1892 / 263 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 05 Nov 1892 18:00:01 GMT) scan diff

für den einen be⸗ Geburt

wickelung Unserer Söhne, zumal des Kronprinzen, die Ueberschreitung des zehnten Lebensjahres deutsamen Abschnitt darstellt, vor Allem die Unserer Tochter lassen Mich dankerfüllt zurückblicken; die herz⸗ lichen Zurufe und freudigen Kundgebungen, welche das letztere Ereigniß Uns aus weiteren Kreisen der Bevölkerung brachte, haben Mir als der Ausdruck treuer patriotischer Theilnahme besonders ohlgethan. Den städtischen Behörden spreche Ich es gern aus, daß Potsdam, die Geburtsstadt Unserer Tochter, Meines wärmsten Inter⸗ esses und Meiner besonderen Antheilnahme auch in Meinem neuen Lebensjahre versichert sein darf. Neues Palais, den 29. Oktober 1892. Auguste Victoria, Kaiserin und Königin.

Dem Bundesrath sind der Etat der Einnahmen des Deutschen Reichs an Zöllen, Verbrauchssteuern und Aversen für das Etatsjahr 1893/94, der Entwurf einer Vereinbarung erleichternder Vorschriften für den wechselseitigen Verkehr zwischen den Eisenbahnen Oesterreichs und Ungarns einer⸗ seits und Deutschlands andererseits rücksichtlich der be⸗

nSeb zur Beförderung zugelassenen Gegenstände, in Gemäßheit des §1 letzter Absatz der Ausführungsbestimmungen zum internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfracht⸗

erkehr, ferner der Entwurf einer neuen Anlage B zur Verkehrs⸗ ordnung für die Eisenbahnen Deutschlands, sowie eine diese Entwürfe erläuternde Denkschrift zugegangen.

Am 4. d. M. hat im Reichs⸗Eisenbahnamt eine commissarische Verhandlung stattgefunden, um über die Frage der Sonntagsruhe im Eisenbahn⸗Güterverkehr zu berathen. Zeitraubende Erhebungen über den bisherigen Zu⸗ stand waren vorausgegangen. Vertreter der Regierungen von Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, Mecklenburg⸗Schwerin und Oldenburg sowie des s von Lübeck nahmen an der Verhandlung Allseitig wurde als erwünscht anerkannt, daß Eisenbahn⸗Beamten und Arbeitern eine aus⸗ giebigere Sonntagsruhe gewährt werde; indeß schien es er⸗ forderlich, zunächst durch eingehende Ermittelungen festzustellen, ob und unter welchen Voraussetzungen eine Einstellung des üterverkehrs an Sonn⸗ und Festtagen durchführbar sei. Diese Ermittelungen sollen nach übereinstimmenden, bei der gestrigen Verhandlung vereinbarten Grundsätzen ausgeführt werden. Auf den preußischen und den sächsischen Staatseisenbahnen sind derartige Vorarbeiten bereits im Ganggte. 8

Seine Hoheit der Erbprinz Bernhard von Sachsen⸗ Meiningen, General⸗Lieutenant und Commandeur der

2. Garde⸗Infanterie⸗Division, ist hierher zurückgekehrt.

Der Königliche Gesandte am bayerischen Hofe, Graf zu 1“ ist nach München zurückgekehrt und hat die Ge⸗ schäfte der Ge

sandtschaft wieder übernommen.

Der hiesige japanische Gesandte Vicomte Aoki hat Berlin verlassen, um sich behufs Ueberreichung seines Beglaubigungs⸗ schreibens an Seine Majestät den König der Belgier auf kurze Zeit nach Brüssel zu begeben.

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zer-Geschwader, bestehend aus S. M. Schiffen „Leipzig“ und „Alexandrine“, Geschwader⸗ Chef Contre⸗Admiral von Pawelsz, ist am 4. November in Hongkong eingetroffen und beabsichtigt, am 16. November d. J. nach Singapore in See zu gehen. 1 S. M. S. „Gneisenau“, Commandant Corrvetten⸗ Capitän Stubenrauch, ist am 31. Oktober in Casablanca Nordwest⸗Afrika) eingetroffen und am 1. November cr. nach Mogador weitergegangen.

S. M. Schiffsjungen⸗Schulschiff „Nixe“, Commandant apitän zur See Riedel, ist am 4. November in Malta ingetroffen und beabsichtigt, am 14. November nach Corfu

in See zu gehen

1 München, 4. November. Der Minister⸗Präsident F

herr von Crailsheim ist, wie die „Allg. Ztg.“ berichtet, gestern von seiner fünfwöchigen Reise Italien hierher zurückgekehrt und hat seine Amtsgeschäfte wieder übernommen.

Württemberg.

Stuttgart, 4. November. Seine Majestät der Kaiser hat heute Abend 8 ½ Uhr mittels Sonderzugs die Rückreise über Jagstfeld⸗Ritschenhausen angetreten. Seine Majestät der König, die Prinzen des Königlichen Hauses und die fremden Fürstlichkeiten sowie die Generalität waren

ur Verabschiedung auf dem Bahnhofe anwesend. Der Ab⸗ chied der Monarchen von einander war ein überaus herzlicher. Auf der Fahrt vom Schlosse zum Bahnhofe wurde Seine Najestät der Kaiser von einem zahlreichen Publikum mit leb⸗ aften Zurufen begrüßt.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser hat, wie „W. T. B“ aus Wien meldet, gestern Vormittag den Militärattaché der deutschen Botschaft, Obersten von Deines in Privataudienz empfangen. Die heutige „Wiener Zeitung“ veröffentlicht das Gesetz über die Durchführung des internationalen Ueberein⸗ ommens über den Eisenbahnfrachtverkehr sowie eine Ministerial⸗Verordnung, in welcher Vorschriften zum Zwecke der der Schiffahrt auf dem Boden⸗ ee erlassen werden. . Ueber das Stimmenverhältniß im Herrenhause nach den letzten Ernennungen berichtet das „Wr. Frdbl.“, daß von den 212 Mitgliedern, die das Haus jetzt außer den Erz⸗ herzogen zähle, 106 der conservativen Rechten, 60 der Ver⸗ fassungspartei und 46 der Mittelpartei angehören, die Rechte 28— genau so stark sei wie die anderen beiden Parteien zu⸗

Der Nettoertrag der Steuern betrug, wie jetzt amt⸗ lich bekannt gemacht wird, für die Zeit vom 1. Januar bis zum 30. September des laufenden Jahres 249 542 689 Fl., also 1 827 108 Fl. mehr als in der gleichen Periode des Vor⸗ Die reinen Zolleinnahmen stellen sich für den⸗ elben Zeitraum dieses Jahres auf 35 322 069 Fl., das heißt um 2 272 228 Fl. günstiger als im vorigen Jahre. Der Ertrag der Verzehrungssteuer hat sich infolge der Aenderung der Wiener Steuerlinie gegen das Vorjahr um 1 291 477 Fl. vermindert.

Uebereinstimmende Meldungen Wiener Blätter aus Budapest stellen eine entschiedene Wendung in den kirchen⸗ politischen Fragen in Ungarn für die nächsten Tage in Aussicht. Der „Neuen Freien Presse“ zufolge seien der Minister⸗Präsident Graf Szapary und das ganze Cabinet entschlossen, ihr Schicksal mit der Ent⸗ scheidung der kirchenpolitischen Fragen zu verknüpfen. Wie es heißt, wolle sich das Ministerium von der Krone dahin autorisiren lassen, daß es dem Unterhause die bindende Erklärung abgeben dürfe, ihm werde im geeigneten Zeitpunkt eine Vorlage mit einer Modification für das gesammte Eherecht und über die obligatorische Civilehe unterbreitet werden. Ander⸗ weitig wird gemeldet, die Regierung werde am Montag der Versammlung der liberalen Partei den Vorschlag machen, daß die Verstaatlichung der Geburtsregister sofort eingeführt werden solle, die Lösung der übrigen Fragen des Egerechts aber erst später in der von den Liberalen gewünschten Weise, unter vollständiger Wahrung der Autorität des Staats und der Gleichheit der Confessionen, vorgenommen werde.

Im Finanzausschuß erklärte gestern der Finanz⸗ Minister Dr. Wekerle, die Regierung sei bestrebt, die Ausfuhr ungarischer Cigarren nach dem Auslande nach Möglichkeit zu unterstützen. Die Tabackshändler seien zu diesem Zwecke zu einer Gesellschaft vereinigt, welche den Taback zu festem Preise erhalte. Wegen Aufhebung des Lottos seien Verhandlungen mit Oesterreich eingeleitet worden.

Die in Nr. 260 d. Bl. nach der Wiener „Presse“ ge⸗ brachte Mittheilung von einem Conflict zwischen dem Mili⸗ tärärar und der Prager Stadtgemeinde über die an der Prager Landwehrkaserne anzubringende Inschrift wird der „Politik“, die diese Nachricht zuerst gebracht hatte, von Seiten der Militärbehörde als unrichtig bezeichnet.

Frankreich.

In der in Paris in der Rue Daru belegenen russischen Kirche fand gestern Vormittag, wie „W. T. B.“ berichtet, eine Trauermesse für die verstorbene Königin⸗Wittwe von Württemberg statt, der die Großfürstin Wladimir, der Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin, der Herzog von Leuchten⸗ berg, die Prinzessin Mathilde sowie die Mitglieder der deutschen und russischen Botschaft beiwohnten. Der Präsident Carnot hatte den General Borius und den Commandanten Courtés als Vertreter entsendet.

Der Senat berieth gestern den Gesetzentwurf über die Colonial⸗Armee. Die Minister Burdeau, de Freycinet und Loubet stellten es als nothwendig hin, daß diese Armee dem Kriegs⸗Minister unterstellt werde. Namentlich legte der Kriegs⸗Minister in seiner Rede dar, daß die Colonial⸗ truppen einschließlich der Reserven 100 000 Mann zählten, und da das Kriegs⸗Ministerium gegenwärtig damit beschäftigt sei, die Reserven zu organisiren, so sei es logischer, daß die Colonial⸗Armee dem Kriegs⸗Ministerium, nicht aber dem Marine⸗Ministerium unterstellt werde. Geschehe dies nicht, so werde ein neues Armee⸗Corps gebildet werden müssen. Der Senat lehnte indessen die Unterordnung der Colonial⸗Armee unter das Kriegs⸗Ministerium mit 105 gegen 103 Stimmen ab.

Die Deputirtenkammer nahm gestern einen Gesetz⸗ entwurf wegen Unterstützung von Wöchnerinnen während der Zeit ihrer Arbeitsunfähigkeit an. Die hierzu erforder⸗ lichen Geldmittel sollen von dem Staat und den Departements getragen werden. Ueber die Thätigkeit der Commissionen der Kammer liegen folgende Meldungen vor: Die Zollcommission hat beschlossen, die einzelnen Artikel des Handelsüberein⸗ kommens zwischen Frankreich und der Schweiz, in denen eine Herabsetzung des Zolls vorgeschlagen wird, besonders zu berathen, bevor eine Abstimmung daruͤber erfolge, ob in die Berathung der einzelnen Artikel eingetreten werden solle. Die Commission zur Berathung von Maßregeln, die gegenüber den in Frankreich lebenden auslän⸗ dischen Arbeitern ergriffen werden sollen, hat den Antrag Lafargue auf Einführung einer besonderen Steuer für Arbeit⸗ geber, die Ausländer als Arbeiter beschäftigten, abgelehnt; ebenso wurde der von mehreren Deputirten eingebrachte An⸗ trag auf Einführung einer Militärsteuer für Ausländer ver⸗ worfen.

Wie das Journal „Echo de Paris“ wissen will, würde im nächsten Frühjahr eine Trennung des VI. Armee⸗Corps in zwei Corps erfolgen.

Nach einem amtlichen Telegramm aus Dahomey hat die Truppencolonne des Obersten Dodds nach erfolgter Verproviantirung am 2. d. M. ihren Marsch nach Cana wieder aufgenommen.

Amtlicher Mittheilung zufolge beträgt der französische Ver⸗ lust in Dahomey bisher 36 Offiziere und 690 Soldaten. Unter den Verwundeten befindet sich der Hauptmann Cremieux⸗ Foa. Die Regierung bereitet eine Vorlage über die französische Schutzherrschaft in Dahomey vor.

Rußland und Polen.

Der Reichsrath hat dem Vernehmen des „W. T. B.“ zufolge den Antrag, die Accise auf Bier und Phosphor⸗ zündhölzer, schwedische ausgenommen, von Neujahr ab um 50 Proc. zu erhöhen, genehmigt.

Italien.

Der „Kölnischen Zeitung“ war unter dem 3. d. M. aus Rom gemeldet worden, der Papst sei ernstlich erkrankt. Dem gegenüber wird der „Köln. Volkszeitung“ berichtet, der Papst befinde sich bei vorzüglichem Wohlsein. Er habe gestern außer anderen Prälaten und Privatpersonen den Unter⸗ Staatssecretär Mocenni empfangen und werde demnächst dem Großfürsten Sergius eine Audienz ertheilen.

Die Tumulte in Granada dauerten auch vorgestern fort. Wie „W. T. B.“ berichtet, forderte eine große Volks⸗ menge die Herabsetzung der Brotpreise unter den Rufen Nieder mit Canovas!“ und steckte mehrere Octroi⸗Hebestellen in Brand. Die Gendarmen und das zu deren Verstärkung

beorderte Militär waren genöthigt, von der Schuß⸗ ffe Gebrauch Dem „Globo“ zufolge

am 2. d. M. noch viel ärger gewesen, als berichtet worden, und hätten einen rein revolutionären Charakter gehabt. Die Volksmenge habe das Rathhaus gestürmt und die dort aufgestellte Büste des Königs unter den Rufen: „Hoch die Republik! Nieder mit den Klerikalen!“ umgestürzt. Das Militär sei eingeschritten, wobei 17 Personen verwundet und über 80 verhaftet worden seien.

Der Unter⸗Staatssecretär im Ministerium des Innern soll, wie „W. T. B.“ weiter meldet, aus Gesundheits⸗ rücksichten demissionirt haben. b

II1I“

Wie die „Etoile Belge“ meldet, hat der Major im Generalstab und Ordonnanz⸗Offizier des Königs Thys, der die Functionen eines Delegirten des Verwaltungsraths der Congo⸗Handelsgesellschaften versieht, bei dem Kriegs⸗Minister um seine Pensionirung nach⸗ gesucht. 8 Der Generalrath der Arbeiterpartei hat nach einem Telegramm der „Magdb. Ztg.“ beschlossen, der Regierung einen Protest gegen die Verwerfung des allgemeinen Stimmrechts zu überreichen, worin erklärt wird, die Arbeiterpartei werde eine revolutionäre Bewegung hervorrufen, falls die Kammer den Beschluß des Ausschusses genehmige. Die liberale Vereinigung hat in einer gestern einberufenen Versammlung den Beschluß gefaßt, den König am Dienstag auf seiner Fahrt nach der Kammer von ihren Mitgliedern durch den Zuruf: „Es lebe das allgemeine Stimmrecht!“ begrüßen zu lassen. Am Ab d desselben Tages soll ei weiteres Meeting stattfinden.

Bulgarien. 1

Anläßlich des Ablebens der Königin⸗Wittwe von Württemberg fand gestern Vormittag, wie telegraphisch aus Philippopel berichtet wird, in der dortigen Kathedrale ein feierliches Requiem statt, welchem der Prinz Ferdinand, sowie die Prinzessin Clementine beiwohnten. Auch ist eine sechstägige Hoftrauer angeordnet worden.

Die Sobranje hat gestern den mit der Länderbank ab⸗ P Anleihevertrag in zweiter Lesung angenommen. ie amtliche Veröffentlichung des Vertrags wird in den nächsten Tagen erfolgen. Amerika.

Nach einer in New⸗York eingetroffenen Meldung aus Valparaiso wäre in Porto⸗Alegre in Brasilien ein Aufstand ausgebrochen und hätte ein blutiger Kampf mit den Regierungstruppen stattgefunden

Kunst und Wissenschaft. 8 8 Kaiserliches Archäologisches Institut.

In Rom werden die öffentlichen Sitzungen des Instituts am 9. Dezember eröffnet werden. Der Erste Secretar Herr Petersen wird um dieselbe Zeit seine Führung durch die Museen beginnen, in der vaticanischen Sammlung verbunden mit Uebungen in wissenschaftlicher Aufnahme und Beschreibung der Sculpturen. Der Zweite Secretar Herr Hülsen wird vom 15. November bis 15. Dezember über Topographie der Stadt Rom im Alterthum, besonders vor den Monu⸗ menten, etwa dreimal wöchentlich vortragen und diesen Cursus in kürzerer Fassung (unter a. Me⸗ Beruͤck⸗ sichtigung der Campagna) im Mai 1893 wiederholen, falls sich Theilnehmer dazu finden. In den Monaten Januar⸗ April wird derselbe einmal wöchentlich über lateinische Epigraphik, vornehmlich in den kapitolinischen und vaticanischen Sammlungen, vortragen. Für das Frühjahr werden Aus⸗ flüge in die Umgegend (Nemi, Ostia, Palestrina, Corneto u. s. w.) unter Führung der beiden Herren Secretare in Aussicht genommen. Anfangs Juli wird Herr Mau wie bisher einen achttägigen Cursus in Pompeji abhalten.

In Athen beginnen die öffentlichen Sitzungen am 7. De⸗ zember. Der Erste Secretar Herr Dörpfeld wird seine Erklärungen der Bauwerke und seine Vorträge über die Topographie von Athen, Piräus und Eleusis wöchentlich einmal bis Ende Dezember und im März fortsetzen. Der Zweite Secretar Herr Wolters wird Uebungen zur Einführung in die Museen Athens vom Dezember bis April halten. Anfangs April wird voraussichtlich die gewöhnliche Reise durch den Peloponnes unter⸗ nommen werden. Da die Zahl der Theilnehmer an dieser Reise zwanzig nicht übersteigen soll, werden die Fachgenossen, die sich zu betheiligen wünschen, gebeten, sich möglichst früh

beim Secretariat in Athen zu melden. 8

logischen Instituts, Professor Dr. Conze hat infolze beson⸗ derer Autorisation des Auswärtigen Amts des Deutschen Reichs, dem dieses Institut unterstellt ist, an die Rectoren von zwanzig Uni⸗ versitäten des Deutschen Reichs sowie an den Rector der preußischen Akademie zu Münster unter dem 3. November d. J. einen Auszug aus dem Statut, enthaltend die Bestimmungen über die mit dem Institut verbundenen Reisestipendien, abgesandt mit der Bitte, in geeigneter Weise für ihre Bekanntmachung zu sorgen und namentlich außer der philosophischen auch der theologischen Facultät der von ihnen geleiteten Anstalten da⸗ von besondere Mittheilung zu machen. Es handelt sich dabei um fünf jährliche Reisestipendien, ein jedes im Belauf von dreitausend Mark. Zur Bewerbung um vier der gedachten Stipendien wird der Nachweis erfordert, daß der Bewerber entweder an einer Universität des Deutschen Reichs, beziehentlich an der Akademie zu Münster die philosophische Doctorwürde erlangt oder das Examen pro facultate docendi bestanden und in demselben für den Unterricht in den alten Sprachen in der obersten Gymnasialklasse die Befähigung nachgewiesen hat. Der Bewerber hat ferner nachzuweisen, daß zwischen dem Tage, an welchem er promovirt worden oder das Oberlehrer⸗ Examen absolvirt hat, eventuell, wo beides stattgefunden hat, dem späteren von beiden, und dem Tage, an welchem das nachgesuchte Stipendium für ihn fällig werden würde 26), höchstens ein drei⸗ jähriger Zwischenraum liegt. ür das fünfte der jährlich zu vergebenden Stipendien, welches in erster Reihe bestimmt ist, die Erforschung der christlichen Alterthümer der römi⸗ schen Kaiserzeit zu fördern, wird erfordert, daß der Bewerber an der theologischen Facultät einer Universität des Deutschen Reichs den Cursus der protestantischen oder der katholischen Theologie absolvirt, das heißt nach Ablauf mindestens des akademischen Trienniums in ordnungs⸗ mäßiger Weise die Exmatriculation bewirkt hat, und daß er an dem Tage, wo das Stipendium fällig wird, das 30. Lebensjahr noch nicht überschritten hat. Die Gesuche um Ertheilung des Stipendiums sind vor dem 1. Fe⸗ bruar einzusenden. Die schließliche Entscheidung wird in der Regel

&

vor Ablauf des Juli⸗Monats den Empfängern mitgetheilt und deren b d Reichs⸗Anzeiger“ veröffentlicht. Das Stipendium

8

wären übrigens die bereits gestern gemeldeten Unruhen

Entwürfe bis

Der General⸗Secretar der Central⸗Direction des Archäo⸗

bllieben ist und au

wird jährlich am 1. Oktober fällig und der ganze Jahresbetrag auf einmal dem Bewerber oder seinem Phörig legitimirten Bevoll⸗ mächtigten durch die Legationskasse gegen Quittung ausgezahlt. Der Stipendiat ist verpflichtet, so lange er in Rom oder Athen verweilt, an den Sitzungen des Instituts 9, 6) regel⸗ mäßigen Antheil zu nehmen. Er hat überdies während seiner Reise die Zwecke des Instituts nach Möglichkeit zu fördern und nach Beendigung derselben über deren Ergebniß einen summarischen

Bericht an die Central⸗Direction einzusenden. Als wünschens⸗

werth wird es bezeichnet, daß jedem Gesuche um ein Stipendium wenigstens sechs Exemplare der Doctordissertation des Be⸗ werbers beigelegt werden, soweit dieselbe den außerhalb Berlins an⸗ sässigen Mitgliedern der Central⸗Direction nicht schon mitgetheilt ist. Die Gesuche sind an den Vorsitzenden der Central⸗Direction, General⸗Secretär Professor Dr. Conze, Berlin W., Cornelius⸗ straße 2, einzusenden.

†% Der Geschäftsbetrieb der Glasmalereien des Dr. Oidt⸗ mann in Limrich ist fortgesetzt ein überaus flotter. Außer mit zahl⸗

reichen Aufträgen für das Inland ist das Institut auch mit mehreren größeren Bestellungen für das Ausland, z. B. Rom, New⸗Orleans

u. s. w. versehen. 1 1 1— Zur Gewinnung von Plänen für die epangelisch⸗

lutherische Marcuskirche in Chemnitz ladet nach Mittheilung des „Centr.⸗Bl. d. Bauv.“ der Kirchenvorstand die deutschen Bau⸗

meister zur Betheiligung an einer Preisbewerbung ein. Ausgesetzt sind drei Preise von 2500, 2000 und 1000 Das Preisrichteramt haben die Herren Geheimer Regierungs⸗Rath Professor Hase in Hannover, Geheimer Regierungs⸗Rath Professor Otzen in Berlin

uund Ober⸗Baurath Professor Lipsius in Dresden übernommen. Die

Einlieferung der Entwürfe hat an den Kirchenvorstand (Körnerplatz 11) bis 31. Januar 1893, Abends 6 Uhr, zu erfolgen. Zur Betheiligung an einer Preisbewerbung um den Bebauungsplan des gesammten Gemeindegebiets von Wien werden, wie dem „Centr.⸗Bl. d. Bauv.“ mitgetheilt wird, von dem dortigen Magistrat die Architekten und Ingenieure des In⸗ und Auslandes eingeladen. Die Entwurfs⸗Unterlagen sind gegen Entrichtung von 100 Fl. Oe. W. vom Wiener Stadtbauamte zu be⸗ ziehen; an das „Evidenzbureau“ dieser Behörde sind auch die zum 3. November nächsten Jahres einzureichen. Gesammtentwürfe sind zwei Preise zu je

Für die besten

10 000 Fl., drei Preise zu je 5000 Fl. und drei Preise zu je 3000 Fl.

ausgesetzt. Außerdem ist ein Betrag von 20 000 Fl. dazu bestimmt, gelungene Theilentwürfe oder nicht mit Preisen ausgezeichnete Gesammt⸗

entwürfe, die jedoch in einzelnen Theilen als gelungen zu betrachten

sind, zu honoriren. Eine solche Honorirung darf jedoch den Betrag

von 3000 Fl. nicht überschreiten. Die Vewpllichtung, alle Preise zu ertheilen, wird nicht übernommen. Als Preisrichter, die theils vom Magistrat, theils von verschiedenen Körper⸗ schaften Wiens oder Oesterreichs bestellt sind, werden thätig sein die Architekten Stadt⸗Baumeister Dehm, Baurath F. Ritter von Neumann, Baurath A. Wurm, Baurath A. Wilemans von Montoforte, F. Roth, Prof. J. Deininger und Ober⸗Baurath F. Berger, ferner die Ingenieure R. von Götz, G. Rosenstingl, Hof⸗ rath Baudirector F. Ritter von Bischoff, Baurath S. Taussig und Hofrath Prof. F. Ritter von Gruber, endlich der Magistrats⸗Rath J. Kraus.

Der Herstellung von künstlerischen Entwürfen für die Metall⸗ Industrie hat der auch sonst auf kunstgewerblichem Gebiet verdienstvoll thätige Berliner Baumeister Ehrenfried Scholz sich mit gutem Erfolge zugewandt. Als das bedeutendste seiner Vorlagen⸗ werke darf die bis jetzt erschienene erste Abtheilung, die von den kunst⸗ industriellen Renaissance⸗Motiven der Metalle handelt, angesehen werden. Das Werk des Künstlers aber, das bis jetzt am meisten Anerkennung ge⸗ funden hat, ist das unter Mitwirkung von Professor Ad. M. Hilde⸗

brandt entstandene und mit einem Geleitwort von Ernst von Wilden⸗ bruch versehene Prachtalbum „Die Residenzen der regierenden deutschen

Fürsten“, bei dem es weniger auf ein architektonisches als auf ein geschichtlich interessantes Werk abgesehen ist.

Der talentvolle junge Maler W. Lukas von Cranach, der kürzlich durch das von ihm herrührende Arrangement des histo⸗ rischen Festzuges bei der Feier der goldenen Hochzeit des Groß⸗ herzoglichen Paares in Weimar sich hervorgethan, hat den Schwerpunkt seiner künstlerischen Thätigkeit, seiner Begabung ent⸗ sprechend, in die decorative Kunst und in die Portraitmalerei verlegt. Der Künstler, der eine Zeit lang auch bei der malerischen Aus⸗ schmückung der Wartburg beschäftigt war, hat sich jetzt nach Venedig begeben, wo er an einigen Bildern für Chicago arbeitet.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Der Ausfall der Ernte ist nach Mittheilungen aus dem Regie⸗ rungsbezirk Aachen von Mitte Oktober auch dort ein recht be⸗ friedigender. Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Sommerweizen liefern an Körnern und Stroh gute Erträge, ebenso die Oelsaaten. Die Kartoffeln ergeben durchweg eine ungewöhnlich reiche Ernte bei vor⸗ züglicher Qualität. Die Zuckerrüben versprechen nicht viel Gewicht, aber reichen Zuckergehalt zu liefern. 8

Ernte⸗ und Saatenstand in Rußland.

Der Ausfall der diesjährigen Roggenernte wird nach den vor⸗ liegenden Nachrichten in Rußland in den verschiedenen Gegenden ein sehr verschiedener sein. Einem Ertrage von nur wenigen Pud auf die Dessätine im Süden des Schwarzerde⸗Gebiets stehen über hundert Pud auf dem gleichen Flächenraum im nördlichen Kaukasus, in Polen und im Osten gegenüber. Derartige Gegensätze finden sich namentlich auch im Süden und mehrfach an Punkten, welche nicht weit von einander entfernt sind. Nan schiebt das auf die ungünstige Witterung im vergangenen Herbste, welche an vielen Orten die rechtzeitige Aussaat verhindert habe. Diese sei an einigen Stellen im August, an anderen dagegen infolge der Feuchtigkeit des Bodens erst im Oktober erfolgt. Im Süden und an der Wolga soll die Ernte durch die Trockenheit im Frühjahr, in vielen nördlichen und nordwestlichen Districten des Reichs durch einen regnerischen Sommer beeinträchtigt worden sein. Für 423 von den 501 Districten des europäischen Rußlands wird der Durchschnitts⸗ ertrag des Winterroggens auf 45 Pud von der Dessätine angegeben, und zwar soll in den 139 schlechtesten Districten der Durchschnitts⸗ ertrag 24 Pud von der Dessätine betragen bei einer Schwankung im einzelnen von 10 bis 90 Pud. In Polen dagegen sei der Durch⸗ schnittsertrag 78 Pud (bei einer Schwankung von 61 bis 89) und im nördlichen Kaukasus 89 (bei einer Schwankung von 75 bis 96), sodaß sich der Gesammtdurchschnittsertrag für alle 501 Districte auf 47 Pud von der Dessätine belaufe, was als ein durchaus normales Ergebniß angesehen wird. B 8

Von anderer Seite wird bestritten, daß der Ausfall der Roggen⸗ ernte ein normaler sei, vielmehr wird Roggen und Hafer als unter normal und nur Weizen als gut bezeichnet. Für die Richtigkeit letzterer Auffassung läßt sich anführen, daß in St. Petersburg gen aus Libau und für Finland Mehl aus Deutschland bezogen vorden ist, und daß der Roggenpreis in St. Petersburg bisher noch auf dem verhältnißmäßig hohen Stande von 10 Rubel für den Ts ert ge⸗ ch kaum für die nächste Zeit unter 8 ½ Rbl. sinken wird. Da Roggen erst bei einem Preise von 6 Rbl. exportfähig ist, wird auf eine Ausfuhr von Roggen aus den baltischen Häfen Ruß⸗ lands fürs erste wohl nicht gerechnet werden können. Im Süden Rußlands sind die Preise wohl niedriger, jedoch stehen einem Export in größerem Maßstabe zu hohe Transportkosten entgegen. Im

eeinzelnen hat sich gegenüber früheren Nachrichten die Sachlage für

Roggen besonders im Don⸗Kosakengebiet, in Samara, Staratow, Kas im ganzen Norden und in Finland ungünstiger gestellt. 1 Was die übrigen Getreidearten betrifft, so ist in Kur⸗ und Liv⸗ land die Haferernte trotz einzelner Klagen, daß der vorgerückten Jahreszeit und des eingetretenen Frostes wegen die völlige Reife nicht

habe abgewartet werden könne Ugemeinen als eine sehr gute

1

zu bezeichnen, sowohl in Quantität als auch in Qualität. Im Durch⸗ schnitt wird ein Ertrag von 16—19 Loof per Loofstelle angenommen bei einem Gewicht von 85 90 Pfd. holl.

Auch Stroh ist reichlich vorhanden. Ein gleich günstiges Er⸗ gebniß hat die Kartoffelernte im südlichen Theil von Kurland geliefert, S. die Kartoffelernte in Livland schlecht ausgefallen sein soll.

eerste ist in Livland sehr ungleich gerathen, und es ist daher schwer, das Gesammtresultat auch nur annähernd zu schätzen, jeden⸗ falls aber dürfte dasselbe stark unter mittel geblieben sein.

Ueber den Saatenstand liegen Süas Nachrichten vor:

In Kurland sind die Wintersaaten zwar gut eingegrast, follen aber an einigen Stellen durch den Wurm gelitten haben.

Ueber Livland lauten die Berichte ungünstig, desgleichen über Estland, wo besonders die Ackerschnecke unter der Saat arge Ver⸗ wüstungen angerichtet hat. In Kowno, Wilna und Grodno waren die Bedingungen für die Bestellung der Wintersaat im allgemeinen nicht günstig, namentlich wird über die Folgen der Dürre während der Monate August und September geklagt, welche die Be⸗ arbeitung des Bodens sehr erschwerte. Neuerdings sollen sich die Saaten infolge eingetretenen Regens etwas gebessert haben. Aus dem Südwestgebiet waren die Nachrichten⸗ zu Anfang v. M. wenig versprechend; besonders südlich der Hauptlinie der Südwest⸗ bahnen wurden die frühen Saaten durch die ungewöhnliche Hitze aus⸗ gedorrt, und die späteren gingen überhaupt nicht auf. Im Kreise Lipowetz (Gouvernement Kiew) hat der Roggenwurm große Saat⸗ flächen vernichtet. Im größten Theil des Gouvernements Podolien hatten zu jener Zeit weder die Gutsbesitzer noch die Bauern ihre Felder mit Wintersaat bestellt. In den westlichen Gegenden des Gouvernements Charkow und den östlichen des Gouvernements Poltava trat Mitte v. M. infolge der trockenen Witterung die Hessenfliege auf, welche viele Hunderte von Dessätinen zerstörte. In Bessarabien, Cherson und Taurien ist die Bestellung der Felder für die Winter⸗ saaten infolge der langen Dürre fast überall in Rückstand geblieben. In Bessarabten sind etwa nur 3⁄, im Kreise Odessa etwa nur der vorjährigen Anbaufläche eingesät.

In letzter Zeit ist nun in den Gegenden, wo das Wachsthum der Saat und die Feldbestellung durch die Ungunst der Witterung gehemmt wurden, vielfach der erwartete Regen eingetreten. Wie eine russische amtliche Mittheilung vom 26. v. M. besagt, soll in den Wintersaaten eine Besserung eingetreten sein. Mit Ausnahme von ungefähr 20 % der Kreise des europäischen Rußlands, wo der Stand theils weni befriedigend, theils mittelmäßig ist, soll das übrige Rußland na dieser amtlichen Mittheilung einen befriedigenden Saatenstand haben, besonders im ganzen östlichen Ravon, in den Weichsel⸗Gouvernements, Wolhyvnien und in vielen Kreisen des Central⸗ und Industrierayons.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Cholera.

Ueber den Ausbruch der Cholera in Auers⸗ sächsischen Amtsbezirk Frankenberg In voriger Woche erkrankten die Färbereiarbeiter Hermann Franz aus Garnsdorf und Klemens Köhler aus Auerswalde gleichzeitig an chholeraverdächtigen Erscheinungen. Beide haben in der Wünschmann'schen Färberei zu Chemnitz einen aus Hamburg zum Färben gekommenen Ballen Waare zu bearbeiten gehabt. Während nun der Erstgenannte auf bestem Wege zur Besserung ist, starb am 25. Oktober der 34 Jahre alte Hausbesitzer Köhler in Auerswalde. Auch seine Mutter, die 54 Jahre alte Frau Johanna Rosine Köhler, die ihren Sohn gepflegt hat, und Köhler's acht Jahre altes Töchterchen Helene sind am Sonn⸗ abend bezw. Sonntag unter Anzeichen der Cholera gestorben, während die Gattin Köhler's und deren acht Monate altes Söhnchen noch krank darniederliegen. Die drei Todesfälle sind in drei verschiedenen Häusern erfolgt, da man bei Eintritt des ersten Todesfalls die Er⸗ krankten zur Isolirung anderweit unterbrachte. Die zur bakteriolo⸗ gischen Untersuchung nöthigen Leichentheile von der Wittwe und dem Mädchen Köhler, deren Leichen am 30. Oktober durch Herrn Medi⸗ zinal⸗Rath Dr. Fickert secirt worden sind, sind nach Dresden an das

inisterium des Innern bezw. an Herrn Professor Dr. Nelsen in Leipzig abgesendet worden. Inzwischen ist laut Meldung des Kaiserlichen Gesundheitsamts (s. d. gestr. Nr. d. Bl.) der Ausbruch der Chlolera amtlich constatirt worden.

Bremen, 4. November. Die heute geschlossenen Samm⸗ lungen für die Nothleidenden in Hamburg ergaben iege eent 92 267 ℳ, die dem Hamburger Comité überwiesen wurden.

Pest, 4. November. Von gestern Abend 6 Uhr bis heute Abend 6 Uhr sind hier sechzehn Personen an der Cholera erkrankt und elf gestorben, in Szegedin sind in der gleichen Zeit zwei Erkrankungen und ein Todesfall vorgekommen.

Krakau, 4. November. Die Statthalterei von Galizien hat in einer Bekanntmachung die Cholera⸗Epidemie in Krakau für erloschen erklärt. Das Verbot der Ausfuhr von Lebensmitteln und des Sammelns von Hadern bleibt noch auf zwei Wochen bestehen.

Amsterdam, 4. November. An Bord eines heute in Maasluis eingetroffenen Fischerboots sind vier Personen an Cholera schwer erkrankt. Das Boot wurde unter Quarantäne ge⸗ stellt. Aus Scheveningen wird ein Cholera⸗Todesfall gemeldet.

Belgrad, 4. November. In Dragujewatz bei Schabatz ist am 1. November ein Cholerafall zur Meldung gelangt. In Belgrad sind gestern zwei Arbeiter verdächtig erkrankt, von denen einer ge⸗ storben ist. Das Ergebniß der Untersuchung ist noch nicht bekannt.

Chemnitz. eer de walde bei Chemnitz im schreibt das „Frank. Tgbl.“:

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 4. November. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Trave“ hat am 2. November Morgens die Reise von Southampton nach New⸗York fortgesetzt. Der Schnelldampfer „Havel“, von New⸗York kommend, ist am 2. No⸗ vember Abends auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „Ems“, am 22. Oktober von New⸗York abgegangen, ist am 2. No⸗ vember Nachmittags in Genua angekommen. Der Postdampfer „Dresden“, von Baltimore kommend, ist am 3. November Morgens auf der Weser angekommen. Der Postdampfer; Graf Bismarck“, nach Brasilien bestimmt, hat am 2. November Mittags St. Cathe⸗ rines Point passirt. 1 88

5. November. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Spree“, am 25. Oktober von Bremen abgegangen, ist am 3. November Nach⸗ mittags in New⸗York angekommen. Der Postdampfer „Gera⸗ hat am 4. November Mittags die Reise von Antwerpen nach Corunna fortgesetzt.

London, 4. November. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Nubian“ ist auf der Heimreise gestern in Southampton an⸗ gekommen. 8

Theater und Musik.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. 1

Gestern Abend erschien als fünftes Stück des Offenbach⸗ Cyklus die komische Operette „Pariser Leben“ auf der Bühne, die niemals so lange Zeit hindurch von der Operettenbühne verschwun⸗ den war, wie viele der übrigen Werke des Componisten; oft genug hat „Pariser Leben“ die Lücken ausfüllen müssen, die eine nicht mehr zug⸗ kräftige Operette bei ihrer plötzlichen Absetzung vom Repertoire bis zur vollständigen Einstudirung eines neuen Werks entstehen ließ. Die Keckheit und der beißende Spott, für deren musikalischen Ausdruck Offenbach in so hohem Grade befähigt war, treten hier besonders kräftig und gepaart mit graziöser Pikanterie or; trotz der langen Bekanntschaft üben die Gesangsnummern wie die Orchestration immer von neuem ihren Reiz aus durch die feinen Wendungen und über⸗ raschenden lustigen Einfälle, die schier endlos dem erfinderischen Geiste

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dieses echten Tondichters entsprangen. Wenn dann die Darsteller

sich nur annähernd in den Geist des Werks zu versetzen vermögen, so ist ein heiterer Theaterabend gesichert. * Gestern Abend fanden sich alle mit Verständniz und Laune in ihre Rollen. Fräulein Collin war eine anmuthige kleine Handschuh⸗ macherin, leichffertig und gutlaunig, mit zierlichen Bewegungen und angenehmem Gesangsvortrage; Fräulein Cornelli sang ihr Brief⸗ liedchen klar und sauber. Mit bemerkenswerthem Geschick spielte und sang Fräulein Kluge die Rolle des Stubenmädchens Pauline; sie brachte ihre sympathische Stimme zu schöner Wirkung und in ihrem Vortrage lag ein natürlicher, frischer Reiz, nur darf man der Dar⸗ stellerin noch etwas mehr Selbstvertrauen wünschen. Der Gondremark des Herrn Wellhof lebt noch von früher in guter Erinnerung; seine Gesichtskomik in ihrer Schärfe und Driginalttät ist beinahe unwiderstehlich und hatte die Lacher auch gestern Abend auf ihrer Seite. Herr Klein erwies in den ver⸗ schiedenen Rollen des maitre cordonnier, des reichen Brasilianers und des Bedienten Prosper seine Verwandlungsfähigkeit; er verfügt immer über neue frohlaunige und mit urwüchsigem Humor vor⸗ getragene Einfälle. Herr Bruch spielte den Raoul vorneße und gefällig. 849 Sing⸗Akademie. Die Pianistin Fräulein Auguste Götz⸗Lehmann, die schon früher mehrmals sich öffentlich hören ließ, gab gestern ihr erstes Concert mit Orchesterbegleitung. Aus der Schule des Professors Ehrlich hervorgegangen, ließ die junge Künstlerin eine bereits sehr weit vorgeschrittene technische Fertigkeit und eine feinsinnige Art des Vor⸗ trags erkennen: Vorzüge, die ganz besonders in dem Concert von Saint Saens und dem großen Beethoven’schen Es-dur-Concert zur Geltung kamen. Fräulein Marie Busjäger (Sovpvran) aus Bremen, welche das Concert unterstützte, trug außer einer Arie von Mozart mehrere Lieder von Schubert, Schumann, Strauß u. a. vor. Die zu helle Tonbildung trat bebesonders in der sehr scharf klingenden Höhe hervor und beeinträchtigte bei aller lobenswerthen Lebendigkeit ihrer Vortrags weise doch zuweilen die Wirkung der Lieder.

Saal Bechstein. 5 8 UMeber den gestrigen Lieder⸗Abend der Altistin Clara Nitt⸗ schalk ist zu berichten, daß der frühere Wohlklang der Stimme der Künstlerin nachgelassen und nur die Töne der mittleren Lage noch Reiz haben. Anzuerkennen ist jedoch die Sicherheit im Technischen und die stets belobte Ausdrucksweise. Unter der großen Anzah von Liedern wurden „Das Gebet“ von E. E. Taubert, zwei Lieder von Brahms und O. Eichberg's „Deine Liebe hat mich beseligt“ besonders beifällig aufgenommen. Die Pianistin Fräulei Lucie Röscher hätte sich noch nicht öffentlich hören lassen sollen da ihr sowohl die nöthige Correctheit des Spiels als auch die Reif der Auffassung fehlen, sodaß Beethoven’s Sonate pathétique gänzlich mißlang. Die Stücke von Chopin gelangen ihr besser. Sehr z loben waren die Cellovorträge des Herrn E. Sandow, der durch sein zartes und brillantes Spiel das Concert unterstützte und reichen Beifall erntete.

Am morgigen Sonntag geht im Königlichen Opernhause wegen Erkrankung des Herrn Schmidt an Stelle der bereits an⸗ gekündigten Vorstellung „Das goldene Kreuz“ die Oper „Zar und Zimmermann“ in Scene. Am Montag wird Alessandro Stradella“ und „Slavische Brautwerbung“, am Dienstag „Tannhäuser⸗ gegeben. Das nächste Symphonie⸗Concert der Königlichen Kapelle ist wegen der Aufführung der Oper „Genesius“ vom 16. auf den 18. d. M. verschoben worden.

Der Wochen⸗Spielplan der Königlichen Oper lautet: Sonntag, 6.: „Cavalleria rusticana“, „Zar und Zimmermann“, Montag, 7.: „Alessandro Stradella“, „Slavische Brautwerbung“, Dienstag, 8.: „Tannhäuser“, Mittwoch, 9.: „Djamileh“, „Cavalleria rusticana“, „Slavische Brautwerbung“, Donnerstag, 10.: „Lohen⸗ grin“, Freitag, 11.: „Mignon“, Sonnabend, 12.: „Djamileh“, „Cavalleria rusticana“, „Slavische Brautwerbung“.

Zu Friedrich von Schiller's Geburtstag bringt das König⸗ liche Schauspielhaus am Donnerstag in neuer Ein⸗ studirung den „Fiesko“. Am Sonntag wird diese Vor⸗ stellung wiederholt. Am Dienstag und Freitag finden Auf⸗ führungen von „Meister Balzer⸗=statt. Die übrigen Tage der Woche werden durch Lustspiele ausgefüllt: der Montag bringt Shakespeare's „Was ihr wollt“, der Mittwoch „Der Widerspenstigen Zähmung“ und der Sonnabend „Donna Diana“.

Im Deutschen Theater finden morgen sowie am Dienstag und Donnerstag Wiederholungen von „Lolo’s Vater“ statt. Am Montag wird „Götz von Berlichingen“ gegeben. Am Mittwoch kommt „Des Meeres und der Liebe Wellen“, am Freitag „Faust“ zur Aufführung.

Im Berliner Theater geht Sardou's „Dora“ mit Agnes Sorma, Nuscha Butze, Anna Haverland, Ludwig Barngy, Ludwig Stahl und Ferdinand Suske in den Hanptrollen am Mittwoch und Sonnabend in Scene. „Das Käthchen von Heilbronn“ wird morgen Nachmittag und am Dienstag wieder⸗ holt. Shakespeare's „Kaufmann von Venedig“ geht am Montag neu⸗ einstudirt zum ersten Male in dieser Spielzeit in Scene. Zu den von früher bekannten Darstellern (Nuscha Butze: Porzia; Ferdinand Suske: Shvlock; Franz Jacobi: Antonio; Ludwi Stahl: Graziano; Emanuel Stockhausen: Bassanio; Arthur runßneck. Marocco; Theodor Weiß: Gobbo; Siegfried Jelenko: Lanzelot, und Paul Nollet: Tubal) ge⸗ sellen sich nun: Anna Braga als Nerissa und Marie Hönig als Jessica. Am Freitag (11. Abonnements⸗Vorstellung) wird „Der Kaufmann von Venedig“ wiederholt. Zur Feier von Schiller's Geburtstag geht am Donnerstag neueinstudirt „Wallenstein's Tod“ in Scene mit Ludwig Barnay in der von ihm seit langer Zeit nicht gespielten Rolle des Wallenstein. Der morgige Abend bringt Moser und Schönthan's Lustspiel „Krieg im Frieden“.

Im Lessing⸗Theater bleibt der Schwank „Die Orientreise“ auch für sämmtliche Tage der neuen Woche auf dem Spielplan.

Der Spielplan des Wallner⸗Theaters wird sich aus Wiederholungen von „Sodoms Ende“ und „Großstadtluft“ zu⸗ sammensetzen. Später soll sich noch „Die Ehre“ und vielleicht auch „Der Lebemann“ zugesellen. Emanuel Reicher, der von einem leichten Unwohlsein vollkommen wiederhergestellt ist, wird auch e. den Willy Janikow in „Sodoms Ende“ zur Darstellung

ringen.

CEm Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater, wird bis ein chließlich Sonnabend, 12. November, im Offenbach⸗Cyclus die Operette „Pariser Leben“ gegeben.

Der Spielplan des Kroll'schen Theaters lautet: Sonntag: „Oberon“ (Rezia: Frau Moran⸗Olden); Montag: „Die lustigen Weiber von Windsorn; Dienstag: „La Traviata“ serstes Auftreten von Gemma Bellincioni und Roberto Stagno in den Partien der Violetta und des Alfredo); Mittwoch: „Oberon“ (mit Frau Moran⸗Olden als Rezia); Donnerstag: „Philémon et Baucis“, vorher „Abu Hassan“ (noch einmaliges Gastspiel des französischen Künstler⸗Ensembles: Fräulein Marcolini und Herren Engel, Magnan und Miranda); Freitag: „Johann von Lothringen“ (Emil Götze als Gast in der Titelpartie); Sonnabend: „La Traviata“ (mit Fräulein Bellincicni und Herrn Stagno).

Im Belle⸗Alliance⸗Theater findet morgen zu ermäßigten Kassenpreisen (Eintritt 50 ₰, Balcon 1 ℳ, Parquet 1 50 zc.) eine Aufführung von Bohrmann⸗Riegens bekanntem Schauspiele „Verlorene Ehre’ statt.

In den Personalbestand für das Gastspiel des Max Hofpauer, der mit seiner Gesellschaft am 15. November im Thomas⸗Theater die Vorstellungen beginnen wird, ist nunmehr auch Herr Ober⸗Regisseur August Kurz eingetreten, der dem Verbande des Thomas⸗Theaters seit dessen Begründung angehört und auch des Hofpauer⸗Gastspiels als Darsteller und Regisseur thätig ein wird.

Gustav und Ingeborg Exner und Fritz Espenhahn verlegen ihre Kammermufik⸗Abende in dieser Spielzeit in den Saal

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