istanzritt Berlin — Wien hat heute früh um 6 Uhr 3 — gö bü-es 5 ½ Uhr fuhr als erster der activen Theilnehmer Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold am Steuer⸗ häuschen vor. Bald belebte sich dann das Tempelhofer Feld mit anderen Reitern und zahlreichen Zuschauern, unter denen sich der General⸗Inspecteur der aseüeeien General der Artillerie Sallbach, der Inspecteur der 1. Cavallerie⸗Inspection, General⸗Lieutenant von Krosigk, der General⸗Adjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs und commandirende General des VII. Armee⸗Corps, General der Cavallerie von Albedyll, der Commandeur der Garde⸗Cavallerie⸗ Division, General⸗Lieutenant Edler v. d. Planitz, der baverische Militär⸗Bevollmächtigte, General Ritter von Haag, der österreichische Militär⸗Attaché, Dberst Freiherr von Steininger, der Oberst reiherr von Bissing und viele Offiziere, der hiesigen Ferchefan und von 8eg befanden. Sämmtliche Reiter wurden vor dem Start bezw. beim Abritt vom Hof⸗Photographen Schnäbeli photographirt. Die Photographien sollen zur Herste ung eines großen Gruppenbildes verwendet werden. Zur Orientirung und zur Auf⸗ zeichnung der Route hatten alle ein kleines Buch bei sich, in dem die Tour in vierzehn Abschnitten angegeben ist. Das Buch enthält außerdem Tabellen, in denen in Minuten Galopp, Trab, Schritt, Führen und Rast eingezeichnet werden sollen. Die erste Gruppe, die 6 Uhr abgelassen wurde, bildeten folgende fünf Herren Prinz Friedrich Leopold, Freiherr von Zandt vom Generalstabe, Second⸗Lieutenant von Zans en gen. von der Osten vom 2. Pommerschen Ulanen⸗Regiment Nr. 9, Second⸗ Lieutenant Graf Clairon d'Haussonville von dem Dragoner⸗Regiment von Bredow (1. Schlesisches Nr. 4) und Second⸗Lieutenant von der Osten von dem Regiment der Gardes du Corps. Die Herren ritten zunächst etwa 20 m im Schritt, dann gingen sie in kurzen Galopp über und verschwanden in der geraden Richtung auf Tempelhof zu. In einer anderen Gruppe folgten später Seine Hoheit der Herzog Ernst Günther, Rittmeister von Kramsta vom Garde⸗Cürassier⸗Regi⸗ ment, Rittmeister von Goßler vom Leib⸗Garde⸗Husaren⸗Regiment und Rittmeister von Heyden⸗Linden vom Königs⸗AUlanen⸗ Regiment (1. Hannoversches) Nr. 13. Den Beschluß des heutigen. Starts ildete eine Gruppe, in der sich u. a. der Oberst von Rothkirch u. Panthen, Commandeur des Garde⸗Cürassier⸗Regiments, befand. Um 10 Uhr d art beendet. 1“ e beeen dem „W. T. B.“ gemeldet, wird startete heute früh 6 Uhr dort der erste Reiter zu dem Distanzritt Wien⸗Berlin, Rittmeister Caloud allein vom Startort in „Florisdorf, so⸗ dann folgten in Zwischenräumen von je 5 Minuten Gruppen bis zu fünf Reitern. Der letzte, Ulanen⸗Lieutenant Siegl, startete wieder allein. Als Starter fungirten die Obersten Graf Auersperg und Graf Kalnoky. Der General Graf Hartenau, General⸗ Favallerie⸗Inspector Graf Gagern, viele Militärs und ein zahlreiches Publikum waren anwesend. Im ganzen haben heute 46 Offiziere den Distanzritt von Wien nach Berlin angetreten. 52 werden morgen früh den Distanzritt unternehmen.
ie im ganzen deutschen Volk als Folge des ungeheueren Auf⸗ “ un vanten deutschfa in den letzten dreißig Jahren sich das Bedürfniß nach geistiger Nahrung immer mehr geltend macht, so ist auch im 1.8ge Heere, das mit Recht das Volk in Waffen genannt wird, das Verlangen, den Geist durch gute. Schriften zu beschäftigen und fortzubilden, stetig im Wachsen. Diese erfreuliche Erscheinung, dem die Militärverwaltung durch Einstellung von Summen in den Reichshaushalts⸗Etat ihre wohlwollende Unterstützung und das Offizier⸗ corps ein fürsorgendes Interesse zuwendet, bietet das geeignetste Mittel, um durch Verbreitung guter periodischer Zeitschriften den schädlichen Ein⸗ flüssen schlechter Lectüre entgegenzuarbeiten. Der schon vor etwa dreißig Jahren eingeführte und bei jedem Truppentheil gehaltene Soldatenfreund, so segensreich er mit seinem populär geschriebenen, sich auf die Armee beziehenden Stoff auch gewirkt hat, genügte doch schon seit längerer Zeit den höheren Ansprüchen des größeren Theils
nseres bildungsfähigen und bildungsuchenden Rekrutenersatzes nicht mehr. 8 Wunsch 8 xe. wöchentlich erscheinenden illustrirten belehrenden und unterhaltenden bettscheift wurde immer lauter und wird jetzt schon seit drei Jahren durch den weitverbreiteten „Deut Jen Soldatenhort“, dessen Leitung kürzlich der auf militär⸗literarischem Gebiet bereits vortheilhaft bekannte General⸗Lieutenant z. D. von Below übernommen hat, in nahezu vollkommener Weise erreicht. Der Grundzug dieses Blattes ist Belebung des soldatischen Geistes, der Liebe zu Kaiser, Landesherrn und Reich und die Pflege edler
deutscher Sitte. —
Die Sonderausstellung für nautische Instrumente, welche die Urania bekanntlich seit einiger Zeit plant, wird nun end⸗ gültig am nächsten Mittwoch eröffnet werden. Sie wird sich weniger durch eine Ueberfülle von Ausstellungs⸗Gegenständen als durch eine systematische Aneinanderreihung aller wichtigsten, zur Schiffs⸗ führung und zum Rettungswesen verwendeten Apparate aus⸗ zeichnen. Sie soll, wie alle übrigen Veranstaltungen der Ürania, nicht industriellen Zwecken, sondern ausschließlich der all⸗ gemeinen Belehrung über diese interessanten Gebiete der Nautik dienen. Ein Hauptanziehungspunkt dieser Ausstellung wird das ge⸗ treue Modell der „Santa Maria“ bilden, auf der Columbus seine erste Entdeckungsreise unternahm. Es ist nach eingehendsten histo⸗ rischen Studien in allen Einzelheiten ein Meter groß eigens für die Ausstellung in der Urania selbst ausgeführt. Neben diesem Modell wird das eines Vikingerschiffes, wie solche um das Jahr 1000 Amerika erreicht haben, und im Gegensatz dazu das Modell eines modernen tpansatlantischen Dampfers des Bremer Lloyd ausgestellt werden. — Am Donnerstag findet die letzte Auf⸗ führung der „Geschichte der Urwelt“ in ihrer neuen Aus⸗ stattung statt; am Freitag wird Herr Fürstenberg seinen Vortrag über Bakterien noch einmal wiederholen; am Sonnabend trägt Dr. Schwahn über „Die Erscheinungen der Gletscherwelt“ vor. Decorativ ausgestattete Vorträge finden nächste Woche bis zu der auf den 12. Oktober angesetzten ersten Aufführung der „Amerikafahrt 1492 und 1892“ nicht mehr statt.
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
Budapest, 1. Oktober. (W. T. B.) Das den Dele⸗ gationen unterbreitete gemeinsame Budget für 1893 weist ein Gesammt⸗Bruttoerforderniß von 143 821 887 Fl. auf, gegen das Vorjahr mehr 4 679 001 Fl. Hiervon entfallen auf das Ordinarium 125 359 122 Fl., auf das Extraordinarium 18 462 765 Fl. Die diesem Erforderniß gegenüber stehende Ge⸗ sammtbedeckung beträgt 2677 493 Fl., daher das Gesammt⸗Netto⸗ erforderniß 141 144 394 Fl., gegen das Vorjahr 4 675 016 Fl. mehr. Das Ordinarium ist gegen das Vorjahr um 3 046 432 Fl., das Extraordinarium um 1 628 584 Fl. gewachsen. Das Budget veranschlagt den reinen Ueber⸗ schuß aus den Zolleinnahmen auf 42 283 400 Fl. Für 1892 werden Nachtragscredite verlangt im Betrage von 1 759 220 Fl. Von dem gesammten Nettoerforderniß beansprucht das Ministerium des Aeußern 3533 500 Fl.; das Kriegs⸗Ministerium für das Heer 123 501 828 Fl., für die Kriegsmarine 11 977 680 Fl. Das Mehrerforderniß für das Heer beträgt gegen das Vorjahr im Ordinarium 2 736 840 Fl., im Extraordinarium 1 499 722 Fl., zusammen 4236 562 Fl. Für die Kriegsmarine sind gefordert im Ordinarium 303 666 Fl., im Extraordinarium 146 300 Fl., zusammen
449 966 Fl. Für die Truppen des Occupationsgebietes werden 3 612 000 Fl. gefordert, gegen das weniger. Die Zeollüberschüsse des 44 865 470 Fl., der Mehreingang anschlag beläuft sich auf 4373 720 Fl. Die Steigerung des ordentlichen Heereserfordernisses um 2 2225 141 Fl. ist hauptsächlich durch die Erhöhung des Mannschaftsstandes be⸗ gründet. Das außerordentliche eereserforderniß weist folgende Beträge auf: Die diesjährige Rate für Waffen⸗ wesen 5 200 000 Fl., für Beschaffung transportabler Feld⸗ bahnmaterialien 400 000 Fl., für neues Proviantfuhr⸗ werk als Lotalerforderniß 1 824 700 Fl., davon als diesjährige erste Rate 912 350 Fl., für Anschaffung trag⸗ barer Zelte als Gesammterforderniß 4 200 000 Fl., davon als diesjährige erste Rate 360 000 Fl., für den Um⸗ tausch der zur Vorsicht aufgespeicherten Vorräthe an Zwieback und Fleischconserven 858 000 Fl., für die Com⸗ pletirung von 23 Infanterie⸗Regimentern auf den Normal⸗ friedensstand 632 000 Fl., für die Erhöhung des Mann⸗ schaftsstandes der Infanterie⸗Compagnien als Gesammt⸗ erforderniß 1 685 000 Fl., davon als diesjährige erste Rate 420 000 Fl. Das Marine⸗Ministerium beansprucht für den Neubau eines zweiten Küstenvertheidigungsschiffes an Gesammt⸗ kosten 3 ¼ Millionen Fl., davon als erste Rate 350 000 Fl⸗
Reichstag. Im weiteren Verlauf seines Finanz⸗Erposés CFerh- „Oesterreich⸗Ungarn“) kündigte der Finanz⸗Minister
ekerle einen Nachtragscredit von 1 ½ Millionen Gulden an, behufs Ermöglichung der Durchfahrt von Seeschiffen durch das Eiserne Thor, dessen Regulirung ursprüng⸗ lich nur für Donauschiffe berechnet gewesen sei, sowie eine Fortsetzung der Conversionsoperation und der Goldbeschaffung, eine Regelung des Checkverkehrs, sowie eine Reform der Finanz⸗Administration und der directen Steuern. Der Finanz⸗Minister schloß das Exposé, dessen Mittheilung 1 ½ Stunden in Anspruch nahm, unter lebhaften Ovationen des ganzen Hauses.
Southampton, 1. Oktober. (W. T. B.) Der Per⸗ sonenverkehr nach den Vereinigten Staaten, welcher infolge der durch die Cholera bewirkten Maß⸗ nahmen der New⸗Yorker Sanitätsbehörden zeitweilig sich sehr verringert hatte, nimmt jetzt wieder den um diese Jahreszeit üblichen großen Umfang an. Der Ham⸗ burger Packetfahrt⸗Schnelldampfer „Fürst Bismarck“, welcher heute Mittag von hier nach New⸗York abging, hatte 409 Kajüt⸗ Passagiere an Bord.
St. Petersburg, 1. Oktober. (W. T. B.) Der bis⸗ herige Unter⸗Staatssecretär im] Finanz⸗Ministerium, Geheime Rath von Thörner ist dieser Stellung enthoben und zum Senator ernannt worden.
Einer Depesche aus Charkow zufolge ist die Unter⸗ suchung über die jüngst in Jusowka (Gouvernement Jekaterinoslawcw) aus Anlaß der Cholera vorgekommenen Volksunruhen, wobei die Eisenwerke des Engländers Hughes von der Volksmenge beschädigt wurden, abgeschlossen. 180 Personen, die der Theilnahme an jenen Unruhen angeklagt sind, werden durch das Militärgericht in Jekaterinoslaw ab⸗
Vorjahres gegen den Vor⸗
geurtheilt werden.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Wetterbericht vom 1. Oktober, tische Oper in
Uhr Morgens.
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Stationen. Wind.
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Kopenhagen. 5 Stockholm . 75 Prrände 758 t. Petersburg 761 Moskau. 764 Cork, Queens⸗ 1617638 Cherbourg . 750 ö1ö1— Ibö— mburg 754 winemünde 758. Neufahrwasser 759. Memel 759
Pers L11I1 ünster.. 752 Karlsruhe . . 757 Wiesbaden. 756 München. 759 Chemnitz 759 .758 Wien.. 760 Breslau. 761 Eiir. 754
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Regen 10 Anfang 7 Uhr.
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1¹) Dunst im Horizont. ²) Nachts Regen. ³) Thau 4) Nachts Regen. ⁵) Nebel. kind. Uebersicht der Witterung.
Die Wetterlage hat sich im allgemeinen wenig verändert, nur it die Luftdruckvertheilung über West⸗
Einfluß über das Nordseegebiet und Umgebung aus⸗ mn Frieden.
breitend. Nur an der südlichen Nordsee wehen frische südöstliche bis südwestliche Winde, sonst ist fang 7 Uhr. die Luftbewegung fast überall schwach. Das Wetter ist in Deutschland mild, vorwiegend heiter oder neblig; stellenweise ist Regen gefallen. Im Norden des Bottnischen Busens liegt die Temperatur etwas unter dem Gefrierpunkt. In Haparanda wurde
Nordlicht beobachtet. 8 Deutsche Seewarte.
Brsaßan liegt über den Britischen Inseln, ihren
Heilbronn.
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern⸗ haus. 198. Vorstellung. Wem die Krone? Oper in 1 Act. Musik und Text von A. Ritter. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. — Djamileh. Roman⸗
1 Act von G. Bizet. Text von L. Gallet, deutsch von L. Hartmann. Scene gesetzt vom Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. — Slavische Brautwerbung. Musik componirt und arrangirt von P.
5 Musikdirector Hertel.
Erste Symphonie der Kapelle. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus.
13 Dienstag: Opernhaus. 8 häuser und der Sängerkrieg auf der Wart⸗ Romantische Oper in 3 Acten von R. Ballet von Emil Graeb. * setzt vom ber Ih en Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ Schauspielhaus.
Schaupie Wildenbruch. In Scene Fesett vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.
Deutsches Theater. 2. Male: Der Misanthrop. Schauspiel in 5 Auf⸗ zügen von Molière. — 16 wig Fulda. — Zum 1. Male: Das Wunderkind. im
füsbiel in 1 Aufzug von Ludwig Fulda. An⸗
Montag: 4. Goethe⸗Cyelus. 7. Abend. Faust. Dienstag: Der Misanthrop.
Mittwoch: Die beiden Leonoren.
Berliner Theater. Europa etwas gleichmäßiger geworden. Eine flache 2 ½ Uhr. Die Ten.
Montag: Der Hüttenbesitzer. Agnes Sorma, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl.) An⸗
Dienstag: Die Goldprobe. Mittwoch: Zum 1. Male: Das Käthchen von A. Ferron.
Eduard Jacobson. Anfan Montag: Dieselbe Vorstellung.
Tanz von Zweiter Abend
Tanzbild von Emil Schönröschen.
Anfan
8 e 3 Aecten. Königlichen
208. Vorstellung. Die Braut burg. Die zur
8. Male: Schlittenrecht.
199. Vorstellung. Tann⸗ Burghard von Cramm.
In Scene ge⸗ Schlittenrecht. 8 nfang 7 Uhr.
209. Vorstellung. I in 7 Vorgängen von Ernst von
Dienstag:
1 2 Gerster. In deutschen Versen von Lud⸗
ommergarten.
Das Wunder⸗ Oper. krieg.
Sonntag: Nachmittags Kapellmeister Robert Erben. Abends 7 ½ Uhr: Krieg
(Nuscha Butze, Alois und Rudolph Ronacher.
Orchesters. Anfang 7 ½ Uhr.
Der Mann im Monde. 27. Male: Die wilde
7 ½ Uhr. G. Görß.
Federmann. Anfang 7 Uhr. Montag: Dieselbe Vorstellung. — Freitag: Dritter Abend im Offenbach⸗Cyeclus. August Junkermann. Die Banditen. Musik von Jacques Offenbach.
111e6“ Sigmund Lauten⸗
5enn 6 Sonntag, Mittags 12 Uhr:
von Messina, oder: Die feindlichen Brüder. 8 8 ;
in 4 Aufzügen von 1 Besten der Nothleidenden in
heiter gehörige Musik von B. A. Weber. In cene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube.
Sonntag, Abends: Z. 100. Male: Der selige Tou⸗ pinel. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson.
E“ Maseree in 1 Act von Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof).
Anfang 7 ½ Uhr. Montag: Der selige Toupinel.
Kroll’s Theater. Sonntag: Letztes Gastspiel D des Sgr. d'Andrade und Gastspiel der Fr. Moran⸗ Der neue Olden. Don Juan. (Don Juan: Sgr. d'Andrade; Donna Anna: Fr. Moran⸗Olden.) 1
Montag: Der Trompeter von Säkkingen. Gastspiel der Fr.
Mittwoch: Erstes Gastspiel von Frau Etelka Linda von Chamonnix. Täglich, bei günstigem Wetter: Großes Concert nfang an Sonn⸗ und Festtagen 4 Uhr, an den Wochentagen 5 ½ Uhr.
Belle⸗Alliance⸗Theater. Neue Deutsche
Sonntag: Zum 1. Male: Der Weiber⸗ Komische Oper in 3 Acten von Felix von Woyrsch. In Scene gesetzt von W. Hock. . Anfang 7 ½ Uhr. Montag: Dieselbe Vorstellung.
Moran⸗Olden.
Theater Unter den Linden. Direction: O A Ha Mnaltas: Musik
perette in 1 Act von ns Müller. Musik von Blumenow). — Hrn.
Inscenirt vom Ober⸗Regisseur Herrn C. 8 — H
A. Friese. Die Welt in Bild und Tanz. Phantast.
Ausstattungs⸗Ballet in 1 Vorspiel und 5 Bildern
8 S . . . von F. Gaul und J. Haßreiter. Musik von J. Bayer. Lessing Theater. eg,: Ballet⸗Autoren der K. u. K.
Die Orientreise. Hofoper in Wien.
Schwank in 3 Acten von Oscar Inscenirung durch den Balletmeister Hrn. L. Gundlach.
1 Bsane 2 ne. Anfang 7 ½ Uhr. Während der Pense⸗ Promenade⸗Concert des Theater⸗
Dienstag: Die Orientreise.
Wallner⸗-Theater. Sonntag: Neu einstudirt in neuer Bearbeitung: osse mit Gesang in 3 Aufzügen (5 Bildern) von posse in 3 Acten von Leon Treptow. Couplets von Musik von G. Steffens. . Costumen und neuen Decorationen aus dem Atelier des
Sonntag: Zum
Adolph Ernst⸗Theater.
Madonna.
Friedrich · Wilhelmstädtisches Theater. Herrn Lütkemeyer in Cohnrge. In Scene deon, Sonntag: . im I
Ober⸗Regisseur Cyelus. 11. Aufführung: Mit neuer Ausstattung: Komische Operette in 3 Acten von “ Cremieux Gs Heutsch ut Ei ven, . von Carl Treumann. Musik von Jacques Offenbach. Hertel. (Mit Einlagen von J. “ Dirigent: Für die hiesige Bühne eingerichtet von L. Herrmann.
Schauspielhaus. 207. Vorstellung. Romeo und n eene pereter de Julius Fritzsche. Dirigent: Trauerspiel in 5 Aufzügen von Shake⸗ 1Mor speare, übersetzt von Aug. Wilh. von Schlegel. In Scene FFsett vom Ober⸗Regisseur Max Grube.
r.
8 (Abdolph Ernst. Anfang 7 ½ b11““ Offenbach. Montag: Dieselbe Vorstellung.
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Sonntag: Gesammt⸗Gastspiel des Fritz Reuter⸗ Ensemble unter Direction von August Junker⸗ mann. Zum 25. Male: Onkel Bräsig. Lebens⸗ bild in 5 Acten nach Friß Reuter's „Ut mine Stromtid“ für die deutsche Bühne eingerichtet Anfang 7 ½ Uhr. 88 Montag: Dieselbe Vorstellung.
133700) Hohenzollern⸗Galerie Lehrter Bahnhof. 1 ℳ Sonntags 50 ₰. Gr. histor. Rundgemälde 1640 —1890. Geöffnet 9 Uhr bis Dunkelh. Sonnt. 9—9.
Operette in
Matinée zum
Pande Bison. Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.
Geöffnet von 12 — 11 Uhr.
Concerte.
““ 1“] 1 1“
Concert-Haus. Sonntag: Karl Meyder⸗ Concert. Anfang 6 Uhr.
Ouv.: Cehanc von Beethoven. Hochzeitsmarsch aus dem Sommernachtstraum von Mendelssohn. Symphonie „Im Walde“ von Raff. Holberg⸗Suite, Suite im alten Stile für Streichinstrumente von Grieg. 1
Montag: Karl Meyder⸗Concert. Anfang 7 Uhr.
ERAIEETEREREEMEEHMExEExeekxTemecekkee.AE,gXee Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Helene Schwarz mit Hrn. Ober⸗ Steuer⸗Controleur Julius Oerter (Pollnow). — Frl. Jenny Winkler mit Hrn. Pastor Paul Mücke (Breslau—Schönau, Kreis Groß⸗Glogau).
Verehelicht: Hr. Prem.⸗Lieut. Rudolf von Na⸗ polski mit Frl. Anna von Stephan (Berlin). — Hr. Franz von Raczeck mit Frl. Margarethe von Ludwig (Breslau). 1
Geboren: Ein Sohn: Z11“ Ernst Sack (Arys). — Hrn. Pastor M. Braun (Berlin). — Hrn. Alfred von Küster (Hohenliebenthal). — Eine Tochter: Hrn. Prediger Thaer (Char⸗ lottenburg). — Hrn. Prem.⸗Lieut. A. von Oertzen
Hauptmann Theodor Frhrn. Prinz von Buchau (Brieg). .
Gestorben: Hr. Pastor em. Heinrich Lomnitzer (Deutsch⸗Lissa).
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:
Vorher:
Anfang 7 Uhr.
irigent:
Daphne.
Verlag der Expedition (Scholz).
Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Mpee 88
Sieben Beilagen 8 (einschließlich Börsen⸗Beilaae), und das Post⸗Blatt Nr. 4.
Gesangs⸗
Mit neuen
Vorjahr 723 000 Fl. betrugen
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
Regt. Nr. 2, in dieses Regt. versetzt. Regt. Freiherr Hiller v. Gaertringen (4. Posen.) Nr. 59, Wolff, Sec. Lt. vom Inf. Regt. v. Voigts⸗Rhetz (3. Hannov.) Nr. 79, — zur Dienstleistung
Sec. Lt. vom Inf. Regt. Keith (1. Oberschles.) Nr. 22, Kilburger,
vom 5. Westfäl. Inf. Regt. Nr. 53, vom 1. Oktober d. J. Jahr zur Dienstleistung bei den Gewehr⸗ und Munitionsfabriken, und
tember.
1 2 ⸗haus Rominten.
Beau⸗Abtheil. des Kriegs⸗Ministeriums, na
Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Vestbher; Hähntige ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im activen Heere. Jagdhaus Rominten, 28. September. Frhr. v. Recum, Pr. Lt. vom Braunschweig. Hus. Regt. Nr. 17, zur Botschaft in St. Petersburg, v. Goßler, Sec. Lt. vom Hus. Regt. von Zieten (Brandenburg.) Nr. 3, zur Botschaft in Wien, v. Gabelentz⸗Kin⸗ singen, Sec. Lt. von demselben Regt., zur Botschaft in Rom, v. Mesmer⸗Saldern, Pr. Lt. à la suite des 5. Thüring. Inf. Regts. Nr. 94 (Großherzog von Sachsen), unter Wiedereinrangirung in das Regt. zur Botschaft in Konstantinopel, Fullerton⸗ Carnegie, Sec. Lt. vom Cür. Regt. Herzog Friedrich Eugen von Württemberg (Westpreuß.) Nr. 5, zur Gesandtschaft in Bukarest, Muth, Sec. Lt. vom Garde⸗Pion. Bat., zur Gesandtschaft in Bern, von Massow, Sec. Lt. vom Hus. Regt. Fürst Blücher von Wahl⸗ statt (Pomm.) Nr. 5 zur Befandtschaf in Stockholm, Graf v. Pückler, Sec. Lt. vom Drag. Regt. von Arnim (2. Branden⸗ hiüh Nr. 12, zur Gesandtschaft in München, — sämmtlich vom 1. Oktober d. J. ab, v. Schmeling, Sec. Lt. vom Hus. Regt. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich König von Ungarn (Schleswig⸗ Holstein.) Nr. 16, zur Botschaft in Madrid vom 1. November d. J. ab, — auf ein Jahr commandirt. Würmeling, Pr. Lt. vom Festungsgefängniß in Torgau, zur Arbeiter⸗Abtheil. in Ehrenbreitstein versetzt. v. Hirsch, Pr. Lt. vom Gren. Regt. Prinz Carl von ““ Brandenburg.) Nr. 12, Walewski, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Markgraf Karl (7. Brandenburg.) Nr. 60, v. d. Commando zur Dienst⸗ leistung bei der Arbeiter⸗Abth. in Ehrenbreitstein bzw. Magdeburg, — ent⸗ bunden. Rassow, Pr. Lt. vom Gren. Regt. König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreuß.) Nr. 3, von dem Commando zur Dienstleistung bei dem Festungsgefängniß in Graudenz entbunden. Cramer, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Herwarth von Bittenfeld (1. Westfäl.) Nr. 13, zur Dienstleistung bei dem Festungagefängniß in Torgau, Heypke, Pr. Lt. vom 4. Magdeburg. Inf. Regt. Nr. 67, zur Dienstleistung bei der Arbeiter⸗Abtheil. in Magdeburg, Krumbholtz, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Graf Dönhoff (7. Ostpreuß.) Nr. 44, zur Dienstleistung bei dem Festungsgefängniß in Graudenz, — commandirt. v. Doe⸗ ring, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfäl.) Nr. 15, Bertram, Sec. Lt. vom 8. Rhein. Inf. Regt. Nr. 70, — commandirt zur Dienstleistung bei dem Eisenbahn⸗ Rust, Sec. Lt. vom Inf.
bei dem Eisenbahn⸗Regt. Nr. 1, Kemmler,
Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 131, — zur Dienstleistung bei dem Eisenbahn⸗Regt. Nr. 2, — alle vier vom 1. November d. J. ab au ein Jahr, Gothsche, Sec. Lt. vom Gren. Regt. König Frbdeich Wilhelm I. (2. Ostpreuß.) Nr. 3, commandirt zur Dienstleistung bei den Gewehr⸗ und Munitionsfabriken, vom 1. Oktober d. J. ab zur dauernden Dienstleistung bei den gedachten Fnbriken, Delius, Sec. Lt. auf ein
zwar zur Gewehrfabrik in Spandau, — commandirt. v. Willich, Sec. Lt. vom Kaiser Alexander Garde⸗Gren. Regt. Nr. 1 und com⸗ mandirt bei der Unteroff. Schule in Weißenfels, in das Inf. Regt. von Goeben (2. Rhein.) Nr. 28 versetzt. v. Holleuffer, Schmidt, Sec. Lts. à la suite des 2. Westfäl. Feld⸗Art. Regts. Nr. 22, unter Entbindung von dem Verhältniß als Directions⸗Assistenten bei den technischen Instituten der Art., in das Regt. wiedereinrangirt. Notzke, Pr. Lt. vom Fuß⸗Art. Regt. Encke (Magdeburg.) Nr. 4, Rudolph, Sec. Lt. vom Fuß⸗Art. Regt. General⸗Feldzeugmeister (Branden⸗ burg.) Nr. 3, unter Stellung à la suite der betreffenden Regtr., — zu Directions⸗Assistenten bei den technischen Instituten der Art. ernannt. v. Marées, Sec. Lt. à la suite oes 1. Leib⸗Hus. Regts. Nr. 1, unter Wiedereinrangirung in dieses Regt., auf ein Jahr zur Dienstleistung bei dem Kaiser Franz Garde⸗Gren.⸗Regt. Nr. 2 com⸗ mandirt. Woldeck v. Arneburg, Sec. Lt. vom 3. Oberschles. Inf. Regt. Nr. 62, in das 3. Posen. Inf. Regt. Nr. 58, Frhr. v. Eynatten, Sec. Lt. vom 7. Rhein. Inf. Regt. Nr. 69, in das
Inf. Regt. von Alvensleben (6. Brandenburg.) Nr. 52, v. Bohlen u. Halbach, Sec. Lt. vom 1. Bad. Leib⸗Drag. Regt. Nr. 20, in
das Braunschweig. Hus. Regt. Nr. 17, — versetzt. Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 21. Sep⸗ Nachgenannte, zur ständigen oder zur Dienstleistung auf ein weiteres Jahr bei den Gewehr⸗ und Munitionsfabriken commandirten Offiziere zugetheilt, und zwar: Kleinschmidt, Pr. Lt. vom Inf. Regt. General⸗Feldmarschall Prinz Friedrich Carl von Preußen G Brandenburg.) Nr. 64, der Gewehrfabrik in Danzig, Baum⸗ ach, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 144, Gotsche, Sec. Lt. vom
Gren. Regt. König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreuß.) Nr. 3, — der Gewehrfabrik
8 b in Erfurt, v. Schouler, Pr. Lt. vom Infanterie⸗Regiment Nr. 129, der Munitionsfabrik in Spandau, v. Sell, Pr. Lt. vom 1. Nassau. Infanterie⸗Regiment Nr. 87, der Gewehrfabrik in Spandau, v. Béguelin, Pr. Lt. vom 4. Oberschles. Inf. Regt. Nr. 63, in seinem Commando zur Dienst⸗ leistung bei den Gewehr⸗ und Munitionsfabriken von der Gewehr⸗ abrik in Danzig zu derjenigen in Erfurt versetzt.
23. September. Matschke II., Sec. Lt. à la suite des
Fuß⸗ürt. Regts. von Dieskau (Schles.) Nr. 6 und Directions⸗Assist. bei den technischen Instituten der Art., der Art. Werkstatt in Spandau
ugetheilt. Abschiedsbewilligungen. Im activen Heere. Jagd⸗ 28. September. Frhr. v. Wechmar, Sec. Lt. à, la suite des Gren. Regts. König Wilhelm I. (2. Westpreuß.) Nr. 7, mit Pension der Abschied bewilligt.
Beamte der Militär⸗Verwaltung.
3 Durch Verfügungdes Kriegs⸗Ministeriums. 3. August.
Wutsdorff, Garn. Bau⸗Insp., technischer Hilfsarbeiter in der
28 F 22 Schwerin, behufs Wahr⸗ nehmung der Dienstgeschäfte der dortigen Local⸗Baubeamtenstelle, zum . Oktober 1892 versetzt.
8 20. August. Conrad, Proviantamts⸗Controleur in Potsdam,
zum Proviantamts⸗Rendanten ernannt.
26. August. Tiedge, Proviantmeister in Schwerin, zur Wahr⸗ nehmung der Proviantamts⸗Director⸗Geschäfte nach Karlsruhe versetzt. Hoffmann II., Walter, Proviantamts⸗Rendanten in Pr. Star⸗ ardt bezw. Ratibor, zur Wahrnehmung der Proviantmeister⸗Geschäfte ach Schwerin bezw. Bockenheimn, Töpfer, Adamheid, Kuhn,
Proviantamts⸗Controleure in Graudenz bezw. Danzig und Glogau, unter Ernennung zu Proviantamts⸗Rendanten, nach Bischweiler bezw. Pr. Stargardt und Ratibor, Mewe, Dieck, Proviantamts⸗Assistenten n Wandsbeck bezw. Berlin, als Proviantamts⸗Controleure auf Probe
nach Danzig bezw. Graudenz, — versetzt.
30. August. Lange, Picker, Kosanke, Dierske, Prieß⸗ nitz, Proviantamts⸗Assistenten in Insterburg bezw. Lüneburg, Gum⸗ binnen, Cassel und Mainz (Armee⸗Conservenfabrik), nach Königs⸗ berg i. Pr., Mainz (Armee⸗Conservenfabrik), Mainz (Proviantamt), Mainz (Armee⸗Conservenfabrik) und Spandau (Armee⸗Conserven⸗ fabrik) versetzt.
12. September. Kneisler, Garn. Bau⸗Insp. in Berlin, als technischer Hilfsarbeiter in die Bau⸗Abtheilung des Kriegs⸗Mi⸗ nisteriums zum 1. April 1893 versetzt.
.22. September. v. Rohr, Zahlmstr. Aspir., zum Zahlmstr. beim XIV. Armee⸗Corps ernannt. 8 8 4*
Die Schloßkirche zu Wittenberg.
Die Schloßkirche zu Wittenberg, im Geiste ihrer ursprüng⸗ lichen, der spätgothischen Bauart formvollendet und kunstschön wiederhergestellt, soll am kommenden Reformationstage feierlich ein⸗ geweiht werden.
Die Entstehung der Schloßkirche zu Wittenberg ist auf die mit der Hofburg des Askanischen Hauses verbunden gewesene Kapelle zu Beginn des. 14. Jahrhunderts zurückzuführen. Rudolph I. aus dem “ Askanien schenkte der Kapelle auf Anregung seiner Gemahlin
unigunde reiche Einkünfte und Privilegien. Das kleine Gotteshaus war „Gott dem Allmächtigen, der Jungfrau Maria und allen Heiligen“ geweiht. Der Hauptaltar genoß späterhin durch ein „hoch⸗ lobwirdiges Hailigthum“ — einen blutgetränkten Dorn aus Christi Schmerzenskrone, den der Kurprinz vom König Philipp VI. von Frankreich für seine Tapferkeit gegen die Engländer in der Schlacht bei Crécy erhalten hatte — besondere Verehrung. Als Rudolph II. (1356— 70) erweiterte der vormalige tapfere Kur⸗ prinz die Befugnisse der inzwischen zum eximirten, d. h. dem Papst unmittelbar untergeordneten Collegialstift gewandelten Kapelle und brachte sie zu großem Ansehen. Im Jahre 1422 starb der Mannesstamm des Askanischen Hauses aus und die Herrschaft über Wittenberg ging in die Hände des Wettinischen Hauses über. Kur⸗ fürst Friedrich der Streitbare, sowie sein Sohn und Enkel, die Kur⸗ fürsten Friedrich der Sanftmüthige und Ernst, vernachlässigten Witten⸗ berg, während ihr Nachfolger, Kurfürst Fiüedesg III., „der Weise“, der alten Hauptstadt der Kurlande seine besondere Zunei⸗ gung zuwandte. Er lief die inzwischen verödete und verfallene Hof⸗ burg sammt der Kapelle abbrechen und ein neues Schloß mit an⸗ geschlossener Kirche erbauen. Die neue Schloßkirche war zum theil auf den Grundmauern der ehemaligen Sitiftskapelle er⸗ richtet worden, von 1493 bis 1499, in großen Maßen, aber sehr eingeschränkten spätgothischen Formen, einschiffig mit drei⸗ seitigem Choranschluß. Sie war hochgewölbt, ohne Pfeiler, mit zwei Emporen, fast ganze Holzverwendung aus Werkstücken auf⸗ geführt. Ein Dachreiter nach dem östlichen Chor zu bildete das Kirch⸗ und zugleich Glockenthürmchen; der westlich an die Kirche stoßende mächtige Thurm gehörte zum Schlosse. Zu beiden Seiten des nach Norden gelegenen Hauptportals, an dessen Thüren Luther später seine Thesen heftete, waren zwei Steinbildnisse, das eines kirchlichen und das eines weltlichen Würdenträgers (St. Wenceslaus ?) angebracht, darüber in betender Haltung zwei knieende Frauengestalten. Der Hochaltar stand wie heute im Osten. Ein Flügelaltar war von Lukas Cranach mit Gemälden geschmückt: auf dem Mittelfelde mit der Hefigen Dreieinigkeit, 9f den Flügeln innen mit den Aposteln Bartholomäus und Jakobus, außen mit dem Heiland und der Maria. Vor dem Altarraume standen rechts und links die noch vorhandenen bemalten Standbilder der knieenden Herzoge Friedrich und Johann. Die Kanzel befand sich an der Südwand, der Hauptpforte gegenüber. Zwischen ihr und dem Altar, sowie rings an den Wänden waren naturhistorische Merkwürdigkeiten angebracht, so eine „Reisetafel“ von Palästina, eine Marmortafel mit Darstellungen aus der Passionsgeschichte, mehrere Gemälde von Albrecht Dürer, darunter die „Anbetung der Weisen aus dem Morgenlande“. — Eine Bibel war nicht vorhanden.
Die 1499 vollendete Schloßkirche ist erst vier Jahre später 1503 vom Bischof zu Gurk, Cardinallegaten Raymund Payrand auf des Kurfürsten Wunsch im Auftrage des Papstes eingeweiht worden.
Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr das Gotteshaus wiederholt die Schrecken des Krieges. Im Schmalkaldischen Kriege wurde der Dachreiter zugleich mit den Spitzen der Schloßthürme, Juni 1546, abgebrochen, um dort oben Feldschlangen zur Vertheidigung aufzu⸗ stellen. Nach der Gefangennahme des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmüthigen bei Mühlberg führte Herzog Moritz eine Zeit lang das unrechtmäßig errungene Regiment; er ließ die abgebrochenen Thurmspitzen durch steinerne Aufbauten ersetzen. Die Verwüstungen des dreißigjährigen Krieges blieben Wittenberg fern, desto verhängniß⸗ voller sollte der Stadt der siebenjährige Krieg werden. Am 13. Ok⸗ tober 1760 wurde die von den Preußen 1756 besetzte und mit einer mehrtägigen Unterbrechung gehaltene sächsische Grenzfestung von den deutschen Reichstruppen so heftig bombardirt, daß der tapfere Commandant von Salenmon Chamade schlagen ließ und capitulirte. Der schönste Theil der Stadt war in Trümmer geschossen. Schloß und Schloßkirche brannten völlig aus, doch wurden die steinernen und eisernen Denkmäler der letzteren wie durch ein Wunder bewahrt. Dagegen gingen mit anderen zwei große Katheder, das Altargemälde Cranach's, sowie die große Kirchthür, an der die 95 Sätze ange⸗ schlagen waren, zu Grunde. Noch vor dem Hubertsburger Frieden wurde die Herstellung, zum theil im Barockstil, begonnen. Am 6. August 1770 erfolgte die Neuweihung. Bis zum Jahre 1813 bestand das Gotteshaus in der Neugestaltung, da erlitt es durch die Beschießung der Preußen im September genannten Jahres schwere Beschädigungen. Anderthalb Jahre später, am 21. Mai 1815, ging Wittenberg sogar dem Kurkreise infolge der zu Larxenburg unterzeichneten Abtretung aus den Händen eines katholischen Herrscherhauses an die preußische Krone über. Am 3. August desselben Jahres fand in Merseburg die Huldigung der Stände und der Beamten sowie der Geistlichkeit statt; an der Spitze der letzteren stand der Wittenberger General⸗Superintendent. König Friedrich Wil⸗ helm III. beschleunigte die Wiederherstellung der Schloßkirche, welcher nach preußischer Besitzergreifung der abermals ausgebrannte Thurm dadurch, daß er der Defensions⸗Kaserne einverleibt wurde, entzogen war, derartig, daß sie in hener Gegenwart im Jahre 1817 bei dem 300 jährigen Jubelfeste der Reformation neu eingeweiht werden konnte.
Das Hohenzollernhaus brachte Wittenberg stets große Fürsorge und Gnade entgegen. 1821 wurde das Luther⸗Denkmal (von Schadow) enthüllt, 1860 ihm das Melanchthon's (von Drake) zur Seite gestellt, nachdem zwei Jahre vorher die bronzene Thesenthür der Schloßtirche feierlich eingefügt war. Gleich⸗ zeitig war der Ankauf des. Melanchthon⸗Hauses zu Seminarzwecken vom König Friedrich Wilhelm IV. be⸗ fohlen; die Wiederherstellung des Luther⸗Hauses war nach den Entwürfen Stüler's schon vorher in die Wege geleitet. Nach Vollendung dieser Arbeit haben die altehrwürdigen Räume des früheren Augustiner⸗Klosters asgene der siebziger und anfangs der achtziger Jaßre durch die Huld Kaiser Wilhelm’s I. einen be⸗ deutsamen Inhalt dadurch erhalten, daß darin die Augustinische Sammlung aufgestellt wurde, die aus städtischem wie privatem Besitz ansehnliche Erweiterung erfuhr.
Die Restauration des Gotteshauses war seit langen Jahren geplant und in Entwürfen vorbereitet. Da wandte (1882) der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm der Erneuerung hochherzi seine Theilnahme zu. Er berieth mit Professor Adler die im Auf⸗ trage des Cultus⸗Ministers im Ministerium der öffentlichen Arbeiten aufgestellten Entwürfe, sie durch eigene Direction erweiternd und vervollständigend. Nach einer zu diesem Behufe von
iger. 1892
nach Wittenberg und Halle unternommenen Architekt am 24. November 1882 dem Kron⸗ ch dem neuen Programm gefertigten Skizzen vorlegen.
Adler nac konnte dieser prinzen die na
Sie hatten sich der vollen Zustimmung des erlauchten Herrn zu er⸗
freuen und erhielten alsbald auch Kaiser Wilhelm's I. Genehmigun zur weiteren Ausarbeitung. Die definitive Ausführung ist geeeee h der vierhundertjährigen Lutherfeier beschlossen worden.
Der Schloßkirchen⸗Neubau ist, unter Beibehaltung der alten Umfassungsmauern, in den Bauformen der Spätgothik ausgeführt Das Charakteristische dieses Stils ist die Reihung der tonnenartigen Gewölbe mit gegenseitiger Durchdringung der Gewölberippen, die jenseits der Knotenpunkte kurzendig gerade abgeschnitten sind. Außer⸗ dem ist eine Bemalung der Wand⸗ und Gewölbeflächen, sowie der Rippen eine Eigenthümlichkeit der Spätgothik. Na
Gotteshauses durch schlanke Achteckpfeiler dreischiffig gestaltet und mit schmalen Umgängen im Erdgeschoß wie auf der Empore versehen. Die in den beiden Kriegsbränden erhaltenen Erz⸗ und Steinbildwerke sind theils an alter Stelle (wie die Messing⸗Grabplatten der Kurfürsten Friedrich und Johann) verblieben, theils an den Chorwänden über⸗ sichtlich vertheilt. Von den zehn neuen Freipfeilern ist vor dem der Thesenpforte gegenüber liegenden die Kanzel angeordnet; vor den übrigen neun sind überlebensgroße Statuen der beiden Reformatoren und ihrer hervorragendsten Mitkämpfer und Zeitgenossen aufgestellt. Es sind dies die Standbilder von Martin Luther und Cl e Me⸗ lanchthon, Johann Bugenhagen, Justus Jonas, Johann Brenz, Georg Spalatin, Nikolaus Amsdorf, Urbanus Rhegius und Caspar Cruziger. Durch dice Standbilder ist die Schloß⸗ kirche fortan als ein Pantheon deutscher Glaubens⸗ und Geisteshelden charakterisirt. Im Anschluß an diesen Grund⸗ gedanken erhielten die durchbrochenen Steinbrüstungen der Em⸗ poren im Hochrelief die Wappen und Sinnsprüche derjenigen deutschen Fürsten, Grafen und Ritter, die sich bis zum Jahre 1540 als besonders thätige Förderer der Reformation bezeugt hatten, insge⸗ sammt 52. In den Frontzwickeln der die Empore tragenden, von Pfeiler zu Pfeiler sich spannenden Bögen sind 22 bronzene Relief⸗ Porträtmedaillons anderer Fürsten, Künstler und Humanisten ꝛc. aus der Reformationszeit angebracht, auch die Vorreformatoren Huß, Wiclef, Savonarola, Waldus, Zwingli und Calvin. Endlich sind in den bemalten acht Fenstern des Schiffes die Wappen von 198 Städten, die sich der Reformation zuwandten — nach den alten Reichsprovinzen in acht Gruppen zusammengefaßt — angeordnet. Die drei Chorfenster sind ebenfalls in Glasmalerei mit Darstellungen aus den evangelischen Heilsgeschichten geschmückt. Das eine Seitenfenster zeigt die Anbetung der Hirten und darunter die Anbetung der Weisen, das andere die Auferstehung und darunter die Ausgießung des heiligen Geistes, das Mittelfenster die Kreuzigung, darunter auf einer von zwei Engeln gehaltenen Gedächtnißtafel die Inschrift: „1493 — 99 erbaut. Kurfürst Friedrich der Weise. — 1517 Thesen des D. Martin Luther. — 1520 Reform des Gottesdienstes. — 1817 Wiederhexstellung. König Friedrich Wilhelm III. — 1885 — 92 Umbau Kaiser Wilhelm I., Kaiser Friedrich III., Kaiser Wilhelm II.“ 8
Der Altar, in französischem Sand⸗ und Kalkstein ungemein sauber
Reise
8 m 8 Beseitigung der alten nüchternen Oblongpfeiler (von 1765) ist das Innere des
und kunstschön gemeißelt, 11 m hoch, zeigt in der Mittelöffnung die
Gestalt des Heilands, in den Seitenöffnungen die Standbilder der Apostel Petrus Und Paulus. Auf dem Altartisch wird ein in Eichen⸗ holz geschnitzter gekreuzigter Christus seinen Platz erhalten. — Für die Auswahl der in Stein, Erz und Glasmalerei verewigten Refor⸗ matoren, Fürsten ꝛc. war eine besondere Commission thätig, der auch Kögel (Berlin), Köstlin (Halle) und Höltzscher (Leipzig) ange⸗ hörten. Die Feststellung der Wappen erfolgte durch das Heroldsamt In hervorragender Mitarbeit des Heraldikers, Professors Hilde⸗ rand.
Die farbige Behandlung des Innern des Gotteshauses, ohnehin eine Eigenthümlichkeit des spätgothischen Stils, war durch die heraldischen Forderungen der Hetromeie der Wappen (der „Tingirung“) in der Emporenbrüstung noch besonders bedingt. Sie bewegt sich in maßvollen Grenzen, sodaß dadurch der W Grund⸗ charakter einer evangelischen Kirche nicht verleugnet wird. Das Orgel⸗ gehäuse, die Kanzel und das Gestühl ist in Eichenholz, wie der sand⸗ und kalksteinerne Altar, in spät gothischen Formen gar zierlich und reizvoll geschnitzt, doch ohne jede Vergoldung belassen.
Noch eines bedeutsamen Theiles der Schloßkirche ist — Dank der Huld Seiner Majestät des Kaisers — zu gedenken. Es ist dies ein dem Gotteshause unterhalb der Orgelempore im Gruftgeschosse einverleibtes Mausoleum der Askanier, die ehedem im Kloster der „Franzis⸗ kaner“ beigesetzt waren. Gelegentlich der Aufhebung des Fußbodens der einen auf den Grundmauern dieses Klosters errichteten Schloß⸗ Zahl, aufgefunden. Durch eine
kaserne waren diese Särge, 27 an mit Kaiserlicher Widmung versehene Gedenktafel über der Gruft sind sie der Vergessenheit pietätvoll entzogen. Auch noch durch eine andere Stiftung hat Seine Mafjestät seine Theil⸗ nahme an der Erneuerung der Schloßkirche 6b durch einen Kaiserstuhl und ein evangelisches Fürstengestühl, das seitlich vor dem Altar Aufstellung findet. Das Fürstengestühl enthält auf jeder Seite elf Plätze, geziert mit Wappen und kunstvoll geschnitzt.
Als fernere Stiftungen sind zu erwähnen: der vom Cultus⸗Minister gestiftete, in Tirol geschnitzte Christus für den Altar; zwei silberne Altarleuchter der Universität Halle⸗Wittenberg; eine Nachbildung der in Jena in der dortigen Kirche Sferea gen Grab⸗ tafel Luther's mit dem lebensgroßen Bildnisse des Reformators. Sie ist der Wand rechts von Luther's Ruhestätte eingefügt. Die Gräber Luther's und Melanchthon's sind außerdem durch kleine erhöhte Sandsteinsockel mit den eingelassenen, alten Grabtafeln besonders er⸗ kennbar gemacht.
„Das Gotteshaus, dem auf der Südseite eine kleine Sacristei an⸗ gefügt ist, hat von Mauer zu Mauer eine Spannweite von 13 m ei einer lichten Höhe von 38 m bis zum Scheitel der Gewölbe, die durch mächtige, aus einem 1,20 m im Gevierte großen Sandstein⸗ block gemeißelte üngezapfen geschlossen sind.
Für die Gestaltung des Aeußeren ist nach den gleichen Ge⸗ sichtspunkten, wie für die des Inneren verfahren. Alles was dem alten Bau angehörte, ist erhalten geblieben; das Fehlende oder neu Hinzugefügte (wie z. B. die Sacristei) ist in stilistisch richtiger, aber einfacher Faffung ersetzt bezw. gestaltet. Hierzu gehören die beiden Thürme, der üher der Querachse des Thesenportals errichtete Dachreiter, zugleich der Uhrthurm und dann der endgültig für die Kirche erworbene alte Schloßthurm, der um 22 m er⸗ böht, jetzt 88 m in die Lüfte ragt, gerade so hoch wie der
erliner Rathhausthurm. Das Kirchendach ist als Kronendach mit Biberschwänzen eingedeckt, mit einem Muster von farbigen Glafur⸗ ziegeln. In die Westfront der Kirche sind Fenster gebrochen und darüber ein stilgemäßer aber einfach gegliederter Steingiebel mit Maß⸗ werkstaffeln zwischen Fialen aufgeführt. Mit dem Umbau ist am 24. Juli 1885 begonnen. Die Erneuerung der alten Schloßkirche hat somit über Jahre in Anspruch genommen. Die Hauptleitung und architektonische Durcharbeitung besorgte Adler persönlich; ihm stand erst als Regierungs⸗Bauführer, dann als Regierungs⸗Baumeister Herr Groth von Beginn bis zur Vollendung zur Seite.
„Spo harret das erneuerte Gotteshaus der Reformation in ver⸗ jüngter Schönheit seiner Weihe. Fest und mächtig wirkt der neue Thurm. Oben ist er mit einer offenen Arkadengalerie zwischen
Strebepfeilern versehen, um hier an hohen Festtagen Choräle er⸗
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