tung zur Uebertragung von Grundeigenthum (§ 351), vorgeschrieben ist, auch das Schuldversprechen oder der Anerkennungsvertrag dieser Form bedarf. Abweichend von dem Entwurf wurde andererseits beschlossen, daß eine schriftliche Erklärung des Leistungsversprechens oder der An⸗ erkennungserklärung nicht erforderlich sein solle, wenn das Schuldversprechen oder das Schuldanerkenntniß im Wege der Abrechnung oder des Vergleichs ertheilt werde. Einvernehmen bestand, die Vorschriften des § 684 über die Voraus⸗ setzungen, unter welchen ein Schuldversprechen oder ein Schuldanerkenntniß wegen mangelnden rechtlichen Grundes angefochten werden kann, hier zu streichen, unter dem Vor⸗ behalte, bei der Berathung des Titels über die Bereicherung (§§ 737 ff.) auf die Frage zurückzukommen, ob und inwieweit es erforderlich sein werde, neben den allgemeinen Vorschriften über die Condictionen für das Schuldversprechen und das Schuld⸗ anerkenntniß besondere Vorschriften aufzunehmen. 6“ Nach Erledigung der §§ 683, 684 trat die Commission in die Berathung der früher ausgesetzten Frage ein, ob eine dem § 290 Abs. 3 entsprechende Vorschrift über den sog. negativen Schuldanerkennungsvertrag aufgenommen werden solle. Die Mehrheit entschied sich dafür, dem § 290, der nach den früheren Beschlüssen sich auf die Bestimmung beschränkt, daß das Schuldverhältniß erlischt, wenn der Gläu⸗ biger dem Schuldner durch Vertrag die Schuld erläßt, als Abs. 2 die Vorschrift beizufügen, daß das Gleiche gilt, wenn der Gläubiger dem Schuldner gegenüber vertragsmäßig an⸗ erkennt, daß das Schuldverhältniß nicht bestehe. Schließlich wurde noch eine Reihe von Anträgen erledigt, die auf Anregung der Redactionscommission verschiedene früher gefaßte Beschlüsse in einzelnen Punkten zu ändern be⸗ zweckten.
Die vom Bundesrath beschlossene Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands enthielt im § 52 Be⸗ stimmungen über das zu den Frachtbriefen zu ver⸗ wendende Papier, die seiner Zeit vorläufig mitgetheilt worden sind. Da sich jedoch bei der Ausführung Schwierig⸗ keiten zeigten, so hat der Bundesrath jetzt unter Abänderung jener Bestimmungen beschlossen, von der Aufnahme ins einzelne gehen⸗ der Vorschriften über das Frachtbriefpapier in die Verkehrs⸗ ordnung abzusehen und das Reichs⸗Eisenbahnamt zu ermäch⸗ tigen, die Beschaffenheit des Papiers festzusetzen. Obwohl die Verkehrsordnung, deren Veröffentlichung bevorsteht, voraus⸗ sichtlich erst am 1. Januar k. J. in Kraft treten wird, hat das Reichs⸗Eisenbahnamt die bezügliche Anordnung doch schon jetzt erlassen, um den Betheiligten, insbesondere den Papier⸗ fabrikanten, die Möglichkeit zu gewähren, sich den neuen Vor⸗ schriften entsprechend einzurichten.
Der Königliche Gesandte am Königlich bayerischen Hofe Graf zu Eulenburg ist vom Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen. Der Regierungs⸗Rath von Gostkowski zu Münster ist an das Königliche Polizei⸗Präsidium zu Berlin versetzt worden. Der neuernannte Regierungs⸗Assessor Scherer ist bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Uelzen, Regierungs⸗ bezirk Lüneburg, überwiesen worden. 8
M. Schiffsjungen⸗Schulschiff „Gneisenau“, Com⸗ mandant Corvetten⸗Capitän Stubenrauch, ist am 12. Ok⸗ tober in Plymouth eingetroffen und beabsichtigt am 17. nach Madeira in See zu gehen.
S. M. Kreuzer „Habicht“, Commandant Corrvetten⸗ Capitän Heßner, ist am 12. Oktober in Teneriffa einge⸗ troffen und beabsichtigt nach Madeira in See zu gehen.
Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt vom 13. bis 14. Oktober, Mittags, gemeldete Cholera⸗Erkrankungs⸗ und Todesfälle:
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Datum: 11. 12./10.
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Hamburg.
Vereinzelte Erkrankungen:
Regierungsbezirk Stralsund: in der Stadt Stral⸗ sund 1 tödtlich verlaufene Erkrankung — von außerhalb ein⸗ geschleppt.
Regierungsbezirk Schleswig: in Altona 1 Todesfall.
Berichtigung. Von den gestern für Altona hierher gemeldeten 3 Erkrankungen war nur 1 durch asiatische Cholera verursacht.
Württemberg.
Stuttgart, 13. Oktober. Gestern ist folgendes Bulletin über das Befinden Ihrer Majestät der Königin⸗Wittwe ausgegeben worden:
Schloß Friedrichshafen, 13. Oktober, Vormittags 8 Uhr. Ihre Majestät hat gestern Nachmittag und vergangene Nacht mehrere Stunden ruhig geschlafen; infolge dessen ist dee Schwäche heute etwas weniger groß. Im übrigen keine Aenderung.
Dr. Stiegele. Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Gotha, 13. Oktober. Der Landtags⸗Ausschuß für das Herzogthum Gotha ist heute hier zusammengetreten, um sich mit der Prüfung der Jahresrechnungen der Domänen⸗ kasse und der Staatskasse auf die Zeit vom 1. Juli 1890 bis Ende Juni 1891 zu beschäftigen. Der gemeinschaftliche Landtags⸗Ausschuß für die beiden Herzogthümer, der am 3. d. M. in Coburg zusammengetreten war, hat sich nach Erledigung seiner Aufgabe am 9. d. M. wieder vertagt.
Reuß j. L. Gera, 13. Oktober. Seine Durchlaucht der Fürst hat sich heute für einige Wochen nach der Schweiz begeben.
Oesterreich⸗Ungarn.
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Der Budgetausschuß der österreichischen De⸗ legation berieth gestern in Budapest über den Credit für die occupirten Provinzen. Der Referent Sueß hob, wie das „K. K. Tel. Corresp. Bur.“ berichtet, den Oesterreich⸗Ungarn zur Ehre gereichenden Zustand der occupirten Länder und den stetigen Fortschritt in deren Verwaltung hervor. Der Jungczeche Eym übte eine äußerst scharfe Kritik an den dortigen Verhältnissen und ließ nur der Thätigkeit des Ministers von Kallay auf dem Gebiete der Volkswirthschaft und des Schulwesens Gerechtigkeit wider⸗ fahren. Die Mohamedaner seien Feinde der Occupation ge⸗ blieben, die Orthodoxen gravitirten anderswohin, die Katholiken seien gleichfalls vielfach unzufrieden. Eym beantragte schließlich eine Resolution wegen Einführung einer Landesvertretung mit selbst gewähltem Landesausschuß für die occupirten Länder Der Delegirte Czedik widerlegte eingehend und auf Grund seiner eigenen Anschauungen die schwarz in schwarz gemalte Darstellung des Delegirten Eym. Der Reichs⸗Finanz⸗Minister von Kallay wies sämmtliche Behauptungen des Delegirten Eym zurück und erklärte, er sehe für absehbare Zeiten keine Gefahr voraus, die für Bosnien und die Herzegowina eine kritische Lage hervorrufen könne. Eine solche Gefahr könne nur von den Nachbarstaaten Serbien und Montenegro herrühren. Bezüglich Serbiens könne ihm wohl die Erörterung erlassen werden. Was Montenegro angehe, so sei es Thatsache, daß die Attraction, die Montenegro vor und nach dem Aufstand auf gewisse Theile der Herzegowina ausgeübt habe, verschwunden sei, da selbst zahlreiche Montenegriner nach der Herzegowina aus⸗ gewandert seien. Im letzten Januar habe ein ganzes montenegrinisches Dorf übersiedeln wollen. Daraus sei ersichtlich, daß die Zustände in Bosnien im Orient beneidet würden. Die Zeit werde kommen, wo Bosnien auch seitens anderer orientalischer Staaten als Muster der Ver⸗ waltung gelten werde. Sollten dessen ungeachtet kritische Momente eintreten, so könne er versichern, daß die Verwaltung von Bosnien und der Herzegowina militärisch und administrativ vollkommen gerüstet dastehe. Die bosnische Bevölkerung erkenne die Verwaltung an, beispielsweise fehle es nicht an freiwilligen Anerbietungen zur Robotleistung beim Straßenbau. Weder die Mohamedaner noch die Orthodoxen noch die Katholiken seien feindselig gesinnt. Die dortigen Mohamedaner seien nicht Türken, sondern Slaven, die Ab⸗ kömmlinge der alten Feudalherren, in deren tradi⸗ tionellem Bewußtsein die Verknüpfung ihres Schicksals mit dem Schicksal des Landes liege. Sie hätten keinen Anlaß zu feindseliger Gesinnung gegenüber der Großmacht, die sie beschütze; sie sähen mit Herablassung auf die kleineren Staaten. Die Orthodoxen gehörten zumeist dem Handelsstande an, dessen Interessen gefördert würden. Gegen⸗ über dem Wunsche nach einer Landesvertretung für Bosnien erklärte der Minister, er könne durch zahlreiche Reisen con⸗ statiren, daß mit einzelnen Ausnahmen die Bevölkerung eine Landesvertretung nicht wünsche. Uebrigens würde es verfehlt sein, in einem Lande, wo alle Glieder für autonome Institutionen fehlten, derlei einzuführen. Er sei bestrebt, die Autonomie zuerst in kleinem Umkreise auf localer Basis hervorzurufen. Die Bevölkerung werde langsam an das Repräsentativsystem gewöhnt und dazu erzogen. Der Minister wies den Vorwurf, als würden die Mohamedaner oder die Katholiken bevorzugt, sowie die Behauptung von dem Vor⸗ handensein eines Denunciantenwesens auf das entschiedenste zurück. Die Beamten, unter denen 84 Proz. Slaven, seien durchaus pflichttreu. Die Resolution des Delegirten Eym
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wurde darauf mit allen gegen eine Stimme abgelehnt und der Occupationscredit unverändert genehmigt.
In der Sitzung des Heeresausschusses der unga⸗ rischen Delegation legte gestern der Reichs⸗Kriegs⸗Minister Freiherr von Bauer sehr eingehend die beabsichtigte Reor⸗ ganisation der technischen Truppe dar, die darin gipfelt, den Zusammenhang zwischen der technischen Truppe und den anderen Waffengattungen im Rahmen des Territorialsystems zu festigen. Die Genietruppe soll in die Pioniertruppe aufgehen, die aus 75 Compagnien bestehen soll. Je 5 Compagnien sollen ein Bataillon bilden; von diesen fünf Campagnien sind vier für den Felddienst und eine für den Festungsdienst be⸗ stimmt. An der Spitze der Pioniertruppe soll ein General⸗ pionier⸗Inspector stehen, der dem Generalstabs⸗Chef nicht untersteht, während die Unterstellung des Eisenbahn⸗ regiments unter den Generalstabs⸗Chef bestehen bleiben soll. Der Minister erläuterte eingehend die Organisation des Geniestabes und betonte die Nothwendigkeit der Entlastung der Offiziere des Geniestabes von untergeordneten Verrichtungen, die auf die Militär⸗Ingenieure und die Bau⸗ beamten übergehen sollten. Die Kosten der Organisation würden im Ordinarium 500 000 Fl. und im Extraordinarium 1 800 000 Fl. betragen, die nach und nach bis zum Jahre 1897 einzufordern sein würden. Der Ausschuß genehmigte hierauf die Umwandlung zweier Genie⸗Bataillone in Pionier⸗ Bataillone.
Großbritannien und Irland.
Der frühere Präsident des Handelsamts Sir Michael Hicks Beach hat am 11. d. M. auf der Jahresversammlung des Bristoler Vereins conservativer Arbeiter eine Rede ge⸗ halten, worin er der „A. C.“ zufolge u. a. betonte, daß das Cabinet Gladstone der Gnade seiner irischen Bundesgenossen preisgegeben sei. Er glaube, nicht wenige Liberale würden dankbar sein, wenn sie Homerule für Irland absolut beiseite setzen könnten. Es sei ein hoffnungsloses Unternehmen, das den socialen Verbesserungen Englands geopfert werden sollte. Der Ober⸗Secretär für Irland Morley befinde sich wegen seiner irischen Freunde, die der vorigen Regierung getrotzt hätten und von Morley und seinen Genossen dabei unterstützt worden seien, in einer schwierigen Lage.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ wäre vorgestern in Portsmouth bei einer dort garnisonirenden Compagnie des Transportdienstes eine Art von Meuterei vorgekommen, indem von den Mannschaften das Pferdegeschirr beschädigt oder vernichtet worden sei. Die betheiligten Mannschaften gäben als Grund ihrer Widersetzlichkeit übermäßige Anstrengungen im Dienste an. Während der vergangenen Nacht sei die ganze Compagnie in der Kaserne consignirt gewesen. Die amtliche Untersuchung sei eingeleitet 8
Frankreich.
Ein aus dem Panzerschiff „Devastation“, den Kreuzern
„Cécille“ und „Jean⸗Bart“ und dem Torpedo⸗Kreuzer „Faucon“ bestehendes Geschwader soll am 15. oder 16. d. M von Toulon nach dem Piräus abgehen, wo sich ihm der Kreuzer „Troude“ anschließen wird. An Bord des Geschwaders wird sich auch der französische Gesandte in Athen de Montholon befinden, der dem König von Griechenland aus Veranlassung der Feier der silbernen Hochzeit ein Glückwunschschreiben des Präsi⸗ denten Carnot überbringt. Vom Piräus wird sich das Geschwader nach der Levante begeben.
In dem gestern abgehaltenen Ministerrath machte, laut Meldung des „W. T. B.“, der Finanz⸗Minister Rouvier die Mittheilung, daß es nothwendig sei, an dem Budget für 1893 Aenderungen vorzunehmen, da die Ermäßigung der Eilguttarife, die Entwickelung des Bahnnetzes und die Minder⸗ einnahmen der Eisenbahngesellschaften eine Erhöhung der für die Eisenbahngesellschaften zu leistenden Zinsengarantie erforder⸗ lich machten.
Die Commission der Deputirtenkammer zur Vorberathung des Vertrages mit der Bank von Frank⸗ reich hat zum Berichterstatter den Deputirten Dubost gewählt und an die Kammer das Ersuchen gestellt, sofort nach dem Wiederzusammentritt die Berathung uͤber das Privilegium der Bank auf die Tagesordnung zu stellen. Ein von dem Depu⸗ tirten Moge gestelltes w“ wonach die Kündigung des Vertrages mit der Bank im Jahre 1910 gestattet sein solle, wurde angenommen. 1 . Oberst Dodds hat dem Marine⸗Minister Burdeau aitgetheilt, daß er nun planmäßig vorzurücken beabsichtige. Man erwartet heute oder morgen weitere Depeschen über Er⸗ eignisse auf dem Kriegsschauplatz.
Nach einer Mittheilung des „H. T. B.“ aus London wäre dort gestern der Anarchist Francis, den man für den Urheber der Explosion im Restaurant Véry hält, von zahlreichen, durch einen Polizei⸗Commissar geführten Polizisten verhaftet worden. Francis habe sich verzweifelt gewehrt und nur mühsam nach dem Polizei⸗Bureau in Bom⸗Street abge⸗ führt werden können.
Rußland und Polen.
Dem „Rußkij Invalid“ zufolge soll im Bereich des
St. Petersburger Militärbezirks ein neues, achtzehntes Armee⸗ Corps gebildet werden, und zwar aus der 23. Infanterie⸗ Division (Stabsquartier bisher Reval) und der 24. Infanterie⸗ Division (Stabsquartier bisher Helsingfors). Das ge⸗ nannte Blatt veröffentlicht die Ernennung des General⸗ Lieutenants Baron von Zeddeler, bisher Adlatus des Ober⸗ chefs der Militär⸗Bildungsanstalten, zum Commandeur und des General⸗Majors Stryk, bisher zur Disposition des Kriegs⸗Ministers, zum Chef des Generalstabs des neuen Armee⸗ Corps; zum Chef der Artillerie dieses Corps wurde General⸗ Lieutenant Sievers, bisher Artillerie⸗Chef des XIII. Corps (Moskau), zum Commandeur des IX. Armee⸗Corps (Kiew) wurde an Stelle des General⸗Lieutenants Ovander der bis⸗ herige Artillerie⸗Chef dieses Armee⸗Corps, General⸗Lieutenant Barssow ernannt. Spanien. 2 4 “ 5 8 8 “] 1“ Ueber die vorgestrigen Feierlichkeiten des vierhundertsten Jahrestages der Entdeckung Amerikas, die bereits in der gestrigen Nr. d. Bl. kurz erwähnt worden sind, wird der „Köln. Ztg.“ noch berichtet: Die König⸗ liche Familie langte auf dem Conde de Venadito um 12 Uhr vor dem Kloster La Rabida an; ihr folgten 25 prachtvoll geschmuͤckte Kriegsschiffe, viele Dampfer und zahllose Segelboote. Die König in landete um 1 Uhr. Bucht und Fest⸗ platz lagen in hellem Sonnenschein und boten einen herr⸗ lichen Anblick. Nach einem Tedeum im Kloster erfolgte dier Einweihung des Columbus⸗Denkmals vor einer glänzenden Versammlung von Ministern, Diplomaten, Hofchargen, Beamten und angesichts einer großen Volksmenge. Später brachte die Königin den jungen König Alfons an Bord un kehrte dann mit den Infantinnen zurück, um Palos zu besuchen. Um 5 Uhr erfolgte unter Kanonendonner die Rückkehr der Herrschaften nach Huelva. Dort fand am Abend Galavorstellung im Theater und ein Fest im Hotel Colon statt. Die Königin hat aus Anlaß der Columbus⸗ feier in La Rabida fünf Begnadigungen zum Tode ver⸗ urtheilter Verbrecher und einen allgemeinen Straferlaß, die Rückgabe des Klosters an die Franziskaner zur Gründung einer Missionsschule und den Gesetzentwurf, der den 12. Oktober zum ständigen Nationalfest erhebt, unterzeichnet. “ Portugal. v“ Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Lissabon ge⸗ meldet, die Regierung werde nach Eröffnung der Cortes ein Gesetz einbringen, durch welches die Frist für die Convper⸗ tirung der Obligationen der auswärtigen Schuld in innere Rente eine weitere Verlängerung er⸗ fahren solle.
C“ 16“
In der gestrigen Sitzung des Ausschusses für die Revision der Verfassung machte der Deputirte für Lüttich Neujean, wie „H. T. B.“ meldet, den Vorschlag, allen jetzigen Gemeindewählern das Wahlrecht für die Kammer zu ertheilen und außerdem den beurlaubten und befähigten
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Milizleuten ebenfalls das Wahlrecht zuzugestehen.
Türkei. “ MNach einer dem „Standard“ zugegangenen Meldung hätte die Pforte nunmehr beschlossen, die letzte russische Note (vom 18./30. August) zu beantworten. Die Antwort solle durch den Botschafter in St. Petersburg übermittelt werden und werde einfach die Versicherung enthalten, daß der Empfang Stambuloff’ s nur ein Act der Höflichkeit gewesen sei, und daß die Türkei keineswegs beabsichtige, von der ihr durch die Ver⸗ träge vorgeschriebenen Politik abzuweichen.
Wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel berichtet, werde dort in unterrichteten Kreisen versichert, daß die Regierung ihre Absicht, eine Commission nach Armenien zur Pruͤfung der dortigen Verhältnisse zu entsenden, aufgegeben habe; die armenische Bevölkérung selbst sei der Entsendung einer solchen Commission nicht günstig gesinnt.
Rumänien. 111“
Der vom Finanz⸗Minister dem Rechnungshofe vorgelegte Rechnungsabschluß pro 1891/92 ergiebt nach der „Pol. Corresp.“ einen Ueberschuß von 14 721 524 Léi. Der Ge⸗ sammtüberschuß, über den die Finanzverwaltung am
30. September 1892 verfügte, beträgt 23 275 272 LEi. Die Staatsschuld wurde durch Amortisationen um 10 969 812 Léi verringert.
Wie die „Politische Correspondenz“ ferner meldet, findet die öffentliche Verhandlung wegen des Zuschlags der Arbeiten zum Bau des Handelshafens in Burgas am 2. De⸗ zember statt. Die Baukosten werden in runder Summe auf 5 067 100 Fr. für hydraulische Arbeiten und 2 486 800 Fr. für ein Kornmagazin geschätzt.
Serbien.
Der Ministerrath soll dem „W. T. B.“ zufolge be⸗ schlossen haben, die Auflösung der Skupschtina gegen Ende des Monats Dezember vorzunehmen. Die Neuwahlen würden im Februar n. J. stattfinden. 1
Die Commission zur Feststellung des Finanz⸗ standes hat, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, nach⸗ träglich noch zwei weitere Posten der schwebenden Schuld ent⸗ deckt, die sich jetzt auf 34 543 353 Fr. beläuft.
Schweden und Norwegen.
Der dem Reichstag demnächst vorzulegende neue Heerordnungsvorschlag ist jetzt durch eine dem „Stockh. Dagblad“ zugegangene Flugschrift bekannt geworden. Hier⸗ nach soll die schwedische Armee in sechs Corps ge⸗ theilt werden, welche vollständig und so ziemlich gleichartig schon auf dem Friedensfuß organisirt sind. Dazu kommt ein Reitercorps. Fünf Corps sollen wie eine große Bewachungs⸗ kette längs des ganzen langgestreckten Küstengürtels liegen; das sechste, etwas größere, bildet eine Art großer strategischer Reserve in den westlichen Provinzen des mittleren Schwedens. Die Uebungszeit für die Bewehrungsmannschaft wird, wie bisher immer gefordert worden, auf 90 Tage und die ganze Wehrpflichtszeit auf 20 Jahre ausgedehnt. Die ersten acht Altersklassen bilden die Feldarmee, die vier nächsten Altersklassen die Ersatzreserve, die acht letzten den Landsturm. Jährlich werden ungefähr 24 000 Mann ausgebildet. Die Feldarmee wird aus 79 Bataillonen, 30 Schwadronen und 38 Batterien mit 228 Kanonen bestehen. Die durch die neue Organisation verursachten Mehrkosten sollen nicht mehr als 3 ½ Millionen Kronen jährlich betragen.
Dänemark. “
Der Kronprinz und der Prinz Christian von Dänemark sind, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend von Kopenhagen über Gjedser nach Athen abgereist.
Parlamentarische Nachrichten.
Im 11. Wiesbadener Landtagswahlbezirk (Frank⸗ furt a. Main) ist bei der Ersatzwahl für den Stadtrath Grimm, dessen Mandat für ungültig erklärt worden ist, der Reichstags⸗Abgeordnete Karl Funck (deutschfreisinnig) mit 283 Stimmen zum Mitgliede des Hauses der Abgeord⸗ neten gewählt worden. Stadtrath Grimm (nationalliberal) erhielt 254 Stimmen.
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Nr. 41 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar⸗ beiten, vom 8. Oktober, hat folgenden Inhalt: Bekanntmachung vom 2. Oktober 1892. — Nichtamtliches: Das Theater Unter den Linden“ in Berlin. — Die Cholerabaracken in Hamburg. — Die Abstufung von Bauordnungen. (Fortsetzung.) — Schneetreiben an Eisenbahndämmen. — Neuere Literatur zur Wald⸗ und Wasserfrage. — Vermischtes: Preisbewerbung für das Empfangsgebäude des Personen⸗Hauptbahnhofes in Dresden. — Preisbewerbung um das Märkische Provinzial⸗Museum in Berlin. — Der Bechstein'sche Saal in Berlin. — Amtliche Prüfung von Locomotiven. — Die Arbeiten am Eisernen Thore, Denkschrift von Bela v. Gonda. — Trockenlegung der Zuidersee.
Kunst und Wissenschaft.
Einen bedeutsamen Gedenktag feiert die Archäologenwelt an
er dieses Jahres: den zweihundertjährigen Geburts⸗
8 G n Caylus, eines der Begründer der klassischen eissenschaft auf französischem Boden, zugleich eines der
wichtigsten Vorläufer Winckelmann’'s. Während in den archäologischen Studien des siebzehnten und der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, wie bei den Arbeiten Gori's, Maffei's, Lipsiuss und Montfaucon's wesentlich das antiquarische Interesse überwog, war es vor allen Caylus, der eine lebensvolle und umfassende Erkenntniß der antiken Kunst anbahnte. Durch seine unabhängige Lebensstellung, die ihm zahlreiche weite Reisen in den Orient und die Länder der klassischen Kunst er⸗ möglichte, war er in der glücklichen Lage, eine weit reichere An⸗ schauung von dem Wesen der alten Kunst sich zu verschaffen als die Mehrzahl seiner Zeit⸗ und Fachgenossen; auch der Erwerb bedeutender Sammlungen, die fast durchgängig den Staatsinstituten Frankreichs als Geschenk einverleibt wurden, legt Zeugniß ab von seiner hohen und uneigennützigen Liebe zur Kunst und der ihr gewidmeten Wrssen⸗ schaft. Anne Claude Philippe de Tubières de Grimoard de Pestels de Levy Comte de Caylus — so lautet sein voller Name — zog sich 1714 nach einer kurzen aber glänzenden militärischen Laufbahn, die ihn auch in die Schlachten des Spanischen Erbfolge⸗ krieggs führte, auf seine wissenschaftlichen Liebhabereien zurück. Nach mannigfachen Drientreisen studirte er 1717 die Denkmäler Roms, um dann in Paris ganz seinen Sammlungen und Studien zu leben. Als Mitglied der Académie de la peinture und der Académie des inscriptions et belles lettres widmete er beiden noch jungen Instituten seine unermüdlichen Kräfte; zugleich war er eifrig darauf bedacht, seine Kunstsammlungen in wissenschaftlicher Weise zu bereichern und zu ordnen, unterstützt von den Bemühungen des italienischen Antiquars Paciandi, der in Rom und Parma für ihn Ankäufe besorgte und in regem Briefwechsel mit dem französischen Gelehrten stand. In den sieben Bänden seines gewissen⸗ haft gearbeiteten „Recueil d'antiquités Egyptiennes. Etrusques. Grecques et Romaines,“ der in den Jahren 1752 — 1768 in Paris er⸗ schien, gab er ein Bilderwerk von damals unübertroffenem Umfange und kritischer Sichtung. Gerade die nüchterne, fast naturwissenschaftlich zu nennende Methode, die er bei der Untersuchung antiker Denkmäler anwandte, giebt seinem Werke auch für die heutige Archäologie noch einen bleibenden Werth, zumal sein sicherer feiner Künstlerblick ihn vor Mißgriffen weit eher bewahrte, als viele seiner philologisch⸗kurz⸗ sichtigen Vorläufer und Nachfolger. Für die neuere Kunst bethätigte Caylus ebenfalls ein reges Interesse. So gab er im Verein mit C ozat und Mariette die Zeichnungen des „Cabinet du Roy“ 1742 in Farbendruck heraus und radirte selbst mit sicherer Hand die Charakter⸗ köpfe des Lionardo da Vinci (Paris 1730). Auch eine Biographie des Bildhauers Bouchardon hat er hinterlassen. Charakteristisch für seine . uffassung der Kunst ist die in den Mémoires de littérature er- schienene Abhandlung „de l'amour des beaux arts et de l'extréme consideration, que les Grecs avoient pour ceux qui les culti-
voient avec succès“. Aus ihr geht hervor, daß er die Alterthums⸗ wissenschaft nicht nur als ein „Steckenpferd mehr, sich die Reise des
Lebens zu verkürzen“ ansah, sondern daß er, von reiner Liebe zur Sache geleitet, in den Geist des Alterthums einzudringen bemüht war.
— Im Verein für deutsches Kunstgewerbe sprach Mittwoch Abend Herr Professor Dr. J. Lessing über „Moderne Möbel“ und berührte dabei besonders die Ergebnisse der gegenwärtigen Möbelausstellung. Die Ausstellung gebe mehr ein Bild der hiesigen Massenfabrikation als des besseren künstlerischen Könnens, weil man das Material nicht gesichtet und die Hilfe künstlerischer Kräfte, des Architekten u. a., für entbehrlich gehalten habe. Die Ausstellung führe vor aller Augen, daß wir mit historischen Stilformen übersättigt seien; die architektonischen Zierformen der Renaissance und anderer Stile würden vielfach aus falscher Prunksucht ge⸗ häuft, zum Schaden der Brauchbarkeit des Mobels und der Sauberkeit. Abhilfe sei nicht von einem Wechsel der historischen Stilformen zu erwarten, sondern davon, daß der Besteller und der Tischler zuerst und unbedingt auf die Zweckmäßigkeit des ganzen Möbels und seiner Theile sähen. Daß sich dabei doch gefällige Formen erzielen ließen, beweise das moderne Möbel der Engländer und Amerikaner. Der wesentliche Nutzen der Ausstellung beruhe darin, daß diese Erkenntniß, die man in Fachkreisen schon oft geäußert habe, sich auch in weiteren Kreisen geltend mache. Der lehrreiche⸗ Vortrag fand in der zahlreichen Versammlung lebhaften Anklang.
— Der vormalige Director des Germanischen National⸗Museums, Geheime Rath Dr. Essenwein, dessen theilweise Lähmung durch einen Schlaganfall in Nr. 241 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ gemeldet wurde, ist laut Meldung des „W. T. B.“ gestern Nachmittag in Nürnberg gestorben. “
— Die Kunstanstalt Franz Hanfstaengl in München ist seit einiger Zeit mit der Neuaufnahme der vorzüglichsten Gemälde der Dresdner Galerie beschäftigt. Nachdem in den letzten Jahren die photographische Technik in Bezug auf Uebersetzung der Farben⸗ erthe des Originalgemäldes wesentliche Vervollkommnungen erfahren at und namentlich das Hanfstaengl'sche Kunstinstitut ein ihm eigenthüm⸗ liches isochromatisches Aufnahmeverfahren anwendet, welches die höchste technische Vollendung garantirt, kann mit besonderem Interesse den Resultaten dieser Arbeiten entgegen gesehen werden. Die neue Publikation wird sich in größeren Formaten bewegen und in unver⸗ änderlichem Kohledruckverfahren wie auch in Photogravure zur Aus⸗ führung gelangen; was die Hansstaengl’'sche Kunstanstalt namentlich in letzterer Technik leistet, hat sie in den eben zur Ausgabe gelangenden
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vortrefflichen Remarquedrucken der Rembrandt'schen Anatomie, der Syndici, des Potter'schen berühmten Stierbildes, wie Dürer's Selbf⸗ porträt und Porträt des Hieronymus Holzschuher bewi
— Beim Einebnen von Ackerflächen bei der Sigmaringerstraße in Wilmersdorf im Südwesten Berlins zu Baustellen ist, wie der „Voss. Ztg.“ mitgetheilt wird, eine größere Zahl von alt⸗ germanischen Grabgefäßen (Urgen) mit ausgehoben worden. Darin befand sich Knochenasche und eingespültes Erdreich, auch Stücke von einem Bronzering wurden gefunden. Die meist zerbrochenen Urnen wurden mit dem unberührten Inhalt dem Märkischen Provinzial: Museum übergeben. Museum hat eine aus dem Wiesenlande inselartig gende Stelle im nörd⸗ lichsten Theil des städtischen Rie von Blankenfelde, nahe bei dem Dorfe Schildow, wo die es städtischen Riesel⸗ güter⸗Directors Weiße einige verzierte fäßscherben aus alter Zeit gefunden hatten, näher untersuchen wobei sich ergeben hat, daß es sich um Reste einer wohl nicht lange bestandenen, durch die Lage geschützten wendischen Ni ssung aus der Zeit vom fünsten bis zehnten Jahrhunde ndelt. Bei der elegenheit wurden noch weitere charakteristis s Zeit gefunden.
— Durch Königlichen Beschluß vom 8. September Holland ein Staatsausschuß ernannt worden, suchen, ob eine Abschließung und d Zuidersee in der von dem Zuidersee⸗Ausschuß vorgeschlagenen We im Interesse des Landes in Angriff zu nehmen und im bejahenden Falle, auf welche Weise sie zur Ausführung zu bringen sei. Zum Vorsitzenden dieses Staatsausschusses ist, wie wir dem „Centr.⸗Bl. d. Bauv.“ entnehmen, der Minister für Wasserbau, Handel und Gewerbe ernannt, der seiner Zeit die Arbeiten des Zuidersee⸗ Ausschusses als dessen Vorsitzender leitete. Der neue Aus⸗ schuß begann seine Arbeiten mit der Ernennung von vier Unterausschüssen und der Bildung eines Hauptbureaus. In den Unterausschüssen sollen 1) die technischen und Ver⸗ theidigungsfragen, 2) die ökonomischen Fragen, 3) die Fragen in Betreff der Schiffahrt und Fischerei und 4) die gesundheitlichen Fragen eingehend behandelt werden. Sollte der Staatsausschuß dem Entwurf des Zuidersee⸗Ausschusses nicht beitreten können, so wird er jedenfalls je nach den Gründen dagegen und in Verbindung mit früheren Ausschußarbeiten im stande sein, zu beurtheilen, ob die Aus⸗ führung des einen oder anderen Entwurfes wünschenswerth sei.
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Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ b Maßregeln.
Cholera.
uch im Institut für
eine für die Beobachtung
Kranker eingerichtet. Unter den daselbst vom
.Oktober aufgenommenen 52 Erkrankten befanden sich
auch zwei an asiatischer Cholera leidende Arbeiter, die beide ihrer Genesung entgegensehen.
Der Executiv⸗Ausschuß für die Nothleidenden in Hamburg veröffentlicht das 13. Verzeichniß der eingegangenen Beträge mit 133 688 ℳ 92 ₰. Insgesammt sind bisher an Baarmitteln ein⸗ gegangen 2 414 433 ℳ 35 4. — ie Hamburger Sparkasse von 1827 hat mit Zustimmung des Senats dem Nothstands⸗Comité aus ihrem Reservefonds die Summe von 20 000 ℳ überwiesen. — Ferner sind für die Nothleidenden eingegangen: von der Gemeinde Pretzien 468 ℳ 50 ₰, von der Stadt Trarbach und der Ge⸗ meinde Traben 309 ℳ 50 ₰. 8
Der geschäftsführende Ausschuß des Berliner Hilfscomités hat an den Magistrat von Altona folgendes Schreiben gerichtet: „Berlin, den 4. Oktober 1892. Die städtische Haupt⸗Stiftungskasse hat Anweisung erhalten, a conto unserer Sammlung zu Gunsten der von der Cholera heimgesuchten Bewohner der Städte Hamburg und Altona, sofort an den Magistrat 30 000 ℳ portofrei durch die Post zu übersenden. Indem wir Vorstehendes dem Magistrat ergebenst mittheilen, wünschen wir von Herzen, daß diese Summe dazu beitragen möge, die schweren Schicksalsschlääge, von welchen die Stadt Altona betroffen ist, zu lindern. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin haben der Allerhöchsten Theilnahme durch einen Beitrag von 10 000 ℳ thatsächlich Ausdruck gegeben, wobei Ihre Majestat die Kaiserin darauf hingewiesen hat, daß Ihr die Fürsorge für die durch den Ted der Familienoberhäupter ver⸗ waisten Kinder ganz besonders am Herzen liege. Wir dürfen annehmen, daß in dieser Hinsicht der geehrte Magistrat gern den Allerhöchsten Intentionen thunlichst entsprechen wird.“ Der Altonaer Magistrat hat darauf folgendes Antwortschreiben an das Berliner Hilfscomité gerichtet: „Altona, den 5. Oktober 1892. Indem wir dem verehr⸗ lichen Hilfscomité den Empfang von 30 000 ℳ ergebenst bestätigen. sprechen wir für die freundliche Theilnahme mit unserm von schweren Schicksalsschlägen betroffenen Gemeinwesen und die den Nothleidenden hiesiger Stadt in so reicher Weise geleistete werkthätige Hilfe namens der Gemeinde Altona unseren innigsten Dank aus. Wie die hierher bestimmten hochherzigen Gaben die vorhandene Noth segensreich lindern, so sind die theilnehmenden Gesinnungen, die uns auch aus der Hauptstadt des Reichs in so hervorragendem Maß bekundet worden, geeignet, zur Aufrichtung der schwer be⸗ troffenen Kreise beizutragen. Die erwähnte Summe ist dem hiesigen Hilfsverein, der die Sorge für die infolge der Cholera noth⸗ leidende arbeitende Bevölkerung übernommen hat und in seiner be⸗
währten Organisation für die zweckentsprechende Verwendung aller Spenden Gewähr bietet, überwiesen. Wir heben dabei mit Rücksicht auf den in dem gefälligen Schreiben vom 4. d. M. erwähnten Wunsch Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin ergebenst hervor, daß hier den durch den Tod des Familienhauptes verwaisten Kindern besondere Fürsorge zugewendet ist. Der Magistrat. Dr. Giese.“ 8
In Hamburg hat der Prosector des Allgemeinen Kranken⸗ hauses, Dr. Simmonds, interessante Versuche über die Uebertragung von Choleraspirillen durch Fliegen angestellt. Aus diesen Versuchen ergiebt sich, daß selbst nach einer anderthalbstündigen Dauer noch lebende Cholerakeime sich an den fliegenden Insecten erhalten.
Wie das Bremer Medizinalamt bekannt macht, hat die Section eines als choleraverdächtig im Krankenhause verstorbenen Einwohners als Todesursache eitrige Bauchfellentzündung ergeben.
Bei einem am Dienstag in Leopoldshafen verstorbenen Rhein⸗ schiffer ist durch die bakteriologische Untersuchung asiatische Cholera als Todesursache festgestellt worden. 1
In Amsterdam gelangte gestern ein Cholera⸗Todesfall zur amt⸗ lichen Kenntniß, in Utrecht sind zwei Personen erkrankt und eine gestorben, aus vier kleineren Orten werden fünf Erkrankungen ge⸗ meldet. . 5.
Der Oberste Gesundheitsrath in Brüssel theilt mit, des dem 25. Juli d. J. bis zum gestrigen Tage in ganz Belgien 1135 Cholerafälle und choleraverdächtige Fälle festgestellt wurden, von denen 564 tödtlich verliefen. In dem nahe bei Lüttich gelegenen Orte Grivegnée ist, wie unter dem gestrigen Tage gemeldet wird, ein Cholerafall mit tödtlichem Ausgang vorgekommen.
In Marseille ist gestern ein Todesfall unter verdächtigen Symptomen. in Rouen sind zwei Cholera⸗Erkrankungen und ein Todesfall gemeldet worden.
Die „W. Abendp.“ erklärt auf das bestimmteste, daß in Wien und in Niederösterreich bisher kein choleraartiger Krankheitsfall vor⸗ gekommen sei. Abgesehen von Westgalizien, sei überhaupt in keinem der österreichischen Landestheile ein Cholerafall festgestellt worden. Von Mittwoch 6 Uhr Abends bis gestern 6 Uhr Abends sind in Pest 33 Personen an der Cholera erkrankt, sechzehn gestorben. Neunzehn Personen wurden als geheilt aus den Cholera⸗Hospitälern entlassen. In Krakau sind von Mittwoch bis gestern 8 Uhr Morgens zwei weitere Cholerafälle zur Anzeige gelangt. In Pod⸗ gorze und Niepolomice ist keine neue Erkrankung vorgekommen.
Nach einem Telegramm aus Erzerum vom 10. d. M. sind daselbst sechzehn Erkrankungen an Cholera und zehn Todesfälle vor⸗ gekommen.
Desterreich⸗Ungarn.
Wegen des Ausbruchs der Cholera in Yemen hat di zu Triest gegen Provenienzen aus den arabischen Häfen Meeres von Kunfuda bis Bab⸗el⸗Mandeb eine siebentägige angeordnet.
Spanien. er Königlich spanische Minister des Innern hat eine Verord⸗ 3. Oktober 1892 erlassen, nach welcher Provenienzen aus 2 vis 2er. 2 e⸗Mündung und von Blyth frei zugelassen werden
wenn sie mit reinem, von dem spanischen Konsul visirtem Ge tspaß einlaufen. Portugal.
urch Bekanntmachung des Königlich portugiesischen Ministeriums . ern vom 27. September 1892 ist das unter dem 22. Sep⸗ tember erlassene Einfuhrverbot (vergl. R.⸗A. Nr. 239 vom 10. Oktober 1892) auf Wolle ausgedehnt und zwar in der Weise, daß auf dem Landwege keinerlei Wolle eingeführt werden darf, während bei der Einfuhr auf dem Seewege das Verbot sich nur auf ungewaschene Wolle erstreckt.
Außerdem sollen zu den unter Nr. 1 und 3 der Bekanntmachung vom 22. September als verketen aufgeführten Gegenständen und Thieren auch alle gleichartigen (congeneres) und ähnlichen (similares) gerechnet werden.
Unter „Häuten und Fellen“ — Nr. 1 der Bekanntmachung vom 22. September — sind alle Häute und Felle, gleichviel ob roh oder gegerbt, zu verstehen.
Durch eine im „Diario do Governo“ vom 4. Oktober 1892 ver⸗ öffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern werden sämmtliche Häfen Großbritanniens für seit der 3. Oktober „rein“ von Cholera erklärt.
Serbien. in Budapest amtlich fest⸗ worden ist, hat der serbische Minister des Innern folgende en angeordnet: er aus Oesterreich⸗Ungarn kommende Reisende, welcher auf ation der Sau oder Donau ans Land steigt, ist einer strengen Untersuchung zu unterwerfen. Einfuhr aller derjenigen Artikel österreichisch⸗ungarischer Herkunft, deren Import aus den schon früher von der Seuche be fallenen Ländern untersagt worden, ist verboten. (Vergl. „R.⸗A. Nr. 219 vom 16. September 1892.)
Reisende, welche aus Semlin oder Taucsowa zu Wasser an⸗ kommen, werden, wenn sie ein Zeugniß darüber vorlegen, daß sie Einwohner eines dieser beiden Orte sind, von der Quarantäne einst⸗ weilen befreit.
Alle übrigen aus Oesterreich⸗Ungarn in Serbien ankommenden Reisenden, gleichviel, ob sie die Reise auf Schiffen, welche den Ver⸗ kehr zwischen den einzelnen O der Quarantäne unterworfen.
Bulgarien.
Sowohl gegen die von der oberen Donau, als auch gegen die über Zaribrod ankommenden Reisenden und Provenienzen ist die Dauer der Quarantäne vom 5. Oktober 1892 ab auf 11 Tage erhöht worden. Eine an der serbisch⸗ungarischen Grenze durchgemachte Quarantäne wird in Zaribrod angerechnet. Gegen Reisende und Provenienzen dus Rumänien beträgt die Quarantäne fortan 5 Tage.
Der Gesundheitsstand in Berlin war in der Woche vom 25. Sep⸗ tember bis 1. Oktober ein recht günstiger und die Sterblichkeit die gleich niedrige wie in der vorangegangenen Woche (von je 1000 Ein⸗ wohnern starben, auf das Jahr berechnet, 18,7). Zwar zeigten sich acute Darmkrankheiten noch immer häufiger als sonst um diese Jahreszeit und war die Zahl der durch dieselben bedingten Sterbefälle (110) ein wenig größer als in der Vorwoche (107), doch befanden sich unter der Zahl derselben fast nur Kinder im Alter bis zu 2 Jahren und traten sie in keinem Stadt theil in besonders nennenswerther Zabl zu Tage. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit blieb die gleiche wie in der Vorwoche; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr be⸗ rechnet, 74 Säuglinge. Dagegen kamen acute Entzündungen der Athmungsorgane nur wenig zum Vorschein und nahmen auch meist einen milden Verlauf; auch Erkrankungen und Sterbefälle an Keuch⸗ husten blieben selten. Drei weitere choleraverdächtige Er⸗ krankungen kamen im Laufe der Woche in das Barackenlazareth, Todesfälle an Cholera wurden jedoch nicht gemeldet. Auch diese Fälle blieben sporadisch und verursachten keine weiteren Er⸗ krankungen. Von den anderen Infectionskrankheiten kamen Er⸗ krankungen an Masern und Scharlach erheblich weniger, an Diphtherie dagegen etwas mehr als in der Vorwoche zur Anzeige, letztere Erkrankungen am zahlreichsten aus dem Wedding. Erkrankungen an Unterleibstyphus haben abgenommen; auch Er⸗ krankungen am Wochenbettfieber wurden nur 4 bekannt. Desgleichen zeigten auch rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut einen Nachlaß. Eine Erkrankung an Genickstarre gelangte zur Aufnahme in die Krankenhäuser. Erkrankungen an acutem Gelenkrheumatismus
wurden weniger beobachtet, dagegen kamen rheumatische Beschwerden
der Muskeln in gesteigerter Zahl zur ärztlichen Behandlung.
e en ei en Orten vermitteln, oder auf Fahrzeugen, welche die große Donauschiffahrt betreiben, zurückgelegt haben, im
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