werden abgeschafft, für die entstehenden Deficite in den Stadtkassen kommt gleichfalls das Kapital auf: ärztliche Hilfe und Heilmittel jeder Art werden kostenfrei geleistet; die großen Gehalte, nicht nur die der städtischen Verwaltungen, sondern

die Arbeiten für

abgeschafft werden

auch die des Staats, werden abgeschafft; auch die stehenden Heere und die Polizei.

Rußland und Polen. In St. Petersburg ist am Montag Abend der Me⸗ tropolit Isidor gestorben. Die griechisch⸗orthodoxe Kirche hat, wie die „St. Pet. Ztg.“ schreibt, in der Person des Heim⸗ gegangenen einen großen Verlust erlitten. Seine Thätigkeit war mit allen bemerkenswerthen Ereignissen in der Geschichte der russischen Kirche des letzten halben Jahrhunderts eng ver⸗ knüpft und ihm verdankt sie nicht wenig Verbesserungen und Reformen innerhalb des kirchlichen Ressorts. Unter seiner Leitung und Dank seiner unmittelbaren Theilnahme wurde das Bildungsniveau der Geistlichkeit bedeutend gehoben, die alten „Burssy“ verschwanden, die geistlichen Seminare und Akademien wurden zu neuer Thätigkeit berufen und reformirt, in den Eparchien entstanden zahlreiche weibliche Eparchial⸗ schulen, die materielle Lage der Geistlichkeit besserte sich zu⸗ sehends, ein energischer Kampf wurde gegen den „Rasskol“ und die Stundisten eröffnet ꝛc. Der Verstorbene hat das hohe Alter von beinahe 93 Jahren erreicht. Zum Metropoliten ernannte ihn Kaiser Alexander II. an seinem Krönungstage, und im nächsten Jahre trat er seinen Posten in Kiew an, wo er bis 1860 thätig war, um sodann als Metropolit von Now⸗ gorod, St. Petersburg und Finland nach St. Petersburg uͤberzusiedeln. 8 Itealien. Nachdem nunmehr sämmtliche Minister einschließlich des Minister⸗Präsidenten Giolitti nach Rom zurückgekehrt sind, wird dem „W. T B.“ zufolge in einem am Sonntag statt⸗ findenden Ministerrath über die Auflösung der Kammer und den Zeitpunkt der Neuwahlen Beschluß gefaßt sowie das Budget festgestellt werden. Zur energischen Bekämpfung des Brigantenwesens

in Sicilien sind, dem „H. T. B.“ zufolge, weitere acht

Compagnien Infanterie abgesandt worden.

MNiiedderlande Die Königin⸗Negentin hatte den für den 7. d. M. geplanten Besuch in Haarlem auf Vorstellung des Obersten Sanitäts⸗Raths des Landes verschoben. Gestern brachte sie ihn nun in Begleitung der Königin Wilhelmine zur Aus⸗ führung. Die Majestäten wurden auf der Reise und bei ihrer Ankunft in Haarlem von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt. 8 Türkei.

Der Sultan hat am 19. d. M. den neu ernannten italienischen Botschafter Grafen Collobiano in ffeierlicher Antrittsaudienz empfangen.

Die russische Botschaft in Constantinopel hat, wie dem T. B.“ gemeldet wird, den armenischen Patriarchen davon benachrichtigt, daß der Wahl zum Katholikos von

Msgr. Khoran Aschikian Kaiser von Rußland dessen Etschmiadzin genehmigt habe.

Griechenland.

Wie man der „Pol. Corr.“ aus Athen schreibt, nehmen den Durchstich des Isthmus von Korinth in letzter Zeit einen sehr raschen Fortgang, sodaß die Uebergabe des Kanals für den Schiffahrtsverkehr voraus⸗ sichtlich schon im nächsten Jahre wird stattfinden können. Die Einweihung ist für den 5. Mai 1893, den Namensfesttag des Königs, geplant. Die Durchfahrt für Dampfer soll in dem Kanal nur 20 Minuten dauern.

Schweden und Norwegen.

In einer gestern in Stockholm abgehaltenen Sitzung des

Staatsraths wurde die Einberufung des Reichstags zu einer außerordentlichen Tagung auf den 17. Oktober d. J. beschlossen. Den Hauptgegenstand der Berathung wird, wie „W. T. B.“ vernimmt, die Vorlage betreffs der Armeefrage bilden.

Nach dem von der Medizinal⸗Verwaltung dem König er⸗ statteten Bericht über die Besichtigungen der Dienst⸗ pflichtigen erschienen von den in diesem Jahre Gestellungs⸗ pflichtigen 32 887 Mann zur Musterung, während 5372 Mann aus verschiedenen Gründen ausblieben. Es wurden 26 214 Mann oder 79,71 Proc. für diensttauglich und 6673 Mann oder 20,29 Proc. für dienstuntauglich erklärt. Die Cassations⸗ ursachen waren: 16,35 Proc. theilweise Mißbildungen, 15,35 Proc. Kleinheit und Schwachheit, 7,64 Proc. Augen⸗ fehler, 6,17 Proc. Brüche, 6,13 Proc. Taubheit u. s. w. Von den älteren Gestellungspflichtigen, im ganzen 12 381 Mann, erschienen nur 2888 Mann zu den Musterungen.

Dänemark. er Kronprinz und die Kronprinze von hweden und Norwegen sind, dem „H. T. B.“ zufolg onnerstag zum Besuch des Königlichen Hofes a iff eingetroffen. Amerika. ““ Aus Buenos⸗Aires wird dem „R. B.“ berichtet, daß im Laufe des gestrigen Tages zahlreiche weitere Verhaf⸗ tungen stattgefunden haben. Die Regierung beobachte über die Verschwörung unter den Truppen vollständiges Still⸗ schweigen; man erwarte jedoch strenge Maßregeln.

““

einem Telegramm der „Times“ aus Shanghai vom 23. d. M. hat die Hinrichtung eines unschuldigen Mannes, der mit Unrecht als Führer der Meuterei galt, welche im vergangenen Jahre in Tekhna stattfand, neuerlich eine ernste Erhebung in der Provinz Fukian zur Folge gehabt

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der Reichstags⸗Ersatzwahl im 5. Liegnitzer Wahl kreise (Löwenberg⸗Hirschberg) ist, wie „W. T. B.“ meldet, der Landrath von Holleufer (conservativ) mit 4932 Stimmen gewählt worden. Ehlers (freisinnig) erhielt 3596, von Bogus⸗ lawski (nationalliberal) 433 und Keller (socialistisch) 100

en XXX“

lag n Doctordissertation. Ich habe das für einen

Kunst und Wissenschaft. Ein Lebensabriß Arthur Schopenhauer's, von diesem selbst im Jahre 1851 verfaßt, ist jetzt zum ersten Mal im „Central⸗ blatt für Bibliotheksw.“ aus dem Nachlaß des am 12. Juni in Halle verstorbenen Professors der Philosophie Joh. Ed. Erdmann erschienen. Dieser hatte sich von zeitgenössischen Philosophen biographische An⸗ aben für seine „Geschichte der neueren Philosophie“ erbeten. Die ntwort Schopenhauer'’s lautete nach der „Frankf. Ztg.“ wie folgt:

„Geehrter Herr Professor! Da der Zweck, zu welchem Sie die in

Ihrem werthen Schreiben von mir begehrten Mittheilungen ver⸗ wenden wollen, mir nothwendigerweise willkommen seyn muß, so legt mir dieses eine Art Billigkeitsverpflichtung auf, Ihrem Wunsche zu entsprechen; so wenig ich auch die Neigung des Publikums, von der Sache zur Person überzugehen, billigen kann und so sehr ich selbst

allezeit meine Person aus dem Spiele gelassen habe. Dem also gemäß liefere ich Ihnen hier einige biographische Grundzüge, wie ich mir denke, daß solche Ihrer Absicht ungefähr angemessen seyn werden. Ich

in d. 22. Febr. 1788 in Danzig geboren, wo mein Vater einer der

angesehensten Kaufleute der Stadt war, meine Mutter aber, die später

urch ihre Schriften berühmt gewordene Johanna S. Das vangelium infantiae, als welches uns nach Frankreich und Eng⸗ and führen würde, übergehend, berichte ich, daß ich 1809 die Uni⸗ ersität Göttingen bezogen habe, wo ich Naturwissenschaften und Ge⸗

schichte hörte, als ich im zweiten Semester, durch die Vorträge des

G. E. Schulze, Aenesidemus¹), zur Philosophie aufgeweckt wurde. Dieser gab mir darauf den weisen Rath, meinen Privatfleiß fürs Erste aus⸗ chließlich dem Plato und Kanten zuzuwenden u., bis ich diese bewältigt aben würde, keine andern anzusehn, namentlich nicht den Aristoteles der den Spinoza. Bei der Befolgung dieses Rathes habe ich mich ehr wohlbefunden. 1811 siedelte ich nach Berlin über, in der Er⸗ vartung, einen ächten Philosophen und großen Geist in Fichten kennen zu lernen: Diese Verehrung a priori verwandelte sich aber bald in

Geringschätzung und Spott: doch machte ich seinen Cursus durch.

1813 bereitete ich mich zur Promotion in Berlin vor, wurde aber durch den Krieg verdrängt, befand mich im Herbst in Thüringen, konnte nicht zurück und sah mich genöthigt, mit meiner Abhandlung ber den Satz vom Grunde ²) in Jena zu promoviren. Darauf rachte ich den Winter in Weimar zu, wo ich Göthe's nähern Um⸗ ang genoß, der so vertraut wurde, wie es ein Altersunterschied von 9 Jahren irgend zuließ, u. wohlthätig auf mich gewirkt hat. Zu⸗ leich führte, unaufgefordert, der Orientalist Friedrich Majer mich in 8 Indische Alterthum ein, welches von wesentlichem Einfluß auf ich gewesen ist. Von 1814 bis 1818 habe ich in Dresden privatisirt, ie Bibliothek und Kunstsammlung zu vielseitigen Studien benutzend in der schönen Umgebung meinen Gedanken nachhängend. Als e Episode meines damaligen Strebens erschien 1816 meine Ab⸗ andlung über das Sehn und die Farben 2). Während dieses vier⸗ ährigen Aufenthalts in Dresden ist es gewesen, daß in meinem Kopfe, ewissermaßen ohne mein Zuthun, mein philosophisches System, rahlenweise wie ein Krystall zu einem Centro convergirend, zu⸗ ammenschoß, so wie ich es sofort im ersten Bande meines Haupt⸗ verkes*) niedergelegt habe. Mich haben nicht die Bücher, sondern ie Welt hat mich befruchtet. Sobald ich das M. S. dem Verleger bergeben hatte, reiste ich im Herbst 1818 nach Rom u. Neapel. Zurückgekehrt habilitirte ich mich im Frühjahr 1820 an der Universität zu Berlin, wo ich nunmehr auch in das Buch der daselbst promovirten Doctoren eingeschrieben wurde. Ich habe im ersten Semester gelesen und seitdem nie wieder. Vielmehr reiste ich im Frühling 1822 abermals nach Italien, kam 1825 nach Berlin zurück, wo ich seitdem wieder im Lectionskatalog figurirte, ohne je zu lesen. 1830 verfaßte ich, zum Nutzen des Auslandes, eine umgearbeitete, lateinische Darstellung meiner Abhdlg über das Sehn und die Farben, die ihre Stelle im dritten Bande der Serip- tores ophthalmologici minores ed. Justus Radius erhielt. 1831 ging ich der nach Berlin vordringenden Cholera aus dem Wege, vor⸗

läufig hieher, wo ich aber seitdem sitzen geblieben bin, eben nur, weil mir das Klima zusagte u. die comforts des Orts gefielen. Nachdem

ich seit 1818, mit Ausnahme erwähnter lateinischer Umarbeitung, nichts herausgegeben, sondern infolge der Nichtbeachtung meines Werks, zugleich mit der Hegelgloria, im Schwezgen der Indignation geblieben war, schrieb ich hier 1836 meine Aöbdlg über den Willen in der Natur **), eine Schrift von geringem absoluten, aber großem speci⸗ sischen Gewicht, da sie den Kern meiner Metaphysik, den eigentlichen ervus probandi der Sache, gründlicher darlegt, als irgend eine ndere. Sodann beantwortete ich 1838 und 39 die beiden skandina⸗ ischen Preisfragen, die 1841 als Grundprobleme der Ethik***) er⸗ schienen sind. 1844 folgte die um das Doppelte vermehrte 2te Auf⸗

ge meines Hauptwerkes und 1847 die sehr verbesserte meiner Mann meiner Art unschätzbare Glück gehabt, stets meine Subsistenz ge⸗ sichert zu wissen u. nie in den Fall zu kommen, für Geld arbeiten, oder ein Amt suchen zu müssen. Dies hat mir den ungestörten Besitz meiner Zeit und Kräfte gelassen u. zudem mir jene aufrechte Haltung verliehn, ohne welche Werke, wie die meinigen, ebenfalls nicht zu Stande kommen. Ich hoffe, geehrter Herr Pro⸗ fessor. Ihnen mehr gegeben zu haben, als Sie gebrauchen können, damit Sie sich aussuchen, was davon zu Ihrem Zwecke paßt. Denn da Sie die Redlichkeit Ihrer Absicht deklariren, habe ich gewünscht, Ihnen möglichst Genüge zu leisten und verharre mit vollkommener Hochachtung Ihr ergebener Diener Arthur Schopenhauer. Frankfurt, d. 9. April 1851.“

Aus Düsseldorf meldet der „Düss. Anz.“: Der Historien⸗ maler Arthur Kampf führt ein neues größeres Gemälde der Vollendung entgegen. Es stellt den von der Gicht an seinen Lehn⸗ stuhl gefesselten großen König Friedrich II. dar, der seinen um ihn stehenden Generalen Weisungen ertheilt. Das besonders schöne und ausdrucksvolle Bild ist von einem hochherzigen Gönner als Ge⸗ schenk für die städtische Gemälde⸗Galerie bestimmt.

Der Zweite Director des Germanischen National⸗ Museums, Herr Professor Bösch aus Nürnberg, weilt, wie man den „Münch. N. Nachr.“ meldet, zur Zeit wieder in Pfahl⸗ heim in Württemberg. Letztes Jahr wurde von ihm mit dem Eigen⸗ thümer des Ackers an den alemannischen Grabstätten ein Ab⸗ kommen getroffen, und Bösch wird jetzt nach weiteren Gräbern suchen und deren Funde heben.

Der Bildhauer Kopf aus Rom hat dem „Schwäb. Merk.“ zufolge die reichen Kunstschätze seines Ateliers schenkungsweise dem Großherzoglichen Badfonds in Baden⸗Baden überlassen mit der Bedingung, daß sie der Stadt erhalten und Jedermann zugänglich bleiben sollen.

Der russische Forschungsreisende J. D. Tscherski, der von der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg zur Erforschung des nördlichen Theils des Gouvernements Jakutsk abgesandt worden war, ist, nach der „Now. Wr.“, kürzlich in Sibirien in der Nähe von Sredne⸗Kolymsk gestorben.

Bei dem Dorf Lagina im türkischen Sandschak Mentesche hat man, nach einer Correspondenz des „Hann. Cour.“ aus Kon⸗ stantinopel vom 18. d. M., vor Kurzem die Ueberreste eines Tempels entdeckt, welcher dem Cultus der Hekate gewidmet ge⸗ wesen zu sein scheint. Hamdi Bey, der Director des Kaiserlichen Museums in Konstantinopel, wollte im Laufe dieser Woche noch nach Lagina abreisen, um nähere Untersuchungen über den Ursprung und die Geschichte des Tempels anzustellen. Das Sandschak Mentesche

2 Sel hatte unter dem Titel „Aenesidemos“ (der Name des skeptischen Philosophen) 1792 eine Schrift veröffentlicht, worin er Kant's Kritik vom Standpunkte des Skepticismus aus bekämpfte. ») Ueber die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde. Rudolstadt 1813.

Eine Abhandlung.

8 ³) Ueber das Sehen und die Farben. Leipzig 1816. *) Die Welt als Wille und Vorstellung. Leipzig 1819. **) Frankfurt a. M. 1836. 3 ***) Die beiden Grundprobleme der Ethik. Frankfurt a. M. 1841.

iegt im Südwesten des Vilajets Ardin in Kleinasien und gehört zum Verwaltungsbezirk von Mughla.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Cholera. .

Aus dem Krankenhause Moabit sind, wie der „Nat.⸗Z.“ berichtet wird, gestern weder neue Erkrankungen noch Nacherkrankungen an der asiatischen Cholera zu melden gewesen. Das Befinden der Cholerakranken ist im allgemeinen günstig, bei dem dreijährigen Sohne des Schiffers Woytkowski sind jetzt die Masern hinzugekommen. Neu ein⸗ geliefert wurden am Donnerstag Nachmittag vier Choleraverdächtige, gestern Vormittag zwei. Darunter befindet sich der Bootsmann Jarecki, dessen Kahn an der Schleuse bei Plötzensee liegt, an der⸗ selben Stelle, wo auch der Kahn des Schiffers Michaelis liegt.

Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich hat durch den Ober⸗ Hofmeister Grafen von Seckendorff der Hauptstiftungskasse des Magi⸗ strats 1000 ℳ% für die Nothleidenden in Hamburg und Altona übersandt.

Gestern ist in Stettin ein Knabe von der asiatischen Cholera befallen worden. Personen erkrankt.

Das Landrathsamt in Ueckermünde macht bekannt, daß der bacterioskopischen Untersuchung zufolge in Ziegenort ein Kahn⸗ matrose an asiatischer Cholera gestorben ist.

Der Bürgermeister von Amsterdam macht bekannt, daß an Bord eines am 21. d. M.“ von Hillegom abgegangenen und am 22. d. M. dort eingetroffenen Schiffes drei Erkrankungsfälle vor⸗ gekommen sind, bei denen es sich wahrscheinlich um asiatische Cholera handle. Zwei von den Erkrankten seien bereits gestorben. Bei Varik ist an Bord eines auf der Fahrt von Hertogenbusch nach Ruhrort befindlichen Schiffes ein Cholera⸗Todesfall vor⸗ gekommen. An Bord des rheinischen Schiffes „Gysberta“ ist, wie aus Rotterdam gemeldet wird, ein Knecht an der Cholera er⸗ krankt. In Neeritter (Provinz Limburg) ist ein Cholera⸗Todesfall vorgekommen.

In Antwerpen fanden gestern zwéi Erkrankungen an Cholera und drei Entlassungen aus dem Hospital statt; acht Kranke befinden sich noch in Behandlung. Die Cholera nimmt in den Vorstädten von Brüssel an Heftigkeit zu; gestern wurden siebzehn Erkrankungen und fünf Todesfälle gemeldet. Brüssel selbst ist cholerafrei. Fünf⸗ zehn Erkrankungen und zehn Todesfälle an Cholera waren gestern in Paturages zu verzeichnen; die Epidemie ist auch dort im Zu⸗ nehmen.

Am Donnerstag sind in Paris 24 Cholera⸗Erkrankungen und vier Todesfälle, innerhalb der Bannmeile vier Erkrankungen und zwei Todesfälle vorgekommen. In Havre erfrankten am Donnerstag acht, zwei Personen starben an der Cholera. Nach einer Meldung des „Temps' ist gestern in Asprières bei Rodez (Departement Aveyron) ein Mann an der Cholera gestorben.

Nach amtlicher Mittheilung aus Wien ist vom Donnerstag bis Freitag früh 8 Uhr in Podgorze und Wolowice keine Cholera⸗ Erkrankung vorgekommen; aus Krakau wird eine Erkrankung ge⸗ meldet. Die Nachricht, daß im Lemberger Garnison⸗Lazareth ein Fall von asiatischer Cholera vorgekommen sei, ist unrichtig. Thatsächlich erkrankte nur ein Infanterist an Cholera nostras. Sein Befinden hat sich bereits bedeutend gebessert. Bei den zuletzt in Wolowice er⸗ krankten beiden Personen sind Kommabacillen festgestellt. Beider Zustand ist jedoch zufriedenstellend. Der Gesundheitszustand in Wolowice und den Nachbargemeinden ist ein ausgezeichneter. In Neu⸗Sandee ist bisher kein Cholerafall vorgekommen.

Nunmehr werden auch aus Riga und Bolderaa Erkrankungen an der Cholera gemeldet. Bis zum 21. d. M. incl. sind sechzehn Personen von der Krankheit befallen und acht davon gestorben. Im Gouvernement Siedlee ist der Ausbruch der Cholera amtlich fest⸗ gestellt worden.

Ein weiterer Cholera⸗Todesfall ist gestern in New⸗York selbst vorgekommen.

Ueber Choleragefahr und Absperrungsmaßregeln wird weiter berichtet:

New⸗York, 23. September. Die Fahrgäste des Dampfers „Normannia“ sind aus der Quarantäne entlassen worden. Die Fahrgäste des Dampfers „Rugia“ dürfen ihn am Dienstag ver⸗ lassen. Der Dampfer „Suevia“ und die Kajüten⸗Fahrgäste des „Wyoming“ sind aus der Quarantäne entlassen worden.

Rußland.

Die Verfügung, nach welcher Schiffe, die mit Cholerakranken in Riga eintreffen, nach der Quarantäneanstalt Kensoe in Schweden zu senden sind, ist aufgehoben. (Vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 220 vom 17. September 1892.)

Spanien.

Laut Verordnung des Königlich spanischen Ministers des Innern vom 16. September 1892 sind Provenienzen von New⸗York, welche nach dem 3. September abgegangen sind und nach dem 15. d. M. ankommen, nach dem Quarantänehafen zu schicken. Provenienzen von Oran, welche nach dem 10. September abgegangen sind und mit reinem Gesundheitspaß oder einem Vermerk über verdächtige Fälle epidemischer Cholera einlaufen, müssen drei Tage bezw. länger, d. h. in Gemäßheit der Verordnung vom 10. September (Reichs⸗Anzeiger Nr. 224 vom 22. September 1892), sanitätspolizeilich beobachtet werden und, wenn sie den Vermerk im Gesundheitspaß tragen, daß Cholerafälle vorgekommen sind, nach dem Quarantänehafen geschickt werden.

Portugal.

Durch eine im „Diario do Governo“ vom 15. September 1892 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern wird der Hafen von Honfleur für von Cholera „ver⸗ seucht“ erklärt.

Verkehrs⸗Anstalten.

Im Anschluß an frühere Mittheilungen wird bekannt ge⸗

geben, daß in Dänemark wegen der Choleragefahr die Ein⸗ fuhr mit der Post von gebrauchter Leinwand, gebrauchten Kleidungsstücken und Bettzeugen, Lumpen, gebrauchter Watte, Kratzwolle, Papierabfällen, gebrauchten Krollhaaren, Früchten, Gemüse und Blumen (mit Ausnahme von Blumenzwiebeln, Grassamen, getrockneten und präparirten Grasarten sowie von Bast) bis auf weiteres verboten ist.

Laut Telegramm aus Herbesthal ist die zweite englische Post über Ostende vom 23. d. M. ausgeblieben. Grund: Verspätete Landung des Dampfers wegen starken Nebels.

Bremen, 23. September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Havel“, am 13. September von Bremen und am 14. September von Southampton abgegangen, ist am 21. September Nachmittags in New⸗York angekommen, an Bord ist Alles wohl. Der Postdampfer „Ohio“ ist am 19. September von Buenos⸗Aires nach Europa in See gegangen. Der Schnell⸗ dampfer Fulda“, am 10. September von New⸗York abgegangen, ist am 22. September Morgens in Genua angekommen. Der Reichs⸗ Postdampfer „Salier“, von Australien kommend, ist am 22. Sep⸗ tember Vormittags in Genua angekommen.

24. September. (W. T. B.) Der Postdampfer „Gera“, am 10. September von Bremen abgegangen, ist am 23. September Morgens in Baltimore angekommen; an Bord ist alles wohl. Der Reichs⸗Postdampfer „Habsburg“ hat am 23. September Abends, nach Uebernahme der für Australien bestimmten Post, die Reise von Port Said nach Suez fortgesetzt. Der Reichs⸗Post⸗

In demselben Hause waren bereits früher mehrere.

dampfer „Salier“ hat am 22. September Abends die Reise von Genua nach Southampton fortgesetzt. Der Reichs⸗Post⸗ dampfer „Neckar“, nach Ost⸗Asien bestimmt, ist am 23. September Vormittags in Singapore angekommen. Der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm II.“, von New⸗ Vork kommend, hat am 23. September Nachmittags Dover passirt. Der Postdampfer „Leipzig“, von Brasilien kommend, hat am 23. September Nachmittags St. Catherines Point passirt. Der Postdampfer „Darmstadt“, von New⸗York kommend, hat am 23. September Nachmittags Lizard passirt. Der Reichs⸗Postdampfer „Stettin“ ist am 23. September mit der ostasiatischen Post vom Reichs⸗Postdampfer „Oldenburg“ von Port Said in Brindisi angekommen. Der Postdampfer „Kronprinz Friedrich Wil⸗ helm“ hat am 23. September Morgens die Reise von Antwerpen nach Bremen fortgesetzt.

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Theater und Musik.

8 Kroll's Theater. 8 Mozart's „Don Juanvw hatte gestern dichte Schaarer an⸗ gelockt und den großen Königssaal bis duf den letzten Platz gefüllt. Den Don Juan sang, wie vor drei Wochen bei Eröffnung seines Gastspiels, Herr Francesco d'Andrade mit glänzendstem Erfolg. Auch gestern überschüttete das Publikum den Künstler mit Beifall und ruhte nicht eher, als bis er das Champagnerlied zweimal wieder⸗ holt und auch das Ständchen wieder in deutscher Sprache gesungen hatte. In mehreren prachtvollen Blumenspenden wurde ihm der Dank der Zuhörer ausgedrückt. Die Ehren des gestrigen Abends hatte Herr d'Andrade zu theilen mit Frau Moran⸗Olden, die in der Rolle der Anna ihr diesjähriges Gastspiel eröffnete und wie im vorigen Jahre durch ihre glänzende Stimme das Publikum begeisterte. Als Zerline trat Fräulein Islar auf, deren trefflicher Leistung in der Partie der Rosine im „Barbier von Sevilla“ wir erst vor einigen Tagen an dieser Stelle gedacht haben. Ihre an⸗ genehme, ausgezeichnet geschulte Stimme und ihr anmuthiges Spiel verdienten und fanden die vollste Anerkennung. Herr Halper zeigte als Leporello mehr Beweglichkeit und Humor als das vorige Mal und befriedigte deshalb auch ebenso wie Herr Moers, der die Rolle des Octavio, und Herr Garn, der die des Masetto übernommen hatte

Theater Unter den Linden.

Das von den Wiener Architekten Fellner und Helmer erbaute neue Theater, dessen Eingang in der Behrenstraße liegt, wurde gestern mit einer Generalprobe vor geladenen Gästen eröffnet. Die Haupt⸗ anziehungskraft bildet und wird noch lange Zeit der Theate⸗ raum selbst bilden, der nach anderen Grundsätzen, als sie für Theater sonst üblich sind, erbaut ist. Der Zuschauerraum ist nicht, wie bei diesen, durch Wände abgeschlossen, sondern findet in den beiden Rängen (der eine wird Balcon, der andere I. Rang genannt) eine Fortsetzung in offenen Promenaden⸗ gängen, in denen man sich frei bewegen und nach Bedarf auch materielle Bedürfnisse befriedigen kann; auch im Parquetraum be⸗ finden sich Buffets; die Promenadengänge des I. Ranges leiten zu einem Wintergarten über. Wir verzichten auf die weitere Be⸗ schreibung, nachdem wir bereits vor einigen Wochen (in Nr. 199 des „R.⸗ u. St.⸗A.“*) hierüber das Nöthige mitgetheilt haben. Nur das sei noch hervorgehoben, daß die Pracht, mit der das Ganze in Roth, Weiß und Gold ausgestattet ist, die Eleganz und Be⸗ haglichkeit, die sich über den weiten breiten Zuschauer⸗ raum und die „Promenaden“ verbreitet, etwas außer⸗ ordentlich Solides hat und das Theater hierdurch zu einer Sehens⸗ würdigkeit ersten Ranges gemacht wird. Die geschilderte Einrichtung weist schon darauf hin, daß hier der ernsten Schauspielkunst keine Stätte bereitet ist; das Theater soll der heiteren Muse, der Zer⸗ streuung, der Erholung, der Geselligkeit dienen, und man kann sagen, daß die Verwirklichung dieses Zwecks durch die mit ausgesuchtem Raffine⸗ ment hergestellte bauliche Einrichtung sichergestellt ist. Ein solches Theater für die vornehmere Welt ist etwas Neues und Eigenartiges; ob es einem Bedürfniß entspricht, kann erst die Folge lehren: der Gedanke, der ihm zu Grunde liegt, hat gewiß etwas Berechtigtes. Das Theater will allein die Operette und das Ballet pflegen, und mit der gestrigen Generalprobe hat es bewiesen, daß es nicht mit kleinen unzulänglichen Mitteln arbeiten will, sondern gewissermaßen darauf bedacht ist, aus dem Vollen zu wirthschaften. Das zahlreiche Künstlerpersonal, unter welchem das Ballet sowohl in der Zahl wie in der Schulung die erste Rolle spielt, deutet darauf hin, daß es sich hier um ein großes Unternehmen handelt, welches von Männern mit einem weiten Gesichtskreis geleitet wird. Dazun kommt eine Ausstattung in Costümen, wie sie selbst dem verwöhntesten Geschmack imponiren muß.

Das Orchester, welches wie im Bayreuther Theater —, für das Publikum unsichtbar, unter den Bühnenraum gelegt ist, leitete die Vorstellung unter des Kapellmeisters Ferron Dirigentenstab mit der Jubel⸗Ouverture von Weber ein, worauf der Regisseur Herr Friese einen von Herrn Stettenheim gedichteten, die Ziele des Theaters in angemessener Weise darlegenden Prolog sprach. Darauf folgte eine neue Operette des Kapellmeisters Ferron, „Daphne“, die nach dem Genre der die hellenische Götterwelt persiflirenden Offenbachiaden gedichtet ist. Die Musik ist stellenweise von großem Reiz und verfügt über eine Reihe hübscher Melodien, die sich bald in weiteren Kreisen einbürgern dürften. Trägerin der Titelrolle war ein Fräulein Laura Hayn, die wenn auch nicht über eine große, doch angenehme und liebliche, auch in der Höhe hinreichend klangvolle geschulte Stimme verfügt und dabei in ihrem ganzen Auftreten von gewinnender Anmuth ist. Den Cupido sang ein Fraͤulein Ada Walden mit Routine und gutem Erfolg; Fräulein Scherenberg als Diana vermochte weniger Eindruck zu machen; hervorgehoben seien noch Herr Hessenthal (Apollo) mit einer gesunden kräftigen Tenor⸗ stimme und Herr Friese junior, der den Momus in Spiel und Couplet wirksam zur Geltung brachte. Einen großen Raum in der Operette nehmen das Ballet und die Aufzüge des Gefolges der Diana ein. Mag die Operette hierdurch auch etwas übermäßig in die Länge ge⸗ zogen sein, so wird man doch der Composition sowohl wie der Einstudirung die Anerkennung nicht versagen dürfen. Nach der Pause, die zum Prome⸗ niren in den „Promenadengängen“ und im „Wintergarten“ benutzt wurde, und während welcher das Orchester einige Stücke vortrug, folgte das große Ballet oder Ausstattungsstück „Die Welt in Bild und Tanz“, von J. Gaul und Haßreiter, Musik von J. Bayer. Der Componist selbst leitete hierbei das Orchester, welches sich wie in der „Daphne“ als tüchtig geschult erwies. Die Musik zeichnete sich durch manche hübsche, anmuthige Walzer und Märsche aus. Was den Inhalt des Ballets anbetrifft, so tritt das geistige Band, welches die einzelnen Bilder verbindet, so sehr in den Hintergrund, daß man es lieber ganz vermissen möchte; denn was übrig bleibt, sind nur die Bilder der Tänze, die in allen Welttheilen getanzt werden, verbunden mit glänzenden Aufzügen und einer den Charakteren der Nationen entsprechen⸗ den, wahrhaft verschwenderischen Ausstattung. Die drei ersten Bilder,

ie wenig Reiz haben, könnten fehlen, ohne im mindesten das Ver⸗

ständniß zu beeinträchtigen. Glanznummern bilden die chinesischen Tänze, der orientalische Tanz im „Palast des Emirs“, der „Mond⸗ scheinwalzer“ im Park von Sanssouci, ein Tanz der Tscherkessen, ein Tanz der Tiroler, ein Czardas und eine Staaten⸗Quadrille. Die Farbenpracht der Costüme wie die Leistungen des Corps de Ballet selbst verdienen volles Lob und unbedingte Anerkennung. Indessen wurde dies alles wohl noch übertroffen durch die Prima Ballerina Fräulein Elia, die, fast während des ganzen Ballets thätig, die schwierigsten Tänze mit einer Leichtigkeit, Sicherheit und Grazie ausführte, daß sie das ganze Publikum schnell für sich einnahm und durch immer lebhafteren Beifall ausgezeichnet wurde; ihr Partner im Pas de deux, Herr Paggiolesi, zeigte sich ihr ebenbürtig. Im ganzen wurde in dem Ballet so vieles geboten, daß niemand unbefriedigt blieb, so sehr auch manches weniger Schöne und Ueberflüssige darin enthalten ist und so wenig auch der geistige Inhalt selbst geringen Ansprüchen genügt.

Die Dauer des Ballets wie der ganzen Vorstellung ging über die sonst übliche Maß hinaus; indeß muß man eben einen anderen