S h.-NeR
eee
Die Eröffnung der städtischen Wärmehallen am Alexander⸗ Platz wird, wie die „N. Pr. Ztg.“ berichtet, am 1. November statt⸗ finden: gegenwärtig ist man mit der Ausbesserung der Heizanlagen
beschäftigt.
Breslau. Die Bauarbeiten an der Kanalisirung der oberen Oder sind im Laufe des letzten Jahres so gefördert worden, daß am 18. d. M. die Grundsteinlegung an der ersten Schleuse der Strecke Kosel — Neissemündung, die in der Nähe des Dorfes Januschkowitz liegt, stattfinden konnte. Zu dieser Feier hatte, wie das „Centr.⸗Bl. d. Bauv.“ berichtet, der Thef der Oderstrom⸗ Bauverwaltung, Ober⸗Präsident von Schlesien Herr von Seydewitz an eine Anzahl Personen, die zu den Bauausführungen in Beziehung stehen oder besonderes Interesse dafür bekundet haben, Einladungen ergehen lassen, denen etwa siebzig Personen Folge geleistet hatten. Es befanden sich unter diesen die Grafen Saurma, Bethusy⸗Huc, Haugwitz und mehrere Großgrundbesitzer der Umgegend, sowie der Regierungs⸗Präsident von Bitter aus Oppeln, der Geheime Regierungs⸗ Rath Freiherr von Seherr⸗Thoß, der Geheime Baurath Loenartz, der Oderstrom⸗Baudirector, Regierungs⸗ und Baurath Pescheck, der mit der Bauleitung für die Kanalisirung betraute Regierungs⸗ und Bau⸗ rath Mohr, sowie die Baubeamten der Bauleitung. Die Feier fand ihren Höhepunkt in der Festrede des Ober⸗Präsidenten, die mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser schloß, und der die üblichen Hammerschläge folgten. Demnächst begaben sich die Fest⸗ theilnehmer auf den fünf Dampfern der Bauleitung nach Oppeln, wo sie ein Festmahl noch längere Zeit vereinigte. Ueber den Umfang der Arbeiten, die von der Bauleitung für die Kanalisirung der Oder auszuführen sind, bemerkt dasselbe Blatt, daß außer der Schleuse bei Januschkowitz noch der Bau des Hafens bei Kosel, der Schleusen bei Krempa, Konty, Groschowitz, Oppeln und an der Neissemündung be⸗ gonnen worden ist. Zwei von den Durchstichen sind bereits er⸗ öͤffnet, ein dritter ist fast vollendet. Die Wehre können im allge⸗ meinen erst nach Fertigstellung der Schleusen in Angriff genommen werden; nur an der Staustufe Oppeln ist es möglich gewesen, ein im Mühlgraben daselbst zu erbauendes Schütenwehr fertigzustellen und an einem Theile des Oderwehres die Rammarbeiten auszuführen. Die Grundsteinlegung der ersten Schleuse am Oder⸗Spree⸗Kanal, für welche die Oderkanalisirung gewissermaßen die Fortsetzung bildet, hat genau fünf Jahre zuvor, am 18. Oktober 1887, stattgefunden.
Swinemünde, 23. Oktober. Der nach Stettin gehende spanische Dampfer „Gaditano“ rannte, wie „W. T. B.“ mit⸗ theilt, heute früh im hiesigen Hafen gegen zwei festliegende, mit Kohlen beladene Oderkähne. Der eine, vollständig durchgeschnitten, sank sofort, der andere, im Sinken begriffen, wurde auf Grund ge⸗ schleppt. Die Besatzung rettete nur das nackte Leben. Dem Schlepp⸗ dampfer „Blume“, der den „Gaditano“ bugsirte, wurde die Commando⸗ brücke zertrümmert, und ein Prahm der Hafenverwaltung beschädigt.
Flensburg, 24. Oktober. Die Verleihung einer Fahne an den Verein ehemaliger Kameraden des Garde⸗Corps fand nach Mittheilung des „D. B. H.“ gestern in festlicher Weise in Gegenwart der Spitzen der Militär⸗ und Civilbehörden statt.
Rostock, 21. Oktober. In der Nacht vom 18. auf den 19. d. M. sind, wie der „N. Pr. Z.“ geschrieben wird, im südlichen Mecklenburg die ersten Nachtfröste aufgetreten, während an der Küste die Temperatur allerdings auch tief gesunken war, aber keine Kältegrade verzeichnet wurden. Die heftigen Niederschläge, die am 17. und 18. d. M. fielen, waren in der Umgegend von Parchim, Lübz, Plau und Goldberg mit Schneefall verbunden. Am Morgen lag der Schnee auf einigen Feldmarken so dicht, daß die
Gegend “ einer Winterlandschaft glich. Empfindliche Pflanzen, wie Gurken, Georginen, Sommerastern u. a. sind zum theil vollständig erfroren.
Wechmar, 16. Oktober. Heute fand hier die Enthüllung einer Gedenktafel für die berühmte Musikerfamilie Bach statt. Wie die „Cob. Ztg.“ meldet, hatten sich zu der Feier zahlreiche Einwohner von hier und aus den Nachbarorten eingefunden, welche sich sodann im Saale des Gasthauses „Zum weißen Roß“ versam⸗ melten, um der von einem Mitgliede des „Böhnervereins“ aus Gotha vorge⸗ tragenen Mittheilung der Lebensgeschichte der Familie Bach beizuwohnen. Es folgten hierauf verschiedene Musik⸗ und Gesangsvorträge. So verlief die Bachfeier in freudiger Stimmung und in der Erwartung, daß in Wechmar sowie in den umliegenden Ortschaften das Andenken an die Familie Bach auf immer in Ehren gehalten werde.
Hamburg, 23. Oktober. Branddirector Kipping ist infolge der gestern bei dem Brande des Lagerspeichers der „Packet⸗ fahrt⸗Actiengesellschaft“ (vergl. Nr. 251 d. Bl. n. Schl. d. Red.) erlittenen Verletzungen Nachts gestorben. Die Feuersbrunst im „Kleinen Grasbrook“ ist gelöscht. Versichert sind der Speicher der „Packetfahrt⸗Actiengesellschaft“ mit 646 000 ℳ — Schaden auf 90 % geschätzt —, die Reiherstieg⸗Werft mit 1 137 000 ℳ — Scha⸗ den auf 10 % geschätzt —, die chemische Fabrik von Stahmer, Noack u. Co. mit 220 000 ℳ — Schaden auf 60 % geschätzt.
Lausanne, 23. Oktober. In dem Prozeß wegen der ’ Explosion auf dem Dampfer „Montblanc“ vom 9. Juli d. J. hat nach einem Bericht des „W. T. B.“ der hiesige Assisenhof die drei Angeklagten, den Director Rochat, den Maschinisten Fornerod und den Maschinenaufseher Lips, freigesprochen.
Cagliari. 22. Oktober. Durch den in Nr. 251 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ bereits gemeldeten Wirbelsturm ist besonders in San Sperate ungeheurer Schaden angerichtet worden. Die Ortschaft ist zur Hälfte zerstört, sodaß selbst der Eintritt in die Stadt fast un⸗ möglich ist. Die Zahl der Verunglückten wird auf 200 geschätzt. Nach einer Meldung des „D. B. H.“ aus Ajaccio beträgt die Zahl der Opfer des Sturms über 100. 63 Leichen sind aufgefunden, etwa 300 Häuser vollständig zerstört. Die Gemeinde San Sperate ist zur Hälfte verschwunden; der übrig gebliebene Theil steht isolirt inmitten von Gewässern.
Luzern. Das Luzerner „Vaterland“ schreibt: Das Wunderbarste auf dem Gebiet der sonst schon an Erfindungen so außerordentlich reichen Uhrenmacherei ist eine Repetiruhr, welche die Zeitangaben, d. h. die Stunden und Viertelstunden, spricht, statt dieselben zu schlagen. Diese sprechende Repetiruhr ist soeben einem Genfer Uhrmacher vom eidgenössischen Amt patentirt worden. Die sprechende Uhr ist mit Zuhilfenahme des Phonographen angefertigt; in dem Gehäuseboden einer Taschenuhr be⸗ findet sich eine phonographische Platte, auf welche vor der Fertig⸗ stellung der Uhr die Stunden⸗ und Viertelstunden⸗Zeiten hinauf⸗ gesprochen worden sind. Im ganzen trägt die Scheibe 48 concentrische Furchen, von welchen 12 die phonographischen Zeitangaben der Stunden, 12 diejenigen der Stunden und der ersten, 12 diejenigen der Stunden und der zweiten und 12 diejenigen der Stunden und der dritten Viertelstunden in sich tragen. Zeigt nun z. B. der Stundenzeiger auf dem Zifferblatt 12 ¼ Uhr, so greift eine feine Spitze in die entsprechende Furche ein und von der gleichzeitig rotirenden Scheibe wird dann die Zeitangabe zwölf und ein Viertel ertönen, gerade so, wie beim Phonographen von der rotirenden Walze die auf letztere hinaufgesprochenen Worte ertönen.
Der Rückendeckel der Uhr hat in der Mitte eine kleine Schallöffnung ähnlich wie die natürlich bedeutend größeren Schallöffnungen beim Telephon. Wird die Schallöffnung der Uhr an das Ohr gehalten,
so ist die gesprochene Zeit um so deutlicher vernehmbar.
Ostende, 24. Oktober. Anhaltende heftige Stürme ver⸗ hindern, wie „D. B. H.“ meldet, das Auslaufen der Dampfer aus den französischen Häfen.
New⸗York, 22. Oktober. Nach einem Telegramm des „W. T. B.“ aus Los Angeles (Kalifornien) explodirte bei einem gestern Abend gelegentlich der Columbusfeier abgebrannten Feuerwerk ein mit Pulver gefülltes Rohr. Zwei Knaben und ein Mädchen wurden sofort getödtet, neun Personen schwer verwundet.
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
Halle a. S., 24. Oktober. (W. T. B.) Der Componist Dr. Robert Franz ist heute früh hier gestorben.
Heidelberg, 24. Oktober. (W. T. B.) Der hiesige Personen⸗Bahnhof der Main⸗Neckarbahn ist in ver⸗ gangener Nacht vollständig niedergebrannt.
Paris, 24. Oktober, (W. T. B.) Das Journal „Parti National“ veröffentlicht die Unterredung eines seiner Redacteure mit dem italienischen Botschafter Reßmann, worin letzterer der gegentheiligen Erklärung Ferry's und Barthélemy⸗Saint⸗Hilaire's gegenüber auf das Bestimmteste versicherte, daß der frühere französische Botschafter Noailles in Rom die wiederholte Versicherung abgegeben habe, daß niemals eine französische Expedition nach Dunis unternommen werden solle. Noch am Vorabende der Expedition habe Noailles jene Versicherung wiederholt; dieselbe Zusage sei dem damaligen italienischen Botschafter Cialdini in Paris ertheilt worden.
Bpordeaux, 24. Oktober. (W. T. B.) Bei der gestern
hier vollzogenen Wahl zur Deputirtenkammer wurde der Republikaner Duvigneau mit 10 000 Stimmen gewählt. Die Monarchisten, deren Kandidat bei der letzten Wahl 8000 Stimmen erhalten hatte, enthielten sich der Wahl.
Carmaux, 24. Oktober. (W. T. B.) In den letzten Tagen hatte hier Ruhe geherrscht. In der vergangenen Nacht durchzogen jedoch Arbeitertrupps, die von dem Pariser Anarchisten Tournadre aufgehetzt waren, unter Drohrufen und unter Absingung der Carmagnole die Stadt.
St. Petersburg, 24. Oktober. (W. T. B.) In den ersten acht Monaten des gegenvärtigen Finanz⸗ jahres sind an directen Steuern vom Bauern⸗ stande 28 594 000 Rbl., gleich 317⁄10 Proc. des 114 724 000 Rbl. betragenden Jahresvoranschlages, eingegangen. Die Eingänge von den anderen Ständen betrugen in dem gleichen Zeitraum 7 516 000 Rbl., gleich 382⁄10 Proc. des 19 664 000 Rbl. betragenden Jahresvoranschlages. Verglichen mit den Eingängen in der nämlichen Periode des Vorjahres, sind die diesjährigen Eingänge nur wenig hinter jenen zurück⸗ geblieben.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.
Wetterbericht vom 24. Oktober, 8 Uhr Morgens.
Bar. auf 0 Gr.
Mittwoch:
=40 R.
Stationen.
“
in ° Celsius
50 C.
Temperatur
u. d. Meeressp. red. in Millim
Mullaghmore NNO 2 wolki Aberdeen.. WNW 3 halb bed. Christiansund N 6 wolkig Kopenhagen. 7. (W 2 Dunst Stockholm. WSW 2Schnee
—+‿
Opernhaus.
cana (Bauern ⸗
88 I“ )Jum “ ““ 8 (Le Parfum.) Schwank in 3 Acten von Ernest RcS;, r r g e 1.““ 220. Porstellung Füun n Racu- Tochs. Deutsch von Lüdwig In Vorbereitung: Der Vereinspräsident. Hamiley. omantische er in 1 Act von Fischl. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. [33701 .
G. Bizet. Text von L. Gallet, deutsch von — Vorher: Zum 19 5 Kale: Nach zwei Jahren. — 87001 Hohenzollern⸗Galerie
L. Hartmann. Tanz von E. Graͤeb. In Scene ge⸗ Lustspiel in 1 Act von Almasy Tihamér. Deutsch Lehrter Bahnhof. 1 ℳ Sonntags 50 ₰. setzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapell⸗ von Josef Jarno. In Scene gesetzt von Sigmund meister Weingartner — TCavalleria, rusti- Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr. Ehre). Oper in 1 Aufzug Die Vorstellung von „Im Pavillon“ beginnt um von Pietro Text nach dem gleich⸗ 8 Uhr. 14““ namigen Volksstück von Verga. In Scene ge⸗ Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. setzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: “
Kapellmeister Dr. Muck. — Slavische Braut⸗ werbung. Tanzbild von Emil Graeb. Musik Kroll's Theater. Dienstag: Das Nacht⸗
des Don Augustin Moreto, von West. In Scene b Direction: Si dLauten. Stromtid“ für die deutsche Bühne eingerichtet von geseßt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang Residenz Theater Direction; selanhend eh hr.
August Junkermann. Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Gr. histor. Rundgemälde 1640 — 1890. Geöffnet 9 Uhr bis Dunkelh. Sonnt. 9—9.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.
Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr.
— STJSeoob
aranda . 2 NO 4 Schnee oskau . .. S 1 bedeckt
Cork, Queens⸗ I town .. NW 3 wolkig Cherbourg NW 3 halb bed.
52 NW 5 Ft still wolkig¹) WSW 3 halb bed. 8 WSW F5 bedeckt²) Neufahrwasser 7 WSW 3 edeckt Memel... SSW “ 3) Dn “ S 1 bedeckt änster... 53 SW 4 halb bed. Karlsruhe. 8 S 1 Regen¹) Wiesbaden SW 2 wolkig ⁵) SSO 5 halb bed. 3 halb bed. 4 bedeckt 1 Nebel 5 heiter
Diana.
5 Regen 2 heiter 1 bedeckt
SDSSESFrfrwrto oofpoeoroceoUr
—
¹) Regenböen. 2²) Nachts Regen. ³) Nachts Sturm und Regen. ⁴) Gestern Nachmittag Sturm. ⁵) Vormittags Regen und Schnee, Nachts Reif.
Uebersicht der Witterung.
Ein tiefes barometrisches Minimum liegt über Finland, einen Ausläufer südwestwärts nach der westlichen Ostsee entsendend, unter dessen Einfluß im östlichen Ostseegebiete starke südwestliche Winde wehen. Ueber Nordwest⸗Europa hat der Luftdruck überall zugenommen. In Deutschland ist bei durch⸗ schnittlich mäßigen vorwiegend südlichen bis west⸗ lichen Winden das Wetter kühl und trübe, fast allenthalben ist Regen oder Schnee gefallen, auf Helgoland und zu Wustrow kamen auch Hagelfälle vor; die Temperatur liegt 1 bis 6 Grad unter dem Mittelwerthe; Nachtfröste werden nur aus Cassel und Wiesbaden gemeldet.
Deutsche Seewarte.
Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗
haus. 219. Vorstellung. Die Walküre. In 3 Acten von Richard Wagner. Dirigent: Kapell⸗
meister Sucher. Anfang 7 Uhr. Sene ee 228. Vorstellung. Donna ustspiel in 5 Aufzügen nach dem Spanischen
componirt und arrangirt von P. Hertel. (Mit Ein⸗ lagen von J. Brahms.) Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 229. Vorstellung. Lydia. Plauderei in 1 Aufzug von O. F. Gensichen. In Scene gesetzt vom “ Max Grube. — Die Prüfung. Lustspiel in 1 Aufzug von L. Clement. — Der eingebildete Kranke. Lust⸗ spiel in 3 Aufzügen von Molière, mit Benutzung der Baudissin'schen In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr. Deutsches Theater. Dienstag: Der Misan⸗ throp. — In Civil. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Der Pfarrer von Kirchfeld. Donnerstag: Der Misanthrop. — In Civil. Freitag: Galeotto.
Berliner Theater. Dienstag: Das Käthchen von Heilbronn. Anfang 7 Uhr.
Mittwoch: Ein Fallissement. 88
Donnerstag: Das Käthchen von Heilbronn.
In Vorbereitung: Dora.
Lessing⸗Theater. Dienstag: Zum 26. Male: Die Orientreise. Schwank in 3 Acten von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Die Orientreise. 1“
Donnerstag: Die Orientreise.
Wallner-Theater. Dienstag: Der Mann im Monde. Posse mit Gesang in 3 Aufzügen (5 Bildern) von Eduard Jacobson. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Vorletztes Auftreten des Herrn Franz Guthery. Neu einstudirt: Eine leichte Person. Poff mit Gesang in 3 Acten (8 Bildern) von Emil
ohl. Musik von A. Conradi und V. Holländer. (Hätschler: Herr Guthery.)
Donnerstag: Letztes Auftreten des Herrn Guthery. Zum letzten Male: Der Mann im Monde. (Liebetreu: Herr Guthery.)
In Vorbereitung: Joachim von Brandenburg. Schauspiel in 5 Acten von Max Meßner.
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Dienstag: Vierter Abend im Offenbach ˖ Cyelus. 10. Aufführung. Die schöne Helena. Komische Operette in 3 Acten von Meilhac und Halévy, deutsch von J. Hopp. Musik von Jacques Offen⸗ bach. Anfang 7 Uhr. “
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. 1
B8
lager in Granada. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Gastspiel der Frau Moran⸗Olden. Oberon. (Rezia: Frau Moran⸗Olden.) Donnerstag: Abschieds⸗Benefiz der Frau Etelka Gerster. 2. Act Rigoletto. 2. Act Barbier von Sevilla. 3 Act Lucia von Lammermoor.
Belle⸗Allianrce-Theater. Dienstag: Mit gänzlich neuer Ausstattung: Zum 17. Male: Pandora, oder: Götterfunken. Ballet⸗Pantomime in drei Bildern und einem Zwischenspiel von W. Hock, Musik von Fritz Krause. Choreographisches Arran⸗ gement vom Balletmeister Giovanni Ambrogio. — Vorher: Die Nürnberger Puppe. Komische Oper in 1 Act von Leuven und A. v. Beauplan, Musik von A. Adam. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Theater Unter den Linden. Direction; Alois und Rudolph Ronacher. Dienstag: Die Welt in Bild und Tanz. Phantastisches Ausstattungs⸗Ballet in 1 Vorspiel und 5 Bildexn von F. Gaul und J. Haßreiter. Musik von J. Bayer. Ballet⸗Autoren der K. u. K. Hofoper in Wign. Inscenirung durch den Balletmeister Hrn. L. Gundlach. — 9 ½ Uhr: Das grandiose chinesische Ballabile Ein Drachenfest. (Mitwirkende: 500 Personen.) Vor dem Ballet (nur noch einige Aufführungen): Daphne. Operette in 1 Act von Hans Müller. Musik von A. Ferron. Inscenirt vom Ober⸗Regisseur Herrn C. A. Friese. Ueberdies: Hervorragendstes Variété⸗Programm. Kassen⸗Eröffnung 6 ½ Uhr. Anfang 7 Uhr.
Café Ronacher, Restaurants Unter den Linden. Ronacher.
Während des ganzen Tages und auch nach der
Vorstellung geöffnet. 12
Adolph Ernst⸗Theater. Dienstag: Zum 50. Male: Die wilde Madonna. Gesangs⸗ posse in 3 Acten von Leon Treptow. Couplets von G. Görß. Musik von G. Steffens. Mit neuen Costumen aus dem Atelier der Fr. Köpke und neuzen Decorationen von Lütkemeyer in Coburg. In Stene gesetzt von Adolph Ernst. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. 1
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Dienstag: Gesammt⸗Gastspiel des Fritz Reuter⸗ Ensemble unter Direction von Angust Junker⸗ mann. Zum 47. Male: Onkel Bräsig. Lebens⸗
bild in 5 Acten nach Fris Reuter's „Ut mine
Concerte.
Sing-Akademie. Dienstag, Anfang 8 Uhr: Concert von Anna Goldbach (Gesang) und
Gertrud Grunow (Klavier).
Concert-Haus. Dienstag, Abends 7 Uhr: Karl Meyder⸗Concert.
Fest⸗Ouverture von Lortzing. Königs⸗Gebet aus „Lohengrin“ von Wagner. „Ange d'amour“, Walzer von Waldteufel. „Träume“, für die Violine von Dunkler (Herr Carnier). „Das weiß nur ich allein“, für Piston von Riegg (Herr Steffens). „Gruß an Berlin“, Marsch von Mevyder.
Saal Bechstein, Linkstraße 42. tag, Anfang 7 ½ Uhr: Lieder⸗Abend von Marie Schmidt⸗Köhne und Felix Schmidt unter gütiger Mitwirkung des Componisten Herrn Wilhelm Berger.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Elisabeth von Bockelberg mit Hrn. Regierungs⸗Assessor Georg Steiner (Stettin — Posen). — Frl. Helene Vanselow mit Hrn. Frhrn. von Bohlen (Ludwigslust —Bohlendorf auf Rügen).
Verehelicht: Hr. Rittergutsbesitzer Carl Walliczek mit Frl. Martha Augsburg (Breslau). — Hr. Graf zu Münster mit Freiin von Rheinbaben (Braunschweig). — Hr. Graf Ludwig zu Revent⸗ low mit Gräfin Benedicta zu Reventlow (Wulfs⸗ hagen bei Gettorf).
Geboren: Eine Tochter: Hrn. Consistorial⸗ Rath Alfeld (Hannover). — Hrn. Hauptmann von Bonin (Dessau). — Hrn. Prem.⸗Lieut. Hans von Wurmb (Hannover).
Gestorben: Hrn. Hauptmann von Arnauld de la Periéère Tochter Marion Angélique (Weimar — Güstrow). — Fr. Helene von Winterfeld⸗Freyen⸗ stein, geb. von Stülpnagel (Berlin). — Marie Freifrau von Gaertner, geb. Sternagel (Breslau). — Frau Ober⸗Forstmeister von Seebach, geb. Flügge (Uslar). — Hr. General⸗Major z. D. Georg Frhr. von Bülow (Celle).
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: 8
Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. “ Fünf Beilagen
Er st FBWei age
s-Anzeiger und Königlich Preußi
8
Statistik und Volkswirthschaft.
Deutsche Roheisenproduction.
Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Roheisen⸗ production des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat September 1892 auf 397 458 t; darunter Puddelroheisen und Spiegeleisen 141 881 t, Bessemerroheisen 23 667 t, Thomasroh⸗ eisen 169 094 t, Gießereiroheisen 62 816 t. Die Production im September 1891 betrug 390 901 t, im August 1892 401 163 t. Vom 1. Januar bis 30. September 1892 wurden producirt 3 588 641 t gegen 3 295 656 t im gleichen Zeitraum des Vorjahrs.
Die Frauenvereine im Großherzogthum 1“ Sachsen⸗Weimar 5
haben auch im Vorjahre eine sehr segensreiche Thätigkeit entfaltet. Sie gliedern sich in acht Centralvereine, deren Thätigkeit sich ins⸗ gesammt über 170 Gemeinden erstreckt. Früher im wesentlichen nur mit Kleinkinderbewahr⸗ und Suppenanstalten, sowie mit der Be⸗ schaffung von Arbeitsgelegenheit für arme Frauen beschäftigt, haben diese Vereine neuerdings auch wichtige andere Unternehmungen neben den erstgenannten in ihren Kreis gezogen. So sind eine Anzahl Industrieschulen und in stets wachsender Zahl auch Haus⸗ haltungsschulen errichtet worden. In Weimar wurden vier⸗ undzwanzig im letzten Schuljahre stehende Schülerinnen zu diesem Unterricht von der Schulverwaltung bestimmt und ihnen allwöchentlich der Sonnabend, in dessen Vormittagsstunden der Unterricht stattfand, ganz freigegeben. Es ist, wie die „Social⸗Corr.“ schreibt, bemerkenswerth, daß sich die anfänglichen Bedenken, es könne diesen noch schulpflichtigen Mädchen an dem nöthigen Ernst fehlen, nicht bestätigten; die gleiche Erfahrung macht man auch in Jena. An der Ausübung der Armen⸗ und Krankenpflege sowie an der Bildung von Jungfrauenvereinen be⸗ theiligten sich die Frauenvereine allerorten sehr rege. Ein besonderes Institut für sich bildet das Sophienhaus, von dem aus zahlreiche Schwestern zur Gemeinde⸗ und Krankenpflege ausgesandt werden. Besonders erfreulich ist dss Wachsthum der Gemeindepflege; es heißt darüber in dem betreffenden Berichte: „Die Gemeindeschwestern haben überall Zugang nicht nur zu den Häusern, sondern auch zu den Herzen gefunden und üben eine gesegnete Wirksamkeit aus; auch da, wo in ländlicher oder kleinstädtischer Bevölkerung anfangs das Verständniß für ihre Aufgaben zu fehlen schien, haben sie bald freudige Anerkennung, Liebe und Dank gefunden.“ . u.““
Tabackbau in Elsaß⸗Lothringen. (Die eingeklammerten Zahlen zeigen das Mehr oder Weniger im Vergleich zum Erntejahr 1890.)
Die „Straßburger Correspondenz“ schreibt:
Die Zahl der tabackbauenden Gemeinden Elsaß⸗Lothringens betrug im Erntejahr 1891 526 (— 20), die Zahl der Tabackpflanzer 13 475 (— 1085). Bepflanzt wurde eine Gesammtfläche von 148 531 (s— 23 669) a. Diese setzte sich zusammen aus 19 008 (— 3013) einzelnen Parzellen, wovon 9077 unter 4 a und 9931 über 4 a groß waren. Die Menge des geernteten Tabacks bezifferte sich in dachreifem Zustande auf 3 575 732 (— 890 111) kg. Geerntet wurden durchschnittlich auf dem Ar 24.07 (— 1,53) kg, also auf dem Hektar 48,14 (— 3,06) einfache Centner dachreifer Taback. Der Preis des Tabacks belief sich wie im Jahre 1890 durchschnittlich auf 32,78 ℳ für 100 kg, also auf 16,39 ℳ für den einfachen Centner. Das Ernte⸗Ergebniß des Jahres 1891 war somit ein ungünstigeres als dasjenige des Jahres 1890. Folge davon ist, daß der Anbau im laufenden Erntejahr 1892 noch weiter abgenommen hat. Nach den vorläufigen Feststellungen ist im Jahre 1892 nur in 516 Gemeinden, also weiter in 10 Gemeinden weniger als 1891. und in 30 Gemeinden weniger als 1890 Taback gebaut worden. Den Tabackbau haben durchweg solche Gemeinden eingestellt, welche in den letzten Jahren nur 20 ℳ für die Bodenblätter und 10 ℳ für den Haupttaback pro einfachen Centner gezahlt erhalten haben. Bei so niedrigen Preisen rentirt sich der Tabackbau nicht mehr, obgleich in den Gemeinden, welche so niedrige Preise erhalten, auf dem Hektar statt des Durchschnittssatzes von 51,2 bezw. 48,14 Centner auch in dem letzten Jahre bis zu 56 Centner geerntet worden sind. Bei einer Ernte von 56 Centnern pro Hektar würde bei dem Preise von 20 bezw. 10 ℳ pro Centner vom Hektar erlöst werden:
für 24 Centner Bodenblätter zu 20 ℳ = 480 ℳ, 33 (Saäaahu zusammen 800 ℳ, während die Productionskosten — wovon allerdings mehr als die
Hälfte auf Arbeiten, die der Tabackpflanzer durchweg selbst besorgt,
entfallen — höher zu veranschlagen sein dürften. Bei der Taback⸗
ernqubte des Jahres 1879 sind dieselben auf 1050 ℳ veranschlagt
worden. Einsichtige Tabackpflanzer veranschlagen dieselben in⸗
dessen, in Uebereinstimmung mit der „Süddeutschen Tabackzeitung“,
auf 820 bis 850 ℳ
Taback gebaut haben im Erntejahr 1892 12 695 Pflanzer auf 17 305 Parzeller mit zusammen 124 379 a. Im laufenden Ernte⸗ jahr sind sonach 23 963 a weniger als 1891 mit Taback bebaut worden. Auch diesmal findet sich in denjenigen Gemeinden, welche 1891 für die Bodenblätter erheblich mehr als 20 ℳ und für den
„Haupttaback erheblich mehr als 10 ℳ pro einfachen Centner erhalten
haben (für die Bodenblätter wurden bis 27 ℳ, für den Haupttaback bvis 25 ℳ bezahlt), eine nur unwesentliche Abnahme des Tabackbaues, in einigen wenigen derselben sogar eine kleine Zunahme. Es erklärt ch dies daraus, daß bei einer Durchschnittsernte von 49 Ctr. pro (in Elsaß⸗Lothringen sind, wenn der verhagelte und verdorbene Taback abgerechnet wird, 1891 mehr als 49 Ctr. pro Hektar geerntet worden) und bei einer Bezahlung des Tabacks mit 25 ℳ pro Centner Bodenblätter und 15 ℳ pro Centner Hauptgut eingenommen wurden: für 21 Centner Bodenblätter zu 25 ℳ = 525 ℳ, 88 5 Hauptgut 15 1290 zusammen 945 ℳ, mithin jedenfalls mehr, als die Productionskosten, von welchen der selbstarbeitende Bauer den auf die Arbeiten entfallenden ganz erheb⸗ lichen Theil als Gewinn ansieht. 8
Weltausstellung in Chiceaogö.
Die Arbeiten zur Herstellung des Katalogs für die deutsche Abtheilung der Chicago⸗Weltausstellung, welche einem besonderen, dem Herrn Reichs⸗Commissar zur Seite gestellten Ausschusse über⸗ tragen waren, sind dem Abschlusse nahe. Jeder der etwa 20 Ab⸗ theilungen des Katalogs wird eine gedrängte Uebersicht über die Be⸗ deutung und den Umfang des betreffenden deutschen Gewerbszweiges voraufgehen. Die Abfassung der Uebersichten war competenten Fachleuten übertragen worden. Sie sind bis auf wenige be⸗ reits fertig. Es erübrigt nur noch, daß die Aussteller selbst die Form angeben, in welcher die Aufzeichnung ihrer Ausstellungs⸗ Pänge vorgenommen werden soll. Nach dem Eingange auch dieser Mittheilungen werden die Zusammenstellung und der Druck des Katalogs vorgenommen werden können. Nach dem gegenwärtigen Stande der Arbeiten ist vorauszusehen, daß der Katalog, der übrigens
der Reichsdruckerei hergestellt und in deutscher, englischer und
Berlin, Montag, den 24. Oktobe
1892.
spanischer Ausgabe erscheinen wird, mehrere Monate vor Eröffnung der Ausstellung erhältlich sein wird, sodaß man sich über die deutsche Abtheilung schon sehr früh durch Studium des Katalogs wird unter⸗ richten können.
Der Zeitpunkt, zu welchem auch das Gros der deutschen Aus⸗ steller in Chicago ihre Ausstellungsgüter nach Nord⸗Amerika wird schaffen müssen, rückt heran. Damit die Hinüberschaffung sich möglichst schnell und glatt vollzieht, werden in nächster Zeit sämmt⸗ lichen Ausstellern gedruckte Instructionen über die Behandlung der Güter, die zu beobachtenden Formalijäten, Benutzung der Beförderungs⸗ gelegenheiten u. s. w. zugestellt werden. Es geschieht dies schon jetzt, weil es sich empfiehlt, mit der Versendung der Güter möglichst bald, wenn thunlich schon im Dezember und jedenfalls nicht später als Mitte Januar, vorzugehen. Wenn selbstverständlich auch überall auf das Ausstellungsgut die größte Rücksicht bei der Beförderung ge⸗ nommen werden wird, so dürfte sich sonst doch in den letzten Monaten vor Eröffnung der Ausstellung eine Güterstauung vollziehen, welche die schnelle Expedirung in⸗-Amerika unmöglich machen würde. Auch ist zu bedenken, daß immerhin die Erledigung der Zollformalitäten in den Ankunftshäfen wie auf dem Ausstellungsplatz, sowie die Auf⸗ stellung in den Gebäuden selbst einige Zeit in Anspruch nehmen werden. Um alles dies in einer den deutschen Interessen entsprechenden Weise vollführen zu können, ist eine möglichst frühzeitige Hinüberschaffung der Ausstellungsgüter angezeigt. 8 II“
88
GFur bterbenegung. “
Der Ausstand der Tischlergesellen in Stettin ist, wie die „Ostsee⸗Ztg.“ berichtet, als beendet anzusehen und zwar zu Un⸗ gunsten der Gesellen. Die Meister haben trotz aller Gegenmaßregeln der Gesellen genügend Arbeitskräfte von auswärts herangezogen, und nur wenige Meister haben sich bereit finden lassen, die Forderungen der Gesellen zu bewilligen. Neuerdings haben die Ausständigen ein Schreiben an den Innungsvorstand gerichtet, in dem die Meister ersucht werden, mit einer von den Gesellen ernann⸗ ten Commission zu unterhandeln. In einer zu Sonnabend nach dem Reinke'schen Local einberufenen Versammlung von Innungs⸗ und Nichtinnungsmeistern wurde jedoch beschlossen, wegen des von den Gesellen den Meistern gegenüber beobachteten Verhaltens jede Unter⸗ handlung abzulehnen. (Vgl. Nr. 203 u. flg.)
Die Zahl der Berliner Töpfer, die wegen der Nichtbewilli⸗ gung ihrer Forderung, daß an den Arbeitsstätten in den Neubauten die Fenster verglast sein sollen (vgl. Nr. 242 d. Bl.), die Arbeit eingestellt haben, überragt der „Voss. Ztg.“ zu⸗ folge die vorjährige Ziffer der aus dem gleichen Grunde Ausständigen ziemlich erheblich. Nach den Meldungen, die bis Freitag Abend vorlagen, sind 374 Ausständige vorhanden, das sind gegen 125 mehr als im Vorjahre. In Folge der Erfüllung der Forderung durch die Bauherren konnten von 490 Ausständigen nur 116 die Arbeit wieder aufnehmen.
Ueber die Verhandlungen, die wegen der Beilegung des Berg⸗ arbeiterausstandes in Carmaux geführt werden, berichtet ein Pariser Telegramm des „D. B. H.“ vom heutigen Tage: Der Minister⸗Präsident Loubet empfing gestern in einstündiger Conferenz den Bürgermeister Calvignac, vorher und nachher die Abgeordneten Milleraud, Pelletan und Clémenceau, später die Arbeiter⸗Delegirten von Carmaux und ihren Rechtsbeistand. Heute Vormittag wird Loubet wiederum Besprechungen mit dem Bürgermeister Calvignac und den Abordnungen der Ausständigen sowie der Bergwerksgesell⸗ schaft haben. Angeblich ist eine Verständigung dahin erzielt, daß die Gesellschaft Calvignac formell wieder einstellt und dann auf unbeschränkte Zeit beurlaubt, so lange er Bürgermeister ist. Die verurtheilten Ausständi⸗ gen sollen begnadigt und von der Gesellschaft wieder eingestellt werden. — Ferner berichtet ein Telegramm des „H. T. B.“ über eine Ver⸗ sammlung, die gestern Abend in Paris zu Gunsten der Ausständigen in Carmaux stattfand und einen stürmischen Verlauf nahm, da etwa 150 Anarchisten in den Saal eingedrungen waren und sich an den Verhandlungen betheiligen wollten; es kam zu einer blutigen Schlägerei. Schließlich wurde eine Entschließung gegen die Regierung angenommen, in der zugleich den Ausständigen in Carmaux die Glück⸗ wünsche der Versammelten ausgesprochen werden.
Aus Brüssel wird der „Voss. Ztg.“ unter dem 22. d. M. telegraphirt: Infolge Lohnstreits auf den Zechen in Seraing ist in der Waffenfabrik zu Herstal ein Ausstand eingetreten. — Eine Meldung des „Wolff'schen Bureaus“ von demselben Tage be⸗ richtet aus Lüttich: Gerüchtweise verlautet, in den in der Nähe von Lüttich belegenen Kohlengruben beabsichtigten die Arbeiter zu striken, insbesondere in dem Schacht von Marihaye und in dem Becken von Seraing. Die Bergleute verlangten eine Erhöhung der Löhne. Bis jetzt ist die Ruhe nirgends gestört. .
— Kunst und Wissenschaft.
Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. Sitzung am 12. Oktober 1892.
Herr Professor Dr. Naudé sprach über die Schlacht bei Prag, speciell über die auffallende Thatsache, daß König Friedrich nur mit zwei Dritteln seiner Armee die Oesterreicher rechts der Moldau angriff, während 30 000 Preußen unter dem Prinzen Moritz von Dessau und dem Feldmarschall Keith auf dem linken Moldauufer zurückblieben. Ueber diese Maßregel des Königs ist von alters her lebhaft gestritten worden; auch Clausewitz hat sich mit der Frage beschäftigt. Neuerdings haben Theodor von Bernhardi, Delbrück und Ammann die Frage, die für die Beurtheilung der fridericianischen Strategie von Bedeutung ist, in ver⸗ schiedener Art zu entscheiden versucht. Sonderbarer Weise sind gerade die Archivalien, welche am ersten über die Bestimmung des Prinzen Moritz Auskunft geben konnten, bisher nicht zu Rathe ge⸗ zogen worden. Unter den Papieren des Prinzen im Zerbster Staats⸗ archiv fand Professor Naudé ein vertrautes Schreiben, in welchem der Prinz — es ist des Alten Dessauers jüngster Sohn — die ihm und Feldmarschall Keith während der Prager Schlacht ertheilte Aufgabe klar dargelegt hat. Die beiden Generale sollten Prag im Westen fest umschlossen halten, damit nicht Browne, wie der König befürchtete, auf das andere Ufer überginge und der Schlacht auswiche; der Prinz sollte ferner, im Falle eines Sieges, auf den Höhen an der Moldau zwischen Prag und Königsaal Batterien errichten und den Rückzug der s
Oesterreicher, wenn auch nicht abschneiden, so doch nach Möglichkeit erschweren. Von einem beabsichtigten Ueber⸗ schreiten der Moldau ist nichts gesagt. Das Resultat, welches sich ergiebt, schließt sich keiner der bisherigen Ansichten völlig an, nähert sich aber mehr den von Ammann und von Bernhardi als den von Delbrück gegebenen Erklärungen. — Herr Professor Dr. Brecher handelte von dem Antheil des württembergischen General⸗Majors Grafen von Normann an dem „lUeberfall“ bei Kitzen (17. Juni 1813), bei welchem Theodor Körner schwer verwundet und viele Lützower getödtet oder gefangen wurden. Gewöhnlich wird ihm die Schuld an diesem Mißgeschick aufgebürdet, und gerade in der Zeit der nationalen Erhebung (1813) liebte man es in Süddeutschland kaum weniger als in Norddeutschland, den Grafen von Normann des Verraths an seinen deutschen Landsleuten zu zeihen. Damit hat man ihm großes Unrecht gethan. Graf von Normann hat, wie aus einem an den König von Württemberg am 23. Juni 1813 erstatteten Bericht und aus einem an seinen Vater am 7. Dezember d. J. abgesandten
Briefe (beide Schriftstücke sind erst neuerdings bekannt gewordc) hervor⸗ geht, den Angriff auf die Lützower allein im Auftrage seiner französischen militärischen Vorgesetzten, des Herzogs von Padua und des Divisions⸗ Generals Fournier, ausgeführt. Von einem „Ueberfall“ kann nicht die Rede sein, denn die Lützower waren durch die Bewegungen Nor⸗ mann’s, welcher sich zuletzt, fertig zum Kampf, 30 Schritt weit von ihnen aufstellte, und durch die darauf folgenden Verhandlungen Fournier's mit Lützow hinlänglich auf das Kommende vporbereitet, wenn sie überhaupt sehen wollten. Weder Haß noch eine besondere kriegerische Erregung gegen die Preußen war bei Graf Normann vorhanden. Er entstammte einer norddeutschen Fäntlie, die noch viele Verbindungen in Pommern, Mecklenburg und Preußen unterhielt; sein Großvater war preußischer Major gewesen und hatte ruhmreich in allen schlesischen Kriegen gekämpft; den Franzosen folgte er nur mit demjenigen Bedauern, mit welchem die damalige Waffen⸗ brüderschaft von vielen edlen Rheinbündlern ertragen wurde. In der Schlacht bei Leipzig entzog er sich derselben aus eigenem Entschluß; er büßte diesen Schritt durch Verbannung aus der Heimath. Verachtet und verfolgt, erhielt er nirgends wieder eine militärische Anstellung. In Armuth, Gram und Verbitterung brachte er die letzten Lebensjahre zu, bis er in dem griechischen Freiheitskampfe von neuem die Gelegenheit fand zu kriegerischen Thaten. Er starb für die Befreiung der Hellenen. — Herr Real⸗Gymnasiallehrer Dr. Tschirch aus Brandenburg a. d. H. entwickelte einem Angriff Sello's gegenüber die Gründe, welche ihn veranlassen, die Identität des Polenfürsten Jaczo in der ältesten Brandenburgischen Chronik (dem Tractate Heinrich's von Antwerpen) mit dem auf Münzen erscheinenden Jaczo von Köpenick für wahr scheinlich zu halten.
— Der Verein für deutsches Kunstgewerbe nimmt am Mittwoch seine lehrreichen Fachabende wieder auf, die im vorigen Winter so guten Erfolg gehabt haben, und zwar diesmal für das Gebiet der Glasmalerei. Aus dem Königlichen Institut für Glas malerei und namhaften Privat⸗Ateliers werden Fenster und Scheiben in durchfallendem Licht ausgestellt sein, daneben eine große Anzahl von Entwürfen und Vorlagen. Mittheilungen über die Technik und Geschichte der Glasmalerei wird Herr Director H. Bernhard geben; im Anschluß an die Ausstellung wird Herr Baumeister F. Jaffé einen Vortrag über künstlerische Beleuchtung halten. Zu der Ver⸗ sammlung, die im großen Saale des Architektenhauses Abends 8 Uhr beginnt, sind Gäste willkommen.
— Das Germanische National⸗Museum in Nürn⸗ berg ist in den Besitz der werthvollen und berühmten Autographen⸗ sammlung gelangt, welche ihm der in Berlin am 3. August v. J. verstorbene Chemiker und Rentner Dr. Theodor Wagener vermacht hatte. Wie der „Anzeiger“ des Museums mit⸗ theilt, sind die Autographen im Archiv, die Porträt⸗Sammlung im Kupferstichcabinet untergebracht.
— Die bekannte schwedische Schriftstellerin Anne Charlotte Edgren, verehelichte Herzogin von Cajanello, ist nach Meldung des „W. T. B.“ vom heutigen Tage aus Stockholm, nach eintägiger Krankheit in Neapel gestorben.
— Ueber die Arbeiten zur Wiederherstellung des Münsters in Straßburg schreibt die „Straßb. Post“: „Bislang hatten sich die Arbeiten auf einen Theil der südlichen Langseite erstreckt, nunmehr aber werden sie, wie dies das wesentlich erweiterte Gerüst beweist, auf die ganze Südseite bis zum Querschiff einschließlich der Katharinen⸗ Kapelle ausgedehnt. Wie wir erfahren, hat sich bei den bisherigen Arbeiten leider herausgestellt, daß die verschiedenen Factoren, welche im Laufe der I“ auf die Zerstörung des schönen Bau⸗ werks einwirkten: die Witterungseinflüsse, die mehrmals vor⸗ gekommenen Feuersbrünste und auch die Beschießung, doch eine tiefere Schädigung nicht allein der äußeren Formen, sondern auch der constructiven Festigung des gesammten Baues im Gefolge hatten, als dies bei den ersten Untersuchüngen durch Sachverständige, denen ja kein Gerüst u. s. w. zu Gebote stand, festzustellen möglich war. Erst die mit Hilfe der Gerüste ausgeführte nähere Prüfung der einzelnen Baustücke hat zu dem Ergebniß geführt, daß die Wieder⸗ herstellung sich in vielen Fällen auch auf constructive Er⸗ neuerungen erstrecken muß. Daß es sich dabei mehrfach auch um theil⸗ weise Abtragungen, zumal bei frei aufstrebenden Architekturtheilen, wie z. B. der Bekrönungen der Strebepfeiler, handeln mußte, liegt sehr nahe. So erwies es sich auch an der Südseite als noth⸗ wendig, den Aufbau der genannten Pfeiler, die noch ganz besonders unter den Folgen einer mangelhaften Entwässerung gelitten hatten, bis fast auf Seitenschiffshöhe abzutragen. Das Wasser nämlich, welches das Dach des Hauptschiffs abgiebt, läuft auf dem Gestein über die Bogen zu den Strebepfeilern und vermittels der Wasser⸗ speier dieser Pfeiler, welche nur aus Stein hergestellt und zum theil entzwei waren, ohne Röhren zu besitzen, zur Erde. Daß da mit der Zeit große Zerstörungen vorkommen mußten, bedarf kaum näherer Erörterung. Für diese Fälle war es und ist es von wesent⸗ licher Bedeutung und gerade als die dem die Wiederherstellungs⸗ arbeiten leitenden Architekten obliegende wichtigste Aufgabe anzusehen, daß die Wiederherstellung sich getreu an die von den alten Mustern überlieferten Motive anlehnt, daß der Charakter der Architektur bis in ihre engste Detailausführung strengstens gewahrt werde. Bei einem Besuch in der Dombauhütte haben wir einen Einblick in die Arbeiten nehmen können und dabei gefunden, daß an den vorstehend aus⸗ gesprochenen Grundsätzen bei den zeitigen Herstellungsbauten in umfassendster Weise festgehalten wird. Nicht allein die Architektur⸗ theile gelangen streng nach den vorhandenen Aufnahmen zur Aus⸗ führung, sondern auch die ornamentalen Theile, zu denen die vielfach vorhandenen grotesken Thiergestalten zu zählen sind, werden meistens nach Originalabgüssen, bezw. nach charakteristischen Ergänzungen der oft, wie schon erwähnt, durch die Verwitterung theilweise zerstörten Formen hergestellt. Bei der äußerst sorgfältigen Wahl der zur Wiederherstellung verwendeten Steinmateriaälien, denen durch die Königliche Prüfungsstation in Berlin, wie uns ver⸗ sichert wurde, ein vorzügliches Zeugniß zu theil wurde, kann es nicht fehlen, daß bei solchen gewissenhaften Arbeiten unser altehrwürdiges Münster wieder auf Jahrhunderte hinaus für die Nachwelt gesichert werde, als ein herrliches Zeugniß nicht nur für die Kühnheit der Construction mittelalterlicher Bauweise, sondern auch für die be⸗ sonders in der Detailausbildung hervorragende individuelle Schöpfungs⸗ kraft der mittelalterlichen Bauhütte. Demnächst werden in den Nischen der an der Südseite wiederhergestellten Filialen die Figuren eingestellt werden.“
— Das Pariser „Journal des Débats“ theilt mit, daß die fran⸗ zösischen Ausgrabungen in Delphi nach mühsamen Verhand⸗ lungen nunmehr am 7. Oktober begonnen haben. Die französischen Kammern haben dafür eine halbe Million bewilligt. Die Ausgrabungen werden ausgeführt von den Gelehrten der französischen Schule in Athen und geleitet vom Director dieser Schule Homolle. Zunächst soll der Theil der Via sacra, der unmittelbar unter der Stoa der Athener liegt, von den expropriirten Gebäuden befreit werden. Die Arbeiten werden genau an dem Punkte wieder aufgenommen, wo Haussoullier sie 1880 hat liegen lassen. Die künstlerische Ausbeute, meint das Journal, werde 8 einlich nicht so groß sein, wie in Olympia, da die Barbaren den Apollotempel mehrmals senect haben, wohl aber würden die Grabungen archäologisch von Werth sein.
— Neue Mittheilungen über seine im nächsten Frühjahr anzu⸗ tretende Nordpol⸗Expedition und besonders sein merkwürdiges
n He, Bs 9
—.——
—— — —