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Richtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 30. September.
Infolge Allerhöchster Cabinets⸗Ordre vom 13. August d. J., ist der Stab der 19. Cavallerie⸗Brigade am 14. d. M. von Hannover nach Oldenburg verlegt worden. — Den Commandanten von Schwerin, Rostock und Dömitz ist die Disciplinarstrafgewalt des Commandanten eines offenen Ortes nach Maßgabe der Bestimmungen der Disciplinar⸗ strafordnung für das deutsche Heer vom 31. Oktober 1872 verliehen worden. — In die nächstjährige Rangliste sollen die Roßärzte der Truppen ꝛc., die Roßärzte des Beurlaubten⸗ standes und die etwa vorhandenen Zahlmeister des Beurlaubten⸗ standes mit aufgenommen werden.
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Der General⸗Inspecteur der Fuß⸗Art llerie, General der Artillerie Sallbach ist hierher zurückgekehrt.
Der General⸗Lieutenant von Oidtman, Commandeur der 8. Division, ist mit Urlaub hier angekommen.
Der Regierungs⸗Assessor Anton Keßler ist bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Gladbach im Regierungs⸗ bezirk Düsseldorf zur Hilfeleistung in den landräthlichen Ge⸗ schäften zugetheilt worden.
Der Regierungs⸗Assessor Dr. jur. von Wedel ist der Königlichen Regierung zu Stettin zur dienstlichen Verwendung überwiesen worden.
Den Archiv⸗Hilfsarbeitern Dr. phil. Johannes Kretzschmar bei dem Staats⸗Archiv in Marburg und Dr. phil. Robert Krumbholtz bei dem Staats⸗Archir in Münster ist der Amtstitel „Archiv⸗Assistent“ beigelegt worden.
Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt vom 29. bis
30. September, Mittags, gemeldete Cholera⸗Erkrankungs⸗ und Todesfälle:
Datum:
7 28./9.
5 241427;
90
gestorben S
Staat und Bezirk.
gestorben 5. V erkrankt gestorben S gestorben
erkrankt erkrankt
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Hamburg. Preußen.
Schleswig. 1 Lüneburg. Wilbhelmsburg. Stade. Mittelnkirchen. —
Vereinzelte Erkrankungen:
Regierungsbezirk Stettin: in 1 Ort des Kreises Ueckermünde 1 Erkrankung, in 1 anderen Ort desselben Kreises und in der Stadt Stettin je 1 Todesfall. In 1 Ort des Kreises Greifenhagen 2 Todesfälle.
e1131““ Schleswig: in der Stadt Rends⸗ burg 1 Todesfall.
Regierungsbezirk Potsdam: in je 1 Ort der Kreise Westhavelland und Oberbarnim 1 Todesfall.
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Homburg, 30. September. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich ließ gestern, wie „W. T. B.“ meldet, anläßlich des Jahrestages Allerhöchstihrer Verlobung, einen prachtvollen
Kranz am Denkmal Kaiser Friedrich’'s in Homburg niederlegen.
Wilhelmshaven, 29. September. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich ist an Bord des „Beowulf“ hier eingetroffen. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Hein⸗ rich wird mit dem Prinzen Waldemar und Gefolge morgen Nachmittag hier erwartet. Sodann erfolgt die Abd⸗ reise Ihrer Königlichen Hoheiten an Bord der Kaiserlichen Nacht „Kaiseradler“ nach Aberdeen, von wo sich Höchstdieselben nach Balmoral begeben werden, wo zur Zeit bereits Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Großherzogliche Hoheit die Prinzessin Alix von Hessen verweilen.
Bayern. -M“
Der Minister des Auswärtigen Freiherr von Crails⸗ heim besuchte, wie aus Rom gemeldet wird, gestern Abend den italienischen Minister⸗Präsidenten Giolitti und darauf den Minister des Auswärtigen Brin, mit dem er längere Zeit conferirte. Später gedachte der Minister dem Cardinal⸗
taatssecretäur Rampolla noch einen Besuch abzustatten. Fest wird er, wie „W. T. B.“ annimmt, vom Papste in udienz empfangen werden. Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. b
Weimar, 29. September. Zu der Feier des goldenen Ehe⸗Jubiläums Ihrer Königlichen Hoheiten des Groß⸗ herzogs und der Großherzogin sind nach der „Th. C.“ folgende Fürstlichen Gäste angemeldet: Seine Majestät der Kaiser, Seine Majestät der König von Sachsen, Ihre Majestäten die Königin und die Koͤnigin⸗Regentin der Niederlande, Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden, der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, und die Prinzessin Albrecht, Seine Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen, Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst und die Großfürstin Wladimir, Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erzherzog Rainer, Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg von Sachsen, Ihre Hoheiten der Herzog von Sachsen⸗Altenburg, und die Herzoge Adolf Friedrich und Heinrich von Mecklenburg⸗Schwerin, 8 Ihre Durchlauchten der Fürst Heinrich XIV. Reuß, Prinz Ernst von Sachsen⸗ Altenburg, Prinz Eduard von Anhalt, Prinz Friedrich von Hohenzollern und der Erbprinz von Waldeck. Die sämmtlichen Mitglieder des Großherzoglichen Hauses sowie Ihre Hoheiten der Prinz und die Prinzessin
ermann und die Prinzen Bernhard und Ernst von Sachsen⸗Weimar werden zur Feier hier vereinigt sei
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Minister⸗Präsident Graf Taaffe ist gestern aus
Ellischau wieder in Wien eingetroffen.
Dem Reichsrath, der im November zusammentritt, werden, wie das „Prag. Abdbl.“ erfährt, Vorlagen über die Einziehung der Zweigulden⸗ und Vierguldenstücke, später auch über die E der Eingulden⸗ noten unterbreitet werden.
Der Landtagsclub des conservativen böhmischen Großgrundbesitzes hat in einer am 27. d. M. abgehaltenen Sitzung beschlossen, ein Comité von sieben Mitgliedern zu wählen, das mit den Veranstaltern der geplanten Conferenz der czechischen Abgeordneten aus Böhmen, Mähren und Schlesien in Verhandlung treten soll. Der Obmann des Prager landtäglichen Jungczechenclubs hat an den mährisch⸗czechischen Landtagsclub ein Schreiben gerichtet, worin erklaäͤrt wird, daß, wenn der mährisch⸗czechische Club mit dem Vorschlage der Jungcezechen auf Einberufung einer allgemeinen czechischen Abgeordnetenversammlung nicht übereinstimmen sollte, die Jungczechen sich auch an der Delegirtenversammlung betheiligen würden, allerdings unter der Voraussetzung, daß dieser Versammlung nur ein be⸗ rathender, keineswegs ein beschließender Character zukomme.
Der tiroler Landtag hat auf Antrag des Abgeordneten Zallinger beschlossen, in der Angelegenheit der Weinzoll⸗ klausel des österreichisch⸗italienischen Handelsvertrags eine Deputation an den Kaiser zu entsenden. Der Landtag hat sich sodann vertagt.
Im ungarischen Unterhause wird der Finanz⸗ Minister morgen sein Finanz⸗Exposé vortragen.
— Großbritannien und Irland.
Das Schreiben des General⸗Secretärs für Irland John Morlen an den Leiter der irischen parlamentarischen Partei Justin Me Carthy, das in Nr. 222 d. Bl. kurz erwähnt wor⸗ den ist, hat folgenden Wortlaut:
„Ich bin jetzt im stande, Ihnen über die Ansichten der neuen Regierung bezüglich der ausgewiesenen Pächter Aufklärung zu geben. Sie werden sich erinnern, daß im Sommer 1891 die Abge⸗ ordneten Balfour, Smith⸗Barry und andere im Unterhause zugaben, daß ein großer Uebelstand in Irland bestehe, dem möglichst bald abgeholfen werden sollte. Das Parlament genehmigte infolge dessen den 13. Paragraphen der Land⸗ acte des Jahres 1891. Dieser Paragraph war nicht allein ungenügend, sondern der Sache ganz und gar nicht entsprechend. Nur 187 gütliche Vergleiche wurden unter dem Paragraphen erzielt. Davon kamen 103 auf ein und denselben Gütercomplex. Das Grund⸗ übel blieb unberührt. Eine Zahl beweist die Größe desselben. 600 Sonderpolizisten wurden wegen der ausgewiesenen Pächter und der ihretwegen entstehenden unruhigen Zustände erfordert. Diese kosteten 45 000 Pfd. Sterl. das Jahr. Die Kosten für die Polizei bilden natürlich nur einen Posten. Diejenigen für gerichtliche Verfolgung, Anwälte, Zeugen, Haft u. s. w. müssen hinzugerechnet werden. Die Unruhen auf einem einzigen Gütercomplex haben dem Lande seit 1881 über 13 000 Pfd. Sterl. gekostet. Noch jetzt stehen in Irland 753 Personen unter besonderem polizeilichen Schutztz.. . Die Zeit ist also da, wo eine bessere Abhilfe gesucht werden muß, als sie der § 13 der Landacte bietet. Wir bedürfen vollere und genauere Informationen, als wir sie jetzt besitzen. Wi schlagen deshalb vor, der Lord⸗Statthalter möge eine Com⸗ mission ernennen, um unparteiisch den Fall zu unter⸗ suchen. Die Untersuchung möge sich auf Güter beschränken, wo noch jetzt Streitigkeiten zwischen Gutsherren und ausgewiesenen Pächtern bestehen. Ausgeschlossen sollen alle Fälle sein, wo ausgewiesene Pächter das Land verlassen haben. Die Commission möge neben der Zahl der ausgewiesenen Pächter die Zahl der in Afterpacht gegebenen oder an andere Pächter verkauften Stellen beachten ꝛc. Ferner möge die Commission untersuchen, was in jedem Falle die Ausweisung den Staat gekostet hat ꝛc. Zugleich möge sie Vorschläge auf Wiedereinsetzung der aus⸗ gewiesenen Pächter in ihre Stellen machen. Hoffentlich werden Guts⸗ herren und Pächter die Commission in der Untersuchung unterstützen. Dieselbe ist eine Vorbedingung für die Ergreifung wirksamer Maß⸗ regeln zur Heilung der socialen Uebel Irlands.“ 8
Diesem Schreiben ist eine parnellitische Kundgebung auf dem Fuße gefolgt. Im „Nineteenth Century“ verkündet John Redmond, einer der parnellitischen Führer, die Taktik dieser Fraction und legt das Minimum dar, das von einer Homerule-Bill gefordert werden müsse. Redmond ist für Annahme des von Butt 1887 vorgeschlagenen Ver⸗ gleichs. Die Grundzüge dieses Vergleichs bestehen in Folgendem:
Die Vorrechte der Krone bleiben dieselben. Die Reichsregierung übt dieselbe Obergewalt aus, wie bisher, als ob gar keine irische Legislatur bestehe. Auswärtige Angelegenheiten, Entscheidung über Krieg und Frieden, Verwaltung der Colonien, Armee⸗ und Marine⸗Angelegenheiten, Zoll⸗ und Handelssachen, Con⸗ trole aller Einnahmen und Ausgaben für Reichszwecke, Be⸗ steuerung für dieselben, Aufsicht uüber die Staatsschuld und Civilliste: alles dieses verbleibt dem Reichsparlament. Aber es müsse im voraus besprochen werden, welchen Beitrag Irland zu den Reichsausgaben beizusteuern habe und welcher Theil der britischen Staatsschuld auf Irland falle. Irland habe nach wie vor seine Vertreter im Reichsparlament, die indessen nur über Reichsangelegenheiten mitzustimmen haben würden. Das irische Parlament seinerseits habe die höchste Controle über alle irischen Angelegenheiten, als ob kein Reichs⸗Parlament existire. Unterricht, Landwirthschaft, Handel, Fabriken, öffentliche Bauten, Gerichte, Eisenbahnen und Post müßten dem irischen Par⸗ lament unterstehen. Sollte es aber als wünschenswerth betrachtet werden, so könnte Fürsorge getroffen werden, daß keine Confession eine Oberherrschaft erlange. Sonst solle das irische Parlament in allen rein irischen Sachen dieselbe Freiheit besitzen, wie das Parlament einer unabhängigen Nation.
Redmond bemerkt dann weiter, kein Nationalist werde sich an alle Einzelheiten des Butt'schen Programms binden, aber die irische Nation werde keine Lösung der irischen Frage als befriedigend und endgültig betrachten, die die eben er⸗ wähnten Zugeständnisse nicht enthielte. Zum Schluß heißt es dann: Die irische Nation verlange keine Wiederbelebung des Grattan'schen Parlaments, auch keine Aufhebung der Union, sondern wolle sich mit einem statuta⸗ rischen Parlament genügen lassen. Das Reichsparlament solle gewisse Reservatrechte behalten, aber in rein irischen Ange⸗ legenheiten dürfe das Reichsparlament nichts mitzureden haben; vor allem nicht in Polizei⸗, Gerichts⸗ und Land⸗ angelegenheiten. In anderen Dingen ließe sich vielleicht ein Vergleich erzielen.
Die Antiparnelliten haben sich dem Aufruf der Homeruler angeschlossen, in welchem um Geld für die ver⸗ triebenen Pächter gebeten wird. Inzwischen habe man mit Vertrauen den gesetgeberischen Maßnahmen entgegenzusehen, welche die Liberalen im Begriff seien für das Land zu treffen.
Der Alderman Knill ist gestern zum Lord⸗Mayor von London für das Jahr vom 9. November d. J. bis zum
9. November 1893 gewählt worden. Ein Telegramm
darauf besteht, daß sein Hausgeistlicher ein katholischer Priester sein solle, sowie, weil er sich weigert, dem Gottesdienst in protestantischen Kirchen bei feierlichen Gelegen⸗ heiten, bei denen sich die Municipalität officiell dorthin be⸗ giebt, beizuwohnen. Eine ähnliche Schwierigkeit ist bisher noch von keinem Lord⸗Mayor erhoben worden, gleichviel welcher Confession derselbe angehört hat.“
Wie aus London gemeldet wird, plündern nach einer dort aus Mozambique eingetroffenen Depesche die Mafiti⸗ stämme, die bereits im August einen Raubzug in die Gegend von Kilwa unternommen hatten, gegenwärtig wieder die Küstendistricte. Möhfre britische Unterthanen erlitten große öbb1 1“
8 Frankreich. “
Der russische Minister des Auswärtigen von Giers ist gestern von Aix⸗les⸗Bains nach Monte Carlo abgereist. Italien.
Die „Tribuna“ versichert, daß die Hauptwahlen am
6. November und die Stichwahlen am 13. November stattfinden würden. Schweiz.
Heute Vormittag hat in Bern, wie „W. T. B.“ von dort meldet, unter dem Vorsitz des Bundesrathes Droz zwischen den Vertretern Belgiens, Deutschlands, Frank⸗ reichs, Italiens, Luxemburgs, der Niederlande, Oesterreich⸗ Ungarns, Rußlands und der Schweiz der Austausch der Ratificationsurkunden über das internationale Ueber⸗ einkommen wegen des Eisenbahnfrachtverkehrs statt⸗ gefunden. In der Convention ist die Schaffung eines inter⸗ nationalen Centralamts in Bern vorgesehen, für das ein Credit von 100 000 Fr. gefordert wird.
Belgien.
Wie das Journal „Etoile Belge“ meldet, hat die R gierung des Congostaats vorläufig alle Verbote bezüglich des Erwerbs von Elfenbein und Kautschuck am oberen Congo aufgehoben, um der Verwaltung des Congostaats eine allgemeine Regelung der Frage zu er⸗ möglichen.
Serbien. Ernennung des Vice⸗Präsidenten des Staatsraths
.B.“ zufolge gestern vollzogen worden.
Amerika.
Das Programm der Demokraten in den Vereinigten Staaten für die bevorstehende Präsidentschaftswahl findet seinen Ausdruck in dem bereits in Nr. 228 des „R. u. St.⸗A.“ kurz erwähnten Schreiben des von ihnen aufgestellten Candidaten Cleveland, worin dieser die Candidatur annimmt. Es heißt darin:
„Zolltarifreform ist noch immer das Ziel unserer Partei. Wir treten gegen die Anschauung auf, daß es Zollgesetze geben darf, deren Zweck ist, Privatunternehmungen ungerechte Staatsunterstützung zu gewähren. Wir führen keinen Ausrottungskrieg gegen amerikanische Interessen. Wir glauben, daß eine Anpassung erzielt werden kann im Einklang mit den von uns verkündigten Grund⸗ sätzen, ohne Unheil und Zerstörung. Wir glauben, daß unsere Fabrikanten den Vortheil freien Rohmaterials haben sollten, wir beabsichtigen mehr die gerecht und sorgfältig abgemessene Ver⸗ theilung der nothwendigen Zolllasten, als schlechtweg den Freihandel cinzuführen. Wir sind auf die Mißdeutung unserer Beweggründe und Ziele gefaßt, welche mit jener Selbstsucht untersucht werden dürften, die erbarmungslos ihren ungerechten Vortheil unter dem jetzigen Zollsystem zu wahren sucht. Wir verlassen uns in⸗ dessen auf die Einsicht unserer Mitbürger: sie werden den Vor⸗ wurf zurückweisen, daß eine Partei, welche die Mehrheit unseres Volkes darstellt, auf die Vernichtung oder Schädigung der ameri⸗ kanischen Interessen ausgeht. Wir wissen, daß sich unsere Mitbürger nicht durch das Gespenst des unmöglichen Freihandels schrecken lassen werden.“ — Ueber die Währungsfrage heißt es in Cleveland's Annahmeschreiben: „Das Volk hat ein Recht auf gutes, ehrliches Geld, welches reichlich genug ist, um seinen geschäftlichen Bedürf⸗ nissen zu genügen. Mag die Münze nun eine Form haben, welche sie wolle, mag sie bundesstaatlich oder einzelstaatlich sein, mag sie aus Gold, Silber oder Papier bestehen, sie sollte so regulirt und geschützt werden durch die Fürsorge der Regierung oder durch weise und sorgfältig ausgearbeitete Gesetze, daß keine Täuschung über die Sicherheit und auerhaftigkeit ihres Werths möglich ist. Jeder Dollar, welcher in die Hände des Volks gelangt, sollte denselben inneren Werth und dieselbe Kaufkraft besitzen. Ist diese Bedingung erfüllt, so können sowohl Gold, wie Silber ohne Gefahr mit gleichem Recht zur Reform unserer Umlaufsmittel benutzt werden. Bei der Ordnung der Angelegenheit sollte kein selbstsüchtiger Beweggrund mitspielen und kein zweifelhafter Versuch unternommen werden. Die Bedürfnisse unseres Volks, welche aus dem Mangel oder der unvollkommenen Vertheilung des Geldumlaufs entstehen, sollten voll und ehrlich anerkannt und befriedigt werden. Man sollte aber niemals vergessen, daß die Unzulänglichkeit oder der Verlust, welcher aus der jetzigen Lage entsteht, sich leichter ertragen läßt als das allgemeine Elend, welches aus einem entwertheten Courant folgen muß.“
Am Schlusse seines Schreibens dringt Cleveland auf eine Reform des Beamtenthums, als bestes Mittel zur Beschränkung der Corruption.
Asien.
da Haschim Ali, wie in Nr. 228 d. Bl. mitgetheilt, sich ge⸗ weigert hat, sich den Engländern zu ergeben, General Sir William Lockhart den Befehl erhalten, den Vormarsch in die schwarzen Berge anzutreten. Das Expeditionscorps besteht aus dem Bedfordshire⸗Regiment von Khaldana, dem 60. Schützen⸗ Regiment von Goradakah, Rawul Pindi und Campbellpur, den Ghoorkas von Aghi, den 4. Sikhs von Abottabad, dem 30. Punjab⸗Infanterie⸗Regiment von Rawul Pindi, dem 25. Punjab⸗Infanterie⸗-Regiment von Sealkot und zwei Schwadronen des 11. Ulanen⸗Regiments von Pindi. Außer⸗ dem nehmen drei britische Gebirgs⸗Batterien an dem Zuge theil. Zwei Compagnien Sappeurs werden die Straße über
wird im ganzen 5000 Mann befehligen.
Afrika. Ddie gestern von „W. T. B.“ verbreitete Nachricht von dem Tode des Sultans von Marokko bestätigt sich nicht; sie beruhte auf einer telegraphischen Verstümme⸗ lung. Nicht der Sultan, sondern das geistliche Oberhaupt von Marokko, der Sherif von Wessan ist gestern früh ge⸗ storben. —
2 5 14 8 . A2 1 des F. 2 t hierzu: „Diese Wahl
wird vielfach besprochen, weil Knill Katholik ist und
ewitsch zum Gesandten in St. Petersburg ist T 8
Nach einer Meldung aus Bombay vom 28. d. M. hat,
den Susal⸗Paß in Ordnung bringen. Sir William “ 8
Nr. 39 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 28. September hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand. Mittheilungen über Volkskrankheiten, insbesondere Cholera. — Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Medizinalbericht von Württemberg 1885/87. — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln gegen Volks⸗ krankheiten. — Thierseuchen im Deutschen Reiche, August. — Desgl. in den Niederlanden. — Veterinärpolizeiliche Maßregeln. (Preuß. Reg.⸗Bez. Posen, Königreich Sachsen, Frankreich, Rumänien). — Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich). Cholerabekämpfung in Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Mecklenburg⸗ Strelitz, Anhalt, Lübeck, Elsaß⸗Lothringen. — (Preußen). Hebammen⸗ lehrbuch. — (Reg.⸗Bez. Oppeln.) Tuberkulose. — (Reg.⸗Bez. Stade). Hebammen. — Vermischtes. (Hamburg). Sanirung der Stadt. — Beilage. Gerichtliche Entscheidungen zum Nahrungsmittelgesetz (Bier).
Kunst und Wissenschaft.
— ² Der Verein für deutsches Kunstgewerbe veranstaltete gestern seine erste Sitzung nach den Ferien. Ueber die Thätigkeit der Ausstellungscommission während der Agitation für eine Berliner Weltausstellung berichtete Herr L. P. Mitterdorfer. Den Bericht über den Ausflug nach Dresden, den der Verein im Juni unter⸗ nommen hatte, gab Herr O. Schulz. Auch waren die Zeichnungen zu dem sehr gelungenen Erinnerungsheft ausgestellt, welches die Künstler des Vereins für diesen Anlaß geschaffen hatten. An den Wänden des Saales waren in stattlicher Reihe neuere kunstgewerbliche Publica⸗ tionen aus dem Verlage der Herren E. Wasmuth, Heßling & Spiel⸗ meyer u. a. aufgestellt. 1
— Aus Genua wird der „Frkf. Ztg.“ vom 25. d. M. geschrieben: Aus dem ersten italienischen Geographen⸗Congreß, welcher heute zu Ende ging, ist ein wahrer internationaler Congreß von größerer Bedeutung geworden, als so mancher der früheren Congresse dieser Art. Fast sämmtliche geographischen Gesell⸗ schaften der Erde hatten, der Einladung der italienischen Geograpben folgend, Delegirte nach Genua gesandt, die von Seiten der Regierung, wie von jener der Stadtbehörden auf das Glänzendste empfangen und bewirthet wurden. Das Ehrenpräsidium führte der Herzog von Genua, und eine Menge Senatoren und Gelehrte, darunter der Präsident⸗Senator Marchese Doria, be⸗ theiligten sich daran. Der Hauptsache nach gelangten auf dem Congresse, der gegen 300 Theilnehmer zählte, auf Columbus bezugnehmende Gegenstände zur Verhandlung; aber auch andere Dinge wurden besprochen, wie z. B. die Einführung der Einheits⸗ zeit in Italien, bezüglich welcher die italienische Regierung um ehe⸗ thunlichste Beschlußfassung angegangen wurde. Von Seiten Deutsch⸗ lands und Oesterreichs waren als Vertreter erschienen: die Universi⸗ täts⸗Professoren Wagner⸗Göttingen, Fischer⸗Marburg, Schmidt⸗ Halle, Neumann⸗Freiburg, ferner Geheimer Rath Grempler⸗ Breslau, General⸗Konsul Schönlank⸗Berlin; die Berliner Gesellschaft für Erdkunde delegirte Dr. Hellmann und Dr. Wegener, die K. K. Gesellschaft in Wien Ernst von Hesse⸗Wartegg. Von Seiten Frankreichs war Levasseur, von Rußland der Präsident der geographi⸗ schen Gesellschaft Lemenoff erschienen. Es erregte allgemeine Be⸗ friedigung, daß die Deutschen und Oesterreicher am letzten Congreß⸗ tage einen Lorbeerkranz von gewaltigen Dimensionen, mit prachtvollen, goldbedruckten Bändern zu Füßen des Columbus⸗Monuments nieder⸗ legten. Die Mehrzahl der Deutschen nahm an den Congreßverhand⸗ lungen in italienischer Sprache theil.
— Ueber die in Nr. 229 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ erwähnte Er⸗ forschung des Hindukusch durch die Conwavy'sche Expedition bringt die „Times“ jetzt Einzelheiten. Die von Herrn Conway geführten Bergsteiger marschirten am 31. Juli von Askoley ab. Nach ein⸗ tägigem Marsch erreichten sie den Fuß des Baltoro⸗Gletschers. Weitere vier Tage klommen sie den Gletscher hinauf. Von da aus ging es auf eine nördlich davon gelegene 20 000 Fuß hohe Spitze. Diese Spitze erhielt den Namen „Chrystall⸗Spitze“. Herr Conway hoffte von dort aus die Spitze „K. 2 sehen zu können. Die letztere war aber durch eine benachbarte Spitze verdeckt. Die Reisenden marschirten deshalb einen weiteren Tag den Gletscher hinauf und erklommen einen östlich von der „Chrystall⸗Spitze“ gelegenen 18 000 Fuß hohen Paß. Von dort aus sahen sie „K. 2“. Zugleich aber entdeckten sie, daß die Umgebung von „K. 2“ auf der Landkarte pöllig falsch angegeben war. Der Baltoro⸗Gletscher ist auch viel länger, als er auf der Karte gezeichnet ist. Eine hohe Bergspitze steht an dem einen Ende des Gletschers. Diese ist auf der Karte nicht angegeben. Diese Spitze benannte Herr Conway den „Goldenen Thron“. Er würde den Versuch unternommen haben, sie zu erklimmen, dann aber begann ein Schnee⸗ sturm, der das weitere Vordringen hinderte. Die Kulis wurden hinabgeschickt, um Brennholz zu holen. Conway und seine Bepleiter langten am 18. August am Fuße des „Goldenen Throns“ an. Sie gingen hinten um die Spitze Herher und bahnten sich einen Weg durch eine 2000 Fuß lange Strecke zertrümmerten Eises. Nach vier Tagen errichteten sie ein Lager oberhalb des Eis⸗ sturzes in einer Höhe von 18 000 Fuß. Am nächsten Tage verlegten ꝛe ihr Lager nach einer Höhe von 19 000 Fuß und am folgenden Tage nach einer von etwa 20 000 Fuß. Am 25. August begann das wirkliche Klimmen. Die Reisenden gelangten 23 000 Fuß hoch. Dort fanden sie einen Berg, welcher ganz vom „Goldenen Thron“ abgeschnitten war. Der letztere ragte noch 2000 Fuß über ihnen in die Wolken. Den Berg, den sie erstiegen, nannten sie die „Pionier⸗Spitze“. Von dort aus hatte man einen herrlichen Ausblick, besonders nach Hunza hinein, wohin man mindestens
200 englische Meilen weit in die Ferne sehen konnte. Die
Reisenden litten etwas von der großen Höhe. Sie hätten
noch wenigstens 1000 Fuß höher vordringen können und
vielleicht noch mehr. Sie schliefen in jener Nacht 20 000 Fuß über dem Meeresspiegel. Am nächsten Tage mußte der Abstieg be⸗ gonnen werden, weil die Vorräthe auf die Neige gingen. Am 27. August fing das schlechte Wetter an und setzte dem zergsteigen ein Ende. Herr Conway hat sich nach Leh begeben, um sein Barometer mit dem dortigen Normal⸗Barometer zu vergleichen und die genaue Höhe der „Pionier⸗Bergspitze“ zu berechnen. Er erwartet, daß die Vergleichung das Ergebniß haben wird, zu zeigen, daß er mindestens 1000 Fuß höher gedrungen ist, als Schlagintweit in Nepaul. Der letztere ge⸗ langte auf eine Höhe von 22 230 Fuß. Von Leh wird Herr Conway nach Indien zurückkehren. 4
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Ernte. Im Regierungsbezirk Cassel hat die Wintersaat ebenso wie die Sommerfrucht eine volle Mittelernte geliefert, die bei dem gün⸗ stigen Erntewetter zeitig eingebracht werden konnte. Allgemein wird die gute Beschaffenheit der Körner gerühmt. Futterkräuter und Wies⸗ wachs waren nur im ersten Schnitt zufriedenstellend, der zweite fiel bei der großen Dürre vielfach ganz aus. Die infolge dessen eingetretene Futternoth zwingt zur Verminderung des Viehstands und die Preise, wenigstens für mageres Vieh, sind stark gesunken. Auch die Rüben welkten stellenweise auf den Feldern, dagegen stehen die Kartoffeln im Füepeßn Theil des Bezirks gut und versprechen eine reichliche Ernte. die Obsternte ist durchgängig gering. Ernte in Spanien.
Die Weinernte ist, wie ein Madrider Telegramm des „D. B. H.“ mittheilt, weit vorgeschritten; sie zeigt Ueberfluß und gute Qualität an. Die Olivenernte hat unter der großen Hitze und dem langen Regen gelitten. Korn und Getreide bleiben unter
dem Mittel und machen für 100 Millionen Franken Import noth⸗
E Fe
Cholera.
Im Krankenhause Moabit wurde nach einer Mittheilung der „Nat.⸗Z.“ in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag der Post⸗ schaffner Möwes, Hochstraße 31 wohnhaft, eingeliefert, der als Bahnpostschaffner auf der Strecke Hamburg — Berlin angestellt ist. Er erkrankte während der Fahrt hierher und wurde nach seiner Ankunft gleich nach Moabit übergeführt. Die bakteriologische Untersuchung ist noch nicht beendet. Nicht minder verdächtig ist ein Schiffer Effert, der aus Wittenberge hierher gekommen und unter choleraartigen Erscheinungen erkrankt ist. Von Mittwoch zu Donnerstag wurden zehn Choleraverdächtige im Krankenhause eingeliefert. Gestern Morgen wurden vier Personen, die bisher unter ärztlicher Beobachtung dort gestanden haben, sowie der geheilte Musikdirector Berthelsen als gesund entlassen. Die übrigen von der asiatischen Cholera befallenen Personen befinden sich zumeist in der Reconvalescenz.
Gestern Abend fand in dem großen Saale der Kindl⸗Brauerei zu München ein von Gesangvereinen und hervorragenden Künstlern veranstaltetes großes Concert zum Besten der Nothleidenden Hamburgs statt, das sehr zahlreich besucht war und ein Rein⸗ erträgniß von mehr als 2000 ℳ ergeben hat. -
Laut amtlicher Meldung ist in Stettin gestern eine Kahn⸗ schiffersfrau an der Cholera gestorben. Ein neuer Erkrankungsfall ist nicht gemeldet.
Aus Rotterdam, Zuylen, Gondswaard, Delft und Dordrecht wird je eine Cholera⸗Erkrankung, aus Herzogenbusch wird ein, aus Bleskensgraaf werden zwei Todesfälle infolge von Cholera gemeldet.
Am Mittwoch sind in Paris 26 Cholera⸗Erkrankungen und acht Todesfälle, innerhalb der Bannmeile acht Erkrankungen und acht Todesfälle vorgekommen. In Havre erkrankten am Mittwoch vier Personen an der Cholera, zwei sind gestorben.
In Krakau und in Podgorze ist, wie unter dem gestrigen Tage gemeldet wird, je ein Cholera⸗Todesfall vorgekommen.
Einer Blättermeldung zufolge sind am Mittwoch in Pest drei und gestern eine Person unter den Symptomen der Cholera gestorben. Vier Neuerkrankte wurden in das Spital aufgenommen.
Die Nachricht vom Ausbruch der Cholera in Serbien wird, laut Meldung vom gestrigen Tage, von amtlicher Seite als un⸗ begründet erklärt.
Nach amtlicher Mittheilung ist die Cholera nunmehr auch in Odessa aufgetreten. Vom 23. bis zum 28. September sind zehn Personen erkrankt und vier gestorben.
Ueber Choleragefahr und Absperrungsmaßregeln wird weiter berichtet:
Lüneburg, 29. September. Der Regierungs⸗Präsident zu Lüneburg erläßt folgende Bekanntmachung: „Mit Rücksicht auf die Cholera⸗Epidemie habe ich die Aufhebung des für den 11. Oktober d. J. in Winsen a. Luhe anstehenden Kram⸗ und Pferdemarkts verfügt. Dagegen ist die Abhaltung des auf denselben Tag fallenden Rindvieh⸗ und Schweinemarkts in Winsen von mir gestattet worden. Das Verbot des auf den 6. Oktober d. J. fallenden Schweine⸗ markts zu Bleckede wird hierdurch aufgehoben. Das Verbot des seinerzeit auf den 7. k. M. festgesetzten Kram⸗, Vieh⸗ und Pferdemarkts in Bleckede wird aufrecht erhalten.“
Bromberg, 30. September. Seit gestern ist nunmehr auf dem hiesigen Bahnhofe, sowie auf den in IJnowrazlaw, Gnesen und Schneidemühl eine sanitätspolizeiliche Untersuchung der an⸗ und durchkommenden Reisenden eingeführt- worden. Der Re⸗ gierungs⸗Rath Mueller, Sanitätscommissar für das Odergebiet, trifft demnächst hier ein, um die ärztliche Ueberwachung aller Flöße und Fahrzeuge auf der Netze und dem Bromberger Kanal einer Controle zu unterwerfen. .
London, 30. September. Die „Times“ meldet aus Malta, die Reisenden, welche dort landen wollten, hätten die Erklärung ab⸗ zugeben, daß sie seit zwölf Tagen nicht in Frankreich, Belgien, Holland, Deutschland, Dänemark, den Ostseehäfen oder New⸗York gewesen seien. Denjenigen jedoch, welche direct aus England kämen, und zwar auf Schiffen, die einen Arzt an Bord hätten und auf denen während der Ueberfahrt keine choleraähnlichen Erkrankungen vor⸗ gekommen seien, sei die Landung gestattet.
Antwerpen, 29. September. Die Sanitätscommission der Schelde hat beschlossen, für Herkünfte aus Holland von morgen an
ierundzwanzigstündige QOuarantäne einzurichten.
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Spanien. Laut Verordnung des Königlich spanischen Ministers des Innern vom 20. September 1892 sind Provenienzen von Dünkirchen, welche nach dem 8. September abgegangen sind und nach dem 20.
O
d. M. einlaufen, nach dem Quarantänehafen zu senden.
Griechenland.
Durch Ordonnanz vom 1./13. September 1892 ist die Einfuhr von Postcolli und Mustern ohne Werth, einzeln oder partienweise, aus denjenigen Ländern verboten, deren Provenienzen einer effectiven oder Observations⸗Quarantäne in Griechenland unterworfen sind.
Schweden.
Nach einer Königlichen Bekanntmachung vom 19. September 1892 sollen im Hinblick auf den Umstand, daß nunmehr auch die Vereinigten Staaten von Amerika als choleraverseucht erklärt worden sind, die zur Verhütung der Einschleppung der Cholera erlassenen Vorschriften bis auf weiteres auch in Anwendung kommen, wenn in einem außereuropäischen Hafen oder in der Nähe eines solchen ein Cholerafall eintritt. 1
Norwegen.
Zufolge Verfügung der Königlich norwegischen Regierung vom 20. September 1892 werden die Häfen Großbritanniens und Irlands nicht mehr als von Cholera verseucht erachtet. (Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 220. vom 17. September 1892).
Dänemark. 8
Zufolge Bekanntmachung des Königlich dänischen Justiz⸗ Ministeriums vom 20. September 1892 wird Personen, welche sich über die Landgrenze aus dem Königreich Dänemark nach Schleswig⸗ Holstein begeben, die Rückkehr auf den in der Bekanntmachung vom 13. September 1892 („R.⸗A.“ Nr. 222 vom 20. September) bezeichneten Wegen gestattet, wenn auch von dem Zeitpunkt der Abreise bis zur Rückkehr fünf Tage nicht verstrichen sind, und zwar unter der Bedingung, daß sie sich von der zuständigen Grenz⸗ zollstelle eine Bescheinigung über den Zeitpunkt der Abreise ausstellen lassen und im übrigen den in der gedachten Bekanntmachung gestellten Bedingungen genügen. “ “
Verkehrs⸗Anstalten.
Mit Rücksicht auf den jetzt noch sehr geringen Umfang des Per⸗ sonenverkehrs von und nach Hamburg werden vom 1. Oktober d. J. ab eine Reihe von Zügen bis auf Weiteres nicht befördert werden, z. B. zwischen Berlin und Hamburg bezw. Altona: Schnellzug Nr. 1, Hamburg ab 8,45, Berlin an 1,00, Schnellzug Nr. 3, Hamburg ab 12,35, Berlin an 4,45, Schnellzug Nr. 7, Ham⸗ burg ab 7,45, Berlin an 11,37, Schnellzug Nr. 4, Berlin ab 12,54, Altona an 4,40, Schnellzug Nr. 6, Berlin ab 7,13, Altona an 11,00, Schnellzug Nr. 8, Berlin ab 11,20, Altona an 3,20; ferner mehrere Züge zwischen Hamburg⸗Altona und Neumünster bezw. Kiel; zwischen Hamburg⸗Altona und Blankenese, zwischen Hamburg und Friedrichsruh, zwischen Hamburg und Harburg. Die näheren Angaben hierüber befinden sich in der Bekanntmachung der Königlichen Eisenbahndirection zu Altona im Inseratentheil d. Bl.
Bremen, 30. September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Reichs⸗Postdampfer „Sachsen“ hat am 29. Sep⸗ tember Morgens die Reise von Genua nach Port Said fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Salier“, von Australien kommend, hat am 29. September Vormittags Ouessant passirt Der Reichs⸗ Postdampfer „Danzig“ ist am 29. September Morgens mit der für Ost⸗Asien bestimmten Post von Brindisi nach Port Said ab⸗ gegangen. Der Reichs⸗Postdampfer „Habsburg“, nach Australien bestimmt, ist am 29. September Vormittags in Aden angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Bavyern“, von Ost⸗Asien kommend, ist am 29. September Nachmittags in Colombo angekom⸗ men. Der Postdampfer „Hannover“ hat am 29. September Morgens die Reise von Antwerpen nach Corunna fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Neckar“, nach Ost⸗Asien bestimmt, ist am 29. September Vormittags in Hongkong angekommen. Der Schnelldampfer „Lahn“, am 20. September von Bremen und ani 21. September von Southampton abgegangen, ist am 28. September Abends in New⸗York angekommen. Der Schnell⸗ dampfer „Spree“ hat am 28. September Abends die Reise von Southampton nach New⸗York fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Travpe“, von New⸗York kommend, ist am 29. September Morgens auf der Weser angekommen. 8
Hamburg, 29. September. (W. T. B.) Hamburg⸗Ameri⸗ kanische Packetfahrt⸗AOctiengesellschaft. Der Post⸗ dampfer Stubbenhuk’' ist, von New⸗York kommend, heute Morgen auf der Elbe eingetroffen. Die Postdampfer „Slavonia“ und „Dania“ sind, von Hamburg kommend, heute Vormittag in New⸗ York eingetroffen.
London, 29. September. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Moor'’ ist gestern auf der Heimreise von Madeira abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Grantully⸗Castle“ hat auf der Ausreise am Sonnabend Durban (Nakal) passirt. Der Union⸗ Dampfer „Trojan“ ist auf der Ausreise am Mittwoch von Capetomn abgegangen.
Paris, 29. September. (W. T. B.) Wie der „Temps“ meldet, hat die Verwaltung der Suez⸗Kanal⸗Gesellschaft be⸗ schlossen, die Transittarife vom 1. Januar n. J. ab um 50 Centimes zu ermäßigen.
Theater und Musik. 1
ssing⸗Theater.
Ein neuer Schwank „Die Orientreise“ von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg ging mit einem be⸗ deutenden Heiterkeitserfolg gestern Abend zum ersten Mal in Scene. Der bekannte Ueberfall eines Orient⸗Expreßzuges durch den Räuber Athanas bildet die Grundlage zu einer humoristischen Schilderung der Erlebnisse des Herrn Robert Fiedler aus Berlin auf einer Orientreise. Die auf Rundreisehefte mit seiner Frau zusammen be⸗ gonnene Reise setzt er von Dresden aus allein fort, nachdem es ge⸗ lungen ist, durch den Portier des Hotels das Rundreifeheft der Gattin mit einigem Verlust weiter zu verkaufen. Die aus Mangel an Unter⸗ nehmungslust nach Berlin zurückgekehrte Frau wird nun bald durch die in einem Extrablatt gebrachte Nachricht erschreckt, daß der Zug, in dem ihr Mann sich befunden hat, überfallen und „mit der ihn auf der Hochzeitsreise begleitenden Gattin“ von den Räubern als Geisel für das geforderte Lösegeld fortgeführt worden ist. Angst um das Schicksal des Mannes, Eifersucht und der Wunsch ihn für seine Un⸗ treue zu bestrafen, beschäftigen abwechselnd die zurückgebliebene Fa⸗ milie, doch wird auf den Rath der Schwiegermutter des Herrn Fiedler beschlossen, daß seine Frau zur Vermeidung öffentlichen Auf⸗ sehens ihm bis Wien entgegenfahren und scheinbar rkann von der Orientreise mit ihm zusammen zurückkehren soll. Der nach der Rückkehr über den kühlen Empfang, der ihm von allen Seiten zu theil wird, verwunderte Ehemann erreicht erst nach vielen lustigen Schwierigkeiten, daß seine völlige Unschuld an den Tag kommt und bewiesen wird, daß er nur desßalb für den Mann der Malerin Sarah Bartholdy hat gelten müssen, weil das Rundreiseheft nach den Bestimmungen der Eisenbahnverwaltung nicht auf eine andere Person übertragbar ist. Die endliche glückliche Lösung aller Mißverständnisse wird herbeigeführt durch den Besuch eines Reisegefährten, des Türken Demeter Mitrovics, der durch Fiedler's Gleichgültigkeit gegen die vermeintliche Gattin veranlaßt worden ist, der aus Schelmerei und Abenteuersucht seinen Anträgen anscheinend entgegenkommenden Malerin den Hof zu machen, um sie als sechste Frau für sich zu gewinnen. Dieser von Herrn Schön⸗ feld mit vielem Humor dargestellte Türke war der eigentliche Träger des Erfolges des Schwanks, in dem auch Fräulein Reisenhofer in der nur kleinen, aber sehr pikanten Rolle der reisenden Malerin von neuem ihr Talent bewährte. Ein Brautpaar, das nebenher aus einem Backfisch, der Schwester der Frau Fiedler, und einem leicht⸗ lebigen jungen Chemiker entstand, wurde von Fräulein Wagen und Herrn Brandt mit heiterer Laune dargestellt. Weniger glücklich als mit den übrigen Personen waren die Verfasser mit einem Journa⸗ listen, der, um Nachrichten über die Schicksale des gefangenen Fiedler einzuziehen, wie ein Criminalbeamter und aufdringlich wie ein Geschäftsreisender sich wiederholt im Fiedler'schen Hause ein⸗ findet, ohne hinausgewiesen zu werden; die Darstellung durch Herrn Molenar war nicht dazu angethan, die Unnatürlichkeit dieser Er⸗ scheinung zu mildern. An dem Spiel der Damen Groß und Meyer und der Herren Pansa und Höcker, die das Ehepaar Fiedler und die Eltern der Frau Fiedler gaben, war nichts auszusetzen. Die Ver⸗ fasser wurden schon vom Schluß des ersten Acts an mit den Schau⸗ spielern durch zahlreiche Hervorrufe ausgezeichnet.
In dem freundlichen, etwa 250 Personen fassenden blauen Saal der Philharmonie ließ sich gestern der achtjährige Violinspieler Bronislaw Hubermann aus Warschau vor einem kleinen Kreise von Musikkennern und Kunstfreunden hören. Aus der Schule des berühmten“ Virtuosen Lotto stammend, läßt er bereits eine staunens⸗ werthe technische Fertigkeit, Kraft und recht geschmackvolle Vortrags⸗ weise erkennen, Vorzüge, die er in Stücken von Spohr, Chopin, Wieniawski und Naschéz vortrefflich zur Geltung brachte. Größere Reinheit in Doppelgriffen und rapiden Läufen wird der sehr begabte Knabe gewiß noch durch fortgesetzte Studien erlernen können.
Im Deutschen Theater gehen die beiden neuen Bühnenwerke Ludwig Fulda's morgen in der folgenden Besetzung zum ersten Male in Scene: Im „Misanthrop“ spielt die Titelrolle Josef Kainz, die Celimene als Antrittsrolle am Deutschen Theater Lilli Petri; auß dem sind die Damen Ida Theumer und Marie Wolff, sowie die Herren Claudius Merten, Fritz Herz, Rudolf Senius und Harry Alsen beschäftigt. Das Lustspiel „Das Wunderkind“ wird in den Hauptrollen durch Elsa Lehmann und Gustav Kadelburg dargestellt.
Shakespeare's „König Richard der Dritte“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle geht morgen im Berliner Theater in Scene. Anna Haverland wird die Rolle der Margarethe, Sidonie Hoenig die der Elisabeth zum ersten Male darstellen. Wegen Heiserkeit von Agnes Sorma wurde die erste Aufführung des „Käthchen von Heil⸗ bronn“ auf Mittwoch, 5. Oktober, verschoben. Am Sonntag Abend halb acht Uhr wird „Krieg im Frieden“ gegeben. Ludwig Fulda's prächtiges Lustspiel „Die wilde Jagd“ erscheint in der nächsten Woche neu einstudirt mit Nuscha Butze als Melanie.
Im Wallner⸗Theater findet morgen, wie schon gemeldet, die erste volksthümliche Vorstellung der „Braut von Messina“ von Friedrich von Schiller zu über die Hälfte ermäßigten Preisen statt.
Der Wilbrandt'sche Einacter „Jugendliebe“*, der in der Matinée des Residenz⸗Theaters am 2. Oktober zur Aufführung gelangt, wird ausschließlich von Mitgliedern des Berliner Theaters dargestellt und zwar von den Damen Agnes Sorma, Baumeister und Hoenig und den Herren Director Ludwig Barnay, Schindler und Weiß. 4 Das letzte Auftreten des Herrn d’Andrade findet im
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Kroll'schen Theater am Sonntag statt. Der Künstler wird sich
in derjenigen Partie, in der er hier den größten Erfolg erzielte, ee