1892 / 232 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 01 Oct 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 1. Oktober.

8 Im Reichsamt des Innern fand gestern Nachmittag um

21 Uhr eine Sitzung des Reichsbank⸗Curatoriums unter Vorsitz des Staats⸗Ministers Dr. von Boetticher als Stell⸗ vertreters des Reichskanzlers statt. Außer diesem und dem den Bericht nach § 25 des Bankgesetzes erstattenden Präsidenten der Reichsbank nahmen an der Versammlung theil; der Staats⸗Minister Dr. Miquel, der Staatssecretär des Reichs⸗ Schatzamts Freiherr von Maltzahn, der bayerische und der württembergische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Ministerial⸗ Rath Freiherr von Stengel und der Director im Justiz⸗Departe⸗ ment Dr. von Stieglitz.

Der Unterrichts⸗Minister hat sich veranlaßt gesehen, die Verfügung vom 16. Juni d. J. über das Aussetzen des Nachmittagsunterrichts durch folgende Bemerkungen zu erläutern: Wenn festgesetzt worden ist, daß bei einer Tempe⸗ ratur von 250 C um 10 Uhr Vormittags der Nachmittags⸗ unterricht und unter Umständen auch die letzte Stunde des Vormittagsunterrichts fortfallen sollen, so ist dies geschehen einmal um die Directoren auf rechtzeitige Beobachtung der Temperatur, woran es oft gefehlt hat, hinzuweisen, sodann aber um jede Unsicherheit über die Grenze auszuschließen, mit deren Erreichung jedes persönliche Befinden bei der zu treffenden Maßnahme aufzuhören hat. Selbstverständlich aber haben die Leiter der höheren Schulen nicht der pflichtmäßigen Prüfung überhoben werden sollen, ob ungewöhnliche Temperaturverhältnisse mit Rücksicht auf ab⸗ spannende Hitze der vorangegangenen Tage, auf fortbestehende Schwüle in den Klassen, auf die Länge des von den Schülern zurückzulegenden Weges zur Schule u. s. w. nicht den Aus⸗ fall eines Theils des Unterrichts räthlich erscheinen lassen, auch ohne daß früh um 10 Uhr die am angegebenen Orte bezeichnete Temperatur erreicht worden ist. Die Verfügung vom 16. Juni d. J. ist darauf berechnet, groben Mißgriffen für die Zukunft nach Möglichkeit vorzubeugen; aber eine erziehlich und gesundheitlich die Jugend schonende und fördernde Behandlung der Angelegen⸗ heit bleibt selbstverständlich von der aufmerksamen Fürsorge und der tactvollen Beurtheilung der Männer abhängig, denen die Leitung unserer höheren Schulen anvertraut ist. Die allgemein bekannt gewordene Thatsache, daß in neuester Zeit auch von Allerhöchster Stelle eine verständige Einschränkung des Unterrichts bei ungewöhnlicher Hitze anbefohlen worden ist, steigert die Verpflichtung, die in dieser Hinsicht den Leitern unserer höheren Lehranstalten obliegt.

Es ist zur Sprache gebracht worden, daß die Werk⸗ stätten zur Herstellung, Verpackung u. s. w. von Nahrungs⸗ und Genußmitteln, z. B. in Brot⸗ und Kuchenbäckereien, Conditoreien, Wurstfabriken und dergleichen, nicht selten als Schlafstellen für Gehilfen und Lehrlinge benutzt werden. Daß eine solche Verwendung nicht nur unappetitlich, sondern auch für die Schläfer in jenen Räumen sowohl, wie unter Umständen für die Consumenten jener Artikel gesundheits⸗ gefährdend ist, leuchtet ein. Die Regierungs⸗Präsidenten sind vom Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ Angelegenheiten zum Bericht über den Umfang dieser Unsitte und die nöthigenfalls gebotenen Maßregeln dagegen aufgefor⸗ dert worden.

S. M. Kanonenboot „Iltis“, Commandant Capitän⸗ Lieutenant Müller, beabsichtigt am 1. Oktober von Shanghai nach Hongkong in See zu gehen.

Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt vom 30. Sep⸗ tember bis 1. Oktober, Mittags, gemeldete Cholera⸗ Erkrankungs⸗ und Todesfälle:

Datum: 28./9. 29./9.

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erkrankt gestorben 1. erkrankt gestorben erkrankt gestorben erkrankt

Hamburg. Hamburg.

Preußen. Schleswig. Altona.

Stettin.

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Stettin.

Vereinzelte Erkrankungen: RiegierungsbezirkStettin:in den Städten Fiddichow, Kreis Greifenhagen, und Pölitz, Kreis Randow, je 1 Er⸗ krankung.

18 Regierungsbezirk Lüneburg: in 1 Ort des Kreises Harburg Land 1 Todesfall. Stadt Berlin: 1 Erkrankung am 28. September, von Hamburg eingeschleppt. Mecklenburg⸗Schwerin: in der Stadt Rostock 1 Er⸗ krankung.

8 8

Wilhelmshaven, 1. Oktober. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Heinrich traf mit dem Prinzen Waldemar 8 Nachmittag gegen 5 Uhr hier ein und wurde von

einer Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich an

Bord des „Kaiseradler“ geleitet. Heute früh 5 Uhr sind, wie

„W. T. B.“ meldet, Ihre Königlichen Hoheiten auf dem

„Kaiseradler“ nach England in See gegangen.

Bayern. .München, 30. September. Zur Feier des Namens⸗ festes Seiner Majestät des Königs hatten, wie die „Allg. Ztg.“ berichtet, heute sämmtliche Königliche, staatliche un städtische, sowie viele Privatgebäude geflaggt. In allen

9 Uhr —2 mit Te Deum celebrirt. Um 10 Uhr 8 en Hochämter in der Theatiner⸗Hofkirche und in der St. Michaels⸗Hofkirche statt. Zu derselben Zeit feierte die protestantische Gemeinde das Namensfest durch einen liturgischen 4 in der St. Matthäus⸗ kirche. Ein von dem Erzbischof celebrirtes Hochamt nebst Te Deum in der Frauenkirche, dem der päpstliche Nuntius und die Staats⸗Minister Freiherr von Leonrod und Dr. von Müller beiwohnten, fand um 11 Uhr statt. , Der Minister des Aeußern Freiherr von Crailsheim wurde, wie aus Rom gemeldet wird, heute Mittag vom Papst empfangen. Der Audienz, die eine Stunde währte, wohnten der bayerische Gesandte bei dem Vatican Freiherr von Cetto bei. Nach der Audienz stattete der Minister dem Kardinal⸗ Staatssecretär Rampolla einen Besuch ab. Nachmittags erwiderten der italienische Minister⸗Präsident Giolitti und der Minister des Aeußeren Brin die Besuche des Freiherrn von Crailsheim. Voraussichtlich wird Freiherr von Crails⸗ heim noch zwei Tage in Rom verbleiben und sich sodann nach Neapel und Sicilien begeben. Sachsen.

Dresden, 30. September. Der Präsident des evan⸗ gelisch⸗lutherischen Landes⸗Consistoriums, Wirkliche Geheime Rath D. von Berlepsch ist heute in den Ruhestand getreten. Zur Verabschiedung waren heute Mittag, wie das „D. J.“ berichtet, sämmtliche ordentlichen und außerordent⸗ lichen Mitglieder des evangelisch⸗ lutherischen Landes⸗ consistoriums noch einmal um ihn versammelt. Der Präsident von Berlepsch gab tief ergriffen den Empfindungen, die ihn in der Stunde des Scheidens von dem ihm lieb und theuer gewordenen Amte bewegten, Ausdruck, worauf im Namen des Collegiums der Vice⸗Präsident Ober⸗Hofprediger D. Meier ein herzliches Dankes⸗ und Abschiedswort an den Scheidenden richtete und ihn bat, genehmigen zu wollen, daß zur Erinnerung an seine großen Verdienste um die Landeskirche sein Bild im Sitzungszimmer des Landes⸗Consistoriums seinen Platz finde. Mit der Ueberreichung einer künstlerisch ausge⸗ statteten, von allen Mitgliedern des Landes⸗Consistoriums unterzeichneten Adresse schloß die Feier, der eine weitere Aus⸗ dehnung zu gehen der kundgegebene ausdrückliche Wunsch des scheidenden Präsidenten nicht gestattet hatte.

Württemberg. . Stuttgart, 30. September. Das „Regierungs⸗Blatt“ veröffentlicht eine Verfügung des Ministeriums des Innern vom 20. September, betreffend die Durchfuhr lebenden Viehs aus Italien. Danach wird die Durchfuhr von Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen unter der Bedin⸗ gung, daß die Sendungen nur auf Eisenbahnen und ohne un⸗ nöthigen Aufenthalt durch das deutsche Gebiet geleitet werden,

sowie bei Einhaltung bestimmter Vorschriften gestattet.

Baden.

Baden⸗Baden, 30. September. Das von der Stadt Baden⸗Baden der Hochseligen Kaiserin Augusta gewidmete Denkmal wurde, wie „W. T. B.“ meldet, heute als am Geburtstage weiland Ihrer Majestät unter zahlreicher Betheili⸗ gung der Behörden und des Publikums feierlich enthüllt. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Groß⸗ herzogin hatten den Ober⸗Hofmeister der Großherzogin Freiherrn von Edelstein mit ihrer Vertretung betraut. Im Namen des Staats⸗Ministeriums wohnte der Minister⸗Präsident Dr. Turban der Feier bei. Ober-⸗Bürgermeister Görner hielt die Festrede. Seine Hoheit der Prinz Hermann von Sachsen⸗Weimar sprach im Namen des Großherzoglich weimarischen Hauses und legte einen Kranz am Denkmal nieder.

Hessen. Darmstadt, 30. September. Die vierte ordent⸗ liche evangelische Landessynode ist nach der „Darmst. Ztg.“ auf den 4. Oktober einberufen worden.

Anhalt.

Dessau, 30. September. Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin, sowie Ihre Durchlauchten die Prinzessin Alexandra, Prinz Eduard und Prinzessin Antoinette Anna sind heute Morgen hier eingetroffen haben in Wörlitz Aufenthalt genommen.

Schwarzburg⸗Rudolstadt. Schwarzburg, 30. September. Die seit zwei Tagen in dem Befinden Ihrer Durchlaucht der Fürstin eingetretene hält in erfreulicher Weise an.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wie aus Kirchdorf gemeldet wird, war vorgestern das Allgemeinbefinden des Prinzen Hermann zu Schaum⸗ burg⸗Lippe im Verhältniß zu seiner Verletzung ein be⸗ friedigendes. Die Nacht hatte der Kranke ruhiger verbracht, auch ein wenig geschlafen; das Bewußtsein war immer noch nicht klar. Das gestern ausgegebene Bulletin constatirt eine langsame Besserung im Allgemeinbefinden und eine Rückkehr des Bewußtseins. Die Hoffnung auf Erhaltung des Lebens ist wesentlich gestiegen.

Der Minister des Aeußern Graf Kälnoky hat sich gestern mit dem Ersten Sectionschef des Ministeriums des Aeußern Freiherrn von Pasetti, dem Reichs⸗Kriegs⸗Minister Frei⸗ herrn von Bauer und dem Reichs⸗Finanz⸗Minister von Kallay zu den Sitzungen der Delegationen nach Budapest begeben.

Dem ungarischen Unterhause wurde heute vom Finanz⸗Minister das Staatsbudget für 1893 vor elegt; es setzt sich folgendermaßen zusammen: Ordentliche Ausgaben 378 005 231 Fl. (gegen das Vorjahr 7 706 199 mehr), Uebergangsausgaben 85 083 348 (77 792 620 mehr), In⸗ vestitionen 15 248 994 (1 976 966 mehr), außerordent⸗ liche gemeinsame Ausgaben 6 928 023 (280 900 mehr), zusammen 485 265 596 (87 756 685 mehr). Ordent⸗ liche Einnahmen 402 278 985 Fl. (gegen das Vor⸗ jahr 10 554 804 mehr), Uebergangseinnahmen 83 000 658 (77 201 203 mehr). Es verbleibt somit ein Ueberschuß von 14 047 Ir. d. h. 678 Fl. weniger als im Vorjahre. Die Bilanz des Ordinariums schließt hiernach in den Ausgaben mit 378 005 231 Gulden, in den Ein⸗ nahmen mit 402 278 985 Fl. ab. Der Ueberschuß beträgt 24 273754 Fl. Im Budget des Kriegs⸗Ministeriums ist eine Mehrforderung von über 5 ½ Millionen Gulden eingestellt, welche durch das Steigen der Naturalienpreise begründet wird.

Stadtpfarrkirchen wurden Morgens um 8, bezw.

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Da jedoch die Zolleinnahmen sich um 2 Millionen Gulden er⸗

höht haben, beträgt das thatsächliche Mehrerforderniß nur 3 ½ Millionen. Ueberdies verlangt der Minister einen Nachtrags⸗ credit von 1 ½ Millionen Gulden wegen des Steigens der Naturalienpreise. Unter den Ausgaben befinden sich weiter auch 74 Millionen Gulden behufs Durchführung der Valuta⸗ regelung. Bei der Vorlegung des Budgets erklärte der Minister, die Conversionsoperation werde in nächster Zeit in Angriff genommen werden; das Princip, daß die bisher er⸗ sparten Summen zur Deckung der Emissionsoperation dienen sollen, bilde die Basis des Conversionsgesetzes. Ein Anwachsen der schwebenden Schulden könne nicht geduldet werden.

Großbritannien und Irland.

Gladstone ist von London nach Hawarden Castle zurück⸗ gekehrt, wo er bis Ende Oktober zu verweilen gedenkt.

Der Staatssecretär des Auswärtigen Earl Rosebery hat laut Meldung des „W. T. B.“ der britischen O stafrika⸗Gesell⸗ schaft ein Schreiben zugehen lassen, worin er sich mit der Räumung von Uganda im Princip einverstanden erklärt, indessen der Gesellschaft die Fusage ertheilt, daß die Regierung ihr in Hinsicht auf die Gefahren, welche die unverzügliche Räumung jenes Gebiets, die auf den 31. Dezember d. J. fest⸗ gesetzt sei, mit sich bringe, eine staatliche Beihilfe gewähren werde, um ihr zu ermöglichen, bis zum 31. März n. J. in Uganda zu bleiben und um die Räumung des Landes zu erleichtern. Die Regierung übernehme keinerlei Verantwortlich keit und betone, daß die bewilligte Subvention nur die Räumung Ugandas erleichtern solle.

Bei der Nachwahl zum Unterhause in South Bedfordshire wurde gestern der Gladstoneaner Whit⸗ bread mit 4838 Stimmen zum Unterhausmitglied gewählt. Der Unionist Duke erhielt 4596 Stimmen. Seit den letzten Parlamentswahlen ist die Stimmenmehrheit der Gladstoneaner in diesem District von 1019 auf 242 Stimmen gesunken.

Frankreich.

Der Prinz Waldemar von Dänemark ist vor⸗ gestern Abend mit seiner Gemahlin in Paris eingetroffen und nach St. Firmin bei Chantilly weitergereist.

Den gestrigen Abendblättern zufolge würde, wie „W. T. B.“ meldet, der Marine⸗Minister Burdeau eine weitere Er⸗ höhung der bereits von seinem Vorgänger Cavaignac ver⸗ angten Ergänzungscredite insbesondere zur Ausführung neuer Schiffsbauten fordern. Man glaubt jedoch, der Minister werde die Einstellung der erhöhten Biffern nur im Einverständniß mit der Budgetcommission ver angen.

Infolge der Rede, welche der Graf d'Haussonville bei einem royalistischen Bankett in Montauban am 25. September gehalten hat (vgl. Nr. 227 des „R.⸗ u. St.⸗A.“), hat der Graf von Paris an diesen ein Schreiben gerichtet, worin er ihn zu jener Rede beglückwünscht und er⸗ klärt, daß das monarchische Princip allein im stande sei, unter Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und der Freiheit der Arbeit die socialen Probleme unparteiisch zu prüfen und gerecht zu lösen. Alle seit einem Jahrhundert begangenen Fehler seien darauf zurück⸗ zuführen, daß die Traditionen vergessen seien. Die Erhaltung der Tradition sei für die Macht und das Gedeihen einer großen europäischen Nation nothwendig. Er schließe sich der denkwürdigen Feier zum Gedächtniß des Tages von Valmy an, welcher für seine Familie ein werthvoller Gedenktag sei.

Nach Meldungen aus Porto Novo stießen die Kanonen⸗ boote „Opale“ und „Corail“ bei einer Recognoscirungs⸗ fahrt am 28. September, 9 Uhr Vormittags, auf den Feind, der in beträchtlicher Stärke auf beiden Ufern des Uemeflusses bei Tohue Stellung genommen hatte. Jedes der beiden Kanonenboote landete eine Abtheilung Soldaten und es entspann sich ein heftiger Kampf, in welchem die Dahomeyer in die Flucht geschlagen wurden und zahl⸗ reiche Todte zurückließen. Auf französischer Seite wurde ein Mann getödtet; dreizehn wurden verwundet. 8

Wie seiner Zeit berichtet wurde, fühlte sich die russische Regierung durch den Besuch, den der bulgarische Minister⸗ Präsident Stambulow am 12. und 13. August in Kon⸗ stantinopel gemacht hatte, beschwert, und es wurde der russische Geschäftsträger (vgl. Nr. 197 des „R. u. St.⸗A.“) beauftragt, darüber bei der Pforte Aufklärung zu verlangen. Wie die Blätter jetzt melden, hat Rußland in dieser Angelegenheit an den derzeitigen russischen Botschaftsverweser in Konstantinopel eine Depesche gerichtet, welche demtürkischen Minister des Auswärtigen Said Pascha zugestellt wurde. Nach Angabe der „Times“ giebt die Depesche zunächst dem Bedauern über die Reise Stambulow's nach Konstantinopel Ausdruck. Es sei zwar im Namen des Sultans die Erklärung abgegeben worden, daß Stambulow zu seiner Konstantinopler Reise keinerlei Ermächtigung erhalten habe, daß vielmehr die türkische Regierung durch diese Reise überrascht sei, und daß dadurch in der correcten Haltung der Pforte keine Aenderung werde hervorgerufen werden. Jedoch könnten angesichts der den Verträgen widersprechenden Lage der Dinge in Bulgarien und der kürzlich in Sofia erfolgten Hinrichtungen sowie der in der „Swobada“ veröffentlichten Schriftstücke, die eine gegen Rußland gerichtete Fälschung seien, die persönlichen Auszeichnungen, deren Stambulow in Konstantinopel theilhaftig geworden sei, nicht verfehlen, den begründeten Verdacht wachzurufen, daß Stambulow die Reise nach Konstantinopel zu dem Zweck unternommen habe, sein Ansehen in Bulgarien zu heben. Die türkische Regierung habe, indem sie sich unwillkürlich zu diesem Manöver her⸗ gegeben, die usurpatorische Regierung des Fürstenthums er⸗ muthigt und den Schein erzeugt, als wolle sie indirect die po⸗ litische Unbeständigkeit und die Unordnung in den bulgarischen Verhältnissen billigen, die allgemein als eine bleibende Gefahr für die Sicherheit des europäischen Friedens angesehen werden. Diese Erwägungen wiesen auf die Quelle künftiger Gefahren für die Lebensinteressen des ottomanischen Reichs hin, welches auf der peinlichsten Beobachtung der Verträge g Wie die Wiener „Pol. Corr.“ erfährt, enthalte zwar die er Pforte überreichte Abschrift der Depesche was mit der vorstehenden Analyse übereinstimmt keinerlei Drohung oder Einforde⸗ rung rückständiger Kriegsentschädigung für den Fall, daß die Pforte die bulgarenfreundliche sbolgtit nicht aufgebe; der russische Geschäftsträger Jadowsky habe aber bei der Ueber⸗ gabe eine Aeußerung in diesem Sinne mündlich hinzugefügt. Serbien. 1b Der Finanz⸗Minister hat gestern durch geleistete Baarzahlungen die schwebende Staatsschuld um 750 000 Dinars vermindert. 8

ungarische

Nr. 39 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar⸗ heiten, vom 24. September, hat folgenden Inhalt: Russische Baukunst und Technik (Fortsetzung). Die Grundwasserverhältnisse Hamburgs und Altonas. Einsturz der Mönchensteiner Brücke. Einsturz des Gerüstes am Königlichen Schloß in Königsberg i. Pr. Einsturz der Niddabrücke in Praunheim bei Frankfurt a. M. Ver⸗ mischtes: Preisausschreiben des Vereins für Gesundheitstechnik. Preisbewerbung um Entwürfe zu Hafen⸗Anlagen in Lehe. Reini⸗ gung von Frontmalereien in Keim’'schen Mineralfarben. Gesammt⸗ zahl der Locomotiven in Europa. Sicherungswerke auf den engli⸗ schen Bahnen. Entwässerung von Chicago.

Kunst und Wissenschaft.

n““ Germanische Nationalmuseum zu Nürnberg hat nach der „Allg. Ztg.“ wiederum eine Reihe wichtiger Erwerbungen zu

verzeichnen, u. a. die große und bekannte Autographensammlung, welche der am 3. Augustv. J. zu Berlin verstorbene ehemalige Chemiker Dr. Theod. Wagener der Anstalt vermacht hatte. Diese Sammlung enthält gegen 10 000 Autographen berühmter Aerzte, Naturforscher, Mathematiker, Chemiker, Reisender u. s. w. deutscher, englischer, italienischer, nieder⸗ ländischer und anderer Nationalität des 15. bis 19. Jahrhunderts, außerdem eine nicht unbedeutende Anzahl Autographen sonstiger be⸗ rühmter Persönlichkeiten, namentlich unseres Jahrhunderts. Unter ihnen befindet sich eine Reihe hervorragender Seltenheiten.

erner gehören dazu noch gegen 2500 Porträts, sodaß die

orträtsammlung des Germanischen Museums, die schon über 20 000 Blätter zählt, ebenfalls eine treffliche Bereicherung erfährt. Außerdem sind noch zwei hervorragende Werke der Buchdruckerkunst zu nennen. Das erste ist das sogenannte „Katholikon“, eine im Mittelalter sehr beliebte und viel gebrauchte grammatisch⸗lexikalische Compilation des Dominicanermönchs Johannes de Balbis von Genua, das im Jahre 1460 von Gutenberg in Mainz gedruckt wurde, und durch die stolze Schlußschrift be⸗ rühmt ist. Die Typen, mit denen dies „Buch ge⸗ druckt wurde, gingen nach dem Ableben Gutenberg's in den Besitz des Nikolaus Bechtermünze in Eltville über. Das letzte Buch, zu dem diese Typen verwendet wurden, ist ein 1469 erschienenes lateinisch⸗ deutsches Vocabularium, das noch seltener als das „Katholikon“ ist.

Auch hiervon konnte das Germanische Museum ein Exemplar er⸗

werben. Außer diesem findet sich in Deutschland nur noch in der Darmstädter Bibliothek ein Exemplar.

Der „Wiener Zeitung“ zufolge hat der Kaiser von Oester⸗ reich dem Professor Billroth in Anerkennung seines vieljährigen verdienstvollen Wirkens an der Wiener Universität das Ehren⸗ zeichen für Kunst und Wissenschaft verliehen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. 8

Cholera. v““ Im Krankenhause Moabit ist, wie die „Nat. Z.“ berichtet, estern ein n euer Fall asiatischer Cholera festgestellt worden. Er etrifft den früheren Kutscher Meincke, der in Hamburg längere Zeit als Badewärter thätig war. Bei seiner Ankunft in Berlin am Mittwoch wurde er, obwohl er damals noch gesund war, als verrdächtig angehalten und nach dem Krankenhause Moabit ge⸗ schickt. Dort kam die Krankheit am Donnerstag bei ihm zum Ausbruch und gestern wurde durch die bakteriologische Untersuchung das Vorhandensein von Kommabacillen nachgewiesen. Der an asiatischer Cholera erkrankt gewesene Kellner Lange ist gestern als geheilt entlassen worden. ie Section des so plötzlich verstorbenen

Kutschers Hanke hat keinen Anhalt für asiatische Cholera ergeben.

Bei dem Postschaffner Möwes scheint nur rechdurchfall vorzuliegen, indessen ist die Untersuchung noch nicht abgeschlossen.

Zur Versorgung der Schiffer mit gutem Leitungswasser werden gegen wärtig auf Anordnung des Magistrats an den haupt⸗ sächlichsten Landungsstellen innerhalb des Stadtgebiets Saugestangen mit den Hydranten in Verbindung gesetzt und mit einem Hahn ver⸗ sehen. Solcher Wasser⸗Entnahmestellen sind achtzehn vorgesehen und zwar: Am Hafenplatz drei, an der Ladestraße zwischen Schöneberger⸗

und Möckernstraße zwei, um das Engelbecken drei, am Humboldthafen

fünf, am Nordhafen drei und am Holsteiner Ufer zwei. Laut amtlicher Meldung ist in Stettin am Donnerstag eine

Arbeiterfrau gestorben und am 26. September ein Arbeiter erkrankt.

Die erst jetzt beendete bakteriologische Untersuchung hat asiatische Cholera ergeben.

In der Zeit vom 29.,, Nachmittags 5 Uhr, bis ebendahin am 30. sind nach Mittheilung des Statistischen Amts in Magdeburg dort weder Erkrankungen noch Sterbefälle an Cholera vorgekommen. Der am 27. als choleraverdächtig in die Altstädter Krankenanstalt eingelieferte Hafenarbeiter leidet an Brechdurchfall. Demnach be⸗ schränkt sich der gegenwärtige Bestand an Cholerakranken auf den am 20. in Behandlung genommenen Schiffsjungen.

Der Actienverein Gutehoffnungshütte in Oberhausen spendete für die Nothleidenden in Hamburg 3000

In der vorgestrigen Mittheilung aus Du isburg, wonach es heißen soll, daß „dort nur“ ein Cholerafall bisher vorgekommen sei, ist durch einen Druckfehler das Versehen entstanden, daß in „Dortmund nur“ ein Cholerafall vorgekommen sei; jener Cholerafall kam in Duis⸗ burg vor.

Aus Rotterdam werden unter dem gestrigen Tage drei Cholera⸗ Erkrankungen und ein Todesfall, aus Maarsen vier Erkrankungen und zwei Todesfälle gemeldet. In Bleskensgraf sind zwei Per⸗ sonen an Cholera erkrankt, in Zuid Beyerland nur eine, in Groningen und Kapelle sur PYsel ist je eine Person der Krank⸗ heit erlegen.

Im Weichbilde von Brüssel sind am Donnerstag sieben Per⸗ sonen an Cholera erkrankt und drei gestorben. In Tervpueren ist eine Cholera⸗Erkrankung vorgekommen.

Am Donnerbstag sind in Paris 31 Cholera⸗Erkrankungen und elf Todesfälle, innerhalb der Bannmeile acht Erkranfungen und neun Todesfälle vorgekommen. In Havre erkrankten am Donnerstag drei Personen an der Cholera, sechs sind gestorben.

Gegenüber einigen Pester Blättern, die es als zweifellos hin⸗ stellen, daß die asiatische Cholera dort aufgetreten sei, wird in einer amtlichen Mittheilung festgestellt, daß der Charakter der asiatischen Cholera bei den letzten Erkrankungen bisher keineswegs erwiesen ist. Vom Donnerstag zu Freitag sind in Krakau zwei choleraverdächtige Erkrankungen vorgekommen; in dem benachbarten Dorfe Debniki ist ein sie benjähriger Knabe an der Cholera gestorben.

Anläßlich einer Verfügung der Donau⸗Dampfschiffahrtsgesellschaft, worin ihren Dampfern wegen der angeblich in Serbien herrschenden Cholera verboten wird, an dem serbischen Ufer anzulegen, hat die serbische Regierung der österreichisch⸗ungarischen Gesandtschaft versichert, daß in Serbien bisher kein Cholerafall festgestellt ist, und sie ersucht, auf die Aufhebung dieser Maßnahmen hinzuwiren.

Oesterreich⸗Ungarn. Infolge des Auftretens der Cholera in Stettin hat der Königlich g; ndels⸗Minister für Provenienzen aus den deutschen Häfen der Ostsee siebentägige Quarantäne angeordnet. Rußland.

Durch Allerhöchsten Befehl vom 22. August 1892 ist die Ein⸗ fuhr von Lumpen, alten gebrauchten Kleidern und ebrauchtem Bett⸗ zeug (wozu auch Daunen, Federn und Haar zu zählen sind) verboten.

Niederlande.

Das gegen Hamburg und die Elbhäfen gerichtete Einfuhrverbot („R.⸗A.“ Nr. 220 und 224 vom 17. und 22. September 1892) hat eine weitere Verschärfung dahin erfahren, daß durch Verfügung der

Königlich niederländischen Minister des Innern und der Finanzen

auch die Ein⸗ und Durchfuhr von Getreide (mit Einschluß der

Hülsen von Getreidefrüchten) in Säcken und von Zucker, wenn diese

egenstände nach dem 23. September zur Versendung gelangt sind,

aus Hamburg, Altona und anderen Elbhäfen verboten ist. Unter

„Häfen an der Elbe“ sind alle Plätze an diesem Strome unterhalb von Wittenberge zu verstehen.

Brasilien⸗

Die brasilianische Regierung hat mittels Verordnung vom

2. September 1892 alle Häfen der britischen Inseln für der Cholera

verdächtig erklärt und verfügt, daß die aus diesen Häfen direct oder

über Zwischenhäfen kommenden Schiffe in den Häfen der Republik nur zugelassen werden, nachdem sie der erforderlichen sanitären Be⸗ handlang im Quarantäne⸗Lazareth auf Ilha Grande unterzogen worden sind. 3 1

Diese Maßregeln werden auf alle seit dem 19. August d. Je aus den genannten Häfen abgegangenen Schiffe angewandt.

Süd⸗Amerika.

Die argentinische Regierung hat für alle Provenienzen aus deutschen und französischen Häfen eine achttägige Quarantäne an⸗ geordnet.

Handel und Gewerbe. 8

ägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 30. v. M. gestellt 10 189, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 29. v. M. gestellt 3458, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Berlin, 30. September. (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz.) Butter. (Im Großhandel franco Berlin an Producenten bezahlte Abrechnungspreise.) Hof⸗ und Genossenschafts⸗Butter Ia. 116 119 ℳ, IIa. 113 115 ℳ, III a. ℳ, do. abfallende 107 112 ℳ, Land⸗, Preußische 95 100 ℳ, Netzbrücher 95 100 ℳ, Pommersche 95 100 ℳ, Polnische ℳ, Baverische Sennbutter 105 110 ℳ, do. Landbutter 95 100 ℳ, Schlesische 100 105 ℳ, Galizische 82 85 ℳ, Margarine 40— 70 Käse: Schweizer, Emmenthaler 83 87 ℳ, Bayerischer 60 70 ℳ, Ost⸗ und Westpreußischer Ia. 60 65 ℳ, do. II a. 50 60 ℳ, Holländer 80 85 ℳ, Limburger 36 42 ℳ, Quadrat⸗Mager⸗ käse Ta. 20 25 ℳ, do. II a. 12 15 Schmalz: Prima Western 17 % Tara 48,50 ℳ, reines, in Deutschland raffinirt 49,00 51,00 ℳ, Berliner Bratenschmalz 51,50 53,00 Fett, in Amerika raffinirt 39,00 ℳ, in Deutschland raffinirt 39,50 41,50 (Alles pr. 50 kg). Tendenz: Butter: Unzureichende Ein⸗ lieferungen veranlaßten eine Preissteigerung. Schmalz: Sehr fest und steigend.

„Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“: Die allgemeine Lage des oberschlesischen Stein⸗ kohlengeschäfts hat sich in den letzten Wochen zum Besseren nicht gewendet. Die Zuckerfabriken haben ihre Kohlenbezüge der begonnenen Rübenernte wegen vollständig eingestellt, und der Detailhandel in der Provinz ist gegenwärtig sehr schwach. Die Bezüge an Betriebskohlen sind seitens der Eisenbahnverwaltungen geringer geworden, und der Absatz nach dem Auslande ist äußerst schwach. Der Verkauf an Haus⸗ brandkohlen hat sich der warmen Witterung wegen noch nicht gehoben, und dies ist zugleich Ursache, daß die der Händler nur langsam ab⸗ nehmen und wenig ergänzt werden. Aus allen diesen Gründen sind die Gruben gezwungen, wöchentlich einige Nachtschichten ausfallen zu lassen und, da trotzdem noch über Bedarf Kohlen gefördert werden, einen Theil der Förderung in Bestand zu bringen. Gegenwärtig ist der Absatz nicht allein für die kleineren, sondern für sämmtliche Sortimente schwach, sodaß selbst Stückkohlen, welche bisher noch immer Abnahme fanden, gestürzt werden müssen. Selbst die seitens der Händler ihren Abnehmern unter der Hand offerirten Preisnachlässe und Rabatt⸗ bewilligungen sind wegen Mangels an Bedarf nicht im stande, das gegen⸗ wärtig so darniederliegende oberschlesische Steinkohlengeschäft zu heben. Das Koksgeschäft hat ebenfalls immer noch keine Aussicht auf baldige Aufbesserung der mißlichen Lage, besonders da der Absatz auf Schmelzkoks für die Gießereien sehr nachgelassen hat. Von Witko⸗ witzer und Waldenburger Koks wird zur Zeit nur soviel bezogen, als es der Betrieb der oberschlesischen Werke unbedingt erfordert. Für Theer und Theerproducte hat der Begehr in letzterer Zeit ein wenig nachgelassen.

veipeig, 30. September. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. a Plata. Grundmuster B. per Oktober 3,60 ℳ, per November 3,60 ℳ, per Dezember 3,62 ½ ℳ, per Januar 3,65 ℳ, per Februar 3,655 ℳ, per März 3,67 ½ ℳ, per April 3,70 ℳ, per Mai 3,72 ½ ℳ, per Juni 3,72 ½ ℳ, per Juli 3,72 ½ ℳ, per August 3,72 ½ Umsatz 70 000 kg.

London, 30. September. (W. T. B.) Wollauction. Tendenz unverändert. Gute Wollen sehr fest, minderwerthige schleppend.

An der Küste 1 Weizen ladung angeboten.

Manchester, 30. September. (K. T. B.) 12r Water Taylor 5 ½, 30r Water Taylor 7, 20r Water Leigh 6 ½, 30r Water Clayton 6 ¾ 32r Mock Brooke 6 8, 40r Mayoll 6 ⅛, 40r Medio Wilkinson 8, 32r Warpcops Lees 6 ½, 36r Warpcops Rowland 7 ¼, 36r Warp⸗ cops Wellington 7 ½, 40r Double Weston 8, 60r Double courante I 10⁸, 32“ 116 vards 16 % 16 grey Printers aus 32r1/461

43. Fest.

Glasgow, 30. September. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 376 963 Tons gegen 500 238 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betriebe befind⸗ lichen Hochöfen beträgt 78 gegen 75 im vorigen Jahre.

Paris, 30. September. (W. T. B.) Nachdem der „Temps“ bereits das Börsengerücht dementirt hatte, wonach die Verhandlungen mit Rußland behufs Unterbringung der noch nicht plaeirten 200 Millionen Francs der 3 ½ % russischen Anleihe von dem Comptoir d'Escompte und dem Crédit foncier geleitet würden, dementirt dasselbe Blatt heute auch das weitere Gerücht, daß das erste Pariser Bankhaus mit Rußland die Uebernahme des noch nicht placirten Restes der Anleihe fest abgeschlossen habe. 1—

New⸗York, 30. September. (W. T. B.) Die Stimmung der Fondsbörse war bei Beginn fest, später gaben jedoch die Curse nach; bei Schluß des Verkehrs war die Haltung lustlos, aber fest. Der Umsatz der Actien betrug 286 000 Stück. Der Silbervor⸗ rath wird auf 1 800 000 Ünzen geschätzt. Silberverkäufe fanden nicht statt. 3

eizen anfangs stetig, dann nachgebend und schwach den Freen Tag auf große Ankünfte. Mais anfangs stetig, dann befestigt, später Reaction auf Chicago. Schluß matt.

Baumwollen⸗Wochenbericht. Zufuhren in allen Unions⸗ häfen 140 000 Ballen. Ausfuhr nach Großbritannien 108 000 Ballen, Ausfuhr nach dem Continent 34 000 Ballen. Vorrath 583 000 Ballen.

Chicago, 30. September. (W. T. B.) Weizen anfangs stetig, im Verlaufe abgeschwächt auf Kabelnachrichten. Schluß schwach. Pals anfangs stetig, dann befestigt, später Reaction auf günstiges Wetter. Schluß schwach.

Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus.

Auf der Königlichen Bühne erschien gestern Abend zum ersten Male Fräulein Lazar als Luise in Schiller's „Kabale und Liebe“. Die Darstellerin bringt eine hübsche Gestalt, ein sympathisches Organ und angenehmes Wesen als Vorzüge mit, die sie für die Verkörpe⸗ rung gefühlsinniger und zur Schwärmerei neigender Mädchengestalten besonders geeignet erscheinen lassen. Ihre Sprache ist klar, ihr Vortrag verständig und das Spiel natürlich und lebhaft. Die Luise, die wir Mister sahen, traf bei aller Einfachheit der schauspielerischen Mittel zum Herzen gehende Töne; sie konnte rühren und hielt selbst in der Leidenschaft fast immer das rechte Maß, sodaß

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die Darstellerin den reichen Beifall, der ihr zu theil wurde, volläu verdiente. Die wenigen kleinen Ausstellungen, die etwa für einzeln Momente gemacht werden können, verschwinden vor der schönen Ein⸗ heitlichkeit der Gesammtleistung. Scoweit diese erste Rolle ein Urtheil zuläßt, darf man von dem Talent der jungen Künstlerin zu künftig trotzdem wohl noch allseitig mehr abgerundete un vollendetere Schöpfungen erwarten. Den Präsidenten

Herr Klein mit weiser Zurückhaltung als vollkommenen Höfling im schlimmen Sinne und überlegenen Intriganten. Der Kammerdiener des Herrn Grube erschien in der Scene mit Lady Milford woh etwas zu laut, während der Ausdruck der unterdrückten Gefühle gut gelang. Die übrigen Darsteller, Herr Matkowsky als Ferdinand, Fräulein Poppe als Lady Milford an der Spitze, sind in ihren tüchtigen und wiederholt gerühmten Leistungen bekannt.

Im Königlichen Opernhause findet am Montag der erste Symphonieabend der Königlichen Kapelle statt. Am Dienstag gelangt „Tannhäuser“ mit den Damen Sucher und Leisinger, den Herren Gudehus, Betz, Mödlinger, Krolop, Ritter und Krasa zur Darstellung

Der Spielplan der Königlichen Hger für die Zeit vom 2. bis 8. Oktober lautet: Sonntag: „Wem die Krone?*, „Dja⸗ mileh“, „Slavische Brautwerbung“. Montag: Erste Symphonie der Königlichen Kapelle Dienstag: „Tannhäuser“. Mittwoch: „Wem die Krone2“, „Djamileh“, „Slavische Brautwerbung“. Donnerstag: „Alda“. Freitag: „Djamileh“, „Cavalleria rusticana“, „Sla⸗ vische Brautwerbung“. Sonnabend: „Lohengrin“.

Im Königlichen Schauspielhause findet am Mittwoch. Der Widerspänstigen Zähmung“ zum ersten Male in der Kohlrausch'schen Bearbeitung statt, und wird diese Vorstellung Freitag und Sonntag wiederholt. Montag kommt „Die Braut von Messina“ zur Auf⸗ führung. Dienstag ist „Der neue Herr“, Donnerstag „Was ihr wollt“, Sonnabend „Die Jungfrau von Orleans“; Herr Klein spielt die früher von Herrn Grube gegebene Rolle des Talbot. Die übrige Besetzung ist die bekannte.

Im Deutschen Theater findet morgen die erste Wiederholung der beiden Neuheiten: „Der Misanthropy“ und „Das Wunderkind“ statt; dieselbe Vorstellung ist außerdem für Dienstag und Freitag an⸗ gesetzt Als siebente Vorstellung des Goethe⸗Cyklus geht am Montag »Faust“ und als letzte am Donnerstaz „Faust’s Tod“ in Scene. Am

kittwoch kommen „Die beiden Leonoren“ und am Sonnabend „Der Compagnon“ zur Aufführung.

Im Berliner Theater geht zum ersten Male Kleist's „Käthchen von Heilbronn“ mit Agnes Sorma in der Titelrolle, Ludwig Barnay als Graf Strahl am Mittwoch in Scene; für Donnerstag und Freitag (6. Abonnementsvorstellung) sind die ersten Wieder⸗ holungen dieses romantischen Schauspiels angesetzt. Morgen Abend kommt Moser's und Schönthan's Werk „Krieg im Frieden“ zur Aufführung, am Montag wird der „Hüttenbesitzer“ wiederholt mit Nuscha Butze, Agnes Sorma, Ludwig Barnay und Ludwig Stahl in den Hauptrollen. Morgen Nachmittag und am Dienstag geht Augier's Schauspiel „Die Goldprobe“ in Scene. Für Sonnabend ist zum ersten Male in neuer Einstudirung und theilweise neuer Besetzung das Lustspiel „Die wilde Jagd“ von Ludwig Fulda angezeigt.

Im Lessing⸗Theater wird der neue Schwank „Die Orient⸗ reise“ von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg an sämmtlichen Abenden dieser Woche zur Aufführung gelangen.

Im Wallner⸗Theater geht morgen, wie bereits erwähnt, die Posse „Der Mann im Monde“ von Eduard Jacobson in neuer Be⸗ arbeitung und mit neuen Gesangseinlagen wieder in Scene. Am Montag findet die erste Wiederholung statt.

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater bleibt di Offenbach'sche Operette „Schönröschen“ bis einschließlich Donnerstag auf dem Spielplan. Am Freitag findet der III. Abend im Offenbach⸗ Cyklus statt. Zur erstmaligen Aufführung gelangt Offenbach's drei⸗ actige komische Oper „Die Banditen“. Die Neubearbeitung des Werks hat der Dramaturg dieser Bühne, Herr L. Herrmann, besorgt.

Das Programm der Wohlthätigkeits⸗Matinée zum Besten der Hamburger Nothleidenden, die morgen im Residenz⸗Theater stattfindet, lautet wie folgt: Die Vorstellung wird eröffnet durch eine Aufführung von Wilbrandt's Einacter „Jugendliebe“. Dann folgt Alexandre Dumas' einactiges Luftspiel „Besuch nach der Hochzeit“ (Une visite de noce). Hieran schließt sich der erste Gesangsvortrag von Rosa Sucher, dessen Begleitung Herr Hof⸗Kapellmeister Sucher übernommen hat. Daran schließt sich mit Friedrich Haase Meilhac's Lustspiel„Mariensommer“. Den Schluß der Vorste ung bildet noch ein Gesangsvortrag der Frau Rosa Sucher.

Im Kroll'’schen Theater stellt sich der Spielplan für die laufende Woche wie folgt: Sonntag: „Don Juan“ (letztes Auftreten des Herrn d'Andrade in der Titelpartie; Donna Anna: Frau Moran⸗ Olden). Montag: „Der Trompeter von Säkkingen“ (Margarethe: Fräulein Gadski; Werner: Herr Herm. Gura; Amtmann: Herr Worms). Dienstag: „Fidelio“ (Leonore: Frau Moran⸗Olden als Gast). Mittwoch: „Linda von Chamounix“ (erstes Gastspiel von Frau Etelka Gerster in der Titelpartie)h. Donnerstag: „Der Trompeter von Säkkingen“. Freitag: „Euryanthe“ (Frau Moran⸗Olden als Eglantine). Sonnabend: „Linda von Chamounirx“ (Frau Etelka Gerster als Gast.)

Die morgen im Belle⸗Alliance⸗Theater (Neue Deutsche Oper) zur Aufführung kommende Neuheit „Der Weiberkrieg“, komische Oper von Felix von Woyrsch, behandelt denselben historischen Gegenstand, der in dem nationalen Schauspiel „Die Weiber von Schorndorf“ am Hoftheater in Stuttgart noch erst neuerdings wieder gegeben wurde.

Im Con certhause werden sich morgen Abend Herr Concert⸗ meister Carnier, Fräulein Müller und Herr Rößler als Solisten hören lassen. Außerdem werden die Herren: Spohr, Otto, Haus⸗ man und Nauendorf zwei Hornquartette von Kreutzer vortragen.

Das Concert⸗Repertoire der Concert⸗Direction Her⸗ mann Wolff lautet: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag: Eröffnungs⸗ Abende des „Saal Bechstein“. Freitag: Philharmonie. 7 ½. I. Concert des „Amsterdamer a capella Chor’s“. Sonnabend: Sing⸗Akademie. 7 ½. Concert der kleinen Pianistin Frieda Simonson mit Orchester.

Das für Montag angekündigte Concert des kleinen Violinisten Bronislaw Hubermann muß auf einen späteren Zeitpunkt ver⸗ legt werden; bereits gelöste Karten werden bei Bote u. Bock zurück⸗ genommen. Für die großen Philharmonischen Concerte unter Dr. Hans von Bülow's, R. Maszkowski's und Dr. Hans Richter's Leitung beginnt am Montag früh 9 Uhr bei Bote u. Bock, Leipzigerstraße 37, die Verausgabung der Karten für die wieder erneuerten, sowie für die neu an emeldeten Abonnements. Abonnements⸗Anmeldungen werden auch in der Concertdirection Hermann Wolff, Berlin W., Am Carlsbad 19 1 entgegengenommen. Das Scharwenka⸗Conservatorium (Direction Philipp Scharwenka und Dr. Hugo Goldschmidt) eröffnet sein Winter⸗Semester am Donnerstag. Anmeldungen werden täglich entgegengenommen im Conservatorium, W. Potsdamerstraße 35, Fce der Lützowstraße. 8

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Gröbming (Obersteiermark), 26. September. Prinz August von Coburg⸗Cohary war, wie der „Köln. Ztg.“ mitgetheilt wird, in vergangener Woche in der Mößna im Gebiet der Hochknall (Großsölk) auf der Gemsjagd, wo er am 21. d. auf einem Stand mit 30 Kugeln 30 Gemsen zur Strecke brachte. Am 18. August d. J. erlegte der Prinz die 2000. Gemse. 6

v11“ 8 11“ 1“ Ihre Majestät die Kaiserin hat, wie der „Eov. Kirchl. A

mittheilt, für die neue Kirche der Simeons⸗Gemeinde die

bibel und die Kanzelbibel gestiftet, sowie für Beschaffung von Trau⸗

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