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Maßstab anlegen: man wird in das Theater „Unter den Linden“ —
in später Stunde gehen, und wer spät kommt, soll eben au n Zerstreuung finden; wer nicht bis zum Schluß aushält, kann vorher gehen, ohne etwas einzubüßen, und wer von Anfang bis zu Ende bleibt, kann dort auch seine Bedürfnisse für leibliche Nahrung voll befriedigen. Stellt man sich auf diesen Standpunkt und gewöhnt man sich an den Charakter des Theaters, so wird man das Unternehmen als eine Neuerung für Berlin begrüßen dürfen,
das sich gestern mit Erfolg eingeführt hat.
Am Montag gelangt im Königlichen „Mignon“ mit den Damen Rothauser und Dietrich, den Herren Philipp, Betz, Schmidt, Lieban und Krasa zur Darstellung. In der Vorstellung der Oper „Rigoletto“ am Dienstag sind die Damen Herzog, Lammert, Hellmuth⸗Bräm und Hönsch, die Herren Roth⸗ mühl, Bulß, Schmidt, Krolop und Krasa beschäftigt. Der Sonnabend bringt drei Neuheiten: die einactige Oper „Wem die Krone?“ von Alex. Ritter, die einactige Oper „Djamileh“ von Bizet und das Ballet „Slavische Brautwerbung“ von Emil Graeb mit dem Musik⸗ arrangement von Hertel. .
Der Spielplan der Königlichen Oper für die Zeit vom 25. September bis 1. Oktober lautet: Sonntag: „Tannhäuser“. Montag: „Mignon“. Dienstag: „Cavalleria rusticana“, „Rigo⸗ letto“. Mittwoch: „Götterdämmerung“. Donnerstag: Freund
—
Fritz“, „Die Puppenfee“. Freitag: „Der Barbier von Sevilla“. Sonnabend: Zum ersten Male: „Wem die Krone?“, „Djamileh“, „Slavische Brautwerbung“.
Der Spielplan des Königlichen Schauspiels setzt für Mittwoch die erste Wiederholung der neueinstudirten „Braut von Messina“ an. Morgen sind „Die Räuber“, Dienstag ist „Nathan der Weise“. Freitag findet ein Gastspiel statt: Eine junge ungarische Künstlerin, die zur deutschen Bühne übergeht, Fräulein Läzär, spielt die Louise in „Kabale und Liebe“, Herr Klein giebt den Präsidenten. Sonnabend ist „Donna Diana“, Montag und Donnerstag werden durch Wieder⸗ holungen der „Anne Liese“ und „Wohlthätige Frauen“ ausgefüllt. Sonntag kommt nach längerer Zeit „Romeo und Julia“ zur Auf⸗ führung; Herr Klein spielt die früher von den Herren Krause und Grube gegebene Rolle des Capulet.
Im Deutschen Theater geht am nächsten Sonnabend „Der
Blatt“ wird am Montag und Mittwoch wiederholt, während am
ienstag die letzte Aufführung des Schauspiels „Der Fall Clémen⸗ ceau“ stattfindet, das nach dem Ausscheiden von Lilli Petri aus dem Spielplan des Lessing⸗Theaters verschwinden wird.
Morgen findet im Wallner⸗Theater die erste Aufführung der neuen dreiactigen Posse „Papa Finder“ von Conrad Jahn statt. Die Hauptrollen liegen in den Händen der Herren Guthery, Meißner, Worlitzsch und Krauß.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater wird die Offenbach'sche Operette „Schönröschen“ bis zum Schluß der Woche auf dem Spielplan bleiben.
In der Wohlthätigkeits⸗Vorstellung am Dienstag im Kroll schen KEnigssaal singt Herr Hofopernsänger Riechmann⸗Darmstadt, dem zu diesem Zweck Urlaub bewilligt wurde, die Partie des Basilio. Frau Moran⸗Olden wird voraussichtlich die Partie der Marzelline übernehmen. — Der Spielplan des Kroll'schen Theaters für die neue Woche stellt sich wie folgt: Sonntag: „Die Hochzeit des Figaro“ (Figaro: Herr d'Andrade, Gräfin: Frau Moran⸗Olden als Gäste). Montag: „Ein Maskenball“ (Renato: Herr Herm. Gura). Diens⸗ tag: „Barbier von Sevilla“ (Rosine: Frau Sembrich, Figaro: Herr d'Andrade, Almaviva: Herr Anton Erl, Basilio: Herr Riechmann). Mittwoch: „Fidelio“ (Leonore: Frau Moran⸗Olden). Donnerstag: „Der Trompeter von Säckingen“. Darauf: „Abu Hassan“. Freitag: „Die Hochzeit des Figaro“ mit Herrn d'Andrade und Frau Moran⸗Olden. Sonnabend: „Das Glöckchen des Emeriten“.
Im Belle⸗Alliance⸗Theater (Neue Deutsche Oper) gelangt morgen nochmals die Oper „Joseph in Egypten“ zur Auf⸗ führung. Als Beigabe wird dazu das Ballet⸗Divertissement „Pas de Shawls“ gegeben. Am Montag wird noch einmal „Fidelio“ in theilweise neuer Besetzung aufgeführt. Fräulein Ullmann singt die Leonore und Fräulein Lenz die Marzelline. Die Oper „Weiberkrieg“ gelangt im Laufe dieser Woche zur ersten Aufführung. ““
Im Thomas⸗Theater kommt morgen das Volksschauspiel „Kein Hüsung“ zur Wiederholung, am Montag wird auf allgemeines Verlangen wieder „Onkel Bräsig“ aufgeführt.
Das Concert der kleinen Pianistin Frieda Si im Laufe des Sommers in Kissingen wiederholt mit aufgetreten, findet am 8. Oktober in der Sing⸗A und zwar unter Mitwirkung des Philharmonischen esters. Dr. Hans Richter, der das erste Philharmonische Conc
ie Absteifung hat von Streichstange zu Streichstange bis zum Erd⸗ boden auf ein festes Unterlager zu erfolgen. Es ist die Wahrnehmung e
gemacht worden, daß diese Vorschrift häufig nicht beachtet wird,
die Streichstangen vielmehr anstatt abgesteift, in unzulässiger Wei nur durch Knaggen unterstützt werden. hierdurch bereits zu wieder⸗ holten Malen Unfälle verursacht wurden, so sind die Polizeiorgane neuer⸗ dings angewiesen worden, auf die Befolgung dieser sowie der übrigen Vorschriften der erwähnten Gerüstordnung streng zu achten, die Be⸗ nutzung vorschriftswidriger Gerüste bis nach erfolgter Abstellung der Mängel zu verhindern und gegen die Zuwiderhandelnden Strafanzeige zu erstatten. Es kann daher dem bauenden Publikum nur dringend empfohlen werden, zur Vermeidung von Zeitverlust und Bestrafung für eine ordnungsmäßige Absteifung der Streichstangen zu sorgen,
auch jede eigenmächtige Abweichung von den Vorschriften der Gerüst⸗
ordnung in Zukunft zu vermeiden.
Die Nictoria regia des Botanischen Gar nächsten Montag noch eine Blume entfalten.
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
Berlin, 24. September. (W. T. B.) Gegenüber der von mehreren Blättern aus Lissabon vom 23. d. M. gebrachten Meldung, daß an Bord des dort aus Hamburg eingetroffenen Dampfers „Reichstag“ acht Todesfälle an Cholera vorgekommen seien, wird von dem hiesigen Vorstande der Deutsch⸗ostafrikanischen Ge⸗ sellschaft mitgetheilt, auf ergangene Anfrage sei von Lissabon die Rückantwort erfolgt: „Reichstag“, Mittwoch, 21. September,
weitergegangen, an Bord alles wohl.“
Aeachen, 24. September. (W. T. B.) Bei der heutigen Landtags⸗Ersatzwahl im zweiten Aachener Wahlkreis (Eupen⸗Aachen⸗Stadt Aachen) wurde der bisherige Abgeordnete,
——————
2A
Wunderkind“ zum ersten Mal in Scene. Morgen sowie am Diens⸗ seit dem tag kommen „Die beiden Leonoren“, am Montag „Don Carlos“ zur Hofoper war im Jahre 1876 der Dirigent Aufführung. Die Wiederholung von „Iphigenie auf Tauris⸗ mit Nibelungen⸗Aufführungen in Bapreuth, wo er seit jener Zeit in Frau Johanna Schwartz als Gast und Josef Kainz in der Rolle des jedem Festspieljahre dirigirte. Außerdem ist er der Dirigent der Orest findet am Mittwoch außerhalb des Abonnements⸗Cvpklus statt. Philharmonischen Concerte in Wien und der großen, unter dem Als 6. Vorstellung des Goethe⸗CEyklus folgt am Freitag „Torquato Namen Richter⸗Concerte bekannten Londoner Veranstaltungen. auf weiteres eingestellt.
Richter steht gegenwärtig im 49. e
—
Misanthrop“ von Molisre, in deutschen Versen von Ludwig Fulda, am 17. sowie desselben Verfassers eigenes Lustspiel in einem Act „Das vor das
Tasso“. Für Donnerstag ist „College Crampton“ angesetzt. Im Berliner Theater findet die erste Aufführung des mann hat die Uebernahme der Sopranpartien in technisch und scenisch vollständig neu ausgestatteten Kleist'schen Schau⸗
Das
1875 Erster
spiels „Das Käthchen von Heilbronn“ am Sonnabend statt; Frau am 7. November zugesagt.
Sorma wird die Titelrolle, Herr Barnay zum ersten Male den Wetter von Strahl darstellen. Für morgen Abend und Donnerstag
ist „Der Hüttenbesitzer“ mit Agnes Sorma, Nuscha
Barnay und Ludwig Stahl in den Hauptrollen angesetzt. Am Montag geht „Dorf und Stadt“ in Scene mit Agnes Sorma als Lorle. Richard Voß' Schauspiel „Wehe den Besiegten“ (Napo⸗ he, di h der Schauspiel⸗ und Gesangskunst widmen, als au leon) kommt neu einstudirt am Dienstag zur Aufführung und wird am Freitag (5. Abonnements⸗Vorstellung) wiederhol Frieden“, Moser und Schönthan’s Soldatenstück, ist für Mittwoch angesetzt. Morgen Nachmittag kommt „Wilhelm Tell“ zur Dar⸗ n.
stellung.
Im Lessing⸗Theater Feht am Donnerstag der neue Schwank
Blumenthal und Gustav Kadelburg zum ersten Male in Scene und wird am Freitag und Sonnabend wiederholt. 8 Der Vorverkauf für die ersten vier Vorstellungen beginnt am Dienstag sind die bei den Stangengerüsten benutzten Streichstangen durch Kr an der Tageskasse. Paul Heyse's neues Lustspiel „Ein unbeschriebenes
„Die Orientreise“ von Oskar
D
Butze, Ludwig
dirigirt, tritt in diesem Concert zum ersten Male Den⸗Slat chen 2 ½ 19 1. Richter, ein geborener U i Ober⸗Landesgerichts⸗Rath Spahn (Centrum) wiedergewählt. Wien, 24. September. . zischen Strecke Zwardon — Saybusch — Zablocte der österreichischen Staatsbahnen wird von morgen ab der Per⸗ sonen⸗ und Gepäckverkehr aus sanitären Rücksichten bis
er Publikum. Hans; Kapellmeister an der
„Schöpfung“ in dem ersten Concert des Philharmonischen
eutschen Vortragsschule der Frau Elsa Ern
beginnt demnächst ein neuer Cursus (vgl. Insera
er Dame in der Ausbildung der Vortragskunst sowohl
ie Formen der deutschen Sprache beherrschen und eine
t. Krieg im Sprechweise erlernen wollen, Inländer wie Ausländer, sind Jahrestag des Ahlehens Nr
its des öfteren durch öffentliche Veranstaltungen ihrer Schule Jahrestag des Ablebens der Pri 8
Mannigfaltiges. Nach § 11 der Gerüstordnung vom
bänder von Strängen zu befestigen und gegen den Erdboden abzusteife
Lebensjahre. — Louise Hey⸗
Haydn'’s
1 Leiter des Athen,
gangen. — Triest einer
*Dit. Naphtha⸗Accise geplant werde. Die hierdurch zu er 88 fü Vermehrung der Einnahmen solle zur sch im Staatshaushalte beitragen. 24. September.
zu in allen Landeskirchen durch T. go Der König wird sich bei seiner Rückkehr von
(W. T. B.) Auf der gali⸗
—
1 St. Petersburg, 24 September. (W. T. B.) Die Fhors „Börsenzeitung“ erwähnt das Gerücht, daß von dem neuen
Finanz⸗Ministeriums die Wiederherstel⸗
lung der Salzsteuer und die Einführung des Taback⸗ und Branntwein⸗Monopols sowie die Erhöhung der
zielende
igung des Deficits W. T. B.) Der heutige zessin Alexandra wurde Trauergottesdienste be⸗
G N 1* — —
fünftägigen Quarantäne an Bord der „Sphakteria“ unterziehen.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Wetterbericht vom 24. September, 8 Uhr Morgens.
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1) Nachts Regen. ²) Nachts Gewitter. ³) Abends Wetterleuchten.
Uebersicht der Witterung.
Eine tiefe Depression nordostwärts fortschreitend liegt nördlich von Schottland, Wind und Wetter im Nordseegebiet beherrschend, während der Luftdruck über Nordwestrußland am höchsten ist. Ueber Central⸗ Europa ist die Luftdruckvertheilung andauernd gleich⸗ mäßig und daher die Luftbewegung leicht meist aus b her und südwestlicher Richtung. In Deutsch⸗ and ist das Wetter ziemlich trübe, theilweise neblig und außer im Nordosten mild; stellenweise ist Regen e. In Südfrankreich, Süddeutschland und Nordösterreich fanden Gewitter statt. Deutsche Seewarte.
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonntag: Overn⸗ haus. 191. Vorstellung. Tannhäuser und der Fümbererzen. auf der Wartburg. Romantische
3 Aeter n R. Wagner. Ballet von
—
Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 200. Vorstellung. Die Räuber. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Schiller. (Maximilian von Moor: Herr Vischer, als Gast.) Anfang 7 Uhr.
Montag: Opernhaus. 192. Vorstellung. Mignon. Oper in 3 Acten von Ambroise Thomas. Terxt mit Benutzung des Goethe'schen Romans: „Wilhelm Meister's Lehrjahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 201. Vorstellung. Die Anna⸗
ies Schauspiel in 5 Aufzügen von Hermann
Anfang 7 Uhr.
valleria rusticana. (Bauern⸗Ehre.) Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nach dem gleichn-migen Volksstück von Verga. In Scene ge⸗ setzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Hierauf: Rigoletto. Oper in 4 Acten von G. Verdi. Text nach dem Italienischen des F. M. Piave. Tanz von Paul Taglioni. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 202. Vorstellung. Nathan der Weise. Dramatisches Gedicht in 5 Aufzügen von G. E. Lessing. Anfang 7 Uhr.
Deutsches Theater. Sonntag: Die beiden Leonoren. 1
Montag: Don Carlos.
Dienstag: Die beiden Leonoren.
Mittwoch: Außerhalb des Abonnements.
genie auf Tauris. 16
Berliner Theater. 2 ½ Uhr: Wilhelm Tell. 2 8 Hüttenbesitzer. (Nuscha Agnes Sorma, Ludw. Barnav, Ludw. Stahl). 8
Montag: Dorf und Stadt. Anfang 7 Uhr.
Dienstag: Neu einstudirt: Napoleon. (Wehe den Besiegten.) “
Lessing⸗Theater. Sonntag: Der Lebemann. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag: Ein unbeschriebenes Blatt.
Dienstag: Zum letzten Male: Der Fall Clémenceau.
Die erste Aufführung des Schwankes „Die Orientreise“ von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelbusch findet am Donnerstag statt.
Der Vorverkauf für dis ersten vier Vorstellungen beginnt Dienstag an der Tageskasse.
Wallner⸗Theater. Sonntag: Zum 1. Male: Papa Finder. Posse in 3 Acten von Conrad Jahn. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag: Dieselbe Vorstellung.
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Sonntag: weiter Abend im Offenbach⸗ Cyclus. 4. Aufführung: Mit neuer Ausstattung: Schönröschen. Komische Operette in 3 Acten von Hector Cremieux und Ernest Blum. Deutsch von Carl Treumann. Musik von Jacques Offenbach. Für die hiesige Bühne eingerichtet von L. Herrmann. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uh
Montag: Dieselbe Vorstellung.
Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonntag: Neu einstudirt: Der selige Tou⸗ pinel. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson. Deutsch von Gustav von Moser. Vorher: Zum 2. Male: Schlittenrecht. Lustspiel in 1 Act von Burghard von Cramm. Anfang 7 ½ Uhr
Montag: Dieselbe Vorstellung.
Kroll's Theater. Sonntag: Gastsp Sgr. d'Andrade und der Frau Moran⸗Olden. zeit des Figaro. (Figaro: Sgr. d'Andrade; in: Fr. Moran⸗Olden.) Anfang 7 Uhr. ontag: Ein Maskenball. si günstigem Wetter: Großes Concert ommergarten. Anfang an Sonn⸗ und Festtagen 4 Uhr, an den Wochentagen 5 ½ Uhr.
Belle⸗Alliance-Theater. Neue Deutsche Oper. Sonntag: Joseph in Egypten. Oper in 3 Acten von Mehül. In Scene gesetzt von W. Hock. Dirigent: Kapellmeister A. Kellermann. Hierauf: Ballet⸗Divertissement. Pas de Shawls.
rrangirt vom Balletmeister G. Ambrogio, aus⸗ geführt von der Prima Ballerina Louise Louison, der Solotänzerin Fräulein Antonie Reimanz und 12 Tänzerinnen. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag: Fidelio.
Theater Unter den Linden. Direction: Alois und Rudolph Ronacher. Sonntag: Daphne. Operette in 1 Act von Hans Müller. Musik von A. Ferron. Inscenirt vom Ober⸗Regisseur Herrn C. A. Friese. Die Welt in Bild und Tanz. Phantast. Ausstattungs⸗Ballet in 1 Vorspiel und 5 Bildern von F. Gaul und J. Haßreiter. Musik von J. Bayer. Ballet⸗Autoren der K. u. K. Hofoper in Wien. Inscenirung durch den Balletmeister Hrn. L. Gundlach. Während der Pause: Promenade⸗Concert des Theater⸗ Orchesters. Anfang 7 ½ Uhr.
Adolph Ernst-Theater. Sonntag: Zum 20. Male: Die wilde Madonna. Gesangs⸗ posse in 3 Acten von Leon Treptow. Couploets von G. Görß. Musik von G. Steffens. Mit neuen Costumen und neuen Decorationen aus dem Atelier des Herrn Lütkemeyer in Coburg. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag: Dieselbe Vorftellung.
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Sonntag: Gesammt⸗Gastspiel des Fritz Reuter⸗ Ensemble unter Direction von August Junker⸗ mann. Zum 2. Male: Kein Hüsung. : Heimstätte.) Volksstück in 3 Acten und einem Nach⸗ spiel nach Fritz Reuter. Anfang 7 ½ Uhr. .
Montag: Kein Hüsung.
Der Sommergarten ist geöffnet
681541· Hohenzollern⸗Galerie 9 Vorm. — 10 Ab. Lehrter Bahnhof. — Gr. histor. Rundgemälde 1640 — 1890. —
1 ℳ Sonntag 50 ₰. Kinder die Hälfte.
Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr.
Concerte.
Concert-Haus. Sonntag: Meyder⸗ Concert. Anfang 6 Uhr.
Symphonie „Ländliche Hochzeit“ von Goldmark. Ouv. „Anakreon“ von Cherubini. „Don Juan“ von Mozart. A-dur-Quintett von Mozart.
Montag: Karl⸗Meyder⸗Concert. Anfang 7 Uhr.
Familien⸗Nachrichten
Verehelicht: Hr. Hauptmann Otto Gi Frl. Charlotte Claus (Hameln). — Hr. mann Frhr. von Barnekow mit Frl. von mann (Berlin).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Joachim vo Schierstaedt (Schwartow).
Gestorben: Verw. Fr. Helene von Waldow Sadelberg, geb. von Podewils (Frankfurt a. O. — Fr. Clara von Werder, geb. von Rauchhaupt (Sagisdorf bei Reideburg). — Hr. Superinten⸗ dent und Kreis⸗Schulinspector Theodor Heinrich (Dalldorf bei Berlin).
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),
und das Verzeichniß uneingelöster Schlefischer landschaftlicher Pfandbriefe.
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Pre
No. 226.
8
Statistik und Volkswirthschaft. Sachsengängerei. 3 Die wirthschaftliche Lage der ländlichen Lohnarbeiter im Regie⸗ rungsbezirk Königsberg muß als eine befriedigende bezeichnet werden, da Gelegenheit zu einem guten Verdienste in hinreichendem Maße vorhanden ist. Trotzdem suchen ländliche Arbeiter noch vielfach wäh⸗ rend der Sommerzeit lohnenderen Verdienst im Westen, weshalb von den Landwirthen über Mangel an Erntearbeitern geklagt wird. Der unbedeutende Zuzug russischer Arbeiter vermag diesen Mangel nur zum geringsten Theile zu ersetzen. Im Vergleich zu früheren Jahren kann indessen eine kleine Abnahme der sogenannten Sachsengängerei verzeichnet werden. Infolge der im Norden und Westen ausgebroche⸗ nen Cholera macht sich übrigens bereits eine Rückkehr der Arbeiter bemerkbar.
8 —
Güterverkehr auf dem Rhein.
Nach den von der Centralcommission für Rheinschiffahrt mitgetheilten Aufzeichnungen, die in den nachstehend genannten deutschen Häfen und Ladestellen: Kehl, Lauterburg, Maxau,
Marimiliansau, Leopoldshafen, Speyer, Mannheim, Ludwigshafen a. Rh., Worms, Gernsheim, Oppenheim⸗Nierstein, Gustavsburg, Mainz, Kastel, Biebrich, Schierstein, Budenheim, Bingen, Binger⸗ brück, Oberlahnstein, Koblenz, Bonn, Köln, Deutz, Neuß, Düsseldorf, Uerdingen, Hochfeld, Duisburg, Duisburger Rheinufer, Ruhrort, Haupt⸗ hafen und Eisenbahnhafen, Wesel, sowie in Lobit über den Rheinverkehr von und nach Deutschland, für die Häfen von Arnheim, Nym⸗ wegen, Tiel, Gorkum, Dortrecht, Rotterdam, Amsterdam und andere niederländische und belgische Häfen gemacht worden sind, beziffert sich, wie wir der „Frkf. Ztg.“ entnehmen, der Gesammtgüter⸗ verkehr auf dem Rhein im Jahre 1891 auf 19 695 699 t gegen 19 534 148 t im Jahre 1890. Es ergiebt sich mithin eine Zunahme von 161 551 t, der noch 563 075 t hinzuzurechnen sind, weil der im Vorjahre mit dem erwähnten Betrag eingestellte Güterverkehr im zu Frankfurt nach dem auf Anregung der dortige Handels⸗ 8 1 b
mmer gefaßten Beschluß in Wegfall gekommen ist. Die Zunahme 2
erechnet sich sonach im ganzen auf 724 626 t = ungefähr 3 ½ %.
Die Gesammtzahl aller Locomotiven in Europa
beläuft sich nach dem „Centr.⸗Bl. d. Bauv.“ auf nahe an 61 000 und die der übrigen Länder auf 43 000. Auf jede 100 km Bahn besitzen England und Belgien je 50, Deutschland 33, Frankreich 29, Rußland 25, Oesterreich 20, Italien 18, Indien 14 und die Vereinigten Staaten 2 Locomotiven. Im ganzen haben England 15 552, Deutsch⸗ and 12 811, Frankreich 9747, Rußland 9591, Oesterreich 4610, Italien 2286, Belgien 2332, die Vereinigten Staaten 29 398 und Englisch Indien 3234 Locomotiven. 1
Zur Arbeiterbewegung. “
Der Unterstützungsverein deutscher Buchdrucker (Arbeitnehmer) hatte den Entschluß gefaßt, sich aufzulösen, um, wie die „Lpz. Ztg.“ hervorhebt, in einem den social⸗ demokratischen Fachvereinen nachgebildeten Verbande wieder zu erstehen. Der Zweck dieser Metamorphose war der, die Organisation der Gehilfen von der Controle des Staates zu befreien, der der bisherige Verein als eine Versicherungs⸗
gesellschaft unterstand. Der Vexein Leipziger Buchdrucker⸗
gehilfen hat in diesem Sinne seine Auflösung beschlossen, vworüber das angezogene Blatt berichtet: Am 17. September fand in Leipzig die Urabstimmung unter den Mitgliedern des „Vereins Leipziger Buchdruckergehilfen“ statt, in der dieser Gauverein des Unterstützungsvereins sich darüber zu erklären hatte, ob er sich gleichfalls auflösen und dann dem neuen Verband oder ob er selbständig weiter bestehen wollte. Bei Urabstimmung fällt zunächst die geringe Anzahl von Stimmen auf, „die abgegeben wurden. Es wurden nur 1178 Stimmen gesählt. Der Verein, der vor dem großen Aus⸗ stande über 2000 Mitglieder zählte, muß also einen sehr erheblichen Theil davon eingebüßt haben. Der Rückgang des Vereins war jeden⸗ alls nicht ohne Einfluß auf das Ergebniß der Abstimmung: Es wurden 1040 Stimmen für die Auflösung abgegeben und damit eine er ältesten gewerkschaftlichen Organisationen Leipzigs zu Grabe ge⸗ ragen. 1 Vom Gewerkschaftscongreß der französischen social⸗ demokratischen Arbeiter in Marseille berichtet ein Telegramm
8 „D. B. H.“ vom gestrigen Tage: Der Congreß stellte die Forde⸗ rung des Frauenwahlrechts auf für die Wahl aller Schiedsämter und Arbeitsinspectoren sowie das Wahlrecht und die Vertretungs⸗ ähigkeit in allen Wahlkörpern. Aus der gestrigen Abendsitzung erichtet ein Telegramm des „H. T. B.“, daß mehrere Delegirte irect zur Anwendung von Gewalt aufforderten. Unter großem Lärm wurde die Sitzung aufgehoben, nachdem sämmtliche Resolutionen vom ongreß angenommen waren. us Carmaux meldet ein Telegramm des „D. B. H.“ vom beutigen Tage: Zahlreiche Arbeiter erklärten sich angeblich dem Präfecten gegenüber zur Wiederaufnahme der Arbeiten und zur Herbeiführung einer Verständigung bereit, damit die allgemeine Urbeitsaufnahme ermöglicht werde. Der Präfect sagte ihnen den um⸗ fassendsten militärischen Schutz zu. — Demgegenüber berichtet ein Telegramm des „H. T. B.“ aus Carmaux: Seit gestern ist in den Arbeiterkreisen eine neue Gährung wahrzunehmen. Die Polizei var gezwungen, größere Gruppen Ausständiger gewaltsam zu zerstreuen. Aus Brüssel wird der „Voss. Ztg.“ geschrieben: Der Verband der belgischen Metallarbeiter hielt gestern seinen Congreß ab; 58 Abgesandte, die 34 Gruppen vertraten, waren erschienen. Der Congreß beschloß den Fortbestand der Ausstandskasse, xu der fortab jedes Mitglied 15 Centimes moneatlich eizusteuern hat. Vertreter der „Ritter der Arbeit“* nahmen zum ersten Mal an diesem Congresse Theil. — Ueber die Beendigung des Ausstandes in den Zünd⸗ ölzchenfabriken zu Grammont (vgl. Nr. 223 d. Bl.) wird emsel Blatte berichtet: Der siebenwöchige Ausstand in den Zündhölzchenfabriken zu Grammont ist beendet. Die Lohn⸗ ürzungen, welche die Fabrik Mertens einführen wollte und durch ie der Ausstand hervorgerufen worden war, sind zurückgezogen worden. Auf Betreiben der Ortsbehörden haben sich Fabrikbesitzer und Arbeiter verständigt; in allen Fabriken wird zu gleichen Löhnen gearbeitet. 8 —— Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 11. bis incl. 17. September cr. zur Anmeldung gekommen: 264 Ehe⸗ chließungen, 1027 Lebendgeborene, 28 Todtgeborene, 710 Sterbefälle.
Literatur.
Gesetze, Verordnungen ꝛc. — Das preußische Stempelgesetz vom 7. März 1822, bearbeitet on dem Provinzial⸗Steuersecretar Leo Labus in Breslau, ist jetzt n fünfter Auflage erschienen. (J. U. Kern’'s Verlag, Max Müller, in Breslau; Pr. 6 ℳ). Diese neue Auflage ist dem gegenwärtigen Stande der Stempelgesetzgebung entsprechend dargestellt; die praktische
Brauchbarkeit dieser Bearbeitung ist hinlänglich bekannt.
4
Berlin, Sonnabend, den 24. September
2
ußischen Staats⸗Anzeiger.
1892.
Rechts⸗ und Staatswissenschaft.
Klostermann⸗ Das Allgemeine Berggesetz für die preußischen Staaten vom 24. Juni 1865 nebst Einleitung und Com⸗ mentar. Berlin, J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung. 5. Auflage. — Seitdem die 4. Auflage dieses in der Praxis hochgeschätzten Com⸗ mentars im Jahre 1885, kurze Zeit vor dem Tode des Verfassers, erschienen ist, sind eine Reihe Reichs⸗ und Landesgesetze in Geltung getreten, durch welche der Rechtskreis des Allg. Berggesetzes mannigfache Einwirkungen erfahren hat. Abgesehen von civilrechtlichen Materien, z. B. der Grundbuchgesetzgebung für den Geltungsbereich des rheinischen⸗ Rechts, kommen namentlich in Betracht: das Reichsgesetz vom 1. Juni 1891, betreffend Abänderung der Gewerbeordnung, durch welches die zum theil auch auf den Bergbau Anwendung findenden Vorschriften über gewerbliche Arbeiter in vielen Punkten AÄenderungen erfahren haben, sowie neuerdings die preußische Berggesetznovelle vom 24. Juni 1892. — Die baldige Herstellung einer neuen, diese Umstände berück⸗ sichtigenden Auflage dürfte um so mehr dem Interesse der mit der Auslegung und Anwendung des Berggesetzes befaßten Kreise entgegenkommen, als die umgearbeiteten Arbeitsordnungen für die Bergwerke noch vor dem 1. Januar 1893, die neuen binnen vier Wochen nach Eintritt der Geltung der Berg⸗ gesetznovelle, also bis zum 28. Januar 1893, erlassen sein müssen. Aus diesem Grunde wird es besonders den Bergwerks⸗Industriellen willkommen sein, möglichst frühzeitig in den Besitz einer Erläuterung zu denjenigen Bestimmungen der Novelle, welche für die Abfassung der Arbeitsordnungen maßgebend sind, zu gelangen. Von der neuen Auflage, deren Herausgabe der Geheime Bergrath Dr. Fürst, vor⸗ tragender Rath im Ministerium für Handel und Gewerbe, über⸗ nommen hat, wird in den nächsten Wochen eine Lieferung erscheinen, welche die §§ 80— 134 des Gesetzes enthalten soll, also u. a. die durch die Novelle abgeänderten Vorschriften des Abschnit „Von den Bergleuten und den Betriebsbeamtenn. 8
Verkehrswesen. Segelhandbuch für den In⸗ 8 in den Text gedruckten Figuren und Steindrucktafeln und einem Atlas von 35 Karten. Hamburg, 1891 und 1892. Die Deutsche Seewarte zu Hamburg hat durch die kürz⸗ lich erfolgte Herausgabe eines „Segelhandbuchs für den Indischen Ocean“ (der dazu gehörige Atlas konnte schon vor Jahresfrist fertig⸗ gestellt und herausgegeben werden) einen weiteren, bedeutsamen Schritt in der Richtung vorwärts gethan, die deutschen Schiffsführer, welche bisher lediglich auf Sailing⸗Directions und Ocean⸗Pilots anderer Nationen angewiesen waren, auch in dieser Hinsicht frei und selbständig zu machen. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß es sich hier nicht allein um die Sprache oder gar um eine Ueber⸗ setzung handelt. Im Gegentheil, man kann wohl sagen, daß zur Zeit keine andere Nation ein Segelhandbuch im engeren Sinne be⸗ sitzt, welches hinsichtlich der Reichhaltigkeit der darin niedergelegten wissenschaftlichen und praktischen Erfahrung dem vorliegenden Hand⸗ buch in Verbindung mit dem dazu gehörigen Atlas an die Seite ge⸗ stellt werden könnte. In den wesentlichsten Theilen dieses Werkes hat ebenso, wie in dem schon 1885 erschienenen Segel⸗ handbuch für den Atlantischen Ocean, deutsches Material zu Grunde gelegt werden können, und konnten neue Gesichtspunkte oder neuere Resultate Anwendung finden. Die Zahl der zur Zeit bei der Seewarte gesammelten, sorgfältig geführten Journale (bezw. Auszüge) deutscher Kriegsschiffe beträgt etwa 900, diejenige deutscher Kauffahrer etwa 6000, darunter 2000 von Dampfern. Die Reisen vertheilen sich natürlich über alle Oceane. Die Zuverlässigkeit der Beobachtungen ist durch die Prüfungen der Instrumente und Vergleiche mit Normalinstrumenten erhöht. Wenn ein derartiges Material der wissenschaftlichen und den neuesten Forschungen und An⸗ schauungen entsprechenden Bearbeitung zur Verfügung stand, dann erschien die hervorragende Bedeutung der letzteren für unsere, immer mehr sich entwickelnde Oceanschiffahrt und zwar im Interesse möglichst kurzer und sicherer Routen, nicht nur der Segelschiffe, sondern auch der Dampfer, von vornherein gewährleistet. Die bei der Abfassung des Segelhandbuchs für den Atlantischen Ocean be⸗ folgte Methode der Darstellungsweise ist, natürlich unter Berücksich⸗ tigung des Fortschrittes der Wissenschaft ꝛc., auch hier wieder durch⸗ geführt.
Das neue Werk zerfällt in die beiden Haupttheile: I. Physi⸗ kalischer Theil. II. Segelanweisungen. Abweichend von anderen Werken ist der eingehenden Besprechung der Stürme ein besonderes Gewicht beigelegt, während der Darlegung über mittlere Wind⸗ und Wetterverhältnisse vergleichsweise eine einfache und knappe Behandlung zu theil wurde. Dies ist im II. Theil bei den einzelnen Segelanweisungen nachgeholt. Da ferner ver⸗ mieden ist, für Cyclone Manöverregeln in der früher viel⸗ fach beliebten vositiven Form zu geben, andererseits für eine größere Zahl von Fällen die Größe des Richtungswinkels“, bezw. die Peilung des Centrums und der Verlauf der Stürme nach Zeit, Ort und neueren Erfahrungen näher bestimmt sind, so muß allerdings ein eingehendes Studium auch des I. Theils des Werkes seitens der Schiffsführer vorausgesetzt werden. Nur durch ein wirkliches Verständniß der bei Stürmen besonders hervortretenden — in
Betracht kommenden Erscheinungen wird es dem Schiffsführer möglich sein. sich ein Bild der jeweiligen Wetterlage zu machen und die richtige Entscheidung über den zu wählenden Curs bezw. ob gelenzt oder beigedreht werden muß, auch dann zu treffen, wenn Unerwartetes eintritt. Aber auch in anderer Hinsicht sind Abweichungen von dem Hergebrachten hervorzuheben. Die Gezeitenerscheinungen des Oceans sind in einem besonderen Kapitel besonders besprochen, ebenso die „Anwendung der Lehre vom Magnetismus in der Navigation“, das Schiffs⸗Chronometer, dessen Gebr und Behandlung auf See und endlich „die wichtigsten 3 es Indischen Oceans und ihre Verbreitung in demselben“, welche durch die Karte Nr. 35 des Atlas beleuchtet wird. das Werk um⸗ faßt daher — mit Ausnahme der eigentlichen Navigations⸗ lehre — thatsächlich alles das, was der Schiffsführer auf See zu wissen und anzuwenden hat. Eine gelegentliche Wiederholung des immer noch nicht genügend Bekannten oder in Specialwerken Erschienenen ist gewiß sehr am Platze. Dagegen sind die mit solchen Werken bis⸗ weilen verbundenen Küstenbeschreibungen fortgelassen, weil diese Auf⸗ gabe erst seit 1892 der Seewarte übertragen ist, und die Schiffsführer bleiben für dieses Gebiet zunächst noch auf die vorhandenen aus⸗ ländischen Bücher angewiesen. Wenn trotzdem dieses Werk ein recht umfangreiches (etwa 800 Seiten) geworden, ist, so muß betont werden, daß die physikalischen und meteorologischen Erscheinungen des Indischen Oceans sehr verwickelter Natur sind, sowie, daß es aus praktischen Gründen nützlich erschien, die chinesischen Gewässer mit in den Bereich der Bearbeitung zu ziehen, wodurch die an sich schon große Zahl der zu beschreibenden, auch mit der Jahres⸗ zeit wechselnden Routen erheblich vermehrt worden ist. Zum Gebrauch und Studium des Segelhandbuchs ist natürlich der schon früher er⸗ schienene Atlas erforderlich, welcher vieles Neue gebracht hat.
Der Atlas enthält nach einem kurzen Vorwort und erläuternden Bemerkungen zu den einzelnen Karten des Atlas 35 Tafeln im Quer⸗ folioformat. Tafel 1 und 2 bringen eine Tiefenkarte des ganzen Oceans und eine speciellere des australischen Mittelmeeres. Die Tafeln 3 und 4 sind zwei Karten der Meeresströmungen und Treibproducte (Eis und Tang) für die Monate Dezember bis
Februar einerseits, Junt bis August andererseits. Tafel 5 stellt das specifische Gewicht des Meerwassers an der Oberfläche im Jahresmittel dar. Tafel 6. bis 9 enthalten die mittleren Isothermen des Meer⸗ wassers an der Oberfläche für die Monate Februar, Mai, August und November, Tafel 10 bis 14 diejenigen der untersten Luftschicht für dieselben vier Monate und das Jahr. Tafel 15 bis 18 bringen die Isobaren für die gleichen Monate, jedoch aus Rücksicht auf die Karten 20 bis 21 unter Ersatz der Werthe von Februar und August gauch die Mittel Januar⸗Februar und” Juli⸗August. Tafel 19 Wthält vier ausgewählte synoptische Wetterkarten einzelner Tage für den Südindischen Ocean. Tafel 20 und 21 stellen die Windverhältnisse der Monate Januar und Februar einer⸗ seits, Juli und August andererseits in derjenigen Weise dar, welche bei den Kärtchen zu S. 41 des Segelhandbuches für den Atlantischen Ocean zuerst Verwendung fand; Tafel 22 die hierauf ge⸗ gründete Eintheilung des Oceans in Windgebiete; Tafel 23 bis 26 die Häufigkeit der Winde und Windstillen in Relativwerthen für die Monate Januar, April, Juli und Oktober nach der Methode der Tafeln 22 bis 25 des Atlas vom Altlantischen Segel⸗ handbuch. Die Tafeln 27 bis 29 geben die Regen⸗ gebiete nach der Vertheilung der Niederschläge auf das Jahr und die Größe der Regenhäufigkeit in den Vierteljahren Januar bis März und Juli bis September. Die Tafeln 30 bis 32 sind der Vertheilung des Erdmagnetisnius im Gebiet des Indischen Oceans im Jahre 1890 nach Variation, Inclination und Horizontal⸗ intensität gewidmet; Tafel 33 und 34 stellen die mittleren Schiffs⸗ wege in den exrtremen Monaten Dezember bis Februar und Juni bis August dar; endlich behandelt Tafel 35 die Verbreitung und die Hauptfangplätze der wichtigsten Walarten.
— Katechismus der Deutschen Handelsmarine. Von Richard Dittmer, Capitän zur See z. D. Mit einer Karte und 63 in den Text gedruckten Abbildungen. 391 Seiten. In Original⸗ Leinenwand 3 ℳ 50 ₰. Verlag von J. J. Weber in Leipzig. — Dem mit so großem Beifall aufgenommenen Katechismus der deutschen Kriegsmarine hat sein Verfasser einen mit gleicher Sachkenntniß be⸗ arbeiteten Katechismus der deutschen Handelsmarine folgen lassen. Das Buch gliedert sich in vier Abschnitte: Die Benennung und Takelung der Schiffe, die gesetzlichen Bestimmungen und Verordnungen für die Handelsmarine in materieller Hinsicht, das Personal der Handelsmarine und die für dasselbe geltenden gesetzlichen Bestim⸗ mungen, Verschiedenes (Völkerrecht zur See, Lootsenwesen, Seesischerei, Internationales Signalbuch, Schiffsgesellschaften u. s. w.). Das gut ausgestattete Buch ist wohl geeignet, mit der Seeschiffahrt nicht ver⸗ traute Personen mit den Einrichtungen derselben bekannt zu machen, 18 Rhedern und Seeschiffahrttreibenden gls Nachschlagebuch zu
ienen.
Unterhaltung. — Drei Lebensepisoden von Helene von Hülsen. 1
Berlin W. 9. Verlag von Richard Eckstein Nachfolger (H. Krüger.) Preis brochirt 3 ℳ, geb. 4,50 ℳ — Die unlängst verstorbene Gemahlin des ehemaligen General⸗Intendanten der Königlichen Schauspiele Frau Helene von Hülsen, geborene Gräfin von Haeseler, hat in diesem ihrem letzten, Shrer Majestät der Kaiserin gewidmeten Werke drei Erinnerungen aus ihrem Leben erzählt. In der ersten „Ein Königsidyll“ wird ein Aufenthalt in dem von dem dänischen König Christian VIII. und seiner Gemahlin Caroline Amalie bevorzugten und fast alljährlich besuchten Seebade Wyck auf Föhr im Jahre 1847 geschildert. Mit lebhaften Farben werden die enußreichen Erlebnisse ausgemalt, welche der damaligen jugendlichen Comtesse von Haeseler durch die Beziehungen ihrer Ektern zum dänischen Königspaare und durch die gewaltigen Eindrücke der greßartigen Natur trotz der Entbehrungen in den gewohnten Be⸗ quemlichkeiten des täglichen Lebens auf diesem dem Verkehr noch wenig erschlossenen Eilande bereitet wurden. Die zweite Episode „Ein Dichterheim“ ist eine Erinnerung an die über vierzig Jahre hindurch mit ungewöhnlichem Erfolge als Schauspielerin aufgetretene und später als Theater⸗Schriftstellerin in noch höherem Grade g⸗⸗ feierte Frau Charlotte Birch⸗Pfeiffer, welcher die Verfasserin in warmer Freundschaft zugethan war. Die dritte Episode „Ein Drama“ enthält die der Frau von Hülsen auf einer Reise nach Paris im Jahre 1885 zum theil von der Heldin erzählte, zum theil miterlebte ergreifende Lebensgeschichte einer vornehmen Französin, die, getäuscht durch glänzende Aeußerlichkeiten, an einen dem Spiel und anderen Lastern ergebenen englischen Lord verheirathet war und bei ihrem Scheidungsprozeß im Gerichtssaal von ihrem Gatten durch einen Revolverschuß schwer am Kopf verletzt, aber geheilt wurde, während er selbst im Gefängniß seinem Leben durch Gift ein Ende machte. Die in anziehendster Weise geschriebenen drei Lebensepisoden werden den zahlreichen Verehrern der verstorbenen Frau von Hülsen einen neuen Beweis für ihre bekannte Herzensgüte liefern und dazu bei⸗ tragen, das Andenken an diese edle Frauennatur weit über das Grab hinaus wach zu erhalten.
— Der Gott des alten Doctors. Erzählung von Karl Emil Franzos. Zweite Auflage. Berlin, Verlag von F. Fontane u. Co. — Auch in der vorliegenden Erzählung beweist Verfasser sein schriftstellerisches Talent durch den meisterhaften Aufbau, den spannenden Gang der Handlung und deren feine psychologische Motivirung. Weniger kann man sich mit der Tendenz einverstanden erklären, die in der fatalistischen Weltanschauung gipfelt: „Es kommt Alles, wie es kommen muß; thue wie Du sollst und was Du kannst.“ Eine solche Ansicht mag sich in Büchern durch kunstvolle Verknüpfung eigen⸗ thümlicher Vorgänge glaubhafter darstellen lassen, als deren Richtig⸗ keit durch das Leben selbst bewiesen wird.
— Aus meinen Mußestunden, Gedichte von Maria Pupp⸗Mattoni. Stuttgart 1891. Verlag von J. Fink. Preis in Prachtband 2,75 ℳ — Die allen Besuchern der Karlsbader Heil⸗ quellen wohlbekannte Frau Maria Pupp⸗Mattoni, die Gattin des Be⸗ sitzers eines der größten und schönsten Hotels und Kaffeehäuser in
sbad, hat in diesem äußerlich gut ausgestatteten Buch in
oetischem Gewande die Naturschönheiten des böhmischen Bades, ie heilsame Wirkung seiner der Erde entsprudelnden Wasser ver⸗ und Erinnerungen aus ihrer 25 jährigen Ehe nieder⸗ g Die tiefempfundenen, eine zarte Frauenseele und dichterische Begabung offenbarenden Verse werden besonders denen eine anziehende Unterhaltung gewähren, die in diesem Kurort die gesuchte Befreiung von ihren Leiden gefunden haben. 1
— Durch ein Jahrhundert. Drei kriegsgeschichtliche Romane von Tanera. 1. Aus schwerer Zeit. Rathenow 1892. Verlag von Max Babenzien. Preis 1,50 ℳ — Der uns zunächst vorliegende erste dieser drei Romane „Aus schwerer Zeit“ spielt am Ende des 17. Jahrhundert in der ehemaligen freien Reichsstadt Speyer und schildert die Leiden dieser Stadt und der Rheinpfalz bei der von den französischen Generalen Graf von Melac und Monclar im Jahre 1689 ausgeführten grausamen Verwüstung, von der Stadt und Land nur schwer sich wieder haben erholen können. Die mit den historischen Ereignissen geschickt verwebte Geschichte eines heldenmüthigen Brautpaares verleiht dem von Vaterlandsliebe eingegebenen Werk einen eigenen Reiz, der noch größer sein würde, wenn die an und für sich gewandte Schreib⸗ weise sich sorgfältiger rein hielte von unschönen Ausdrücken und Wendungen, und wenn der von seiner Liebe für das Vaterland begeisterte Verfasser nicht manchmal sich verleiten ließe, in seinem Haß gegen den damaligen Feind zu weit zu gehen. 8 8