1892 / 238 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 08 Oct 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Kratz in Köln als Landrichter an das Landgericht daselbst und der Amtsrichter Kolisch in Fraustadt an das Amts⸗ gericht in Görlitz. 8

Die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ist ertheilt: dem Amtsrichter Aßmann in Frankenstein.

Die nachgesuchte Dienstentlassung ist ertheilt: dem Notar, Justiz⸗Rath Neußel in Meisenheim zum 1 Januar 1893.

b In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: der Justiz⸗ Rath Krawinkel in Witten bei dem Amtsgericht in Hagen, der Rechtsanwalt Dr. von Sikorski bei dem Amtsgericht in Dirschau, der Rechtsanwalt Bergmann bei dem Amtsgericht in Myslowitz und der Rechtsanwalt Paul Schmidt bei

m Amtsgericht in Belgard.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Rechtsanwalt Dr. Lembser aus Magdeburg bei dem Land⸗ gericht und Amtsgericht zu Halle a. S., der Rechtsanwalt Grünschild in Gelnhausen, der Rechtsanwalt Berve in Altena, der Gerichts⸗Assessor Dr. Adam und der Gerichts⸗

ssessor von Malek Podjaski bei dem Landgericht I in Berlin, der Gerichts⸗Assessor de Witt bei dem Amtsgericht in Greifenberg i. Schl., der Gerichts⸗Assessor Teßmer bei dem Amtsgericht in Dirschau und der Gerichts⸗Assessor Böning bei dem Ober⸗Landesgericht in Celle.

Der Ober⸗Landesgerichts⸗Präsident, Wirkliche Geheime Ober⸗Justiz⸗Rath Eltester in Marienwerder und der Amts⸗ gerichts⸗Raͤth von Hagen zu Steinau a. K. sind gestorben.

Finanz⸗Ministerium.

Die Ziehung der 4. Klasse 187. Königlich p Klassen⸗Lotterie wird am 18. d. M., Morgens 8 Uhr, im Ziehungs⸗Saale des Lotterie⸗Gebäudes ihren Anfang nehmen.

Die Erneuerungsloose sowie die Freiloose zu dieser Klasse sind nach den §§ 5, 6 und 13 des Lotterieplans, unter Vor⸗ legung der bezüglichen Loose aus der 3. Klasse, bis zum 14. d. M., Abends 6 Uhr, bei Verlust des Anrechts ein⸗ zulösen.

Berlin, den 8. Oktober 1892.

Königliche General⸗Lotteric⸗Direction.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Dem Oberlehrer am Gymnasium in Beuthen O.⸗Schl. Dr. Otto Fiebig ist das Prädicat Professor beigelegt worden.

Der bisherige Conrector bei der Stadtschule in Stallu⸗ pönen Kurpiun und

der bisherige Lehrer bei der Landwirthschaftsschule zu Bitburg Hermann Albers sind zu Kreis⸗Schulinspectoren ernannt worden.

Der Kreisphysikus Dr. Schmidt zu Strelno ist aus dem Kreise Strelno in gleicher Eigenschaft in den Kreis Ino⸗ mrazlaw versetzt worden.

Bekannimagn.

Um den Gefahren der Weiterverbreitung der Cholera durch den Flußverkehr im Stromgebiet der Weichsel möglichst wirksam entgegenzutreten, ist der Königliche Ober⸗Präsident, Staats⸗Minister Dr. von Goßler in Danzig als Staats⸗ commissar für die Gesundheitspflege in dem genannten Stromgebiete eingesetzt worden. Derselbe wird alle Maß⸗ nahmen ergreifen und zur Durchführung bringen, welche geeignet sind, die im gesammten Stromgebiet der Weichsel etwa vorkommenden Fälle von Cholera festzustellen, jede Ver⸗ schleppung der Krankheit durch Menschen oder deren Habe, sowie durch Flußfahrzeuge zu verhindern, die Krankheitskeime und die Gelegenheit zu deren weiteren Entwickelung soweit als nur irgend möglich zu tilgen. 1A“

Berlin, den 4. Oktober 1892.

Der Minister Der Minister der geistlichen, Unter⸗ des Innern. richts⸗ und Medizinal⸗ In

Angelegenheiten. Vertretung:

ss Braunbehrens.

8 8 Der Minister der öffentlichen Arbeiten. Im Auftrage Schultz.

““ 8

Bekanntmachnung.

Mit Bezug auf die in der Ersten Beilage der Nr. 236 des „Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗ Anzeigers“ veröffentlichte Anweisung zur gesundheitspolizeilichen Ueberwachung der im Stromgebiet der Weichsel verkehrenden Fahrzeuge vom 2. d. M. bringe ich hierdurch zur Kenntniß, daß in den nachstehend in § 2 der Anweisung vorgesehenen Ueberwachungsbezirken der regelmäßige Ueberwachungsdienst begonnen hat.

1) Im Ueberwachungsbezirk Nr. VI Pieckel mit der Ueber⸗ wachungsstelle Pieckel, umfassend:

a. auf der Weichsel die Bauabtheilung Pieckel der Wasser⸗ Bauinspection Dirschau bis zur Mösländer Wachtbude (Kilometer 166 bis 175), 8

b. auf der Nogat den Rest der Bauabtheilung Pieckel und die Wasser⸗Bauabtheilung Marienburg der Wasser⸗Bau⸗ inspection Marienburg, letztere bis unterhalb der Marienburger Eisenbahnbrücke (Kilometer 172 [Weichsel] bis 190 [Nogat)]).

Leitender Arzt: Dr. Anger, Stellvertreter: Dr. Rautenberg. 8 18 .

2) Im Ueberwachungsbezirk Nr. VII Dirschau mit der Ueberwachungsstelle Dirschau, umfassend den Rest der Bau⸗ abtheilung Pieckel und die Bauabtheilung Dirschau der Wasser⸗ Bauinspection Dirschau, letztere bis gegen Palschau (Kilometer 176 bis 200).

Leitender Arzt: Dr. Dr. Welsel. b

3) Im Ueberwachungsbezirk Nr. X Danzig, ohne feste Ueberwachungsstelle mit dem Amtssitz Danzig, umfassend die todte Weichsel von der Plehnendorfer Schleuse bis nach Neu⸗ fahrwasser und die Mottlau, soweit sie zum Stadtbezirk Danzig gehört.

Schulz, Stellvertreter:

Leitender Arzt: Dr. Hirschfeld, Stellvertreter: Dr. Scharfenorth.

) Im Ueberwachungsbezirk Nr. XI. „untere Nogat“,

mit der Ueberwachungsstelle an der Kraffohlschleuse, umfassend

den Rest der Bauabtheilung Marienburg und die Bau⸗

abtheilung Wolfsdorf der Wasser⸗Bauinspection Marienbur

(Nogat Kilometer 190 bis zu den Nogatmündungen Nogat Kilometer 231). eceeitender Arzt: Dr. Raschki, Stellvertreter: Dr. 1“ Masurke. 1 5) Im Ueberwachungsbezirk Nr. I Schilno mit der Ueberwachungsstelle Schilno, umfassend die Bauabtheilung Thorn der Wasser⸗Bauinspection Thorn, von der russischen Grenze bis gegen Gurske (Kilometer 1 bis 28).

Leitender Arzt: Dr. Drewitz.

6) Im Ueberwachungsbezirk Nr. XII Tiegenhof mit der Ueberwachungsstelle Platenhof bei Tiegenhof, umfassend .“ die Elbinger Weichsel und den Tiege⸗ Fluß.

8

.“ des Leiters und Stellvertreters noch nicht be⸗ annt.

7) Im Ueberwachungsbezirk Nr. II Brahmünde mit der Ueberwachungsstelle Brahmünde, umfassend die Bauabtheilung Schulitz der Wasser⸗Bauinspection Thorn und die Bauabthei⸗ lung Fordon der Wasser⸗Bauinspection Kulm, letztere bis an die Grenze des Regierungsbezirks Bromberg bei Koselitz (Kilometer 29 bis 70).

I des Leiters und Stellvertreters noch nicht be⸗ annt.

Danzig, den 7. Oktober 1892.

Der Staatscommissar für das Weichselgebiet von Goßler, Ober⸗Präsident.

Seine Excellenz der General der Infanterie von A commandirender General des I. Armee⸗Corps.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 8 Oktober.

Seine Majestät der Kaiser und König sind gestern Nachmittag um 31 ½ Uhr in Weimar eingetroffen. Aller⸗ höchstdieselben wurden auf dem Bahnhofe von Ihren König⸗ lichen Hoheiten dem Großherzog und dem Erbgroßherzog, von Seiner Kaiserlichen Höoheit dem Großfürsten Wladimir und Seiner Königlichen Hoheit dem Erzherzog Rainer empfangen. Seine Majestät begaden Allerhöchstsich darauf mit dem Greß⸗ herzog zur Begrüßung Ihrer Königlichen Hoheit der Groß⸗ herzogin nach dem Schloß.

Heute früh nahmen Seine Majestät die Besuche Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Ludwig Ferdinand von Bayern und Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs von York entgegen und wohnten am Nachmittag der kirchlichen Feier der goldenen Hochzeit bei.

Von einigen Zeitungen ist die Mittheilung gebracht, daß unter dem Vorsitz des Staatssecretärs des Reichs⸗Schatzamts eine Reichs⸗Untersuchungscommission für die Frage einer Aenderung der Tabackhesteuerung zu⸗ sammengetreten sei. Diese Nachricht ist geeignet, un⸗ richtige Vorstellungen zu erwecken. Das Thatsächliche beschränkt sich darauf, daß das Reichs⸗Schatzamt, um sich über einige mit der Besteuerung des Tabacks zusammen⸗ hängende Fragen näher zu unterrichten, mehrere anerkannte Sachverständige aus den Kreisen der Interessenten zu einer Be⸗ sprechung eingeladen hatte. Die letzteren haben demnächst, dem an sie ergangenen Ersuchen in dankenswerther Bereitwilligkeit entsprechend, in einer am Dienstag Nachmittag abgehaltenen Conferenz die gewünschte Auskunft ertheilt. 8

8 EII 11“] Füee

Die Börsen⸗Enquéte⸗Commisssion hat am Donners⸗ tag ihre Sitzungen unter dem Vorsitz des Reichsbank⸗Präsi⸗ denten Dr. Koch wieder aufgenommen und gestern und heute fortgesetzt. Als Mitglieder sind ihr von dem Reichskanzler ferner beigeordnet der Geheime Ober⸗ Regierungs⸗Rath Dr. Thiel und Konful Stengel (Staßfurt). Die Vernehmungen der Sachverständigen der Fondsbörse sind in der Hauptsache jetzt beendet. In der nächsten Woche sollen Besprechungen über die bisher gewonnenen Resultate stattfinden. Alsdann wird mit der Vernehmung von Sachverständigen der Productenbörse begonnen werden.

In der am 28. August d. J. durch eine Fachcommission im Reichsamt des Innern vereinbarten „Belehrung über das Wesen der Cholera und das während der Cholerazeit zu beobachtende Verhalten“ ist unter Nr. 6 solches Wasser, welches mittels gewöhnlicher Brunnen aus dem Untergrunde bewohnter Orte entnommen wird, ferner Wasser aus Sümpfen, Teichen, Wasserläufen, Flüssen, als verdächtig bezeichnet worden, sofern es nicht einer wirksamen Filtration unterzogen worden ist. Bei weiteren Verhandlungen im Gesundheitsamt, insbesondere bei⸗ Beantwortung von Anfragen an die Choleracommission, hat sich gezeigt, daß die Kenntniß der Voraussetzungen, deren Erfüllung für die Herstellung einer wirksamen Filtration erforderlich ist, keineswegs allgemein verbreitet ist. Aus Anlaß von Be⸗ rathungen über die Wasserversorgung in Lübeck ist es für zweckmäßig erachtet worden, die wichtigsten Grundsätze in gemeinverständlicher Form zusammenzustellen und weiteren Kreisen zugänglich zu machen. Sie lauten: nach welchen der Betrieb von Wasserwerken mit Sand⸗ filtration zu führenist, um in Cholerazeiten Infections⸗

gefahren thunlichst auszuschließen. (Zusammengestellt im Kaiserlichen Gesundheitsamt.)

1) Es ist dafür Sorge zu tragen, daß das zur Entnahme dienende Gewässer (Fluß, See und dergleichen) soviel als möglich vor Ver⸗ unreinigung durch menschliche Abgänge geschützt wird; namentlich ist von Fahrzeugen in der Nähe der Entnahmestelle zu verhüten.

2) Da die Sandfilter ein vollkommen keimfreies Wasser nicht liefern, sondern ihre Leistungsfähigkeit im Zurückhalten der Mikro⸗

1 ch der Cholerakeime, nur eine beschränkte ist, darf de

daß die wässer, wie Selterser, Sodawasser u. a. m., an die Ab⸗ nehmer stets der Genuß so Zeiten leicht Cholera die

Anspruch an die Filter nicht über ein bestimmtes Maß hinaus erhöht

werden. 8

3) Die Filtrationsgeschwindigkeit darf 100 Mi3llli⸗ meter in der Stunde nicht überschreiten.

4) In solchen Orten, wo der Wasserverbrauch so hoch ist, daß die hiernach zulässige Filtergeschwindigkeit überschritten wird, mu alsbald für Abhilfe gesorgt werden. Dies geschieht entweder dur Einschränkung des Wasserverbrauchs, in welcher Hinsicht die Einführung von Wassermessern für die einzelnen Häuser zu empfehlen ist oder durch Vergrößerung der Flterfläche beziehungsweise Neuanlage weiterer Sandfilter.

5) Undurchlässig gewordene Filter dürfen nur soweit abgetragen werden, daß eine Sandschicht von mehr als 30 cm Stärke zurückbleibt.

6) Das erste, von einem frisch angelassenen beziehungsweise mit frischer Sandschicht versehenen Filter ablaufende Wasser ist, weil bakterienreich, nicht in den Reinwasserbehälter beziehungsweise in die Leitung einzulassen.

7) Die Leistung der Filter muß täglich durch bakteriologische Untersuchungen überwacht werden. Erscheinen im Filtrat plötzlich größere Mengen oder ungewohnte Arten von Mikroorganismen, so ist das Wasser vom Verbrauch auszuschließen und Abhilfe zu schaffen. Es empfiehlt sich sogar, das Filtrat eines jeden einzelnen Filters ge⸗ sondert zu untersuchen.

8) Die sorgfältige Beobachtung vorstehender Erfahrungssätze setzt die Gefahr des Uebertritts von Cholerakeimen in das Leitungswasser auf ein möglichst geringes Maß herab, wie dies neuerdings durch das Beispiel von Altona im Vergleich zu Hamburg in großem Maßstab erwiesen worden ist.

1

8

Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt vom 7. bis 8. Oktober, Mittags, gemeldete Cholera⸗Erkrankungs⸗ und Todesfälle:

Datu m: /10.

e.

gestorben S

ees —₰½ 8

gestorben 2 erkrankt

Staat und BEIe

erkrankt gestorben

erkrankt gestorben

87 —₰ 0

Hamburg. Hamburg.

Preußen. Frankfurt Alt⸗Küstrinchen. a. Oder.

Vereinzelte Erkrankungen:

Regierungsbezirk Stade: in 1 Orte des Kreises Neuhaus a. O. 1 Erkrankung, 1 Todesfall.

Regierungsbezirk Lüneburg: in Stadt Harburg nnd 1 Orte des Landkreises Harburg 1 Erkrankung, 2 Todes⸗ älle.

Regierungsbezirk Magdeburg: in Stadt Magde⸗ burg 1 Todesfall.

Von beachtenswerther Seite ist darauf hingewiesen worden, auf den Straßen ꝛc. feilgehaltenen Mineral⸗ eiskalt verabfolgt, werden und daß kalten Wassers, der schon in normalen ernste Verdauungsstörungen von längerer sich ziehe, gegenwärtig beim Drohen der Neigung zu ähnlichen Erkrankungen be⸗ fördere. Der Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten hat die Regierungs⸗Präsidenten ersucht, die Verkäufer von Mineralwässern im Ausschank an⸗ zuweisen, das Getränk fernerhin, gleichviel, ob Cholera droht

Dauer nach

oder nicht, nur in einem der Trinkwasser⸗Temperatur ent⸗ sprechenden Wärmegrade von etwa 10 Grad C. abzugeben, und

das Publikum vor dem Genuß eiskalter Getränke überhaupt,

insbesondere aber der Mineralwässer, zu warnen.

Das Ableben des Vice⸗Admirals Deinhard wird von dem Admiral und commandirenden Admiral Freiherrn von der Goltz in den öffentlichen Blättern durch folgende An⸗ zeige bekannt gemacht: 3

„Am d. M. verstarb plötzlich am Herzschlage der Kaiserliche Vice⸗Admiral Deinhard, Chef der Marinestation der Nordsee. Mit ihm verliert die Marine einen ihrer tüchtigsten Führer. Ein See⸗ offizier von ungewöhnlicher Befähigung für seinen Berur, hat er während einer 36 jährigen Dienstzeit in allen Stellungen, zu denen er berufen wurde, mit vollster Hingebung für den Allerhöchsten Dienst Hervorragendes geleistet. So wird sein Name mit der Niederwerfung des Aufstandes in Ost⸗Afrika untrennbar verknüpft bleiben. Das See⸗ offizier⸗Corps verliert in ihm ein Mitglied, dessen offenes biederes Wesen, dessen treue kameradschaftliche Gesinnung ihm für alle Zeiten das ehrenvollste Andenken in den Herzen seiner Kaneraden sichern.“

Der Gefandte der Schmweizerischen Edgenossenschaft am hiesigen Allerhöchsten Hofe Oberst Roth ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandt⸗ schaft wieder übernommen. 1

C“ Württemberg. 88

Stuttgart, 7. Oktober. Gestern, als am Todestage weiland König Karl'’'s, fand Vormittags 10 Uhr in der Königlichen Schloßkapelle auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Königs ein Gedächtnißgottesdienst statt. Jure Majestäten der König und die Königin sowie Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Katharina, Seine Hoheit der Prinz und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Hermann zu Sachsen⸗Weimar mit ihren Hoheiten der Prinzessin Olga Maria und dem Prinzen Ernst und Seine Durchlaucht der Fürst Karl von Urach wohnten der Feier bei. Nach dem Gottesdienst begaben sich die Aller⸗ höchsten und Höchsten Herrschaften in die Gruft und legten am Sarkophag prachtvolle Kränze nieder. Im Auftrage Ihrer Majestät der Königin⸗Wittwe und Ihrer Kaiser⸗ lichen Hoheit der Herzogin Wera wurden gleichfalls Kränze niedergelegt, desgleichen im Auftrage Seiner König⸗ lichen Hoheit des Herzogs Philipp von Württem⸗ berg. Eine Deputation des Ulanen⸗Regiments König Karl brachte gleichfalls einen Kranzschmuck in die Gruft.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. imar, 7. Oktober. Zur Feier des goldenen Ehe

Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs

und der Großherzogin trafen gestern Abend Ihre Kaiser⸗ lichen Hoheiten der Großfürst und die Großfürstin

Wladimir hier ein, ebenso Seine Kaiserliche und Königliche

oheit der Erzherzog Rainer und Ihre Königlichen behele der Erhs⸗26 und die Großherzogin von udwig Ferdinand von Bayern. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Erbgroßherzoglichen Herrschaften empfingen ihre Hohen Gäste auf dem Bahnhof, auf dem das 1. Bataillon des 5. Thüringischen Infanterie⸗Regiments Nr. 94 (Groß⸗ herzog von Sachsen) eine Ehrenwache gestellt hatte. Heute Mittag 1 ½ Uhr empfingen Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und der Erbgroßherzog Seine Majestät den König von Sachsen und Seine Königliche Hoheit den Frins8 Georg von Sachsen. Nach Abschreitung der hren⸗Compagnie fuhren die Allerhöchsten und Höchsten Herr⸗ schaften in das Schloß.

Um 3 ½ Uhr traf Seine Majestät der Kaiser ein, Allerhöchstwelcher von Potsbdam aus über Magdeburg und Halle hierher gefahren war. Im Gefolge Seiner Majestät befanden sich Oberst von Kessel, Oberst⸗Lieutenant von Scholl, Major von Moltke, Hof⸗Marschall Graf Pückler und General⸗Arzt Dr. Leuthold. Der Kaiser hatte großen Empfang abgelehnt. Ihre Königlichen Hoheiten der Großher z og und der Erbgroßherzog, Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erzherzog Rainer, Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Wladimir und Seine Königliche Hoheit der Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern empfingen Seine Majestät auf dem Bahnhof und geleiteten Allerhöchst⸗ denselben zum Schloß. Seine Majestät der Kaiser wurde von der in den Straßen versammelten Menge mit stürmischen Hochrufen begrüßt.

Die heutigen Empfänge waren auf den Vormittag verlegt, sie begannen um 10 ½ Uhr. Ihre Glück⸗ wünsche brachten zunächst einige Deputationen aus den Niederlanden dar, und zwar überreichte der Graf Bylandt namens eines niederländischen Landescomités eine Ehrengabe von 27 000 zu Wohlthätigkeitszwecken, sowie eine prachtvolle, mit Kunstblättern reich geschmückte Adresse; das Widmungsblatt enthält ein Gedicht des Dichters Niclas Beetz. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin dankte tiefgerührt über den schönen Beweis anhänglicher Ge⸗ sinnung ihres Heimathslandes. Ferner überreichte die Dampf⸗ schiffgesellschaft Nederland durch ihren Präsidenten Baron Tyndal ein zwei Fuß langes Modell des Dampfers „Prinzessin Sophia“, getreu in Mahagoniholz und Silber ausgeführt, auf einem reichen Untersatz; der Präsident der niederländischen Sportausstellung überreichte dem Großherzog das Ehrendiplom und eine goldene Medaille. Weiter wurden empfangen die Abordnungen des Cürassier⸗Regiments Graf Geßler (Rheinisches) Nr. 8 und des Husaren⸗Regiments von Schill (1. Schlesisches) Nr. 4, des österreichisch⸗ungarischen Infanterie⸗Regiments Nr. 64, der Kreistage der Kreise Kosten und Münsterberg, in denen die Besitzungen der Großherzogin liegen, und der B

aden und der Prinz

Bischof von Fulda.

Aus der Reihe der prächtigen Geschenke, die dem Großherzoglichen Paare seitens Fürstlicher Personen dar⸗ gebracht worden sind, ist die Gabe Seiner Majestät des Kaisers hervorzuheben: ein Tisch mit reicher Mosaikeinlage: Ihre Majestät die Kaiserin sandte eine kost⸗ bare Vase von brauner Farbe aus der Königlichen Porzellanmanufactur in Berlin; Ihre Majestät die Königin⸗Regentin der Niederlande übergab einen mit Edelsteinen besetzten Fächer, Ihre Majestät die Königin Wilhelmine eine kleine Truhe und Schreibmappe, beides Arbeiten ihrer Hand.

Heute Abend war Tafel bei Hofe, zu der die fremden Abgesandten, das diplomatische Corps und die fremden Deputa⸗ tionen geladen waren. Später brachten die Weimarischen Ge⸗ sangvereine eine Serenade unter Leitung des Hof⸗Kapell⸗ meisters Lassen dar. Der Geheime Regierungs⸗Rath Pabst, Ober⸗ Bürgermeister von Weimar, hielt eine mit Begeisterung auf⸗ genommene Ansprache an die Großherzoglichen Herrschaften, die die Ovation vom Balcon des in vollem Lichtglanz strahlen⸗ den Schlosses Eiigegeeeash nen. Die Stimmung in der Be⸗ völkerung ist eine freudig bewegte.

Braunschweig. vX“

Braunschweig, 7. Oktober. Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzog⸗ thums Braunschweig, hat sich am 5. d. M. von Kamenz nach Schloß Hummelshain in Sachsen⸗Altenburg begeben. Heute reist Seine Königliche Hoheit mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin zur Feier der goldenen Hochzeit nach Weimar.

Reuß j. L.

Gera, 5. Oktober. Bei den nun vollendeten Landtags⸗ wahlen sind nach der „G. Z.“ 7 Conservative und National⸗ liberale, 3 sonstige Liberale, 4 Freisinnige und 1 Social⸗ demokrat gewählt worden.

Bremen.

Bremen, 7. Oktober. Die Beisetzung der Leiche des

verstorbenen Vice⸗Admirals Deinhard ging heute Mittag

unter den seinem Range entsprechenden militärischen Ehren⸗ bezeugungen vor sich. Gegen 12 ½ Uhr traf, wie die „Wes. Ztg.“ berichtet, der Extrazug von Wilhelmshaven mit dem Sarge ein, der in einem mit frischem Grün geschmückten Waggon stand. Theils schon früher, theils mit diesem Zuge trafen gegen hundert Marine⸗Offiziere und Marine⸗Deputionen ein. Unter den Erschienenen befanden sich der Admiral und com⸗ mandirende Admiral Freiherr von der Goltz, der Flügel⸗ Adjutant, Capitän zur See Freiherr von Senden⸗Bibran als Vertreter Seiner Majestät des Kaisers, der Vice⸗ Admiral Knorr, Chef der Marine⸗Station der Ostsee, ferner die Contre⸗-Admirale Valois, Mensing, Karcher, von Reiche, Thomsen und Oldekop, sodann zahlreiche Capitäne zur See, Corvetten⸗Capitäne, Capitän⸗Lieutenants, Lieutenants und Unter⸗Lieutenants zur See, Marinebeamte ꝛc. Aus Bremen war das Offtizier⸗Corps anwesend, ferner Senatsmitglieder und viele den trauernden Familien Dein⸗ hard und Leupold nahestehende Persönlichkeiten. Als der von kostbaren Kränzen und Blumengewinden bedeckte Sarg von Marine⸗Unteroffizieren aus dem Zuge gehoben worden war, wurde im Naͤmen Seiner Majestät des Kaisers ein Lorbeerkranz mit goldgesticktem W und der Krone überreicht, ferner ein Lorbeerkranz Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich, Kränze der Admirale, der Flagg⸗Offiziere des Verstorbenen, aus den Garnisonen Wilhelmshaven, Kiel, Lehe, vom Offizier⸗Corps in Bremen u. s. Auf dem

Bahnhofplatz war unt Wißmann eine Compagnie des 1. Bataillons 1. Hanseatischen Infanterie⸗Regiments Nr. 75 mit der verhüllten Fahne und dem Musikcorps aufgestellt. Die Mannschasten prã⸗ sentirten, als der Sarg durch das zu den Fürsten⸗ räumen führende Portal des Centralbahnhofs heraus⸗ getragen und auf den vierspännigen Leichenwagen gehoben wurde. Die Militärkapelle spielte den Choral „Jesus meine Zuversicht“. Dann setzte sich der Zug in Bewegung, voran die hiesige Militärcapelle und die Kapelle der zweiten Matrosen⸗Division. Vor dem Sarge wurden von Marine⸗ Offizieren der Ehrendegen, den der Sultan dem Dahin⸗ geschiedenen vor einigen Jahren verliehen hatte, und die Orden des Verstorbenen getragen. Zur Seite des Leichen⸗ wagens schritten Marine⸗Unteroffiziere. Dann folgten die Anverwandten, die Offiziere und Militär⸗Deputationen, das übrige geladene Gefolge und der hiesige Marinemilitärverein mit seiner Fahne. Von Marinesoldaten wurden noch zahlreiche kostbare Kranzspenden getragen. Unter den Klängen von Trauer⸗ märschen bewegte sich der Zug zum Rhiensberger Friedhof hinaus. Auf dem Friedhof nahmen Marine⸗Unterofffziere den Sarg auf die Schulter und trugen ihn zur C“ Gruft. Ringsherum gruppirte sich das Gefolge, die Leichenparade nahm auf dem nahen Hauptweg Aufstellung, wo sie unter präsentirtem Gewehr den Sarg vorbeipassiren ließ. Als letzterer in die Gruft gesenkt war, hielt Pastor Dr. Thikötter die Gedächtnißrede. Er gedachte darin der allgemeinen Trauer in den Marinekreisen der ganzen gebildeten Welt um den so früh Dahingeschiedenen, des so kurzen ehelichen Glücks desselben und der treuen Hingebung und Aufopferung, die ihn im Dienst auszeichneten. Die Kameraden würden ihm ein ehrendes Andenken bewahren, sie wüßten es vor allen, daß sie in ihm eine herrliche Kraft der deutschen Marine ver⸗ loren hätten. Er sei ein deutscher Mann durch und durch gewesen. Wie eine alte Hünen⸗ und Heldengestalt, so habe er vor uns gestanden, wie ein deutscher Eichbaum, den nun der Herbststurm zertrümmert habe. Die Losung: „Mit Gott für Kaiser und Reich“, sei seinem edlen Herzen tief eingeprägt gewesen. Durch sein frreundliches, kameradschaftliches Wesen sei Deinhard eine volksthüm⸗ liche Gestalt geworden. Gott habe ein Füllhorn reichsten Segens über ihn ausgeschüttet. „Und wie wir Gott danken, so wollen wir auch dem Heimgegangenen danken für das, was er Vielen hier in unserer Mitte gewesen ist. Und wenn unser erhabener Kaiser den Kranz für sein Grab gesendet hat, so wollen wir alle im Geiste einen Kranz des Dankes an diesem Sarge niederlegen. Der Verstorbene soll uns ein Vorbild bleiben, wie wir in unwandelbarer Liebe zum Vaterland und zum Kaiserhaus stehen sollen. Möge Gott der trauernden Wittwe, der alten Mutter und allen, die dem Ver⸗ storbenen nahe standen, seinen Trost spenden. Unserem deutschen Vaterland aber möge der Herr allezeit so tapfere, gerade, opferfreudige Männer geben, die in Sturm und Wetter kühn ihr Leben preisgeben. Möge Gott unsere Ma⸗ rine und unser Landheer schirmen und schützen!“ Nach dem Gebet und dem Segen wurden drei Gewehrsalven abgegeben, womit die Feier ihr Ende erreiche. v“

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Heeresausschuß der ungarischen Delegation hat gestern mit der Berathung des Heeresbudgets be⸗ gonnen. Der Reichs⸗Kriegs⸗Minister Freiherr von Bauer hob hervor, daß die allgemeine Lage in Europa eine allseitige große Anspannung der kriegerischen Kräfte bedinge; auch Oesterreich⸗Ungarn vermöge sich dieser Nothwendigkeit nicht zu entziehen. Den Vorwurf, daß die Regierung durch Aufstellung eines solchen Heeresbudgets einen unökonomischen Geist verrathe, müsse er zurückweisen. Bei der Aufstellung der Voranschläge frage man nicht: „was braucht das Heer?“, sondern: „was kann finanziell für das Heer geleistet werden?“ Der Zustand der Armee sei ein sehr guter und allen Eventualitäten gewachsener. Einen Militarismus gebe es in Oesterreich⸗Ungarn nicht. Seine Forderungen seien, mit den deutschen verglichen, mini⸗ male. Das Budget wurde sodann als Grundlage für die Specialdebatte angenommen. Bei der weiteren Berathung nahm der Ausschuß eine Resolution an, die dahin geht, daß eine dritte Militär⸗Akademie in Ungarn errichtet werde. Der Reichs⸗Kriegs⸗Minister hatte sich gegen diese Resolution aus⸗ gesprochen.

Großbritannien und Irland.

Der Executivausschuß der Convention trischer Gutsbesitzer hat, wie die „A. C.“ berichtet, am 5. d. M. eine Versammlung abgehalten behufs Erwägung des Morley⸗ schen Briefs an MeCarthy (siehe Nr. 230 d. „R.⸗ u. St.⸗A.“). Der Ausschuß faßte einstimmig den Beschluß, daß angesichts der beabsichtigten Ernennung einer Untersuchungscommission über die exmittirten Pächter in Irland die Grund⸗ besitzer beanspruchten, die Commission solle so zu⸗ zusammengesetzt und ihre Verhandlungen so geführt werden, daß eine sorgfältige Untersuchung gesichert sei, und daß sie sich auf alle Umstände erstrecke, aus denen die Nichtzahlung des Pachtzinses und der Ausweisung der Pächter hervor⸗ gegangen sei, und im allgemeinen auf alle Thatsachen, die sich auf den Ursprung oder die Geschichte eines jeden Falles bezögen. Ferner erklärte das Comité, daß, obwohl es glaube, eine volle und unparteiische Untersuchung werde die Handlungen der Grundbesitzer rechtfertigen, und diese seien bereit, der Commission die vollste Information zu geben, der Ausschuß damit nicht die Ernennung einer weiteren Commission billige. In einer weiteren Resolution wurde auf das be⸗ stimmteste als böswillige Verleumdung in Abrede gestellt, daß die irischen Grundbesitzer beschlossen hätten, Exmissionen herbei⸗ zuführen, um der Regierung Verlegenheiten zu bereiten.

Capitän Lugard hat an die „Times“ ein Schreiben gerichtet, worin es heißt, Uganda sei der Schlüssel zu den Ländern Central⸗Afrikas. Durch eine Besetzung Ugandas seitens Englands würde die Unterdrückung des Sklavenhandels herbeigeführt werden. Eine fremde Macht, welche Uganda occupire, könne sich zum Nachtheil Egyptens der Nilquellen bemächtigen.

Frankreich. 8 Der Präsident Carnot begiebt sich heute nach Lille, um daselbst, wie in Nr. 233 d. Bl. bereits gemeldet, der Centennarfeier der Aufhebung der Belagerung von Lille bei⸗ zuwohnen. Gestern Abend traf als Vertreter igs von

b S

em Commando] des Hauptmanns

elgien der Gouverneur von Westflandern Baro zur Begrüßung des Präsidenten in Lille ein.

Weitere Depeschen aus Porto⸗Novo bestätigen die Nachrichten von dem Kampf am 4. d. M. zwischen den Truppen des Obersten Dodds und den Streitkräften der Dahomeyer; die letzteren sollen 10 000 Mann stark gewesen sein und 10 Hinterladergeschütze gehabt haben. Ihre Flucht richtete sich nach Norden. Unter den auf französischer Seite Getödteten befinden sich ein Haupt⸗ mann und ein Lieutenant, unter den Schwerverwundeten ein Bataillons⸗Commandeur und zwei Lieutenants. Der König von Dahomey wohnte dem Kampfe bei und ergriff die Flucht zuerst. Die Dahomeyer bewiesen in dem Gefecht große Tapferkeit und leisteten zähen Widerstand. 88

Italien. v

Der frühere Finanz⸗Minister Colombo hat gestern in Mai⸗ land in einer zahlreich besuchten Versammlung, der auch mohrere Senatoren und Deputirte, Vertreter der Behörden und andere hervorragende Bürger der Stadt beiwohnten, eine Wahl⸗ rede gehalten, worin er, wie „W. T. B.“ berichtet, seinen Rücktritt damit begründete, daß er angesichts der geforderten neuen Ausgaben für Heereszwecke und der verlangten neuen Steuern seinen dem Lande gegenüber eingegangenen Verpflichtungen nicht habe untreu werden wollen. Die einzige große Frage für Italien sei die Finanzfrage. Er sei der Meinung, daß binnen drei Jahren Ersparungen von 25 bis 30 Millionen im Kriegsbudget und von 30 bis 40 Millionen in den anderen Budgets vorbereitet werden müßten. Er frage, ob angesichts der durch die Bündnisse ge⸗ schaffenen Lage Italien im Verhältniß zur Bevölkerungszahl größere Ausgaben für militärische Zwecke aufwenden muͤsse, als Oesterreich⸗Ungarn. Die Ersparungen müßten durch eine organische Reform der Armee herbeigeführt werden. Zur Frage der Parteibildung übergehend, führte Colombo aus, Fortis habe die Flagge einer Neubildung der Parteien auf⸗ gerollt, welche alle Mitglieder der Linken zu einer neuen Cartei vereinigen solle. Fortis wolle den centralisti⸗ schen Staat, verwerfe das Programm der Ersparungen und sei bereit u neuen Steuern, wenn neue Militärausgaben solche nothwendig machten. Auch er (Co⸗ lombo) wolle eine Umgestaltung der Parteien, von denen dem Programm der Socialdemokraten ein conservativ⸗liberales Programm entgegengestellt würde. Wenn Italien die es nicht interessirende große Politik aufgebe, werde sich das Land der Restaurirung seiner Finanzlage widmen können. Er wolle einen Staat, der die individuelle Initiative und die möglichste Freiheit der localen Verwaltung achte. Colombo fragte schließlich, ob die Regierung die Allianz annehme, die ihr von Fortis in der Kammersitzung vom 11. Juni d. J. angeboten sei und die auf Regierungsprincipien beruhe, die für ihn und seine Partei unannehmbar seien. Davon werde die Haltung seiner Partei abhängen. Er werde an dem alten Programm festhalten. Die Rede wurde sehr bei⸗ fällig aufgenommen.

Wie nach einem Telegramm des „W. T. B.“ verlautet, wird der Papst anläßlich seines Bischofsjubiläums die dissentirenden orientalischen Kirchen neuerdings auf⸗ fordern, in den Schooß der katholischen Kirche zurück⸗ zukehren.

Spanien.

Die Königin⸗Regentin ist mit ihren Kindern gestern Abend nach Sevilla abgereist und gedenkt daselbst bis zum 9. Oktober zu verbleiben. Der König und die Königin von Portugal haben, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, ihre Ankunft in Madrid zum 25. d. M. angetündi t. Im Gefolge werden sich unter anderen der Minister⸗Präsident, der Minister des Aeußern und der Marine⸗Minister befinden. Während der Ab⸗ wesenheit des Königs Karl führt die Königin⸗Mutter Maria Pia in Portugal die Regentschaft. Die Königin⸗Regentin wird zu Ehren ihrer Gäste ein Prunkmahl und einen großen Ball geben. Die Hauptfestlichkeiten in Madrid für die Co⸗ lumbusfeier, der historische Festzug, ein Zapfenstreich der ge⸗ sammten Garnison, ein von der portugiesischen Colonie zu veranstaltendes Stiergefecht mit Caballeros en Plaza, werden bis nach Ankunft des portugiesischen Königspaares verschoben.

In dem Kloster von Larabida, in das sich s. Z. Christoph Columbus zurückgezogen hatte, fand gestern eine Sitzung des Amerikanisten⸗Congresses statt, der der Minister⸗ Präsident Canovas del Castillo beiwohnte. Der Minister⸗ Präsident begrüßte die Theilnehmer mit einer Ansprache, in der er daran erinnerte, daß namentlich die Mönche von Larabida und Palos die Beschützer und Förderer von Christoph Columbus gewesen seien, und gleichzeitig mittheilte, daß die Königin⸗Regentin der letzten Sitzung des Congresses persönlich beizuwohnen beabsichtige. Nach der Sitzung fand ein von den Behör⸗ den veranstaltetes Festmahl zu Ehren der Mitglieder des Congresses statt. 8

Schweiz. 1 Der Bundesrath entsendet zu der von den Vereinigte Staaten von Amerika einberufenen und am 22. Novembe

d. J. in Brüssel zusammentretenden internationale Münzconferenz den National⸗Rath Cramer⸗Frey in Züri und den schweizerischen Gesandten in Paris Dr. Lardy. 3 der nach Konstanz einzuberufenden Conferenz der Bodensee uferstaaten für den Abschluß einer Uebereinkunft über di Fischereiverhältnisse werden der Ober⸗Forstinspector Coaz ir Bern und der National⸗Rath Meister in Zürich entsand werden. 8 8 6“

Der Graf von Merode ist, wie „W. T. B.“

zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten er⸗

nannt worden.

Serbien. Alle wegen Preßvergehens verurtheilten Personen sind

dem „W. T. B.“ zufolge von der Regentschaft begnadigt worden. Dem Vernehmen nach wird der zwischen England und Serbien bestehende Handelsvertrag neuerdings auf ein

halbes Jahr verlängert werden.

Schweden und Norwegen.

Der neu ernannte deutsche Gesandte General Graf von Wedel ist gestern vom König in feierlicher Audienz empfangen worden

Der Admiral Walker, der Commandant Geschwaders der Vereinigten

Venezuela.