Arbeitercurse in Holland.
In Holland hat man seit zwei Jahren mit der Errichtung von Arbeitercursen einen bemerkenswerthen Versuch gemacht. Zuerst wurde in Amsterdam eine Gesellschaft begründet, deren Mitglieder sich ver⸗ pflichten, in kleinen Clubs mit den Arbeitern Bücher zu lesen und zu erklären. Noch weiter geht Dr. Steinmetz seit zwei Jahren in Leyden. In einem Cursus von Arbeitern trägt er wöchentlich einmal Abends auf seinem Zimmer Culturgeschichte vor, und an einem zweiten Abend bespricht er mit ihnen Tages⸗ fragen. Der befriedigende Erfolg zeigt, daß es nur der Anregung bedurfte. Von ihm und von anderer Seite aufgefordert, haben auch Studenten derartige Curse eröffnet, in denen Culturgeschichte, Hygiene auf physiologischer Grundlage, deutsche Sprache, holländische Literatur und vor allem politische Oekonomie behandelt werden. Dem Beispiele der Leydener Studenten ist man in Amsterdam, Utrecht, Arnheim gefolgt. 8 8 —
Man hofft, so bemerkt die „Wohlfahrts⸗Correspondenz“, damit ein Doppeltes zu erreichen. Zunächst will man im allgemeinen den freundschaftlichen Verkehr zwischen den Ständen fördern, dann aber auch die Arbeiter durch Bildung heben, sie zu selbständigen, denkenden Staatsbürgern erziehen und sie veranlassen, über die nothwendige Verbesserung ihrer Lage und die besten Mittel dazu nachzudenken.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Bewegung, die sich im Saarkohlenrevier gegen den zur Socialdemokratie neigenden Vorstand des Rechtsschutz⸗ vereins im Saarrevier seit langer Zeit Geltung ver⸗ schafft hatte, ist endlich nach den letzten Nachrichten zum Siege gelangt, da die Vorstandsmitglieder ihr Amt niedergelegt haben. Es liegen über die letzten Vorgänge folgende Mel⸗ dungen vor:
Der „Elberf. Ztg.“ wurde unterm 15. d. M. von der Saar geschrieben: An mehreren Orten beschlossen die Mitglieder des Berg⸗ männischen Rechtsschutzvereins, so lange keine Mitgliederbei⸗ träge mehr nach Bildstock abzuliefern, bis ein neuer Vorstand ge⸗ wählt sei. — Der „Frkf. Ztg.“ wurde ferner am 17. Oktober berichtet: In einer gestern in Elversberg abgehaltenen Versammlung bergmännischer Rechtsschutzvereinsmitglieder, die sich gegen die Socialdemokratie und den Vorstand des Rechtsschutzvereins aussprach, erklärte ein Vertrauensmann des Vereins, daß der Vorstand in einer gleichzeitig anberaumten Generalversammlung der Vertrauensmänner abgedankt habe. — Die letztere Mittheilung wird durch folgende Correspondenz der „Köln. Ztg.“ aus dem Saarrevier vom 17. d. M. bestätigt: Was man bei den derzeitigen Verhältnissen im Bergmännischen Rechtsschutz⸗ verein für kaum denkbar hielt, obgleich ein ansehnlicher Theil seiner Mitglieder es für sehr wünschenswerth erachtete, ist geschehen: der Vor⸗ stand ist gestürzt. Er hat in einer gestern Nachmittag auf dem Bildstock abgehaltenen Generalversammlung der Vertrauensmänner des Vereins abgedankt. Die Herren Warken, Berwanger und Thomé haben also dem Drucke, der wegen ihrer socialdemokratischen Neigungen und der willkürlichen Geldverwendung halber auf sie ausgeübt wurde, end⸗ lich nachgegeben. Eine neue Wahl hat noch nicht stattgefunden.
Der Ausstand der Schuhmacher in Gelnhausen ist, wie der „Vorwärts“ mittheilt, durch Vergleich beendet.
In Leipzig beschlossen einer Mittheilung des „Chemn. Tgbl.“ zufolge die Braugehilfen in einer am Sonntag abgehaltenen öffentlichen Versammlung, dem in Leipzig zu gründenden Localvereine der Brauer, sowie dem in Hannover domicilirenden Central⸗ verbande der Brauergehilfen Deutschlands als Mitglieder bei⸗ zutreten. — Das Leipziger Gewerkschaftscartell ist unablässig bemüht, die nichtorganisirten Arbeiter zu vereinigen. Zum Sonntag waren die Dachdecker zu einer öffentlichen Versammlung geladen; sie be⸗ schlossen, dem Centralverbande der Dachdeckergehilfen Deutsch⸗ lands, der in Berlin seinen Sitz hat, beizutreten und ernannten einen Vertrauensmann hierzu.
Wie aus Paris telegraphisch gemeldet wird, ist der Minister⸗ Präsident Loubet zum alleinigen Schiedsrichter in dem Streit zwischen den Grubenarbeitern und der Bergbaugesellschaft in Carmaux gewählt worden. Einer Meldung des „Wolff'schen Bureaus“ zufolge hat Loubet die Wahl angenommen. Man erwartet die Zustimmung beider Theile zu dem Schiedsgericht und damit eine baldige Beendigung des Ausstandes. — Inzwischen haben die Ausständigen in Carmaux, denen der Verlauf der Berathung der Interpellation in der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer und die Wahl des Schiedsrichters noch nicht bekannt war, in einer gestern Abend abgehaltenen Versammlung die Fortsetzung des Ausstandes beschlossen.
Aus Brüssel wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 17. d. M. ge⸗ schrieben, daß der Ausstand im Borinage (vgl. Nr. 244 d. Bl.) im wesentlichen beendet sei, es habe sich nur um den herkömmlichen Kartoffelernteausstand gehandelt.
In London hielten am Sonntag die Abgeordneten der ver⸗ schiedenen politischen und Gewerkvereine sowie anderer Organi⸗ sationen im Saale der socialdemokratischen Vereinigung eine Zusammenkunft, um über die Vorbereitungen für die am 13. November auf dem Trafalgar⸗Platz beabsichtigte Demon⸗ stration zu berathen. Es wurde ein vom Comité ver⸗ faßter Entwurf einer Proclamation verlesen, in der es nach der Londoner „Allg. Corr.“ heißt: „Man erachte die Ankunft eines libe⸗ ralen Ministeriums als gleichbedeutend mit der Anerkennung des Rechts, auf dem Trafalgar⸗Platz öffentliche Versammlungen abzuhalten“ und die mit einem Aufruf an die Männer und Frauen Londons schließt, durch ihre Theilnahme an der am 13. November auf dem Trafalgar⸗ Platze beabsichtigten Demonstration die Handlung des Comités, „das Versammlungsrecht auf Londons öffentlichem Forum von neuem zu sichern,“ zu unterstützen. ““
Literatur.
Militärisches. “ Taktische Aufg rausgegeben vom Großen General⸗ stabe, g für Kriegsgeschichte. Mit 12 Ueber⸗ sichtsskizzen und 27 Plänen. Geheftet 6 ℳ, in Mappe 8 ℳ E. S. Mittler u. Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, Berlin SW. 12, Kochstraße 68 — 70. — Der Große Generalstab veröffentlicht aus dem Nachlasse des General⸗Feldmarschalls Grafen von Moltke soeben die taktischen Aufgaben, die er in seiner langjährigen Leitung des General⸗ stabs dessen Offizieren alljährlich gestellt hat, sowie seine eigenen Lösungen derselben und seine mündliche Beurtheilung auch derjenigen Arbeiten, die eine abweichende Lösung vertreten. Moltke's Kriegskunst wird allenthalben wegen ihrer Einfachheit ge⸗ schätzt; ihre Grundsätze tragen das untrügliche Zeichen des Genies: einleuchtend für jedermann und gültig auch für beschränktere Aufgaben der Taktik zu sein. Nirgends kann diese Größe unseres Strategen sich klarer und gemeinverständlicher zeigen als in den Aufgaben, die er alljährlich den zum Generalstabe commandirten Offizieren stellte und sodann mit ihnen erörterte. Wie sich an der Lösung dieser Aufgaben alle Offiziere, die sich dieselben ver⸗ schaffen konnten, freiwillig und eifrig betheiligten, so versammelten sich an dem Tage, an welchem der greise Herr seine eigene Ansicht über die zweckmäßigste Lösung der Aufgabe vortrug und andere An⸗ sichten beurtheilte, zahlreiche und hochgestellte Offiziere um ihn, seinen Vortrag zu vernehmen. Diesen Schat an militärischer Weisheit empfängt die deutsche Armee in dem genannten Werke nun zur bleibenden Benutzung. Gesetze, Verordnungen ꝛc.
— Das Preußische Gewerbesteuergesetz vom 24. Juni 1891 und die Ausführungsanweisungen mit Erläuterungen und einer Einleitung: Die geschichtliche Entwickelung der gewerblichen Be⸗ steuerung in Preußen und systematische Darstellung der Gewerbe⸗ steuer, von dem Geheimen Ober⸗Finanz⸗Rath und vortragenden Rath im Finanz⸗Ministerium B. Fuisting. Berlin 1893, Carl Hey⸗ mann’s Verlag. Preis gebunden 12 ℳ — Der vorliegende
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Gesetzescommentar soll den Behörden und Beamten, den Organen der Veranlagung und den Steuerpflichtigen selbst einen Beitrag zur Lösung der mancherlei Zweifel und Schwierigkeiten bieten, welche bei der praktischen des Gesetzes nur zu leicht entstehen. Es haben daher neben den Ausführungsanweisungen des Finanz⸗Ministers die Gesetzesmaterialien sowie die noch jetzt anwendbaren Entschei⸗ dungen der höchsten Gerichtshöfe und der obersten Verwaltungs⸗ instanzen umfassende Berücksichtigung gefunden. Daneben hat der Verfasser sich auch bemüht, die gesetzlichen Vorschriften und Ein⸗ richtungen durch leicht faßliche Erläuterungen dem Verständniß der weniger Vorgebildeten zu erschließen. Mit der praktischen Brauch⸗ barkeit verbindet das Buch aber auch einen wissenschaftlichen Werth, der nicht nur in dem Commentar, sondern auch in der einleitenden Abhandlung „über die geschichtliche Entwicke⸗ lung der gewerblichen Besteuerung in Preußen“ hervortritt. Der Verfasser hat einen ähnlichen historischen Rückblick über die Entwickelung der preußischen Personalsteuern seiner Ausgabe des Einkommensteuergesetzes (gleichfalls in Carl Heymann’'s Verlag und zwar bereits in zwei Auflagen 1892 erschienen) voraus⸗ geschickt. Wie jene einleitende Abhandlung den Werth der Ausgabe des Einkommensteuergesetzes erhöht hat, so ist dies auch mit der Ab⸗ handlung über die geschichtliche Entwickelung der Gewerbesteuer der Fall, welche bisher eine so vollständige und dabei doch knappe und zusammenfassende Bearbeitung nicht gefunden hatte. Es wird hiermit das Verständniß der neuen Einrichtungen wesentlich erleichtert. Das Buch kann daher zugleich Jedem als eine gute Vor⸗ bereitung dienen, der sich mit Gewerbesteuerfragen wissenschaftlich und praktisch beschäftigen will. Für die Behandlung des Gewerbesteuer⸗ gesetzes vom Jahre 1820 ist auch hier wie dort das bekannte Werk von Dieterici „Zur Geschichte der Steuerreform in Preußen“ (Berlin 1875, Georg Reimer) benutzt. Rechts⸗ und Staatswissenschaft.
Kr. Die Grundbuchordnung vom 5. Mai 1872, mit Er⸗ gänzungen und Erläuterungen herausgegeben von W. Turnau, Reichsgerichts⸗Rath. Fünfte verbesserte und vermehrte flage. Paderborn, 1892, Ferdinand Schöningh. 8. Bd. I 830 S., Bd. II 568 S. — Die erste Auflage erschien 1874, die zweite 1878, die dritte 1885, die vierte 1888; wenn jetzt bereits die fünfte Auflage erscheint, so beweist sich damit ein Erfolg, wie sich dessen wenige Commentare und jedenfalls keiner zur Grundbuchordnung rühmen kann. Bedenkt man, daß das Werk nur von Sachverständigen an⸗ geschafft wird, so beweist Verbreitung und Anerkennung die Brauch⸗ barkeit. Ganz verschieden ist der Inhalt der beiden Bände von einander. Band I. birgt den wesentlichen Bestandtheil, nämlich die Grundbuchordnung; wenn früher dagegen das sogenannte Eigenthumserwerbsgesetz in den Hintergrund trat, so hat der Verfasser demselben immer weiteren Raum und Aufmerksamkeit gewidmet, der⸗ gestalt, daß jetzt der Titel nicht mehr vollbezeichnend ist. Gründliche Kenntniß des Verkehrs in Grundbuchsachen, sorgfältiger Sammler⸗ fleiß, Ueberlegung und Durchsichtigkeit in der Anordnung kenn⸗ zeichneten bereits die erste Auflage des Band I.; hier ist mit eine Vollständigkeit fortgearbeitet worden, daß man nur sagen kann, die Rechtsprechung ist erschöpfend ausgenutzt. Nicht minderer Beachtung ist der Literatur gewidmet und hier hat der Verfasser in jeder Auflage steigernd mit scharfer selbstthätiger Beurtheilung eingesetzt So ist denn in Band I. ein Werk entstanden, welches weit vorweg an der Spitze steht von allen Commentaren zu den beiden Hauptgesetzen vom 5. Mai 1872. Der Band II. nennt sich Hilfsbuch. Er bringt zunächst die zugehörigen Kosten⸗ und Stempel⸗ gesetze, sodann Instructionen und Verfügungen und zwar: 1) die Verbindung des Grundbuches mit dem Kataster (zu vgl. hierzu Kopper's Verbindung des Grundbuches mit der Katasterkarte, Rassow und Küntzel Beiträge Bd. XXXVI. S. 319 ff.), 2) die Bureau⸗ Verwaltung bei den Grundbuchämtern, 3) Instruction über die Führung der Gewerkenbücher u. is. w. vom 19. Januar 1866. Den Schluß des Bd. II. S. 126 ff. bildet eine Sammlung des Wissenswerthen für den Grundbuchrichter, beginnend mit einer Darstellung des Bergwerkseigenthums bis zum Gesetz vom 24. Juni 1892. In der Praxis erfahren, hat in diesem Schlußabschnitt der Verfasser mit Umsicht dem Grundbuchrichter einen Rathgeber zu⸗ sammengestellt, wie er sich im Gebrauch sicherlich bewährt. Im § 122 ist die Haftpflicht des Grundbuchbeamten und des Staates praktisch vorgetragen. Ein Sachregister, für beide Bände vereint — ein solches für jeden Band gesondert möchte vorzuziehen sein —, weist nach guten Stichworten den Fundort im Buch. Wer das Werk besitzt und benutzt, wird dessen Zuverlässigkeit und Vollständigkeit loben.
— In Carl Heymann's Verlag wird jetzt eine neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht und Verwaltungsgerichtsbarkeit unter dem Namen Verwaltungsarchiv“ herausgegeben; Herausgeber sind der Ober⸗Verwaltungsgerichts⸗Rath M. Schultzenstein und der Hof⸗ Kammer⸗Rath A. Keil. Die Einleitung des ersten Heftes bildet die Ab⸗ handlung des Geheimen Ober⸗Finanz⸗Raths Fuisting über die geschicht⸗ liche Entwickelung der gewerblichen Besteuerung in Preußen“, die er seiner soeben erschienenen Ausgabe des Gewerbesteuergesetzes vorausgeschickt hat (s. oben). Weiter enthält das 1. Heft eine Abhandlung des Regierungs⸗ Raths Dr. Eger in Breslau: „Das Princip und die Gliederung des preußischen Enteignungsverfahrens“, sowie eine Abhandlung des Regie⸗ rungs⸗Raths Frank in Breslau über „Oeffentliche und Privatgewässer“. Es folgen „Praktische Mittheilungen“ sowie Besprechungen neuer Bücher aus dem Gebiete der Verwaltung; zum Schluß sind die Materialien zum Polizeikostengesetz mitgetheilt. Das „Verwaltungsarchiv“ soll zweimonatlich erscheinen; 6 Hefte im Umfang von etwa 40 Bogen bilden einen Band zum Preise von 12 ℳ Die Abnehmer des in gleichem Verlage erscheinenden „Preußischen Verwaltungs⸗Blattes“ erhalten das „Verwaltungsarchiv“ zum Vorzugspreise von 10 ℳ für den Band.
Dichtkunst.
Schiller als Philosoph. Von Kuno Fischer. neu bearbeitete und vermehrte Auflage. Zweiter Band. Hei Karl Winter's Universitäts⸗Buchhandlung. 1892. 8. 396 S.
In dem vorliegenden zweiten Theil dieser Schillerschriften, über deren ersten Band in der Ersten Beilage zum „Reichs⸗ u. Staats⸗Anzeiger“ Nr. 242, 1891 berichtet wurde, urtheilt der Verfasser wiederum ebenso eingehend als überzeugend über die dem Zeitraum 1789 bis 1796, der akademischen Zeit, angehörenden philosophischen Schriften des Dichters in neun Abschnitten. Zunächst wird in dem ersten Kapitel (Schiller in Jena) des Dichters Leben in Amt und Ehe, die tödtliche Krankheit und die großherzige aus Kopenhagen gereichte Unterstützung kurz erzählt. Vielleicht war es, nach Fischer's Aeußerung (S. 20), eine wohlthätige Folge der Krankheit, daß sie seiner Lehrthätigkeit schnell und für immer ein Ziel setzte; diese lag nicht in der Richtung seiner Talente, seiner Arbeiten und Aufgaben, die weit höherer Natur waren. Er wollte ganz Künstler sein können und konnte es auf dem Katheder, wo ihm die Meisterschaft über Stoff und Form, bald sogar die Kraft’ des Sprechens gebrach, am wenigsten sein. Der in die Zeit von 1787 und die folgenden Jahre fallende Einfluß des Philosophen Kant auf Schiller's innere Ent⸗ wicklung ist Seite 23 bis 33 ausführlich besprochen, besonders hat der Verfasser mit kritischem Geschick nachgewiesen, daß die aus den Schriften des Königsberger Philosophen gewonnene Geistesnahrung zu mehreren literarischen Schöpfungen angeregt hat. Die bereits früher in den Dichtungen verwertheten Ideen über den Gang der Menschheit sah er jetzt von Kant entwickelt und ausgeprägt in einer Größe und Sicherheit, in einer Vollständigkeit und Klarheit vor sich, die ihn entzückte. Unter diesem Einfluß eröffnete er seine Lehrthätig⸗ keit mit der Frage: „Was heißt und zu welchem Zweck studirt man Universalgeschichte?“ Als er dann Kant's Lehre vom Erhabenen las, leuchtete ihm sein eigenes Dichten und Trachten entgegen; er erlebte, wie man zu sagen pflegt, einen Tag von Damaskus. Vor hier aus drang er in das schwierige Werk ein und durchdrang es. Es giebt einen objectiven Character des Er⸗ habenen; es wird auch einen objectiven Charakter des Schönen geben müssen, von dem die Kritik der Urtheilskraft nichts enthielt. Hier lag der Punkt, wo Schiller über Kant hinausging. Diesem Gange gemäß sind nach Fischer's Urtheile (S. 37) die Themata und der
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Verlauf seiner philosophischen Schriften. Er beginnt mit dem Gegen stande, der ihm am nächsten liegt, der Lehre vom „Tragischen“,
wozu auch das „Pathetische“ gehört. Arten der menschlichen Schönheit und Erhabenheit muth und Würde“; ihre sind das menschliche Ideal, die Ausbildung desselben, ästhetische Erziehung des Menschen“, „die künst⸗ lerische Darstellung der Poesie“, „die naive und senti⸗ mentale Dichtung“. Der Verfasser hat mit seiner Eigenartigkeit verstanden, das Entstehen und den Inhalt von Schiller's philosophischen Schriften, philosophisch und literarisch⸗historisch, je nach dem zeitigen äußeren Einflusse, mit geistreicher Schärfe aufzufassen und gründlich zu erklären und demgemäß das philosophische Seelenleben des Dichters in allgemein verständlicher Klarheit darzulegen.
— Von Herz zu Herz. Gedichte von Charles Butt⸗ gerald. Leipzig, Verlag von Fr. Richter. — Die vorliegende Ge⸗ dichtsammlung zeugt von reicher poetischer Begabung, die aber mehr als in den epischen Dichtungen in der Lyrik ihren vollsten Ausdruck findet. Der Dichter, dem die von ihm gewandt beherrschte Form immer nur Mittel zum Zweck dichterischer Wirkung bleibt, beweist hier sein eigenartiges Vermögen, persönliche Stimmungen zu vertiefen, Re⸗ flectionen und Lebenserfahrungen dichterisch abgeklärt festzuhalten, und erinnert damit an englische Dichter bester Art. Besonderen Werth aber verleiht der Sammlung der wahrhaft ernste, religiös empfindende Sinn, den der Dichter bethätigt und mit welchem er in den „Mono⸗ loge“ überschriebenen Gedichten an die Lösung der höchsten Probleme des Menschenlebens herangeht.
Unterhaltung.
— Die am 15. Oktober erschienene Nr. 2572 (Columbus⸗ Nummer) der Leipziger Illustrirten Zeitung (J. J. Weber) enthält folgende Abbildungen: Der deutsch⸗sösterreichische Distanzritt. 7 Abbildungen. — Oesterreichische Gebirgs⸗Artillerie auf dem Schlern (2561 m ü. M.) in Tirol. 2 Abbildungen. — Alfred Tennyson, † am 6. Oktober. — Christoph Columbus. Nach einem dem Antonio del Rincon zugeschriebenen Porträt. Christoph Columbus. Nach einem in Como aufgefundenen Oelgemälde von Sebastian del Piombo. Faecsimile der Handschrift und Signatur des Christoph Columbus. Die Weltkarte des Florentiner Arztes Paolo Toscanelli. Ferdinand der Katholische, König von Spanien. IJsabella die Katho⸗ lische, Königin von Spanien. Kloster La Rabida. Aufenthaltsort des Christoph Columbus in Spanien. Die Schiffe des Columbus am Morgen des 12. Oktober 1492. Originalzeichnung von Rudolf Cronau. Karte zu den Reisen des Christoph Columbus. Entworfen von Rudolf Cronau. Columbus' Landung auf Guanahani. Mit Benutzung seiner an Ort und Stelle gemachten Naturaufnahmen gezeichnet von Rudolf Cronau. Skizzen von der Insel Guanahani (Watling Island). 3 Ab⸗ bildungen. Nach der Natur gezeichnet von Rudolf Cronau. Karte der Insel Guanahani oder San Salbvador, jetzt Watling Island genannt. Entworfen von Rudolf Cronau. Altindische Alterthümer aus Guana⸗ hani und Espabola. Nach an Ort und Stelle aufgefundenen Origi⸗ nalen gezeichnet von Rudolf Cronau. Christoph Columbus wird vom Rathe von Salamanca verhöhnt. Gemälde von Niccolo Barabino im Orsini⸗ Saal zu Genua. (Zweiseitig.) Die Bai von Punta Santa, wo Columbus das Fort La Navidad errichtete. Der Monte Christi. Kara’lbisches Dorf. Originalzeichnung von Rudolf Cronau. Christoph Columbus nach seiner Rückkehr am Hofe des Königs und der Königin von Spanien in Barcelona. Nach einem Gemälde von Ricardo Ancker⸗ mann y Riera. Punta Isabella, die Stelle, wo Columbus die erste Stadt, Isabella, gründete. Nach der Natur gezeichnet von Rudolf Cronau. Die Citadelle von Santo Domingo. Nach der Natur ge⸗ zeichnet von Rudolf Cronau. Die Columbus⸗Reliquien in Santo Domingo. 8 Abbildungen. Nach der Natur gezeichnet von Rudolf Cronau. Die Kathedrale. — Die Ruine des Columbus⸗Palastes. — Die Columbus⸗Zelle in der Citadelle. — Aufschrift auf dem Deckel des Bleisarges des Columbus. Der Hochaltar und die Grabstelle in der Kathedrale. — Der geöffnete Bleisarg. — Gewölbe, in welchem gegenwärtig die Ueberreste des Columbus aufbewahrt werden. — Aufschrift des im Bleisarge gefundenen Silberplättchens. — as Wappen des Christoph Columbus. Sterbehaus des Christoph Columbus in Valladolid. Sebastian Cabot. Franz Drake. Amerigo Vespucci. Vasco Nuhez del Balboa. Ferdinando Cortes. Francisco Pizarro. Ferdinando de Magalhäes. 8
„die
Handel und Gewerbe.
— Die Gesammtausfuhr aus dem District des General⸗Konsulats Frankfurt a. M. und der ihm unterstellten fünfzehn Konsulate nach Amerika betrug, wie „W. T. B.“ meldet, im abgelaufenen Quartal 10 756 703 Doll. Gold, d. i. ein Mehr von 758 544 Doll. Gold gegen die gleiche Periode des Vorjahres. 8
— Die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ berichtet vom rheinisch⸗ westfälischen Eisen⸗ und Stahlmarkt: Auf dem rheinisch⸗ westfälischen Eisenmarkt hat die lustlose Stimmung der letzten Wochen angehalten. Wie gewöhnlich, wenn der Markt in ein ruhigeres Sta⸗ dium eintritt, halten die Käufer jetzt erst recht zurück, und die Werke zehren der größeren Mehrzahl nach nur von früheren Aufträgen, da neue äußerst spärlich eingehen. In Erzen hat sich eine Aenderung bis jetzt nicht bemerkbar gemacht. Im Siegerlande werden die Preise verhältnißmäßig fest behauptet. Luxemburg⸗Lothringer Minettesorten finden nur mätzigen Absatz bei unregelmäßigen Preisen. Spanische Erze hatten nur geringen Umsatz, behaupteten sich aber im ganzen auf ihren Sätzen. Auf dem Roheisenmarkt hält die bisherige flaue Stimmung an. Die Hochöfen sind in den gangbareren Sorten noch für einige Zeit mit Aufträgen versehen, doch gehen neue nur spärlich ein. Da die Hochöfen ihren Betrieb auf diese Art höchstens für 4 bis 6 Wochen gesichert sehen, so wird so wenig wie möglich erzeugt, um nicht den Lagerbeständen, die ohnehin in Zunahme begriffen sind, zu viel hinzuzufügen. Die Preise sind unter diesen Verhältnissen nament⸗ lich für Puddelroheisen gedrückt und verriethen eine weichende Tendenz. Spiegeleisen ist augenblicklich ruhig, behauptet sich jedoch auf seinen Sätzen. Auf dem Walzeisenmarkt ist die Stimmung eine weniger erfreuliche geworden. Aufträge für Stab⸗ eisen gehen bei den meisten Werken wenig rege ein; nur vpereinzelt wird noch eine verhältnißmäßig gute Inlandnachfrage und selbst ein befriedigender Begehr vom Auslande gemeldet. Im allgemeinen ist die Stimmung nichts weniger als günstig, und obgleich die Verbands⸗ werke an ihren Sätzen festhalten, so kommt der neu festgesetzte Preis nur selten zur Anwendung, da noch viel Eisen aus früheren billigeren Abschlüssen in Händen der Großhändler ist; immerhin ist durch frühere Aufträge den Werken der regelmäßige Betrieb noch für einige Zeit ge⸗ sichert, vereinzelt noch auf ein und einen halben bis zwei Monate. Formeisen zeigt matte Tendenz und der Absatz ist weniger rege als früher. Im Bandeisengeschäft macht sich neuerdings bei den Käufern wieder große Zurückhaltung bemerkbar. In Groh⸗ blechen hat sich keine wesentliche Aenderung gegen die Vorwoche gezeigt, doch sind auch für diesen Artikel die Aussichten keine sehr günstigen. In Feinblechen ist die Beschäftigung der Werke in den meisten Fällen zwar noch gut, und auch die Zahl der Bestellungen ist eine befriedigende, trotzdem haben die Preise etwas nachgegeben. Walz⸗ draht, gezogene Drähte und Drahtstifte sind unverändert. Das Nietengeschäft liegt so gut wie ganz darnieder. Ueber die Maschinenfabriken liegen keine wesentlichen Nachrichten vor, dagegen wird zur Lage der Röhrengießereien eine noch immer befriedigende Nachfrage vom Inlande gemeldet, die sich jedoch meistens auf kleinere Posten für sofortige Lieferung erstreckt. Die Nachfragen vom Auslande waren ebenfalls nur von geringem Umfange, dabei gehen die früheren für ausgedehntere Lieferfristen gebuchten Abschlüsse ihrer Erledigung entgegen; vorläufig bieten sie noch gute Beschäftigung. Ueber die Bahnwagenanstalten ist nichts Neues zu berichten. Die Beschäftigung der Stahlwerke ist augenblicklich eine recht ungünstige.
und schreitet fort zu der umfassenden Lehre vom „Erhabenen’ Die beiden vorzüglichen 1 sind „An. Vereinigung und Ergänzung
1. Untersuchungs⸗Sachen.
2. Aufgebote, Zustellungen u. dergl.
3. Unfall⸗ und Invaliditäts⸗ ꝛc. Versicherung. 4. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc 5. Verloosung ꝛc. von Werthpapieren.
Oeffentlicher Anzeiger.
—— Saogag
1) Untersuchungs⸗Sachen.
[41834] Steckbrief. 1
Gegen den unten beschriebenen Maschinenbauer Friedrich August Richard Kleinschmidt, geboren am 16. Juli 1859 zu Berlin, evangelisch, welcher flüchtig ist und sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Vergehens gegen die Sittlichkeit in den Acten 124 D. 1617. 90 verhängt. Es wird er⸗ sucht, denselben zu verhaften und in das König⸗ liche Untersuchungsgefängniß zu Berlin, Alt⸗Moabit Nr. 12 a., abzuliefern.
Berlin, den 13. Oktober 1892.
Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 124.
Beschreibung: Alter 33 Jahre, Größe 1,70 m, Statur mittelmäßig, Haare dunkelblond, Stirn hoch, Bart starken dunklen Schnurrbart, Augenbrauen dunkelblond, Augen grau, Nase gewöhnlich, Mund gewöhnlich, Zähne vollständig, Kinn spitz, Gesicht rund, Gesichtsfarbe roth, Sprache deutsch.
[36901] Steckbrief. ““ Gegen den Einwohner Carl Jehde aus Scharnese, welcher sich verborgen hält, soll eine durch Straf⸗ befehl des Königlichen Amtsgerichts zu Kulm vom 4. Juni 1891 erkannte Gefängnißstrafe von 2 Tagen ollstreckt werden. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das nächste Gerichtsgefängniß ab⸗ A. 19/91. Kulm, den 5. August 1892.
ufigfoern zuüullelert.
[41827] Steckbriefs⸗Erledigung.
Der gegen den Steinsetzer Adolph Wilhelm August Luhn wegen Diebstahls unter dem 4. Februar 1892 in den Acten T. R. I. 3. 1892 erlassene Steckbrief wird zurückgenommen.
Berlin, den 15. Oktober 1892.
Der Untersuchungsrichter beim Königlichen Landgericht I. [41644] Steckbriefs⸗Erledigung.
Der am 8. September 1892 in den Acten J. I. B. 839. 92 hinter dem Schneidergesellen Franz Berger erlassene Steckbrief ist erledigt.
Berlin, den 15. Oktober 1892.
Königliche Staatsanwaltschaft I. [41645]
Der gegen den Cigarrenmacher Richard Klana aus Elsterwerda unterm 29. Februar 1892 in Sachen c./a. Klana — D. 23/1891 — erlassene Steckbrief ist erledigt. 8
Beelitz, den 17. Oktober 1892.
Königliches Amtsgericht.
Garnison Stuttgart. Die unter dem 14./24. April 1890 gegen den Rekruten des diesseitigen Regiments Christian Schröter aus Kälberbronn, Gde. Herzogsweiler, O.⸗A. Freudenstadt, verfügte Vermögensbeschlag⸗ nahme ist, nachdem Schröter beigebracht worden, wieder aufgehoben worden.
Den 16. Oktober 1892.
Infanterie⸗Regiment Kaiser Friedrich, K. v. Pr.
2
(7. Württ.) Nr. 125.
2) Aufgebote, Zustellungen und dergl.
[41713] Aufgebot.
Die Firma J. A. Schwarzschild Söhne in Frank⸗ furt am Main hat das Aufgebot eines am 24. August 1892 von der Firma Kumff & Eckenstein in London auf die Neußer Dampfmühlen⸗Actien⸗Gesellschaft zu Neuß gezogenen und von dieser acceptirten, über den Betrag von 16 300 ℳ lautenden, am 24. Oktober 1892 an die Ordre von B. W Blydenstein & Cie in London zahlbaren Wechsels beantragt. Der In⸗ haber des Wechsels wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 16. Mai 1893, Nachmittags 4 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte 815 raumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und den Wechsel vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung des Wechsels erfolgen wird.
Neuß, den 3. Oktober 1892.
Königliches Amtsgericht.
[41707]
88
[30000] Aufgebot.
Auf Antrag des Kistenfabrikanten August Fuß, Grünenstraße Nr. 100 in Bremen, wird der un⸗ bekannte Inhaber der am 19. Februar 1879 von der Bremischen Sterbe⸗Kasse auf Gegenseitigkeit auf das Leben des Antragstellers zu Gunsten von dessen Erben ausgestellten Versicherungspolice, welche die Nr. 382 trägt, hiermit aufgefordert, die bezeichnete Urkunde unter Anmeldung seiner Rechte auf dieselbe spätestens in dem hiermit auf Freitag, den 7. April 1893, Vormittags 11 ½ Uhr, unten im Stadthause, Zimmer Nr. 6, anberaumten Aufgebotstermine dem Gerichte vorzulegen, widrigenfalls dieselbe für kraft⸗ los erklärt werden soll.
Bremen, 10. August 1892.
Das Amtsgericht. (gez.) Völckers
Zur Beglaubigung: C. Viohl, Gerichtsschreiber.
[30853] Aufgebot.
Das Devpositalbuch Nr. 168 des Bruß⸗Lesno'er Vorschußvereins zu Bruß, Eingetragene Genossen⸗ schaft mit unbeschränkter Haftpflicht uͤber 780,20 ℳ, ausgefertigt für Johann Wenta in Lesno, ist an⸗ geblich verloren gegangen und soll auf Antrag des Johann Wenta zum Zweck der neuen Ausfertigung amortisirt werden.
Es wird deshalb der Inhaber des Buches auf⸗ gefordert, spätestens im Aufgebotstermin, den 28. Februar 1893, Vormittags 10 Uhr, bei dem unterzeichneten Gericht, Zimmer Nr. 25, seine Rechte anzumelden und das Buch vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung desselben erfolgen
Konitz, den 11. August 1892. 8
Königliches Amtsgericht. IV.
[41715] Aufgebot.
Das von der städtischen Sparkasse zu Uerdingen der zu Kaldenhausen wohnenden gewerblosen Helene Kampschen auf deren Namen ausgefertigte Spar⸗ kassenbuch B. Nr. 258 ist verloren gegangen. In demselben sind folgende Einlagen vermerkt:
a. am 8. Juni 1891 Nr. 270 50 ℳ b. am 15. Februar 1892 Nr. 1194 300 ℳ, 1 Zinsen sind nicht erhoben.
‚Auf Antrag der genannten Helene Kampschen wird der Inhaber des besagten Quittungsbuches hier⸗ mit aufgefordert, spätestens in dem auf Samstag, den 6. Mai 1893, Vormittags 10 Uhr, be⸗ stimmten Aufgebotstermine bei dem unterzeichneten
Gerichte seine Rechte anzumelden und bezeichnetes Buch vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung desselben erfolgen wird.
Uerdingen, 13. Oktober 1892.
Königliches Amtsgericht. Abtheilung I.
’ Hermesdorff. Beglaubigt: (L. S) Köchy, Assistent, Gerichtsschreiber.
[41769] -
Das ark der hiesigen Sparkasse
lautend auf „Schäferei⸗
Pächter, hier Caution“, d. d. 16. Februar 1884, ist zu Verlust gegangen.
Auf Antrag des ändlers Georg Gut⸗ mann von hier als Vorstand der Vereinigung sämmtlicher Schafhalter der adtgemeinde Weißen⸗ burg ergeht nun an den Inhaber dieses Sparkassabuches die Aufforderung, spätestens im Aufgebotstermin Mittwoch, 3. Mai 1893, Vorm. 9 Uhr, seine Rechte hieran anzumelden und das Sparkassa⸗ buch vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung desselben erfolgen würde.
Weißenburg a. S., 17. Oktober 1892. Königl. Bayer. Amtsgericht.
Meyer. Beglaubigt: Weißenburg, 17. Oktob
Die Forichtssch — e Gerichtssch
(L. S.)
(L. S.) Angermann, Kgl.
[26218] Aufgebot. Der Zimmergeselle Leon Karasch zu Angermünde hat das Aufgebot des angeblich verloren gegangenen assenbuches des Kreises Marienwerder Nr. 225 578,71 ℳͤ beantragt. Das Sparkassenbuch war
Leo Karasch aus Jellenthal ausgestellt.
Der Inhaber des Sparkassenbuches wird auf⸗ gefordert, spätestens in dem auf den 16. Februar 1893, hora 11, Zimmer 13, vor dem unter⸗ zeichneten Gericht anstehenden Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und das Svparkassenbuch vor⸗ zulegen, widrigenfalls dasselbe für kraftlos erklärt werden wird.
Marienwerder, den 14. Juli 1892.
* 8
[41720] Aufgebot.
Nachbenannte Personen haben verfahren beantragt:
1) der Restaurateur Gustav Feuge hier bezüglich es Kaufbriefs vom 5. April 1877, laut dessen an dem früher dem Antragsteller und dessen Ehefrau, Mathilde, geb. Reusche, gemeinschaftlich gehörigen, an der Friesenstraße hier sub No. assec. 2239 belegenen Hause 1500 ℳ nebst 5 % Zinsen für den Locomotivführer Heinrich Cuers hier als Hypothek eingetragen sind; 8
2) der Fuhrherr Fritz Schünhoff und dessen Ehe⸗ rau, Auguste, geb. Heuer, hieselbst, hinsichtlich der
igationen:
vom 7. Mai 1840, inhalts welcher 900 Thaler = 2700 ℳ nebst 5 % Zinsen,
b. vom 18. Oktober 1877, inhalts welcher 900 ℳ nebst 5 % Zinsen für O
das Aufgebots⸗
i den Orchesterdiener Heinrich Lippel und dessen Ehefrau, Louise, geb. Brecht, hier, an dem den Antragstellern gemeinschaftlich gehörigen, an der Knochenhauerstraße hier in der Altstadt Nr. 515 belegenen Hause und Hofe zur Hypothek eingetragen sind.
Die unbekannten Inhaber der bezeichneten Urkunden werden hierdurch aufgefordert, spätestens in dem auf den 28. April 1893, Morgens 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Auguststraße 6, Zimmer Nr. 24. angesetzten Aufgebotstermine ihre Rechte anzumelden und die Urkunden vorzulegen, unter dem Rechtsnachtheile, daß die bezeichneten Urkunden den Eigenthümern der verpfändeten Grund⸗ stücke gegenüber für kraftlos erklärt werden.s
Braunschweig, den 5. Oktober 1892.
Herzogliches Amtsgericht. W. Kulemann.
[351 Aufgebot 8 „Der Kothsaß August Fleige in Watenstedt, der eingetragene Eigenthümer des unter Versicherungs⸗ Nummer 16 von Watenstedt belegenen Kothhofs, hat glaubhaft gemacht, daß ein auf das genannte Grundstück zu Gunsten des Häuslings Johann Hein. rich Diestel in Lesse eingetragenes Hypothekkapital zu 600 ℳ aus der Obligation vom 22. August 1846 schon vor dem 1. Oktober 1878 nebst Zinsen zurückgezahlt bezw. gezahlt, der Inhaber der Schuld⸗ urkunde aber unbekannt sei, und die Einleitung des Aufgebotsverfahrens beantragt.
Es werden daher Alle, welche auf die fragliche Hypothek Anspruch machen, und die unbekannten nhaber der Schuldurkunde unter Hinweis auf §§ 7 Nr. 7 b. und 11 Ziffer 1 des Braunschwei⸗ gischen Ausführungsgesetzes vom 1. April 1879 Nr. 12 hierdurch aufgefordert, ihre Rechte unter Vorlegung der Urkunde spätestens in dem auf den 6. April 1893, Morgens 9 ½ Uhr, vor unter⸗ zeichnetem Gerichte anstehenden Termine anzumelden, widrigenfalls die Hypothekurkunde dem Eigen⸗ thümer des verpfändeten Grundstücks gegenüber für kraftlos erklärt, die Hypothek aber gelöscht werden wird.
Salder, den 14. September 1892.
Herzogliches Amtsgericht. pon Altey.
[18065] Aufgebot.
I. Auf dem *Grundbesitz der Söldnerseheleute FTaver und Maria Fischer von Kettersdorf ist im Hyp.⸗Bch. f. Thenried Bd. I. S. 220
a. ein Kapital zu 78 Fl. 46 Kr., woran 48 Fl. 46 ½ Kr. zu 3 % verzinslich sind, für Theres Stoiber von Kettersdorf eingetragen,
b. für dieselbe weiters ein Uebernahmsschillings⸗ rest von 1091 Fl. 13 ½ Kr. vorgemerkt,
II. auf dem Grundbesitz des Krämmers Johann Amberger von Zenching ist im Hyp.⸗Bch. f. Zenching Bd. I. S. 413
a. ein Kapital zu 18 Fl. für die Erben der Anna Maria Schüßl von Drahthäusl (mit Ausnahme des Wolfgang Schüßl),
b. ein Darlehenskapital zu 63 Fl. für Anna Maria Schwaickl mit⸗jährlich 2 Fl. Zins, c. ein Kapital zu 27 Fl. für die Wirthin Groß
von Traitsching eingetragen,
III. auf dem Grundbesitz der Häuslerseheleute Wolfgang und Franziska Riederer in Obervierau ist im Hyp.⸗Bch. f. Altrandsberg Bd. II. S. 75 für den Gutsbesitzer Georg von Reider von Alt⸗ randsberg ein zu 4 % verzinslicher Kaufschillingsrest von 150 Fl. eingetragen,
IV. auf dem Grundbesitz des Bauers Andreas Schiegl von Wolfersdorf ist im Hop.⸗Bch. f. Wol⸗ fersdorf Bd. I. S. 155 unterm 2. Mai 1826 auf Grund Uebergabsbriefs vom 10. April 1826 Hypo⸗ thek für 98 Fl. 20 Kr. „unbedeutende Currentschul⸗ den“ eingetragen.
Da die Nachforschungen nach den rechtmäßigen Inhabern vorgenannter eingetragener bezw. vor⸗
gemerkter Forderungen fruchtlos geblieben und vom Tage der letzten auf diese Forderungen sich beziehen⸗ den Handlungen an gerechnet dreißig Jahre ver⸗ strichen sind, so werden auf Antrag der Betheiligten diejenigen, welche auf die fraglichen Forderungen ein Recht zu haben glauben, zur Anmeldung innerhalb sechs Monaten, längstens aber im Aufgebotstermine am Donnerstag, den 29. Dezember 1892, Vormittags 9 Uhr, beim hiesigen Kgl. Amts⸗
„gerichte unter dem Rechtsnachtheil aufgefordert, daß
im Falle der Unterlassung der Anmeldung die For⸗ derungen für erloschen erklärt und im Hypotheken⸗ buche gelöscht würden. 8
Kötzting, am 1. Juni 1892.
Königliches Amtsgericht. (gez.) Leipold, Kgl. Amtsrichter. Zur Beglaubigung: Kötzting, am 10. Juni 1892. Gerichtsschreiberei des Kgl. Amtsge (L. S.) Igel, Kgl. S
Aufgebot. Antrag es Eigenthümers Joseph 2 gebiet, 8 des Schlossers Heinrich Lepke zu Danzig, vertreten durch Rechtsanwalt Adam zu Danzig, soll für nachstehend bezeichnete Grundstücke, nämlich:
1) die in den Gemarkungen Altschottland und Stadtgebiet rechts vom Radaunedamme belegenen, unter Artikel Nr. 27 der Grundsteuermutterrolle des Gemeindebezirks Altschottland, der Nummer 5 des Kartenblatts und den Parzellen⸗Nummern 609 a und 609 b eingetragenen Liegenschaften von zusammen 4 a 60 qm Größe,
2) die in den Gemarkungen Altschottland und Stadtgebiet belegenen, unter Artikel Nr. 10 und 13 der Grundsteuermutterrolle des Gemeindebezirks Alt⸗ schottland, der Nummer 5 des Kartenblatts und den Parzellennummern 556, 557, 563 und 564 einge⸗ tragenen Liegenschaften von zusammen 16 a 30 qm Größe,
die Anlegung je eines Grundbuchblattes und die Eintragung des Wegner ad 1 und des Lepke ad 2 als Eigenthümer erfolgen.
Es werden deshalb alle ihrer Existenz nach un⸗ bekannten Eigenthumsprätendenten und dinglich Be⸗ rechtigten aufgefordert, ihre Ansprüche und Rechte auf das Grundstück spätestens im Aufgebotstermine den 30. Dezember 1892, Vorm. 9 ½ Uhr, bei dem unterzeichneten Gerichte anzumelden, widrigenfalls sie mit ihren etwaigen Realansprüchen auf das Grundstück werden ausgeschlossen und ihnen deshalb ein ewiges Stillschweigen auferlegt werden wird.
Bezüglich der Grundstücke ad 1 werden die Wittwe Anna Papke, geb. Bleß, früher in Alt⸗ schottland, und der Grundstücke ad 2 die Johann Gabriel Barth'schen Erben öffentlich geladen.
Danzig, den 15. Oktober 1892.
Königliches Amtsgericht. X. Pospieszyl.
[41714] Aufgebot.
1) Das Grundstück Nr. 127 Leuthen, bestehend aus einer an der Dorfstraße belegenen Leerhäusler⸗ stelle in einer Größe von 4 a 40 qm, mit 45 ℳ Nutzungswerth, als dessen ““ Samuel Siegert im Grundbuche eingetragen steht,
2) das Grundstück Nr. 37 Regnitz, bestehend aus einem zwischen der Camoeserstraße und Grenze be⸗ legenen Ackerstücke in einer Größe von 1 ha 2 a 10 qm, mit 22 ℳ 26 ₰ Reinertrag, als dessen Eigenthümerin die Häuslerwittwe Susanna Lindner im Grundbuche eingetragen steht,
werden auf Antrag der Besitzer und zwar ad 1:
a. des Arbeiters Johann Carl Ernst Wolf
Poln. Peterwitz,
b. des Maurers Johann Carl Franz Wolf
Leuthen, c. des Maurers Johann Carl Josef Wolf Leuthen, sämmtlich vertreten durch den Rechtsanwalt Keil Neumarkt, ad 2:
a. des Regnitz,
b. der verehelichten Zimmerpolier Christiane Regel, geborenen Lindner, zu Regnitz im Bei⸗ stande ihres Ehemannes Gottlob Regel, der verehelichten Lakai Maria Elisabeth Hoffmann, geborenen Lindner, zu Berlin, Bau⸗ hofstraße 3/4, vertreten durch ihren General⸗
Korbmachermeistere August Lindner zu
bevollmächtigten, Zimmerpolier Gottlob Regel zu Regnitz,
d. der verwittweten Korbmacher Auguste Lindner, 3 geborenen Gebauer, zu Neusalz a. O., sämmtlich vertreten durch Rechtsanwalt Keil zu Neumarkt,
zum Zwecke der Besitztitelberichtigung im Grund⸗ buche hiermit aufgeboten.
Alle diejenigen, welche das Eigenthum der vor⸗ genannten Grundstücke beanspruchen, bezüglich des erstgenannten Grundstücks namentlich die Gustav Hermann, Marie Auguste Bertha und Johann Carl Robert Geschwister Hilse, werden aufgefordert, ihre Rechte und Ansprüche auf die Grundstücke spä⸗ testens im Aufgebotstermine den 29. Dezember 1892, Vormittags 11 Uhr, anzumtelden und zu bescheinigen, widrigenfalls sie mit ihren Eigen⸗ thumsansprüchen werden ausgeschlossen werden und ie Eintragung der Antragsteller als Eigenthümer erfolgen wird. —
Neumarkt, den 11. Oktober 1892.
Königliches Amtsgericht.
Aufgebot.
. Der Eigenthümersohn Carl August Lüdtke aus Isabella, geboren am 13. Mai 1835, welcher etwa im Jahre 1860 von Isabella nach Amerika ausgewandert und seitdem verschollen ist,
II., die Brüder Johann und Simon und Ludwig Marquardt, geboren am 2. Juni 1835 bezw. 11. Mai 1841 bezw. 4. Oktober 1852, Kinder des für todt erklärten Eigenthümers Michael Marquardt aus Studziniec, welche vor etwa 20 Jahren von Sipiory verzogen und seitdem verschollen sind,
werden
zu I. auf Antrag des Eigenthümers Daniel Rehbein aus
zu II. auf Antrag ihres Bruders,
August Marquardt zu Sipi
den 16. September 1893, Vormittags 11 Uhr, bei dem unterzeichneten Gericht zu melden, widrigenfalls ihre Todeserklärung erfolgen wird.
Schubin, den 23. September 1892..
Königliches Amtsgericht.
8
„ 2
„ ——
[417700 Aufgebot.
Der Landwirth Johann Martin Ludwig Pasedag, geboren am 6. November 1825 zu Gr. Bisdorf, welcher dort bis zum Jahre 1878 als Bauerguts⸗ besitzer, dann aber in Greifswald seinen Wohnsitz gehabt hat, und seit dem Jahre 1880 verschollen ist, wird auf g seiner Ehefrau Marie, geb. auf den 2. Dezember 1893, Mittags 12 vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Termine zu melden, widrigenfalls derselbe für todt und sein Vermögen als seinen Erben angefallen erklärt wesden wird.
Greifswald, den 12. Oktober 1892.
Königliches Amtsgericht.
¶ Spgb
[39962] Aufgebot.
Auf Antrag des Abwesenheitsvormundes, des Alt⸗ sitzers Friedrich Stanull zu Kl. Makohnen, wird der am 23. Februar 1827 als Sohn der Martin und Katharina, geb. Ruddat, Czuppras'schen Eheleute zu Mehlawischken geborene, seit etwa 30 Jahren ver⸗ schollene Christoph Czuppras aufgefordert, sich spätestens im Aufgebotstermine am 4. Oktober 1893, Vorm. 10 Uhr, bei dem unterzeichneten “ zu melden, widrigenfalls seine Todeserklärung
Skaisgirren, den 4. Oktober 1892.
Königliches Amtsgericht.
[41717] Aufgebot.
Auf Antrag der Frau Carolina oder Marie Adolphine Petersson, geb. Köster, Aufgebot dahin erlassen:
I. Es wird der am 16. November 1837 zu Calmar geborene Carl August Petersson, welcher Anfang des Jahres 1875 auf einer Reise von Hamburg nach Zanzibar als Koch des Schiffes „Nubia“, Capitain E. D. Thamen, über Bord gefallen und ertrunken sein soll, hierdurch auf⸗ gefordert, sich bei dem unterzeichneten Amts⸗ Fee Dammthorstraße 10, 1. Stock, Zimmer tr. 17, spätestens aber in dem auf Freitag, den 5. Mai 1893, Nachmittags 1 Uhr, anberaumten Aufgebotstermin daselbst, Parterre, Zimmer Nr. 7, zu melden, unter dem Rechts⸗ nachtheil, daß er werde für todt und seine Ehe mit der Antragstellerin werde für aufgehoben erklärt werden.
Alle unbekannten Erben und Gläubiger des ge⸗ nannten Verschollenen werden hierdurch auf⸗ efordert, ihre Ansprüche bei dem unterzeichneten mtsgericht, spätestens aber in dem obbezeich⸗
neten Aufgebotstermin anzumelden — und zwar Auswärtige unter Bestellung eines hiesigen Zu⸗ Aus⸗
Caroline wird ein
stellungsbevollmächtigten — bei Strafe d A schlusses und ewigen Stillschweigens. Hamburg, den 13. Oktober 1892. Das Amtsgericht Hamburg. Abtheilung für Aufgebotssachen. (gez.) Tes dorpf Dr. Veröffentlicht: Ude, Gerichtsschreibergehilfe.
[41716] Aufgebot. Auf Antrag des Testamentsvollstreckers der ver⸗ storbenen Frau Anna Friedrica Justine, geb. Voss, des Johann Ludwig Ferdinand Röseler Wittwe, nämlich des Schlossermeisters Adalbert Klement, ver⸗ treten durch den Rechtsanwalt Dr. Stade, wird ein Aufgebot dahin erlassen: Alle, welche an den Nachlaß der hierselbst am 11. September 1892 verstorbenen Frau Anna Friedrica Justine, geb. Voss, des Johann Lud⸗ wig Ferdinand Röseler Wittwe, Erbansprüche oder sonstige Forderungen zu haben vermeinen oder welche den Bestimmungen des von der ge⸗ nannten Erblasserin am 12. Februar 1890 er⸗ richteten, am 29. September 1892 publicirten Testaments, insbesondere der Bestellung des A
Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch. .Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaften. Niederlassung ꝛc. von Rechtsanwälten. Bank⸗Ausweise.
Verschiedene Bekanntmachungen.