Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt vom 256. bis 27. September, Mittags, gemeldete Cholera⸗Erkrankungs⸗ und Todesfälle:
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Staat und Bezirk.
gestorben 1. erkrankt erkrankt gestorben S erkrankt
Hamburg. Hamburg.
Preußen. Schleswig. Lüneburg. Stettin.
00 lern. H — 89 S. H — =8 —— 9 02
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Altona.
Wilhelmsburg. Ueckermünde. Fiddichow. — —
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Vereinzelte Erkrankungen: Regierungsbezirk Schleswig: in 1 Ort des Kreises Stormarn 1 Erkrankung. Regierungsbezirk Magdeburg: in der Stadt Schönebeck, Kreis Kalbe 1 Erkrankung, 1 Todesfall. 1 Regierungsbezirk Potsdam: in 1 Ort des Kreises Oberbarnim 1 Erkrankung. Regierungsbezirk Stettin: Randow 1 Todesfall. Berlin: 1 Erkrankung.
“
in 1 Ort des Kreises
Im Einvernehmen mit dem Finanz⸗Minister hat der Minister der öffentlichen Arbeiten in einem Erlaß an die Königlichen Eisenbahn⸗Directionen darauf aufmerksam gemacht, daß denjenigen Staatseisenbahn⸗Beamten, welche als Be⸗ dienstete einer später verstaatlichten Privateisen⸗ bahn anläßlich eines Feldzuges im Gefolge der Armee dienstlich verwendet worden sind, die Zeit dieser Verwendung
vom Tage der Abreise bis zum Wiedereintreffen an dem heimathlichen Stationsorte — bei der Festsetzung der Staats⸗ pension mit anzurechnen ist. Aus formellen Gründen sind die in Rede stehenden Zeitrͤume in der für die Militär⸗ dienstzeit bestimmten Spalte der Pensionsnachweisung aufzuführen. Das 1 gilt auch für etwaige Kriegsjahre, auf welche vormalige Privatbahn⸗Beamte aus gleichem Anlaß nach Maßgabe der be⸗ treffenden Allerhöchsten Ordres Anspruch haben. Insoweit die Staatspension eines bereits in den Ruhestand getretenen vor⸗ maligen Privatbahn⸗Beamten oder ein bereits fefstgesetztes Wittwen⸗ und Waisengeld durch die nachträgliche Anrechnung der vorbezeichneten Dienstzeit eine Erhöhung erfährt, ist die anderweite Festsetzung zu bewirken oder in den der Zuständig⸗ keit der Königlichen Eisenbahn⸗Directionen nicht unterliegenden unter Beifügung einer Vorschlagsnachweisung sowie der
cten bei dem Minister zu beantragen. “
Mehrfach wird darüber Beschwerde geführt, daß das Bahnhofs⸗ und Zuobegleitpersonal nicht aus eigenem Antriebe das Rauchen in Nichtraucher⸗Abtheilen und das Betreten dieser Abtheile mit brennender Cigarre den Reisenden unter⸗ sagt. Dem Bahnhofs⸗ und Zugpersonal sind deshalb die be⸗ züglichen Bestimmungen früherer Erlasse, insbesondere des Erlasses vom 18. November 1885, den Schaffnern überdies § 12 Ziffer 6 ihrer Dienstanweisung in Erinnerung gebracht worden. 1 8 “
in der Ersten
Die im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellte, 4 und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „R.⸗ u. St.⸗A.“
veröffentlichte Uebersicht der Betriebs⸗Ergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat August d. J. ergiebt für die 71 Bahnen, welche auch schon im entsprechen⸗ den Monat des Vorjahres im Betriebe waren und zur Ver⸗ gleichung gezogen werden konnten, mit einer Gesammtbetriebs⸗ länge von 37 313,61 km Folgendes: Im August d. J. be⸗ trug die Einnahme: a. aus dem Personenverkehr: im ganzen 35 457 848 ℳ oder 1 372 200 ℳ weniger als in dem⸗ selben Monat des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 968 ℳ oder 5 Proc. weniger als in demselben Monat des Vorjahres: b. aus dem Güterverkehr: im ganzen 68 179 025 ℳ oder 600 726 ℳ weniger als in demselben Monat des Vor⸗ jahres, auf 1 km Betriebslänge 1833 ℳ oder 2,24 Proc. weniger als in demselben Monat des Vorjahres. In der Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis Ende August d. J. betrug die Einnahme: A. Bei denjenigen Bahnen, deren Rechnungs⸗ jahr die Zeit vom 1. April bis 31. März umfaßt, a. aus dem Personenverkehr: im ganzen 133 160 781 ℳ oder 4547 125 ℳ mehr als in demselben Zeitraum des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 4503 ℳ oder 2,04 Proc. mehr als in demselben Zeitraum des Vorjahres; b. aus dem Güter⸗ verkehr: im ganzen 275 811 118 ℳ oder 7 813 131 ℳ weniger als in demselben Zeitraum des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 9171 ℳ oder 4,15 Proc. weniger als in demselben Zeitraum des Vorjahres. B. Bei denjenigen Bahnen, deren Rechnungsjahr mit dem Kalenderjahre zusammen⸗ fällt, a., aus dem Personenverkehr: im ganzen 43 723 9655 ℳ oder 457 754 ℳ mehr als in demselben Zeit⸗ raum des Vorjahres, auf 1 km Betriebslänge 6319 ℳ oder 0,64 Proc. mehr als in demselben Zeitraum des Vorjahres: b. aus dem Güterverkehr: im ganzen 74 453 635 ℳ oder 3 096 352 ℳ weniger als in demselben Zeitraum des Vor⸗ jahres, auf 1 km Betriebslänge 10 654 ℳ oder 4,40 Proc. weniger als in demselben Zeitraum des Vorjahres. Am 23. August d. J. wurde die Strecke Bingerbrück —Köln unter Vermehrung der Betriebslänge um 0,66 km in den Bahnhof Köln H. B. eingeführt. “
In London ist vor kurzem eine Schwindlerbande unschädlich gemacht worden, die seit Jahren unter beständig wechselnden Firmen von dort aus das Festland gebrandschatzt
hat und sich insbesondere auch das deutsche Publikum zum Gegenstand ihrer betrügerischen Ausbeutungen aus⸗ ersehen hatte. Durch verlockende Rundschreiben und Zeitungs⸗ annoncen aller Art, in denen sie sich zur Gewährung von Darlehen gegen Vorausbezahlung der Zinsen für ein Jahr erboten, wußten diese Schwindler das deutsche Publikum zur
vertrauensvollen Einsendung größerer oder geringerer Beträge zu veranlassen, um nach Empfang des Geldes unsichtbar zu werden oder sich auf die Uebersendung werthloser Wechsel zu beschränken. Nachdem die Londoner Polizeibehörde mehrere der Betrogenen aus Deutschland, Frankreich, Belgien und der Schweiz als Zeugen hatte nach London kommen lassen, um den dortigen Behörden das zur Ueberführung der Schuldigen erforderliche Beweismaterial an die Hand zu geben, sind die Mitglieder der Bande endlich zur Haft gebracht und durch den Central Criminal Court in London zu Freiheitsstrafen von sechs Monaten bis drei Jahren verurtheilt worden. Die Namen der Verurtheilten, die unter den Firmenbezeichnungen: Burnden u. Co., Cosquer u. Co., Scouter u. Co., Adams u. Co., De Villers u. Co., Coque and Pondine, Thomerell u. Co., Brown u. Co., Compton u. Co., Smith u. Co., Richmond u. Co., Guildburt u. Co. den Schwindel betrieben, sind: Blum, Longuespé, Threrry, Van der Kemp, Ragou, Lagarrigue und Deman. 1
Es wäre dringend zu wünschen, daß das deutsche Publikum sich diesen Fall für die Zukunft als Warnung vor der An⸗ knüpfung von Geschäftsbeziehungen mit unbekannten aus⸗ ländischen Firmen dienen ließe.
Der Regierungs⸗Assessor von Gostkowski zu Danzig ist der Königlichen Polizei⸗Direction zu Aachen zur dienstlichen Verwendung überwiesen worden.
S. S. „Prinzeß Wilhelm“, Commandant Capitän zur See Boeters, ist am 25. d. M. von Alexandrien nach Gibraltar in See gegangen.
Bayern.
München, 26. September. Aus Anlaß des Namens⸗ festes Seiner Majestät des Königs Otto wird, wie die „Allg. Ztg.“ meldet, in der Metropolitankirche zu U. L. Frau Freitag, den 30. d., Vormittags 11 Uhr, ein feier⸗ licher Gottesdienst abgehalten werden. Vormittags 10 Uhr findet in der St. Cajetans⸗Hofkirche Gottesdienst statt.
Schwarzburg⸗Rudolstadt.
Schwarzburg, 26. September. Nachdem vor zwei Tagen in dem Befinden Ihrer Durchlaucht der Fürstin eine Wendung zum Besseren eingetreten war, haben sich seit gestern wieder bedeutende Temperaturschwankungen gezeigt. Die Nächte waren verhältnißmäßig ruhig. 8
Lübeck.
Lübeck, 24. September. Die Staatshaushalts⸗ Rechnung für Lübeck hat nach dem „Hann. Cour.“ gegen⸗ über einem budgetmäßig für 1891 veranschlagten Fehlbetrag von 203 059 ℳ einen Ueberschuß von 113 004 ℳ ergeben. Die. Gesammt⸗Einnahme bezifferte sich auf 3832 584 ℳ, die Gesammt⸗Ausgabe auf 3 719 580 ℳ Die Ueberschüsse früherer Jahre betrugen 1890: 169 152 ℳ, 1889: 320 784 ℳ Im einzelnen wurden aus Domänen, Zinsen und Steuern, Reichszöllen je etwa 500 000 ℳ, aus Steuern und Abgaben ꝛc. etwa 1 ½ Millionen Mark, aus Schulen 200 000, aus Verschiedenem 100 000 vereinnahmt. Für Bauten wurden ca. 600 000, für Reichsbeiträge ca. 500 000 ℳ, für Staatsschuld ca. 700 000 verausgabt. Der Rest der Ausgaben setzt sich aus verschiedenen Posten zusammen. Nach Tilgung der auf 3 ½ Millionen Mark sich belaufenden Trave⸗Corrections⸗Anleihe beziffert sich die ge⸗ sammte lübeckische Staatsschuld auf 10 Millionen Mark.
Elsaß⸗Lothringen.
Straßburg, 25. September. Der Bischof von Straß⸗ burg, Dr. Fritzen, hat ein Rundschreiben an die Can⸗ tonalpfarrer erlassen, welches nach dem ‚Elsässer“ folgenden Wortlaut hat:
Mit Rücksicht auf die zur Zeit bestehenden Gefahren für die Gesundheit ersuche ich Euer Hochwürden, durch die Herren Pfarrer Ihres Cantons die Gläubigen auffordern zu lassen, bis auf weiteres bei Veranstaltung von Wallfahrten, sowohl innerhalb der Diözese als außerhalb derselben, größere Ansammlungen von Menschen zu ver⸗ meiden. St. Odilien, 16. September. Adolph, Bischof von Straßburg. 8 “
Oesterreich⸗Ungarn.
Der König von Sachsen, der Prinz Leopold von Bayern, der Ackerhau⸗Minister Graf Falkenhayn, der sächsische Gesandte Graf Wallwitz und die obersten Hofchargen wohnten gestern in Schönbrunn einem déjeuner dinatoire bei dem Kaiser bei. Nachmittags begaben sich der Kaiser, der König von Sachsen, der Prinz Leopold und der Minister Graf Falkenhayn zur Jagd nach Mürzsteg, wo die Ankunft um 7 ½ Uhr erfolgte. Der Kaiser und seine Fürstlichen Gäste wurden am Bahnhofe von einer zahlreichen Volksmenge mit Hochrufen begrüßt.
Am 10. Oktober wird der Kaiser die deutschen Theilnehmer an dem Distanceritt Berlin — Wien empfangen.
Der König von Griechenland empfing gestern den Minister des Auswärtigen Grafen Kälnoky in einstündiger Audienz und gab später seine Karte im Ministerium des Aus⸗ wärtigen ab. Am Abend trat der König über Triest die Rückreise nach Athen an.
Ueber das Befinden des Prinzen Hermann zu Schaum⸗ burg⸗Lippe ist dem „Prag. Abdbl.“ zufolge vorgestern in Kirchdorf folgendes Bulletin ausgegeben worden:
„Der Zustand des Prinzen zu Schaumburg⸗Lippe hat sich seit gestern wenig verändert. Die Benommenheit besteht fort. Etwas mehr Ruhe, kein Fieber. Heute früh wurde der Verband gewechselt; die Wunde ist im Bereich der vor acht Tagen gelegten Naht geheilt, die Nähte wurden entfernt. Der E“ Wundspalt ist nach Entfernung der Blutgerinsel rein und reizlos. Aeußerer Gehörgang ohne Absonderung. Der Zustand ist immer noch gefährlich, jedoch in Bezug auf die Erhaltung des Lebens zu etwas mehr Hoffnung 1 Die Heilung der Wunde wird nur sehr langsam er⸗ folgen.“
Der nieder⸗österreichische Landtag bewilligte gestern nach lebhafter Debatte 15 000 Gulden, die für arme Ge⸗ meinden zu Desinfectionszwecken bestimmt sind, und wurde darauf im Auftrage des Kaisers vertagt.
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eingetroffen
Großbritannien und Irland.
Der Gemeinderath von Dublin, in welchem die
“ die Mehrheit bilden, hat beschlossen, dem neuen ice⸗ König Lord Houghton keinerlei Kundgebung bei seinem Einzug zu bereiten.
Die ausgewiesenen tirischen Pächter machen sich mit ihren agitatorischen Forderungen immer lauter bemerkbar. Am 24. d. M. hielten sie in Cork eine Versammlung ab. Der Secretär ihres Vereins O'Connor erklärte dabei rund⸗ weg, es würde zum Bürgerkriege in Irland kommen, wenn die Regierung nicht bald Fürsorge träfe, daß die ausgewie⸗ senen Pächter wieder ihre Stellen bekämen. Könne sonst nichts geschehen, so möge der Geheimrath 250 000 Pfd. Sterl. für 5000 ausgewiesene irische Pächter bewilligen. Sonst bliebe nichts übrig, als die irischen Abgeordneten auf⸗ zufordern, Gladstone nicht länger zu unterstützen. Bemerkens⸗ werth war die Aeußerung O Connor’'s, die ausgewiesenen Pächter setzten mehr Vertrauen in John Morley als in ihre eigenen Abgeordneten. Der Beschluß der Versammlung lautete: „Der Führer der Anti⸗Parnelliten Justin MeCarthy möge sich mit dem Führer der Parnelliten John Redmond und dem Erzbischof Croke berathen, damit gemeinsam der in Paris liegende irische Fonds sofort zum Besten der ausge⸗ wiesenen Pächter verwandt werde.“
Gestern war vom „W. T. B.“ die Nachricht verbreitet worden, unter den Horse⸗Guards in Windsor sei es am Sonnabend zu einer Meuterei gekommen, bei der von den widersetzlichen Soldaten etwa 80 Sättel und das Zaumzeug vernichtet worden seien, und als Grund die angebliche Ueberanstreggung im Dienst angeführt. Nach weiteren Meldungen stellt sich diese Nachricht als übertrieben her⸗ aus; der Thatbestand reducirt sich darauf, daß von einigen unzufriedenen Soldaten etwa 21 Sättel beschädigt worden sind. Eine amtliche Untersuchung ist eingeleitet worden.
Frankreich.
Die „France“ von gestern wollte wissen, der Minister⸗ Präsident und Minister des Innern Loubet hätte beschlossen, den an dem Socialistencongreß in Marseille theilnehmenden deutschen Delegirten Liebknecht wegen seiner am Sonntag dort gehaltenen Rede (siehe die gestrige Nummer des „R.⸗ u. St⸗A.“ unter der Rubrik „Arbeiterbewegung“) auszuweisen. Dem gegenüber wird, wie „W. T. B.“ meldet, in Regierungskreisen versichert, es liege noch keinerlei Entschließung des Ministers in dieser Beziehung vor, vielmehr wolle er erst den Wortlaut der fraglichen Rede abwarten und darnach seine Bestimmung treffen.
Niederlande.
Ueber das der Zweiten Kammer zugegangene Budget für 1893 bringt der „Hamb. Corr.“ folgende nähere An⸗ gaben: Die Einnahmen werden auf 127 926 490 Fl. geschätzt, also 326 340 Fl. mehr wie im Vorjahre. Dagegen werden die Ausgaben von 1893 ebenfalls mehr betragen, und zwar 4 963 535 Fl. mehr; sämmtliche Ausgaben für das nächste Jahr werden auf 136 240 027 Fl. geschätzt. Von diesen Mehrausgaben kommen 2000 000 Fl. auf die Armee und die Marine und 2 000 000 Fl. auf die Eisenbahnen. Das nächste Jahr hat also ein Deficit von 4 000 000 Fl., das der Finanz⸗ Minister durch Ausgabe von Scheinen der schwebenden Schuld zu decken beabsichtigt. Das Kriegsbudget für 1893 beträgt 22 598 227 Fl., ungefähr 1 Million mehr wie im Vorjahre, das Marinebudget 15 697 423 Fl., 1 498 182 Fl. mehr wie 1892. Für die öffentlichen Arbeiten werden 1 900 000 Fl. mehr zur Ver⸗ fügung gestellt wie im Vorjahre, sodaß das Budget des Ministers für öffentliche Arbeiten und Handel 12 346 593 Fl. beträgt. Das Budget des Innern beträgt 12 308 424 Fl. und das Justizbudget 5 488 569 Fl. Außer dem durch außerordentliche Ausgaben verursachten Deficit für 1893 bleibt noch ein Deficit von 34 000 000 Fl. vom letzten Jahre übrig, allein der Finanz⸗Minister jichtagt vor, dieses Deficit aus dem Saldo der 1884er Anleihe und einem Theil der 1892er Anleihe im Betrage von 31 000 000 Fl. zu decken. Von dem Ertrage dieser Anleihe bleiben alsdann noch 13 000 000 Fl. zur Verfügung. Das Colonial⸗Budget ergiebt bis 1892 ein Veseunnittdefict von 33 000 000 Fl., das aber gedeckt werden kann durch die Indien angehörenden Theile der 1884 er Anleihe im Betrage von 45 000 Fl. Der Verkauf von Colonialwaaren ergab 1891 nur 17 000 000 Fl., also noch 7 000 000 Fl. weniger als in dem ungünstigen Jahre 1888 und 21 500 000 Fl. weniger als in 1890. Das Budget für 1891 ergiebt deshalb ein Deficit von 15 500 000 Fl. Die beiden Jahre 1889 und 1890 ergaben dagegen ein Saldo von 12 000 000 Fl.
Belgien.
Wie die „Wes.⸗Ztg.“ erfährt, hat die französische Regierung die Ansprüche an den Congostaat wegen Er⸗ mordung des französischen Offiziers Pomayrac aufgegeben, sie verhält sich aber gegen die bisherigen congostaatlichen Gegen⸗ vorschläge ablehnend und hält die Ansprüche auf das Ubanghi⸗ Becken voll aufrecht.
Griechenland. b
In Bulgarien ist jetzt das neue Schulgesetz, wo⸗ durch das Bulgarische zur Unterrichtssprache in sämmtlichen Schulen des Landes, auch in den griechischen Ostrumeliens, erklärt wird, in Kraft getreten und die griechische Schule in Burgos geschlossen worden. Die bulgarische Regierung hatte — wie die „Nat.⸗Ztg“ ausführt — wiederholt infolge des von Griechenland erhobenen Einspruchs versprochen, durch die Sobranje Aenderungen dieses Gesetzes zu Gunsten der Griechen eintreten zu lassen, denen im Berliner Vertrage die Autonomie in Kirche und Schule verbürgt worden ist. Da bei der Sobranje derartige Aenderungen noch nicht beantragt worden sind, so will, wie „W. T. B.“ aus Athen meldet, die griechische Regierung in den nächsten Tagen den Mächten eine Protesterklärung gegen das Vorgehen der bulgarischen Behörden zugehen lassen und die Vermittelung der Mächte anrufen.
Rumänien.
Der Thronfolger Prinz Ferdinand und von dem König auf empfangen worden.
ist in Sinaja dem Bahnhofe
Allmerika.
Wie vor vierzehn Tagen der Candidat der Republikaner, der gegenwärtige Präsident Harrison, so hat jetzt auch der Candidat der Demokraten Cleveland, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, ein Schreiben veröffentlicht, worin er die Candidatur für die Präsidentschaft annimmt und ein Programm
für seine Politik aufstellt.
Uebertritt zu einer Hilfskasse wirklich erfolgt ist.
b . In erster Linie spricht er sich für eine Reform des Zolltarifs aus: die Rohstoffe für die Industriellen dürften nicht so hoch besteuert werden; die Demokraten verlangten nicht den Freihandel, wollten aber die Zolllasten mehr der Billigkeit entsprechend ver⸗ theilt wissen. Was das Münzwesen anlange, so sei es, obschon jeder Dollar, gleichviel ob er aus Gold, Silber oder Papier sei, den nämlichen Werth haben müsse wie der andere, doch vollständig möglich, sich in gleicher Weise des Goldes und des Silbers bei der Regulirung des Münz⸗ umlaufs zu bedienen. Jeder Nachtheil und jeder Verlust, welche etwa aus dieser Reform entstehen könnten, würden eher zu ertragen sein als das mit der Discreditirung geprägter Münze verbundene allgemeine Ungemach. 8
Statistik und Volkswirthschaft.
Freie Hilfskasse für Handlungsgehilfinnen.
Der Kaufmännische Hilfsverein für weibliche Angestellte in Berlin hat aus Anlaß der Bestimmungen des neuen Krankenver⸗ sicherungsgesetzes eine eingeschriebene freie Hilfskasse für Handlungs⸗ gehilfinnen und Gewerbegehilfinnen begründet, deren Mitgliedschaft von dem Beitritt zu den Ortskrankenkassen entbindet. Die Hilfs⸗ kasse, welche ihre Thätigkeit am 19. Dezember d. J. beginnt, gewährt ein Krankengeld von 1 ℳ täglich für 85 ₰ monatlichen Beitrag. Die Kasse kann aber nur dann lebensfähig erhalten bleiben, wenn ihr von Seiten der Geschäftsinhaber ein freiwilliger Buschuf zu theil wird, dessen Höhe der Vorstand auf 3 ℳ jährlich für jede Angestellte festgesetzt hat. Größere Geschäftsfirmen haben bereits zugesagt, ihr gesammtes weib⸗ liches Personal der Kasse zuzuführen. Diejenigen Mitglieder von Ortskassen, welche zum 1. Januar freien Hilfskassen beitreten wollen, müssen ihre Mitgliedschaft bei ersteren vor dem 1. Oktober kündigen. 1 ist vor dem 1. Januar der Nachweis zu führen, daß der
8 Zur Arbeiterbewegung.
Aus dem Saarrevier schreibt man der „Köln. Ztg.“: Schon lange wird im Rechtsschutzverein über die Finanzwirthschaft des Vorstandes geklagt, und der Ruf nach Rechnungsablegung über die vereinnahmten Gelder ertönte bald von dieser, bald von jener Seite. Immer aber wurden solche Klagen und Wünsche durch ein Macht⸗ wort des Präsidenten Warken wieder zum Verstummen gebracht. Nun ist gegen Warken wegen Unterschlagung von Vereinsgeldern ge⸗ richtliche Untersuchung eingeleitet und diese dürfte zur Aufhellung der Mißwirthschaft des Vorstandes führen.
Auf dem Bildstock im Saarrevier fand, wie die „Saarbr. Ztg.“ berichtet, am Sonntag eine socialdemokratische Versamm⸗ lung unter dem Vorsitz des Herrn Emmel statt, wozu auch der socialdemokratische Reichstags⸗Abgeordnete Drechslermeister August Bebel in Begleitung der Herren Ehrhardt⸗Ludwigshafen und Heyder⸗ Metz erschienen war. An die Rede Bebel'’s knüpfte sich eine sehr er⸗ regte Erörterung⸗— Als Delegirter für den nächsten Berliner Parteitag wurde „Genosse“ Emmel gewählt.
In Witten wurde am Sonntag eine socialdemokratische Parteiconferenz abgehalten, über die die „Dortm. Ztg.“ berichtet: An der Conferenz nahmen etwa 100 Delegirte theil, auch war der Secretär des Centralvorstandes Fischer aus Berlin erschienen. Die Tagesordnung umfaßte folgende Punkte: 1) Endgültige Regelung der Preßangelegenheit. 2) Betreibung der Agitation im Ruhrgebiet. Es wurde beschlossen, vom 1. Oktober anstelle der vielen socialdemokratischen Zeitungen des Bezirks ein täglich erscheinendes Organ unter dem Titel „Rheinisch⸗Westfälische Arbeiterzeitung“ herauszugeben. Bei den Erörterungen in dieser Angelegenheit theilte Fischer mit, daß die „Westfälische Freie Presse“ von der Centralleitung unterstützt worden sei, doch sei die Centralleitung in Zukunft hierzu nicht mehr in der Lage. Ferner wurde beschlossen, die Agitation mit allen Mitteln zu betreiben, da an vielen Stellen eine gewisse Erschlaffung eingetreten sei.
In Leipzig fand am Sonntag eine öffentliche Brauer⸗ versammlung statt, über die wir der „Lpz. Ztg.“ Folgendes ent⸗ nehmen: Es hatten sich vielleicht 180 Personen eingefunden. Sehr viele der Anwesenden waren keine Brauer. Der Stab der Social⸗ demokratie war fast vollzählig vertreten. Geleitet wurde die Versammlung der „Brauer“ von einem Mechaniker und zwei Metallarbeitern. In dem Vorsitzenden des Deutschen Brauer⸗ Verbandes in Hannover, Herrn Wiehle, hatte man einen sehr gewandten Redner gewonnen; seine Ausführungen, die von der gedrückten Lage der Brauer handelten, gipfelten darin, daß die einzige Möglichkeit eines Wandels zum Besseren eine gute Organisation böte, und zwar keine solche, wie sie in Leipzig schon bestände, die die Aufnahme von Socialdemokraten untersagte, sondern allein der Anschluß an die „moderne“ Arbeiterbewegung und an den Verband. Der Redner wurde von einigen Leipziger “ in ruhiger und sachlicher Weise widerlegt. Das, was er als Mißstände im Braugewerbe bezeichnet hätte, wäre in Leipzig nur ganz vereinzelt zu finden, was nach ihm für die Brauer erstrebenswerth wäre, besäße man dort meist schon. Es wurde eine Resolution eingebracht, in der die Versamm⸗ lung den Inhalt des Vortrages billigte und die Gründung eines Fach⸗ vereins beschloß. Vor der Abstimmung entfernte sich vielleicht der dritte Theil der Anwesenden. Nach ihrer Entfernung wurde die Re⸗ solution angenommen.
Hier in Berlin wurde der Lohnstreit in der Glasschleiferei der Firma Seibt, Lenz und Co., wie der „Vorwärts“ mittheilt, auf Fütlichym Wege zu Gunsten der Arbeiter beigelegt. (Vgl. Nr. 223
Der Schuhmacherausstand in Kreuzlingen (vgl. die gestrige Nr. 227 d. Bl.) ist nach Mittheilung desselben Blattes be⸗ endigt; es kam ein Vergleich zustande.
Aus Marseille meldet ein Wolff'sches Telegramm: Der Socialistencongreß beschäftigte sich in seiner vorgestrigen Abend⸗ sitzung mit der für die socialistischen Ideen unter der bäuerlichen Be⸗ völkerung zu betreibenden Propaganda und mit der Frage der Be⸗ seitigung des Erbrechts für Erbschaften von Seitenverwandten. Der Ertrag solcher Erbschaften könne dazu verwendet werden, die landwirthschaftlichen Abgaben und Lebensmittelzölle herabzusetzen. Als der Delegirte Guesde mittheilte, einem Pariser
elegramm zufolge liege die Möglichkeit der Ausweisung Lieb⸗ knecht's vor, beantragte der Kammerdeputirte Ferroul, daß der Präsidentensessel während der Abwesenheit Liebknecht's mit einer rothen Fahne bedeckt werde. Liebknecht, der kurz darauf den Saal betrat, erklärte, er glaube nicht, daß die Nachricht von seiner Ausweisung wahr sei; denn die französische Regierung könne unmöglich ihr Ansehen in dieser Weise beflecken. Nach desen Zwischenfall wurde die Tagesordnung wieder aufgenommen. — In der gestrigen Sitzung des Congresses war von einem der Theilnehmer des Congresses die elsaß⸗lothringische „Frage“ berührt worden. Liebknecht erwiderte darauf nach einem
elegramm des „W. T. B.“ Folgendes: „Laßt uns nur unsere demo⸗ kratische und sociale Republik errichten und die ganze elsaß⸗lothringische Frage ist aus der Welt geschafft. Ein Krieg wird nimmer eine Lösung ringen, denn nach dem Kriege giebt es nicht Sieger, sondern nur Besiegte. Nehmen Sie an, Elsaß⸗Lothringen würde Ihnen zurück⸗ gegeben, zehn Jahre später hätten Sie aufs neue eine Schlacht darob und Alles wäre wieder in Frage gestellt. Unseren, das heißt Bebel's und meinen Protest vom Jahre 1870/71 gegen die Wegnahme von Elsaß⸗ Lothringen sind meine socialistischen Freunde im Reichs⸗ tage jeden Augenblick bereit, wieder aufleben zu lassen. Ich wieder⸗ ole es: der Sieg des Socialismus in Frankreich und in Deutschland allein würde diese Frage zum Schweigen bringen.“ Stürmischer Bei⸗ fall folgte dieser Erklärung; erst um Mitternacht wurde die Sitzung geschlossen.
— Kunst und Wissenschaft.
1 -Der Congreß für internationales Seerecht ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in Genua in Anwesen⸗ heit des italienischen Justiz⸗Ministers, der Spitzen der Be⸗ hörden sowie von etwa 250 Theilnehmern eröffnet worden. Der Justiz⸗Minister begrüßte die Anwesenden im Namen des Königs und bemerkte Italien wünsche im Vereine mit den übrigen Nationen nur der Sache des Friedens und der Civilisation zu dienen; die Regierung verfolge die Arbeiten des Congresses mit lebhafter Auf⸗ merksamkeit. Hierauf verlas der Minister eine Bewillkommnungs⸗ depesche des Königs. 8
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
.u“ Cholera. Das Befinden der elf an der asiatischen Cholera Erkrankten ist nach der gestrigen Abendausgabe der „Nat.⸗Z.“ fortgesetzt ein günstiges. Sehr verdächtig erschien der am Sonnabend Mittag eingelieferte Schiffer Lück, der am Hafenplatz mit seinem Fahrzeug vor Anker lag; bei ihm ist indeß nur ein ungefährlicher Brechdurchfall festgestellt worden. Am Sonntag Mittag ist der Schiffer Orthmann (Vater) aus dem Barackenlazareth entlassen worden. Der Bestand an Choleraverdächtigen und Kranken betrug gestern Mittag 47 Personen, nachdem am Sonntag und gestern zwei Personen eingeliefert worden waren; auch diese deuten auf Cholera hin. Im Krankenhause Moabit ist gestern die Poliklinik, welche eine Zeit lang der Choleragefahr wegen geschlossen war, vor⸗ läufig allerdings nur für Verletzte, wieder eröffnet worden.
Dem Erecutivausschuß für die Nothleidenden in Hamburg haben die Commercial Union Assurance Company in London 1000 ℳ, der Neue Schweizerische Llord in Winterthur 400 ℳ überweisen lassen. Nach dem 8. Verzeichniß der Beiträge sind laut Quittung des Executivausschusses eingegangen 1 477 009,87 ℳ In Hohensaathen ist, wie von dem dortigen Schleusenmeister der Controlstation in Eberswalde gemeldet wurde, ein Schiffer auf seinem Fahrzeug unter choleraähnlichen Erscheinungen gestorben und 5 Familienangehörigen kurz vorher an der Cholera asiatica erkrankt.
Vergangenen Sonnabend Abend wurde in das Krankenhaus zu Eberswalde ein Handwerksbursche Kohlert als choleraverdächtig ein⸗ geliefert. Er hatte in Berlin im Asyl für Obdachlose gewohnt, war zu Fuß nach Eberswalde gewandert; in Biesenthal hatte er über⸗ nachtet und war unterwegs krank liegen geblieben. Drei Handwerks⸗ burschen, die ihn fanden, brachten ihn in das Krankenhaus. Die Untersuchung ergab Cholera asiatica, Nachts hat sich sein Zustand verschlimmert. Die drei Handwerksburüchen befinden sich in Beobachtung.
Die Polizeiverwaltung in Ueckermünde macht bekannt, daß vom 19. bis 24. d. M. fünf Personen unter choleraverdächtigen Er⸗ scheinungen erkrankt und vier Personen gestorben sind.
In Oderberg ist eine 73 Jahre alte Frau Arndt an Cholera asiatica gestorben; außerdem sind mehrere Erkrankungen vorgekommen.
Laut Bekanntmachung des Ober⸗Bürgermeisters von Duisburg sind im Zollhafen Todesfälle infolge Cholera asiatica vorgekommen.
In einer Herberge ist im Haag ein Reisender an der asiatischen Cholera erkrankt, der Erkrankte und die übrigen Bewohner der Her⸗ berge, dreizehn an der Zahl, wurden zur ärztlichen Beobachtung nach den Cholerabaracken gebracht. Die beiden in Nr. 226 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ gemeldeten, auf einem von Hillegom in Amsterdam eingetroffenen Schiffe vorgekommenen Todesfälle sind durch Cholera nostras herbeigeführt worden. Aus Nymwegen, Groningen, Harlingen, Herzogenbusch und Zonnemaire wird je ein Fall von asiatischer Cholera gemeldet. In Goudswaard ist eine Person gestorben. 8 8
Wie aus Brüssel unter dem gestrigen Tage gemeldet wird, sind in der inneren Stadt eine, in der Vorstadt Molenbeek vier neue Erkrankungen an asiatischer Cholera vorgekommen. In den beiden letzten Tagen ist in Antwerpen weder eine Cholera⸗Erkrankung noch ein Todesfall infolge von Cholera zur Meldung gelangt.
Am Sonntag kamen in Paris vierzehn Cholera⸗Erkrankungen und neun Todesfälle, im Weichbilde von Paris fünf Erkrankungen und drei Todesfälle vor. — Aus Havre werden vom Sonntag vier Erkrankungs⸗ und fünf Todesfälle gemeldet.
Auch vom Sonntag zum Montag ist, wie aus Lemberg mit⸗ getheilt wird, in Galizien kein neuer Cholerafall vorgekommen.
Die „Agence Roumaine“ in Bukarest stellt den Meldungen einzelner auswärtiger, insbesondere auch römischer Blätter über das Auftreten der Cholera in Rumänien gegenüber nochmals fest, daß diese Meldungen völlig unbegründet seien. Es sei kein einziger ver⸗ dächtiger Erkrankungsfall vorgekommen. Der Gesundheitszustand in der Armee wie im ganzen Lande sei ein vorzüglicher. Die irrthüm⸗ liche Meldung sei wohl darauf zurückzuführen, daß unter den russischen Truppen im Gouvernement Bessarabien in der Nähe der Pruthgrenze einige Cholerafälle vorgekommen seien.
München, 26. September. Die oberbayerische Regierung ver⸗ bot, wie „D. B. H.“ meldet, wegen der bösartig herrschenden Maul⸗ und Klauenseuche die Abhaltung sämmtlicher Rindvieh⸗ märkte.
Niederlande. Zu dem gegen die Elbhäfen erlassenen Ein⸗ und Durchfuhr⸗ verbot („R.⸗A.“ Nr. 224 vom 22. September 1892) wird bemerkt, daß „Mehl aus Getreide“ nicht als von dem Verbote betroffen anzusehen ist. Türkei.
Für Herkünfte von der ganzen Küste des Nordens von Europa, und zwar von Kronstadt im finischen Meerbusen — mit Einschluß dieses Ortes — bis Cherbourg — letzteren Ort nicht mit einbegriffen — ist vom 26./7. September 1892 an eine zehntägige Quarantäne angeordnet worden.
Eine Quarantäne von gleicher Dnuer ist von demselben Zeitpunkt ab für Herkünfte aus den englischen Orten Glasgow, Liverpool, Swansea, Grimsby, Shields und London verfügt. Diese Quarantäne ist in den Lazarethen von Clazomônes oder Beyrut abzuhalten.
Vom 26./7. September d. J. wird eine Quarantäne von fünf vollen Tagen über Fahrzeuge mit Passagieren an Bord verhängt, welche aus den mittelländischen Meerhäfen Frankreichs von Marseille an — diesen Ort mit einbegriffen —, Italiens und Oesterreich⸗ Ungarns kommen. Die Quarantäne ist in einem Hafen abzuhalten, in welchem ein Gesundheitsbeamter stationirt ist.
Fahrzeuge, welche aus diesen Häfen kommen, jedoch keine Passa⸗ giere an Bord haben, unterliegen einer strengen ärztlichen Untersuchung. Griechenland.
1) Diejenigen Dampf⸗ und Segelschiffe, welche seit dem 7. Sep⸗ tember 1892 aus den zwischen Kronstadt und Cherbourg gelegenen Häfen kommen — letzterer Ort nicht einbegriffen — haben eine elftägige Quarantäne in den Lazarethen von Delos und Korfu (Gouvino) abzuhalten.
2) Das Gleiche gilt für die Provenienzen aus den englischen Häfen Glasgow, Liverpool, London, Swansea, Grimsby und Shields.
3) Die aus den übrigen englischen Häfen kommenden Dampf⸗ und Segelschiffe werden zugelassen, wenn sie keine Passagiere führen, ferner kein Krankheitsfall unterwegs vorgekommen ist, eine strenge Sanitätsvisite den guten Gesundheitszustand der Bemannung fest⸗ stellte, und das betreffende Schiff mit keinem choleraverdächtigen Land oder Fahrzeug während der Reise in Berührung getreten ist. Dagegen unterliegen diese Schiffe, wenn sie Passagiere führen, einer Observationsquarantäne, welche in allen griechischen Häfen, wo sich Gesundheitsstationen befinden, oder in den Lazarethen von St. Georges (Salamis) und Vido (Korfu) abgehalten werden kann.
4) Die Dampf⸗ und Segelschiffe, welche keine Passagiere führen, und aus den Häfen von Italien, Frankreich, Oesterreich⸗Ungarn kommen, dürfen frei einlaufen, wenn unterwegs kein Krankheitsfall
vorgekommen ist, ferner eine strenge Sanitätsvisite festgestellt hat,
daß die Bemannung sich in gutem Gesundheitzustand befindet und das Schiff während der Fahrt mit keinem choleraverdächtigen Lande oder Fahrzeug in weeg.. gekommen ist. 8 8 — Die übrigen aus den genannten Häfen kommenden Dampf⸗ und Segelschiffe, welche Passagiere führen, unterliegen einer fünftägigen Observationsquarantäne, welche sie in allen griechischen Häfen, wo e Gesundheitsstationen giebt oder in den Lazarethen von St. Georges (Salamis) und Vido (Korfu) abzuhalten haben.
Die den Provenienzen aus Capri und Havre auferlegte Quaran täne bleibt bestehen. (R.⸗A. Nr. 222 u. 224 vom 20. und 22. Sep⸗ tember 1892.) 1 —
“ 1 Bulgarien.
In seiner vom 29. August 1892 hat der Ober⸗Gesund heitsrath des Fürstenthums folgenden Beschluß gef
1) Reisende und Waaxren, welche aus 1518. L werden in Bulgarien nur Uber die Städte Lom, Rustschuk, Varna, Burgas und Tsaribrod eingelassen.
.2) Der Betrieb des „Orient⸗Expreßzuges“ auf bulgarischem Ge biet wird eingestellt. 8 e.
.3) Der Fintritt ausländischer Eisenbahnwagen, welche nach Bul garien bestimmt sind oder nach Konstantinopel durchfahren sollen, wird untersagt. Die Waaren, welche in diesen Wagen enthalten, sind in Tsaribrod zu desinficiren und auf Wagen der Eisenbahnen des bulgarischen Staats umzuladen.
4) Die eingeführten Waaren dürfen erst nach erfolgter Desinficirung abgeliefert werden. 1 5) Die Einfuhr von Bier aus Hamburg nach Bulgarien ist verboten.
6) Bassinwagen, welche Alkohol enthalten und aus Oesterreich Ungarn kommen, werden in Bulgarien erst dann zugelassen, nachden sie in Tsaribrod desinficirt worden sind.
7) Die Einfuhr von Würsten, Bratwürsten, Schinken, Därmen, Bologneser Würsten (Mortadella), Caviar, Käse, Butter und anderen Milchproducten aus allen Ländern ist perboten.
8) Das Verbot der Einfuhr von Petroleum aus Batum wird aufgehoben. Die Petroleumkästen sind zwölf Tage unter freiem Himmel zu belassen und mit Kalkwasser zu desinficiren.
Handel und Gewerbe.
INn der Reichsbank fand heute Vormittag um 10 Uhr eine Sitzung des Centralausschusses statt. Der Vorsitzende Präsident des Reichsbank⸗Directoriums Dr. Koch knüpfte an die vorgetragenen Zahlenergebnisse erläuternde Bemer⸗ kungen, aus welchen hervorging, daß die Anlage im Wechsel⸗ und Lombardverkehr, der herrschenden Geschäfts⸗ stille entsprechend, nicht wie in den Jahren 1890 und 1889 seit Mitte Juli gewachsen, sondern wie im Jahre 1891 gefallen ist. Indessen beträgt sie noch 18 Millionen mehr als im Vorjahre und 153 Millionen mehr als 1888. Immerhin ist bemerkenswerth, daß das Metall und namentlich auch das Gold sich, wenn auch nicht in dem Maße wie in den Jahren 1888, 1889 und 1890, vermindert hat. Der Metallvorrath im ganzen ist um 12 Millionen größer als um dieselbe Zeit des Vorjahres. Die fremden Gelder sind eben⸗ falls noch um ca. 15 Millionen höher als 1891, obwoh sie seit Mitte Juli um 140 Millionen zurück⸗ gegangen sind. Die Ueberdeckung der Banknoten, welche seitdem ununterbrochen herrscht, hat sich 6 vermindert; sie ist um einige Millionen geringer als 1891 und 1888, während 1890 und 1889 nicht alle umlaufenden Bank⸗ noten voll durch Metall gedeckt waren. hn einer Zinsfußverände rung liegt, wie der Vorsitzende unter allseitiger Zustimmung be⸗ merkte, keine Veranlassung vor. Nach Erledigung dieses Gegen⸗ standes wurden noch die Schuldverschreibungen einiger Städte zur Beleihung im Lombardverkehr empfohlen und von keiner Seite etwas dagegen erinnert. u““
Verdingungen im Auslande Dänemark. 1 18 3 1 3 Uhr Nachmittags. Kjébenhavns Magistrat, Bogholderikontor, Hestemöllestraede Nr. 4, Kopenhagen. 1) Lieferung für das Almindelig⸗Hospital und Ladegaard⸗
Hospital: 750 Pfund Brandsohlenleder, 700 „ Scohlenleder, 220 Stück schwarze Ziegenfelle, 350 Pfund braune Kalbfelle, 220 Stück „ Schaffelle, 800 Pfund Plattleder, 2) Für das St. Johannes⸗Stift: 250 Pfund Brandsohlenleder, 200 „ Scohlenleder, 80 Stück braune Schaffelle, 75 Pfund „ Kalbfelle, 300 „ Plattleder. Lieferungszeit vom 1. November 1892 bis 30. April 1893. Bedingungen und Proben zur Ansicht an Ort und Stelle. Versiegelte schriftliche Angebote mit der Aufschrift: „Leverance of Loœderog Skind“.
“
II.
6. Oktober, 12 Uhr. Maskinchefen for Jylland-Fyen, Aarhus. Lieferung von: ca. 120 000 Pfund Lampenöl, 12 000 „ Firniß, 7 000 „ Leinöl, 8 für die Jütland⸗Fünenschen Staatsbahnen. Bedingungen und An⸗ gebotsformulare an Ort und Stelle.
Verkehrs⸗Anstalten. “ b
Im Anschluß an frühere Mittheilungen wird bekannt gegeben, daß in Rumänien wegen der Cholera bis auf weiteres auch Tuch, Pelz, Pelzwaaren, gesalzene und ge⸗ räucherte Fische mit der Post nicht eingefuührt werden dürfen.
Im Anschluß an frühere Mittheilungen wird bekannt gegeben, daß in Bulgarien die Einführung von Post⸗Packet⸗ sendungen aus Deutschland bis auf weiteres allgemein verboten ist.
Bremen, 27. September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Aller“, am 17. September von New⸗York abgegangen, hat am 25. September Abends Dover passirt und ist am 26. September Nachmittags auf der Weser angekommen; er überbringt 280 Passagiere und volle Ladung. Der Schnelldampfer „Elbe“ hat am 26. September Vormittags Lizard passirt. Der Reichs⸗Postdampfer „Oldenburg“ hat am 26. September Vor⸗ mittags die Reise von Genua nach Southampton fortgesetzt. Der Postdampfer „Stuttgart“, von Baltimore kommend, hat am 25. September Abends St. Catherines Point passirt. Der Reichs⸗Postdampfer „Habsburg“ hat am 24. September Nachmittags die Reise von Suez nach Aden fortgesetzt. Der Schnell⸗ dampfer „Werra“, am 14. September von Genua abgegangen, ist am 25. September Mittags in New⸗York angekommen. Der Schnelldampfer „Ems“ ist am 24. September Vormittags von New⸗York via Southampton nach der Weser abgegangen. Der Reichs⸗Postdampfer „Sachsen“, nach Ost⸗Asien bestimmt, ist am 25. September Abends in Genua angekommen. Der Postdampfer „Hannover“, vom La Plata kommend, ist am 26. September
Nachmittags in Antwerpen angekommen. Der Postdampfer „Leipzig“